Platz da für die Kunst! 1 0 - Kirchenbote SG
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1 0 DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN www.kirchenbote-sg.ch Platz da für die Kunst! SEITEN 4 UND 5 SEITE 6 SEITE 15 Hausorgeln Erwachen Bach spielen DER BILDERSTURM WAR GESTERN FÜRS HERZ AUS DEM KUNSTSCHLAF BIS ZUM ENDE
EDITORIAL IM ANFANG Platz da, die Kunst kommt Liebe Leserin, lieber Leser Bilder schaffen Ordnung. Bedeutende Gemälde finden Sie aber in den refor- mierten Kirchen des Kantons St. Gallen kaum. Einmal abgesehen von wenigen Perlen, wie dem Werk des Jugendstil- künstlers Carl Liner in der Kirche Tablat, St. Gallen, prangen da oft nur Bibelsprü- che an den kahlen Wänden. «Verse», so Kirchenratspräsident Martin Schmidt, «sind etwas sehr Reformiertes» (S.16). Die ausgeräumten Gotteshäuser auch. Sie sind das Produkt der Bilderstürme während der Reformation. Zwingli ver- bannte die Statuen, das Orgelspiel, den «Singsang» und die Bilder, die er «Böggenwerk» nannte, aus den Kirchen «Recovery Diaspora», Houston Street, New York. Das Werk von Swoon macht den Heilungsprozess nach (S. 6). Doch es gab – mit wenigen poli- einem Hurrikan sichtbar, der in der Stadt Todesopfer gefordert hat. tisch motivierten Ausnahmen – kein un- kontrolliertes Zerstören. Auf optische Reize lasse es sich schlecht ansprechen, so Zwingli. Er liess deshalb Wände über- malen, Altäre geordnet einsammeln – Kunst ohne Museum unter Beizug von Steinmetzen. Zwinglis Street-Art ist unaufgeräumt und subversiv – eine Inspiration für den Glauben Kunstverstand verbot ihm die Verwüs- Text: Katharina Hiller, Pfarrerin, Rapperswil-Jona | Foto: Getty Images tung. Dem Reformator haftet aber seit- her die Lustfeindlichkeit an wie Pech an den Schuhen, obwohl er nur die gängige «Denn wir haben hier keine bleibende macht sie einen Heilungsprozess sichtbar, Perspektive des religiösen Blicks auf die Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. » der in den Familien und Quartieren einsetzte, Kunst freiräumte. (Hebräer 13,14) nachdem ein Hurrikan viele Todesopfer in der Stadt gefordert hatte. Das Wandgemälde Grosse Städte gehören zu meinen liebsten zeigt die Verletzlichkeit, aber auch die Wider- Der Verzicht der Religion in der Kunst Aufenthaltsorten. Egal ob Berlin, Chicago standsfähigkeit des Lebens. Ich bin über- war keine Katastrophe, die Verdrängung oder Zürich – ich bin gern in den Strassen zeugt: Street-Art schärft unsere Wahrneh- von kurzer Dauer. Schliesslich ist der unterwegs. Ich mag die Städte, weil sie gross mung. Für das Leiden und Lieben der Men- Glaube auch eine Herzensangelegenheit: sind. Zu gross, um überwacht zu werden, zu schen. Die Musik und das Lied fanden mit Bach gross, um hübsch aufgeräumt zu sein. Und zurück (S. 15). Die Toggenburger entwi- ich merke: Diese Städte machen etwas mit AUCH GLAUBE IST SUBVERSIV ckelten eigene Instrumente. Sie dichte- mir. Sie nehmen mich auf, lassen mich Anteil Street-Art ist keine Kunst, die im Museum ten, malten (S. 4 und 5). Die Sakralarchi- haben an ihrem Leben. Ich tauche ein in aufbewahrt werden will. Sie ist im öffentli- tektur – wenn auch spartanisch – stellte ihren Groove. Ich mag die Städte, weil an ih- chen Raum, veränderbar. Sie ist vorläufig die Gemeinschaft ins Zentrum. Kurzum: ren Wänden Kunst passiert. Abseits von den und verweist dadurch auf die Vorläufigkeit Aus der reformierten Tradition heraus Galerien und Museen arbeiten dort Künstle- unseres menschlichen Daseins. Und genau begannen die Künstler und Künstlerin- rinnen und Künstler. Heimlich. Am Haus ge- hier dockt die Kunst an meinen Glauben an. nen, frei zu denken und zu produzieren genüber. Eine Street-Art-Künstlerin hat über Die subversive Kunst der grossen Städte (S. 7). Sie trieben jenes Bild der Kunst vor- Nacht das Leben, die Politik oder die sozia- flüstert mir zu, dass ich mein Leben und mei- an, das uns heute ganz selbstverständlich len Verhältnisse der Stadt kommentiert. nen Glauben an Gott nicht überwacht und vertraut ist und von Wow! Ich schaue und habe plötzlich Anteil an hübsch aufgeräumt und museumsreif zu hal- dem wir manchmal einem öffentlichen Austausch, der viel- ten brauche. Künstlerinnen wie Swoon las- glauben, es habe es schichtig und vielgestaltig geschieht. sen mich erkennen, dass all das, was ich tag- schon immer gegeben. täglich tue, nur vorläufig ist. Aber deshalb Die Kunst ist wieder STREET-ART SCHÄRFT DIE SINNE nicht weniger wichtig. Die Kunst an den in der Kirche (S. 14) Die Künstlerin Swoon zum Beispiel versteht Wänden der Stadt stiftet mich dazu an, mich und hat ihren Platz die Wände der Stadt als «öffentliche Reso- nicht mit dem zufriedenzugeben, was wir zurückerobert, wie nanzböden», welche die Themen der Men- jetzt haben, sondern die zukünftige Stadt zu unser Titelbild zeigt. Ŷ schen lauter zum Klingen bringen. Im Kunst- suchen. Nicht für immer. Nur für jetzt. Aber Katharina Meier werk «Recovery Diaspora» in New York dafür mit dem ganzen Herzen. Ŷ 2 AUSGABE 1/2020
IM BRENNPUNKT Schluss mit dem Anti-Bilder-Reflex Biblische Bilder sind Inspirationen für den Glauben Text: Reinhold Meier, Journalist BR und Psychiatrie-Seelsorger, Wangs | Foto: Wikimedia Die Bilderfeindlichkeit der reformierten nie vollständig in einem Bild aufgeht. Gott ist KRIPPE GEGEN WEIHNACHTSKOMMERZ Kirchen ist – zugespitzt formuliert – ein ja keine Quelle, keine Burg und kein Feuer, Denn Bilder stiften Identität: Ochs und Esel Witz, ein schlechter Witz dazu, theologisch sondern er ist auch Freiheit, Weite, Hoffnung, kennen ihren Herrn. In der Krippe liegt der, und künstlerisch. Trotzdem wird sie wie Trost und Nähe. Aber ohne Bilder bleibt den aller Weltkreis nie beschloss. Maria be- eine blutleere Ikone verehrt. Genau das ist Gott so abstrakt, dass jede Vorstellung ver- wegt Worte in ihrem Herzen und die Ausge- die Pointe des Witzes. dunstet. Wer das Bilderverbot als Monstranz steuerten knien betend davor. Das Bild Jesu vor sich herträgt, muss sich fragen, ob die in der Krippe ist so wesensbestimmend für Schöpfer, Burg, Feuer, Schirm, Glucke, Hirte, inhaltliche Schwäche reformierter Kirchen die Christenheit, dass es nicht einmal dem Hand, König, Quelle, Mutter, Sonne und nicht etwa darin liegen könnte, dass ihnen Weihnachtskommerz gelungen ist, es zu Freund. Das sind nur zwölf jener über hun- jede konkrete Illustration des Glaubens ent- zerstören. So auch der Gekreuzigte, dessen dert Bilder, die die Bibel benutzt. Zufall? glitten ist. Symbol auf fast jeder Bergeshöhe steht und Viele Menschen, selbst wenn sie kaum Ver- an die Brücke zwischen Himmel und Erde bindung zur Religion haben, erzählen mir, KUNST ALS ABLASSHANDEL erinnert. wie gerne sie in Krisenzeiten einmal still