SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
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SPIELZEIT 120 Jahre Salzburger Landestheater Seit fast 400 Jahren wird am Mirabellgarten Theater gespielt. Am 1. Oktober 1893 eröffnete der Neubau als „Salzburger Stadttheater” in der prachtvollen Ausgestaltung 13\14 der Architekten Fellner und Helmer seine erste Spielzeit. Unter der Leitung von Prin- zipal Otto Lechner hatte der junge Max Reinhardt hier sein Debüt als Schauspieler. Seit 120 Jahren ist das Haus Mittelpunkt der darstellenden Kunst in Salzburg, all- abendlich wird auf der Bühne geliebt, gelitten und gelebt. In der Jubiläumsspielzeit verknüpft sich das Bewusstsein der Tradition mit dem nach vorn gerichteten Blick auf das Zeitgenössische. Alle Fotos dieses Spielzeitheftes entstanden programmatisch im Gebäude des Landes- theaters. Mut proben 2 3
INHALT VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Theaterfreunde, seinen Mut erproben, das muss jeder von uns jeden Tag in seinem Leben, ganz besonders natürlich auch die Künstler, die eine Bühne betreten, um dort das Leben zu spiegeln. In unserem auf drei Jahre an- gelegten Spielzeitthema „Veränderung” folgt nach dem Gedanken „Das Schweigen brechen”, das, was sich anschließen könnte: „Mut proben”, eine Haltung zu entwickeln und zu vertreten. Das ist nicht immer leicht, kostet Durchsetzungsvermögen und Kraft, zeichnet aber auch die Prin- zipientreue aus, die für das Individuum in der Gesellschaft so wichtig ist. „Mut proben” heißt außerdem, sich zur eigenen Identität und zu gegenseitiger Toleranz zu bekennen. Die Musiktheatersparte eröffnet mit dem Musical „La Cage aux Folles" und dem legendären Song „Ich bin, was ich bin” in eben diesem Geiste die Spielzeit. Mit „Die Pilger von Mekka” und „Jonny spielt auf” stehen zwei außergewöhnliche Werke auf dem Spielplan, die wir mit Mut ent- decken möchten. Der Zuspruch zum Programm der laufenden Spielzei- ten hat uns dazu geraten. Im Schauspiel knüpfen wir mit der Doppelproduktion „Faust I” und „Faust II” in der Felsenreitschule an unsere erste Spielzeit an und wid- men dieses Großprojekt der Erinnerung an Max Reinhardt, der vor 120 Jahren im neueröffneten Stadttheater Salzburg seine Karriere begann. Gleichzeitig setzen wir unsere Arbeit an zeitgenössischen Texten fort und freuen uns unter anderem auf die deutschsprachige Erstaufführung des blitzgescheiten Stückes „Die nackte Wahrheit”, in dem jede einzelne Figur ihren Mut zu erproben hat. Die Aktivitäten mit jungen und erwachsenen Bürgerinnen und Bür- gern der Stadt haben stark zugenommen und dieser Dialog hat sich Oper 08 als äußerst fruchtbar erwiesen. Das Salzburger Landestheater gründet deswegen als erstes Theater Österreichs eine eigene Sparte für junges Theater und Partizipation. Neben den Eigenproduktionen mit professio- Schauspiel 24 nellen Darstellern rücken die Arbeit der Bürgerbühne, aber auch der von Wolfgang Götz geleitete Festspiele und Theater Kinderchor und die ande- ren erfolgreich erprobten Formate in den Blickpunkt, um gesellschaftliche Ballett 48 Themen durchzuspielen. Astrid Großgasteiger übernimmt die Spartenlei- tung von Marco Dott, der sich verstärkt der Arbeit als Schauspieler und Junges Land 54 Hausregisseur widmet. Peter Breuers Ballettcompagnie wird für seine Interpretation von „Schwanensee” durch eine Kooperation mit dem Bolshoi-Ballett Joinville partizipation 68 auf über 30 Tänzerinnen und Tänzer verstärkt. Für alle Produktionen gilt die Devise: Lassen Sie uns „Mut proben”! Abos 82 Mit besten Grüßen und bis bald im Theater Ihr Service 102 Dr. Carl Philip von Maldeghem Intendant 4 5
PREMIEREN 13\14 OPER SCHAUSPIEL 21. September 2013 La Cage aux Folles 27. September 2013 INDIEN 27. Oktober 2013 Die Pilger von Mekka 3. \ 12. Oktober 2013 FAUST I UND FAUST II 7. Dezember 2013 JONNY SPIELT AUF 16. Oktober 2013 ROMYS POOL \ UA 8. Februar 2014 EUGEN ONEGIN 23. November 2013 Die nackte Wahrheit \ DSE 4. Mai 2014 LA CLEMENZA DI TITO 18. Jänner 2014 DIE PEST \ UA 11. Mai 2014 Die Kinder des Monsieur Mathieu \ UA 30. Jänner 2014 MINNA VON BARNHELM 24. Mai 2014 Emilie \ ÖEA 28. Februar 2014 The King’s Speech 4. April 2014 Die Dreigroschenoper 22. August 2013 DER RING DES NIBELUNGEN \ WA 11. April 2014 die schönen tage von aranjuez 28. September 2013 THE SOUND OF MUSIC \ WA 15. Mai 2014 GESUNDHEIT! \ UA 8. November 2013 Caveman 3. Dezember 2013 HOMO FABER \ WA BALLETT 5. Oktober 2013 TANZ IN 80 TAGEN UM DIE WELT! \ UA 20. März 2014 5. April 2014 SCHWANENSEE INTERNATIONALE BALLETTGALA JUNGES LAND 18. Mai 2014 PETER BREUERS FLYING CIRCUS \ UA 5. Oktober 2013 TANZ IN 80 TAGEN UM DIE WELT! \ UA 10. November 2013 PIPPI LANGSTRUMPF 15. November 2013 DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK 13. März 2014 BIKINI \ ÖEA EXTRA 27. April 2014 11. Mai 2014 WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN Die Kinder des Monsieur Mathieu \ UA 28. September 2013 THEATERFEST 1. Oktober 2013 JUBILÄUMSKONZERT 31. Dezember 2013 SILVESTERKONZERT 14. Juni 2014 THEATERBALL UA Uraufführung \ DSE Deutschsprachige Erstaufführung \ ÖEA Österreichische Erstaufführung \ WA Wiederaufnahme 6 7
OPER La Cage aux Folles 10 Mutige Protagonisten und ausgefallene Schwerpunkte prägen das künstlerische Programm der Oper. Die Musiktheatersparte des Salzburger Landestheaters setzt mit „La Die Pilger von Mekka 12 clemenza di Tito“ einen neuen Schwerpunkt in der Pflege des Mozart- Repertoires und präsentiert mit „Eugen Onegin“ ein zentrales Stück der europäischen Klassik. Im Vorgriff auf das Gluck-Jubiläumsjahr kommen Jonny spielt auf 14 erstmals seit 1785 „Die Pilger von Mekka“ auf die Bühne des Salzburger Landestheaters. Das Stück, das im Inhalt deckungsgleich mit Mozarts Eugen Onegin 16 „Entführung aus dem Serail“ ist, stellt eine wunderbare Ausgrabung aus dem Genre der Opéra comique dar. Mit Ernst Kreneks Jazz-Oper „Jonny spielt auf“ erfährt ein prägendes Werk des 20. Jahrhunderts eine La clemenza di Tito 18 Neubewertung, während mit Kaija Saariahos „Emilie“ ein faszinierendes zeitgenössisches Werk seine österreichische Erstaufführung am Salzburger Landestheater erfährt. Emilie 20 Haltung und Mut zur eigenen Identität erfordern auch die beiden Spiel- planpositionen der leichten Muse. Die Erfolgsproduktion „The Sound of Die Kinder des Monsieur Mathieu 66 Music” geht in ihre dritte Spielzeit, während das Musical „La Cage aux Folles” erstmals in einer prominent besetzten Neuproduktion gezeigt wird. Der Ring des Nibelungen 22 The Sound of Music 23 8 9
