Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch - Chancen für Diagnostik und Intervention in der Paartherapie - Paarlife

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Themenschwerpunkt

                                                                                                                                                                                    Messung der Stimmfrequenz
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    im Paargespräch – Chancen für
                                                                                                                                                                                    Diagnostik und Intervention in
                                                                                                                                                                                    der Paartherapie
                                                                                                                                                                                    Lisanne J. Bulling, Isabella C. Bertschi, Céline C. Stadelmann, Tina Niederer
                                                                                                                                                                                    und Guy Bodenmann

                                                                                                                                                                                    Universität Zürich

                                                                                                                                                                                      Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit stellt die bisherigen empirischen Befunde zur Sprachgrundfrequenz (f0) in Paargesprächen vor und
                                                                                                                                                                                      untersucht, wie sich die f0 nach einer experimentellen Stressinduktion im anschließenden spontanen Gespräch zwischen den Partner_innen
                                                                                                                                                                                      verändert, wie die f0 mit der verbalen Stressäußerung zusammenhängt und wie sie zwischen den beiden Partner_innen kovariiert. Von 128
                                                                                                                                                                                     ­heterosexuellen Paaren nahm jeweils eine Person pro Paar am Trier Social Stress Test (TSST) teil. Die dem TSST vorangehende und anschließen-
                                                                                                                                                                                      de naturalistische Interaktion zwischen den Partner_innen wurde gefilmt und nach Gesprächsthema und Art der Stressäußerung kodiert. Wie
                                                                                                                                                                                      vorherige Studien zur f0 im Paargespräch zeigte auch die vorliegende Studie, dass die f0 wichtige Informationen über die Partnerschaft enthält.
                                                                                                                                                                                     Während eine Erhöhung der f0 in Gesprächen über einen paarinternen Stressor (d. h. bei Konfliktgesprächen) mit negativen Kommunikations-
                                                                                                                                                                                      mustern einherging, zeigte die vorliegende Studie, dass die f0 bei Gesprächen über einen paarexternen Stressor (d. h. beim TSST) mit emotions-
                                                                                                                                                                                      orientierten Stressäußerungen einherging, also einer für den Stressbewältigungsprozess förderlichen Art der Kommunikation. Die Oszilla­
                                                                                                                                                                                      torenmodelle zeigen darüber hinaus, dass eine Kopplung der f0 zwischen den Partner_innen besteht, was darauf hindeutet, dass die nicht
                                                                                                                                                                                      gestressten Partner_innen auf die paraverbalen Stressäußerungen der gestressten Partner_innen mit ihren eigenen paraverbalen Stress­
                                                                                                                                                                                      äußerungen rea­gieren.

                                                                                                                                                                                     Schlüsselwörter: f0, Sprachgrundfrequenz, Stress, Partnerschaft, physiologische Kopplung, dyadisches Coping

                                                                                                                                                                                     Measuring fundamental frequency in couples' conversations – Opportunities for assessment and intervention in couple therapy

                                                                                                                                                                                     Abstract: This paper reviews the empirical research on the fundamental frequency of speech f0 in romantic couples' interactions. It examines
                                                                                                                                                                                     how f0 changes during spontaneous conversation between the romantic partners after one partner has participated in an experimental stress
                                                                                                                                                                                     induction, how f0 relates to verbal stress expressions, and how it is covaries between the two partners. Out of 128 heterosexual couples, one
                                                                                                                                                                                     person per couple took the Trier Social Stress Test (TSST). The naturalistic interaction between the partners before and after the TSST was video-
                                                                                                                                                                                     taped with a hidden camera and the topic of conversation and the type of stress expression were coded. Like previous studies on f0 in couple's
                                                                                                                                                                                     conversation, the present study showed that f0 contains important information about the couple’s relationship. While in previous studies an
                                                                                                                                                                                     increase in f0 during conflict conversations was associated with negative communication patterns, the present study shows that an increase in
                                                                                                                                                                                     f0 during conversations about a couple-external stressor (i. e., the TSST) was associated with emotion-oriented stress expressions, a type of
                                                                                                                                                                                     communication that is beneficial for the stress-management process. The oscillator models also show that there is a coupling of f0 between the
                                                                                                                                                                                     partners, indicating that the nonstressed partners react to the paraverbal stress expressions of the stressed partners with their own paraverbal
                                                                                                                                                                                     stress expressions.

                                                                                                                                                                                     Keywords: f0, fundamental frequency, stress, close relationships, physiological coupling, dyadic coping

                                                                                                                                                                                    Die Enkodierung und die Dekodierung von Emotionen,                          Indikatoren (z. B. Herzrate, Stimme). Physiologisch enko-
                                                                                                                                                                                    also Emotionen zu zeigen und bei anderen wahrzunehmen,                      dierte emotionale Erregung ist weniger kontrollierbar und
                                                                                                                                                                                    sind zentral für den Aufbau und die Aufrechterhaltung                       kann Emotionen offenlegen, welche teilweise unbewusst
                                                                                                                                                                                    zwischenmenschlicher Beziehungen (Berscheid & Am-                           und verbal nicht zugänglich sind (Juslin & Scherer, 2005).
                                                                                                                                                                                    mazzalorso, 2007; Butler, 2011; Randall & Schoebi, 2018).                   Physiologische Indikatoren emotionaler Erregung wer-
                                                                                                                                                                                    Emotionen werden nicht nur über den verbalen Kanal en-                      den auch vom Gegenüber zur Dekodierung herangezogen
                                                                                                                                                                                    und dekodiert (Worte), sondern auch durch physiologische                    (Laukka, Juslin & Bresin, 2005). Gängige Indikatoren für

                                                                                                                                                                                    © 2020 Hogrefe                                                  Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227
                                                                                                                                                                                                                                                                                           https://doi.org/10.1024/1661-4747/a000420
218                                                                           L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch

