Miteinander reden - Interaktion als Ressource für den Erst-, Zweit- und Fremdspracherwerb - Uni Graz
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Grazer Tagung Deutsch als Fremd-/Zweitsprache & Sprachdidaktik 23. Grazer Tagung Deutsch als Fremd-/Zweitsprache und Sprachdidaktik Miteinander reden – Interaktion als Ressource für den Erst-, Zweit- und Fremdspracherwerb Freitag, 25. – Samstag, 26. Juni 2021 Online-Tagung Abstracts
23. Grazer Tagung Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache & Sprachdidaktik Miteinander reden – Interaktion als Ressource für den Erst-, Zweit- und Fremdspracherwerb Freitag, 25. – Samstag, 26. Juni 2021 Abstracts Referentinnen und Referenten Uta Quasthoff ......................................... Dortmund Georg Krammer ................................................ Graz Madeleine Domenech ........ Bielefeld/Paderborn Sabine Schmölzer-Eibinger .......................... Graz Vivien Heller ........................................... Wuppertal Victoria Florentina Winkelhofer ............... Kairo Miriam Morek ............................... Duisburg/Essen Cordula Meißner .......................................... Leipzig Sandra Reitbrecht ........................................... Wien Elena Frick .............................................. Mannheim Tabea Becker ........................................... Hannover Carmen Peresich .................................... Klagenfurt Juliane Stude .............................................. Münster Daniel Gallo ..................................................... Bozen Britta Bendieck .................................... Amsterdam Michaela Gindl ....................................... Klagenfurt Roswitha Dickens ................................ Amsterdam Mariya Donska .................................................. Graz Veronika Mattes ............................................... Graz Gisela Zeindlinger ............................................ Graz Noelle Kinalzik ....................................... Wuppertal Magdalena Knappik ............................. Wuppertal Valentin Schneider ...................... Duisburg/Essen Elisabeth Vergeiner ........................................ Nitra Bora Bushati ...................................................... Graz Barbara Reiter ................................................... Graz
Freitag, 25. Juni 2021
Eröffnungsvortrag Uta Quasthoff (TU Dortmund) Madeleine Domenech (Universität Paderborn) Interaktionsformen als Ressourcen für den (diskursiven) Erwerb der ersten und weiterer Sprachen Der Vortrag umreißt ein Theoriegebäude, das schen Erwerbsressourcen und (didaktischen) expliziert, auf welche Weise Kinder und Ju- Vermittlungsformen geschlagen werden kann. gendliche Interaktionserfahrungen unterschied- licher Art gleichzeitig als Verständigungs- und Literatur als Erwerbsressource nutzen, um (komplexere) sprachliche Kompetenzen in der Erst-, aber auch Quasthoff, U., F. Kern, S. Ohlhus & J. Stude. in weiteren Sprachen auf- und auszubauen. 2019. Diskurse und Texte von Kindern: Praktiken Auf der Grundlage einer Vielzahl unterschied- - Fähigkeiten - Ressourcen: Erwerb. Tübingen: licher Korpora wird ein Einblick in die (Varianz (Stauffenburg). der) Erwerbsmechanismen und der Erwerbskon- http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-20360 texte Familie, Peerinteraktion und Unterricht gegeben. Dabei werden Interaktionsmuster Domenech, M. / V. Heller / I. Petersen (2018), beleuchtet, die sich in unterschiedlicher Weise „Argumentieren mündlich, schriftlich, zweit- als erwerbsförderlich erwiesen haben. Derartige sprachlich: Anforderungen und Verfahren“. In: Muster finden sich in jeweils kontextualisier- Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung 26, 15- ter Form sowohl in impliziten wie in expliziten 35. Lehr-Lern-Kontexten, so dass ein Bogen zwi- Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 10.45 – 11.45 Uhr Kontakt: uta.quasthoff@tu-dortmund.de; madeleine.domenech@uni-paderborn.de MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 5