LA CAGE AUX FOLLES Musical von Jerry Herman Buch von Harvey Fierstein Musikalische Leitung Das Musical „La Cage aux Folles“ bietet große Revue-Bilder mit viel Tanz und Travestie, turbulente Szenen im Stil einer Boulevardkomödie, Peter Ewaldt aber auch berührende Momente voller Tragik und dem Appell an Toleranz und Verständnis. Inszenierung Andreas Gergen Das homosexuelle Paar Albin und Georges ist entsetzt, als Sohn Jean- Michel verkündet, ein Mädchen heiraten zu wollen: Georges ist Besitzer des erfolgreichen Travestie-Clubs „La Cage aux Folles“ in Saint-Tropez, Choreographie Albin die alternde, aber nicht minder schillernde Hauptattraktion der Danny Costello Show. Als es zu einem Kennenlernen mit den Brauteltern, dem konser- vativen Politiker-Ehepaar Dindon, kommen soll, werden die Grundfesten Bühne beider Welten auf turbulent amüsante Art und Weise erschüttert. Christian Floeren Nach einer Komödie des französischen Schriftstellers Jean Poiret schrieben Jerry Herman und Harvey Fierstein 1983 den Broadway- Kostüme Erfolg, der mit insgesamt sechs Tony Awards u. a. für „Bestes Musical“, Conny Lüders „Beste Musik“ und „Bestes Buch“ ausgezeichnet wurde. Mit Songs wie „Die schönste Zeit ist heut“, „Mit Anne im Arm“ und dem Showstopper Mozarteumorchester Salzburg „Ich bin, was ich bin“ ist „La Cage aux Folles“ längst zum Klassiker geworden, der in Anbetracht der Diskussion um Gleichberechtigung homosexueller Paare und die Frage der „Homo-Ehe“ wieder an Brisanz Premiere gewonnen hat. 21. September 2013 Auf die Bühne gebracht wird „La Cage aux Folles“ von einem Experten- Landestheater team für Musical und Show. Der amerikanische Choreograph Danny Costello schuf bereits aufwändige Shows für den Berliner Friedrichstadt- Palast. Operndirektor Andreas Gergen übernimmt die Regie, für die In deutscher Sprache prächtige Ausstattung sorgen Christian Floeren und Conny Lüders, »Ich bin, was ich bin!« deren Arbeit das Publikum aus „Kiss me, Kate” kennt. Musicalstar Uwe Kröger wird in Salzburg erstmals die Partie Albin/Zaza interpretieren. 10 11
DIE PILGER VON MEKKA Die unvermutete Zusammenkunft Opéra comique in drei Aufzügen von Christoph Willibald Gluck Libretto von Louis Hurtaut Dancourt Musikalische Leitung Im Jahr 1775 ließ der Salzburger Fürsterzbischof das alte Ballhaus am Ma- Adrian Kelly kartplatz zum Hoftheater umbauen. Bereits in der Spielzeit 1784/1785 stand hier die Opéra comique „Die Pilger von Mekka“ auf dem Programm. Am selben Ort inszeniert das Werk nun Jacopo Spirei, der mit „Don Gio- Inszenierung vanni“ und „Così fan tutte“ gleich zwei Erfolgsproduktionen am Salzburger Jacopo Spirei Landestheater landete. Bühne Knapp zwanzig Jahre vor Mozarts „Entführung aus dem Serail“ vertonte Nikolaus Webern Christoph Willibald Gluck 1764 die in weiten Zügen identische Hand- lung von „La Rencontre imprévue“ („Die unvermutete Zusammenkunft“), besser bekannt unter dem späteren Titel „Die Pilger von Mekka“: Ein Kostüme Aristokrat ist mit seinem Diener auf der Suche nach seiner Verlobten, Bettina Richter die von Piraten entführt wurde. Er gelangt an den Hof eines Sultans und findet in dessen Harem die Geliebte. Ein korrupter Diener, der Mozarteumorchester Salzburg zuerst bei der Flucht behilflich ist, verrät das Paar schließlich. Der Sultan jedoch erkennt die wahre Größe der Liebenden und lässt Gnade vor Premiere Recht ergehen. 27. Oktober 2013 Gluck arbeitete als Kapellmeister des Französischen Theaters in Wien und steuerte den „Vaudevilles“ – volkstümlichen Singspielen mit aktuellen Landestheater Zeitbezügen – eigene Kompositionen bei. Die Opéra comique „Die Pilger von Mekka“ krönt eine Reihe eigener komischer Opern. Gluck verbindet darin unterschiedliche Stilmittel wie orientalische Folklore, volkstümliche Lieder und anspruchsvolle Arien. Im Gegensatz zur ma- nieriert wirkenden Gesangstradition der Opéra seria betreibt er musi- kalische Charakterstudien der Figuren, was als entscheidender Beitrag zur Emanzipation der noch jungen Gattung Opéra comique gewertet wurde. Gluck gilt als Reformator der Operngeschichte, der mit neuen Ansätzen die Entwicklung des Musiktheaters maßgeblich prägte. »Löscht nie die Glut, die in Euch brennt!« 12 13
JONNY SPIELT AUF Oper in zwei Teilen von Ernst Krenek Musikalische Leitung In den zwanziger Jahren hält der Jazz Einzug in Europa! In der Oper Adrian Kelly „Jonny spielt auf“ kombiniert der österreichische Komponist Ernst Krenek Jazz-Anklänge mit der Hochkultur zeitgenössischen Musiktheaters. Das Werk gilt als Symbol der künstlerischen Freiheit jener Tage. Inszenierung Andreas Gergen Doch dem kulturellen Pluralismus der Weimarer Republik soll schon bald ein jähes Ende bereitet werden. Werke wie „Jonny spielt auf“ wer- Bühne den mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 von deut- Court Watson schen Spielplänen verbannt. Das Motiv, das einst den Klavierauszug der Oper zierte, wird als Sinnbild der „entarteten Musik“ missbraucht: Ein afroamerikanischer Musiker mit diffamierend wulstigen Lippen und Kostüme Judenstern am Revers. Regina Schill „Jonny spielt auf“ erzählt die Geschichte des Komponisten Max, den Mozarteumorchester Salzburg eine Sinnkrise quält. In der Abgeschiedenheit eines Gletschers sucht er Antworten auf seine Fragen. Dort trifft er die Sängerin Anita, die sich Premiere von ihrem Hotel entfernt und in den Hochalpen verlaufen hat. Die bei- den kehren als Liebespaar in die Zivilisation zurück. Bei einem Engage- 7. Dezember 2013 ment lernt Anita den Violinvirtuosen Daniello kennen, der eine kostbare Amati-Geige besitzt. Diese wird Objekt der Begierde des afroamerikani- Landestheater schen Jazz-Geigers Jonny. Er will, nein, er muss das Instrument besitzen und begibt sich auf die Jagd! Schließlich wird der Jäger zum Gejagten … In deutscher Sprache Krenek gilt als Komponist, der stets neue Formen seines künstlerischen Ausdrucks suchte. In seiner Jazzoper ist sogar der Einsatz eines Staub- saugers komponiert. Atonalität, Jazz, Neoromantik, Dodekaphonie bis hin zu elektronischer Musik sind Stilrichtungen, die sein kreatives Schaffen bestimmten. 1938, im Jahr des „Anschlusses” Österreichs an das natio- nalsozialistische Deutschland, emigrierte Krenek in die USA. »Die Stunde schlägt der alten Zeit, die neue Zeit bricht an!« 14 15
