Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB

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Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB
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26 BLICKPUNKT

                „Dem
   Material-Mix
                gehört die Zukunft“
                          NACHHALTIGES BAUEN MIT
                          HOLZ, STAHL UND BETON
                          VON DR. STEFAN FUCHS
Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB
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                                                                                            FOCUS 27

                                                                                          FOTOS: MARKUS BREIG, IRINA WESTERMANN, MAGALI HAUSER
Trotz der Forschung an innovativen Bau-         rika, wo Eigenheime aus Holz die Regel sind,
materialien werden die Baustoff-Klassiker       werden die Möglichkeiten des modernen
noch lange nicht wegzudenken sein: Holz,        Holzbaus hierzulande jedoch noch nicht aus-
Stahl und Beton. Durch eine intelligente        geschöpft. Vor allem in den Innenstädten und
Kombination der drei Materialien kann           bei Industrie- und Geschäftsgebäuden ist
Bauen zukünftig nachhaltiger werden.            Holzbau immer noch eine Seltenheit. Aller-
                                                dings werden bereits heute über 90 Prozent
Der Anteil der mit Holz errichteten Wohnge-     des in unseren Wäldern nachwachsenden
bäude ist im Südwesten inzwischen auf ein       Rohholzes entnommen. Auch Holz ist eine
gutes Drittel gestiegen. Der Baustoff Holz      nicht beliebig zur Verfügung stehende Res-
liegt im Trend. Er entspricht einer Sehnsucht   source.
vieler Menschen, denn er wird mit Natürlich-
keit und Behaglichkeit assoziiert. Zudem för-   Keine Nachhaltigkeit ohne Langlebigkeit
dert die Landesregierung Baden-Württem-         Tatsächlich speichert Holz als nachwachsen-
berg klimafreundliches Bauen mit dem rege-      der Baustoff CO2 aus der Atmosphäre und ist
nerativen Baustoff. Im Vergleich zu Nordame-    damit klimaneutral. Im Sinne eines effektiven
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                                       28 BLICKPUNKT
           FOTO : AMADEUS BR AMSIEPE

                                                                                                                                                             FOTO : IRINA WESTERMANN
                                                       Dr. Carmen Sandhaas vom
           FOTO : IRINA WESTERMANN

                                                       KIT Holzbau und Baukon­
                                                       struktionen beschäftigt
                                                       sich damit, wie Holz
                                                                                                        de in allen konstruktiven Details so bauen, dass
                                                       ­möglichst effizient und
                                                        langlebig als Baustoff
                                                                                                        die Holzstruktur nicht verrotten kann. Die
                                                        ­eingesetzt werden kann                         Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter zeigen,
                                                        Dr. Carmen Sandhaas
                                                                                                        wie man eine Lebensdauer von hunderten von
                                                        from the KIT Timber                             Jahren erreichen kann. Sie sind in der Regel auf
                                                       ­Construction and                                einem Steinsockel errichtet, weil die Feuchtig-
                                                        Structural Design Group                         keit in der Nähe des Erdbodens am größten ist.
                                                        is ­concerned with how
                                                                                                        In manchen Fällen besteht das gesamte Erdge-
                                                        wood can be used as
                                                        a building material as
                                                                                                        schoss aus mineralischen Baustoffen“, sagt
                                                        ­efficiently and durably                        Sandhaas. „Einheimisches Holz muss dabei je-
                                                         as possible                                    doch durch entsprechende Dachüberstände
                                                                                                        geschützt werden. Unter dem Dach vorstehen-
                                                                                                        de Balken sollten abgeschrägt verbaut werden,
                                                                                                        damit kein Wasser ins Stirnholz eindringen
                                                                                                        kann. Bei Brückenbauten kennt man schon
                                                                                                        lange sogenannte Opferbretter, die die tragen-
                                                                                                        de Konstruktion schützen und regelmäßig er-
                                                                                                        neuert werden. Unser Forschungsprojekt
                                                                                                        ‚Musterdetails für den baulichen Holzschutz‘
                                                                                                        entwickelt in diesem Sinne detaillierte Richtlini-
                                                                                                        en, um die Langlebigkeit zu garantieren.“

