Evangelische Kirche Hohenstaufen - 70 Jahre nach ihrem Umbau (Mai 2004) Sonderausgabe Juni 2004
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Sonderausgabe Juni 2004 Evangelische Kirche Hohenstaufen 70 Jahre nach ihrem Umbau (Mai 2004) Die beiden Kirchen in Hohenstaufen „Das große Weltgericht“. Das Wandbild von Walther Kohler Die Glocken in Hohenstaufen
2 Liebe Gemeindemitglieder, die beiden Kirchen in Hohenstaufen Jubiläums entstand im Kirchengemein- bestimmen das Bild des Dorfes, die derat die Idee, dieses Sonderheft kleinere, die alte „Barbarossakirche“ herauszugeben. Wir danken Herrn und die größere, die neuere „Evange- Schweicker, Fotograf aus Wäschen- lische Kirche“, die immer noch keinen beuren, dass er ein Foto aus unge- Namen trägt. In den Bauakten des wöhnlicher Perspektive erstellt hat Ev. Oberkirchenrates in Stuttgart (das jetzt auch auf einer neuen wurde sie lange als „Sebastianskirche“ Postkarte und auf einem Puzzle zu geführt; aber da niemand wusste, sehen ist) ! woher der Name gekommen sein soll- In diesem Heft sind Informationen te, warum sie ausgerechnet den zu beiden Kirchen, zum großen Namen des Heiligen Sebastian tragen Wandgemälde von Walther Kohler sollte und da nirgends eine entspre- und zu den Glocken zusammengetra- chende Namensgebung beurkundet gen. war, wird sie heute einfach wieder als „Evangelische Kirche Hohenstaufen“ Viel Spaß beim Lesen und Anschauen bezeichnet. der Bilder! Vor 70 Jahren, 1934, wurde sie umge- baut und erweitert. Anlässlich dieses Ihr Pfarrer J. Hennig Die Barbarossakirche kirche“, bei vielen beliebt, auch als Hochzeitskirche. in Hohenstaufen Man merkt gleich, dass diese schöne Kirche politische Aussagen der ver- „Barbarossakirche“, so wird die schiedenen Zeiten widerspiegelt. ältere der beiden Kirchen in Hohen- Man kann viele Beispiele nennen: Die staufen genannt. Eigentlich wurde sie „Kaiserpforte" („hic transibat Caesar“ im 12. Jahrhundert dem Jakobus steht über einer kleinen Tür; hier betrat geweiht. Aber „Jakobuskirche“ hört damals der Kaiser selbst die Kirche, so man hier selten – obwohl die katholi- erzählt es die Legende); die Wappen sche Kirchengemeinde diesen Namen (Stauferwappen, Kaiserwappen, wieder öfter gebraucht. Aber die klei- Wappen der Kurfürstentümer und der ne, 1986 zum letzten Male renovierte staufischen Herrschaftsgebiete); der Kirche, deren Ursprünge vermutlich bis Reichsadler; das „Barbarossa“-Farb- ins 11. Jahrhundert zurück reichen, ist fenster in der Ostseite des Turmes; in und bleibt für viele die „Barbarossa- einem Farbfenster des Westgiebels
3 wurde im April 1945 die Hakenkreuz- Es ist schon befremdlich, wenn man in fahne entfernt und durch weißes Glas der Kirche sitzt und hinter dem Altar ersetzt. ein großes Barbarossa-Glasfenster Wie kommt es, dass eine Kirche so anschauen muss. So wird diese schöne voller politischer Aussagen steckt ? Kirche auch zu einem Zeugnis für die Zum einen sicher daher, dass der Vergänglichkeit irdischer Größen, die Hohenstaufen schon lange zu einem höchstens unser Vorbild sein können, nationalen Symbol geworden war. aber letztlich nicht unsere Anbetung Außerdem wurde 1838 westlich der verdienen. Sonst könnte es passieren, Barbarossakirche eine neue Kirche ge- dass man allzu oft die Glasfenster baut und 1934 zum heutigen Bau der oder die Wandgemälde