EUGEN ONEGIN Lyrische Szenen in drei Akten von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Libretto vom Komponisten und Konstantin Schilowsky Musikalische Leitung Wer hätte geahnt, dass eine der populärsten russischen Opern aller Leo Hussain Zeiten um ein Haar gar nicht das Licht der Bühnenwelt erblickt hätte? Beinahe wäre nämlich Tschaikowskys nächstes Opernprojekt im Jahr 1877 ein „Othello“ geworden. Doch nachdem ihn eine befreundete Inszenierung und Raum Sängerin auf Alexander Puschkins Versroman „Eugen Onegin“ aufmerk- André Heller-Lopes sam gemacht und der Komponist das damals überaus populäre Buch innerhalb kürzester Zeit geradezu verschlungen hatte, war die Entschei- Kostüme dung schnell gefallen. Nicole von Graevenitz Obwohl Tschaikowsky parallel dazu an seiner 4. Sinfonie arbeitete, absolvierte er die Komposition dieser „Lyrischen Szenen“ nahezu in Re- Mozarteumorchester Salzburg kordzeit. Bewusst hatte er sich dabei gegen die konventionelle Bezeich- nung „Oper“ ausgesprochen, da es ihm vor allem auf die nuancierte Premiere Zeichnung des Seelenlebens der auftretenden Charaktere ankam, die 8. Februar 2014 ihm gerade in Tatjanas großer Briefszene meisterlich gelang. Anders als in Puschkins Vorlage rückt diese Figur deutlich mehr ins Zentrum des In- Landestheater teresses. Auslöser der Geschehnisse bleibt jedoch auch bei Tschaikowsky In russischer Sprache Eugen Onegin selbst. Ein schneidiger, vom Leben übersättigter, melan- cholischer Adliger, der, der St. Petersburger Gesellschaft überdrüssig, auf dem Land nach Ablenkung und Abwechslung sucht. Durch seinen »Immerfort träumst du!« mit deutschen Übertiteln Freund Lenski lernt er dort die junge Tatjana kennen, die sich vom ersten Augenblick an hoffnungslos in den weltmännischen Außenseiter verliebt und sich ihre überbordenden Gefühle noch in derselben Nacht in einem leidenschaftlichen Brief von der Seele schreibt. Er jedoch weist sie kalt zurück, was für mehr als einen der Beteiligten tragische Konse- quenzen nach sich zieht. 16 17
LA CLEMENZA DI TITO Opéra seria in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart Libretto von Caterino Mazzolà nach Pietro Metastasio Musikalische Leitung Parallel zur Komposition der „Zauberflöte” schreibt Mozart seine Leo Hussain Krönungsoper „La clemenza di Tito” als psychologisch verdichtetes Kammerspiel. Die Titelfigur, der römische Kaiser Titus, scheint ein Wi- derspruch in sich: Er ist ein Mächtiger, der die Macht nicht mag. Dabei Inszenierung sollte ihn die Intrige, mit der die von ihm verschmähte Vitellia ihm nach Amélie Niermeyer dem Leben trachtet, veranlassen, hart zu reagieren. Dass sie ausgerech- net seinen engsten Freund Sextus zum Staatsstreich anstiftet, ist nicht Bühne nur geschmacklos, sondern auch pikant. Sextus ist Freund des Kaisers Stefanie Seitz und Geliebter der Vitellia in einem. Des Verrats überführt, bekennt sich Sextus schuldig, nennt aber den Namen der Anstifterin nicht. Als Vitellia von Schuldgefühlen geplagt schließlich ihre Schuld eingesteht, Kostüme verzeiht Titus. Er, der milde Herrscher, braucht freie Menschen um sich, Kirsten Dephoff die nicht aus Furcht loyal sind, sondern aus eigener Entscheidung – für ihn, den Menschen Titus. Mozarteumorchester Salzburg Anlässlich der Krönungsfeier Leopolds II. zum König von Böhmen erhielt Premiere Mozart den Auftrag zu einer Festoper für das Prager Ständetheater, wo er mit „Le nozze di Figaro” und „Don Giovanni” bereits große Erfolge 4. Mai 2014 gefeiert hatte. Er willigte ein, obwohl er mit den Kompositionen der „Zauberflöte“ und seines „Requiems“ zu jener Zeit alle Hände voll Landestheater zu tun hatte. In nur 50 Tagen schuf er die Partitur, die zum Teil noch während der rüttelnden Kutschfahrt von Wien nach Prag fertig gestellt In italienischer Sprache wurde. Caterino Mazzolà bearbeitete ein Libretto von Pietro Metastasio mit deutschen Übertiteln im Sinne Mozarts und variierte die strenge Form der Opéra seria mit zusätzlichen Duetten und Ensembles. Am 6. September 1791 fand die Uraufführung von „La clemenza di Tito“ („Die Großmut des Titus“) in Prag statt. Amélie Niermeyer, die unter anderem am Thalia Theater Hamburg, dem Deutschen Theater Berlin und am Residenztheater München inszenierte und als Professorin die Studiengänge Schauspiel/Regie am Mozarteum Salzburg leitet, arbeitet wie 2011/2012 bei „Wozzeck” mit Musikdirektor Leo Hussain zusammen. »Welche Wonne fühlt die Seele, sich vom Volk geliebt zu sehn …« 18 19
Emilie Oper in neun Szenen von Kaija Saariaho Libretto von Amin Maalouf Österreichische Erstaufführung Musikalische Leitung Die Oper „Emilie“ zeichnet ein sensibles Psychogramm der französischen Leo Hussain Physikerin, Philosophin und Anhängerin der frühen Aufklärung Émilie du Châtelet (1706-1749). Émilie entschied sich in der männerdominierten Welt des 18. Jahrhun- Inszenierung derts für einen völlig neuen Lebensentwurf: Sie gilt als erste Frau, der es Agnessa Nefjodov gelang, eine internationale wissenschaftliche Reputation aufzubauen. Immanuel Kant schrieb über die Aufklärerin, „der Vorzug des Verstandes Ausstattung und der Wissenschaft” setze sie „über alle übrigen ihres Geschlechtes Eva Musil und auch über einen großen Theil des anderen hinweg”. Émilie du Châtelet ist schwanger von ihrem jungen Liebhaber, dem Dich- Mozarteumorchester Salzburg ter Saint-Lambert, und erwartet jeden Tag ihre Niederkunft. Sie schreibt ihm einen Brief voller Reflexion und Vorahnung. Einen Tag zuvor hat sie Premiere ihre Übersetzung von Newtons „Philosophiae Naturalis Principia Ma- 24. Mai 2014 thematica“ fertig gestellt. In vier Tagen wird sie einer Tochter das Leben schenken und in neun Tagen ihr eigenes verlieren. Sie denkt sowohl an Landestheater die leidenschaftlichen Nächte mit Saint-Lambert und Voltaire, ihrer gro- ßen Liebe, als auch an das Ende ihrer Liebe und den Tod. Welche Spuren hat sie hinterlassen? Was wird von ihr in Erinnerung bleiben? In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln „Emilie“ ist die dritte Oper Kaija Saariahos und als musikalischer Monolog in neun Szenen angelegt. Bereits im Jahr 2000 wurde ihr erstes Bühnenwerk „L'amour de loin“ bei den Salzburger Festspielen zur gefeierten Sensation. Saariaho zählt zu einer prominenten Gruppe von finnischen Komponisten und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, wie dem Prix Italia, dem Ars Electronica Prize und dem Musikpreis des Nordischen Rates. Sie verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit »Ich suchte Zuflucht in meinem Königreich, dem Königreich des Wissens.« ihrem Librettisten Amin Maalouf, einem französischen Schriftsteller libanesischer Herkunft. Agnessa Nefjodov erarbeitete mit Eva Musil in Salzburg bereits „Fräu- lein Julie” und zeigte mit der Uraufführung der Oper „18 Tage.....” gemeinsam mit ihrer Ausstatterin einen eindruckvollen Einstieg ins Musiktheater. 20 21
