MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Begleitmaterial zur Vorstellung

MEDEAS TÖCHTER*

                                                       © Corinne Eckenstein

Dschungel Wien & Medea Production
Theater-Performance | 50 Min.| 14 – 23 Jahre

Begleitinformationen erstellt von: Katharina Fischer

Kartenreservierungen für pädagogische Institutionen:
+43 1 522 07 20 18 | paedagogik@dschungelwien.at
MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
KULTURVERMITTLUNG
Vorbereitender Workshop
Auf Anfrage kommen wir gerne vor Ihrem Theaterbesuch an Ihre Schule, stimmen die Klasse
auf das Thema ein und bereiten Sie und Ihre Schüler:innen auf das Medium „zeitgenössisches
Theater“ vor – mit Gesprächen und kreativen Übungen aus dem Tanz-, Performance- und
Schauspielbereich.

Dauer: 2 Schulstunden
Kosten: € 130,00 pro Klasse
Ort: Fest- oder Turnsaal an Ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich.

Publikumsgespräch
Sehr gerne können Sie sich für ein kostenloses Publikumsgespräch direkt im Anschluss an die
Vorstellung anmelden. Im Publikumsgespräch können die Kinder und Jugendlichen relevante
Themen des Stückes bearbeiten, Fragen stellen und ihren ersten Eindrücken Ausdruck
verleihen. Unterschiedliche Formate passend zu Inhalt und Zielgruppe – zum Teil mit
interaktiven Elementen – bieten den geeigneten Rahmen für direkten Austausch und
ermöglichen neue Zugänge zur darstellenden Kunst.

Bitte geben Sie bei der Reservierung bekannt, ob Sie ein Publikumsgespräch wünschen.

Nachbereitender Workshop
Vor allem bei theatererfahrenen Klassen kann es sinnvoll sein, statt des vorbereitenden
Workshops eine Nachbereitung zu buchen. Hier verarbeiten die Schüler:innen das gesehene
Stück in Gesprächen und durch eigenes kreatives Schaffen.

Dauer: 2 Schulstunden
Kosten: € 130,00 pro Klasse
Ort: Fest- oder Turnsaal an ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich.

Ansprechperson für weitere Information und Beratung:
Madeleine Seaman | +43 1 522 07 20-24
m.seaman@dschungelwien.at

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Inhaltsverzeichnis
1. ZUR PRODUKTION                                1
 1.     Inhalt                                    2
 2.     Idee/Konzept                              3
 3.     Zum Entstehungs- und Probenprozess        6
 4.     Die theatralen Mittel                     8
 5.     Textauszüge                               9
 6.     Das Team                                 10

 7.       Interviews mit dem Team                12
2. HINTERGRUNDINFORMATIONEN UND WEITERFÜHRENDE
      EMPFEHLUNGEN                               14

3.    IDEEN FÜR DIE NACHBEREITUNG                16

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
1. Zur Produktion

MEDEAS TÖCHTER*
Dschungel Wien, diverCITYLAB & Magdalena Chowaniec

Uraufführung
5 systemrelevante Monologe | 50 Min. | Ab 14 Jahren

Vorstellungstermine im Dschungel Wien:

SA     25.09.21       20:30           PREMIERE
SO     26.09.21       18:00
MI     29.09.21       10:30
DO     30.09.21       10:30

DI     22.02.22       10:30
MI     23.02.22       10:30
DO     24.02.22       10:30 + 19:30

Team

Regie: Corinne Eckenstein
Produktion: Anna Sonntag
Assistenz: Katharina Fischer
Text: Tunay Önder, Elif Bilici, Cecilia Kukua, Lilie Lin, Ines Miro, Ivana Nikolic
Systemrelevante Performerinnen*: Elif Bilici, Cecilia Kukua, Lilie Lin, Ines Miro, Ivana Nikolic

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
1.      Inhalt

MEDEAS TÖCHTER*, das sind junge Frauen*, deren Sichtbarkeit und Einflussnahme auf die
Gesellschaft aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder politischen
Ansichten in den Hintergrund gedrängt werden. Ihre Stimmen, Gesichter, Körper und
Gedanken sollen nicht gehört und gesehen werden. Auf ihrem Rücken wird Politik gemacht,
sie sind aber nicht Teil davon. Als Krankenschwester, Kassiererin gesellschaftlich
zugeschriebenen Funktion und treten erstmals als Töchter Medeas kompromisslos und laut in
Erscheinung. Sie tanzen, brüllen, performen, sprechen. Sie befreien sich von den Zwängen, die
ihr Leben prägen und treten als Töchter Medeas fordernd an die Öffentlichkeit.

