ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER

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ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
ZOO BASEL MAGAZIN
                 25
         FREUNDEVEREIN ZOO BASEL
                        NUMMER     2018
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
Inhalt

                                                 3 Worte des Vereinspräsidenten                                          Was kann ich wissen?
                                                                                                                         «Was kann ich wissen?», so lautet die berühmte Frage des Philosophen Immanu-
                                                         Aktuelles aus dem Zolli
                                                                                                                         el Kant (1724–1804). Ich erinnere mich an die schlichte Frage, wenn ich vor an-
                                       		 4 Was der Zoo Basel mit dem Ozeanium will                                      spruchsvollen Entscheidungen stehe. Kant fragt nicht: «Was vermute, fühle, glau-
                                       			 Eine Chance für das Meer                                                      be, meine ich?» Es geht um Wissen. Selbst wenn ich kein Fachmann bin, kann ich
                                       		 6 Die Schweiz liegt am Meer!                                                   vergleichende Fakten zusammentragen.
                                       			 Was Binnenländer mit dem Meer verbindet                                       In diesem Heft steht das geplante Ozeanium im Mittelpunkt. Es ist ein umstritte-
                                                                                                                         nes Projekt. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Nicht wenige Leute sind
                                       		 8 Inflation unter Wasser                                                       verunsichert. Ich versuche, mir meine Meinung zu bilden. Ich habe sie nicht von
                                       			 Wie sich Wassertiere fortpflanzen und wie viel Nachwuchs sie haben            vornherein. Eine Meinung ohne sorgfältiges Abwägen wäre ein Vorurteil oder
                                                                                                                         Besserwisserei. Was die Tiergartenbiologie betrifft, bin ich ein Laie.
                                           Fortpflanzungsstrategien im Meer
                           Infografiken Heftmitte
                                                                                                                         Weshalb habe ich dennoch eine Meinung? Weil ich beobachte. Ich bin seit 15 Jah-
                                        		 Das unglaubliche Fressen im Meer                                              ren durch meine Mitwirkung im Vorstand des Vereines Freunde des Zoologischen
                                                                                                                         Gartens ein langjähriger Beobachter. Ich lernte die Fachleute im Zolli kennen. Ich
                                       		  Fortpflanzung bei Quallen und Korallen                                        nehme wahr, wie wichtig ihnen die Tierhaltung ist. Kürzlich entstand ein neu-

                                               16 Quallen und Korallen                                                   es Tierhaltungskonzept für das Ozeanium und den Zoo Basel. Mit Sachverstand
                                                                                                                         und Sorgfalt wurde an diesem Konzept gearbeitet, das erschliesst sich auch dem
                                                       Die Zucht der hübschen Nesseltiere für das Ozeanium
                                                                                                                         interessierten Laien. Ich lernte, dass schon 1961 der Begründer der modernen Tier-
                                       		 18 Interview mit dem Zoodirektor                                               gartenbiologie, Heini Hediger, zehn Funktionskreise für das Wohlbefinden der
                                       			 «Das Ozeanium ist ein Meilenstein für den Zolli von morgen»                   Tiere beschrieb: Nahrungsaufnahme, Ruhen, Fortbewegung, Ausscheidungen,

                                       		 20 Vier Fakten zum Ozeanium                                                    Fortpflanzung, Sozialverhalten, Erkunden/Exploration, Komfort (Körperpflege
                                       			 Vier Behauptungen – und wie es wirklich ist                                   und Körpertemperaturregulierung), Spielen, Feindvermeidung.
                                                                                                                         Welche Folgerung ergeben sich aus dieser oder vergleichbaren Aufzählungen? Es

                                                                                                                         gibt Kriterien zur Beurteilung des Wohlergehens der Tiere. Die Grundlagen für
                                                       Forschung
Impressum                                                                                                                die Tierhaltung werden laufend erweitert und in der Fachliteratur beschrieben.
Ausgabe Dezember 2018                  		 22 Ein Blick in die Tiefsee                                                    Selbst wenn ich nicht alle Aspekte selber zu beurteilen vermag, wird deutlich,
                                                       Kooperation mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung   dass es ernsthafte Kriterien für eine verantwortbare Wildtierhaltung gibt. Daraus
Herausgeber
Freundeverein Zoo Basel                                                                                                  folgt, dass auch die Kritik an der Tierhaltung Kriterien folgen muss. Pauschale,
c/o Zoologischer Garten Basel
                                                                                                                         allgemeine Behauptungen reichen nicht. Wenn fundamentale Kritiker der Zoos
Binningerstrasse 40, CH - 4054 Basel
freunde @ zoobasel.ch                  		     23       Freundeverein: Werden Sie Mitglied!                               vom «offenkundigen Leiden der Zootiere» sprechen oder behaupten, dass alle
Redaktion
Zoo Basel
                                       		     23       Veranstaltungen Zoo Basel                                         Fische in Grossaquarien «verhaltensgestört» seien, muss sich die Kritik an Kri-
                                                                                                                         terien messen lassen. Und dann wird die Beweislage dürftig. Natürlich kann die
Bilder
Zoo Basel
                                       		     24       Veranstaltungen Freundeverein                                     Missachtung oder mangelhafte Beachtung wichtiger Grundsätze der Tierhaltung
Gestaltung                             		     24       Vorschau                                                          zu Schäden führen. Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass Zootierhaltung
Karin Rütsche, Basel;                                                                                                    an und für sich das Wohlbefinden der Tiere wesentlich einschränkt oder gar ver-
www.focus-grafik.ch
                                             Beilage   Poster für Kinder                                                 hindert.
Infografiken Heftmitte                                                                                                   Persönlich ziehe ich einen Analogieschluss. Wer innerhalb des engeren Zooberei-
Benedikt Fürst, Basel
Lithografie                            			 Die abenteuerliche Reise der Aale                                             ches sorgfältig mit Tieren umgeht, wird es auch im Ozeanium tun. Fachleute, die
Bildpunkt AG, Münchenstein                                                                                               ein Vivarium verantwortungsvoll betreiben, verlieren ihre Sorgfalt im Ozeanium
Druck                                                                                                                    nicht plötzlich. Die Professionalität endet keineswegs an der Grenze des Zoo-Kern-
Werner Druck & Medien AG, Basel
                                                                                                                         bereiches. Sie wird auch auf der «Heuwaage» gepflegt werden.
Verkaufspreis                                                                                                            Und wenn ich mich – was oft geschieht – zur Beurteilung einer Frage nicht ausrei-
CHF 3.–
Nächste Ausgabe                                                                                                          chend kompetent fühle, dann halte ich mich zurück und überlege mir, ob ich den
Mai 2019                                                                                                                 Fachleuten vertrauen kann. Durch meine ehrenamtliche Arbeit beim Freundever-
Titelblatt: Seepferdchen                                                                                                 ein sind sie mir vertraut, deshalb vertraue ich ihnen. Peter Schmid
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
4   Aktuelles aus dem Zolli | Was der Zoo Basel mit dem Ozeanium will                                                                                                                                                                          5

