Mit Appenzeller Zuversicht in die Medienzukunft - Druckerei Appenzeller Volksfreund

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Mit Appenzeller Zuversicht in die Medienzukunft - Druckerei Appenzeller Volksfreund
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     Druckerei Appenzeller Volksfreund

     Mit Appenzeller Zuversicht
     in die Medienzukunft
     mitten im alten Dorfkern von Appenzell ist in den letzten Jahren ein modernes medienunterneh­
     men entstanden. Die Druckerei Appenzeller Volksfreund (DAV ) verlegt heute zwei kleine Zeitungen
     und betreibt neben einer leistungsfähigen Akzidenz­Druckerei auch eine innovative Internet­
     agentur unter dem namen «anderthalb.ch». ein Besuch bei markus rusch, dem Geschäftsführer des
     traditionsreichen unternehmens, das als Genossenschaft organisiert ist. Michael Zollinger

     Die Druckereibranche leidet zurzeit un­     1980 er­Jahre ging es dann langsam         Kürze konnte der Umsatz um 30 bis 40
     ter massivem Preisdruck. Die Konkur­        bergab mit der Zeitung und die Genos­      Prozent gesteigert werden, indem man
     renz aus dem Ausland ist immens und         senschaft war im Begriff, ihr Vermögen     auch das Kantonsgebiet verliess und
     die Bewegungen in Richtung digitale         aufzubrauchen.                             bis nach St. Gallen und sogar in Zürich
     Medien und Online­Kommunikation               Im Jahr 2000 stiess Markus Rusch als     Kunden akquirierte. «Wir waren uns be­
     sind nicht mehr aufzuhalten. Das bringt     neuer Geschäftsführer dazu, um das         wusst, dass wir immer ein bisschen
     viele kleine Druckereien in arge Be­        Steuer herumzureissen. Er hatte bereits    besser und flexibler als die Grossen sein
     drängnis oder sogar soweit, das Hand­       vor Jahren im Betrieb Buch­ und Offset­    müssen. Das gilt natürlich bis heute»,
     tuch werfen zu müssen. Nicht so die         drucker gelernt, war dann aber nach ei­    betont Rusch. Zudem sei es wichtig, die
     Genossenschaft Druckerei Appenzeller                                                   Kosten gering zu halten. Soeben hat
     Volksfreund (DAV). Was machen die Ap­
     penzeller besser? Eine Reise ins schöne
                                                 «Unsere Zeitung                            man allerdings nochmals für 2,5 Millio­
                                                                                            nen Franken eine topmoderne neue
     Appenzellerland soll die Frage klären.      wird es auch in                            Druckmaschine gekauft, eine soge­