Vortrag 1 Vivien Heller (Bergische Universität Wuppertal) Miriam Morek (Universität Duisburg/Essen) Unterrichtsinteraktion als Ressource für den Diskurserwerb: Lernerzuschnitt im Lehrerhandeln Für die Bewältigung der sprachlich-diskursi- unterrichts in der Primar- und Sekundarstufe ven Anforderungen, die die Partizipation an wird gezeigt, dass sich lehrerseitiges Finetuning fachlichen Unterrichtsgesprächen beinhaltet, auf zweierlei Weise manifestieren kann: Zum ei- stehen Schülerinnen und Schülern in unter- nen in der Art und Weise, wie globale Zugzwän- schiedlichen Ausmaß Ressourcen zur Verfügung. ge (z.B. argumentationsorientierte Fragen und Lehrpersonen stehen somit vor der Aufgabe, Erkläraufforderungen) von der Lehrkraft gesetzt sprachlich-diskursive Anforderungen und Un- und ggfs. modifiziert werden, zum anderen in terstützungsverfahren individuell zuzuschnei- Ausmaß und Typen von Zuhöreraktivitäten wäh- den. Ausgehend von einem Forschungsüberblick rend globaler Diskursbeiträge. Darauf aufbauend zu den Konzepten Scaffolding und Finetuning wird diskutiert, welche Kompetenzen Lehrkräfte in der Sprach- und Diskurserwerbsforschung benötigen, um Unterrichtsinteraktion als Res- diskutiert der Beitrag empirische Befunde zu source für den Diskurserwerb zu nutzen. vergleichbaren Unterstützungsverfahren in der Unterrichtsinteraktion. In einem gesprächs Literatur analytisch-rekonstruktiven Zugriff werden zwei methodische Zugänge vorgestellt, mit denen sich Heller, V.; Morek, M. (2015): Unterrichtsgesprä- der individualisierte Zuschnitt diskurserwerbs- che als Erwerbskontext: Kommunikative Ge- förderlichen Lehrerhandelns erfassen lässt, ein legenheiten für bildungssprachliche Praktiken querschnittlich-interindividueller und ein mik- erkennen und nutzen. In: leseforum.ch (3), 1–23. rolängsschnittlich-intraindividueller. Auf Basis videographierten Deutsch- und Mathematik Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 12.00 – 12.30 Uhr Kontakt: vheller@uni-wuppertal.de; miriam.morek@uni-due.de 6 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 2 Sandra Reitbrecht (Pädagogische Hochschule Wien) Modelle befragen, Modellbeobachtungen reflektieren – Interaktion beim reflexiven Modelllernen Empirische Studien zum Modelllernen in der Lehrperson, deren Aufgabenlösungsprozess sie Schreibförderung untersuchen dessen Wirksam- in Form eines Modellvideos beobachtet hatten, keit zumeist in quantitativen Prä-Posttest-De- Fragen zum Video stellen konnten. In der zwei- signs: Lernende werden dabei zunächst zum ten Phase wurden die Schüler*innen in Dreier- Lösen einer Schreibaufgabe angehalten, beob- teams dazu angeleitet, die Erkenntnisse aus der achten dann einen modellierten Schreibprozess Modellbeobachtung hinsichtlich ihrer Relevanz und lösen abschließend erneut eine vergleichba- für zukünftige (wissenschaftliche) Schreib re Schreibaufgabe. Interaktive Phasen sind dabei situationen zu reflektieren. Die zu den beiden nicht vorgesehen, da sie zu einer nicht kontrol- Phasen vorliegenden Interaktionsdaten zeigen, lierbaren Größe im experimentellen Forschungs- dass die Schüler*innen die erste Phase im Sinne design werden können. Damit bleibt empirisch ko-konstruktiven Lernens aktiv mitgestalteten allerdings unbeleuchtet, welches Potenzial und dass die Reflexionsgespräche der zweiten interaktive Phasen, die in etablierten Modell- Phase mehrfach Peer-Interaktionen umfassten, lernkonzepten wie dem Self-Regulated-Stra- die hinsichtlich eines metakognitiv regulierten tegy-Development-Programm (Graham/Harris Strategieneinsatzes beim zukünftigen (wissen- 2005) einen zentralen Bestandteil des Unter- schaftlichen) Schreiben vielversprechend schei- richtsgeschehens ausmachen, entfalten können. nen. Das AaMoL-Projekt (gefördert vom BMBWF in der Förderschiene Sparkling Science; 04/2018 Literatur bis 11/2019) explorierte daher in einer quali- tativen Studie zum reflexiven Modelllernen im Graham, S. /Harris, K. (2005): Writing better: wissenschaftspropädeutischen Fachunterricht Effective strategies for teaching students with die Interaktionen in zwei der Modellbeobach- learning difficulties. Baltimore: Paul Brookes tung nachfolgenden Phasen. Die erste Phase war so gestaltet, dass die Schüler*innen ihrer Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 12.00 – 12.30 Uhr Kontakt: sandra.reitbrecht@phwien.ac.at MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 7
Vortrag 3 Tabea Becker (Leibniz Universität Hannover) Juliane Stude (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) Interaktives Unterstützungsverhalten von Lehrnovizen in Sprachfördersettings mit neu zugewanderten Kindern Untersuchungen zu professionellen Überzeu- – Welche sprachlichen Lerngelegenheiten blei- gungen und Orientierungen von Lehrkräf- ben unerkannt? ten zeigen, dass sich die Sprachlichkeit des Unterrichtsprozesses als Lernumgebung (Heller Die Ergebnisse liefern Einblicke in die unter- & Morek 2015) nur eingeschränkt im Aufmerk- schiedlich ausgeprägte Sensibilität Studierender samkeitsraum von Lehrenden befindet (Heller & für erwerbsförderliche Anschlussstellen im Ge- Quasthoff i.V.). Es stellt sich die Frage, wie bei spräch und zeigen auf, wie sich diese im Inter- angehenden Lehrkräften der Blick für schüler- aktionsverhalten im Kontext früher Praxiserfah- seitige sprachliche Unterstützungsbedarfe und rungen manifestiert. Sie können als Grundlage korrespondierendes erwerbsförderliches Inter- für weitere Bemühungen im Bereich der Profes- aktionsverhalten