Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG

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Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
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DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN                            www.kirchenbote-sg.ch

Platz da
für die Kunst!
                                      SEITEN 4 UND 5     SEITE 6               SEITE 15

                                      Hausorgeln         Erwachen              Bach spielen
DER BILDERSTURM WAR GESTERN           FÜRS HERZ          AUS DEM KUNSTSCHLAF   BIS ZUM ENDE
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
EDITORIAL                                                                    IM ANFANG

Platz da, die Kunst kommt
Liebe Leserin, lieber Leser

Bilder schaffen Ordnung. Bedeutende
Gemälde finden Sie aber in den refor-
mierten Kirchen des Kantons St. Gallen
kaum. Einmal abgesehen von wenigen
Perlen, wie dem Werk des Jugendstil-
künstlers Carl Liner in der Kirche Tablat,
St. Gallen, prangen da oft nur Bibelsprü-
che an den kahlen Wänden. «Verse», so
Kirchenratspräsident Martin Schmidt,
«sind etwas sehr Reformiertes» (S.16).

Die ausgeräumten Gotteshäuser auch.
Sie sind das Produkt der Bilderstürme
während der Reformation. Zwingli ver-
bannte die Statuen, das Orgelspiel, den
«Singsang» und die Bilder, die er
«Böggenwerk» nannte, aus den Kirchen             «Recovery Diaspora», Houston Street, New York. Das Werk von Swoon macht den Heilungsprozess nach
(S. 6). Doch es gab – mit wenigen poli-          einem Hurrikan sichtbar, der in der Stadt Todesopfer gefordert hat.
tisch motivierten Ausnahmen – kein un-
kontrolliertes Zerstören. Auf optische
Reize lasse es sich schlecht ansprechen,
so Zwingli. Er liess deshalb Wände über-
malen, Altäre geordnet einsammeln –
                                                 Kunst ohne Museum
unter Beizug von Steinmetzen. Zwinglis           Street-Art ist unaufgeräumt und subversiv – eine Inspiration für den Glauben
Kunstverstand verbot ihm die Verwüs-             Text: Katharina Hiller, Pfarrerin, Rapperswil-Jona | Foto: Getty Images
tung. Dem Reformator haftet aber seit-
her die Lustfeindlichkeit an wie Pech an
den Schuhen, obwohl er nur die gängige           «Denn wir haben hier keine bleibende                    macht sie einen Heilungsprozess sichtbar,
Perspektive des religiösen Blicks auf die        Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. »             der in den Familien und Quartieren einsetzte,
Kunst freiräumte.                                (Hebräer 13,14)                                         nachdem ein Hurrikan viele Todesopfer in
                                                                                                         der Stadt gefordert hatte. Das Wandgemälde
                                                 Grosse Städte gehören zu meinen liebsten                zeigt die Verletzlichkeit, aber auch die Wider-
Der Verzicht der Religion in der Kunst
                                                 Aufenthaltsorten. Egal ob Berlin, Chicago               standsfähigkeit des Lebens. Ich bin über-
war keine Katastrophe, die Verdrängung
                                                 oder Zürich – ich bin gern in den Strassen              zeugt: Street-Art schärft unsere Wahrneh-
von kurzer Dauer. Schliesslich ist der
                                                 unterwegs. Ich mag die Städte, weil sie gross           mung. Für das Leiden und Lieben der Men-
Glaube auch eine Herzensangelegenheit:
                                                 sind. Zu gross, um überwacht zu werden, zu              schen.
Die Musik und das Lied fanden mit Bach           gross, um hübsch aufgeräumt zu sein. Und
zurück (S. 15). Die Toggenburger entwi-          ich merke: Diese Städte machen etwas mit                AUCH GLAUBE IST SUBVERSIV
ckelten eigene Instrumente. Sie dichte-          mir. Sie nehmen mich auf, lassen mich Anteil            Street-Art ist keine Kunst, die im Museum
ten, malten (S. 4 und 5). Die Sakralarchi-       haben an ihrem Leben. Ich tauche ein in                 aufbewahrt werden will. Sie ist im öffentli-
tektur – wenn auch spartanisch – stellte         ihren Groove. Ich mag die Städte, weil an ih-           chen Raum, veränderbar. Sie ist vorläufig
die Gemeinschaft ins Zentrum. Kurzum:            ren Wänden Kunst passiert. Abseits von den              und verweist dadurch auf die Vorläufigkeit
Aus der reformierten Tradition heraus            Galerien und Museen arbeiten dort Künstle-              unseres menschlichen Daseins. Und genau
begannen die Künstler und Künstlerin-            rinnen und Künstler. Heimlich. Am Haus ge-              hier dockt die Kunst an meinen Glauben an.
nen, frei zu denken und zu produzieren           genüber. Eine Street-Art-Künstlerin hat über            Die subversive Kunst der grossen Städte
(S. 7). Sie trieben jenes Bild der Kunst vor-    Nacht das Leben, die Politik oder die sozia-            flüstert mir zu, dass ich mein Leben und mei-
an, das uns heute ganz selbstverständlich        len Verhältnisse der Stadt kommentiert.                 nen Glauben an Gott nicht überwacht und
                      vertraut ist und von       Wow! Ich schaue und habe plötzlich Anteil an            hübsch aufgeräumt und museumsreif zu hal-
                      dem wir manchmal           einem öffentlichen Austausch, der viel-                 ten brauche. Künstlerinnen wie Swoon las-
                      glauben, es habe es        schichtig und vielgestaltig geschieht.                  sen mich erkennen, dass all das, was ich tag-
                      schon immer gegeben.                                                               täglich tue, nur vorläufig ist. Aber deshalb
                      Die Kunst ist wieder       STREET-ART SCHÄRFT DIE SINNE                            nicht weniger wichtig. Die Kunst an den
                      in der Kirche (S. 14)      Die Künstlerin Swoon zum Beispiel versteht              Wänden der Stadt stiftet mich dazu an, mich
                      und hat ihren Platz        die Wände der Stadt als «öffentliche Reso-              nicht mit dem zufriedenzugeben, was wir
                      zurückerobert, wie         nanzböden», welche die Themen der Men-                  jetzt haben, sondern die zukünftige Stadt zu
                      unser Titelbild zeigt. Ŷ   schen lauter zum Klingen bringen. Im Kunst-             suchen. Nicht für immer. Nur für jetzt. Aber
Katharina Meier                                  werk «Recovery Diaspora» in New York                    dafür mit dem ganzen Herzen. Ŷ

2 AUSGABE 1/2020
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
IM BRENNPUNKT

Schluss mit dem Anti-Bilder-Reflex
Biblische Bilder sind Inspirationen für den Glauben
Text: Reinhold Meier, Journalist BR und Psychiatrie-Seelsorger, Wangs | Foto: Wikimedia

Die Bilderfeindlichkeit der reformierten              nie vollständig in einem Bild aufgeht. Gott ist     KRIPPE GEGEN WEIHNACHTSKOMMERZ
Kirchen ist – zugespitzt formuliert – ein             ja keine Quelle, keine Burg und kein Feuer,         Denn Bilder stiften Identität: Ochs und Esel
Witz, ein schlechter Witz dazu, theologisch           sondern er ist auch Freiheit, Weite, Hoffnung,      kennen ihren Herrn. In der Krippe liegt der,
und künstlerisch. Trotzdem wird sie wie               Trost und Nähe. Aber ohne Bilder bleibt             den aller Weltkreis nie beschloss. Maria be-
eine blutleere Ikone verehrt. Genau das ist           Gott so abstrakt, dass jede Vorstellung ver-        wegt Worte in ihrem Herzen und die Ausge-
die Pointe des Witzes.                                dunstet. Wer das Bilderverbot als Monstranz         steuerten knien betend davor. Das Bild Jesu
                                                      vor sich herträgt, muss sich fragen, ob die         in der Krippe ist so wesensbestimmend für
Schöpfer, Burg, Feuer, Schirm, Glucke, Hirte,         inhaltliche Schwäche reformierter Kirchen           die Christenheit, dass es nicht einmal dem
Hand, König, Quelle, Mutter, Sonne und                nicht etwa darin liegen könnte, dass ihnen          Weihnachtskommerz gelungen ist, es zu
Freund. Das sind nur zwölf jener über hun-            jede konkrete Illustration des Glaubens ent-        zerstören. So auch der Gekreuzigte, dessen
dert Bilder, die die Bibel benutzt. Zufall?           glitten ist.                                        Symbol auf fast jeder Bergeshöhe steht und
Viele Menschen, selbst wenn sie kaum Ver-                                                                 an die Brücke zwischen Himmel und Erde
bindung zur Religion haben, erzählen mir,             KUNST ALS ABLASSHANDEL                              erinnert.
wie gerne sie in Krisenzeiten einmal still ein        Dabei war es ursprünglich anders gemeint.
katholisches Gotteshaus besuchen und eine             «Bilder [zu] machen, zur vereerung, ist wider       MUT ZUM BILD
Kerze entzünden. Zufall?                              gottes wort, deßhalb, wo sy in gefar der ver-       Warum haben die Taliban die Buddhas von
                                                      eerung vorgestellt [werden], syend [sie] ab-        Bamiyan zerstört, das Unesco-Weltkultur-
BILDER SCHAFFEN ORDNUNG                               zutuen», sagte Zwingli in der Berner Disputa-       erbe? Weil diese Stürmer die spirituelle
Beides ist kein Zufall, spielen Bilder doch                                                               Strahlkraft der Bilder erkannten. Ein Vorbild?
eine tragende Rolle, um sich und die Welt zu                                                              Wohl kaum. Darum sollten reformierte Kir-
begreifen. Sie ordnen das Unübersichtliche,                   Ohne Bilder bleibt Gott so                  chen bunter werden, sichtbarer, spürbarer.
reduzieren Komplexität. Ohne sie würden wir                   abstrakt, dass jede Vorstel-                Besucher dürfen einer Kirche ansehen, dass
durchdrehen. «Bilder spielen eine zentrale                    lung verdunstet.                            sie keine Turnhalle betreten, sondern einen
Rolle in religiösen Symbolsystemen, sind                                                                  Ort, der sie reizt, sich mit dem Heiligen zu
Träger von Bedeutungen, sie gestalten Welt-                                                               verbinden. Dazu tragen Bilder bei, die an die
bilder und vermitteln Normen und Werte»,              tion 1528. Nicht gegen Bilder an sich ver-          uralte, so bildreiche, christliche Tradition er-
sagt Daria Pezzoli-Olgiati, Religionswissen-          wahrt sich also der nüchterne Toggenburger          innern. Mut also zu Feuer und Wasser, zu
schaftlerin an der Universität Zürich.                Theologe, sondern gegen das Missverständ-           Pflanze und Wachstum, zu Engel und Kreuz
                                                      nis, Bilder seien zu verehren. Er kritisierte,      und dem ganzen tiefen, biblischen Schatz,
ILLUSTRATION ENTGLITTEN?                              man könne sich mit der Stiftung von Kunst           der gar den Menschen selbst als Bild Gottes
Natürlich ist klar, dass die komplexe Realität        eine Abkürzung ins Himmelreich erkaufen.            begreift. Kein Witz. Ŷ

