Miteinander reden - Interaktion als Ressource für den Erst-, Zweit- und Fremdspracherwerb - Uni Graz

 
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Grazer Tagung
                                        Deutsch als Fremd-/Zweitsprache
                                        & Sprachdidaktik

23. Grazer Tagung
Deutsch als Fremd-/Zweitsprache und Sprachdidaktik

Miteinander reden –
Interaktion als Ressource für den
Erst-, Zweit- und Fremdspracherwerb
Freitag, 25. – Samstag, 26. Juni 2021
Online-Tagung                                           Abstracts
23. Grazer Tagung
Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache & Sprachdidaktik

Miteinander reden –
Interaktion als Ressource für
den Erst-, Zweit- und Fremdspracherwerb

Freitag, 25. – Samstag, 26. Juni 2021

Abstracts

Referentinnen und Referenten

Uta Quasthoff ......................................... Dortmund           Georg Krammer ................................................ Graz
Madeleine Domenech ........ Bielefeld/Paderborn                            Sabine Schmölzer-Eibinger .......................... Graz
Vivien Heller ........................................... Wuppertal        Victoria Florentina Winkelhofer ............... Kairo
Miriam Morek ............................... Duisburg/Essen                Cordula Meißner .......................................... Leipzig
Sandra Reitbrecht ........................................... Wien         Elena Frick .............................................. Mannheim
Tabea Becker ........................................... Hannover          Carmen Peresich .................................... Klagenfurt
Juliane Stude .............................................. Münster       Daniel Gallo ..................................................... Bozen
Britta Bendieck .................................... Amsterdam             Michaela Gindl ....................................... Klagenfurt
Roswitha Dickens ................................ Amsterdam                Mariya Donska .................................................. Graz
Veronika Mattes ............................................... Graz       Gisela Zeindlinger ............................................ Graz
Noelle Kinalzik ....................................... Wuppertal          Magdalena Knappik ............................. Wuppertal
Valentin Schneider ...................... Duisburg/Essen                   Elisabeth Vergeiner ........................................ Nitra
Bora Bushati ...................................................... Graz   Barbara Reiter ................................................... Graz
Freitag, 25. Juni 2021
Eröffnungsvortrag
Uta Quasthoff (TU Dortmund)
Madeleine Domenech (Universität Paderborn)

Interaktionsformen als Ressourcen für den (diskursiven) Erwerb
der ersten und weiterer Sprachen

Der Vortrag umreißt ein Theoriegebäude, das              schen Erwerbsressourcen und (didaktischen)
expliziert, auf welche Weise Kinder und Ju-              Vermittlungsformen geschlagen werden kann.
gendliche Interaktionserfahrungen unterschied-
licher Art gleichzeitig als Verständigungs- und          Literatur
als Erwerbsressource nutzen, um (komplexere)
sprachliche Kompetenzen in der Erst-, aber auch          Quasthoff, U., F. Kern, S. Ohlhus & J. Stude.
in weiteren Sprachen auf- und auszubauen.                2019. Diskurse und Texte von Kindern: Praktiken
Auf der Grundlage einer Vielzahl unterschied-            - Fähigkeiten - Ressourcen: Erwerb. Tübingen:
licher Korpora wird ein Einblick in die (Varianz         (Stauffenburg).
der) Erwerbsmechanismen und der Erwerbskon-              http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-20360
texte Familie, Peerinteraktion und Unterricht
gegeben. Dabei werden Interaktionsmuster                 Domenech, M. / V. Heller / I. Petersen (2018),
beleuchtet, die sich in unterschiedlicher Weise          „Argumentieren mündlich, schriftlich, zweit-
als erwerbsförderlich erwiesen haben. Derartige          sprachlich: Anforderungen und Verfahren“. In:
Muster finden sich in jeweils kontextualisier-           Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung 26, 15-
ter Form sowohl in impliziten wie in expliziten          35.
Lehr-Lern-Kontexten, so dass ein Bogen zwi-

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 10.45 – 11.45 Uhr
Kontakt: uta.quasthoff@tu-dortmund.de; madeleine.domenech@uni-paderborn.de

        MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   5
Vortrag 1
Vivien Heller (Bergische Universität Wuppertal)
Miriam Morek (Universität Duisburg/Essen)

Unterrichtsinteraktion als Ressource für den Diskurserwerb:
Lernerzuschnitt im Lehrerhandeln

Für die Bewältigung der sprachlich-diskursi-               unterrichts in der Primar- und Sekundarstufe
ven Anforderungen, die die Partizipation an                wird gezeigt, dass sich lehrerseitiges Finetuning
fachlichen Unterrichtsgesprächen beinhaltet,               auf zweierlei Weise manifestieren kann: Zum ei-
stehen Schülerinnen und Schülern in unter-                 nen in der Art und Weise, wie globale Zugzwän-
schiedlichen Ausmaß Ressourcen zur Verfügung.              ge (z.B. argumentationsorientierte Fragen und
Lehrpersonen stehen somit vor der Aufgabe,                 Erkläraufforderungen) von der Lehrkraft gesetzt
sprachlich-diskursive Anforderungen und Un-                und ggfs. modifiziert werden, zum anderen in
terstützungsverfahren individuell zuzuschnei-              Ausmaß und Typen von Zuhöreraktivitäten wäh-
den. Ausgehend von einem Forschungsüberblick               rend globaler Diskursbeiträge. Darauf aufbauend
zu den Konzepten Scaffolding und Finetuning                wird diskutiert, welche Kompetenzen Lehrkräfte
in der Sprach- und Diskurserwerbsforschung                 benötigen, um Unterrichtsinteraktion als Res-
diskutiert der Beitrag empirische Befunde zu               source für den Diskurserwerb zu nutzen.
vergleichbaren Unterstützungsverfahren in der
Unterrichtsinteraktion. In einem gesprächs­                Literatur
analytisch-rekonstruktiven Zugriff werden zwei
methodische Zugänge vorgestellt, mit denen sich            Heller, V.; Morek, M. (2015): Unterrichtsgesprä-
der individualisierte Zuschnitt diskurserwerbs-            che als Erwerbskontext: Kommunikative Ge-
förderlichen Lehrerhandelns erfassen lässt, ein            legenheiten für bildungssprachliche Praktiken
querschnittlich-interindividueller und ein mik-            erkennen und nutzen. In: leseforum.ch (3), 1–23.
rolängsschnittlich-intraindividueller. Auf Basis
videographierten Deutsch- und Mathematik­

