Mitteilung des Wiener Bürgermeisters Dr. Michael Häupl zum Thema "Smart City" - Wiener Gemeinderat, 25.06.2014 - Stadt Wien

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Mitteilung des Wiener Bürgermeisters Dr. Michael Häupl zum Thema "Smart City" - Wiener Gemeinderat, 25.06.2014 - Stadt Wien
Mitteilung des Wiener Bürgermeisters

          Dr. Michael Häupl

      zum Thema „Smart City“

     Wiener Gemeinderat, 25.06.2014
In den Städten wird entschieden, wie unsere Zukunft aussieht. Seit jeher sind sie
die Orte der großen Veränderungen und gesellschaftlichen Neuerungen. In ihnen
lebt die Mehrzahl der Menschen. Sie bieten große Möglichkeiten, wenn es um ei-
nen neuen Umgang mit Ressourcen geht.
Eine Smart City ist daher eine Stadt, die sich den Herausforderungen stellt, die
mit sinkendem Ressourcenverbrauch bei wachsenden Anforderungen verbunden
sind.
Eine Smart City achtet jedoch zugleich in hohem Ausmaß auf soziale Inklusion
und Aufrechterhaltung der hohen Lebensqualität. Dies gelingt vor allem durch
Innovation in sämtlichen Bereichen des städtischen Lebens.
Wien ist in Europa und weltweit eine Vorreiterin als Smart City. Dies zeigt, dass
wir schon seit Langem vieles richtig machen, in der Stadtentwicklung, im Wohn-
bau, im Verkehr, im Umweltschutz, in der Kultur, in der Ver- und Entsorgung der
Stadt und vielem mehr.
Wien steht weltweit für eine gelungene soziale Teilhabe und für hochwertig er-
brachte Daseinsvorsorge. So breit verstehen wir auch diesen Begriff, nicht einsei-
tig in Richtung Verzicht, aber auch nicht als reine Technikfantasie. Der Wiener
Zugang zu diesem Thema baut auf starken sozialem Zusammenhalt auf und ist
skeptisch, wenn es um einseitige und schlüsselfertige Heilversprechungen zur
Lösung von Problemen geht.
Wir wollen tatsächlich die beste, die schlaueste Stadt der Welt sein. Das heißt
zweierlei: Erstens müssen wir in vielen Teilbereichen sehr gut und ambitioniert
sein. Zweitens müssen wir zwar flexibel sein, aber dennoch wissen, wo wir hin-
wollen.
Deswegen habe ich 2011 die Smart-City-Wien-Initiative ins Leben gerufen. Ge-
startet wurde sie mit einem breiten Stakeholderprozess unter Einbindung von
Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Zur Stärkung der Wiener Smart-City-
Ziele habe ich in einem weiteren Schritt im Sommer 2013 ein Memorandum of
Understanding zwischen Bund und Stadt Wien - mit der Ministerin für Verkehr,
Innovation und Technologie, Doris Bures - abgeschlossen. Ziel dieses Memoran-
dums ist es, zukünftig gemeinsam Projekte anzustoßen und auf europäischer
Ebene Finanzierungen zu lukrieren. Auch wenn Wien schon jetzt eine Smart City
ist, so wollen wir diese Position ausbauen und zum internationalen Taktgeber bei
diesem Thema werden.
Auf diesen Ergebnissen und vielen Ansätzen aus den verschiedenen Gestaltungs-
bereichen der Stadt aufbauend, wurde 2013 zudem begonnen, die nun vorlie-
gende Rahmenstrategie zu erarbeiten, an der sämtliche Ressorts der Stadt,
ebenso wie stadtinterne und -externe Expertinnen und Experten engagiert mit-
gearbeitet haben. Zugleich fand und findet laufend ein intensiver Austausch mit