                                                                                                                                                                                    emotionale Erregung, wie ein Anstieg der Hautleitfähig­                      somit nicht emotionsspezifisch. Höhere f0 bedeutet mehr
                                                                                                                                                                                    keit oder der Herzrate, sind jedoch aufwendig, teilweise                     emotionale Erregung, sowohl positiv als auch negativ
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    nur invasiv messbar und für das Gegenüber meist nicht                        (Laukka et al., 2005). Die Wahrnehmbarkeit der f0 stellt
                                                                                                                                                                                    direkt wahrnehmbar. Die Messung der Sprachgrundfrequenz                      einen Vorteil gegenüber anderen physiologischen Maßen
                                                                                                                                                                                    (f0) ist ein alternativer Indikator für emotionale Erregung.                 emotionaler Erregung dar, wie beispielsweise der Herz­
                                                                                                                                                                                     Sie korreliert stark mit etablierten Indikatoren physiologi­                frequenz, die dem Gegenüber nicht direkt zugänglich sind
                                                                                                                                                                                     scher Erregung und mit dem selbstberichteten emotiona­                      und somit nicht direkt Einfluss auf die Kommunikation
                                                                                                                                                                                     len Zustand (Baucom, 2010). Die f0 kann einfach und kos­                    nehmen (Baucom, 2010).
                                                                                                                                                                                    tengünstig erhoben und ausgewertet werden. Durch die
                                                                                                                                                                                    nicht invasive Messung über Aufnahmegeräte wird der
                                                                                                                                                                                    natürliche Kommunikationsfluss nicht gestört, wenn die f0
                                                                                                                                                                                     in Gesprächen erhoben wird (Baucom, 2010). Die Mes­
                                                                                                                                                                                    sung und Rückmeldung der f0 könnte in klinischen Settings
                                                                                                                                                                                                                                                                 Sprachgrundfrequenz
                                                                                                                                                                                    Anwendung finden, um Klient_innen sowohl bei der Wahr­                       im Paargespräch
                                                                                                                                                                                    nehmung eigener als auch fremder Emotionen und bei
                                                                                                                                                                                    der Emotionsregulation zu unterstützen. Insbesondere in                      Frühere Studien zur f0 in Paargesprächen im Rahmen der
                                                                                                                                                                                    der Beratung und Therapie von Paaren bestehen vielfäl­                       Paartherapie und im Labor haben gezeigt, dass eine höhere
                                                                                                                                                                                    tige Einsatzmöglichkeiten. Bevor jedoch der Einsatz von                      f0 in Konfliktlösungsgesprächen mit einem negati­veren
                                                                                                                                                                                    f0-Messungen in der Diagnostik und Intervention stattfin­                    Kommunikationsverhalten und negativeren Beziehungs­
                                                                                                                                                                                    den kann, muss die Bedeutung der f0 in Paargesprächen                        ergebnissen verbunden ist. Beispielsweise war eine höhere
                                                                                                                                                                                    noch weiter erforscht und elaboriert werden.                                 f0 beider Partner_innen mit mehr negativer und weniger
                                                                                                                                                                                        Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, in einem ersten Teil                positiver verbaler Kommunikation während eines Konflikt­
                                                                                                                                                                                    die f0 und bisherige empirische Befunde zur f0 in Paarge­                     lösungsgesprächs (Weusthoff, Baucom & Hahlweg, 2013)
                                                                                                                                                                                    sprächen vorzustellen. Bisher wurde die f0 in Paargesprä­                     sowie mit einer niedrigeren Beziehungszufriedenheit as­
                                                                                                                                                                                    chen hauptsächlich bei Konfliktgesprächen und bei Ge­                         soziiert (Fischer et al., 2019). Eine höhere f0 bei Partner_
                                                                                                                                                                                    sprächen über die Erkrankung einer Person des Paares                         innen war mit einem höheren Scheidungsrisiko verbunden
                                                                                                                                                                                    untersucht (z. B. Baucom, Atkins, Simpson & Christensen,                     (Baucom et al., 2009; Kliem et al., 2015) und einer gerin­
                                                                                                                                                                                    2009; Kliem, Weusthoff, Hahlweg, Baucom & Baucom,                            geren Chance, die Beziehungszufriedenheit durch Paar­
                                                                                                                                                                                    2015; Weber et al., 2019). Die Bedeutung der f0 scheint                      therapie zu verbessern (Baucom et al., 2009). Weitere Stu­
                                                                                                                                                                                    stark vom Gesprächskontext abzuhängen. Nach dieser                           dien liefern Hinweise darauf, dass Paartherapie zu einer
                                                                                                                                                                                    ­Literaturübersicht folgt im zweiten Teil die Vorstellung ei­                Reduktion der f0 führen kann (Baucom, Sheng, Christensen,
                                                                                                                                                                                     ner empirischen Studie, welche die f0 in einem bisher nicht                  Georgiou, Narayanan & Atkins, 2015) und dass Menschen,
                                                                                                                                                                                    untersuchten Kontext von Paargesprächen erforscht.                           die vor der Teilnahme an einem Beziehungspflegepro­
                                                                                                                                                                                                                                                                 gramm eine höhere f0 während des Konfliktgesprächs hat­
                                                                                                                                                                                                                                                                  ten, sich weniger genau an die 11 Jahre zuvor erlernten
                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommunikationsfähigkeiten erinnern konnten (Baucom,
                                                                                                                                                                                    Sprachgrundfrequenz (f0)                                                     Weusthoff, Atkins & Hahlweg, 2012). Andere Studien
                                                                                                                                                                                                                                                                 dokumentierten, dass Personen mit einem höheren f0-
                                                                                                                                                                                    Die f0 entspricht der Stimmhöhe, die von Personen wahr­                      Mittelwert während Konfliktlösungsgesprächen mehr De­
                                                                                                                                                                                    genommen werden kann. Sie wird durch die Frequenz, mit                       mand-Verhalten und Paare mit einem höheren f0-Niveau
                                                                                                                                                                                    der sich die Stimmlippen beim Formen von Lauten über                          (berechnet als Durchschnitt der individuellen f0-Mittel­
                                                                                                                                                                                    der Stimmritze öffnen und schließen, bestimmt (Juslin &                       werte) mehr Demand-Withdraw-Verhalten zeigten (Bau­
                                                                                                                                                                                    Scherer, 2005). Ist die sprechende Person physiologisch                       com et al., 2011; Baucom et al., 2015; Kliem et al., 2015).
                                                                                                                                                                                    erregt, so überträgt sich dies durch eine erhöhte Muskel­                     Dieses Kommunikationsmuster wird wiederum mit nega­
                                                                                                                                                                                    spannung, die zum schnelleren Öffnen und Schließen der                       tiven Folgen wie niedrigerer Beziehungszufriedenheit oder
                                                                                                                                                                                    Stimmlippen führt, auf die f0 und somit auch auf die                         Ungleichgewicht in der Machtverteilung innerhalb des
                                                                                                                                                                                    Stimmhöhe (Scherer, 1986). Dadurch gelingt es Zuhören­                       Paares in Verbindung gebracht (Eldridge, Sevier, Jones,
                                                                                                                                                                                    den relativ gut, aufgrund der wahrgenommenen Stimm­                          ­Atkins & Christensen, 2007).
                                                                                                                                                                                    höhe auf den emotionalen Erregungszustand der spre­                              Weitere Studien untersuchten die f0 in Gesprächen zum
                                                                                                                                                                                    chenden Person zu schließen (Juslin & Scherer, 2005). Ein                    Umgang des Paares mit der Erkrankung einer Person des
                                                                                                                                                                                    höherer f0-Mittelwert und eine höhere f0-Variabilität wei­                    Paares. In dyadischen Unterstützungsgesprächen, bei de­
                                                                                                                                                                                    sen auf stark erregte positive und negative Emotionen hin,                    nen eine Partnerin oder ein Partner die eigenen Sorgen
                                                                                                                                                                                    wie z. B. Ärger oder Freude (Laukka et al., 2005). Die f0 ist                 bezüglich der Erkrankung teilen sollte und die andere Per­

                                                                                                                                                                                    Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227                                           © 2020 Hogrefe
L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch                                                                         219

                                                                                                                                                                                    son eine rezeptive, zuhörende Haltung einnahm, traten                als verbalen Stressäußerungen (Bodenmann, 1995; Kuhn,
                                                                                                                                                                                    in Verbindung mit einer erhöhten f0 der Sprecher_innen               Milek, Meuwly, Bradbury & Bodenmann, 2017). Eine para­
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    mehr posttraumatische Reifung bei Partnern von Brust­                verbale Form des Copings könnte stattdessen sein, stimm­
                                                                                                                                                                                    krebspatientinnen (Zimmermann, Krüger & Weusthoff,                   lich mit den Stressäußerungen des Gegenübers mitzu­
                                                                                                                                                                                    2017) sowie adaptivere Bewältigungsstrategien von Patien­            schwingen, also eine Angleichung zur f0 des Gegenübers.
                                                                                                                                                                                    tinnen mit einer Nierentransplantation (Peters, Franke,              Uns interessiert deshalb auch, ob Partner_innen auf dersel­
                                                                                                                                                                                    Tkachenko, Schiffer & Zimmermann, 2018) und von Brust­               ben Kommunikationsebene, also auf Veränderungen der
                                                                                                                                                                                    krebspatientinnen (Fischer et al., 2015) auf. Diese Befunde          Stimme der oder des vom Stress Betroffenen, mit Verän­
                                                                                                                                                                                    zur f0 in dyadischen Unterstützungsgesprächen (dyadisches            derungen in der eigenen Stimme reagieren.
                                                                                                                                                                                    Coping) deuten darauf hin, dass in der f0 enkodierte emo­
                                                                                                                                                                                    tionale Erregung auch positiv konnotiert sein kann. Der
                                                                                                                                                                                    Kontext des Gesprächs scheint demnach für die Bedeu­
                                                                                                                                                                                    tung der f0 in Paargesprächen wichtig zu sein.                       Stimmliches Mitschwingen
                                                                                                                                                                                                                                                         Die Mehrheit der Studien hat die f0 für Partner_innen ge­
                                                                                                                                                                                                                                                         trennt betrachtet, doch die physiologischen Reaktionen
                                                                                                                                                                                                                                                         zweier Personen können beträchtlich zusammenhängen,
                                                                                                                                                                                    Sprachgrundfrequenz in Stress-                                       was als physiologische Kopplung bezeichnet wird (Levenson &
                                                                                                                                                                                    und Unterstützungsgesprächen                                         Gottman, 1992). Eine physiologische Kopplung der f0 wurde
                                                                                                                                                                                                                                                         in Paargesprächen gefunden, die sich über Schwierigkeiten
                                                                                                                                                                                    Es bestätigt sich, dass die f0 ein physiologischer Indikator         in der Beziehung unterhielten, wenn eine Person des Paares
                                                                                                                                                                                    für emotionale Erregung ist (Baucom, 2010). Stress bzw.              an Anorexia nervosa, Zwangsstörungen (Fischer et al., 2017)
                                                                                                                                                                                    das Erleben negativer Emotionen führt bei den Sprechen­              oder der Binge-Eating-Störung (Weber et al., 2019) litt.
                                                                                                                                                                                    den zu einem Anstieg der f0. Je nach Gesprächsinhalt ist die            Das Ausmaß, in dem der physiologische Ausdruck emo­
                                                                                                                                                                                    erhöhte f0 in Paargesprächen mit positiven oder negativen            tionaler Erregung innerhalb eines Paares während konflikt­
                                                                                                                                                                                    Ergebnissen auf der Individual- und Paarebene assoziiert.            geladener Gespräche koreguliert wird, hängt mit der Ehe­
                                                                                                                                                                                       Bisherige Studien bedienten sich standardisierter In­             zufriedenheit zusammen. So zeigten Paare in unglücklichen
                                                                                                                                                                                    struktionen für die Paargespräche. Unklar bleibt, inwiefern          Ehen während eines Konfliktgesprächs eine größere phy­
                                                                                                                                                                                    sich in naturalistischen Interaktionen ähnliche Muster zei­          siologische Kopplung als Paare aus glücklichen Partner­
                                                                                                                                                                                    gen. Auch war der Gesprächsinhalt in früheren Studien ein            schaften (Levenson & Gottman, 2010). Auch in früheren
                                                                                                                                                                                    Stressor, der direkt (Konfliktthema) oder indirekt (Erkran­          Studien von Levenson und Gottman (1992) zeigte sich bei
                                                                                                                                                                                    kung eines Partners) beide Partner_innen betraf. Ebenso              unglücklich verheirateten Paaren im Rahmen von Kon­
                                                                                                                                                                                    zentral für die Langlebigkeit von Paarbeziehungen ist der            fliktlösungsversuchen eine stärkere Kopplung der physio­
                                                                                                                                                                                    Umgang mit paarexternem Stress, also mit Stress, den                 logischen Reaktionen als bei glücklich verheirateten Paa­
                                                                                                                                                                                    eine Person außerhalb der Partnerschaft erlebt und der               ren. Levenson und Gottman (2010) interpretieren diesen
                                                                                                                                                                                    anderen Person mitteilt, was im Systemisch-Transaktionalen           Sachverhalt als Hinweis dafür, dass die physiologische
                                                                                                                                                                                    Stressmodell (STM) im Sinne des dyadischen Copings be­               Kopplung im Kontext des Ausdrucks negativen Affekts
                                                                                                                                                                                    schrieben wird (Bodenmann, 2000). Gemäß diesem An­                   stattfindet und als Indiz für gestörte Interaktionen eines
                                                                                                                                                                                    satz kann die Stressäußerung nonverbal, paraverbal oder              Paares dienen kann. Da die f0 mit Werten physiologischer
                                                                                                                                                                                    verbal erfolgen und unterschiedliche Reaktionen auslösen             Erregung stark korreliert (Baucom, 2010), könnte man er­
                                                                                                                                                                                    (Stressansteckung, keine Reaktion, positives oder negatives          warten, dass für das stimmliche Mitschwingen das gleiche
                                                                                                                                                                                    dyadisches Coping).                                                  gilt: Ein gegenseitiges emotionales Hochschaukeln, das
                                                                                                                                                                                       Um die f0-Messung sinnvoll als diagnostisches und the­            sich stimmlich widerspiegelt, könnte während Konflikten
                                                                                                                                                                                    rapeutisches Element einsetzen zu können, ist es wichtig             maladaptiv für die Partnerschaft sein.
                                                                                                                                                                                    zu wissen, wie Paare über alltägliche Stressoren reden.                 Die gegenseitige Ansteckung mit emotionaler Erregung
                                                                                                                                                                                    Hier interessiert beispielsweise, ob Stress über die f0 kom­         scheint sich jedoch nicht in jedem Kontext nachteilig aus­
                                                                                                                                                                                    muniziert wird, auch wenn er nicht explizit verbalisiert             zuwirken. So fanden Imel et al. (2014) in ihrer Psychothera­
                                                                                                                                                                                    wird. Im Gegensatz zur verbalen Stresskommunikation ist              piestudie, dass stimmliches Mitschwingen der Therapie­
                                                                                                                                                                                    die paraverbale Stresskommunikation direkter, da keine               renden mit dem oder der Patient_in mit einer höheren
                                                                                                                                                                                    Übersetzung der physiologischen Information in die ver­              Empathie der Therapierenden zusammenhing. Empathie
                                                                                                                                                                                    bale erfolgt. Sie kann von Zuhörenden wahrgenommen                   ist ein interpersoneller Prozess, der auf der Wahrnehmung,
                                                                                                                                                                                    werden, aber führt womöglich, ähnlich wie nonverbale                 dem Verstehen und dem Miterleben des emotionalen Zu­
                                                                                                                                                                                    Stressäußerungen, zu weniger verbalen Copingreaktionen               stands des Gegenübers beruht (Preston & Waal, 2002) und