DER RING DES THE SOUND NIBELUNGEN OF MUSIC Richard Wagner Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II Buch von Howard Lindsay und Russel Crouse Inszenierung Von Göttern und Helden für Puppen und Menschen – ein tollkühnes Musikalische Leitung „A highly political production, but the audience loves it.” BBC Carl Philip von Maldeghem Unterfangen ist in einer Kooperation mit dem Marionettentheater Peter Ewaldt gelungen: Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, komprimiert auf Nach eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit feierte im Oktober 2011 das knapp zwei Stunden Spieldauer, erzählt die verzweigte Geschichte auf Musical „The Sound of Music“ seine begeistert aufgenommene Premiere Figurenspielkonzeption Inszenierung ganz einfache Weise, ohne sie ihrer Ernsthaftigkeit zu berauben. und Salzburger Erstaufführung: Eine Liebesgeschichte zwischen einem Prof. Gretl Aicher (†) und Andreas Gergen und Baron und einem einfachen Kindermädchen, die im Schatten des „An- Philippe Brunner „Eine Inszenierung mit zeitgemäßem Blick, aber mit Respekt vor Wag- Christian Struppeck schlusses” Österreichs stattfindet, zur Flucht vor den Nationalsozialisten ners großem Epos.” nach Amerika führt, und schließlich den Grundstein für den Weltruhm Ausstattung Deutschlandradio Choreographie Kim Duddy der legendären „Trapp Family Singers“ legt. Die Rezensionen der Premiere Christian Floeren und der Zuspruch des Publikums waren so überwältigend, dass „The „In der Interaktion zwischen den Schauspielern und den Puppen liegt Ausstattung Court Watson Sound of Music" vom Spielplan des Salzburger Landestheaters nicht Regiemitarbeit eine der besonderen Attraktionen dieser Produktion. Der Großteil des mehr wegzudenken ist und nun in die dritte Spielzeit geht. Publikums genießt den Zugewinn an Witz und Ironie.” Mozarteumorchester Salzburg Claudia Carus Bayerischer Rundfunk Die beiden Musical-Spezialisten Andreas Gergen (Operndirektor am Wiederaufnahme Salzburger Landestheater) und Christian Struppeck (mittlerweile Musical- Wiederaufnahme Möglich wurde das Projekt durch die produktive Partnerschaft mit Intendant der Vereinigten Bühnen Wien) haben diese musikalische 22. August 2013 dem Salzburger Marionettentheater, deren Spieler sich in nun bereits 28. September 2013 Heimkehr mit starken Bildern von Court Watson in Szene gesetzt. Uwe 100-jähriger Tradition auf große Opern mit kleinen Figuren spezialisiert Kröger als Kapitän Trapp zieht das Publikum gemeinsam mit seinen Bühne 24 \ Marionettentheater haben. Für den „Ring des Nibelungen” vereinigten die beiden Institutio- Landestheater alternierenden Partnerinnen Wietske van Tongeren und Milica Jovanovic nen ihre Kräfte und schufen eine gemeinsame Spielfassung für Mario- in den Bann. Eine weitere „Hauptrolle“ des Stückes, die der Trapp’schen Eine Koproduktion des netten und Menschen, die verblüffende Perspektivwechsel ermöglicht. In deutscher Sprache Kinderschar, wird auch in dieser Spielzeit von gesangs- und spielstarken Salzburger Landestheaters Mit großem Erfolg gastierte die Produktion bereits in Paris, für den mit englischen Übertiteln Salzburger Mädchen und Buben übernommen. mit dem Salzburger Marionettentheater Herbst 2013 ist eine Amerika-Tournee geplant. Der Vorverkauf läuft. Der Vorverkauf läuft. »Wir sind doch alle Österreicher!« »Das Leben, doch nicht der Ring!« 22 23
»Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.« SCHAUSPIEL Indien 26 Faust I 28 Faust II 28 Romys Pool 30 Mit einem Großprojekt geht das Schauspiel als führende Sprechbühne für Stadt und Land Salzburg in die neue Spielzeit. Mit dem Mammut- ziel, zunächst „Faust I“ im Salzburger Landestheater zu spielen, um Die nackte Wahrheit 32 dann „Faust II“ als Neuproduktion in der Felsenreitschule zu zeigen, begibt sich das Schauspiel auf die Spuren Max Reinhardts. Die Pest 34 120 Jahre nach seinem Erstengagement am neu gegründeten Salzbur- ger Theater und 75 Jahre nach seiner Vertreibung im Jahr 1938 wird Minna von Barnhelm 36 eine seiner zentralen Visionen für Salzburg so komplettiert. Das Projekt ist nur dank der Unterstützung der Salzburger Festspiele möglich. Erst- mals seit Peter Steins legendären Aufführungen ist das Sprechtheater in The King’s Speech 38 der Felsenreitschule präsent. Der Spielplan der Jubiläumsspielzeit enthält aber auch ein starkes DIE Dreigroschenoper 40 Bekenntnis zum Gegenwartstheater, wie z. B. mit der deutschsprachigen Erstaufführung von Paul Rudnicks „Die nackte Wahrheit“ oder Peter Handkes neuestem Werk „Die schönen Tage von Aranjuez“. Ein Quer- Die schönen Tage von Aranjuez 42 bezug zur Produktion „Jonny spielt auf“ ergibt sich mit Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, inszeniert von der Nestroy-Preisträgerin Stephanie Mohr, als weiteres zentrales Werk aus der Zeit der Weimarer Republik. GESUNDHEIT! 44 In der fortgesetzten Arbeit mit der Bürgerbühne bekennt sich die Sparte zum ästhetischen und gesellschaftlichen Diskurs. Caveman 46 Homo Faber 47 Szenenfoto Faust I 24 25
INDIEN Eine Tragikomödie von Josef Hader und Alfred Dorfer In Planung Inszenierung Anfang einer Dienstfahrt: Der gemütliche Heinz Bösel, der gern mal ein Cornelius Gohlke Bier trinkt und nicht viel dazu redet, und der strebsame, aber biedere Yuppie Kurt Fellner, der pausenlos redet und mit seinem Wissen be- eindrucken möchte, finden sich dienstlich zusammengespannt, um Bühne im Auftrag des Fremdenverkehrsamtes in der niederösterreichischen Karl-Heinz Steck Provinz Gasthäuser auf die Einhaltung von Hygienebestimmungen und gewerberechtlichen Vorgaben zu überprüfen. Das Konfliktpotential ist Premiere vorprogrammiert – und eskaliert doch ganz anders als erwartet. 27. September 2013 „Indien“ ist ein Wunderwerk des komischen Schreckens. Josef Hader und Alfred Dorfer bilden trotz exotischen Titels tiefstes Österreich ab. Unter Kammerspiele der Oberfläche der beiden ungleichen Protagonisten, die im Wirtshaus über die letzten und die ersten Dinge, Wiener Schnitzel und ihre Ängste philosophieren, lauern lauter kleine Tragödien von einsamen Männern. Eine kammertheatralische Groteske von derb-menschlicher Art, deren Humor sich nicht sofort aufdrängt, sondern erst im Laufe des Stückes zum Tragen kommt. Die beiden sind nicht bloß schmierige, grob balzend und bolzende Zeitgenossen, die sich anfänglich nicht ausstehen können, sondern die beiden Gastro-Genossen verbindet eines Tages wirkliche Freundschaft. Als sich in ihr Leben unversehens der Tod hineinschleicht und die beiden versuchen, damit umzugehen – überaufmerksam, Witze reißend und zugleich hilflos menschlich – verleiht dies dem polternden Duo eine zerbrechliche Würde und Größe. Eine subtile emotionale Entwicklung der Beziehung zweier Menschen zueinander, bis der Zuschauer das Gefühl hat, an einem besseren Ort angekommen zu sein – unweit von „Indien“ eben. Das Theaterstück der Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer wur- de mit den beiden Autoren als Roadmovie 1993 verfilmt – und machte das Duo in Österreich und (Süd-) Deutschland schlagartig bekannt. Eine ungewöhnliche Liebeserklärung an zwei wunderbare Dickschädel – ein Feuerwerk für zwei großartige Schauspieler. »Immer nur Reis, des wär nix für mi.« 26 27