                                                                                                        Weg vom Holzpurismus
                                                                                                        Ein weiteres Forschungsvorhaben am KIT
                                                                                                        Holzbau und Baukonstruktion bemüht sich
                                                                                                        um eine möglichst große Wandelbarkeit von
                                                                                                        Gebäuden. „Auch das ist ein Beitrag zur Lang-
                                                                                                        lebigkeit. Gemeinsam mit Kolleginnen und
                                                                                                        Kollegen der TU Kaiserslautern entwickeln wir
                                                       Klimaschutzes muss das Holz aber in mög-         ein Gebäude, das sein Leben als Parkgarage
FOTO : IRINA WESTERMANN

                                                       lichst langlebigen Gebäuden verbaut wer-         beginnt und dann irgendwann zum Wohnge-
                                                       den, damit das darin gespeicherte Klimagas       bäude wird“, erläutert Sandhaas. „Dafür eig-
                                                       so spät wie möglich wieder freigesetzt wird.     nen sich Hybridbauten besonders gut. Wir
                                                                                                        müssen weg von einem dogmatischen Puris-
                                                       Das ist ein Aspekt, der für Dr. Carmen Sand-     mus, der alles nur aus Holz bauen will.“ So
                                                       haas, Koordinatorin und Geschäftsführerin des    biete es sich beispielsweise bei einem zehnge-

                                       HOLZ
                                                       KIT Holzbau und Baukonstruktion an der Ver-      schossigen Wohnhaus an, den Treppenhaus-
                                                       suchsanstalt für Stahl, Holz und Steine (VAKA)   kern aus Stahlbeton zu errichten und darum
                                                       des KIT, im gegenwärtigen Holzbauboom oft        herum mit Holz zu bauen. Für ein hohes Ge-
                                                       vergessen wird. „Dazu muss man das Gebäu-        bäude erreiche man so die notwendige Stei-
Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB
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                                                                                                                                            FOCUS 29

                                                        Dr. Tim Zinke vom KIT
                                                          Stahl- und Leichtbau
                                                               und Dr. Carmen
                                                      ­Sandhaas im Holzlabor
                                                     der Versuchsanstalt für
                                                        Stahl, Holz und Steine
                                                         des KIT: „Die Zukunft
                                                            liegt in der Kombi­
                                                     nation von Materialien“
                                                         Dr. Tim Zinke of KIT’s
                                                        Steel and Lightweight

                                                                                                                                                         FOTO : AMADEUS BR AMSIEPE
                                                        Structures Group and
                                                     Dr. ­Carmen Sandhaas in
                                                      the wood laboratory of
                                                     the Research Center for
                                                            Steel, Timber, and
                                                       ­Masonary at KIT: „The
                                                     future lies in the combi­
                                                           nation of materials“

figkeit mit sehr viel weniger Material, sagt sie.   projekt „Segmentlamellenholz“ ist für Car-
Die Hybridbauweise sei auch ideal für die not-      men Sandhaas ein Beispiel dafür, wie man
wendige Nachverdichtung in den Städten.             Materialverluste bereits im Sägewerk gering
„Viele der älteren Gebäude sind für den Aus-        halten kann. Gegenüber der traditionellen
bau mit weiteren Stockwerken statisch nicht         Brettherstellung lasse sich die Ausbeute um
ausgelegt. Durch das geringere Gewicht kann         20 Prozent steigern, wenn man aus dem
mit Holz dennoch zusätzlicher Wohnraum ge-          Stamm trapezartige Kuchenstücke säge, die
schaffen werden“, erklärt Sandhaas.                 man dann gegeneinander gedreht wieder zu
                                                    Brettern verleime. Die Kombination von Bau-
Abfallvermeidung                                    materialien sei auch eine Strategie des scho-
Knappe Ressourcen verlangen nicht nur effi­         nenden Umgangs mit den Ressourcen, sagt
zienten Materialeinsatz in der Konstruktion,        sie. Nutze man konsequent die Vorteile des
auch der Verarbeitungsprozess muss in die-          jeweiligen Materials, könne man den Ver-
sem Sinne optimiert werden. Das Forschungs-         brauch jedes einzelnen Baustoffes minimieren.

