KARRIERE-SPECIAL "ALS JURIST/IN IM ARBEITSRECHT" - EINBLICKE IN DIE PRAXIS - BAKER MCKENZIE
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Karriere-Special
„Als Jurist/in im Arbeitsrecht“
Einblicke in die Praxis
JuS-Anzeigenschwerpunkt
© Andrey Popov/stock.adobe.com
Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht
Was macht eigentlich eine Arbeitsrechtlerin/ein
Arbeitsrechtler in einer Wirtschaftskanzlei?
Im Interview mit Christian Koops und Kerstin Schmiedel Recht und Prozessrecht ist hochinteressant: Das Arbeitsrecht ist
eines der wenigen Rechtsgebiete, das beide Seiten vereint. Dass
Stichwort „Stereotyp“ – welches Klischee über Ihr wir als Arbeitsrechtler Gerichtstermine wahrnehmen – auch direkt
Rechtsgebiet bzw. Arbeitsrechtler im Allgemeinen nach dem Berufseinstieg – gehört zu unserem Tagesgeschäft in der
können Sie nicht mehr hören? arbeitsrechtlichen Praxis. Gerade durch dieses abwechslungsreiche
Zusammenspiel wird es im Arbeitsrecht nie langweilig.
Christian Koops: „Arbeitsrecht ist kein ,Hochreck‘“. Diese Aussage
überrascht mich immer wieder. Mal abgesehen davon, dass mir Christian Koops: Dem kann ich nur zustimmen. Die Bandbreite
schon der Maßstab für „Hochreck“ nicht klar ist, existieren nach an Themen ist enorm – man lernt immer wieder Neues, selbst
meiner Erfahrung in jedem Rechtsgebiet rechtlich komplexe und nach mehreren Jahren im Beruf.
weniger komplexe Themen und damit verbunden auch entspre-
chende Aufgaben. Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Bereich
Arbeitsrecht bei Baker McKenzie aus?
Kerstin Schmiedel: „Als Arbeitsrechtler in einer Großkanzlei steht
man doch auf der ‚bösen Seite‘ der Macht?!“ Dieses Klischee kann Christian Koops: Ein typischer Arbeitstag existiert nicht und
ich so nicht bestätigen. Gerade das Gegenteil ist der Fall: Bei gerade das macht den Reiz aus. Natürlich beginnt man seinen
unserer täglichen Arbeit ist es sehr wichtig, die Interessenlage aller Arbeitstag, indem man seine E-Mails prüft – im Homeoffice, im
Parteien genau zu beurteilen. Könnten wir bei der Beratung Büro oder auch unterwegs. Es gibt Phasen, in denen ich ein um-
unserer Mandanten oder bei Verhandlungen mit Betriebsrat und fangreiches Projekt betreue, z.B. eine Compliance-Untersuchung
Gewerkschaften nicht auch die Interessen der Arbeitnehmerinnen oder Transaktion, teilweise gibt es aber auch Phasen, in denen ich
und Arbeitnehmer nachvollziehen, so könnten wir unsere Arbeit eher eine Vielzahl kleinerer Projekte bearbeite. Ich schätze sehr,
nicht richtig erledigen. Zum Beispiel beraten wir unsere Mandan- dass ich meine Zeit relativ frei einteilen kann. Diese Zeitsouverä-
ten bei Regelungen, die wirtschaftliche Nachteile einer Massen- nität hat man natürlich nicht in dem Maße als Berufsanfängerin
entlassung im Rahmen eines Sozialplans abmildern sollen. Gleich- oder Berufsanfänger, wenn man Mandate noch gemeinsam mit
zeitig sind wir als Arbeitgeberanwältinnen und -anwälte natürlich einer erfahreneren Kollegin oder einem erfahreneren Kollegen
immer auch Interessenvertreter und vertreten die Interessen der bearbeitet. Aber mit der Zeit bearbeitet man die Fälle eigenverant-
Arbeitgeber. Dabei handelt es sich aber sicher nicht um die wortlich und kann dann in direkter Abstimmung mit den Man-
,böse Seite der Macht‘. danten Zeitschienen festlegen. Das finde ich sehr angenehm.