Der Mensch als Abbild Gottes, oder doch eher Gott als Abbild des Menschen? Michelangelos «Erschaffung Adams» in der Sixtinischen Kapelle.

                                                                                                                              WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
THEMA

Querkirchen fürs Ohr,
Hausorgeln fürs Herz
Das Toggenburg zeigt exemplarisch, wie die Beziehung zwischen reformierter Kirche und Kunst entstanden ist und entsteht
Text: Philipp Kamm, Ebnat-Kappel | Fotos: KG Mittleres Toggenburg, Ackerhus, Fries-Stiftung

Als originär reformierte Bauform darf die Querkirche bezeichnet werden wie die Kublykirche in Wattwil.

Trotz nachgesagtem kunstfeindlichem Ruf:              Tanz-, Theater-, Literatur-, Musik- und weite-     letzten, Verschwendung zulasten der Armen
Die reformierte Tradition hat kreative                re Kunstspartengottesdienste statt. Den ers-       waren oder schlicht vom Wort Gottes ablenk-
Kunstschaffende und neue Formen hervor-               ten Reformatoren wären solche Liturgien ein        ten. In den calvinistischen Niederlanden
gebracht, etwa im Toggenburg. Inzwischen                                                                 brach deshalb die Nachfrage für religiöse
gehen die Künste vermehrt fruchtbare                                                                     Malerei zusammen. Doch die Künstler fanden
Verbindungen mit reformierten Kirch-                         «Die Reformatoren Zwingli                   im erstarkenden Bürgertum des 17. Jahrhun-
gemeinden und Gottesdiensten ein.                            und Calvin waren keineswegs                 derts neue Käufer. Diese bevorzugten statt
                                                                                                         biblischer Szenen Stillleben oder Darstellun-
Ewigkeitssonntag: In der Ebnater Kirche sind
                                                             Banausen, die die Künste                    gen ihres Alltags. Unversehens begünstigte
abstrakte Bilder der einheimischen Künstle-                  generell verdammten.»                       hier die strikte reformierte Liturgie ein Gol-
rin Rosmarie Abderhalden ausgestellt. Sie                                                                denes Zeitalter der Malerei, das den Kunst-
thematisieren Verlust und Wege zurück ins                                                                markt umkrempelte und einer breiteren
Leben. Pfarrerin Esther Schiess nimmt sie im          Gräuel gewesen – dabei waren sie keines-           Schicht öffnete.
Gottesdienst zum Ausgangspunkt für Gedan-             wegs Banausen, die die Künste generell ver-
ken und Gedenken. Im Chor der schlichten,             dammten: Zwingli komponierte und gründete          BAUTEN FÜR DAS WORT
hellen Grubenmannkirche sind die Gemälde              die erste Zürcher Musikschule; in Bern pran-       Eine Kirche, die sich ganz dem Wort zuwen-
ein Blickfang, berühren im Zusammenspiel              gerten Niklaus Manuels Fasnachtsspiele den         den will, stellt den Ort der Verkündigung ins
mit poetischen Texten und improvisierter              Protz der römischen Kirche an. Selbst der ge-      Zentrum. Bei bestehenden Bauten richten
Klaviermusik die Anwesenden.                          strenge Calvin fand sich «nicht so kleinlich       deshalb die Reformatoren die Bänke auf die
                                                      zu urteilen, dass man überhaupt kein Bild          Kanzel aus, bestuhlen auch den Chorraum.
KUNSTFEINDLICHE REFORMATOREN?                         dulden oder ertragen dürfte».                      Vielerorts stehen zudem Abendmahlstisch
Wie in Ebnat-Kappel hat sich die Kunst –                                                                 und Taufstein zentral – die Orte der zwei ver-
nach teils stürmischem Rausschmiss vor                TRENNUNG VON KIRCHE UND KUNST                      bliebenen Sakramente. Für neue Kirchen ver-
rund 500 Jahren – die reformierten Kirchen            Doch im Gotteshaus hatten Statuen, Bilder,         wenden aber Baumeister wie der Teufener
längst zurückerobert. Diese werden nicht nur          Instrumente etc. nichts zu suchen – weil ihre      Grubenmann meist herkömmliche Grund-
als Ausstellungsräume, Konzertsäle oder               Verwendung keine biblische Grundlage hat-          risse, so in Brunnadern oder Ebnat. Als einzi-
Bühnen genutzt. In ihnen finden auch Kunst-,          te, weil sie das erste oder zweite Gebot ver-      ge originär reformierte Bauform entstehen

