Missionsland Württemberg - Lebendige Gemeinde
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Das Magazin der ChristusBewegung 4 | 2020 Missionsland Württemberg Seite 4 Seite 8 Seite 14 Seite 20 Missionsland Menschen zu einem Mut für neue Dankbarkeit. Württemberg Leben mit Jesus einladen Aufbrüche Demut. Distanz. Prof. Dr. Johannes Dr. Friedemann Kuttler und Ein Impuls von Dr. Johannes Stellungnahme zur Zimmermann Matthias Hanßmann Reinmüller und Dieter Braun Corona-Diskussion www.lebendige-gemeinde.de
2 Termine · Inhalt Ter m i n e Inhalt dezember 31.12. Silvesterkonferenz, Die Apis, Hülben O digital 4 Titelthema Missionsland Württemberg www.ev-kirche-huelben.de Prof. Dr. Johannes Zimmermann januar 6.1. J ahrestreffen der Aidlinger Schwestern 8 ositionen und Dialog P Mission – Menschen zu einem Leben in der Liederhalle O digital www.diakonissenmutterhaus-aidlingen.de mit Jesus Christus einladen 10.–17.1. Allianzgebetswoche 2021 Dr. Friedemann Kuttler / Matthias Hanßmann 16.1. Männertag, Die Apis O digital 17.1. 28. Jugendkonferenz für Weltmission, 12 Missionsland Einblicke und Ressourcen Württemberg: O digital, www.jumiko-stuttgart.de 22.–24.1. Männer-Wochenende, Württembegischder Einblicke, Ideen und Erfahrungen Christusbund, Friolzheim 29.1. Frauentag, Liebenzeller Gemeinschaftsverband, 14 Titelthema Mut für neue Aufbrüche Bad Liebenzell O digital 29.+30.1. Tagung Kirchengemeinderäte, Die Apis, Schönblick Dr. Johannes Reimüller / Dieter Braun februar 5.+6.2. ännertage, LGV, Bad Liebenzell M 16 I nterview »Ohne Mission gäbe es uns nicht« 6.2. 6. Forum Pietismus, Korntal Corona Schumann und David Bergmann 26.-28.2. Youth Prayer Congress, Liebenzeller Mission 28.2. Forum »Christen in der Landwirtschaft«, Die Apis, Möglingen 18 Veranstaltung (Gar nicht) Alles anders Die JUMIKO kommt zu Dir märz Tobias Köhler 20.3. owerDay, Evang. Missionsschule Unterweissach P und EJW Württemberg 23.–26.3 Theologische Tage im Mutterhaus in Aidlingen 20 Dankbarkeit. Stellungnahme Demut. Distanz. 27.3. Frauentag, Die Apis, Schönblick O digital Stellungnahme der LG zur Corona- april Gesetzgebung von Bund und Ländern 1.4 Passionskonzert: Zehendner, Eickhoff, Blume, Kirche auf der Hulb, Böblingen 22 Bericht Synode aktuell von der Herbstsynode 5.–10.4. Spring, GemeindeFerienFestival, Evang. Allianz, Willingen vom 26.–28. November 17.4. Frauentag, Württ. Christusbund, Friolzheim 25.4. Erlebnistag, DMG, Buchenauerhof, Sinsheim 23 Aus den Bezirken 28.4.–2.5. Kunstforum, OM, Deetken-Mühle Mosbach mai 1.+2.5. I srael-Freundestreffen, Zedakah, Maisenbach 1.5. Saronstag, Süddeutscher Gemeinschaftsverband, Haus Saron, Wildberg 9.5. Schönblick Jahresfest, Die Apis Impressum Herausgeber und Bezugsadresse Lebendige Gemeinde. ChristusBewegung in Württemberg e. V. 9.5. Kindermissionsfest I, Liebenzeller Mission Saalstraße 6 9.5. Freundes- und Familientag, CVJM-Zentrum Walddorf 70825 Korntal-Münchingen Telefon 0711/83 46 99 22.–24.5. Pfingstjugendtreffen Aidlingen Telefax 0711/8 38 80 86 info@lebendige-gemeinde.de Bitte prüfen Sie im Vorfeld der Veranstaltungen facebook.com/lebendige-gemeinde twitter.com/lebendigemeinde noch einmal, ob diese aufgrund der Weitere Exemplare können momentanen Situation stattfinden können. nachbestellt werden. Erscheinungsweise: vierteljährlich Spendenkonto Lebendige Gemeinde. Weitere Termine finden Sie auch online ChristusBewegung in Württemberg e. V. unter www.lebendige-gemeinde.de/veranstaltung/ BW-Bank 2 356 075 (BLZ 600 501 01) IBAN: DE 87 6005 0101 0002 356075 BIC SOLADEST
Editorial 3 Liebe Leserinnen und Leser »Missionsland Württemberg« – ein ungewöhnlicher Titel für ein Magazin. Gerade, wenn ich mich mit Menschen aus anderen Landeskirchen unterhalte, dann höre ich oft Sätze wie »Ach, bei Euch ist doch noch alles in Ordnung.« Ja, das mag so sein und doch erlebe ich, dass es auch bei uns Men- schen gibt, die vergessen haben, dass sie Gott vergessen ha- ben. Glaube an Jesus Christus scheint für manche Menschen in unserem Umfeld keine Rolle mehr zu spielen. Als Pfarrer erlebe ich einen Abbruch von christlichen Traditionen und dass es zum Beispiel für Familien nicht selbstverständlich ist, dass sie ihre Kinder taufen lassen. Vielleicht erleben Sie Ähnliches? »Missionsland Württemberg« soll herausfordern und uns ins Nachdenken bringen, wie missionarisch wir als Christinnen und Christen leben, aber auch als Gemeinden sind. Dabei geht es nicht um Aktionen, die wir tun können, um das Thema Mis- sion dann wieder »abhaken« zu können. Es geht um unsere Grundhaltung, um unser Leben als Jesus-Nachfolger. Werden Menschen durch die Art, wie wir leben oder Menschen be- gegnen, auf Jesus aufmerksam? Spüren die Menschen unsere Jesus-Liebe? Der Theologe Fulbert Steffensky prägte den Satz: »Mission heißt zeigen, was man liebt.« Die Augen dürfen funkeln und vor Begeisterung strahlen, wenn wir von Jesus erzählen. Ge- nauso, wie wenn wir von unserer Partnerin, unserem Part- ner oder Kinder oder Enkel erzählen. Unsere Jesus-Liebe darf spürbar sein. Wir brauchen unsere Jesus-Liebe nicht verbergen. Menschen erleben diese Liebe durch unser Reden und unser Handeln. Manchmal braucht es dazu auch keiner Worte, wenn Menschen erleben, dass sie geliebt werden. Oder dass sie in Gemeinden erleben, dass sie willkommen sind und sie beachtet werden. Mission ist, dass Menschen zu Jesus hin geliebt werden. Damit Menschen Jesu Liebe erkennen und sie sich für ein Leben mit Jesus entscheiden. Zeigen wir den Menschen in unseren Familien, unserer Nachbarschaft und unseren Orten, dass wir Jesus lieben. Wir danken allen, die durch ihre Spende . die kostenlose Verteilung dieses Magazins Ihr ermöglichen. Wir bitten um vollständige und deutliche Angabe der Anschrift bei Überweisungen, damit wir Spenden- quittungen übersenden können. Wir sind ganz auf die Gaben der Freunde angewiesen. Redaktion Dr. Friedemann Kuttler, Dieter Abrell, Steffen Kern, Dr. Friedemann Vorsitzender ChristusBewegung Lebendige Gemeinde Kuttler, Ute Mayer, Traugott Messner, Claudius Schillinger, Andreas Schmierer Gesamtgestaltung Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen Druck und Postzeitungvertrieb Henkel Druckerei, 70499 Stuttgart Bildnachweis Titel: ©Andreas Beck, Grafisches Atelier Arnold Fotos ohne Bildnachweis: ©Lebendige Gemeinde oder ©privat
4 Titelthema ©VibeImages – stock.adobe.com ladee on Unsplash D as ist schon eine Provokati- on: Eben wurde es noch als ©Kr issa ra Lert nim anor »Musterländle« betrachtet, wenn nicht sogar als »gelobtes« Land. Christian Gottlob Barth war in seiner »Geschichte von Württemberg« 1843 der Meinung, »dass es zwei gelobte Länder in der Welt gibt, das eine ist das Land Ca- naan oder Palästina, das andere ist Württemberg«. Und jetzt soll Württemberg plötzlich »Missionsland« sein? Das würde doch bedeuten, dass Missionsland Württemberg Württemberg auf eine Stufe ge- stellt wird mit den Ländern und Regionen, »die es nötig haben«! In diesem Sinne verstanden ist »Missionsland« eine Defizitanzei- ge. Kein Wunder, dass die Rede vom »Missionsland Deutschland« vor allem in den Krisenzeiten nach den Weltkriegen aufkam. Worin aber besteht das Defizit? Am nachlassenden Kirchenbe- such? Am Rückgang der Mitglie- derzahl der Evangelischen Lan- deskirche in Württemberg und der anderen Kirchen? Am Schwinden eines christlichen »Grundwasser- spiegels«? An der Zunahme von Konfessionslosen und Angehöri- to.com gen anderer Religionen? Oder gar /i Stoc kpho an einem diffusen Bedrohungs gefühl durch »den Islam«? ©Hal fpoi nt Man mag das alles betrüblich finden, zur Begründung von Mis- sion reicht es nicht aus. Es führt