Kerstin Schmiedel: Auch meine Arbeitstage sehen recht unter-
Was fasziniert Sie an „Ihrem“ Rechtsgebiet? schiedlich aus, je nachdem, ob ich klassische Beratungstätigkeiten
Kerstin Schmiedel: Das Arbeitsrecht ist eine sehr lebensnahe für Mandanten (inklusive Calls) durchführe, einen Gerichtster-
und abwechslungsreiche Materie und der Beratungsbedarf der min wahrnehme oder an einer (großen) Transaktion arbeite.
Mandanten ist äußerst vielseitig. Er reicht von klassischen Fragen
zum Individualarbeitsrecht, z.B. einen Arbeitsvertrag zu erstellen, Inwieweit unterscheidet sich die Tätigkeit im Arbeits-
zum Urlaubsrecht oder Bonuszahlungen über das Kollektiv recht in einer Wirtschaftskanzlei von der Tätigkeit im
arbeitsrecht – etwa „Wie ist der Betriebsrat in einer gewissen selben Rechtsgebiet in einer kleineren Einheit?
Situation zu beteiligen?“ – bis hin zur Beratung bei Transaktionen Kerstin Schmiedel: Internationalität und Vielfältigkeit – das sind
in Form einer arbeitsrechtlichen Due Diligence. Spannend finde für mich die Besonderheiten der Großkanzlei, die ich sehr berei-
ich auch die Aktualität, die sich z.B. in der Corona-Pandemie an chernd finde. Als internationale Großkanzlei beraten wir zahlreiche
ganz neuen Fragen zu den Themen Kurzarbeit, Homeoffice und spannende internationale Unternehmen. Außerdem ist es die
Testpflicht zeigte. Auch das Zusammenspiel von materiellem Teamkultur, die unsere Arbeit ausmacht. Gemeinsam mit Kolle-
Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht“ Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht
ginnen und Kollegen im In- und Ausland arbeiten wir an dem Lebensphasen, z.B. mit dem klassischen Partner Track und dem
„großen Ganzen“, vor allem bei praxisübergreifenden Transaktio- Associate Alternative Track. Als Alternative zum Partner Track
nen und Restrukturierungen. Gerade diese Zusammenarbeit im bietet der Associate Alternative Track spannende Mandatsarbeit
Team macht mir unheimlich viel Spaß. bei geringeren Stundenanforderungen und weniger Business
Development Aktivitäten. Speziell im Arbeitsrecht ist es uns wich-
Christian Koops: So sehe ich es auch. Umgekehrt unterscheiden
tig, dass alle Kolleginnen und Kollegen ihren Fachanwalt (m/w/d)
wir uns aber auch glücklicherweise in manchen Punkten nicht
für Arbeitsrecht absolvieren. Das gehört bei uns zum Selbstver-
von kleineren Einheiten. In unserer Kanzlei ist die arbeitsrechtli-
ständnis und wird auch von der Kanzlei gefördert.
che Praxis sehr eigenständig und ein Schwerpunkt ist – wie wir es
sagen – das „Kernarbeitsrecht“. Das bedeutet, dass wir häufig Kerstin Schmiedel: In unserer Kanzlei steigt man als Berufsan-
Mandanten vor dem Arbeitsgericht in Individual- und Kollektiv- fängerin und Berufsanfänger von Tag eins an direkt voll in die
verfahren vertreten. Durch meine Tätigkeit als Anwalt durfte ich Mandatsarbeit ein. So profitiert man von einer sehr steilen Lern-
viele Städte quer durch Deutschland kennenlernen, von Kiel im kurve für die persönliche und fachliche Entwicklung.
hohen Norden bis nach Ravensburg ganz im Süden unseres Landes.