austauschen ev. Kirche erweitert; viele Menschen müsste! und auch Vereine bemühten sich dann immer wieder, die alte Kirche als Ge- Wer nähere Einzelheiten erfahren denkstätte zu erhalten. Nach einer möchte, kann im Ev. Pfarramt Hohen- Chronik aus dem Jahre 1986 bürgerte staufen oder im Dokuraum für Staufi- sich deshalb in der zweiten Hälfte des sche Geschichte eine kleine „Illustrierte 19. Jahrhunderts der Name „Barbaros- Chronik“ der St. Jakobuskirche ge- sakirche“ ein. Über hundert Jahre lang nannt „Barbarossakirche“ in Hohen- dauerte es, bis sie wieder als Kirche staufen erwerben ! genutzt wurde: nach dem 2. Weltkrieg wurde sie zum Gotteshaus der katholi- schen Christen Hohenstaufens. Nur Weitere Literatur: – „Göppingen unterm Hakenkreuz“ hrsg.v. zweimal im Jahr nahm die ev. Gemein- Karl-Heinz Rueß,Göppingen 1994, S.148 f. de ihr „Hausrecht“ wahr: am Jakobus- – „Ein bescheidenes Nationalheiligtum“. Zur tag, dem 25. Juli, war hier die Ernte- Geschichte der Barbarossakirche, von Bodo betstunde und am Buß- und Bettag wird Michael Baumunk. In: Hohenstaufen, Veröf- immer noch ein Abendmahlsgottes- fentlichungen des Geschichts- und Altertums- dienst gefeiert (durch die Abschaffung vereins Göppingen e.V. 1977, S. 153-164 des Feiertages seit 1996 abends um – Manfred Akermann: Die Barbarossakirche am Hohenstaufen als Staufergedächtnisstätte. 19 Uhr). In: Die Staufer. Schriften zur staufischen In dieser Kirche kann man schmunzeln Geschichte und Kunst, Band 19. Hsrg.v.d. über die vergangenen Größen, die hier Gesellschaft für staufische Geschichte, in Wort und Bild angepriesen werden. Göppingen 2000, S. 93-96.
4 Die evangelische Kirche klein geworden war. Diese Kirche, ein einfacher Saalbau, manchmal als Not- in Hohenstaufen kirche bezeichnet, war immer noch relativ klein und besaß auch noch 1838 entschloss sich die evangeli- keinen Turm; geläutet wurde weiter sche Kirchengemeinde Hohenstaufen, in der alten Kirche. Äußerlich glich eine neue Kirche zu bauen, da die dieser Bau eher einer Turnhalle; von alte Jakobuskirche reparaturbedürftig Manchen wurde sie als „Schafstall“ und vor allem für die ev. Christen zu belächelt. 1840 – 1905 1840 – 1934 190 5 – 1934 1840 – 1934
5 1934 wurde diese Kirche weitgehend abgerissen und von Grund auf erneu- ert, erhöht und ein Turm angebaut, in den nun auch die Glocken umgehängt wurden. Am 1. Advent 1934 wurde das neue Gotteshaus eingeweiht.
6 Viele Handwerker auch aus Hohen- an diese riesige Baumaßnahme. staufen waren dabei beteiligt. Noch Unvergessen sei ihr noch heute der beim 50-jährigen Jubiläum des Um- Schrei des vom Gerüst stürzenden baus im Jahre 1984 konnten einige Arbeiters, der dabei schwer verletzt der beteiligten Handwerker geehrt wurde. So erzählt eine Frau, die in werden. Auch heute noch, nach 70 dieser Zeit im Schulhaus neben der Jahren, erinnern sich viele ältere Leute Kirche die Schulbank drückte. Die ev. Kirche mit dem alten Schulhaus, das 1971 abgerissen wurde. Generalüberholung der Orgel durch Orgelbaumeister Scharfe, Ebersbach Zwischen 1934 und 1940 wurde das 1998 wurde die Glockenanlage saniert große Wandgemälde geschaffen. und im Jahr 2000 wurden die Treppen- 1984 war eine grundlegende Außen- anlagen außen und der Abgang in den renovierung fällig, 1991 wurde die Keller neu gestaltet. Orgel völlig neu gestaltet.
