Mitteilungen des LFA Säugetierkunde - Brandenburg - Berlin | 26. Jahrgang 1/2019 - Deutsche ...
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Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin Inhalt FACHBEITRÄGE 2 TEUBNER, J.; TEUBNER, J. & WUNTKE, B.: Säugetierfauna für das Land Brandenburg 2 BLOHM, T. & WOTHE, C.: Sommerquartiere des Braunen Langohrs Plecotus auritus in Brennholzstapeln 7 PELZL, I.: Sicherung eines Fledermaus-Winterquartiers in der Waldbegegnungsstätte Krämer Forst (Wolfslake) 10 TOST, S.: Klebefallen - Gefährdung für Fledermäuse und Pflege von Opfern 11 TERASA, J.: Beiträge zur Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus, LINNAEUS 1758) in Berlin 15 WUNTKE, B.: Fledermäuse und andere Gebäude bewohnende Tierarten, die bei Sanie- rungen von Plattenbauten des Typs WBS 70 au reten. - Teil 1: Befunde 24 BESONDERE BEOBACHTUNGEN 27 TOST, S.: Abendsegler (Nyctalus noctula) in Stacheldraht verhangen und verendet 27 PELZ, G.: Todfund einer Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) in einer Bierflasche 28 ROLLER, R.: Wildkatze (Felis silvestris) erstmals wieder in Brandenburg nachgewiesen 29 DER INTERESSANTE WIEDERFUND 32 BERICHTE 33 HORN, J.: 10. Teichfledermaus-Camp 2018 in Schwedt/O 33 TOST, S.: Kinder-Säugetier-Camp 2018 37 ANKÜNDIGUNGEN & HINWEISE 41
26. Jahrgang 1/2019 EDITORIAL Die Redaktion Liebe Leser und Leserinnen, im letzten Jahr (2018) entfiel die Ausgabe der Mitteilungen, da die Einreichung von Artikeln etwas schleppend anlief. Nun sind wir froh einige interessante Beiträge veröffentlichen zu können und wünschen allen Lesern viel Freude damit! Eine kleine Sensation ist sicherlich die kürzlich vom RBB veröffentlichte Meldung einer Wildkatze aus dem Kreis Teltow-Fläming. Diesem Umstand haben wir natürlich einen kurzen Artikel gewidmet. Hoffentlich kann Felis silvestris in Zukunft häufiger bei uns angetroffen werden. In diesem Zusammenhang ist uns aufgefallen, dass wir bisher sehr wenig Raum in den Mitteilungen für Säugetierarten hatten, die nicht so im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Ein Anstoß für uns eine neue Reihe ins Leben zu rufen: Ab der nächsten Ausgabe wird es eine Reihe mit Artporträts unserer heimischen Säugetierfauna geben. Auch hier freuen wir uns natürlich über Beiträge aus der Leserschaft! Nicht zuletzt möchten wir noch auf die diesjährige LFA-Arbeitstagung hinweisen. Sie findet vom 12.07. bis 14.07.2019 in Kloster Marienstern Mühlberg statt und wird in diesem Jahr durch Kleinsäugerkundler aus Sachsen bereichert. Im Zentrum der Untersuchungen werden die Verbreitungsgrenzen von Nordfledermaus, Hausspitzmaus, Schabrackenspitzmaus, Sumpfspitzmaus und Nordischer Wühlmaus stehen. Weitere Informationen zur Tagung finden sich am Ende des Heftes in den Hinweisen. Weiterhin schöne Sommermonate wünschen, Sarah Tost und Rebekka Roller 1
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Säugetierfauna für das Land Brandenburg Aktueller Stand und Bitte um Mitarbeit bei der Fortsetzung JANA & JENS TEUBNER, DR. BEATRIX WUNTKE Seit dem 2008 erschienenen Teil 1 der Als besonders schwierig bei der flächen- „Fledermäuse“ haben sich an der Daten- deckenden Nachweisführung erwiesen sammlung für die Fortsetzung der „Säuge- sich die häufigen Säugetierarten wie tierfauna des Landes Brandenburg“ viele Maulwurf, Igel und Eichhörnchen. (Abbil- Mitstreiter unermüdlich beteiligt. dung 2 bis 4). Für die landesweite Kartie- Ihnen allen sei an dieser Stelle sehr herz- rung auf der Basis von Messtisch- lich gedankt! blattquadranten (MTB/Q) würden wir uns deshalb freuen, zumindest aus jedem Gegenwärtig befassen wir uns intensiv mit MTB/Q einen Nachweis von jeder Art re- der Auswertung der Daten zu den Kleins- gistrieren zu können. Diese Nachweise äugetieren und haben gerade den Stand können sein: der Wirbeltiernachweise auf der Grundla- ge von Gewöllfunden aktualisiert (Abbil- • Sichtbeobachtungen dung 1). Insgesamt liegen derzeit etwa • Lebendfunde (z. B. verletzte Tiere) 288.000 Wirbeltiernachweise aus 2.307 • Totfunde Gewöllanalysen vor, allein für die Schleie- • bei Maulwürfen auch die Maulwurfs- reule 200.000 Beutetiere. Obwohl sich der haufen (bei einer größeren besiedelten Wissensstand deutlich verbessert hat, Fläche in etwa den Mittelpunkt ange- zeigt die Karte leider immer noch Daten- ben) lücken. Wer also aus solchen Regionen Bitte ebenfalls mit Funddatum und exak- noch Gewölldaten hat oder Gewöllauf- ten Fundortangaben (siehe Gewölle) an die sammlungen, die noch zu bestimmen Naturschutzstation Zippelsförde senden, sind, den bitten wir um Zusendung dieser die auch jegliche Nachweise zu den oben Daten bzw. des Materials (nicht mehr als genannten Arten und darüber hinaus zu 40 Gewölle pro Aufsammlung) bis zum anderen Säugetieren wie Dachs, Herme- 30. Juni 2019 mit folgenden Angaben: lin, Mauswiesel, Iltis, Nutria und Bisam je- derzeit gerne entgegen nimmt. • Funddatum • Fundort mit Adresse (oder GPS-Koordi- Jens & Jana Teubner naten, möglichst UTM (ETRS 89) Bran- Landesamt für Umwelt denburg) Naturschutzstation Zippelsförde • Adresse des Finders sowie Rägelsdorf 9, 16827 Zippelsförde • Eulenart an: Jens.Teubner@lfu.brandenburg.de Jana.Teubner@lfu.brandenburg.de Dr. Beatrix Wuntke oder die Dr. Beatrix Wuntke Naturschutzstation Zippelsförde Kirschallee 1a, 14550 Groß Kreutz tyto_t@web.de 2
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Abb. 1: Gewöllanalyse der Wirbeltiere pro MTB/Q – Nachweise im Land Brandenburg 3
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Abb. 2: Nachweise im Land Brandenburg - Braunbrustigel 4
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Abb. 4: Nachweise im Land Brandenburg - Maulwurf 6
