Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde

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Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
Das Magazin der ChristusBewegung 4 | 2020

 Missionsland
      Württemberg

  Seite 4              Seite 8                      Seite 14                      Seite 20

  Missionsland         Menschen zu einem            Mut für neue                  Dankbarkeit.
  Württemberg          Leben mit Jesus einladen     Aufbrüche                     Demut. Distanz.
  Prof. Dr. Johannes   Dr. Friedemann Kuttler und   Ein Impuls von Dr. Johannes   Stellungnahme zur
  Zimmermann           Matthias Hanßmann            Reinmüller und Dieter Braun   Corona-Diskussion

                                                                www.lebendige-gemeinde.de
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
2                         Termine · Inhalt

    Ter m i n e
                                                                         Inhalt
    dezember
    31.12.        Silvesterkonferenz, Die Apis, Hülben O digital   4	
                                                                      Titelthema
                                                                      Missionsland Württemberg
                      www.ev-kirche-huelben.de
                                                                          Prof. Dr. Johannes Zimmermann
    januar
    6.1.       J ahrestreffen der Aidlinger Schwestern             8      ositionen und Dialog
                                                                          P
                                                                          Mission – Menschen zu einem Leben
                in der Liederhalle O digital
                   www.diakonissenmutterhaus-aidlingen.de                 mit Jesus Christus einladen
    10.–17.1. Allianzgebetswoche 2021                                     Dr. Friedemann Kuttler / Matthias Hanßmann
    16.1.      Männertag, Die Apis O digital
    17.1.     28. Jugendkonferenz für Weltmission,                 12	Missionsland
                                                                        Einblicke und Ressourcen
                                                                                     Württemberg:
               O digital, www.jumiko-stuttgart.de
    22.–24.1. Männer-Wochenende, Württembegischder                      Einblicke, Ideen und Erfahrungen
                Christusbund, Friolzheim
    29.1.       Frauentag, Liebenzeller Gemeinschaftsverband,      14	
                                                                       Titelthema
                                                                       Mut für neue Aufbrüche
                 Bad Liebenzell O digital
    29.+30.1. Tagung Kirchengemeinderäte, Die Apis, Schönblick            Dr. Johannes Reimüller / Dieter Braun

    februar
    5.+6.2.       ännertage, LGV, Bad Liebenzell
                 M
                                                                    16    I nterview
                                                                           »Ohne Mission gäbe es uns nicht«
    6.2.         6. Forum Pietismus, Korntal                               Corona Schumann und David Bergmann
    26.-28.2.    Youth Prayer Congress, Liebenzeller Mission
    28.2.        Forum »Christen in der Landwirtschaft«,
                 Die Apis, Möglingen
                                                                    18	
                                                                       Veranstaltung
                                                                       (Gar nicht) Alles anders
                                                                          Die JUMIKO kommt zu Dir
    märz                                                                  Tobias Köhler
    20.3.     owerDay, Evang. Missionsschule Unterweissach
             P
             und EJW Württemberg
    23.–26.3	
             Theologische Tage im Mutterhaus in Aidlingen           20	Dankbarkeit.
                                                                        Stellungnahme
                                                                                     Demut. Distanz.
    27.3.    Frauentag, Die Apis, Schönblick O digital
                                                                          Stellungnahme der LG zur Corona-
    april                                                                 Gesetzgebung von Bund und Ländern
    1.4        Passionskonzert: Zehendner, Eickhoff, Blume,
               Kirche auf der Hulb, Böblingen                       22	Bericht
                                                                        Synode aktuell
                                                                                von der Herbstsynode
    5.–10.4. Spring, GemeindeFerienFestival,
                Evang. Allianz, Willingen                                 vom 26.–28. November
    17.4.       Frauentag, Württ. Christusbund, Friolzheim
    25.4.       Erlebnistag, DMG, Buchenauerhof, Sinsheim           23	Aus den Bezirken
    28.4.–2.5. Kunstforum, OM, Deetken-Mühle Mosbach
    mai
    1.+2.5.   I srael-Freundestreffen, Zedakah, Maisenbach
    1.5.       Saronstag, Süddeutscher Gemeinschaftsverband,
                Haus Saron, Wildberg
    9.5.        Schönblick Jahresfest, Die Apis
                                                                    Impressum             Herausgeber und Bezugsadresse
                                                                                          Lebendige Gemeinde.
                                                                                          ChristusBewegung in Württemberg e. V.
    9.5.        Kindermissionsfest I, Liebenzeller Mission                                Saalstraße 6
    9.5.        Freundes- und Familientag, CVJM-Zentrum Walddorf                          70825 Korntal-Münchingen
                                                                                          Telefon 0711/83 46 99
    22.–24.5. Pfingstjugendtreffen Aidlingen                                              Telefax 0711/8 38 80 86
                                                                                          info@lebendige-gemeinde.de
    Bitte prüfen Sie im Vorfeld der Veranstaltungen                                       facebook.com/lebendige-gemeinde
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    noch einmal, ob diese aufgrund der                                                    Weitere Exemplare können
    momentanen Situation stattfinden können.                                              nachbestellt werden.
                                                                                          Erscheinungsweise: vierteljährlich
                                                                                          Spendenkonto
                                                                                          Lebendige Gemeinde.
    Weitere Termine finden Sie auch online                                                ChristusBewegung in Württemberg e. V.
    unter www.lebendige-gemeinde.de/veranstaltung/                                        BW-Bank 2 356 075 (BLZ 600 501 01)
                                                                                          IBAN: DE 87 6005 0101 0002 356075
                                                                                          BIC SOLADEST
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
Editorial       3

                                              Liebe Leserinnen und Leser

                                               »Missionsland Württemberg« – ein ungewöhnlicher Titel
                                              für ein Magazin. Gerade, wenn ich mich mit Menschen aus
                                              ­anderen Landeskirchen unterhalte, dann höre ich oft Sätze
                                               wie »Ach, bei Euch ist doch noch alles in Ordnung.« Ja, das
                                               mag so sein und doch erlebe ich, dass es auch bei uns Men-
                                               schen gibt, die vergessen haben, dass sie Gott vergessen ha-
                                               ben. Glaube an Jesus Christus scheint für manche Menschen
                                               in unserem Umfeld keine Rolle mehr zu spielen. Als Pfarrer
                                               erlebe ich einen Abbruch von christlichen Traditionen und
                                               dass es zum Beispiel für Familien nicht selbstverständlich
                                               ist, dass sie ihre Kinder taufen lassen. Vielleicht erleben Sie
                                               Ähnliches?

                                              »Missionsland Württemberg« soll herausfordern und uns ins
                                              Nachdenken bringen, wie missionarisch wir als Christinnen
                                              und Christen leben, aber auch als Gemeinden sind. Dabei geht
                                              es nicht um Aktionen, die wir tun können, um das Thema Mis-
                                              sion dann wieder »abhaken« zu können. Es geht um unsere
                                              Grundhaltung, um unser Leben als Jesus-Nachfolger. Werden
                                              Menschen durch die Art, wie wir leben oder Menschen be-
                                              gegnen, auf Jesus aufmerksam? Spüren die Menschen unsere
                                              Jesus-Liebe?

                                              Der Theologe Fulbert Steffensky prägte den Satz: »Mission
                                              heißt zeigen, was man liebt.« Die Augen dürfen funkeln und
                                              vor Begeisterung strahlen, wenn wir von Jesus erzählen. Ge-
                                              nauso, wie wenn wir von unserer Partnerin, unserem Part-
                                              ner oder Kinder oder Enkel erzählen. Unsere Jesus-Liebe
                                              darf spürbar sein. Wir brauchen unsere Jesus-Liebe nicht
                                              verbergen. Menschen erleben diese Liebe durch unser Reden
                                              und unser Handeln. Manchmal braucht es dazu auch keiner
                                              Worte, wenn Menschen erleben, dass sie geliebt werden. Oder
                                              dass sie in Gemeinden erleben, dass sie willkommen sind und
                                              sie beachtet werden. Mission ist, dass Menschen zu Jesus hin
                                              geliebt werden. Damit Menschen Jesu Liebe erkennen und
                                              sie sich für ein Leben mit Jesus entscheiden. Zeigen wir den
                                              Menschen in unseren Familien, unserer Nachbarschaft und
                                              unseren Orten, dass wir Jesus lieben.