Die Autorin Tunay Önder hat aus feministischer Sicht den griechischen Mythos der Medea neu
geschrieben und die Schauspielerinnen haben eigene Geschichten beigesteuert.

NO MORE NICENESS!

„Denn was keine:r mehr wissen will und worüber keine:r spricht: Wer sind eigentlich die
Nachfahren und vor allem die kulturellen Erben von Medea? Das sind wir!

Wir, Medeas Töchter, brechen auch heute immer wieder auf zu neuen Ufern, geben uns mit
der Stagnation und Regression an unserem Geburtsort nicht zufrieden, ziehen weiter,
überqueren und unterwandern Grenzen, schaffen neue Orte, ganze Städte, teilen unser
Wissen, bringen frischen Wind, neue Ideen, unbekannte Praktiken und Bräuche mit, machen
das Leben lebendiger, diverser und schillernder, geben Anstoß für Reibung, Hitze und erzeugen
Energie, sind der Motor der Gesellschaft und der Funken der Wahrheit!

Medea ließ sich weder unterwerfen, noch kolonisieren, weder assimilieren, noch integrieren.
Sie ließ sich nicht f*cken und nicht verarschen, sie ließ sich weder den Mund verbieten noch die
Gedanken.“ Medeas Töchter Ensemble

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2.        Idee/Konzept

Medea? Who?

     „Ich bin weder eine Heilige, noch ein Opfer. Aber ich bin nicht niemand.“ Text: Ivana Nikolic

Wer an Medea denkt, hat vielleicht zuerst die Geschichte einer Frau im Kopf, die ihre eigenen
Kinder ermordet hat. Doch Medeas gibt es so viele, wie es Autor:innen gibt, die ihre
Geschichte erzählt haben. So ist sie in der antiken Fassung von Euripides die Frau mit den
Zauberkräften, die sich in Jason verliebt, mit ihm aus Kolchis weggeht, ihren Vater betrügt und
ihren Bruder ermordet. Bei Euripides wird Medea immer grausamer. Als Jason nicht mehr mit
ihr zusammen sein will und stattdessen die Tochter des Königs von Korinths Kreusa heiraten
möchte, ermordet Medea diese auf brutale Art. Bevor sie von einem Streitwagen in den
Himmel getragen wird und verschwindet, ermordet sie auch kurzerhand noch die beiden
Kinder, die sie mit Jason hat. Diese Medea ist skrupellos. Auch bei Ovid und Seneca kommt sie
nicht besser weg.

Aber Medeas Geschichte ist auch die einer Frau, die aus Verliebtheit einem Mann in ein
anderes Land folgt. Ein Land, in dem die Menschen anders aussehen als sie, an andere Dinge
glauben und eine andere Sprache sprechen. Ein Land, in dem sie als Frau eine andere
Wertigkeit hat. Solch eine Frau ist sie zum Beispiel in Christa Wolfs „Medea. Stimmen“. Wolfs
Medea weiß zu viel, will sich nicht mit der gesellschaftlichen Rolle abfinden, die man ihr in
Korinth zuweisen will. Ihr Stolz, ihre Kraft stehen bei dieser Medea im Vordergrund. Sie wird
schließlich ausgestoßen, abgeschoben. In dieser Geschichte will man ihr den Kindsmord in die
Schuhe schieben.

Medea ist also vor allem eines. Sie ist eine Figur, an der Vorstellungen und Bilder von
Weiblichkeit und der Rolle von Frauen in der Gesellschaft verhandelt wurden und werden.
Eine Figur, die an ihrem „Fremd-Sein“ gemessen wird, deren weiblich markierte Eigenschaften
sie ebenso zur Anderen machen, wie ihre Herkunft. Medea als eine, die nie voll akzeptiert, die
gefürchtet wird und der Dinge unterstellt werden. Medea als Person mit
Migrationsgeschichte, die abgeschoben werden soll, die man loswerden will.