©Aleksandar Nakic/iStockphoto.com Titelthema 5 eher zu Zerrbildern von Mission, ohne ihn zugrunde gehen. Getrie- als ginge es um die Rettung des ben von seiner Liebe, geht Gott sei- »christlichen Abendlandes«. Nein, nen Geschöpfen, insbesondere uns »Mission« ist nicht das Mittel, um Menschen nach und setzt alles in die Kirche aus der Krise zu füh- Bewegung, um uns aus dem selbst ren. Die Begründung von Mission verschuldeten Unheil zu befreien. reicht tiefer. Gleichwohl kann die Deshalb hat er Israel erwählt, die Erfahrung einer Krise der Anlass Propheten gesandt, deshalb ist er für Gemeinden und Christen sein, in Jesus gekommen – und deshalb sich neu auf den Auftrag der Mis- hat die Kirche den Auftrag, Teil sion zu besinnen. dieser großangelegten »Sendung« württemberg Lange Zeit haben Christen in zur Rettung der Welt zu werden. soll missions- Württemberg (und nicht nur dort) »Mission ist für Gott nicht erst der »Mission« als eine Unternehmung zweite Schritt – deshalb kann sie land sein? des christlichen Abendlandes für das auch nicht für die Kirche sein« den weniger christlichen Rest der (Michael Moynagh). das würde doch Welt verstanden. Dabei ist viel Ausgangspunkt der Mission bedeuten, dass Gutes geschehen, es war viel Herz- und Maßstab für die Mission ist blut und Opferbereitschaft dabei. Gott in seiner Liebe. Kirchliche württemberg Es ging um Jesus, der für alle ge- Eigeninteressen müssen dahinter auf eine stufe kommen ist. Aber manchmal war zurückstehen. Es geht darum, den damit auch – absichtlich oder un- Zielen Gottes dienstbar zu wer- gestellt wird beabsichtigt – eine »Mission« in den – auch und gerade in der Be- mit ländern, Sachen Zivilisation dabei, verbun- gegnung mit einzelnen Menschen. den mit einem Gefühl der eigenen »die es nötig Überlegenheit. Wortverkündigung und mehr haben«! Im 20. Jahrhundert ist in Sachen »Mission« ist dabei umfassend Mission viel geschehen, neben Eng- zu denken, dazu gehört mehr als führungen gibt es Entwicklungen, Wortverkündigung. Schon in der die es wert sind, für eine Neubesin- Bibel können Erfahrungen von nung auf den Auftrag der Mission Rettung ganz unterschiedlich aus- fruchtbar gemacht zu werden. sehen: »Er weiß viel tausend Wei- sen, zu retten aus der Not«. Men- Der Grund der Mission schen werden aus Unterdrückung Einer der zentralen Lernprozes- und Gewalt gerettet, sie erfahren se fragt nach der Grundlage der Hilfe in Hunger und Krankheit. Mission. Sie wurzelt nicht in der Alles das gehört zur »Mission«, Krise der Kirche, auch nicht in zur Sendung Gottes dazu. Im Zen- ihrem Wunsch, den eigenen Ein- trum jedoch steht, dass die Bezie- flussbereich auszuweiten. Der hung zu Gott heil wird, dass Men- tiefste Grund der Mission liegt in schen zurückfinden in die offenen Gott selbst. Mission geht von Gott Arme Gottes, der voller Sehnsucht aus. Es geht um die »missio Dei«, auf sie wartet. Dass sie Vergebung die »Sendung Gottes«. Gott ist von Schuld erfahren, heil werden Ursprung und Auftraggeber der an Leib und Seele und in ihren Mission, nicht die Kirche. Der frü- Beziehungen. here Stuttgarter Prälat Karl Har- Ziel der Mission ist es hingegen tenstein formuliert es so: »Nicht nicht, dass leere Kirchenbänke wie- menschliches Wollen begründet der gefüllt werden, so erfreulich es die Mission, sondern Gott selbst ist, wenn durch Mission Menschen beginnt seine Mission, führt sie gerne in Gottesdienste kommen aus und nimmt die Kirche in diese und dort Gottes Nähe erfahren. Bewegung […] mit hinein.« In der neueren Missionstheolo- ©Fabi an Rei nha rdt Gott erträgt es nicht, dass sich gie wird in diesem Sinne zwischen die von ihm geschaffenen Ge- »Mission« und »Evangelisation« schöpfe von ihm abwenden und unterschieden: »Mission« bezeich-
6 Titelthema net die »Sendung Gottes« in ihrer dann ist auch klar: Mission ist ganzen Weite, »Evangelisation« nicht nur ein Arbeitsbereich der die auf die Antwort des Glaubens Kirche neben anderen, Mission ist zielende Verkündigung des Evan- nicht nur ein nettes Hobby für ein geliums. Eins braucht das andere, paar besonders Fromme. Alles, was beides gehört zusammen! in der Kirche geschieht, ist daran zu messen, ob es Teil der »Sendung Keiner ist ausgeschlossen! Gottes« ist und dazu beiträgt, dass Wenn wir »Mission« und »Evan- Gottes Liebe bei den Menschen gelisation« so verstehen, dann ist ankommt. Dazu braucht es eine klar, dass wir uns selbst nicht davon »missionsgeformte Kirche«, eine ausnehmen können. Mission ist »mission-shaped church«, wie es nicht nur etwas für die »anderen«! unsere Geschwister in England Auch wir sind auf Vergebung ange- nennen. Bis hinein in Formen wiesen, auf Befreiung aus Bindun- und Strukturen soll die Kirche eine »lebendige gen, auf heile Beziehungen. Dazu davon geprägt sein, dass sie einen kommt, dass Mission darauf zielt, Auftrag hat, alles soll auf diesen gemeinde« dass Menschen, die Gottes Liebe Auftrag ausgerichtet werden. Das ist als solche erfahren haben, selbst Teil der »Sendung Gottes« werden und sie gilt für den Gottesdienst ebenso wie für den Jugendkreis, für den noch nicht zu anderen weitertragen – in Wort Konfirmandenunterricht ebenso missionarisch. und Tat. Und das ist im Schwarz- wie für den Besuchsdienst, für die wald und auf der Alb genauso nö- diakonische Gruppe ebenso wie zur mission tig wie im afrikanischen Dschun- für den Kurs zum Glauben. Dazu gel, in Stuttgart genauso wie in kommen ganz neue Herausforde- gehört immer den Metropolen dieser Welt. rungen in den Blick: Was ist mit auch das über- Deshalb wird seit der Weltmissi- denen, die nicht in einer christli- onskonferenz in Mexiko 1963 von chen Familie groß geworden sind? schreiten »Mission in sechs Kontinenten« Wie können sie auf dem Weg zum von grenzen. gesprochen, deshalb ist es heu- Glauben begleitet werden? te angesagt, vom »Missionsland Württemberg« zu reden. »Mis- Grenzen überschreiten sionsland« ist dabei keineswegs Mission bedeutet für Gott: Er nur eine Mangelanzeige. Es ist bleibt nicht bei sich selbst, sondern vielmehr die Auszeichnung, von öffnet sich für die Gemeinschaft Gott als Empfänger seiner Gna- mit seinen Geschöpfen. Mission Gegenbild einer missionarischen de gewürdigt zu sein. Hier ist die bedeutet für die Kirche als Teil der Gemeinde wäre eine Kirche, die Bibel klar: Keiner ist ausgeschlos- Mission Gottes: Sie bleibt nicht bei sich darauf beschränkt, »Volkskir- sen, Gottes Türen sind für alle sich selbst, sondern geht über ihre che« im Sinne einer Stammeskir- offen. Deshalb haben auch wir Grenzen hinaus. che für Einheimische zu sein. Das nicht das Recht, Menschen auszu- Eine »lebendige Gemeinde« ist wäre dann aber eine Preisgabe grenzen und ihnen das Evangeli- als solche noch nicht