ein Dabei war es ursprünglich anders gemeint. katholisches Gotteshaus besuchen und eine «Bilder [zu] machen, zur vereerung, ist wider MUT ZUM BILD Kerze entzünden. Zufall? gottes wort, deßhalb, wo sy in gefar der ver- Warum haben die Taliban die Buddhas von eerung vorgestellt [werden], syend [sie] ab- Bamiyan zerstört, das Unesco-Weltkultur- BILDER SCHAFFEN ORDNUNG zutuen», sagte Zwingli in der Berner Disputa- erbe? Weil diese Stürmer die spirituelle Beides ist kein Zufall, spielen Bilder doch Strahlkraft der Bilder erkannten. Ein Vorbild? eine tragende Rolle, um sich und die Welt zu Wohl kaum. Darum sollten reformierte Kir- begreifen. Sie ordnen das Unübersichtliche, Ohne Bilder bleibt Gott so chen bunter werden, sichtbarer, spürbarer. reduzieren Komplexität. Ohne sie würden wir abstrakt, dass jede Vorstel- Besucher dürfen einer Kirche ansehen, dass durchdrehen. «Bilder spielen eine zentrale lung verdunstet. sie keine Turnhalle betreten, sondern einen Rolle in religiösen Symbolsystemen, sind Ort, der sie reizt, sich mit dem Heiligen zu Träger von Bedeutungen, sie gestalten Welt- verbinden. Dazu tragen Bilder bei, die an die bilder und vermitteln Normen und Werte», tion 1528. Nicht gegen Bilder an sich ver- uralte, so bildreiche, christliche Tradition er- sagt Daria Pezzoli-Olgiati, Religionswissen- wahrt sich also der nüchterne Toggenburger innern. Mut also zu Feuer und Wasser, zu schaftlerin an der Universität Zürich. Theologe, sondern gegen das Missverständ- Pflanze und Wachstum, zu Engel und Kreuz nis, Bilder seien zu verehren. Er kritisierte, und dem ganzen tiefen, biblischen Schatz, ILLUSTRATION ENTGLITTEN? man könne sich mit der Stiftung von Kunst der gar den Menschen selbst als Bild Gottes Natürlich ist klar, dass die komplexe Realität eine Abkürzung ins Himmelreich erkaufen. begreift. Kein Witz. Ŷ Der Mensch als Abbild Gottes, oder doch eher Gott als Abbild des Menschen? Michelangelos «Erschaffung Adams» in der Sixtinischen Kapelle. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
THEMA Querkirchen fürs Ohr, Hausorgeln fürs Herz Das Toggenburg zeigt exemplarisch, wie die Beziehung zwischen reformierter Kirche und Kunst entstanden ist und entsteht Text: Philipp Kamm, Ebnat-Kappel | Fotos: KG Mittleres Toggenburg, Ackerhus, Fries-Stiftung Als originär reformierte Bauform darf die Querkirche bezeichnet werden wie die Kublykirche in Wattwil. Trotz nachgesagtem kunstfeindlichem Ruf: Tanz-, Theater-, Literatur-, Musik- und weite- letzten, Verschwendung zulasten der Armen Die reformierte Tradition hat kreative re Kunstspartengottesdienste statt. Den ers- waren oder schlicht vom Wort Gottes ablenk- Kunstschaffende und neue Formen hervor- ten Reformatoren wären solche Liturgien ein ten. In den calvinistischen Niederlanden gebracht, etwa im Toggenburg. Inzwischen brach deshalb die Nachfrage für religiöse gehen die Künste vermehrt fruchtbare Malerei zusammen. Doch die Künstler fanden Verbindungen mit reformierten Kirch- «Die Reformatoren Zwingli im erstarkenden Bürgertum des 17. Jahrhun- gemeinden und Gottesdiensten ein. und Calvin waren keineswegs derts neue Käufer. Diese bevorzugten statt biblischer Szenen Stillleben oder Darstellun- Ewigkeitssonntag: In der Ebnater Kirche sind Banausen, die die Künste gen ihres Alltags. Unversehens begünstigte abstrakte Bilder der einheimischen Künstle- generell verdammten.» hier die strikte reformierte Liturgie ein Gol- rin Rosmarie Abderhalden ausgestellt. Sie denes Zeitalter der Malerei, das den Kunst- thematisieren Verlust und Wege zurück ins markt umkrempelte und einer breiteren Leben. Pfarrerin Esther Schiess nimmt sie im Gräuel gewesen – dabei waren sie keines- Schicht öffnete. Gottesdienst zum Ausgangspunkt für Gedan- wegs Banausen, die die Künste generell ver- ken und Gedenken. Im Chor der schlichten, dammten: Zwingli komponierte und gründete BAUTEN FÜR DAS WORT hellen Grubenmannkirche sind die Gemälde die erste Zürcher Musikschule; in Bern pran- Eine Kirche, die sich ganz dem Wort zuwen- ein Blickfang, berühren im Zusammenspiel gerten Niklaus Manuels Fasnachtsspiele den den will, stellt den Ort der Verkündigung ins mit poetischen Texten und improvisierter Protz der römischen Kirche an. Selbst der ge- Zentrum. Bei bestehenden Bauten richten Klaviermusik die Anwesenden. strenge Calvin fand sich «nicht so kleinlich deshalb die Reformatoren die Bänke auf die zu urteilen, dass man überhaupt kein Bild Kanzel aus, bestuhlen auch den Chorraum. KUNSTFEINDLICHE REFORMATOREN? dulden oder ertragen dürfte». Vielerorts stehen zudem Abendmahlstisch Wie in Ebnat-Kappel hat sich die Kunst – und Taufstein zentral – die Orte der zwei ver- nach teils stürmischem Rausschmiss vor TRENNUNG VON KIRCHE UND KUNST bliebenen Sakramente. Für neue Kirchen ver- rund 500 Jahren – die reformierten Kirchen Doch im Gotteshaus hatten Statuen, Bilder, wenden aber Baumeister wie der Teufener längst zurückerobert. Diese werden nicht nur Instrumente etc. nichts zu suchen – weil ihre Grubenmann meist herkömmliche Grund- als Ausstellungsräume, Konzertsäle oder Verwendung keine biblische Grundlage hat- risse, so in Brunnadern oder Ebnat. Als einzi- Bühnen genutzt. In ihnen finden auch Kunst-, te, weil sie das erste oder zweite Gebot ver- ge originär reformierte Bauform entstehen 4 AUSGABE 1/2020
THEMA vor allem im 18. Jahrhundert Querkirchen: Die ORGELN FÜR DEN HAUSKREIS vom nüchternen Gottesdienst der Amtskir- Kanzel ist zentral an einer Längsseite positio- 200 Jahre früher, in einer speziellen Nische che nicht mehr angesprochen. Sie bevorzu- niert, die oft auf drei Seiten von Bänken und gelebten reformierten Glaubens, entsteht im gen die Religiosität des aufkommenden Pie- Emporen eingefasst wird. Querkirchen baut Toggenburg eine eigene Instrumententradi- tismus. Der Ebnat-Kappler Jost Kirchgraber, Grubenmann in Wädenswil, Speicher oder Alt- tion: Obwohl die Kirchenorgeln nach ihrer Germanist und Kunsthistoriker, beschreibt nau. In Wattwil errichtet Felix Kubly 1848 eine Verbannung hierzulande wieder installiert sie wie folgt: «Wichtig war, die religiösen In- grosse (zunächst paritätische) Kirche. werden, entstehen über 70 Jahre hinweg gut halte wieder mehr emotional erleben zu las- 100 Toggenburger Hausorgeln. Begüterte sen, weniger vom Kopf als vom Herzen her. PASSION DER BILDER Und dies mit Hilfe von Sinnlichkeit.» Wer die Wattwiler Kirche besucht, stösst im Foyer auf «Das grosse Gast- VERMITTELNDE KUNST mahl» von Willy Fries (1907 – 1980). Offensichtlich existiert auch im 21. Falls man Malerei im Kanton St. Gal- Jahrhundert das Bedürfnis nach An- len des 20. Jahrhunderts überhaupt dachtsformen, die sich nicht im intel- noch sinnvoll mit Konfessionen lektuellen Anspruch