Evangelische Kirche Hohenstaufen - 70 Jahre nach ihrem Umbau (Mai 2004) Sonderausgabe Juni 2004

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Evangelische Kirche Hohenstaufen - 70 Jahre nach ihrem Umbau (Mai 2004) Sonderausgabe Juni 2004
Sonderausgabe
Juni 2004

Evangelische Kirche
Hohenstaufen
70 Jahre nach ihrem Umbau
(Mai 2004)

 Die beiden Kirchen in Hohenstaufen
 „Das große Weltgericht“. Das Wandbild von Walther Kohler
 Die Glocken in Hohenstaufen
Evangelische Kirche Hohenstaufen - 70 Jahre nach ihrem Umbau (Mai 2004) Sonderausgabe Juni 2004
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Liebe Gemeindemitglieder,
die beiden Kirchen in Hohenstaufen            Jubiläums entstand im Kirchengemein-
bestimmen das Bild des Dorfes, die            derat die Idee, dieses Sonderheft
kleinere, die alte „Barbarossakirche“         herauszugeben. Wir danken Herrn
und die größere, die neuere „Evange-          Schweicker, Fotograf aus Wäschen-
lische Kirche“, die immer noch keinen         beuren, dass er ein Foto aus unge-
Namen trägt. In den Bauakten des              wöhnlicher Perspektive erstellt hat
Ev. Oberkirchenrates in Stuttgart             (das jetzt auch auf einer neuen
wurde sie lange als „Sebastianskirche“        Postkarte und auf einem Puzzle zu
geführt; aber da niemand wusste,              sehen ist) !
woher der Name gekommen sein soll-            In diesem Heft sind Informationen
te, warum sie ausgerechnet den                zu beiden Kirchen, zum großen
Namen des Heiligen Sebastian tragen           Wandgemälde von Walther Kohler
sollte und da nirgends eine entspre-          und zu den Glocken zusammengetra-
chende Namensgebung beurkundet                gen.
war, wird sie heute einfach wieder als
„Evangelische Kirche Hohenstaufen“            Viel Spaß beim Lesen und Anschauen
bezeichnet.                                   der Bilder!
Vor 70 Jahren, 1934, wurde sie umge-
baut und erweitert. Anlässlich dieses         Ihr Pfarrer J. Hennig