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anderen europäischen Städten statt, die sich als Smart Cities ebenfalls ehrgeizige
Ziele stecken.
Ich möchte an dieser Stelle allen, die bei diesem Prozess mitgewirkt haben und
es unverändert tun, meinen Dank aussprechen, allen voran den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Wiener Stadtverwaltung, ebenso wie den Mitgliedern des
Expertenbeirates, der Stakeholderforen, der Steuerungsgruppe sowie den zahl-
reichen Anderen, die hier mitgewirkt haben. Denn es ist nicht selbstverständlich,
dass so viele Menschen aus unterschiedlichen Fach- und Lebensbereichen, aus-
gestattet mit den vielfältigsten Kompetenzen so intensiv und konstruktiv an ei-
nem derart komplexen und langfristigen Projekt für die Zukunft unserer Stadt
mitwirken. Auch das ist eine Besonderheit des Wiener Wegs, auf die wir mit
Recht gemeinsam stolz sein können.
Viele von den eben Erwähnten haben ihre Erfahrungen und Expertisen zum The-
ma in dem Ihnen vorliegenden Heft "Perspektiven Smart City Wien" zu Papier
gebracht.
Die Wiener Smart-City-Strategie besitzt eine Innenwirkung, um bestehende Pla-
nungen noch ehrgeiziger zu gestalten, zu Neuem zu inspirieren. Sie hat aber
auch eine starke Außenwirkung, vor allem wenn es darum geht, das was bei uns
geschieht, in einen internationalen Bezug zu setzen und für die Anstrengungen
Wiens zu werben.
Das vorliegende Dokument ist eine Rahmenstrategie. Ihr zeitlicher Horizont
reicht bis 2050, da die nötigen, oft grundlegenden Veränderungen im Energie-,
Mobilitäts- und Gebäudebereich nicht über Nacht erfolgen können. Der inhaltliche
Bogen spannt sich von der Zukunft des Forschungs- und Wirtschaftsstandortes
bis hin zur Aufrechterhaltung höchstwertiger sozialer Errungenschaften. Das Ziel
ist klar: Wien will den Ressourcenverbrauch in der Stadt deutlich senken. Zu-
gleich soll die Stadt weiterhin höchste Lebensqualität und sozialen Zusammen-
halt für alle Bürgerinnen und Bürger bieten. Diese Herausforderungen werden wir
schaffen, wenn wir Veränderungen aktiv angehen und Wien noch mehr als bisher
zu einem Ort machen, an dem Innovation gut gedeihen kann, selbstverständlich
stets unter der Prämisse "der Mensch im Mittelpunkt", Stichwort "soziale Inklusi-
on".
Mit der vorliegenden Smart City-Wien-Rahmenstrategie soll, wie es der Name
bereits vorgibt, ein strukturierter Referenzrahmen sowie eine Orientierung für
bestehende und künftige Fachstrategien und Sektoralprogramme der Stadt ge-
schaffen werden, um die Realisierung der Smart City Wien voranzutreiben. Die
Strategie weist für den Entwicklungshorizont bis 2050 Zielsetzungen und Zieler-
reichungspfade sowie beispielhafte Handlungsschritte auf.
Da mit der Initiative alle Wienerinnen und Wiener angesprochen werden sollen,
umfasst Smart City Wien viele Kernbereiche des städtischen Lebens. Sie zielt je-

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doch auch wesentlich darauf ab, Unternehmen und Unternehmungen der Stadt,
ebenso wie Partnerinnen und Partner aus Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft
und vielen anderen Handlungskompetenzfeldern in einem umfassenden Prozess
einzubeziehen. Sie ist eine Gesamtstrategie für die Stadt unter dem Motto "ge-
scheite Lösungen für komplizierte Probleme finden".

Wie sieht nun unsere Ausgangslage für Wien in diesem Prozess aus? Städte sind
nicht nur aufgrund ihres großen Zustroms und Wachstums entscheidende Orte
und Akteure einer Politik des klima- und umweltschonenden Ressourcenver-
brauchs. In ihnen findet ebenso eine zunehmende, wissensintensive Produktion
und starke Innovationsorientierung statt. Die Entmaterialisierung und eine Ver-
ringerung von CO²-Immissionen sind aufgrund der verdichteten Räume besser
möglich, aber auch nötig, da heute Städte sehr starke Ressourcen- und Energie-
fresser sind.
2007 hat sich die Europäische Union weitreichende energie- und klimapolitische
Ziele gesetzt. Es wurde ein Klimapaket verabschiedet, in dem sich die EU ver-
pflichtet, gegenüber 1990 die Treibhausgasemmissionen bis 2020 um 20 Prozent
zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energiequellen sowie die Energieeffi-
zienz um 20 Prozent zu erhöhen.
Zur EU-weiten Erreichung dieser 20-20-20 Ziele wurde der strategische Energie-
und Technologie-Plan SET erstellt. In der konsequenten Umsetzung der beiden
Wiener Klimaschutzprogramme seit 1999 hat Wien bereits frühzeitig und erfolg-
reich auf die Anforderungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen rea-
giert.
Heute hat die EU-Kommission weitere ambitionierte Klimaziele für 2030 vorge-
stellt.
In Zeiten von Abwanderung und Suburbanisierung sind viele Städte gegenwärtig
von einer hohen Wachstumsdynamik geprägt. Es ziehen vor allem wieder viele
Menschen in Großstädte. Das 21. Jahrhundert wird aus Sicht vieler Expertinnen
und Experten das Jahrhundert der Städte sein. Gründe dafür gibt es viele. Unter
anderem ist neben den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt in der Wende zur
Wissensgesellschaft entstehen die Jobs eben vorwiegend in den Metropolregionen
- auch ein Imagewandel festzustellen, der Städte vor allem für junge Menschen
attraktiv macht. Mehr als 70 Prozent der Menschen in Europa leben in Städten.
Hier werden circa 70 Prozent der Energie sowie bedeutende Mengen anderer
Ressourcen verbraucht.
Städte besitzen als Zentren von Forschung, Wissenschaft und Fortschritt aber
auch die größte Innovationskraft, um intelligente Lösungen für aktuelle Heraus-
forderungen anzubieten und umzusetzen.

