MITARBEITER-BINDUNG HR-REPORT 2023 - Eine empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und Hays
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HR-REPORT 2023 MITARBEITER- BINDUNG Eine empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und Hays hays.de/hr-report
INHALT VORWORT VORWORT 3 Liebe Leserin, lieber Leser, MANAGEMENT SUMMARY 4 trotz aller Digitalisierung und effizienter Abläufe: Es sind und bleiben die Mitarbeitenden, die den Unterschied ausmachen. Nur werden sie in den kommenden Jahren aufgrund der 01 STUDIENSTECKBRIEF 6 demografischen Entwicklung ein immer kostbareres Gut, das es zu hegen und zu pflegen gilt. Mitarbeiterbindung ist folglich nicht nur ein Gebot der Stunde, sondern der kommen- 02 SCHWERPUNKTTHEMA: MITARBEITERBINDUNG 8 den Jahre. Daher haben wir uns für die Mitarbeiterbindung entschieden, als wir diskutiert haben, welchen Schwerpunkt wir für den HR-Report 2023 wählen. Warum wir uns (erneut) mit diesem Thema auseinandersetzen 8 Einsatz von Instrumenten zur Mitarbeiterbindung 10 Nicht überrascht an den Ergebnissen hat uns, dass eine markt- und leistungsgerechte Der Beitrag einzelner Instrumente zur Mitarbeiterbindung 12 Entlohnung wie auch das so schwer greifbare Betriebsklima von den Befragten als die beiden wichtigsten Instrumente angesehen werden, um Mitarbeitende zu binden. Das Prof. Dr. Jutta Rump Umgang mit der Mitarbeiterbindung im Unternehmen 24 Direktorin des Instituts war bereits vor elf Jahren so, als wir das Thema schon einmal im Fokus hatten. Weit für Beschäftigung und Mitarbeiterbindung als persönliche Entscheidung 27 oben steht nun zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die im HR-Report 2012 Employability IBE noch unter „ferner liefen“ lag. Das wirft nicht nur einen Blick auf das hohe Bedürfnis 03 THEMEN DER LANGZEITBETRACHTUNG 30 der jüngeren Generationen nach einer Work-Life-Balance, sondern zeigt auch, wie sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert hat. HR-Trends 30 Mitarbeitergewinnung 31 Vor allem in diesen drei Bereichen sollten Unternehmen ansetzen, wenn sie ihre Mit- arbeitenden mittel- und langfristig halten wollen. Denn, das zeigen die Ergebnisse, teils 04 FAZIT 32 herrscht noch eine hohe Diskrepanz zwischen der Bedeutung dieser Themen und ihrer (bescheidenen) Umsetzung. Was wir dagegen bemerkenswert finden: welch große Rolle Emotionen dabei spielen, ob sich Mitarbeitende gebunden fühlen oder nicht. Nüchtern-pragmatische Abwägungen oder eine moralische Verpflichtung dem Arbeitgeber gegenüber, die vielleicht noch die Babyboomerinnen und Babyboomer prägte beziehungsweise prägt, bilden dagegen einen vergleichsweise kleinen Part. Dirk Hahn Vorstandsvorsitzender Natürlich ist und bleibt auch das Finden von neuen Mitarbeitenden wichtig. Das spie- der Hays AG IMPRESSUM gelt die diesjährige Agenda der HR-Themen deutlich wider. In den kommenden Jahren Foto: Daniel Lukac werden Organisationen viel Energie in die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden Herausgeber: Autoren: stecken müssen. Doch was hilft auf den leergefegten Bewerbermärkten mehr als die Hays AG Silke Eilers, IBE Wirkkraft eines Unternehmens, das Mitarbeitende positiv bindet? Das hilft bei der Marketing/Corporate Communications Prof. Dr. Jutta Rump, IBE Suche, denn Mitarbeitende, die sich in ihrer Organisation wohl fühlen, machen diese Clemens Hoh Frank Schabel attraktiver für Bewerberinnen und Bewerber. Willy-Brandt-Platz 1–3 Kathrin Möckel, Hays 68161 Mannheim Gestaltung: Eine spannende und aufschlussreiche Lektüre unseres aktuellen HR-Reports Institut für Beschäftigung und Pikdrei, Mannheim wünschen Ihnen Employability IBE Fotos: Chefredaktion: Pikdrei, Mannheim Jutta Rump und Dirk Hahn Kathrin Möckel, Hays 3 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 3
MANAGEMENT SUMMARY 1| Wichtigster Bindungsfaktor bleibt das Betriebsklima Ein gutes Betriebsklima spielt aus Sicht der Befragten die wichtigste Rolle, um Mitarbeitende zu binden. Hierzu sollte zuallererst die Ver einbarkeit von Beruf und Privatleben gefördert werden. Mitarbeitende am Unternehmenserfolg zu beteiligen, schätzen die Befragten als das zweitwichtigste Instrument für eine unternehmenskulturelle Bindung ein, 2| gefolgt von einem offenen Umgang mit kritischen Themen. Entlohnung ist komplexes Thema Auf Platz zwei der wichtigsten Instrumente für die Mitarbeiter 5| bindung steht die marktgerechte Entlohnung. Wenn Mitarbeitende Schlechte Führung löst ihren Arbeitgeber verlassen, ist eine nicht passende Bezahlung Mitarbeiterbindungen auf der häufigste Grund dafür. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass es nicht nur um die Höhe des Gehalts in Relation zum Arbeitsmarkt Nach wie vor verlassen Mitarbeitende ihr Unternehmen auch geht. Fast genauso wichtig ist, dass die jeweilige Leistung adä- aufgrund des schlechten Verhältnisses zu ihrer Führungskraft. quat entlohnt wird. Ebenfalls hohe Zustimmungswerte erhalten Nur eine als nicht adäquat empfundene Entlohnung spielt die Beteiligung der Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg beim Gehen eine noch größere Rolle. Von Führung erwarten sowie ein transparentes Gehaltsgefüge. Mitarbeitende vor allem, dass ihre Leistung anerkannt wird. Zweitens wünschen sie sich einen fairen Umgang zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Darüber hinaus sollte sich eine Führungskraft ausreichend Zeit für die Anliegen ihrer Mitarbeitenden nehmen. 3| Flexible Arbeitszeiten und Work-Life-Balance rücken ins Zentrum 4| Emotionen binden an den Arbeitgeber Flexible Arbeitszeiten folgen auf Platz drei der bedeu- tendsten Maßnahmen, um Mitarbeitende zu halten. Für die Hälfte der Befragten ist es die emotionale Verbun- Sie sind laut den Befragten in hohem Maße umgesetzt. denheit, die über ihr Bleiben oder Gehen entscheidet. Nur Weit aufgerückt auf Platz vier ist die Work-Life-Balance. für jeden dritten sind es pragmatische Gründe, während Bei diesem Thema gibt es allerdings noch den größten sich jeder fünfte seinem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet Nachholbedarf im Vergleich zu den anderen zentralen fühlt. Je höher die hierarchische Position und je älter die Instrumenten der Mitarbeiterbindung. Befragten, umso höher ist die Bindung an ihre Organisation. 4 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 5
