SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater

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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
SPIELZEIT
    13\14
    Mut proben

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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
SPIELZEIT
    120 Jahre Salzburger Landestheater
    Seit fast 400 Jahren wird am Mirabellgarten Theater gespielt. Am 1. Oktober 1893
    eröffnete der Neubau als „Salzburger Stadttheater” in der prachtvollen Ausgestaltung

                                                                                                13\14
    der Architekten Fellner und Helmer seine erste Spielzeit. Unter der Leitung von Prin-
    zipal Otto Lechner hatte der junge Max Reinhardt hier sein Debüt als Schauspieler.
    Seit 120 Jahren ist das Haus Mittelpunkt der darstellenden Kunst in Salzburg, all-
    abendlich wird auf der Bühne geliebt, gelitten und gelebt. In der Jubiläumsspielzeit
    verknüpft sich das Bewusstsein der Tradition mit dem nach vorn gerichteten Blick auf
    das Zeitgenössische.
    Alle Fotos dieses Spielzeitheftes entstanden programmatisch im Gebäude des Landes-
    theaters.                                                                                   Mut proben

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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
INHALT                        VORWORT
                        Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Theaterfreunde,

                        seinen Mut erproben, das muss jeder von uns jeden Tag in seinem
                        Leben, ganz besonders natürlich auch die Künstler, die eine Bühne
                        betreten, um dort das Leben zu spiegeln. In unserem auf drei Jahre an-
                        gelegten Spielzeitthema „Veränderung” folgt nach dem Gedanken „Das
                        Schweigen brechen”, das, was sich anschließen könnte: „Mut proben”,
                        eine Haltung zu entwickeln und zu vertreten. Das ist nicht immer leicht,
                        kostet Durchsetzungsvermögen und Kraft, zeichnet aber auch die Prin-
                        zipientreue aus, die für das Individuum in der Gesellschaft so wichtig
                        ist. „Mut proben” heißt außerdem, sich zur eigenen Identität und zu
                        gegenseitiger Toleranz zu bekennen.

                        Die Musiktheatersparte eröffnet mit dem Musical „La Cage aux Folles"
                        und dem legendären Song „Ich bin, was ich bin” in eben diesem Geiste
                        die Spielzeit. Mit „Die Pilger von Mekka” und „Jonny spielt auf” stehen
                        zwei außergewöhnliche Werke auf dem Spielplan, die wir mit Mut ent-
                        decken möchten. Der Zuspruch zum Programm der laufenden Spielzei-
                        ten hat uns dazu geraten.
                        Im Schauspiel knüpfen wir mit der Doppelproduktion „Faust I” und
                        „Faust II” in der Felsenreitschule an unsere erste Spielzeit an und wid-
                        men dieses Großprojekt der Erinnerung an Max Reinhardt, der vor 120
                        Jahren im neueröffneten Stadttheater Salzburg seine Karriere begann.
                        Gleichzeitig setzen wir unsere Arbeit an zeitgenössischen Texten fort
                        und freuen uns unter anderem auf die deutschsprachige Erstaufführung
                        des blitzgescheiten Stückes „Die nackte Wahrheit”, in dem jede einzelne
                        Figur ihren Mut zu erproben hat.
                        Die Aktivitäten mit jungen und erwachsenen Bürgerinnen und Bür-
                        gern der Stadt haben stark zugenommen und dieser Dialog hat sich
            Oper 08     als äußerst fruchtbar erwiesen. Das Salzburger Landestheater gründet
                        deswegen als erstes Theater Österreichs eine eigene Sparte für junges
                        Theater und Partizipation. Neben den Eigenproduktionen mit professio-
      Schauspiel 24     nellen Darstellern rücken die Arbeit der Bürgerbühne, aber auch der von
                        Wolfgang Götz geleitete Festspiele und Theater Kinderchor und die ande-
                        ren erfolgreich erprobten Formate in den Blickpunkt, um gesellschaftliche
          Ballett 48    Themen durchzuspielen. Astrid Großgasteiger übernimmt die Spartenlei-
                        tung von Marco Dott, der sich verstärkt der Arbeit als Schauspieler und
     Junges Land 54     Hausregisseur widmet.
                        Peter Breuers Ballettcompagnie wird für seine Interpretation von
                        „Schwanensee” durch eine Kooperation mit dem Bolshoi-Ballett Joinville
     partizipation 68   auf über 30 Tänzerinnen und Tänzer verstärkt.

                        Für alle Produktionen gilt die Devise: Lassen Sie uns „Mut proben”!
            Abos 82     Mit besten Grüßen und bis bald im Theater
                        Ihr

          Service 102
                        Dr. Carl Philip von Maldeghem
                        Intendant
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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
PREMIEREN                              13\14
                          OPER                                                                                               SCHAUSPIEL
    21. September 2013    La Cage aux Folles                                                 27. September 2013              INDIEN
      27. Oktober 2013    Die Pilger von Mekka                                              3. \ 12. Oktober 2013            FAUST I UND FAUST II
      7. Dezember 2013    JONNY SPIELT AUF                                                      16. Oktober 2013             ROMYS POOL \ UA
        8. Februar 2014   EUGEN ONEGIN                                                       23. November 2013               Die nackte Wahrheit \ DSE
           4. Mai 2014    LA CLEMENZA DI TITO                                                     18. Jänner 2014            DIE PEST \ UA
          11. Mai 2014    Die Kinder des Monsieur Mathieu \ UA                                    30. Jänner 2014            MINNA VON BARNHELM
          24. Mai 2014    Emilie \ ÖEA                                                          28. Februar 2014             The King’s Speech
                                                                                                      4. April 2014          Die Dreigroschenoper
       22. August 2013    DER RING DES NIBELUNGEN \ WA
                                                                                                     11. April 2014          die schönen tage von aranjuez
    28. September 2013    THE SOUND OF MUSIC \ WA
                                                                                                      15. Mai 2014           GESUNDHEIT! \ UA

                                                                                               8. November 2013              Caveman
                                                                                               3. Dezember 2013              HOMO FABER \ WA

                          BALLETT
       5. Oktober 2013    TANZ IN 80 TAGEN UM DIE WELT! \ UA
         20. März 2014
          5. April 2014
                          SCHWANENSEE
                          INTERNATIONALE BALLETTGALA
                                                                                                                             JUNGES LAND
          18. Mai 2014    PETER BREUERS FLYING CIRCUS \ UA                                        5. Oktober 2013            TANZ IN 80 TAGEN UM DIE WELT! \ UA
                                                                                             10. November 2013               PIPPI LANGSTRUMPF
                                                                                             15. November 2013               DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK
                                                                                                    13. März 2014            BIKINI \ ÖEA

                          EXTRA                                                                     27. April 2014
                                                                                                      11. Mai 2014
                                                                                                                             WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN
                                                                                                                             Die Kinder des Monsieur Mathieu \ UA
    28. September 2013    THEATERFEST
       1. Oktober 2013    JUBILÄUMSKONZERT
    31. Dezember 2013     SILVESTERKONZERT
          14. Juni 2014   THEATERBALL

                                                                 UA Uraufführung \ DSE Deutschsprachige Erstaufführung \ ÖEA Österreichische Erstaufführung \ WA Wiederaufnahme

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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
OPER
           La Cage aux Folles 10     Mutige Protagonisten und ausgefallene Schwerpunkte prägen das
                                     künstlerische Programm der Oper.
                                     Die Musiktheatersparte des Salzburger Landestheaters setzt mit „La
          Die Pilger von Mekka 12    clemenza di Tito“ einen neuen Schwerpunkt in der Pflege des Mozart-
                                     Repertoires und präsentiert mit „Eugen Onegin“ ein zentrales Stück der
                                     europäischen Klassik. Im Vorgriff auf das Gluck-Jubiläumsjahr kommen
              Jonny spielt auf 14    erstmals seit 1785 „Die Pilger von Mekka“ auf die Bühne des Salzburger
                                     Landestheaters. Das Stück, das im Inhalt deckungsgleich mit Mozarts
                 Eugen Onegin 16     „Entführung aus dem Serail“ ist, stellt eine wunderbare Ausgrabung
                                     aus dem Genre der Opéra comique dar. Mit Ernst Kreneks Jazz-Oper
                                     „Jonny spielt auf“ erfährt ein prägendes Werk des 20. Jahrhunderts eine
           La clemenza di Tito 18    Neubewertung, während mit Kaija Saariahos „Emilie“ ein faszinierendes
                                     zeitgenössisches Werk seine österreichische Erstaufführung am Salzburger
                                     Landestheater erfährt.
                        Emilie 20
                                     Haltung und Mut zur eigenen Identität erfordern auch die beiden Spiel-
                                     planpositionen der leichten Muse. Die Erfolgsproduktion „The Sound of
Die Kinder des Monsieur Mathieu 66   Music” geht in ihre dritte Spielzeit, während das Musical „La Cage aux
                                     Folles” erstmals in einer prominent besetzten Neuproduktion gezeigt wird.
      Der Ring des Nibelungen 22