Im Arbeitsrecht geht es häufig um nicht weniger
Was würden Sie einem Nachwuchsjuristen (m/w/d) als die berufliche und manchmal auch persönliche
raten, der als Arbeitsrechtler in einer Wirtschafts- Existenz. Das ist sicher auch für Sie als Beraterin
kanzlei tätig sein möchte? und Berater gelegentlich belastend – wie gehen Sie
Kerstin Schmiedel: Nachwuchsjuristinnen und -juristen, die als damit um?
Arbeitsrechtlerinnen bzw. Arbeitsrechtler in einer Großkanzlei Kerstin Schmiedel: Da haben Sie völlig Recht. Das ist sicherlich
tätig werden möchten, empfehle ich, so viele Einblicke wie mög- nicht immer ganz einfach. Aber zu unserem Anwaltsberuf im
lich zu erlangen, sei es durch Praktika, eine Station im Referen Arbeitsrecht gehört nun einmal auch, unternehmerische Entschei-
dariat oder eine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. dungen umzusetzen, z.B. Kündigungen. Jede dieser Entscheidun-
Mitarbeiter. Ich selbst suchte vor meinem Einstieg als Associate gen betrifft die berufliche und teilweise auch persönliche Existenz
auch persönliche Gespräche zu Anwältinnen und Anwälten im der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Hier lernt
Arbeitsrecht. Das half mir herauszufinden, wie der künftige täg man zu berücksichtigen, dass unsere Mandanten eine Entschei-
liche Arbeitsalltag und die Aufgaben im Arbeitsrecht aussehen dung, die mit Kündigungen einhergeht, gut überlegt und gerade
könnten und ob das tatsächlich zu meinen eigenen Vorstellungen nicht leichtfertig treffen. Oft sind solche Entscheidungen auch
und Entwicklungszielen passt. zwingend notwendig, um ein Unternehmen aus einer wirtschaft
Christian Koops: Ich denke auch, dass man spätestens im Refe- lichen Krise zu retten und seine Zukunft zu gewährleisten. Im
rendariat eine Station in einer Wirtschaftskanzlei absolvieren
sollte. So bekommt man den besten Einblick und spürt, ob einem
die Arbeit und die Arbeitsweise liegt. Auch ein Praktikum ist im-
mer sinnvoll. Ich habe erst in der Anwaltsstation im Referendariat
BECKUP
eine Großkanzlei kennengelernt. Das war eine sehr gute Erfah-
rung und deswegen bin ich bis heute auch bei ihr geblieben.
Mehr betriebsbedingte
Kündigungen
Welche Karriereperspektiven hat man speziell als
2020 machten Streitigkeiten um Arbeitsentgelt etwa
Arbeitsrechtler (m/w/d) bei Ihnen?
50 % aus, also die Hälfte aller Verfahren, so die Zahlen
Christian Koops: Die Karrierechancen im Arbeitsrecht unter- vom DGB Rechtsschutz. Im Vergleich zu 2019 ist hier
scheiden sich nicht gegenüber anderen Praxisgruppen. Wir sind ein leichter Rückgang von absoluten 2.683 Verfahren. Die
eine sog. Full-Service-Kanzlei, das heißt, wir bedienen alle Rechts- betriebsbedingte Kündigung machte fast ein Viertel
gebiete im Wirtschaftsrecht und haben keinen Schwerpunkt, wie Prozent (2019: 21 Prozent) an allen Streitgegenständen
z.B. Transaktionskanzleien. Mit unserem Career Track bieten wir aus.
flexible Modelle an, angepasst an Schwerpunkt, Aufgaben und
Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht“ Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht
Ergebnis darf man auch nicht vergessen, dass wir als Anwältinnen und Kollegen mit dem Thema Legal Tech befassen und auch
und Anwälte Interessenvertreter sind und klar die Interessen unse- Expertise in Computerwissenschaften aufbauen. Das ist richtig
rer Mandanten – der Arbeitgeber – vertreten. Aber auch im Rah- und unsere Kanzlei fördert auch solche Initiativen.