FAUST I \ FAUST II Der Tragödie erster und zweiter Teil von Johann Wolfgang von Goethe »Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.« Inszenierung Das Salzburger Theaterereignis: Mit dem ersten Teil von Goethes „Faust" Carl Philip von Maldeghem eröffnete Intendant Carl Philip von Maldeghem 2009 seine Intendanz am Salzburger Landestheater. Nun geht die Produktion mit Christoph Wieschke als Faust, Sascha Oskar Weis als Mephisto und Shantia Ullmann Ausstattung als Gretchen in eine neue Runde – und ermöglicht dabei die Realisierung Christian Floeren eines Theatertraumes für das Ensemble von Carl Philip von Maldeghem: „Faust I“ (am Landestheater) und der selten gespielte „Faust II“ (in der Faust I Felsenreitschule) in einem Spielplan – an ausgewählten Terminen sogar Wiederaufnahme an einem Tag! 3. Oktober 2013 Er ist ein Getriebener, ein Karrierist, ein Mensch auf der Epochenschwelle, angehaucht vom Geist des Kapitalismus und die zerrissene Gestalt einer Landestheater neuen Zeit, über die Goethe 1826 schrieb: „Fausts Charakter stellt einen Mann dar, welcher den Besitz höchsten Wissens, den Genuss der schöns- ten Güter für unzulänglich achtet, seine Sehnsucht auch nur im mindes- Faust II ten zu befriedigen. Diese Gesinnung ist der modernen so analog, dass Premiere mehrere gute Köpfe die Lösung einer solchen Aufgabe zu unternehmen sich gedrängt fanden.“ 12. Oktober 2013 Im ersten Teil verspricht Mephisto, Fausts unstillbaren Taten- und Erkennt- Felsenreitschule nishunger befriedigen zu können. Faust wettet dagegen und ist bereit, ihm seine Seele zu übergeben, sollte Mephisto Recht behalten. Zusammen Der Vorverkauf läuft. unternehmen sie eine Reise durch „die kleine und die große Welt”, die sie hineinführt in das Leben mit all seinen Verlockungen und Verführungen. Der zweite Teil des „Faust“ gilt als eines der inhaltsreichsten Werke der Weltliteratur, als geheimnisvolles Mysterienspiel und monumentales Stationendrama des ewig suchenden Menschen. Über Gretchens Leiche führt Goethe Faust und Mephisto aus der Enge der Bürgerwelt und der Studierstube in die „große Welt", schickt sie auf eine phantastisch-rastlose Reise durch Zeiten und Räume, durch die griechische Mythologie, hinein ins Mittelalter, in die Neuzeit, in jenseitige Welten. Der Blick weitet sich vom Individuellen ins Gesellschaftliche, die ganze Welt wird Bühne für Fausts Machtstreben. Carl Philip von Maldeghem inszeniert der Tragödie zweiten Teil in der Salzburger Felsenreitschule, die seit der berühmt gewordenen Faust- Inszenierung von Max Reinhardt 1937 in der „Faust-Stadt“ von Clemens Holzmeister zum historischen Ort für Goethes „Faust” geworden ist. Chris- tian Floeren setzt in seinem Bühnenbild dem berühmten Bäumchen auf der Bühne der Felsenreitschule ein liebevolles Denkmal. 28 29
ROMYS POOL von Stefan Vögel Uraufführung Inszenierung Als Anna Schneiders geistige Wendigkeit mit Anfang Achtzig nachlässt, Claus Tröger kommt ihrem Sohn Gottlieb das Missgeschick seiner allein lebenden Mutter gerade Recht: Die betagte Witwe hat spätabends eine Kerze brennen lassen, worauf das Tischtuch Feuer fing. Anlass genug für Bühne Gottlieb, seine Mutter endgültig von der Notwendigkeit einer Überstel- Klaus Gasperi lung ins Pflegeheim zu überzeugen. Dazu passt auch ausgezeichnet, dass Gottlieb selbst gerade vor der Rente steht. Er will aus der Stadt Kostüme zurück aufs Land, um dort sein Erbe anzutreten und mit seiner Frau die Alexia Engl stillgelegte elterliche Frühstückspension zu reanimieren. Alles schiene perfekt – wenn da nur nicht Annas Träume wären … Träu- me von einem Swimmingpool, den sie vor Jahrzehnten in einem Kino- Premiere film mit Romy Schneider gesehen hat. Als dann auch noch ein geheimes 16. Oktober 2013 Sparbuch von Annas verstorbenem Mann mit einer stattlichen Summe auftaucht, drängt Annas Hauskrankenpflegerin Ines, sich dem Druck Bühne 24 \ Marionettentheater des Sohnes endlich zu widersetzen und ihren letzten großen Traum im Leben in die Realität umzusetzen. Bald rückt zu Gottliebs Schrecken ein Eine Koproduktion des Bagger vor der elterlichen Pension an, und seine über 80-jährige Mutter Salzburger Landestheaters nimmt plötzlich Schwimmunterricht bei einem jungen, braungebrannten mit den Vereinigten Bühnen Bademeister. Dessen Absichten aber sind leider nicht ganz so selbstlos Bozen und dem Stadttheater wie sie anfänglich erscheinen – genau wie jene von Krankenschwester Bruneck. Ines auch … Für die Vereinigten Bühnen Bozen, das Stadttheater Bruneck und das Salzburger Landestheater schrieb Stefan Vögel diese lebensnahe Komödie, die in Salzburg zur Uraufführung kommt und dann auch in Bozen und Bruneck gespielt wird. Dreh- und Angelpunkt ist Anna Schneider, die energische alte Dame, die ihre Welt mit viel Elan weiter gestalten will: Maßgeschneidert und als Liebeserklärung für die Grande Dame des österreichischen Theaters, Julia Gschnitzer. »Ein Swimmingpool? So ein Unsinn. In meinem Alter.« 30 31