01 STUDIEN- Methodik und Statistik STECKBRIEF Am HR-Report 2023 haben insgesamt 1.001 Entscheiderinnen und Entscheider aus Deutsch- Deutschland Österreich 71 % 14 % land (71 %), Österreich und der Schweiz (je 14 %) Schweiz 14 % teilgenommen. Dabei kommt die Hälfte der Be- Hintergrund und fragten (50 %) aus dem Dienstleistungsbereich, 32 Prozent stammen aus dem Industriesektor und Aufbau der Studie 18 Prozent aus dem öffentlichen Sektor. Der HR-Report 2023 der Hays AG und des Instituts für Beschäftigung und Mit 60 Prozent sind die männlichen Teilnehmenden 50 % Dienstleistung Employability IBE bringt ein Novum mit sich. Erstmals wird ein Themen- etwas stärker vertreten. Altersbezogen stellen 32 % Industrie schwerpunkt zum zweiten Mal in der nunmehr zwölfjährigen Geschichte die 30- bis unter 40-Jährigen mit 36 Prozent die 18 % Öffentlicher Sektor des Reports aufgegriffen: Elf Jahre nach der ersten Fokussierung auf das größte Gruppe dar, gefolgt von den 40- bis unter Thema Mitarbeiterbindung steht es nun, im Jahr 2023, wieder im Mittel- 50-Jährigen mit 24 Prozent und den 50- bis unter punkt. Daneben sind wie gewohnt die Langzeitbetrachtung der zentralen 60-Jährigen mit 21 Prozent. Zu etwa gleichen HR-Trends und des Themas Mitarbeitergewinnung enthalten. Teilen sind die Befragten 29 Jahre oder jünger (10 %) beziehungsweise 60 Jahre oder älter (9 %). Unter 500 Mitarbeitende 44 % Warum fokussieren wir uns ein zweites Mal auf die Mitarbeiterbindung? Wie schon in den Vorjahren bilden die Führungs- 500 – 999 Mitarbeitende 20 % Das liegt an mehreren Gründen. Zum einen ist Mitarbeiterbindung kräfte aus den Fachabteilungen mit 38 Prozent den 1.000–4.999 Mitarbeitende 20 % derzeit eines der drängendsten Themen auf der HR-Agenda. Zum anderen größten Block. Mitarbeitende ohne Führungsver- 5.000 und mehr Mitarbeitende 16 % bietet der Zeitvergleich interessante Einblicke, wie sich die Instrumente antwortung, Topmanager und Führungskräfte aus für die Mitarbeiterbindung aus Sicht der Befragten entwickelt haben. dem HR-Bereich sind zu je 21 Prozent vertreten. Der HR-Report ist eine jährlich durchgeführte Studienreihe der STRUKTUR DER 21 % Unternehmensleitung Hays AG und des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE. BEFRAGTEN 21 % Führungskraft im HR-Bereich Bisher sind erschienen: Basis: n = 1.001 (alle Befragten) 38 % Führungskraft in einer Fachabteilung 21 % Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung HR-Report 2011: Schwerpunkt Mitarbeitergewinnung HR-Report 2012/2013: Schwerpunkt Mitarbeiterbindung HR-Report 2013/2014: Schwerpunkt Frauenförderung HR-Report 2014/2015: Schwerpunkt Führung HR-Report 2015/2016: Schwerpunkt Unternehmenskultur 60 % Männlich HR-Report 2017: Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt 39 % Weiblich HR-Report 2018: Schwerpunkt Agile Organisation auf dem Prüfstand 1% Divers HR-Report 2019: Schwerpunkt Beschäftigungseffekte der Digitalisierung Bis 29 Jahre 10 % HR-Report 2020: Schwerpunkt Lebenslanges Lernen 30 bis unter 40 Jahre 36 % HR-Report 2021: Schwerpunkt New Work 40 bis unter 50 Jahre 24 % HR-Report 2022: Schwerpunkt Organisationen unter Druck 50 bis unter 60 Jahre 21 % 60 Jahre und älter 9% Die bisherigen Ergebnisse sind unter hays.de/hr-report sowie unter www.ibe-ludwigshafen.de/publikationen veröffentlicht. 6 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 7
02 SCHWERPUNKT- Die Antwort vieler Arbeitgeber auf diese Mangelsituation Diese mittelfristige Wechselbereitschaft ist im Vergleich zu lautet wie gewohnt, verstärkt nach Personal zu suchen. Aller- den Vorjahren deutlich gestiegen. Betrachten wir in der dings erkennen Organisationen nun, dass es auch und gerade Gallup-Studie dagegen die Gruppe derjenigen, die sich stark THEMA: die Mitarbeiterbindung ist, auf die sich ihr Hauptaugenmerk an ihr Unternehmen gebunden fühlen, dann wird erkennbar, richten muss. Denn für Beschäftigte, die das Unternehmen dass sich die überwältigende Mehrheit (95 %) auch in einem verlassen, findet sich auf dem Markt kein adäquater Ersatz Jahr noch bei ihrem jetzigen Arbeitgeber sieht. Mit steigender MITARBEITER- mehr. Zudem zeigt sich deutlicher denn je: Arbeitnehmende, Bindung sinkt also die Wechselbereitschaft – und übrigens die die Wahl zwischen unterschiedlichen Arbeitgebern haben, auch die Wahrscheinlichkeit für ein Burn-out 4. schauen genau hin, welches Unternehmen für sie die besten BINDUNG Bedingungen bietet. Der Förderung der Mitarbeiterbindung mehr Aufmerksamkeit zu schenken, lohnt sich also in vielerlei Hinsicht. Betriebs- Dass es hier noch hohen Nachholbedarf gibt und die Mitarbei- wirtschaftlich ist es sogar dringend geboten, verstärkt über terbindung weiter sinkt, fördert der aktuelle Gallup Engagement das Halten der bestehenden Belegschaftsmitglieder nach Index zutage: Nur noch ein Sechstel der Arbeitnehmenden zudenken. Daher lag es nahe, uns im vorliegenden HR-Report in Deutschland fühlt sich emotional stark an den Arbeitgeber 2023 erneut mit dem Schwerpunktthema Mitarbeiterbindung gebunden. 23 Prozent der Befragten und damit mehr als in den zu beschäftigen. Warum wir uns (erneut) mit diesem Vorgängerbefragungen möchten binnen eines Jahres nicht Thema auseinandersetzen mehr in ihrem derzeitigen Unternehmen tätig sein. 42 Prozent planen, innerhalb der kommenden drei Jahre zu wechseln. „Führt man sich vor Augen, welche Schwierigkeiten Unterneh- stärksten limitierend einstuften. Im Verlauf des Jahres 2022 hat men in zunehmendem Maße bei der Rekrutierung von Fach- und sich die Situation noch verschärft. Im Juli sah das ifo-Institut Führungskräften beziehungsweise Experten haben […], wird den Fachkräftemangel auf einem Allzeithoch; nahezu die Hälfte deutlich, dass sich das Interesse […] darauf richten muss, die der befragten Unternehmen fühlte sich davon beeinträchtigt 1. bestehenden Mitarbeiter zu binden.“ Dieser Satz leitete im HR- Die Boston Consulting Group schätzt die durch den Arbeits- Report 2012/2013 das Schwerpunktthema Mitarbeiterbindung kräftemangel bedingte Wirtschaftsminderleistung in Deutsch- ein. Er hat in den vergangenen elf Jahren nichts an Relevanz land auf jährlich 84 Milliarden Euro. Darin sehen die Berater ein eingebüßt – im Gegenteil: Der Mangel nicht nur an Fach- und strukturelles Defizit, liegt doch die Anzahl der offenen Stellen Führungskräften, sondern an Arbeitskräften allgemein ist gra- inzwischen fast doppelt so hoch wie im langfristigen Mittel 2. vierender denn je. Inzwischen hat er sich zu einem limitierenden Faktor entwickelt. Er hindert Unternehmen nicht nur daran, Diese Entwicklung kam wahrlich nicht über Nacht. Bereits in den ihre strategischen Ziele zu erreichen, sondern die Personal- späten 1990er und frühen 2000er Jahren wurde der demogra knappheiten beschränken auch die Produktion und das Dienst- fische Wandel gesellschaftsweit thematisiert und der Eintritt der leistungsangebot. Die Folgen sind eine Mehrbelastung der sogenannten Babyboomer-Generation in den Ruhestand ab den vorhandenen Belegschaft, Einbrüche bei den Umsätzen sowie 2020er Jahren als statistisch belegbares Szenario aufgezeigt. gesamtwirtschaftliche Wachstums- und Wohlstandsverluste. Getan hat sich jedoch wenig. Die anhaltende Ausstiegswelle der Babyboomer trifft die Unternehmen hart und vielfach unvor Darauf hingedeutet hat bereits der letztjährige HR-Report, bereitet. Das Institut der deutschen Wirtschaft titelt treffend: in dem die befragten Entscheiderinnen und Entscheider den „Der Fachkräftemangel ist plötzlich Realität“ und verweist Fach- und Nachwuchskräftemangel mit 42 Prozent als am ebenfalls darauf, dass Warnungen zu lange ungehört blieben 3. 