     Es begann mit                               20 Jahren noch in                          nannte Low Energy UV­Maschine, die
                                                                                            trotz UV kein Ozon produziert, aber mit
     der Zeitung im Jahr 1875                    unabhängiger                               hochreaktiven Farben, wesentlich we­
     Im kleinen Chefbüro an der Engelgas­
     se 3 im Herzen von Appenzell erzählt
                                                 Form geben.»                               niger Energie und diversen weiteren
                                                                                            Vorteilen druckt.
     Markus Rusch an diesem sonnigen Mon­
     tagmorgen von den Anfängen des Un­          nigen Jahren in ein grösseres Indust­      Mit neuen Geschäftsfeldern
     ternehmens: «Bis 1875 gab es in Appen­      rieunternehmen im Druckbereich ge ­        weiter wachsen
     zell Innerrhoden keine Zeitung. Man         wechselt. Mit der Erfahrung aus der mo­    «Mit derlei Investitionen ist man gera­
     las das Blatt aus Herisau und fühlte sich   dernen Firma im Rucksack kehrte der        dezu zum Wachstum verdammt», weiss
     stets ein bisschen vernachlässigt, bis      Heimweh­Appenzeller zurück an die          Rusch. Das gelang dem Unternehmen
     drei engagierte Persönlichkeiten aus Po­    Engelgasse und begann sofort zu mo­        in den letzten Jahren gut. Der Umsatz
     litik und Wirtschaft die Gründung einer     dernisieren. Für ihn wie für den Verwal­   konnte seit 2000 verdreifacht werden
     Druckerei und einer Zeitung beschlos­       tungsrat war klar, dass man das Defizit    und auch der Personalbestand ist von
     sen: Der Appenzeller Volksfreund war        der Zeitung zwar abschwächen, den          23 auf über 60 Mitarbeitende gewach­
     geboren.» Weil schon den Gründervä­         Erfolg aber vor allem mit dem Ausbau       sen. In Teufen hat man 2009 die Dru­
     tern bewusst war, wie schwierig eine        im Akzidenz­Bereich suchen musste. Es      ckerei Kunz mit rund 13 Mitarbei­
     kleine Zeitung rentabel herauszugeben       wurden leistungsfähige Maschinen für       tenden gekauft, die mit der «Tüüfner
     war, wählte man die Rechtsform der Ge­      Werbedrucksachen angeschafft und           Post» die Dorfzeitung produziert, und
     nossenschaft mit dem festgeschriebe­        schrittweise der Aussendienst und die      in Oberegg übernahm die Genossen­
     nen Zweck «Herausgabe, Erhalt und           Marketingaktivitäten verstärkt.            schaft die Druckerei Bischofberger mit
     Fortbestand einer eigenständigen Zei­                                                  einem guten halben Dutzend Mitarbei­
     tung in Appenzell».                         Technische Investitionen                   tenden.
        Die ersten 100 Jahre funktionierte       und rationellere Produktion                  Doch das Medienunternehmen sucht
     das recht gut. Man konnte sogar etwas       «Das ging nicht ohne Kampf im Haus.        seit einiger Zeit auch Business ausser­
     Vermögen anhäufen und einige Lie­           Nicht alle wollten die Modernisierung      halb des Druckgeschäfts. Im Jahr 2009
     genschaften erwerben, obwohl nur            und sahen den Druck für eine rationel­     wurde eine Internetagentur gegründet,
     nebenbei im kleinen Umfang Drucksa­         lere Produktion. Doch es gab keinen an­    die seit Kurzem unter dem Namen «an­
     chen produziert wurden. Ab Ende der         dern Weg», blickt Rusch zurück. Innert     derthalb.ch» auftritt und von anspruchs­ 1
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Bilder: zVg

              Die Druckerei Appenzeller Volksfreund hat ihren Sitz im Appenzeller Dorfkern, von wo Markus Rusch seit 13 Jahren deren
              Geschicke lenkt. Er investierte unter anderem in moderne Maschinen. Viermal wöchentlich wird die Lokalzeitung «Appenzeller Volksfreund» gedruckt.