DIE NACKTE WAHRHEIT von Paul Rudnick Deutschsprachige Erstaufführung Inszenierung „Political Correctness ist der erklärte Feind der Komödie.“ So lautet das Marco Dott Credo des amerikanischen Autors Paul Rudnick. „Ich denke, wenn man politische Ansichten durch Humor zerstören kann, dann waren sie von Anfang an nicht stark und überzeugend genug. Ich möchte einfach die Ausstattung Absurdität feiern.“ Mit „The Naked Eye“, so der zweideutige Originaltitel Manuela Weilguni kreierte Rudnick ein modernes Gesellschaftsstück, in dem festgefahrene Klischees humorvoll auf den Prüfstand gestellt und politische Grundsatz- Premiere diskussionen über Zensur und die Freiheit der Kunst hinterfragt werden. 23. November 2013 Stein des Anstoßes ist eine bevorstehende Ausstellung des aufstreben- »Du weißt nicht, wie schwer es ist, den jungen Foto-Künstlers Alex Del Flavio, der das Publikum mit sexuell Landestheater freizügigen Fotos aufrütteln möchte, um damit seiner Karriere neuen Schub zu geben. Eine Taktik, die zwar auch diesseits des Atlantiks schon die Leute immer neu zu schockieren, des Öfteren funktioniert haben soll, sich jedoch nicht in allen Details so ganz mit den Wertvorstellungen von Kuratorin Nan Bemiss deckt. Als jeden Tag.« Mitglied im Aufsichtsrat der Galerie und Gattin des republikanischen Senators, der der nächste Gouverneur werden will, hat sie daher eine winzig kleine Bitte an den Künstler: einige anstößige Bilder sollen vor Eröffnung der Ausstellung entfernt werden. Womit ein turbulentes Spiel in Gang gesetzt wird, in dessen Verlauf so manche Maske fallen und mehr als eine unerwartete Wendung eintreten wird. Paul Rudnick stellt in seinem Stück eine Versammlung von Kunstlieb- habern auf die Bühne, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebens- einstellungen und politischen Ansichten am liebsten gegenseitig an die Gurgel gehen möchten, jedoch stets den schönen Schein aufrecht erhalten wollen und sich damit eigentlich erst recht entlarven. Die (amerikanische) Doppelmoral ist im Schaffen des Dramatikers immer wieder eine gern gewählte Zielscheibe, die schon in frühen Stücken wie der Shopping-Satire „I’ll take it“ oder der mehrfach ausgezeichneten Komödie „Jeffrey“ reichlich Gelegenheit zum Schmunzeln bietet. Ebenso in Rudnicks bislang größtem Erfolg, „In and Out“, der von Hollywood mit Kevin Kline und Tom Selleck in den Hauptrollen verfilmt wurde. 32 33
DIE PEST nach dem Roman von Albert Camus Uraufführung Inszenierung Die Stadt Oran wird von rätselhaften Ereignissen heimgesucht. Die Carl Philip von Maldeghem Ratten kommen aus den Kanälen, keiner will es wahrhaben, dass eine Katastrophe droht. Schon bald wütet die Pest in der Stadt. Oran wird hermetisch abgeriegelt. Premiere 18. Jänner 2014 Der Roman „Die Pest“ gehört zu den zentralen Werken des philosophi- schen Existentialismus. Bereits kurz nach der Veröffentlichung im Juni Landestheater 1947 avancierte das Werk als großer Erfolg der französischen Literatur zu einem Schlüsselroman der europäischen Kultur und wurde weltbe- rühmt. Albert Camus seziert hellsichtig das menschliche Handeln im Angesicht der Katastrophe. Im Mittelpunkt steht die Figur des Dr. Rieux, der mit dem plötzlichen Ausbruch einer Pestseuche in der nordafrikanischen Stadt Oran kon- frontiert ist. In der immer unübersichtlicheren Situation manifestieren sich menschliche Strategien für den Umgang mit der Seuche, die eine »Glauben Sie, Parabel für die undurchschaubaren und grausamen Herausforderungen des Lebens ist. Dr. Rieux bleibt standhaft in einer Haltung des Humanismus und der alles vom Leben zu kennen?« unbedingten Solidarität und vermag es, ungeachtet der Absurdität und Ungerechtigkeit, seiner Welt ein ständiges „trotzdem“ entgegenzuset- zen. Dies markiert innerhalb des Existentialismus einen Wendepunkt, denn neben das Element der Einsicht in die allgemeine Sinnlosigkeit der Welt rückt die Forderung, dieser Situation mit einer ständigen Revolte der Menschlichkeit zu begegnen. Schon im Aufbau seines Romans hat sich Albert Camus stark am Schema des klassischen Dramas orientiert, deswegen liegt der Gedanke nahe, ein dramatisches Szenario zu entwickeln. Neben der Hauptfigur des Arztes fächert Camus ein buntes Personenpanoptikum auf, das eine vielfältige gesellschaftliche Spiegelung ergibt. Die Spielfassung von Carl Philip von Maldeghem für das Salzburger Landestheater verdichtet den Roman in der Perspektive des Chronisten Dr. Rieux. 34 35
MINNA VON BARNHELM oder Das Soldatenglück Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing Inszenierung Minna ist eine mutige junge Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand Astrid Großgasteiger nimmt. Als sie erfährt, wohin es ihren Verlobten Tellheim nach Kriegs- ende verschlagen hat, macht sie sich auf die gefährliche Reise, ihn zu finden. Ausstattung Tellheim ist vernichtet aus dem Krieg zurückgekehrt: ein gebrochener Manuela Weilguni Held, verwundet, entehrt. Weil man ihn wegen einer ungerechtfertigten Anschuldigung aus der Armee entlassen hat, steht er plötzlich mittellos Premiere und scheinbar ohne Lebenssinn in einer Welt, die er nicht mehr versteht. 30. Jänner 2014 Zutiefst in seiner Ehre verletzt, bricht er den Kontakt zu seiner Verlobten Minna von Barnhelm ab, deren Liebe er sich als sozialer „Krüppel” nicht mehr würdig fühlt. Kammerspiele Sein Zimmerwirt „degradiert” ihn zusätzlich. Er quartiert ihn in ein schä- biges Zimmer um, als er einen zahlungsfähigeren Gast wittert. Der neue Gast ist eine wohl situierte Dame, hinter der sich niemand anderer verbirgt als Minna von Barnhelm auf der Suche nach ihrem geliebten Bräutigam. Doch gefunden ist noch nicht wieder gewonnen: Tellheims seelische Verletzung und sein gebrochener Stolz fordern von Minna Nachdrück- lichkeit, Einfallsreichtum, List und Humor. So holt die junge, selbstbe- wusste Frau den von starren gesellschaftlichen Mustern männlicher Vernunft geprägten Tellheim nach und nach zurück ins Leben. Da Tellheim sich nicht helfen lassen will, ersinnt Minna einen verwegenen Plan, um ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Sie zwingt ihn in eine Situation, in der er handeln muss ... Lessing hinterfragt mit seinem Lustspiel den rigiden Ehrbegriff seiner Zeit und führt eine der ersten selbstständig agierenden Frauengestalten auf der Bühne ein. Mit „Minna von Barnhelm” erschafft er zudem eine neue Form der Komödie, der nicht mehr Stereotypen, sondern Menschen zu Grunde liegen. »Oh, über die wilden, unbiegsamen Männer, die nur immer ihr stieres Auge auf das Gespenst der Ehre heften!« 36 37