7 „Das große Weltgericht“ entsprechend in drei Felder geteilt. Das oberste Feld zeigt Christus, den Das Wandbild von Herrn und Richter der Welt. Er steht im Walther Kohler (Foto letzte Seite) Tor der Herrlichkeit, das aus den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser und „Das Wandfresko in unserer Kirche Luft gewebt ist. Ihm zu Häupten tragen wurde zwischen 1934 und 1940 von Engel die Marterwerkzeuge, denn Kunstmaler Walther Kohler geschaffen, durch Marter und Tod ist Christus zum mitten in den äußerlich so erfolgrei- Heiland und Retter der Menschen ge- chen Jahren des „Dritten Reiches“. worden. So stehen die Heiligen rechts Wer das Bild auf diesem zeitgeschicht- und links von Christus in weißen Ge- lichen Hintergrund betrachtet, sieht wändern, es sind Menschen, die rein das Werk voller politischer Brisanz geworden sind durch das Blut des und prophetischer Schau vor sich.“ Lammes, darum richten auch alle diese (Pfarrer A. Esche, Pfarrer in verschiedenen Menschen ihren Blick Hohenstaufen, 1981) auf den Christus und seine erhobene Walther Kohler kam Anfang 1945 bei Segenshand. einem Luftangriff in Stuttgart ums Aber mit der rechten Hand weist Leben. Leider gibt es von ihm selbst Christus hinab auf die Menschen, die keine Interpretation des Bildes. Doch noch im Kampf stehen. Dort auf der im „Evang. Gemeindeblatt Hohen- Erde wird es entschieden, ob wir einst staufen-Maitis“ vom August 1940 bei denen stehen, die weiße Gewän- schrieb der damalige Hohenstaufener der tragen im Angesicht des Herrn. Pfarrer E. Schnizler: Die linke Seite (von Christus die rech- „Der 28. Juli war für die ganze Ge- te) ist die Seite des Glaubens. Sie fragt meinde ein wirklicher Festtag, denn uns: Stehst du im Glauben und hältst an ihm fand die Übergabe des pracht- du Glauben ? Das oberste Bild zeigt vollen Wandbildes statt, das uns in deshalb die vier Reiter aus der Offen- den vergangenen Wochen Kunstmaler barung (Kap. 6), der erste auf dem Walther Kohler gemalt hat. ... Alle weißen Pferd mit Bogen und Krone, waren beisammen, Säuglinge, Kinder, der die Menschen durch Krankheit die reifere Jugend, die Erwachsenen quält (Anmerkung: manche sehen in und die Greise, und alle standen unter ihm das Leid, das der Sieger über die dem Bild des richtenden Heilandes. – Menschen bringt), der zweite auf dem Evangelische Gemeinde im Anblick roten Pferd, der große Würger mit er- des Jüngsten Gerichts ! hobenem Schwert (Anmerkung: ge- ... (Am Nachmittag) erklärte Herr Kir- meint ist: das Leid des Krieges), der chenrat Kopp aus Stuttgart die Bilder dritte auf schwarzem Pferd mit der der Chorwand so feinsinnig und ein- Waage – der alte Begleiter des Krie- drucksvoll, dass sie ganz neues Leben ges –, der Hunger und endlich der für uns gewannen und zu reden anfin- vierte auf fahlem Pferd, der Tod mit gen. ... der Sense, der uns alle schneiden Unser Bild stellt das Jüngste Gericht wird. Sein Pferd grast, denn der Tod dar. Es ist den baulichen Verhältnissen hat Zeit, er kommt immer noch früh