                                                                                  ANZEIGE

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Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB
> 0321
                              30 BLICKPUNKT
    FOTO : IRINA WESTERMANN

                                     Geschlossener Stahlkreislauf
                                     Ähnlich wie beim Holz ist beim Baustahl die
                                     Quote der direkten Wiederverwendung von           The Future Belongs to the Mix of Materials
                                     konstruktiven Elementen aus Rück- oder Um-
                                     bauten relativ gering. Gerade einmal elf Pro-     Sustainable building with wood, steel, and concrete
                                     zent des recycelten Stahls finden den Weg in      TR ANSL ATION : MAIKE SCHRÖDER
                                     einen zweiten Lebenszyklus, ohne den Pro-
                                     zess der Wiedereinschmelzung durchlaufen          Wood, steel, concrete – many researchers at KIT study the use of these three materials in
                                     zu haben. „Man wird keinen gebrauchten            buildings, roads, or bridges. As in most other scientific disciplines, sustainability plays an
                                     Brückenträger wieder in eine Brücke einbau-       increasingly important role. When resources become scarcer and, hence, more expen-
                                     en. Nach 70 oder 100 Jahren ist die Gefahr zu     sive, it is even more important to find out how buildings can be made more durable and
                                     groß, dass die Bauteile inhärente Schäden         the materials needed more recyclable. Quite a few approaches to achieving these goals
                                     aufweisen. Was stattfindet, ist eine Art          are pursued at KIT.
                                     Downcycling, beispielsweise durch die Ver-
                                     wendung in landwirtschaftlichen Gebäuden,         Wood is in line with the current trend, but not available in unlimited amounts. For this
                                     wo die Anforderungen nicht so hoch sind“,         reason and for effective climate protection, buildings should be durable for long periods.
                                     erklärt Dr. Tim Zinke, Verantwortlicher für Le-   “All construction details of a building have to be such that a wooden structure cannot
                                     benszyklusanalysen und für die Modellierung       rot,” says Carmen Sandhaas, Coordinator and Managing Director of the Timber Con-
                                     von Gebäudeinformationen am KIT Stahl-            struction and Structural Design Group of KIT’s Research Center for Steel, Timber, and
                                     und Leichtbau. „Dafür ist die Sammelrate bei      Masonry. Research covers optimization of durability, transformability, and processing.
                                     Baustahl beeindruckend. Mit 99 Prozent ist        Like wood, structural steel is reused to only a small extent. However, its 99 percent col-
                                     der Kreislauf beim Stahlschrott praktisch ge-     lection rate is impressive. Reusing steel scrap is worthwhile. Compared to smelting from
                                     schlossen. Wenn man sich vor Augen führt,         ion ores, only one fifth of the energy is needed to produce new steel from it. “Probably,
                                     dass nahezu die Hälfte der weltweiten Stahl-      we will only use steel from disassembled buildings in fifty years from now,” predicts Dr.
                                     produktion auf dem Bau eingesetzt wird, ist       Tim Zinke, who is responsible for life cycle analysis and modeling of building information
                                     das zugleich ein bedeutender Beitrag zur Res-     in the Steel and Lightweight Structures Group. Zinke is convinced that “the future be-
                                     sourcenschonung und zur Energieeffizienz“,        longs to the combination of materials.” As regards concrete structures in building mate-
                                     ergänzt Zinke. Tatsächlich braucht man im         rials, there also is a clear trend towards hybrid high-tech materials. To solve corrosion
                                     Vergleich zur Verhüttung aus Eisenerzen nur       problems in reinforced concrete, combinations of concrete and wood and of concrete
                                                                                       and fabric fibers are being tested. Professor Frank Dehn, Head of the Institute of Con-
                                                                                       crete Structures and Building Materials and of the Materials Testing and Research Insti-
                                                                                       tute (MPA), thinks that extending service life is an indirect, but highly effective way to
                                                                                       enhance sustainability. However, this requires a better understanding of materials. The
                                                                                       cement binder is the weak spot of concrete from the ecological perspective. Global ce-
FOTO : LEAW197340 /
 STOCK.ADOBE.COM

                                                                                       ment production in the amount of four billion tons is responsible for eight percent of all
                                                                                       CO2 emissions. Work at KIT focuses on enhancing the sustainability of production and on
                                                                                       replacing the cement in concrete with alternative materials. n