missiona- des Auftrags, »hinzugehen« (Mt um vorzuenthalten. Der früher in risch, auch die oft genannte und 28,19) und in einer zunehmend Heidelberg lehrende und jetzt in dringend nötige Sprachfähigkeit multikulturellen und multireli- Ostfildern wohnende Theologie- ist zwar eine wichtige Vorausset- giösen Gesellschaft Grenzen zu professor Wilfried Härle sagt es zung, aber noch nicht Mission. überschreiten. deutlich: »Es ist theologisch nicht Zur Mission gehört immer auch Zum »Hingehen« gehört die zu begründen, dass die christliche das Überschreiten von Grenzen, Phantasie und Kreativität der Kirche irgend jemand gegenüber die Bewegung hin zu den kultu- Liebe. Wir müssen lernen, unsere von der Aufgabe der Bezeugung des rell, sozial und religiös Anderen. Mitmenschen mit den Augen der Wortes Gottes entbunden wäre« – Sie leben nicht nur in der Ferne, Liebe Gottes zu sehen: in ihren of- auch nicht in Württemberg. sondern an unserem Ort, in un- fensichtlichen, aber auch in ihren serer Nachbarschaft. Dazu gehört verborgenen Nöten und Sorgen. »Missionsgeformte Kirche« der Geflüchtete aus Syrien ebenso »Gute Mission« ist daran erkenn- Wenn Mission von Gott ausgeht wie die konfessionslose Frau aus bar, dass diese Liebe »ankommt« und die Kirche dazu berufen ist, Ostdeutschland oder die Aussied- und Menschen spüren: Diesen Teil der »Sendung Gottes« zu sein, lerfamilie aus Kasachstan. Das Christen geht es nicht um ihren
Titelthema 7 ©Jo Jo on Unspl ash H ©L iz Tot zauer/ EM nold ©A lbrecht Ar chelnde und kränkelnde Kirche. Das würde bedeuten, dass nach einer Genesung das Medikament überflüssig wäre. Nein, Mission ist die Grundberufung der Kirche. Die Klage über den Zustand der Kirche hat ihr Recht. Sie braucht aber das Gegengewicht durch den Blick auf Gottes Reichtum. Missi- on setzt an beim Reichtum Gottes, den dieser nicht für sich behalten, sondern mit uns teilen will. Wo die Zusage des Evangeliums in der Antwort des Glaubens einen Widerhall findet, führt sie zum gemeinsamen Lob Gottes. Es ist bemerkenswert, dass im Neuen Testament dort, wo der Missions- auftrag Resonanz findet, häufig eigenen Verein, ihnen geht es Manchmal besteht die Herausfor- Verben des Staunens, der Freude wirklich um mich! Wo menschli- derung darin, unsere Gemeinden und des Lobens damit verbunden che Zuwendung transparent wird so zu ändern, dass auch Menschen werden. für Gottes Liebe, wo Menschen aus anderen Milieus und Kulturen Ausgangspunkt der Mission ist sich für Gottes Liebe öffnen und darin Heimat finden. In anderen Gott als der Sendende, Gott in entdecken: Die Botschaft von Je- Fällen heißt »Mission«, dass wir seiner liebenden Zuwendung zur sus ist nicht nur für die, die immer sie auf dem Weg begleiten, eige- Welt. Gott ist auch Zielpunkt der schon bei der Kirche dabei sind, ne, neue Formen zu entwickeln Mission. Mission mündet ein in das sie gilt auch mir!, da kommt Mis- – in ihrem Musikstil, in ihrer Art universale Lob Gottes am Ende sion zum Ziel. und Weise, Gott zu loben und Ge- aller Zeiten, wenn alle Zungen Und dann? Manche werden in meinschaft zu leben. Engagierte bekennen werden: Herr ist Jesus gastfreundlichen landeskirchli- (meist) junge Leute reden dann Christus! zur Ehre Gottes des Vaters chen Gemeinden Heimat finden von »FreshX« bzw. »Fresh expres- (Phil 2,12). V und Wurzeln schlagen. Für ande- sions of Church«. re wird weder der württembergi- sche Predigtgottesdienst noch ein Zielpunkt: das der autor: Gottesdienst mit Lobpreismusik universale Lob Gottes Pfr. Prof. Dr. Johannes Zimmermann die Art und Weise sein, die ihnen Nochmals: Ausgangspunkt ist Professor für Praktische Theo- entspricht, um Gott zu loben und der Mission ist nicht die logie an der Evangelischen Hoch- Gemeinschaft zu erfahren. Nicht Krise der Kirche. Mission schule Tabor in Marburg (Lahn) und für alle ist unsere herkömmliche ist deshalb nicht das Me- ©priv at Pfarrer der Evangelischen Landes- Kirchenkultur »ansprechend«. dikament für die schwä- kirche in Württemberg
8 Positionen und Dialog Mission POSITIONEN Menschen zu einem UND DIALOG Leben mit Jesus Christus einladen von Dr. Friedemann Kuttler und Matthias Hanßmann 1 Mission ag H e r z sc i s t u ns hl e r 2 als Mission ltung Grundh a 3 brauch t Mission hige Theolog sprach fä ie Wir wollen, dass Menschen Jesus Jesus fordert uns auf, missionarisch Wer zum Glauben einlädt, muss sich Christus kennenlernen und mit zu sein und missionarisch zu leben. in Gottesfragen auskennen. Mission Jesus leben, damit sie gerettet Dies geschieht durch Sendung, ohne Theologie geht nicht. Vielmehr werden. Menschen zum Glauben Lehre, Taufe und Lebensbegleitung wird deutlich: Mission ist praktisch an Jesus Christus einladen beginnt (Mt. 28). Gleichzeitig gilt: Mission gewordene Theologie. So verkün- in unseren Familien und in unse- geschieht, ob wir das als Kirche nun digen wir den trinitarischen Gott in rer Nachbarschaft. Eine Kirche, fördern oder vernachlässigen. Denn seiner ganzen Leidenschaft für den die in unserer Zeit noch Relevanz Gott will, dass alle Menschen zur Menschen und diese Welt. Wir un- entfaltet, muss zu einer erkennbar Erkenntnis der Wahrheit kommen terstützen daher eine wissenschaft- missionarischen Kirche werden, die (1. Tim 3,16). Das macht uns demütig lich fundierte Studienarbeit, die sich den breiten postmodernen He- in unserer Wortwahl und unseren exegetisch, systematisch, praktisch rausforderungen mutig stellt. Daher Plänen. Daher geschieht Mission im- theologisch und kirchengeschicht- ist Mission kein schöner Zusatz. Es mer im Zungenschlag der persönli- lich Verantwortung übernimmt. Wir ist der Herzschlag des Christseins chen Bekundung und nicht im Ton brauchen eine missionarisch-theo- unserer Landeskirche, unserer des Besserwissens (1. Petrus 3,15). logische Vergewisserung und einen Gemeinden und jeder Christin und Nachfolger Jesu sind »Aufmerksam- solchen Schwerpunkt in Ausbildung jedes Christen. Mit unserem ganzen macher« (Sören Kierkegaard). In die- und Lehre an den theologischen Leben wollen wir ein Zeugnis für sem Sinne wünschen wir uns mehr Fakultäten. Dies setzt neben der wis- Jesus Christus sein. Mut des kreativen Ausprobierens, senschaftlichen Arbeit als Theologie die Einübung einer barmherzigen eine persönliche Spiritualität bei Fehlerkultur und Hoffnungsszena- Lehrenden und Studierenden voraus. rien einer aufbrechenden missi- Theologie ist nicht nur Wissenschaft onarischen Kirche. Zu Mission als über das »Theologische Wort«, Grundhaltung gehört, dass missio- sondern das persönliche Hören des narische Aufbrüche vonseiten der Gotteswortes, und die erlebte Ge- Mission ist kein Landeskirche unterstützt werden und gezielt Gemeindegründungen meinschaft mit Jesus Christus, dem Wort selbst. Freie staatlich anerkann- schöner Zusatz, durch die Landeskirche vorgenom- men werden. te Hochschulen und Studienhäuser können hier elementar wichtige sondern der Impulse für unsere Kirche einbrin- gen. Menschen in unserer Kirche Herzschlag des und unseren Gemeinden, brauchen theologische Hilfen, um über den Christseins Glauben reden und Auskunft geben zu können. Hierzu braucht es neue Schwerpunkte in der Gemeinde arbeit vor Ort.