Wir danken allen, die durch ihre Spende
                                              .
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quit­tungen übersenden können. Wir sind
ganz auf die Gaben der Freunde angewiesen.
Redaktion                                     Dr. Friedemann Kuttler,
Dieter Abrell, Steffen Kern, Dr. Friedemann   Vorsitzender ChristusBewegung Lebendige Gemeinde
Kuttler, Ute Mayer, Traugott Messner,
Claudius Schillinger, Andreas Schmierer
Gesamtgestaltung
Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen
Druck und Postzeitungvertrieb
Henkel Druckerei, 70499 Stuttgart
Bildnachweis Titel: ©Andreas Beck,
Grafisches Atelier Arnold
Fotos ohne Bildnachweis:
©Lebendige Gemeinde oder ©privat
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
4                                       Titelthema

    ©VibeImages – stock.adobe.com

                                                                                   ladee on Unsplash

                                    D
                                            as ist schon eine Provokati-
                                            on: Eben wurde es noch als
                                                                           ©Kr issa ra Lert nim anor

                                            »Musterländle« betrachtet,
                                    wenn nicht sogar als »gelobtes«
                                    Land. Christian Gottlob Barth
                                    war in seiner »Geschichte von
                                    Württemberg« 1843 der Meinung,
                                    »dass es zwei gelobte Länder in der
                                    Welt gibt, das eine ist das Land Ca-
                                    naan oder Palästina, das andere
                                    ist Württemberg«.
                                       Und jetzt soll Württemberg
                                    plötzlich »Missionsland« sein?
                                    Das würde doch bedeuten, dass                                                             Missionsland
                                                                                                                              Württemberg
                                    Württemberg auf eine Stufe ge-
                                    stellt wird mit den Ländern und
                                    Regionen, »die es nötig haben«!
                                    In diesem Sinne verstanden ist
                                    »Missionsland« eine Defizitanzei-
                                    ge. Kein Wunder, dass die Rede
                                    vom »Missionsland Deutschland«
                                    vor allem in den Krisenzeiten
                                    nach den Weltkriegen aufkam.
                                       Worin aber besteht das Defizit?
                                    Am nachlassenden Kirchenbe-
                                    such? Am Rückgang der Mitglie-
                                    derzahl der Evangelischen Lan-
                                    deskirche in Württemberg und der
                                    anderen Kirchen? Am Schwinden
                                    eines christlichen »Grundwasser-
                                    spiegels«? An der Zunahme von
                                    Konfessionslosen und Angehöri-
                                                                                                                    to.com

                                    gen anderer Religionen? Oder gar
                                                                                                       /i Stoc kpho

                                    an einem diffusen Bedrohungs­
                                    gefühl durch »den Islam«?
                                                                                                               ©Hal fpoi nt

                                       Man mag das alles betrüblich
                                    finden, zur Begründung von Mis-
                                    sion reicht es nicht aus. Es führt
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
©Aleksandar Nakic/iStockphoto.com
                                                                                                                             Titelthema           5

                                                                    eher zu Zerrbildern von Mission,       ohne ihn zugrunde gehen. Getrie-
                                                                    als ginge es um die Rettung des        ben von seiner Liebe, geht Gott sei-
                                                                    »christlichen Abendlandes«. Nein,      nen Geschöpfen, insbesondere uns
                                                                    »Mission« ist nicht das Mittel, um     Menschen nach und setzt alles in
                                                                    die Kirche aus der Krise zu füh-       Bewegung, um uns aus dem selbst
                                                                    ren. Die Begründung von Mission        verschuldeten Unheil zu befreien.
                                                                    reicht tiefer. Gleichwohl kann die     Deshalb hat er Israel erwählt, die
                                                                    Erfahrung einer Krise der Anlass       Propheten gesandt, deshalb ist er
                                                                    für Gemeinden und Christen sein,       in Jesus gekommen – und deshalb
                                                                    sich neu auf den Auftrag der Mis-      hat die Kirche den Auftrag, Teil
                                                                    sion zu besinnen.                      dieser großangelegten »Sendung«
württemberg                                                            Lange Zeit haben Christen in        zur Rettung der Welt zu werden.
soll missions-                                                      Württemberg (und nicht nur dort)       »Mission ist für Gott nicht erst der
                                                                    »Mission« als eine Unternehmung        zweite Schritt – deshalb kann sie
land sein?                                                          des christlichen Abendlandes für       das auch nicht für die Kirche sein«
                                                                    den weniger christlichen Rest der      (Michael Moynagh).
das würde doch                                                      Welt verstanden. Dabei ist viel           Ausgangspunkt der Mission
bedeuten, dass                                                      Gutes geschehen, es war viel Herz-     und Maßstab für die Mission ist
                                                                    blut und Opferbereitschaft dabei.      Gott in seiner Liebe. Kirchliche
württemberg                                                         Es ging um Jesus, der für alle ge-     Eigeninteressen müssen dahinter
auf eine stufe                                                      kommen ist. Aber manchmal war          zurückstehen. Es geht darum, den
                                                                    damit auch – absichtlich oder un-      Zielen Gottes dienstbar zu wer-
gestellt wird                                                       beabsichtigt – eine »Mission« in       den – auch und gerade in der Be-
mit ländern,                                                        Sachen Zivilisation dabei, verbun-     gegnung mit einzelnen Menschen.
                                                                    den mit einem Gefühl der eigenen
»die es nötig                                                       Überlegenheit.                         Wortverkündigung und mehr
haben«!                                                               Im 20. Jahrhundert ist in Sachen     »Mission« ist dabei umfassend
                                                                    Mission viel geschehen, neben Eng-     zu denken, dazu gehört mehr als
                                                                    führungen gibt es Entwicklungen,       Wortverkündigung. Schon in der
                                                                    die es wert sind, für eine Neubesin-   Bibel können Erfahrungen von
                                                                    nung auf den Auftrag der Mission       Rettung ganz unterschiedlich aus-
                                                                    fruchtbar gemacht zu werden.           sehen: »Er weiß viel tausend Wei-
                                                                                                           sen, zu retten aus der Not«. Men-
                                                                    Der Grund der Mission                  schen werden aus Unterdrückung
                                                                    Einer der zentralen Lernprozes-        und Gewalt gerettet, sie erfahren
                                                                    se fragt nach der Grundlage der        Hilfe in Hunger und Krankheit.
                                                                    Mission. Sie wurzelt nicht in der      Alles das gehört zur »Mission«,
                                                                    Krise der Kirche, auch nicht in        zur Sendung Gottes dazu. Im Zen-
                                                                    ihrem Wunsch, den eigenen Ein-         trum jedoch steht, dass die Bezie-
                                                                    flussbereich auszuweiten. Der          hung zu Gott heil wird, dass Men-
                                                                    tiefste Grund der Mission liegt in     schen zurückfinden in die offenen
                                                                    Gott selbst. Mission geht von Gott     Arme Gottes, der voller Sehnsucht
                                                                    aus. Es geht um die »missio Dei«,      auf sie wartet. Dass sie Vergebung
                                                                    die »Sendung Gottes«. Gott ist         von Schuld erfahren, heil werden
                                                                    Ursprung und Auftraggeber der          an Leib und Seele und in ihren
                                                                    Mission, nicht die Kirche. Der frü-    ­Beziehungen.
                                                                    here Stuttgarter Prälat Karl Har-         Ziel der Mission ist es hingegen
                                                                    tenstein formuliert es so: »Nicht      nicht, dass leere Kirchenbänke wie-
                                                                    menschliches Wollen begründet          der gefüllt werden, so erfreulich es
                                                                    die Mission, sondern Gott selbst       ist, wenn durch Mission Menschen
                                                                    beginnt seine Mission, führt sie       gerne in Gottesdienste kommen
                                                                    aus und nimmt die Kirche in diese      und dort Gottes Nähe erfahren.
                                                                    Bewegung […] mit hinein.«                 In der neueren Missionstheolo-
         ©Fabi an Rei nha rdt

                                                                       Gott erträgt es nicht, dass sich    gie wird in diesem Sinne zwischen
                                                                    die von ihm geschaffenen Ge-           »Mission« und »Evangelisation«
                                                                    schöpfe von ihm abwenden und            unterschieden: »Mission« bezeich-
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
6       Titelthema