Und Medea kann noch mehr. Wie sie stellen sich viele die Frage nach Zugehörigkeit,
Anerkennung und Respekt. Wie Medea finden sich viele ausgeschlossen und ungewollt in
Gesellschaften wieder, deren Normen sie nicht erfüllen können oder wollen. Wir haben uns
gefragt, wer diese Töchter Medeas sind, was sie wollen und wohin ihr Weg führt. Corinne
Eckenstein spricht über Medeas Töchter, als eine „feministische Neuschreibung des Medea
Mythos“.

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Die Töchter Medeas

          »Wir, Medeas Töchter*, haben besondere Fähigkeiten und lassen uns nicht auf ein
  Geschlecht und eine Herkunft festlegen; wir sind alles das, was sich nicht in die herrschende
                      Ordnung pressen lässt!« Text Elif Bilici und das Medeas Töchter Team

In Medeas Töchter nehmen sich fünf junge Schauspielerinnen Raum, werden zu Töchtern
Medeas. In ihren selbst geschriebenen Texten stellen sie sich als Personen in Berufen vor, die
oft wenig Anerkennung bekommen. Berufe, die schlecht bezahlt sind und meist von weiblich
sozialisierten Menschen ausgefüllt werden. Medeas Töchter legen den Finger in die Wunde
der Vorurteile, Zuschreibenden und Abwertungen, die junge Frauen mit Migrationsgeschichte
in der österreichischen Gesellschaft allzu oft erleben.

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Die Schauspielerinnen erzählen die Geschichte einer Reinigungskraft, die erschöpft nach
langer Arbeit und vielen Respektlosigkeiten noch ihre Selbstständigkeit verwalten muss
genauso wie die einer Schauspielerin, die aufgrund ihres Akzentes nur wenige Rollen
bekommt und sich gegen despotische Regisseure behaupten muss. Die Geschichte einer
Supermarktkassiererin und einer jungen Frau, die Träume in Österreich hatte, die geplatzt
sind, die kein Blut sehen kann und trotzdem als Krankenpflegerin arbeiten muss, um ihre
Kinder zu ernähren. Und die einer Friseurin, die sich als die Projektionsfläche von Wünschen
und Bedürfnissen ihrer Kund:innen erlebt. Aber Medeas Töchter sind noch viel mehr, sie
fordern und wollen sichtbar sein. Sie wollen nicht mehr still sein.

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
© Katharina Fischer
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„Täuscht es mich oder hat diese Frau mir grade zugelächelt? So als sähe sie jetzt, dass der
Job den ich mache wichtig ist. Dankbar, dass ich Viren entferne. Diese kleinen Bösewichte.
                               Plötzlich bin ich nicht mehr „die Putze“.“ Text: Cecilia Kukua

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
3.      Zum Entstehungs- und Probenprozess

  „Solidarisch in einem Frauen*team zu arbeiten, ist einer jener Reibungsräume, in denen sich
 Frauen* treffen und gemeinsam feministische Themen verhandeln können. Der Umgang und
  die Auseinandersetzung im Team stehen im Vordergrund. Emanzipatorische Prozesse finden
statt, wenn viele junge Frauen* – Medeas Töchter* – miteinander arbeiten. Wenn durch den
     Zusammenhalt innerhalb eines Prozesses ein feministischer Kontext entsteht – das ist für
 mich Sisterhood. Denn Sisterhood heißt auch, dass Konflikte ausverhandelt werden, und sich
                                       konstruktiv und produktiv gemeinsam zu entwickeln.“
                                Regisseurin Corinne Eckenstein über den Entstehungsprozess

Medeas Töchter begann als ganz großes Projekt. Seit September 2019 arbeitete das Medeas
Töchter Team den griechischen Mythos der Medea auf. Viele Menschen waren daran beteiligt.
Unter anderem die Choreographin und Performerin Magdalena Chowaniec. In Workshops
entwickelte sie mit verschiedenen Teilnehmerinnen Choreographien und Gedanken zu
Medeas Töchtern und ihren Forderungen. Aus Magdalena Chowaniecs Gruppe entstand ein
Chor, der im Juli 2020 im öffentlichen Raum in Wien auftrat.
Mit der Rapperin Esra Özmen und der Slampoetin Yasmo haben über 30 junge Frauen in
Workshops Geschichten von jungen Frauen* geschrieben.
Dann gab es noch die Schüler:innen der Schauspielschule DiverCityLab, die mit ihrer Dozentin
Aslı Kışlal den performativen Citywalk „Medeas Irrgarten“ entwickelten.
Diese beiden Teile des Medeas Töchter Projekts findet ihr auf der Homepage von Medeas
Töchter:

Corinne Eckenstein arbeitete an einem weiteren Teil des Projekts. Dem Teil, den ihr jetzt im
Dschungel Wien sehen könnt. Die Schriftstellerin Tunay Önder interviewte viele
Schüler:innen, entwickelte in Workshops mit ihnen Texte. Aus diesem Textmaterial und aus
Texten, die die fünf Schauspielerinnen Lilie Lin, Cecilia Kuka, Ines Miro, Ivana Nikolic und Elif
Bilici selbst schrieben, entstand der Text für das Theaterstück Medeas Töchter.

Durch Corona hat der Arbeitsprozess eine andere Dynamik entwickelt und es sind Figuren
entstanden, die in dieser Zeit plötzlich für die Gesellschaft als systemrelevante Berufe an
Bedeutung gewonnen haben. Eine Friseurin, eine Schauspielerin, eine Reinigungskraft, eine
Krankenpflegerin und eine Kassiererin stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Zunächst
wurden einzelne Szenen entwickelt und die Schauspielerinnen filmten sich gegenseitig im
öffentlichen Raum - oder wurden von Katharina Fischer, der Assistentin, gefilmt. Wir filmten
in U-Bahn-Stationen, am Straßenschild der Medeagasse im 10. Bezirk, in einem Friseursalon,
einem Hausflur, vor einem Billa Plus und auf der Straße. Jede Figur bekam ihre eigene Art sich
zu bewegen und Tätigkeiten, die für sie typisch waren. Die Videos findet ihr auch auf der

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MEDEAS TÖCHTER* Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Der nächste Schritt waren Auftritte der Schauspielerinnen im öffentlichen Raum. Zum Beispiel
spielten sie auf der Mariahilferstraße ihre Szenen. Manche Menschen waren überrascht
davon, andere sogar wütend, wieder andere blieben stehen, sahen zu und applaudierten am
Ende.

Jetzt ist es soweit und Medeas Töchter wird auf einer Bühne gezeigt, vor euch als Publikum.

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 „Wir sind keine einfachen, eindimensionalen Staatsbürger:innen. Wir sind Queer, wir passen
  in keine Kategorie, in keine Norm, in keinen Staat. Wir sprechen nicht nur deutsch, sondern
   viele andere Sprachen, und wir sind einheimisch und mehrheimisch zugleich. Man gibt uns
 immer wieder neue Namen, mal sind wir Ausländer, dann Geflüchtete, Migranten, Muslime,
      Geduldete, Gestattete, Eingebürgerte, Passdeutsche, Neue Deutsche, Neu-Österreicher,
        Österreicher mit Migrationshintergrund und vieles mehr. Warum nennt man uns nicht
                                  einfach Medea-Stämmige“ Text: Elif Bilici und Tunay Önder

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4.       Die theatralen Mittel

Medeas Töchter ist eine Art Collage. Das heißt, dass jede Schauspielerin ihre eigene Figur
entwickelt hat, die ihren eigenen Text und einen besonderen eigenen Auftritt hat. Erst am
Ende begegnen sich alle fünf Figuren und Sprechen gemeinsam. Sie sprechen also chorisch;
das heißt, dass alle gleichzeitig sprechen. Aber natürlich nicht wild durcheinander, sondern so
als würden sie mit einer lauten gemeinsamen Stimme sprechen.

In ihren Szenen kombinieren die Schauspielerinnen ihren Text mit Tanzchoreographien. Diese
Choreographien sind aus Alltagsbewegungen oder Arbeitsbewegungen entstanden. Zum
Beispiel schwingt die Friseurin tanzend Föhn und Bürste, während die Reinigungskraft mit
großen Bewegungen putzt. Es ist jedoch mehr ein Tanz als Putzen. Die Art sich zu Bewegen
und die Wege, die die Schauspielenden im Raum nutzen, sind für ihre Figur von besonderer
Bedeutung.