geschärft werden kann. Daten- sionalisierung und Vermittlung spracherwerbs- basis für den Vortrag bildet ein Video-Korpus, in förderlicher Unterstützungsverfahren genutzt dem Studierende als Sprachförderlehrkräfte für werden. neu zugewanderte Kinder in Kleingruppen tä- tig sind. Ziel ist zu beleuchten, inwiefern Lehr Literatur novizen Möglichkeiten der Unterstützung für Lernende interaktiv zu eröffnen imstande sind. Heller, V. & Morek, M. (2015): Unterrichtsge- Dabei werden u.a. folgende Forschungsfragen spräche als Erwerbskontext: Kommunikative adressiert: Gelegenheiten für bildungssprachliche Praktiken erkennen und nutzen. In: leseforum.ch (3), 1-23. – Welche sprachlichen Phänomenbereiche werden von den Studierenden in der Interak- Heller, V. & Quasthoff, U. (i.V.). Unterricht aus der tion relevant gesetzt und als förderbedeut- Sicht von Lehrenden und Lernenden. Erscheint sam etabliert? in: Quasthoff, U. et al. (Hg.): Diskurserwerb in Familie, Peergroup und Unterricht: Passungen – Auf welche Handlungsroutinen greifen Lehr- und Teilhabechancen. Berlin: De Gruyter (RGL). novizen im sprachlichen Umgang mit Schü- leräußerungen und -fragen zurück? Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 13.30 – 14.00 Uhr Kontakt: tabea.becker@germanistik.uni-hannover.de; juliane.stude@uni-muenster.de 8 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 4 Britta Bendieck (Universiteit van Amsterdam) Roswitha Dickens (Universiteit van Amsterdam) Über Literatur sprechen. „Literarische Interaktionen“ als Ressource im DaF-Unterricht in den Niederlanden Interaktion und Kommunikation sind wichtige gemeinsam diskutieren und herausarbeiten. Auf Bestandteile eines gelungenen Fremdsprachen- diese Weise kann der Spracherwerb über für den unterrichts. Dabei gilt es aber nicht lediglich zu Fremdsprachenunterricht relevante kulturelle kommunizieren, sondern vielmehr über relevan- und kulturgeschichtliche Inhalte verlaufen. In te und interessante Inhalte zu sprechen. Durch diesem Vortrag soll darauf eingegangen werden, anregende Themen entstehen – intrinsisch inwiefern Literatur und „literarische Interaktio- motiviert – im Fremdsprachenunterricht Inter- nen“ als Ressource eines kommunikativen Un- aktionen, die für sich stehen und gleichzeitig terrichts im Sinne von task-based learning (TBL) eine wichtige Ressource für den Spracherwerb fungieren können. Welche Herausforderungen bilden. In dieser Lernsituation von Content and und Möglichkeiten die Arbeit mit Literatur im Language Integrated Learning (CLIL) sprechen Fremdsprachenunterricht bietet, soll an ausge- die Lernenden nicht nur, weil sie das Sprechen wählten Beispielen aus dem DaF-Unterricht an in der fremden Sprache üben wollen, sondern niederländischen Schulen und Hochschulen be- auch, weil sie sich aufrichtig zu bestimmten leuchtet werden. Inhalten äußern und über diese austauschen möchten. Literatur Literatur – im weitesten Sinne als Narration ver- Knaap, E. van der (2019): Literatuur en film in standen – kann einen solchen Inhalt des Fremd- het vreemdentalenonderwijs, Bussum. sprachenunterrichts darstellen. Denn sie lädt die Leser und Lernenden dazu ein, sich in ver- Koppensteiner, J., Schwarz, E. (2012): Literatur schiedene Figuren, Positionen und Situationen im DaF/DaZ-Unterricht. Eine Einführung in The- hineinzuversetzen. Die Fragen, die sich aus dem orie und Praxis, Wien. Leseprozess ergeben, lassen sich im Unterricht Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 13.30 – 14.00 Uhr Kontakt: b.bendieck@uva.nl; r.dickens@uva.nl MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 9
Vortrag 5 Veronika Mattes (Universität Graz) Ältere Geschwister als Sprachförder/innen? Die Auswirkungen von Geschwisterkonstellationen auf den Erstspracherwerb im Vorschul- und Schulalter. Im Rahmen einer empirischen Studie zur mor- unter dem Aspekt der Quantität und Qualität pho-lexikalischen Entwicklung von Vorschulkin- des Inputs vorgestellt, sowie mögliche Parallelen dern und Schulkindern in der Erstsprache (Mat- zum Zweit- und Fremdspracherwerb diskutiert. tes 2018) hat sich gezeigt, dass es eindeutige Hinweise auf einen Einfluss der Geschwisterkon- Literatur stellation auf die lexikalische und grammatische Entwicklung in der Erstsprache gibt: Kinder mit Havron, N., Ramus, F., Heude, B., Forhan, A., Cris- älteren Geschwistern schnitten in Aufgaben zum tia, A., and Peyre, H. (2019): The effect of older lexikalischen Wissen signifikant besser ab als siblings on language development as a function Kinder mit jüngeren Geschwistern oder Einzel- of age difference and sex. Psychological Science, kinder. 