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 12.00 – 12.30 Uhr
Kontakt: vheller@uni-wuppertal.de; miriam.morek@uni-due.de

6   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 2
Sandra Reitbrecht (Pädagogische Hochschule Wien)

Modelle befragen, Modellbeobachtungen reflektieren –
Interaktion beim reflexiven Modelllernen

Empirische Studien zum Modelllernen in der               Lehrperson, deren Aufgabenlösungsprozess sie
Schreibförderung untersuchen dessen Wirksam-             in Form eines Modellvideos beobachtet hatten,
keit zumeist in quantitativen Prä-Posttest-De-           Fragen zum Video stellen konnten. In der zwei-
signs: Lernende werden dabei zunächst zum                ten Phase wurden die Schüler*innen in Dreier-
Lösen einer Schreibaufgabe angehalten, beob-             teams dazu angeleitet, die Erkenntnisse aus der
achten dann einen modellierten Schreibprozess            Modellbeobachtung hinsichtlich ihrer Relevanz
und lösen abschließend erneut eine vergleichba-          für zukünftige (wissenschaftliche) Schreib­
re Schreibaufgabe. Interaktive Phasen sind dabei         situationen zu reflektieren. Die zu den beiden
nicht vorgesehen, da sie zu einer nicht kontrol-         Phasen vorliegenden Interaktionsdaten zeigen,
lierbaren Größe im experimentellen Forschungs-           dass die Schüler*innen die erste Phase im Sinne
design werden können. Damit bleibt empirisch             ko-konstruktiven Lernens aktiv mitgestalteten
allerdings unbeleuchtet, welches Potenzial               und dass die Reflexionsgespräche der zweiten
interaktive Phasen, die in etablierten Modell-           Phase mehrfach Peer-Interaktionen umfassten,
lernkonzepten wie dem Self-Regulated-Stra-               die hinsichtlich eines metakognitiv regulierten
tegy-Development-Programm (Graham/Harris                 Strategieneinsatzes beim zukünftigen (wissen-
2005) einen zentralen Bestandteil des Unter-             schaftlichen) Schreiben vielversprechend schei-
richtsgeschehens ausmachen, entfalten können.            nen.

Das AaMoL-Projekt (gefördert vom BMBWF in
der Förderschiene Sparkling Science; 04/2018             Literatur
bis 11/2019) explorierte daher in einer quali-
tativen Studie zum reflexiven Modelllernen im            Graham, S. /Harris, K. (2005): Writing better:
wissenschaftspropädeutischen Fachunterricht              Effective strategies for teaching students with
die Interaktionen in zwei der Modellbeobach-             learning difficulties. Baltimore: Paul Brookes
tung nachfolgenden Phasen. Die erste Phase
war so gestaltet, dass die Schüler*innen ihrer

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 12.00 – 12.30 Uhr
Kontakt: sandra.reitbrecht@phwien.ac.at

        MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   7
Vortrag 3
Tabea Becker (Leibniz Universität Hannover)
Juliane Stude (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

Interaktives Unterstützungsverhalten von Lehrnovizen in
­Sprachfördersettings mit neu zugewanderten Kindern

Untersuchungen zu professionellen Überzeu-                 – Welche sprachlichen Lerngelegenheiten blei-
gungen und Orientierungen von Lehrkräf-                      ben unerkannt?
ten zeigen, dass sich die Sprachlichkeit des
Unterrichts­prozesses als Lernumgebung (Heller             Die Ergebnisse liefern Einblicke in die unter-
& Morek 2015) nur eingeschränkt im Aufmerk-                schiedlich ausgeprägte Sensibilität Studierender
samkeitsraum von Lehrenden befindet (Heller &              für erwerbsförderliche Anschlussstellen im Ge-
Quasthoff i.V.). Es stellt sich die Frage, wie bei         spräch und zeigen auf, wie sich diese im Inter-
angehenden Lehrkräften der Blick für schüler-              aktionsverhalten im Kontext früher Praxiserfah-
seitige sprachliche Unterstützungsbedarfe und              rungen manifestiert. Sie können als Grundlage
korrespondierendes erwerbsförderliches Inter-              für weitere Bemühungen im Bereich der Profes-
aktionsverhalten geschärft werden kann. Daten-             sionalisierung und Vermittlung spracherwerbs-
basis für den Vortrag bildet ein Video-Korpus, in          förderlicher Unterstützungsverfahren genutzt
dem Studierende als Sprachförderlehrkräfte für             werden.
neu zugewanderte Kinder in Kleingruppen tä-
tig sind. Ziel ist zu beleuchten, inwiefern Lehr­          Literatur
novizen Möglichkeiten der Unterstützung für
Lernende interaktiv zu eröffnen imstande sind.             Heller, V. & Morek, M. (2015): Unterrichtsge-
Dabei werden u.a. folgende Forschungsfragen                spräche als Erwerbskontext: Kommunikative
adressiert:                                                Gelegenheiten für bildungssprachliche Praktiken
                                                           erkennen und nutzen. In: leseforum.ch (3), 1-23.
– Welche sprachlichen Phänomenbereiche
  werden von den Studierenden in der Interak-              Heller, V. & Quasthoff, U. (i.V.). Unterricht aus der
  tion relevant gesetzt und als förderbedeut-              Sicht von Lehrenden und Lernenden. Erscheint
  sam etabliert?                                           in: Quasthoff, U. et al. (Hg.): Diskurserwerb in
                                                           Familie, Peergroup und Unterricht: Passungen
– Auf welche Handlungsroutinen greifen Lehr-               und Teilhabechancen. Berlin: De Gruyter (RGL).
  novizen im sprachlichen Umgang mit Schü-
  leräußerungen und -fragen zurück?