           The Sound of Music 23

8                                                                                                                9
SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
LA CAGE
                                   AUX FOLLES
                                                                           Musical von Jerry Herman
                                                                           Buch von Harvey Fierstein

     Musikalische Leitung          Das Musical „La Cage aux Folles“ bietet große Revue-Bilder mit viel
                                   Tanz und Travestie, turbulente Szenen im Stil einer Boulevardkomödie,
     Peter Ewaldt
                                   aber auch berührende Momente voller Tragik und dem Appell an
                                   Toleranz und Verständnis.
     Inszenierung
     Andreas Gergen                Das homosexuelle Paar Albin und Georges ist entsetzt, als Sohn Jean-
                                   Michel verkündet, ein Mädchen heiraten zu wollen: Georges ist Besitzer
                                   des erfolgreichen Travestie-Clubs „La Cage aux Folles“ in Saint-Tropez,
     Choreographie
                                   Albin die alternde, aber nicht minder schillernde Hauptattraktion der
     Danny Costello                Show. Als es zu einem Kennenlernen mit den Brauteltern, dem konser-
                                   vativen Politiker-Ehepaar Dindon, kommen soll, werden die Grundfesten
     Bühne                         beider Welten auf turbulent amüsante Art und Weise erschüttert.
     Christian Floeren
                                   Nach einer Komödie des französischen Schriftstellers Jean Poiret
                                   schrieben Jerry Herman und Harvey Fierstein 1983 den Broadway-
     Kostüme                       Erfolg, der mit insgesamt sechs Tony Awards u. a. für „Bestes Musical“,
     Conny Lüders                  „Beste Musik“ und „Bestes Buch“ ausgezeichnet wurde. Mit Songs wie
                                   „Die schönste Zeit ist heut“, „Mit Anne im Arm“ und dem Showstopper
     Mozarteumorchester Salzburg   „Ich bin, was ich bin“ ist „La Cage aux Folles“ längst zum Klassiker
                                   geworden, der in Anbetracht der Diskussion um Gleichberechtigung
                                   homosexueller Paare und die Frage der „Homo-Ehe“ wieder an Brisanz
     Premiere                      gewonnen hat.
     21. September 2013
                                   Auf die Bühne gebracht wird „La Cage aux Folles“ von einem Experten-
     Landestheater                 team für Musical und Show. Der amerikanische Choreograph Danny
                                   Costello schuf bereits aufwändige Shows für den Berliner Friedrichstadt-
                                   Palast. Operndirektor Andreas Gergen übernimmt die Regie, für die
     In deutscher Sprache          prächtige Ausstattung sorgen Christian Floeren und Conny Lüders,

                                                                                                              »Ich bin, was ich bin!«
                                   deren Arbeit das Publikum aus „Kiss me, Kate” kennt.
                                   Musicalstar Uwe Kröger wird in Salzburg erstmals die Partie Albin/Zaza
                                   interpretieren.

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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
DIE PILGER
                                       VON MEKKA
                                                               Die unvermutete Zusammenkunft
                                   Opéra comique in drei Aufzügen von Christoph Willibald Gluck
                                                            Libretto von Louis Hurtaut Dancourt

     Musikalische Leitung            Im Jahr 1775 ließ der Salzburger Fürsterzbischof das alte Ballhaus am Ma-
     Adrian Kelly                    kartplatz zum Hoftheater umbauen. Bereits in der Spielzeit 1784/1785
                                     stand hier die Opéra comique „Die Pilger von Mekka“ auf dem Programm.
                                     Am selben Ort inszeniert das Werk nun Jacopo Spirei, der mit „Don Gio-
     Inszenierung                    vanni“ und „Così fan tutte“ gleich zwei Erfolgsproduktionen am Salzburger
     Jacopo Spirei                   Landestheater landete.

     Bühne                           Knapp zwanzig Jahre vor Mozarts „Entführung aus dem Serail“ vertonte
     Nikolaus Webern                 Christoph Willibald Gluck 1764 die in weiten Zügen identische Hand-
                                     lung von „La Rencontre imprévue“ („Die unvermutete Zusammenkunft“),
                                     besser bekannt unter dem späteren Titel „Die Pilger von Mekka“: Ein
     Kostüme                         Aristokrat ist mit seinem Diener auf der Suche nach seiner Verlobten,
     Bettina Richter                 die von Piraten entführt wurde. Er gelangt an den Hof eines Sultans
                                     und findet in dessen Harem die Geliebte. Ein korrupter Diener, der
     Mozarteumorchester Salzburg     zuerst bei der Flucht behilflich ist, verrät das Paar schließlich. Der Sultan
                                     jedoch erkennt die wahre Größe der Liebenden und lässt Gnade vor
     Premiere                        Recht ergehen.
     27. Oktober 2013                Gluck arbeitete als Kapellmeister des Französischen Theaters in Wien
                                     und steuerte den „Vaudevilles“ – volkstümlichen Singspielen mit aktuellen
     Landestheater                   Zeitbezügen – eigene Kompositionen bei. Die Opéra comique „Die
                                     Pilger von Mekka“ krönt eine Reihe eigener komischer Opern. Gluck
                                     verbindet darin unterschiedliche Stilmittel wie orientalische Folklore,
                                     volkstümliche Lieder und anspruchsvolle Arien. Im Gegensatz zur ma-
                                     nieriert wirkenden Gesangstradition der Opéra seria betreibt er musi-
                                     kalische Charakterstudien der Figuren, was als entscheidender Beitrag
                                     zur Emanzipation der noch jungen Gattung Opéra comique gewertet
                                     wurde. Gluck gilt als Reformator der Operngeschichte, der mit neuen
                                     Ansätzen die Entwicklung des Musiktheaters maßgeblich prägte.

                                                                                                                     »Löscht nie die Glut, die in Euch brennt!«
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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
JONNY SPIELT AUF
                                                               Oper in zwei Teilen von Ernst Krenek

     Musikalische Leitung          In den zwanziger Jahren hält der Jazz Einzug in Europa! In der Oper
     Adrian Kelly                  „Jonny spielt auf“ kombiniert der österreichische Komponist Ernst Krenek
                                   Jazz-Anklänge mit der Hochkultur zeitgenössischen Musiktheaters. Das
                                   Werk gilt als Symbol der künstlerischen Freiheit jener Tage.
     Inszenierung
     Andreas Gergen                Doch dem kulturellen Pluralismus der Weimarer Republik soll schon
                                   bald ein jähes Ende bereitet werden. Werke wie „Jonny spielt auf“ wer-
     Bühne                         den mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 von deut-
     Court Watson                  schen Spielplänen verbannt. Das Motiv, das einst den Klavierauszug
                                   der Oper zierte, wird als Sinnbild der „entarteten Musik“ missbraucht:
                                   Ein afroamerikanischer Musiker mit diffamierend wulstigen Lippen und
     Kostüme                       Judenstern am Revers.
     Regina Schill
                                   „Jonny spielt auf“ erzählt die Geschichte des Komponisten Max, den
     Mozarteumorchester Salzburg   eine Sinnkrise quält. In der Abgeschiedenheit eines Gletschers sucht er
                                   Antworten auf seine Fragen. Dort trifft er die Sängerin Anita, die sich
     Premiere                      von ihrem Hotel entfernt und in den Hochalpen verlaufen hat. Die bei-
                                   den kehren als Liebespaar in die Zivilisation zurück. Bei einem Engage-
     7. Dezember 2013              ment lernt Anita den Violinvirtuosen Daniello kennen, der eine kostbare
                                   Amati-Geige besitzt. Diese wird Objekt der Begierde des afroamerikani-
     Landestheater                 schen Jazz-Geigers Jonny. Er will, nein, er muss das Instrument besitzen
                                   und begibt sich auf die Jagd! Schließlich wird der Jäger zum Gejagten …
     In deutscher Sprache
                                   Krenek gilt als Komponist, der stets neue Formen seines künstlerischen
                                   Ausdrucks suchte. In seiner Jazzoper ist sogar der Einsatz eines Staub-
                                   saugers komponiert. Atonalität, Jazz, Neoromantik, Dodekaphonie bis hin
                                   zu elektronischer Musik sind Stilrichtungen, die sein kreatives Schaffen
                                   bestimmten. 1938, im Jahr des „Anschlusses” Österreichs an das natio-
                                   nalsozialistische Deutschland, emigrierte Krenek in die USA.