                                                                                                                                                                                    © 2020 Hogrefe                                            Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227
220                                                                           L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch

                                                                                                                                                                                    mit der Beziehungszufriedenheit korreliert (Cramer, 2003).                   probe auf N = 128 reduziert. Die Frauen waren durch­
                                                                                                                                                                                    Es stellt sich daher die Frage, ob dies in Paargesprächen                    schnittlich 26.4 (SD = 5.7) und die Männer 28.5 Jahre
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    über einen paarexternen Stressor ähnlich ist.                                (SD = 6.3) alt und viele befanden sich im Studium (F: 56 %;
                                                                                                                                                                                       Es ist das Ziel dieser Arbeit, anhand einer zweiten Ana­                  M: 40 %). Die durchschnittliche Beziehungsdauer betrug
                                                                                                                                                                                    lyse der Daten von Meuwly et al. (2012) die Rolle der als f0                 4.2 Jahre (SD = 3.7), 17 % waren verheiratet und 13 % erzo­
                                                                                                                                                                                    gemessenen emotionalen Erregung in dyadischen Stressge­                      gen gemeinsam Kinder. Im Durchschnitt erreichten die
                                                                                                                                                                                    sprächen zu explorieren und damit ein besseres Verständnis                   Paare 4.4 (SD = 0.4) auf einem 5-Punkte-Index der Bezie­
                                                                                                                                                                                    von Erregungsprofilen bei Paaren während Unterstützungs­                     hungsqualität (Hendrick, 1988).
                                                                                                                                                                                    gesprächen zu erhalten. Zunächst interessiert uns, ob es in
                                                                                                                                                                                    spontanen Gesprächen von Paaren nach einer experimen­
                                                                                                                                                                                    tellen Stressinduktion einen Unterschied in der mittels der                  Studienablauf
                                                                                                                                                                                    f0 gemessenen emotionalen Erregung gegenüber den Base­
                                                                                                                                                                                    line-Gesprächen gibt. Zusätzlich untersuchen wir, ob diese                   Pro Paar nahm entweder der Mann oder die Frau am
                                                                                                                                                                                    Veränderung in der f0 abhängig davon ist, ob die Person                      Trier Social Stress Test (TSST; Kirschbaum, Pirke & Hell­
                                                                                                                                                                                    nach einer experimentellen Stressinduktion den erlebten                      hammer, 1993) teil. Der TSST gilt als Goldstandard für
                                                                                                                                                                                    Stress in der Unterhaltung verbal anspricht oder nicht. Wir                  die Induktion von akutem Stress im Labor (Allen et al.,
                                                                                                                                                                                    erwarten, dass die f0 nach der Stressinduktion in der ge­                    2017). Direkt vor und im Anschluss an den TSST befand
                                                                                                                                                                                    stressten Person höher ist als vorher und dass diese Erhö­                   sich das Paar jeweils 8 Minuten lang allein im Wartezim­
                                                                                                                                                                                    hung vor allem dann auftritt, wenn die Stressinduktion in                    mer und wurde versteckt gefilmt. Vor und nach der Zeit
                                                                                                                                                                                    der Interaktion thematisiert wird. Weiter interessiert uns,                  im Wartezimmer füllten beide einen Fragebogen aus. Zum
                                                                                                                                                                                    ob die Höhe der mittels der f0 operationalisierten emotiona­                 Schluss wurde das Paar über die Ziele der Studie auf­
                                                                                                                                                                                    len Erregung der gestressten Person mit der Art der verba­                   geklärt und über die Videoaufnahmen im Wartezimmer
                                                                                                                                                                                    len Stressäußerung zusammenhängt. Da die höhere f0 mit                       ­informiert. Beide Partner_innen erhielten je 100 Fran­
                                                                                                                                                                                    einer höheren selbstberichteten emotionalen Erregung ein­                     ken (90 Euro) für ihre Teilnahme. Das Studienprotokoll
                                                                                                                                                                                    hergeht (Baucom et al., 2012), erwarten wir, dass diese                       wurde von der Ethikkommission der Universität Zürich
                                                                                                                                                                                    emotionale Erregung auch verbal kommuniziert wird, in­                        genehmigt.
                                                                                                                                                                                    dem Personen emotionsorientierte Stressäußerungen in
                                                                                                                                                                                    einer höheren Tonlage machen als neutrale und problem­
                                                                                                                                                                                    orientierte Stressäußerungen. Zuletzt interessiert uns, ob
                                                                                                                                                                                    die paraverbale Stressäußerung (f0) der einen Person ein                     Trier Social Stress Test (TSST)
                                                                                                                                                                                    stimmliches Mitschwingen bei der zuhörenden Person be­
                                                                                                                                                                                    wirkt. Aktuelle statistische Programme erlauben es uns,                      In dieser Studie wurde den Teilnehmenden zu Beginn des
                                                                                                                                                                                    dieses Mitschwingen im Sinne eines gekoppelten Oszillato­                    TSSTs mitgeteilt, dass sie 5 Minuten Zeit hätten, um sich
                                                                                                                                                                                    renmodells darzustellen (Butler & Barnard, 2019). Diese                      auf ein Probevorstellungsgespräch vor angeblichen Expert_
                                                                                                                                                                                    Modelle können die Frequenz der emotionalen Schwingun­                       innen für Kommunikation und nonverbales Verhalten,
                                                                                                                                                                                    gen jedes Partners, die Dämpfung oder Verstärkung ihrer                      welche in Wahrheit Versuchsleitende waren, vorzubereiten.
                                                                                                                                                                                    Schwingungen (z. B. ob die Schwingungen abnehmen und                         Während des gesamten TSSTs behielten die Versuchslei­
                                                                                                                                                                                    stabiler werden oder größer und weniger stabil werden)                       tenden neutrale Gesichtsausdrücke und gaben kurze und
                                                                                                                                                                                    und die Kopplung zwischen den Partner_innen (z. B. gegen­                    distanzierte Antworten. Während des 4-minütigen Probe­
                                                                                                                                                                                    seitige Beeinflussung) darstellen. Wir erwarten, dass sich                   vorstellungsgesprächs wurden die Teilnehmenden ange­
                                                                                                                                                                                    anhand von gekoppelten Oszillatorenmodellen ein stimm­                       wiesen, über ihre persönlichen Qualifikationen zu spre­
                                                                                                                                                                                    liches Mitschwingen darstellen lässt.                                        chen. Wenn sie aufhörten zu reden, wurden sie zunächst
                                                                                                                                                                                                                                                                 aufgefordert, ihre Rede fortzusetzen, bevor standardisierte
                                                                                                                                                                                                                                                                 Fragen gestellt wurden (z. B. „Warum glauben Sie, dass
                                                                                                                                                                                                                                                                 Sie diesen Job bekommen sollten?“). Die Versuchsleiten­
                                                                                                                                                                                    Methode                                                                      den gaben weder Feedback noch Ermutigung. Nach dem
                                                                                                                                                                                                                                                                 Pro­bevorstellungsgespräch folgte eine unangekündigte
                                                                                                                                                                                    Teilnehmende                                                                 Kopfrechenaufgabe (für 4 Minuten so schnell wie mög­
                                                                                                                                                                                                                                                                 lich fortlaufend 17 von 2043 zu subtrahieren). Wenn die
                                                                                                                                                                                    Insgesamt 198 in der Schweiz ansässige heterosexuelle                        Teilnehmenden einen Fehler machten, wurden sie von den
                                                                                                                                                                                    Paare nahmen 2008 / 09 an der Untersuchung teil. In den                      Versuchsleitenden gebeten, wieder von vorne anzufangen.
                                                                                                                                                                                    vorliegenden Analysen wurden zwei von drei Versuchsbe­                       Bei beiden Aufgaben standen die Teilnehmenden den
                                                                                                                                                                                    dingungen in die Analyse eingeschlossen, was die Stich­                      Versuchsleitenden und einer Kamera gegenüber.