30 (9), 1333-1344. Dieser Befund bestätigt aktuelle Forschungser- Levie, R., Ben-Zvi, G., and Ravid, D. (2017): Mor- gebnisse zu anderen Erstsprachen, z.B. zum He- pho-lexical development in language-impaired bräischen (Levie et al. 2017) und zum Englischen and typically developing Hebrew-speaking chil- (Havron 2019) und deutet darauf hin, dass vor dren from two SES backgrounds. Reading and allem eine breite Variation des Inputs und der In- Writing, 30, 1035–1064. teraktionsarten für die Entwicklung der Sprache förderlich ist. Mattes, V. (2018): Derivationsmorphologie und Wortarten im Erstspracherwerb des Deutschen. Im Beitrag werden die Ergebnisse der Studie zum Mit einem Fokus auf dem Schuleintrittsalter. Wissen über komplexe Nomen und Verben des Univ. Graz: Habilitationsschrift. Deutschen bei Vorschulkindern und Schulkindern Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 14.15 – 14.45 Uhr Kontakt: veronika.mattes@uni-graz.at 10 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 6 Noelle Kinalzik (Wuppertal) Valentin Schneider (Duisburg/Essen) Professionalisierung für diskurserwerbsförderliches Lehrerhandeln. Erste Befunde aus dem Projekt „Sprachbildung interaktiv“ Der Vortrag präsentiert Forschungsdesign und wechseln sich Workshops zu einzelnen Aspek- erste Befunde aus dem Projekt „Sprachbildung ten diskurserwerbsförderlichen Lehrerhandelns interaktiv (Sprint)“. Ausgangspunkt des Pro- mit deren Umsetzung im Unterricht und deren jekts ist, dass diskursive Praktiken wie Erklären, Reflexion in videobasierten Einzelcoachings ab. Argumentieren und Berichten für die schuli- sche Wissenskonstruktion essenziell sind und Zu Projektbeginn wurden durch semistruktu- Schülerinnen und Schüler über entsprechende rierte Interviews individuelle Erfahrungen und Diskurskompetenzen verfügen müssen, um er- professionelle Orientierungen im Bereich Münd- folgreich an unterrichtlichen Kommunikations- lichkeit/ Unterrichtsgespräche eruiert sowie ha- und Lernprozessen teilzuhaben. Zugleich zeigen bitualisierte Interaktionsprofile anhand video- empirische Studien, dass dies zu Beginn der graphierter Unterrichtsstunden rekonstruiert. Sekundarstufe keineswegs für jede/n Schüler*in Auf Basis longitudinal angelegter Videographien vorausgesetzt werden kann. wird mit quantitativen und qualitativen Aus- wertungszugängen untersucht, ob und wie sich Ausgehend von gesprächsanalytischen Vorarbei- das Interaktionsverhalten der Lehrkräfte verän- ten zu diskurserwerbsförderlichen Interaktions- dert und diskurserwerbsförderlicher wird. mustern in Unterrichtsgesprächen (Heller/Morek 2015) und deren lernersensitivem Einsatz wurde Literatur im Projekt „Sprint“ ein Professionalisierungs- konzept zu interaktiver Sprachbildung entwi- Heller, V.; Morek, M. (2019): Fachliches und ckelt, das mit 14 Lehrkräften von Sekundar-, sprachliches Lernen durch diskurs(erwerbs)ori- Haupt- und Realschulen im Rahmen eines wis- entierte Unterrichtsgespräche. Empirische Evi- senschaftlich geleiteten ‚Innovationsnetzwerks‘ denzen und Desiderata mit Blick auf inklusive erprobt wird. Über den Zeitraum eines Jahres Settings. In: Didaktik Deutsch (46), S. 102–121. Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 14.15 – 14.45 Uhr Kontakt: kinalzik@uni-wuppertal.de; valentin.schneider@uni-due.de MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 11
Vortrag 7 Bora Bushati (Universität Graz) Georg Krammer (Pädagogische Hochschule Steiermark) Sabine Schmölzer-Eibinger (Universität Graz) „Freundinnen erzählt man Geheimnisse“ - Zum Zusammenhang zwischen Freundschaftsnetzwerken und Spracherwerb in der Primarstufe. In Österreichs Schulen ist die Beherrschung der intensiver sprachlich interagieren (Blatchford et deutschen Sprache als Medium der Wissensan- al. 2015), stellt sich die Frage, in welchem Zu- eignung d. h. als Schul- und Bildungssprache für sammenhang die Interaktion zwischen Freun- alle Kinder und ihre gesamte Bildungslaufbahn dinnen und Freunden mit deren sprachlicher zentral. Der Sprachkompetenz im Deutschen Entwicklung steht und inwiefern mehrsprachige kommt daher eine entscheidende Bedeutung Kinder von diesen Interaktionen für die Entwick- zu. Aus dieser Perspektive steht in der Erst- und lung der Zielsprache profitieren. Diesen Fragen Zweitspracherwerbsforschung die Frage nach wurde im Projekt „(Un)geteilte Klassen – Zum erwerbsfördernden Ressourcen in Bildungsin- Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken stitutionen im Zentrum des Interesses. Neben und dem (Zweit)Spracherwerb von Kindern in dem Unterricht und den spezifischen Sprach- sprachlich heterogenen Klassen der Primarstu- fördermaßnahmen stellt die Interaktion zwi- fe“ nachgegangen. Anhand eines quantitativen schen Schüler*innen eine wichtige Ressource Forschungsdesigns wurden in 11 Klassen der für den Erst- und Zweitspracherwerb dar (z.B. zweiten Schulstufe aus vier steirischen Volks- Mashburn et al. 2009). Der Zusammenhang schulen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen freundschaftlichen Beziehungen der und die Sprachkompetenz der Kinder zu zwei Schüler*innen in der Schule und deren Entwick- verschiedenen Erhebungszeitpunkten erhoben. lung sprachlicher Kompetenz wurde bislang In dem vorliegenden Beitrag werden die Studie, allerdings kaum untersucht. Davon ausgehend, das Forschungsdesign sowie die Analyseergeb- dass Kinder mit ihren Freundinnen und Freunden nisse vorgestellt. Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 15.00 – 15.30 Uhr Kontakt: bora.bushati@uni-graz.at; sabine.schmoelzer@uni-graz.at; Georg.Krammer@phst.at 12 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Literatur Mashburn, A. J., Justice, L. M., Downer, J. T., & Pianta, R. C. (2009): Peer Effects on Children‘s Blatchford, P., Pellegrini, A. D. & Bains, E. (2015): Language Achievement During Pre-Kindergar- The children at school. Interactions with peers ten. In: Child Development, 80(3), 686–702. ht- and teachers. A personal Introduction, 2nd. Edi- tps://doi.org/10.1111/j.1467-8624.2009.01291.x tion. Routledge (International Text in develop- ment psychology, vol.21). Miell, D., & MacDonald, R. (2000). Children’s Creative Collaborations: The Importance of Gámez, P. B., Griskell, H. L., Sobrevilla, Y. N., & Friendship when Working Together on a Musical Vazquez, M. (2019): Dual Language and English- Composition. In: Social Development, 9, 348- Only Learners‘ Expressive and Receptive Langu- 369. https://doi.org/10.1111/1467-9507.00130 age Skills and Exposure to Peers‘ Language. In: Child Development, 90(2), 471–479. https://doi.org/10.1111/cdev.13197 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 13
Vortrag 8 Victoria Florentina Winkelhofer (Ain-Schams-Universität) Fallstudie zu Interaktionsformen im Fach kulturreflexives Lernen am Beispiel ägyptischer DaF-Studierender Der Vortrag behandelt die unterschiedlichen Interaktionsformen werden die Lernenden dazu Auswirkungen von drei Interaktionsformen an angeregt ihren Lernfortschritt je nach Methode einer ägyptischen germanistischen Abteilung, zu reflektieren (Nardi 2006). Es soll festgestellt die von zukünftigen Deutschlehrenden fre- werden, welche der Interaktionsform sich am quentiert wird. Untersucht werden drei soziale idealsten für die Wortschatzerweiterung in die- Interaktionsformen – Gruppenpuzzle, dramapä- sem Setting eignet. dagogische Inszenierung und Dialogform mit Impulstext. Diese drei sich wesentlich unter- Literatur scheidenden Interaktionsformen setzen jeweils andersartige Vorbereitungsformen voraus, wes- Krumm, H. (2008): Schwerpunkt: Wortschatz. halb sich der Impactfaktor different gestaltet. In: Theorie und Praxis - Österreichische Beiträge Gemessen wird anhand eines Erhebungsbogen in zu Deutsch als Fremdsprache, Serie A, Heft 11. welcher der drei Methoden der Wortschatz am Innsbruck Wien [u.a.]: StudienVerl. effizientesten erweitert wurde. Studierende er- halten nach der Anwendung der Methoden Fra- Imo, W., Moraldo, Sandro M. (Hrsg.) (2015): In- gebögen und reflektieren ihr Lernverhalten. Wie teraktionale Sprache und ihre Didaktisierung im beeinflusst die Vorbereitung und Umsetzung der DaF-Unterricht. Tübingen: Stauffenburg, 2015. drei Methoden die Wortschatzerweiterung? Gibt es signifikante Unterschiede beim Einstudieren Nardi, A. (2006). Enthalten in: Theorie und Pra- einer Rolle in einer Szene, der Erklärung neu- xis - österreichische Beiträge zu Deutsch als er Wissensinhalte oder aus der Notwendigkeit Fremdsprache, Innsbruck ; Wien [u.a.], 2006, für neuen Wortschatz recherchierte Begriffe in S. 231 - 248. der Dialogform? Durch die Anwendung diverser Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 15.00 – 15.30 Uhr Kontakt: victoria.winkelhofer@gmail.com 14 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 9 Cordula Meißner (Universität Innsbruck) Elena Frick (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache) Interaktionskorpora als Ressource für den DaF/DaZ-Unterricht Da mündliche Kommunikationsfähigkeit Gesprochenes Deutsch (DGD). Nach einer kur- nicht ohne Bezug auf soziale und interakti- zen Vorstellung der Korpora FOLK und GWSS onale Handlungskontexte vermittelt werden werden Anwendungen dieser Ressourcen für kann, sind pragmalinguistische Aspekte für die den DaF/DaZ-Unterricht demonstriert und von Mündlichkeitsdidaktik von großer Bedeutung den Teilnehmer*innen erprobt. Daneben werden (vgl. Schramm 2017). Um diese im Unterricht die im Projekt ZuMult (Zugänge zu multimoda- thematisieren zu können, ist der Rückgriff auf len Korpora gesprochener Sprache) speziell für Beispiele authentischen sprachlichen Handelns Fremdsprachendidaktiker*innen entwickelten aus vielfältigen Interaktionskontexten erfor- Zugriffsmöglichkeiten vorgestellt und getestet, derlich. Korpora