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Sommerquartiere des Braunen Langohrs Plecotus auritus in Brennholzstapeln THORSTEN BLOHM & CHRISTINE WOTHE Fledermäuse sind bei der Wahl ihrer der Literatur ansonsten nur in Verbin- Quartiere oft erstaunlich flexibel. Für dung mit überwinternden Rauhhautfle- Braune Langohren gilt dies in besonderem dermäusen Pipistrellus nathusii auf (z.B. Maße, wobei das Spektrum von Baum-, DIETZ et al. 2016, WIMMER 2013). Mehre- Gebäude-, Kasten- und Felsquartieren jeg- ren befragten Fledermausspezialisten aus licher Art über Orgelpfeifen, Toilettenpa- Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern pierhalterungen, Radkästen stehender und Schleswig-Holstein waren Fledermäu- Autos, alte Taschen, Geröll, Blockhalden se in Brennholzstapeln aus eigener Erfah- und Dachsbauten reicht (z.B. BRAUN & rung völlig unbekannt. HAENSEL (2013) HÄUSSLER 2003, BURLAND et al. 2006, weist auf hohe Fledermausaktivitäten DIETZ et al. 2016, DOLCH 2008, HÄM- zwischen Holzpoltern im Wald hin, disku- MERLING 2012, HORACEK & DULIC 2011, tiert diese aber lediglich im Zusammen- HORN 2008, MESCHEDE & RUDOLPH hang mit günstigen Jagdbedingungen. Vor 2004, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998, diesem Hintergrund halten wir die nach- WISSING 2007). Vor diesem Hintergrund folgend beschriebenen Beobachtungen für verwundert es, daß lediglich DIETZ et al. mitteilenswert und regen an, vergleichba- (2016) „Holzstapel“ als Überwinterungs- re Befunde einem breiteren Peronenkreis platz einzelner Langohren erwähnen. Der zugänglich zu machen. Quartiertyp „Brennholzstapel“ taucht in Abb. 1: Von Braunen Langohren besiedelter Brennholzstapel (Foto: T. Blohm, 15.03.2010) 7
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Auf unserem Grundstück in Schönwerder, einzelne Krümel (Abb. 2). Die Fundorte la- etwa zehn Kilometer nördlich von Prenz- gen 30 bis 90 cm von den Außenkanten lau, Landkreis Uckermark, Nordost-Bran- der Holzstapel entfernt. Alljährliche win- denburg, stehen u.a. eine Holzscheune terliche Kotfunde belegen, dass die Lang- und ein Einfamilienhaus. Beide Gebäude ohren heute alle Holzvorräte besiedeln werden von einer kleinen Wochenstuben- und sich diese zu wichtigen, regelmäßig gesellschaft des Braunen Langohrs be- genutzten Quartieren der ortsansässigen wohnt, die Tiere besiedeln Spalten im Gesellschaft entwickelt haben. Gleichwohl Gebälk, Fledermauskästen und Flederm- verhalten sich die Tiere derart heimlich, ausbretter. Unter zwei an die Ostseite der dass wir im Sommerhalbjahr nie ausflie- Scheune angelehnten Schleppdächern la- gende Tiere beobachten konnten. Es sei gern wir seit 2003 Brennholz (Lagerzeit erwähnt, daß sich in teilweise nur weni- etwa 3 Jahre; Stapel von etwa 1,5x4x2 gen Zentimetern Abstand zu den Kotan- bzw. 2x2,5x2,5 m Größe; etwa 30 cm lan- sammlungen Mäusenester (vermutlich ge gestapelte Scheite; Abb. 1). Im Winter Hausmaus Mus musculus und/oder Gelb- 2009/2010 fanden wir zwischen zum Ver- halsmaus Apodemus flavicollis) befanden. brennen abgeräumten Holzscheiten erst- Vorsorglich sei darauf hingewiesen, daß mals Kotkrümel, die wir zweifelsfrei die zuständige Naturschutzbehörde die Langohren zuschrieben. Teilweise handel- bestimmungsgemäße Nutzung des Brenn- te es sich um größere Kotmengen, die für holzes nicht als Verstoß gegen die Vor- eine Wochenstube sprachen, teils nur um schriften gemäß § 44 (1) Ziff. 3 des Bundesnaturschutzgesetzes wertet. Abb. 3: Mäusenest in unmittelbarer Nachbarscha ei- Abb. 2: Langohrkot in Brennholzstapel nes Tagesquartiers Brauner Langohren (Foto: T. Blohm, 30.12.2012) (Foto: T. Blohm, 15.03.2010) 8
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Maßgeblich für diese Einschätzung ist die Tatsache, daß verlorengehende Quartiere in geringer Entfernung regelmäßig neu entstehen und sich damit der Erhaltungszustand der „lokalen Population“ nach überschlägiger Prüfung nicht nachhaltig verschlechtern dürfte. Quellen: BRAUN, M. & HÄUSSLER, U. (2003): Braunes Langohr Plecotus auritus (LINNAEUS, 1758). In: BRAUN, M. & DIETERLEN, F. (Hrsg.): Die Säugetiere Baden-Württembergs – Band 1 (Allgemeiner Teil, Fledermäuse). Ulmer, Stuttgart. BURLAND, T. M., ENTWISTLE, A. C. & RACEY, P. A. (2006): Social and population structure in the brown long-eared bat, Plecotus auritus. In: ZUBAID, A., MCCRACKEN, G. F. & KUNZ, T. H. (Hrsg.): Functional and evolutionary ecology of bats. Oxford University Press, Oxford. DIETZ, C., NILL, D. & VON HELVERSEN, O. (2016): Handbuch der Fledermäuse – Europa und Nordafrika. Kosmos, Stuttgart. DOLCH, D. (2008): Braunes Langohr Plecotus auritus (LINNAEUS, 1758). In: Säugetierfauna des Landes Brandenburg – Teil 1: Fledermäuse. Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 17 (2, 3), 113-117. HÄMMERLING, R. (2012): Braunes Langohr Plecotus auritus (LINNAEUS, 1758). In: Fledermäuse in Thüringen. Naturschutzreport 27, 474-484. HAENSEL, J. (2013): Erfolgreicher und empfehlenswerter Netzfang von Fledermäusen zwischen Holzstapeln (Polter) im Forst. Nyctalus (N.F.) 18, 148-154. HORACEK, I. & DULIC, B. (2011): Plecotus auritus LINNAEUS, 1758 – Braunes Langohr. In: KRAPP, F. (Hrsg.): Die Fledermäuse Europas. Aula, Wiebelsheim, 953-999. HORN, J. (2008): Ungewöhnliches Sommerquartier von Braunen Langohren (Plecotus auritus) in NO- Brandenburg. Nyctalus (N.F.) 13, 91-92. MESCHEDE, A. & RUDOLPH, B.-U. (2004): Fledermäuse in Bayern. Ulmer, Stuttgart. SCHOBER, W. & GRIMMBERGER, E. (1998): Die Fledermäuse Europas - kennen - bestimmen - schützen. Kosmos, Stuttgart. WIMMER, W. (2013): Rauhautfledermäuse in Brennholzstapeln – Erneuerbare Energien als beachtenswertes Winterquartier. Posterbeitrag auf der 11. BAG-Tagung vom 22.-24.03.2013 in Rostock. WISSING, H. (2007): Braunes Langohr (Plecotus auritus LINNAEUS, 1758). In: KÖNIG, H. & WISSING, H. (Hrsg.): Die Fledermäuse der Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz Beiheft 35, 82-86. Torsten Blohm & Christine Wothe Dorfstraße 48, 17291 Schönwerder 9
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Sicherung eines Fledermaus-Winterquartiers in der Waldbegegnungsstätte Krämer Forst (Wolfslake) IRMTRAUD PELZL Aus dem NABU-Regionalverband Oranien- Die Mauern am Eingangsbereich wurden burg e.V. und der AG Gebiets- und Arten- im Herbst erneuert und ein überdeckter schutz wurden Mitglieder in der Wald- Zwischenbereich mit einer zusätzlichen begegnungsstätte Krämer Forst (Wolfsla- Tür vorgebaut. Im Innenbereich wurden ke) aktiv. Die Fledermauspension war Wasserstellen gefüllt. Bisher erfolgte nach der Kontrolle im Januar 2017 als zu noch keine Kontrolle über die Belegung. trocken und nicht frostsicher eingestuft worden. Der Eingangsbereich drohte ein- zustürzen. Irmtraud Pelzl 10