1 ifo (2022): Fachkräftemangel steigt auf Allzeithoch, in: https://www.ifo.de/pressemitteilung/2022-08-02/fachkraeftemangel-steigt-auf-allzeithoch (Zugriff: 14.11.22, 09:26 Uhr) 2 ZEIT ONLINE, dpa, mp (2022): Mangel an Arbeitskräften kostet deutsche Wirtschaft Milliarden, in: https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-10/fachkraeftemangel-studie-volkswirtschaftliche-schaeden-zuwanderung (Zugriff: 14.11.22, 09:52 Uhr) 3 iw Köln (2022): Der Fachkräftemangel ist plötzlich Realität, in: https://www.iwd.de/artikel/der-fachkraeftemangel-ist-ploetzlich-realitaet-551257/?gclid=EAIaIQobChMI37C2oJ-t-wIVCq13Ch3TcgCtEAMYAiA- 4 Wolter, U. (2022): „Great Resignation“-Debatte: Gallup-Studie liefert neue Erkenntnisse, in: https://www.personalwirtschaft.de/news/recruiting/ AEgKmEPD_BwE great-resignation-debatte-gallup-studie-liefert-neue-erkenntnisse-135239/ (Zugriff: 18.11.22); Gallup (2022): Engagement Index 2021 Deutschland, (Zugriff: 14.11.22, 09:48 Uhr) in: https://www.gallup.com/file/de/321938/Engagement-Index-Deutschland-2021.pdf (Zugriff: 18.11.22) 8 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 9
Einsatz von Instrumenten zur Mitarbeiterbindung 0% 20 % 40 % 60 % 80 % Der Blick auf die Einschätzung der Befragten, welche Rolle ausgewählte Instrumente zur Mitarbeiter- 82 % Gutes bindung 2012/2013 beziehungsweise 2023 spielen, zeigt: Einige Prioritäten haben sich verschoben, Betriebsklima 68 % während andere ähnlich wichtig geblieben sind. MASSNAHMEN UND INSTRUMENTE Die Top 2 – gutes Betriebsklima und marktgerechte Entlohnung – haben sich über den beträcht- Marktgerechte 70 % ZUR MITARBEITERBINDUNG Entlohnung Basis: n = 1.001 (alle Befragten), lichen Zeitraum von elf Jahren nicht verändert. Ebenso bleiben flexible Arbeitszeiten weiterhin ein 55 % Mehrfachnennungen wichtiges Bindungsinstrument. Dagegen findet sich die Reputation des Arbeitgebers, 2012/2013 noch auf Rang 3, im diesjährigen HR-Report abgeschlagen auf dem letzten Platz wieder. Auch die Flexible 58 % Beschäftigungssicherheit schafft es nur noch ins letzte Drittel. Arbeitszeiten 57 % Weitere Bindungsinstrumente wie beispielsweise die Reputation des Arbeit- Maßnahmen zur 52 % 2012/2013 Rang 2023 Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gebers, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, interessante Aufgaben, 37 % Gutes Betriebsklima 01 Gutes Betriebsklima Beschäftigungssicherheit, mobile Arbeit und betriebliche Zusatzleistungen sehen die Befragten gar als übererfüllt an. Beim letztgenannten Punkt Marktgerechte Entlohnung 02 Marktgerechte Entlohnung 36 % Betriebliche ragen die deutschen Unternehmen hervor, von denen die Hälfte betriebliche Reputation des Arbeitgebers 03 Flexible Arbeitszeiten Zusatzleistungen 46 % Zusatzleistungen anbietet. Zum Vergleich: In Österreich und in der Schweiz Flexible Arbeitszeitmodelle 04 Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind dies jeweils rund ein Drittel der Betriebe. Beschäftigungssicherheit 33 % bietet insbesondere der öffentliche Sektor: 54 Prozent im Vergleich zu Beschäftigungssicherheit 05 Betriebliche Zusatzleistungen Mobile Arbeit 39 Prozent bei den Dienstleistern und 34 Prozent in der Industrie. 42 % Top 5 der Instrumente, die nach Meinung der Befragten besonders gut geeignet sind, Massiven Nachholbedarf gibt es bei der Umsetzung von Maßnahmen zur um Mitarbeitende an ein Unternehmen zu binden Gute Karriere- 32 % Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie bei der marktgerechten perspektiven 27 % Entlohnung und beim guten Betriebsklima. Mitarbeitende ohne Führungs- Umgekehrt haben Maßnahmen zur Vereinbar- zeigen sich deutliche Unterschiede im Antwort- verantwortung sowie Führungskräfte in Fachabteilungen sehen hier grö- keit von Beruf und Privatleben ebenso deutlich verhalten nach der Position der Befragten. Personal- 32 % ßeren Handlungsbedarf als Unternehmensleitung und Führungskräfte im zugelegt wie betriebliche Zusatzleistungen. Führungskräfte aus dem HR-Bereich weisen der entwicklung HR-Bereich. 31 % Dies spiegelt den Zeitgeist des vergangenen Personalentwicklung eine deutlich höhere Bedeu- Jahrzehnts wider. Gerade durch den Einfluss tung zu (45 %) als Führungskräfte aus Fachab- Danach befragt, ob es in ihren Unternehmen spezifische Maßnahmen zur Beschäftigungs- 29 % der nachrückenden Generation Y, die heute im teilungen (27 %), Unternehmensleitungen (29 %) sicherheit Mitarbeiterbindung für bestimmte Zielgruppen gibt, gibt nahezu die Hälfte Vergleich zu 2012/2013 vollumfänglich im Berufs- und Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung 40 % der Befragten an, dies sei nicht der Fall. Diese Aussage treffen insbeson- leben steht, ist die Vereinbarkeit beruflicher (33 %). Im Gegenzug sind für HR-Spezialisten die dere Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen mit weniger als 500 und privater Belange im beruflichen Selbstver- marktgerechte Entlohnung und das gute Be- Interessante 27 % Beschäftigten. Dazu ist zu konstatieren, dass Mitarbeiterbindung etwas Aufgaben ständnis verankert und zu einem Attraktivitäts- triebsklima etwas weniger relevant für die Mit- 37 % zutiefst Individuelles ist, dem ein Arbeitgeber, der nach dem Gießkannen- faktor für Arbeitgeber geworden. Ähnlich verhält arbeiterbindung als für die übrigen Gruppen. prinzip vorgeht, kaum gerecht werden kann. Differenzierte Maßnahmen es sich mit betrieblichen Zusatzleistungen, die 16 % richten sich vor allem auf Positionen (20 %) und orientieren sich seltener Maßnahmen zur angesichts einer verlängerten Lebensarbeitszeit, Wie bereits im HR-Report 2012/2013 zeigen sich Gesundheitsförderung an individuellen Kriterien wie Lebensphasen, Alter, Geschlecht oder Dauer 29 % niedrigerer Rentenerwartungen, hoher Infla- nach Einschätzung der Befragten teils beträcht- der Betriebszugehörigkeit. tionsraten sowie einer steigenden Unsicherheit liche Lücken zwischen der Bedeutung und dem ebenfalls immer wichtiger werden. tatsächlichen Einsatz der Instrumente zur Mit- Reputation des 4% Generell zeigt sich bei der Fragestellung, Mitarbeitende differenziert mit Arbeitgebers arbeiterbindung. Nur bei den flexiblen Arbeits- 15 % Maßnahmen zu binden, ein stark abweichendes Antwortverhalten je nach Erstaunlich ist, dass Instrumente wie eine stärken zeiten und den Personalentwicklungsmaßnahmen Position der Befragten. So sind Führungskräfte aus dem HR-Bereich stärker orientierte Personalentwicklung im Zeitvergleich stimmen Theorie und Praxis überein. Ansonsten der Ansicht, dass die Maßnahmen in höherem Maße differenziert werden. eher an Bedeutung eingebüßt haben. Abgesehen sind die Abweichungen teils erheblich. In den Während die anderen Befragtengruppen mindestens zur Hälfte angeben, von der Frage, inwieweit das die tatsächliche Jahren davor waren Wunsch und Wirklichkeit Wichtigkeit alle Maßnahmen sprechen alle Mitarbeitenden gleichermaßen an, sind nur Wahrnehmung der Arbeitnehmenden reflektiert, stärker miteinander im Einklang. Umsetzung rund ein Drittel der HR-Führungskräfte dieser Meinung. 10 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 11