men dieser Interessenvertretung kommt die soziale Komponente
Kerstin Schmiedel: Eine Entwicklung, die sich seit Beginn der
nicht zu kurz. Beispielsweise geht es bei Kündigungen auch häufig
Corona-Pandemie abzeichnet, ist die zunehmende Flexibilisierung
darum, soziale Nachteile durch Zahlungen von Abfindungen
der Arbeitsformen. Viele unserer Mandanten möchten ihren Mit-
abzufedern, die wir für die Mandanten verhandeln.
arbeiterinnen und Mitarbeitern als zukunftsorientierte, attraktive
Christian Koops: Ja, Kerstin, du hast recht. Wir vertreten nicht Arbeitgeber flexible Arbeitsformen anbieten. Kreative Anfragen,
nur Rechte, sondern wir vermitteln sie auch. Gerade internatio- eine Policy zum (alternierenden) Homeoffice zu erstellen, zum
nale Mandanten fragen uns oft, welche Abfindungen angemessen mobilen Arbeiten (im In- und Ausland) oder zum „Shared-Desk“-
sind und vertrauen auf unsere Expertise. Mit unserer Erfahrung Modell gehören aktuell zu unseren täglichen Aufgaben. Es ist sehr
können wir mit den Kollegen auf Arbeitnehmerseite schnell erfreulich, dass das Arbeitsrecht nicht „stillsteht“, sondern mit
gerechte Ergebnisse erzielen und dadurch einen für beide Seiten dem Geist der Zeit geht und sich immer wieder neue, spannende
emotionalen Rechtsstreit verhindern. Ansonsten dürfte jede Fragestellungen ergeben.
Kollegin und jeder Kollege Fälle gehabt haben, die ihr/ihm nahe-
gingen. Ein Personalleiter sagte mir dazu einmal: „Wenn es Ihnen Welche Ratschläge hätten Sie rückblickend gerne zu
nichts ausmacht oder es Ihnen sogar Freude bereitet, Arbeitneh- Beginn Ihrer Karriere gehört?
merinnen und Arbeitnehmer zu entlassen, dann sind Sie für Kerstin Schmiedel: Der Ratschlag „Beginne früh genug damit,
diesen Job nicht geeignet.“ Dem stimme ich uneingeschränkt die Fälle für den Fachanwalt (m/w/d) aufzuschreiben“ wäre sehr
zu. gut gewesen. Das hätte mir eine Menge Aufwand erspart.
Was schätzen Sie am meisten an Ihrer Arbeit? Christian Koops: Ich habe das Glück, dass meine Mentoren
immer ein offenes Ohr für mich hatten und haben. Ich habe mich
Kerstin Schmiedel: Ich schätze vor allem die Internationalität,
in jeder Phase meiner beruflichen Entwicklung immer gut infor-
Teamarbeit, den nahen Kontakt zu spannenden Mandanten, das
miert gefühlt. Das schätze ich bis heute.
mir entgegengebrachte Vertrauen, fordernde Aufgaben, die zu
einer steilen Lernkurve führen – und dass mich meine Tätigkeit
als Anwältin im Arbeitsrecht von Tag zu Tag neu begeistert. Ich
Hinweis zu den Interviewpartnern:
glaube, das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich sehr
Kerstin Schmiedel
dankbar. ist Associate der Praxisgruppe Arbeitsrecht
Christian Koops: Für mich ist auch die Kollegialität sehr wich- bei Baker McKenzie in Berlin. Sie berät
nationale und internationale Mandanten in
tig, der Austausch, gemeinsam Mandate zu bearbeiten. Ich schätze
allen Fragen des Arbeitsrechts, wie z.B. bei
auch das hohe juristische Niveau meiner Kolleginnen und Kolle- Kündigungen und der Gestaltung von Arbeitsverträgen.
gen. Ich finde das sehr bereichernd. Außerdem berät sie Unternehmen bei M&A-Transaktionen,
Übernahmen, Umstrukturierungen und Betriebsratsangelegen-
heiten. Sie vertritt Unternehmen auch in arbeitsgerichtlichen
Was hat sich im Laufe Ihrer beruflichen Laufbahn in Verfahren in Deutschland.