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Klebefallen - Gefährdung für Fledermäuse und Pflege von Opfern SARAH TOST Letzten Sommer bekam ich zum ersten männliche Mückenfledermaus. Mal einen Fledermauspflegling, der in Seit Frühjahr 2018 war ich durch Zufall eine Klebefalle geraten war. Am 25. Juli mit einer erfahrenen Fledermauspflegerin 2018 holte ich das vollständig verklebte aus Nordrhein-Westfalen bekannt und und sich kaum noch rührende Tier nahe Mitglied in einer sehr großen WhatsApp- Mellensee ab. Es war offensichtlich in der Gruppe von Fledermaus-Pflegern deutsch- Nacht in eine Küche eingeflogen und in landweit. Hier holte ich mir nun entspre- die an der Fensterscheibe befestigte Mot- chenden Rat ein. tenklebefalle geraten. Die Finderin sah Das tückische an den Klebern aus Fliegen- das Tier am nächsten Morgen auf dem Bo- und Mottenfallen ist, dass diese zum den liegend und benachrichtigte die Unte- einen nicht wasserlöslich, sondern nur re Naturschutzbehörde. Die Fledermaus fettlöslich sind und zum anderen giftig sah furchtbar aus und ich rechnete jeden auf den Organismus wirken. So steht ne- Moment damit, dass sie sterben würde ben der äußerlichen Reinigung auch die (vgl. Abb. 1). Es handelte sich um eine Entgiftung im Mittelpunkt. Wie beides vonstattengeht, möchte ich nun folgend erläutern. Reinigung Die Reinigung des Tieres findet in fünf Schritten statt: 1. Einölen, 2. Reinigen in Seifenlauge, 3. Klar- spülen, 4. Abtrocknen, 5. intensi- ves Ausbürsten. Hierzu stellte ich mir stets drei Tassen bereit (Abb. 2). Die erste gefüllt mit Sonnen- blumenöl, die zweite mit in lau- warmem Wasser aufgelöster milder Seife und die dritte mit lauwarmem klarem Wasser. Nun wurden Fell und Flughäute im ersten Schritt vorsichtig einge- ölt. Bei den Flughäuten behalf ich Abb. 1: Fledermaus beim Fund (links) und eine Woche später mir mit einem Wattestäbchen. (rechts) Anschließen wusch ich das Tier 11
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE vorsichtig mit der Seifenlauge ab. Die Flughäute machte ich im Anschluss wie- der separat und mit Hilfe eines Wattestäb- chens. Im dritten Gang das Ganze mit klarem Wasser. Das klatschnasse und durch die Prozedur meist erschöpfte oder aufgebrachte Tier wurde nun in ein trockenes Handtuch gehüllt und vorsichtig trockengerieben. Um die ganzen Teilchen aus Klebstoff und Abb. 2: Alles vorbereitet zum Reinigungsgang verklebten Insekten aus dem Fell heraus nicht zu sehr zu stressen, lies ich meist zu bekommen, musste dieses nun an- ein paar Stunden Pause zwischen den Rei- schließend ausgiebig und in alle mögli- nigungsdurchgängen. Zu meinem Erstau- chen Richtungen ausgebürstet werden. nen half die Fledermaus nach jedem Am besten klappte es mit einer Kinder- Waschgang selbst und hoch motiviert zahnbürste. mit, sich wieder sauber zu bekommen. Dieses aufwendige Prozedere musste ich Insbesondere die Flughäute leckte sie in- einige Male wiederholen. Um das Tier tensiv ab. Abb. 3: Die verschiedenen Rei- nigungsschritte fotografisch dokumentiert. 12
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Abb. 4: Völlig erschöp nach der Reinigung Entgi ung Zur Entgiftung löste ich einerseits Globuli Verlauf eines homöopathischen Mittels (Okouba- Nach einer Woche der Reinigungen und ka) im Trinkwasser auf und gab der Fle- Entgiftung sah die kleine Fledermaus wie- dermaus zum anderen Drohnenbrut zu der wie eine richtige Mückenfledermaus fressen (vgl. Abb. 5). Beides wirkt entgif- aus: Eine kleine Fell-Explosion! tend auf den Körper. Die Drohnenbrut (frisch aus dem Bienen- volk entnommen) legte ich für einige Stunden in die Gefriertruhe. Anschlie- ßend konnte ich die abgestorbenden Pup- pen aus den Brutwaben entnehmen und mithilfe einer Knoblauchpresse so zerklei- nern, dass sie mit Wasser verrührt auf eine Spritze gezogen und verfüttert wer- den konnten. Die Fledermaus fraß dies sehr gerne. Neben der Drohnenbrut be- kam sie außerdem Mehlkäfer-Larven zu fressen. Abb. 5: Zubereitung der entgi enden Drohnenbrut 13
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Es ging ihr gut und ich freute mich sehr, über den Verlauf, hat- te ich ihr noch zu Beginn kaum eine Lebenschance eingeräumt. Nach weiteren anderthalb Wo- chen Entgiftung und abendli- chem Flugtraining im Haus konnte ich sie am 11. August wieder in die Freiheit entlassen . Abb. 6: Auch "Mehlwürmer" wurden mit Freuden verzehrt Fledermausfindlinge - Was tun? Die Erfahrung der Fledermaus-Pfleger deutschlandweit zeigt immer wieder, dass die leider häufig ausgesprochene Empfehlung, aufgefundene Tiere hängen oder fliegen zu lassen, fatal ist. Wenn Tiere (außerhalb ihrer Quartiere) gefunden werden, stimmt in der Regel etwas nicht! Häufig bringen es die Tiere aber in ihrer Angst mit letzter Kraft zustande, davon zu fliegen, um dann an anderer Stelle zu verenden. Daher der Aufruf: Findlinge müssen immer von einem kundigen Menschen untersucht wer- den! Neben der Suche nach Verletzungen spielt dabei auch die Versorgung mit Wasser und die Kontrolle des Gewichts eine große Rolle, um geschwächte Tiere erkennen zu können! Daher können folgende Schritte beim Auffinden von Tieren empfohlen wer- den: Sichern (z.B. in dichtem Karton mit Luftlöchern; nur mit dicken Handschuhen oder Handtuch anfassen) - zügige Überführung zu einem Fledermausexperten - ggf. Gabe von Wasser mittels Pipette bei längerer Wartezeit Experten vor Ort können über die Untere Naturschutzbehörde, das Landesamt für Umwelt (Naturschutzstation Zippelsförde) sowie die Naturschutzvereine (vor Ort) (NABU, BUND) erfragt werden. Sarah Tost Mühlenberg 12 15837 Baruth 14
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Beiträge zur Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus, LINNAEUS 1758) in Berlin JENDRIK TERASA Ergebnisse zu Quartiersuchen der Zweifarbfledermaus in Berlin- Lichtenberg Von der Zweifarbfledermaus ist bekannt, Das einzige bekannte Quartier einer Grup- dass sich ihr Sommerlebensraum in länd- pe von Zweifarbfledermäusen in Berlin licher bis vorstädtischer Umgebung befin- befindet sich in der Landsberger Allee 217 det (KRAPP 2011, TEUBNEr et al. 2008). Dort im Bezirk Lichtenberg (ROSENAU 2014). Ob bewohnt sie meist niedrige Gebäude es sich dabei um ein Männchenquartier (BAAGØE 2000), überwiegend ein- bis zwei- oder einen Teil eines Wochenstubenkom- geschossige Einfamilienhäuser. Ab dem plexes handelt, ist bislang nicht geklärt. Herbst ist die Art vermehrt in Städten mit Vom Umwelt- und Naturschutzamt des hohen Gebäuden (15-30 Stockwerke) zu Bezirksamtes Lichtenberg von Berlin wur- finden, bevorzugt in spalten- förmigen den daher 2016 weitere Untersuchungen Strukturen. Diese stellen die Balz- und beauftragt, welche diese Frage klären soll- Überwinterungsquartiere für die Zwei- ten. Dabei konnten Anfang Juni 2016 farbfledermaus dar. mindestens sieben Individuen der Art an Für Berlin sind Einzelnachwei- se überwinternder Tiere aus mehrstöckigen Alt- und Neu- bauten u.a. aus den Bezirken Mitte, Hellersdorf und Neu- kölln bekannt (TEUBNER et al. 2008). Nachweise von Wochen- stuben gibt es aus Berlin bis- lang nicht. Jedoch ist unmittelbar hinter der südöstli- chen Stadt-grenze Berlins ein Wochenstubenkomplex der Zweifarbfledermaus im bran- denburgischen Eichwalde (Landkreis Dahme-Spreewald) bekannt (HOFFMEISTER 2000). Abb. 1: Nachgewiesenes Quartier einer Gruppe von Zweifarb- fledermäusen unter dem Attikablech 15
