"Mission impossible"? Aufbau dualer Berufsausbildung in England und Irland
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aufsätze „Mission impossible“? Aufbau dualer Berufsausbildung in England und Irland Infolge des massiven Anstiegs der Jugendarbeitslosigkeit in Europa erfährt das duale Modell der Berufsausbildung neue Aufmerksamkeit. In der öffentlichen Diskussion steht häufig die Frage im Raum, inwieweit sich dieses als Reformmodell für Länder eignet, die auf keiner sozialpartnerschaftlichen Tradition in der Berufsbildung aufbauen können. Um zur Klärung dieser Frage beizutragen, untersucht dieser Beitrag an den Beispielen England und Irland, unter welchen Voraussetzungen ein Aufbau eines kooperativen Systems der beruflichen Bildung gelingen kann. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Aufbau eines kooperativen Ausbildungssystems maßgeblich von der Rolle der Partei- politik abhängt.1 MARIUS R. BUSEMEYER, JANIS VOSSIEK kapital einher. Da die ausbildenden Unternehmen mit dem 1. Einleitung Risiko der Abwerbung durch Konkurrenten konfrontiert sind, ist ihr Engagement in der grundständigen beruflichen In Zeiten steigender Jugendarbeitslosigkeit wird das Modell Bildung vergleichsweise schwach ausgeprägt. Zudem hält der dualen Ausbildung in der Öffentlichkeit und unter Po- sich der Staat im Hinblick auf Ausbildungsordnungen und litikexperten gern als Best-Practice-Modell diskutiert. -bedingungen zurück und verschafft den Unternehmen Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Länder mit fest etab- hierdurch die Möglichkeit, eine stark firmenspezifische Aus- lierten dualen Ausbildungsstrukturen wie Deutschland, Ös- bildung zu verfolgen. Dieser hohe Grad an „Voluntarismus“ terreich, die Schweiz, Dänemark oder auch die Niederlande (King 1993) kommt auch durch die – im Vergleich zu kol- Diese Datei und ihr Inhalt sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Verwertung (gewerbliche Vervielfältigung, Aufnahme in elektronische Datenbanken, Veröffent- signifikant geringere Jugendarbeitslosenquoten aufweisen. lektiven Systemen – geringe Einbindung von Arbeitgeber- Die Berufsbildungssysteme dieser Länder sind in der Litera- und Gewerkschaftsdachverbänden auf nationaler Ebene tur als kollektive Berufsbildungssysteme bezeichnet worden zustande. Aufgrund ihrer schwachen Position in der Be- (Busemeyer/Trampusch 2012, S. 14f.), die sich durch folgen- rufsbildungspolitik können sie die Entwicklung berufsüber- de Merkmale auszeichnen: erstens eine ausgeprägte Beteili- greifender Ausbildungsstandards ohne Unterstützung durch gung der Arbeitgeber an der Erstausbildung; zweitens eine die Regierungen nur schwer vorantreiben. starke Stellung intermediärer Assoziationen wie zum Beispiel Trotz der benannten Unterschiede zwischen den beiden Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände in der Verwaltung Systemen der beruflichen Bildung haben Regierungen so- und Reform von Ausbildungsinhalten und -strukturen; drit- wohl in England als auch in Irland wiederholt versucht, lichung online oder offline) sind nicht gestattet. tens die Vermittlung von relativ breit geschnittenen berufli- chen Qualifikationen, die in Form von Ausbildungsabschlüs- sen standardisiert und zertifiziert werden; und viertens die 1 Wir danken Lina Seitzl und Sophie Fendrich für die tatkräf- duale Organisation der Ausbildung, d. h. eine Kombination tige Unterstützung bei der Daten- und Literaturrecherche. aus praktischer Ausbildung im Betrieb und theoretischem © WSI Mitteilungen 2016 2 Wir sprechen im vorliegenden Artikel durchgängig von Unterricht in beruflichen Schulen (vgl. Busemeyer 2009). England und nicht von Großbritannien, da vor allem Die beiden in diesem Artikel untersuchten Fälle Eng- Schottland und Wales im Rahmen der Devolution-Refor- land2 und Irland werden im Unterschied hierzu der Grup- men der letzten Jahrzehnte eigene Kompetenzen in der Bildungspolitik erhalten haben. Allerdings gilt das im pe der liberalen Berufsbildungssysteme zugeordnet. Dere- vorliegenden Artikel beschriebene Muster der Berufsbil- gulierte und liberalisierte Arbeitsmärkte gehen hier mit dungsreformen grosso modo auch für Großbritannien einem starken Wettbewerb der Unternehmen um Human- insgesamt. 2 54 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
WSI MITTEILUNGEN 4/2016 Bestandteile von kollektiven Ausbildungssystemen zu über- nehmen und heimische Strukturen in Richtung eines dua- 2. Parteipolitik und Berufsbildung len Ausbildungsmodells zu reformieren – auch in der Hoff- nung, dadurch das Problem der Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Vor diesem Hintergrund unter- 2.1 Spielarten des Kapitalismus und suchen wir, unter welchen politischen Voraussetzungen institutionelle Stabilität Regierungen in beiden Ländern solche Reformen einleiten und in der Lage sind, diese auch nachhaltig umzusetzen. Der Literatur zu den Varieties of Capitalism (VoC) zufolge Insbesondere interessiert uns, inwiefern Parteipolitik die richten Unternehmen ihre Produktions- und Personalstra- Einbindung organisierter Interessen von Arbeitnehmern tegien maßgeblich an der Beschaffenheit der vorhandenen und Arbeitgebern in Reformprozesse ermöglicht und in- Ausbildungssysteme aus (Hall/Soskice 2001). Da sich die wieweit sie zur Überwindung eines völlig anders gearteten von den Ausbildungssystemen generierten Fertigkeiten von Berufsbildungssystems beitragen kann. System zu System unterscheiden, bestimmen diese mit, in Allgemein gesprochen scheint eine Übertragung des du- welchen Bereichen die Unternehmen komparative Vortei- alen Modells auf Länder mit andersgearteten Ausbildungs- le ausbilden können und auf welchen Märkten sie sich strukturen schwierig und voraussetzungsvoll zu sein, da durchsetzen können. In liberalen Marktwirtschaften spe- Ausbildungssysteme auf komplexe Weise in soziale, politi- zialisieren sich Unternehmen auf Produkte und Dienstleis- sche, ökonomische und kulturelle Institutionen eingebettet tungen, für die generelle Fertigkeiten („general skills“) re- sind (Finegold/Soskice 1988; Fuller/Unwin 2011). Unser levant sind, die vor allem im Sektor der akademisch Vergleich zeigt, dass diese Voraussetzungen in Irland eher ausgerichteten Hochschulbildung vermittelt werden. Im vorhanden waren als in England und dass die Versuche zur Gegensatz dazu werden in vielen koordinierten Marktwirt- Etablierung dualer Ausbildungsstrukturen daher dort we- schaften, wie etwa in Deutschland, auch berufliche Fertig- sentlich erfolgreicher waren als in England. keiten („specific skills“) erzeugt, und die berufliche Bildung Im Folgenden dokumentieren wir diese unterschiedli- ist eine sowohl von