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 13.30 – 14.00 Uhr
Kontakt: tabea.becker@germanistik.uni-hannover.de; juliane.stude@uni-muenster.de

8   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 4
Britta Bendieck (Universiteit van Amsterdam)
Roswitha Dickens (Universiteit van Amsterdam)

Über Literatur sprechen. „Literarische Interaktionen“
als Ressource im DaF-Unterricht in den Niederlanden

Interaktion und Kommunikation sind wichtige              gemeinsam diskutieren und herausarbeiten. Auf
Bestandteile eines gelungenen Fremdsprachen-             diese Weise kann der Spracherwerb über für den
unterrichts. Dabei gilt es aber nicht lediglich zu       Fremdsprachenunterricht relevante kulturelle
kommunizieren, sondern vielmehr über relevan-            und kulturgeschichtliche Inhalte verlaufen. In
te und interessante Inhalte zu sprechen. Durch           diesem Vortrag soll darauf eingegangen werden,
anregende Themen entstehen – intrinsisch                 inwiefern Literatur und „literarische Interaktio-
motiviert – im Fremdsprachenunterricht Inter-            nen“ als Ressource eines kommunikativen Un-
aktionen, die für sich stehen und gleichzeitig           terrichts im Sinne von task-based learning (TBL)
eine wichtige Ressource für den Spracherwerb             fungieren können. Welche Herausforderungen
bilden. In dieser Lernsituation von Content and          und Möglichkeiten die Arbeit mit Literatur im
Language Integrated Learning (CLIL) sprechen             Fremdsprachenunterricht bietet, soll an ausge-
die Lernenden nicht nur, weil sie das Sprechen           wählten Beispielen aus dem DaF-Unterricht an
in der fremden Sprache üben wollen, sondern              niederländischen Schulen und Hochschulen be-
auch, weil sie sich aufrichtig zu bestimmten             leuchtet werden.
Inhalten äußern und über diese austauschen
möchten.                                                 Literatur

Literatur – im weitesten Sinne als Narration ver-        Knaap, E. van der (2019): Literatuur en film in
standen – kann einen solchen Inhalt des Fremd-           het vreemdentalenonderwijs, Bussum.
sprachenunterrichts darstellen. Denn sie lädt
die Leser und Lernenden dazu ein, sich in ver-           Koppensteiner, J., Schwarz, E. (2012): Literatur
schiedene Figuren, Positionen und Situationen            im DaF/DaZ-Unterricht. Eine Einführung in The-
hineinzuversetzen. Die Fragen, die sich aus dem          orie und Praxis, Wien.
Leseprozess ergeben, lassen sich im Unterricht

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 13.30 – 14.00 Uhr
Kontakt: b.bendieck@uva.nl; r.dickens@uva.nl

        MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   9
Vortrag 5
Veronika Mattes (Universität Graz)

Ältere Geschwister als Sprachförder/innen?
Die Auswirkungen von Geschwisterkonstellationen auf den
Erstspracherwerb im Vorschul- und Schulalter.

Im Rahmen einer empirischen Studie zur mor-                unter dem Aspekt der Quantität und Qualität
pho-lexikalischen Entwicklung von Vorschulkin-             des Inputs vorgestellt, sowie mögliche Parallelen
dern und Schulkindern in der Erstsprache (Mat-             zum Zweit- und Fremdspracherwerb diskutiert.
tes 2018) hat sich gezeigt, dass es eindeutige
Hinweise auf einen Einfluss der Geschwisterkon-            Literatur
stellation auf die lexikalische und grammatische
Entwicklung in der Erstsprache gibt: Kinder mit            Havron, N., Ramus, F., Heude, B., Forhan, A., Cris-
älteren Geschwistern schnitten in Aufgaben zum             tia, A., and Peyre, H. (2019): The effect of older
lexikalischen Wissen signifikant besser ab als             siblings on language development as a function
Kinder mit jüngeren Geschwistern oder Einzel-              of age difference and sex. Psychological Science,
kinder.                                                    30 (9), 1333-1344.

Dieser Befund bestätigt aktuelle Forschungser-             Levie, R., Ben-Zvi, G., and Ravid, D. (2017): Mor-
gebnisse zu anderen Erstsprachen, z.B. zum He-             pho-lexical development in language-impaired
bräischen (Levie et al. 2017) und zum Englischen           and typically developing Hebrew-speaking chil-
(Havron 2019) und deutet darauf hin, dass vor              dren from two SES backgrounds. Reading and
allem eine breite Variation des Inputs und der In-         Writing, 30, 1035–1064.
teraktionsarten für die Entwicklung der Sprache
förderlich ist.                                            Mattes, V. (2018): Derivationsmorphologie und
                                                           Wortarten im Erstspracherwerb des Deutschen.
Im Beitrag werden die Ergebnisse der Studie zum            Mit einem Fokus auf dem Schuleintrittsalter.
Wissen über komplexe Nomen und Verben des                  Univ. Graz: Habilitationsschrift.
Deutschen bei Vorschulkindern und Schulkindern