Ihrem Rechtsgebiet bzw. in der Beratung verändert?
Was empfinden Sie dabei als positiv, was vermissen Christian Koops
ist Senior Associate der Praxisgruppe
Sie? Arbeitsrecht bei Baker McKenzie in
Christian Koops: Legal Tech ist ein vielverwendetes Buzzword. München. Der Schwerpunkt seiner
Tätigkeit liegt auf allen Aspekten des
Aber der Hype hat den Rechtsmarkt verändert und wird ihn auch
Arbeitsrechts, insbesondere auf Massen-
weiterhin verändern. Das ist grundsätzlich eine positive Entwick- entlassungs- und Restrukturierungsfällen
lung, weil wir uns mit technischen Lösungsmöglichkeiten stärker sowie einzelnen lokalen Streitigkeiten über die Einstellung und
auf unsere Kernkompetenz, die juristische Tätigkeit, konzentrieren Entlassung von Mitarbeitern. Zudem berät er Unternehmen
beim gesetzeskonformen Einsatz externer Arbeitskräfte.
können. Ich stelle auch fest, dass sich gerade jüngere Kolleginnen
Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht“Bereit für den
großen Sprung?
Wenn Sie weiter springen wollen als andere. Wenn
Sie in der Arbeitsrechts-Champions League spielen
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unserer Kanzlei.
GERMANY
2021 Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht
Kündigungsschutzprozesse im Arbeitsrecht –
ein Tätigkeitsbereich mit Realitätsbezug
Im Interview mit Dr. Christoph Herrmann, Fachanwalt von Unternehmen), Restrukturierungen von Unternehmen (z.B.
für Arbeitsrecht der Schließung oder Neuaufstellung von Unternehmensteilen
oder kompletten Unternehmen) sowie bei bestimmten Projekten
(z.B. internen Untersuchungen). Ein Schwerpunkt des Arbeits
Seit wann sind Sie im Arbeitsrecht tätig und wie sind
rechts sind dabei natürlich immer auch Kündigungsschutzver
Sie dazu gekommen?
fahren.
Ich bin seit 2012 in unserer Kanzlei als Rechtsanwalt tätig. Meine
heutigen Partner kannte ich von einer Tätigkeit als wissenschaft Wie kommt es typischerweise zum Ausspruch von
licher Mitarbeiter und Referendar im Bereich Arbeitsrecht einer Kündigungen?
großen Wirtschaftskanzlei in Frankfurt. Dort bin ich eher zufällig
Kündigungen werden aus unterschiedlichen Gründen ausge
gelandet. Ich wollte in einem Rechtsgebiet mit sehr engem Bezug
sprochen. Am häufigsten sind betriebsbedingte und verhaltens
zur Realität tätig werden. Interessiert haben mich damals das
bedingte Kündigungen. Bei betriebsbedingten Kündigungen
Kartellrecht und eben das Arbeitsrecht. Ich habe mir während
entscheidet sich der Arbeitgeber aus ganz unterschiedlichen
meiner Promotion dann verschiedene Wirtschaftskanzleien im
Gründen, dass er eine bestimmte Stelle nicht mehr benötigt.