                                                                                                              »Die Stunde schlägt der alten Zeit,
                                                                                                              die neue Zeit bricht an!«
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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
EUGEN ONEGIN
                                   Lyrische Szenen in drei Akten von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
                                         Libretto vom Komponisten und Konstantin Schilowsky

     Musikalische Leitung           Wer hätte geahnt, dass eine der populärsten russischen Opern aller
     Leo Hussain                    Zeiten um ein Haar gar nicht das Licht der Bühnenwelt erblickt hätte?
                                    Beinahe wäre nämlich Tschaikowskys nächstes Opernprojekt im Jahr
                                    1877 ein „Othello“ geworden. Doch nachdem ihn eine befreundete
     Inszenierung und Raum          Sängerin auf Alexander Puschkins Versroman „Eugen Onegin“ aufmerk-
     André Heller-Lopes             sam gemacht und der Komponist das damals überaus populäre Buch
                                    innerhalb kürzester Zeit geradezu verschlungen hatte, war die Entschei-
     Kostüme                        dung schnell gefallen.
     Nicole von Graevenitz
                                    Obwohl Tschaikowsky parallel dazu an seiner 4. Sinfonie arbeitete,
                                    absolvierte er die Komposition dieser „Lyrischen Szenen“ nahezu in Re-
     Mozarteumorchester Salzburg    kordzeit. Bewusst hatte er sich dabei gegen die konventionelle Bezeich-
                                    nung „Oper“ ausgesprochen, da es ihm vor allem auf die nuancierte
     Premiere                       Zeichnung des Seelenlebens der auftretenden Charaktere ankam, die
     8. Februar 2014                ihm gerade in Tatjanas großer Briefszene meisterlich gelang. Anders als
                                    in Puschkins Vorlage rückt diese Figur deutlich mehr ins Zentrum des In-
     Landestheater                  teresses. Auslöser der Geschehnisse bleibt jedoch auch bei Tschaikowsky

     In russischer Sprache
                                    Eugen Onegin selbst. Ein schneidiger, vom Leben übersättigter, melan-
                                    cholischer Adliger, der, der St. Petersburger Gesellschaft überdrüssig,
                                    auf dem Land nach Ablenkung und Abwechslung sucht. Durch seinen
                                                                                                                »Immerfort träumst du!«
     mit deutschen Übertiteln       Freund Lenski lernt er dort die junge Tatjana kennen, die sich vom
                                    ersten Augenblick an hoffnungslos in den weltmännischen Außenseiter
                                    verliebt und sich ihre überbordenden Gefühle noch in derselben Nacht
                                    in einem leidenschaftlichen Brief von der Seele schreibt. Er jedoch weist
                                    sie kalt zurück, was für mehr als einen der Beteiligten tragische Konse-
                                    quenzen nach sich zieht.

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SPIELZEIT 13 14 Mut proben - Salzburger Landestheater
LA CLEMENZA
                                      DI TITO
                                     Opéra seria in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
                                        Libretto von Caterino Mazzolà nach Pietro Metastasio

     Musikalische Leitung          Parallel zur Komposition der „Zauberflöte” schreibt Mozart seine
     Leo Hussain                   Krönungsoper „La clemenza di Tito” als psychologisch verdichtetes
                                   Kammerspiel. Die Titelfigur, der römische Kaiser Titus, scheint ein Wi-
                                   derspruch in sich: Er ist ein Mächtiger, der die Macht nicht mag. Dabei
     Inszenierung                  sollte ihn die Intrige, mit der die von ihm verschmähte Vitellia ihm nach
     Amélie Niermeyer              dem Leben trachtet, veranlassen, hart zu reagieren. Dass sie ausgerech-
                                   net seinen engsten Freund Sextus zum Staatsstreich anstiftet, ist nicht
     Bühne                         nur geschmacklos, sondern auch pikant. Sextus ist Freund des Kaisers
     Stefanie Seitz                und Geliebter der Vitellia in einem. Des Verrats überführt, bekennt
                                   sich Sextus schuldig, nennt aber den Namen der Anstifterin nicht. Als
                                   Vitellia von Schuldgefühlen geplagt schließlich ihre Schuld eingesteht,
     Kostüme                       verzeiht Titus. Er, der milde Herrscher, braucht freie Menschen um sich,
     Kirsten Dephoff               die nicht aus Furcht loyal sind, sondern aus eigener Entscheidung – für
                                   ihn, den Menschen Titus.
     Mozarteumorchester Salzburg
                                   Anlässlich der Krönungsfeier Leopolds II. zum König von Böhmen erhielt
     Premiere                      Mozart den Auftrag zu einer Festoper für das Prager Ständetheater, wo
                                   er mit „Le nozze di Figaro” und „Don Giovanni” bereits große Erfolge
     4. Mai 2014
                                   gefeiert hatte. Er willigte ein, obwohl er mit den Kompositionen der
                                   „Zauberflöte“ und seines „Requiems“ zu jener Zeit alle Hände voll
     Landestheater                 zu tun hatte. In nur 50 Tagen schuf er die Partitur, die zum Teil noch
                                   während der rüttelnden Kutschfahrt von Wien nach Prag fertig gestellt
     In italienischer Sprache      wurde. Caterino Mazzolà bearbeitete ein Libretto von Pietro Metastasio
     mit deutschen Übertiteln      im Sinne Mozarts und variierte die strenge Form der Opéra seria mit
                                   zusätzlichen Duetten und Ensembles. Am 6. September 1791 fand die
                                   Uraufführung von „La clemenza di Tito“ („Die Großmut des Titus“) in
                                   Prag statt.

                                   Amélie Niermeyer, die unter anderem am Thalia Theater Hamburg, dem
                                   Deutschen Theater Berlin und am Residenztheater München inszenierte
                                   und als Professorin die Studiengänge Schauspiel/Regie am Mozarteum
                                   Salzburg leitet, arbeitet wie 2011/2012 bei „Wozzeck” mit Musikdirektor
                                   Leo Hussain zusammen.

                                                                                                                  »Welche Wonne fühlt die Seele,
                                                                                                               sich vom Volk geliebt zu sehn …«
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Emilie
                                                           Oper in neun Szenen von Kaija Saariaho
                                                                        Libretto von Amin Maalouf
                                                                      Österreichische Erstaufführung

     Musikalische Leitung          Die Oper „Emilie“ zeichnet ein sensibles Psychogramm der französischen
     Leo Hussain                   Physikerin, Philosophin und Anhängerin der frühen Aufklärung Émilie
                                   du Châtelet (1706-1749).
                                   Émilie entschied sich in der männerdominierten Welt des 18. Jahrhun-
     Inszenierung                  derts für einen völlig neuen Lebensentwurf: Sie gilt als erste Frau, der es
     Agnessa Nefjodov              gelang, eine internationale wissenschaftliche Reputation aufzubauen.
                                   Immanuel Kant schrieb über die Aufklärerin, „der Vorzug des Verstandes
     Ausstattung                   und der Wissenschaft” setze sie „über alle übrigen ihres Geschlechtes
     Eva Musil                     und auch über einen großen Theil des anderen hinweg”.

                                   Émilie du Châtelet ist schwanger von ihrem jungen Liebhaber, dem Dich-
     Mozarteumorchester Salzburg   ter Saint-Lambert, und erwartet jeden Tag ihre Niederkunft. Sie schreibt
                                   ihm einen Brief voller Reflexion und Vorahnung. Einen Tag zuvor hat sie
     Premiere                      ihre Übersetzung von Newtons „Philosophiae Naturalis Principia Ma-
     24. Mai 2014                  thematica“ fertig gestellt. In vier Tagen wird sie einer Tochter das Leben
                                   schenken und in neun Tagen ihr eigenes verlieren. Sie denkt sowohl an
     Landestheater                 die leidenschaftlichen Nächte mit Saint-Lambert und Voltaire, ihrer gro-
                                   ßen Liebe, als auch an das Ende ihrer Liebe und den Tod. Welche Spuren
                                   hat sie hinterlassen? Was wird von ihr in Erinnerung bleiben?
     In französischer Sprache
     mit deutschen Übertiteln      „Emilie“ ist die dritte Oper Kaija Saariahos und als musikalischer
                                   Monolog in neun Szenen angelegt. Bereits im Jahr 2000 wurde ihr
                                   erstes Bühnenwerk „L'amour de loin“ bei den Salzburger Festspielen zur
                                   gefeierten Sensation. Saariaho zählt zu einer prominenten Gruppe von
                                   finnischen Komponisten und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet,
                                   wie dem Prix Italia, dem Ars Electronica Prize und dem Musikpreis des
                                   Nordischen Rates. Sie verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit           »Ich suchte Zuflucht in meinem Königreich,
                                                                                                                             dem Königreich des Wissens.«
                                   ihrem Librettisten Amin Maalouf, einem französischen Schriftsteller
                                   libanesischer Herkunft.

                                   Agnessa Nefjodov erarbeitete mit Eva Musil in Salzburg bereits „Fräu-
                                   lein Julie” und zeigte mit der Uraufführung der Oper „18 Tage.....”
                                   gemeinsam mit ihrer Ausstatterin einen eindruckvollen Einstieg ins
                                   Musiktheater.