    Eine Chance für das Meer
                                                                                                            Über das Meer wissen wir noch immer sehr wenig, auch wenn wir seine Gesund-        Als «Bildungszentrum für nach-
                                                                                                            heit mit Überfischung, Klimagasen oder Verschmutzung bereits gefährden. Die        haltigen Lebensstil» bezeichnete
                                                                                                            Oberfläche des Mondes ist besser untersucht als der Meeresgrund, von dem nur       der Zolli bereits in den ersten
                                                                                                            wenige Prozent je untersucht worden sind, meist nur sehr flüchtig. Momentan        Konzepten von 2008 das Projekt
                                                                                                            kennen wir rund 250’000 verschiedene Meeresorganismen, viele Forscher sind         Ozeanium. Die Ideen wurden
                                                                                                            jedoch der Meinung, dass etwa zehnmal mehr Arten im Meer leben. Wir ken-           seither weiterentwickelt, überar-
                                                                                                            nen sie bloss nicht. Das Meer ist das grösste zusammenhängende Ökosystem der       beitet und laufend verfeinert.
                                                                                                            Erde. Es ist ständig in Bewegung, grosse Strömungen machen es zu einem Fliess-     Auch die Bauplanung ist weit fort-
                                                                                                            gewässer. Die Strömungen sind die Grundlage für das meiste Leben im Meer. An-      geschritten, manche Hürden
                                                                                                            getrieben werden sie vor allem von der Sonne. Die Strömungen bilden denn auch      wurden genommen und das Ozeani-
                                                                                                            den «roten Faden» im Ozeanium. Ein Rundgang von fast einem Kilometer Länge         um hat – auf dem Papier zwar
                                                                                                            führt die Besucher entlang der Meeresströmungen einmal um die Welt und in          noch – eine klare Form angenom-
                                                                                                            rund 30 Themengebiete. Biologische Geschichten beispielsweise zu Korallenrif-      men. Es wird ein Ort des Lernens
                                                                                                            fen, Nahrungsketten oder Pinguinen lösen sich ab mit Information zur nachhal-      und Staunens und ein markantes
                                                                                                            tigen Nutzung der Meere, zu deren Übernutzung oder zur Fischerei.                  Zeichen für Naturschutz und Nach-
                                                                                                            Drei Beispiele dazu: Die Reise beginnt in Basel, das über den Rhein mit dem Meer   haltigkeit sein. Das Ozeanium wird
                                                                                                            verbunden ist und in dem bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch Lachse schwam-        einzig dafür da sein, das Meer
                                                                                                            men. Die wandernden Fische im Rhein sind im Ozeanium ein Schwerpunkt, der          verstehen und schützen zu lernen.
                                                                                                            nicht nur im Aquarium erlebbar, sondern auch mit dem lokalen Natur- und Ar-        Und dies ist dringender denn je!
                                                                                                            tenschutz verwoben ist.
                                                                                                            Die Flachwassergebiete der Nordsee und die Küsten des Ärmelkanals sind Kin-
                                                                                                            derstuben für eine Unzahl von Fischarten, die starken Gezeiten wirken als Motor
                                                                                                            der Evolution und bringen zusammen mit den vielen marinen Nährstoffen eine
                                                                                                            riesige Artenvielfalt und Dichte von Tieren und Pflanzen hervor. Hier profitiert
                                                                                                            die Fischerei von der Produktivität des Meeres; allzu oft mündet dies leider in
                                                                                                            gedankenlose Übernutzung der reichen Ressourcen.
                                                                                                            Ein Gegensatz zum grünen und planktonreichen Atlantik ist im glasklaren und
                                                                                                            nährstoffarmen Mittelmeer erlebbar, das fast vollständig von den Weltmeeren
                                                                                                            abgeschlossen ist. Hier findet man einzigartige Lebensgemeinschaften wie die
                                                                                                            mediterranen Seegraswiesen oder das «Coralligène», eine Riffgemeinschaft, die
                                                                                                            aus Kalkalgen aufgebaut ist. Beides sind Ökosysteme, die hochgradig bedroht
                                                                                                            sind. Der Zoo Basel unterstützt deswegen bereits heute eine Stiftung von Prince
                                                                                                            Albert II von Monaco für den Unterhalt der mediterranen Schutzgebiete. Viele
                                                                                                            weitere Projekte entlang des «roten Fadens» sollen unterstützt werden.
                                                                                                            Das Ozeanium wird Platz bieten für alle Formen der Bildung – sei es für Schul-
                                                                                                            klassen, die in eigenen Laborräumen echte und unmittelbare Erfahrungen mit
                                                                                                            lebenden Meeresorganismen machen können, sei es für Gruppen oder Einzelper-
                                                                                                            sonen, die sich (auch hinter den Kulissen) über die marine Lebenswelt informie-
                                                                                                            ren, an Anlässen teilnehmen oder Wechselausstellungen zu aktuellen Themen
                                                                                                            besuchen können. Der Zolli will mit dem Ozeanium einen Lern- und Diskus-
                                                                                                            sionsort für Menschen schaffen, die sich zum Denken und Handeln anstiften
                                                                                                            lassen und die bereit sind, für das Meer einzustehen.
    Im Ozeanium werden die Besucher in Lebensräume eintauchen: Korallenriff (oben), offenes Meer (unten).                                                                                      Eselspinguine schwimmen im riesigen Wasserbecken.
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
6                                               Aktuelles aus dem Zolli | Die Schweiz liegt am Meer!                                                                                                                                                                                             7