4 AUSGABE 1/2020
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
THEMA

vor allem im 18. Jahrhundert Querkirchen: Die     ORGELN FÜR DEN HAUSKREIS                       vom nüchternen Gottesdienst der Amtskir-
Kanzel ist zentral an einer Längsseite positio-   200 Jahre früher, in einer speziellen Nische   che nicht mehr angesprochen. Sie bevorzu-
niert, die oft auf drei Seiten von Bänken und     gelebten reformierten Glaubens, entsteht im    gen die Religiosität des aufkommenden Pie-
Emporen eingefasst wird. Querkirchen baut         Toggenburg eine eigene Instrumententradi-      tismus. Der Ebnat-Kappler Jost Kirchgraber,
Grubenmann in Wädenswil, Speicher oder Alt-       tion: Obwohl die Kirchenorgeln nach ihrer      Germanist und Kunsthistoriker, beschreibt
nau. In Wattwil errichtet Felix Kubly 1848 eine   Verbannung hierzulande wieder installiert      sie wie folgt: «Wichtig war, die religiösen In-
grosse (zunächst paritätische) Kirche.            werden, entstehen über 70 Jahre hinweg gut     halte wieder mehr emotional erleben zu las-
                                                  100 Toggenburger Hausorgeln. Begüterte         sen, weniger vom Kopf als vom Herzen her.
PASSION DER BILDER                                                                                       Und dies mit Hilfe von Sinnlichkeit.»
Wer die Wattwiler Kirche besucht,
stösst im Foyer auf «Das grosse Gast-                                                                    VERMITTELNDE KUNST
mahl» von Willy Fries (1907 – 1980).                                                                     Offensichtlich existiert auch im 21.
Falls man Malerei im Kanton St. Gal-                                                                     Jahrhundert das Bedürfnis nach An-
len des 20. Jahrhunderts überhaupt                                                                       dachtsformen, die sich nicht im intel-
noch sinnvoll mit Konfessionen                                                                           lektuellen Anspruch erschöpfen.
schubladisieren kann, so ist Fries ein                                                                   Pfarrerin Esther Schiess nimmt wahr,
reformiertes Pendant zum Katholiken                                                                      dass viele Reformierte lange Predig-
Ferdinand Gehr (1896 – 1996). Wäh-                                                                       ten nicht mehr schätzten. Der refor-
rend des Aufstiegs der Nationalsozia-                                                                    mierte Gottesdienst lebe davon, mit
listen studiert Fries in Berlin, wird ge-                                                                unterschiedlichen Elementen unter-
prägt von Kontakten zur bekennen-                                                                        schiedliche Menschen anzusprechen,
den Kirche um Bonhoeffer. Er kehrt                                                                       auch gewohnte Bahnen zu verlassen
in seinen Geburtsort Wattwil zurück,                                                                     und zu überraschen. Sie habe mit sol-
heiratet eine Pfarrerstochter. Ohne                                                                      chen Ansätzen sehr gute Erfahrungen
Auftrag, aus innerem Antrieb, entste-                                                                    gemacht, häufig auch bei distanzier-
hen aufsehenerregende christliche                                                                        ten Kirchbürgerinnen und Kirchbür-
Bilderzyklen. Die für ihn bleibende                                                                      gern: «Kunst spricht Menschen auf
Aktualität des Evangeliums treibt er                                                                     einer nicht-kognitiven Ebene an, an-
für manche bis an die Schmerzgren-                                                                       ders als das Wort. Das ist mir heutzu-
ze: Die Passionsgeschichte malt er                                                                       tage wichtig, da wir überall ‹zugetex-
nicht in einem antiken Palästina, son-                                                                   tet› werden und so vieles nur über
dern im Hier und Jetzt. Jesus wird auf                                                                   den Kopf geht.» Aufgrund solcher Er-
dem Wattwiler Dorfplatz vorgeführt        Toggenburger Hausorgel von Joseph Looser, um 1800              fahrungen wird zwar nicht der Ruf
und vor der Kulisse der Churfirsten                                                                      nach spezifisch reformierter Kunst
ans Kreuz geschlagen. Seine Schergen                                                                     laut; die konfessionellen Milieus, nach
tragen Uniformen der Schweizer Armee,             reformierte Familien lassen sich diese mit     denen sich zeitgenössische Kunstschaffende,
Schmäher die Gesichtszüge von realen Dorf-        Malereien und Schnitzwerk reich verzierten     Formen und Werke eindeutig zuordnen
bewohnern. Fries erhält diverse Aufträge in       Instrumente in ihren Firstkammern aufstel-     liessen, haben sich praktisch aufgelöst. Doch
der Ostschweiz und Deutschland und bleibt         len. Die Orgel begleitet den Psalmengesang     inzwischen ist Kunst allgemein, in ihren
dennoch eine Randerscheinung – weil religiö-      bei der wöchentlichen Laienandacht – quasi     religiösen wie weltlichen Spielarten, für die
se Kunst in der Nachkriegszeit zur Nischen-       ein Hauskreis. Viele Toggenburgerinnen und     reformierte Kirche zu einer wertvollen Ver-
kunst wird.                                       Toggenburger dieser Zeit fühlen sich nämlich   mittlerin und Brückenbauerin geworden. Ŷ

   Bräker, Bösch und Roth                                                                        genburger Geschlecht entstammte und in
                                                                                                 Niederwenigen geboren wurde. Als Theo-
   Der zweite berühmte Toggenburger nach                                                         loge, Metall-Ikonenkünstler und Poet war
   Zwingli ist Ulrich Bräker (1735 – 1798), der                                                  Bösch weitherum bekannt geworden. Auf
   «arme Mann aus dem Tockenburg». In Kri-                                                       der musikalischen Ebene hat der Obertog-
   nau zur Schule gegangen und dort konfir-                                                      genburger Komponist Peter Roth (*1944)
   miert, wurde er in die reformierte morali-                                                    die reformierten Fussstapfen ausgeweitet,
   sche Gesellschaft in Lichtensteig aufge-                                                      sieht sein kirchenmusikalisches Schaffen
   nommen, wo ihm eine grosse Bibliothek                                                         ökumenisch, gar interreligiös. Begonnen
   zur Verfügung stand. Bräker tat sich als                                                      hat er als Dirigent des reformierten Kir-
   Bauerndichter hervor, der sich immer                                                          chenchores Alt St. Johann. Bekannt gewor-
   mehr dem aufklärerischen Gedanken zu-                                                         den ist der Bürger von Ganterschwil mit
   wandte. Sein schriftstellerisches Werk um-                                                    Chorwerken und Jodlermessen, insbeson-
   fasst über 3000 Seiten. Näppis Ueli ent-                                                      dere der Toggenburger Passion, den Tog-
   sprang ebenso der reformierten Tradition                                                      genburger Psalmen, der Messe «Juchzed
   wie später der Pfarrer und Künstler Josua                                                     und singed» oder der «St. Johanner Wie-
   Bösch (1922 – 2012), der einem alten Tog-      Willy Fries: Das grosse Gastmahl, 1965         nacht.» (meka) Ŷ

                                                                                                                    WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
THEMA

                   Reformierte erwachen
                   aus dem Kunstschlaf
                   Was die Reformatoren mit der Ablehnung der «Ölgötzen» wirklich wollten
                   Text: Daniel Klingenberg, Pfarrer in Krinau | Foto: Wikimedia

                   Reformierte haben das Image, bilderfeind-               Image der «Sinnes- und Kunstfeindlichkeit».
                   lich zu sein. Die Kirchen sind Predigthallen            Ausgehend von Luther und Zwingli ist das
                   mit leeren Wänden. Unterhaltendes gibt es               zwar ein Missverständnis, aber auch gesell-
                   nicht. Aber mit der Populärkultur beginnt               schaftlich verankerte Missverständnisse sind
                   eine neue Lockerheit im Umgang mit                      wirksam. Richtig ist: Mit der Reformation ha-
                   Kunst.                                                  ben die Bilder keine religiöse Funktion mehr.
                                                                           In den protestantischen Kirchen fällt die
                   Bilder anbeten geht gar nicht. Darin sind sich          Kunst nach der Reformation in eine Art
                   Luther und Zwingli einig. Genau das aber war            Dornröschenschlaf. Der Kirchenbau ist
                   die Praxis der mittelalterlichen Bildervereh-           schlicht: Weil das Hören auf das Wort Gottes
                   rung. Im Abbild, so glaubte man, ist auch das           zentrales Anliegen ist, soll der Raum mög-
                   Abgebildete gegenwärtig: Wo Gott drauf ist,             lichst wenig ablenken. «Kunst gerät in den
                   da ist auch Gott drin. Das ist nach Meinung             folgenden Jahrhunderten in Vergessenheit
                   aller Reformatoren ein Verstoss gegen das               und wird wenig mit Reformierten in Zusam-
                   Bilderverbot. «Du sollst dir kein Gottesbild            menhang gebracht», sagt Matthias Krieg.
                   machen», steht in den Zehn Geboten. Gottes-             Ausnahmen seien etwa Rembrandt in der
                   bilder anbeten ist «Abgötterei» und die Abge-           Malerei und Bach in der Musik.
                   bildeten sind «Ölgötzen».

                   BILDER JA, MAGIE NEIN                                           Man glaubte bei Bildern:
                   Aber: Luther und Zwingli lehnen damit nicht                     Wo Gott drauf ist,
                   die bildende Kunst ab. «Die Reformation                         ist auch Gott drin.
                   wendet sich einzig gegen das magische Den-
                   ken in der Anbetung von Gottesdarstellun-
                   gen», sagt der Theologe Matthias Krieg. Er ist          Erst mit der Populärkultur der 1960er-Jahre
                   Leiter der Stabstelle Theologie der Zürcher             erwacht die Beziehung zwischen Kunst und
                   Landeskirche. «Aber es ist eine anthropologi-           Reformierten. Kulturelle Erzeugnisse nehmen
                   sche Gegebenheit, dass Menschen sich Gott               in Musik, Bild und Kommunikation breiten
                   bildhaft vorstellen. Die Bibel ist voll davon,          Platz im Alltag ein. Die Popkultur nimmt
                   vom ‹guten Hirten› über den ‹Felsen› bis zur            ihrerseits das Thema Religion unbefangen
                   ‹tröstenden Mutter›». Der Humanist Zwingli              auf. «Ein Street-Art-Künstler wie Banksy ist
                   hat Freude an religiösen Darstellungen, sie             eine neue Chance für die Wiederentdeckung
                   sind ihm «zur Zier oder zum Gedächtnis» ge-             der Kunst in der Kirche», sagt Krieg. «Seine
                   macht.                                                  Bilder mit religiösen Anspielungen zielen auf
                   Sowohl Luther wie auch Zwingli lehnen einen             existenzielle Fragen, quasi das Kerngeschäft
                   «Bildersturm» ab, das gewaltsame Entfernen              der Reformierten.»
                   von Bildern in Kirchen. Ihnen geht es um das
                   theologisch begründete Ende der magischen               ZUM ABENDMAHL AN DIE OLMA
                   Bilderverehrung. Diese reformatorische Hal-             Kunst spielt auch in der kirchlichen Kommu-
                   tung ist in der westlichen Welt heute selbst-           nikation eine Rolle. Beispiel dafür ist die
                   verständlich: Der Gedanke einer religiösen              Aktion «Zum Abendmahl an die Olma» der
                   Bildern innewohnenden «heiligen Energie» ist            St. Galler Kantonalkirche. Olmagänger mach-
                   fremd.                                                  ten das Da-Vinci-Abendmahl zu lebenden
                                                                           Skulpturen, dutzendfach fotografiert und auf
                   IMPULS DURCH POPKULTUR                                  der ref-sg-Homepage zu sehen. «Das gängige
                   In den «Bilderstürmen» aber mündet die Ab-              Kunstmotiv wird mit einer neuen Bedeutung
                   lehnung der Bilderverehrung in Aggression.              aufgeladen», sagt Andreas Ackermann von
                   Daher haben die Reformierten bis heute das              der Arbeitsstelle Kommunikation. «In der
                                                                           Aktion wird eine reformierte Grundüberzeu-
                                                                           gung sichtbar: Kirche besteht aus den teil-
                   Als Fenster haben Bilder wieder Einzug gehalten in      nehmenden Menschen.» Populärkultur dient
                   reformierten Kirchen – Chagall-Fenster im Zürcher       in diesem Fall der öffentlichen Wahrnehmung
                   Fraumünster.                                            der Kirche. Ŷ

6 AUSGABE 1/2020
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
THEMA

Beschriftete Parkplätze für die «oberste Geschäftsleitung» der Kirche – die Kunstinstallation «meeting» vor der reformierten Kirche Stäfa provoziert, regt aber
auch zum Nachdenken und Diskutieren an.

