"Clevere Antworten auf dumme Sprüche" - Killerphrasen kunstvoll kontern Special "Flex" Edition - Antonia Cicero 2005 - GPA-djp
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„Clevere Antworten auf dumme Sprüche“ Killerphrasen kunstvoll kontern Special „Flex“ Edition Antonia Cicero © 2005
Inhalte Zum Thema "Killerphrasen" ................................................................................... 3 Was können Sie tun, wenn Sie mit einer Killerphrase konfrontiert werden? ................... 3 Erfolgs-Konter: Reaktionen auf Angriffe ................................................................... 4 Neutral-sachliche Reaktionen .............................................................................. 4 Ausweichmanöver.............................................................................................. 6 Gegenangriffe ................................................................................................... 8 Überblick über Reaktionsmöglichkeiten.................................................................. 10 Und jetzt ein paar Beispiele... – Killerphrasen „aus der Praxis“ – mit entsprechenden Antworten ......................................................................................................... 11 Antworten, die (fast) immer passen: ..................................................................... 14 Und – last but not least – ein paar Killerphrasen zum Üben ...................................... 15 Die Sammlung ................................................................................................... 16 Zum Weiterlesen ................................................................................................ 16 Antonia Cicero © 2005 2
Zum Thema "Killerphrasen" "Das können Sie doch gar nicht beurteilen!" "Das haben wir schon immer so gemacht!" "Warum regst du dich eigentlich immer so auf?! " Bleibt Ihnen manchmal bei einem dieser oder ähnlicher Sprüche "die Luft weg"? Killerphrasen sind verbale Angriffe, die eingesetzt werden, um Gespräche und Auseinandersetzungen zu beenden oder zu eskalieren, Gesprächsthemen vom Tisch zu wischen und vor allem um Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zu verunsichern, einzuschüchtern oder mundtot zu machen. Killerphrasen enthalten immer Abwertungen und zielen auf die emotionale Seite des Gegenübers. Aber sie sind nur dann erfolgreich, wenn sie auch treffen. Meist sind Killerphrasen mit Generalisierungen („Du kommst ja nie pünktlich!“ – „Das haben wir bisher immer so gemacht.“) verbunden oder enthalten Andeutungen, die eigentliche, meist recht deutliche Botschaft ist quasi „zwischen den Zeilen“ zu hören. Mit ein bisschen Know-how und Übung ist es möglich, das Schema dieser An- und Untergriffe zu durchschauen und aus verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten die auszuwählen, die jeweils gerade am besten passt. Was können Sie tun, wenn Sie mit einer Killerphrase konfrontiert werden? Zunächst ist es oft hilfreich, Zeit zu gewinnen. Zeit, die Sie brauchen, um sich von einem Treffer zu erholen, sich eine passende Antwort zu überlegen und dabei vor allem das eigentliche Thema und Ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Rückfragen sind in diesem Zusammenhang zweckmäßige Werkzeuge: "Was meinen Sie damit?", "Kannst du das konkretisieren?", "Wodurch entsteht bei Ihnen dieser Eindruck?" oder "Wie definierst du aggressiv?" Widerstehen Sie der Verlockung, sich in Rechtfertigungen zu verstricken, bleiben Sie nicht in Verteidigungsstellung – sondern antworten Sie ruhig, knapp und gelassen, lenken Sie ab oder gehen Sie selbst in die Offensive: "Und nun nach ein paar unqualifizierten Bemerkungen, zurück zum eigentlichen Thema..." Antonia Cicero © 2005 3