Außerdem wurde bei Medeas Töchtern viel gefilmt, manchmal findet auch ein Filmelement
den Weg auf die Bühne.

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          „Du solltest einfach machen, was ich dir sage. Du bist eine Dienstleisterin.“ sagte ein
     Regisseur bei einer Probe. Dann habe ich gesagt: Ich bin keine Dienstleisterin! Ich bin eine
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5.      Textauszüge

Zitate als Diskussionsanregung

„Die eigenen Kinder. Wer soll das überhaupt sein? Die, die vor den Küsten des Mittelmeers aus
den Booten fallen und ertrinken, zählen auf jeden Fall nicht zu den eigenen Kindern. Ganz
offensichtlich nicht. Sonst müsste man sich eingestehen, dass Europa ein noch viel größeres
Monster ist als es Medea jemals hätte gewesen sein können.“ Text: Tunay Önder

„Meine Frage daher: Wie viel verdienen wir und wie viel verdienen wir?“ Text: Lilie Lin

„So eine Frau schluckt nicht. So eine Frau hält nicht einfach den Mund. So eine Frau weiß wie
man zurückschlägt.“ Text: Tunay Önder

„Medea war eine Kämpferin. Sie war mutig, ließ Besitz, Recht, Macht und Ansehen zurück, und
verließ sich einzig und allein auf ihr Wissen, ihren scharfen Verstand, ihre Intuition und soziale
Kompetenz. Von Vernunft allein ließ sich Medea nicht leiten, das war ihr viel zu eindimensional,
konventionell und lustbefreit. Aber alle um sie herum gaben vor, von der Vernunft gesteuert
zu sein; ihre Abschiebung sei rein aus Vernunftgründen heraus so beschlossen worden. Sie
wollten ihr weismachen, dass es ihnen nicht um sich, ihr eigenes persönliches Interesse gehe,
sondern um die Zukunft des Staates, es gehe nun mal um die Gesellschaft. Da müsse sie sich
als einzelne Person nun mal zurücknehmen. Es war letztendlich pure Gewalt, wenn auch im
Gewande der Vernunft, die Medea entgegenschlug. Und jetzt spricht man nur noch von der
Gewalt, die von ihr ausging.“ Text: Ines Miro

"Im Moment fühle ich mich alleine. Ja! Ein paar Mitstreiter*innen, aber so weit weg. Kann
Solidarität so kalt sein? So distanziert- vernünftig? (…) What about Home. Wenn mein Home
die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland ist, hı? Dann kamen die Kiwara und sagen
“Sie dürfen ja in dem Land nicht bleiben, in diesem Park nicht schlafen.“ Ja aber, wenn ich kein
Home habe, wenn mein Home die Straße, die Brücke, die Bank, der Baum ist. Das ist
Solidarität? Wirklich! Ist das Solidarität!“ Text: Elif Bilici

„Medea. Und der Untertitel müsste lauten: Wer hat Angst vor der Schwarzen Frau.
Diese Geschichte sagt mehr aus über den Geschichtenschreiber und die Politik des
Geschichtenerzählens als über Medea.“ Text: Tunay Önder

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6.       Das Team

                               Elif Bilici - Die Schauspielerin

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                                                                         DiverCityLab in Wien Schauspiel studiert.
                                                                         Außerdem hat sie noch andere Sachen studiert, ist
                                                                         ausgebildete Yogalehrerin und Dramaturgin. Elif
                                                                         arbeitet nicht nur als Schauspielerin, sie hat auch
© Rainer Berson

                                                                         schon für die NGO Migraart und bei einem
                                                                         Bildungsprojekt für Mädchen und junge Frauen
                                                                         mitgearbeitet.

                               Cecilia Kukua - Die Reinigungskraft

                                                                          Cecilia Kukua ist 1990 in Bozen in Südtirol
                                                                          geboren. In Innsbruck und in Bruneck in Südtirol
                                                                          hat sie Schauspiel studiert. Cecilia hat in Wien
                                                                          auch eine Ausbildung zur Theaterpädagogin
                                                                          gemacht. Ihr könnt Cecilias Homepage besuchen
         © Rainer Berson

                                                                          und dort sehen in welchen Theaterstücken sie
                                                                           schon mitgewirkt hat.