erschöpfen. schubladisieren kann, so ist Fries ein Pfarrerin Esther Schiess nimmt wahr, reformiertes Pendant zum Katholiken dass viele Reformierte lange Predig- Ferdinand Gehr (1896 – 1996). Wäh- ten nicht mehr schätzten. Der refor- rend des Aufstiegs der Nationalsozia- mierte Gottesdienst lebe davon, mit listen studiert Fries in Berlin, wird ge- unterschiedlichen Elementen unter- prägt von Kontakten zur bekennen- schiedliche Menschen anzusprechen, den Kirche um Bonhoeffer. Er kehrt auch gewohnte Bahnen zu verlassen in seinen Geburtsort Wattwil zurück, und zu überraschen. Sie habe mit sol- heiratet eine Pfarrerstochter. Ohne chen Ansätzen sehr gute Erfahrungen Auftrag, aus innerem Antrieb, entste- gemacht, häufig auch bei distanzier- hen aufsehenerregende christliche ten Kirchbürgerinnen und Kirchbür- Bilderzyklen. Die für ihn bleibende gern: «Kunst spricht Menschen auf Aktualität des Evangeliums treibt er einer nicht-kognitiven Ebene an, an- für manche bis an die Schmerzgren- ders als das Wort. Das ist mir heutzu- ze: Die Passionsgeschichte malt er tage wichtig, da wir überall ‹zugetex- nicht in einem antiken Palästina, son- tet› werden und so vieles nur über dern im Hier und Jetzt. Jesus wird auf den Kopf geht.» Aufgrund solcher Er- dem Wattwiler Dorfplatz vorgeführt Toggenburger Hausorgel von Joseph Looser, um 1800 fahrungen wird zwar nicht der Ruf und vor der Kulisse der Churfirsten nach spezifisch reformierter Kunst ans Kreuz geschlagen. Seine Schergen laut; die konfessionellen Milieus, nach tragen Uniformen der Schweizer Armee, reformierte Familien lassen sich diese mit denen sich zeitgenössische Kunstschaffende, Schmäher die Gesichtszüge von realen Dorf- Malereien und Schnitzwerk reich verzierten Formen und Werke eindeutig zuordnen bewohnern. Fries erhält diverse Aufträge in Instrumente in ihren Firstkammern aufstel- liessen, haben sich praktisch aufgelöst. Doch der Ostschweiz und Deutschland und bleibt len. Die Orgel begleitet den Psalmengesang inzwischen ist Kunst allgemein, in ihren dennoch eine Randerscheinung – weil religiö- bei der wöchentlichen Laienandacht – quasi religiösen wie weltlichen Spielarten, für die se Kunst in der Nachkriegszeit zur Nischen- ein Hauskreis. Viele Toggenburgerinnen und reformierte Kirche zu einer wertvollen Ver- kunst wird. Toggenburger dieser Zeit fühlen sich nämlich mittlerin und Brückenbauerin geworden. Ŷ Bräker, Bösch und Roth genburger Geschlecht entstammte und in Niederwenigen geboren wurde. Als Theo- Der zweite berühmte Toggenburger nach loge, Metall-Ikonenkünstler und Poet war Zwingli ist Ulrich Bräker (1735 – 1798), der Bösch weitherum bekannt geworden. Auf «arme Mann aus dem Tockenburg». In Kri- der musikalischen Ebene hat der Obertog- nau zur Schule gegangen und dort konfir- genburger Komponist Peter Roth (*1944) miert, wurde er in die reformierte morali- die reformierten Fussstapfen ausgeweitet, sche Gesellschaft in Lichtensteig aufge- sieht sein kirchenmusikalisches Schaffen nommen, wo ihm eine grosse Bibliothek ökumenisch, gar interreligiös. Begonnen zur Verfügung stand. Bräker tat sich als hat er als Dirigent des reformierten Kir- Bauerndichter hervor, der sich immer chenchores Alt St. Johann. Bekannt gewor- mehr dem aufklärerischen Gedanken zu- den ist der Bürger von Ganterschwil mit wandte. Sein schriftstellerisches Werk um- Chorwerken und Jodlermessen, insbeson- fasst über 3000 Seiten. Näppis Ueli ent- dere der Toggenburger Passion, den Tog- sprang ebenso der reformierten Tradition genburger Psalmen, der Messe «Juchzed wie später der Pfarrer und Künstler Josua und singed» oder der «St. Johanner Wie- Bösch (1922 – 2012), der einem alten Tog- Willy Fries: Das grosse Gastmahl, 1965 nacht.» (meka) Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
THEMA Reformierte erwachen aus dem Kunstschlaf Was die Reformatoren mit der Ablehnung der «Ölgötzen» wirklich wollten Text: Daniel Klingenberg, Pfarrer in Krinau | Foto: Wikimedia Reformierte haben das Image, bilderfeind- Image der «Sinnes- und Kunstfeindlichkeit». lich zu sein. Die Kirchen sind Predigthallen Ausgehend von Luther und Zwingli ist das mit leeren Wänden. Unterhaltendes gibt es zwar ein Missverständnis, aber auch gesell- nicht. Aber mit der Populärkultur beginnt schaftlich verankerte Missverständnisse sind eine neue Lockerheit im Umgang mit wirksam. Richtig ist: Mit der Reformation ha- Kunst. ben die Bilder keine religiöse Funktion mehr. In den protestantischen Kirchen fällt die Bilder anbeten geht gar nicht. Darin sind sich Kunst nach der Reformation in eine Art Luther und Zwingli einig. Genau das aber war Dornröschenschlaf. Der Kirchenbau ist die Praxis der mittelalterlichen Bildervereh- schlicht: Weil das Hören auf das Wort Gottes rung. Im Abbild, so glaubte man, ist auch das zentrales Anliegen ist, soll der Raum mög- Abgebildete gegenwärtig: Wo Gott drauf ist, lichst wenig ablenken. «Kunst gerät in den da ist auch Gott drin. Das ist nach Meinung folgenden Jahrhunderten in Vergessenheit aller Reformatoren ein Verstoss gegen das und wird wenig mit Reformierten in Zusam- Bilderverbot. «Du sollst dir kein Gottesbild menhang gebracht», sagt Matthias Krieg. machen», steht in den Zehn Geboten. Gottes- Ausnahmen seien etwa Rembrandt in der bilder anbeten ist «Abgötterei» und die Abge- Malerei und Bach in der Musik. bildeten sind «Ölgötzen». BILDER JA, MAGIE NEIN Man glaubte bei Bildern: Aber: Luther und Zwingli lehnen damit nicht Wo Gott drauf ist, die bildende Kunst ab. «Die Reformation ist auch Gott drin. wendet sich einzig gegen das magische Den- ken in der Anbetung von Gottesdarstellun- gen», sagt der Theologe Matthias Krieg. Er ist Erst mit der Populärkultur der 1960er-Jahre Leiter der Stabstelle Theologie der Zürcher erwacht die Beziehung zwischen Kunst und Landeskirche. «Aber es ist eine anthropologi- Reformierten. Kulturelle Erzeugnisse nehmen sche Gegebenheit, dass Menschen sich Gott in Musik, Bild und Kommunikation breiten bildhaft vorstellen. Die Bibel ist voll davon, Platz im Alltag ein. Die Popkultur nimmt vom ‹guten Hirten› über den ‹Felsen› bis zur ihrerseits das Thema Religion unbefangen ‹tröstenden Mutter›». Der Humanist Zwingli auf. «Ein Street-Art-Künstler wie Banksy ist hat Freude an religiösen Darstellungen, sie eine neue Chance für die Wiederentdeckung sind ihm «zur Zier oder zum Gedächtnis» ge- der Kunst in der Kirche», sagt Krieg. «Seine macht. Bilder mit religiösen Anspielungen zielen auf Sowohl Luther wie auch Zwingli lehnen einen existenzielle Fragen, quasi das Kerngeschäft «Bildersturm» ab, das gewaltsame Entfernen der Reformierten.» von Bildern in Kirchen. Ihnen geht es um das theologisch begründete Ende der magischen ZUM ABENDMAHL AN DIE OLMA