Busszettel auf dem Parkplatz Gottes
Ein provokatives Kunstwerk lässt Gläubige und Ungläubige über die Trinitätslehre diskutieren
Text| Foto: Rolf Kühni, Pfarrer, Sargans

Parkplätze vor der Kirche, beschriftet mit             BUSSZETTEL FÜR FALSCHPARKIERER                         war alles grässlich verschmiert.» Aber das
«father», «son» und «holy ghost». Pfarrer              Heute, zehn Jahre danach, unterhalten wir              sei vorbei. «Trotzdem sollten wir den Stäf-
Rolf Kühni war als Mitglied der Jury dabei,            uns wieder über den «Gottesparkplatz», wie             nern neu bewusst machen, worum es geht.»
als dieses Kunstwerk in Stäfa ZH auf den               das Kunstwerk allgemein genannt wird: Da               Auswärtigen Besuchern sei dies nämlich so-
Kirchplatz gesprüht wurde. Zehn Jahre                  ist meine Pfarrkollegin Monika Götte. Sie zog          fort klar, wie kürzlich einer Wandergruppe.
später ist er Pfarrer in Sargans und blickt            nach mir in das Pfarrhaus mit direkter Sicht           «Die diskutierten engagiert und zückten ihre
zurück.                                                auf «meeting». Auch der Präsident, Arnold              Kameras.»
                                                       Egli, und der Gemeindeverwalter, Andy Erni,
Der einzige Dreieinigkeits-Parkplatz weltweit          sind hier. «Sehr viele Leute realisieren heute         EIN MODERNES GLEICHNIS
befindet sich im zürcherischen Stäfa. Also             nicht mehr, dass es sich um ein Kunstwerk              Eigentlich ist «meeting» eine Art modernes
schon fast im Kanton St. Gallen. «Die spinnen,         handelt», meint dieser. «Deshalb stellen sie           Gleichnis. Auch Jesus erzählte Gleichnisse.
die Stäfner!», hiess es damals, im Herbst              ihre privaten Autos auf die reservierten Plät-         Nur gibt es heute bei uns kaum noch Hirten
2009. Gemeint waren wir Reformierte, weil              ze.» Und Monika: «Reaktivieren wir doch den            mit verlorenen Schafen, kaum noch Bauern,
wir dem neuen Kirchplatz mit «meeting» ein                                                                    die das Saatgut in die Dornen streuen. Eine
ungewöhnliches Profil verliehen hatten.                                                                       neue Zeit braucht neue Gleichnisse, um dem
«meeting»: So heisst der Dreieinigkeitspark-                  Die Bezeichnung «meeting»                       Glauben auf die Spur zu kommen. Und über-
platz. Gestaltet hat ihn die Malerin und Ob-                  trifft theologisch ins                          haupt machten schon damals die Gebildeten
jektkünstlerin Barbara Mühlefluh.                             Schwarze.                                       Jesus den Vorwurf, er banalisiere den Glau-
                                                                                                              ben und lästere Gott. Ist die Kritik gegen
GOTT IST BEGEGNUNG                                                                                            «meeting» in Wahrheit gar ein Kompliment?
Viele Mitglieder der Kirchgemeinde schlos-             Busszettel! Darauf steht: ‹Sie müssen zwar
sen sich dem harschen Urteil an, auch altge-           keine Busse bezahlen, aber vielleicht wollen           SPONTANE DISKUSSION ÜBER TRINITÄT
diente Theologen in Pension. Was die Künst-            Sie Busse tun. Nehmen Sie deshalb heute be-            «Es ist doch nichts als richtig, wenn unsere
lerin auf den Boden spritzen liess – das soll          wusst Anteil am Leben eines Menschen, den              oberste Geschäftsleitung einen reservierten
Kunst sein? Banal und gotteslästerlich, so             Sie sonst kaum beachten.›» Wenn Monika mit             Parkplatz hat», meint zu guter Letzt Andy.
lauteten die Vorwürfe. Am öffentlichen Dis-            ihren Konfirmanden über die Trinität nach-             Wie sehr der Trinitätsparkplatz eine Antwort
kussionsabend liefen manche Köpfe hochrot              denkt, nimmt sie die Gruppe hinaus zu «mee-            sein kann auf der Suche nach zeitgemässen
an. Dabei wollte die Künstlerin schlicht dem           ting». Und, natürlich! Da war ja noch der alte         Gleichnissen, lasse ich offen. Auf die Frage
Auftrag gerecht werden: «Religion im öffentli-         Ernst, der seine frühmorgendlichen Trini-              allerdings, ob dies überhaupt Kunst sei, ant-
chen Raum sichtbar, eine kirchlich-religiöse           täts-Meditationen hier durchführte.                    worte ich heute, als Mitglied der Jury vor
Identität lesbar machen.» Offensichtlich hat-                                                                 zehn Jahren: «Ich kenne keinen öffentlichen
te sie sich mit der Thematik beschäftigt. Die          STÖRMANÖVER MIT PAMPHLETEN                             Ort, an dem Menschen – ungläubig oder gläu-
Bezeichnung «meeting» trifft theologisch               Arnold erinnert sich an Störmanöver: «Ein-             big – so spontan über die Trinität diskutieren
nämlich ins Schwarze. Die Trinitätslehre               mal war die ganze Gegend übersät mit                   wie dort auf Kirchbühl in Stäfa am Zürichsee.
sagt: Gott ist Begegnung, Kommunikation.               Pamphleten gegen den Parkplatz, und einmal             Soll das wirklich keine Kunst sein?» Ŷ

                                                                                                                                   WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
IN KÜRZE                                                         PANORAMA GEMEINDEN

                                                                                                                                                      Foto: Kirchgemeinde Grabs-Gams
Wil: Wirbel um drei
Weihnachtslieder
Die Leitung des Mattschulhauses in Wil
hatte Ende November entschieden, «Fröh-
liche Weihnachten überall», «Go tell it to
the mountain» und «S grööschte Gschänk»
aus Rücksicht gegenüber andern Religio-
nen und Kulturen an der Weihnachtsfeier
2019 nicht zu singen, wie «20 Minuten»
schrieb. Schulratspräsidentin Jutta
Röösli erklärte, der Entscheid sei deshalb
gefällt worden, weil in der Vergangenheit
Reklamationen eingegangen seien: von
Muslimen, Anhängern anderer Konfessio-
nen und Konfessionslosen. «Stille Nacht»
wurde im Programm belassen. Der Ent-         Strassenkinder von den Philippinen zu Besuch
scheid löste einen Wirbel aus, den auch
das tagende Kantonsparlament erreichte,      Im Oktober besuchten sieben ehemalige Strassenkinder von den Philippinen das Kirchgemeindehaus Grabs-
wo die SVP und CVP mit Vorstössen das        Gams. Sie sprachen, tanzten und bezeugten ihre Lebensgeschichte vor vier Schulklassen und vermittelten
Volksschulgesetz mit einem Passus für        pure Lebensfreude. Die Berichte gingen unter die Haut und zeugten davon, wie stark die Botschaft der
Weihnachtsfeiern ergänzt haben wollen.       Liebe Gottes zu verändern vermag, heisst es in der Mitteilung der Kirchgemeinde. (pd) Ŷ
Das Gesetz schreibt bis anhin vor, dass
in der Schule christliche Werte vermittelt
werden sollen. (meka) Ŷ

                                             Aufbruch: wozu, wohin?
Neuer Abendmahlstisch                        Standortbestimmung: Kirchgemeinde Oberer Necker startet neues Projekt