DER BEITRAG EINZELNER 0% 20 % 40 % 60 % INSTRUMENTE Förderung der Vereinbarkeit 53 % ZUR MITARBEITER- von Beruf und Privatleben Beteiligung der Mitarbeitenden 40 % BINDUNG am Unternehmenserfolg Offener Umgang mit kritischen Themen 38 % Regelmäßige Information BEITRAG DER durch die Unternehmensleitung 37 % UNTERNEHMENSKULTUR ZUR MITARBEITERBINDUNG Transparenz über die 37 % Unternehmenskultur Ziele des Unternehmens Basis: n = 1.001 (alle Befragten) Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte Schaffung einer hierarchie- übergreifenden Kommunikation 34 % Danach gefragt, wie die Unternehmenskultur förderlich für die Mitarbeiterbindung betrachtet. die Mitarbeiterbindung unterstützen kann, steht Die regelmäßige Information durch die Unter- Gemeinsame Events die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und nehmensleitung ist vor allem den Befragten aus (z. B. Mitarbeiterausflüge, Kochen, ...) 32 % Privatleben an erster Stelle. Insbesondere Mitar der Schweiz wichtig. Insgesamt handelt es sich Konstruktive beitende ohne Führungsverantwortung messen bei den unternehmenskulturellen Instrumenten Fehlerkorrektur 30 % der Work-Life-Balance eine hohe Bedeutung bei mit mittleren Zustimmungswerten um Ansätze, (60 % im Vergleich zu 49 % der Unternehmens- die gut geeignet scheinen, um mit Krisen umzu- Aktiver Umgang mit Veränderungen 30 % leitung, 46 % der Führungskräfte im HR-Bereich gehen. und 56 % der Führungskräfte in einer Fachabtei- Verbindlichkeit von Zusagen („walk the talk“) 29 % lung). Besonders stark unterstützt wird die Verein- Abgeschlagen sind Maßnahmen, die Unterneh- barkeit von Beruf und Privatleben traditionell im menskulturen ein besonderes Gepräge geben, Vereinbarkeit kollektiver öffentlichen Sektor. wie Diversität, Partizipation oder die Berücksich- und persönlicher Werte 19 % tigung von Generationsunterschieden. Wenig Unternehmensweite Möglich- Weitere unternehmenskulturelle Maßnahmen überraschend messen HR-Führungskräfte diesen keiten zur Partizipation 14 % finden sich im Mittelfeld der Bewertung mit einem Themen eine höhere Bedeutung bei. Für mehr Zustimmungsniveau zwischen 30 bis 40 Prozent. als jede fünfte HR-Führungskraft (22 %) ist die Förderung von Diversität 13 % Die Beteiligung der Mitarbeitenden am Unter- Förderung von Diversität ein relevantes Thema. nehmenserfolg und die Verbindlichkeit von Zu- Bei den Befragten der Unternehmensleitung Berücksichtigung von sagen werden insbesondere in Deutschland als ist dieser Anteil nicht einmal halb so groß (9 %). Generationsunterschieden 11 % „ BESONDERS STARK UNTERSTÜTZT WIRD DIE VEREINBARKEIT VON BERUF UND PRIVATLEBEN TRADITIONELL IM ÖFFENTLICHEN SEKTOR. 12 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 13
Führung Führungskräfte sind oft das Zünglein an der Waage, wenn Die entscheidende Rolle spielt dabei Wertschätzung. Dies In engem Zusammenhang mit dem Faktor Zeit für Führungs- Mit 67 Prozent beziehungsweise 66 Prozent der Nennungen es darum geht, die Beschäftigten an das Unternehmen zu bestätigen zahlreiche Untersuchungen gerade in Bezug auf die aufgaben steht die Forderung nach regelmäßigem (44 %) und fällt die Zustimmung durch die Unternehmensleitung und die binden. Aufgrund ihres engen Kontaktes zu den Mitarbeiten- jüngere Generation und auch die Teilnehmenden des HR- individuellem Feedback (37 %). Dies ist gerade der jüngeren Fachkräfte aus HR-Abteilungen zurückhaltender aus. den spielen sie eine entscheidende Rolle bei deren Identi- Reports. Mitarbeitende möchten gesehen und für ihre Leistung Generation wichtig, weil sie sich hiervon Weiterentwicklung fikation mit dem Unternehmen. anerkannt werden. Dieser Aspekt liegt mit 73 Prozent Zustim- verspricht. Das Managen von Diversität, das Vorantreiben Der faire Umgang miteinander und ausreichende Zeit für mung weit vorn. In Krisenzeiten, die Teams sehr viel abverlangen, der Personalentwicklung und die Gestaltung von Work-Life- Führungsaufgaben ist vor allem den Führungskräften aus den Häufig lösen gerade die Führungskräfte Wechselabsichten aus, galt und gilt dies umso mehr. Balance werden dagegen als Führungsaufgaben mit geringerer Fachabteilungen ein Anliegen. Das regelmäßige Feedback wie wir an anderer Stelle noch sehen werden. Dabei macht Wirkung auf die Mitarbeiterbindung gesehen. durch die Vorgesetzten sehen erstaunlicherweise die Mitarbei- weniger ein differenziertes Führungsverhalten je nach Mitarbei- Darüber hinaus wünschen sich die Mitarbeitenden von ihren tenden ohne Führungsverantwortung (40 %) seltener als Bin- tenden und Situation den Unterschied aus. Vielmehr formt Vorgesetzten einen fairen Umgang (61 %), idealerweise auf Wenn danach gefragt wird, wie Führung auf die Mitarbeiter dungsfaktor an als Führungskräfte aus Fachabteilungen (46 %). ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren den bindungs- Augenhöhe, sowie ausreichend Zeit (54 %). Dies setzt voraus, bindung wirkt, ist die Einschätzung der Befragten in unter- förderlichen Führungsstil. dass Führungskräften Zeit für ihre Führungsaufgaben ein- schiedlichen Positionen interessant. So empfinden insbeson- geräumt wird und dass sie diese darauf auch verwenden. Die dere die Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung HR-Reports der vergangenen Jahre, die sich dezidiert mit (80 %)sowie die Führungskräfte in Fachabteilungen (77 %) BEITRAG VON FÜHRUNG der Führungsrolle beschäftigt haben, zeigen, dass hier beson- die Anerkennung von Leistung als entscheidendes Kriterium. ZUR MITARBEITERBINDUNG ders der Schuh drückt. Basis: n = 1.001 (alle Befragten), Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte 73 % 61 % 54 % 44 % 37 % 32 % 28 % 25 % 22 % 21 % 15 % 0% 20 % Führungs- kräfte sind Führungs- Manager Führungs- von Diversität kräfte sind kräfte Regelmäßige sind Prota- Führungs- Leistungs- Personal- entwickler gonisten zur kräfte sind beurteilung Gestaltung Geringe Coaches hierarchische von Work- 40 % Individuelles Hürden Life-Balance Feedback durch die Regel- Führungskräfte mäßiges Feedback durch die 60 % Führungs- Führungs- kräfte kräfte nehmen sich Fairer ausreichend Umgang Zeit Anerkennung 80 % der Leistung 14 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 15