gesprochener Sprache bieten die u.a. eine Auswahl nach schwierigkeitsbe- für Lehrende und Lernende eine Möglichkeit, zogenen Parametern (Wortschatzniveau, Stan- sich mit situations- und adressatenangemes- dardnähe/-ferne u.a.) ermöglichen. senem sprachlichen Handeln im interaktionalen Sprachgebrauch auseinanderzusetzen. Interak- Literatur tionskorpora, die authentische und spontane Gespräche aus unterschiedlichsten privaten, Fandrych, C.; Meißner, C.; Wallner, F. (2018): Das institutionellen und öffentlichen Kommunika- Potenzial mündlicher Korpora für die Sprach- tionssituationen enthalten, sind daher für die didaktik: Das Beispiel GeWiss. In: Deutsch als Sprachausbildung von großem Interesse und Fremdsprache 55.1, 3-13. werden in ihren Nutzungsmöglichkeiten für das Fremdsprachenlernen zunehmend in den Blick Schramm, K. (2017): Pragmalinguistische As- genommen (vgl. Fandrych/Meißner/Wallner pekte einer Mündlichkeitsdidaktik. In: Deutsch 2018). als Fremdsprache 54.1, 3-9. ZuMult: https://zumult.org Vor diesem Hintergrund bietet der Workshop eine Einführung in die Nutzungsmöglichkeiten zweier Interaktionskorpora der Datenbank für Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 15.45 – 16.15 Uhr Kontakt: cordula.meissner@uibk.ac.at; frick@ids-mannheim.de MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 15
Vortrag 10 Carmen Peresich (ÖSD Klagenfurt) Daniel Gallo (Freie Universität Bozen) Michaela Gindl (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) Wissenschaft im Dialog Sowohl im Rahmen unabhängiger Sprachprü- lichen Interaktion in der Zielsprache abzubauen fungen als auch in Deutschkursen zeigt sich, und sie zu Gesprächen zu ermutigen. Dabei sol- dass sich die meisten Lernenden die Grundgram- len einerseits „typische“ Gesprächssituationen matik recht zügig aneignen und rasch beachtli- im Studien- bzw. Wissenschaftskontext im Fo- che Fähigkeiten in den rezeptiven Fertigkeiten kus stehen; andererseits soll aufgezeigt werden, Lesen und Hören entwickeln, in den produkti- wie sich Lernende die notwendigen sprachlichen ven Fertigkeiten Schreiben und Sprechen jedoch Mittel und Strategien aneignen können, die sie deutlich langsamer nennenswerte Fortschritte benötigen, um auch in ungewohnten Gesprächs- machen; ein Defizit, das sich spätestens an der situationen flexibel reagieren zu können. Bei Schwelle zwischen den GERS-Niveaus B1/B2 den vorgestellten Methoden handelt es sich um evident wird. Zusätzliche Schwierigkeiten erge- solche, die sich in Sprachkursen mit universitä- ben sich, wenn Sprachkenntnisse auf einem be- rer/wissenschaftssprachlicher Ausrichtung als stimmten Niveau (zumeist B2/C1) nicht nur für besonders erfolgsversprechend erwiesen haben. allgemeinsprachliche Zwecke (Alltagskommu- nikation) gebraucht werden, sondern etwa im Literatur universitären Kontext (z. B. Vorlesungen, Klau- suren, Präsentationen, Diplomarbeiten, in denen Hartmann, D., 2014: Die Förderung der Aneig- Wissenschaftssprache/Fachsprache gefordert nung der akademischen Wissenschaftssprache wird) und damit auch für spezielle Zwecke zum DaF bei internationalen Studierenden mittels ei- Einsatz kommen sollen. ner Online-Lernplattform. Eine Bedarfsanalyse. Berlin: epubli. In diesem Workshop soll aufgezeigt werden, mit welchen Methoden sowie multimedialen Tools Wagner, J. et. al. (Hg.), 2012: Web 2.0 im Fremd- in Sprachkursen gearbeitet werden kann, um die sprachenunterricht. Ein Praxisbuch für Lehrende mitunter große Angst Lernender vor der münd- in Schule und Hochschule. Glückstadt: VWH. Zeit: Freitag, 25. Juni 2021, 15.45 – 16.15 Uhr Kontakt: carmen.peresich@osd.at; daniel.gallo@unibz.it; mi.gindl@aau.at 16 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Samstag, 26. Juni 2021
Vortrag 11 Mariya Donska (Universität Graz) Gisela Zeindlinger (Universität Graz) Interaktionsformen im Tandem-Unterricht: Das Beispiel SprachWanderCamp Die Methode des Sprachtandems erfreut sich trag werden Vor- und Nachteile verschiedener bereits seit vielen Jahrzehnten wachsender Be- Interaktionsformen im Tandemunterricht an ei- liebtheit. Das „Miteinander reden“ – die Kompe- nem Beispiel illustriert. tenzen Sprechen und Hörverstehen – sowie der interkulturelle Austausch werden im Tandem be- Das innovative Projekt SprachWanderCamp, sonders stark gefördert. Dabei steht häufig das welches seit 2011 mit dem Sprachenpaar Rus- autonome Lernen im Mittelpunkt (vgl. Bram- sisch-Deutsch durchgeführt wird, besteht aus merts 2001). In geführten Sprachkursen kann der Kombination von Sprachenlernen im Tan- die Arbeit im Tandem allerdings auch im Rah- dem und einer mehrtägigen Wanderung. Das men des gesteuerten Lernprozesses verwendet gemeinsame Bewältigen des Wanderalltags för- werden. Das Hauptprinzip des Tandems, bei dem dert soziale Interaktion auf eine