Bilderverehrung. Diese reformatorische Hal- Kunst spielt auch in der kirchlichen Kommu- tung ist in der westlichen Welt heute selbst- nikation eine Rolle. Beispiel dafür ist die verständlich: Der Gedanke einer religiösen Aktion «Zum Abendmahl an die Olma» der Bildern innewohnenden «heiligen Energie» ist St. Galler Kantonalkirche. Olmagänger mach- fremd. ten das Da-Vinci-Abendmahl zu lebenden Skulpturen, dutzendfach fotografiert und auf IMPULS DURCH POPKULTUR der ref-sg-Homepage zu sehen. «Das gängige In den «Bilderstürmen» aber mündet die Ab- Kunstmotiv wird mit einer neuen Bedeutung lehnung der Bilderverehrung in Aggression. aufgeladen», sagt Andreas Ackermann von Daher haben die Reformierten bis heute das der Arbeitsstelle Kommunikation. «In der Aktion wird eine reformierte Grundüberzeu- gung sichtbar: Kirche besteht aus den teil- Als Fenster haben Bilder wieder Einzug gehalten in nehmenden Menschen.» Populärkultur dient reformierten Kirchen – Chagall-Fenster im Zürcher in diesem Fall der öffentlichen Wahrnehmung Fraumünster. der Kirche. Ŷ 6 AUSGABE 1/2020
THEMA Beschriftete Parkplätze für die «oberste Geschäftsleitung» der Kirche – die Kunstinstallation «meeting» vor der reformierten Kirche Stäfa provoziert, regt aber auch zum Nachdenken und Diskutieren an. Busszettel auf dem Parkplatz Gottes Ein provokatives Kunstwerk lässt Gläubige und Ungläubige über die Trinitätslehre diskutieren Text| Foto: Rolf Kühni, Pfarrer, Sargans Parkplätze vor der Kirche, beschriftet mit BUSSZETTEL FÜR FALSCHPARKIERER war alles grässlich verschmiert.» Aber das «father», «son» und «holy ghost». Pfarrer Heute, zehn Jahre danach, unterhalten wir sei vorbei. «Trotzdem sollten wir den Stäf- Rolf Kühni war als Mitglied der Jury dabei, uns wieder über den «Gottesparkplatz», wie nern neu bewusst machen, worum es geht.» als dieses Kunstwerk in Stäfa ZH auf den das Kunstwerk allgemein genannt wird: Da Auswärtigen Besuchern sei dies nämlich so- Kirchplatz gesprüht wurde. Zehn Jahre ist meine Pfarrkollegin Monika Götte. Sie zog fort klar, wie kürzlich einer Wandergruppe. später ist er Pfarrer in Sargans und blickt nach mir in das Pfarrhaus mit direkter Sicht «Die diskutierten engagiert und zückten ihre zurück. auf «meeting». Auch der Präsident, Arnold Kameras.» Egli, und der Gemeindeverwalter, Andy Erni, Der einzige Dreieinigkeits-Parkplatz weltweit sind hier. «Sehr viele Leute realisieren heute EIN MODERNES GLEICHNIS befindet sich im zürcherischen Stäfa. Also nicht mehr, dass es sich um ein Kunstwerk Eigentlich ist «meeting» eine Art modernes schon fast im Kanton St. Gallen. «Die spinnen, handelt», meint dieser. «Deshalb stellen sie Gleichnis. Auch Jesus erzählte Gleichnisse. die Stäfner!», hiess es damals, im Herbst ihre privaten Autos auf die reservierten Plät- Nur gibt es heute bei uns kaum noch Hirten 2009. Gemeint waren wir Reformierte, weil ze.» Und Monika: «Reaktivieren wir doch den mit verlorenen Schafen, kaum noch Bauern, wir dem neuen Kirchplatz mit «meeting» ein die das Saatgut in die Dornen streuen. Eine ungewöhnliches Profil verliehen hatten. neue Zeit braucht neue Gleichnisse, um dem «meeting»: So heisst der Dreieinigkeitspark- Die Bezeichnung «meeting» Glauben auf die Spur zu kommen. Und über- platz. Gestaltet hat ihn die Malerin und Ob- trifft theologisch ins haupt machten schon damals die Gebildeten jektkünstlerin Barbara Mühlefluh. Schwarze. Jesus den Vorwurf, er banalisiere den Glau- ben und lästere Gott. Ist die Kritik gegen GOTT IST BEGEGNUNG «meeting» in Wahrheit gar ein Kompliment? Viele Mitglieder der Kirchgemeinde schlos- Busszettel! Darauf steht: ‹Sie müssen zwar sen sich dem harschen Urteil an, auch altge- keine Busse bezahlen, aber vielleicht wollen SPONTANE DISKUSSION ÜBER TRINITÄT diente Theologen in Pension. Was die Künst- Sie Busse tun. Nehmen Sie deshalb heute be- «Es ist doch nichts als richtig, wenn unsere lerin auf den Boden spritzen liess – das soll wusst Anteil am Leben eines Menschen, den oberste Geschäftsleitung einen reservierten Kunst sein? Banal und gotteslästerlich, so Sie sonst kaum beachten.›» Wenn Monika mit Parkplatz hat», meint zu guter Letzt Andy. lauteten die Vorwürfe. Am öffentlichen Dis- ihren Konfirmanden über die Trinität nach- Wie sehr der Trinitätsparkplatz eine Antwort kussionsabend liefen manche Köpfe hochrot denkt, nimmt sie die Gruppe hinaus zu «mee- sein kann auf der Suche nach zeitgemässen an. Dabei wollte die Künstlerin schlicht dem ting». Und, natürlich! Da war ja noch der alte Gleichnissen, lasse ich offen. Auf die Frage Auftrag gerecht werden: «Religion im öffentli- Ernst, der seine frühmorgendlichen Trini- allerdings, ob dies überhaupt Kunst sei, ant- chen Raum sichtbar, eine kirchlich-religiöse täts-Meditationen hier durchführte. worte ich heute, als Mitglied der Jury vor Identität lesbar machen.» Offensichtlich hat- zehn Jahren: «Ich kenne keinen öffentlichen te sie sich mit der Thematik beschäftigt. Die STÖRMANÖVER MIT PAMPHLETEN Ort, an dem Menschen – ungläubig oder gläu- Bezeichnung «meeting» trifft theologisch Arnold erinnert sich an Störmanöver: «Ein- big – so spontan über die Trinität diskutieren nämlich ins Schwarze. Die Trinitätslehre mal war die ganze Gegend übersät mit wie dort auf Kirchbühl in Stäfa am Zürichsee. sagt: Gott ist Begegnung, Kommunikation. Pamphleten gegen den Parkplatz, und einmal Soll das wirklich keine Kunst sein?» Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
IN KÜRZE PANORAMA GEMEINDEN Foto: Kirchgemeinde Grabs-Gams Wil: Wirbel um drei Weihnachtslieder Die Leitung des Mattschulhauses in Wil hatte Ende November entschieden, «Fröh- liche Weihnachten überall», «Go tell it to the mountain» und «S grööschte Gschänk» aus Rücksicht gegenüber andern Religio- nen und Kulturen an der Weihnachtsfeier 2019 nicht zu singen, wie «20 Minuten» schrieb. Schulratspräsidentin Jutta Röösli erklärte, der Entscheid sei deshalb gefällt worden, weil in der Vergangenheit Reklamationen eingegangen seien: von Muslimen, Anhängern anderer Konfessio- nen und Konfessionslosen. «Stille Nacht» wurde im Programm belassen. Der Ent- Strassenkinder von den Philippinen zu Besuch scheid löste einen Wirbel aus, den auch das tagende Kantonsparlament erreichte, Im Oktober besuchten sieben ehemalige Strassenkinder von den Philippinen das Kirchgemeindehaus Grabs- wo die SVP und CVP mit Vorstössen das Gams. Sie sprachen, tanzten und bezeugten ihre Lebensgeschichte vor vier Schulklassen und vermittelten Volksschulgesetz mit einem Passus für pure Lebensfreude. Die Berichte gingen unter die Haut und zeugten davon, wie stark die Botschaft der Weihnachtsfeiern ergänzt haben wollen. Liebe Gottes zu verändern vermag, heisst es in der Mitteilung der