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE derselben Stelle wiedergefunden werden, relativ große Höhe des Quartiers (6. Stock) an der sie bereits von Susanne Rosenau legen jedoch die Vermutung nahe, dass es 2014 nachgewiesen wurden. Sie saßen sich um ein Männchenquartier handelt. hinter einem Attikablech auf der Nordsei- Im Zuge weiterer Untersuchungen im te des sechsstöckigen Gebäudekomplexes. Herbst 2016 im Umfeld der Landsberger Die abendliche Ausflugsbeobachtung be- Allee sowie in weiteren Teilen des Bezir- stätigte den Befund (NATUR+TEXT 2016). kes Lichtenberg konnten mehrere balzen- Leider wechselten die Tiere ihr Quartier de Zweifarbfledermäuse akustisch bevor ein Abfang und ggf. Beringen und nachgewiesen werden; meist entlang der Besendern erfolgen konnte. Außenfassaden von mehrstöckigen Alt- Weitere Untersuchungen im Sommer und Neubauten (NATUR+TEXT 2017). Dort 2016 zu anderen Quartieren sowie Jagdge- gibt es also nachweislich Balzquartiere so- bieten der Art im näheren Umfeld (2 km- wie möglicherweise auch das ein oder an- Umkreis) erbrachten keine weiteren dere Überwinterungsquartier der Art. Die Nachweise der Art. Der Status des Quar- Abb. 3 und 4 zeigen die Nachweispunkte tieres bleibt daher bis dato ungeklärt. Die dieser (balzenden) Individuen der Zwei- geringe Anzahl an Individuen sowie die farbfledermaus. Abb. 2: Lage des Quartieres innerhalb des Gebäudekomplexes an der Landsberger Allee 217 16
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Bislang nicht gänzlich geklärt sind Nach- che in unmittelbarer Nähe zu den beiden weise von balzenden Zweifarbfledermäu- oben genannten Gebieten ein Balzquartier sen am Orankesee sowie im Stadtpark haben und deren Balzflug diese mitein- Lichtenberg. Die Nachweise erfolgten schließt oder ob Männchen aus weiter größtenteils über ausgebrachte Dauer-auf- entfernten Quartieren die Oberflächenge- zeichnungsgeräte. Es bleibt daher unklar, wässer zum Jagen und Trinken aufsuchen ob die nachgewiesenen Balzrufe mögli- und dabei Balzrufe ausstoßen. cherweise von Individuen stammen, wel- Abb. 3: Lage der Nachweise von balzenden Individuen der Zweifarbfledermaus in Nähe der Landsberger Allee 17
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Abb. 4: Lage der durch Horchboxen erbrachten Nachweispunkte von balzenden Zweifarbfledermäusen im Bezirk Lichtenberg 18
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Ergebnisse zur Suche der Zweifarbfledermaus im westlichen Berlin Aufgrund von Untersuchungen zum Vor- haussiedlungen, stellte sich dem Verfasser kommen der Zweifarbfledermaus im Ber- die Frage nach weiteren bekannten Vor- liner Bezirk Lichtenberg im Jahre 2016 kommen der Art in Berlin. Recherchen und deren Nachweis sowohl an sanierten bei der Naturschutzstation Zippelsförde und unsanierten Plattenbauten als auch (Landesamt für Umwelt Brandenburg) so- Neubauten im Umfeld von dortigen Hoch- wie bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Abb. 5: Lage des Quartieres in der Landsberger Allee sowie Nachweispunkte von Einzelfunden und flächenha e Nachweise auf MTBQ-Ebene 19
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Verkehr und Klimaschutz (SENUVK) erga- der Zweifarbfledermaus zu verhören und ben lediglich Einzelnachweise von Indivi- aufzuzeichnen bzw. mittels GPS zu veror- duen der Art. Dabei stammen einige der ten. Als Untersuchungsgebiete wurden Nachweise aus dem August, der überwie- Hochhaussiedlungen aufgesucht, da hier gende Rest jedoch aus Herbst und Winter die Möglichkeit eines Nachweises balzen- (HAENSEL 1972, KLAWITTER 1976). Diese älte- der Zweifarbfledermäuse am vielverspre- ren Nachweise stammen sowohl aus dem chendsten erschien. westlichen wie auch östlichen Teil Berlins. Wie Abbildung 6 zeigt, wurden innerhalb Eine genaue Verortung dieser älteren Da- von zwei Wochen an mehreren Stellen im ten war mit Ausnahme von Gropiusstadt westlichen Stadtgebiet Nachweise der Art im Berliner Bezirk Neukölln nicht mög- erbracht (grüne Punkte bzw. grün schraf- lich. Die Internetseite zum Monitoring fierte Messtischblattquadranten). Darun- Fledermauszug Deutschland (https://ww- ter vier neue Messtischblattquadtranten, w.fledermauszug-deutschland.de/) be- von denen bislang keine Nachweise der nennt zudem einige aktuellere Art vorlagen. Aktuelle Nachweise gelan- Sichtbeobachtungen der Art für Berlin gen bspw. in der Gropiusstadt in Neu- (Zeitraum 2015-2018). Abbildung 5 zeigt kölln, in der Thermometersiedlung in die Messtischblattquadranten (MTBQ) mit Lichterfelde, in der Großwohnsiedlung den bekannten Zweifarbfledermausnach- Waldsassener Straße in Marienfelde, in weisen anhand von Daten der Behörden den Großwohnsiedlungen Rudolf-Wissell (SenUVK, LfU Brandenburg; gelb hervor- sowie Falkenhagener Feld in Spandau als gehoben) sowie anhand von Daten aus auch im Märkischen Viertel in Reinicken- dem Monitoring Fledermauszug Deutsch- dorf. Aufgrund dieser Ergebnisse kann land (orange schraffiert und orangene mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus- Punkte). Der rote Punkt zeigt das einzige gegangen werden, dass balzende Individu- in Berlin bekannte Quartier einer Gruppe en der Zweifarbfledermaus während des von Individuen der Zweifarbfledermaus in Herbstes in allen Hochhaussiedlungen im der Landsberger Allee im Bezirk Lichten- gesamten Stadtgebiet aufzufinden sind. berg (ROSENAU 2014). Die blauen Punkte Interessant dabei sind die beiden Einzel- stehen für die im Jahr 2017 über Horch- nachweise balzender Tiere am Hecker- boxen erbrachten akustischen Aufnah- damm in Charlottenburg-Nord (MTBQ men der Zweifarbfledermaus im Bezirk 3445-SO) sowie in der Charlottenstraße in Lichtenberg (NATUR+TEXT 2017). Lankwitz (MTBQ 3546-SW). Während es Beim Betrachten der Abbildung fällt ins sich bei den übrigen Nachweisen um Auge, dass es noch „blinde Flecken“ bei Großwohnsiedlungen in Stadtrandlage den Nachweisen der Art im Stadtgebiet handelt, befinden sich diese beiden Nach- gibt. Daher unternahm der Verfasser im weispunkte weiter stadteinwärts (so wie Herbst 2018 (Ende Oktober-Anfang No- die Nachweise in Lichtenberg an der vember) im westlichen Stadtgebiet Detek- Landsberger Allee). Zudem handelt es sich torbegehungen, um balzende Individuen bei dem Nachweis in Lankwitz um ein 20