Die Kirchgemeinde Rebstein-Marbach hat       Braucht es die Kirche überhaupt noch?               und geteilt werden soll. Das Projekt «Auf-
in der Kirche Rebstein die Orgelsanierung    Würde etwas fehlen, wenn es sie nicht mehr          bruch …» folgt diesem Anliegen, macht es
erfolgreich abgeschlossen und die Arbei-     gäbe? Für die Kirchgemeinde Oberer Necker           zum Thema. Bis 2022 sollen unter den Ge-
ten im Chorraum beendet, wie sie mitteilt.   ist es kein Tabubruch, solche Fragen zu             sichtspunkten «Mit Gottes Ja unterwegs»,
Der neue Abendmahlstisch steht nun vor-      stellen. Sie startet zum Projekt «Aufbruch».        «Eine Gemeinde, viele Dörfer», «Gemeinde mit
ne, und der Taufstein wurde so versetzt,                                                         Ausstrahlung, ein Gewinn für alle» und «Kir-
dass er wieder seinem ursprünglichen         Die Verantwortlichen der Kirchgemeinde              che am Weg» die Entwicklung der Gemeinde
Zweck dienen kann. Am 15. Dezember hat       schreiben, dass seit je niemand auf die Kirche      gefördert werden. Sie zieht dabei einen exter-
die Kirchgemeinde ihren neuen Abend-         gewartet habe, sondern es immer Menschen            nen Projektleiter bei, der die Arbeitsgruppen
mahlstisch eingeweiht. (pd) Ŷ                gewesen seien, die der Überzeugung waren,           steuert und koordiniert. Eine Projektgruppe
                                             dass das Reich Gottes in dieser Welt gelebt         wurde bereits ins Leben gerufen. (pd/meka) Ŷ

Auf dem Weg zur Ewigkeit
– eine Bilderausstellung
Malen war ihre Leidenschaft. Darin
                                             Keine Kirche zu verkaufen
fand sie Ruhe und Inspiration: Barbara       Kirchgemeinde Unteres Toggenburg trägt Anliegen der Mitglieder Rechnung
Hefti-Hügi verstarb im Februar 2019.
Nun sind ihre Bilder bis Ende Januar im      Ein Diskussionsabend unter dem Titel                dem die Kirchenvorsteherschaft die Sachlage
Kirchgemeindehaus Abtwil ausgestellt. Sie    «Welche Kirche wollen wir verkaufen?»               in einer Retraite besprochen hatte. Zudem sei
zeigen vieles von den Gefühlen, Träumen      löste in der Kirchgemeinde Unteres Tog-             deutlich geworden, dass sich viele eine grös-
und Ängsten der Verstorbenen: Die            genburg Echo aus. Ihre Vorsteherschaft hat          sere Vielfalt der Verkündigung wünschten,
Krankheit und die Auseinandersetzung         nun die Voten analysiert und kommt zum              um so den Glauben, die Gemeinschaft und
mit dem Tod haben die Werke geprägt.         Schluss: Es gibt keine Kirche zu verkaufen.         den Gottesdienstbesuch für einen grösseren
Barbara Hefti hatte sich gewünscht, dass                                                         Teil der Mitglieder attraktiv zu machen.
ihre Bilder ausgestellt, verkauft und der    «Es wurde am 30. Oktober klar: Ein Kirchen-         Schliesslich werde sich die Vorsteherschaft
Erlös bedürftigen Menschen gespendet         verkauf ist aktuell keine Option für unsere         mit der Frage befassen, wie die Kirchen in
werde. Die Ausstellung unter dem Titel       Kirchgemeinde. Vorher sollten alle anderen          Bütschwil, Ganterschwil und Lütisburg län-
«Auf dem Weg zur Ewigkeit»wurde              Möglichkeiten ausgeschöpft und nötigenfalls         gerfristig erhalten und offenbleiben können
von Thomas Hefti, dem Ehemann der            andere Liegenschaften verkauft werden»,             und ob es Liegenschaften gebe, von denen
Verstorbenen, organisiert. (pd) Ŷ            heisst es in den Gemeindemitteilungen, nach-        sich die Gemeinde trennten könnte. (meka) Ŷ

8 AUSGABE 1/2020
Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
PANORAMA KANTON                                                                    IN KÜRZE

Einigkeit an der Synode

                                                                                                                                                        Foto: Martin Böhringer
Wintersynode 2019 der St. Galler Kantonalkirche verläuft ohne grosse Zwischenfälle
Text: Andreas Ackermann / Stefan Degen | Foto: Andreas Ackermann

Die Wintersynode 2019 der Evangelisch-                (St. Gallen), Michael Eugster (Bütschwil)
reformierten Kirche des Kantons St. Gallen            und Thomas Moser (Uznach). Die Synode
verlief in Minne. Nur die allererste Abstim-          wählte Vicki Gabathuler (Grabs-Gams) in
mung war richtig kontrovers.                          die Kommunikations-Kommission der Kan-
                                                      tonalkirche. Und neu vertritt Jennifer Deuel
In den nachfolgenden Abstimmungen gab                 (St. Gallen) die St. Galler Kirche als vierte Ab-
es nie mehr als eine Nein-Stimme und nur              geordnete in der Abgeordnetenversammlung
wenige Enthaltungen. So verabschiedete die            der Evanglisch-reformierten Kirche Schweiz.
Synode das Budget 2020 der Kantonalkirche.
Der Voranschlag geht bei einem Aufwand                KONTROVERSE UM LIEDERBÜCHER
von 24,4 Millionen Franken von einem Rück-            Was verursachte aber die Kontroverse zu Be-
schlag von knapp 190 000 Franken aus.                 ginn? Auf der Einladung waren die Synodalen
                                                      gebeten, ein Kirchgesangsbuch mitzuneh-
UNBESTRITTENE WAHLEN                                  men. Nun wollte Philipp Kamm, Präsident
Ohne Kontroverse verliefen auch die Wahlen.           der Synode, wissen, wer es dabeihatte. Re-
In die Kirchenbote-Kommission wurden                  sultat: 63 Ja- und 96 Nein-Stimmen. Daher
gewählt: Jürg Steinmann als Präsident (Wa-            wählte Kamm mit «Dona Nobis Pacem» einen
lenstadt), Rolf Kühni (Sargans), Christina            allgemein bekannten Kanon als Schlusslied.
Hegelbach (St. Gallen), Daniel Klingenberg            Er erklang kraftvoll im Ratssaal. Ŷ

                                                                                                          Bankräuber in Altstätten
                                                                                                          Über hundert Oberstufenschülerinnen
                                                                                                          und -schüler aus dem Kanton St. Gallen
                                                                                                          zog es im November zum kantonalen
                                                                                                          Jugendtreffen nach Altstätten. Eingela-
                                                                                                          den hatte die kirchliche Jugendarbeit
                                                                                                          von Altstätten, Rebstein-Marbach und
                                                                                                          Eichberg-Oberriet. Das Programm war
                                                                                                          abwechslungsreich: Ein ehemaliger
                                                                                                          Bankräuber erzählte, wie er sein Leben
                                                                                                          geändert hatte. Mit Clown Pompo stu-
                                                                                                          dierte man akrobatische Kunststücke ein.
                                                                                                          Und die Snowboard-Weltmeisterin Ursula
                                                                                                          Bruhin erzählte von ihrem Leben und
Mit Silvan Holenweg (Wildhaus–Alt St. Johann) nahm erstmals ein Mitglied an der Synode teil,              ihrem Glauben. Es war das zweite kanto-
das im dritten Jahrtausend geboren wurde.                                                                 nale Jugendtreffen nach 2017 und endete
                                                                                                          mit einem Jugendgottesdienst und einer
                                                                                                          anschliessenden Party. (mb) Ŷ

Kühne neuer Präsident                                                                                     Lebt wohl, ihr Lieben
November-Sitzung des katholischen Kirchenparlaments
                                                                                                          Im November wurde in St. Gallen die
Das «Katholische Kollegium» wählte den                Neu in den Administrationsrat gewählt               Schweizer Premiere des Projektes «Letzte
Rechtsanwalt Raphael Kühne aus Flawil an              wurden auch Cornelia Brändli-Bommer aus             Lieder und die Welt steht still» gefeiert.
die Spitze des Administrationsrates, der              Uznach und Barbara Hächler aus St. Gallen.          Der Initiant Stefan Weiller hatte mit Ster-
Exekutive des katholischen Konfessions-               Das Kirchenparlament genehmigte zudem               benden über Leben, Tod, Musik und Lie-
teils des Kantons St. Gallen.                         das Budget 2020, welches erstmals seit 2004         der, die ihnen wichtig waren, gesprochen.
                                                      einen kleinen Überschuss, eine «schwarze            Über 600 Zuschauerinnen und Zuschau-
Kühne folgt auf Martin Gehrer, der nicht              Null» aufweist. Gestärkt wird künftig die           ern liessen sich von den Geschichten und
mehr zu einer zweiten Amtsdauer antrat.               Caritas St. Gallen-Appenzell. (pd/sd) Ŷ             Liedern berühren. (pd/sd) Ŷ

                                                                                                                         WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
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IN KÜRZE                                                             PANORAMA SCHWEIZ