Kirchgemeinde. (pd) Ŷ Das Gesetz schreibt bis anhin vor, dass in der Schule christliche Werte vermittelt werden sollen. (meka) Ŷ Aufbruch: wozu, wohin? Neuer Abendmahlstisch Standortbestimmung: Kirchgemeinde Oberer Necker startet neues Projekt Die Kirchgemeinde Rebstein-Marbach hat Braucht es die Kirche überhaupt noch? und geteilt werden soll. Das Projekt «Auf- in der Kirche Rebstein die Orgelsanierung Würde etwas fehlen, wenn es sie nicht mehr bruch …» folgt diesem Anliegen, macht es erfolgreich abgeschlossen und die Arbei- gäbe? Für die Kirchgemeinde Oberer Necker zum Thema. Bis 2022 sollen unter den Ge- ten im Chorraum beendet, wie sie mitteilt. ist es kein Tabubruch, solche Fragen zu sichtspunkten «Mit Gottes Ja unterwegs», Der neue Abendmahlstisch steht nun vor- stellen. Sie startet zum Projekt «Aufbruch». «Eine Gemeinde, viele Dörfer», «Gemeinde mit ne, und der Taufstein wurde so versetzt, Ausstrahlung, ein Gewinn für alle» und «Kir- dass er wieder seinem ursprünglichen Die Verantwortlichen der Kirchgemeinde che am Weg» die Entwicklung der Gemeinde Zweck dienen kann. Am 15. Dezember hat schreiben, dass seit je niemand auf die Kirche gefördert werden. Sie zieht dabei einen exter- die Kirchgemeinde ihren neuen Abend- gewartet habe, sondern es immer Menschen nen Projektleiter bei, der die Arbeitsgruppen mahlstisch eingeweiht. (pd) Ŷ gewesen seien, die der Überzeugung waren, steuert und koordiniert. Eine Projektgruppe dass das Reich Gottes in dieser Welt gelebt wurde bereits ins Leben gerufen. (pd/meka) Ŷ Auf dem Weg zur Ewigkeit – eine Bilderausstellung Malen war ihre Leidenschaft. Darin Keine Kirche zu verkaufen fand sie Ruhe und Inspiration: Barbara Kirchgemeinde Unteres Toggenburg trägt Anliegen der Mitglieder Rechnung Hefti-Hügi verstarb im Februar 2019. Nun sind ihre Bilder bis Ende Januar im Ein Diskussionsabend unter dem Titel dem die Kirchenvorsteherschaft die Sachlage Kirchgemeindehaus Abtwil ausgestellt. Sie «Welche Kirche wollen wir verkaufen?» in einer Retraite besprochen hatte. Zudem sei zeigen vieles von den Gefühlen, Träumen löste in der Kirchgemeinde Unteres Tog- deutlich geworden, dass sich viele eine grös- und Ängsten der Verstorbenen: Die genburg Echo aus. Ihre Vorsteherschaft hat sere Vielfalt der Verkündigung wünschten, Krankheit und die Auseinandersetzung nun die Voten analysiert und kommt zum um so den Glauben, die Gemeinschaft und mit dem Tod haben die Werke geprägt. Schluss: Es gibt keine Kirche zu verkaufen. den Gottesdienstbesuch für einen grösseren Barbara Hefti hatte sich gewünscht, dass Teil der Mitglieder attraktiv zu machen. ihre Bilder ausgestellt, verkauft und der «Es wurde am 30. Oktober klar: Ein Kirchen- Schliesslich werde sich die Vorsteherschaft Erlös bedürftigen Menschen gespendet verkauf ist aktuell keine Option für unsere mit der Frage befassen, wie die Kirchen in werde. Die Ausstellung unter dem Titel Kirchgemeinde. Vorher sollten alle anderen Bütschwil, Ganterschwil und Lütisburg län- «Auf dem Weg zur Ewigkeit»wurde Möglichkeiten ausgeschöpft und nötigenfalls gerfristig erhalten und offenbleiben können von Thomas Hefti, dem Ehemann der andere Liegenschaften verkauft werden», und ob es Liegenschaften gebe, von denen Verstorbenen, organisiert. (pd) Ŷ heisst es in den Gemeindemitteilungen, nach- sich die Gemeinde trennten könnte. (meka) Ŷ 8 AUSGABE 1/2020
PANORAMA KANTON IN KÜRZE Einigkeit an der Synode Foto: Martin Böhringer Wintersynode 2019 der St. Galler Kantonalkirche verläuft ohne grosse Zwischenfälle Text: Andreas Ackermann / Stefan Degen | Foto: Andreas Ackermann Die Wintersynode 2019 der Evangelisch- (St. Gallen), Michael Eugster (Bütschwil) reformierten Kirche des Kantons St. Gallen und Thomas Moser (Uznach). Die Synode verlief in Minne. Nur die allererste Abstim- wählte Vicki Gabathuler (Grabs-Gams) in mung war richtig kontrovers. die Kommunikations-Kommission der Kan- tonalkirche. Und neu vertritt Jennifer Deuel In den nachfolgenden Abstimmungen gab (St. Gallen) die St. Galler Kirche als vierte Ab- es nie mehr als eine Nein-Stimme und nur geordnete in der Abgeordnetenversammlung wenige Enthaltungen. So verabschiedete die der Evanglisch-reformierten Kirche Schweiz. Synode das Budget 2020 der Kantonalkirche. Der Voranschlag geht bei einem Aufwand KONTROVERSE UM LIEDERBÜCHER von 24,4 Millionen Franken von einem Rück- Was verursachte aber die Kontroverse zu Be- schlag von knapp 190 000 Franken aus. ginn? Auf der Einladung waren die Synodalen gebeten, ein Kirchgesangsbuch mitzuneh- UNBESTRITTENE WAHLEN men. Nun wollte Philipp Kamm, Präsident Ohne Kontroverse verliefen auch die Wahlen. der Synode, wissen, wer es dabeihatte. Re- In die Kirchenbote-Kommission wurden sultat: 63 Ja- und 96 Nein-Stimmen. Daher gewählt: Jürg Steinmann als Präsident (Wa- wählte Kamm mit «Dona Nobis Pacem» einen lenstadt), Rolf Kühni (Sargans), Christina allgemein bekannten Kanon als Schlusslied. Hegelbach (St. Gallen), Daniel Klingenberg Er erklang kraftvoll im Ratssaal. Ŷ Bankräuber in Altstätten Über hundert Oberstufenschülerinnen und -schüler aus dem Kanton St. Gallen zog es im November zum kantonalen Jugendtreffen nach Altstätten. Eingela- den hatte die kirchliche Jugendarbeit von Altstätten, Rebstein-Marbach und Eichberg-Oberriet. Das Programm war abwechslungsreich: Ein ehemaliger Bankräuber erzählte, wie er sein Leben geändert hatte. Mit Clown Pompo stu- dierte man akrobatische Kunststücke ein. Und die Snowboard-Weltmeisterin Ursula Bruhin erzählte von ihrem Leben und Mit Silvan Holenweg (Wildhaus–Alt St. Johann) nahm erstmals ein Mitglied an der Synode teil, ihrem Glauben. Es war das zweite kanto- das im dritten Jahrtausend geboren wurde. nale Jugendtreffen nach 2017 und endete mit einem Jugendgottesdienst und einer anschliessenden Party. (mb) Ŷ Kühne neuer Präsident Lebt wohl, ihr Lieben November-Sitzung des katholischen Kirchenparlaments Im November wurde in St. Gallen die Das «Katholische Kollegium» wählte den Neu in den Administrationsrat gewählt Schweizer Premiere des Projektes «Letzte Rechtsanwalt Raphael Kühne aus Flawil an wurden auch Cornelia Brändli-Bommer aus Lieder und die Welt steht still» gefeiert. die Spitze des Administrationsrates, der Uznach und Barbara Hächler aus St. Gallen. Der Initiant Stefan Weiller hatte mit Ster- Exekutive des katholischen Konfessions- Das Kirchenparlament genehmigte zudem benden über Leben, Tod, Musik und Lie- teils des Kantons St. Gallen. das Budget 2020, welches erstmals seit 2004 der, die ihnen wichtig waren, gesprochen. einen kleinen Überschuss, eine «schwarze Über 600 Zuschauerinnen und Zuschau- Kühne folgt auf Martin Gehrer, der nicht Null» aufweist. Gestärkt wird künftig die ern liessen sich von den Geschichten und mehr zu einer zweiten Amtsdauer antrat. Caritas St. Gallen-Appenzell. (pd/sd) Ŷ Liedern berühren. (pd/sd) Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