   Die Barbarossakirche                       kirche“, bei vielen beliebt, auch als
                                              Hochzeitskirche.
   in Hohenstaufen                            Man merkt gleich, dass diese schöne
                                              Kirche politische Aussagen der ver-
    „Barbarossakirche“, so wird die           schiedenen Zeiten widerspiegelt.
ältere der beiden Kirchen in Hohen-           Man kann viele Beispiele nennen: Die
staufen genannt. Eigentlich wurde sie         „Kaiserpforte" („hic transibat Caesar“
im 12. Jahrhundert dem Jakobus                steht über einer kleinen Tür; hier betrat
geweiht. Aber „Jakobuskirche“ hört            damals der Kaiser selbst die Kirche, so
man hier selten – obwohl die katholi-         erzählt es die Legende); die Wappen
sche Kirchengemeinde diesen Namen             (Stauferwappen, Kaiserwappen,
wieder öfter gebraucht. Aber die klei-        Wappen der Kurfürstentümer und der
ne, 1986 zum letzten Male renovierte          staufischen Herrschaftsgebiete); der
Kirche, deren Ursprünge vermutlich bis        Reichsadler; das „Barbarossa“-Farb-
ins 11. Jahrhundert zurück reichen, ist       fenster in der Ostseite des Turmes; in
und bleibt für viele die „Barbarossa-         einem Farbfenster des Westgiebels
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wurde im April 1945 die Hakenkreuz-          Es ist schon befremdlich, wenn man in
fahne entfernt und durch weißes Glas         der Kirche sitzt und hinter dem Altar
ersetzt.                                     ein großes Barbarossa-Glasfenster
Wie kommt es, dass eine Kirche so            anschauen muss. So wird diese schöne
voller politischer Aussagen steckt ?         Kirche auch zu einem Zeugnis für die
Zum einen sicher daher, dass der             Vergänglichkeit irdischer Größen, die
Hohenstaufen schon lange zu einem            höchstens unser Vorbild sein können,
nationalen Symbol geworden war.              aber letztlich nicht unsere Anbetung
Außerdem wurde 1838 westlich der             verdienen. Sonst könnte es passieren,
Barbarossakirche eine neue Kirche ge-        dass man allzu oft die Glasfenster
baut und 1934 zum heutigen Bau der           oder die Wandgemälde austauschen
ev. Kirche erweitert; viele Menschen         müsste!
und auch Vereine bemühten sich dann
immer wieder, die alte Kirche als Ge-        Wer nähere Einzelheiten erfahren
denkstätte zu erhalten. Nach einer           möchte, kann im Ev. Pfarramt Hohen-
Chronik aus dem Jahre 1986 bürgerte          staufen oder im Dokuraum für Staufi-
sich deshalb in der zweiten Hälfte des       sche Geschichte eine kleine „Illustrierte
19. Jahrhunderts der Name „Barbaros-         Chronik“ der St. Jakobuskirche ge-
sakirche“ ein. Über hundert Jahre lang       nannt „Barbarossakirche“ in Hohen-
dauerte es, bis sie wieder als Kirche        staufen erwerben !
genutzt wurde: nach dem 2. Weltkrieg
wurde sie zum Gotteshaus der katholi-
schen Christen Hohenstaufens. Nur            Weitere Literatur:
                                             – „Göppingen unterm Hakenkreuz“ hrsg.v.
zweimal im Jahr nahm die ev. Gemein-
                                             Karl-Heinz Rueß,Göppingen 1994, S.148 f.
de ihr „Hausrecht“ wahr: am Jakobus-         – „Ein bescheidenes Nationalheiligtum“. Zur
tag, dem 25. Juli, war hier die Ernte-       Geschichte der Barbarossakirche, von Bodo
betstunde und am Buß- und Bettag wird        Michael Baumunk. In: Hohenstaufen, Veröf-
immer noch ein Abendmahlsgottes-             fentlichungen des Geschichts- und Altertums-
dienst gefeiert (durch die Abschaffung       vereins Göppingen e.V. 1977, S. 153-164
des Feiertages seit 1996 abends um           – Manfred Akermann: Die Barbarossakirche
                                             am Hohenstaufen als Staufergedächtnisstätte.
19 Uhr).
                                             In: Die Staufer. Schriften zur staufischen
In dieser Kirche kann man schmunzeln         Geschichte und Kunst, Band 19. Hsrg.v.d.
über die vergangenen Größen, die hier        Gesellschaft für staufische Geschichte,
in Wort und Bild angepriesen werden.         Göppingen 2000, S. 93-96.
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   Die evangelische Kirche                   klein geworden war. Diese Kirche, ein
                                             einfacher Saalbau, manchmal als Not-
   in Hohenstaufen                           kirche bezeichnet, war immer noch
                                             relativ klein und besaß auch noch
    1838 entschloss sich die evangeli-       keinen Turm; geläutet wurde weiter
sche Kirchengemeinde Hohenstaufen,           in der alten Kirche. Äußerlich glich
eine neue Kirche zu bauen, da die            dieser Bau eher einer Turnhalle; von
alte Jakobuskirche reparaturbedürftig        Manchen wurde sie als „Schafstall“
und vor allem für die ev. Christen zu        belächelt.

                                                                       1840 – 1905

1840 – 1934

                                                                       190 5 – 1934

1840 – 1934
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1934 wurde diese Kirche weitgehend
abgerissen und von Grund auf erneu-
ert, erhöht und ein Turm angebaut, in
den nun auch die Glocken umgehängt
wurden. Am 1. Advent 1934 wurde
das neue Gotteshaus eingeweiht.
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Viele Handwerker auch aus Hohen-               an diese riesige Baumaßnahme.
staufen waren dabei beteiligt. Noch            Unvergessen sei ihr noch heute der
beim 50-jährigen Jubiläum des Um-              Schrei des vom Gerüst stürzenden
baus im Jahre 1984 konnten einige              Arbeiters, der dabei schwer verletzt
der beteiligten Handwerker geehrt              wurde. So erzählt eine Frau, die in
werden. Auch heute noch, nach 70               dieser Zeit im Schulhaus neben der
Jahren, erinnern sich viele ältere Leute       Kirche die Schulbank drückte.

                                                                      Die ev. Kirche
                                                                      mit dem alten
                                                                      Schulhaus, das
                                                                      1971 abgerissen
                                                                      wurde.