                                                                                       Contact: carmen.sandhaas@kit.edu, tim.zinke@kit.edu, frank.dehn@kit.edu

STAHL
Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB
> 0321
                                                                                                                                                           FOCUS 31

 ein Fünftel der Energie, um aus Stahlschrott

                                                                                                               FOTO : AMADEUS BR AMSIEPE
 neuen Stahl herzustellen, was allerdings die
 Schrottpreise auf dem Weltmarkt nach oben
 treibt. „Wenn wir genug Stahlschrott hätten,
 könnten wir Stahl sehr viel energieeffizienter
 herstellen. Möglicherweise werden wir uns in
 50 Jahren ausschließlich aus dem Rückbau
 der Bestandsgebäude bedienen. Das wird
 den Stahlmarkt fundamental verändern“, pro-                         Dr. Tim Zinke ist Verantwortlicher
                                                                         für Lebenszyklusanalysen und
 gnostiziert Zinke.
                                                                    koordiniert die Forschungsprojekte
                                                                           am KIT Stahl- und Leichtbau
 Kombimaterialien
                                                                       Dr. Tim Zinke is responsible for life
 „Die Zukunft liegt in der Kombination von                             cycle analyses and coordinates the
 Materialien“, davon ist der Stahlbau-Experte                        ­research projects in KIT’s Steel and
 überzeugt. „Wir haben begrenzte Mengen                                     ­Lightweight Structures Group
 Stahl, aber auch Holz ist nicht unbegrenzt
 verfügbar. Wenn wir jetzt alles aus Holz bau-       jekt des KIT Stahl- und Leichtbau in Koopera-                                                               Der Wiederver­

                                                                                                               FOTO : IRINA WESTERMANN
 en wollten, müssten wir mehr abholzen, als          tion mit dem KIT Holzbau und Baukonstrukti-                                                              wertungs-Kreislauf
                                                                                                                                                                   ist beim Stahl­
 die Wälder hergeben.“ Auch die Stahlproduk-         onen. Dabei werden Stahlträger von Holz in
                                                                                                                                                                  schrott nahezu
 tion lasse sich nicht beliebig hochfahren, sagt     verschiedenen Dicken ummantelt. Stahl ist im                                                            ­geschlossen. Trotz­
 ­Zinke. „Deshalb sehen wir im Mix der Materia­      Verhältnis zum Eigengewicht sehr tragfähig.                                                                dem ist Stahl nur
  lien die Zukunft. Wenn wir die Eigenschaften       Bei optimierten leichten Profilen kann aber                                                             begrenzt verfügbar
  der unterschiedlichen Materialien so kombi-        ein sogenanntes Biegedrillknicken eintreten.                                                              The recycling loop
  nieren, dass sie sich gegenseitig optimieren,      Das heißt, der Stahlträger biegt sich unter                                                                 is virtually closed
  können wir mit weniger Material gleiche            senkrechtem Druck zur Seite. Dieses Verbie-                                                                    for steel scrap.
  Tragfähigkeiten erreichen, Ressourcen einspa-      gen kann eine Ummantelung oder Verschrau-
                                                                                                                                                              ­Nevertheless, steel
                                                                                                                                                               is only available in
  ren und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leis-     bung mit Holz verhindern. Überraschender-                                                                  limited quantities
  ten.“ Der gute alte Stahlbeton demonstriert die­   weise übernimmt das Holz in dieser Kombina-
  ses Modell bereits seit der Mitte des 19. Jahr-    tion auch die Rolle des Brandschutzes. Im
  hunderts. Heute kommt eine Vielzahl innova-        Feuer bildet sich auf der Ummantelung eine
  tiver Kombinationen hinzu. „HoStaBau“ (Holz-­      millimeterdicke Schicht Holzkohle, die das
  ­Stahl-Hybridbauweise) ist ein Forschungspro-      weitere Eindringen der Flammen verhindert.