Zürcher Pfarrerin vor
Gericht abgeblitzt
Die ehemalige Pfarrerin von Fällanden
kämpft auf juristischem Weg gegen ihre
Entlassung. Das Verwaltungsgericht des
Kantons Zürich sieht sich für die Be-
schwerde aber nicht zuständig. Die Frau
müsse sich an die Rekurskommission der
evangelisch-reformierten Landeskirche
wenden, schreibt das Gericht in seinem
Entscheid Ende November. Seit der Teilre-
vision der Kirchenordnung Anfang dieses
Jahres sei diese Kommission auch für
Personalstreitigkeiten zuständig. Für die-
sen Hinweis muss die Pfarrerin nun 970
Franken bezahlen. Anfang Oktober hatte
der Kirchenrat der evang.-ref. Landeskir-
che die Pfarrerin aus Fällanden per sofort
abgesetzt. In ungewohnt deutlichen Wor-
ten bezeichnete er sie als «unfähig und
unwürdig». Der Kirchgemeinde und der
Kirchenpflege sei eine weitere Zusammen-
arbeit nicht zumutbar. (ref.ch )Ŷ

Missbrauchsopfer
erhalten «Denkmal»
Der Westschweizer Bischof Charles
Morerod hat Mitte November ein «Denk-
mal» für die Missbrauchsopfer in der Kir-
che in der Kathedrale Freiburg enthüllt.
Dieses solle ein Mahnmal dafür sein, dass     Ein Wimmelbild zu 150 Jahre Landeskirchen Thurgau
in der Kirche keine weiteren solchen Ta-
ten geschähen, sagte Morerod. Er mahnte
zur Wachsamkeit. (kath.ch) Ŷ
                                              Ein Stück Himmel
                                              Thurgau feiert 150 Jahre Miteinander von Kirche und Staat
Konzernverantwortungs-                        Text: kath.ch / meka | Foto: 150himmel.ch
Initiative
                                              Bevor andere Kantone ein Kirche-Staat-              oder in den katholischen Innerschweizer
Es bleibt dabei: Die Kommission des Stän-     Gesetz hatten, wurde ein solches im Kan-            Kantonen vorgegeben war. Jede Landeskir-
derates möchte, dass Schweizer Unter-         ton Thurgau realisiert. Das geschah 1869.           che ist seit 150 Jahren anlog zur staatlichen
nehmen für Menschenrechtsverletzungen         Die katholische und die evangelische Lan-           Regierungsorganisation staatskirchenrecht-
und Umweltschäden von Tochtergesell-          deskirche feiern gemeinsam das Jubiläum,            lich strukturiert, hat die Steuerhoheit und
schaften im Ausland haften. Sie stellt sich   das sie vor 150 Jahren zusammenführte.              verwaltet sich selbst – ohne Finanzierungs-
damit gegen den Bundesrat und hält am                                                             beiträge des Kantons.
indirekten Gegenvorschlag des Natio-          «Damals waren wir einzigartig», fasst der Kir-
nalrats fest, wie die Parlamentsdienste       chenratspräsident der katholischen Landes-          SELBSTVERSTÄNDLICH ÖKUMENISCH
Ende November mitteilten. Der Ständerat       kirche Thurgau, Cyrill Bischof, das Ereignis        Nun soll gefeiert werden. Die Auftaktveran-
behandelte das Geschäft im Frühling,          von 1869 zusammen. In jener Zeit gab es fünf        staltung fand am 1. Dezember, dem Beginn
wies den Gegenentwurf jedoch ab. Da der       Mal mehr Evangelische im Kanton als Katholi-        des Kirchenjahres, statt. «Gefeiert wird
Nationalrat daran festhielt, muss sich nun    ken. «Dennoch wurden wir gleich behandelt.»         selbstverständlich ökumenisch», betont der
auch die kleine Kammer nochmals damit                                                             evangelische Kirchenratspräsident Wilfried
beschäftigen. Am 10. Oktober 2016 wurde       KONFESSIONELL GEMISCHT                              Bührer. Das Jubiläum umfasst zwölf Projekte
die Volksinitiative «Für verantwortungs-      Weil der Thurgau im Unterschied zu vielen           mit verschiedensten Anlässen. Sie dauern bis
volle Unternehmen – zum Schutz von            anderen Kantonen damals konfessionell               zum Schlussfest am 21. Juni 2020.Ŷ
Mensch und Umwelt» (Konzernverantwor-         durchmischt war, wurde nicht ein Modell
tungs-Initiative) eingereicht. (ref.ch) Ŷ     übernommen, wie es im reformierten Zürich           www.150himmel.ch

10 AUSGABE 1/2020
PANORAMA WELT                                                               IN KÜRZE

Welthunger ohne Ende                                                                                Hamburg: Bibel für eine
                                                                                                    Million ersteigert
#ZeroHunger – StopArmut-Konferenz 2019 in Aarau mit über 400 Interessierten                                                   Ein Schweizer
Text: Schweizerische Evangelische Allianz | Foto: bfa-Kampagne 2008                                                           hat in Hamburg
                                                                                                                              eine Bibel für
Über 800 Millionen Menschen weltweit                 Lebensmittelverschwendung. Seine biblische                               rund eine Million
leiden Hunger. Mit den weggeworfenen                 Vision einer nachhaltigen Landwirtschaft                                 Schweizer Fran-
Nahrungsmitteln könnten zwei Milliarden              fusst unter anderem darauf, dass die Erde                                ken ersteigert.
Menschen ernährt werden. Es sind solche              nicht den Menschen gehöre – sondern Gott.                                Laut Auktions-
Zahlen und Fakten, die an der 11. Stop-              Deshalb gehöre zur Landwirtschaft auch die                               haus Ketterer
Armut-Konferenz in Aarau für Diskussions-            Ehrfurcht vor Gottes Erde und eine respekt-                              Kunst ist es
stoff sorgten.                                       volle Einstellung etwa gegenüber künftigen                               die teuerste
                                                     Generationen oder indigenem Wissen.                                      Bibel, die je in
«Nach Jahrzehnten des kontinuierlichen                                                              Deutschland unter den Hammer kam. Den
Rückgangs hat der Trend gekehrt. Von 811             LERNPLATTFORM FÜR KIRCHGEMEINDEN               Zuschlag für das 1462 gedruckte, zwei-
Millionen hungernden Menschen 2017 stieg             Im Talk mit Michael Diaz (Alternative Bank     bändige Werk aus der Gutenberg-Presse
die Zahl 2019 auf 821 Millionen»: Das Ein-           Schweiz AG), Nino Jacusso (Regisseur der       hat ein Privatsammler erhalten. Damit ist
gangsplädoyer von Marie-Hélène Kyprianou             Dokumentation «Fair Traders») und Martina      er im Besitz einer der wertvollsten Bibeln
vom World Food Programme (WFP) der UNO               Straub (Präsidentin Oikocredit deutsche        überhaupt. Die Biblia latina von Johannes
führte den Konferenzteilnehmenden Mitte              Schweiz) kam auch die Konzernverantwor-        Fust und Peter Schöffer besteht aus zwei
November die Dringlichkeit und Aktualität            tungs-Initiative aufs Tapet.                   Büchern und umfasst 481 Blätter, die aus
des Themas vor Augen. Sie betonte auch               Ein neues Instrument speziell für Kirchge-     Pergament gefertigt wurden. Nach dem
die Bedeutung der lokalen Wirtschaft und             meinden ist das an der Konferenz lancierte     Druck wurde die Bibel nach Italien ge-
ländlicher Gemeinschaften: Obwohl sie den            «Eco Church Network». Die Vernetzungs- und     bracht und mit filigranen Schmuckinitia-
Grossteil der Nahrungsmittel produzierten,           Lernplattform beleuchtet Bereiche des kirch-   len in bunten Farben und Gold illustriert.
seien Kleinbauern selber stark von Ernäh-            lichen Lebens – beispielsweise Gottesdienst    Insgesamt wurden von Fust und Schöffer
rungsunsicherheit und Armut betroffen. «Sie          und Lehre, Gebäude und Umgebungsgestal-        vermutlich 200 bis 250 Exemplare des Bu-
zu stärken ist eine der Säulen unserer Strate-       tung – und verbindet es mit Nachhaltigkeit,    ches geschaffen, von denen heute noch
gie, den weltweiten Hunger zu beenden.»              globaler Gerechtigkeit und Umweltschutz.       etwa 90 existieren – der Grossteil jedoch
                                                     Eine Online-Selbsteinschätzung ermöglicht      nur noch in Fragmenten. (ref.ch) Ŷ
DEUTLICHE WORTE                                      eine erste Standortbestimmung, und mithilfe
Auch Dave Bookless, Theologe der christ-             von Tools können Verbesserungspotenziale
lichen Umweltbewegung A Rocha Internati-             erkannt und Schritte in Angriff genommen
onal, fand deutliche Worte und sprach die            werden. Ŷ                                      Abholzung im Amazonas-
zahlreichen Ursachen der gegenwärtigen Er-                                                          gebiet auf Höchststand
nährungskrise an, darunter die zunehmende            www.ecochurch.ch
                                                                                                    Von August 2018 bis Juli 2019 sind im
                                                                                                    brasilianischen Amazonas 9762 Quad-
                                                                                                    ratkilometer Wald verschwunden. Das
                                                                                                    entspricht mehr als fünf Mal der Grösse
                                                                                                    des Kantons Zürich. Das sei ein Anstieg
                                                                                                    von knapp 30 Prozent im Vergleich zum
                                                                                                    Vorjahr, eine der stärksten Zunahmen seit
                                                                                                    Beginn der Messungen vor 30 Jahren. Die
                                                                                                    Abholzung des brasilianischen Regenwal-
                                                                                                    des sei auf dem höchsten Stand seit zehn
                                                                                                    Jahren, erklärte das brasilianische Welt-
                                                                                                    rauminstitut Ende November, das seine
                                                                                                    Daten mittels Satellitenbildern erhebt. Ŷ