20                                                                                                                                                       21
DER RING DES                                                                                                          THE SOUND
                                    NIBELUNGEN                                                                                                            OF MUSIC
                                                                                                 Richard Wagner                                          Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II
                                                                                                                                                                   Buch von Howard Lindsay und Russel Crouse

     Inszenierung                            Von Göttern und Helden für Puppen und Menschen – ein tollkühnes            Musikalische Leitung          „A highly political production, but the audience loves it.” BBC
     Carl Philip von Maldeghem               Unterfangen ist in einer Kooperation mit dem Marionettentheater            Peter Ewaldt
                                             gelungen: Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, komprimiert auf                                         Nach eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit feierte im Oktober 2011 das
                                             knapp zwei Stunden Spieldauer, erzählt die verzweigte Geschichte auf                                     Musical „The Sound of Music“ seine begeistert aufgenommene Premiere
     Figurenspielkonzeption                                                                                             Inszenierung
                                             ganz einfache Weise, ohne sie ihrer Ernsthaftigkeit zu berauben.                                         und Salzburger Erstaufführung: Eine Liebesgeschichte zwischen einem
     Prof. Gretl Aicher (†) und                                                                                         Andreas Gergen und            Baron und einem einfachen Kindermädchen, die im Schatten des „An-
     Philippe Brunner                        „Eine Inszenierung mit zeitgemäßem Blick, aber mit Respekt vor Wag-        Christian Struppeck           schlusses” Österreichs stattfindet, zur Flucht vor den Nationalsozialisten
                                             ners großem Epos.”                                                                                       nach Amerika führt, und schließlich den Grundstein für den Weltruhm
     Ausstattung                             Deutschlandradio                                                           Choreographie Kim Duddy       der legendären „Trapp Family Singers“ legt. Die Rezensionen der Premiere
     Christian Floeren                                                                                                                                und der Zuspruch des Publikums waren so überwältigend, dass „The
                                             „In der Interaktion zwischen den Schauspielern und den Puppen liegt        Ausstattung Court Watson      Sound of Music" vom Spielplan des Salzburger Landestheaters nicht
     Regiemitarbeit                          eine der besonderen Attraktionen dieser Produktion. Der Großteil des                                     mehr wegzudenken ist und nun in die dritte Spielzeit geht.
                                             Publikums genießt den Zugewinn an Witz und Ironie.”                        Mozarteumorchester Salzburg
     Claudia Carus                           Bayerischer Rundfunk                                                                                     Die beiden Musical-Spezialisten Andreas Gergen (Operndirektor am
                                                                                                                        Wiederaufnahme                Salzburger Landestheater) und Christian Struppeck (mittlerweile Musical-
     Wiederaufnahme                          Möglich wurde das Projekt durch die produktive Partnerschaft mit                                         Intendant der Vereinigten Bühnen Wien) haben diese musikalische
     22. August 2013                         dem Salzburger Marionettentheater, deren Spieler sich in nun bereits
                                                                                                                        28. September 2013            Heimkehr mit starken Bildern von Court Watson in Szene gesetzt. Uwe
                                             100-jähriger Tradition auf große Opern mit kleinen Figuren spezialisiert                                 Kröger als Kapitän Trapp zieht das Publikum gemeinsam mit seinen
     Bühne 24 \ Marionettentheater           haben. Für den „Ring des Nibelungen” vereinigten die beiden Institutio-    Landestheater                 alternierenden Partnerinnen Wietske van Tongeren und Milica Jovanovic
                                             nen ihre Kräfte und schufen eine gemeinsame Spielfassung für Mario-                                      in den Bann. Eine weitere „Hauptrolle“ des Stückes, die der Trapp’schen
     Eine Koproduktion des                   netten und Menschen, die verblüffende Perspektivwechsel ermöglicht.        In deutscher Sprache          Kinderschar, wird auch in dieser Spielzeit von gesangs- und spielstarken
     Salzburger Landestheaters               Mit großem Erfolg gastierte die Produktion bereits in Paris, für den       mit englischen Übertiteln     Salzburger Mädchen und Buben übernommen.
     mit dem Salzburger Marionettentheater
                                             Herbst 2013 ist eine Amerika-Tournee geplant.
     Der Vorverkauf läuft.                                                                                              Der Vorverkauf läuft.

                                                                                                                                                                          »Wir sind doch alle Österreicher!«
                                                »Das Leben, doch nicht der Ring!«

22                                                                                                                                                                                                                                 23
»Dass ich erkenne, was die Welt   im Innersten zusammenhält.«

                                                                 SCHAUSPIEL
                           Indien 26

                           Faust I 28

                          Faust II 28

                      Romys Pool 30                              Mit einem Großprojekt geht das Schauspiel als führende Sprechbühne
                                                                 für Stadt und Land Salzburg in die neue Spielzeit. Mit dem Mammut-
                                                                 ziel, zunächst „Faust I“ im Salzburger Landestheater zu spielen, um
              Die nackte Wahrheit 32                             dann „Faust II“ als Neuproduktion in der Felsenreitschule zu zeigen,
                                                                 begibt sich das Schauspiel auf die Spuren Max Reinhardts.

                          Die Pest 34                            120 Jahre nach seinem Erstengagement am neu gegründeten Salzbur-
                                                                 ger Theater und 75 Jahre nach seiner Vertreibung im Jahr 1938 wird
              Minna von Barnhelm 36                              eine seiner zentralen Visionen für Salzburg so komplettiert. Das Projekt
                                                                 ist nur dank der Unterstützung der Salzburger Festspiele möglich. Erst-
                                                                 mals seit Peter Steins legendären Aufführungen ist das Sprechtheater in
                 The King’s Speech 38                            der Felsenreitschule präsent.

                                                                 Der Spielplan der Jubiläumsspielzeit enthält aber auch ein starkes
            DIE Dreigroschenoper 40                              Bekenntnis zum Gegenwartstheater, wie z. B. mit der deutschsprachigen
                                                                 Erstaufführung von Paul Rudnicks „Die nackte Wahrheit“ oder Peter
                                                                 Handkes neuestem Werk „Die schönen Tage von Aranjuez“. Ein Quer-
     Die schönen Tage von Aranjuez 42                            bezug zur Produktion „Jonny spielt auf“ ergibt sich mit Bertolt Brechts
                                                                 „Dreigroschenoper“, inszeniert von der Nestroy-Preisträgerin Stephanie
                                                                 Mohr, als weiteres zentrales Werk aus der Zeit der Weimarer Republik.
                      GESUNDHEIT! 44                             In der fortgesetzten Arbeit mit der Bürgerbühne bekennt sich die Sparte
                                                                 zum ästhetischen und gesellschaftlichen Diskurs.
                         Caveman 46

                      Homo Faber 47
                                                                                                                      Szenenfoto Faust I

24                                                                                                                                          25
INDIEN
                                                                         Eine Tragikomödie von Josef Hader und Alfred Dorfer
                                                                                                                              In Planung

                                             Inszenierung         Anfang einer Dienstfahrt: Der gemütliche Heinz Bösel, der gern mal ein
                                             Cornelius Gohlke     Bier trinkt und nicht viel dazu redet, und der strebsame, aber biedere
                                                                  Yuppie Kurt Fellner, der pausenlos redet und mit seinem Wissen be-
                                                                  eindrucken möchte, finden sich dienstlich zusammengespannt, um
                                             Bühne                im Auftrag des Fremdenverkehrsamtes in der niederösterreichischen
                                             Karl-Heinz Steck     Provinz Gasthäuser auf die Einhaltung von Hygienebestimmungen und
                                                                  gewerberechtlichen Vorgaben zu überprüfen. Das Konfliktpotential ist
                                             Premiere             vorprogrammiert – und eskaliert doch ganz anders als erwartet.
                                             27. September 2013
                                                                  „Indien“ ist ein Wunderwerk des komischen Schreckens. Josef Hader und
                                                                  Alfred Dorfer bilden trotz exotischen Titels tiefstes Österreich ab. Unter
                                             Kammerspiele         der Oberfläche der beiden ungleichen Protagonisten, die im Wirtshaus
                                                                  über die letzten und die ersten Dinge, Wiener Schnitzel und ihre Ängste
                                                                  philosophieren, lauern lauter kleine Tragödien von einsamen Männern.

                                                                  Eine kammertheatralische Groteske von derb-menschlicher Art, deren
                                                                  Humor sich nicht sofort aufdrängt, sondern erst im Laufe des Stückes
                                                                  zum Tragen kommt. Die beiden sind nicht bloß schmierige, grob balzend
                                                                  und bolzende Zeitgenossen, die sich anfänglich nicht ausstehen können,
                                                                  sondern die beiden Gastro-Genossen verbindet eines Tages wirkliche
                                                                  Freundschaft. Als sich in ihr Leben unversehens der Tod hineinschleicht
                                                                  und die beiden versuchen, damit umzugehen – überaufmerksam, Witze
                                                                  reißend und zugleich hilflos menschlich – verleiht dies dem polternden
                                                                  Duo eine zerbrechliche Würde und Größe.
                                                                  Eine subtile emotionale Entwicklung der Beziehung zweier Menschen
                                                                  zueinander, bis der Zuschauer das Gefühl hat, an einem besseren Ort
                                                                  angekommen zu sein – unweit von „Indien“ eben.