                                                                                                                                   Schweizer Arbeitgeber   9 / 2013
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     1 vollen Firmenwebsites oder Imagefil-        Die Maschine, auf der sie gedruckt wird,    ganz einfach eine Selbstverständlich-
       men über E-Commerce-Anwendungen             ist ein wenig in die Jahre gekommen,        keit», lobt Rusch seine Belegschaft, zu
       und Entwicklungen für Smartphones           reicht aber laut Rusch noch für die         der übrigens auch seine Tochter, sein
       und Tablets bis zum Facebook-Auftritt       nächste Dekade. Die Zeitung erscheint       Sohn und in einem kleineren Teilpen-
       für Firmen alles anbietet. «Ganz wichtig    bis heute in schwarz-weiss mit Ausnah-      sum seine Frau gehören.
       ist für uns, dass wir dem Kunden eine       me der Landsgemeinde-Ausgabe, die je-          Aktuell bildet man sechs Lernende
       Gesamtberatung bieten können. Weil          weils bei Ringier in Adligenswil produ-     aus. Die Rechtsform der Genossenschaft
       wir alles inhouse machen, stimmt für        ziert wird. Ebenfalls im Verlag erscheint   bezeichnet Rusch bis heute als Glücks-
       uns am Ende auch die Wertschöpfung»,        zweimal pro Woche das Anzeigeblatt          fall. Sie verhindere, dass Ende Jahr Geld
       erklärt Rusch. Noch verdiene man das        Gais. Auch mit dem Buchverlag ist nicht     aus dem Unternehmen fliesse. Stattdes-
       Geld vor allem im Druckbereich. Das         wirklich Geld zu verdienen. Markus          sen könne dieses wiederum investiert
       werde sich aber mit der Zeit ändern,                                                    oder zur Deckung des Defizits der Zei-
       weshalb es so wichtig sei, eine innova-
       tive Internet-Abteilung mit kreativen
                                                   « Das Unternehmen                           tung verwendet werden. Voraussetzung
                                                                                               sei, dass Geschäftsleitung und Verwal-
       und versierten Fachleuten zu betrei-        lebt von der regio-                         tungsrat so unternehmerisch dächten
       ben. Zurzeit besteht die Abteilung aus
       500 Stellenprozent. Sie soll demnächst
                                                   nalen Verankerung                           und handelten, als würde das Unter-
                                                                                               nehmen ihnen gehören.
       vergrössert werden.                         und der Loyalität
                                                                                               Zukunftspläne mit
       « Appenzeller Volksfreund »                 der Mitarbeitenden.»                        einem neuen Medien-Center
       mit Fokus auf die Region                                                                Die Zukunft sieht der Geschäftsführer
       Die Lokalzeitung «Appenzeller Volks-        Rusch: «Das muss man schon fast als         relativ klar. An der Engelgasse platzt man
       freund» erscheint weiterhin viermal         unser Hobby bezeichnen. Wir wollen          räumlich aus allen Nähten und hat des-
       wöchentlich in einer Auflage von 5500       aber auch weiterhin Autoren eine Chan-      halb soeben im Industriegebiet ein Stück
       Stück. Mit je einer Seite Ostschweiz, In-   ce geben, die sonst wohl keinen Verlag      Land gekauft, wo bis in fünf Jahren ein
       land und Ausland handelt es sich ganz       finden würden. Jährlich verlegen wir        modernes Medien-Center realisiert wer-
       klar um eine Zweitzeitung, die den Fo-      vier bis fünf Bücher mit Bezug zur Re-      den soll. Am Standort Teufen in Appen-
       kus auf die lokale und regionale Bericht-   gion. Hier geht es vor allem um Image       zell Ausserrhoden, wo man aktuell in
       erstattung legt. Rund zwölf Personen        und um Kundenbindung.»                      den Digitaldruck investiert, soll auf jeden
       inklusive Inserate-Abteilung kümmern           Trotzdem erzielt das Unternehmen         Fall festgehalten werden. «Der weitere
       sich um das Blatt und das Onlineportal      heute einen jährlichen Umsatz zwischen      Preiszerfall und der Wandel vom Offset-
       appenzell24.ch, das seit 2008 zum Un-       9 und 10 Millionen Franken und der          zum Digital-Druck stellen unsere grös-
       ternehmen gehört. Zwar schreibt die         Cashflow sei «anständig», wie Rusch         sten Herausforderungen dar. Zudem
       Zeitung bis heute keine schwarzen Zah-      sich ausdrückt. Das Unternehmen lebt        werden natürlich immer mehr Druck-
       len. Das Defizit konnte aber unter an-      stark von der regionalen Verankerung        erzeugnisse ganz durch Online-Formate
       derem dank einem modernen Redakti-          und der grossen Loyalität der Mitarbei-     substituiert, weshalb wir die Gesamt-
       onssystem markant verringert werden.        tenden. Die meisten wohnen am Ort.          beratung im Bereich Werbung und Mar-
       Trotzdem ist Markus Rusch überzeugt:        «Wenn Büez da ist, wird auch gearbei-       keting noch weiter ausbauen müssen»,
       «Unsere Zeitung wird es auch in 20          tet, egal ob am Wochenende oder an          ist Markus Rusch überzeugt. 3
       Jahren in unabhängiger Form noch            Feiertagen. Die Bereitschaft zu über-
       geben.»                                     durchschnittlichem Einsatz ist für viele

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