     Generalüberholung
        der Orgel durch
       Orgelbaumeister
     Scharfe, Ebersbach

Zwischen 1934 und 1940 wurde das           1998 wurde die Glockenanlage saniert
große Wandgemälde geschaffen.              und im Jahr 2000 wurden die Treppen-
1984 war eine grundlegende Außen-          anlagen außen und der Abgang in den
renovierung fällig, 1991 wurde die         Keller neu gestaltet.
Orgel völlig neu gestaltet.
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   „Das große Weltgericht“                    entsprechend in drei Felder geteilt.
                                              Das oberste Feld zeigt Christus, den
   Das Wandbild von                           Herrn und Richter der Welt. Er steht im
   Walther Kohler (Foto letzte Seite)         Tor der Herrlichkeit, das aus den vier
                                              Elementen Erde, Feuer, Wasser und
    „Das Wandfresko in unserer Kirche         Luft gewebt ist. Ihm zu Häupten tragen
wurde zwischen 1934 und 1940 von              Engel die Marterwerkzeuge, denn
Kunstmaler Walther Kohler geschaffen,         durch Marter und Tod ist Christus zum
mitten in den äußerlich so erfolgrei-         Heiland und Retter der Menschen ge-
chen Jahren des „Dritten Reiches“.            worden. So stehen die Heiligen rechts
Wer das Bild auf diesem zeitgeschicht-        und links von Christus in weißen Ge-
lichen Hintergrund betrachtet, sieht          wändern, es sind Menschen, die rein
das Werk voller politischer Brisanz           geworden sind durch das Blut des
und prophetischer Schau vor sich.“            Lammes, darum richten auch alle diese
(Pfarrer A. Esche, Pfarrer in                 verschiedenen Menschen ihren Blick
Hohenstaufen, 1981)                           auf den Christus und seine erhobene
Walther Kohler kam Anfang 1945 bei            Segenshand.
einem Luftangriff in Stuttgart ums            Aber mit der rechten Hand weist
Leben. Leider gibt es von ihm selbst          Christus hinab auf die Menschen, die
keine Interpretation des Bildes. Doch         noch im Kampf stehen. Dort auf der
im „Evang. Gemeindeblatt Hohen-               Erde wird es entschieden, ob wir einst
staufen-Maitis“ vom August 1940               bei denen stehen, die weiße Gewän-
schrieb der damalige Hohenstaufener           der tragen im Angesicht des Herrn.
Pfarrer E. Schnizler:                         Die linke Seite (von Christus die rech-
„Der 28. Juli war für die ganze Ge-           te) ist die Seite des Glaubens. Sie fragt
meinde ein wirklicher Festtag, denn           uns: Stehst du im Glauben und hältst
an ihm fand die Übergabe des pracht-          du Glauben ? Das oberste Bild zeigt
vollen Wandbildes statt, das uns in           deshalb die vier Reiter aus der Offen-
den vergangenen Wochen Kunstmaler             barung (Kap. 6), der erste auf dem
Walther Kohler gemalt hat. ... Alle           weißen Pferd mit Bogen und Krone,
waren beisammen, Säuglinge, Kinder,           der die Menschen durch Krankheit
die reifere Jugend, die Erwachsenen           quält (Anmerkung: manche sehen in
und die Greise, und alle standen unter        ihm das Leid, das der Sieger über die
dem Bild des richtenden Heilandes. –          Menschen bringt), der zweite auf dem
Evangelische Gemeinde im Anblick              roten Pferd, der große Würger mit er-
des Jüngsten Gerichts !                       hobenem Schwert (Anmerkung: ge-
... (Am Nachmittag) erklärte Herr Kir-        meint ist: das Leid des Krieges), der
chenrat Kopp aus Stuttgart die Bilder         dritte auf schwarzem Pferd mit der
der Chorwand so feinsinnig und ein-           Waage – der alte Begleiter des Krie-
drucksvoll, dass sie ganz neues Leben         ges –, der Hunger und endlich der
für uns gewannen und zu reden anfin-          vierte auf fahlem Pferd, der Tod mit
gen. ...                                      der Sense, der uns alle schneiden
Unser Bild stellt das Jüngste Gericht         wird. Sein Pferd grast, denn der Tod
dar. Es ist den baulichen Verhältnissen       hat Zeit, er kommt immer noch früh
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genug und er lacht über die Men-               die Tür vom Gotteshaus hinaus ins
schen, die sich ihm entziehen wollen.          praktische Leben. Da werden wir ge-
Das zweite Bild zeigt die törichten            fragt: Kannst du stehen in dem Kampf,
Jungfrauen (Matth. 25), die nicht auf          der uns verordnet ist ? Der Kampf zwi-
den Herrn gewartet haben, sondern              schen gut und böse ist gezeigt am
seine Ankunft verschliefen. Sie gehen          Kampf Michaels mit dem Drachen, der
in ganz verschiedenen Richtungen aus-          eben den Todesstoß empfängt (Offenb.
einander, denn sie wissen nicht, wohin         12,7ff.). Aber die Drachenbrut steht
sie in ihrer Verzweiflung gehen sollen.        schon daneben auf und will bekämpft
Ohne Christus wird aber das Leben              sein. Nicht allein stehen wir in diesem
nicht nur richtungslos, sondern auch           Kampf, die mächtigen Engel Gottes
fruchtlos und trostlos, darum stehen die       streiten mit uns und leiten uns, so wie
Frauen auf so ödem Feld, das im Hin-           auf dem Bild eine ganze Familie vom
tergrund einen Baum ohne Früchte               Engel aus der Gewalt des Drachens
trägt. Ganz anders ist die Stimmung            befreit und hinübergeleitet wird in Got-
auf dem Bild darunter, das die klugen          tes Reich. Wie groß aber die Verant-
Jungfrauen zeigt, die mit brennenden           wortung ist, die auf uns liegt, das zeigt
Lampen und großer Freude den einzie-           das letzte Bild mit den anvertrauten
henden Bräutigam empfangen.                    Pfunden. Mit einem Ernst, dem man es
Die rechte Seite ist die Seite des Le-         anspürt, dass es um Leben und Tod
bens und der Entscheidung, dort geht           geht, nimmt der Herr aus der Hand