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Wien hat mit Instrumenten der Umwelt- und Stadtplanung sowie mit Initiativen
von Unternehmen, wie den Stadtwerken oder den Entsorgungsbetrieben Simme-
ring, bereits an einigen Stellen eine herausragende Stellung erarbeitet: Ver- und
Entsorgung, Energieeffizienz, Grad an öffentlichem Verkehr, Verkehrsträgermix
und so weiter. Diese Position gilt es weiter auszubauen, gleichermaßen aus
Gründen der Ressourcenschonung, der Verringerung des CO²-Ausstoßes, aus
innovationspolitischen Überlegungen, aber auch hinsichtlich der internationalen
Positionierung Wiens als Musterstadt in Sachen Energie, Umwelt und Nachhaltig-
keit.
Viele Städte setzen in ihren Smart-City-Konzepten vorrangig auf technologische
Lösungen und versprechen sich davon das Ende aller Probleme beziehungsweise
lassen sich dies von Technologieanbietern versprechen. Andere Städte arbeiten
lediglich an Kohlendioxidreduktionszielen.
Wien denkt den Smart-City-Prozess größer. Hier werden nicht nur reine Umwelt-
ziele definiert, sondern viele wichtige Lebenswelten der Stadtbewohnerinnen und
-bewohner mitgedacht. Dieser gesamthafte Ansatz hat Wien seit jeher erfolgreich
und lebenswert gemacht. Das wird auch weiterhin der starke und soziale Wiener
Weg sein.
Die Leitziele 2050 der Smart-City-Wien-Rahmenstrategie können nur mit umfas-
senden Innovationen erreicht werden. Aktionsfelder sind etwa Energie, motori-
sierter Individualverkehr, Gesundheitsversorgung, Bauen, Bildung oder Kommu-
nikation.
Zum Thema "Bildung", respektive "Ausbildung", sei mir gestattet nochmals auf
die Wichtigkeit der Wiener Ausbildungsgarantie hinzuweisen. Denn eine abge-
schlossene Ausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Bereits seit 2010
erhalten junge Wienerinnen und Wiener entweder einen Lehrplatz, eine Qualifi-
zierung oder unterstützende Beratung und Begleitung, wenn sie nicht wissen, wie
es weiter gehen soll. Dies schafft Zukunft und gibt den jungen Menschen Hoff-
nung und Zuversicht.
Lassen Sie mich einige Beispiele zu Smart-Prozessen in Wien auch darlegen:
Etwa das IMBA, das Institut für molekulare Biotechnologie in Wien, das der Ge-
netiker Prof. Josef Penninger gemeinsam mit seinem Team zum internationalen
Top Player in Sachen Forschung entwickelt hat.
Oder die international viel beachteten Arbeiten des Präsidenten der Österreichi-
schen Akademie der Wissenschaften, Prof. Zeilinger, der mit seinen Teams an
spannenden Fragen der Quantenkryptografie arbeitet.
Weiters die zunehmende Beachtung, die Wien weltweit mit seinen Förderungen
und Vernetzungen für die jungen Unternehmen und neuen Ideen als start-up
Hub finden, wie erst kürzlich Präsentationen in Seoul oder Tokio gezeigt haben.