                                                                  Das Theaterstück der Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer wur-
                                                                  de mit den beiden Autoren als Roadmovie 1993 verfilmt – und machte
                                                                  das Duo in Österreich und (Süd-) Deutschland schlagartig bekannt.
                                                                  Eine ungewöhnliche Liebeserklärung an zwei wunderbare Dickschädel –
                                                                  ein Feuerwerk für zwei großartige Schauspieler.

     »Immer nur Reis, des wär nix für mi.«

26                                                                                                                                             27
FAUST I \ FAUST II                               Der Tragödie erster und zweiter Teil
                                                                                                            von Johann Wolfgang von Goethe

 »Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
  Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.«
                                                Inszenierung                Das Salzburger Theaterereignis: Mit dem ersten Teil von Goethes „Faust"
                                                Carl Philip von Maldeghem   eröffnete Intendant Carl Philip von Maldeghem 2009 seine Intendanz
                                                                            am Salzburger Landestheater. Nun geht die Produktion mit Christoph
                                                                            Wieschke als Faust, Sascha Oskar Weis als Mephisto und Shantia Ullmann
                                                Ausstattung                 als Gretchen in eine neue Runde – und ermöglicht dabei die Realisierung
                                                Christian Floeren           eines Theatertraumes für das Ensemble von Carl Philip von Maldeghem:
                                                                            „Faust I“ (am Landestheater) und der selten gespielte „Faust II“ (in der
                                                Faust I                     Felsenreitschule) in einem Spielplan – an ausgewählten Terminen sogar
                                                Wiederaufnahme              an einem Tag!
                                                3. Oktober 2013
                                                                            Er ist ein Getriebener, ein Karrierist, ein Mensch auf der Epochenschwelle,
                                                                            angehaucht vom Geist des Kapitalismus und die zerrissene Gestalt einer
                                                Landestheater               neuen Zeit, über die Goethe 1826 schrieb: „Fausts Charakter stellt einen
                                                                            Mann dar, welcher den Besitz höchsten Wissens, den Genuss der schöns-
                                                                            ten Güter für unzulänglich achtet, seine Sehnsucht auch nur im mindes-
                                                Faust II                    ten zu befriedigen. Diese Gesinnung ist der modernen so analog, dass
                                                Premiere                    mehrere gute Köpfe die Lösung einer solchen Aufgabe zu unternehmen
                                                                            sich gedrängt fanden.“
                                                12. Oktober 2013
                                                                            Im ersten Teil verspricht Mephisto, Fausts unstillbaren Taten- und Erkennt-
                                                Felsenreitschule            nishunger befriedigen zu können. Faust wettet dagegen und ist bereit,
                                                                            ihm seine Seele zu übergeben, sollte Mephisto Recht behalten. Zusammen
                                                Der Vorverkauf läuft.       unternehmen sie eine Reise durch „die kleine und die große Welt”, die sie
                                                                            hineinführt in das Leben mit all seinen Verlockungen und Verführungen.

                                                                            Der zweite Teil des „Faust“ gilt als eines der inhaltsreichsten Werke der
                                                                            Weltliteratur, als geheimnisvolles Mysterienspiel und monumentales
                                                                            Stationendrama des ewig suchenden Menschen. Über Gretchens Leiche
                                                                            führt Goethe Faust und Mephisto aus der Enge der Bürgerwelt und der
                                                                            Studierstube in die „große Welt", schickt sie auf eine phantastisch-rastlose
                                                                            Reise durch Zeiten und Räume, durch die griechische Mythologie, hinein
                                                                            ins Mittelalter, in die Neuzeit, in jenseitige Welten. Der Blick weitet sich
                                                                            vom Individuellen ins Gesellschaftliche, die ganze Welt wird Bühne für
                                                                            Fausts Machtstreben.

                                                                            Carl Philip von Maldeghem inszeniert der Tragödie zweiten Teil in der
                                                                            Salzburger Felsenreitschule, die seit der berühmt gewordenen Faust-
                                                                            Inszenierung von Max Reinhardt 1937 in der „Faust-Stadt“ von Clemens
                                                                            Holzmeister zum historischen Ort für Goethes „Faust” geworden ist. Chris-
                                                                            tian Floeren setzt in seinem Bühnenbild dem berühmten Bäumchen auf
                                                                            der Bühne der Felsenreitschule ein liebevolles Denkmal.

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ROMYS POOL                                             von Stefan Vögel
                                                                                                                                 Uraufführung

                                        Inszenierung                    Als Anna Schneiders geistige Wendigkeit mit Anfang Achtzig nachlässt,
                                        Claus Tröger                    kommt ihrem Sohn Gottlieb das Missgeschick seiner allein lebenden
                                                                        Mutter gerade Recht: Die betagte Witwe hat spätabends eine Kerze
                                                                        brennen lassen, worauf das Tischtuch Feuer fing. Anlass genug für
                                        Bühne                           Gottlieb, seine Mutter endgültig von der Notwendigkeit einer Überstel-
                                        Klaus Gasperi                   lung ins Pflegeheim zu überzeugen. Dazu passt auch ausgezeichnet,
                                                                        dass Gottlieb selbst gerade vor der Rente steht. Er will aus der Stadt
                                        Kostüme                         zurück aufs Land, um dort sein Erbe anzutreten und mit seiner Frau die
                                        Alexia Engl                     stillgelegte elterliche Frühstückspension zu reanimieren.
                                                                        Alles schiene perfekt – wenn da nur nicht Annas Träume wären … Träu-
                                                                        me von einem Swimmingpool, den sie vor Jahrzehnten in einem Kino-
                                        Premiere                        film mit Romy Schneider gesehen hat. Als dann auch noch ein geheimes
                                        16. Oktober 2013                Sparbuch von Annas verstorbenem Mann mit einer stattlichen Summe
                                                                        auftaucht, drängt Annas Hauskrankenpflegerin Ines, sich dem Druck
                                        Bühne 24 \ Marionettentheater   des Sohnes endlich zu widersetzen und ihren letzten großen Traum im
                                                                        Leben in die Realität umzusetzen. Bald rückt zu Gottliebs Schrecken ein
                                        Eine Koproduktion des           Bagger vor der elterlichen Pension an, und seine über 80-jährige Mutter
                                        Salzburger Landestheaters       nimmt plötzlich Schwimmunterricht bei einem jungen, braungebrannten
                                        mit den Vereinigten Bühnen      Bademeister. Dessen Absichten aber sind leider nicht ganz so selbstlos
                                        Bozen und dem Stadttheater      wie sie anfänglich erscheinen – genau wie jene von Krankenschwester
                                        Bruneck.                        Ines auch …

                                                                        Für die Vereinigten Bühnen Bozen, das Stadttheater Bruneck und das
                                                                        Salzburger Landestheater schrieb Stefan Vögel diese lebensnahe Komödie,
                                                                        die in Salzburg zur Uraufführung kommt und dann auch in Bozen und
                                                                        Bruneck gespielt wird. Dreh- und Angelpunkt ist Anna Schneider, die
                                                                        energische alte Dame, die ihre Welt mit viel Elan weiter gestalten will:
                                                                        Maßgeschneidert und als Liebeserklärung für die Grande Dame des
                                                                        österreichischen Theaters, Julia Gschnitzer.