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 14.15 – 14.45 Uhr
Kontakt: veronika.mattes@uni-graz.at

10   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 6
Noelle Kinalzik (Wuppertal)
Valentin Schneider (Duisburg/Essen)

Professionalisierung für diskurserwerbsförderliches Lehrerhandeln.
Erste Befunde aus dem Projekt „Sprachbildung interaktiv“

Der Vortrag präsentiert Forschungsdesign und              wechseln sich Workshops zu einzelnen Aspek-
erste Befunde aus dem Projekt „Sprachbildung              ten diskurserwerbsförderlichen Lehrerhandelns
interaktiv (Sprint)“. Ausgangspunkt des Pro-              mit deren Umsetzung im Unterricht und deren
jekts ist, dass diskursive Praktiken wie Erklären,        Reflexion in videobasierten Einzelcoachings ab.
Argumentieren und Berichten für die schuli-
sche Wissenskonstruktion essenziell sind und              Zu Projektbeginn wurden durch semistruktu-
Schülerinnen und Schüler über entsprechende               rierte Interviews individuelle Erfahrungen und
Diskurskompetenzen verfügen müssen, um er-                professionelle Orientierungen im Bereich Münd-
folgreich an unterrichtlichen Kommunikations-             lichkeit/ Unterrichtsgespräche eruiert sowie ha-
und Lernprozessen teilzuhaben. Zugleich zeigen            bitualisierte Interaktionsprofile anhand video-
empirische Studien, dass dies zu Beginn der               graphierter Unterrichtsstunden rekonstruiert.
Sekundarstufe keineswegs für jede/n Schüler*in            Auf Basis longitudinal angelegter Videographien
vorausgesetzt werden kann.                                wird mit quantitativen und qualitativen Aus-
                                                          wertungszugängen untersucht, ob und wie sich
Ausgehend von gesprächsanalytischen Vorarbei-             das Interaktionsverhalten der Lehrkräfte verän-
ten zu diskurserwerbsförderlichen Interaktions-           dert und diskurserwerbsförderlicher wird.
mustern in Unterrichtsgesprächen (Heller/Morek
2015) und deren lernersensitivem Einsatz wurde            Literatur
im Projekt „Sprint“ ein Professionalisierungs-
konzept zu interaktiver Sprachbildung entwi-              Heller, V.; Morek, M. (2019): Fachliches und
ckelt, das mit 14 Lehrkräften von Sekundar-,              sprachliches Lernen durch diskurs(erwerbs)ori-
Haupt- und Realschulen im Rahmen eines wis-               entierte Unterrichtsgespräche. Empirische Evi-
senschaftlich geleiteten ‚Innovationsnetzwerks‘           denzen und Desiderata mit Blick auf inklusive
erprobt wird. Über den Zeitraum eines Jahres              Settings. In: Didaktik Deutsch (46), S. 102–121.

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 14.15 – 14.45 Uhr
Kontakt: kinalzik@uni-wuppertal.de; valentin.schneider@uni-due.de

        MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   11
Vortrag 7
Bora Bushati (Universität Graz)
Georg Krammer (Pädagogische Hochschule Steiermark)
Sabine Schmölzer-Eibinger (Universität Graz)

„Freundinnen erzählt man Geheimnisse“ - Zum Zusammenhang zwischen
Freundschaftsnetzwerken und Spracherwerb in der Primarstufe.
In Österreichs Schulen ist die Beherrschung der            intensiver sprachlich interagieren (Blatchford et
deutschen Sprache als Medium der Wissensan-                al. 2015), stellt sich die Frage, in welchem Zu-
eignung d. h. als Schul- und Bildungssprache für           sammenhang die Interaktion zwischen Freun-
alle Kinder und ihre gesamte Bildungslaufbahn              dinnen und Freunden mit deren sprachlicher
zentral. Der Sprachkompetenz im Deutschen                  Entwicklung steht und inwiefern mehrsprachige
kommt daher eine entscheidende Bedeutung                   Kinder von diesen Interaktionen für die Entwick-
zu. Aus dieser Perspektive steht in der Erst- und          lung der Zielsprache profitieren. Diesen Fragen
Zweitspracherwerbsforschung die Frage nach                 wurde im Projekt „(Un)geteilte Klassen – Zum
erwerbsfördernden Ressourcen in Bildungsin-                Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken
stitutionen im Zentrum des Interesses. Neben               und dem (Zweit)Spracherwerb von Kindern in
dem Unterricht und den spezifischen Sprach-                sprachlich heterogenen Klassen der Primarstu-
fördermaßnahmen stellt die Interaktion zwi-                fe“ nachgegangen. Anhand eines quantitativen
schen Schüler*innen eine wichtige Ressource                Forschungsdesigns wurden in 11 Klassen der
für den Erst- und Zweitspracherwerb dar (z.B.              zweiten Schulstufe aus vier steirischen Volks-
Mashburn et al. 2009). Der Zusammenhang                    schulen die freundschaftlichen Beziehungen
zwischen freundschaftlichen Beziehungen der                und die Sprachkompetenz der Kinder zu zwei
Schüler*innen in der Schule und deren Entwick-             verschiedenen Erhebungszeitpunkten erhoben.
lung sprachlicher Kompetenz wurde bislang                  In dem vorliegenden Beitrag werden die Studie,
allerdings kaum untersucht. Davon ausgehend,               das Forschungsdesign sowie die Analyseergeb-
dass Kinder mit ihren Freundinnen und Freunden             nisse vorgestellt.