IN KÜRZE PANORAMA SCHWEIZ Zürcher Pfarrerin vor Gericht abgeblitzt Die ehemalige Pfarrerin von Fällanden kämpft auf juristischem Weg gegen ihre Entlassung. Das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich sieht sich für die Be- schwerde aber nicht zuständig. Die Frau müsse sich an die Rekurskommission der evangelisch-reformierten Landeskirche wenden, schreibt das Gericht in seinem Entscheid Ende November. Seit der Teilre- vision der Kirchenordnung Anfang dieses Jahres sei diese Kommission auch für Personalstreitigkeiten zuständig. Für die- sen Hinweis muss die Pfarrerin nun 970 Franken bezahlen. Anfang Oktober hatte der Kirchenrat der evang.-ref. Landeskir- che die Pfarrerin aus Fällanden per sofort abgesetzt. In ungewohnt deutlichen Wor- ten bezeichnete er sie als «unfähig und unwürdig». Der Kirchgemeinde und der Kirchenpflege sei eine weitere Zusammen- arbeit nicht zumutbar. (ref.ch )Ŷ Missbrauchsopfer erhalten «Denkmal» Der Westschweizer Bischof Charles Morerod hat Mitte November ein «Denk- mal» für die Missbrauchsopfer in der Kir- che in der Kathedrale Freiburg enthüllt. Dieses solle ein Mahnmal dafür sein, dass Ein Wimmelbild zu 150 Jahre Landeskirchen Thurgau in der Kirche keine weiteren solchen Ta- ten geschähen, sagte Morerod. Er mahnte zur Wachsamkeit. (kath.ch) Ŷ Ein Stück Himmel Thurgau feiert 150 Jahre Miteinander von Kirche und Staat Konzernverantwortungs- Text: kath.ch / meka | Foto: 150himmel.ch Initiative Bevor andere Kantone ein Kirche-Staat- oder in den katholischen Innerschweizer Es bleibt dabei: Die Kommission des Stän- Gesetz hatten, wurde ein solches im Kan- Kantonen vorgegeben war. Jede Landeskir- derates möchte, dass Schweizer Unter- ton Thurgau realisiert. Das geschah 1869. che ist seit 150 Jahren anlog zur staatlichen nehmen für Menschenrechtsverletzungen Die katholische und die evangelische Lan- Regierungsorganisation staatskirchenrecht- und Umweltschäden von Tochtergesell- deskirche feiern gemeinsam das Jubiläum, lich strukturiert, hat die Steuerhoheit und schaften im Ausland haften. Sie stellt sich das sie vor 150 Jahren zusammenführte. verwaltet sich selbst – ohne Finanzierungs- damit gegen den Bundesrat und hält am beiträge des Kantons. indirekten Gegenvorschlag des Natio- «Damals waren wir einzigartig», fasst der Kir- nalrats fest, wie die Parlamentsdienste chenratspräsident der katholischen Landes- SELBSTVERSTÄNDLICH ÖKUMENISCH Ende November mitteilten. Der Ständerat kirche Thurgau, Cyrill Bischof, das Ereignis Nun soll gefeiert werden. Die Auftaktveran- behandelte das Geschäft im Frühling, von 1869 zusammen. In jener Zeit gab es fünf staltung fand am 1. Dezember, dem Beginn wies den Gegenentwurf jedoch ab. Da der Mal mehr Evangelische im Kanton als Katholi- des Kirchenjahres, statt. «Gefeiert wird Nationalrat daran festhielt, muss sich nun ken. «Dennoch wurden wir gleich behandelt.» selbstverständlich ökumenisch», betont der auch die kleine Kammer nochmals damit evangelische Kirchenratspräsident Wilfried beschäftigen. Am 10. Oktober 2016 wurde KONFESSIONELL GEMISCHT Bührer. Das Jubiläum umfasst zwölf Projekte die Volksinitiative «Für verantwortungs- Weil der Thurgau im Unterschied zu vielen mit verschiedensten Anlässen. Sie dauern bis volle Unternehmen – zum Schutz von anderen Kantonen damals konfessionell zum Schlussfest am 21. Juni 2020.Ŷ Mensch und Umwelt» (Konzernverantwor- durchmischt war, wurde nicht ein Modell tungs-Initiative) eingereicht. (ref.ch) Ŷ übernommen, wie es im reformierten Zürich www.150himmel.ch 10 AUSGABE 1/2020
PANORAMA WELT IN KÜRZE Welthunger ohne Ende Hamburg: Bibel für eine Million ersteigert #ZeroHunger – StopArmut-Konferenz 2019 in Aarau mit über 400 Interessierten Ein Schweizer Text: Schweizerische Evangelische Allianz | Foto: bfa-Kampagne 2008 hat in Hamburg eine Bibel für Über 800 Millionen Menschen weltweit Lebensmittelverschwendung. Seine biblische rund eine Million leiden Hunger. Mit den weggeworfenen Vision einer nachhaltigen Landwirtschaft Schweizer Fran- Nahrungsmitteln könnten zwei Milliarden fusst unter anderem darauf, dass die Erde ken ersteigert. Menschen ernährt werden. Es sind solche nicht den Menschen gehöre – sondern Gott. Laut Auktions- Zahlen und Fakten, die an der 11. Stop- Deshalb gehöre zur Landwirtschaft auch die haus Ketterer Armut-Konferenz in Aarau für Diskussions- Ehrfurcht vor Gottes Erde und eine respekt- Kunst ist es stoff sorgten. volle Einstellung etwa gegenüber künftigen die teuerste Generationen oder indigenem Wissen. Bibel, die je in «Nach Jahrzehnten des kontinuierlichen Deutschland unter den Hammer kam. Den Rückgangs hat der Trend gekehrt. Von 811 LERNPLATTFORM FÜR KIRCHGEMEINDEN Zuschlag für das 1462 gedruckte, zwei- Millionen hungernden Menschen 2017 stieg Im Talk mit Michael Diaz (Alternative Bank bändige Werk aus der Gutenberg-Presse die Zahl 2019 auf 821 Millionen»: Das Ein- Schweiz AG), Nino Jacusso (Regisseur der hat ein Privatsammler erhalten. Damit ist gangsplädoyer von Marie-Hélène Kyprianou Dokumentation «Fair Traders») und Martina er im Besitz einer der wertvollsten Bibeln vom World Food Programme (WFP) der UNO Straub (Präsidentin Oikocredit deutsche überhaupt. Die Biblia latina von Johannes führte den Konferenzteilnehmenden Mitte Schweiz) kam auch die Konzernverantwor- Fust und Peter Schöffer besteht aus zwei November die Dringlichkeit und Aktualität tungs-Initiative aufs Tapet. Büchern und umfasst 481 Blätter, die aus des Themas vor Augen. Sie betonte auch Ein neues Instrument speziell für Kirchge- Pergament gefertigt wurden. Nach dem die Bedeutung der lokalen Wirtschaft und meinden ist das an der Konferenz lancierte Druck wurde die Bibel nach Italien ge- ländlicher Gemeinschaften: Obwohl sie den «Eco Church Network». Die Vernetzungs- und bracht und mit filigranen Schmuckinitia- Grossteil der Nahrungsmittel produzierten, Lernplattform beleuchtet Bereiche des kirch- len in bunten Farben und Gold illustriert. seien Kleinbauern selber stark von Ernäh- lichen Lebens – beispielsweise Gottesdienst Insgesamt wurden von Fust und Schöffer rungsunsicherheit und Armut betroffen. «Sie und Lehre, Gebäude und Umgebungsgestal- vermutlich 200 bis 250 Exemplare des Bu- zu stärken ist eine der Säulen unserer Strate- tung – und verbindet es mit Nachhaltigkeit, ches geschaffen, von denen heute noch gie, den weltweiten Hunger zu beenden.» globaler Gerechtigkeit und Umweltschutz. etwa 90 existieren – der Grossteil jedoch Eine Online-Selbsteinschätzung ermöglicht nur noch in Fragmenten. (ref.ch) Ŷ DEUTLICHE WORTE