Positionen und Dialog 9 ©Jazek Dylag on Unsplash 4 Evange brauch Mission sation li t 5 Mission ve ränder t Jeder missionarische Aufbruch Mission verändert Leben, Kirche christlichen Glauben eine heilende kennt die evangelistische Zuspit- und unsere Gesellschaft. Im Missi- und keine zerstörende Kraft in sich zung, die zu einem Leben mit Jesus onsland Württemberg können wir birgt, weil Menschen dadurch ihr Christus einlädt. Wir meinen, es unzählige Geschichten davon er- Zuhause beim himmlischen Vater braucht die klare Verkündigung zählen, wie Menschen durch Jesus finden und Rettung erfahren. Gera- vom versöhnenden und rettenden Christus ihr Leben zum Positiven de im interreligiösen Miteinander Herrn und Gott (2. Kor 5,19–20), die geändert haben. Menschen haben wollen wir das Zeugnis von Jesus sowohl eine persönlich existentielle die befreiende Kraft gespürt, mit Christus leben und unsere Stand- als auch gesellschaftliche Relevanz der Jesus Christus ihnen begegnet punkte benennen. Der Glaube an in sich trägt. In der evangelistischen ist. Durch als von Jesus verän- Jesus Christus fördert auch elemen- Verkündigung weichen wir auch derte Menschen haben Christen tare Grundwerte der Demokratie, der Wahrheitsfrage nicht aus. Wir ihr Leben und somit ihr Umfeld schärft das Bewusstsein für die verkündigen Jesus Christus als den positiv beeinflusst und verändert. Schöpfung und Umwelt, schärft alleinigen Herrn und Erlöser. An ihm Menschen, Kirche und Gemeinden, den Blick für soziale Gerechtigkeit, hängt alles, und nur durch ihn fin- die Mission leben, geben sich in wehrt jedem Rassismus und Antise- den wir den Weg zum himmlischen eine vertiefte Beziehung zu Jesus mitismus, tritt für den Schwächsten Frieden (Apg 4,12). Wir drängen Christus. Nur mit einer vertieften ein und schützt das Leben in jegli- darauf, dass Mission kein Veranstal- Beziehung zu Jesus Christus kann cher Weise. Daher ist der Missions- tungsprogramm und keine Sparten- Veränderung geschehen. Wegen auftrag am Einzelnen immer auch arbeit unserer Kirche wird, sondern dieser vertieften Beziehung ist es gesellschaftsrelevant. im ganzen Querschnitt unserer auch nicht möglich, Menschen zu Kirche kreativ und innovativ neue manipulieren oder zu zwingen, an evangelistische Initiativen gefördert Jesus zu glauben. Mission verändert werden. In diesem Horizont fördern unsere Beziehungen zu Menschen, wir neue evangelistische Veran- weil wir diesen Menschen mit ©JPriscilla du Preez on Unsplash staltungsformate in analoger und Liebe begegnen wollen. Mission digitaler Form. will jegliche Lebenskultur nicht zerstören, sondern versöhnen. Dies gilt insbesondere auch im interreli- giösen Miteinander. Wir sind davon überzeugt, dass Konversion zum
10 Positionen und Dialog ©Pixabay ie u n d Diakon 7 8 n 6 Missio untrennbar ge höre n z u s am n me M ission v or O r t Mission t mit G e beginn be t Was auseinandergefallen scheint, Menschen zu einem Leben mit Mission beginnt mit Gebet für Men- gehört inhaltlich zusammen. Geleb- Jesus Christus einzuladen, beginnt schen. Gebet für Menschen in mei- tes und verkündigtes Evangelium vor Ort. Wir sind dankbar für die ner Familie und in meinem Umfeld: ist gelebte Liebe und Zeugnis für Arbeit der Missionswerke in aller dass sie den Weg zu Jesus Christus Jesus Christus. Wir wollen Men- Welt und auch in Deutschland. finden. Wir brauchen das Gebet um schen die frohe Botschaft von Jesus Missionarische Arbeit braucht Erweckung in unseren Gemeinden, Christus verkündigen. Dazu gehört begleitende Kompetenz. Daher ist unseren Orten, unserem Land. aber auch, dass wir mithelfen, die jede missionarische Initiative und Im Gebet für Menschen baut sich Lebensvoraussetzungen zu schaf- Bemühung freier Werke zu fördern. Beziehung auf, und es ist dann nicht fen, dass Menschen offen sind für Aber Mission ist keine Aufgabe, die mehr egal, ob diese Menschen zu das Wort Gottes. Diakonische Arbeit wir im Umkehrschluss an Missions- Jesus finden oder nicht. Wir können und missionarische Verkündigung werke delegieren könnten. Mission, Gott mit unserem Gebet für diese können nur gemeinsam erfolgen. also Menschen zu einem Leben mit Menschen in den Ohren liegen und Was wir tun und sagen, soll die Jesus Christus einzuladen, beginnt unaufhörlich für diese Menschen werbende und verschenkende bei uns und in unserem direkten beten. Mission braucht Menschen, Liebe Gottes wiederspiegeln (Joh Umfeld. Als Christen bezeugen wir die sich dafür begeistern, aber 3,16). Diese Liebe Gottes erfahren Jesus Christus durch unser Leben – auch berufen lassen. Jesus fordert Menschen durch uns und wie wir das soll in unseren Familien, unserer uns auf, um berufene Menschen ihnen begegnen. Missionarische Nachbarschaft und in unseren Or- zu beten (Mt. 9,38). Das allgemeine Arbeit in unserer Landeskirche und ten sichtbar werden. Wie leben wir bittende Gebet für unser Land und unseren Gemeinden braucht ein als Christinnen und Christen, wenn Kirche schließt die Bitte um berufe- Umdenken und einen ganzheitli- wir uns bewusst machen, dass wir ne Mitarbeiter bewusst mit ein. Als chen Ansatz, wie Menschen Gottes alle Missionare vor Ort sind? Wie Kirche sind wir ein verlässlicher Ar- Liebe erfahren und sich von dieser verändern sich unsere Gemeinden, beitgeber. Vielleicht aber haben wir Liebe gewinnen lassen. wenn Mission unser Herzschlag und das Gebet um berufene Mitarbeiter unsere Grundhaltung ist? in Haupt- und Ehrenamt aus dem Blick verloren. Diese Verantwortung liegt ganz bei den leitenden Gremi- en und Personen. Mission beginnt bei uns und unserem direkten Umfeld
Positionen und Dialog 11 In der Landessynode 1 Die Lebendige Gemeinde unterstützt Mission, weil es uns von Jesus werden wir als geboten ist und weil Mission unser Land nachhaltig positiv prägt und verändert. Gesprächskreis Lebendige Gemeinde 2 Wir fördern und fordern das Zusammenwirken von Gemeindearbeit und überregionalen diakonischen Werken, von missionarischen Auf- folgende Konkre brüchen und örtlichen Pflegediensten, von missionarischen Hauskrei- tionen einbringen: sen/Kleingruppen und sozialdiakonischen Projekten vor Ort. 3 Die Lebendige Gemeinde wünscht sich mehr Erprobung und weniger Gesetzestexte. Wir fördern die Grundhaltung der Ermöglichung in jeg- licher Hinsicht, wenn aus missionarischen Bewegungen neue Formen (z. B. Fresh X), freie Werke (z. B. Gemeinschaften und Gebetshäuser) und Gemeinden entstehen. Das Ernstnehmen entsprechender Er- kenntnisse aus empirischen Studien (Milieustudien, Freiburger Studie, Kirchenmitgliedschaftsstudie etc.) sind eine Selbstverständlichkeit. 4 D ie Lebendige Gemeinde fordert in Zeiten reduzierender Finanzen einen landeskirchlichen Fonds für Mission zur Unterstützung lokaler und regionaler evangelistischer Vorhaben. 