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Abb. 6: Ergänzung der Nachweise nach MTBQ durch eigene Erhebungen (grün dargestellt) einzeln stehendes Hochhaus (10-stöckig, geschossigen Gebäuderiegel eingefasst siehe Abb. 7) inmitten lockerer Wohnbe- wird. Im näheren Umfeld finden sich wie- bauung von geringerer Höhe (max. 5-ge- der Gebäude von geringerer Höhe (max. 5- schossig). Ähnlich verhält es sich bei dem geschossig). Mit Ausnahme des Lankwit- Nachweispunkt am Heckerdamm in Char- zer Nachweispunktes ist allen anderen lottenburg-Nord. Hier handelt es sich um Nachweisen das Vorhandensein einer ein 13-stöckiges Hochhaus, welches von großflächigen, durchgrünten, viel- ge- zwei achtgeschossigen sowie einem sechs- schossigen Bebauung mit anschließenden 21
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE weiten Landwirtschaftsflächen bzw. Grün- flächen, Kleingartenflächen und/oder Ein- familienhausgegenden gemein. Damit wird klar, dass nicht nur hohe Gebäude in Großwohnsiedlungen als Balz- und Über- winterungsquartier aufgesucht werden, sondern auch einzelnstehende hohe Ge- bäude und dies nicht nur in Stadtrandlage, sondern auch im städtischen Raum. Abb. 7: 10-stöckiges Hochhaus in Lankwitz Epilog Da die Zweifarbfledermaus üblicherweise könnten Sommerquartiere der Zweifarb- im Sommer „über offenen landwirtschaft- fledermaus beherbergen. Die sich unmit- lich genutzten Flächen“ (KRAPP 2011) jagt telbar nördlich anschließenden offenen und ihre Sommerquartiere „in niedrigen Landwirtschaftsflächen in Lübars und Gebäuden in ländlicher und vorstädti- Blankenfelde könnten der Art als Jagdha- scher Umgebung“ (KRAPP 2011) zu finden bitat dienen. Sollte sich dies nachweisen sind, stellt sich die Frage, ob sowohl Som- lassen, so würde damit die Distanz zwi- mer- wie auch Winterquartiere der Art im schen Sommer- und Winterquartieren im Umfeld einiger Berliner Großwohnsied- Märkischen Viertel deutlich unterhalb der lungen in Stadtrandlage zu finden wären. für „ein Großteil der dänischen Populati- Die Rufnachweise der Zweifarbfledermaus on von V. murinus“ (KRAPP 2011) nachge- in der Schönhauser Allee aus dem Som- wiesenen Distanz zwischen Sommer- und mer 2018 (Nachweise am 19.07. und Winterquartieren von 5-40km liegen. 20.07.2018, NATUR+TEXT 2018) geben mög- Auch wäre ein Nachweis von Quartieren licherweise einen Hinweis auf Sommer- beider Geschlechter im Umfeld des Märki- quartiere in der Stadt. schen Viertels denkbar. Vor dem Hinter- Im Norden Berlins beispielsweise schlie- grund, dass die Art normalerweise ihren ßen sich unmittelbar an die Hochhaus- Sommerlebensraum auf dem Land und ih- siedlung im Märkischen Viertel im Osten, ren Winterlebensraum in der Stadt hat, Süden und im Westen Kleingartenanlagen plant der Verfasser weitere Untersuchun- sowie Einfamilienhausgebiete an. Die dort gen in dieser Richtung für den Sommer zahlreich zu findenden niedrigen Gebäude 2019. in einer quasi vorstädtischen Umgebung 22
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Quellen BAAGØE, H.J. (2000): Danish bats (Mammalia, Chiroptera): Atlas and analysis of distribution, occurence, and abundance. Steenstrupia 26 (1), 2000. HAENSEL, J. (1972): Weitere Notizen über im Berliner Stadtgebiet aufgefundene Fledermäuse (Zeitraum 1967-71). Milu 3, 1972, 303-327. Berlin. HAENSEL, J. (1992): In den Ostberliner Stadtbezirken nachgewiesene Fledermäuse – Abschlußbericht, insbesondere den Zeitraum 1980-1991 betreffend. Nyctalus (N.F.) 4 (4), 1992, 379-427. Berlin. HOFFMEISTER, U. (2000): Populationsökologische Untersuchungen zur Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus LINNAEUS, 1758) in Brandenburg und Berlin. KLAWITTER, G. (1976): Zur Verbreitung der Fledermäuse in Berlin (West) in 1965-1976. Myotis 14, 1976, 3-14. KRAPP, F. (2011): Die Fledermäuse Europas. Ein umfassendes Handbuch zur Biologie, Verbreitung und Bestimmung. AULA Verlag, Wiebelsheim. NATUR+TEXT (2016): Kontrolle von Quartieren der Zweifarbfledermaus in der Landsberger Allee 2017A in 13055 Berlin. Faunistische Untersuchung.- Unveröffentlichtes Gutachten. Rangsdorf. NATUR+TEXT (2017): Erfassungen der Zweifarbfledermaus in Berlin-Lichtenberg. Faunistische Untersuchung.- Unveröffentlichtes Gutachten. Rangsdorf. NATUR+TEXT (2018): Artenschutzfachliche Begutachtung Grundstück Schönhauser Allee 109, Berlin.- Unveröffentlichtes Gutachten. Berlin. ROSENAU, S. (2014): Protokoll zur Untersuchung von Fledermäusen am Objekt Landsberger Allee 217 A.- Unveröffentlichtes Protokoll. Falkensee. TEUBNER, J. ET AL. (2008): Säugetierfauna des Landes Brandenburg - Teil 1: Fledermäuse. Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 1, 2 (17). Jendrik Terasa Charlottenstraße 17 12247 Berlin 23
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE Fledermäuse und andere Gebäude bewohnende Tierarten, die bei Sanierungen von Plattenbauten des Typs WBS 70 au reten. - Teil 1: Befunde BEATRIX WUNTKE Anlass und Zielstellung Bei der Sanierung oder auch beim Abriss von Gebäuden beauflagen die Unteren Na- turschutzbehörden i. A. eine artenschutz- fachliche Kontrolle vor Beginn der Bauarbeiten. Eine solche Kontrolle ist nö- tig, um die ungewollte Zerstörung eventu- ell vorhandener Fledermausquartiere und Vogelbrutplätze zu verhindern sowie die Gefährdung oder Verletzung der das Ge- bäude nutzenden, geschützten Tierarten Abb. 1: Plattenbau in der Stadt Brandenburg zu vermeiden. Zu diesen Tierarten gehö- ren alle 19 im Land Brandenburg heimi- 70 findet sich im Internet die Angabe, schen Fledermäuse sowie Haussperling, dass von diesem Gebäudetyp im Zeitraum Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalbe 1972 bis 1990 über 644.000 Wohnungen sowie Hausrotschwanz als an und in Ge- gebaut wurden (https://www.bbr-server.de/ bäuden brütende Vogelarten. Fledermäuse bauarchivddr/archiv/dokumente/3-4-01-2- können aufgrund ihrer Quartieransprü- wohnungsbauserie-wbs-70-6-3-t.pdf, abge- che ganzjährig in und an Gebäuden ange- rufen am 2.5.19). troffen werden. In der Stadt Brandenburg wurden in den In der artenschutzfachlichen Praxis trifft letzten Jahren eigene Untersuchungen an man im Land Brandenburg häufig auf 14 derartigen Gebäuden vorgenommen. Plattenbauten aus DDR-Zeit (Abb. 1), vor Da dieser Gebäudetyp einige Besonderhei- allem auf die sogenannte „Einheitsplatte“, ten aufweist, erschien es angebracht, die den Plattenbautyp WBS 70 (Wohnungs- vorliegenden Erfahrungen mit denen an- bauserie 70). Dieser Typ wurde ab 1970 in derer Artenschutzsachverständiger zu der damaligen DDR gebaut. Ähnlich sind vergleichen und eine Zusammenstellung auch die Vorgänger-Plattenbauten, von de- zu publizieren, die auch konkrete Vorga- nen in den Städten Brandenburgs eben- ben für die Kontrolle solcher Gebäude for- falls noch viele anzutreffen sind. Zur WBS muliert. 24