                                                Was Binnenländer mit dem Meer verbindet
Wer meint, die Menschen in den                  Jedes Jahr fliessen 70 Milliarden Kubikmeter Rheinwasser in die Nordsee. Damit
Binnenländern hätten mit dem Meer               wandert aber auch alles, was wir dem Wasser mitgeben, ins Meer: Abwässer der
nur wenig zu tun, der täuscht sich.             Kläranlagen, Abfälle, Kunststofffasern aus Textilien und Plastikkügelchen aus
Wir alle nutzen das Meer, auch                  Rubbelcrèmes oder Duschmitteln. Glücklicherweise sind die Probleme dank
wenn wir es bisweilen kaum bemer-               wirksamem Gewässerschutz in Mitteleuropa in den letzten Jahren viel kleiner
ken. Wem ist bewusst, dass Pro-                 geworden. Die Wasserqualität der grossen Flüsse hat sich meist zum Guten ge-
dukte des täglichen Bedarfs ganz                wandelt. Das ist nicht überall so. Viele der grossen Flüsse Asiens und Afrikas
oder teilweise aus dem Meer                     vermüllen in ihren Mündungsgebieten teils riesige Flächen des Meeres und der
stammen? Hätten Sie gewusst,                    Küste. Die Gütertransporte auf den Ozeanen nehmen jährlich zu. Je globaler der
dass ein kühler Schluck Bier auch               Handel, desto grösser wird auch das Schifffahrtsvolumen auf den Weltmeeren.
einen Schluck Meer bedeutet?                    Je mehr Schiffe unterwegs sind, desto höher wird die Belastung für das Meer: Die
Dass Sie mit jedem Löffel Ihrer                 Abgase der grossen Transporter, Ölverschmutzungen und Lärm sind nur einige
Fertigsuppe oder jedem «Schleck»                der vielen Probleme. Wir alle sind beteiligt daran, denn wir konsumieren global
an der Eiscrème auch ein bisschen               vertriebene Produkte; damit beeinflussen wir direkt auch den Zustand der Oze-
Meer zu sich nehmen? Solch ver-                 ane. Paris, Liestal, Genf oder Basel liegen alle am Meer, weil ihre Einwohner alle
blüffend-erhellendes Wissen wird                das Meer mitbenützen, sei es als Energie- und Rohstofflieferant, als Transport-
im Ozeanium dereinst themati-                   weg, als Nahrungsquelle oder schlicht als Erholungsgebiet.
siert werden.                                   Aus dem Meer stammen viele Bestandteile von alltäglichen Produkten. In der
                                                Tafelkreide beispielsweise stecken die wohl schönsten Mikroorganismen des
                                                Meeres, die sogenannten Coccolithen: einzellige Meeresalgen mit einem winzi-
                                                gen, aber wunderschönen Kalkgehäuse. Im Erdzeitalter der Kreide kamen sie in
                                                Massen in den Flachmeeren Europas vor und bildeten riesige Kreideablagerun-
                                                gen. Auch in den meisten Zahnpasten kommt neben Duftstoffen und Konser-
                                                vierungsmitteln Kreide zum Einsatz: Schlämmkreide erzeugt auf den Zähnen
                                                eine Reibung, die den Zahnschmelz nicht zerkratzt, aber andere Beläge auf den
                                                Zähnen wegputzt.
                                                Alginate sind spezielle Inhaltsstoffe von Algen und in den meisten grossen Rot-
                                                und Braunalgen reichlich enthalten. Dem Bier verhelfen sie zu einem schönen
                                                Schaum. Stark gekühltes Bier kann wegen der enthaltenen Eiweisse trüb werden.
                                                Eiweiss-lösende Stoffe, sogenannte Proteasen, verhindern dies, verringern aber
                                                gleichzeitig die beliebte Schaumbildung. Die zugegebenen Algenextrakte lösen
                                                das Problem. Ob in Eiscrème, Suppe, Wundpflastern oder auf dem Fotopapier,
                                                überall verhelfen Algen zu einer perfekten Konsistenz oder einer glatten Oberflä-
                                                che! Selbst in Dynamit ist Meer drin! Nitroglycerin ist sehr schlag- und feuer-
                                                empfindlich. Alfred Nobel mischte es mit Kieselgur und entwickelte so das Dy-
                                                namit. Dieses ist ohne Zünder ungefährlich. Kieselgur besteht weitgehend aus
                                                fossilen Diatomeen, das sind marine Kieselalgen.
                                                Die Meere liefern sehr viele wichtige Ressourcen: Sie regulieren das Klima, pro-
                                                duzieren den lebenswichtigen Sauerstoff, sie entziehen der Atmosphäre Treib-
                                                hausgase, und sie könnten eine nachhaltige Lebens- und Ernährungsgrundlage
                                                für die meisten Menschen bieten. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Ozea-
                                                ne gesund bleiben. Das Meer geht uns also alle an.
Thunfisch auf dem Tokioter Fischmarkt (oben).                                                                                        Rotalgen (seltenes blauschimmerndes Exemplar links unten) und Braunalgen (grosses Bild) werden als Hilfsstoffe für Bier, Suppen oder Gelatinen verwendet.
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
8                                                       Aktuelles aus dem Zolli | Inflation unter Wasser                                                                                                                                                                          9