                »Ein Swimmingpool?
     So ein Unsinn. In meinem Alter.«

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DIE NACKTE
                                                                    WAHRHEIT
                                                                                                                     von Paul Rudnick
                                                                                                 Deutschsprachige Erstaufführung

                                             Inszenierung        „Political Correctness ist der erklärte Feind der Komödie.“ So lautet das
                                             Marco Dott          Credo des amerikanischen Autors Paul Rudnick. „Ich denke, wenn man
                                                                 politische Ansichten durch Humor zerstören kann, dann waren sie von
                                                                 Anfang an nicht stark und überzeugend genug. Ich möchte einfach die
                                             Ausstattung         Absurdität feiern.“ Mit „The Naked Eye“, so der zweideutige Originaltitel
                                             Manuela Weilguni    kreierte Rudnick ein modernes Gesellschaftsstück, in dem festgefahrene
                                                                 Klischees humorvoll auf den Prüfstand gestellt und politische Grundsatz-
                                             Premiere            diskussionen über Zensur und die Freiheit der Kunst hinterfragt werden.
                                             23. November 2013
                                                                 Stein des Anstoßes ist eine bevorstehende Ausstellung des aufstreben-

       »Du weißt nicht, wie schwer es ist,
                                                                 den jungen Foto-Künstlers Alex Del Flavio, der das Publikum mit sexuell
                                             Landestheater       freizügigen Fotos aufrütteln möchte, um damit seiner Karriere neuen
                                                                 Schub zu geben. Eine Taktik, die zwar auch diesseits des Atlantiks schon
     die Leute immer neu zu schockieren,                         des Öfteren funktioniert haben soll, sich jedoch nicht in allen Details so
                                                                 ganz mit den Wertvorstellungen von Kuratorin Nan Bemiss deckt. Als

                              jeden Tag.«
                                                                 Mitglied im Aufsichtsrat der Galerie und Gattin des republikanischen
                                                                 Senators, der der nächste Gouverneur werden will, hat sie daher eine
                                                                 winzig kleine Bitte an den Künstler: einige anstößige Bilder sollen vor
                                                                 Eröffnung der Ausstellung entfernt werden. Womit ein turbulentes Spiel
                                                                 in Gang gesetzt wird, in dessen Verlauf so manche Maske fallen und
                                                                 mehr als eine unerwartete Wendung eintreten wird.

                                                                 Paul Rudnick stellt in seinem Stück eine Versammlung von Kunstlieb-
                                                                 habern auf die Bühne, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebens-
                                                                 einstellungen und politischen Ansichten am liebsten gegenseitig an
                                                                 die Gurgel gehen möchten, jedoch stets den schönen Schein aufrecht
                                                                 erhalten wollen und sich damit eigentlich erst recht entlarven. Die
                                                                 (amerikanische) Doppelmoral ist im Schaffen des Dramatikers immer
                                                                 wieder eine gern gewählte Zielscheibe, die schon in frühen Stücken wie
                                                                 der Shopping-Satire „I’ll take it“ oder der mehrfach ausgezeichneten
                                                                 Komödie „Jeffrey“ reichlich Gelegenheit zum Schmunzeln bietet. Ebenso
                                                                 in Rudnicks bislang größtem Erfolg, „In and Out“, der von Hollywood
                                                                 mit Kevin Kline und Tom Selleck in den Hauptrollen verfilmt wurde.

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DIE PEST  nach dem Roman von Albert Camus
                                                                                                                        Uraufführung

                                   Inszenierung                Die Stadt Oran wird von rätselhaften Ereignissen heimgesucht. Die
                                   Carl Philip von Maldeghem   Ratten kommen aus den Kanälen, keiner will es wahrhaben, dass eine
                                                               Katastrophe droht. Schon bald wütet die Pest in der Stadt. Oran wird
                                                               hermetisch abgeriegelt.
                                   Premiere
                                   18. Jänner 2014             Der Roman „Die Pest“ gehört zu den zentralen Werken des philosophi-
                                                               schen Existentialismus. Bereits kurz nach der Veröffentlichung im Juni
                                   Landestheater               1947 avancierte das Werk als großer Erfolg der französischen Literatur
                                                               zu einem Schlüsselroman der europäischen Kultur und wurde weltbe-
                                                               rühmt. Albert Camus seziert hellsichtig das menschliche Handeln im
                                                               Angesicht der Katastrophe.

                                                               Im Mittelpunkt steht die Figur des Dr. Rieux, der mit dem plötzlichen
                                                               Ausbruch einer Pestseuche in der nordafrikanischen Stadt Oran kon-
                                                               frontiert ist. In der immer unübersichtlicheren Situation manifestieren
                                                               sich menschliche Strategien für den Umgang mit der Seuche, die eine

     »Glauben Sie,                                             Parabel für die undurchschaubaren und grausamen Herausforderungen
                                                               des Lebens ist.
                                                               Dr. Rieux bleibt standhaft in einer Haltung des Humanismus und der
     alles vom Leben zu kennen?«                               unbedingten Solidarität und vermag es, ungeachtet der Absurdität und
                                                               Ungerechtigkeit, seiner Welt ein ständiges „trotzdem“ entgegenzuset-
                                                               zen. Dies markiert innerhalb des Existentialismus einen Wendepunkt,
                                                               denn neben das Element der Einsicht in die allgemeine Sinnlosigkeit der
                                                               Welt rückt die Forderung, dieser Situation mit einer ständigen Revolte
                                                               der Menschlichkeit zu begegnen.

                                                               Schon im Aufbau seines Romans hat sich Albert Camus stark am
                                                               Schema des klassischen Dramas orientiert, deswegen liegt der Gedanke
                                                               nahe, ein dramatisches Szenario zu entwickeln. Neben der Hauptfigur
                                                               des Arztes fächert Camus ein buntes Personenpanoptikum auf, das eine
                                                               vielfältige gesellschaftliche Spiegelung ergibt. Die Spielfassung von Carl
                                                               Philip von Maldeghem für das Salzburger Landestheater verdichtet den
                                                               Roman in der Perspektive des Chronisten Dr. Rieux.

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MINNA VON
                                                                             BARNHELM
                                                                                                                  oder Das Soldatenglück
                                                                                                  Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing

                                                   Inszenierung           Minna ist eine mutige junge Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand
                                                   Astrid Großgasteiger   nimmt. Als sie erfährt, wohin es ihren Verlobten Tellheim nach Kriegs-
                                                                          ende verschlagen hat, macht sie sich auf die gefährliche Reise, ihn zu
                                                                          finden.
                                                   Ausstattung            Tellheim ist vernichtet aus dem Krieg zurückgekehrt: ein gebrochener
                                                   Manuela Weilguni       Held, verwundet, entehrt. Weil man ihn wegen einer ungerechtfertigten
                                                                          Anschuldigung aus der Armee entlassen hat, steht er plötzlich mittellos
                                                   Premiere               und scheinbar ohne Lebenssinn in einer Welt, die er nicht mehr versteht.
                                                   30. Jänner 2014        Zutiefst in seiner Ehre verletzt, bricht er den Kontakt zu seiner Verlobten
                                                                          Minna von Barnhelm ab, deren Liebe er sich als sozialer „Krüppel” nicht
                                                                          mehr würdig fühlt.
                                                   Kammerspiele           Sein Zimmerwirt „degradiert” ihn zusätzlich. Er quartiert ihn in ein schä-
                                                                          biges Zimmer um, als er einen zahlungsfähigeren Gast wittert.
                                                                          Der neue Gast ist eine wohl situierte Dame, hinter der sich niemand
                                                                          anderer verbirgt als Minna von Barnhelm auf der Suche nach ihrem
                                                                          geliebten Bräutigam.
                                                                          Doch gefunden ist noch nicht wieder gewonnen: Tellheims seelische
                                                                          Verletzung und sein gebrochener Stolz fordern von Minna Nachdrück-
                                                                          lichkeit, Einfallsreichtum, List und Humor. So holt die junge, selbstbe-
                                                                          wusste Frau den von starren gesellschaftlichen Mustern männlicher
                                                                          Vernunft geprägten Tellheim nach und nach zurück ins Leben. Da
                                                                          Tellheim sich nicht helfen lassen will, ersinnt Minna einen verwegenen
                                                                          Plan, um ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Sie zwingt ihn in
                                                                          eine Situation, in der er handeln muss ...

                                                                          Lessing hinterfragt mit seinem Lustspiel den rigiden Ehrbegriff seiner
                                                                          Zeit und führt eine der ersten selbstständig agierenden Frauengestalten
                                                                          auf der Bühne ein. Mit „Minna von Barnhelm” erschafft er zudem eine
                                                                          neue Form der Komödie, der nicht mehr Stereotypen, sondern Menschen
                                                                          zu Grunde liegen.

     »Oh, über die wilden, unbiegsamen Männer,
                  die nur immer ihr stieres Auge
             auf das Gespenst der Ehre heften!«
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The King’s SpeecH
                                                                                             von David Seidler

                     Inszenierung       König wider Willen. Mit dieser Situation sieht sich in der Oscar-prämier-
                     Volkmar Kamm       ten Geschichte von David Seidler der schüchterne Bertie konfrontiert.
                                        Denn nachdem sein Bruder Edward aus Liebe zur geschiedenen Ame-
       »Er braucht   Bühne
                                        rikanerin Wallis Simpson auf die britische Krone verzichtet, liegt es mit
                                        einem Mal am zweitgeborenen Sohn von König George V., ins Rampen-
                     Konrad Kulke
     mehr Übung!«    Kostüme
                                        licht zu treten und die royalen Pflichten zu erfüllen. Kurz vor dem Eintritt
                                        Englands in den Zweiten Weltkrieg braucht das Volk nämlich vor allem
                                        eines: moralische Unterstützung. Wäre da nur nicht ein entscheidendes
                     Uschi Haug         Problem, Bertie stottert …
                                        Öffentliche Auftritte werden für den zurückhaltenden Mann zum Spieß-
                                        rutenlauf. Kein Arzt, kein Psychologe weiß Rat, bis Berties Gattin Elizabeth
                     Premiere           auf den exzentrischen Sprachtherapeuten Lionel Logue aufmerksam
                     28. Februar 2014   wird. Anfangs stoßen dessen äußerst unkonventionelle Methoden zwar
                                        auf wenig Gegenliebe, doch mit zunehmendem Erfolg wächst auch das
                     Landestheater      Vertrauen zwischen den beiden auf den ersten Blick so gegensätzlichen
                                        Männern. Bis eine unerwartete Enthüllung die neu entstandene Freund-
                                        schaft auf eine harte Bewährungsprobe stellt.