26. Jahrgang 1/2019 FACHBEITRÄGE Die abgeleiteten Vorgaben sollen in einem tungsmasse bzw. die eingesetzten Dich- 2. Teil im nächsten Mitteilungsheft des tungsbänder der Zeit zum Opfer gefallen LFA erscheinen und den Unteren Natur- sind (Abb. 2). Hier ergibt sich eine Viel- schutzbehörden eine Hilfestellung für die zahl von Quartiermöglichkeiten für Fle- Anforderungen an Artenschutzberichte dermäuse und auch Hausssperlinge und auch eine nachvollziehbare Einschät- nutzen gern diese Fugen als Nistplatz. Da- zung der Plausibiltät von Artenschutzbe- bei sitzen die Fledermäuse sowohl in richten ermöglichen. senkrechten als auch waagerechten Plat- tenfugen. Gelegentlich nutzen auch ande- Befunde re Vogelarten diese „Höhlen“ als Hier im 1. Teil sollen die zusammengetra- Brutplatz. In den zusammengetragenen genen Befunde dargestellt werden. Insge- Angaben aus 104 Untersuchungen waren samt lagen Daten aus 104 das: Blau- und Kohlmeise, Hausrot- Gebäudekontrollen vor. In den meisten schwanz, Feldsperling, Bachstelze und Fällen handelte es sich um artenschutz- Star. fachliche Kontrolle im Zuge von Sanie- rungs- oder Abrissmassnahmen. 19 Gebäude wurden im Zuge einer Diplomar- beit zu Fledermausqartieren an Gebäuden untersucht. Neben den konkreten 104 Ge- bäuden gab es von der UNB in Prenzlau eine Pauschalaussage, dass dort in min- destens 20 Fällen solche Gebäude kontrol- liert wurden und immer eine Besiedlung mit Fledermäusen und/oder Vögeln festge- stellt wurde (T. BLOHM, mdl. Mitteil.). Die UNB Potsdam stellte dankenswerterweise die Ergebnisse von 56 Artenschutzberich- Abb. 2: In diesem Fugenspalt fand sich bei der ten anonymisiert zusammen. Im Zuge der Kontrolle Fledermauskot einer kleinen Art Öffentlichkeitsbeteilung konnten Arten- schutzberichte aus 4 weiteren Städten ein- Das Dach besteht aus nebeneinander ver- gesehen werden und Sarah Tost stellte legten Betonplatten, die Dachhaut ist un- freundlicherweise aufgeschlüsselt auf ein- terlüftet und auf dem Dachboden sind zelne Gebäude eigene Untersuchungser- zumeist Mineralwolldämmmatten verlegt gebnisse aus Eberswalde zur Verfügung. (Abb. 3). Das erschwert die Untersuchung, zumal die Höhe des Dachbodens auch Die Gebäude, um die es hier geht, zeigen kein aufrechtes Stehen/Gehen ermöglicht. an der Außenseite die namengebenden Sowohl in den Fugen zwischen den Platten, die Plattenzwischenräume sind Dackenplatten als auch in der Dämmung verfugt. Jedoch sind diese Fugen häufig selbst können Fledermäuse ihre Quartiere zumindest teilweise offen, da die Dich- haben. In den Deckenfugen befinden sich 25
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin FACHBEITRÄGE auch oft Haussperlingsnester und am In- ten gefunden wurden. Diese zwei Kontrol- nenrand des Dachbodens brüten Mauer- len fanden in Potsdam statt. Die Daten hat segler. Mehlschwalben nutzen, wenn man die UNB zur Verfügung gestellt, aber es sie lässt, die Balkone als Brutplätze. gibt keine Detailangaben, wie umfang- reich kontrolliert wurde. In den anderen Fazit 102 Fällen gabe es immer Nachweise einer Von 104 untersuchten Gebäuden gab es Besiedlung durch Fledermäuse und / oder zwei, in denen keine Quartiere / Brutstät- Vögel. Die Tabelle 1 enthält die Aufschlüs- selung nach Orten und Artengruppen. Der Haussperling war die am häufigsten angetroffene Art mit einem Auftreten an 62 % der untersuchten Gebäude. Dicht ge- folgt von den Fledermäusen, die in 58 % der Gebäude festgestellt wurden. Dank Für die freundliche Unterstützung durch Übermittlung von Untersuchungsbefun- den an Plattenbauten danke ich der UNB Potsdam, der UNB Prenzlau sowie meiner Abb. 3: Blick in einen Dachboden, vorn links im Bild Fachkollegin S. Tost. auf der Dämmung Fledermauskot unterhalb eines Quartiers in einer Dachplattenfuge Tab. 1: Befunde aus 104 Artenschutzberichten (e bedeutet „entfällt“, da bei diesen Untersuchungen nur Fledermäuse erfasst wurden) Dr. Beatrix Wuntke Kirschallee 1a, 14550 Groß Kreutz 26
26. Jahrgang 1/2019 BESONDERE BEOBACHTUNGEN Abendsegler (Nyctalus noctula) in Stachel- draht verhangen und verendet SARAH TOST Am 17.02.2011 fand mein Kollege Stefan rere Meter Abstand zu den Photovoltaik- Andrees eine bereits mumifizierte und Modulen. ausgeblichene Fledermaus in einem Sta- Das Tier hatte sich offensichtlich mit der cheldrahtzaun hängend. Er brachte das Schwanzflughaut in den Stacheln verhan- Tier mit und ich identifizierte es als gen und konnte sich nicht mehr befreien. Abendsegler (Nyctalus noctula). Bisher war mir so ein Fall noch nicht be- Der Stacheldraht überspannte die Umzäu- kannt geworden, obgleich hier und da ne- nung eines Solarparks bei Preschen (süd- ben Klebefallen, Vasen und Stacheln bzw. lich Forst/Lausitz). Die Umgebung ist Dornen von Sträuchern auch Stacheldraht insbesondere durch einen Wechsel aus als Gefahrenquelle für Fledermäuse ge- Ackerbau und Kiefernforsten geprägt. Der nannt wird (MARTIN O.J.; SCHMIDT 2017; Zaun führte keinen Strom und hatte meh- WILDTIER SCHWEIZ 2003). Quellen MARTIN, H.-J. (o.J.): Die Gefährdung der Fledermäuse. - http://www.fledermauskunde.de/fbio-gef.htm SCHMIDT, ANDRÉ (2017): Ein Garten für Fledermäuse- veröffentlicht 14. Juli 2016, aktualisiert 26. Oktober 2017. http://gartenfachberatung-schmidt.de/heimische-tiere/fledermaeuse WILDTIER SCHWEIZ (2003): Fledermaus – Feinde und Todesursachen. Infodienst Wildbiologie & Oekologie @ Bauen & Tiere. https://www.bauen-tiere.ch/tier/flm/flm_b.htm Sarah Tost Mühlenberg 12 15837 Baruth 27