Sie können Killerphrasen ebenso sachlich wie souverän beantworten. Auf "Das haben wir schon immer so gemacht!" antworten Sie – nach Belieben sanft oder kühl: "Dann wäre eine neue Herangehensweise ja einen Versuch wert." Oder Sie beantworten "Das ist ja wohl eine recht naive Vorstellung, die Sie da haben!" mit "Ich sehe das anders als Sie. Naivität hat nichts damit zu tun." Sie können doppeldeutig oder sarkastische gemeinte Bemerkungen bewusst für bare Münze nehmen: "Na du schaust heute ja wieder gut aus!" etwa können Sie mit einem betont freudigen und freundlichen "Danke, nett, dass du das sagst" quittieren. In manchen sozialen Umfeldern, in denen bestimmte "moralische" Werte hochgehalten werden, kann die eigene Betroffenheit als Waffe eingesetzt werden, indem Sie das schlechte Gewissen Ihres Gegenübers aktivieren. "Auf dieses Niveau begebe ich mich jetzt nicht!" oder "Was bringt es dir, so verletzend zu sein?"“ Erfolgs-Konter: Reaktionen auf Angriffe Sie werden angegriffen. Eine GesprächsgegnerIn benutzt – bewusst oder unbewusst – eine Killerphrase. In Form einer Abwertung, einer Zuschreibung, eines Untergriffs oder in Form einer sachlich klingenden Phrase, die Sie ruhig stellen oder jedenfalls das eben behandelte Thema vom Tisch wischen soll. Es gibt mehrere Grundvariationen, auf einen Angriff zu reagieren. Sie können sachlich und neutral reagieren, ein Ausweichmanöver starten – und damit von Ihrer Betroffenheit ablenken und auf Umwegen wieder auf Ihr Thema zurückkommen – oder kontern – also zurückschlagen. Letztlich geht es immer darum, aus der Defensive wieder in die Offensive zu kommen. Welche davon Sie auswählen, sollten Sie nicht zuletzt von der Gesprächssituation und von Ihren Gesprächszielen abhängig machen Neutral-sachliche Reaktionen Sachlich, kühl, gelassen zu reagieren, wenn man gerade mit einem Angriff konfrontiert worden ist, ist nicht immer leicht. Diese Art der Erwiderung ist zwar "technisch" einfach – Sie müssen also wenig Energie in eine besonders originelle, witzige, treffende o. ä. Antwort investieren – aber Sie müssen eine ausreichend große emotionale Distanz Antonia Cicero © 2005 4
haben, um sachlich agieren zu können und auch kühl – also nicht betroffen – zu wirken. Es geht bei dieser Variante in erster Linie darum, die eigenen Emotionen zu kontrollieren bzw. sie schnell genug wieder in den Griff zu bekommen. Ignorieren Wenn Sie es schaffen, kühlen Kopf zu bewahren, können Sie jede Killerphrase entwerten, indem Sie nicht auf Sie reagieren und sich vor allem nicht unterbrechen und von Ihrem Thema, Ihrem Ziel abbringen lassen. Sie bleiben sachlich und fahren unbeirrt darin fort, Ihre Meinung, Ideen, Argumente zu äußern und bringen Ihren gedanklichen Faden zu Ende. Varianten: Sie ignorieren die Killerphrase nicht gänzlich, gehen aber jedenfalls in keiner Weise inhaltlich darauf ein, Sie geben nur nonverbal oder verbal zu verstehen, dass Sie den Einwurf nicht zur Kenntnis nehmen. Beispiel: "Danke für deinen/Ihren Beitrag. Wir waren beim Thema XY, ich war gerade dabei zu sagen..." Sachliche Richtigstellung Sie gehen kurz und sachlich auf den Angriff ein, indem Sie den Angreifer korrigieren. Dann fahren Sie mit dem fort, was Sie gerade äußern wollten. Bei hartnäckigen Gegenspielern oder wenn das Gesprächsklima eher aufgeheizt ist, müssen Sie unter Umständen ihre Richtigstellung mehrmals bringen, dürfen dabei aber niemals die kühle und sachliche Tonlage verlassen. Eine mehrmalige Wiederholung einer knappen korrigierenden Replik ist in einem solchen Fall meist die Methode der Wahl. Beispiele: "Du nimmst immer alles