Jugendlichen als auch von Unternehmen chen Entwicklungen im Rahmen von Fallstudien zu Be- geschätzte Alternative zur Hochschulbildung. Eine hohe rufsbildungsreformen in England und Irland in den 1980er Verfügbarkeit beruflicher Fertigkeiten stärkt die Wettbe- Jahren und danach. Unser zentraler Befund ist, dass die werbsfähigkeit von Unternehmen in Bereichen wie dem Unterschiede zwischen den beiden Ländern auf das Han- Maschinen- und Automobilbau oder der Chemiebranche deln von Regierungsparteien in einer kritischen Phase der (Streeck 1989). Weichenstellungen in den späten 1980er Jahren zurückge- Die VoC-Literatur hebt die Beharrungskraft von Ausbil- führt werden können. Die englischen Thatcher-Regierun- dungsregimen hervor.3 Hall und Soskice (2001) zeigen, dass gen privilegierten in ihrer Berufsbildungspolitik einseitig die nationalen Berufsbildungssysteme auf vielfältige und die Interessen der Arbeitgeber, auch mit dem Ziel, die Ge- komplexe Weise mit anderen „Sphären“ der politischen Öko- werkschaften in der Berufsbildungspolitik zu marginalisie- nomie zusammenwirken, beispielsweise mit den industriellen ren. Die in dieser Zeit in Irland regierenden Koalitionen Beziehungen. Da die Unternehmen nur dann erfolgreich verfolgten hingegen einen sozialpartnerschaftlichen Ansatz, wirtschaften können, wenn die Teilbereiche der Marktöko- der an den korporatistischen Ansatz christdemokratischer nomien aufeinander abgestimmt sind, lässt sich ein einmal Parteien in einigen kontinentaleuropäischen Ländern er- eingespieltes Arrangement komplementärer Institutionen innert (van Kersbergen 1995). Die Politik der jeweils von kaum verändern, ohne die Wettbewerbsvorteile der Unter- einer bürgerlichen Mittepartei (Fine Gael oder Fianna Fáil) nehmen zu gefährden. Auch in Bezug auf Ausbildungssyste- geführten Koalitionen zielte darauf ab, die Kooperation me lassen sich verschiedene institutionelle Querverbindun- zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften zu fördern. gen und Wechselwirkungen zu den anderen Bereichen der Die Berufsbildungspolitik war ein wichtiges Instrument, politischen Ökonomie identifizieren (Finegold/Soskice 1988; das zu diesem Zweck eingesetzt werden konnte. Gospel 1995; Senker 1992; Soskice 1994; Streeck 1989). Der Artikel ist folgendermaßen aufgebaut: In Abschnitt 2 Konsequent weitergedacht suggeriert die VoC-Perspek- werden zentrale Theorien der politischen Ökonomie vorge- tive das Vorhandensein von unterschiedlichen „Gleichge- stellt, die üblicherweise zur Analyse der Berufsbildungspoli- wichten“ – liberale Marktwirtschaften einerseits und koor- tik verwendet werden. Hier kontrastieren wir Ansätze, die dinierte Marktwirtschaft andererseits –, was von Kritikern dem Institutionengefüge der politischen Ökonomie und dem als zu statischer und funktionalistischer Ansatz bemängelt Politikerbe eine starke Beharrungskraft zusprechen, mit An- wurde (Streeck 2009). In jedem Fall ist es eine empirische sätzen, die den Gestaltungsspielraum von parteipolitisch mo- Frage, wie stark existierende institutionelle Arrange- tivierten Regierungen betonen. Der dritte Abschnitt stellt das gemeinsame Politikerbe im Bereich der Berufsbildung in beiden Fällen vor (3.1), bevor die Reformprozesse in England 3 Für eine ausführlichere Diskussion zu den Beharrungskräf- (3.2) und Irland (3.3) genauer analysiert werden. Abschlie- ten von Berufsbildungsinstitutionen aus der Perspektive ßend fassen wir unsere zentralen Befunde zusammen (4). des VoC-Ansatzes siehe Busemeyer/Vossiek (2016). https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 255 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
aufsätze ments und die damit einhergehenden Pfadabhängigkeiten sen zielt (van Kersbergen 1995). Unser Argument stellt so- den Handlungsspielraum von politischen Akteuren be- mit eine Erweiterung der Analyseperspektive der klassi- schränken. Politische Akteure sind nicht notwendigerwei- schen Parteiendifferenztheorie dar, denn wir betonen den se (wie von Vertretern des VoC-Ansatzes suggeriert) vor- Einfluss des Regierungshandelns auf die Machtbalance zwi- nehmlich daran interessiert, die Wettbewerbsfähigkeit der schen organisierten Interessen. heimischen Unternehmen zu sichern, sondern könnten Unser Ansatz erweitert aber auch die Perspektive, die auch andere Ziele verfolgen, die damit in Konflikt stehen üblicherweise in der Literatur zu industriellen Beziehungen – zum Beispiel die Verringerung der Jugendarbeitslosig- eingenommen wird. In Studien zur Berufsbildungspolitik keit. wird häufig die Existenz kooperativer Beziehungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern als Hauptfaktor für die 2.2 Parteiendifferenztheorie und Entstehung und Stabilität kollektiver Berufsbildungsinsti- institutioneller Wandel tutionen betont. Sofern es keine Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern gebe, seien duale Aus- Die VoC-Perspektive betont die Beharrungskräfte institu- bildungsmodelle nur schwer aufrecht zu erhalten oder auf- tioneller Arrangements. Im Gegensatz dazu zielt die soge- zubauen (Bosch/Charest 2008; Crouch et al. 2004; Gospel nannte Parteiendifferenztheorie darauf ab, Gestaltungs- 1995). Allerdings wird in diesen Ansätzen implizit davon spielräume von parteipolitisch motivierten Regierungen zu ausgegangen, dass die Machtbalance und das Kooperations- identifizieren (vgl. Schmidt 1996 für einen Überblick). Da- muster zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften letztlich bei geht es ihr um die Erklärung von Unterschieden im in der außerparlamentarischen Arena bestimmt werden. Policy-Output (also Politikinhalte wie Gesetze, Verordnun- Wir betonen jedoch, dass (parteipolitisch gefärbte) Regie- gen, Entscheidungen etc.). Parteien unterschiedlicher Cou- rungen auch die Machtverteilung und Interaktionsmuster leur gestalten Politikinhalte unterschiedlich aus, da sie die zwischen den Sozialpartnern beeinflussen können und die- Interessen von verschiedenen Wählergruppen vertreten. se somit nicht als unabänderliche Einschränkungen des Sozialdemokratische Parteien setzen sich beispielsweise für Regierungshandelns verstanden werden müssen. Ein tradi- den Ausbau des Sozialstaates ein, während bürgerliche Par- tionelles Beispiel sind Regierungsinterventionen in die teien auf Steuersenkungen hinwirken. Regierungsparteien Lohnpolitik, sofern sich die Sozialpartner nicht auf gemein- werden zwar in ihrem Handeln durch das bestehende ins- same Abschlüsse einigen können. Allein dieser „Schatten titutionelle Erbe, Vetospieler oder internationale Einflüsse der Hierarchie“ (Scharpf 1994) eines einseitigen Regierungs- beschränkt; entscheidend ist aber