    net die »Sendung Gottes« in ihrer       dann ist auch klar: Mission ist
    ganzen Weite, »Evangelisation«          nicht nur ein Arbeitsbereich der
    die auf die Antwort des Glaubens        Kirche neben anderen, Mission ist
    zielende Verkündigung des Evan-         nicht nur ein nettes Hobby für ein
    geliums. Eins braucht das andere,       paar besonders Fromme. Alles, was
    beides gehört zusammen!                 in der Kirche geschieht, ist daran
                                            zu messen, ob es Teil der »Sendung
    Keiner ist ausgeschlossen!              Gottes« ist und dazu beiträgt, dass
    Wenn wir »Mission« und »Evan-           Gottes Liebe bei den Menschen
    gelisation« so verstehen, dann ist      ankommt. Dazu braucht es eine
    klar, dass wir uns selbst nicht davon   »missionsgeformte Kirche«, eine
    ausnehmen können. Mission ist           »mission-shaped church«, wie es
    nicht nur etwas für die »anderen«!      unsere Geschwister in England
    Auch wir sind auf Vergebung ange-       nennen. Bis hinein in Formen
    wiesen, auf Befreiung aus Bindun-       und Strukturen soll die Kirche                        eine »lebendige
    gen, auf heile Beziehungen. Dazu        davon geprägt sein, dass sie einen
    kommt, dass Mission darauf zielt,       Auftrag hat, alles soll auf diesen
                                                                                                  gemeinde«
    dass Menschen, die Gottes Liebe         Auftrag ausgerichtet werden. Das                      ist als solche
    erfahren haben, selbst Teil der
    »Sendung Gottes« werden und sie
                                            gilt für den Gottesdienst ebenso
                                            wie für den Jugendkreis, für den
                                                                                                  noch nicht
    zu anderen weitertragen – in Wort       Konfirmandenunterricht ebenso                         missionarisch.
    und Tat. Und das ist im Schwarz-        wie für den Besuchsdienst, für die
    wald und auf der Alb genauso nö-        diakonische Gruppe ebenso wie                         zur mission
    tig wie im afrikanischen Dschun-        für den Kurs zum Glauben. Dazu
    gel, in Stuttgart genauso wie in        kommen ganz neue Herausforde-                         gehört immer
    den Metropolen dieser Welt.             rungen in den Blick: Was ist mit                      auch das über-
    Deshalb wird seit der Weltmissi-        denen, die nicht in einer christli-
    onskonferenz in Mexiko 1963 von         chen Familie groß geworden sind?
                                                                                                  schreiten
    »Mission in sechs Kontinenten«          Wie können sie auf dem Weg zum                        von grenzen.
    gesprochen, deshalb ist es heu-         Glauben begleitet werden?
    te angesagt, vom »Missionsland
    Württemberg« zu reden. »Mis-            Grenzen überschreiten
    sionsland« ist dabei keineswegs         Mission bedeutet für Gott: Er
    nur eine Mangelanzeige. Es ist          bleibt nicht bei sich selbst, sondern
    vielmehr die Auszeichnung, von          öffnet sich für die Gemeinschaft
    Gott als Empfänger seiner Gna-          mit seinen Geschöpfen. Mission          Gegenbild einer missionarischen
    de gewürdigt zu sein. Hier ist die      bedeutet für die Kirche als Teil der    Gemeinde wäre eine Kirche, die
    Bibel klar: Keiner ist ausgeschlos-     Mission Gottes: Sie bleibt nicht bei    sich darauf beschränkt, »Volkskir-
    sen, Gottes Türen sind für alle         sich selbst, sondern geht über ihre     che« im Sinne einer Stammeskir-
    offen. Deshalb haben auch wir           Grenzen hinaus.                         che für Einheimische zu sein. Das
    nicht das Recht, Menschen auszu-           Eine »lebendige Gemeinde« ist        wäre dann aber eine Preisgabe
    grenzen und ihnen das Evangeli-         als solche noch nicht missiona-         des Auftrags, »hinzugehen« (Mt
    um vorzuenthalten. Der früher in        risch, auch die oft genannte und        28,19) und in einer zunehmend
    Heidelberg lehrende und jetzt in        dringend nötige Sprachfähigkeit         multikulturellen und multireli-
    Ostfildern wohnende Theologie-          ist zwar eine wichtige Vorausset-       giösen Gesellschaft Grenzen zu
    professor Wilfried Härle sagt es        zung, aber noch nicht Mission.          überschreiten.
    deutlich: »Es ist theologisch nicht     Zur Mission gehört immer auch              Zum »Hingehen« gehört die
    zu begründen, dass die christliche      das Überschreiten von Grenzen,          Phantasie und Kreativität der
    Kirche irgend jemand gegenüber          die Bewegung hin zu den kultu-          Liebe. Wir müssen lernen, unsere
    von der Aufgabe der Bezeugung des       rell, sozial und religiös Anderen.      Mitmenschen mit den Augen der
    Wortes Gottes entbunden wäre« –         Sie leben nicht nur in der Ferne,       Liebe Gottes zu sehen: in ihren of-
    auch nicht in Württemberg.              sondern an unserem Ort, in un-          fensichtlichen, aber auch in ihren
                                            serer Nachbarschaft. Dazu gehört        verborgenen Nöten und Sorgen.
    »Missionsgeformte Kirche«               der Geflüchtete aus Syrien ebenso       »Gute Mission« ist daran erkenn-
    Wenn Mission von Gott ausgeht           wie die konfessionslose Frau aus        bar, dass diese Liebe »ankommt«
    und die Kirche dazu berufen ist,        Ostdeutschland oder die Aussied-        und Menschen spüren: Diesen
    Teil der »Sendung Gottes« zu sein,      lerfamilie aus Kasachstan. Das          Christen geht es nicht um ihren
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
Titelthema                     7

                       ©Jo Jo on Unspl ash

                                                                                H
                                                                          ©L iz Tot zauer/ EM
  nold
  ©A lbrecht Ar

                                                                                                chelnde und kränkelnde Kirche.
                                                                                                Das würde bedeuten, dass nach
                                                                                                einer Genesung das Medikament
                                                                                                überflüssig wäre. Nein, Mission
                                                                                                ist die Grundberufung der Kirche.
                                                                                                   Die Klage über den Zustand der
                                                                                                Kirche hat ihr Recht. Sie braucht
                                                                                                aber das Gegengewicht durch den
                                                                                                Blick auf Gottes Reichtum. Missi-
                                                                                                on setzt an beim Reichtum Gottes,
                                                                                                den dieser nicht für sich behalten,
                                                                                                sondern mit uns teilen will.
                                                                                                   Wo die Zusage des Evangeliums
                                                                                                in der Antwort des Glaubens einen
                                                                                                Widerhall findet, führt sie zum
                                                                                                gemeinsamen Lob Gottes. Es ist
                                                                                                bemerkenswert, dass im Neuen
                                                                                                Testament dort, wo der Missions-
                                                                                                auftrag Resonanz findet, häufig
eigenen Verein, ihnen geht es                Manchmal besteht die Herausfor-                    Verben des Staunens, der Freude
wirklich um mich! Wo menschli-               derung darin, unsere Gemeinden                     und des Lobens damit verbunden
che Zuwendung transparent wird               so zu ändern, dass auch Menschen                   werden.
für Gottes Liebe, wo Menschen                aus anderen Milieus und Kulturen                      Ausgangspunkt der Mission ist
sich für Gottes Liebe öffnen und             darin Heimat finden. In anderen                    Gott als der Sendende, Gott in
entdecken: Die Botschaft von Je-             Fällen heißt »Mission«, dass wir                   seiner liebenden Zuwendung zur
sus ist nicht nur für die, die immer         sie auf dem Weg begleiten, eige-                   Welt. Gott ist auch Zielpunkt der
schon bei der Kirche dabei sind,             ne, neue Formen zu entwickeln                      Mission. Mission mündet ein in das
sie gilt auch mir!, da kommt Mis-            – in ihrem Musikstil, in ihrer Art                 universale Lob Gottes am Ende
sion zum Ziel.                               und Weise, Gott zu loben und Ge-                   aller Zeiten, wenn alle Zungen
   Und dann? Manche werden in                meinschaft zu leben. Engagierte                    bekennen werden: Herr ist Jesus
gastfreundlichen landeskirchli-              (meist) junge Leute reden dann                     Christus! zur Ehre Gottes des Vaters
chen Gemeinden Heimat finden                 von »FreshX« bzw. »Fresh expres-                   (Phil 2,12).                     V
und Wurzeln schlagen. Für ande-              sions of Church«.
re wird weder der württembergi-
sche Predigtgottesdienst noch ein            Zielpunkt: das                                                      der autor:
Gottesdienst mit Lobpreismusik               universale Lob Gottes                                              Pfr. Prof. Dr. Johannes Zimmermann
die Art und Weise sein, die ihnen            Nochmals: Ausgangspunkt                                            ist Professor für Praktische Theo-
entspricht, um Gott zu loben und             der Mission ist nicht die                                          logie an der Evangelischen Hoch-
Gemeinschaft zu erfahren. Nicht              Krise der Kirche. Mission                                          schule Tabor in Marburg (Lahn) und
für alle ist unsere herkömmliche             ist deshalb nicht das Me-
                                                                                                     ©priv at

                                                                                                                Pfarrer der Evangelischen Landes-
Kirchenkultur »ansprechend«.                 dikament für die schwä-                                            kirche in Württemberg
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
8                    Positionen und Dialog

                                                       Mission
    POSITIONEN
                                                       Menschen zu einem
       UND
      DIALOG                                           Leben mit Jesus
                                                       Christus einladen
                                                        von Dr. Friedemann Kuttler und Matthias Hanßmann

             1    Mission ag
                  H e r z sc
                              i s t u ns
                             hl
                                         e   r
                                                 2            als
                                                       Mission ltung
                                                       Grundh
                                                              a                         3             brauch
                                                                                                            t
                                                                                              Mission hige Theolog
                                                                                              sprach
                                                                                                     fä
                                                                                                                   ie