persönlich!" – "Ich bin der Meinung, dass dieses Thema einen gewissen emotionalen Bezug erfordert!" "Das haben schon viele vor Ihnen versucht" – "Das deckt sich nicht mit meinen Kenntnisstand, bisher gab es keine Versuche in der von mir vorgeschlagenen Richtung." Sachliche Zurückweisung Sie gehen auf den Angriff ein, indem Sie ihn – wiederum möglichst kühl und sachlich – zurückweisen, sei es den Inhalt oder die Form, in der der Angriff vorgetragen wurde. Nach der Zurückweisung ist es wichtig, Ihr angepeiltes Ziel weiterzuverfolgen! Beispiele: "Wie du schon wieder ausschaust!" – "Mein Aussehen hat mit dem Thema nichts zu tun.." "Wieso machen Sie eigentlich ständig so dumme Fehler?!" – "Meine Vorgangsweise war vollkommen korrekt." (Zurückweisung des Sachinhalts) "Wieso machen Sie eigentlich ständig so dumme Fehler?!" – "Meine Vorgangsweise in der Sache XY mag ein Fehler gewesen sein. Ich bin gerne bereit, mich mit sachlicher Kritik Antonia Cicero © 2005 5
angemessen auseinander zu setzen, aber es steht Ihnen nicht zu, meine Arbeit in Bausch und Bogen schlecht zu machen." (Zurückweisung des Generalisierung) "Wieso machen Sie eigentlich ständig so dumme Fehler?!" – "Ich bin gerne bereit, mich mit sachlicher Kritik angemessen auseinander zu setzen, aber das gibt Ihnen nicht das Recht, mich anzuschreien oder so abzukanzeln." (Zurückweisung der Form) Antworten, die in beinahe jeder Situation passen: "Ich sehe das anders." – "Ich teile Ihre Meinung nicht!" – "Ich kann nicht nachvollziehen, wie Sie darauf kommen." – "Die Fakten sprechen eine andere Sprache. " Ausweichmanöver Ein Gesprächsgegner attackiert Sie, aber Sie lassen sich nicht treffen, sondern entziehen sich dem Angriff. Auch die unter diesem Punkt vorgestellten Taktiken erfordern eine gewisse emotionale Distanz, teilweise können Sie sich mit dem Einsatz eines dieser Manöver aber auch genau die kurze Atempause verschaffen, in der Sie sich wieder stabilisieren können. Absichtlich missverstehen bzw. falsch interpretieren Jemand macht Ihnen gegenüber eine ironische oder zynische Bemerkung. Sie ignorieren die Ironie oder den Zynismus und nehmen nur den Sachinhalt für bare Münze. Beispiele: "Na, das ist aber ein besonders adrettes Kleidchen, das du heute anhast, meine Liebe!" – "Oh, es gefällt dir auch so gut wie mir, das finde ich schön!" "Na, da hat sich wohl jemand wieder besonders gut vorbereitet!" – "Ja, ich habe mich tatsächlich sehr eingehend mit dem Thema beschäftigt!" Ebenenwechsel/Themenwechsel Erfolgt ein Angriff auf der persönlichen Ebene, wechseln Sie behände auf die Sachebene, kommt der Angriff hingegen auf der Sachebene, entziehen Sie sich, indem Sie die persönliche Ebene ins Spiel bringen. In jedem Fall können Sie von der Gesprächsebene auf die Meta-Ebene (also vom Gesprächsinhalt auf die Ebene des Gesprächsverlaufs) wechseln und aufdecken, was eben geschehen ist. Oder aber Sie wechseln kurzerhand das Thema. Beispiele: "In Zeiten wirtschaftlicher Rezession können Sie doch nicht noch mehr Geld für Sozialleistungen fordern!" – "Haben Sie schon einmal versucht, von knapp 400 Euro im Monat zu leben?" Das lässt sich natürlich auch umdrehen: Antonia Cicero © 2005 6