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 15.00 – 15.30 Uhr
Kontakt: bora.bushati@uni-graz.at; sabine.schmoelzer@uni-graz.at;
         Georg.Krammer@phst.at

12   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Literatur                                                 Mashburn, A. J., Justice, L. M., Downer, J. T., &
                                                          Pianta, R. C. (2009): Peer Effects on Children‘s
Blatchford, P., Pellegrini, A. D. & Bains, E. (2015):     Language Achievement During Pre-Kindergar-
The children at school. Interactions with peers           ten. In: Child Development, 80(3), 686–702. ht-
and teachers. A personal Introduction, 2nd. Edi-          tps://doi.org/10.1111/j.1467-8624.2009.01291.x
tion. Routledge (International Text in develop-
ment psychology, vol.21).                                 Miell, D., & MacDonald, R. (2000). Children’s
                                                          Creative Collaborations: The Importance of
Gámez, P. B., Griskell, H. L., Sobrevilla, Y. N., &       Friendship when Working Together on a Musical
Vazquez, M. (2019): Dual Language and English-            Composition. In: Social Development, 9, 348-
Only Learners‘ Expressive and Receptive Langu-            369. https://doi.org/10.1111/1467-9507.00130
age Skills and Exposure to Peers‘ Language. In:
Child Development, 90(2), 471–479.
https://doi.org/10.1111/cdev.13197

        MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   13
Vortrag 8
Victoria Florentina Winkelhofer (Ain-Schams-Universität)

Fallstudie zu Interaktionsformen im Fach kulturreflexives Lernen
am Beispiel ägyptischer DaF-Studierender

Der Vortrag behandelt die unterschiedlichen                Interaktionsformen werden die Lernenden dazu
Auswirkungen von drei Interaktionsformen an                angeregt ihren Lernfortschritt je nach Methode
einer ägyptischen germanistischen Abteilung,               zu reflektieren (Nardi 2006). Es soll festgestellt
die von zukünftigen Deutschlehrenden fre-                  werden, welche der Interaktionsform sich am
quentiert wird. Untersucht werden drei soziale             idealsten für die Wortschatzerweiterung in die-
Interaktionsformen – Gruppenpuzzle, dramapä-               sem Setting eignet.
dagogische Inszenierung und Dialogform mit
Impulstext. Diese drei sich wesentlich unter-              Literatur
scheidenden Interaktionsformen setzen jeweils
andersartige Vorbereitungsformen voraus, wes-              Krumm, H. (2008): Schwerpunkt: Wortschatz.
halb sich der Impactfaktor different gestaltet.            In: Theorie und Praxis - Österreichische Beiträge
Gemessen wird anhand eines Erhebungsbogen in               zu Deutsch als Fremdsprache, Serie A, Heft 11.
welcher der drei Methoden der Wortschatz am                Innsbruck Wien [u.a.]: StudienVerl.
effizientesten erweitert wurde. Studierende er-
halten nach der Anwendung der Methoden Fra-                Imo, W., Moraldo, Sandro M. (Hrsg.) (2015): In-
gebögen und reflektieren ihr Lernverhalten. Wie            teraktionale Sprache und ihre Didaktisierung im
beeinflusst die Vorbereitung und Umsetzung der             DaF-Unterricht. Tübingen: Stauffenburg, 2015.
drei Methoden die Wortschatzerweiterung? Gibt
es signifikante Unterschiede beim Einstudieren             Nardi, A. (2006). Enthalten in: Theorie und Pra-
einer Rolle in einer Szene, der Erklärung neu-             xis - österreichische Beiträge zu Deutsch als
er Wissensinhalte oder aus der Notwendigkeit               Fremdsprache, Innsbruck ; Wien [u.a.], 2006,
für neuen Wortschatz recherchierte Begriffe in             S. 231 - 248.
der Dialogform? Durch die Anwendung diverser

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 15.00 – 15.30 Uhr
Kontakt: victoria.winkelhofer@gmail.com

14   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 9
Cordula Meißner (Universität Innsbruck)
Elena Frick (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache)

Interaktionskorpora als Ressource für den DaF/DaZ-Unterricht

Da      mündliche     Kommunikationsfähigkeit            Gesprochenes Deutsch (DGD). Nach einer kur-
nicht ohne Bezug auf soziale und interakti-              zen Vorstellung der Korpora FOLK und GWSS
onale Handlungskontexte vermittelt werden                werden Anwendungen dieser Ressourcen für
kann, sind pragmalinguistische Aspekte für die           den DaF/DaZ-Unterricht demonstriert und von
Mündlichkeitsdidaktik von großer Bedeutung               den Teilnehmer*innen erprobt. Daneben werden
(vgl. Schramm 2017). Um diese im Unterricht              die im Projekt ZuMult (Zugänge zu multimoda-
thematisieren zu können, ist der Rückgriff auf           len Korpora gesprochener Sprache) speziell für
Beispiele authentischen sprachlichen Handelns            Fremdsprachendidaktiker*innen entwickelten
aus vielfältigen Interaktionskontexten erfor-            Zugriffsmöglichkeiten vorgestellt und getestet,
derlich. Korpora gesprochener Sprache bieten             die u.a. eine Auswahl nach schwierigkeitsbe-
für Lehrende und Lernende eine Möglichkeit,              zogenen Parametern (Wortschatzniveau, Stan-
sich mit situations- und adressatenangemes-              dardnähe/-ferne u.a.) ermöglichen.
senem sprachlichen Handeln im interaktionalen
Sprachgebrauch auseinanderzusetzen. Interak-             Literatur
tionskorpora, die authentische und spontane
Gespräche aus unterschiedlichsten privaten,              Fandrych, C.; Meißner, C.; Wallner, F. (2018): Das
institutionellen und öffentlichen Kommunika-             Potenzial mündlicher Korpora für die Sprach-
tionssituationen enthalten, sind daher für die           didaktik: Das Beispiel GeWiss. In: Deutsch als
Sprachausbildung von großem Interesse und                Fremdsprache 55.1, 3-13.
werden in ihren Nutzungsmöglichkeiten für das
Fremdsprachenlernen zunehmend in den Blick               Schramm, K. (2017): Pragmalinguistische As-
genommen (vgl. Fandrych/Meißner/Wallner                  pekte einer Mündlichkeitsdidaktik. In: Deutsch
2018).                                                   als Fremdsprache 54.1, 3-9.
                                                         ZuMult: https://zumult.org
Vor diesem Hintergrund bietet der Workshop
eine Einführung in die Nutzungsmöglichkeiten
zweier Interaktionskorpora der Datenbank für