5 D ie Lebendige Gemeinde unterstützt missionarische Anliegen, die zur Konversion zum christlichen Glauben führen. Sie wehrt sich gleichzei- tig gegen jegliche übergriffige und machtmissbräuchliche Methoden, welche Menschen bedrängt oder zwingt. 6 D ie Lebendige Gemeinde unterstützt das Vorhaben, in allen Prälaturen Wir können jeweils ein Kompetenzzentrum für Mission einzurichten, um diakoni- sches Handeln und missionarische Aufbrüche zu begleiten und neue Gott mit unserem Impulse aufzugreifen. 7 D ie Lebendige Gemeinde unterstützt das Vorhaben, in allen Kirchen- Gebet für bezirken eine Stelle für missionarische Arbeit zu installieren, um Ge- meinden und Mitarbeiter für das missionarische Anliegen zu gewin- Menschen in den nen, zu sensibilisieren, fortzubilden und zu begleiten. 8 D ie Lebendige Gemeinde fordert den Zugang freier staatlich anerkann- Ohren liegen. ter theologischen Hochschulen zur Anerkennung in den Pfarrdienst unserer Landeskirche. 9 D ie Lebendige Gemeinde drängt auf neue Modelle multiprofessioneller Dienstgruppen sowie veränderte Anstellungsmodelle im und für den Pfarrdienst. 10 Die Lebendige Gemeinde wünscht sich Handlungsempfehlungen, die zu einem vorbildhaften Einüben von Gebetszeiten in leitenden Ämtern und Gremien unserer Kirche motivieren. ©Ben White on Unspash
12 Einblicke und Ressourcen Missionsland Württemberg: Leitfaden biblischer Tiere durch das Wildparadies Tripsdrill Angebote, Ideen und Kirche muss dorthin gehen, wo die Menschen sind, um sie mit der frohen Botschaft zu erreichen. Diese Erkenntnis wird bei den Missionarischen Diensten Erfahrungen in vielerlei Angeboten umgesetzt. Eines davon ist das ökumenische Projekt »Bibeltiere«. Besucher im Wildparadies Tripsdrill können mithilfe einer Broschüre oder der Webseite biblische Tiere ent- decken und etwas über sie lernen. Spielerisch und direkt am »Anschauungsobjekt« werden so Gleich- Um selbst mehr über das Evangelium nisse, biblische Bildworte oder theologische Inhal- zu erfahren oder andere Menschen te vermittelt – vom verlorenen Schaf über Adlers zur Begegnung mit Jesus Christus zu Fittiche bis zum Fisch als christlichem Symbol. begeistern, gibt es viele hilfreiche Die Broschüre für Besucher liegt am Eingang des Wildparadieses aus, das Angebote. Beispielhaft stellen wir Ihnen, Multiplikatorenheft für Führungen liebe Leserinnen und Leser, hier einige kann kostenlos bezogen werden. Ressourcen und Anregungen vor. www.bibeltiere.de Vom Glauben reden Sprachfähig machen, um über den Glauben zu sprechen – dieses Ziel hat Winterspielplatz im Hoffnungsland der Glaubenskurs »Vom Glauben reden«. In praktischen Einheiten ermutigt er Mitarbeitende und Gemeindeglieder zum Gespräch über Glaubensthemen und lässt dabei die seelsorgerliche Komponente Stuttgart, Rutesheim, Dornstetten – drei nicht außer Acht. Mit biblischen Orte, drei unterschiedliche Wege und doch Erzählungen und Schlagworten für Gesprächsführung werden hilfrei- ein gemeinsames Ergebnis: Viele Familien, che Leitlinien entwickelt, um Glau- Mamas und noch mehr Kinder lassen sich benserfahrungen zu bezeugen. einladen zum Winterspielplatz in die Räume www.missionarische-dienste.de/ der Gemeinde bzw. Gemeinschaft. service/publikationen/praxishilfen/ Stuttgart: Spielmobil-Winterquartier Kirchenrat Tobias Schneider, In Stuttgart haben wir schon länger ein Piaggio Ape Leiter der Missionarischen Dienste (ein italienisches dreirädriges Rollermobil) zum der Württembergischen Landeskirche Spielmobil umgebaut und sind von den Osterferien bis zu den Herbstferien jede Woche an einem Nach- mittag auf dem Marienplatz – teilweise mit 150 Kindern! Im vergangenen Jahr wurde dem Spielmo- bil die Pudelmütze aufgesetzt und das Spielmobil- Winterquartier war geboren: Einladung am selben Nachmittag nicht auf den Marienplatz, sondern in Seminare, auch »Bildungsurlaub« zu Themen wie die Gemeinderäume der Api-Homezone: Dieselben Missionspraxis, Sportmissionarische Arbeit, Leiten Spielsachen und noch einiges mehr für »Drinnen«, in einer komplexen multikulturellen Welt u. a. wer- dazu auch eine Kaffee-Ecke für die Erwachsenen. den durch die AWM in Korntal und online angeboten www.awm-korntal.eu Rutesheim: Eine Mutter macht den Start O Seminare und Weiterbildungen In Rutesheim kam die Idee von einer Mutter, die so- wohl die Räume gesehen hat, als auch gut vernetzt
Einblicke und Ressourcen 13 ©Marburger Medien »Viele Menschen sind im zurückliegenden Jahr kreativ geworden. Sie haben z. B. Mut-mach- Mission bringt Gemeinde in Form (mission-shaped church) Postkarten und andere Kleinigkeiten an Fresh X gestaltet und unterstützt, damit Christen Zäune, Türen und Wäscheleinen gehängt, um gerne auf Menschen zugehen, die bisher keinen anderen trotz Kontaktbeschränkungen von Kontakt zur Kirche oder einer Gemeinde haben, Gott zu erzählen. Da haben uns tolle Rückmel- in ganz Deutschland – aber auch in Württemberg. dungen erreicht.« Carmen Bohnacker www.freshexpressions.de »Mein Handwerker hat gerade privat und be- Die ChristusBewegung ruflich mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Lebendige Gemeinde ist Teil des Fresh X-Netzwerkes Er ist eigentlich kein gläubiger Mensch – doch als ich ihm sagte, dass ich für ihn bete, war er ganz berührt.« Frieder Trommer Mit Medien inspirierend die gute Botschaft Alpha-Online nutzt digitale von Jesus Christus teilen: Möglichkeiten für Glaubenskurse. www.marburger-medien.de www.alphakurs.de/alpha-online mit weiteren jungen Familien ist. Daraufhin haben Und was ist die Geschichte in Ihrem Ort? wir parallel nach der Finanzierung von Indoor-Spiel- Der nächste coronafreie Winter kommt bestimmt möglichkeiten und nach weiteren Mitarbeiterinnen und damit für viele Eltern die Frage, wo sie hinkön- gesucht. Seit Anfang des Jahres findet nun der Win- nen, wenn zu Hause die »Decke auf den Kopf fällt«, terspielplatz im Evangelischen Gemeindehaus in Ko- der Zuspruch durch andere fehlt und es draußen operation mit Kirchengemeinde und Apis statt. An nasskalt und ungemütlich ist. drei Nachmittagen können Kinder von 0 bis 6 Jah- Gibt es in Ihrem Ort Räumlich- ©Die Apis ren in Begleitung eines Erwachsenen toben, spielen, keiten, die unter der Woche noch bauen und kreativ werden. Gleich zu Beginn waren nicht voll belegt sind? Gibt es Kon- es 30 Kinder, und so musste vom kleinen Saal in den takt zu Familien, die sich für eine großen gewechselt werden. solche Idee begeistern lassen? Gibt es Spender und Unternehmen, die Dornstetten: Manchmal kann es auch sich mit Spielgeräten oder Perso- ganz schnell gehen nalkosten für Kinder und Familien Erst vor einem Jahr hatten wir einen ersten Ge- investieren? sprächstermin vereinbart, bei dem wir mit einem Auch in Ihrem Ort bilden wir kleinen Team in Dornstetten uns rund um das »Ge- gerne ein Hoffnungsland-Team mit meinschaftshaus« in der Zollstockstraße gefragt ha- Vordenkern aus dem Bezirkslei- ben, was hier