"Haben Sie schon einmal versucht, von knapp 400 Euro im Monat zu leben?" – "In Zeiten wirtschaftlicher Rezession können Sie doch nicht noch mehr Geld für Sozialleistungen fordern!" Variante: Überraschungseffekte durch Themenwechsel Sie reagieren, indem Sie nicht auf den Angriff, die Abwertung, die Killerphrase reagieren, sondern einen Haken schlagen – und dann natürlich wieder auf Ihr Thema zurückkommen. Beispiele: "Das Wetter ist recht angenehm für die Jahreszeit. " – "Ich hab mich schon oft gefragt, warum es keine blauen Gummibärchen gibt... " – "Nachts sind alle Socken grau... " etc. Variante 2: Vielsagende Zweisilber (mit herzlichem Dank an Stella Damm!) Eine weitere Spielart von „Net amol ignorieren“ – Zweisilbige Antworten, die nichts (oder alles) sagen – mit viel Gewicht auf Stimme, Mimik und Körperhaltung. Beispiele: Hmhm, Mhm, Ah ja, Ja ja, So so, oho, aha, ja eh, na na, ts ts ... – je nach Belieben als Mhm? – MHM! – mhm.... oder mhm. Hinterfragen, rück-/nachfragen Eine weitere Möglichkeit, Angriffen auszuweichen, noch dazu ohne Stellung zu beziehen, ist mit einer Rückfrage zu reagieren. Dazu eignet sich vor allem die Frage nach dem "Warum?" ausgezeichnet. Beispiele: "Was wollen Sie damit genau sagen?" – "Warum ziehen Sie diesen Schluss?" – "Was genau meinen Sie damit?" Nebeltaktik Eine elegante Methode, mit Angriffen umzugehen, ist die Nebeltaktik. Dabei wird einem faktischen Teil des Vorwurfs zugestimmt, dann aber wie ein Torero den/die AngreiferIn ins Leere laufen zu lassen. Wie schaut das nun in der Praxis aus? Sie lassen sich nicht auf den Inhalt ein, machen aber auch keinen Versuch den Vorwurf zurechtzurücken oder in Abwehrstellung zu gehen oder einen Gegenangriff zu starten. Denn wenn Sie das tun, steht der Vorwurf trotzdem im Mittelpunkt. Wie die alte Werbeweisheit sagt: Ganz egal, was über das Produkt geredet wird, Hauptsache, es wird darüber geredet. Der nebeltaktische Umgang mit Vorwürfen beginnt paradoxerweise mit einer formalen Bestätigung, wie z.B. "Das stimmt", "Wahrscheinlich haben Sie recht" und ähnlichen Zustimmungen. Es ist nicht leicht, einem bösartigen persönlichen Angriff auch noch zuzustimmen. Sie fürchten vielleicht, damit in eine unterlegene Position zu gelangen. Die formale Antonia Cicero © 2005 7
Zustimmung der Nebeltaktik bedeutet jedoch ebenso wenig ein Eingeständnis einer Niederlage, wie ein Torero eine unterlegene Position demonstriert, indem er einen wilden Stier durch ein rotes Tuch ins Leere laufen lässt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Sie mit Angriffen „übereinstimmen“ können: Sie können Ihre Zustimmung auf die Teile des Angriffes beziehen, die der Wahrheit entsprechen: An einem Beispiel demonstriert, würde das bedeuten, wenn ein Kollege zu einer Kollegin sagt: "Wenn du so dumm bist und alles machst, was der Chef will, wird er dir noch viel mehr drauf packen. " Die nebeltaktische Antwort der Kollegin würde lauten: "Stimmt, der Chef hat die Tendenz viel zu verlangen." Eine andere Variante der Nebeltaktik ist es, einer zugrundeliegenden allgemeingültigen Aussage zuzustimmen. So würde die Kollegin antworten: "Da hast du schon Recht. Man sollte darauf achten, die eigenen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren. " Wenn Sie sich nicht auf die Angriffe Ihrer/s GegnerIn einlassen, bleiben Sie persönlich in Ihrer emotionalen Befindlichkeit ungerührter und können damit die Situation leichter in der Hand behalten. Ihr/e GegnerIn strengt sich an, und versucht Sie persönlich zu treffen, aber was sie/er nur trifft, ist eine dichte Nebelwand. Gegenangriffe Aufdecken Eine Mischung aus sachlich-neutraler Reaktion, Ebenenwechsel und Gegenattacke. Sie wechseln auf die Meta-Ebene (machen also den aktuellen Gesprächsverlauf zum Inhalt des Gesprächs) und weisen Ihr Gegenüber – und natürlich auch etwaige andere Anwesende – möglichst vorwurfsfrei darauf hin, dass Sie soeben attackiert, mit einer Schuldzuweisung oder einer Unterstellung konfrontiert wurden. Je sachlicher in Formulierung, Tonfall und körper-sprachlichen Begleitsignalen Sie Ihre Entlarvung präsentieren, desto erfolgreicher werden Sie damit zumeist sein. Ausnahme: Sie bewegen sich