                               Lillie Lin - Die Friseurin

                                                                  Lillie Lin ist 1990 geboren. Sie studiert und hat im
                                                                  Dschungel Wien schon in einigen Stücken mitgespielt. Das
                                                                  Stück „Blutsschwestern“ von Corinne Eckenstein ist nur
                                                                  eines davon.
             © Rainer Berson

                                                                            10
Ines Miro - Die Krankenpflegerin

                                                     Ines Miro ist 1980 in Kroatien geboren. Sie hat
                                                     am DiverCityLab in Wien Schauspiel sowie
                                                     Puppenschauspiel studiert. Ines Miro wirkte
                                                     bereits in vielen Stücken am Dschungel Wien mit.
© Rainer Berson

                  Ivana Nikolic - Die Kassiererin

                                                     Ivana Nikolic ist 1989 geboren. Ivana hat in Linz
                                                     Schauspiel studiert und auch schon mal in einem
                                                     Tatort mitgespielt. Sie kann auch Akrobatik und
                                                     Breakdance.
© Rainer Berson

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7.         Interviews mit dem Team

Die Schauspielerin Cecilia Kukua hat mit Katharina Fischer, der Regieassistentin des Projekts,
über Medeas Töchter gesprochen und ihr erzählt, was sie über die Figur Medea denkt, wer
Medeas Töchter sind und was für sie im Theaterstück besonders wichtig ist.

Katharina: Wer ist Medea für dich?

Cecilia: Eine Frau die ihre Heimat verlassen hat, um an einem ihr fremden Ort neu
anzufangen. Sie war die Tochter einer Königin, besaß Zauberkräfte und viele Menschen
hatten Angst vor ihr. Für mich ist sie ein Mensch, der trotz Schwierigkeiten, Anfeindungen
und schweren Schicksalsschlägen bei sich blieb, in sich selbst Stärke fand und sich nicht
einschüchtern ließ. Sie soll ihre Kinder getötet haben, vielleicht wurde sie aber auch nur von
der Gesellschaft so dargestellt, um sie schlechter dastehen zu lassen. Für mich ist Medea
eine Frau, die sich nichts sagen lässt und sich nicht kleinkriegen lässt. Das bewundere ich!

Katharina: Wer sind Medeas Töchter?

Cecilia: Medeas Töchter sind junge Frauen, die ihre Wurzeln nicht primär in Österreich
haben aber in Österreich, in Wien leben. Es sind Frauen, denen die Sicht auf Menschen mit
Migrationsgeschichte nicht egal ist, und die ihre Stimmen laut werden lassen, um zu sagen
was sie denken. Mit den von uns geschriebenen Texten. Die Texte sind am Anfang der Covid-
Pandemie entstanden. Uns machte die Sicht auf nun plötzlich „systemrelevante“ Berufe
skeptisch. Diese Berufe sind immer relevant, die Menschen, die diese Berufe ausüben
(Beispiel Raumpflege, Kassieren, Krankenpflege) sind immer relevant. Medeas Töchter
geben sich selbst eine Stimme. Sie entschliessen mehr zu sein, als die ihnen zugeschriebenen
Rollen. Als Tochter Medeas nehme ich die Durchsetzungskraft von Medea zum Vorbild.

Katharina: Was würde eine Tochter Medeas zu Medea sagen? Was würde sie Medea
fragen?

Cecilia: Warum hast du nur aus Liebe zu einem Mann deinen Bruder getötet? Warum hast
du aus Hass deine Konkurrentin vergiftet? Hast du deine beiden Söhne nicht geliebt? Wie
war die Geschichte nun wirklich? Erzähle es mir, ich bin alt genug, um es zu verstehen. Ich
schätze ich bin jetzt so alt, wie du damals warst. Ich kann verstehen, dass man aus Liebe
nahezu alles tut, alles wagt. Aber Gewalttätig werden? Ich bewundere, dass du bereit warst
alles aufzugeben. Ich verstehe den Schmerz, als du daraufhin alles verloren hast. Wirst du
mich deine Zauberkünste lehren? Und wenn ich schwach bin, wirst du bei mir sein und mir
den Rücken stärken? Energetisch mein ich. In Gedanken. Es wird mir Mut geben, an dich zu
denken. Würdest du auch mich töten? Es ist einfacher zu glauben, dass du auch meine
Brüder nicht getötet hast. Wirklich wissen, kann es nur wer es gesehen hat. Aber spüren
kann ich es. Nicht deine Kinder. Nicht deine eigenen Kinder.