                                                        Wie sich Wassertiere fortpflanzen
                                                        und wie viel Nachwuchs sie haben
Lebewesen produzieren Nach-                             Das Meer ist ein träger Lebensraum. Die Temperaturen ändern sich im Gegen-
wuchs zur Erhaltung der Art.                            satz zu denen der Atmosphäre nur langsam, Sauerstoffangebot und Säuregrad
In einer Umwelt, die sich laufend                       sind sehr konstant. Die Meeresströmungen ziehen rund um den Globus – in ge-
verändert, überleben langfristig                        mächlichem Tempo – und sorgen für einen steten Nachschub an Nährstoffen.
nur Arten mit einer vielfältigen                        Und sie verfrachten grosse Tier-, Pflanzen- und Energiemengen. Meereslebewe-
Gen-Ausstattung. Diese entsteht                         sen nutzen die Strömungen für ihre Fortpflanzung. Fische, Krebse, Muscheln
durch sexuelle (geschlechtliche)                        oder Würmer – Tausende von Arten – geben riesige Mengen an Eiern in die
Vermehrung, d.h. durch die Ver-                         Strömungen. Diese wachsen dort zu Larven und später mit viel Glück auch zu
mischung der Gene der Eltern.                           Erwachsenen heran.
Im Meer herrschen jedoch in vielen                      Die in den Meeresströmungen treibenden Larven sehen meist komplett anders
Regionen gleichförmige Umwelt-                          aus als ihre Eltern, die unter ganz anderen Bedingungen leben. Larven im offe-
bedingungen. Dann ist ein vielfälti-                    nen Meer sollten zum Beispiel nicht in die Tiefe absinken, denn dort gibt es we-
ges Genom weniger wichtig. Des-                         nig Licht und kaum zu fressen. Sie sind deshalb oft mit Schwebehilfen in Form
halb setzen viele marine Lebewesen                      von Fäden oder Stacheln ausgerüstet oder halten sich mit Schwimmen oben.
auf ungeschlechtliche Vermehrung.                       In einem Liter natürlichen Meerwassers leben 20’000 Arten und mehr als eine
Sie ist nicht so aufwendig –                            Milliarde einzelne Lebewesen! Meerwasser besteht aus Lebewesen, angerührt
ein Individuum genügt, damit es zu                      mit etwas Wasser. Wovon aber ernähren sich all diese Myriaden von Tieren und
Nachwuchs kommt – und somit                             Pflanzen in der Meeressuppe? Von Mikroalgen, die vor allem im Sommer, wenn
effizienter. Allerdings ist der so                      es dauernd hell ist, nahe den Polen gedeihen. Mikroalgen beziehen ihre Energie
entstandene Nachwuchs nicht sehr                        von der Sonne und sind selber Nahrung für die kleinsten tierischen Larven. Die
anpassungsfähig und stirbt schnel-                      kleinen Larven werden von grösseren gefressen und diese von kleinen Fischen,
ler wieder aus, wenn sich die                           und so weiter.
Bedingungen ändern. Viele Meeres-                       Diese treibende Nahrungs- und Fress-Gemeinschaft heisst Plankton. Es lebt da-
organismen wie Quallen oder                             von, dass dauernd Nachschub kommt, wie auf einem grossen Förderband. Alle
Korallen setzen in beinahe idealer                      Planktonlebewesen fressen das, was um sie herum schwimmt, werden aber
Weise auf beide Fortpflanzungs-                         auch von anderen gefressen, und gleichzeitig werden alle gemeinsam in neue
typen (siehe Seite 16, Artikel                          Gebiete mit neuen Lebensgrundlagen verfrachtet. Der sogenannte Turnover, die
«Quallen und Korallen»). Für beide,                     Umsatzrate der Biomasse im Meer, ist gewaltig: Sie erneuert sich jedes Jahr …
für sexuelle und ungeschlechtliche                      nicht einmal, sondern je nach Meeresgegend 20 bis 60 Mal! Zum Vergleich: Die
Vermehrung, gilt im Meer                                Biomasse an Land erneuert sich lediglich alle 10 bis 20 Jahre einmal.
die Regel: Die Menge macht’s!                           Sich um den Nachwuchs zu kümmern, so wie wir es von Vögeln oder Säuge-
                                                        tieren kennen, ist im Meer die grosse Ausnahme. In den meisten Fällen ergibt
                                                        dies einfach keinen Sinn, hat aber gewaltige Auswirkungen auf die Kindersterb-
                                                        lichkeit: Ein Steinbutt-Weibchen gibt pro Kilo Eigengewicht rund eine Million
                                                        Eier ins Wasser ab, nur zwei davon werden im Schnitt erwachsen, alle anderen
                                                        werden gefressen. Nach Epidemien, starkem Räuberdruck oder Überfischung
                                                        durch den Menschen können sich Fischbestände wegen der zahlreichen Nach-
                                                        kommenschaft aber ziemlich gut erholen. Die meisten Fische und anderen Mee-
                                                        restiere setzen auf eine grosse Anzahl statt auf die Pflege ihrer Nachkommen.
                                                        Nahrung brauchen sie für ihre Kinderschar ja keine heranzuschaffen, das über-
                                                        nehmen die planktonreichen Meeresströmungen für sie.

Ein Mönchsfisch bewacht seine Brut (am Felsen kleben-                                                                                      Junge Seepferdchen halten sich in der Strömung an einer Koralle fest (grosses Bild).
de Eier) und fächelt ihnen frisches Wasser zu.                                                                                             Banggai-Kardinalbarsch mit Jungen im Maul. Jedes Jahr wachsen im Vivarium Dutzende junge Kardinalbarsche auf.
                                                                                                                                           Kieselalgen sind Planktonnahrung für kleine Krebse, die wiederum Nahrung für Jungfische sind. Schwarmfische machen keine Brutpflege,
                                                                                                                                           sie produzieren Unmengen Junge, von denen praktisch alle von anderen Fischen gefressen werden (rechts, von oben nach unten).
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
10                                                                                                                                                                                                                                                                11

                        Fortpflanzungsstrategien                                                                Fortpflanzung
                        im Meer                                                                                 bei Quallen und Korallen
                        DIE REGEL: VIELE JUNGE – KEINE BRUTPFLEGE                                               ASEXUELLE FORTPFLANZUNG                                                                                              SEXUELLE FORTPFLANZUNG
                        Die meisten Meeresfische pflegen weder ein Gelege noch ihre Jungen, sie laichen
                        ins offene Wasser. Entsprechend gross sind die Verluste durch Fressfeinde. Je           Beispiel: Ohrenquallen
                        mehr Eier ein Fisch legt, desto höher ist die Chance, dass wenigstens ein paar
                                                                                                                                                 Medusenlarve                                                        adulte Medusen
                        wenige seiner Jungen überleben. Die Larven sehen meist deutlich anders aus                                                ca. 2-3 mm                                                            ca. 300 mm
                        als die Eltern. Sie sind zur Tarnung meist durchsichtig und schweben im Wasser.

                        BEISPIEL: ROTER THUNFISCH
                        Der Rote Thunfisch gibt im Sommer bis zu 10 Mio. Eier aufs Mal ins freie Wasser
                        ab. Die Eier sind bloss 1 Millimeter gross und treiben danach knapp unter dem
                        Wasserspiegel. Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen die drei Millimeter langen Lar-
     10’000’000 Eier    ven. Falls sie nicht gefressen werden, wachsen sie innerhalb von drei Jahren auf
                        einen Meter Länge und etwa 15 Kilogramm Gewicht heran! Nach vier oder fünf                                                                                                             Eizellen                            Spermien
                        Jahren sind sie geschlechtsreif.

                                                                                                                                                                                                                                     befruchtete
                                                                                                                      Polyp                                                                                                          Eizelle
                                                                                                                      mit «Knospen»
                        DIE AUSNAHME: WENIGE JUNGE, ABER MIT BRUTPFLEGE                                               Höhe ca. 5-6 mm
                        Manche Fische machen intensiv Brutpflege oder bringen gar lebende Junge zur
                                                                                                                                                                                                               Planula-Larve
                        Welt. Von ca. 15’000 marinen Knochenfischarten betreiben lediglich 12 Prozent
                        (1800 Arten) Brutpflege.
                                                                                                                                                      Tochterpolypen
                        BEISPIEL: KARDINALBARSCH                                                                                                    durch Sprossung oder
                                                                                                                                                                                  Polyp
                                                                                                                                                    Spaltung entstanden
                        Kardinalbarsche sind sogenannte Maulbrüter, und hier balzen für einmal die Weib-                                                                         ca. 2-3 mm
                        chen intensiv um die Männchen. Die Männchen brüten die Eier in ihrem Maul aus
                        und investieren mehr in ihren Nachwuchs als die Weibchen. Die Männchen tragen
                        die bloss 5 – 50 Eier etwa 20 Tage im Maul herum, sodass sie nicht von Räubern          Beispiel: Steinkorallen
     5 – 50 Eier        gefressen werden können. Die Jungfische sind beim Schlüpfen kleine Abbilder
                        ihrer Eltern. Sie machen keine Larvenphase durch und werden auch nicht von
                        Meeresströmungen verbreitet. Manche Kardinalbarsche haben deshalb ein sehr
                                                                                                                                                                                                                  befruchtete Eizelle
                        kleines Verbreitungsgebiet. Nach neun bis elf Monaten sind die Jungen bereits
                        geschlechtsreif.                                                                                      einzelner Polyp
                                                                                                                              löst sich ab
                                                                                                                                                           neue Kolonie
                                                                                                                                                                                  Planula-Larve
                                                                                                                                                                                                                                                       Spermien

                        DER SONDERFALL: LEBENDGEBURT                                                                                                                                                                      Eizellen
                        Von den rund 500 Hai- und 630 Rochenarten bringen insgesamt 800 – oder fast 70                                          Wachstum
                                                                                                                                                                                                  Ansiedlung
                        Prozent – fertig entwickelte Junge zur Welt, sie sind also – ähnlich wie Säugetiere –                                   durch Polypen
                        lebendgebärend.