Skizze des Künstlers
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des guten Knechts das gemehrte Pfund           Es bringt nichts, auf irgendwelche
entgegen, während auf der andern               Ereignisse zu starren und den Schluss
Seite der Knecht ausgewiesen wird,             zu ziehen, nun sei aber Endzeit. Viele
der faul und frech sein Pfund vergra-          Menschen haben ihre Zeit als ‚Endzeit’
ben und beschmutzt hat. Zwischen bei-          verstanden. Denn Apokalypse bietet
den Bildhälften steht ein Baum, an des-        Möglichkeiten zur Identifikation: die
sen Stamm eine Axt gelehnt ist, um ab-         Betrachter finden sich und ihre Zeit in
zuhauen, was keine Frucht trägt. Die           den Geschichten und Bildern wieder.
Axt aber steht über der Tür, die hinaus-       Denn menschliche Geschichte mit aller
führt ins tägliche Leben.                      Unterdrückung und Ausbeutung, mit
                                               dem allgegenwärtigen und zu frühen
Wird unsere Gemeinde die Predigt               Tod, mit zahlreichen Katastrophen wie-
hören, die in diesem Bild liegt ? Dann         derholt sich immer wieder. Zu allen
wäre die große Mühe und die gewalti-           Zeiten gab es Ereignisse und Schick-
ge Arbeit, die der Maler an die Bilder         sale, bei denen die Menschen sagten:
gewandt hat, nicht umsonst gewesen!"           ‚Das ist die Endzeit!’ Und aus der
                                               Apokalyptik erfahren wir, dass die
So weit Pfr. Schnizler im Jahr 1940.           weltlichen Mächte, so stark sie sich
Manche Leute sehen in den zwei Per-            auch gebärden, nur vorläufig Macht
sonen rechts oben im Mittelfeld, im            bekommen haben und sich nicht end-
„Chor der Seligen“ Stalin und Hitler.          los austoben können. So wird Apoka-
Es ist unwahrscheinlich, dass das zu-          lyptik zu einer Sichtweise des Glau-
trifft. Welchen Sinn sollte das                bens, die das menschliche Leid ernst
machen ? Eher dürfte es so sein, dass          nimmt, aber es richtig einordnet und
der Künstler Gesichter und Köpfe aus           Leid, das vermeidbar, weil von Men-
dem Dorf, in dem er ja während des             schen hervorgerufen ist, unter das
Malens jeweils längere wohnte, auf             Gericht Christi stellt. Im Glauben wis-
dem Bild ‚verewigt’ hat. In einigen            sen wir, dass Christus das letzte Wort
Fällen dürfte das auch zutreffen. Und          behalten wird; und zu diesem Glau-
die Figur, die Hitler darstellen soll,         ben sind wir eingeladen.
könnte genauso gut Walther Kohler              „Endzeiterwartungen dienen einerseits
selbst sein; da wäre es auch gut nach-         der Krisenbewältigung und morali-
vollziehbar, dass er und nicht Hitler          schen Aufrüstung, wenn sie die
das Spruch-band „Soli Deo Gloria“,             Überzeugung von der Überwindung
also: „Allein Gott sei Ehre und Ruhm“          der herrschenden Unordnung, Unge-
trägt. Apoka-lyptik, die „Lehre“ vom           rechtigkeit und Friedlosigkeit nähren.
Jüngsten Gericht und den Ereignissen,          Das Ende wurde dabei oft genug ... in
die im Zusammenhang damit geschil-             sozio-politisches Engagement für die
dert werden, ist sowieso eines der             Gegenwart übersetzt.“ (Pfr. Walter
umstrittensten Themen der                      Schmidt, Stuttgart, Weltanschauungs-
Bibelauslegung und der Theologie.              info 63, 1998). So gesehen, war die
Unser Wandgemälde, und der Bericht             Aussage des Bildes im Jahre 1940
von Pfr. Schnizler führen uns in die           eine Provokation. Apokalyptik war zu
richtige Richtung:                             allen Zeiten eine Provokation für die
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Herrschenden. Für die Leidenden war            des Erzengels und mit der Posaune
sie stets Hilfe, Trost, Ermunterung und        Gottes hernieder kommen vom
Ermutigung zum Kampf.                          Himmel.“ (1. Thess. 4, 16)
                                               Das dritte erinnert uns an unsere
Walther Kohler hat vier Bibelworte in          Aufgabe der Welt gegenüber:
sein Bild eingefügt:                           „So lasset uns nicht schlafen wie die
Das erste relativiert alle menschliche         anderen, sondern lasset uns wachen
Herrschaft und zeigt uns den wahren            und nüchtern sein.“ (1. Thess. 5, 6)
Grund unseres Glaubens: „Dazu ist              Der vierte Text ist gewissermaßen das
Christus auch gestorben und auferstan-         Motto seines Bildes: „Wir müssen alle
den und lebendig geworden, dass er             offenbar werden vor dem Richterstuhl
über Tote und Lebendige Herr sei.“             Christi, auf dass ein jeglicher empfan-
(Röm 14, 9)                                    ge nach dem er gehandelt hat bei
Das zweite mag (wie Pfr. A. Esche              Leibesleben, es sei gut oder böse.“
geschrieben hat) in Anspielung auf die         (2. Kor. 5, 10)
Sieger der Schlachtfelder ausgewählt
sein: „Er selbst, der Herr, wird mit           Lesenswertes dazu in: „Göppingen unterm
einem Feldgeschrei und der Stimme              Hakenkreuz“ hrsg.v. Karl-Heinz Rueß,
                                               Göppingen 1994, S. 180-183