The King’s SpeecH von David Seidler Inszenierung König wider Willen. Mit dieser Situation sieht sich in der Oscar-prämier- Volkmar Kamm ten Geschichte von David Seidler der schüchterne Bertie konfrontiert. Denn nachdem sein Bruder Edward aus Liebe zur geschiedenen Ame- »Er braucht Bühne rikanerin Wallis Simpson auf die britische Krone verzichtet, liegt es mit einem Mal am zweitgeborenen Sohn von König George V., ins Rampen- Konrad Kulke mehr Übung!« Kostüme licht zu treten und die royalen Pflichten zu erfüllen. Kurz vor dem Eintritt Englands in den Zweiten Weltkrieg braucht das Volk nämlich vor allem eines: moralische Unterstützung. Wäre da nur nicht ein entscheidendes Uschi Haug Problem, Bertie stottert … Öffentliche Auftritte werden für den zurückhaltenden Mann zum Spieß- rutenlauf. Kein Arzt, kein Psychologe weiß Rat, bis Berties Gattin Elizabeth Premiere auf den exzentrischen Sprachtherapeuten Lionel Logue aufmerksam 28. Februar 2014 wird. Anfangs stoßen dessen äußerst unkonventionelle Methoden zwar auf wenig Gegenliebe, doch mit zunehmendem Erfolg wächst auch das Landestheater Vertrauen zwischen den beiden auf den ersten Blick so gegensätzlichen Männern. Bis eine unerwartete Enthüllung die neu entstandene Freund- schaft auf eine harte Bewährungsprobe stellt. Für Autor David Seidler hatte diese auf wahren Begebenheiten beru- hende Geschichte von Anfang an eine sehr persönliche Bedeutung. Als Kind während einer Atlantiküberquerung durch deutsche U-Boot- Angriffe schwer traumatisiert, stotterte Seidler in seiner Jugend selbst. Um ihm Selbstvertrauen zu geben, ließen ihn seine Eltern die Radioan- sprachen des britischen Königs George VI. verfolgen, der das Stottern überwunden hatte. „The King’s Speech“ ist Seidlers Hommage an sein Vorbild. Bereits in den 1980er Jahren hatte er die Geschichte genaues- tens recherchiert. Auf Wunsch von Queen Mum, der Witwe des Königs, brach er jedoch die Arbeit an dem Stoff zunächst ab. Erst nach ihrem Tod, im Jahre 2005, nahm Seidler das Schreiben wieder auf und stellte sein Theaterstück fertig. Weltweite Bekanntheit erlangte „The King’s Speech“ schließlich durch die Verfilmung von Tom Hooper, die 2011 für 12 Oscars nominiert wurde und schließlich vier davon gewann. Am Salzburger Landestheater wird die berührende Geschichte nun von Volkmar Kamm inszeniert, der hier bereits gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Konrad Kulke für Publikumserfolge wie „Homo Faber“ oder „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ verantwortlich zeichnete. 38 39
DIE DREIGROSCHEN OPER Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern von Bertolt Brecht Nach John Gays „The Beggar's Opera”, übersetzt aus dem Englischen von Elisabeth Hauptmann Musik von Kurt Weill Musikalische Leitung Jeremiah Peachum, genannt der Bettlerkönig, ist Unternehmer. Sein Peter Ewaldt Geschäft ist das Mitleid. Und dieses Geschäft betreibt er systematisch und professionell mit einer großen Reihe von „Mitarbeitern“, die er zu bemitleidenswerten Krüppeln ausstattet und in die Stadt schickt, damit Inszenierung die Bürger sich von ihrem schlechten Gewissen freikaufen. Der Verbre- Stephanie Mohr cherkönig Macheath, genannt Mackie Messer, und seine Mitarbeiter ziehen es vor, die Reichen der Stadt ungefragt um ihren Besitz zu er- Ausstattung leichtern. Das personifizierte Streitobjekt der beiden „Geschäftsleute“ ist Miriam Busch Peachums Tochter Polly, die Macheath hinter dem Rücken ihrer Eltern heiratet. Als Peachum von der Hochzeit erfährt, hetzt er Macheath den »Erst kommt das Fressen, Polizeikommissar Brown auf den Hals. Und nun wird es selbst für einen Mozarteumorchester Verbrecherkönig mit erstklassigen Kontakten zur Obrigkeit eng, und nur noch ein deus ex machina könnte ihn aus dieser Situation befreien … dann kommt die Moral!« Premiere 4. April 2014 John Gays und John Christopher Pepuschs 1728 entstandene „Bettler- oper” bildet die Vorlage für Brechts „Dreigroschenoper“. Die im Bettler- Landestheater milieu spielende Satire war bereits bei ihrer Erstaufführung in London Stadtgespräch und brach bei ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1920 mit fast 1500 Aufführungen alle Rekorde. Auch Brechts Version, die sich im Laufe der Arbeit immer weiter von der englischen Vorlage entfernte, wurde zum größten Theatererfolg der zwanziger Jahre. Und bis heute ist Macheaths Frage, was denn schon der Einbruch in eine Bank im Vergleich zur Gründung einer Bank sei, von zeitloser Aktualität. Bertolt Brecht war gerade 30 Jahre alt und arbeitete seit vier Jahren als Dramaturg in Berlin, als er mit der „Dreigroschenoper” in nur drei Wochen eines der meistgespielten Bühnenstücke des 20. Jahrhunderts schrieb. In diesem Werk vereinen sich Brechts Anspruch, politische Verhältnisse auf der Bühne zu spiegeln und der von ihm geforderte Unterhaltungswert von Theater nahezu perfekt. Keinen geringen Anteil daran trägt natürlich Kurt Weills Musik, mit ihren schrägen und doch einprägsamen Melodien wie beispielsweise der „Moritat von Mackie Messer”. 40 41
Die schönen Tage von Aranjuez Ein Sommerdialog von Peter Handke Premiere Ein großes Vorbild, dem es zu folgen gilt, hat Peter Handke sich allein 11. April 2014 schon mit dem Titel gesetzt, der auf die ersten Zeilen von Friedrich Schil- lers „Don Karlos“ Bezug nimmt. „Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende.“ Doch was folgt danach? Schillers Antwort kennen wir. Kammerspiele Doch als Handkes allegorisch poetischer Schlagabtausch einsetzt, ist die südlich von Madrid gelegene Stadt am Ufer des Tajo schon lange keine königliche Residenz mehr und die tragische Geschichte des spanischen Infanten nur noch ein Schatten der Vergangenheit. Mit radikaler Schlichtheit gestaltet der Autor diesen „Sommerdialog“ als verbales Gefecht zwischen zwei Menschen. Pures Theater, reduziert auf die Macht des Wortes. Auf der Bühne ein Mann und eine Frau, unschlüssig, wer von ihnen den Anfang wagen, wer den Stein ins Rollen bringen soll. Zeit und Ort der Handlung bleiben diffus. „Zeitlos”, so Handke, „auch die Gestalten selber, außerhalb gleichwelcher Aktualität »Es ist kein Tag zum Rätselraten!« und gleichwelchen historischen und sozialen Rahmens, auch sie mehr Ahnung als Gegenwart.“ In seinem „Dramatischen Gedicht“ legt Schiller die Titel gebenden Wor- te dem Beichtvater des Königs in den Mund, suggeriert damit Weisheit und Vergänglichkeit zugleich und breitet im selben Moment einen Schleier der Melancholie über die Szene. In diesem Geiste legen auch Handkes Protagonisten gewissermaßen vor den Augen des Publikums ihre intimen Bekenntnisse ab, berichten von den Höhen und Tiefen ihres Lebens, vom Mann-Sein und Frau-Sein, und von der Liebe. Immer wieder subtil durchsetzt mit kleinen Anspielungen an biblische Gleichnisse, griechische Tragödien und Theatergrößen wie Schiller und Co. Je tiefer die Schichten der Seele, in die der Dialog vorstößt, umso klarer wird das Macht- und Abhängigkeitsverhältnis, in welchem die beiden Protagonisten zueinander stehen. Doch wie lange kann dieser Dialog ein Gespräch bleiben, ohne dabei die Regeln zu durchbrechen? 42 43