besondere Art alle TeilnehmerInnen im Wechselspiel einmal die und führt zu einem starken Zusammenhalt in Rolle des Lernenden, einmal die Rolle des Leh- der Gruppe. Im Projekt wurden alle genannten renden einnimmt, bleibt erhalten (vgl. Bechtel Interaktionsformen ausprobiert. Es wird darüber 2009: 325). Gleichzeitig kann die Partnerarbeit reflektiert, welche Formen sich für die Errei- des Sprachtandems mit weiteren Interaktions- chung welcher kommunikativen Ziele besonders formen ergänzt werden. Dazu zählt etwa das gut eignen. Es wird speziell auf die Phonetik Plenum, die Arbeit in vierer- oder achter-Grup- eingegangen, die sich für das Lernen des Russi- pen (bestehend aus zwei oder vier Sprachpaa- schen als sehr schwierig erweist (vgl. Mehlhorn ren) oder das sogenannte Tridem, bei dem eine 2016), und die Stärken des Tandemlernens in der Person mit Muttersprache A, gemeinsam mit Aussprachevermittlung sowohl des Deutschen zwei Personen mit Muttersprache B, Aufgaben als auch des Russischen analysiert. löst (vgl. Bechtel 2003: 267). Im folgenden Bei- Zeit: Samstag, 26. Juni 2021, 9.15 – 9.45 Uhr Kontakt: mariya.donska@uni-graz.at, gisela.zeindlinger@fh-joanneum.at 18 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Literatur Brammerts, H. (2001): Autonomes Sprachen- lernen im Tandem: Entwicklung eines Konzepts. Bechtel, M. (2009): Lernen im Tandem als be- In: Brammerts, Helmut/Kleppin, Karin (Hrsg.) sondere Form der Sprachbegegnung. In: Fäcke, Selbstgesteuertes Sprachenlernen im Tandem: Christiane (Hrsg.) Sprachbegegnung und ein Handbuch. Tübingen: Stauffenburg, 9–16. Sprachkontakt in europäischer Dimension. Frankfurt/Main, Wien: Lang, 325–340. Mehlhorn, G. (2016): Der Ton macht die M usik! Anregungen zur Aussprachevermittlung im Rus- Bechtel, M. (2003): Lernen in Tandemkursen. In: sischunterricht. In: Bergmann, Anke (Hrsg.): Bausch, Karl-Richard (Hrsg.) Handbuch Fremd- Kompetenzorientierung und Schüleraktivierung sprachenunterricht. Tübingen: Francke 2003, im Russischunterricht. Frankfurt/Main u.a.: 266–269. Lang, 113–148. MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 19
Vortrag 12 Magdalena Knappik (Bergische Universität Wuppertal) Praktiken der Sprachaneignung. Eine ethnographische Studie Aufbauend auf einem Verständnis von Spra- drei Jahre angelegten linguistic ethnography che als etwas, das im sozialen Gebrauch Sinn (Copland/Creese 2015). Über die teilnehmende erzeugt, berücksichtigt die (Zweit-)Spracher- Beobachtung und Aufzeichnung von Interaktio- werbsforschung seit längerem Interaktionen nen im Schulalltag einer derzeit zweiten Grund- als Ressource des Spracherwerbs (Douglas Fir schulklasse in Nordrhein-Westfalen sowie in der Group 2016). Hierbei liegt das Augenmerk auch Freizeit und in den Familien der Schüler*innen auf dem Eingebettetsein von Interaktionen in wird es möglich, Interaktionen in verschiedenen institutionelle und gesellschaftliche Rahmungen Kontexten und Lernumgebungen miteinander (ebd., Heller/Martin-Jones 2001, Dirim 2010, zu vergleichen und auf diese Weise ein tieferes Panagiotopoulou/Rosen 2018, Rosa 2019). Sol- Bild vom sich entfaltenden Sprachrepertoire der len Interaktionen als Ressource des Spracher- Kinder und Jugendlichen zu erhalten. Als mul- werbs untersucht werden, erscheint es daher ti-sited ethnography werden in diesem Projekt notwendig, sie in ihrem Zusammenwirken mit außerdem weitere Schulformen und Altersstu- institutionellen und gesellschaftlichen Ebenen fen als Vergleichskontexte herangezogen. Die zu betrachten. verschiedenen lokalen Kontexte erlauben das Ausloten von Unterschieden und Gemeinsam- In meinem Beitrag zeige ich auf, inwiefern keiten in der Umsetzung gesetzlicher Rahmen- ethnographische Forschungszugänge die Mög- bedingungen und im Umgang mit Sprachideo- lichkeit eröffnen, Interaktionen unter Einbezug logien durch die verschiedenen schulischen ihres Kontextes zu erforschen und für die Zweit- Akteure und die Frage, inwiefern dies jeweils spracherwerbsforschung nutzbar zu machen. die Interaktionsmöglichkeiten der Schüler*innen In meinem Habilitationsprojekt „Praktiken der und, in Langzeitperspektive, ihren Spracherwerb Sprachaneignung“ untersuche ich Prozesse des beeinflusst. (mehrsprachigen) Spracherwerbs mit einer auf Zeit: Samstag, 26. Juni 2021, 10.00 – 10.30 Uhr Kontakt: knappik@uni-wuppertal.de 20 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