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 15.45 – 16.15 Uhr
Kontakt: cordula.meissner@uibk.ac.at; frick@ids-mannheim.de

       MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   15
Vortrag 10
Carmen Peresich (ÖSD Klagenfurt)
Daniel Gallo (Freie Universität Bozen)
Michaela Gindl (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)

Wissenschaft im Dialog

Sowohl im Rahmen unabhängiger Sprachprü-                   lichen Interaktion in der Zielsprache abzubauen
fungen als auch in Deutschkursen zeigt sich,               und sie zu Gesprächen zu ermutigen. Dabei sol-
dass sich die meisten Lernenden die Grundgram-             len einerseits „typische“ Gesprächssituationen
matik recht zügig aneignen und rasch beachtli-             im Studien- bzw. Wissenschaftskontext im Fo-
che Fähigkeiten in den rezeptiven Fertigkeiten             kus stehen; andererseits soll aufgezeigt werden,
Lesen und Hören entwickeln, in den produkti-               wie sich Lernende die notwendigen sprachlichen
ven Fertigkeiten Schreiben und Sprechen jedoch             Mittel und Strategien aneignen können, die sie
deutlich langsamer nennenswerte Fortschritte               benötigen, um auch in ungewohnten Gesprächs-
machen; ein Defizit, das sich spätestens an der            situationen flexibel reagieren zu können. Bei
Schwelle zwischen den GERS-Niveaus B1/B2                   den vorgestellten Methoden handelt es sich um
evident wird. Zusätzliche Schwierigkeiten erge-            solche, die sich in Sprachkursen mit universitä-
ben sich, wenn Sprachkenntnisse auf einem be-              rer/wissenschaftssprachlicher Ausrichtung als
stimmten Niveau (zumeist B2/C1) nicht nur für              besonders erfolgsversprechend erwiesen haben.
allgemeinsprachliche Zwecke (Alltagskommu-
nikation) gebraucht werden, sondern etwa im                Literatur
universitären Kontext (z. B. Vorlesungen, Klau-
suren, Präsentationen, Diplomarbeiten, in denen            Hartmann, D., 2014: Die Förderung der Aneig-
Wissenschaftssprache/Fachsprache gefordert                 nung der akademischen Wissenschaftssprache
wird) und damit auch für spezielle Zwecke zum              DaF bei internationalen Studierenden mittels ei-
Einsatz kommen sollen.                                     ner Online-Lernplattform. Eine Bedarfsanalyse.
                                                           Berlin: epubli.
In diesem Workshop soll aufgezeigt werden, mit
welchen Methoden sowie multimedialen Tools                 Wagner, J. et. al. (Hg.), 2012: Web 2.0 im Fremd-
in Sprachkursen gearbeitet werden kann, um die             sprachenunterricht. Ein Praxisbuch für Lehrende
mitunter große Angst Lernender vor der münd-               in Schule und Hochschule. Glückstadt: VWH.

Zeit:    Freitag, 25. Juni 2021, 15.45 – 16.15 Uhr
Kontakt: carmen.peresich@osd.at; daniel.gallo@unibz.it; mi.gindl@aau.at

16   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Samstag, 26. Juni 2021
Vortrag 11
Mariya Donska (Universität Graz)
Gisela Zeindlinger (Universität Graz)

Interaktionsformen im Tandem-Unterricht:
Das Beispiel SprachWanderCamp

Die Methode des Sprachtandems erfreut sich                 trag werden Vor- und Nachteile verschiedener
bereits seit vielen Jahrzehnten wachsender Be-             Interaktionsformen im Tandemunterricht an ei-
liebtheit. Das „Miteinander reden“ – die Kompe-            nem Beispiel illustriert.
tenzen Sprechen und Hörverstehen – sowie der
interkulturelle Austausch werden im Tandem be-             Das innovative Projekt SprachWanderCamp,
sonders stark gefördert. Dabei steht häufig das            welches seit 2011 mit dem Sprachenpaar Rus-
autonome Lernen im Mittelpunkt (vgl. Bram-                 sisch-Deutsch durchgeführt wird, besteht aus
merts 2001). In geführten Sprachkursen kann                der Kombination von Sprachenlernen im Tan-
die Arbeit im Tandem allerdings auch im Rah-               dem und einer mehrtägigen Wanderung. Das
men des gesteuerten Lernprozesses verwendet                gemeinsame Bewältigen des Wanderalltags för-
werden. Das Hauptprinzip des Tandems, bei dem              dert soziale Interaktion auf eine besondere Art
alle TeilnehmerInnen im Wechselspiel einmal die            und führt zu einem starken Zusammenhalt in
Rolle des Lernenden, einmal die Rolle des Leh-             der Gruppe. Im Projekt wurden alle genannten
renden einnimmt, bleibt erhalten (vgl. Bechtel             Interaktionsformen ausprobiert. Es wird darüber
2009: 325). Gleichzeitig kann die Partnerarbeit            reflektiert, welche Formen sich für die Errei-
des Sprachtandems mit weiteren Interaktions-               chung welcher kommunikativen Ziele besonders
formen ergänzt werden. Dazu zählt etwa das                 gut eignen. Es wird speziell auf die Phonetik
Plenum, die Arbeit in vierer- oder achter-Grup-            eingegangen, die sich für das Lernen des Russi-
pen (bestehend aus zwei oder vier Sprachpaa-               schen als sehr schwierig erweist (vgl. Mehlhorn
ren) oder das sogenannte Tridem, bei dem eine              2016), und die Stärken des Tandemlernens in der
Person mit Muttersprache A, gemeinsam mit                  Aussprachevermittlung sowohl des Deutschen
zwei Personen mit Muttersprache B, Aufgaben                als auch des Russischen analysiert.
löst (vgl. Bechtel 2003: 267). Im folgenden Bei-