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Katharina: Welche Forderungen haben Medeas Töchter für die Zukunft?

Cecilia: Ungerechtigkeiten jeder Art benennen und bekämpfen! No more niceness! Lieb sein
bringt nicht weiter! Alles sein was wir wollen! An sich glauben!

Katharina: Was ist deine Lieblingsstelle in der Inszenierung Medeas Töchter?

Cecilia: Ich mag es, wenn wir am Schluss alle auf der Bühne sind und als Chor sprechen. Da
kann ich immer die Gruppenenergie in ihrer vollen Wucht spüren.
Ich mochte auch den Schreibprozess. Anfangs haben wir uns über Zoom getroffen. Wir
haben das Projekt besprochen, Rollen verteilt und dann sollte jede schreiben. Die Texte
haben wir uns dann zugeschickt, gelesen und beim nächsten Treffen wieder besprochen. In
dieser Zeit hatte ich auch einen Traum, den ich sofort niederschrieb und daraus ist ein Teil
meines Textes entstanden. Ich mochte, dass unsere Treffen so nachgewirkt haben.

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2. Hintergrundinformationen und weiterführende Empfehlungen

     „Wir sind Medeas Töchter. Zigtausend Stories. Zigtausend Medeas. Warum auch nicht?“
                                                               Ruchi Bajaj, Schauspielende

Ihr wollt mehr über Medea herausfinden, die Figur aus dem Mythos?

Hier ein paar Tipps für euch.

Die Schriftstellerin Christa Wolf hat eine eigene Geschichte zu Medea geschrieben. Das Buch
heißt „Medea. Stimmen“ und ihr könnt es im Unterricht lesen. In „Medea. Stimmen“ ist
Medea keine gemeine Mörderin und ihr erfahrt viel mehr über die Gründe ihres Handelns und
über ihren Charakter.

                                                 Die Geschichte von Christa Wolf findet ihr
                                                 auch auf YouTube mit Playmobil Figuren
                                                 schnell erklärt:
                                                 www.youtube.com/watch?v=6hb1L81agOc

                                                 Und hier mit Zeichnungen:

www.youtube.com/watch?v=PLWi4FhDQKQ

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Wenn ihr euch die Geschichte von Medea in der Variante des Autors Euripides ansehen
möchtet, findet ihr hier eine Zusammenfassung:
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/medea/7164

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                                                   auf YouTube mit Playmobil Figuren schnell
                                                   erklärt:
                                                   www.youtube.com/watch?v=NhGYf1oNQ6I

Eine eigene Erklärung darf Medea in diesem Video des Wiener Vereins Starke Stimmen
abgeben, der 2017 ein theaterpädagogisches Projekt zu Medea gemacht hat:

Aufgabe

      Vergleicht die Sichtweisen auf die Figur Medea.
      Wie wird sie dargestellt?
      Welche Themen seht ihr in den Medea Geschichten?
      Was denkt ihr über Medea?

Medientipp

Melisa Erkurt ist eine Journalistin mit bosnischen Wurzeln. Sie schreibt großartige Artikel in
der Zeitung Falter. In diesen geht es vor allem um Schüler:innen mit Migrationsgeschichte.
Ihr findet sie auch auf Instagram und in ihrem Podcast:

      Welche Themen werden auf ihrem Instagram Kanal „Die Chefredaktion“ und im
       Podcast „Sprechstunde“ besprochen?

      Warum sind diese Themen wichtig? Und was haben sie mit den Töchtern Medeas zu
       tun?

Sprecht in der Klasse darüber.

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3.    Ideen für die Nachbereitung

  „Ich bin eine Tochter Medeas. Die Sage meiner Mutter füllt seit 2500 Jahren die Bühnen der
                  Welt. In gewisser Weise ist sie der absolute Kassenschlager, ein Rockstar der
                               Theatergeschichte, die Beyoncé der Antike.“ Text: Tunay Önder

 „Wir sind viele. Sind wir deshalb ersetzbar? Wir sind Luxus. Sind wir deshalb überflüssig? Wir
            sind unsichtbar. Sind wir deshalb unwichtig? Jedenfalls sind wir da.“ Text: Lilie Lin

Übung: Freewriting (nach Lorenz Hippe)

      Was sind die Eigenschaften der Töchter Medeas, die im Stück vorkommen?
      Welche Themen sind im Stück wichtig?