eine erste Standortbestimmung, und mithilfe Auch Dave Bookless, Theologe der christ- von Tools können Verbesserungspotenziale lichen Umweltbewegung A Rocha Internati- erkannt und Schritte in Angriff genommen onal, fand deutliche Worte und sprach die werden. Ŷ Abholzung im Amazonas- zahlreichen Ursachen der gegenwärtigen Er- gebiet auf Höchststand nährungskrise an, darunter die zunehmende www.ecochurch.ch Von August 2018 bis Juli 2019 sind im brasilianischen Amazonas 9762 Quad- ratkilometer Wald verschwunden. Das entspricht mehr als fünf Mal der Grösse des Kantons Zürich. Das sei ein Anstieg von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, eine der stärksten Zunahmen seit Beginn der Messungen vor 30 Jahren. Die Abholzung des brasilianischen Regenwal- des sei auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren, erklärte das brasilianische Welt- rauminstitut Ende November, das seine Daten mittels Satellitenbildern erhebt. Ŷ Fünf Weltreligionen auf einem Friedhof vereint Auf dem Bremgartenfriedhof in Bern ist ein Hindu-Abdankungstempel eingeweiht worden. Damit sind nach Christen, Jüdin- nen, Musliminnen und Buddhisten alle fünf Weltreligionen mit Orten für Abdan- Die Zahl der hungernden Menschen auf der Welt ist 2019 wieder auf 821 Millionen angestiegen. kungsfeiern und Bestattung vertreten. Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
BILDUNG PALETTE Kirchliches ALL SOULS PROTESTANT CHURCH Umweltmanagement Gebet Jeweils am Sonntag um 12 Uhr Anlässe der englischsprachigen Kirche mit 27. März bis 26. September 2020 VORBEREITUNG DES WELTGEBETSTAGS Pfr. Scotty Williams in der Kirche Rotmonten: oeku Kirche und Umwelt bildet in einem Vorbereitungstage für den Weltgebetstag Worship Service: 12. und 26. Januar Lehrgang an sechs Kurstagen kirchliche Sa, 18. Januar, 9 – 16 Uhr, Lichtensteig Table Talk: 5. und 19. Januar Umweltberaterinnen und -berater aus. Evang. Kirche Lichtensteig, Loretostrasse 13 www.allsouls.ch / Scotty Williams, 079 559 09 40 Diese verfügen dann über die Kompetenz, Anmeldung: Barbara Bretscher, Kirchgemeinden als Coaches zum Zertifi- 071 988 15 77; b_bretscher@hotmail.com TANZGOTTESDIENST kat Grüner Güggel zu führen. Der Grüne Anmeldeschluss: 10. Januar So, 19. Januar 2020, 11 Uhr, St. Gallen Güggel hilft Kirchgemeinden bei der Ver- Kosten inkl. Mittagessen: Fr. 70.– Ökumenische Gemeinde Halden, besserung ihrer Umweltleistung. Mi, 22., oder Do, 23. Januar, 9 – 17 Uhr Oberhaldenstrasse 25, 9016 St. Gallen Anmeldeschluss: 1. Februar 2020 KGH Lachen, Burgstrasse 104, St. Gallen, Eintanzen: 09.45 Uhr Mehr unter: grüner-güggel.ch Ŷ Anmeldung: Myrta Fischer, 071 390 04 48; m.f@myrtafischer.ch, Kosten inkl. Mittages- sen: Fr. 70.–, Anmeldeschluss: 8. Januar Jung und frisch Kirchlich-Theologische SPOTLIGHT – FÜR 16- BIS 35-JÄHRIGE Schule Gottesdienste Fr, 17. Januar, 19.45 – 22.30 Uhr miteinander – erleben – reden – sein im KGH Ausbildungsstart: 10. August 2020 ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL Wittenwis, Neuchlenstr. 38, 9200 Gossau Die Kirchlich-Theologische Schule bietet Dimanche 12, 19 et 26 janvier in zwei Jahren den Weg zum Theologie- 10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen DANKSTELL AM SEE studium an den Universitäten Bern und Dimanche 12 janvier à Rorschach Sa, 19. Januar, 18 – 19 Uhr, Rorschach Basel. Sie richtet sich an Berufsleute oh- Dimanche 19 janvier à Rapperswil Eventgottesdienst für Jugendliche und junge ne Matur im Alter von 20 bis 40 Jahren, 19 h Culte Erwachsene, die gern rockige Musik haben, die Pfarrerin oder Pfarrer werden möch- www.eglisefrancaise.wordpress.com in der Evang.-ref. Kirche Rorschach, ten. Anmeldeschluss: 15. März 2020 Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 071 801 96 02 Signalstrasse 34, 9400 Rorschach Mehr unter: theologieschule.ch Ŷ Religionslehrperson Ausbildungsstart: 10. August 2020 Das Religionspädagogische Institut bietet eine dreijährige, berufsbegleitende Aus- bildung zur Fachlehrperson Religion und ERG Kirchen an der Primarschule an. Im dritten Kursjahr ist es bereits möglich, eine eigene Klasse zu unterrichten. Die Ausbildung ist in allen reformierten Lan- deskirchen der Deutschschweiz aner- kannt. Anmeldeschluss: 20. April 2020 Kosten für Mitglieder der Ev.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen: Fr. 1850.– pro Semester. Stipendien sind möglich. Mehr unter: ref-sg.ch/primarschulkurs.html Ŷ Flucht und Integration Mi, 15. Januar 2020, 13 – 17.30 Uhr Pfarreiheim St. Maria Neudorf, St. Gallen. «Steh auf, nimm deine Matte und geh deinen Weg!» Weiterbildungstagung der ökumenischen Kommission für Flüchtlingsfragen: Die Liturgie für den Weltgebetstag vom 6. März 2020 kommt von Frauen aus Simbabwe. Sie erzählen Aktuelles zu Flucht und Asyl, in der von ihrem Leben mit Freuden und mit grossen Sorgen, politisch und wirtschaftlich. Mit dem Titel der Schweiz und weltweit. Integration – was Liturgie zeigen sie, dass sie nicht resignieren, sondern voller Hoffnung und Mut in ihrem Glauben ist förderlich und was hemmt? «aufstehen, ihre Matte nehmen und ihren Weg gehen» wollen. Durch den Weltgebetstag wird dieser Anmeldung: caritas-stgallen.ch/fluint Ŷ Gedanke aufgenommen und rund um den Erdball weitergegeben. (pd) Ŷ 12 AUSGABE 1/2020
PALETTE TIPPS Schweigemeditation Samstag, 11. Januar 2020, 9 – 16 Uhr, Gemeinschaftshaus Witenwis, Gossau Der ökumenisch durchgeführte Einfüh- rungstag ist gedacht für Neugierige, die noch gar keine Meditationserfahrung ha- ben, aber auch für Geübte als Vertiefung ihrer eigenen Praxis. Er wird geleitet von Marcel Steiner, Theologe, Via-Integralis- und Zenlehrer. Anmeldeschluss: 3. Januar 2020 Kosten inkl. Mittagessen: Fr. 25.– Weitere Informationen: Evang. Kirchgemeinde, Sekretariat Haldenbüel, Anita Frehner, 071 577 09 40, anita.frehner@evanggossau.ch Ŷ «Habemus Feminas!» Zur Pilgerreise des Projektes «Kirche mit* den Frauen» von St. Gallen nach Rom erstellte ein junges Kamerateam einen Dokumentarfilm mit dem Titel «Habemus Feminas!» («Wir haben Frauen!»). Filmvorführung am Dienstag, 21. Januar, 19.30 Uhr, im Pfarreiheim St. Martin, Fürstenlandstrasse 180, 9014 St. Gallen-Bruggen. Esther Rüthemann führt in den Film ein. Die Seelsorgerin aus Jona gehörte zur Kerngruppe der Pilgerinnen. (pd) Ŷ GO2BE SCHATTENJAZZ So, 26. Januar, 19.30 Uhr, Buchs Mi, 29. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen Wiborada 2021 Ein musikalischer Gottesdienst für junge Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25. Erwachsene, evang.