letztlich die Aussage, dass handelns könnte Auswirkungen auf deren Kooperationsbe- trotz all dieser Beschränkungen das Regierungshandeln reitschaft haben. von Parteien signifikante Spuren im Policy-Output hinter- Abgesehen von dieser eher drastischen Interventions- lässt (parties do matter). Regierungswechsel sollten dem- möglichkeit gibt es verschiedene andere Möglichkeiten, wie nach auch Neuausrichtungen von Politik ermöglichen, was Regierungen die organisierten Interessen von Arbeitgebern institutionelle Veränderungen wahrscheinlicher erscheinen und Arbeitnehmern auf unterschiedliche Weise berücksich- lässt als vom VoC-Ansatz suggeriert. tigen können (Busemeyer 2015, S. 45). Eine erste ist, diesen Interessen direkt (und unter Umständen selektiv) Zugang 2.3 Parteidifferenzen und Effekte auf zu der Arena der Gesetzgebung zu gewähren. Es ist zu er- organisierte Interessen warten, dass konservative Regierungen eher die Interessen der Arbeitgeber privilegieren, während linke Regierungen An dieser Stelle setzt der theoretische Beitrag dieses Artikels diejenigen der Gewerkschaften bevorzugen. Parteipolitische an. Wir argumentieren, dass das Handeln von Regierungs- Ideologien beeinflussen jedoch nicht nur, welche Interessen parteien durchaus einen Unterschied machen kann, und privilegierten Zugang bekommen sollen, sondern auch, wie zwar nicht nur im Hinblick darauf, welche Politikinhalte der Prozess der Interessenvermittlung überhaupt ausgestal- konkret durchgesetzt werden, sondern auch hinsichtlich tet werden soll. So können Regierungen entweder einen der Machtverteilung zwischen organisierten Interessen im eher „klassenkämpferischen“ Ansatz wählen und die Inte- politischen Prozess (vgl. Busemeyer 2015; Dingeldey 1996; ressen der ihnen nahestehenden Interessengruppen bevor- Vossiek 2015). Regierungsparteien können mit Policy-In- zugen, oder sie vertreten einen sozialpartnerschaftlichen strumenten darauf abzielen, die Machtbalance zwischen Ansatz. Bei Letzterem werden auch die Interessen der „an- verschiedenen Interessen so zu beeinflussen, dass ihnen deren“ Seite in Form von korporatistischen Institutionen nahe stehende Interessengruppen an Macht gewinnen. Lin- und Verfahren an der Entscheidungsfindung beteiligt. Die ke Parteien könnten somit auf die Stärkung des Einflusses klassischen Beiträge aus der Literatur zu den industriellen von Gewerkschaften zielen, während es sich bei den bür- Beziehungen haben diese Zusammenhänge nicht immer im gerlichen Parteien umgekehrt verhält. Christdemokratische Blick, da sie davon ausgehen, dass Interessenvermittlungs- Parteien könnten hier eine Mittelposition einnehmen und strukturen systemische Eigenschaften sind und somit nicht einen korporatistischen, sozialpartnerschaftlichen Ansatz (oder nur wenig) durch parteipolitische Kräfte beeinflusst verfolgen, der auf den Ausgleich unterschiedlicher Interes- werden. 2 56 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
WSI MITTEILUNGEN 4/2016 Wie kann dieses theoretische Argument auf den kon- sowie der Anteil und die Inhalte der außerbetrieblichen kreten Fall der Berufsbildungspolitik angewendet werden? Ausbildungskomponenten waren nicht über Kollektivver- Der Ausgangspunkt unserer Überlegung ist die Feststellung, einbarungen oder gesetzlich geregelt (King 1993; Ryan 2000; dass sich auch Regierungen in liberalen Marktwirtschaften I-1; I-3). Außerdem wurde der Ausbildungsabschluss nicht in der Berufsbildungspolitik engagieren, selbst wenn dieser auf der Basis erlangter beruflicher Kompetenzen verliehen, Bildungszweig im Vergleich zur Hochschulbildung weniger sondern lediglich nach Ablauf einer bestimmten zeitlichen gut ausgebaut ist. Ein konkreter Anlass für berufsbildungs- Frist (Gospel 1995; Ryan 2000; E-10; I-1; I-3). politisches Engagement in England und Irland war die zu- Zweitens ging dieser „voluntaristische“ Ansatz in der nehmende Jugendarbeitslosigkeit in den 1970er und 1980er Berufsbildung mit äußerst konfliktträchtigen Beziehungen Jahren. Die Reaktion der jeweiligen Regierungen auf diesen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in den Arbeits- exogenen Problemdruck fiel jedoch – so unsere These – je beziehungen einher (Thelen 2004; E-2; I-1; I-6; I-8). Ge- nach parteipolitischer Prägung sehr unterschiedlich aus, werkschaften waren im Wesentlichen als Berufs- und nicht sowohl was die Politikinhalte als auch den politischen Pro- als Industriegewerkschaften organisiert und verfolgten da- zess angeht. Regierungsparteien zielten außerdem darauf her in der Ausbildungspolitik die Strategie, die Anzahl qua- ab, Berufsbildungsreformen als Instrument zur Beeinflus- lifizierter Facharbeiter möglichst gering zu halten, um durch sung von Machtbeziehungen in der außerparlamentari- diese Verknappung des Angebots die Löhne zu steigern schen Arena zu nutzen. Unsere These ist somit auch eine (Costine/Garavan 1995; Dingeldey 1996; E-10; I-1; I-6). Gegenthese zur VoC-Perspektive, denn wir zeigen im Fol- Zudem sorgten die Gewerkschaften für hohe Auszubilden- genden, dass das Handeln der Regierungsparteien in den dengehälter, um eine Substitution von teuren Facharbeitern beiden betrachteten Fällen durchaus langfristige Konse- mit Auszubildenden zu erschweren. Die Arbeitgeber re- quenzen für die weitere Entwicklung dieser Systeme hatte agierten darauf, indem sie Ausbildungsinhalte nach Mög- und unsere Befunde eher für die „parties do matter“-The- lichkeit so gestalteten, dass Auszubildende mehr Zeit auf se sprechen. produktive Tätigkeiten und weniger auf außerbetriebliches Lernen verwendeten (Senker 1992; E-2; I-3; I-5; I-6). Beide Länder verfügten über duale Ausbildungsstrukturen, die allerdings im Vergleich zu kontinentaleuropäischen Län- dern wie Deutschland oder der Schweiz wenig stark reguliert 3. Fallstudien: Berufsbildungsreformen waren und daher auch mit mehr Konflikten zwischen Arbeit- in England und Irland gebern und Gewerkschaften einhergingen. Dort, wo Regie- rungen Reformversuche unternahmen, änderte sich wenig an Im Folgenden verdeutlichen wir die zentrale Rolle von Par- den konfliktträchtigen Beziehungen zwischen Gewerkschaften teipolitik in Berufsbildungsreformen in England und Irland und Arbeitgebern (Murphy/Coldrick 1988; Senker 1992). Den- während der kritischen Phase der 1980er und 1990er Jahre, noch gab es in beiden Ländern kollektive Institutionen zur in der die Weichen für die weitere Entwicklung dieser Be- Steuerung der Berufsbildung, die tripartistisch mit Arbeitge- rufsbildungssysteme gestellt wurden. Dabei konzentrieren bern, Gewerkschaften und staatlichen Vertretern besetzt wa- wir uns vor allem auf die Reformen systemrelevanter dua- ren. So