Gesundheit! Eine theatrale Heilkunde Szenische Konzeption und Eine Studie der Robert-Jungk-Stiftung Salzburg belegt als einen der Inszenierung vorrangigen Themenkreise der kommenden Jahre die Entwicklung im Gesundheitswesen. Und tatsächlich gibt es wohl kaum ein Thema, das Astrid Großgasteiger für alle Menschen von so großer Bedeutung ist, wie dieses. Ob persön- lich erlebt oder im Familien- und Bekanntenkreis durchlebt und durch- Premiere litten, Krankheit ist eine entscheidende Wende im Zusammenleben von 15. Mai 2014 Menschen. Kammerspiele Immer mehr Ärzte, Krankenschwestern und Patienten beklagen das Voranschreiten des Kostendrucks im Gesundheitswesen: Was ist ein gesundes Menschenleben wert – und was darf es kosten? Führt uns die Medizin des Fortschritts zwangsläufig in eine Zweiklassen- gesellschaft – derer, die von den neuen Technologien profitieren und derer, die keinen Zugang dazu haben? Diese und andere Fragen will das Projekt „Gesundheit!” spielerisch beleuchten und beantworten. Die Idee ist es, Theater als öffentliche Plattform der Menschen dieser Stadt zu begreifen. In einer Gesellschaft, in der nach Formen der Bür- gerbeteiligung gesucht wird, ist die Öffnung der Bühne für Bürger ein konsequenter und fast zwingender Schritt. Nach erfolgreichen Produktionen, die das Salzburger Landestheater in enger Zusammenarbeit mit Salzburger Bürgerinnen und Bürgern als „Experten des Alltags” entwickelt hat, entsteht auch dieser Abend in einer Zusammenarbeit von Schauspielern und Mitgliedern der Bürgerbühne und auch der Spieltext wird auf Anregungen von betroffenen und deshalb sachverständigen Menschen aus der direkten Umgebung beruhen. Außerdem setzt das Salzburger Landestheater die bereichernde Arbeit mit Schriftstellern fort. In Planung ist, das gesammelte Material von einem Dichter in einer Art „work in pogress” zu einem Stück ausarbeiten zu lassen. Mit dieser Produktion soll die Arbeit der Bürgerbühne potenziert wer- den, die unter dem Stichwort „Partizipation” einen neuen Schwerpunkt in der Arbeit des Salzburger Landestheaters einnimmt. »Es gibt 1000 Krankheiten, aber nur eine Gesundheit.« Arthur Schopenhauer 44 45
CAVEMAN HOMO FABER von Rob Becker von Max Frisch Inszenierung Die Theater-Offenbarung für alle, die eine Beziehung führen, führten Inszenierung Eine Erfolgsgeschichte geht in die fünfte Spielzeit: Regisseur Volkmar Chris Lohner oder führen wollen. Der amüsante Monolog über das komplizierte und Volkmar Kamm Kamm hatte seine Bühnenversion des „Homo Faber“ von Max Frisch am vergnügliche Zusammenleben zwischen Mann und Frau ist seit 1995 Salzburger Landestheater bereits in der Spielzeit 2009/2010 erarbeitet. ein Dauerbrenner am Broadway und trat von dort seinen weltweiten Wegen der großen Nachfrage kommt die Produktion nun erneut auf den Premiere Siegeszug an. Ausstattung Spielplan. 8. November 2013 Konrad Kulke Eines Nachts geschieht das Unfassbare! Im magischen „Unterwäsche- „Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich Bühne 24 \ Marionettentheater kreis“ begegnet Stefan seinem Urahn aus der Steinzeit, der ihn an Jahr- Wiederaufnahme gewohnt, mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen" – so tausende alter Weisheit teilhaben lässt: Männer sind Jäger und Frauen 3. Dezember 2013 beschreibt Walter Faber, die Hauptfigur in Max Frischs 1957 entstan- In Kooperation mit dem sind Sammlerinnen; eine Tatsache, die die menschliche Evolution bis denem Roman, in einem klaren Satz sich und seine Welt. Und dann, Theater Mogul heute anscheinend nicht ändern konnte. Was der Durchschnittsmann entgegen aller Wahrscheinlichkeit, begegnet er dem Unvorhersehbaren, schon immer vermutet hat, weiß Stefan nun aus erster Hand und fragt Kammerspiele das seine Welt, seine Gefühle und seinen Verstand verwirrt: Eine Kette sich: „Warum betrachten wir Frauen und Männer nicht einfach als zwei von Zufällen lässt Walter Faber auf einer Schiffspassage von New York völlig unterschiedliche Kulturen? Mit verschiedenen Sprachen, verschie- nach Frankreich der jungen Sabeth begegnen. denen Verhaltensweisen und verschiedener Herkunft?” »Du bist ein Mann, Ausgerechnet sie, die ihn an seine Jugendliebe Hanna erinnert, wird Von dieser Erkenntnis beflügelt, erforscht Stefan das befremdliche Uni- versum der Sammlerinnen: diese geheimnisvolle Welt von besten Freun- ich eine Frau – zu seinem Schicksal. Und er verliebt sich und beginnt mit ihr eine Reise durch Europa, die zurück in ihre Vergangenheit führt. Er ahnt, was er dinnen, Einkaufen und Sex. Mit innerem Mitteilungsbedürfnis, trockenem das ist ein Unterschied.« nicht wissen will: dass sie seine Tochter ist. Doch dann stirbt Sabeth. Nicht Humor und ironischem Blick beobachtet Stefan auch die Lebensweise des an dem Gift eines Schlangenbisses, sondern an den unerkannten Folgen Jägers. Er enthüllt, welche Erfüllung „Rumsitzen, ohne zu reden“ bedeuten eines Sturzes. In ihrer Trauer begegnen sich die Eltern neu. Homo Faber, kann, warum Männer durch das Fernsehprogramm zappen müssen und der Techniker, scheitert an der Unberechenbarkeit des Lebens, das ihn mit dass eine Unterhaltung unter Jägern mit den Worten „Lass uns in den seiner Schuld und mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Keller gehen, Sachen bohren“ beginnt und gleichzeitig endet. Auch über fünfzig Jahre nach dem Erscheinen des Romans berührt diese Metamorphose des Rationalisten Faber zum Liebenden, und gilt Der Amerikaner Rob Becker schrieb mit „Caveman“ das erfolgreichste als ein eindringliches Beispiel dafür, wie schnell die menschliche Natur Solo-Stück in der Geschichte des Broadways. Die brillante Offenbarung die Begrenztheit ihrer Kräfte vergisst. über die komplizierte und vergnügliche Beziehung zwischen Mann und Frau ist nun in Österreich in einer Kooperation des Theaters Mogul und In seiner Bühnenfassung hat Volkmar Kamm aus der Komplexität der des Salzburger Landestheaters in einer Neuübersetzung zu erleben. Romanvorlage jenen Teil der Handlung herausgelöst, der sich auf die Rob Beckers „Caveman“, inszeniert von Schauspielerin und Moderatorin späte Wiederbegegnung von Walter Faber und Hanna konzentriert. Chris Lohner, feierte im Jänner 2013 mit Stefan Rager als Caveman Am Salzburger Landestheater hat er mit seinem Ausstatter Konrad Kulke seine umjubelte Premiere in Wien und kommt im November 2013 nach beeindruckende Inszenierungen geschaffen. Neben „Homo Faber“, Salzburg auf die Bühne 24 des Landestheaters. „Glasmenagerie“ und „Top Dogs“ stellte er in der Spielzeit 2012/2013 eine rasante 4-Personen Fassung von Thomas Manns charmantem Hoch- »Ich bin kein Scheißkerl.« Aus dem „Caveman.at“-Gästebuch: stapler „Felix Krull“ in den Kammerspielen vor. Anton: „Wahnsinn, weil lustig und doch soviel Wahrheit dahinter. Wäh- rend des Lachens musste ich erkennen, dass einige Dinge ganz genau- so auch bei uns zu Hause laufen. Herrlich erfrischend und informativ zugleich. Ein gelungener Abend! Danke!“ 46 47
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