gemeinsam mit der Aktion Hoffnungs- tungskreis oder dem Kirchenge- land dran wäre. Die Idee eines Winterspielplatzes als meinderat; Menschen, die in der ersten Startpunkt fand sofort reges Interesse. Eine Gemeinde beheimatet sind und zugleich nach dem Woche später hatten wir sowohl eine Zusage der Auftrag für die Nachbarschaft und dem Stadtteil fra- Verantwortlichen, als auch eine Zusage zur Finan- gen. Wir kommen gerne, um zu beraten oder bei Be- zierung für diese Minijob-Anstellung. Anfang des darf bereits nächste Schritte gemeinsam zu gehen. Jahres war die Kooperation mit der Kirchengemein- Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um de, dem CVJM und den Apis geklärt und die Einlade- einen solchen Winterspielplatz für flyer im Druck. Am 5. Februar fand dann die große den nächsten Winter vorzuplanen. V Einweihung mit Pfarrer, Bürgermeister und einem tollen Team von motivierten Müttern (und Vätern) Stefan Kuhn statt. An allen drei Orten sind mindestens zwei Drit- Geschäftsführer ©priv at tel der Familien bislang ohne Gemeindekontakt. Aktion Hoffnungsland www.aktion-hoffnungsland.de
14 Titelthema Ein Impuls von Dr. Johannes Reinmüller und Dieter Braun »Wir können alles. Außer Hochdeutsch«. Tatsächlich ist Württemberg in vielem spitze: bei Patenten, bei Firmengründungen. Doch bei Gründungen von christlichen Gemeinden sind wir Entwicklungsland. Warum? Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Es gibt keinen Straßenzug und kein Flurstück, das nicht einer evangelischen Kirchengemeinde zugeordnet ist. Geographisch gesehen geschieht jede Gemeindeneugründung im Herrschaftsgebiet einer Kirchengemeinde. Das birgt Konfliktpoten zial, sodass eine Gründung oft unterbleibt. Doch Hand aufs Herz: Welche Kirchengemeinde kann ©privat von sich behaupten, alle (!) in ihrem Gebiet lebenden Menschen zu erreichen? Anstelle geographisch Mut für in Herrschaftsgebieten, sollten wir theologisch in Missionsgebieten denken. Jesus sagt: »Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter« (Mt 9,37). neue Mein Rat allen »Neugründungs-Dränglern«: Wenn es um Neugründungen geht, darf es nie um »Jagd auf Stallhasen« gehen. Viele freie Aufbrüche Gemeinden, die stolz den Titel »Missionsgemein- de« in sich tragen, sind oft Transfergemeinden, die Fromme abwarben, deren meist fromme Kirchengemeinde nicht fromm genug erschien. Da lautet mein Rat: Gründung lassen! Und mein Rat allen »Neugründungs-Brem- sern«: Wenn eine Gemeindeneugründung in Aussicht stellt, dass Menschen wieder und ganz neu Jesus Christus kennenlernen, dann lautet mein Rat: Gemeinde gründen! Dr. Johannes Reinmüller Projektpfarrstelle Neue Aufbrüche In unserer Landeskirche sind verschiedene kreative Ansätze zu finden, um neue Gemeindeformen zu entwickeln. Hier erste Links zu Initiativen: www.neue-aufbrueche.de ©Warren Wong on Unsplash www.junge-gemeinden.de www.ejwue.de/aktuell/news/ gemeindegruendungen-mit-jungen-erwachsenen/
Buchvorstellung 15 ©privat Lisa ist 29, Single und arbeitet erfolgreich in der Personalabteilung eines großen Unternehmens. Missionarischer In ihrem Kirchenbezirk trägt sie Verantwortung in der Jugendarbeit. Die evangelische Landeskirche Gemeindeaufbau ist ihr wichtig, aber … sie fährt jeden Sonntag im Überblick eine halbe Stunde zum Gottesdienst in die Frei- kirche der nächstgrößeren Stadt. Dort erlebt sie »Mehr als eine halbe Million Kirchenaustritte«, »Gottesdienstgemeinschaft mit Gleichaltrigen« titelt die F.A.Z. als ich das Buch in die Hand nehme. Der perfekte Zeitpunkt also, um das in einer Form, »die ihr entspricht« – sagt sie … kirchenleitende Handeln zu überdenken! Der und sie hört »ein Evangelium, das sie berührt«. Professor für Praktische Theologie Johannes Wie lange Lisa sich wohl noch zu unserer Landes Zimmermann ist davon überzeugt: Nur mit kirche halten wird? Pragmatismus funktioniert es nicht. Daher fragt Was Lisa bewegt, beschäftigt uns im EJW schon er zu Beginn nach den Ursprüngen der christli- chen Gemeinde und ihrem Auftrag. Ausgehend länger. An zu vielen Stellen unserer Kirche passt von dieser biblisch-theologischen Bestimmung das traditionelle Angebot der Ortsgemeinde entfaltet er die Themenfelder »missionarische nicht zur Lebenswelt von jungen Erwachsenen Gemeinde«, den größeren Horizont des Reiches (20 – 40 Jahre). Die Freiburger Studie zur Mitglie- Gottes, Fragen der Interkulturalität und der zu- derprojektion zeigt die Konsequenz: Es ist die nehmenden Profilbildung mit überparochialen Formen und Fresh X-Initiativen. Beachtenswert Altersgruppe der jungen Erwachsenen, die am ist dabei die pointierte Analyse verschiedener häufigsten aus der Landeskirche austritt. Ansätze sowie deren kritische Würdigung. Was tun? Dieser Band der BEG-Reihe bietet einen pro- Beispiele zeigen: Es ist unter Umständen funden Überblick über die »Hotspots« der ge- gar nicht so schwer, auch innerhalb unserer genwärtigen Forschung zum Thema Gemeinde entwicklung – nicht zuletzt dank des breiten Landeskirche neue Formen zu entwickeln. Unser Erfahrungsschatzes, den der Autor in der Praxis Plan: Dort, wo die Ortsgemeinde sich schwertut, als Gemeindepfarrer in Württemberg und Vor- junge Erwachsene zu erreichen, ermutigen und pommern sowie als Hochschullehrer sammeln unterstützen wir Gründer und Gründerinnen durfte. Eine empfehlenswerte Lektüre für Ver- von geistlichen Gemeinschaften. Das Ziel: antwortungsträger in Gemeinden (Kirchenge- meinderäte, Dekane) und alle, denen das Thema Als Ergänzung zu bestehenden Angeboten der Gemeindeaufbau am Herzen liegt, damit Kirche Ortsgemeinden und Bezirke beheimaten diese wieder abseits von Austrittszahlen in die Schlag- frischen Gemeinde-Initiativen junge Erwachsene zeilen kommt. innerhalb der Evangelischen Landeskirche. Andreas Schmierer, Vikar in Dornstetten Eine neue Perspektive für Lisa – mitten in ihrer johannes zimmermann: Württembergischen Landeskirche. Gemeinde, Mission und Transformation Dieter Braun (BEG 30) Fachlicher Leiter im Evangelischen Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, 45 Euro, 212 Seiten. Jugendwerk in Württemberg