waren in England die korporatistisch organisierten ler Ausbildungsstrukturen und nicht dezidiert auf einen sektoralen Industrial Training Boards (ITBs) befugt, Ausbil- Vergleich der betrieblichen Ausbildungspraxis. Die Fallstu- dungsstandards zu setzen sowie eine Ausbildungsabgabe von dien basieren auf Primär- und Sekundärliteratur sowie auf Betrieben zu erheben und für Ausbildungszwecke umzuver- 32 Experteninterviews mit Arbeitgebern, Gewerkschaften teilen. Auch die Manpower Service Commission (MSC), die und politischen Akteuren.4 Wir schildern zunächst das den 1973 als zentrale Institution zur Neuausrichtung der Berufs- beiden Ländern gemeinsame Politikerbe in der Berufsaus- bildung ins Leben gerufen wurde, basierte auf der Einbindung bildung, bevor wir den Einfluss von Parteipolitik in England von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Allerdings hatte die und Irland analysieren. Schaffung dieser Institutionen nicht dazu beigetragen, die Kon- flikte zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerrepräsentanten 3.1 Gemeinsames Politikerbe nachhaltig zu entschärfen (Senker 1992). Auch in Irland gab es mit An Comhairle Oiliuna (AnCO) Bis in die 1980er Jahre gab es zwischen England und Irland seit 1968 eine tripartistische Institution zur Weiterentwick- große Ähnlichkeiten in der institutionellen Ausgestaltung lung und Steuerung der Berufsausbildung. Allerdings der Berufsbildung (Ryan 2000). Zwar wirkten Arbeitgeber und Gewerkschaften in beiden Ländern an der Gestaltung von Ausbildungsinhalten und -bedingungen mit, jedoch waren die erzielten Übereinkünfte wenig verbindlich: So 4 Eine anonymisierte, institutionelle Auflistung ist auf Anfrage bei den Autoren erhältlich. Die Interviews sind fehlte es an einer gesetzlichen Grundlage für die notwen- jeweils den Fällen zugeordnet (E = England, I = Irland) dige Zertifizierung der Kompetenzen der angehenden Fach- und werden mit Länderkürzel und fortlaufender Nummer arbeiter, und auch die Entlohnung von Auszubildenden notiert. https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 257 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
aufsätze führte sie nicht zu einer Auflösung der „voluntaristischen“ konservativen Regierungen somit über solide parlamentari- Strukturen des traditionellen irischen Ausbildungssystems: sche Mehrheiten in einer Mehrheitsdemokratie verfügten, die So verweigerten viele Firmen ihren Auszubildenden den weitreichende Spielräume für einschneidende Reformen bie- Besuch gesetzlich vorgeschriebener, außerbetrieblicher tet (Lijphart 1999). Ausbildungsangebote (I-5), sodass zwischen 1968 und 1973 40 % aller Auszubildenden keinen Zugang zu diesen Bil- 3.2.1 Erste Schritte konservativer Reformen dungsangeboten hatten (McCarthy 1977, S. 18). Zudem basierte der Abschluss einer Ausbildung weiterhin auf dem Vor dem Hintergrund konfliktgeladener industrieller Be- Prinzip, eine bestimmte Dauer als Lehrling in einem Betrieb ziehungen verfolgte die Thatcher-Regierung eine politische gearbeitet zu haben, ohne dass der tatsächliche Erwerb von Strategie, die zur Steigerung der wirtschaftlichen Wettbe- beruflichen Kompetenzen überprüft wurde. Die meisten werbsfähigkeit gezielt auf die Entmachtung der Gewerk- Gewerkschaften akzeptierten dies als Anstellungsvoraus- schaften und eine Stärkung unternehmerischer Freiheiten setzung für qualifizierte Tätigkeiten im Rahmen des „clo- ausgerichtet war (Finegold/Soskice 1988, S. 31; Rhodes sed-shop“-Systems (I-5; I-7). Schließlich gab es bei der Ge- 2000). Diese Strategie lässt sich auch in der Berufsbildungs- staltung der Ausbildungsinhalte vielfältige Konflikte politik nachvollziehen: Zuerst schaffte die Regierung 1982 innerhalb von AnCO, sodass es kaum einheitliche Ausbil- alle tripartistischen ITBs ab, in denen Arbeitgeber nicht dungsstandards gab (I-1; I-7). dagegen votierten (E-2; E-12). Dies führte dazu, dass fast Im Vergleich des Institutionen- und Politikerbes beider alle ITBs im Laufe der 1980er Jahre verschwanden, da sie Fälle wurde weder in England noch in Irland eine dauer- nicht mehr finanziell durch die Regierung (und teils über hafte Basis für eine zwischen Gewerkschaften und Arbeit- Mittel der MSC) gefördert wurden (Senker 1992, S. 59ff.). gebern kooperativ organisierte Berufsbildung geschaffen. Durch die Abschaffung der ITBs entstand ein institutionel- Gleichwohl stellte die Beteiligung der Gewerkschaften an les Vakuum im Bereich der Ausbildungssteuerung, in dem der Ausbildungspolitik in beiden Fällen eine wichtige die MSC als einzige korporatistisch organisierte Institution Machtressource für diese dar, die sie allerdings nicht dazu verblieb. bewog, in der Lohnpolitik kompromissbereitere Positionen Das temporäre Überleben der MSC war jedoch kein einzunehmen. Trotz ähnlicher Ausgangsbedingungen wa- Indiz für die Unterstützung der Regierung für korporatis- ren die 1980er Jahre in beiden Berufsbildungssystemen eine tische Strukturen, sondern strategischen Überlegungen ge- Phase kritischer Weichenstellungen, die zur Herausbildung schuldet (King 1993). Die im Zuge der wirtschaftlichen deutlicher Unterschiede zwischen England und Irland ge- Krise Ende der 1970er Jahre massiv gestiegene Arbeitslo- führt hat. Während die Berufsbildung in England stark sigkeit, die insbesondere Jugendliche betraf, war zu diesem vermarktlicht worden ist und Gewerkschaften ihre Rolle in Zeitpunkt ein zentrales und „potentiell explosives“ (Ainley/ der Berufsbildungspolitik weitestgehend eingebüßt haben, Corney 1990, S. 49; Übersetzung der Autoren) Thema in sind in Irland dual und korporatistisch organisierte Aus- der Wahlbevölkerung (Senker 1992, S. 54; E-9). Da zu die- bildungsstrukturen aufgebaut worden. Welche Rolle die sem Zeitpunkt nur die MSC unmittelbar zur Steuerung und jeweiligen parteipolitischen Regierungsinteressen für diese Verwaltung von Arbeitsmarktprogrammen in der Lage war, Entwicklungen gespielt haben, diskutieren wir nun in un- musste die Regierung noch mit den Gewerkschaften als seren Falldarstellungen. Die Auswahl der Fälle England und wichtigen Entscheidern innerhalb dieses Politikfeldes ko- Irland eignet sich in besonderer Weise, diese Einflüsse zu operieren. untersuchen, denn trotz großer Ähnlichkeiten im politi- Allerdings fand eine strategische Neuausrichtung der schen und institutionellen Erbe haben sich diese Länder in MSC statt, die nachhaltig die Logik des Berufsbildungsan- unterschiedliche Richtungen entwickelt. gebotes in England veränderte. Noch zu Beginn der 1980er Jahre zielte die MSC darauf ab, die berufliche Bildung lang- 3.2 England – Entmachtung fristig auszubauen und dadurch die industrielle Umstruk- der