Rahmen von Bewerbertagen und anderen Veranstaltungen ange
In den letzten Jahren ist dies z.B. besonders häufig aufgrund
schaut.
der Digitalisierung der Fall gewesen. Eine Software übernimmt
beispielsweise die Erfassung von Daten, die zuvor noch händisch
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Arbeitsrecht
eingegeben wurden. Verhaltensbedingte Kündigungen haben
für einen Rechtsanwalt aus?
ihre Ursache dagegen in der Sphäre des Arbeitnehmers. Der
Wie viele andere Rechtsanwälte telefonieren und korrespondieren „Griff in die Kasse“ in all seinen Ausprägungen ist z.B. ein Klassi
wir viel mit Mandanten oder Kollegen auf der Gegenseite. Zudem ker.
schreiben wir recht häufig Schriftsätze, Gutachten oder andere
Stellungnahmen. Regelmäßig nehmen wir auch Gerichts- und Wie läuft ein Kündigungsschutzverfahren in der
Verhandlungstermine in ganz Deutschland wahr. Neben der Regel ab?
Mandatsarbeit hat man natürlich auch immer wieder verschie
Das Arbeitsgerichtsverfahren ist sehr stark auf einen Vergleich
dene interne Themen der Kanzlei zu besprechen und voranzu
zwischen den Parteien ausgerichtet. Die meisten Verfahren
bringen.
enden dann auch mit einem Vergleich. Entweder schon zu
Beginn des Verfahrens in außergerichtlichen Verhandlungen
Welche Schwerpunkte bearbeiten Sie inhaltlich? oder im Gütetermin vor dem Arbeitsgericht, der in der Regel
Wir werden nahezu ausschließlich auf Seite von Unternehmen, schon wenige Wochen nach Ausspruch der Kündigung statt-
also der Arbeitgeberseite, tätig. Hier kann man grob zwischen findet. Wird man sich nicht schnell einig, dauert es meistens
dem Individualarbeitsrecht, der Rechtsbeziehung zwischen dem etwas länger, etwa bis zum Kammertermin, den man wiederum
einzelnen Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber, sowie dem Kollek mit Schriftsätzen vorbereitet hat und der häufig ca. vier bis
tivarbeitsrecht, der Rechtsbeziehung zwischen dem Arbeitgeber sechs Monate nach Kündigung durch das Arbeitsgericht
und Betriebsräten/Gewerkschaften, unterscheiden. Zudem über terminiert wird. Es gibt aber gelegentlich auch Verfahren, die
nehmen wir regelmäßig die arbeitsrechtliche Beratung bei Unter man einfach durchstreiten muss, notfalls bis zum Bundesarbeits
nehmenstransaktionen (also insbesondere dem Kauf oder Verkauf gericht.
Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht“ Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht
In Kündigungsschutzverfahren geht es für den Was ist das Unvergesslichste, was Ihnen bisher in
Einzelnen um den Arbeitsplatz, also um sehr viel. ihrem Berufsalltag passiert ist?
Wie geht man damit um? Im Arbeitsrecht erlebt man sehr viele besondere Geschichten, das
Ich finde es wichtig, dass man der Gegenseite mit Respekt und würde hier den Rahmen sprengen. Besonders spannend sind
mit einem gewissen Verständnis begegnet. Auch wenn man als Termine beim Bundesarbeitsgericht. Schon das Gerichtsgebäude
Rechtsanwalt immer zuerst Interessenvertreter der eigenen Partei in Erfurt ist beeindruckend. Die mündlichen Verhandlungen sind
ist und auf unterschiedlichen Seiten streitet, sollte es dabei nicht es in der Regel ebenfalls.
an einem vernünftigen und fairen Umgang mangeln. Ich habe die
Erfahrung gemacht, dass ein sachlicher Umgang für alle Beteilig-
ten, also ausdrücklich auch für den Arbeitgeber, zu schnelleren
und besseren Lösungen führt.
Hinweis zum Interviewpartner:
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Dr. Christoph Herrmann
Berufsanfänger im Bereich Arbeitsrecht mitbringen? ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner
der Kanzlei Schweibert Lessmann & Partner
Es ist wichtig, eine gute juristische Allgemeinbildung und einen in Frankfurt am Main. Er berät deutsche
klaren Kopf zu haben. Die Details des Arbeitsrechts lernt man am und internationale Unternehmen in allen
Fragen des Arbeitsrechts.