-ref. Kirche, Kirchgasse, Mit Fabian Mueller, Reto Suhner (Saxophon, Können Sie sich vorstellen, eine Woche Buchs SG Piano), Eintritt frei, Kollekte lang eingeschlossen in einer Zelle zu leben? Kann man sich Gott nähern, indem man sich einschliesst? Und was macht Konzerte Meditation das Eingeschlossensein mit mir und mei- nem Blick auf die Welt? TRADITION UND INNOVATION KONTEMPLATION NACH VIA INTEGRALIS Mi, 8. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen Do, 9., und Mo, 20. Januar, 18.30 – 20 Uhr Um diese Fragen dreht sich das Wibo- Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25. Ökumenische Kirche Halden rada-Projekt, das im Mai und Juni 2021 Mit Enrico Lenzin und Andi Pupato Oberhaldenstrasse 25, 9016 St. Gallen stattfindet. Wiborada lebte um das Jahr (Alphorn, Perkussion, Stepptanz) 900 als Inklusin in St. Gallen, gehört zum Eintritt frei, Kollekte HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA Erbe dieser Stadt und ist ein spiritueller Do, 23. Januar, 18 – 18.30 Uhr und religionshistorischer «Schatz im TROJA – HOW ABOUT LIFE ... ON MARS? St. Galler Dom, Eingang rechtes Chorgitter. Acker». Mi, 15. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zuspruch und Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25. Segen. Mit Hildegard Aepli. Eine ökumenische Projektgruppe unter Mit Peter Zihlmann, Patrick Sommer, der Leitung von Hildegard Aepli beschäf- Andreas Wettstein (Piano, Bass, Drums) tigt sich damit, möglichst am original Eintritt frei, Kollekte Museum historischen Ort in St. Mangen Wiboradas Gottsuche nachzuempfinden. Dazu wer- LET`S DREAM OF SPRING VOM JUGENDSTIL ZUM BAUHAUS den acht bis neun Frauen und Männer Mi, 22. Januar, 12.15 – 12.45 Uhr, St. Gallen Bis am 31. Mai 2020 gesucht, die sich freiwillig für je eine Wo- Kirche St. Laurenzen, Marktgasse 25. Historisches Völkerkundemuseum che einschliessen lassen und dabei von Mit dem Trio Berusi: Beatrice Rütsche-Ott, Museumstrasse 50, St. Gallen aussen versorgt und begleitet werden. Simone Bachmann-Küng, Ruth Falk So, 12. Januar, 11 Uhr (Sopran, Violine, Klavier) Öffentliche Führung mit der Kuratorin Anmeldeschluss ist im März 2020 Eintritt frei, Kollekte www.hvmsg.ch Mehr unter: www.heilige-wiborada.ch Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
THEMA «Wie ein göttlicher Funke, Thomas Beerle der in den Pinsel fliesst» Seit September 2019 setzt Thomas Beerle mit der Kirchgemeinde Altstätten das Pionierprojekt «Fresh-X» um. Gemeinsam Pfarrer Thomas Beerle organisiert Kunstausstellungen in Kirchen mit Kunstschaffenden entwickelt er An- Interview: Stefan Degen | Foto: Albert Brassel / zVg lässe und christliche Gemeinschaftsfor- men im Rheintal. Analog dazu ist er mit Kunst spricht die Seele an. Davon ist ist meine Meinung. Kunst darf zwar heftig Rheintaler Bauern unterwegs. Beerle ist Pfarrer Thomas Beerle überzeugt. Durch kritisieren. Aber das braucht ein anderes seit 1992 Pfarrer in der St. Galler Kirche. seine Ausstellungen finden Menschen einen Format, es passt nicht gut in eine Kirche. In dieser Zeit hat er begonnen, Kunstaus- neuen Zugang zur Kirche. stellungen zu organisieren. Die St. Galler Wie oft lehnen Sie Kunstwerke ab? Kirche fördert in- Herr Beerle, Ihre erste Ausstellung in der Kir- Beerle: Das kommt ab und zu vor. Bei grösse- novative kirchliche che Grabs hatte das Thema «Kunst verkündet». ren Ausstellungen gibt es eine Jury. Manch- Projekte mit einer Was verkündet Kunst? mal wären die Leute zu fest abgelenkt. Man dreijährigen An- Thomas Beerle: Ein Kunstwerk hat eine Bot- muss den Rahmen beachten: In einer Bar schubfinanzierung. schaft, allein dadurch, dass es da ist. Näm- sind andere Dinge möglich als in einer Kir- Kürzlich hat der lich die Botschaft eines Gottes der Schön- che. In der Kirche möchte ich auf das religiö- Kirchenrat die Ar- heit. Der Kunstschaffende ist ein Abbild des se Empfinden der Leute Rücksicht nehmen. beitsgruppe «Neue Kunstschaffenden Gottes. Ich war kürzlich an Formen von Kir- einer Vernissage einer jungen Künstlerin. Ich Sie meinen freizügige Darstellungen? che» eingesetzt. Ŷ habe ein Aquarell angeschaut – es hat meine Beerle: Genau. Aktdarstellungen würde ich Seele berührt. Ich fragte die junge Frau: höchstens mit Vorsicht in die Kirche bringen. «Wenn du malst, was spürst du?» «Ich werde Es kommt aber auch auf das Kunstwerk an. sammen, die mit Religion nichts am Hut ha- ruhig.» Das ist wie ein göttlicher Funke, der ben. Eine Kirche an sich ist ja schon ein im Bild zum Ausdruck kommt, in den Pinsel Sind Sie mit Ihren Ausstellungen seitens der Kunstbau. Ich habe gemerkt: Die Kunstschaf- der Künstlerin fliesst. Kirche auf Widerstand gestossen? fenden sind fasziniert davon. Beerle: Kaum. Jemand sagte: «Was macht der Ihre Ausstellungen haben aber immer ein mit unserer schönen Kirche!» Eine andere Und wie ist der Anklang bei den Besuchern? bestimmtes Thema. Stimme meinte: «Das ist ja ein Riesenauf- Beerle: Der Anklang ist auch auf Besucher- Beerle: Kunst transportiert auch Inhalte. wand, ist das überhaupt sinnvoll?» Und ja, es seite gross. Das Publikum ist eher kirchen- Werte zum Beispiel. Wir leben in einer zer- ist ein grosser Aufwand, aber es ist echt sinn- fern. Eine Besucherin hat gesagt: «Wow, dass brochenen Welt. Ich will Kunst zum Sprechen voll – weniger für die Kerngemeinde als für das möglich ist in einer Kirche, so etwas bringen, die tröstet, die Mut macht. In Alt- Menschen, die den Bezug zur Kirche verloren Schönes!» Sie hat einen neuen Zugang zur stätten haben wir im November eine Ausstel- haben. Wir müssen neue Wege finden, wie Kirche gefunden. lung gemacht zu Thema «Wort – Mut – Tat». das Evangelium zu den Menschen hingeht. Kunst hat den Ruf, abgehoben zu sein. Bedie- Darf Kunst mutig sein und provozieren? Wie ist denn der Anklang bei Menschen, die nen Sie ein elitäres Bildungsbürgertum? Beerle: Ja, aber nicht auf die zerstörerische wenig Bezug zur Kirche haben? Beerle: Nein, Kunst ist nicht abgehoben, Art, die mancher Kunstansatz heute hat. Das Beerle: Ich arbeite auch mit Künstlern zu- nicht an den Ausstellungen, die ich organisie- re. Ich beziehe die Menschen vor Ort ein, Schulklassen zum Beispiel. An der Ausstel- lung zum Thema «Tod – Leben» hat eine Schulklasse einen Tunnel gebaut, durch den man aus der Dunkelheit ins Licht kommt. An meiner ersten Ausstellung in Grabs habe ich eine Führung mit einer Schulklasse gemacht, Erst- oder Zweitklässler. Wir haben ein Relief angeschaut, das die Krippe mit dem Kreuz verbindet. Da stellt ein Kind die Frage: «Wieso blutet dieser Mann?» Ein anderes Kind antwortet: «Das ist Jesus, der hängt am Kreuz.» Ein drittes Kind ergänzt etwas, es entsteht ein Gespräch. So haben diese Kin- der einander in drei Minuten die Grundzüge des Evangeliums erklärt. Ŷ Vernissage der Ausstellung «Wort – Mut – Tat» in der reformierten Kirche Altstätten 14
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