Gewerkschaften turierung zu fördern. Im Gegensatz dazu war die Thatcher-Regierung vor allen Dingen daran interessiert, die In der historischen Nachbetrachtung können die Refor- Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Als Ergebnis von Ver- men der bürgerlich-konservativen Thatcher-Regierungen handlungen zwischen MSC und Regierung wurde 1983 mit (1979 – 1990) als fundamentale Neujustierungen gewertet dem Youth Training Scheme (YTS) ein Kompromiss gefun- werden, die bis heute die Strukturen des englischen Berufs- den, der zum Ziel hatte, „eine modernisierte Lehrlingsaus- bildungssystems maßgeblich prägen. Die Durchsetzung einer bildung [einzuführen], die endlich die überholte und eng politischen Ideologie, die auf einen Rückbau sozialstaatlicher definierte Handwerksausbildung der ITBs ersetzen würde“ Rechte, die Dezentralisierung von Lohnverhandlungsstruk- (Ainley/Corney 1990, S. 53f.; Übersetzung der Autoren). turen und die politische Entmachtung von Gewerkschaften Ob YTS dem Bereich der Berufsbildungs- oder Arbeits- abzielte (Howell 2005; Rhodes 2000), wurde dabei insbeson- marktpolitik zugerechnet werden sollte, ist in der Forschung dere ab 1981 dadurch erleichtert, dass sich die Labour Party umstritten (Ryan/Unwin 2001), aber zumindest war diese als maßgebliche Oppositionspartei gespalten hatte und die Institution im Bereich des nationalen Bildungssystems an- 2 58 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
WSI MITTEILUNGEN 4/2016 gesiedelt, der auch die klassische Lehrlingsausbildung um- (TECs) gewertet werden. Die politische Möglichkeit hierzu fasste. Bereits kurz nach seiner Einführung wuchs das YTS bot sich der Regierung, nachdem die Jahreshauptversamm- massiv an, sodass zu Beginn des Jahres 1986 fast die Hälfte lung des Trade Union Congress (TUC) Regierungspläne ab- aller 16-Jährigen, die nicht mehr allgemeinbildende Schu- gelehnt hatte, die Teilnahme an Aus- und Weiterbildungen len besuchten, am YTS teilnahmen. Dies hatte weitreichen- mit dem Bezug von Arbeitslosenunterstützung zu verknüp- de Auswirkungen. fen und so die Teilnahme an YTS für arbeitslose Jugendliche Erstens führte der Ausbau von YTS zu einer Umschich- verpflichtend zu machen. Als Reaktion auf die ablehnende tung von Ressourcen, die ursprünglich zur Planung und Gewerkschaftshaltung löste die Thatcher-Regierung die Umsetzung anspruchsvoller Berufsbildungsreformen vor- MSC komplett auf und marginalisierte so die Gewerkschaf- gesehen waren und nun der Finanzierung von Arbeits- ten noch stärker (King 1993; E-9). Im Zuge dessen wurde marktprogrammen dienten. Dies schränkte den eigenstän- auch die Steuerung der Berufsausbildung im Arbeitsminis- digen Handlungsspielraum der MSC massiv ein (Finegold/ terium angesiedelt, was nicht-staatlichen Akteuren seitdem Soskice 1988; King 1993). den Zugang zur Berufsbildungspolitik nachhaltig erschwert Zweitens fielen die YTS-Trainees nicht mehr unter die hat (Gospel 1995; Keep 2006). Die Auflösung der MSC wur- Bestimmungen der bestehenden Arrangements zwischen de begleitet durch die Schaffung von TECs zur Verwaltung Gewerkschaften und Arbeitgebern. Dies ließ Arbeitgebern und Bereitstellung der staatlichen Ausbildungsprogramme wesentlich mehr Spielraum für den Einsatz von Trainees wie YTS. Diese neuen sektoralen Organisationen setzten für unmittelbar produktive Tätigkeiten (E-4). Arbeitgeber sich maßgeblich aus Unternehmervertretern zusammen, konnten außerdem die betriebliche Ausbildungskompo- die laut Gesetz Geschäftsführer von Firmen sein mussten nente wesentlich flexibler ausgestalten, da diese durch YTS (Crouch 1995, S. 299). Die Teilnahme von Gewerkschafts- nur sehr grob standardisiert war (Gospel 1995). Auch die vertretern erfolgte hingegen nur auf Einladung des Arbeits- Standards für die außerbetriebliche Ausbildung waren ministeriums. schwach definiert, sodass zwischen April 1986 und Januar Zusammengenommen haben die Reformen der beiden 1988 weniger als ein Viertel der Trainees überhaupt beruf- Thatcher-Regierungen maßgeblich dazu beigetragen, die liche Qualifikationen vorzuweisen hatte (Senker 1992, Rolle der Gewerkschaften in der Steuerung der beruflichen S. 55). Bildung zu schwächen. Das englische Ausbildungssystem Drittens hat die Einführung des YTS die Finanzierungs- ist auch heute noch dadurch gekennzeichnet, dass Arbeit- strukturen der Berufsbildung nachhaltig verändert. Auszu- geber geringe Verpflichtungen in der Berufsausbildung ein- bildende erhielten nicht länger Löhne, sondern – zu einem gehen und deswegen eine langfristig angelegte Strategie der Großteil mit öffentlichen Geldern finanzierte – Ausbildungs- Förderung der Berufsausbildung oftmals durch kurzfristige entschädigungen. Diese Entschädigungen waren nun nicht Firmenziele konterkariert wird. Ausbildungen haben häufig mehr Gegenstand von kollektiven Lohnverhandlungen, son- eher den Charakter von Arbeitsmarktprogrammen und dern Ergebnis staatlichen sozialpolitischen Handelns, was nicht von inhaltlich-gehaltvollen Bildungsangeboten. Ge- den Einfluss der Gewerkschaften auf deren Ausgestaltung werkschaften, die für eine hochqualitative Ausbildung ein- verminderte. Des Weiteren wurde parallel zu YTS ein „Qua- treten könnten, haben aufgrund der Interessenpolitik der si-Markt“ für die außerbetriebliche Ausbildungskomponen- konservativen Thatcher-Regierungen ihre historisch starke te eingeführt, auf dem private und öffentliche Bildungsan- Position in der Berufsbildungspolitik eingebüßt und neh- bieter um staatliche Subventionen konkurrieren (E-9). men in der Ausgestaltung der beruflichen Bildung inzwi- Finanziell wurde somit der „historische Nexus“ zwischen schen nur eine marginale Rolle ein. Der englische Fall zeigt Lehre und Arbeitsverhältnis gebrochen, da Trainees nicht somit deutlich, wie Regierungsparteien vermittelt über die länger als Firmenanagestellte galten, sondern unter die Zu- Berufsbildungspolitik die Machtbalance zwischen Gewerk- ständigkeit staatlich subventionierter, intermediärer Ausbil- schaften und Arbeitgebern nachhaltig beeinflussen können. dungsanbieter fielen (Toner 2008, S. 427). Durch die staatli- chen Ausbildungssubventionen fielen die Lohnkosten für 3.3 Irland – Korporatismus und Trainees maßgeblich, was Firmen die Möglichkeit eröffnete, Sozialpartnerschaft „teure“ Auszubildende der traditionellen Lehrlingsausbil- dung (aber auch qualifizierte Arbeitnehmer) durch „günsti- Im Gegensatz zu England zeigt die irische Entwicklung, dass ge“ Trainees zu ersetzen (King 1993). auch in liberalen Marktwirtschaften duale Ausbildungs- strukturen – als zentrales Element kollektiver Ausbildungs- 3.2.2 Finalisierung und Resultate der regime – auf- und ausgebaut werden können. Dabei war Reformen insbesondere die Regierungstätigkeit der Mitteparteien Fine Gael (FG) und Fianna Fáil (FF) in jeweiligen Koalitionen Als letzter Schritt im Prozess der strategischen Schwächung mit der irischen Sozialdemokratie (Irish Labour Party – ILP) der Gewerkschaften kann schließlich die Abschaffung der von Bedeutung. Diese Regierungen verfolgten einen sozi- MSC im Jahre 1989 und die Institutionalisierung von un- alpartnerschaftlichen Politikansatz, der nicht nur, aber auch ternehmerdominierten Training and Enterprise Councils in der Berufsbildung auf einen Interessensausgleich https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 259 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