8 genug und er lacht über die Men- die Tür vom Gotteshaus hinaus ins schen, die sich ihm entziehen wollen. praktische Leben. Da werden wir ge- Das zweite Bild zeigt die törichten fragt: Kannst du stehen in dem Kampf, Jungfrauen (Matth. 25), die nicht auf der uns verordnet ist ? Der Kampf zwi- den Herrn gewartet haben, sondern schen gut und böse ist gezeigt am seine Ankunft verschliefen. Sie gehen Kampf Michaels mit dem Drachen, der in ganz verschiedenen Richtungen aus- eben den Todesstoß empfängt (Offenb. einander, denn sie wissen nicht, wohin 12,7ff.). Aber die Drachenbrut steht sie in ihrer Verzweiflung gehen sollen. schon daneben auf und will bekämpft Ohne Christus wird aber das Leben sein. Nicht allein stehen wir in diesem nicht nur richtungslos, sondern auch Kampf, die mächtigen Engel Gottes fruchtlos und trostlos, darum stehen die streiten mit uns und leiten uns, so wie Frauen auf so ödem Feld, das im Hin- auf dem Bild eine ganze Familie vom tergrund einen Baum ohne Früchte Engel aus der Gewalt des Drachens trägt. Ganz anders ist die Stimmung befreit und hinübergeleitet wird in Got- auf dem Bild darunter, das die klugen tes Reich. Wie groß aber die Verant- Jungfrauen zeigt, die mit brennenden wortung ist, die auf uns liegt, das zeigt Lampen und großer Freude den einzie- das letzte Bild mit den anvertrauten henden Bräutigam empfangen. Pfunden. Mit einem Ernst, dem man es Die rechte Seite ist die Seite des Le- anspürt, dass es um Leben und Tod bens und der Entscheidung, dort geht geht, nimmt der Herr aus der Hand Skizze des Künstlers
9 des guten Knechts das gemehrte Pfund Es bringt nichts, auf irgendwelche entgegen, während auf der andern Ereignisse zu starren und den Schluss Seite der Knecht ausgewiesen wird, zu ziehen, nun sei aber Endzeit. Viele der faul und frech sein Pfund vergra- Menschen haben ihre Zeit als ‚Endzeit’ ben und beschmutzt hat. Zwischen bei- verstanden. Denn Apokalypse bietet den Bildhälften steht ein Baum, an des- Möglichkeiten zur Identifikation: die sen Stamm eine Axt gelehnt ist, um ab- Betrachter finden sich und ihre Zeit in zuhauen, was keine Frucht trägt. Die den Geschichten und Bildern wieder. Axt aber steht über der Tür, die hinaus- Denn menschliche Geschichte mit aller führt ins tägliche Leben. Unterdrückung und Ausbeutung, mit dem allgegenwärtigen und zu frühen Wird unsere Gemeinde die Predigt Tod, mit zahlreichen Katastrophen wie- hören, die in diesem Bild liegt ? Dann derholt sich immer wieder. Zu allen wäre die große Mühe und die gewalti- Zeiten gab es Ereignisse und Schick- ge Arbeit, die der Maler an die Bilder sale, bei denen die Menschen sagten: gewandt hat, nicht umsonst gewesen!" ‚Das ist die Endzeit!’ Und aus der Apokalyptik erfahren wir, dass die So weit Pfr. Schnizler im Jahr 1940. weltlichen Mächte, so stark sie sich Manche Leute sehen in den zwei Per- auch gebärden, nur vorläufig Macht sonen rechts oben im Mittelfeld, im bekommen haben und sich nicht end- „Chor der Seligen“ Stalin und Hitler. los austoben können. So wird Apoka- Es ist unwahrscheinlich, dass das zu- lyptik zu einer Sichtweise des Glau- trifft. Welchen Sinn sollte das bens, die das menschliche Leid ernst machen ? Eher dürfte es so sein, dass nimmt, aber es richtig einordnet und der Künstler