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Vor wenigen Wochen konnte ich mir bei einer Reise nach Stockholm gemeinsam
mit dem Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds ein Bild davon machen,
welchen Weg andere Städte in Richtung Smart City einschlagen. Auch dort wurde
die Wiener Note, die soziale Inklusion, als vorbildhaft gelobt.
Ein praktisches Beispiel aus dem kommunalen Bereich ist das Projekt EOS der
Entsorgungsbetriebe Simmering, Hauptkläranlage. Demnach können die EBS
Wien ab dem Jahr 2020 die für die Abfallreinigung benötigte Energie zu 100 Pro-
zent selbst aus dem erneuerbaren Energieträger Klärgas erzeugen.
Wien hat eine hervorragende Ausstattung mit Universitäten und Fachhochschu-
len, Forschungseinrichtungen, wie dem BioTech-Zentrum in der Dr.-Bohr-Gasse
und in der Muthgasse. Sie alle dienen dem Wissensgewinn.
Die Liste an Beispielen ließe sich beliebig lange fortsetzen.
Worum es allen gemeinsam geht, liegt auf der Hand. Der zukünftige Wohlstand
wird nur mithilfe einer wissensbasierten Ökonomie zu erreichen sein. Dafür ha-
ben wir rechtzeitig die Weichen gestellt. Wien hat derzeit eine Forschungsquote
von ungefähr drei Prozent. Das liegt weit über dem Barcelona-Ziel und weit über
den Vorgaben der Europäischen Union. Aber dennoch müssen wir hier noch bes-
ser werden. Basis dafür bildet ein starkes Bildungssystem, getragen durch die
erste Bildungseinrichtung für unsere Kinder, dem Kindergarten, und modernen
Schulformen.
Bewohnerinnen und Bewohner Wiens erfreuen sich zudem höchstwertiger Ge-
sundheitsleistungen, basierend auf einem starken sozial geprägten öffentlichen
Gesundheitssystem.
Eine Smart City Wien erfordert auch eine klare Zielsetzung in der räumlichen
Entwicklung der Stadt, wie die stärkere funktionale Durchmischung der Stadtteile
mit den Dimensionen Wohnbau, Arbeiten und soziale Aktivitäten sowie das Wei-
terbauen an einer kompakten Stadt mit gleichzeitig hohen Freiraumqualitäten,
also einer Stadt der kurzen Wege. Nicht alles muss Ewigkeitscharakter haben. So
bietet die kulturelle Zwischennutzung von leer stehenden Immobilien die Mög-
lichkeit temporärer Bespielung durch viele Initiativen.
Sowohl der neue Stadtentwicklungsplan, der STEP 2025, als auch die Smart-
City-Wien-Rahmenstrategie treffen klare Aussagen, wie sich die Stadt weiterent-
wickeln soll. So soll der Umweltverbund im Verkehr durch alternative und um-
weltfreundliche Bewegungsformen von heute mehr als 70 Prozent bis 2025 auf
80 Prozent und bis 2030 auf 85 Prozent gesteigert werden. Gleichzeitig sollen der
bereits sehr hohe Grünanteil in Wien gehalten und zusätzliche Erholungsräume
geschaffen werden.
Lassen Sie mich die Seestadt Aspern als ein Smart-City-Wien-Vorzeigeprojekt
kurz beschreiben: Labor für einen smarten Stadtteil ist zweifelsohne die Seestadt

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Aspern, die eine Vielzahl der bereits erwähnten Aspekte einer Stadt der Zukunft
aufweisen wird: ein durchdachtes, städtebauliches Konzept mit einer robusten
urbanen Struktur, hohe Qualitäten im öffentlichen Raum durch ein innovatives
Freiraumkonzept, Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs durch beste
Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz von Beginn an, Einbindung der Bürge-
rinnen und Bürger von Beginn der Planungen an, etwa durch den Bürger- und
Bürgerinnenrat und vieles mehr. Die Seestadt ist eines der größten Stadtentwick-
lungsprojekte in Europa und bietet für alle etwas. In der Stadt des
21. Jahrhunderts ist Leben und Arbeiten in Balance möglich. Statt entweder/oder
heißt es sowohl/als auch. Die Seestadt ist der Ort für Menschen, die Nachhaltig-
keit und gleichzeitig urbane Dichte suchen. Sie hat Platz für alle Generationen
und viele Lebensstile. Auch für Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern ein hochwertiges Umfeld bieten wollen, ist sie ein idealer Standort.
Leitmotiv ist die funktionale Durchmischung. Lebendige Erdgeschoßzonen mit
Geschäften, Lokalen und anderen öffentlichen Nutzungen werden die Nahversor-
gung und den öffentlichen Raum beleben. Kurzum, ein Musterbeispiel eines
Stadtteils der kurzen Wege.
Da dafür aber auch noch weitere Innovationen notwendig sind, hat die Stadt
Wien in einem Joint Venture mit einem privaten Partner die Aspern Smart City
Research Gesellschaft gegründet, die genau an der Schnittstelle von Technik und
Menschen tätig wird.
Erst vor wenigen Tagen wurde in der Seestadt die Dachgleiche für den Bil-
dungscampus "aspern Die Seestadt Wiens" gefeiert. Bis Sommer 2015 wird eine
Campusanlage für circa 800 Kinder entwickelt. In der zweiten Ausbaustufe 2016
werden bundesschulische Einrichtungen entstehen, die rund 2.000 Kindern und
Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr Platz bieten.
Für das Living Lab, in dem künftig innovative und energieeffiziente Stadttechno-
logien im Echtbetrieb getestet werden können, hat der Klima- und Energiefonds
erst vor wenigen Tagen Fördergelder in der Höhe von rund 3,7 Millionen EUR zu-
gesichert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zusammenfassen: Be-
sondere Situationen erfordern besondere Vorgangsweisen. Klimawandel und Ur-
banisierung haben unseren Planeten zweifelsfrei in eine besondere Situation ge-
bracht. Wir müssen im globalen Maßstab rasch tief gehende Maßnahmen setzen.
Wien versucht daher, in Europa mit bekannten Smart-City-Vorreiterstädten wie
Kopenhagen, Stockholm und Amsterdam einen klugen Weg der Transformation
städtischen Lebens zu entwickeln. Wichtig ist dafür, alle gesellschaftlichen Kräfte,
von der Zivilgesellschaft über die Forschung, bis hin zu Wirtschaft und Verwal-
tung, einzubinden und Bereiche, wie etwa Stadtentwicklungspolitik, Klimaschutz,