                                                                                                                                                                                    Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227                                           © 2020 Hogrefe
L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch                                                                         221

                                                                                                                                                                                    Messinstrumente                                                      lysen gerechnet, um die f0 vor und nach dem TSST zu
                                                                                                                                                                                                                                                         ­ ergleichen und um den Zusammenhang zwischen Ge­
                                                                                                                                                                                                                                                         v
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    Gesprächsthema                                                       sprächsthema und f0 sowie zwischen verbaler Stressäu­
                                                                                                                                                                                                                                                         ßerung und f0 zu untersuchen. Mit einem gekoppelten
                                                                                                                                                                                    Trainierte Kodierer_innen sahen sich die Videos der Paar­            ­Oszillatorenmodell wurde darüber hinaus mithilfe der R
                                                                                                                                                                                    interaktion im Wartezimmer an und vergaben für jedes                  Pakets rties (Butler & Barnard, 2019) analysiert, inwiefern
                                                                                                                                                                                    10-Sekunden-Intervall einen Code für den Inhalt des Ge­               die Varianz in der f0 der Partner_innen zusammenhängt
                                                                                                                                                                                    sprächs. Spezifisch kodierten die Kodierer_innen für das              (Boker & Nesselroade, 2002).
                                                                                                                                                                                    Vorhandensein (= 1) und das Fehlen (= 0) von einem Ge­                  Eine ausführlichere Beschreibung der Methode dieser
                                                                                                                                                                                    spräch über (I) ein allgemeines Thema, (II) die Studie oder           Studie findet sich unter: https://osf.io/g675d
                                                                                                                                                                                    (III) einen persönlich relevanten Stressor (meist TSST
                                                                                                                                                                                    beim zweiten Gespräch). Für die Analyse der vorliegenden
                                                                                                                                                                                    Studie wurden (I) und (II) zusammengefasst.
                                                                                                                                                                                                                                                         Ergebnisse
                                                                                                                                                                                    Verbale Stressäußerung                                               Gesprächsthema

                                                                                                                                                                                    Forschungsassistierende, die im System zur Beurteilung               Nachdem eine Partnerin bzw. ein Partner am TSST teil­
                                                                                                                                                                                    des dyadischen Copings ausgebildet wurden (Bodenmann,                genommen hatte, sprachen die Paare durchschnittlich für
                                                                                                                                                                                    1995; siehe auch Bodenmann, 2005), kodierten mikro­                  4 von 8 Minuten über den TSST. Paare, bei welchen die
                                                                                                                                                                                    analytisch die Videos der Paarinteraktion und vergaben               Frau am TSST teilgenommen hatte, sprachen vor dem TSST
                                                                                                                                                                                    für jedes 10-Sekunden-Intervall verschiedene Codes der               in weniger als einem 10-Sekunden-Intervall (M = 0.82,
                                                                                                                                                                                    Stresskommunikation. Die Kodierer_innen wurden ange­                 SE = 0.62, 95 % KI [–0.41, 2.05]) und nach dem TSST in
                                                                                                                                                                                    wiesen, für das Vorhandensein (= 1) und das Fehlen (= 0)             über 25 Intervallen (B = 25.56, SD = 0.12, 95 % KI [25.32,
                                                                                                                                                                                    der verschiedenen Stressäußerungskategorien zu kodie­                25.80], t[6269] = 207.07, p < .001) über Stress (β = 1.56, std.
                                                                                                                                                                                    ren. Die Stressäußerungen wurden in folgende Kategorien              SE = 0.01).
                                                                                                                                                                                    unterteilt: (a) verbal problemorientiert, (b) neutral und (c)           Paare, bei welchen der Mann am TSST teilgenommen
                                                                                                                                                                                    verbal emotional (implizit und explizit). Für die Analyse            hatte, sprachen vor dem TSST auch in weniger als einem
                                                                                                                                                                                    der vorliegenden Studie wurden (a) und (b) zu einer Kate­            10-Sekunden-Intervall (M = 0.76 (SE = 0.61, 95 % KI
                                                                                                                                                                                    gorie zusammengefasst. Zehn Prozent der Videos wurden                [–0.44, 1.96]) und nach dem TSST in über 20 Intervallen
                                                                                                                                                                                    doppelt kodiert (Interrater-Agreement: κ = .78). Die Ge­             (B = 19.65, SE = 0.11, 95 % KI [19.44, 19.86], t[6269] = 181.19,
                                                                                                                                                                                    spräche dauerten 8 Minuten, der resultierende Datensatz              p < .001) über Stress (β = 1.64, SE = 0.01).
                                                                                                                                                                                    enthielt 48 Sequenzen à 10 Sekunden.

                                                                                                                                                                                                                                                         Die f0 in Abhängigkeit zum Gesprächsthema
                                                                                                                                                                                    Sprachgrundfrequenz der Stimme
                                                                                                                                                                                                                                                         Die f0 war in den Interaktionen nach dem TSST höher als
                                                                                                                                                                                    Zur Erfassung der f0 wurden die Audiodateien zunächst                in den Interaktionen vor dem TSST. Bei Paaren, in wel­
                                                                                                                                                                                    mithilfe eines Schnittprogramms in zwei nach Sprechen­               chen die Frau am TSST teilgenommen hatte, lag die f0 der
                                                                                                                                                                                    den getrennte Dateien segmentiert und von Störgeräu­                 Frauen vor dem TSST bei 207.96 Hz (SE = 2.97, 95 % KI
                                                                                                                                                                                    schen (z. B. Husten) bereinigt. Mithilfe des Programms               [202.10, 213.82]) und erhöhte sich nach dem TSST um
                                                                                                                                                                                    Praat (Boersma & Weenink, 2020) wurde für jede ge­                   2.88 Hz (0.24 Halbtöne; SE = 0.22, 95 % KI [2.46, 3.31],
                                                                                                                                                                                    sprochene Viertelsekunde kontinuierlich die gemittelte               t[6078] = 13.25, p < .001). Der Effekt des TSSTs auf die f0
                                                                                                                                                                                    f0 ermittelt. Dabei wurde ein Bandpassfilter von 75 bis              der Frauen kann als sehr klein angesehen werden (β = 0.19,
                                                                                                                                                                                    350 Hz verwendet.                                                    SE = 0.00).
                                                                                                                                                                                                                                                            Bei Paaren, in welchem der Mann am TSST teilgenom­
                                                                                                                                                                                                                                                         men hatte, lag die f0 der Männer vor dem TSST bei 130.43 Hz
                                                                                                                                                                                                                                                         (SE = 1.72, 95 % KI [127.03, 133.83]) und erhöhte sich nach
                                                                                                                                                                                    Analysen                                                             dem TSST um 0.30 Hz (0.04 Halbtöne; SE = 0.11, 95 % KI
                                                                                                                                                                                                                                                         [0.08, 0.51], t[5984] = 2.73, p < .01). Dieser Effekt kann als
                                                                                                                                                                                    Da es sich bei den Verhaltenskodierungen und der f0 um               sehr klein angesehen werden (β = 0.12, SE = 0.00).
                                                                                                                                                                                    messwiederholte Daten handelt, die innerhalb von Per­                   Die f0 war unabhängig davon, ob die Paare über den
                                                                                                                                                                                    sonen genestet sind, wurden Mehrebenenregressionsana­                TSST oder über ein anderes Thema redeten. Dies galt so­

                                                                                                                                                                                    © 2020 Hogrefe                                            Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227
222                                                                           L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch

                                                                                                                                                                                    wohl für die Frauen (B = –3.63, SE = 2.36, 95 % KI [–8.25,                   tierten Stressäußerungen 4.20 Hz (0.55 Halbtöne; SE .71,
                                                                                                                                                                                    1.00], t[2463] = –1.54, p > .1) als auch für die Männer                      95 % KI [0.86, 7.55], t[2390.51] = 2.46, p = .014) höher und
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    (B = 0.15, SE = 1.48, 95 % KI [–2.76, 3.06], t[2352] = 0.10,                 bei Äußerungen, in denen es nicht um Stress ging, um
                                                                                                                                                                                    p > .1), die am TSST teilgenommen hatten.                                    2.70 Hz (0.36 Halbtöne; SE = 0.94, 95 % KI 0.86, 4.54],
                                                                                                                                                                                                                                                                 t[2409.6]) = 2.88, p = .004) höher. Der Anstieg in f0 wäh­
                                                                                                                                                                                                                                                                 rend der emotionsorientierten Stressäußerungen kann je­
                                                                                                                                                                                                                                                                 doch auch hier als sehr klein angesehen werden (β = 0.04,
                                                                                                                                                                                                                                                                 SE = 0.02).
                                                                                                                                                                                    Assoziationen zwischen der f0
                                                                                                                                                                                    und verbalen Stressäußerungen
                                                                                                                                                                                    Bei Paaren, bei denen die Frau am TSST teilgenommen                          Stimmliches Mitschwingen
                                                                                                                                                                                    hatte, lag die f0 der Frauen während problemorientierten
                                                                                                                                                                                    und neutralen Stressäußerungen bei 210.32 Hz (SE = 3.13,                     T1 – Interaktion vor dem TSST
                                                                                                                                                                                    95 % KI [204.19, 216.45]) und war während emotionsori­
                                                                                                                                                                                    entierten Stressäußerungen um 3.56 Hz (0.29 Halbtöne)                        Abbildung 1 zeigt die durchschnittlichen vom Modell vor­
                                                                                                                                                                                    höher (SE = 1.78, 95 % KI [0.07, 7.06], t[2499.81] = 2.00,                   hergesagten f0-Kurven zu T1 über die doppelte Gesprächs­
                                                                                                                                                                                    p = .046) und während Äußerungen, bei denen es nicht um                      zeit projiziert. Über alle Paare gemittelt wies das gekoppelte
                                                                                                                                                                                    Stress ging, um 0.98 Hz (0.08 Halbtöne; SE = 1.25, 95 % KI                   Oszillatorenmodell beim Gespräch vor dem TSST mit ei­
                                                                                                                                                                                    [–1.46, 3.42], t[2513.72] = 0.79, p = .432) höher. Der Anstieg               nem durchschnittlichen korrigierten R2 = .76 (Range = .55
                                                                                                                                                                                    in der f0 während der emotionsorientierten Stressäußerun­                    bis .90) eine gute Passung auf. Das ungekoppelte Modell
                                                                                                                                                                                    gen kann jedoch als sehr klein angesehen werden (β = 0.03,                   hatte mit einem durchschnittlichen korrigierten R2 = .75
                                                                                                                                                                                    SE = 0.02).                                                                  (Range = .53 bis .88) eine schlechtere Passung. Die durch­
                                                                                                                                                                                       Bei Paaren, bei denen der Mann am TSST teilgenommen                       schnittliche Oszillationsperiode betrug 22.32 Sekunden
                                                                                                                                                                                    hatte, lag die f0 der Männer während problemorientierten                     für Frauen und 23.80 Sekunden für Männer, was bedeutet,
                                                                                                                                                                                    und neutralen Stressäußerungen bei 129.85 (SE = 1.80,                        dass Paare ungefähr zwei Oszillationen über die Interak­
                                                                                                                                                                                    95 % KI [126.32, 133.39]) und war während emotionsorien­                     tionsdauer von 8 Minuten hatten.

                                                                                                                                                                                    Abbildung 1. Vom Modell vorhergesagte Verläufe der f0 bei Stich­             Abbildung 2. Vom Modell vorhergesagte Verläufe der f0 bei Stichpro-
                                                                                                                                                                                    probenmittelwerten der gekoppelten Oszillatorparameter zu T1 (vor            benmittelwerten der gekoppelten Oszillatorparameter zu T2 (nachdem
                                                                                                                                                                                    dem TSST).                                                                   die Frau am TSST teilgenommen hatte).

                                                                                                                                                                                    Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227                                            © 2020 Hogrefe
L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch                                                                              223

                                                                                                                                                                                    T2 – Interaktion nach dem TSST                                            Diskussion
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    Das gekoppelte Oszillatorenmodell wies bei der Gruppe                     Seit 2009 haben 13 Studien die f0 in Paargesprächen unter­
                                                                                                                                                                                    der Paare, bei denen die Frau am TSST teilgenommen                        sucht, entweder im Rahmen der Paartherapie oder im
                                                                                                                                                                                    hatte, mit einem durchschnittlichen korrigierten R2 = .82                 Forschungslabor. Acht Studien zur f0 in Konfliktgesprächen
                                                                                                                                                                                    (Range = .70 bis .91) eine gute Passung auf. Das ungekop­                 fanden, dass eine hohe f0 der einzelnen Partner_innen und
                                                                                                                                                                                    pelte Modell hatte mit einem durchschnittlichen korri­                    eine starke Kopplung der f0 zwischen Partner_innen mit
                                                                                                                                                                                    gierten R2 = .80 (Range = .69 bis .90) eine schlechtere Pas­              negativem Kommunikationsverhalten, niedriger Bezie­
                                                                                                                                                                                    sung. Die durchschnittliche Oszillationsperiode betrug                    hungszufriedenheit, geringerer Beziehungsstabilität und
                                                                                                                                                                                    24.59 Sekunden für Frauen und 25.24 Sekunden für Män­                     schlechteren Ergebnissen in der Paartherapie zusammen­
                                                                                                                                                                                    ner, was bedeutet, dass Paare auch in diesen Interaktionen                hängt (Baucom et al., 2009; Baucom et al., 2011; Baucom
                                                                                                                                                                                    ungefähr zwei Oszillationen über die Interaktionsdauer                    et al., 2012; Baucom et al., 2015; Baucom, Sheng et al.,
                                                                                                                                                                                    von 8 Minuten hatten. Abbildung 2 zeigt die durchschnitt­                 2015; Fischer et al., 2019; Kliem et al., 2015; Weusthoff et
                                                                                                                                                                                    lichen vom Modell vorhergesagten f0-Kurven zu T2 über                     al., 2013). In Paargesprächen über die Krankheit einer Per­
                                                                                                                                                                                    die doppelte Gesprächszeit projiziert.                                    son des Paares ging eine höhere f0 mit adaptiveren Bewäl­
                                                                                                                                                                                       Das gekoppelte Oszillatorenmodell wies bei der Gruppe                  tigungsstrategien im Umgang mit der Krankheit einher
                                                                                                                                                                                    der Paare, bei denen der Mann am TSST teilgenommen                        (Fischer et al., 2015; Peters et al., 2018; Zimmermann
                                                                                                                                                                                    hatte, mit einem durchschnittlichen korrigierten R2 = .75                 et al., 2017). Wie sich die f0 ändert, wenn Personen nach
                                                                                                                                                                                    (Range = .60 bis .85) eine gute Passung auf. Das ungekop­                 einer experimentellen Stressinduktion mit ihren Partner_
                                                                                                                                                                                    pelte Modell hatte mit einem durchschnittlichen korri­                    innen interagieren, wie die f0 mit der Art der verbalen
                                                                                                                                                                                    gierten R2 von .74 (Range = .56 bis .84) eine schlechtere                 Stressäußerungen zusammenhängt und inwiefern die f0
                                                                                                                                                                                    Passung. Die durchschnittliche Oszillationsperiode betrug                 der ungestressten Person mit derjenigen des gestressten
                                                                                                                                                                                    21.72 Sekunden für Frauen und 22.63 Sekunden für Män­                     Partners oder der gestressten Partnerin zusammenhängt,
                                                                                                                                                                                    ner, was bedeutet, dass Paare wieder ungefähr zwei Oszil­                 wurde in der vorliegenden Studie untersucht.
                                                                                                                                                                                    lationen über die Interaktionsdauer von 8 Minuten hatten.
                                                                                                                                                                                    Abbildung 3 zeigt die durchschnittlichen vom Modell vor­
                                                                                                                                                                                    hergesagten f0-Kurven zu T2 über die doppelte Gesprächs­
                                                                                                                                                                                    zeit projiziert.                                                          Anstieg der f0 nach dem TSST
                                                                                                                                                                                                                                                              Im Durchschnitt hatten Partner_innen, die am TSST teil­
                                                                                                                                                                                                                                                              genommen hatten, im Gespräch nach dem TSST eine
                                                                                                                                                                                                                                                              ­höhere f0 als vor dem TSST. Dieser Anstieg ist ein allge­
                                                                                                                                                                                                                                                               mein bekannter Stresseffekt (z. B. Giddens, Barron, Byrd-
                                                                                                                                                                                                                                                              Craven, Clark & Winter, 2013; Pisanski et al., 2018). Wäh­
                                                                                                                                                                                                                                                               rend f0-Zunahmen bei stressigen Alltagsgesprächen häufig
                                                                                                                                                                                                                                                               beobachtet wurden (z. B. Sondhi, Khan, Vijay, Salhan &
                                                                                                                                                                                                                                                               Chouhan, 2015), zeigt die aktuelle Studie, dass Personen
                                                                                                                                                                                                                                                               auch einen höheren f0-Wert aufweisen, wenn sie nach einer
                                                                                                                                                                                                                                                               sozialen Stresserfahrung mit ihrer Partnerin oder ihrem
                                                                                                                                                                                                                                                               Partner interagieren.
                                                                                                                                                                                                                                                                 Der Anstieg der f0 im Vergleich zum Gespräch vor dem
                                                                                                                                                                                                                                                               TSST war unabhängig vom Gesprächsthema. Die physio­
                                                                                                                                                                                                                                                               logische Stressreaktion war also in der Stimme beobacht­
                                                                                                                                                                                                                                                               bar, auch wenn der Stressor im Gespräch nicht explizit
                                                                                                                                                                                                                                                               thematisiert wurde. Ein möglicher Grund dafür ist, dass
                                                                                                                                                                                                                                                              die Übersetzung der physiologischen Stressreaktion auto­
                                                                                                                                                                                                                                                              matisch geschieht, während die verbale Stressäußerung
                                                                                                                                                                                                                                                              ein bewusster Prozess ist. Für eine verbale Stressäußerung
                                                                                                                                                                                                                                                              muss die Person entscheiden, welche Worte ihre Erfah­
                                                                                                                                                                                                                                                              rung am besten beschreiben. Dies erfordert ein Bewusst­
                                                                                                                                                                                                                                                              sein für die emotionale Auswirkung des Stressors, Kom­
                                                                                                                                                                                    Abbildung 3. Vom Modell vorhergesagte Verläufe der f0 bei Stichproben-
                                                                                                                                                                                    mittelwerten der gekoppelten Oszillatorparameter zu T2 (nachdem der       munikationsfähigkeit sowie Vertrauen in die zuhörende
                                                                                                                                                                                    Mann am TSST teilgenommen hatte).                                         Person. Im Gegensatz dazu erfordert die durch Stress ver­