                                                                                                    Fünf Weltreligionen auf
                                                                                                    einem Friedhof vereint
                                                                                                    Auf dem Bremgartenfriedhof in Bern ist
                                                                                                    ein Hindu-Abdankungstempel eingeweiht
                                                                                                    worden. Damit sind nach Christen, Jüdin-
                                                                                                    nen, Musliminnen und Buddhisten alle
                                                                                                    fünf Weltreligionen mit Orten für Abdan-
Die Zahl der hungernden Menschen auf der Welt ist 2019 wieder auf 821 Millionen angestiegen.        kungsfeiern und Bestattung vertreten. Ŷ

                                                                                                                   WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
BILDUNG                                                                     PALETTE

Kirchliches                                                                                       ALL SOULS PROTESTANT CHURCH
Umweltmanagement                             Gebet                                                Jeweils am Sonntag um 12 Uhr
                                                                                                  Anlässe der englischsprachigen Kirche mit
27. März bis 26. September 2020              VORBEREITUNG DES WELTGEBETSTAGS                      Pfr. Scotty Williams in der Kirche Rotmonten:
oeku Kirche und Umwelt bildet in einem       Vorbereitungstage für den Weltgebetstag              Worship Service: 12. und 26. Januar
Lehrgang an sechs Kurstagen kirchliche       Sa, 18. Januar, 9 – 16 Uhr, Lichtensteig             Table Talk: 5. und 19. Januar
Umweltberaterinnen und -berater aus.         Evang. Kirche Lichtensteig, Loretostrasse 13         www.allsouls.ch / Scotty Williams, 079 559 09 40
Diese verfügen dann über die Kompetenz,      Anmeldung: Barbara Bretscher,
Kirchgemeinden als Coaches zum Zertifi-      071 988 15 77; b_bretscher@hotmail.com               TANZGOTTESDIENST
kat Grüner Güggel zu führen. Der Grüne       Anmeldeschluss: 10. Januar                           So, 19. Januar 2020, 11 Uhr, St. Gallen
Güggel hilft Kirchgemeinden bei der Ver-     Kosten inkl. Mittagessen: Fr. 70.–                   Ökumenische Gemeinde Halden,
besserung ihrer Umweltleistung.              Mi, 22., oder Do, 23. Januar, 9 – 17 Uhr             Oberhaldenstrasse 25, 9016 St. Gallen
Anmeldeschluss: 1. Februar 2020              KGH Lachen, Burgstrasse 104, St. Gallen,             Eintanzen: 09.45 Uhr
Mehr unter: grüner-güggel.ch Ŷ               Anmeldung: Myrta Fischer, 071 390 04 48;
                                             m.f@myrtafischer.ch, Kosten inkl. Mittages-
                                             sen: Fr. 70.–, Anmeldeschluss: 8. Januar             Jung und frisch
Kirchlich-Theologische                                                                            SPOTLIGHT – FÜR 16- BIS 35-JÄHRIGE
Schule                                       Gottesdienste                                        Fr, 17. Januar, 19.45 – 22.30 Uhr
                                                                                                  miteinander – erleben – reden – sein im KGH
Ausbildungsstart: 10. August 2020            ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL                       Wittenwis, Neuchlenstr. 38, 9200 Gossau
Die Kirchlich-Theologische Schule bietet     Dimanche 12, 19 et 26 janvier
in zwei Jahren den Weg zum Theologie-        10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen         DANKSTELL AM SEE
studium an den Universitäten Bern und        Dimanche 12 janvier à Rorschach                      Sa, 19. Januar, 18 – 19 Uhr, Rorschach
Basel. Sie richtet sich an Berufsleute oh-   Dimanche 19 janvier à Rapperswil                     Eventgottesdienst für Jugendliche und junge
ne Matur im Alter von 20 bis 40 Jahren,      19 h Culte                                           Erwachsene, die gern rockige Musik haben,
die Pfarrerin oder Pfarrer werden möch-      www.eglisefrancaise.wordpress.com                    in der Evang.-ref. Kirche Rorschach,
ten. Anmeldeschluss: 15. März 2020           Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 071 801 96 02            Signalstrasse 34, 9400 Rorschach
Mehr unter: theologieschule.ch Ŷ

Religionslehrperson
Ausbildungsstart: 10. August 2020
Das Religionspädagogische Institut bietet
eine dreijährige, berufsbegleitende Aus-
bildung zur Fachlehrperson Religion und
ERG Kirchen an der Primarschule an. Im
dritten Kursjahr ist es bereits möglich,
eine eigene Klasse zu unterrichten. Die
Ausbildung ist in allen reformierten Lan-
deskirchen der Deutschschweiz aner-
kannt. Anmeldeschluss: 20. April 2020
Kosten für Mitglieder der Ev.-ref. Kirche
des Kantons St. Gallen: Fr. 1850.– pro
Semester. Stipendien sind möglich.
Mehr unter:
ref-sg.ch/primarschulkurs.html Ŷ

Flucht und Integration
Mi, 15. Januar 2020, 13 – 17.30 Uhr
Pfarreiheim St. Maria Neudorf, St. Gallen.   «Steh auf, nimm deine Matte und geh deinen Weg!»
Weiterbildungstagung der ökumenischen
Kommission für Flüchtlingsfragen:            Die Liturgie für den Weltgebetstag vom 6. März 2020 kommt von Frauen aus Simbabwe. Sie erzählen
Aktuelles zu Flucht und Asyl, in der         von ihrem Leben mit Freuden und mit grossen Sorgen, politisch und wirtschaftlich. Mit dem Titel der
Schweiz und weltweit. Integration – was      Liturgie zeigen sie, dass sie nicht resignieren, sondern voller Hoffnung und Mut in ihrem Glauben
ist förderlich und was hemmt?                «aufstehen, ihre Matte nehmen und ihren Weg gehen» wollen. Durch den Weltgebetstag wird dieser
Anmeldung: caritas-stgallen.ch/fluint Ŷ      Gedanke aufgenommen und rund um den Erdball weitergegeben. (pd) Ŷ

12 AUSGABE 1/2020
PALETTE                                                                       TIPPS

                                                                                                         Schweigemeditation
                                                                                                         Samstag, 11. Januar 2020, 9 – 16 Uhr,
                                                                                                         Gemeinschaftshaus Witenwis, Gossau

                                                                                                         Der ökumenisch durchgeführte Einfüh-
                                                                                                         rungstag ist gedacht für Neugierige, die
                                                                                                         noch gar keine Meditationserfahrung ha-
                                                                                                         ben, aber auch für Geübte als Vertiefung
                                                                                                         ihrer eigenen Praxis. Er wird geleitet von
                                                                                                         Marcel Steiner, Theologe, Via-Integralis-
                                                                                                         und Zenlehrer.

                                                                                                         Anmeldeschluss: 3. Januar 2020
                                                                                                         Kosten inkl. Mittagessen: Fr. 25.–
                                                                                                         Weitere Informationen:
                                                                                                         Evang. Kirchgemeinde, Sekretariat
                                                                                                         Haldenbüel, Anita Frehner, 071 577 09 40,
                                                                                                         anita.frehner@evanggossau.ch Ŷ

«Habemus Feminas!»
Zur Pilgerreise des Projektes «Kirche mit* den Frauen» von St. Gallen nach Rom erstellte ein junges
Kamerateam einen Dokumentarfilm mit dem Titel «Habemus Feminas!» («Wir haben Frauen!»).
Filmvorführung am Dienstag, 21. Januar, 19.30 Uhr, im Pfarreiheim St. Martin, Fürstenlandstrasse 180,
9014 St. Gallen-Bruggen. Esther Rüthemann führt in den Film ein. Die Seelsorgerin aus Jona gehörte zur
Kerngruppe der Pilgerinnen. (pd) Ŷ