0% 20 % 40 % 60 % Personalentwicklung Praxisnahe Lernangebote 64 % Auch wenn Personalentwicklung nicht zu einem der abwechslungsreiche Aufgaben (46 %) und die Berück- Ausreichend Zeit fünf Topthemen für die Mitarbeiterbindung zählt, sichtigung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Lernen 62 % finden die in der Detailbetrachtung zur Auswahl ge- bei Entwicklungsangeboten (45 %) nahezu gleichauf stellten Instrumente eine breite Zustimmung. Beschäf- an der Spitze. Auch der Zugang zu Entwicklungsmaß- Wertschätzung von Lernen 59 % tigten ist es in nahmen (42 %) und ein stärkenorientierter Einsatz BESCHÄFTIGTEN einer im Wandel (40 %) sind den Befragten wichtig. Dabei sollte die Ausreichendes Budget zum Lernen 52 % IST ES WICHTIG, befindlichen Entwicklungsplanung individualisiert (37 %) und trans- Arbeitswelt parent (38 %) sein sowie regelmäßig (32 %) stattfinden. SICH SELBST WEITER- wichtig, sich Auch die Führungskräfte-Entwicklung sollte nicht zu Arbeitsplatznahe Lernangebote 46 % ZUENTWICKELN. selbst weiter kurz kommen (38 %). Virtuelle zuentwickeln Lernangebote 33 % und fachlich am Ball zu bleiben. Daher liegt es nahe, Ein Drittel der Befragten (34 %) hält Team-Entwicklungs BEITRAG VON dass der Wechselwille stärker wird, wenn der aktuelle events für eine geeignete Maßnahme der Personalent Hybride LERNEN ZUR Lernangebote 30 % MITARBEITERBINDUNG Arbeitgeber zu wenig in die Personalentwicklung wicklung. Die Berücksichtigung der aktuellen Kompetenz- Basis: n = 1.001 (alle Befragten), investiert. Bei der Bewertung der Instrumente liegen anforderungen wird mit 26 Prozent seltener genannt. Blended Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte Learning 16 % 0% 20 % 40 % Lernen Nicht überraschend sehen das die Führungskräfte aus dem Abwechslungsreiche Aufgaben 46 % HR-Bereich anders. Eine ähnlich hohe Bedeutung für die Mit- Wie Lernen gestaltet sein sollte, um zur Mitarbeiterbindung arbeiterbindung wie dem Kompetenz-Screening messen sie Berücksichtigung der Vereinbarkeit beizutragen, können die Befragten klar priorisieren: durch der Führungskräfte-Entwicklung und der regelmäßigen Ent- von Beruf und Privatleben bei Entwicklungsangeboten 45 % praxisnahe Lernangebote (64 %) mit ausreichend Zeit (62 %) wicklungsplanung bei. Abwechslungsreiche Aufgaben sind für Zugang zu Entwicklungs- und bekundeter Wertschätzung gegenüber den Lernenden sie dagegen weniger ein Entwicklungsthema. maßnahmen für 42 % (59 %). Dies entspricht dem wissenschaftlichen Diskurs über alle Mitarbeiter die nachhaltige Sicherung von Lernerfolg. Erneut fällt die hohe Zustimmung für die Vereinbarkeit von Stärkenorientierter Einsatz 40 % Beruf und Privatleben im öffentlichen Sektor auf (60 %). In der GERADE AN ZEIT MANGELT ES Industrie stimmen dem lediglich 40 Prozent der Befragten zu Führungskräfte- Entwicklung 38 % und bei den Dienstleistern sind es mit 44 Prozent nur wenig mehr. Dafür spielt im öffentlichen Dienst die regelmäßige Transparente IN DER BETRIEBLICHEN PRAXIS. Entwicklungsplanung eine nicht ganz so wichtige Rolle. Der Entwicklungsplanung 38 % vermutliche Grund: In diesem Berufsumfeld gibt es in der Regel BEITRAG VON Individualisierte definierte Laufbahnen. Entwicklungsplanung 37 % PERSONAL- Gerade an Zeit und Wertschätzung mangelt es in der betrieb- ENTWICKLUNG lichen Praxis. Dies schränkt die Motivation der Beschäftigten, Abwechslungsreiche Aufgaben werden vor allem in den Betrie- Team-Entwicklungs- 34 % ZUR MITARBEITER- sich zu engagieren, erheblich ein. Virtuelles Lernen und hybride Events ben mit weniger als 500 Beschäftigten großgeschrieben (51 %). BINDUNG Lernangebote, vor allem aber Blended Learning, scheinen Andererseits setzen kleine und mittlere Unternehmen weniger Regelmäßige Basis: n = 1.001 (alle Befragten), für die Befragten – vor allem für Mitarbeitende ohne Führungs- Entwicklungsplanung 32 % Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte auf eine transparente und regelmäßige Entwicklungsplanung. verantwortung, Führungskräfte aus Fachabteilungen, ältere Die wiederum ist in Großunternehmen ab 5.000 Beschäftig- Teilnehmende und solche aus kleinen Unternehmen – eher Berücksichtigung aktueller ten ein zentrales Instrument der Mitarbeiterbindung. Kompetenzanforderungen 26 % weniger relevant zu sein. 16 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 17
Berücksichtigung Transparente Stärkenorientierte Gleichwertigkeit von Regelmäßige Angebot Wechsel in Auslands- BEITRAG VON KARRIERE- der Lebensphase bei Beförderungs- Laufbahn- Fach-, Projekt- und Potenzial- unterschiedlicher den Themen aufenthalte der Karriereplanung politik gestaltung Führungslaufbahn beurteilung Laufbahnpfade bzw. Aufgaben PERSPEKTIVEN ZUR 54 % 49 % 49 % 48 % 43 % 42 % 36 % 18 % MITARBEITERBINDUNG Basis: n = 1.001 (alle Befragten), Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte Karriereperspektiven Karriereperspektiven spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei Außerdem sprechen sich die Befragten für eine transparente Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung sehen in diesem der Entscheidung, ob Mitarbeitende ihrem Arbeitgeber die Treue Beförderungspolitik und eine stärkenorientierte Laufbahn Punkt keinen wichtigen Faktor zur Förderung der Mitarbeiter- halten. Ohnehin hat sich der Karrierebegriff gewandelt und be- gestaltung aus (49 %). Auch eine regelmäßige Potenzialbeur bindung (28 %). Eine transparente Beförderungspolitik, regel DER KARRIERE BEGRIFF HAT SICH schränkt sich nicht mehr auf einen hierarchischen Aufstieg. Dies teilung findet breite Zustimmung (43 %). mäßige Potenzialbeurteilungen und das Angebot unterschiedli- spiegeln auch die Einschätzungen der Befragten wider. cher Laufbahnpfade nennen die Befragten aus kleinen Betrieben Die Gleichwertigkeit von Fach-, Projekt- und Führungslaufbahn mit weniger als 500 Beschäftigten seltener als die aus größeren IN DEN LETZTEN Sie werten zu 48 Prozent die Gleichwertigkeit von Fach-, sowie das Angebot unterschiedlicher Laufbahnpfade sind vor Unternehmen. Sowohl die jüngsten als auch die ältesten Be- JAHREN GEWANDELT. Projekt- und Führungslaufbahn sowie zu 42 Prozent das An- allem für die befragten HR-Führungskräfte zentrale Themen. fragten sehen die Berücksichtigung der Lebensphase bei der gebot unterschiedlicher Laufbahnpfade als förderlich für Einen Wechsel in den Themen beziehungsweise Aufgaben Karriereplanung als entscheidend an für die Mitarbeiterbindung die Mitarbeiterbindung. Für mehr als die Hälfte (54 %) ist es befürworten sie zu 41 Prozent. Das ist ein wesentlich höherer (61 bzw. 62 %). Unterschiedliche Laufbahnpfade sind für die bis jedoch noch wichtiger, dass die Karriereplanung die jeweilige Prozentsatz als bei den Angehörigen der Unternehmens 29-Jährigen besonders attraktiv (48 %). Über 50-Jährige sehen Lebensphase berücksichtigt. leitung (34 %). darin keinen so hohen Bindungsfaktor mehr (37 %). 18 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 19