                                                                                                                                                                                    © 2020 Hogrefe                                                 Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227
224                                                                           L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch

                                                                                                                                                                                    ursachte Veränderung der Stimme kein Bewusstsein für                         und nahmen im Gesprächsverlauf stärker zu und zwar
                                                                                                                                                                                    den Stress, da die erhöhte Muskelspannung des physiolo­                      unabhängig davon, ob sie selbst oder der Partner am
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    gischen Stressprozesses automatisch zu einer Verspannung                     TSST teilgenommen hatten. Die gemeinsame Zunahme
                                                                                                                                                                                    der Stimmlippen und damit zu einer Erhöhung von f0 führt                     der Schwingungen im Gespräch nach dem TSST deutet auf
                                                                                                                                                                                    (Scherer, 1986).                                                             eine Ko-Dysregulierung der Partner_innen hin. Statt einer
                                                                                                                                                                                                                                                                 Abnahme der Schwingungen und einer Rückkehr zum
                                                                                                                                                                                                                                                                 Sollwert, schaukeln sich die Partner_innen zu immer
                                                                                                                                                                                                                                                                 größeren f0-Schwingungen auf. Was größere Schwingun­
                                                                                                                                                                                                                                                                 gen der f0 im Kontext dieser Gespräche bedeuten, sollte in
                                                                                                                                                                                    Zusammenhänge zwischen f0                                                    zukünftigen Studien genauer untersucht werden. Sie deu­
                                                                                                                                                                                    und verbaler Kommunikation                                                   ten jedoch auf Schwankungen in der emotionalen Erre­
                                                                                                                                                                                                                                                                 gung hin, was als Zeichen empathischen Mitschwingens
                                                                                                                                                                                    In der aktuellen Studie ging eine hohe f0, also eine hohe                    gedeutet werden könnte.
                                                                                                                                                                                    Stimme, mit emotionsorientierten Stressäußerungen ein­
                                                                                                                                                                                    her. Emotionsorientierte Stressäußerungen stellen eine
                                                                                                                                                                                    vorteilhafte Art der Kommunikation von Stress dar, da sie
                                                                                                                                                                                    die Wahrscheinlichkeit für eine unterstützende Reaktion
                                                                                                                                                                                    des Partners oder der Partnerin erhöhen (Bodenmann,
                                                                                                                                                                                                                                                                 Einschränkungen
                                                                                                                                                                                    1995; Kuhn et al., 2017). Da die f0 die emotionale Erregung                  und zukünftige Studien
                                                                                                                                                                                    ­einer Person abbildet, ist das gemeinsame Auftreten von
                                                                                                                                                                                     emotionalen Stressäußerungen mit einer erhöhten f0 eine                     Diese Studie verwendete den Goldstandard zur Induktion
                                                                                                                                                                                    übereinstimmende oder kongruente Art der Kommunika­                          von Stress und beobachtete Paare in einer unstrukturier­
                                                                                                                                                                                    tion. Psycholinguistische Studien zeigen, dass diese Kon­                    ten Interaktion. Das Studiendesign ermöglichte die Unter­
                                                                                                                                                                                    gruenz zwischen stimmlichen Merkmalen und verbalen                           suchung der Art und Weise, wie Paare nach einem paarex­
                                                                                                                                                                                    Inhalten die Dekodierung von Stress erleichtert (z. B. Ben-                  ternen Stressfaktor natürlich miteinander interagieren.
                                                                                                                                                                                    David, Multani, Shakuf, Rudzicz & van Lieshout, 2016).                       Dennoch könnten Aspekte der Studie das Verhalten der
                                                                                                                                                                                    Dies deutet darauf hin, dass bei Gesprächen über paarex­                     Paare beeinflusst haben. Die Interaktion fand in einem
                                                                                                                                                                                    terne Stressoren ein Anstieg der f0 mit für die gemeinsame                   Wartezimmer statt, das eine ungewohnte Umgebung dar­
                                                                                                                                                                                    Stressbewältigung förderlichem Kommunikationsverhalten                       stellt, in der sich die Interaktion womöglich von jener zu
                                                                                                                                                                                    einhergehen kann.                                                            Hause unterschied. Außerdem ist es nicht unbedingt ty­
                                                                                                                                                                                                                                                                 pisch für eine alltägliche Stresssituation, dass die gestress­
                                                                                                                                                                                                                                                                 te Person direkt im Anschluss auf die Partnerin oder den
                                                                                                                                                                                                                                                                 Partner trifft, bevor die Möglichkeit bestand, individuelle
                                                                                                                                                                                    Stimmliches Mitschwingen                                                     Bewältigungsstrategien anzuwenden und den Stress be­
                                                                                                                                                                                                                                                                 reits zu regulieren. Auch hatten weder die gestressten Per­
                                                                                                                                                                                    Wie frühere Studien (Fischer et al., 2017; Weber et al.,                     sonen noch ihre Partner_innen die Möglichkeit, die Inter­
                                                                                                                                                                                    2019) zeigten auch unsere Ergebnisse, dass in Paargesprä­                    aktion zu vermeiden, indem sie den Raum verließen. Diese
                                                                                                                                                                                    chen eine physiologische Kopplung der Partner_innen statt­                   Umstände könnten zu einem höheren Maß an Stresskom­
                                                                                                                                                                                    findet, die sich in einer Kopplung der f0 der Partner_innen                  munikation als im Alltag geführt haben.
                                                                                                                                                                                    ausdrückt. In der Baseline-Interaktion vor dem TSST er­                         Es bleiben auch Fragen offen, wie die zuhörende Person
                                                                                                                                                                                    klärten regelmäßige Schwingungen mit ungefähr drei Tief-                     diese stressbelasteten verbalen und paraverbalen Äuße­
                                                                                                                                                                                    und drei Höhepunkten einen großen Teil der Varianz der                       rungen wahrnimmt und darauf reagiert. Eine höhere f0
                                                                                                                                                                                    f0 im Gesprächsverlauf auf. Über die individuellen Schwin­                   während Gesprächen über ein stressiges Erlebnis könnte
                                                                                                                                                                                    gungsparameter hinaus trug die Kopplung zwischen den                         als Signal des Stresses dienen, das zu unterstützenden Re­
                                                                                                                                                                                    Partner_innen zu einer zusätzlichen Varianzaufklärung bei.                   aktionen beim Gegenüber führt. Jedoch war der durch­
                                                                                                                                                                                    Die Amplituden der Schwingungen in der Baseline-Inter­                       schnittliche Anstieg der f0 gering und es ist nicht klar, ob
                                                                                                                                                                                    aktion waren eher gering, über den Gesprächsverlauf na­                      die Partner_innen diese Veränderung in der Stimme wahr­
                                                                                                                                                                                    hezu gleichbleibend und bei den Partnerinnen etwas größer                    nehmen können. Generell sollte die durchschnittliche f0-
                                                                                                                                                                                    als bei den Partnern.                                                        Veränderung der Frauen nach dem TSST hörbar sein und
                                                                                                                                                                                        Nachdem eine Partnerin oder ein Partner am TSST teil­                    die der Männer eher nicht, da musikalisch untrainierte
                                                                                                                                                                                    genommen hatte, nahmen die Schwingungen der f0 bei                           Erwachsene nur eine Veränderung von 0.1 Halbtönen in
                                                                                                                                                                                    beiden über den Gesprächsverlauf zu. Die Schwingungen                        diesem f0-Bereich wahrnehmen können (Stalinski, Schel­
                                                                                                                                                                                    der Partnerinnen schlugen stärker aus als die der Partner                    lenberg & Trehub, 2008). Allerdings lag zwischen den

                                                                                                                                                                                    Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227                                           © 2020 Hogrefe
L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch                                                                         225