                        BEISPIEL: WEISSER HAI
                        Der Weisse Hai bringt fertig entwickelte Junge zur Welt. Weibliche Weisse Haie
                        werden erst mit 12 bis 14 Jahren und mit einer Länge von vier bis fünf Metern                       Bruchstück
                        geschlechtsreif. Zwei bis zehn Jungtiere schlüpfen im Mutterleib aus ihren Eiern                                                                   neue Kolonie
                        und ernähren sich vor der Geburt von unbefruchteten Eiern (Nähreiern) in der
     2 – 10 Jungtiere   Gebärmutter. Die Jungtiere sind bei der Geburt bereits 120 bis 150 Zentimeter
                        lang. Die Tragzeit ist nicht bekannt, dürfte jedoch mehr als zwölf Monate betragen.                                                 neue Kolonie
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
Wer konsumiert wie viele Tonnen Meerestiere                                           DAS UNGLAUBLICHE FRESSEN IM MEER                                                                                                                             O2                                                                                  Thunfisch-Sandwich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   1500 kg
                                                                                                                                                                                                                                                           Phytoplankton
                                                                                                                                                                                                                                                           produziert 50 % des
in einem Jahr?                                                                        Die Produktivität des Meeres ist immens: Fast jede Woche erneuert sich die gesamte Biomasse.                                                                         Sauerstoffes der Erde
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Für ein Sandwich mit 100 g Thunfisch werden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       folgende Mengen im Meer verbraucht:
                                                                                      Aber alle Ressourcen im Ozean werden bereits von seinen Bewohnern genutzt, und sie sind beschränkt.                                                                                                          Sonnenlicht und                                                                                                               250 kg
                                               Menschen                               Wer aus dem Meer Nahrung nimmt, verändert die komplexen Nahrungsnetze. Der Mensch greift heute                                                                                                               Kohlendioxyd sind
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         25 kg
                                               Im Ozean leben rund                                                                                                                                                                                                                                 die Lebensgrundlagen
                                               15’000 Fischarten. Acht                wie ein effizientes Raubtier ein. Aber auch die 250’000 bisher bekannten Meerestierarten beeinflussen                                                                                                                                                                                        2,5 kg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   für Phytoplankton
                                               Arten machen ein Viertel               das Meer und sich gegenseitig.                                                                                                                                                                                                                   für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    frass                   frassen               frassen                          frass
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Phytoplankton
                                                                                                                                                                                                                                                                                   CO2
                                               der Gesamtfänge aus.                                                                                                                                                                                                                                Phytoplankton bindet                                         der Thunfisch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   einen beachtlichen Teil
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   des Treibhausgases CO2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               100 Gramm                        mittelgrosse          kleine Fische         pflanzenfressendes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Thunfischfleisch                      Fische                Larven                 Zooplankton

                                                      80
                                                      Mio. t
                                                                                                                                                        Zooplankton                                            pflanzenfressendes
                                                                                                                                                               tierisches Plankton                             Zooplankton                                                                                                               Biomasse an Land                                                zum Zeitpunkt x vorhandende Biomasse               pro Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         im Vergleich:                                      produzierte Biomasse:
                                                                                                                                                                                                     fleischfressendes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         und im Meer
                                                                                                                                                                                                     Zooplankton                                                                                                                         Im Meer ist 500 bis 1000 Mal weniger
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Biomasse vorhanden als an Land.
                                                                0,0002 Mio. t                                                                                                                                                                                                                                                            Die Biomasse wird im Meer 20 bis 60 Mal
                                                                für Aquarien
                                                                                                                                                         kleine                                                                                                                                                                          pro Jahr umgesetzt, d.h. gefressen, zersetzt
                                                                                                                            mittelgrosse                 Fische                                                                                                                                                                          und neu geboren. Auf dem Land wird die
                                                                                                                            Fische und                                                                                                                                                                                                   Biomasse nur alle 10 bis 20 Jahre einmal

  50'000
                                                                                                   grosse                   Kalmare                                                                                                                                                                                                      umgesetzt. Die jährliche Produktion von

                                           Meeresfische                                            Fische                                                                                                                                                                                                                                Biomasse ist aber im Meer und an Land

                                           Die Meeresfische fressen zusammen
                                           in einem Jahr total 50’000 Millionen
                                                                                                                                                                                                 Fischeier / Fischlarven
                                                                                                                                                                                                       Jungfische                   PLANKTON              Photosynthese                      Phytoplankton
                                                                                                                                                                                                                                                                                             pflanzliches Plankton
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         fast identisch.                                                   im Meer               an Land                           im Meer          an Land

  Millionen Tonnen
                                           Tonnen Fisch und Plankton.
                                                                                               Legende:                                                                                                                                                                                                                                  Was wäre, wenn alle
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Mondfisch                      nach 365 Tagen              nach 3 Jahren
                                                                                               A              fressen            B                                                                                                                                                                                                       überleben würden?
                                                 Blauwale                                      A            ist Basis für        B                                                                                                                                                                                                       Wer viele Eier legt, rechnet mit Verlusten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Würden z.B. alle 30 Millionen Jungen eines
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Mondfischweibchens und auch deren
                                                            9
                                                          Mio. t
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Nachkommen überleben, bestünde das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Meer bereits nach 15 Jahren nur noch
                                                                vor allem                                                                                Bartenwale                                                                                                                                                                      aus Mondfischen! Tatsächlich erreichen                                  nach 7 Jahren                   nach 10 Jahren              nach 15 Jahren
                                                                Kleinkrebse (Krill)                                                                      z.B. Blauwal                                                                                                                                                                    bloss wenige Junge ihre Geschlechtsreife.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Theoretisch müssten es nur zwei sein,

      175
                                                                kleine Fische
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         damit der Mondfischbestand erhalten
                     Thunfische                                                                                                                                                                                                                                                                                                          bleibt: eines wird seine Mutter, das andere
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         seinen Vater ersetzen.
                     vor allem                   Pinguine

