Mit Appenzeller Zuversicht in die Medienzukunft - Druckerei Appenzeller Volksfreund
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24 unternehmen Druckerei Appenzeller Volksfreund Mit Appenzeller Zuversicht in die Medienzukunft mitten im alten Dorfkern von Appenzell ist in den letzten Jahren ein modernes medienunterneh men entstanden. Die Druckerei Appenzeller Volksfreund (DAV ) verlegt heute zwei kleine Zeitungen und betreibt neben einer leistungsfähigen AkzidenzDruckerei auch eine innovative Internet agentur unter dem namen «anderthalb.ch». ein Besuch bei markus rusch, dem Geschäftsführer des traditionsreichen unternehmens, das als Genossenschaft organisiert ist. Michael Zollinger Die Druckereibranche leidet zurzeit un 1980 erJahre ging es dann langsam Kürze konnte der Umsatz um 30 bis 40 ter massivem Preisdruck. Die Konkur bergab mit der Zeitung und die Genos Prozent gesteigert werden, indem man renz aus dem Ausland ist immens und senschaft war im Begriff, ihr Vermögen auch das Kantonsgebiet verliess und die Bewegungen in Richtung digitale aufzubrauchen. bis nach St. Gallen und sogar in Zürich Medien und OnlineKommunikation Im Jahr 2000 stiess Markus Rusch als Kunden akquirierte. «Wir waren uns be sind nicht mehr aufzuhalten. Das bringt neuer Geschäftsführer dazu, um das wusst, dass wir immer ein bisschen viele kleine Druckereien in arge Be Steuer herumzureissen. Er hatte bereits besser und flexibler als die Grossen sein drängnis oder sogar soweit, das Hand vor Jahren im Betrieb Buch und Offset müssen. Das gilt natürlich bis heute», tuch werfen zu müssen. Nicht so die drucker gelernt, war dann aber nach ei betont Rusch. Zudem sei es wichtig, die Genossenschaft Druckerei Appenzeller Kosten gering zu halten. Soeben hat Volksfreund (DAV). Was machen die Ap penzeller besser? Eine Reise ins schöne «Unsere Zeitung man allerdings nochmals für 2,5 Millio nen Franken eine topmoderne neue Appenzellerland soll die Frage klären. wird es auch in Druckmaschine gekauft, eine soge Es begann mit 20 Jahren noch in nannte Low Energy UVMaschine, die trotz UV kein Ozon produziert, aber mit der Zeitung im Jahr 1875 unabhängiger hochreaktiven Farben, wesentlich we Im kleinen Chefbüro an der Engelgas se 3 im Herzen von Appenzell erzählt Form geben.» niger Energie und diversen weiteren Vorteilen druckt. Markus Rusch an diesem sonnigen Mon tagmorgen von den Anfängen des Un nigen Jahren in ein grösseres Indust Mit neuen Geschäftsfeldern ternehmens: «Bis 1875 gab es in Appen rieunternehmen im Druckbereich ge weiter wachsen zell Innerrhoden keine Zeitung. Man wechselt. Mit der Erfahrung aus der mo «Mit derlei Investitionen ist man gera las das Blatt aus Herisau und fühlte sich dernen Firma im Rucksack kehrte der dezu zum Wachstum verdammt», weiss stets ein bisschen vernachlässigt, bis HeimwehAppenzeller zurück an die Rusch. Das gelang dem Unternehmen drei engagierte Persönlichkeiten aus Po Engelgasse und begann sofort zu mo in den letzten Jahren gut. Der Umsatz litik und Wirtschaft die Gründung einer dernisieren. Für ihn wie für den Verwal konnte seit 2000 verdreifacht werden Druckerei und einer Zeitung beschlos tungsrat war klar, dass man das Defizit und auch der Personalbestand ist von sen: Der Appenzeller Volksfreund war der Zeitung zwar abschwächen, den 23 auf über 60 Mitarbeitende gewach geboren.» Weil schon den Gründervä Erfolg aber vor allem mit dem Ausbau sen. In Teufen hat man 2009 die Dru tern bewusst war, wie schwierig eine im AkzidenzBereich suchen musste. Es ckerei Kunz mit rund 13 Mitarbei kleine Zeitung rentabel herauszugeben wurden leistungsfähige Maschinen für tenden gekauft, die mit der «Tüüfner war, wählte man die Rechtsform der Ge Werbedrucksachen angeschafft und Post» die Dorfzeitung produziert, und nossenschaft mit dem festgeschriebe schrittweise der Aussendienst und die in Oberegg übernahm die Genossen nen Zweck «Herausgabe, Erhalt und Marketingaktivitäten verstärkt. schaft die Druckerei Bischofberger mit Fortbestand einer eigenständigen Zei einem guten halben Dutzend Mitarbei tung in Appenzell». Technische Investitionen tenden. Die ersten 100 Jahre funktionierte und rationellere Produktion Doch das Medienunternehmen sucht das recht gut. Man konnte sogar etwas «Das ging nicht ohne Kampf im Haus. seit einiger Zeit auch Business ausser Vermögen anhäufen und einige Lie Nicht alle wollten die Modernisierung halb des Druckgeschäfts. Im Jahr 2009 genschaften erwerben, obwohl nur und sahen den Druck für eine rationel wurde eine Internetagentur gegründet, nebenbei im kleinen Umfang Drucksa lere Produktion. Doch es gab keinen an die seit Kurzem unter dem Namen «an chen produziert wurden. Ab Ende der dern Weg», blickt Rusch zurück. Innert derthalb.ch» auftritt und von anspruchs 1