                 Wir wollen, dass Menschen Jesus       Jesus fordert uns auf, missionarisch   Wer zum Glauben einlädt, muss sich
                 Christus kennenlernen und mit         zu sein und missionarisch zu leben.    in Gottesfragen auskennen. Mission
                 Jesus leben, damit sie gerettet       Dies geschieht durch Sendung,          ohne Theologie geht nicht. Vielmehr
                 werden. Menschen zum Glauben          Lehre, Taufe und Lebensbegleitung      wird deutlich: Mission ist praktisch
                 an Jesus Christus einladen beginnt    (Mt. 28). Gleichzeitig gilt: Mission   gewordene Theologie. So verkün-
                 in unseren Familien und in unse-      geschieht, ob wir das als Kirche nun   digen wir den trinitarischen Gott in
                 rer Nachbarschaft. Eine Kirche,       fördern oder vernachlässigen. Denn     seiner ganzen Leidenschaft für den
                 die in unserer Zeit noch Relevanz     Gott will, dass alle Menschen zur      Menschen und diese Welt. Wir un-
                 entfaltet, muss zu einer erkennbar    Erkenntnis der Wahrheit kommen         terstützen daher eine wissenschaft-
                 missionarischen Kirche werden, die    (1. Tim 3,16). Das macht uns demütig   lich fundierte Studienarbeit, die
                 sich den breiten postmodernen He-     in unserer Wortwahl und unseren        exegetisch, systematisch, praktisch
                 rausforderungen mutig stellt. Daher   Plänen. Daher geschieht Mission im-    theologisch und kirchengeschicht-
                 ist Mission kein schöner Zusatz. Es   mer im Zungenschlag der persönli-      lich Verantwortung übernimmt. Wir
                 ist der Herzschlag des Christseins    chen Bekundung und nicht im Ton        brauchen eine missionarisch-theo-
                 unserer Landeskirche, unserer         des Besserwissens (1. Petrus 3,15).    logische Vergewisserung und einen
                 Gemeinden und jeder Christin und      Nachfolger Jesu sind »Aufmerksam-      solchen Schwerpunkt in Ausbildung
                 jedes Christen. Mit unserem ganzen    macher« (Sören Kierkegaard). In die-   und Lehre an den theologischen
                 Leben wollen wir ein Zeugnis für      sem Sinne wünschen wir uns mehr        Fakultäten. Dies setzt neben der wis-
                 Jesus Christus sein.                  Mut des kreativen Ausprobierens,       senschaftlichen Arbeit als Theologie
                                                       die Einübung einer barmherzigen        eine persönliche Spiritualität bei
                                                       Fehlerkultur und Hoffnungsszena-       Lehrenden und Studierenden voraus.
                                                       rien einer aufbrechenden missi-        Theologie ist nicht nur Wissenschaft
                                                       onarischen Kirche. Zu Mission als      über das »Theologische Wort«,
                                                       Grundhaltung gehört, dass missio-      sondern das persönliche Hören des
                                                       narische Aufbrüche vonseiten der       Gotteswortes, und die erlebte Ge-
                 Mission ist kein                      Landeskirche unterstützt werden
                                                       und gezielt Gemeindegründungen
                                                                                              meinschaft mit Jesus Christus, dem
                                                                                              Wort selbst. Freie staatlich anerkann-

                 schöner Zusatz,                       durch die Landeskirche vorgenom-
                                                       men werden.
                                                                                              te Hochschulen und Studienhäuser
                                                                                              können hier elementar wichtige

                 sondern der                                                                  Impulse für unsere Kirche einbrin-
                                                                                              gen. Menschen in unserer Kirche

                 Herzschlag des                                                               und unseren Gemeinden, brauchen
                                                                                              theologische Hilfen, um über den

                 Christseins                                                                  Glauben reden und Auskunft geben
                                                                                              zu können. Hierzu braucht es neue
                                                                                              Schwerpunkte in der Gemeinde­
                                                                                              arbeit vor Ort.
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
Positionen und Dialog                                                   9

                                                                                                   ©Jazek Dylag on Unsplash
4   Evange
            brauch
    Mission sation
           li
                  t
                                        5    Mission
                                                     ve   ränder
                                                                 t

    Jeder missionarische Aufbruch            Mission verändert Leben, Kirche        christlichen Glauben eine heilende
    kennt die evangelistische Zuspit-        und unsere Gesellschaft. Im Missi-     und keine zerstörende Kraft in sich
    zung, die zu einem Leben mit Jesus       onsland Württemberg können wir         birgt, weil Menschen dadurch ihr
    Christus einlädt. Wir meinen, es         unzählige Geschichten davon er-        Zuhause beim himmlischen Vater
    braucht die klare Verkündigung           zählen, wie Menschen durch Jesus       finden und Rettung erfahren. Gera-
    vom versöhnenden und rettenden           Christus ihr Leben zum Positiven       de im interreligiösen Miteinander
    Herrn und Gott (2. Kor 5,19–20), die     geändert haben. Menschen haben         wollen wir das Zeugnis von Jesus
    sowohl eine persönlich existentielle     die befreiende Kraft gespürt, mit      Christus leben und unsere Stand-
    als auch gesellschaftliche Relevanz      der Jesus Christus ihnen begegnet      punkte benennen. Der Glaube an
    in sich trägt. In der evangelistischen   ist. Durch als von Jesus verän-        Jesus Christus fördert auch elemen-
    Verkündigung weichen wir auch            derte Menschen haben Christen          tare Grundwerte der Demokratie,
    der Wahrheitsfrage nicht aus. Wir        ihr Leben und somit ihr Umfeld         schärft das Bewusstsein für die
    verkündigen Jesus Christus als den       positiv beeinflusst und verändert.     Schöpfung und Umwelt, schärft
    alleinigen Herrn und Erlöser. An ihm     Menschen, Kirche und Gemeinden,        den Blick für soziale Gerechtigkeit,
    hängt alles, und nur durch ihn fin-      die Mission leben, geben sich in       wehrt jedem Rassismus und Antise-
    den wir den Weg zum himmlischen          eine vertiefte Beziehung zu Jesus      mitismus, tritt für den Schwächsten
    Frieden (Apg 4,12). Wir drängen          Christus. Nur mit einer vertieften     ein und schützt das Leben in jegli-
    darauf, dass Mission kein Veranstal-     Beziehung zu Jesus Christus kann       cher Weise. Daher ist der Missions-
    tungsprogramm und keine Sparten-         Veränderung geschehen. Wegen           auftrag am Einzelnen immer auch
    arbeit unserer Kirche wird, sondern      dieser vertieften Beziehung ist es     gesellschaftsrelevant.
    im ganzen Querschnitt unserer            auch nicht möglich, Menschen zu
    Kirche kreativ und innovativ neue        manipulieren oder zu zwingen, an
    evangelistische Initiativen gefördert    Jesus zu glauben. Mission verändert
    werden. In diesem Horizont fördern       unsere Beziehungen zu Menschen,
    wir neue evangelistische Veran-          weil wir diesen Menschen mit
                                                                                                                              ©JPriscilla du Preez on Unsplash

    staltungsformate in analoger und         Liebe begegnen wollen. Mission
    digitaler Form.                          will jegliche Lebenskultur nicht
                                             zerstören, sondern versöhnen. Dies
                                             gilt insbesondere auch im interreli-
                                             giösen Miteinander. Wir sind davon
                                             überzeugt, dass Konversion zum
Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
10            Positionen und Dialog

                                                                                                                       ©Pixabay
                               ie
                  u n d Diakon

                                                7                                 8
                n

     6   Missio untrennbar
         ge höre n
         z u s am
                  n
                  me                            M   ission v
                                                            or O r t                    Mission t
                                                                                        mit G e
                                                                                                 beginn
                                                                                                be
                                                                                                       t

          Was auseinandergefallen scheint,      Menschen zu einem Leben mit             Mission beginnt mit Gebet für Men-
          gehört inhaltlich zusammen. Geleb-    Jesus Christus einzuladen, beginnt      schen. Gebet für Menschen in mei-
          tes und verkündigtes Evangelium       vor Ort. Wir sind dankbar für die       ner Familie und in meinem Umfeld:
          ist gelebte Liebe und Zeugnis für     Arbeit der Missionswerke in aller       dass sie den Weg zu Jesus Christus
          Jesus Christus. Wir wollen Men-       Welt und auch in Deutschland.           finden. Wir brauchen das Gebet um
          schen die frohe Botschaft von Jesus   Missionarische Arbeit braucht           Erweckung in unseren Gemeinden,
          Christus verkündigen. Dazu gehört     begleitende Kompetenz. Daher ist        unseren Orten, unserem Land.
          aber auch, dass wir mithelfen, die    jede missionarische Initiative und      Im Gebet für Menschen baut sich
          Lebensvoraussetzungen zu schaf-       Bemühung freier Werke zu fördern.       Beziehung auf, und es ist dann nicht
          fen, dass Menschen offen sind für     Aber Mission ist keine Aufgabe, die     mehr egal, ob diese Menschen zu
          das Wort Gottes. Diakonische Arbeit   wir im Umkehrschluss an Missions-       Jesus finden oder nicht. Wir können
          und missionarische Verkündigung       werke delegieren könnten. Mission,      Gott mit unserem Gebet für diese
          können nur gemeinsam erfolgen.        also Menschen zu einem Leben mit        Menschen in den Ohren liegen und
          Was wir tun und sagen, soll die       Jesus Christus einzuladen, beginnt      unaufhörlich für diese Menschen
          werbende und verschenkende            bei uns und in unserem direkten         beten. Mission braucht Menschen,
          Liebe Gottes wiederspiegeln (Joh      Umfeld. Als Christen bezeugen wir       die sich dafür begeistern, aber
          3,16). Diese Liebe Gottes erfahren    Jesus Christus durch unser Leben –      auch berufen lassen. Jesus fordert
          Menschen durch uns und wie wir        das soll in unseren Familien, unserer   uns auf, um berufene Menschen
          ihnen begegnen. Missionarische        Nachbarschaft und in unseren Or-        zu beten (Mt. 9,38). Das allgemeine
          Arbeit in unserer Landeskirche und    ten sichtbar werden. Wie leben wir      bittende Gebet für unser Land und
          unseren Gemeinden braucht ein         als Christinnen und Christen, wenn      Kirche schließt die Bitte um berufe-
          Umdenken und einen ganzheitli-        wir uns bewusst machen, dass wir        ne Mitarbeiter bewusst mit ein. Als
          chen Ansatz, wie Menschen Gottes      alle Missionare vor Ort sind? Wie       Kirche sind wir ein verlässlicher Ar-
          Liebe erfahren und sich von dieser    verändern sich unsere Gemeinden,        beitgeber. Vielleicht aber haben wir
          Liebe gewinnen lassen.                wenn Mission unser Herzschlag und       das Gebet um berufene Mitarbeiter
                                                unsere Grundhaltung ist?                in Haupt- und Ehrenamt aus dem
                                                                                        Blick verloren. Diese Verantwortung
                                                                                        liegt ganz bei den leitenden Gremi-
                                                                                        en und Personen.