Mobile Arbeit 0% 20 % 40 % 60 % Mobiles Arbeiten ist durch die Corona-Pandemie deutlich Verständlich: Für sie ist mobile Arbeit meist ein Abschied von Flexible Arbeitszeitgestaltung 63 % angeschoben worden. Es ist nicht davon auszugehen, dass jahrelang gewohnten Abläufen und Strukturen; dies sorgt für sich das Rad wieder zurückdrehen wird. den Wunsch nach einer gewissen Kontinuität im persönlichen Kurze Austausch. In den Altersgruppen unter 30 Jahre und 40 bis 50 Entscheidungswege 53 % Für die Mitarbeiterbindung ist mobile Arbeit differenziert zu Jahre sind jeweils nur etwas mehr als ein Drittel dieser Ansicht. Gewähren von betrachten. Einerseits ist sie als Attraktivitätsfaktor unbestritten. Handlungsspielräumen 47 % Doch reduziert sie andererseits das Miteinander von Teams Für die Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind vor Ort im Unternehmen und die persönliche Face-to-Face- transparente Regelungen für alle Teammitglieder ein bedeut- Förderung der Selbstorganisation 46 % Kommunikation. Darunter kann das für die Mitarbeiterbindung sames Instrument (53 % im Vergleich zu 42 % der Unterneh- BEITRAG DER ARBEITS- als entscheidend erachtete gute Betriebsklima leiden. mensleitungen, 45 % der Führungskräfte in Fachabteilungen ORGANISATION ZUR Übertragung von MITARBEITERBINDUNG Entscheidungsbefugnissen 41 % und nur 37 % der HR-Führungskräfte). Basis: n = 1.001 (alle Befragten), Entsprechend zwiespältig fallen die Aussagen der Befragten Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte Effiziente aus. So glauben nur rund ein Viertel, dass sich die Mitarbeiter- Informationskanäle 40 % bindung durch mobile Arbeit nicht verändert. 40 Prozent Förderung gehen von einem Anstieg aus, 19 Prozent sehen die Gefahr des UMSETZUNG MOBILER ARBEIT des bereichsüber- 37 % greifenden Denkens Rückgangs. Insbesondere die Befragten der Unternehmens- ZUR MITARBEITERBINDUNG leitung befürchten eine Reduzierung der Mitarbeiterbindung. Ganzheitlichkeit der Basis= 872, (Teilgruppe, mobile Arbeit möglich), Arbeitsprozesse 25 % Dagegen gehen vor allem die Mitarbeitenden ohne Führungs- Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte verantwortung von einer positiven Wirkung aus. Eine redu- Reduzierung von Schnittstellen 21 % zierte Bindung erwarten am ehesten Teilnehmende aus der 0% 20 % 40 % Industrie (22 %), weniger aus Dienstleistungen (19 %) und Einsatz dem öffentlichen Sektor (15 %). agiler Methoden 19 % Feste Teamtage 44 % Angesichts der genannten Auswirkungen, die mobile Arbeit für alle Teammitglieder Arbeits- nach sich ziehen kann, ist eine genauere Betrachtung not- Transparente Regelungen 44 % organisation wendig, unter welchen Rahmenbedingungen mobile Arbeit die Mitarbeiterbindung erhöhen oder verringern kann. Breite Zu- Neben der mobilen Arbeit beeinflussen weitere arbeits- Weniger relevant im Hinblick auf die Mitarbeiterbindung Unternehmenskultur, die mobilem stimmung finden vor allem Maßnahmen, die der Förderung des Arbeiten positiv gegenübersteht 42 % organisatorische Themen die Mitarbeiterbindung. Dazu scheinen Themen wie die Ganzheitlichkeit der Arbeits- Austauschs und des Miteinanders dienen, Transparenz über zählt die flexible Arbeitszeitgestaltung, die sich bei der prozesse, die Reduzierung von Schnittstellen sowie der Kostenerstattungen die Spielregeln sowie eine Unternehmenskultur, die mobiler für mobil Arbeitende 38 % Auswahl der wichtigsten Instrumente zur Mitarbeiter- Einsatz agiler Methoden. Arbeit positiv gegenübersteht. Eine kooperationsförderliche bindung in der Geschichte der HR-Reports stets auf Arbeitsgestaltung und feste, teamübergreifende Tage sind der- Förderung des Teamgeistes auch einem der vordersten Ränge findet. Auch in unserer De- Das Gewähren von Handlungsspielräumen, die Über- bei hybrider Zusammenarbeit 38 % zeit nur in einem Teil der Unternehmen umgesetzt, sodass tailbetrachtung ist sie mit 63 Prozent die Topnennung. tragung von Entscheidungsbefugnissen sowie kurze den Befragten gegebenenfalls bei diesen Aspekten entspre- Regelmäßiges Feedback zur Zudem wird die Mitarbeiterbindung nach Ansicht der Entscheidungswege spielen mit zunehmendem Alter der Erledigung der Aufgaben 35 % chende Erfahrungswerte fehlen. Befragten durch kurze Entscheidungswege (53 %), das Befragten eine wachsende Rolle. Kurze Entscheidungs- Gewähren von Handlungsspielräumen (47 %) und die wege halten vor allem die Führungskräfte in Fachab- Sensibilisierung der Führungskräfte für Feste Teamtage hält jede zweite Führungskraft aus Fachab- mobile/hybride Zusammenarbeit 34 % Förderung der Selbstorganisation (46 %) gestärkt. Hinzu teilungen (57 %) und die Mitarbeitenden ohne Führungs- teilungen für wichtig. Diesem Punkt stimmen die HR-Füh- kommen die Übertragung von Entscheidungsbefug verantwortung (60 %) für förderlich. HR-Führungskräfte Mitarbeiterorientierte Gestaltungs- rungskräfte nicht unbedingt zu (38 %). Wichtiger (46 %) ist möglichkeiten bzgl. mobiler Arbeit 33 % nissen (41 %), effiziente Informationskanäle (40 %) und wiederum betonen die Bedeutung effizienter Informa- ihnen die Förderung des Teamgeistes – auch bei hybrider die Förderung des bereichsübergreifenden Denkens tionskanäle, die Förderung bereichsübergreifenden Zusammenarbeit. Qualifizierung der Mitarbeitenden 31 % (37 %). All diese Maßnahmen sind nicht nur Instrumente, Denkens und die Ganzheitlichkeit der Arbeitsprozesse – in Bezug auf mobiles Arbeiten die in erster Linie die tägliche Arbeit erleichtern, be- eine Einschätzung, die von den anderen Gruppen nicht Die Einstellung zu festen Tagen, an denen alle Teammitglieder Feste Tage, an denen mehrere schleunigen und effizienter gestalten, sondern sie geteilt wird. Teams anwesend sind 29 % anwesend sind, differenziert stark nach dem Alter: Für mehr gewähren den Mitarbeitenden einen großen Freiraum als die Hälfte der über 50-Jährigen sind sie unerlässlich. für Selbstbestimmung und -verantwortung. Raumgestaltung, die Kooperation fördert 25 % 20 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 21