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BESONDERE BEOBACHTUNGEN Todfund einer Rötelmaus (Clethrionomys gla- reolus) in einer Bierflasche GABRIEL PELZ Eine kleine Ursache in Form einer achtlos Mit der Einführung des Flaschenpfands weggeworfenen Bierflasche zeigt eine und deshalb weniger achtlos in der Natur große Wirkung. Durch die in der Flasche entsorgten Flaschen gingen die Verluste befindliche Restmenge des Getränkes wer- von Tieren in der Natur zurück. Doch im- den zahlreiche Mistkäfer angelockt und mer mehr Ausnahmen und Verstöße ge- verenden, da sie an der glatten Flaschen- gen die Einhaltung der Auflagen sorgen wand nicht in die Natur zurückkehren wieder für die Zunahme solcher Verluste. können. Selbst Kleinsäugern, wie einer Die Überprüfung der Einhaltung dieser Rötelmaus, gelingt es nicht den Flaschen- Auflagen sollte auch ein Anliegen des hals zu überwinden um zurück in die Tier- und Artenschutzes sein. Ähnliche Freiheit zu gelangen. Die abgebildeten Todesfallen können sich auch aus wegge- Tierreste stammen von Tieren, die einen worfenen Getränkebüchsen entwickeln. langsamen qualvollen Tod starben. Die Zone 33 N, Ost 437150, Nord 5772294, 45 Flasche lag in der Gemeinde Märkische m MTB 3950/1: Heide OT Wittmannsdorf und wurde am in einer Flasche Pils waren 111 Ex Mistkä- 14.12.2016 aufgesammelt. fer und 1 Ex. Todfund Rötelmaus Gabriel Pelz Laubenstraße 10 15907 Lübben 28
26. Jahrgang 1/2019 BESONDERE BEOBACHTUNGEN Wildkatze (Felis silvestris) erstmals wieder in Brandenburg nachgewiesen REBEKKA ROLLER Durch zwei Gen-Analysen wurde kürzlich bestätigt, dass es sich bei einem Totfund im Herbst 2018 bei Kummersdorf-Gut (Landkreis Teltow-Fläming) um eine Europäi- sche Wildkatze handelte. Der Fund ist eine Sensation, galt die Wildkatze doch in Brandenburg und im gesamten Nordosten Deutschlands als ausgestorben. Allerdings sollte der wenig be- kannte Fund aus der Uckermark von 2010 nicht unerwähnt blei- ben (HUNDRIESER 2010; vgl. blauer Punkt in Abb. 3). Auch dieser Nachweis war ein überfahrenes Tier. Abb. 1: Auf den ersten Blick nicht unbedingt als Sensation zu er- kennen - die Wildkatze (Foto: Bodo Rudolph) Einst war die Wildkatze in Deutschland tung sowie Ausbreitungstendenzen der flächendeckend verbreitet (HEMMER 1993). Wildkatze in Deutschland (BALZER et al. Derzeit erstreckt sich das Verbreitungsge- 2018). biet vom Südwesten bis in die Mitte Vor allem bei Totfunden von sog. wildkat- Deutschlands (vgl. Abb. 3). Schwerpunkte zenfarbigen Hauskatzen in Brandenburg der Verbreitung sind die Mittelgebirgsre- kann sich also ein zweiter Blick lohnen. gionen mit ausgedehnten und störungsar- Äußere Bestimmungsmerkmale zur Ab- men Laubwaldbeständen. Das groß grenzung von Wildkatze und wildkatzen- angelegte Projekt “Wildkatzensprung” des farbigen Hauskatzen werden in Abb. 4 BUND untersucht aktuell systematisch aufgeführt. mit der Lockstockmethode die Verbrei- 29
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BESONDERE BEOBACHTUNGEN Aktueller Nachweis in Brandenburg 2018 Abb. 3: Aktuelle Verbreitungskarte der Wildkatze in Deutschland (SGN 2019) 30
26. Jahrgang 1/2019 BESONDERE BEOBACHTUNGEN Vor allem eignen sich hier die deutlich getrennten Streifen im Nacken und am Hinter- kopf sowie der deutlich geringelte Schwanz. Dieser besitzt bei Felis silvestris keinen Mit- telstrich und bleibt von der Wurzel bis zur Spitze etwa gleich dick mit einem stumpfen Ende. Weitere Unterscheidungsmerkmale des Schädels und der Darmlänge können bei einer sachgemäßen Präparation ermittelt werden. Endgültige Sicherheit gibt schließlich die genetische Analyse (z.B. bei der Lockstockmethode). Abb. 1: Unterscheidungsmerkmale zwischen wildkatzenfarbige Hauskatze und Wildkatze 31
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BESONDERE BEOBACHTUNGEN Abb. 2: Bei Jungkatzen ist die Fellzeichnung kontrastreicher. Bei den adulten Tieren wirkt sie verwaschen. (Foto: Thomas Stephan) Quellen BALZER, S.; MOLICH, T.; STREIF, S.; TIESMEYER, A.; THEIN, J. UND NOWAK, C. (2018): Status der Wildkatze in Deutschland. Natur und Landschaft 93. Jahrgang 2018, Heft 4, S. 146-152. HUNDRIESER,S.(2010): Wildkatzen-Nachweis in der Uckermark. Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin, 18.Jg., H. 2, S. 7. HEMMER, H. (1993): Felis silvestris Wildkatze. In: STUBBE UND KRAPP: Handbuch der Säugetiere Europas Bd. 5 Raubsäuger - Carnivora (Fissipedia). AULA-Verlag, Wiesbaden. SENCKENBERG GESELLSCHAFT FÜR NATURFORSCHUNG (SGN) (2019): Erste Wildkatzen- funde im Vogtland, Freistaat Sachsen und in Brandenburg (Quelle Rebekka Roller Verbreitungskarte); http://www.senckenberg.de/root/index.php?pa- Von-Laue-Straße 17 ge_id=14379; abgerufen am 28.05.2019 14195 Berlin DER INTERESSANTE WIEDERFUND Kleinabendsegler Nyctalus leisleri Weibchen, Ringnummer: T01824 Beringt am 30.08.2017. Das Tier nutzte 635km SSW. Das Tier nutze dort einen einen runden Holzbetonkasten „Schweg- Kasten vom Typ „Schwegler 2F“. ler 2F mit Holzplatte“ in einem kupierten, mit Kiefern bestockten Dünengelände Hinweis Laut einem Bericht v. 07.12.2017 hat die zwischen Gottow und Holbeck (TF). Stadt Bozen mehr als 750 künstliche Nist- 1. Wiederfund am 09.06.2018, ca. 1,2 km plätze für Vögel und Fledermäuse ausge- SSW an einem Wasserloch (Netzfang) im bracht. Diese sorgen für Artenvielfalt und selben Waldgebiet. lindern die Mückenplage. Weitere Kästen 2. Wiederfund am 16.7.2018 in einem an- werden demnächst angebracht. deren Kasten der Forstabteilung der Neu- beringung (2017), wobei es sich wieder um Quelle einen „Schwegler 2F mit Holzplatte“ han- https://www.stol.it/Artikel/Panorama-im- delte. Ueberblick/Lokal/Bozen-Kuenstliche-Nist- plaetze-fuer-Voegel-und-Fledermaeuse 3. Wiederfund am 12.11.2018 durch Ser- gio Abram im Stadtpark von Bozen (Itali- Ingo Richter en, Südtirol). Die Entfernung beträgt Eichenallee 16 14947 Holbeck 32
26. Jahrgang 1/2019 BERICHTE 10. Teichfledermaus-Camp 2018 in Schwedt/O 03.05. – 06.05.2018 im Nationalpark Unteres Odertal JÖRN HORN In Gedenken an Milan Podany †. Der Einladung zum 10. Teichfledermaus- stand im Nationalpark Unteres Odertal Camp in Schwedt/O im Seesportclub und Umland zu untersuchen. Es etablierte Schwedt/O e.V. sind zahlreiche Flederm- sich ein fester Personenkreis mit wech- ausfreunde gefolgt. selnden Gästen. Ab 2015 haben wir dar- Aus einer Idee der Initiatoren wurde vor aus eine öffentliche Veranstaltung 10 Jahren das erste Teichfledermaus- gemacht um auch fledermausinteressier- Camp ins Leben gerufen. In den Anfangs- ten Anfängern und Profis die Möglichkeit jahren traf sich eine kleine Gruppe von zu geben, gemeinsame Fledermauserfas- Fledermausenthusiasten einmal im Jahr sungen durchzuführen und Erfahrungen in Schwedt/Oder um gemeinsam dem in einem regen Austausch weiter zu ge- Hobby zu frönen und den Fledermausbe- ben. Teilnehmer bei der Kastenkontrolle und Bestimmung von Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) und Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) 33