                                                Mission beginnt
                                                bei uns und
                                                unserem direkten
                                                Umfeld
Positionen und Dialog           11

                        In der Landessynode   1	
                                                Die Lebendige Gemeinde unterstützt Mission, weil es uns von Jesus
                        werden wir als          geboten ist und weil Mission unser Land nachhaltig positiv prägt und
                                                verändert.
                        Gesprächskreis
                        Lebendige Gemeinde    2	
                                                Wir fördern und fordern das Zusammenwirken von Gemeindearbeit
                                                und überregionalen diakonischen Werken, von missionarischen Auf-
                        folgende Konkre­        brüchen und örtlichen Pflegediensten, von missionarischen Hauskrei-
                        tionen einbringen:      sen/Kleingruppen und sozialdiakonischen Projekten vor Ort.
                                              3	
                                                Die Lebendige Gemeinde wünscht sich mehr Erprobung und weniger
                                                Gesetzestexte. Wir fördern die Grundhaltung der Ermöglichung in jeg-
                                                licher Hinsicht, wenn aus missionarischen Bewegungen neue Formen
                                                (z. B. Fresh X), freie Werke (z. B. Gemeinschaften und Gebetshäuser)
                                                und Gemeinden entstehen. Das Ernstnehmen entsprechender Er-
                                                kenntnisse aus empirischen Studien (Milieustudien, Freiburger Studie,
                                                Kirchenmitgliedschaftsstudie etc.) sind eine Selbstverständlichkeit.
                                              4 D
                                                 ie Lebendige Gemeinde fordert in Zeiten reduzierender Finanzen
                                                einen landeskirchlichen Fonds für Mission zur Unterstützung lokaler
                                                und regionaler evangelistischer Vorhaben.
                                              5 D
                                                 ie Lebendige Gemeinde unterstützt missionarische Anliegen, die zur
                                                Konversion zum christlichen Glauben führen. Sie wehrt sich gleichzei-
                                                tig gegen jegliche übergriffige und machtmissbräuchliche Methoden,
                                                welche Menschen bedrängt oder zwingt.
                                              6 D
                                                 ie Lebendige Gemeinde unterstützt das Vorhaben, in allen Prälaturen
          Wir können                            jeweils ein Kompetenzzentrum für Mission einzurichten, um diakoni-
                                                sches Handeln und missionarische Aufbrüche zu begleiten und neue
          Gott mit unserem                      Impulse aufzugreifen.
                                              7 D
                                                 ie Lebendige Gemeinde unterstützt das Vorhaben, in allen Kirchen-
          Gebet für                             bezirken eine Stelle für missionarische Arbeit zu installieren, um Ge-
                                                meinden und Mitarbeiter für das missionarische Anliegen zu gewin-

          Menschen in den                       nen, zu sensibilisieren, fortzubilden und zu begleiten.
                                              8 D
                                                 ie Lebendige Gemeinde fordert den Zugang freier staatlich anerkann-
          Ohren liegen.                         ter theologischen Hochschulen zur Anerkennung in den Pfarrdienst
                                                unserer Landeskirche.
                                              9 D
                                                 ie Lebendige Gemeinde drängt auf neue Modelle multiprofessioneller
                                                Dienstgruppen sowie veränderte Anstellungsmodelle im und für den
                                                Pfarrdienst.
                                              10 Die Lebendige Gemeinde wünscht sich Handlungsempfehlungen, die
                                                  zu einem vorbildhaften Einüben von Gebetszeiten in leitenden Ämtern
                                                  und Gremien unserer Kirche motivieren.
©Ben White on Unspash
12              Einblicke und Ressourcen

                                                           Missionsland
                                                           Württemberg:
     Leitfaden biblischer Tiere durch das
     Wildparadies Tripsdrill                               Angebote,
                                                           Ideen und
     Kirche muss dorthin gehen, wo die Menschen sind,
     um sie mit der frohen Botschaft zu erreichen. Diese
     Erkenntnis wird bei den Missionarischen Diensten

                                                           Erfahrungen
     in vielerlei Angeboten umgesetzt. Eines davon ist
     das ökumenische Projekt »Bibeltiere«. Besucher
     im Wildparadies Tripsdrill können mithilfe einer
     Broschüre oder der Webseite biblische Tiere ent-
     decken und etwas über sie lernen. Spielerisch und
     direkt am »Anschauungsobjekt« werden so Gleich-       Um selbst mehr über das Evangelium
     nisse, biblische Bildworte oder theologische Inhal-   zu erfahren oder andere Menschen
     te vermittelt – vom verlorenen Schaf über Adlers      zur Begegnung mit Jesus Christus zu
     Fittiche bis zum Fisch als christlichem Symbol.       begeistern, gibt es viele hilfreiche
     Die Broschüre für Besucher liegt am
     Eingang des Wildparadieses aus, das
                                                           Angebote. Beispielhaft stellen wir Ihnen,
     Multiplikatorenheft für Führungen                     liebe Leserinnen und Leser, hier einige
     kann kostenlos bezogen werden.                        Ressourcen und Anregungen vor.
        www.bibeltiere.de

               Vom Glauben reden
                Sprachfähig machen, um über den
                 Glauben zu sprechen – dieses Ziel hat     Winterspielplatz im
                                                           Hoffnungsland
                 der Glaubenskurs »Vom Glauben reden«.
                 In praktischen Einheiten ermutigt er
                  Mitarbeitende und Gemeindeglieder
                  zum Gespräch über Glaubensthemen
     und lässt dabei die seelsorgerliche Komponente        Stuttgart, Rutesheim, Dornstetten – drei
     nicht außer Acht. Mit biblischen                      Orte, drei unterschiedliche Wege und doch
     Erzählungen und Schlagworten für
     Gesprächsführung werden hilfrei-
                                                           ein gemeinsames Ergebnis: Viele Familien,
     che Leitlinien entwickelt, um Glau-                   Mamas und noch mehr Kinder lassen sich
     benserfahrungen zu bezeugen.                          einladen zum Winterspielplatz in die Räume
        www.missionarische-dienste.de/                     der Gemeinde bzw. Gemeinschaft.
     service/publikationen/praxishilfen/
                                                           Stuttgart: Spielmobil-Winterquartier
     Kirchenrat Tobias Schneider,                          In Stuttgart haben wir schon länger ein Piaggio Ape
     Leiter der Missionarischen Dienste                    (ein italienisches dreirädriges Rollermobil) zum
     der Württembergischen Landeskirche                    Spielmobil umgebaut und sind von den Osterferien
                                                           bis zu den Herbstferien jede Woche an einem Nach-
                                                           mittag auf dem Marienplatz – teilweise mit 150
                                                           Kindern! Im vergangenen Jahr wurde dem Spielmo-
                                                           bil die Pudelmütze aufgesetzt und das Spielmobil-
                                                           Winterquartier war geboren: Einladung am selben
                                                           Nachmittag nicht auf den Marienplatz, sondern in
     Seminare, auch »Bildungsurlaub« zu Themen wie         die Gemeinderäume der Api-Homezone: Dieselben
     Mis­sionspraxis, Sportmissionarische Arbeit, Leiten   Spielsachen und noch einiges mehr für »Drinnen«,
     in einer komplexen multikulturellen Welt u. a. wer-   dazu auch eine Kaffee-Ecke für die Erwachsenen.
     den durch die AWM in Korntal und online angeboten
        www.awm-korntal.eu                                 Rutesheim: Eine Mutter macht den Start
     O Seminare und Weiterbildungen                        In Rutesheim kam die Idee von einer Mutter, die so-
                                                           wohl die Räume gesehen hat, als auch gut vernetzt
Einblicke und Ressourcen                    13

                           ©Marburger Medien
                                »Viele Menschen sind
                                im zurückliegenden Jahr
                                kreativ geworden. Sie
                                haben z. B. Mut-mach-                  Mission bringt Gemeinde
                                                                       in Form (mission-shaped church)
          Postkarten und andere Kleinig­keiten an
                                                                       Fresh X gestaltet und unterstützt, damit Christen
          Zäune, Türen und Wäscheleinen gehängt, um
                                                                       gerne auf Menschen zugehen, die bisher keinen
          anderen trotz Kontakt­beschränkungen von
                                                                       Kontakt zur Kirche oder einer Gemeinde haben,
          Gott zu erzählen. Da haben uns tolle Rückmel-                in ganz Deutschland – aber auch in Württemberg.
          dungen erreicht.«          Carmen Bohnacker                   www.freshexpressions.de

          »Mein Handwerker hat gerade privat und be-                   Die ChristusBewegung
          ruflich mit Schwierigkeiten zu kämpfen.                      Lebendige Gemeinde ist Teil
                                                                       des Fresh X-Netzwerkes
          Er ist eigentlich kein gläubiger Mensch –
          doch als ich ihm sagte, dass ich für ihn bete,
          war er ganz berührt.«         Frieder Trommer