Besten im Berufsalltag kennen.
Unverzichtbare Textsammlung.
Die Textausgabe Die Neuauflage
enthält die rund 80 wichtigsten Vorschrif- bringt die Textsammlung auf den Stand
ten des Arbeitsrechts wie etwa 1. Juli 2021. Berücksichtigt sind insbe-
Allgemeines GleichbehandlungsG sondere die Corona-Gesetzgebung sowie
ArbeitnehmerüberlassungsG das Betriebsrätemodernisierungsgesetz.
ArbeitszeitG BerufsbildungsG Betriebs-
verfassungsG Bundeselterngeld- und
ElternzeitG BundesurlaubsG Entgelt-
fortzahlungsG EntgelttransparenzG
KündigungsschutzG MindestlohnG
MutterschutzG 2018 TarifvertragsG
Mit ausführlichem Sachverzeichnis und einer
Teilzeit- und BefristungsG.
Einführung von Prof. Dr. Reinhard Richardi
99. Auflage. 2021. XLII, 1019 Seiten.
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(dtv-Band 5006) | Neu im August 2021
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Anwalt, Mediator, Moderator – mehr als „nur“
Jurist im Arbeitsrecht
J urist, Arbeitsrechtler, Anwalt, wir kennen die verschiedenen
Bezeichnungen, die für die Tätigkeit als Rechtsanwalt
existieren. Doch was genau heißt das, Rechtsanwalt zu sein,
insbesondere im Arbeitsrecht?
ich mich nicht hinter (juristischen) Positionen, sondern verhan-
dele interessenbasiert.
Außerdem muss ich als Rechtsanwalt strategisch beraten. Welche
Ziele, Herausforderungen und Interessen hat mein Mandant? Was
Die meisten Menschen kommen im Laufe Ihres Erwerbslebens steckt dahinter? Die Klärung dieser Fragen gehört für mich zum
irgendwann mit arbeitsrechtlichen Fragestellungen – gewollt Handwerkszeug eines Rechtsanwalts. Darauf basierend schaue
oder ungewollt – in Berührung. Der Grund ist einfach: Das ich, ob und wie das Begehren des Mandanten rechtlich umsetzbar
Individualarbeitsrecht regelt die individuellen Rechtsbeziehungen ist und entwickele Lösungsoptionen.
zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen. Arbeits-
Insbesondere im Arbeitsrecht geht es um Menschen. Arbeitsrecht
rechtliche Themen entwickeln sich aus der Lebenswirklichkeit
ist „people business“. Transparente Kommunikation ist unerläss-
der Menschen. Das Arbeitsrecht ist, auch deshalb, dynamisch
lich. Nach meiner Erfahrung gehört ein couragierter und gleich-
und stets am Puls der Zeit. Dies gilt auch für das Kollektivarbeits-
wohl sensibler Umgang mit Menschen zwingend zur anwaltlichen
recht. Dabei geht es insbesondere um die Rechte und Pflichten
Tätigkeit und ist ebenso wichtiger Teil der Beratung. Dies ist viel
von Gewerkschaften, Betriebsräten sowie deren Zusammenarbeit
mehr als die „bloße“ Prüfung der Rechtslage.