   Die Glocken                                 „Sie wurde dem Blitzschutz-Heiligen
                                               ‚Cyrillus’ geweiht, weil im Turm der
   in Hohenstaufen                             Jakobuskirche, wo sie vormals hing –
                                               einst als Wehrturm mit einer Höhe von
  Die Hohenstaufener Glocken sind              36,12 m im Jahre 1152 mit Sattel-
zumindest insofern erwähnenswert, als          dach erbaut – mehrfach der Blitz ein-
die größte und älteste von ihnen aus           schlug. Erst später, 1721, wurde der
dem Jahre 1491 stammt!                         Turm um 40 Schuh erniedrigt. Sie ...
                                               trägt die Inschrift...: ‚Cyrillus treib den
Hohenstaufen hat heute vier Glocken:                                        Wetterstrahl
                                                                            ins Weite,
1. Die BETGLOCKE von 1491, Ge-                                              dass er uns
wicht: 930 kg; Durchmesser:113 cm,                                          keinen jähen
läutet täglich zum Gebet um 6 Uhr,                                          Tod bereite’.
12 Uhr („Friedensläuten“) und 20 Uhr;                                       ...
Vaterunserläuten und Erstläuten vor                                         Das Motiv der
Gottesdiensten. Wegen ihrer histori-                                        Glocke: ‚Die
schen Bedeutung wurde sie in den                                            vier mensch-
beiden Weltkriegen im 20. Jahrhun-                                          gestaltigen
dert nicht eingeschmolzen. Ende des                                         und geflügel-
20. Jahrhunderts war sie so weit aus-                                       ten Evange-
geschlagen, dass sie 1998 innen neu                                         lien-Symbole’:
aufgeschweißt wurde.                                                        Engel – Löwe
11