       Mio. t        mittelgrosse Fische
                     Kalmare
                     Krebse
                                                         20                           60' 000 Millionen                                    Was ist Biomasse?                                                                                                                        Was ist Plankton?                                    15’000 hungrige Blauwale

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       235 '000 ×
                                                         Mio. t                                                                            Biomasse ist das Gesamtgewicht der Lebewesen                                                                                             Zum Plankton gehören alle Mikroorganismen,           In den Sommermonaten vertilgt ein Blauwal
                                                                                      Tonnen Biomasse Meerestiere                          in einem Ökosystem. Dazu gehören alle Bakterien,                                                                                         Pflanzen und Tiere, die im Meer treiben und          schätzungsweise 40 Millionen Kleinkrebse
                                                                vor allem                                                                  Pflanzen, Tiere, aber auch Teile von Lebewesen, wie                                                                                      schweben. Die Planktontiere sind oft sehr klein,     pro Tag, das sind etwa 3,5 Tonnen. Alle
                                                                Kalmare
                                                                                                                                           Holz oder Torf. Im Meer besteht der Hauptteil der                                                                                        sie können aber auch gross sein, wie z.B. die        15’000 in den Meeren lebenden Blauwale
                                                                Silberfische
                                                                Sardellen
                                                                Sardinen
                                                                                      10' 000 Millionen                                    Biomasse aus Planktonlebewesen. Die tierische
                                                                                                                                           Biomasse im Meer wiegt 60’000 Millionen Tonnen.
                                                                                                                                                                                                                                        rund95 %       der Meeres-Biomasse          gelbe Haarqualle mit einem Meter Durchmesser
                                                                                                                                                                                                                                                                                    und 40 Metern Länge. Die Meeres-Biomasse
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         vertilgen zusammen somit ca. 9 Millionen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Tonnen Kleinkrebse pro Jahr, dies entspricht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 40 TONNEN                        KLEINKREBSE
                                                                Krill                 Tonnen Biomasse Meeresfische                         10’000 Millionen Tonnen davon sind Fische.                                                   besteht aus Planktonlebewesen               besteht zu 95 Prozent aus Planktonlebewesen.         ca. 235’000 40-Tonnen-Lastwagen.
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
16                                     Aktuelles aus dem Zolli | Quallen und Korallen                                                                                                                                                   17

                                       Die Zucht der hübschen
                                       Nesseltiere für das Ozeanium
Quallen und Korallen sind mitein-      Quallen haben einen sonderbaren Lebenszyklus. Ein wenige Millimeter klei-
ander verwandt. Sie gehören zu den     ner und am Meeresboden festgewachsener Polyp vermehrt sich ohne Sex, er hat
Nesseltieren, denen unter anderem      nicht einmal Geschlechtsorgane. Er kann sich aber sehr schnell vervielfältigen:
die Nesselzellen, die vielfältigen     durch Klonen. Die Tochterpolypen sind genetisch mit der Mutter identisch. Ver-
Vermehrungsweisen oder der einfa-      ändern sich seine Umweltbedingungen, ändert der Polyp seine Strategie: Er treibt
che, «sackförmige» Körperbau           nun spezielle «Knospen», die sich ablösen und fortan als Medusenlarve im freien
gemeinsam sind. Die Nesselzellen       Wasser treiben und sich von Plankton ernähren. Wenn die Meduse erwachsen
sind mikroskopisch kleine Har-         wird, bildet sie Geschlechtsorgane aus. Es gibt auch bei Quallen Männchen und
punen, mit denen Korallen und          Weibchen! Eine Paarung jedoch findet nie statt, sondern Eier und Spermien wer-
Quallen Planktonnahrung erbeuten.      den direkt ins Umgebungswasser abgegeben. Daraus entsteht eine Larve, die sich
Meist enthalten diese Zellen auch      einige Tage später wieder am Meeresgrund festsetzt und wieder zu einem Poly-
starke Gifte, die zur Jagd und zur     pen auswächst. Im Vivarium pflegen die Quallenzüchter die kleinen Polypen.
Feindvermeidung eingesetzt             Mit viel Erfahrung und wechselnden Wassertemperaturen bringen sie die Poly-
werden. Wer je eine Feuerqualle        pen dazu, Medusen zu produzieren. Diese werden dann in «Plankton-Kreiseln»
berührt hat, erinnert sich an deren    (Aquarien mit Rundströmung) aufgezogen. Seit einigen Jahren bereiten sich die
Wirkung ein Leben lang. Die etwa       Vivariumsleute bereits auf die grosse Quallenzucht im Ozeanium vor. Es wird
150 Quallen- und 7500 Korallen-        viel getüftelt und optimiert, damit dannzumal Tausende von Quallen die neu-
arten nehmen im Meer eine bedeu-       en grossen Aquarien bevölkern können. Vier Quallenarten werden bisher fast
tende Rolle als Planktonfresser        schon routinemässig gezüchtet!
in den Nahrungsnetzen ein.             Ähnliches passiert auch bei den Korallen. Etwa drei bis vier Jahre vor der Eröffnung
Sie kommen in allen Meeren und         des Ozeaniums werden im Keller des Vivariums Hunderte von Korallenstöcken in
Klimazonen vor und verbringen          einer grossen «Zuchtanlage» vermehrt werden. Die Biologie der Korallen kommt
einen Teil ihres Lebens als treiben-   uns etwas entgegen: Korallen besitzen enorme Wachstums- und Regenerations-
de Organismen und einen ande-          fähigkeiten. Aus einer grossen Steinkoralle lassen sich Dutzende Bruchstücke ge-
ren Teil als festsitzende Plankton-    winnen, die – richtig behandelt – wieder zu grossen Korallenblöcken heranwach-
filtrierer. Sie werden im Ozeanium     sen. Weichkorallen kann man auf ähnliche Weise vermehren. Wichtig ist jedoch,
dereinst eine grosse Rolle             dass das Umfeld (Wasserqualität, Strömung, Beleuchtung und Nährstoffangebot)
in der Vermittlung des Meeres-         genau auf die Korallen zugeschnitten ist. Auf Zukäufe kann wie bisher weitgehend
schutzes einnehmen.                    verzichtet werden. Die meisten Korallen im Vivarium sind ebenfalls aus der eige-
                                       nen Zucht oder aus Gaben von anderen Aquarien hervorgegangen. Korallen bilden
                                       die grössten biogenen Strukturen der Erde. Das von James Cook entdeckte Great
                                       Barrier Reef in Australien ist mit 2300 Kilometern Länge das grösste Korallenriff
                                       der Erde. Eine Steinkoralle ist nicht ein Einzeltier, sie besteht aus Hunderten, ja
                                       Tausenden von winzigen Individuen, den Polypen. Diese bilden gemeinsam eine
                                       grosse Kolonie, wobei jeder Polyp in sich ein komplettes Tier ist, mit Stoffwechsel,
                                       Verdauungs- und Geschlechtsorganen und einfachem Nervensystem. Jeder Polyp
                                       produziert an seinem unteren Ende ein kalkiges Skelett, er baut also am gemein-
                                       samen Gebäude – man könnte fast sagen am «Kommunenhaus» – für die ganze
                                       Kolonie mit. Korallen wachsen entgegen vielen Behauptungen recht schnell: Eine
                                       Steinkoralle kann im Aquarium bis zu 20 Zentimeter pro Jahr wachsen. In der Na-
                                       tur wird das schnelle Wachstum von Stürmen, Parasiten oder Fressfeinden wie
                                       Papageienfischen oder Seesternen förmlich «weggefressen».
                                                                                                                              Vermehrt sich prächtig im Vivarium: die Nordpazifische Krustenanemone (grosses Bild). Witwenrosen
                                                                                                                              vermehren sich durch Spaltung. Einzelne Polypen einer roten Hornkoralle. Werden im Zoo Basel gezüchtet:
                                                                                                                              gepunktete Wurzelmundqualle, Spiegeleiqualle (rechts, von oben nach unten).
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 25 201 8 NUMMER
18   Aktuelles aus dem Zolli | Interview mit dem Zoodirektor                                                                                                                                                                                                    19