Gesichter und Köpfe aus Leid, das vermeidbar, weil von Men- dem Dorf, in dem er ja während des schen hervorgerufen ist, unter das Malens jeweils längere wohnte, auf Gericht Christi stellt. Im Glauben wis- dem Bild ‚verewigt’ hat. In einigen sen wir, dass Christus das letzte Wort Fällen dürfte das auch zutreffen. Und behalten wird; und zu diesem Glau- die Figur, die Hitler darstellen soll, ben sind wir eingeladen. könnte genauso gut Walther Kohler „Endzeiterwartungen dienen einerseits selbst sein; da wäre es auch gut nach- der Krisenbewältigung und morali- vollziehbar, dass er und nicht Hitler schen Aufrüstung, wenn sie die das Spruch-band „Soli Deo Gloria“, Überzeugung von der Überwindung also: „Allein Gott sei Ehre und Ruhm“ der herrschenden Unordnung, Unge- trägt. Apoka-lyptik, die „Lehre“ vom rechtigkeit und Friedlosigkeit nähren. Jüngsten Gericht und den Ereignissen, Das Ende wurde dabei oft genug ... in die im Zusammenhang damit geschil- sozio-politisches Engagement für die dert werden, ist sowieso eines der Gegenwart übersetzt.“ (Pfr. Walter umstrittensten Themen der Schmidt, Stuttgart, Weltanschauungs- Bibelauslegung und der Theologie. info 63, 1998). So gesehen, war die Unser Wandgemälde, und der Bericht Aussage des Bildes im Jahre 1940 von Pfr. Schnizler führen uns in die eine Provokation. Apokalyptik war zu richtige Richtung: allen Zeiten eine Provokation für die
10 Herrschenden. Für die Leidenden war des Erzengels und mit der Posaune sie stets Hilfe, Trost, Ermunterung und Gottes hernieder kommen vom Ermutigung zum Kampf. Himmel.“ (1. Thess. 4, 16) Das dritte erinnert uns an unsere Walther Kohler hat vier Bibelworte in Aufgabe der Welt gegenüber: sein Bild eingefügt: „So lasset uns nicht schlafen wie die Das erste relativiert alle menschliche anderen, sondern lasset uns wachen Herrschaft und zeigt uns den wahren und nüchtern sein.“ (1. Thess. 5, 6) Grund unseres Glaubens: „Dazu ist Der vierte Text ist gewissermaßen das Christus auch gestorben und auferstan- Motto seines Bildes: „Wir müssen alle den und lebendig geworden, dass er offenbar werden vor dem Richterstuhl über Tote und Lebendige Herr sei.“ Christi, auf dass ein jeglicher empfan- (Röm 14, 9) ge nach dem er gehandelt hat bei Das zweite mag (wie Pfr. A. Esche Leibesleben, es sei gut oder böse.“ geschrieben hat) in Anspielung auf die (2. Kor. 5, 10) Sieger der Schlachtfelder ausgewählt sein: „Er selbst, der Herr, wird mit Lesenswertes dazu in: „Göppingen unterm einem Feldgeschrei und der Stimme Hakenkreuz“ hrsg.v. Karl-Heinz Rueß, Göppingen 1994, S. 180-183 Die Glocken „Sie wurde dem Blitzschutz-Heiligen ‚Cyrillus’ geweiht, weil im Turm der in Hohenstaufen Jakobuskirche, wo sie vormals hing – einst als Wehrturm mit einer Höhe von Die Hohenstaufener Glocken sind 36,12 m im Jahre 1152 mit Sattel- zumindest insofern erwähnenswert, als dach erbaut – mehrfach der Blitz ein- die größte und älteste von ihnen aus schlug. Erst später, 1721, wurde der dem Jahre 1491 stammt! Turm um 40 Schuh erniedrigt. Sie ... trägt die Inschrift...: ‚Cyrillus treib den Hohenstaufen hat heute vier Glocken: Wetterstrahl ins Weite, 1. Die BETGLOCKE von 1491, Ge- dass er uns wicht: 930 kg; Durchmesser:113 cm, keinen jähen läutet täglich zum Gebet um 6 Uhr, Tod bereite’. 