          Mit Medien inspirierend die gute Botschaft                                  Alpha-Online nutzt digitale
          von Jesus Christus teilen:                                                  Möglichkeiten für Glaubenskurse.
             www.marburger-medien.de                                                     www.alphakurs.de/alpha-online

mit weiteren jungen Familien ist. Daraufhin haben          Und was ist die Geschichte in Ihrem Ort?
wir parallel nach der Finanzierung von Indoor-Spiel-       Der nächste coronafreie Winter kommt bestimmt
möglichkeiten und nach weiteren Mitarbeiterinnen           und damit für viele Eltern die Frage, wo sie hinkön-
gesucht. Seit Anfang des Jahres findet nun der Win-        nen, wenn zu Hause die »Decke auf den Kopf fällt«,
terspielplatz im Evangelischen Gemeindehaus in Ko-         der Zuspruch durch andere fehlt und es draußen
operation mit Kirchengemeinde und Apis statt. An           nasskalt und ungemütlich ist.
drei Nachmittagen können Kinder von 0 bis 6 Jah-              Gibt es in Ihrem Ort Räumlich-

                                                                                                                                ©Die Apis
ren in Begleitung eines Erwachsenen toben, spielen,        keiten, die unter der Woche noch
bauen und kreativ werden. Gleich zu Beginn waren           nicht voll belegt sind? Gibt es Kon-
es 30 Kinder, und so musste vom kleinen Saal in den        takt zu Familien, die sich für eine
großen gewechselt werden.                                  solche Idee begeistern lassen? Gibt
                                                           es Spender und Unternehmen, die
Dornstetten: Manchmal kann es auch                         sich mit Spielgeräten oder Perso-
ganz schnell gehen                                         nalkosten für Kinder und Familien
Erst vor einem Jahr hatten wir einen ersten Ge-            investieren?
sprächstermin vereinbart, bei dem wir mit einem               Auch in Ihrem Ort bilden wir
kleinen Team in Dornstetten uns rund um das »Ge-           gerne ein Hoffnungsland-Team mit
meinschaftshaus« in der Zollstockstraße gefragt ha-        Vordenkern aus dem Bezirkslei-
ben, was hier gemeinsam mit der Aktion Hoffnungs-          tungskreis oder dem Kirchenge-
land dran wäre. Die Idee eines Winterspielplatzes als      meinderat; Menschen, die in der
ersten Startpunkt fand sofort reges Interesse. Eine        Gemeinde beheimatet sind und zugleich nach dem
Woche später hatten wir sowohl eine Zusage der             Auftrag für die Nachbarschaft und dem Stadtteil fra-
Verantwortlichen, als auch eine Zusage zur Finan-          gen. Wir kommen gerne, um zu beraten oder bei Be-
zierung für diese Minijob-Anstellung. Anfang des           darf bereits nächste Schritte gemeinsam zu gehen.
Jahres war die Kooperation mit der Kirchengemein-                          Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um
de, dem CVJM und den Apis geklärt und die Einlade-                          einen solchen Winterspielplatz für
flyer im Druck. Am 5. Februar fand dann die große                           den nächsten Winter vorzuplanen. V
Einweihung mit Pfarrer, Bürgermeister und einem
tollen Team von motivierten Müttern (und Vätern)                           Stefan Kuhn
statt. An allen drei Orten sind mindestens zwei Drit-                      Geschäftsführer
                                                           ©priv at

tel der Familien bislang ohne Gemeindekontakt.                             Aktion Hoffnungsland
                                                                              www.aktion-hoffnungsland.de
14                     Titelthema
                                         Ein Impuls von
                                         Dr. Johannes Reinmüller
                                         und Dieter Braun

                                                   »Wir können alles. Außer Hochdeutsch«.
                                                   Tatsächlich ist Württemberg in vielem spitze:
                                                   bei Patenten, bei Firmengründungen. Doch bei
                                                   Gründungen von christlichen Gemeinden sind
                                                   wir Entwicklungsland. Warum? Ein Blick auf die
                                                   Landkarte zeigt: Es gibt keinen Straßenzug und
                                                   kein Flurstück, das nicht einer evangelischen
                                                   Kirchengemeinde zugeordnet ist. Geographisch
                                                   gesehen geschieht jede Gemeindeneugründung
                                                                          im Herrschaftsgebiet
                                                                          einer Kirchengemeinde.
                                                                          Das birgt Konfliktpoten­
                                                                          zial, sodass eine Gründung
                                                                          oft unterbleibt. Doch
                                                                          Hand aufs Herz: Welche
                                                                          Kirchengemeinde kann
                                         ©privat

                                                                          von sich behaupten, alle (!)
                                                                          in ihrem Gebiet lebenden
                                                   Menschen zu erreichen? Anstelle geographisch

                            Mut für
                                                   in Herrschaftsgebieten, sollten wir theologisch in
                                                   Missionsgebieten denken. Jesus sagt: »Die Ernte
                                                   ist groß, aber wenige sind der Arbeiter« (Mt 9,37).

                             neue
                                                   Mein Rat allen »Neugründungs-Dränglern«:
                                                   Wenn es um Neugründungen geht, darf es
                                                   nie um »Jagd auf Stallhasen« gehen. Viele freie

                           Aufbrüche
                                                   Gemeinden, die stolz den Titel »Missionsgemein-
                                                   de« in sich tragen, sind oft Transfergemeinden,
                                                   die Fromme abwarben, deren meist fromme
                                                   Kirchengemeinde nicht fromm genug erschien.
                                                   Da lautet mein Rat: Gründung lassen!
                                                   Und mein Rat allen »Neugründungs-Brem-
                                                   sern«: Wenn eine Gemeindeneugründung in
                                                   Aussicht stellt, dass Menschen wieder und ganz
                                                   neu Jesus Christus kennenlernen, dann lautet
                                                   mein Rat: Gemeinde gründen!

                                                   Dr. Johannes Reinmüller
                                                   Projektpfarrstelle Neue Aufbrüche

                                         In unserer Landeskirche sind verschiedene kreative
                                         Ansätze zu finden, um neue Gemeindeformen zu
                                         entwickeln. Hier erste Links zu Initiativen:
                                         www.neue-aufbrueche.de
©Warren Wong on Unsplash

                                         www.junge-gemeinden.de
                                         www.ejwue.de/aktuell/news/
                                         gemeindegruendungen-mit-jungen-erwachsenen/
Buchvorstellung                 15
©privat

          Lisa ist 29, Single und arbeitet erfolgreich in der
          Personalabteilung eines großen Unternehmens.          Missionarischer
          In ihrem Kirchenbezirk trägt sie Verantwortung in
          der Jugendarbeit. Die evangelische Landeskirche
                                                                Gemeindeaufbau
          ist ihr wichtig, aber … sie fährt jeden Sonntag       im Überblick
          eine halbe Stunde zum Gottesdienst in die Frei-
          kirche der nächstgrößeren Stadt. Dort erlebt sie      »Mehr als eine halbe Million Kirchenaustritte«,
          »Gottesdienstgemeinschaft mit Gleichaltrigen«         titelt die F.A.Z. als ich das Buch in die Hand
                                                                nehme. Der perfekte Zeitpunkt also, um das
          in einer Form, »die ihr entspricht« – sagt sie …
                                                                kirchenleitende Handeln zu überdenken! Der
          und sie hört »ein Evangelium, das sie berührt«.       Professor für Praktische Theologie Johannes
          Wie lange Lisa sich wohl noch zu unserer Landes­      Zimmermann ist davon überzeugt: Nur mit
          kirche halten wird?                                   Pragmatismus funktioniert es nicht. Daher fragt
          Was Lisa bewegt, beschäftigt uns im EJW schon         er zu Beginn nach den Ursprüngen der christli-
                                                                chen Gemeinde und ihrem Auftrag. Ausgehend
          länger. An zu vielen Stellen unserer Kirche passt
                                                                von dieser biblisch-theologischen Bestimmung
          das traditionelle Angebot der Ortsgemeinde            entfaltet er die Themenfelder »missionarische
          nicht zur Lebenswelt von jungen Erwachsenen           Gemeinde«, den größeren Horizont des Reiches
          (20 – 40 Jahre). Die Freiburger Studie zur Mitglie-   Gottes, Fragen der Interkulturalität und der zu-
          derprojektion zeigt die Konsequenz: Es ist die        nehmenden Profilbildung mit überparochialen
                                                                Formen und Fresh X-Initiativen. Beachtenswert
          Altersgruppe der jungen Erwachsenen, die am
                                                                ist dabei die pointierte Analyse verschiedener
          häufigsten aus der Landeskirche austritt.             Ansätze sowie deren kritische Würdigung.
          Was tun?                                              Dieser Band der BEG-Reihe bietet einen pro-
          Beispiele zeigen: Es ist unter Umständen              funden Überblick über die »Hotspots« der ge-
          gar nicht so schwer, auch innerhalb unserer           genwärtigen Forschung zum Thema Gemeinde­
                                                                entwicklung – nicht zuletzt dank des breiten
          ­Landeskirche neue Formen zu entwickeln. Unser
                                                                Erfahrungsschatzes, den der Autor in der Praxis
           Plan: Dort, wo die Ortsgemeinde sich schwertut,      als Gemeindepfarrer in Württemberg und Vor-
           junge Erwachsene zu erreichen, ermutigen und         pommern sowie als Hochschullehrer sammeln
           unterstützen wir Gründer und Gründerinnen            durfte. Eine empfehlenswerte Lektüre für Ver-
           von geistlichen Gemeinschaften. Das Ziel:            antwortungsträger in Gemeinden (Kirchenge-
                                                                meinderäte, Dekane) und alle, denen das Thema
           Als Ergänzung zu bestehenden Angeboten der
                                                                Gemeindeaufbau am Herzen liegt, damit Kirche
           Ortsgemeinden und Bezirke beheimaten diese           wieder abseits von Austrittszahlen in die Schlag-
           frischen Gemeinde-Initiativen junge Erwachsene       zeilen kommt.
           innerhalb der Evangelischen Landeskirche.                      Andreas Schmierer, Vikar in Dornstetten
           Eine neue Perspektive für Lisa – mitten in ihrer
                                                                johannes zimmermann:
           Württembergischen Landeskirche.
                                                                Gemeinde, Mission und Transformation
          Dieter Braun                                          (BEG 30)
          Fachlicher Leiter im Evangelischen                    Vandenhoeck & Ruprecht,
                                                                Göttingen 2020, 45 Euro, 212 Seiten.
          Jugendwerk in Württemberg
16       Interview