                                                                                                                                                                                    ­ esprächen eine Pause, während der der TSST stattfand,
                                                                                                                                                                                    G                                                                    der f0 die Farbe ändert. In der Biofeedback-Therapie hat
                                                                                                                                                                                    Partner_innen wurden nicht angewiesen auf Unterschiede               sich diese Art von Rückmeldung über physiologische Vor­
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                    in der Stimme zu achten und die Unterschiede bezogen                 gänge als effektiv erwiesen, um die Selbstregulation von
                                                                                                                                                                                    sich auf die durchschnittliche f0 über die Gespräche.                Patient_innen zu unterstützen.
                                                                                                                                                                                       In der vorliegenden Studie wurden die durchschnittli­
                                                                                                                                                                                    chen Schwingungen der f0 über alle Partner_innen hinweg
                                                                                                                                                                                    dargestellt und vereinfachen damit das stark individuelle
                                                                                                                                                                                    Phänomen der f0-Veränderungen. Eine latente Profilana­               Zusammenfassung
                                                                                                                                                                                    lyse der individuellen f0-Veränderungen würde die Identi­
                                                                                                                                                                                    fizierung möglicher Untergruppen mit emotionaler Ko-                 Wie vorherige Studien zur f0 bei Konfliktgesprächen zeig­
                                                                                                                                                                                    Regulierung oder Ko-Dysregulierung erlauben und damit                te auch unsere Studie zu dyadischem Coping, dass die f0
                                                                                                                                                                                    die emotionale Erregung der einzelnen Paare differenzier­            wichtige Informationen über die Partnerschaft enthält.
                                                                                                                                                                                    ter darstellen.                                                      Die f0 ist ein zuverlässiges Maß der emotionalen Erregung
                                                                                                                                                                                                                                                         und hängt mit der verbalen Kommunikation zusammen.
                                                                                                                                                                                                                                                         In Abhängigkeit des Gesprächsinhaltes scheint die f0 mit
                                                                                                                                                                                                                                                         negativen oder positiven verbalen Kommunikationsstra­
                                                                                                                                                                                                                                                         tegien zusammenzuhängen. Während eine Erhöhung der
                                                                                                                                                                                    Implikationen für Diagnostik                                         f0 in Gesprächen über einen paarinternen Stressor (d. h.
                                                                                                                                                                                    und Intervention                                                     bei Konfliktgesprächen) mit negativen Kommunikations­
                                                                                                                                                                                                                                                         mustern, wie z. B. dem Demand-Withdraw-Verhalten, zu­
                                                                                                                                                                                    Da die f0 im Paargespräch wichtige Informationen über                sammenhing (Baucom et al., 2011), zeigte unsere Studie,
                                                                                                                                                                                    die Partnerschaft enthält, bietet die f0-Messung Chancen             dass die f0 bei Gesprächen über einen paarexternen Stres­
                                                                                                                                                                                    für die Diagnostik und Intervention. Zunächst ist die f0 ein         sor (dyadisches Coping) mit emotionsorientierten Stres­
                                                                                                                                                                                    Diagnoseinstrument für emotionale Erregung, die im Ge­               säußerungen, also einer für den Stressbewältigungpro­
                                                                                                                                                                                    gensatz zu Fragebögen zum Stresserleben von Klient_in­               zess förderlichen Art der Kommunikation, einherging.
                                                                                                                                                                                    nen objektiv und kontinuierlich erhoben werden kann.                 Die Oszillatorenmodelle zeigen darüber hinaus, dass eine
                                                                                                                                                                                    Vorherige Studien zur f0 in Konfliktgesprächen legen nahe,           Kopplung der f0 zwischen den Partner_innen besteht, was
                                                                                                                                                                                    dass Therapeut_innen einem Anstieg der f0 während Ge­                darauf hindeutet, dass die nicht gestressten Partner_in­
                                                                                                                                                                                    sprächen über paarinterne Stressoren entgegenwirken                  nen auf die paraverbalen Stressäußerungen der gestress­
                                                                                                                                                                                    sollten, um ein besseres Erinnerungsvermögen an die in               ten Partner_innen mit ihren eigenen paraverbalen Stres­
                                                                                                                                                                                    der Intervention erlernten Inhalte zu begünstigen und um             säußerungen reagieren, dass also ein stimmliches
                                                                                                                                                                                    negativen Kommunikationsmustern entgegenzuwirken.                    Mitschwingen (als Ausdruck emotionaler Empathie)
                                                                                                                                                                                    Studien zu dyadischen Unterstützungsgesprächen ein­                  stattfindet.
                                                                                                                                                                                    schließlich der aktuellen Studie deuten darauf hin, dass
                                                                                                                                                                                    eine Erhöhung der f0 förderlich im Sinne von vermehrt
                                                                                                                                                                                    emotionsorientierter Stressäußerung der gestressten Per­
                                                                                                                                                                                    son sein könnte. Weitere Studien sollten klären, ob die f0           Literatur
                                                                                                                                                                                    bei Gesprächen über paarexterne Stressoren durch Inter­
                                                                                                                                                                                                                                                         Allen, A. P., Kennedy, P. J., Dockray, S., Cryan, J. F., Dinan, T.G. &
                                                                                                                                                                                    ventionen heraufreguliert werden sollte. Zukünftige Stu­                Clarke, G. (2017). The Trier Social Stress Test: Principles and
                                                                                                                                                                                    dien sollten außerdem versuchen, das jeweils förderliche                practice. Neurobiology of Stress, 6, 113 – 126.
                                                                                                                                                                                    emotionale Klima für verschiedene Arten von Paargesprä­              Baucom, B. R. (2010). Power and arousal: New methods for as-
                                                                                                                                                                                    chen zu identifizieren, damit dies in der Paartherapie ge­              sessing couples. In K. Hahlweg, M. Grawe-Gerber & D. H. Bau-
                                                                                                                                                                                                                                                            com (Eds.), Enhancing couples: The shape of couple therapy to
                                                                                                                                                                                    fördert werden kann.                                                    come (pp. 171 – 184). Ashland: Hogrefe.
                                                                                                                                                                                       Unabhängig von der Art des in der Therapie besproche­             Baucom, B. R., Atkins, D. C., Eldridge, K., McFarland, P., Sevier, M. &
                                                                                                                                                                                    nen Stressors (Konflikt oder paarexterner Stress) könnten               Christensen, A. (2011). The language of demand / withdraw: Ver-
                                                                                                                                                                                    f0-Aufzeichnungen in der Paartherapie genutzt werden,                   bal and vocal expression in dyadic interactions. Journal of Fam-
                                                                                                                                                                                                                                                            ily Psychology, 25, 570 – 580.
                                                                                                                                                                                    um Momente hoher emotionaler Erregung in der Stimme                  Baucom, B. R., Atkins, D. C., Simpson, L. E. & Christensen, A. (2009).
                                                                                                                                                                                    unauffällig und nicht invasiv zu identifizieren und mit den             Prediction of response to treatment in a randomized clinical
                                                                                                                                                                                    Klient_innen zu besprechen. Die f0 könnte während der                   trial of couple therapy: A 2-year follow-up. Journal of Consulting
                                                                                                                                                                                    Therapie gemessen werden, um Klient_innen ein objekti­                  and Clinical Psychology, 77, 160 – 173.
                                                                                                                                                                                                                                                         Baucom, B. R., Sheng, E., Christensen, A., Georgiou, P. G., Naray-
                                                                                                                                                                                    ves Feedback über die physiologische Erregung in ihrer                  anan, S. S. & Atkins, D. C. (2015). Behaviorally-based couple
                                                                                                                                                                                    Stimme zu geben. Vorstellbar wären auch haptische, akus­                therapies reduce emotional arousal during couple conflict. Be-
                                                                                                                                                                                    tische oder visuelle Signale, z. B. eine Lampe, die aufgrund            haviour Research and Therapy, 72, 49 – 55.

                                                                                                                                                                                    © 2020 Hogrefe                                            Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227
226                                                                           L. J. Bulling et al.: Messung der Stimmfrequenz im Paargespräch

                                                                                                                                                                                    Baucom, B. R., Weusthoff, S., Atkins, D. C. & Hahlweg, K. (2012).                synchrony in vocally encoded arousal. Journal of Counseling
                                                                                                                                                                                       Greater emotional arousal predicts poorer long-term memory                    Psychology, 61, 146 – 153.
                                                                                                                                                                                       of communication skills in couples. Behaviour Research and                 Juslin, P. N. & Scherer, K. R. (2005). Vocal expression of affect. In J.
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/1661-4747/a000420 - Wednesday, October 28, 2020 9:05:07 AM - UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich IP Address:89.206.112.11