in einer Kultur, die Angriffe jedenfalls verurteilt und Opfer in Schutz nimmt – dann können Sie Gefühle einfließen lassen: Enttäuschung, Kränkung, Verletzung. Die technisch einfachste Variante des Aufdeckens ist, mit der möglichst genauen Wiederholung des Gesagten zu beginnen. Beispiel: "Glauben Sie wirklich, dass Sie dem gewachsen sind?" – "Sie haben mich gefragt, ob ich wirklich glaube, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Damit unterstellen Sie mir, dass Sie mich nicht für qualifiziert genug halten – oder aber Sie halten mich für fähig und versuchen mich zu verunsichern. Ihr Einwurf unterbrach mich, als ich die geplante Vorgangsweise erläutern wollte..." (und zurück zum Thema!) "Das ist eine Killerphrase." – "Sie haben mir soeben Inkompetenz / egoistische Absichten / den Versuch der Manipulation ... unterstellt." Antonia Cicero © 2005 8
Kontern / Übertrumpfen Jemand eröffnet die Feindseligkeiten auf Sie mit einem Angriff, Sie nehmen nicht nur den Angriff nicht an, sondern geben auf eine vergleichbar Weise kontra. Oder: Jemand setzt Ihnen zu und Sie feuern zurück, legen aber gleich einen Zahn zu – Sie sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das Risiko einer Eskalation bei dieser Variante hoch ist. Beispiele: "Ich habe den Eindruck, Sie sind persönlich überfordert." – "Ich würde Sie bitten, nicht von sich auf andere zu schließen!" "Du hast ja so naiv." – "Ehrlich gesagt bin ich lieber naiv als so ein abgebrühter eiskalter Mistkerl wie du!" Ins Lächerliche ziehen Nicht nur das der Angriff Sie ja eigentlich nicht berührt, geschweige denn wirklich trifft. Sie finden das Ganze in Grunde sogar irgendwie komisch. Und diese Person, die versucht, Sie zu verunglimpfen, macht dabei eine wirklich lächerliche Figur... Beispiele: "Typisch Frau!" – "Wow, in Biologie immer eine Eins gehabt?" "Du bist schon wieder so aggressiv!" – "Also bis jetzt bin ich bloß ein bisschen wütend. Wenn ich aggressiv werde, fangen meine Augen zu glühen an und ich hab Schaum vorm Mund und meine Haare stellen sich auf..." "Auf die Couch legen" Ihr Gegenüber macht eine abwertende Bemerkung. Und Sie reagieren, indem Sie darüber räsonieren, was wohl für ein Problem Ihres Gegenübers dahinter stecken könnte... – Sie interpretieren, analysieren, zeigen Verständnis (gerne auch dick aufgetragen). Beispiel: "Du bist schon wieder so dominant!" – "Hast du ein Problem mit Dominanz im allgemeinen? Oder mit dominanten Frauen im besonderen? Fürchtest du dich vor dominanten Frauen? War deine Mutter eine dominante Frau? Hast du dich als Kind oft vor ihr gefürchtet? Willst du darüber reden? Ich habe immer ein offenes Ohr für Menschen in emotionalen Ausnahmesituationen..." Antworten, die in vielen Situationen möglich sind: "Hast du ein Problem damit? " – "Was macht das mit dir? " – "Willst du darüber reden? – "Was irritiert Sie daran? " – "Das ist eine interessante Frage / Behauptung. Wie kommen Sie darauf? " – "Verunsichert Sie das? " – "Passiert Ihnen das öfter? " ... Betroffenheit Wenn eine Killerphrase Sie tatsächlich trifft, können Sie auch das zum Thema machen. Je nach Situation und Gegenüber kann es dabei darum gehen, die eigene Betroffenheit Antonia Cicero © 2005 9