16 Interview Corona Schumann und David Bergmann David: Ich glaube auch, dass Mission etwas ganz studieren in Tübingen Theologie und I ndividuelles ist: Es gilt, aufmerksam zu sein dafür, wo ich in meinem Alltag Menschen begegne und sich wohnen im Albrecht-Bengel-Haus. Sie zu fragen, wie ich ihnen Jesus nahebringen kann. schildern, was sie unter Mission verstehen Dabei geht es nicht darum, mit der Tür ins Haus zu und wie sie Mission praktizieren. fallen nach dem Motto: »Hier ist Jesus Christus und jetzt musst du an ihn glauben!« Es geht vielmehr da- rum, dass unser Lebensstil Mission ist: Wie lebe ich Wie kann Mission heute in Württemberg aussehen? meinen Glauben, wie bin ich ein Zeugnis für Jesus Corona: Mission ist eine Haltung, die nie aufhört – Christus, der mich verändert – und wie kann das egal, ob schon alle an Jesus Christus glauben oder Menschen anstecken? Bin ich bereit, Fragen nach nicht. Mission ist ein Prozess des Hörens: Wir dür- meinem Glauben und meiner Hoffnung zu beantwor- fen schauen, was Gott uns aufs Herz legt. Und das ten? Und dann gilt es, auch ganz offensiv von Jesus kann je nach Persönlichkeit etwas anderes bedeu- zu erzählen, wenn es passt. Das ist immer eine Abwä- ten. Aber wenn wir uns ganz auf Gott ausrichten, gungssache und ein Hören darauf, ob Gott mir viel- auf ihn konzentrieren, von ihm füllen und in sein leicht einen Impuls gibt. Und wir müssen Menschen Ebenbild verändern lassen, folgt daraus automa- dafür ausbilden und sensibilisieren: Was bedeutet tisch Mission – weil Gott in seinem Wesen Mission ist. Mission und wie können wir Christen sprachfähig Wenn wir uns danach ausstrecken, Gott ähnlicher zu machen, über Jesus Christus zu reden? werden, wird Mission etwas ganz Natürliches für uns. Wie sieht aus Eurer Sicht Mission ganz praktisch aus? David: Um ein Beispiel zu nennen: Ich wohnte vor »Ohne Mission meiner Zeit im Albrecht-Bengel-Haus in einem Stu- dentenwohnheim mit einem Studenten aus China zusammen, der überhaupt keinen Kontakt zur Kir- gäbe es che hatte. Er sprach mich auf mein Engagement bei der SMD an. Daraufhin gab ich ihm ein Heft der SMD, in dem das Markus-Evangelium erklärt wurde. Er wurde neugierig auf die Bibel und ich konnte mit uns nicht« ©privat
Interview 17 ihm zusammen darin lesen; nicht, weil ich versuchte Ich habe den Eindruck, dass Mission in der Kirche zu sagen: »Hier ist Jesus, nimm ihn an!«, sondern ich immer noch ein Tabuwort ist. erzählte ihm von meinem Engagement bei der SMD – Corona: Ich persönlich habe mich während meiner und dafür interessierte er sich, woran ich anknüpfen Studienzeit in Greifswald erstmals bewusst mit mei- konnte. nem Verständnis des Missionsbegriffes auseinan- Corona: Ich habe erfahren, dass ganz viel über Be- dergesetzt. Dieser ist für viele gleichbedeutend mit ziehung läuft und dass Menschen erst einmal spüren durch die Stadt zu gehen und Menschen anzuspre- wollen, dass man sich für sie als Person interessiert. chen. Das ist eine Art von Mission und ich finde das Ich habe vielmehr erlebt, dass die Frage nach dem beeindruckend – aber es ist nicht die einzige Art Glauben ganz von selbst kommt – vor allem, wenn wir und Weise, missionarisch unterwegs zu sein. Mis- es ernst nehmen, mit Jesus unterwegs zu sein, ist un- sion ist ein herausfordernder Begriff, weil viele die ser Leben an sich schon ein Zeugnis. Denn angesichts Erfahrung gemacht haben: Entweder du glaubst et- der heutigen gesellschaftlichen Werte ist es radikal, was Bestimmtes oder du gehörst nicht dazu. Ich sehe wie wir als Christen Beziehungen leben, wie wir mit meine Aufgabe darin, wieder bewusst zu machen, Geld umgehen und Vergebung praktizieren. Wenn mit welcher Barmherzigkeit sich Gott immer wieder wir authentisch und offen sind, entstehen der Welt hingibt und um uns wirbt. Ohne von alleine Gespräche darüber, was unser das hingebungsvolle Herz Gottes und Leben bestimmt. In unserer Zeit, wo so Wenn wir ohne Mission könnten wir auch nicht viele Menschen auf der Suche nach Sinn Jesus ernst bei Jesus sein. Wenn wir uns von ihm und Spiritualität sind und zwischen verändern lassen, wird Mission auch unzähligen Angeboten wählen können, nehmen, wird zu unserem Herzensanliegen. Und wir ist es oft spannend für sie, jemanden Mission etwas entdecken, dass Mission etwas Wun- zu begegnen, der sagt: »Ich habe mich Natürliches. derschönes sein kann. Ich habe erfah- festgelegt und bin bereit, jemanden zu ren: Es gibt kaum intensivere Glücksmo- dienen, statt mir dienen zu lassen oder das mente oder Zeiten, in denen ich Jesus so Beste für mich herauszusuchen.« Wenn sie das nahe bin, wie wenn ich ein Zeugnis für ihn am Lebensstil sehen, zieht sie das an. Das habe ich sein kann. Es ist einfach genial, wenn ich merke: der auch persönlich erlebt: Es war weniger eine Wahr- Heilige Geist spricht gerade zu mir, Türen gehen auf heit, die mich auf einmal begeistert hat, sondern, und Jesus kann durch mich in das Leben von Mit- dass Menschen anders waren und etwas hatten, menschen hineinsprechen. Da erlebe ich, wie Men- das mich angezogen hat. schen heil werden, weil sie Jesus begegnen. Deshalb studiere ich Theologie, weil ich es krass finde, wenn Wo taucht Mission in Eurem Theologiestudium auf? Menschen verändert werden, wenn sie Jesus ken- Corona: Mission als explizites Thema im Studium zu nenlernen. Wenn wir aufhören, missionarisch unter- finden, ist gar nicht so leicht. Es gibt viele Momen- wegs zu sein, sterben wir bzw. stirbt die Kirche. te, in denen Mission durchblitzt, wie in Kirchenge- David: Ich kann Corona voll zustimmen. Ohne Missi- schichte oder Vorlesungen über das Neue Testament. on gäbe es uns nicht. Ohne Mission stirbt die Kirche. David: Hier in Tübingen ist Mission ein sehr rares Ich stelle immer wieder fest, dass in den Gemeinden Thema. Die meisten Veranstaltungen dazu habe ich viele für Mission brennen und die Liebe Gottes wei- bei der SMD oder im Albrecht-Bengel-Haus gehabt. tergeben wollen. Wir müssen hier, meiner Meinung Das liegt auch am vorherrschenden Verständnis der nach, auf eine Graswurzelbewegung – eine Bewe- theologischen Fakultät von Kirche, bei dem Mission gung von unten – setzen. Mission ist immer etwas, kaum eine Rolle spielt. Gerade deswegen gehen viele das individuell und zwischenmenschlich passiert. Studenten aus Tübingen für eine Zeit nach Greifs- Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass es von wald, Leipzig oder an andere Orte, um etwas über oben institutionalisiert funktioniert. Aber ich glau- Mission zu lernen. be, dass es da viel Potenzial gibt. Ich wünsche mir, Ich habe jetzt im zehnten Semester zum ersten dass wir wieder mehr über Mission sprechen. Wo Mal eine Veranstaltung, bei der es um Mission geht. Gemeinden lebendig sind und Interesse am Glauben Wie groß die Nachfrage dabei ist, zeigt sich daran, herrscht, erreichen sie Menschen. Wir sollten uns dass solche Veranstaltungen überdurchschnittlich dabei von den Christen weltweit inspirieren lassen, gut besucht sind. Trotzdem wird das Thema in Tü- wie sie Jesus Christus weitergeben, wie sie gerade bingen eher stiefmütterlich behandelt. während der Corona-Pandemie Gottes Liebe nahe Da würde ich mir auch wünschen, dass es mehr Im- bringen, barmherzig sind und Menschen versorgen, pulse vonseiten der Kirchenleitung gibt, nach dem obwohl sie selbst viel Leid erfahren und angefeindet Motto: »Das braucht der Pfarrer bzw. die Pfarrerin werden. Gerade von ärmeren und verfolgten Kirchen der Zukunft, stellt dafür bitte die theoretischen können wir viel lernen. V Grundlagen bereit.« Das Gespräch moderierte Claudius Schillinger.