Zeit:    Samstag, 26. Juni 2021, 9.15 – 9.45 Uhr
Kontakt: mariya.donska@uni-graz.at, gisela.zeindlinger@fh-joanneum.at

18   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Literatur                                                Brammerts, H. (2001): Autonomes Sprachen-
                                                         lernen im Tandem: Entwicklung eines Konzepts.
Bechtel, M. (2009): Lernen im Tandem als be-             In: Brammerts, Helmut/Kleppin, Karin (Hrsg.)
sondere Form der Sprachbegegnung. In: ­Fäcke,            Selbstgesteuertes Sprachenlernen im Tandem:
Christiane (Hrsg.) Sprachbegegnung und                   ein Handbuch. Tübingen: Stauffenburg, 9–16.
Sprachkontakt in europäischer Dimension.
Frankfurt/Main, Wien: Lang, 325–340.                     Mehlhorn, G. (2016): Der Ton macht die M
                                                                                                ­ usik!
                                                         Anregungen zur Aussprachevermittlung im Rus-
Bechtel, M. (2003): Lernen in Tandemkursen. In:          sischunterricht. In: Bergmann, Anke (Hrsg.):
Bausch, Karl-Richard (Hrsg.) Handbuch Fremd-             Kompetenzorientierung und Schüleraktivierung
sprachenunterricht. Tübingen: Francke 2003,              im Russischunterricht. Frankfurt/Main u.a.:
266–269.                                                 Lang, 113–148.

       MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   19
Vortrag 12
Magdalena Knappik (Bergische Universität Wuppertal)

Praktiken der Sprachaneignung. Eine ethnographische Studie

Aufbauend auf einem Verständnis von Spra-                  drei Jahre angelegten linguistic ethnography
che als etwas, das im sozialen Gebrauch Sinn               (Copland/Creese 2015). Über die teilnehmende
erzeugt, berücksichtigt die (Zweit-)Spracher-              Beobachtung und Aufzeichnung von Interaktio-
werbsforschung seit längerem Interaktionen                 nen im Schulalltag einer derzeit zweiten Grund-
als Ressource des Spracherwerbs (Douglas Fir               schulklasse in Nordrhein-Westfalen sowie in der
Group 2016). Hierbei liegt das Augenmerk auch              Freizeit und in den Familien der Schüler*innen
auf dem Eingebettetsein von Interaktionen in               wird es möglich, Interaktionen in verschiedenen
institutionelle und gesellschaftliche Rahmungen            Kontexten und Lernumgebungen miteinander
(ebd., Heller/Martin-Jones 2001, Dirim 2010,               zu vergleichen und auf diese Weise ein tieferes
Panagiotopoulou/Rosen 2018, Rosa 2019). Sol-               Bild vom sich entfaltenden Sprachrepertoire der
len Interaktionen als Ressource des Spracher-              Kinder und Jugendlichen zu erhalten. Als mul-
werbs untersucht werden, erscheint es daher                ti-sited ethnography werden in diesem Projekt
notwendig, sie in ihrem Zusammenwirken mit                 außerdem weitere Schulformen und Altersstu-
institutionellen und gesellschaftlichen Ebenen             fen als Vergleichskontexte herangezogen. Die
zu betrachten.                                             verschiedenen lokalen Kontexte erlauben das
                                                           Ausloten von Unterschieden und Gemeinsam-
In meinem Beitrag zeige ich auf, inwiefern                 keiten in der Umsetzung gesetzlicher Rahmen-
ethnographische Forschungszugänge die Mög-                 bedingungen und im Umgang mit Sprachideo-
lichkeit eröffnen, Interaktionen unter Einbezug            logien durch die verschiedenen schulischen
ihres Kontextes zu erforschen und für die Zweit-           Akteure und die Frage, inwiefern dies jeweils
spracherwerbsforschung nutzbar zu machen.                  die Interaktionsmöglichkeiten der Schüler*innen
In meinem Habilitationsprojekt „Praktiken der              und, in Langzeitperspektive, ihren Spracherwerb
Sprachaneignung“ untersuche ich Prozesse des               beeinflusst.
(mehrsprachigen) Spracherwerbs mit einer auf

Zeit:    Samstag, 26. Juni 2021, 10.00 – 10.30 Uhr
Kontakt: knappik@uni-wuppertal.de

20   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 13
Elisabeth Vergeiner (OeAD, Philosoph Konstantin-Universität Nitra)

Digital kommunizieren:
Werkzeuge für den interaktiven Online-Unterricht.