ehrlich und mit dem Focus auf Klärung bzw. Lösung anzusprechen oder aber – auch das ist möglich – Betroffenheit als Konter einzusetzen, in dem Sie dem Gegenüber Höflichkeit, Niveau, Sensibilität, mangelnde Sachlichkeit oder Konstruktivität etc. absprechen. Beispiele: Wenn Ihnen an einer Klärung gelegen ist: "Du hast gerade gesagt, du empfindest mich als aggressiv. Das irritiert mich. Ich würde gerne darüber reden, was diesen Eindruck bei dir ausgelöst hat... " Wenn Sie zurückschlagen möchten: "Wenn ich Ihre letzte Aussagen richtig deute, haben Sie mir soeben mangelnde Kompetenz unterstellt. Ich muss zugeben, dass ich das von Ihnen so nicht erwartet habe. Eigentlich hatte ich bisher den Eindruck, dass Sie ein konstruktiver Gesprächspartner sind, der nicht zu Killerphrasen greifen muss... Ich frage mich gerade, ob ich dieses Bild korrigieren sollte. " Überblick über Reaktionsmöglichkeiten Konter Vorteile Nachteile Wann? Ignorieren Technisch einfach, Emotional schwierig, 4-Augen-Gespräch, Angriff läuft ins Unterstellungen aus der stärkeren Leere bleiben im Raum Position heraus Sachliche Kühle Distanz, Emotional schwierig, In sachorientierter Richtigstellung, Chance zur Richtigstellung, Atmosphäre, mit Sachliche Entgegnung Zurückweisung kann hierarchisch höher Zurückweisung untergehen stehendem rationalem Gegenüber, wenn Ihr Ziel Kooperation erfordert Bewusst falsche Keine große Missverständnisse In der Anwesenheit Interpretation emotionale Distanz sind möglich von Publikum, wenn erforderlich, lässt Ihr Ziel Kooperation dem Gegenüber die erfordert Chance, das Gesicht zu wahren Ebenen-/ Bestimmung des Erfordert rasche Wenn Sie Themenwechsel Gesprächsthemas Reaktion ausweichen wollen, das eigene Ziel aber Antonia Cicero © 2005 10
trotzdem sehr klar vor Augen haben Rückfragen Technisch einfach, Reicht manchmal Fast immer Zeitgewinn nicht aus, erfordert verwendbar noch viel Hartnäckigkeit Nebeltaktik Deeskalierend Emotional und wenn Ihr Ziel technisch schwierig Kooperation erfordert, bei hierarchisch höherstehenden Personen Aufdecken Technisch einfach, Erfordert Nachsetzen Fast immer Zeitgewinn verwendbar Betroffenheit Erfordert Subtilität, Erfordert Nachsetzen Je nach Zeitgewinn Formulierung recht breit einsetzbar Kontern, Emotional lustvoll Erfordert Schaukämpfe Übertrumpfen, ins Schlagfertigkeit, Lächerliche ziehen wirkt eskalierend Und jetzt ein paar Beispiele... – Killerphrasen „aus der Praxis“ – mit entsprechenden Antworten Da können Sie nicht mitreden Ignorieren: Danke für den Hinweis... Zurückweisen: Ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können. Richtigstellen: Das sehe ich anders. Ich bin in dieser Sache sowohl informiert wie kompetent Hinterfragen: Wie meinen Sie das? Wie kommen Sie darauf? Wo kann ich Ihrer Meinung nach nicht mitreden? Missverstehen: Soll ich lieber singen? Themenwechsel: Es regnet... Hat schon jemand Hunger? Nebeltaktik: Sie haben recht, nicht alle können überall mitreden. Aufdecken: Wollen Sie meine Kompetenz anzweifeln? Versuchen Sie etwa von Ihrer Unwissenheit abzulenken? Antonia Cicero © 2005 11
Übertrumpfen: Ich glaube eher, dass Sie bei dem Thema wenig zu sagen haben. Lächerlich machen: Zweifeln Sie an meinen sprachlichen Fähigkeiten? - Wieso? Ich kann eigentlich ganz gut Deutsch! Auf die Couch legen: Brauchen Sie im Moment mehr Aufmerksamkeit? Betroffenheit: Jetzt bin ich aber persönlich von Ihnen enttäuscht! Dieses Niveau hätte ich von Ihnen nicht erwartet! An dem Vertrag ändern wir nichts mehr unnötig herum. Das bringt nur Probleme. Hinterfragen: Wie meinen Sie das? Welche Probleme konkret sehen Sie? Zurückweisen: Ich sehe das anders. Richtigstellen: Probleme bringt der Vertrag in der vorliegenden Form. Missverstehen: Ich bin auch dafür, nur die nötigen Dinge zu ändern. Themenwechsel: Ein bisschen kühl für die Jahreszeit... Aufdecken: Kann es sein, dass Sie versuchen, mich zu übervorteilen? Lächerlich machen: Ich glaube auch, das beste wäre, die gute alte Leibeigenschaft wieder einzuführen. Auf die Couch legen: Fühlen Sie sich dann besser, wenn Sie wieder einen armen Lohnsklaven über den Tisch gezogen haben?! Betroffenheit: Jetzt bin ich aber enttäuscht von Ihnen! Ich dachte eigentlich, das wäre eine seriöse Firma. Kontern: Wenn Sie meinen, MitarbeiterInnen bringen Ihnen nur Probleme, dann sollten Sie sich Ihre Arbeit selbst machen! Was soll ich sagen! Da sehen Sie einmal, wie’s uns UnternehmerInnen geht! Hinterfragen: Wie geht es denn den UnternehmerInnen? Wie geht es Ihnen denn? Zurückweisen: In unserem Gespräch geht es nicht um die Lage der UnternehmerInnen. Richtigstellen: Ich höre in der letzten Zeit eher, dass die UnternehmerInnen mehr verdienen, die ArbeitnehmerInnen aber mit immer weniger Geld auskommen müssen. Missverstehen: Ich kann Ihnen gerne eine gute Steuerberaterin empfehlen. Themenwechsel: Ja, ich habe auch schon daran gedacht, mal wieder eine Gesundenuntersuchung zu machen. Aufdecken: Das war wohl ein Versuch, mir einzureden, ich müsste solidarisch mit Ihnen – und darum billig – sein. Lächerlich machen: Und ich hab Sie auch ganz lieb! Antonia Cicero © 2005 12
Auf die Couch legen: Haben Sie öfter Probleme mit Abgrenzung? Wollen Sie mir jetzt Ihr Herz ausschütten? Betroffenheit: Sie schätzen meine Intelligenz kränkend niedrig ein... Kontern: Vielleicht sollten Sie sich einen anderen Job suchen. Es ist sicher toll, selbstständig und selbstbestimmt zu arbeiten. Hinterfragen: Haben Sie den Eindruck, ich könnte selbstbestimmt arbeiten? Wie kommen Sie darauf? Zurückweisen: Das ist derzeit nicht das Thema. Richtigstellen: Es wäre vielleicht tatsächlich toll, selbstbestimmt und selbstständig arbeiten zu können. Ich habe im Moment wenig Erfahrung in dieser Richtung. Meine Arbeit ist von Selbstbestimmung weit entfernt. Missverstehen: Oh, sind Sie neidisch auf mein abenteuerliches Leben – so frei und ohne Netz? Danke für Ihr Verständnis... Themenwechsel: Ich finde zum Beispiel Johnny Depp ganz toll! Aufdecken: Sie meinen wohl, ich müsste auch noch dankbar sein, dass Sie mir diese total tolle Selbstständigkeit ermöglichen? Lächerlich machen: Soll ich Ihnen für den Luxus meiner Selbstständigkeit noch etwas dazuzahlen? Auf die Couch legen: Fühlen Sie sich unfrei? Möchten Sie darüber reden? Betroffenheit: Ich bin etwas irritiert über die Richtung, die dieses Gespräch gerade nimmt. Kontern: Ich glaube, ich gehe jetzt ganz selbstbestimmt zu einer Firma, die ihre MitarbeiterInnen fair behandelt. Mir geht es ja nicht so sehr ums Geld, mir geht es um die Kinder... Hinterfragen: Wie meinen Sie das? Was wollen Sie mir damit sagen? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Angriff ignorieren: Das finde ich sehr lobenswert. Angriff zurückweisen: Da sind wir uns völlig einig, auch mir geht es um die Kinder. Darum gibt es für so wenig Geld auch so viel Engagement... Antonia Cicero © 2005 13
Missverstehen/umwerten: Ich bin froh, das zu hören, ich glaube auch, dass hoch qualifizierte, engagierte und gut bezahlte MitarbeiterInnen das beste für die Kinder sind. Aufdecken: Unterstellen Sie mir etwa, geldgierig zu sein? Ich habe den Eindruck, Sie versuchen gerade, mich zu manipulieren... Gegenangriff: Finden Sie das wirklich fair, auf völlig gerechtfertigte Forderungen mit Killerargumenten zu reagieren? Antworten, die (fast) immer passen: Danke für Ihren Beitrag. Wir waren bei... Danke für Ihren Hinweis. Um fortzufahren... (Insbesondere bei heftigeren persönlichen Angriffen): Danke für das Kompliment. Wie ich bereits... Was meinen Sie damit? Könnten Sie das wiederholen? Könnten Sie das konkretisieren? Wie darf ich das verstehen? Ich fürchte, ich habe nicht recht verstanden... Ich hoffe, ich habe Sie missverstanden... Ich würde gerne sachlich bleiben. Lassen Sie uns doch konstruktiv bleiben / wieder konstruktiv werden. Ich sehe das anders. Das ist Ihre Sichtweise. Das ist Ihre Meinung. Das entspricht nicht den Fakten. Das entspricht nicht meinen Aufzeichnungen / meinen Erinnerungen. Das war jetzt eine Unterstellung / ein ungesicherter Vorwurf / eine Schuldzuweisung / ein persönlicher Angriff / ein Schlag unter die Gürtellinie / ein unsachliches Argument / eine Killerphrase. Kommen wir doch zurück zum Thema. Ich bin enttäuscht / überrascht / ärgerlich über diese Reaktion. Antonia Cicero © 2005 14