Arbeitsumgebung 0% 20 % 40 % 60 % Im Hinblick auf die Mitarbeiterbindung Die Reaktionen in Bezug auf innovative Paradigmenwechsel bedeuten: weg Fairness im Umgang mit Kunden 56 % scheint die Arbeitsumgebung aktuell Konzepte, die unterschiedliche Zonen von Individualbüros und hin zu einer noch nur eine untergeordnete Rolle zu für Stillarbeit, Teamarbeit und team- effizienteren und eher auf den Aus- Aktives Leben der spielen. Bei den Teilnehmenden des HR- übergreifendes Arbeiten vorsehen, sind tauschgedanken ausgerichteten Gestal nach außen kommunizierten 54 % Werte nach innen Reports erhalten Aspekte wie die Wohl- sehr zurückhaltend und nur für eine tung der Arbeitsumgebung. Dies ist Nachhaltiges Agieren fühlatmosphäre am Arbeitsplatz oder Minderheit der Befragten von sechs bis für viele Unternehmen ein Prozess, der im Unternehmen 51 % die entsprechende Arbeitsplatzausstat- acht Prozent relevant. Zu beachten ist, mit Vorbehalten, aber auch mit Kosten tung 26 beziehungsweise 22 Prozent dass solche Konzepte vielfach einen behaftet ist. Engagement in der Region 44 % der Nennungen. Engagement für gesellschaftliche Themen 37 % Nachhaltiges Agieren auf den Märkten 32 % BEITRAG VON NACHHALTIGKEIT, ENGAGEMENT UND FAIRNESS ZUR Compensation Nachhaltiges Agieren in Bezug 31 % MITARBEITERBINDUNG & Benefits auf den Unternehmensstandort Basis: n = 1.001 (alle Befragten), Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte Engagement für wirtschaftliche Themen 25 % Auch die marktgerechte Entlohnung hält sich dauerhaft Auch in Sachen leistungsorientierte Gehälter liegen Industrie unter den Topnennungen der Instrumente zur Mitarbeiter und Dienstleistung deutlich über dem öffentlichen Sektor. Be- Engagement für politische Themen 11 % bindung im HR-Report. Dabei zeigt sich, dass nicht nur zogen auf die Unternehmensgrößen wird die Beteiligung der die marktgerechte Entlohnung als zentrales Bindungs Beschäftigten am Unternehmenserfolg mit steigender Unter- instrument wahrgenommen wird (56 %), sondern auch eine nehmensgröße bedeutsamer, ebenso die Nachvollziehbarkeit leistungsorientierte Entlohnung (51 %). Nach Einschätzung von Sonderzahlungen und die Transparenz des Gehaltsgefüges. der Befragten möchten Beschäftigte Wertschätzung und An- Nachhaltigkeit, erkennung für ihre Leistung erhalten. Dies soll sich auch im Entgelt niederschlagen. Eine hohe Leistungsorientierung steht dabei im Spannungsfeld zu aktuellen gesellschaftlichen Dis 0% 20 % 40 % 60 % Engagement und Fairness kussionen, die sich um soziale Gerechtigkeit drehen. Marktgerechte Nachhaltigkeit, Integrität und Fairness sowie regionales Engagement Ebenfalls hohe Zustimmungswerte erhalten die zur Auswahl Entlohnung 56 % zahlen gleichfalls auf die Mitarbeiterbindung ein. Dabei heben die gestellten Themen aus dem Bereich Compensation & Benefits, Befragten aus dem Dienstleistungsbereich und aus Betrieben bis 500 Leistungsorientierte wie die Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmenserfolg, Entlohnung 51 % Mitarbeitende die Fairness im Umgang mit der Kundschaft hervor. die Transparenz des Gehaltsgefüges und die qualifikations- orientierte Entlohnung. Dabei wird die Leistungsorientierung Beteiligung am In der Industrie spielt das nachhaltige Agieren auf den Märkten (41 %) und Unternehmenserfolg 41 % (51 %) als Bindungsfaktor höher gewichtet als die Qualifika- an den Unternehmensstandorten (39 %) sowie das Engagement für wirt- tionsorientierung (36 %). Transparenz des schaftliche Themen (31 %) eine größere Rolle als für die anderen Sektoren. Gehaltsgefüges 38 % Für den öffentlichen Sektor sind eine marktgerechte und Qualifikationsorientierte leistungsorientierte Entlohnung sowie die Beteiligung der Entlohnung 36 % BEITRAG VON Beschäftigten am Unternehmenserfolg – wenig überraschend – Nachvollziehbarkeit COMPENSATION & BENEFITS keine zentralen Bindungsinstrumente. Anders sieht dies im von Sonderzahlungen 35 % ZUR MITARBEITERBINDUNG Industrie- und im Dienstleistungsbereich aus: Hier gibt es Basis: n = 1.001 (alle Befragten), Zustimmungswerte für eine marktgerechte Entlohnung von Nachvollziehbarkeit der Auswahl der fünf wichtigsten Aspekte Vergütungsstrukturen 35 % 59 Prozent beziehungsweise 57 Prozent. 22 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 23
UMGANG MIT DER MITARBEITERBINDUNG Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren IM UNTERNEHMEN Keine eindeutige Entwicklung zeigt sich bei der Vielsagend ist die Differenzierung nach der Einschätzung der Führungskräfte, wie sich die Position der Befragten. Mit 16 Prozent beob Bedeutung für den Geschäftserfolg Mitarbeiterbindung in den vergangenen fünf achten die Vertreterinnen und Vertreter der Jahren entwickelt hat. Jeweils etwa ein Drittel Unternehmensleitung und mit 24 Prozent die empfindet eine gestiegene, eine gleichbleibende HR-Führungskräfte eine deutlich weniger Dass sich die Mitarbeiterbindung auf die Ge- lich seltener zustimmen (59 %). In Deutschland oder eine gesunkene Mitarbeiterbindung. Da sinkende Mitarbeiterbindung, als die Führungs- schäftstätigkeit und den Geschäftserfolg aus- sind es 70 Prozent und in Österreich 72 Prozent. die Mitarbeiterbindung in den wenigsten Unter- kräfte in Fachabteilungen (34 %) und die wirkt, ist der großen Mehrheit der Befragten Kaum verwunderlich sehen HR-Führungskräfte nehmen gemessen wird, sind die Aussagen zwar Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung bewusst: Mehr als zwei Drittel halten sie für rele- eine stärkere Relevanz der Mitarbeiterbindung für plausibel. Dennoch sind sie bedauerlich, weil (43 %) angeben. vant oder sehr relevant. Im Ländervergleich den Geschäftserfolg (78 %) als die Mitarbeitenden die Arbeitgeber damit auf die Chance verzichten, fällt auf, dass Befragte aus der Schweiz hier deut- selbst (60 %). dem Fachkräftemangel Paroli zu bieten. BEDEUTUNG VON MITARBEITERBINDUNG FÜR Messung DEN GESCHÄFTSERFOLG Basis: alle Befragten (n = 1.001) Angesichts der hohen Zustimmung zur Bedeu- Möglicherweise ist es auch auf ein Informations- 6% tung der Mitarbeiterbindung verwundert die defizit zurückzuführen, dass Mitarbeitende und WENIG/ Tatsache, dass die meisten Unternehmen darauf Führungskräfte aus Fachabteilungen davon NICHT RELEVANT verzichten, diesen Wert in einem KPI abzubilden nichts wissen. Wir vermuten, dass die Messung und zu messen. relevanter Faktoren entweder nicht explizit als Maßnahme zur Förderung der Mitarbeiterbin- Lediglich ein Drittel der Befragten gibt an, in dung betrachtet wird oder dass den Unterneh- ihren Unternehmen werde die Mitarbeiter men die Erfassung schlicht zu aufwändig ist. 69 % bindung über Kennzahlen gemessen (Industrie 25 % SEHR RELEVANT/ 44 %, Dienstleistung 35 %, öffentlicher Sektor Das Hauptinstrument zur Erfassung der Mit- ETWAS RELEVANT 20 %). Führungskräfte aus dem HR-Bereich arbeiterbindung ist die Befragung der eigenen RELEVANT geben zu 57 Prozent an, dass in ihrem Unter Mitarbeitenden. Nahezu drei Viertel der Unter- nehmen die Mitarbeiterbindung erfasst wird. nehmen, in denen die Bindung gemessen wird, führen Umfragen durch. Knapp die Hälfte der Unternehmen zieht Schlussfolgerungen aus der Fluktuation, ein Viertel bezieht außerdem den NAHEZU DREI VIERTEL Krankenstand mit ein. DER UNTERNEHMEN FÜHREN UMFRAGEN DURCH. 24 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 25