aufsätze zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften zielte. Wie wir rung im Rahmen sozialer Pakte die Möglichkeit, elekto- nachfolgend beschreiben, weist das irische Ausbildungs- ralen Schaden abzuwenden, indem die politische Verant- system nach einer kritischen Weichenstellung in den späten wortung für schmerzliche Reformen auf mehrere Schultern 1980er und frühen 1990er Jahren in Bezug auf Ausbildungs- verteilt wurde. Zudem kann die Berücksichtigung der dauer, Programmstruktur, Finanzierungsprinzip sowie Be- Interessen sowohl von Gewerkschaften als auch von Ar- teiligung von Gewerkschaften, Arbeitgebern und staatli- beitgebern in sozialpartnerschaftlichen Arrangements chen Akteuren verschiedene Merkmale eines kollektiven auch darauf zurückgeführt werden, dass es sich jeweils um Ausbildungssystems auf, wenngleich dieses eingebettet ist parlamentarisch schwache Regierungen handelte, die für in ein weiterhin im Wesentlichen liberales Wirtschaftsmo- die Umsetzung politischer Reformen auf die Zusammen- dell. arbeit mit organisierten Interessen angewiesen waren (Bac- Die wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen vor der kri- caro/Lim 2007). tischen Weichenstellung durch die irischen Koalitionsre- gierungen waren gekennzeichnet durch hohe Arbeitslosig- 3.3.2 Kooperationsaufbau in der Berufsbildung keit, massive und anwachsende Staatsverschuldung, verhärtete Lohnkonflikte und Lohndrift aufgrund dezent- Im Rahmen der sozialinvestiven Politiken des PNR spielte raler Tarifverhandlungen (Roche 2007, S. 395ff.). Diese auch die Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Ausbil- stärkste wirtschaftliche Krise der Nachkriegszeit brachte dungspolitik eine wichtige Rolle. Bereits 1986 gab es dies- Irland an den Rande einer „fiskalpolitischen Übernahme bezüglich eine Übereinkunft zwischen der Regierung, den durch den IWF“ (Zitat Arbeitgebervertreter in Baccaro/ Gewerkschaften und den Arbeitgebern, das irische Ausbil- Lim 2007, S. 28; Übersetzung der Autoren; ähnlich I-8; dungssystem in zwei Aspekten zu reformieren (Department I-10). Die Reaktion der irischen Regierung auf diese Situ- of Labour 1986): Erstens sollte ein neues System auf ver- ation bestand jedoch nicht darin, nach dem Vorbild Eng- bindlichen Ausbildungsstandards basieren, wobei der Staat lands marktförmige Strukturen in der Berufsbildungs- und sich, wie von den Sozialpartnern gefordert, zu einer größe- Sozialpolitik weiter zu stärken. Stattdessen entschied sich ren Übernahme der Kosten für die außerbetriebliche Aus- die Regierung für eine korporatistische Strategie der sozi- bildung bereit erklärte (ebd.; I-1). Zweitens sollten Arbeit- alen Pakte zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaften und geber und Gewerkschaften noch stärker in den Prozess der dem Staat. Überprüfung und Neuregelung von Ausbildungsstandards einbezogen werden (I-5; I-6), und zwar unter dem Dach 3.3.1 Korporatismus als Reformstrategie einer neu zu schaffenden, tripartistisch besetzten Instituti- on, welche die Funktionen von AnCO effektiv mit beschäf- Die Strategie der sozialen Pakte, die seit 1987 für jeweils tigungspolitischen Kompetenzen verknüpfen sollte (I-6; drei Jahre bis 2009 zwischen den oben genannten Partnern I-10; I-13). verhandelt wurden, basierte wesentlich auf einem politi- Die zu diesem Zweck 1987 neu gegründete Foras Áise- schen Tauschgeschäft: Die organisierten Interessen der Ar- anna Saothair (FÁS – Ausbildungs- und Arbeitsagentur) beitswelt (Gewerkschaften und Arbeitgeber) machten bildete eine wichtige institutionelle Basis für eine Vermin- wechselseitige Zugeständnisse, und der Staat koordinierte derung der oben beschriebenen traditionellen Konflikte diese. Die Übereinkünfte des ersten Paktes (Programme for zwischen Berufsgewerkschaften und Arbeitgebern. Unter National Recovery – PNR) betrafen fiskalische und steuer- dem Dach von FÁS wurde das National Apprenticeship Ad- politische Maßnahmen, den Ausbau von Sozial- und Bil- visory Committee (NAAC – Nationales Fachkomittee für dungspolitik und – als zentrales Element – die Einigung, Berufsausbildung), das eine enge Einbindung der Sozial- zu zentralisierten Lohnverhandlungen mit festgelegten partner in Ausbildungsfragen ermöglichte (I-1; I-2; I-3; I-6; Lohngrenzen zurückzukehren. Diese sollten das Problem I-8), zur zentralen Triebfeder des Reformprozesses (I-6; I-8). strittiger Lohnverhandlungen und lohngetriebener Inflati- Einige Jahre später wurde außerdem ein neues Ausbil- on eindämmen (Hardiman 2002). Dieser Kompromiss, der dungssystems der Standard-based apprenticeships (SBA – maßgeblich auf der von den Sozialpartnern und Regie- standard-basierte Berufsausbildung) eingeführt, das die rungsvertretern verfassten Analyse „A Strategy for De- institutionellen Fundamente der sozialen Pakte im Allge- velopment 1986 – 1990“ (NESC 1986) basierte, beinhaltete meinen und FÁS im Besonderen ergänzte und weiter aus- Zugeständnisse an alle Beteiligten. baute (Boyle 2005). Doch in der Aushandlung des neuen Die von der Regierung angebotenen Investitionen in Systems kam einer neuen, diesmal von der FF angeführten Ausbildung und Sozialpolitik sowie Einkommensteuer- Regierungskoalition eine zentrale vermittelnde Rolle zwi- erleichterungen führten zu einem Wandel der Positionen schen Gewerkschafts- und Arbeitgeberinteressen zu, ins- der Gewerkschaften, die nun ihre Lohnforderungen mä- besondere durch die Einbettung der Verhandlungen in den ßigten und sich mit zentralisierten Lohnverhandlungen 1991 neu verabschiedeten sozialen Pakt Programme for Eco- einverstanden erklärten. Letzteres war für die Arbeitgeber nomic and Social Progress (PESP). zwar keine präferierte, aber eine akzeptable Option (Roche Für die Gewerkschaften boten hier zusätzliche von der 1994, S. 397). Für die Regierung eröffnete die Konzertie- Regierung in Aussicht gestellte finanzielle Mittel für die 2 60 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