Dialoge im Unterricht werden gelesen, nach-              werden und Lernenden erweitern beiläufig ihre
gesprochen und auswendig gelernt und sollen              Medienkompetenz. Aber wie kann genau dies
auf Gesprächssituationen im Alltag vorbereiten.          als Ressource für den interaktiven Spracherwerb
Der Online-Unterricht hat auch diesen Um-                gesehen werden?
stand nicht verändert, denn man greift online
auf Methoden des analogen Unterrichts zu-                Webtools können asynchron und synchron an-
rück. Der Unterricht ist ‚interaktiv‘, wenn per          gewendet werden. Bei asynchronen Aufgaben-
Screenshare-­Funktion Inhalte geteilt werden.            stellungen können die Studierenden individuell
Mikros sind nur ein, wenn Dialoge gelesen wer-           kreativ und interaktiv arbeiten. Bei synchronen
den. Webcams bleiben ausgeschalten, sodass               Übungen werden die Lernenden beispielsweise
Interaktion nicht möglich ist. Daraus resultiert,        dramapädagogisch mit Webtools angeleitet,
dass Remote-Unterricht als frustrierend emp-             sodass kollaborativ und kooperativ gearbei-
funden wird und man der Meinung ist, dass In-            tet wird. Der Workshop soll Lehrenden anhand
teraktionen im Online-Unterricht nicht möglich           praktischer Übungen mit Webtools demonstrie-
seien. Doch wie können Sprechanlässe digital             ren, wie kommunikativ und interaktiv Online-­
angeleitet und initiiert werden, sodass sie als          Unterricht gestaltet werden kann.
Ressource der kommunikativen Kompetenz die-
nen? Wie kann man digitale Unterrichtseinhei-            Literatur
ten gestalten, die Kontexte zum gemeinsamen              Heusinger, M. (2020): Lernprozesse digital un-
freien Sprechen offerieren?                              terstützen. Ein Methodenbuch für den Unter-
                                                         richt. Weinheim, Basel: Beltz.
Mittels digitaler Werkzeuge und dramapädago-
gischer Übungen kann das auch online gelin-              Wampfler, P. (2017): Digitaler Deutschunter-
gen. Hierbei interagieren LernerInnen in einem           richt. Neue Medien produktiv einsetzen. Göttin-
geschützten digitalen Arbeitsbereich. Erworbe-           gen: Vandenhoeck & Ruprecht.
nes Sprachwissen kann on- und offline vertieft

Zeit:    Samstag, 26. Juni 2021, 10.45 – 11.15 Uhr
Kontakt: elisabeth.vergeiner@oead-lektorat.at

       MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   21
Vortrag 14
Barbara Reiter (Universität Graz)

Logisch? Argumentative Sprachprozeduren im Unterricht

Argumentative Strukturen sind grundlegend für              Im Workshop befassen wir uns deshalb mit
das Denken und kommen in jeder Sprache zum                 dem Argumentieren als einer Ressource für den
Ausdruck. In Klassenzimmerdiskussionen ist es              Spracherwerb. Wir erarbeiten logische Begriffe
für jede einzelne Person wichtig, den eigenen              in Gruppen, stellen sie einander vor und setzen
Standpunkt formulieren und vortragen zu kön-               sie in Dialogform und Spielszenen um. Teilneh-
nen und so Selbstkompetenz zu festigen. Dies               mende lernen, Begriffe wie Induktion und De-
kann auch als Vorstufe für die schriftliche For-           duktion, mögliche Welten, Analogieschluss und
mulierung einer eigenen Perspektive verstanden             leere Behauptung zu erkennen, bewusster zu
werden. Hier bietet eine philosophische Heran-             gebrauchen und zu vermitteln.
gehensweise auf der Grundlage des logischen
Argumentierens einen guten interdisziplinären              Literatur
Zugang.
                                                           K. Ehlich (2011), Sprache und sprachliches Han-
Sprachprozeduren des logischen Argumentie-                 deln. Band 2: Prozeduren des sprachlichen Han-
rens können es erleichtern, sich auf einer ar-             delns. Berlin und New York: de Gruyter.
gumentativen Ebene mitzuteilen und fördern
dadurch den Spracherwerb in sozialen Inter-                T. Bachmann und H. Feilke (2014), Werkzeuge
aktionen innerhalb eines Diskurses. Bei diesen             des Schreibens: Beiträge zu einer Didaktik der
Sprachprozeduren handelt es sich um festgeleg-             Textprozeduren. Stuttgart: Fillibach bei Klett
te sprachliche Formulierungen, die die Denkpro-
zesse hinter logischen Relationen und Phäno-               J. Pfister (2015), Werkzeuge des Philosophierens.
menen innerhalb eines Arguments verdeutlichen              Stuttgart: Reclam
und deren Anwendung in argumentativen Situ-
ationen weiterhelfen kann. Miteinanderreden                J. Rosenberg (1986), Philosophieren: ein Hand-
wird lebendiger mit der wachsenden Lust am                 buch für Anfänger. Frankfurt a. M: Klostermann
Argumentieren.

Zeit:    Samstag, 26. Juni 2021, 10.45 – 11.15 Uhr
Kontakt: barbara.reiter@uni-graz.at

22   MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts   23
Fachdidaktikzentrum Deutsch als Zweitsprache & Sprachliche Bildung
Universitätsplatz 3/I
A-8010 Graz
Tel. +43/316/380-8396
https://fachdidaktikzentrum-daz.uni-graz.at/

Tagungsleitung
Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Schmölzer-Eibinger
Dr.in Bora Bushati

Tagungsorganisation
Mag.a Sabine Fanta

Anmeldung
fachdidaktikzentrum-daz@uni-graz.at

Diese Tagung wird in Kooperation
mit dem Universitätslehrgang Deutsch
als Fremd- und Zweitsprache (UNI for LIFE) und
mit Förderung des Landes Steiermark veranstaltet.
https://deutsch-als-fremdsprache.uni-graz.at/de/
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