     «Das Ozeanium ist ein Meilenstein
     für den Zolli von morgen»
     Olivier Pagan, als Zoodirektor bringt man Sie eher mit Löwen, Elefanten oder Nashör-                       Gerade kürzlich hat ja die Zooschweiz, die Vereinigung der wissenschaftlich geführ-
     nern in Verbindung. Was begeistert Sie so am Projekt Ozeanium?                                             ten Zoos der Schweiz unter dem Patronat der WAZA (World Association of Zoos und
     Die Welt der Meere ist noch voller Geheimnisse. Jedes Jahr entdecken Forscher                              Aquariums), auf der Rigi ein Symposium zur Digitalisierung abgehalten. Was kam da-
     2000 neue Tier- und Pflanzenarten im Meer! Gleichzeitig belasten wir Menschen                              bei heraus?
     diesen Lebensraum stark.                                                                                   Am Anfang des Lernprozesses steht idealerweise eine direkte Begegnung mit ei-
     Ich bin überzeugt, dass wir es uns nicht mehr leisten können, partiell statt ganz-                         nem Phänomen, die Fragen aufwirft. Die digitale Wissensvermittlung funktio-
     heitlich auf die Natur zu schauen. Mit dem Ozeanium will der Zoo Basel aufzei-                             niert dann, wenn sie parallel und ergänzend zur authentischen Begegnung beim
     gen, wie die Ökosysteme der Erde miteinander verbunden sind. Ohne Anbindung                                Zoo- oder Aquariumsbesuch wirkt. Das ist selbstverständlich beim Ozeanium
     des Wissens über die Meere und ihre Bewohner können wir die Besucherinnen                                  genauso geplant. Wenn die Leute bei uns staunen, sehen, riechen, hören, erleben
     und Besucher des Zolli nicht ganzheitlich für einen nachhaltigen Lebensstil sen-                           können, ist das mit nichts zu toppen! Mit solchen Beobachtungen lernen sie viel
     sibilisieren. Der Zoo Basel als anerkannter Experte für Umweltbildung will die                             mehr über ökologische Zusammenhänge, setzen sich intellektuell ganz anders
     heutige Idee «Zoo» weiterentwickeln – das Ozeanium ist ein Meilenstein für den                             und intensiver mit Tier- und Umwelt- und eben Meeresschutz auseinander. Gera-
     Zolli von morgen.                                                                                          de in unserer immer städtischeren und sich der Natur entfernenden Gesellschaft
     Basel liegt am Meer, sagen Sie gerne. Aber die Schweiz ist doch ein Binnenland,                            ist das für uns als Zoo der einzige Weg, um unseren Besuchern wirkungsvoll
     und im Rhein hat es kein Salzwasser …                                                                      Wertschätzung und Respekt für Tiere, Umwelt und Natur zu vermitteln.
     … Meere und Ozeane machen rund siebzig Prozent der Erdoberfläche aus und sie
     binden 97 Prozent allen Wassers auf der Welt. Auch der Rhein fliesst ins Meer.
     Die Menschen nutzen die Meere, Seen und Flüsse als Nahrungsquelle, Fracht-
     weg, Mülldeponie. Das Meer ist ein Sehnsuchtsort und wird gleichzeitig über-
     nutzt. Als wissenschaftlich geführter Zoo haben wir die Aufgabe zu zeigen, wie
     die Ozeane zu schützen und sinnvoll zu nutzen sind, damit sie den nächstfolgen-
     den Generationen als Ressource erhalten bleiben.
     Und was hat der Kanton Basel-Stadt vom Projekt Ozeanium?
     Es geht meinem Team und unseren vielen ideellen Unterstützern darum, den
     Zolli um ein nichtkommerzielles Projekt mit internationaler Ausstrahlung zu
     erweitern. Das wertet den Wissens-, Kultur- und Tourismusstandort Basel auf
     und öffnet, bei Bau und Betrieb, auch interessante Verdienstmöglichkeiten für
     lokale Unternehmen.
     Stichwort «erweitern»: Sie brauchen neuen Raum, um Ihr Projekt zu bauen.
     Der Zoo Basel hat sich seit 1960 flächenmässig nicht mehr vergrössert. Aber wir
     haben uns erfolgreich in der Qualität entwickelt. Es sind Themenanlagen ent-
     standen: beispielsweise das Etoschahaus, das den Nahrungskreislauf erklärt,
     und Gamgoas, das sich dem Naturschutz widmet. In die neuen Anlagen fliessen
     laufend die neuesten Forschungserkenntnisse ein.
     Die Ozeanium-Gegner behaupten, moderne Wissensvermittlung finde digital statt!
     Ozeanium-Gegner machen derzeit viel Lärm in den Medien, auch mal mit Pseu-
     dovorschlägen wie eben jenem, doch ein virtuelles Grossaquarium zu bauen.
     Nicht wenige haben das eigentliche Ziel, auch gleich den Zolli zu verbieten. Mich
     ärgert ungemein, wenn ignoriert wird, dass wir Zooexperten in der Wissensver-
     mittlung längstens mit der ganzen Bandbreite von Vermittlungsmöglichkeiten
     arbeiten.