                                                                               ANZEIGE

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02

     Themen rund um den Wohnungs- und Städtebau haben Hochkonjunktur, denn Klimafolgen und gesellschaftlicher Wandel
     stellen uns heute vor große Herausforderungen. Als Expertinnen und Experten für Bau- und Verfahrenskultur leisten die
     Mitglieder der Architektenkammer Baden-Württemberg in den Bereichen Architektur, Innen- und Landschaftsarchitektur
     sowie Stadtplanung einen großen Beitrag mit der Gestaltung qualitätsvoller und resilienter Lebensräume für zukunfts-
     fähige Städte und ländliche Räume. Bei der Wahrnehmung dieser Verantwortung unterstützt die Architektenkammer ihre
     Mitglieder und vertritt die Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Ob Führen der Berufsbezeichnung, Bauvorlagerecht,
     Beratungsleistungen, Fortbildungsangebote oder Altersversorgung: Mitglieder haben viele Vorteile.
                 03
                                                                                                    04                                     wissen, was möglich ist.
                       Gerne informieren wie Sie über den Berufseinstieg
                       und Ihre Eintragung in die Architektenliste.                                                                        die Architekten.
                       Besuchen Sie uns im Internet: www.akbw.de.                                         Architektenkammer Baden-Württemberg
                       Wir freuen uns auf Sie.                                                            Danneckerstraße 54 70182 Stuttgart
                                                                                                          Telefon 0711 2196-0 | www.akbw.de
Material-Mix gehört die Zukunft" - " Dem - IMB
> 0321
                           32 BLICKPUNKT

                                                                                      Professor Frank Dehn,
     FOTO : MARKUS BREIG

                                                                                      Leiter des I­nstituts für
                                                                                      Massivbau und Bau­

                                                                                                                                                                                      FOTO : LYDIA ALBRECHT
                                                                                      stofftechnologie so­
                                                                                      wie der Material­
                                                                                      prüfungs- und
                                                                                     ­Forschungsanstalt
                                                                                      (MPA) des KIT
                                                                                     Professor Frank Dehn,
                                                                                     Head of the Institute
                                                                                     of Concrete Structures
                                                                                     and ­Building Materials
                                                                                     and the Materials
                                                                                     Testing and Research
                                                                                     Institute (MPA
                                                                                     ­Karlsruhe) at KIT