18 Veranstaltung Die kommt Treffen. Reden. Beten. zu Dir (Gar nicht) Alles anders Die 28. Jugendkonferenz für Weltmission findet trotz Corona statt. Wie geht das? Traditionell beginnt dieser Artikel stets wurde eine Veranstaltung nach der anderen abge- sagt. Als auch die große Tourismusmesse CMT mit mit einer Vorstellung der Bibelarbeiten ihren Tausenden Besuchern gestrichen wurde, ver- bei der kommenden JUMIKO, um zuletzt deutlichte sich, dass die JUMIKO am 17. Januar noch einige organisatorische Besonder- 2021 die einzige Veranstaltung wäre, die seit März heiten zu nennen. Doch 2021 wird alles 2020 überhaupt im ICS stattfinden würde. In die- ser Situation wurde auch von der Landesmesse »die anders. Das wichtigste aber bleibt: die Reißleine gezogen« und eine kostenlose Stornierung Jugend-Missions-Konferenz wird statt- nahegelegt. Immerhin waren ja zuletzt bis zu 5.000 finden, weil GOTTES Anliegen mit dieser Besucherinnen und Besucher bei der JUMIKO gewe- sen. »Immer Jünger« ist man eben auch dann, wenn Welt auch – oder vielleicht gerade – in man einen Rückzieher machen muss, weil es nicht der Corona-Krise brandaktuell bleibt: anders geht. So kam es ab Anfang November zur Be- Menschen brauchen das Evangelium. arbeitung von »Plan B«, der vorsichtshalber bereits seit Sommer zusätzlich entwickelt worden war. »Immer Jünger: Am 17. Januar 2021 wird es daher vormittags zunächst JESUS nachfolgen an jedem Tag!« ein digitales Angebot geben, bei dem über die bewährte Als 2019 das Thema für die übernächste JUMIKO Website www.jumiko-stuttgart.de wie immer 24 entworfen wurde, ahnte niemand, wie relevant die- Bibelarbeiten und Seminare mit Kurzzeugnissen von ser Titel im »Corona-Herbst« 2020 würde. Bereits im Missionaren in drei großen Blöcken zusammenge- Frühjahr gab es Vorgespräche mit der Landesmesse bracht werden. Die jeweiligen Bibelarbeiten werden Stuttgart zu Hygienekonzepten. Immer wieder wur- auf 25 Minuten gekürzt, sodass die Einheiten auf de telefoniert, was denn nun im ICS-Messezentrum »YouTube« kurzweilig von zu Hause angeschaut wer- möglich wäre. Voller Gottvertrauen wurde in den den können. In den Pausen zwischen den Einheiten Sommertagen eine Einladung in Druck gegeben und wird es auf der Website Einladungen zu Bibelschulen, hunderttausendmal verteilt, die von einem echten Kurzzeit- und Langzeiteinsätzen im In- und Ausland Live-Event im Messezentrum am Flughafen aus- geben. Denn auch die bewährte Missionsausstellung ging. Und dann kam der Herbst … und das, was in der JUMIKO soll nicht einfach »ins Wasser fallen«. den Medien als »2. Welle der COVID19-Pandemie« Außer Frage steht: auch im Jahrgang 2021/2022 beschrieben wird. Auf der Website der Landesmesse werden wieder viele Missionswerke junge Leute als
Veranstaltung 19 anzeigen Lernhelfer für ihre Missionars-Kinder, als Mitar- beiter auf den Missionsstationen oder als Helfer bei Kinder- und Jugendfreizeiten sowie Kindertreffs brauchen. Die Not verlorener Seelen fällt ja durch die Corona-Pandemie nicht weg. Auch wenn Ausreisen in bestimmte Länder schwieriger geworden sind: Der Wir entsenden weltweit Fachkräfte in die Entwicklungszusammenarbeit. Bedarf ist nach wie vor da, und in vielen Entwick- lungsländern werden manche Nöte mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nach der Corona-Pandemie erst richtig losbrechen. Da wird jede Hand gebraucht, die mithelfen, mitgestalten, mitausbilden kann. Bewährte Predigerinnen und Prediger und erfahrene Missionsleiterinnen und Missionsleiter werden in Bibelarbeiten davon berichten, was es bedeutet, »Jünger« zu sein. Mit dabei sind neben dem zukünf- tigen ProChrist-Prediger Yassir Eric die Seelsorgerin Susanne Mockler, die Leiterin des Stuttgarter Bibel- museums »Bibliorama« Franziska Stocker-Schwarz, der neue Missionsleiter der Liebenzeller Mission David Jarsetz sowie die Heilsarmee-Offizierin Con nach stanze Pfund aus München. Die verschiedenen Indianermissionen, Bibelschu- denken len aus Süddeutschland sowie Kurzzeitdienste wer- gehen den jeweils in kleinen Teams antreten und in ihren sorgen Einheiten zu ihren Angeboten einladen. Von der folgen Christliche Fachkräfte International entsendet Christen, die ChristusBewegung Lebendige Gemeinde unterstüt- Heilung fördern – an Körper und Seele. zen Dr. Friedemann Kuttler, Gustavo Victoria, Uwe Rechberger, Rainer Holweger und Ulrich Weinhold die Verkündigung. Bis dahin ist es also eine ganz normale JUMIKO, eben »nur« digital. Doch der Clou kommt nach der Mit- tagspause: Ab etwa 13.30 Uhr sollen sich die Jugend- lichen zu ausgewählten Schnellrestaurants auf den Weg machen, die vermutlich auch in der Corona-Pan- Wir unterstützen weltweit christliche Initiativen durch finanzielle Hilfe. demie mit ihren »Drive-Ins« geöffnet sein werden. Dort kann man sich mit einem Kaffee oder Pommes versorgen, um dann auf dem Parkplatz Geschwister von Missionswerken oder Bibelschulen zu treffen. »Die JUMIKO kommt zu Dir« soll Gelegenheit geben, dezentral an circa 40 verschiedenen Orten mit Glau- bensgeschwistern ins Gespräch zu kommen, Informa- tionen über Einsatzmöglichkeiten zu erhalten, aber auch Fragen zu den gehörten Bibelarbeiten zu stellen oder für sich beten zu lassen. Ganz klar: Das Ganze findet unter den jeweils geltenden Corona-Auflagen wie Masken-Pflicht und Abstand statt – aber jeden- falls mit der persönlichen Begegnung von Menschen, bei die gemeinsam unterwegs sind, um GOTT zu dienen, weil sie eben immer Jünger sind. V stehen tragen der autor: bringen ©priv at Tobias Köhler ist Mitglied der Geschäftsleitung einander Hilfe für Brüder International trägt durch Jüngerschaftskurse und von Hilfe für Brüder, Christliche Ausbildungsprogramme zur einer hoffnungsvollen Zukunft bei. Fachkräfte und Co-Workers International sowie Leiter des Arbeitskreises für die JuMiKo.
Sie können auch lesen