– Stier – Adler.“ (Zitate entnommen             1924 originalgetreu neu gegossen
der Chronik „500 Jahre Betglocke                und wieder nach Hohenstaufen ge-
Hohenstaufen 1491-1991“, zusam-                 bracht, im 2. Weltkrieg wieder abge-
mengestellt von Richard Häderle                 holt und eingeschmolzen, 1949 wie-
1991) Im 30-jährigen Krieg soll sie             der originalgetreu neu gegossen, läu-
von französischen Soldaten über den             tet zum Gedenken des Kreuzes Christi
Aasrücken Richtung Wasseralfingen-              täglich um 11 Uhr (Stunde der einbre-
Nördlingen abtransportiert worden               chenden Finsternis) und 16 Uhr (Tod
sein. Bei Lenglingen jedoch sei der             und Begräbnis Christi); Zweitläuten vor
Wagen mit der schweren Fracht in                Gottesdiensten. Lateinische Inschrift
einem Gewitterregen zusammengebro-              (Übersetzung): Der du befiehlst, dass
chen und stehen gelassen worden.                die ruhigen Wellen sofort zurückfließen,
Die Hohenstaufener hätten daraufhin             zerstreue die mit Sorgen gefüllten
die Glocke zurück geholt und wieder             Wolken der Armen. Deutsche Inschrift:
auf den Turm gezogen.                           Herr der Stürme und Meereswellen,
                                                allen Jammer lass vor dir zerschellen.
2. Die KREUZGLOCKE von 1859
(574 kg; 95 cm), im 1. Weltkrieg,               3. Die SCHIEDGLOCKE von 1862
1917, abgeholt und eingeschmolzen,              (408 kg; 85 cm) erlitt genau das

63 Kinder (7 Schuljahrgänge: 1909/10 – 1916/17) vor der Restauration „Hohenstaufen“
am 17. Mai 1924 bei der Ankunft der Glocken in Hohenstaufen.
gleiche Schicksal wie die Kreuzglocke.              4. Die TAUFGLOCKE von 1957
Sie wird geläutet zur Bekanntgabe von               (266 kg, 75 cm) läutet bei Taufen.
Sterbefällen.Lateinische Inschrift (Über-           Deutsche Inschrift: Vor Thrones Stufen
setzung): Das Feuer des Geistes leuch-              wird Dunkel Licht; des Lammes Rufen
tet bis zum Ende der Welt und es                    die Siegel bricht.
bringt dir Lobeslieder aus dem Unglück
zurück. Deutsche Inschrift: Leuchte,                1998 erhielten alle vier Glocken
Geist, ins letzte Land der Erde, dass               Holzjoche.
auch Ungemach Dir Loblied werde.

Wandbild von Walther Kohler „Das große Weltgericht“

 Kontaktadressen:
 Dieses Heft wird als Beilage zum Gemeindebrief Nr. 103, Juni 2004,
 herausgegeben.
 Ev. Pfarramt Hohenstaufen: Pfarrer Jürgen Hennig, Pfarrgasse 14,
 73037 Göppingen-Hohenstaufen, Tel.: 07165/91880.
 Pfarrbüro: Martina Schreiner, Di., Mi. und Fr. 9 –11 Uhr, Tel. 91880

Grafik/Satz/Repro:         VKB-Werbung, Huguette Weiß-Brecht, Tel. 0 71 65 / 9 17 39
Druck: Druckerei W. Müller, Lorcher Str. 30, 73102 Birenbach, Tel. 0 71 61 / 95 00 30
Wir danken der Druckerei Müller herzlich für den kostenfreien Farbdruck des Umschlages !
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