Und – last but not least – ein paar Killerphrasen zum Üben So geht es uns allen! Wenn Sie soviel pro Stunde wollen, dann verdienen Sie mehr als ich. Wenn Sie soviel pro Stunde wollen, dann verdienen Sie mehr als meine Chefin! Das ist leider in unserem Budget nicht drin. Wir sind eine Non-Profit-Organisation und verdienen auch nichts. Die a-typische Beschäftigung ist jetzt eh nur ein Übergangsjob. Arbeite einige Zeit einmal a-typisch und dann findest du schon irgendetwas fixes. Nimm wenigstens diese a-typische Beschäftigung an, dann hast wenigstens irgendwas. Der Kaffe und die Milch ist leider nur für fix Angestellte. Wenn Sie hier am Computer arbeiten, beseitigen Sie bitte alle „Spuren“ Ihrer Anwesenheit. Sie sind eh flexibel, können Sie diese Informationen übers Wochenende zusammenstellen? Sie sollten schon immer erreichbar sein, sie haben ja flexible Arbeitszeiten. Die Tendenz zu flexibler Arbeitszeit ist nicht mehr zu verändern. Das hängt mit der Globalisierung zusammen. Sie haben eh so viel Zeit, Sie können sich die Zeit ja selber einteilen. Es ist sicher toll, selbstständig und selbstbestimmt zu arbeiten. Ich würde auch gerne a-typisch arbeiten, dann kann ich meinen Urlaub immer selbst einteilen. Jetzt, wenn man noch jung ist, kann man ja noch a-typisch arbeiten. Irgendwann wird diese a-typische Beschäftigung schon vorbei gehen. Du bekommst wenigsten dein Geld brutto ausbezahlt und kannst deine Sozialabgaben selbst zahlen und hast so den Überblick. Du brauchst eh keinen Krankenstand (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall), du bist jetzt eh noch jung, du wirst eh nicht krank. Sei froh, du kommst eh nicht über die 10.000 Euro Steuer Grenze und brauchst keine Steuern zahlen. Wie kannst denn du mit dem, was du verdienst, überleben? Sind Sie sich zu gut dafür? Dafür bin ich nicht zuständig. Antonia Cicero © 2005 15
Ich hätte Sie für weniger naiv gehalten. Die andern haben ja auch solche Verträge und regen sich nicht auf. In deinem Alter/in deiner Situation bekommt man nichts Anderes mehr Warum regen Sie sich so auf. Bisher hat sich noch nie jemand aufgeregt. Wenn Sie’s nicht machen, macht halt ein anderer die Arbeit! Eigentlich müssten Sie mir dankbar sein, dass ich Sie überhaupt noch genommen haben. Um so Vertragsdings brauchen Sie sich gar nicht kümmern, das ist eh nur fad. Da soll’n sich lieber andere drum kümmern. Für so Kinkerlitzchen hab ich jetzt echt keine Zeit. Na, glauben Sie vielleicht, dass da irgendwas nicht passt? Wollen Sie mir das unterstellen? Offensichtlich sind Sie nicht ausgelastet, dass Sie Zeit für solche Blödheiten haben! Ich hab die Wirtschaft nicht erfunden! Das wird in der ganzen Branche so gemacht. Da können wir keine Extrawurst machen! .... Die Sammlung Wenn Sie meine Killerphrasen-Sammlung mit besonders raren Exemplaren an verbalen Attacken oder besonders gelungenen Antworten bereichern wollen – oder nach einer passenden Antwort suchen... schreiben Sie mir doch einfach ein Mail an: antonia.cicero@iconweb.at Zum Weiterlesen Antonia Cicero, Julia Kuderna: Clevere Antworten auf dumme Sprüche. Paderborn: Verlag Junfermann 2001 Antonia Cicero © 2005 16
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