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BERICHTE Nach der Ankunft wurden zunächst die Zum Jubiläum des Camps gab es am Frei- Quartiere bezogen, sich beim Abendbrot tag zur Überraschung der Teilnehmer gestärkt und dann die Fangstandorte fest- einen geräucherten Stör. gelegt. Nach erfolgreicher Fangnacht folg- te am Feuer das Nachtmahl. Nachtmahl nach erfolgreicher Fangnacht (oben). Zum 10jährigen Jubiläum gab es geräucherten einheimischen Stör von der Fischerei Gensch, die diese züchtet und in der Oder auswildert (rechts). Am Abend wurden neue Standorte verteilt erfolgte eine Kontrolle eines nahegelege- und die Teilnehmer brachen zur nächtli- nen Windparks bei Vierraden, wo schon chen Jagd auf. mehrfach Todfunde von Fledermäusen Am Sonnabend fuhren wir in die neue und Greifvögeln nachgewiesen wurden. Ausstellung ins Informationszentrum des Unter einer Anlage wurden wir auch fün- Nationalparks „Unteres Odertal“. Hier dig und fanden eine Rauhautfledermaus. konnten sich die Teilnehmer über den Na- Das Tier wurde sichergestellt und eine tionalpark informieren und selber mal die Fundmeldung an Tobias Dürr (Schlagop- Polderaue an einem Model fluten. Danach ferdatei) weitergeleitet. Klaus Thiele zeigte uns sein Hochnetz und dessen einfache Funktionsweise beim Auf – und Ablassen. 34
26. Jahrgang 1/2019 BERICHTE Rückblickend war auch das 10. Teichfle- Vielen Dank an die langjährigen Unter- dermauscamp in Schwedt/O Dank des mo- stützer und Teilnehmer Wolfgang Hahn, tivierten Einsatzes aller Teilnehmer ein Kerstin Genz und Detlef Schöley. Erfolg. Vielen Dank auch wieder an den Seesportclub Schwedt e.V. für die tolle Un- terbringung. Fotos: Teilnehmer Ein Teil der Teilnehmer 2018 Ergebnisse der Fledermauserfassungen 35
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BERICHTE Impressionen des Teichfledermaus-Camps 36
26. Jahrgang 1/2019 BERICHTE Kinder-Säugetier-Camp 2018 SARAH TOST Vom 6. bis 9. August 2018 fand das dritte die Einrichtung und Pflege von Fleder- Kinder-Säugetier-Camp des LFA Säugetier- maus-Kastenrevieren als mögliche prakti- kunde in Ließen bei Baruth statt. Über sche Schutzmaßnahme. drei Tage erlebten und erfuhren insge- Spannung samt 14 Kinder Spannendes aus der Welt beim Blick in der Säugetiere. Das heiße Wetter erforder- den Kasten. te spontane Anpassungen des Programms, (Foto: M. Gier- ach) so dass neben der Welt der Säuger kurz- zeitig auch die Welt der Süßwasser-Tiere in den Fokus rückte. Christiane Schröder hatte zur Einführung der Kinder in das Reich der Säugetiere nicht nur spannende Fakten, Bälge und Präparate im Gepäck, sondern konnte die Kinder auch mit zwei mitgebrachten Fle- dermaus-Pfleglingen begeistern. Am Abend rundete Fred Niepraschk das Programm des ersten Tages mit einem Lichtfang ab. Schließlich ist es auch inter- essant zu wissen, was Fledermäuse so fressen… Christiane Schröder stimmte die Kinder mit zahlrei- chen Präparaten und spannenden Fakten auf die Welt der Säuger ein. (Foto: M. Gierach) Im Rahmen der Fledermauskasten-Exkur- sion am Nachmittag des ersten Tages mit Uwe Hoffmeister konnten die Kinder wei- tere Exemplare dieser faszinierenden Säu- getier-Gruppe kennenlernen, ebenso wie Lichtfang mit Fred Niepraschk. (Foto: S. Tost) 37
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BERICHTE Kleinsäuger als Nahrung für andere Arten ses Jahr das erste Mal schmerzlich ver- stand am Vormittag des zweiten Tages im misst. Fokus. Beatrix Wundke nahm mit den Kindern Gewölle auseinander um heraus- zufinden, welche Mausarten auf dem Speiseplan verschiedener Eulen standen. Kunstvoll wurden die Fledermauskästen für das neue Kastenrevier bemalt. (Foto: M. Gierach) Für die Nacht stand ebenfalls zum ersten Mal eine Übernachtung unter freiem Die Gewöllanalyse ist für die Kinder ähnlich einer Schatzsuche oder eines Überraschungseis. Himmel auf dem Programm. Aufgrund (Foto: S. Tost) der wochenlangen Hitze und Trockenheit waren weder nächtliche Kälte noch eine Der Nachmittag hielt zum ersten Mal eine Mückenplage zu befürchten. praktische Naturschutz-Aktion im Rah- men des Camps bereit. Mit Uwe Hoffmeis- ter richteten die Kinder ein neues Fledermaus-Kastenrevier ein. Die Kästen wurden in enger Abstimmung mit Ger- hard Maetz durch die Untere Natur- schutzbehörde finanziert. Das Besondere daran war für die Kinder jedoch nicht die Hängung der Kästen, sondern die Indivi- dualisierung dieser. So bekam jedes Kind seinen eigenen Kasten und durfte diesen nach Lust und Laune bemalen. Mit viel Ei- fer und Kreativität entstand so eine ganz besondere Kastengruppe. Ein Kasten wurde in Gedenken an Milan Schlafen unter freiem Himmel. Die milden Nachttem- Podany für diesen bemalt. Als Initiator peraturen luden geradezu dazu ein. (Foto: M. Gierach) und Mitbetreuer des Camps wurde er die- 38
26. Jahrgang 1/2019 BERICHTE Doch zuvor hieß es noch: Fledermäuse statten geht, wie die Tiere genauer inspi- mit Netzen an einem nah gelegenen Ge- ziert werden und was beim Umgang mit wässer im Wald zu fangen. Uwe Hoffmeis- ihnen zu beachten ist. ter zeigte den Kindern, wie dies von Geduldig warten die Teilnehmer, dass etwas ins Netz geht. (Foto: F. Berberich) Der dritte Tag führte die Gruppe in den ner abkühlenden Programmeinheit am Naturpark Nuthe-Nieplitz. Die Rangerin See abgelöst. Hier konnten sich die Kinder Corinna Zick brachte den Kindern die Bio- im kühlen Nass erfrischen und mit Ke- logie und Lebensweise des Bibers näher. schern und Terrarien die Unterwasserfau- Mit Präparaten und Fotos sowie im Rah- na inspizieren. men einer Wanderung in ein Biberrevier Nach dem jährlichen Abschlussgrillen am wurde die Lebensweise des wassergebun- letzten Abend führte Monika Gierach mit denen Säugers veranschaulicht und erleb- den Kindern noch „Wolfsgespräche“, um bar (Foto siehe hintere Umschlagseite; M. den Wissensdurst der Kinder in Bezug auf Gierach). diese faszinierende und zugleich verunsi- Aufgrund der Hitze wurde die nachmit- chernde Tierart zu stillen. tägliche Wolfs-Spurensuche zugunsten ei- 39
Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg-Berlin BERICHTE Willkommene Abkühlung am See. (Foto: S. Tost) Nach einer Rückschau und Auswertung Vielen Dank an alle Referenten und an des Camps am vierten Tag, verabschiede- das Haus Hoher Golm für die schöne Un- ten sich die begeisterten aber auch er- terbringung! schöpften Kinder wieder Richtung Heimat. Teilnehmer des Kinder-Säugetier-Camps 2018. (Foto: R. Gruiting-Schickenberg) Sarah Tost Das nächste Camp wird dieses Jahr vom 29.07. bis 01.08.2019 Mühlenberg 12 in Glashütte bei Baruth stattfinden und ist bereits ausgebucht. 15837 Baruth/Mark 40
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