WSI MITTEILUNGEN 4/2016 ÜBERSICHT 1 Typische Strukturmuster beruflicher Bildung in England und Irland, 2008 Typische Dauer der Programmstruktur Regulierung und Finanzierungsprinzip Ausbildung Hauptakteure der Governance England 12 Monate Arbeitsmarktprogramme, Regulierung auf sektora- staatlich subventionierter (Apprenticeship) ohne gesetzliche Definition ler Ebene; loses Zusam- Ausbildungsmarkt; von Ausbildungsstandards menspiel von Staat, Subventionen an Betriebe (privaten und öffentlichen) und Anbieter für inner- Ausbildungsanbietern und außerbetriebliche und Zertifizierungsagen- Ausbildung turen; konsultative Rolle der Arbeitgeber Irland 40 Monate Duale Ausbildung mit Regulierung auf nationa- staatlich finanzierte (Standard-based gesetzlicher Definition ler Ebene; tripartistische außerbetriebliche apprenticeships) von Ausbildungsstan- Regulierung durch Staat, Ausbildung mit betrieb- dards Arbeitgeberverbände licher Ausbildungsumlage; und Gewerkschaften innerbetriebliche Ausbildung finanziert durch Arbeitgeber Anmerkung: Beschrieben wird jeweils das anteilig größte duale Ausbildungsprogramm. Quelle: Zusammenstellung der Autoren. außerbetriebliche Ausbildung einen Anreiz, sich in den dungssystems sowohl in Bezug auf die Qualität beruflicher Verhandlungen kompromissbereit zu zeigen (I-7; I-9). Zu- Standards als auch bei der Zufriedenheit der ausbildenden dem waren sie fest in den sozialpartnerschaftlichen Reform- Betriebe und der Auszubildenden zur Verbesserung der prozess eingebunden und konnten somit politischen Ein- Ausbildung geführt haben (O'Connor/Harvey 2001; I-3; fluss auf Berufsbildungsreformen nehmen, die sie sonst I-8). mühsam mit Arbeitgebern hätten aushandeln müssen. Für die Arbeitgeber wiederum war insbesondere die Finanzie- rung der Ausbildung ein zentrales Thema, da sie nicht be- reit waren, sich hier stärker zu engagieren (Boyle 2005, S. 48). Zudem verfolgten viele Arbeitgeber noch eine Stra- 4. Fazit und Ausblick tegie der Abwerbung von qualifizierten Fachkräften oder Auszubildenden von konkurrierenden Firmen (Nyhan Übersicht 1 fasst die zentralen Unterschiede der Strukturmus- 2009). Jedoch waren sie zu diesem Zeitpunkt über ihre ter der Berufsausbildung in England und Irland noch einmal Rolle in der FÀS und dem sozialpartnerschaftlich organ- vergleichend zusammen. Wie wir in diesem Beitrag argu- sierten Reformprozess so eingebunden, dass sie sich einer mentiert und in den Fallstudien verdeutlicht haben, ist der Übernahme eines größeren Teils der Ausbildungskosten Aufbau von dualen Ausbildungsstrukturen als zentrale Ele- nicht gänzlich entziehen konnten, um damit ihren Einfluss mente kollektiver Berufsbildungsregime prinzipiell auch in auf die wirtschafts- und fiskalpolitischen Verhandlungen Ländern möglich, deren politisches und institutionelles Erbe zu behalten. zunächst dagegen zu sprechen scheint. Wir haben gezeigt, Unter der Verhandlungsführung einer Koalition aus dass das Handeln von Regierungsparteien in Phasen kriti- FF und ILP wurde 1993 beschlossen, das SBA-System für scher Weichenstellungen hier von zentraler Bedeutung ist. ca. 30 Berufe in Form einer neuen Stufenausbildung ein- So hat die Stärkung unternehmerischer Einzelinteressen zuführen. In diesem System sind die Inhalte sowohl der durch die konservativ-säkularen Regierungen unter inner- als auch der außerbetrieblichen Ausbildung ge- Thatcher maßgeblich dazu geführt, dass kollektive Akteure setzlich geregelt. Im Finanzierungsmodell der SBA über- wie Gewerkschaften, aber auch Arbeitgeberverbände, dau- nehmen die Arbeitgeber die Kosten für die betriebliche erhaft von der Berufsbildungspolitik ausgeschlossen worden Ausbildung sowie über eine Ausbildungsumlage auch sind. Dies hat bis zum heutigen Tage eine nachhaltige Ins- einen Teil der außerbetrieblichen Ausbildungskosten, die titutionalisierung dualer Ausbildungsstrukturen erschwert allerdings primär vom Staat getragen werden. Bei der (Fuller/Unwin 2011; Payne/Keep 2011). Darüber hinaus Reform und Anpassung des SBA spielen die Sozialpartner setzten die konservativen Thatcher-Regierungen auch in durch das NAAC eine zentrale Rolle. Einige Befunde deu- der inhaltlichen Ausgestaltung der Berufsbildungspolitik ten darauf hin, dass diese Reformen des irischen Ausbil- auf marktorientierte Steuerungsinstrumente und die https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 261 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
aufsätze stärkere Ausrichtung der Berufsbildung auf die kurzfristigen Bedürfnisse Busemeyer, M. R. (2009): Wandel trotz Reformstau: Die Politik der beruflichen des Arbeitsmarktes. Paradoxerweise hat somit die stärkere Berücksichti- Bildung seit 1970, Frankfurt a. M./New York Busemeyer, M. R. (2015): Skills and inequality: the political economy of educa- gung der Interessen der Arbeitgeber dazu geführt, dass deren Engagement tion and training reforms in western welfare states, Cambridge/New York in der Erstausbildung deutlich geringer ist als das der Arbeitgeber in kol- Busemeyer, M. R./Trampusch, C. (2012): Introduction: the comparative political lektiven Systemen. Der weiterhin liberal-voluntaristische Ansatz der bri- economy of collective skill formation, in: Busemeyer, M. R./Trampusch, C. (Hrsg.): The political economy of collective skill formation, S. 3 – 38, Oxford/New York tischen Berufsbildungspolitik geht mit einem Qualitäts- und Ansehens- Busemeyer, M. R./Vossiek, J. (2016): Global convergence or path dependency? verlust der beruflichen Bildung einher, sodass diese weder vonseiten der Skill formation regimes in the globalized economy, in: Mundy, K./Green, A./ Jugendlichen noch vonseiten der Arbeitgeber als vollwertige Alternative Lingard, B./Verger, A. (Hrsg.): The handbook of global education policy, zur akademischen Hochschulbildung angenommen wird. Chichster, UK/Malden, MA, S. 145 – 161 Costine, P./Garavan, T. N. (1995): Trade union attitudes to training and develop- Im Gegensatz dazu zeigt das irische Beispiel, dass korporatistische In- ment: the road to a more positive and proactive approach?, in: Journal of Eu- stitutionen, in denen die Interessen von Gewerkschaften und Arbeitgebern ropean Industrial Training 19 (10), S. 38 – 44 gleichermaßen repräsentiert sind, die Herausbildung kollektiver Strukturen Crouch, C. (1995): Organized interests as resources or as constraint: rival logics in der Berufsbildung befördern können. Diese Kooperation zwischen Ge- of vocational training policy, in: Crouch, C./Traxler, F. (Hrsg.): Organized indus- trial relations in Europe: what future?, Aldershot, Hampshire, S. 287 – 308 werkschaften und Arbeitgebern wird letztlich auch