Alleine:
Jede:r Schüler:in hat fünf Minuten Zeit für ein Freewriting. Stellt einen Wecker als Signal.

Beim Freewriting ist es besonders wichtig die innere kritische Stimme auszustellen. Diese
Stimme, die dir sagt: „Dieser Satz klingt nicht gut.“, „Da ist ein Rechtschreibfehler.“, „Kommt
da ein Beistrich hin?“, „Mögen die anderen meinen Text?“.
Die innere kritische Stimme gehört beim Freewriting auf die Ersatzbank und darf nicht
mitspielen und vor allem soll sie schweigen. Wichtig ist, deine Assoziationen aus deinem
Kopf auf das Papier einzuladen, wie der Text klingt, ist nebensächlich.
Beim Freewriting soll der Stift immer in Bewegung sein. Zögere nicht. Wenn dir gerade nichts
einfällt, lass den Stift kreisen, bis die Gedanken von selber kommen oder schreib einfach
„lalalala“ oder so. Das Freewriting soll nicht vor anderen vorgelesen werden.

In Kleingruppen:
Tauscht euch darüber aus, welche Gedanken und Ideen ihr zu Medeas Töchter
aufgeschrieben habt. Was ist euch besonders wichtig? Habt ihr Fragen?

Im Plenum:
Jede Kleingruppe kann jetzt mit den anderen teilen, was sie über Medeas Töchter
herausgefunden haben.

„Jetzt erobere ich mich selbst zurück und ziehe in die Meere. Eine Fremde auf fremdem Boden
      will ich nicht mehr sein. Ich schenke mich dem Meer, auf dass es mich aufnimmt in seine
  Wogen, seine tiefen Gewässer, mich aufnimmt in den freien Ozean, der nur über sich selber
                                herrscht und nur sich selbst gehört, wie ich.“ Text: Cecilia Kukua
                           „!!! Genug. Man soll die Perspektive endlich ändern!“ Text: Elif Bilici

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Die Forderungen der Töchter Medeas

Übung: Seriensprint (Methode: writer’s studio wien)

    Wenn du ein Kind Medeas wärst, was würdest du verändern wollen?
    Was sind deine Forderungen?

Jede:r Schüler:in hat sieben Minuten Zeit. Stellt wieder einen Wecker. Auch diesmal soll der
Stift immer in Bewegung sein. Bei einem Seriensprint beginnt jeder Satz gleich.
Zum Beispiel:
Ich bin eine Tochter Medeas und fordere….
Ich bin eine Tochter Medeas und fordere…
Ich bin eine Tochter Medeas und fordere…
…
Diese Übung kann vorgelesen werden von denen, die Lust haben.
Sammelt eure Forderungen und Wünsche an der Tafel und diskutiert darüber.

Übung: Handyvideos drehen

Auf der Website                       können die Schüler:innen Videos entdecken, die
uns von jungen Frauen zugesendet wurden. Jede von ihnen stellt sich die Fragen:

    Was macht mich zu einer Tochter/einem Kind Medeas? Was will ich verändern?

„Ich bin Medeas Tochter, die Tochter einer Medea. Greta, Carola, Kübra und Malala, das sind
alles Töchter Medeas, meine Schwestern, die vor ihrer eigenen Haustür anfangen zu kehren.
Alle kennen ihren Namen, aber wer kennt meinen?“ Text: Lilie Lin und Tunay Önder

Dreht eure eigenen Videos. Ihr könnt dies alleine oder in kleinen Teams machen.

Wo ist euer Drehort? Was zieht ihr an? Welche Gegenstände wollt ihr benutzen? Welche
Sprache/n wollt ihr sprechen?

Fragen für das Video:
    Was wollt ihr verändern?
    Was nervt euch?
    Was macht euch zu Kindern Medeas?

             Ihr könnt eure Videos an medeastoechter@gmail.com senden,
        dann werden sie auch auf der Medeas-Töchter-Website veröffentlicht!

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