mit Arbeitgebern. Gesetzliche Neuerungen sind im Arbeitsrecht
die Regel und nicht die Ausnahme. Schließlich prägt die Recht-
Wirtschaftsmediator
sprechung das Arbeitsrecht in besonderem Maße und beschleu-
nigt diese Dynamik. Nicht zuletzt die Pandemie zeigt, dass das Als Rechtsanwalt merkte ich nach einiger Zeit: Hinter juristischen
Arbeitsrecht auf aktuelle Entwicklungen Antworten finden Positionen bleiben die wahren Interessen der Mandanten häufig
muss. verborgen. Gerichte können diese oft nicht berücksichtigen oder
in ihren Entscheidungen abbilden. Zudem gibt es im Arbeitsleben
Mein Wunsch war und ist zu solchen Themen zu beraten. Genau
täglich Konflikte, die wertvolle Lebens- und Arbeitszeit, Energie
dies tue ich als Rechtsanwalt bei vangard | Littler. Gegenstand
und natürlich Geld kosten. Mitunter sind gerichtliche Streitig
meiner Beratung sind alle Fragen des Arbeitsrechts, meine Man-
keiten unumgänglich. Die Interessen meiner Mandanten kann
danten sind meist Arbeitgeber oder Geschäftsführer. Wir beraten
ich jedoch auch auf anderen Wegen vertreten. Einer davon ist die
große Konzerne ebenso wie mittelständische Unternehmen sowie
Wirtschaftsmediation. Diese kommt beispielsweise in Betracht,
Startups. Durch die Mitgliedschaft von vangard bei Littler, der
wenn Fälle juristisch nicht zu gewinnen sind. Außerdem
weltweit größten Arbeitsrechtskanzlei, habe ich oft internationale
schrecken Mandanten zeit- und kostenintensive Gerichtsver-
Sachverhalte auf dem Schreibtisch.
fahren vielfach ab. All dies sind Gründe, warum ich meinen
Mandanten dann die Wirtschaftsmediation aus tiefster Überzeu-
Rechtsanwalt gung empfehle. Sie ermöglicht eine umfassende und nachhaltige
Selbstverständlich ist jeder Rechtsanwalt Jurist. Jedoch nicht jeder Problemlösung. Während Gerichte häufig „Alles-oder-Nichts-
Jurist ist Rechtsanwalt. Was soll das heißen? Als Rechtsanwalt bin Entscheidungen“ treffen (müssen), hat die Wirtschaftsmediation
ich Interessenvertreter und Rechtsberater. Für die Beratung sind den Vorteil, punktgenaue Lösungen zu bieten, und zwar solche,
umfassende und aktuelle juristische Kenntnisse Grundvorausset- die die Parteien selbst erarbeitet haben. Kein Dritter entscheidet,
zung. Auch vertrete ich Mandanten vor Gericht, für mich das Salz sondern die Parteien selbst. Sie ist vertraulich und hat eine hohe
in der Suppe meiner täglichen Arbeit. In Verhandlungen verstecke Erfolgsquote. Sie findet nicht im rechtsfreien Raum statt, hier sei
Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht“ Anzeigenschwerpunkt Karriere-Special „Als Jurist/in im Arbeitsrecht
nur das Mediationsgesetz genannt. Wirtschaftsmediation ist Die Tätigkeit des Rechtsanwalts im Arbeitsrecht ist also viel mehr
ein alternatives, schnelles und effizientes Werkzeug der Konflikt- als reine Juristerei. Probleme früh erkennen, Lösungen aufzeigen,
lösung. Strategien erörtern, interessenbasiert Verhandeln, all das gehört
dazu – als Anwalt, Mediator, Moderator.
Moderator
Immer häufiger erlebe ich, dass bereits moderierte Gespräche bei
der Konfliktlösung helfen. Ziel meiner Arbeit ist es, notwendige
Konflikte proaktiv zu lösen und akute Kontroversen zu entschär-
fen oder beizulegen. In einem frühzeitigen Stadium kann gezielte Hinweis zum Autor:
Moderation (potentielle) Konflikte häufig befrieden oder gar ver- Christoph Kaul
meiden, beispielsweise durch Verhandlungsworkshops, Trainings, ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeits-
recht und zertifizierter Wirtschaftsmediator
alternatives Trennungsmanagement, Klausurtagungen oder Schu- bei vangard | Littler in Düsseldorf.
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