                                                                                                                                                                                       Therapy, 50, 442 – 447.                                                       A. Harrigan, K. R. Scherer & R. Rosenthal (Eds.), Series in affec-
                                                                                                                                                                                    Ben-David, B. M., Multani, N., Shakuf, V., Rudzicz, F. & van Lieshout,           tive science. The new handbook of methods in nonverbal behav-
                                                                                                                                                                                       P. H. (2016). Prosody and semantics are separate but not sepa-                ior research (pp. 65 – 135). New York: Oxford University Press.
                                                                                                                                                                                       rable channels in the perception of emotional speech: Test for             Kirschbaum, C., Pirke, K. M. & Hellhammer, D. H. (1993). The ‘Trier
                                                                                                                                                                                       rating of emotions in speech. Journal of Speech, Language, and                Social Stress Test’–a tool for investigating psychobiological
                                                                                                                                                                                       Hearing Research, 59, 72 – 89.                                                stress responses in a laboratory setting. Neuropsychobiology,
                                                                                                                                                                                    Berscheid, E. & Ammazzalorso, H. (2007). Emotional experience in                 28, 76 – 81.
                                                                                                                                                                                       close relationships. In G. J. O. Fletcher & M. S. Clark (Eds.),            Kliem, S., Weusthoff, S., Hahlweg, K., Baucom, K. J. W. & Baucom, B.
                                                                                                                                                                                       Blackwell handbook of social psychology: Interpersonal pro-                   R. (2015). Predicting long-term risk for relationship dissolution
                                                                                                                                                                                       cesses (pp. 308 – 330). Oxford: Wiley Blackwell.                              using nonparametric conditional survival trees. Journal of Fam-
                                                                                                                                                                                    Bodenmann, G. (1995). Bewältigung von Stress in Partnerschaften.                 ily Psychology, 29, 807 – 817.
                                                                                                                                                                                       Der Einfluss von Belastungen auf die Qualität und Stabilität von           Kuhn, R., Milek, A., Meuwly, N., Bradbury, T. N. & Bodenmann, G.
                                                                                                                                                                                       Paarbeziehungen. Bern: Huber.                                                 (2017). Zooming in: A microanalysis of couples’ dyadic coping
                                                                                                                                                                                    Bodenmann, G. (2000). Stress und Coping bei Paaren. Göttingen:                   conversations after experimentally induced stress. Journal of
                                                                                                                                                                                       Hogrefe.                                                                      Family Psychology, 31, 1063 – 1073.
                                                                                                                                                                                    Bodenmann, G. (2005). Dyadic coping and its significance for mari-            Laukka, P., Juslin, P. N. & Bresin, R. (2005). A dimensional approach to
                                                                                                                                                                                       tal functioning. In T. A. Revenson, K. Kayser & G. Bodenmann                  vocal expression of emotion. Cognition and Emotion, 19, 633 – 653.
                                                                                                                                                                                       (Eds.), Decade of behavior. Couples coping with stress: Emerging           Levenson, R. W. & Gottman, J. M. (1992). Empathy: A Physiological
                                                                                                                                                                                       perspectives on dyadic coping. Washington, DC: American Psy-                  Substrate. Journal of Personality and Social Psychology, 63,
                                                                                                                                                                                       chological Association.                                                       334 – 346.
                                                                                                                                                                                    Boersma, P. & Weenink, D. (2020). Praat: Doing phonetics by com-              Levenson, R. W. & Gottman, J. M. (1983). Marital interaction:
                                                                                                                                                                                       puter (Computer program). Version 6.1.09. Verfügbar unter                     Physio­logical linkage and affective exchange. Journal of Per-
                                                                                                                                                                                       http://www.praat.org                                                          sonality and Social Psychology, 45, 587–597.
                                                                                                                                                                                    Boker, S. M. & Nesselroade, J. R. (2002). A method for modeling the           Meuwly, N., Bodenmann, G., Germann, J., Bradbury, T. N., Ditzen, B.
                                                                                                                                                                                       intrinsic dynamics of intraindividual variability: Recovering the             & Heinrichs, M. (2012). Dyadic coping, insecure attachment,
                                                                                                                                                                                       parameters of simulated oscillators in multi-wave panel data.                 and cortisol stress recovery following experimentally induced
                                                                                                                                                                                       Multivariate Behavioral Research, 37, 127 – 160.                              stress. Journal of Family Psychology, 26, 937 – 947.
                                                                                                                                                                                    Butler, E. A. (2011). Temporal interpersonal emotion systems: The             Peters, L., Franke, L., Tkachenko, D., Schiffer, M. & Zimmermann, T.
                                                                                                                                                                                       „TIES“ that form relationships. Personality and Social Psycholo-              (2018). Einfluss von Emotionsregulation und emotionaler Erre-
                                                                                                                                                                                       gy Review: An Official Journal of the Society for Personality and             gung auf Lebensqualität und Adhärenz bei Paaren nach Niere-
                                                                                                                                                                                       Social Psychology, Inc, 15, 367 – 393.                                        ntransplantation. PPmP – Psychotherapie · Psychosomatik ·
                                                                                                                                                                                    Butler, E. A. & Barnard, K. J. (2019). Quantifying interpersonal dy-             Medizinische Psychologie, 68, 202 – 211.
                                                                                                                                                                                       namics for studying socio-emotional processes and adverse                  Pisanski, K., Kobylarek, A., Jakubowska, L., Nowak, J., Walter, A.,
                                                                                                                                                                                       health behaviors. Psychosomatic Medicine, 81, 749 – 758.                      Błaszczyński, K. et al. (2018). Multimodal stress detection: Test-
                                                                                                                                                                                    Cramer, D. (2003). Facilitativeness, conflict, demand for approval,              ing for covariation in vocal, hormonal and physiological re-
                                                                                                                                                                                       self-esteem, and satisfaction with romantic relationships.                    sponses to Trier Social Stress Test. Hormones and Behavior,
                                                                                                                                                                                       Journal of Psychology, 137, 85 – 98.                                          106, 52 – 61.
                                                                                                                                                                                    Eldridge, K. A., Sevier, M., Jones, J., Atkins, D. C. & Christensen, A.       Preston, S. D. & Waal, F. B. M. de (2002). Empathy: Its ultimate and
                                                                                                                                                                                       (2007). Demand-withdraw communication in severely dis-                        proximate bases. Behavioral and Brain Sciences, 25, 1 – 20.
                                                                                                                                                                                       tressed, moderately distressed, and nondistressed couples:                 Randall, A. K. & Schoebi, D. (2018). Conceptual approaches to
                                                                                                                                                                                       Rigidity and polarity during relationship and personal problem                studying interpersonal emotion dynamics (Studies in emotion
                                                                                                                                                                                       discussions. Journal of Family Psychology, 21, 218 – 226.                     and social interaction – Second series). Interpersonal emotion
                                                                                                                                                                                    Fischer, M. S., Baucom, D. H., Baucom, B. R., Abramowitz, J. S., Kir-            dynamics in close relationships (pp. 7 – 26). New York, NY: Cam-
                                                                                                                                                                                       by, J. S. & Bulik, C. M. (2017). Disorder-specific patterns of emo-           bridge University Press.
                                                                                                                                                                                       tion coregulation in couples: Comparing obsessive compulsive               Scherer, K. R. (1986). Vocal affect expression: A review and a model
                                                                                                                                                                                       disorder and anorexia nervosa. Journal of Family Psychology, 31,              for future research. Psychological Bulletin, 99, 143 – 165.
                                                                                                                                                                                       304 – 315.                                                                 Sondhi, S., Khan, M., Vijay, R., Salhan, A. K. & Chouhan, S. (2015).
                                                                                                                                                                                    Fischer, M. S., Baucom, B. R., Baucom, D. H., Sheng, E., Atkins, D. C.           Acoustic analysis of speech under stress. International Journal
                                                                                                                                                                                       & Hahlweg, K. (2019). When the „U“ is not inverted: Trajectories              of Bioinformatics Research and Applications, 11, 417 – 432.
                                                                                                                                                                                       of expressed emotional arousal predict relationship satisfac-              Stalinski, S. M., Schellenberg, E. G. & Trehub, S. E. (2008). Develop-
                                                                                                                                                                                       tion. Family Process, 58, 463 – 477.                                          mental changes in the perception of pitch contour: Distinguish-
                                                                                                                                                                                    Fischer, M. S., Baucom, D. H., Baucom, B. R., Weusthoff, S., Hahl-               ing up from down. Journal of the Acoustical Society of America,
                                                                                                                                                                                       weg, K., Atkins, D. C. et al. (2015). Emotional arousal predicts              124, 1759 – 1763.
                                                                                                                                                                                       observed social support in German and American couples talk-               Weber, D. M., Fischer, M. S., Baucom, D. H., Baucom, B. R., Kirby, J.
                                                                                                                                                                                       ing about breast cancer. Journal of Family Psychology, 29,                    S., Runfola, C. D. et al. (2019). The association between symp-
                                                                                                                                                                                       744 – 754.                                                                    tom accommodation and emotional coregulation in couples
                                                                                                                                                                                    Giddens, C. L., Barron, K. W., Byrd-Craven, J., Clark, K. F. & Winter, A.        with binge eating disorder. Family Process, 58, 920 – 935.
                                                                                                                                                                                       S. (2013). Vocal indices of stress: A review. Journal of Voice, 27,        Weusthoff, S., Baucom, B. R. & Hahlweg, K. (2013). Fundamental
                                                                                                                                                                                       390.e21 – 390.e29.                                                            frequency during couple conflict: An analysis of physiological,
                                                                                                                                                                                    Hendrick, S. S. (1988). A generic measure of relationship satisfac-              behavioral, and sex-linked in-formation encoded in vocal ex-
                                                                                                                                                                                       tion. Journal of Marriage and the Family, 50, 93 – 98.                        pression. Journal of Family Psychology, 27, 212 – 220.
                                                                                                                                                                                    Imel, Z. E., Barco, J. S., Brown, H. J., Baucom, B. R., Baer, J. S., Kirch-   Zimmermann, T., Krüger, J. H. & Weusthoff, S. (2017). Stimmlich
                                                                                                                                                                                       er, J. C. et al. (2014). The association of therapist empathy and             enkodierte emotionale Erregung (Voice Stress) und Posttrau-

                                                                                                                                                                                    Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie (2020), 68 (4), 217–227                                                 © 2020 Hogrefe
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