Verankerung MITARBEITER- im Unternehmen BINDUNG ALS PERSÖNLICHE Problematisch ist aber nicht nur der Verzicht auf Daraus lässt sich schließen, dass die Zuständig- die Messung der Mitarbeiterbindung, sondern keit für die Mitarbeiterbindung in vielen Organi- ENTSCHEIDUNG auch, dass die Zuständigkeit für dieses Thema sationen nicht oder nicht transparent geregelt in jedem vierten Unternehmen ungeklärt ist. ist. Angesichts des „knappen Gutes“, das Mit- Dazu gehören vor allem Betriebe mit weniger arbeitende inzwischen darstellen, und angesichts als 500 Beschäftigten. Für 29 Prozent der Be- der großen Bedeutung des Themas ist dies ein fragten ist die Mitarbeiterbindung Aufgabe der ernüchterndes Bild. Führungskräfte. In 26 Prozent der Unternehmen ist sie im HR-Bereich verankert, in 12 Prozent im … Aufgabe der MITARBEITERBINDUNG – 49 % Führungskräfte Topmanagement. In Industrie- und Dienstleis- INDIVIDUELLE ABWÄGUNG EMOTIONALE 29 % VERBUNDENHEIT MIT tungsbetrieben (32 % beziehungsweise 26 %) ist Mitarbeiter- … im HR-Bereich Basis: n = 1.001 (alle Befragten) verankert die Mitarbeiterbindung häufiger dem HR-Bereich bindung ist … DEM ARBEITGEBER 26 % Es gibt keine konkrete zugeordnet als im öffentlichen Sektor (16 %). Zuständigkeit 25 % Interessant bei dieser Fragestellung ist die stark voneinander abweichende Sichtweise der Teil- 31 % ... im Top- nehmenden auf Basis ihrer Position. 41 Prozent Management ABWÄGEN VON der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwor- verankert VOR- UND tung erkennen keine konkrete Zuständigkeit für 12 % NACHTEILEN das Thema Mitarbeiterbindung in ihren Unter- nehmen, elf Prozent geben zudem an, es sei keine Keine Aussage möglich 20 % Aussage möglich. 7% VERPFLICHTUNGSGEFÜHL HR-Führungskräfte sehen neben den direkten GG. DEM ARBEITGEBER Führungskräften (30 %) vor allem sich selbst in der Verantwortung (45 %). Für Angehörige der Unternehmensleitung sind Führungskräfte an erster Stelle in der Pflicht (35 %). Immerhin jeder Individuelle Abwägung Fünfte sieht die Verantwortlichkeit im Topma- nagement angesiedelt. Genauso viele Mitglieder Zuweilen lässt sich die Bindung an einen Arbeit- Für fast die Hälfte der Mitarbeitenden entscheidet der Unternehmensführung geben aber auch an, geber nicht auf bestimmte äußere Faktoren zu- aber die emotionale Verbundenheit mit ihrem dass es keine konkrete Zuständigkeit gibt. rückführen, sondern ist in der Persönlichkeit der Arbeitgeber über Bleiben oder Gehen. Das sagen Beschäftigten verankert. Welche persönlichen vor allem Mitarbeitende im öffentlichen Sektor ZUSTÄNDIGKEIT Faktoren zahlen am meisten auf die Mitarbeiter- sowie Beschäftigte, die in sehr kleinen und sehr FÜR DIE bindung ein? Ist es eher die emotionale Verbun- großen Unternehmen tätig sind. MITARBEITERBINDUNG denheit mit dem Arbeitgeber, das pragmatische IM UNTERNEHMEN Abwägen von Vor- und Nachteilen oder ein Ver- Für Frauen spielt die emotionale Bindung eine Basis: n = 1.001 (alle Befragten) pflichtungsgefühl dem Arbeitgeber gegenüber? etwas stärkere Rolle als für Männer und mit zu- nehmendem Alter steigt sie deutlich an: von Die möglicherweise gar nicht so überraschende 42 Prozent bei den 30- bis unter 40-Jährigen auf Antwort: 20 Prozent fühlen sich ihrem Arbeitge- 63 Prozent bei den über 60-Jährigen. ber verpflichtet, vor allem jüngere Beschäftigte und Befragte aus der Industrie. 31 Prozent ent- scheiden nüchtern nach Faktenlage. 26 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 27
Die ganz persönliche Sicht der Befragten Zum Ende unseres Themenschwerpunkts haben auf den Plätzen 2 und 3. Es folgen die markt- wir die Teilnehmenden nach ihrer persönlicher gerechte Entlohnung und die flexiblen Arbeits- Mitarbeiterbindung zu ihrem aktuellen Arbeit- zeiten sowie Maßnahmen zur Vereinbarkeit von geber gefragt. Auf den ersten Blick erstaunt Beruf und Privatleben. das Ergebnis, gerade im Vergleich zu den eher negativen Einschätzungen aus anderen Studien: Größere Betriebe mit 1.000 bis 4.999 Beschäftig- 35 Prozent der Befragten fühlen sich stark oder ten haben laut der Befragten Pluspunkte bei der sehr stark an ihren Arbeitgeber gebunden, im- mobilen Arbeit und der Personalentwicklung. merhin noch 25 Prozent relativ stark. Die marktgerechte Entlohnung ist vor allem für 35 PROZENT DER BEFRAGTEN die Befragten aus Großunternehmen mit 5.000 und mehr Beschäftigten ein Bleibegrund. FÜHLEN SICH STARK ODER SEHR STARK AN IHREN ARBEIT Altersbezogen schätzen die über 60-Jährigen GEBER GEBUNDEN. vor allem die Beschäftigungssicherheit und in- teressante Aufgaben, für die unter 30-Jährigen ist die Personalentwicklung wichtiger als für die Allerdings relativiert sich dieses positive Ergeb- übrigen Altersgruppen. nis, wenn wir nach den Positionen der Befragten differenzieren: So sind es 65 Prozent der Mit- Was könnte die Befragten im Umkehrschluss glieder der Unternehmensleitung, die sich stark veranlassen, ihrem Arbeitgeber den Rücken oder sehr stark an ihren Arbeitgeber gebunden zu kehren? An erster Stelle steht hier die fühlen, verglichen mit 38 Prozent der HR-Füh- Entlohnung. An zweiter Stelle folgt das rungskräfte, 28 Prozent der Führungskräfte Führungsverhalten. Den 3. Platz nimmt aus Fachabteilungen und nur 16 Prozent der das Betriebsklima ein. Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung. Hier zeigt sich ein erheblicher Nachholbedarf in Zwischen den Altersgruppen gibt es signifikante Bezug auf die Bindung der Mitarbeitenden. Unterschiede: Eine zu geringe Entlohnung ist für alle Altersgruppen bis 60 Jahre der entschei- Blicken wir auf die Unternehmensgrößen, ist die dende Grund das Unternehmen zu verlassen. Mitarbeiterbindung in Unternehmen mit weni- Mit Abstand die wichtigste Rolle spielt sie aller- ger als 1.000 Beschäftigten am größten. Zudem dings bei den 40 bis unter 50-Jährigen. Bei den steigt sie mit zunehmendem Alter an und liegt über 60-Jährigen ist das Führungsverhalten der bei den über 60-Jährigen mit 52 Prozent deut- entscheidende Aspekt, der über Bleiben oder lich höher als bei den unter 30-Jährigen mit Gehen entscheidet, gefolgt von dem Betriebs- 29 Prozent. klima, welches weniger relevant ist, je jünger die Befragten sind. Für die Befragten bis 40 Jahre Was veranlasst die Befragten nun, bei ihrem sind es fehlende Karriereperspektiven und un- Arbeitgeber zu bleiben? An erster Stelle steht passende Arbeitszeiten, die deutlich stärker als auch hier das gute Betriebsklima. Interessante bei den älteren Befragten ins Gewicht fallen. Aufgaben und Beschäftigungssicherheit liegen 28 HR-Report 2023 · Mitarbeiterbindung | 29
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