UNTERNEHMEN 25 Bilder: zVg Die Druckerei Appenzeller Volksfreund hat ihren Sitz im Appenzeller Dorfkern, von wo Markus Rusch seit 13 Jahren deren Geschicke lenkt. Er investierte unter anderem in moderne Maschinen. Viermal wöchentlich wird die Lokalzeitung «Appenzeller Volksfreund» gedruckt. Schweizer Arbeitgeber 9 / 2013
26 UNTERNEHMEN 1 vollen Firmenwebsites oder Imagefil- Die Maschine, auf der sie gedruckt wird, ganz einfach eine Selbstverständlich- men über E-Commerce-Anwendungen ist ein wenig in die Jahre gekommen, keit», lobt Rusch seine Belegschaft, zu und Entwicklungen für Smartphones reicht aber laut Rusch noch für die der übrigens auch seine Tochter, sein und Tablets bis zum Facebook-Auftritt nächste Dekade. Die Zeitung erscheint Sohn und in einem kleineren Teilpen- für Firmen alles anbietet. «Ganz wichtig bis heute in schwarz-weiss mit Ausnah- sum seine Frau gehören. ist für uns, dass wir dem Kunden eine me der Landsgemeinde-Ausgabe, die je- Aktuell bildet man sechs Lernende Gesamtberatung bieten können. Weil weils bei Ringier in Adligenswil produ- aus. Die Rechtsform der Genossenschaft wir alles inhouse machen, stimmt für ziert wird. Ebenfalls im Verlag erscheint bezeichnet Rusch bis heute als Glücks- uns am Ende auch die Wertschöpfung», zweimal pro Woche das Anzeigeblatt fall. Sie verhindere, dass Ende Jahr Geld erklärt Rusch. Noch verdiene man das Gais. Auch mit dem Buchverlag ist nicht aus dem Unternehmen fliesse. Stattdes- Geld vor allem im Druckbereich. Das wirklich Geld zu verdienen. Markus sen könne dieses wiederum investiert werde sich aber mit der Zeit ändern, oder zur Deckung des Defizits der Zei- weshalb es so wichtig sei, eine innova- tive Internet-Abteilung mit kreativen « Das Unternehmen tung verwendet werden. Voraussetzung sei, dass Geschäftsleitung und Verwal- und versierten Fachleuten zu betrei- lebt von der regio- tungsrat so unternehmerisch dächten ben. Zurzeit besteht die Abteilung aus 500 Stellenprozent. Sie soll demnächst nalen Verankerung und handelten, als würde das Unter- nehmen ihnen gehören. vergrössert werden. und der Loyalität Zukunftspläne mit « Appenzeller Volksfreund » der Mitarbeitenden.» einem neuen Medien-Center mit Fokus auf die Region Die Zukunft sieht der Geschäftsführer Die Lokalzeitung «Appenzeller Volks- Rusch: «Das muss man schon fast als relativ klar. An der Engelgasse platzt man freund» erscheint weiterhin viermal unser Hobby bezeichnen. Wir wollen räumlich aus allen Nähten und hat des- wöchentlich in einer Auflage von 5500 aber auch weiterhin Autoren eine Chan- halb soeben im Industriegebiet ein Stück Stück. Mit je einer Seite Ostschweiz, In- ce geben, die sonst wohl keinen Verlag Land gekauft, wo bis in fünf Jahren ein land und Ausland handelt es sich ganz finden würden. Jährlich verlegen wir modernes Medien-Center realisiert wer- klar um eine Zweitzeitung, die den Fo- vier bis fünf Bücher mit Bezug zur Re- den soll. Am Standort Teufen in Appen- kus auf die lokale und regionale Bericht- gion. Hier geht es vor allem um Image zell Ausserrhoden, wo man aktuell in erstattung legt. Rund zwölf Personen und um Kundenbindung.» den Digitaldruck investiert, soll auf jeden inklusive Inserate-Abteilung kümmern Trotzdem erzielt das Unternehmen Fall festgehalten werden. «Der weitere sich um das Blatt und das Onlineportal heute einen jährlichen Umsatz zwischen Preiszerfall und der Wandel vom Offset- appenzell24.ch, das seit 2008 zum Un- 9 und 10 Millionen Franken und der zum Digital-Druck stellen unsere grös- ternehmen gehört. Zwar schreibt die Cashflow sei «anständig», wie Rusch sten Herausforderungen dar. Zudem Zeitung bis heute keine schwarzen Zah- sich ausdrückt. Das Unternehmen lebt werden natürlich immer mehr Druck- len. Das Defizit konnte aber unter an- stark von der regionalen Verankerung erzeugnisse ganz durch Online-Formate derem dank einem modernen Redakti- und der grossen Loyalität der Mitarbei- substituiert, weshalb wir die Gesamt- onssystem markant verringert werden. tenden. Die meisten wohnen am Ort. beratung im Bereich Werbung und Mar- Trotzdem ist Markus Rusch überzeugt: «Wenn Büez da ist, wird auch gearbei- keting noch weiter ausbauen müssen», «Unsere Zeitung wird es auch in 20 tet, egal ob am Wochenende oder an ist Markus Rusch überzeugt. 3 Jahren in unabhängiger Form noch Feiertagen. Die Bereitschaft zu über- geben.» durchschnittlichem Einsatz ist für viele Das GPS für Ihre Saläre salaervergleiche.ch
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