                                        Für Autor David Seidler hatte diese auf wahren Begebenheiten beru-
                                        hende Geschichte von Anfang an eine sehr persönliche Bedeutung.
                                        Als Kind während einer Atlantiküberquerung durch deutsche U-Boot-
                                        Angriffe schwer traumatisiert, stotterte Seidler in seiner Jugend selbst.
                                        Um ihm Selbstvertrauen zu geben, ließen ihn seine Eltern die Radioan-
                                        sprachen des britischen Königs George VI. verfolgen, der das Stottern
                                        überwunden hatte. „The King’s Speech“ ist Seidlers Hommage an sein
                                        Vorbild. Bereits in den 1980er Jahren hatte er die Geschichte genaues-
                                        tens recherchiert. Auf Wunsch von Queen Mum, der Witwe des Königs,
                                        brach er jedoch die Arbeit an dem Stoff zunächst ab. Erst nach ihrem
                                        Tod, im Jahre 2005, nahm Seidler das Schreiben wieder auf und stellte
                                        sein Theaterstück fertig. Weltweite Bekanntheit erlangte „The King’s
                                        Speech“ schließlich durch die Verfilmung von Tom Hooper, die 2011 für
                                        12 Oscars nominiert wurde und schließlich vier davon gewann.

                                        Am Salzburger Landestheater wird die berührende Geschichte nun
                                        von Volkmar Kamm inszeniert, der hier bereits gemeinsam mit seinem
                                        Bühnenbildner Konrad Kulke für Publikumserfolge wie „Homo Faber“
                                        oder „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ verantwortlich
                                        zeichnete.

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DIE
                                            DREIGROSCHEN
                                                    OPER
                                              Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern von Bertolt Brecht
                                                                               Nach John Gays „The Beggar's Opera”,
                                                              übersetzt aus dem Englischen von Elisabeth Hauptmann
                                                                                                  Musik von Kurt Weill

                           Musikalische Leitung             Jeremiah Peachum, genannt der Bettlerkönig, ist Unternehmer. Sein
                           Peter Ewaldt                     Geschäft ist das Mitleid. Und dieses Geschäft betreibt er systematisch
                                                            und professionell mit einer großen Reihe von „Mitarbeitern“, die er zu
                                                            bemitleidenswerten Krüppeln ausstattet und in die Stadt schickt, damit
                           Inszenierung                     die Bürger sich von ihrem schlechten Gewissen freikaufen. Der Verbre-
                           Stephanie Mohr                   cherkönig Macheath, genannt Mackie Messer, und seine Mitarbeiter
                                                            ziehen es vor, die Reichen der Stadt ungefragt um ihren Besitz zu er-
                           Ausstattung                      leichtern. Das personifizierte Streitobjekt der beiden „Geschäftsleute“ ist
                           Miriam Busch                     Peachums Tochter Polly, die Macheath hinter dem Rücken ihrer Eltern
                                                            heiratet. Als Peachum von der Hochzeit erfährt, hetzt er Macheath den

»Erst kommt das Fressen,
                                                            Polizeikommissar Brown auf den Hals. Und nun wird es selbst für einen
                           Mozarteumorchester               Verbrecherkönig mit erstklassigen Kontakten zur Obrigkeit eng, und nur
                                                            noch ein deus ex machina könnte ihn aus dieser Situation befreien …
 dann kommt die Moral!«    Premiere
                           4. April 2014                    John Gays und John Christopher Pepuschs 1728 entstandene „Bettler-
                                                            oper” bildet die Vorlage für Brechts „Dreigroschenoper“. Die im Bettler-
                           Landestheater                    milieu spielende Satire war bereits bei ihrer Erstaufführung in London
                                                            Stadtgespräch und brach bei ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1920 mit
                                                            fast 1500 Aufführungen alle Rekorde. Auch Brechts Version, die sich
                                                            im Laufe der Arbeit immer weiter von der englischen Vorlage entfernte,
                                                            wurde zum größten Theatererfolg der zwanziger Jahre. Und bis heute
                                                            ist Macheaths Frage, was denn schon der Einbruch in eine Bank im
                                                            Vergleich zur Gründung einer Bank sei, von zeitloser Aktualität.

                                                            Bertolt Brecht war gerade 30 Jahre alt und arbeitete seit vier Jahren als
                                                            Dramaturg in Berlin, als er mit der „Dreigroschenoper” in nur drei Wochen
                                                            eines der meistgespielten Bühnenstücke des 20. Jahrhunderts schrieb. In
                                                            diesem Werk vereinen sich Brechts Anspruch, politische Verhältnisse auf
                                                            der Bühne zu spiegeln und der von ihm geforderte Unterhaltungswert von
                                                            Theater nahezu perfekt. Keinen geringen Anteil daran trägt natürlich Kurt
                                                            Weills Musik, mit ihren schrägen und doch einprägsamen Melodien wie
                                                            beispielsweise der „Moritat von Mackie Messer”.

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Die schönen Tage
                                              von Aranjuez
                                                                                       Ein Sommerdialog von Peter Handke

                                          Premiere         Ein großes Vorbild, dem es zu folgen gilt, hat Peter Handke sich allein
                                          11. April 2014   schon mit dem Titel gesetzt, der auf die ersten Zeilen von Friedrich Schil-
                                                           lers „Don Karlos“ Bezug nimmt. „Die schönen Tage von Aranjuez sind
                                                           nun zu Ende.“ Doch was folgt danach? Schillers Antwort kennen wir.
                                          Kammerspiele     Doch als Handkes allegorisch poetischer Schlagabtausch einsetzt, ist die
                                                           südlich von Madrid gelegene Stadt am Ufer des Tajo schon lange keine
                                                           königliche Residenz mehr und die tragische Geschichte des spanischen
                                                           Infanten nur noch ein Schatten der Vergangenheit.

                                                           Mit radikaler Schlichtheit gestaltet der Autor diesen „Sommerdialog“
                                                           als verbales Gefecht zwischen zwei Menschen. Pures Theater, reduziert
                                                           auf die Macht des Wortes. Auf der Bühne ein Mann und eine Frau,
                                                           unschlüssig, wer von ihnen den Anfang wagen, wer den Stein ins Rollen
                                                           bringen soll. Zeit und Ort der Handlung bleiben diffus. „Zeitlos”, so
                                                           Handke, „auch die Gestalten selber, außerhalb gleichwelcher Aktualität

     »Es ist kein Tag zum Rätselraten!«                    und gleichwelchen historischen und sozialen Rahmens, auch sie mehr
                                                           Ahnung als Gegenwart.“

                                                           In seinem „Dramatischen Gedicht“ legt Schiller die Titel gebenden Wor-
                                                           te dem Beichtvater des Königs in den Mund, suggeriert damit Weisheit
                                                           und Vergänglichkeit zugleich und breitet im selben Moment einen
                                                           Schleier der Melancholie über die Szene. In diesem Geiste legen auch
                                                           Handkes Protagonisten gewissermaßen vor den Augen des Publikums
                                                           ihre intimen Bekenntnisse ab, berichten von den Höhen und Tiefen ihres
                                                           Lebens, vom Mann-Sein und Frau-Sein, und von der Liebe. Immer wieder
                                                           subtil durchsetzt mit kleinen Anspielungen an biblische Gleichnisse,
                                                           griechische Tragödien und Theatergrößen wie Schiller und Co.
                                                           Je tiefer die Schichten der Seele, in die der Dialog vorstößt, umso klarer
                                                           wird das Macht- und Abhängigkeitsverhältnis, in welchem die beiden
                                                           Protagonisten zueinander stehen. Doch wie lange kann dieser Dialog
                                                           ein Gespräch bleiben, ohne dabei die Regeln zu durchbrechen?

42                                                                                                                                       43
Gesundheit!
                                                                                                               Eine theatrale Heilkunde

                                       Szenische Konzeption und    Eine Studie der Robert-Jungk-Stiftung Salzburg belegt als einen der
                                       Inszenierung                vorrangigen Themenkreise der kommenden Jahre die Entwicklung im
                                                                   Gesundheitswesen. Und tatsächlich gibt es wohl kaum ein Thema, das
                                       Astrid Großgasteiger
                                                                   für alle Menschen von so großer Bedeutung ist, wie dieses. Ob persön-
                                                                   lich erlebt oder im Familien- und Bekanntenkreis durchlebt und durch-
                                       Premiere                    litten, Krankheit ist eine entscheidende Wende im Zusammenleben von
                                       15. Mai 2014                Menschen.