12 Uhr („Friedensläuten“) und 20 Uhr; ... Vaterunserläuten und Erstläuten vor Das Motiv der Gottesdiensten. Wegen ihrer histori- Glocke: ‚Die schen Bedeutung wurde sie in den vier mensch- beiden Weltkriegen im 20. Jahrhun- gestaltigen dert nicht eingeschmolzen. Ende des und geflügel- 20. Jahrhunderts war sie so weit aus- ten Evange- geschlagen, dass sie 1998 innen neu lien-Symbole’: aufgeschweißt wurde. Engel – Löwe
11 – Stier – Adler.“ (Zitate entnommen 1924 originalgetreu neu gegossen der Chronik „500 Jahre Betglocke und wieder nach Hohenstaufen ge- Hohenstaufen 1491-1991“, zusam- bracht, im 2. Weltkrieg wieder abge- mengestellt von Richard Häderle holt und eingeschmolzen, 1949 wie- 1991) Im 30-jährigen Krieg soll sie der originalgetreu neu gegossen, läu- von französischen Soldaten über den tet zum Gedenken des Kreuzes Christi Aasrücken Richtung Wasseralfingen- täglich um 11 Uhr (Stunde der einbre- Nördlingen abtransportiert worden chenden Finsternis) und 16 Uhr (Tod sein. Bei Lenglingen jedoch sei der und Begräbnis Christi); Zweitläuten vor Wagen mit der schweren Fracht in Gottesdiensten. Lateinische Inschrift einem Gewitterregen zusammengebro- (Übersetzung): Der du befiehlst, dass chen und stehen gelassen worden. die ruhigen Wellen sofort zurückfließen, Die Hohenstaufener hätten daraufhin zerstreue die mit Sorgen gefüllten die Glocke zurück geholt und wieder Wolken der Armen. Deutsche Inschrift: auf den Turm gezogen. Herr der Stürme und Meereswellen, allen Jammer lass vor dir zerschellen. 2. Die KREUZGLOCKE von 1859 (574 kg; 95 cm), im 1. Weltkrieg, 3. Die SCHIEDGLOCKE von 1862 1917, abgeholt und eingeschmolzen, (408 kg; 85 cm) erlitt genau das 63 Kinder (7 Schuljahrgänge: 1909/10 – 1916/17) vor der Restauration „Hohenstaufen“ am 17. Mai 1924 bei der Ankunft der Glocken in Hohenstaufen.
gleiche Schicksal wie die Kreuzglocke. 4. Die TAUFGLOCKE von 1957 Sie wird geläutet zur Bekanntgabe von (266 kg, 75 cm) läutet bei Taufen. Sterbefällen.Lateinische Inschrift (Über- Deutsche Inschrift: Vor Thrones Stufen setzung): Das Feuer des Geistes leuch- wird Dunkel Licht; des Lammes Rufen tet bis zum Ende der Welt und es die Siegel bricht. bringt dir Lobeslieder aus dem Unglück zurück. Deutsche Inschrift: Leuchte, 1998 erhielten alle vier Glocken Geist, ins letzte Land der Erde, dass Holzjoche. auch Ungemach Dir Loblied werde. Wandbild von Walther Kohler „Das große Weltgericht“ Kontaktadressen: Dieses Heft wird als Beilage zum Gemeindebrief Nr. 103, Juni 2004, herausgegeben. Ev. Pfarramt Hohenstaufen: Pfarrer Jürgen Hennig, Pfarrgasse 14, 73037 Göppingen-Hohenstaufen, Tel.: 07165/91880. Pfarrbüro: Martina Schreiner, Di., Mi. und Fr. 9 –11 Uhr, Tel. 91880 Grafik/Satz/Repro: VKB-Werbung, Huguette Weiß-Brecht, Tel. 0 71 65 / 9 17 39 Druck: Druckerei W. Müller, Lorcher Str. 30, 73102 Birenbach, Tel. 0 71 61 / 95 00 30 Wir danken der Druckerei Müller herzlich für den kostenfreien Farbdruck des Umschlages !
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