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Umweltpolitik, Bildungspolitik, Sozialpolitik oder Technologiepolitik synergetisch
zusammenwirken zu lassen.
Das ist möglicherweise eine etwas andere Vorstellung einer smarten Stadt als
jene, wie sie in manchen Headquarters internationaler Technologiekonzerne exis-
tiert. Wir verstehen Innovation zuerst einmal als gesellschaftliche Herausforde-
rung.
In Europa werden die Städte aktiv und haben eine Führungsrolle im Diskurs über
unsere Zukunft übernommen. Nur ein integrierter Ansatz, der den Menschen in
den Mittelpunkt stellt, weist im globalen Maßstab eine Erfolgschance auf. Die
Wiener Smart-City-Rahmenstrategie ist ein kraftvoller Beitrag dazu.
Vorausschauende intelligente Lösungen für eine zukunftsweisende Weiterent-
wicklung der Stadt haben Wien zur Stadt mit der weltweit höchsten Lebensquali-
tät gemacht, angefangen von der kompakten Stadtstruktur, die den Bodenver-
brauch in Grenzen hält, dem Bau der Wiener Hochquellwasserleitungen, dem Be-
schluss des Wald- und Wiesengürtels 1905 oder dem sozialen Wohnbaupro-
gramm im Roten Wien der Zwanziger- und Dreißigerjahre des vorigen Jahrhun-
derts und dem qualitätsvollen und sozialen Wohnbau der Gegenwart bis zur Er-
richtung der Donauinsel als Hochwasserschutz, die gleichzeitig ein einzigartiges
Freizeitareal mitten in einer Großstadt darstellt, dem Ausbau des Fernwärmenet-
zes oder den beträchtlichen Investitionen in den öffentlichen Verkehr. Von vo-
rausschauenden Ideen der ferneren oder näheren Vergangenheit profitieren die
Wienerinnen und Wiener noch heute.
Allerdings reicht es nicht, sich auf den Lorbeeren vergangener Zeiten auszuru-
hen. Stadt bedeutet Veränderung, die Bereitschaft sich mit Neuem auseinander-
zusetzen und offen für innovative Lösungen zu sein. Entwicklung der Stadt heißt
auch, Verantwortung für künftige Generationen, für die Stadt der Zukunft zu
übernehmen. Was wir aus früheren Konzepten lernen können, ist die Breite der
Themenfelder, den sozialen Aspekt stets im Auge zu behalten, sich der Verant-
wortung bewusst zu sein und entsprechend zu handeln. Damit soll die hohe Le-
bensqualität für die Wienerinnen und Wiener gesichert und gleichzeitig eine wei-
tere Stärkung des Innovations-, Wissens- und Wirtschaftsstandortes Wien im
globalen Zusammenhang erreicht werden.
Sollte mich auf der Straße jemand fragen, was er oder sie konkret von einer
Smart City Wien hat, dann freue ich mich zunächst, weil offensichtlich die Person
schon etwas davon gehört hat. Dennoch darf es nicht darüber hinwegtäuschen,
dass wir mit aller Anstrengung daran arbeiten müssen, die Thematik den Men-
schen bewusst zu machen. In einfachen Worten, Smart City ist eine Gesamtstra-
tegie für die Stadt und unsere Lebensqualität, gescheite Lösungen für reichlich
komplizierte Probleme zu finden!

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