in der Forschung als Crouch, C./Finegold, D./Sako, M. (2004): Are skills the answer? The political wichtige Voraussetzung für die institutionelle Stabilität kollektiver Berufs- economy of skill creation in advanced industrial countries, Oxford/New York ausbildung betrachtet (Busemeyer/Trampusch 2012; Culpepper/Thelen Culpepper, P. D./Thelen, K. (2008): Institutions and collective actors in the pro- vision of training. Historical and cross-national comparisons, in: Meyer, K. U./ 2008), aber wir konnten zeigen, dass Regierungen genau diese Zusammen- Solga, H. (Hrsg.): Skill formation. Interdisciplinary and cross-national perspec- arbeit auch beeinflussen können. Dass die irischen Regierungen statt des tives, New York, S. 21 – 49 englischen „klassenkämpferischen“ einen sozialpartnerschaftlichen Ansatz Department of Labour (1986): White Paper on manpower policy: Stationery verfolgten, lag zum einen an der ideologischen Orientierung der Mit- Office, Dublin Dingeldey, I. (1996): Wandel gewerkschaftlicher Strategien in der britischen te-Rechts-Parteien FF und FG, aber auch an der machtpolitischen Logik Berufsbildungspolitik der 1980er und 1990er Jahre, in: Politische Vierteljahres- der Koalitionsregierungen mit der Labour-Partei. Der Ausbau der Sozial- schrift 37 (4), S. 687 – 712 partnerschaft in der Berufsbildung ging außerdem einher mit parallel ver- FÀS (Foras Áiseanna Saothair) (2012): Apprentice registrations, Dublin laufenden Entwicklungen in anderen Politikbereichen wie der Arbeits- Finegold, D./Soskice, D. (1988): The failure of training in Britain: analysis and prescription, in: Oxford Review of Economic Policy 4 (3), S. 21 – 53 markt- und Sozialpolitik, sodass hier institutionelle Komplementaritäten Fuller, A./Unwin, L. (2011): Vocational education and training in the spotlight. ansatzweise genutzt werden konnten. Die korporatistische Ausgestaltung Back to the future for the UK's coalition government, in: London Review of der dualen Ausbildungsstrukturen in Irland hatte auch Konsequenzen für Education 9 (2), S. 191 – 204 Gospel, H. (1995): The decline of apprenticeship training in Britain, in: Industri- die Stellung der beruflichen Bildung im gesamten System in dem Sinne, al Relations Journal 26 (1), S. 32 – 44 dass sie eher noch unter bildungspolitischen und nicht vordringlich unter Hall, P. A./Soskice, D. (Hrsg.) (2001): Varieties of capitalism: the institutional arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten gefördert wurde. foundations of comparative advantage, Oxford/New York Allerdings ist die Zukunft des irischen dualen Ausbildungssystems durch Hardiman, N. (2002): From conflict to co-ordination: economic governance and political innovation in Ireland, in: West European Politics 25 (4), S. 1 – 24 die aktuell anhaltende Wirtschaftskrise zumindest unklar. Die Anzahl neuer Howell, C. (2005): Trade unions and the state. The construction of industrial re- Auszubildender ist von 8.300 im Jahr 2006 auf knapp 1.200 im Jahr 2010 lations in Britain, 1890 – 2000, Princeton/Oxford gefallen (FÁS 2012), für die nun ein Überangebot an staatlichen Ausbildungs- Keep, E. (2006): State control of the English education and training system. kapazitäten vorliegt, die nicht schnell zurückgebaut werden konnten (I-1, I-4). Playing with the biggest train set in the world, in: Journal of Vocational Educa- tion and Training 58 (1), S. 47 – 64 Zudem sind in der Nachbetrachtung der Krise kritische Kommentare zu King, D. S. (1993): The Conservatives and training policy 1979 – 1992: from a tri- hören, die den wirtschaftlichen Erfolg Irlands unter der Politik der sozialen partite to a neoliberal regime, in: Political Studies 41 (2), S. 214 – 235 Pakte relativieren (siehe exemplarisch McDonough/Dundon 2010; Regan Lijphart, A. (1999): Patterns of democracy, New Haven, CT McCarthy, T. (1977): Apprenticeships in Ireland: Commission of the European 2012), wobei diese Beiträge allerdings nicht die Berufsbildung thematisieren. Communities, Brussels Dementsprechend besteht im Fall Irland – aber auch zu England – Forschungs- McDonough, T./Dundon, T. (2010): Thatcherism delayed? The Irish crisis and the bedarf hinsichtlich der Frage, welche (aus-)bildungspolitischen Reaktionen paradox of social partnership, in: Industrial Relations Journal 41 (6), S. 544 – 562 auf die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Wirtschafts- und Murphy, T./Coldrick, A. J. (1988): The role of the social partners in vocational education, including continuing education and training, in Ireland: European Finanzkrise zu beobachten waren und sind. Centre for the Development of Vocational Training, Berlin NESC (National Economic and Social Council) (1986): A strategy for develop- ment. 1986 – 1990, Dublin Nyhan, B. (2009): Creating the social foundations for apprenticeship in Ire- land, in: Journal of European Industrial Training 33 (5), S. 457 – 469 Literatur O'Connor, L./Harvey, N. (2001): Apprenticeship training in Ireland: from time-served to standards based: potential and limitations for the construction Ainley, P./Corney, M. (1990): Training for the future: the rise and fall of the industry, in: Journal of European Industrial Training 26 (6), S. 332 – 342 Manpower Services Commission, London Payne, J./Keep, E. (2011): One step forward, two steps back? Skills policy in Baccaro, L./Lim, S.-H. (2007): Social pacts as coalitions of the weak and mo- England under the coalition government, SKOPE Research Paper (102), Cardiff derate: Ireland, Italy and South Korea in comparative perspective, in: Europe- Regan, A. (2012): The political economy of social pacts in the EMU: Irish liberal an Journal of Industrial Relations 13 (1), S. 27 – 46 market corporatism in crisis, in: New Political Economy 17 (4), S. 465 – 491 Bosch, G./Charest, J. (2008): Vocational training and the labour market in libe- Rhodes, M. (2000): Restructuring the British welfare state: between domestic ral and coordinated economies, in: Industrial Relations Journal 39 (5), constraints and global imperatives, in: Scharpf, F. W./Schmidt, V. A. (Hrsg.): S. 428 – 447 Welfare and work in the open economy. Diverse responses to common chal- Boyle, N. (2005): FÀS and active labour market policy, 1985 – 2004: The Policy lenges, Oxford/New York, S. 19 – 68 Institute at Trinity College, Studies in Public Policy (17), Dublin Roche, W. K. (1994): Pay determination, the state, and the politics of industrial 2 62 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2016-4-254 Generiert durch IP '46.4.80.155', am 10.11.2021, 00:00:37. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
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