                                  Hightech im Massivbau                              werks, in der die Zusammensetzung der Ma-           Infrastrukturbau haben wir noch reichlich Luft
                                  Auch den erprobten Mix aus Stahl und Beton         terialien detailliert dokumentiert wird. Dann       nach oben, da liegen die Recyclingraten mit
                                  entwickeln Forschende in neuen Projekten           kann man rückverfolgen, wie sich die Bauteile       50 Prozent weit unter denen im Straßenbau“,
                                  weiter. So experimentiert man am KIT Stahl-        über die Zeit verändern“, sagt Dehn. An sei-        sagt er. „Mithilfe von automatisierter Material­
                                  und Leichtbau mit Stahlstützen, die von einer      nem Institut werden numerische Modelle ent-         erkennung ließe sich das mit einem vertretba-
                                  losen Ummantelung aus Edelstahlblech umge-         wickelt, in die diese Daten eingebracht wer-        ren Aufwand machen.“
                                  ben sind. Sie wird mit Beton verfüllt. Die dabei   den. Sie erlauben äußerst genaue Prognosen
                                  entstehende unregelmäßige Form kann nach           zu den Alterungsprozessen.                          Ideal im Sinne der Kreislaufwirtschaft wäre
                                  bionischen Kriterien, das heißt nach Prinzi­                                                           auch im Bereich des Betons eine direkte Ver-
                                  pien, die von der Natur abgeschaut wurden,         Zementersatz                                        wendung ganzer Bauteile. Beispielsweise
                                  durch entsprechende Computerprogramme              Das Bindemittel Zement ist die ökologische          eine Betonwand oder Betondecke, die, aus
                                  optimiert werden.                                  Achillesferse des Massenbaustoffs Beton. Ze-        einem abgerissenen Gebäude ausgebaut,
                                                                                     ment ist mit einer Weltproduktion von 4 Milli-      Platz in einem neuen Bauwerk findet. „Vo­
                                  Im Bereich des Massivbaus zeigt die Entwick-       arden Tonnen für 8 Prozent der CO2-Emissio-         raussetzung dafür ist, dass man so konstru-
                                  lung hybrider Materialien ebenfalls einen          nen verantwortlich. Das entspricht nahezu           iert und die Bauteile so fertigt, dass sie eins
                                  deutlichen Trend Richtung Hightech. Und            dem Vierfachen dessen, was der gesamte              zu eins umgenutzt werden können, und man
                                  auch ihr Einsatz soll die Nutzungsdauer von        Luftverkehr verursacht. Ursache ist nicht nur       sicher sein kann, dass der Bestandsbeton
                                  Gebäuden verlängern. Um die Korrosionspro-         der hohe thermische Aufwand bei der Herstel-        noch genügend tragfähig ist.“ Für Frank
                                  bleme des Stahlbetons zu lösen, werden auch        lung von Beton, zwei Drittel entfallen auf roh-     Dehn könnten auch hier die Computersimu-
                                  Kombinationen von Beton und Holz oder von          stoffbedingte Emissionen während des Her-           lationen zur Verifizierung der Langlebigkeit
                                  Beton und Textilfasern erprobt. Nimmt man          stellungsprozesses. In einem von der Dres.          des Betons eine Rolle spielen, die an seinem
                                  beispielsweise Carbon als alternatives Beweh-      Edith und Klaus Dyckerhoff-Stiftung geförder-       Institut entwickelt werden. Er ist davon über-
                                  rungsmaterial anstelle von Stahl, ließe sich die   ten Projekt erforschen Wissenschaftlerinnen         zeugt, dass die Bezahlbarkeit des Bauens die
                                  durchschnittliche Nutzungsspanne nahezu ver­       und Wissenschaftler am Institut für Massivbau       wichtigste soziale Komponente der Nachhal-
                                  doppeln. Die Nutzungsdauer zu verlängern,          und Baustofftechnologie des KIT, ob man             tigkeit darstellt. „Wir werden auf den Mas-
                                  hält auch Professor Frank Dehn, Leiter des In­     durch eine mechanische und thermische Auf-          senbaustoff Beton auch in Zukunft nicht ver-
                                  stituts für Massivbau und Baustofftechnologie      arbeitung von Betonbrechsand den Zement             zichten können, weil er im Vergleich zu ande-
                                  sowie der Materialprüfungs- und Forschungs-        im Beton ganz oder teilweise ersetzen kann.         ren Baustoffen für eine Mehrheit der Men-
                                  anstalt (MPA) des KIT, für einen zweiten, zwar     Betonbrechsand entsteht als Feinfraktion beim       schen erschwinglich ist. Technologische Wol-
                                  indirekten, aber enorm effektiven Pfad zur         Zermahlen von Altbeton aus dem Rückbau. In          kenkuckucksheime wird es unter diesem As-
                                  Nachhaltigkeit. Voraussetzung dafür sei aber       einem anderen Forschungsprojekt des Insti-          pekt nicht geben können.“ n
                                  ein besseres Verständnis des Mate­rials. „Wir      tuts wird bereits der Einsatz dieser Partikel mit
                                  brauchen eine Art Geburtsurkunde jedes Bau-        einer Körnungsgröße von unter zwei Millime-         Kontakt: carmen.sandhaas@kit.edu,
                                                                                     tern als Ersatz für den knappen Sand und Kies                tim.zinke@kit.edu,
                                                                                     in der Betonherstellung geprüft. „Sollte es ge-              frank.dehn@kit.edu
                                                                                     lingen, ihn als Bindemittelersatz aufzuarbei-
FOTO : GÜNTER ALBERS /
   STOCK.ADOBE.COM

                                                                                     ten, wäre dies ein eindrucksvolles Beispiel für     Einen Podcast mit ­  Professor Frank Dehn zum
                                                                                     Upcycling“, sagt Dehn. Ansonsten ist auch bei       Netzwerk solid UNIT, welches an nachhaltigem
                                                                                     mineralischen Baustoffen eher Downcycling           Betonbau forscht, finden Sie unter:
                                                                                     die Regel. Die sortenreine Sortierung beim          www.sek.kit.edu/2203_5941.php
                                                                                     Rückbau stelle eine hohe Hürde dar. Der Leiter      For a Podcast (in German) with professor Frank
                                                                                     des Massivbauinstituts hat aber die Hoffnung,       Dehn on the ­solid UNIT network, which ­conducts

BETON
                                                                                     dass hier künftig künstliche Intelligenz zum        ­research on ­sustainable concrete ­construction,
                                                                                     Einsatz kommen könnte. „Im Gebäude- und              click: www.sek.kit.edu/2203_5941.php
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