     Corona Schumann und David Bergmann                        David: Ich glaube auch, dass Mission etwas ganz
     studieren in Tübingen Theologie und                      I­ ndividuelles ist: Es gilt, aufmerksam zu sein dafür,
                                                               wo ich in meinem Alltag Menschen begegne und sich
     wohnen im Albrecht-Bengel-Haus. Sie                       zu fragen, wie ich ihnen Jesus nahebringen kann.
     schildern, was sie unter Mission verstehen                Dabei geht es nicht darum, mit der Tür ins Haus zu
     und wie sie Mission praktizieren.                         fallen nach dem Motto: »Hier ist Jesus Christus und
                                                               jetzt musst du an ihn glauben!« Es geht vielmehr da-
                                                               rum, dass unser Lebensstil Mission ist: Wie lebe ich
     Wie kann Mission heute in Württemberg aussehen?           meinen Glauben, wie bin ich ein Zeugnis für Jesus
     Corona: Mission ist eine Haltung, die nie aufhört –       Christus, der mich verändert – und wie kann das
     egal, ob schon alle an Jesus Christus glauben oder        Menschen anstecken? Bin ich bereit, Fragen nach
     nicht. Mission ist ein Prozess des Hörens: Wir dür-       meinem Glauben und meiner Hoffnung zu beantwor-
     fen schauen, was Gott uns aufs Herz legt. Und das         ten? Und dann gilt es, auch ganz offensiv von Jesus
     kann je nach Persönlichkeit etwas anderes bedeu-          zu erzählen, wenn es passt. Das ist immer eine Abwä-
     ten. Aber wenn wir uns ganz auf Gott ausrichten,          gungssache und ein Hören darauf, ob Gott mir viel-
     auf ihn konzentrieren, von ihm füllen und in sein         leicht einen Impuls gibt. Und wir müssen Menschen
     Ebenbild verändern lassen, folgt daraus automa­-          dafür ausbilden und sensibilisieren: Was bedeutet
     tisch Mission – weil Gott in seinem Wesen Mission ist.    Mission und wie können wir Christen sprachfähig
     Wenn wir uns danach ausstrecken, Gott ähnlicher zu        machen, über Jesus Christus zu reden?
     werden, wird Mission etwas ganz Natürliches für uns.
                                                              Wie sieht aus Eurer Sicht Mission ganz praktisch aus?
                                                              David: Um ein Beispiel zu nennen: Ich wohnte vor

     »Ohne Mission
                                                              meiner Zeit im Albrecht-Bengel-Haus in einem Stu-
                                                              dentenwohnheim mit einem Studenten aus China
                                                              zusammen, der überhaupt keinen Kontakt zur Kir-

       gäbe es
                                                              che hatte. Er sprach mich auf mein Engagement bei
                                                              der SMD an. Daraufhin gab ich ihm ein Heft der
                                                              SMD, in dem das Markus-Evangelium erklärt wurde.
                                                              Er wurde neugierig auf die Bibel und ich konnte mit

       uns nicht«

                                                                                                                        ©privat
Interview          17

ihm zusammen darin lesen; nicht, weil ich versuchte      Ich habe den Eindruck, dass Mission in der Kirche
zu sagen: »Hier ist Jesus, nimm ihn an!«, sondern ich    ­immer noch ein Tabuwort ist.
erzählte ihm von meinem Engagement bei der SMD –         Corona: Ich persönlich habe mich während meiner
und dafür interessierte er sich, woran ich anknüpfen     Studienzeit in Greifswald erstmals bewusst mit mei-
konnte.                                                  nem Verständnis des Missionsbegriffes auseinan-
Corona: Ich habe erfahren, dass ganz viel über Be-       dergesetzt. Dieser ist für viele gleichbedeutend mit
ziehung läuft und dass Menschen erst einmal spüren       durch die Stadt zu gehen und Menschen anzuspre-
wollen, dass man sich für sie als Person interessiert.   chen. Das ist eine Art von Mission und ich finde das
Ich habe vielmehr erlebt, dass die Frage nach dem        beeindruckend – aber es ist nicht die einzige Art
Glauben ganz von selbst kommt – vor allem, wenn wir      und Weise, missionarisch unterwegs zu sein. Mis-
es ernst nehmen, mit Jesus unterwegs zu sein, ist un-    sion ist ein herausfordernder Begriff, weil viele die
ser Leben an sich schon ein Zeugnis. Denn angesichts     Erfahrung gemacht haben: Entweder du glaubst et-
der heutigen gesellschaftlichen Werte ist es radikal,    was Bestimmtes oder du gehörst nicht dazu. Ich sehe
wie wir als Christen Beziehungen leben, wie wir mit      meine Aufgabe darin, wieder bewusst zu machen,
Geld umgehen und Vergebung praktizieren. Wenn            mit welcher Barmherzigkeit sich Gott immer wieder
wir authentisch und offen sind, entstehen                        der Welt hingibt und um uns wirbt. Ohne
von alleine Gespräche darüber, was unser                             das hingebungsvolle Herz Gottes und
Leben bestimmt. In unserer Zeit, wo so            Wenn wir             ohne Mission könnten wir auch nicht
viele Menschen auf der Suche nach Sinn           Jesus ernst            bei Jesus sein. Wenn wir uns von ihm
und Spiritualität sind und zwischen                                      verändern lassen, wird Mission auch
unzähligen Angeboten wählen können,
                                                nehmen,    wird          zu unserem Herzensanliegen. Und wir
ist es oft spannend für sie, jemanden           Mission etwas            entdecken, dass Mission etwas Wun-
zu begegnen, der sagt: »Ich habe mich            Natürliches.           derschönes sein kann. Ich habe erfah-
festgelegt und bin bereit, jemanden zu                                ren: Es gibt kaum intensivere Glücksmo-
dienen, statt mir dienen zu lassen oder das                         mente oder Zeiten, in denen ich Jesus so
Beste für mich herauszusuchen.« Wenn sie das                       nahe bin, wie wenn ich ein Zeugnis für ihn
am Lebensstil sehen, zieht sie das an. Das habe ich      sein kann. Es ist einfach genial, wenn ich merke: der
auch persönlich erlebt: Es war weniger eine Wahr-        Heilige Geist spricht gerade zu mir, Türen gehen auf
heit, die mich auf einmal begeistert hat, sondern,       und Jesus kann durch mich in das Leben von Mit-
dass Menschen anders waren und etwas hatten,             menschen hineinsprechen. Da erlebe ich, wie Men-
das mich angezogen hat.                                  schen heil werden, weil sie Jesus begegnen. Deshalb
                                                         studiere ich Theologie, weil ich es krass finde, wenn
Wo taucht Mission in Eurem Theologiestudium auf?         Menschen verändert werden, wenn sie Jesus ken-
Corona: Mission als explizites Thema im Studium zu       nenlernen. Wenn wir aufhören, missionarisch unter-
finden, ist gar nicht so leicht. Es gibt viele Momen-    wegs zu sein, sterben wir bzw. stirbt die Kirche.
te, in denen Mission durchblitzt, wie in Kirchenge-      David: Ich kann Corona voll zustimmen. Ohne Missi-
schichte oder Vorlesungen über das Neue Testament.       on gäbe es uns nicht. Ohne Mission stirbt die Kirche.
David: Hier in Tübingen ist Mission ein sehr rares       Ich stelle immer wieder fest, dass in den Gemeinden
Thema. Die meisten Veranstaltungen dazu habe ich         viele für Mission brennen und die Liebe Gottes wei-
bei der SMD oder im Albrecht-Bengel-Haus gehabt.         tergeben wollen. Wir müssen hier, meiner Meinung
Das liegt auch am vorherrschenden Verständnis der        nach, auf eine Graswurzelbewegung – eine Bewe-
theologischen Fakultät von Kirche, bei dem Mission       gung von unten – setzen. Mission ist immer etwas,
kaum eine Rolle spielt. Gerade deswegen gehen viele      das individuell und zwischenmenschlich passiert.
Studenten aus Tübingen für eine Zeit nach Greifs-        Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass es von
wald, Leipzig oder an andere Orte, um etwas über         oben institutionalisiert funktioniert. Aber ich glau-
Mission zu lernen.                                       be, dass es da viel Potenzial gibt. Ich wünsche mir,
   Ich habe jetzt im zehnten Semester zum ersten         dass wir wieder mehr über Mission sprechen. Wo
Mal eine Veranstaltung, bei der es um Mission geht.      Gemeinden lebendig sind und Interesse am Glauben
Wie groß die Nachfrage dabei ist, zeigt sich daran,      herrscht, erreichen sie Menschen. Wir sollten uns
dass solche Veranstaltungen überdurchschnittlich         dabei von den Christen weltweit inspirieren lassen,
gut besucht sind. Trotzdem wird das Thema in Tü-         wie sie Jesus Christus weitergeben, wie sie gerade
bingen eher stiefmütterlich behandelt.                   während der Corona-Pandemie Gottes Liebe nahe
Da würde ich mir auch wünschen, dass es mehr Im-         bringen, barmherzig sind und Menschen versorgen,
pulse vonseiten der Kirchenleitung gibt, nach dem        obwohl sie selbst viel Leid erfahren und angefeindet
Motto: »Das braucht der Pfarrer bzw. die Pfarrerin       werden. Gerade von ärmeren und verfolgten Kirchen
der Zukunft, stellt dafür bitte die theoretischen        können wir viel lernen.                            V
Grundlagen bereit.«                                      Das Gespräch moderierte Claudius Schillinger.
18             Veranstaltung