                                       Kammerspiele                Immer mehr Ärzte, Krankenschwestern und Patienten beklagen das
                                                                   Voranschreiten des Kostendrucks im Gesundheitswesen: Was ist ein
                                                                   gesundes Menschenleben wert – und was darf es kosten?
                                                                   Führt uns die Medizin des Fortschritts zwangsläufig in eine Zweiklassen-
                                                                   gesellschaft – derer, die von den neuen Technologien profitieren und
                                                                   derer, die keinen Zugang dazu haben? Diese und andere Fragen will das
                                                                   Projekt „Gesundheit!” spielerisch beleuchten und beantworten.
                                                                   Die Idee ist es, Theater als öffentliche Plattform der Menschen dieser
                                                                   Stadt zu begreifen. In einer Gesellschaft, in der nach Formen der Bür-
                                                                   gerbeteiligung gesucht wird, ist die Öffnung der Bühne für Bürger ein
                                                                   konsequenter und fast zwingender Schritt.
                                                                   Nach erfolgreichen Produktionen, die das Salzburger Landestheater in
                                                                   enger Zusammenarbeit mit Salzburger Bürgerinnen und Bürgern als
                                                                   „Experten des Alltags” entwickelt hat, entsteht auch dieser Abend in einer
                                                                   Zusammenarbeit von Schauspielern und Mitgliedern der Bürgerbühne
                                                                   und auch der Spieltext wird auf Anregungen von betroffenen und deshalb
                                                                   sachverständigen Menschen aus der direkten Umgebung beruhen.

                                                                   Außerdem setzt das Salzburger Landestheater die bereichernde Arbeit
                                                                   mit Schriftstellern fort. In Planung ist, das gesammelte Material von
                                                                   einem Dichter in einer Art „work in pogress” zu einem Stück ausarbeiten
                                                                   zu lassen.

                                                                   Mit dieser Produktion soll die Arbeit der Bürgerbühne potenziert wer-
                                                                   den, die unter dem Stichwort „Partizipation” einen neuen Schwerpunkt
                                                                   in der Arbeit des Salzburger Landestheaters einnimmt.

     »Es gibt 1000 Krankheiten,
     aber nur eine Gesundheit.«
                 Arthur Schopenhauer

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CAVEMAN                                                                               HOMO FABER
                                                                                          von Rob Becker                                                                                               von Max Frisch

     Inszenierung                    Die Theater-Offenbarung für alle, die eine Beziehung führen, führten          Inszenierung               Eine Erfolgsgeschichte geht in die fünfte Spielzeit: Regisseur Volkmar
     Chris Lohner                    oder führen wollen. Der amüsante Monolog über das komplizierte und            Volkmar Kamm               Kamm hatte seine Bühnenversion des „Homo Faber“ von Max Frisch am
                                     vergnügliche Zusammenleben zwischen Mann und Frau ist seit 1995                                          Salzburger Landestheater bereits in der Spielzeit 2009/2010 erarbeitet.
                                     ein Dauerbrenner am Broadway und trat von dort seinen weltweiten                                         Wegen der großen Nachfrage kommt die Produktion nun erneut auf den
     Premiere                        Siegeszug an.                                                                 Ausstattung                Spielplan.
     8. November 2013                                                                                              Konrad Kulke
                                     Eines Nachts geschieht das Unfassbare! Im magischen „Unterwäsche-                                        „Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich
     Bühne 24 \ Marionettentheater   kreis“ begegnet Stefan seinem Urahn aus der Steinzeit, der ihn an Jahr-       Wiederaufnahme             gewohnt, mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen" – so
                                     tausende alter Weisheit teilhaben lässt: Männer sind Jäger und Frauen         3. Dezember 2013           beschreibt Walter Faber, die Hauptfigur in Max Frischs 1957 entstan-
     In Kooperation mit dem          sind Sammlerinnen; eine Tatsache, die die menschliche Evolution bis                                      denem Roman, in einem klaren Satz sich und seine Welt. Und dann,
     Theater Mogul                   heute anscheinend nicht ändern konnte. Was der Durchschnittsmann                                         entgegen aller Wahrscheinlichkeit, begegnet er dem Unvorhersehbaren,
                                     schon immer vermutet hat, weiß Stefan nun aus erster Hand und fragt
                                                                                                                   Kammerspiele               das seine Welt, seine Gefühle und seinen Verstand verwirrt: Eine Kette
                                     sich: „Warum betrachten wir Frauen und Männer nicht einfach als zwei                                     von Zufällen lässt Walter Faber auf einer Schiffspassage von New York
                                     völlig unterschiedliche Kulturen? Mit verschiedenen Sprachen, verschie-                                  nach Frankreich der jungen Sabeth begegnen.
                                     denen Verhaltensweisen und verschiedener Herkunft?”                               »Du bist ein Mann,     Ausgerechnet sie, die ihn an seine Jugendliebe Hanna erinnert, wird
                                     Von dieser Erkenntnis beflügelt, erforscht Stefan das befremdliche Uni-
                                     versum der Sammlerinnen: diese geheimnisvolle Welt von besten Freun-
                                                                                                                            ich eine Frau –   zu seinem Schicksal. Und er verliebt sich und beginnt mit ihr eine Reise
                                                                                                                                              durch Europa, die zurück in ihre Vergangenheit führt. Er ahnt, was er
                                     dinnen, Einkaufen und Sex. Mit innerem Mitteilungsbedürfnis, trockenem      das ist ein Unterschied.«    nicht wissen will: dass sie seine Tochter ist. Doch dann stirbt Sabeth. Nicht
                                     Humor und ironischem Blick beobachtet Stefan auch die Lebensweise des                                    an dem Gift eines Schlangenbisses, sondern an den unerkannten Folgen
                                     Jägers. Er enthüllt, welche Erfüllung „Rumsitzen, ohne zu reden“ bedeuten                                eines Sturzes. In ihrer Trauer begegnen sich die Eltern neu. Homo Faber,
                                     kann, warum Männer durch das Fernsehprogramm zappen müssen und                                           der Techniker, scheitert an der Unberechenbarkeit des Lebens, das ihn mit
                                     dass eine Unterhaltung unter Jägern mit den Worten „Lass uns in den                                      seiner Schuld und mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert.
                                     Keller gehen, Sachen bohren“ beginnt und gleichzeitig endet.                                             Auch über fünfzig Jahre nach dem Erscheinen des Romans berührt
                                                                                                                                              diese Metamorphose des Rationalisten Faber zum Liebenden, und gilt
                                     Der Amerikaner Rob Becker schrieb mit „Caveman“ das erfolgreichste                                       als ein eindringliches Beispiel dafür, wie schnell die menschliche Natur
                                     Solo-Stück in der Geschichte des Broadways. Die brillante Offenbarung                                    die Begrenztheit ihrer Kräfte vergisst.
                                     über die komplizierte und vergnügliche Beziehung zwischen Mann und
                                     Frau ist nun in Österreich in einer Kooperation des Theaters Mogul und                                   In seiner Bühnenfassung hat Volkmar Kamm aus der Komplexität der
                                     des Salzburger Landestheaters in einer Neuübersetzung zu erleben.                                        Romanvorlage jenen Teil der Handlung herausgelöst, der sich auf die
                                     Rob Beckers „Caveman“, inszeniert von Schauspielerin und Moderatorin                                     späte Wiederbegegnung von Walter Faber und Hanna konzentriert.
                                     Chris Lohner, feierte im Jänner 2013 mit Stefan Rager als Caveman                                        Am Salzburger Landestheater hat er mit seinem Ausstatter Konrad Kulke
                                     seine umjubelte Premiere in Wien und kommt im November 2013 nach                                         beeindruckende Inszenierungen geschaffen. Neben „Homo Faber“,
                                     Salzburg auf die Bühne 24 des Landestheaters.                                                            „Glasmenagerie“ und „Top Dogs“ stellte er in der Spielzeit 2012/2013
                                                                                                                                              eine rasante 4-Personen Fassung von Thomas Manns charmantem Hoch-
»Ich bin kein Scheißkerl.«           Aus dem „Caveman.at“-Gästebuch:                                                                          stapler „Felix Krull“ in den Kammerspielen vor.
                                     Anton: „Wahnsinn, weil lustig und doch soviel Wahrheit dahinter. Wäh-
                                     rend des Lachens musste ich erkennen, dass einige Dinge ganz genau-
                                     so auch bei uns zu Hause laufen. Herrlich erfrischend und informativ
                                     zugleich. Ein gelungener Abend! Danke!“

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