GO2BE                                               SCHATTENJAZZ
So, 26. Januar, 19.30 Uhr, Buchs                    Mi, 29. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen        Wiborada 2021
Ein musikalischer Gottesdienst für junge            Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25.
Erwachsene, evang.-ref. Kirche, Kirchgasse,         Mit Fabian Mueller, Reto Suhner (Saxophon,           Können Sie sich vorstellen, eine Woche
Buchs SG                                            Piano), Eintritt frei, Kollekte                      lang eingeschlossen in einer Zelle zu
                                                                                                         leben? Kann man sich Gott nähern, indem
                                                                                                         man sich einschliesst? Und was macht
Konzerte                                            Meditation                                           das Eingeschlossensein mit mir und mei-
                                                                                                         nem Blick auf die Welt?
TRADITION UND INNOVATION                            KONTEMPLATION NACH VIA INTEGRALIS
Mi, 8. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen        Do, 9., und Mo, 20. Januar, 18.30 – 20 Uhr           Um diese Fragen dreht sich das Wibo-
Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25.                Ökumenische Kirche Halden                            rada-Projekt, das im Mai und Juni 2021
Mit Enrico Lenzin und Andi Pupato                   Oberhaldenstrasse 25, 9016 St. Gallen                stattfindet. Wiborada lebte um das Jahr
(Alphorn, Perkussion, Stepptanz)                                                                         900 als Inklusin in St. Gallen, gehört zum
Eintritt frei, Kollekte                             HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA                       Erbe dieser Stadt und ist ein spiritueller
                                                    Do, 23. Januar, 18 – 18.30 Uhr                       und religionshistorischer «Schatz im
TROJA – HOW ABOUT LIFE ... ON MARS?                 St. Galler Dom, Eingang rechtes Chorgitter.          Acker».
Mi, 15. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen       Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zuspruch und
Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25.                Segen. Mit Hildegard Aepli.                          Eine ökumenische Projektgruppe unter
Mit Peter Zihlmann, Patrick Sommer,                                                                      der Leitung von Hildegard Aepli beschäf-
Andreas Wettstein (Piano, Bass, Drums)                                                                   tigt sich damit, möglichst am original
Eintritt frei, Kollekte                             Museum                                               historischen Ort in St. Mangen Wiboradas
                                                                                                         Gottsuche nachzuempfinden. Dazu wer-
LET`S DREAM OF SPRING                               VOM JUGENDSTIL ZUM BAUHAUS                           den acht bis neun Frauen und Männer
Mi, 22. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen       Bis am 31. Mai 2020                                  gesucht, die sich freiwillig für je eine Wo-
Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25.                Historisches Völkerkundemuseum                       che einschliessen lassen und dabei von
Mit dem Trio Berusi: Beatrice Rütsche-Ott,          Museumstrasse 50, St. Gallen                         aussen versorgt und begleitet werden.
Simone Bachmann-Küng, Ruth Falk                     So, 12. Januar, 11 Uhr
(Sopran, Violine, Klavier)                          Öffentliche Führung mit der Kuratorin                Anmeldeschluss ist im März 2020
Eintritt frei, Kollekte                             www.hvmsg.ch                                         Mehr unter: www.heilige-wiborada.ch Ŷ

                                                                                                                        WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
THEMA

«Wie ein göttlicher Funke,                                                                                 Thomas Beerle

der in den Pinsel fliesst»                                                                                  Seit September 2019 setzt Thomas Beerle
                                                                                                           mit der Kirchgemeinde Altstätten das
                                                                                                           Pionierprojekt «Fresh-X» um. Gemeinsam
Pfarrer Thomas Beerle organisiert Kunstausstellungen in Kirchen                                            mit Kunstschaffenden entwickelt er An-
Interview: Stefan Degen | Foto: Albert Brassel / zVg                                                       lässe und christliche Gemeinschaftsfor-
                                                                                                           men im Rheintal. Analog dazu ist er mit
Kunst spricht die Seele an. Davon ist                  ist meine Meinung. Kunst darf zwar heftig           Rheintaler Bauern unterwegs. Beerle ist
Pfarrer Thomas Beerle überzeugt. Durch                 kritisieren. Aber das braucht ein anderes           seit 1992 Pfarrer in der St. Galler Kirche.
seine Ausstellungen finden Menschen einen               Format, es passt nicht gut in eine Kirche.          In dieser Zeit hat er begonnen, Kunstaus-
neuen Zugang zur Kirche.                                                                                   stellungen zu organisieren. Die St. Galler
                                                       Wie oft lehnen Sie Kunstwerke ab?                                          Kirche fördert in-
Herr Beerle, Ihre erste Ausstellung in der Kir-        Beerle: Das kommt ab und zu vor. Bei grösse-                               novative kirchliche
che Grabs hatte das Thema «Kunst verkündet».           ren Ausstellungen gibt es eine Jury. Manch-                                Projekte mit einer
Was verkündet Kunst?                                   mal wären die Leute zu fest abgelenkt. Man                                 dreijährigen An-
Thomas Beerle: Ein Kunstwerk hat eine Bot-             muss den Rahmen beachten: In einer Bar                                     schubfinanzierung.
schaft, allein dadurch, dass es da ist. Näm-           sind andere Dinge möglich als in einer Kir-                                Kürzlich hat der
lich die Botschaft eines Gottes der Schön-             che. In der Kirche möchte ich auf das religiö-                             Kirchenrat die Ar-
heit. Der Kunstschaffende ist ein Abbild des           se Empfinden der Leute Rücksicht nehmen.                                   beitsgruppe «Neue
Kunstschaffenden Gottes. Ich war kürzlich an                                                                                      Formen von Kir-
einer Vernissage einer jungen Künstlerin. Ich          Sie meinen freizügige Darstellungen?                                       che» eingesetzt. Ŷ
habe ein Aquarell angeschaut – es hat meine            Beerle: Genau. Aktdarstellungen würde ich
Seele berührt. Ich fragte die junge Frau:              höchstens mit Vorsicht in die Kirche bringen.
«Wenn du malst, was spürst du?» «Ich werde             Es kommt aber auch auf das Kunstwerk an.          sammen, die mit Religion nichts am Hut ha-
ruhig.» Das ist wie ein göttlicher Funke, der                                                            ben. Eine Kirche an sich ist ja schon ein
im Bild zum Ausdruck kommt, in den Pinsel              Sind Sie mit Ihren Ausstellungen seitens der      Kunstbau. Ich habe gemerkt: Die Kunstschaf-
der Künstlerin fliesst.                                Kirche auf Widerstand gestossen?                  fenden sind fasziniert davon.
                                                       Beerle: Kaum. Jemand sagte: «Was macht der
Ihre Ausstellungen haben aber immer ein                mit unserer schönen Kirche!» Eine andere          Und wie ist der Anklang bei den Besuchern?
bestimmtes Thema.                                      Stimme meinte: «Das ist ja ein Riesenauf-         Beerle: Der Anklang ist auch auf Besucher-
Beerle: Kunst transportiert auch Inhalte.              wand, ist das überhaupt sinnvoll?» Und ja, es     seite gross. Das Publikum ist eher kirchen-
Werte zum Beispiel. Wir leben in einer zer-            ist ein grosser Aufwand, aber es ist echt sinn-   fern. Eine Besucherin hat gesagt: «Wow, dass
brochenen Welt. Ich will Kunst zum Sprechen            voll – weniger für die Kerngemeinde als für       das möglich ist in einer Kirche, so etwas
bringen, die tröstet, die Mut macht. In Alt-           Menschen, die den Bezug zur Kirche verloren       Schönes!» Sie hat einen neuen Zugang zur
stätten haben wir im November eine Ausstel-            haben. Wir müssen neue Wege finden, wie           Kirche gefunden.
lung gemacht zu Thema «Wort – Mut – Tat».              das Evangelium zu den Menschen hingeht.
                                                                                                         Kunst hat den Ruf, abgehoben zu sein. Bedie-
Darf Kunst mutig sein und provozieren?                 Wie ist denn der Anklang bei Menschen, die        nen Sie ein elitäres Bildungsbürgertum?
Beerle: Ja, aber nicht auf die zerstörerische          wenig Bezug zur Kirche haben?                     Beerle: Nein, Kunst ist nicht abgehoben,
Art, die mancher Kunstansatz heute hat. Das            Beerle: Ich arbeite auch mit Künstlern zu-        nicht an den Ausstellungen, die ich organisie-
                                                                                                         re. Ich beziehe die Menschen vor Ort ein,
                                                                                                         Schulklassen zum Beispiel. An der Ausstel-
                                                                                                         lung zum Thema «Tod – Leben» hat eine
                                                                                                         Schulklasse einen Tunnel gebaut, durch den
                                                                                                         man aus der Dunkelheit ins Licht kommt. An
                                                                                                         meiner ersten Ausstellung in Grabs habe ich
                                                                                                         eine Führung mit einer Schulklasse gemacht,
                                                                                                         Erst- oder Zweitklässler. Wir haben ein Relief
                                                                                                         angeschaut, das die Krippe mit dem Kreuz
                                                                                                         verbindet. Da stellt ein Kind die Frage:
                                                                                                         «Wieso blutet dieser Mann?» Ein anderes
                                                                                                         Kind antwortet: «Das ist Jesus, der hängt am
                                                                                                         Kreuz.» Ein drittes Kind ergänzt etwas, es
                                                                                                         entsteht ein Gespräch. So haben diese Kin-
                                                                                                         der einander in drei Minuten die Grundzüge
                                                                                                         des Evangeliums erklärt. Ŷ

                                                                                                         Vernissage der Ausstellung «Wort – Mut – Tat» in
                                                                                                         der reformierten Kirche Altstätten

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