     Die
                                                                 kommt
               Treffen. Reden. Beten.
                                                                   zu Dir

           (Gar nicht) Alles anders
           Die 28. Jugendkonferenz für Weltmission
           findet trotz Corona statt. Wie geht das?

           Traditionell beginnt dieser Artikel stets              wurde eine Veranstaltung nach der anderen abge-
                                                                  sagt. Als auch die große Tourismusmesse CMT mit
           mit einer Vorstellung der Bibelarbeiten                ihren ­Tausenden Besuchern gestrichen wurde, ver-
           bei der kommenden JUMIKO, um zuletzt                   deutlichte sich, dass die JUMIKO am 17. Januar
           noch einige organisatorische Besonder-                 2021 die einzige Veranstaltung wäre, die seit März
           heiten zu nennen. Doch 2021 wird alles                 2020 überhaupt im ICS stattfinden würde. In die-
                                                                  ser Situation wurde auch von der Landesmesse »die
           anders. Das wichtigste aber bleibt: die                Reißleine gezogen« und eine kostenlose Stornierung
           Jugend-Missions-Konferenz wird statt-                  nahegelegt. Immerhin waren ja zuletzt bis zu 5.000
           finden, weil GOTTES Anliegen mit dieser                Besucherinnen und Besucher bei der JUMIKO gewe-
                                                                  sen. »Immer Jünger« ist man eben auch dann, wenn
           Welt auch – oder vielleicht gerade – in
                                                                  man einen Rückzieher machen muss, weil es nicht
           der Corona-Krise brandaktuell bleibt:                  anders geht. So kam es ab Anfang November zur Be-
           Menschen brauchen das Evangelium.                      arbeitung von »Plan B«, der vorsichtshalber bereits
                                                                  seit Sommer zusätzlich entwickelt worden war.
           »Immer Jünger:
                                                                  Am 17. Januar 2021 wird es daher vormittags zunächst
           JESUS nachfolgen an jedem Tag!«
                                                                  ein digitales Angebot geben, bei dem über die bewährte
           Als 2019 das Thema für die übernächste JUMIKO          Website www.jumiko-stuttgart.de wie immer 24
           entworfen wurde, ahnte niemand, wie relevant die-      Bibelarbeiten und Seminare mit Kurzzeugnissen von
           ser Titel im »Corona-Herbst« 2020 würde. Bereits im    Missionaren in drei großen Blöcken zusammenge-
           Frühjahr gab es Vorgespräche mit der Landesmesse       bracht werden. Die jeweiligen Bibelarbeiten werden
           Stuttgart zu Hygienekonzepten. Immer wieder wur-       auf 25 Minuten gekürzt, sodass die Einheiten auf
           de telefoniert, was denn nun im ICS-Messezentrum       »YouTube« kurzweilig von zu Hause angeschaut wer-
           möglich wäre. Voller Gottvertrauen wurde in den        den können. In den Pausen zwischen den Einheiten
           Sommertagen eine Einladung in Druck gegeben und        wird es auf der Website Einladungen zu Bibelschulen,
           hunderttausendmal verteilt, die von einem echten       Kurzzeit- und Langzeiteinsätzen im In- und Ausland
           Live-Event im Messezentrum am Flughafen aus-           geben. Denn auch die bewährte Missionsausstellung
           ging. Und dann kam der Herbst … und das, was in        der JUMIKO soll nicht einfach »ins Wasser fallen«.
           den Medien als »2. Welle der COVID19-Pandemie«         Außer Frage steht: auch im Jahrgang 2021/2022
           beschrieben wird. Auf der Website der Landesmesse      werden wieder viele Missionswerke junge Leute als
Veranstaltung                                19

                                                            anzeigen
  Lernhelfer für ihre Missionars-Kinder, als Mitar-
  beiter auf den Missionsstationen oder als Helfer bei
  Kinder- und Jugendfreizeiten sowie Kindertreffs
  brauchen. Die Not verlorener Seelen fällt ja durch die
  Corona-Pandemie nicht weg. Auch wenn Ausreisen
  in bestimmte Länder schwieriger geworden sind: Der                Wir entsenden weltweit Fachkräfte in die Entwicklungszusammenarbeit.
  Bedarf ist nach wie vor da, und in vielen Entwick-
  lungsländern werden manche Nöte mit sehr großer
  Wahrscheinlichkeit nach der Corona-Pandemie erst
  richtig losbrechen. Da wird jede Hand gebraucht, die
  mithelfen, mitgestalten, mitausbilden kann.

  Bewährte Predigerinnen und Prediger und erfahrene
    Missionsleiterinnen und Missionsleiter werden in
  ­Bibelarbeiten davon berichten, was es bedeutet,
   ­»Jünger« zu sein. Mit dabei sind neben dem zukünf-
    tigen ProChrist-Prediger Yassir Eric die Seelsorgerin
    Susanne Mockler, die Leiterin des Stuttgarter Bibel-
    museums »Bibliorama« Franziska Stocker-Schwarz,
    der neue Missionsleiter der Liebenzeller Mission
    David Jarsetz sowie die Heilsarmee-Offizierin Con­

                                                                  nach
    stanze Pfund aus München.
       Die verschiedenen Indianermissionen, Bibelschu-                                                                         denken
    len aus Süddeutschland sowie Kurzzeitdienste wer-                                                                          gehen
    den jeweils in kleinen Teams antreten und in ihren
                                                                                                                               sorgen
    Einheiten zu ihren Angeboten einladen. Von der
                                                                                                                               folgen
                                                                  Christliche Fachkräfte International entsendet Christen, die
    ChristusBewegung Lebendige Gemeinde unterstüt-                Heilung fördern – an Körper und Seele.
    zen Dr. Friedemann Kuttler, Gustavo Victoria, Uwe
    Rechberger, Rainer Holweger und Ulrich Weinhold
    die Verkündigung.

  Bis dahin ist es also eine ganz normale JUMIKO, eben
  »nur« digital. Doch der Clou kommt nach der Mit-
  tagspause: Ab etwa 13.30 Uhr sollen sich die Jugend-
  lichen zu ausgewählten Schnellrestaurants auf den
  Weg machen, die vermutlich auch in der Corona-Pan-
                                                                    Wir unterstützen weltweit christliche Initiativen durch finanzielle Hilfe.
  demie mit ihren »Drive-Ins« geöffnet sein werden.
  Dort kann man sich mit einem Kaffee oder Pommes
  versorgen, um dann auf dem Parkplatz Geschwister
  von Missionswerken oder Bibelschulen zu treffen.
  »Die JUMIKO kommt zu Dir« soll Gelegenheit geben,
  dezentral an circa 40 verschiedenen Orten mit Glau-
  bensgeschwistern ins Gespräch zu kommen, Informa-
  tionen über Einsatzmöglichkeiten zu erhalten, aber
  auch Fragen zu den gehörten Bibelarbeiten zu stellen
  oder für sich beten zu lassen. Ganz klar: Das Ganze
  findet unter den jeweils geltenden Corona-Auflagen
  wie Masken-Pflicht und Abstand statt – aber jeden-
  falls mit der persönlichen Begegnung von Menschen,

                                                                 bei
  die gemeinsam unterwegs sind, um GOTT zu dienen,
  weil sie eben immer Jünger sind.                  V                                                       stehen
                                                                                                             tragen
                    der autor:                                                                               bringen
©priv at

                    Tobias Köhler
                    ist Mitglied der Geschäftsleitung                                                        einander
                                                                  Hilfe für Brüder International trägt durch Jüngerschaftskurse und
                    von Hilfe für Brüder, Christliche             Ausbildungsprogramme zur einer hoffnungsvollen Zukunft bei.
                    Fachkräfte und Co-Workers
                    International sowie Leiter des
                    Arbeitskreises für die JuMiKo.
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