Vortrag 13 Elisabeth Vergeiner (OeAD, Philosoph Konstantin-Universität Nitra) Digital kommunizieren: Werkzeuge für den interaktiven Online-Unterricht. Dialoge im Unterricht werden gelesen, nach- werden und Lernenden erweitern beiläufig ihre gesprochen und auswendig gelernt und sollen Medienkompetenz. Aber wie kann genau dies auf Gesprächssituationen im Alltag vorbereiten. als Ressource für den interaktiven Spracherwerb Der Online-Unterricht hat auch diesen Um- gesehen werden? stand nicht verändert, denn man greift online auf Methoden des analogen Unterrichts zu- Webtools können asynchron und synchron an- rück. Der Unterricht ist ‚interaktiv‘, wenn per gewendet werden. Bei asynchronen Aufgaben- Screenshare-Funktion Inhalte geteilt werden. stellungen können die Studierenden individuell Mikros sind nur ein, wenn Dialoge gelesen wer- kreativ und interaktiv arbeiten. Bei synchronen den. Webcams bleiben ausgeschalten, sodass Übungen werden die Lernenden beispielsweise Interaktion nicht möglich ist. Daraus resultiert, dramapädagogisch mit Webtools angeleitet, dass Remote-Unterricht als frustrierend emp- sodass kollaborativ und kooperativ gearbei- funden wird und man der Meinung ist, dass In- tet wird. Der Workshop soll Lehrenden anhand teraktionen im Online-Unterricht nicht möglich praktischer Übungen mit Webtools demonstrie- seien. Doch wie können Sprechanlässe digital ren, wie kommunikativ und interaktiv Online- angeleitet und initiiert werden, sodass sie als Unterricht gestaltet werden kann. Ressource der kommunikativen Kompetenz die- nen? Wie kann man digitale Unterrichtseinhei- Literatur ten gestalten, die Kontexte zum gemeinsamen Heusinger, M. (2020): Lernprozesse digital un- freien Sprechen offerieren? terstützen. Ein Methodenbuch für den Unter- richt. Weinheim, Basel: Beltz. Mittels digitaler Werkzeuge und dramapädago- gischer Übungen kann das auch online gelin- Wampfler, P. (2017): Digitaler Deutschunter- gen. Hierbei interagieren LernerInnen in einem richt. Neue Medien produktiv einsetzen. Göttin- geschützten digitalen Arbeitsbereich. Erworbe- gen: Vandenhoeck & Ruprecht. nes Sprachwissen kann on- und offline vertieft Zeit: Samstag, 26. Juni 2021, 10.45 – 11.15 Uhr Kontakt: elisabeth.vergeiner@oead-lektorat.at MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts 21
Vortrag 14 Barbara Reiter (Universität Graz) Logisch? Argumentative Sprachprozeduren im Unterricht Argumentative Strukturen sind grundlegend für Im Workshop befassen wir uns deshalb mit das Denken und kommen in jeder Sprache zum dem Argumentieren als einer Ressource für den Ausdruck. In Klassenzimmerdiskussionen ist es Spracherwerb. Wir erarbeiten logische Begriffe für jede einzelne Person wichtig, den eigenen in Gruppen, stellen sie einander vor und setzen Standpunkt formulieren und vortragen zu kön- sie in Dialogform und Spielszenen um. Teilneh- nen und so Selbstkompetenz zu festigen. Dies mende lernen, Begriffe wie Induktion und De- kann auch als Vorstufe für die schriftliche For- duktion, mögliche Welten, Analogieschluss und mulierung einer eigenen Perspektive verstanden leere Behauptung zu erkennen, bewusster zu werden. Hier bietet eine philosophische Heran- gebrauchen und zu vermitteln. gehensweise auf der Grundlage des logischen Argumentierens einen guten interdisziplinären Literatur Zugang. K. Ehlich (2011), Sprache und sprachliches Han- Sprachprozeduren des logischen Argumentie- deln. Band 2: Prozeduren des sprachlichen Han- rens können es erleichtern, sich auf einer ar- delns. Berlin und New York: de Gruyter. gumentativen Ebene mitzuteilen und fördern dadurch den Spracherwerb in sozialen Inter- T. Bachmann und H. Feilke (2014), Werkzeuge aktionen innerhalb eines Diskurses. Bei diesen des Schreibens: Beiträge zu einer Didaktik der Sprachprozeduren handelt es sich um festgeleg- Textprozeduren. Stuttgart: Fillibach bei Klett te sprachliche Formulierungen, die die Denkpro- zesse hinter logischen Relationen und Phäno- J. Pfister (2015), Werkzeuge des Philosophierens. menen innerhalb eines Arguments verdeutlichen Stuttgart: Reclam und deren Anwendung in argumentativen Situ- ationen weiterhelfen kann. Miteinanderreden J. Rosenberg (1986), Philosophieren: ein Hand- wird lebendiger mit der wachsenden Lust am buch für Anfänger. Frankfurt a. M: Klostermann Argumentieren. Zeit: Samstag, 26. Juni 2021, 10.45 – 11.15 Uhr Kontakt: barbara.reiter@uni-graz.at 22 MITEINANDER REDEN – INTERAKTION ALS RESSOURCE FÜR DEN ERST-, ZWEIT- UND FREMDSPRACHERWERB – Abstracts
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Fachdidaktikzentrum Deutsch als Zweitsprache & Sprachliche Bildung Universitätsplatz 3/I A-8010 Graz Tel. +43/316/380-8396 https://fachdidaktikzentrum-daz.uni-graz.at/ Tagungsleitung Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Schmölzer-Eibinger Dr.in Bora Bushati Tagungsorganisation Mag.a Sabine Fanta Anmeldung fachdidaktikzentrum-daz@uni-graz.at Diese Tagung wird in Kooperation mit dem Universitätslehrgang Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (UNI for LIFE) und mit Förderung des Landes Steiermark veranstaltet. https://deutsch-als-fremdsprache.uni-graz.at/de/
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