     Zoodirektor Olivier Pagan möchte die Ozeanium-Besucherinnen und -Besucher für den Schutz des Meeres        Lernen durch originale Begegnungen: Der Clownfisch sucht Schutz in der nesselnden Seeanemone.   Ein Kaiserfisch lässt sich von einem Putzerfisch die
     gewinnen. Wie heute im Vivarium wird es auch im Ozeanium Führungen hinter die Kulissen geben.                                                                                                              Kiemen reinigen. Topfbauchseepferdchen balzen in den
     Eine Zoo-Mitarbeiterin erklärt die Funktion des Meeresschneckenhauses. Am alljährlichen World Oceans Day                                                                                                   Morgenstunden im Vivarium (von oben nach unten).
     klären Meeresbiologen das Publikum über Meeresphänomene auf (links, von oben nach unten).
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20                                      Aktuelles aus dem Zolli | Vier Fakten zum Ozeanium                                                                                                                                                                        21

                                        Vier Behauptungen – und wie es wirklich ist
Das Ozeanium sorgt für Diskussio-       BEHAUPTUNG 1  Rund 80 Prozent aller gefangenen Fische sterben, bevor sie über-                            durch und die Tierpfleger erkennen im täglichen Umgang rasch, wenn etwas
nen. Gut so! Der Zoo Basel be-          haupt in einem Aquarium landen.                                                                           nicht stimmen sollte. Im Vivarium leben viele Fische, die in der Natur niemals
grüsst eine lebhafte Debatte bei die-   FAKT IST  Wenn, wie im Zoo Basel, das Know-how vorhanden ist, können Fi-                                  ihr jetziges Alter erreichen könnten, wie zum Beispiel Falterfische, Kaiserfische
sem spannenden Bildungsprojekt,         sche schadlos transportiert werden Das bestätigt die UN-Organisation UNEP,                                und die Meerjunker. Fische im Aquarium sind oft grösser als in der Natur.
hilft sie doch dabei, das wichtige      die schreibt, dass bei professionellem Umgang nur wenige Prozent der Fische                               «Gross» heisst bei Fischen auch «alt», denn sie wachsen ihr Leben lang. Im
Thema Natur- und Artenschutz in         beim Transport Schaden nehmen. Auch das Bundesamt für Veterinärwesen kam                                  Zoo Basel sterben die Fische meist den Alterstod. Dass 98 Prozent der Fische
den Fokus der Öffentlichkeit zu         in einer Studie zum Schluss, dass nur rund 1,5 Prozent der Tiere den Transport                            im ersten Jahr sterben, ist falsch.
bringen. Doch ist es dem Zolli auch     nicht überleben.                                                                                          BEHAUPTUNG 4  Zoos und Grossaquarien haben keinerlei pädagogischen Effekt.
ein Anliegen, eine fundierte und        Der Zoo Basel hat dank dem Vivarium fast 50 Jahre Erfahrung im Kauf und in                                FAKT IST  Bei 40 Prozent der Kinder, die von einem Experten durch den Zoo
faktenbasierte Debatte zu führen.       der Zucht von Meerestieren und kann die richtige Behandlung garantieren. Er                               geführt werden, wird das Bewusstsein für Tierschutz und Arterhaltung ge-
Falschbehauptungen sollen nicht un-     arbeitet auch mit Aquarien im Ausland zusammen, um fehlbare Händler identi-                               schärft – das beweisen Studien ganz klar. Solche Umweltbildung ist auch ein
widersprochen in die Diskussion         fizieren und meiden zu können, und arbeitet nur mit Händlern, die ihm persön-                             grosses Anliegen des Zoo Basel. Die Qualität dieser Führungen ist hoch. Letztes
einfliessen. Deshalb möchten wir        lich bekannt sind.                                                                                        Jahr besuchten beinahe 50’000 Schülerinnen und Schüler den Zoo und erfuhren
hier – objektiv und faktenbasiert –     Weiter kauft der Zoo Basel hauptsächlich junge Fische, die im Transport weniger                           mehr über Tiere, deren Lebensraum und dessen Schutz. Auch im Ozeanium wird
zu den von politisch motivierten        empfindlich sind als erwachsene Tiere. Dank diesen Massnahmen verliert der                                der Zoo Basel eng mit Schulen zusammenarbeiten und eigens Laborräume für
Kritikern am häufigsten verbreiteten    Zolli praktisch keine Meerestiere bei Einkauf, Transport oder Akklimatisa-                                Schulklassen erstellen, sodass Kinder und Jugendliche sich hautnah mit dem
vier falschen Behauptungen Stel-        tion.                                                                                                     Thema Umwelt- und Artenschutz beschäftigen können. Zudem arbeitet der Zoo
lung nehmen.                            BEHAUPTUNG 2  Der Fang von wilden Fischen führt zu deren Ausrottung.                                      Basel mit verschiedenen Institutionen zusammen, so zum Beispiel dem welt-
                                        FAKT IST Wenn nachhaltige Fangmethoden angewandt werden, richtet dies                                     weit renommierten GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel,
                                        in der Natur keinen Schaden an. Ein nachhaltiger Fang von Aquariumsfischen                                um die Forschung im Bereich Natur- und Artenschutz vorantreiben zu können.
                                        ist gewährleistet, wenn Spezialisten darauf achten, dass auf umweltschädigende                            Eine gute Natur-Bildung – wie im Ozeanium geplant – ist die beste Grundla-
                                        Fangmethoden wie den Fang mit Gift verzichtet wird, und die Fische auf nachhal-                           ge für erfolgreichen Natur- und Artenschutz.
                                        tige Weise gezielt dem Meer entnommen werden. Der Zolli kann dies dank lang-
                                        jähriger Erfahrung und Kontrollmechanismen sicherstellen (vgl. Behauptung 1).
                                        Solange also die Umweltbedingungen stimmen, wird der Fang von wilden Fi-
                                        schen nicht zur Ausrottung führen. Meeresfische produzieren nämlich im All-
                                        gemeinen eine enorme Anzahl Nachkommen – ein Steinbutt legt pro Kilo Kör-
                                        pergewicht rund eine Million Eier, den Rekord hält der Mondfisch mit bis zu 300
                                        Millionen (!) Eiern. Solange ihr Lebensraum intakt ist, sterben sie nicht aus – und
                                        ein nachhaltiger Fang von Fischen ist möglich. Fische sind deshalb beispielswei-
                                        se nicht mit einem gefährdeten Nashorn vergleichbar, das höchstens alle drei
                                        Jahre Nachwuchs bekommt. Entscheidend ist der Schutz der Lebensräume, in
                                        denen sich die Tiere vermehren können. Genau dafür setzt sich der Zolli mit
                                        den Aufklärungs- und Bildungsmassnahmen im Ozeanium ein.
                                        BEHAUPTUNG 3  Tiere im Aquarium werden krank und sterben früher, 98 Prozent
                                        der Fische sollen bereits im ersten Jahr sterben.
                                        FAKT IST Das Gegenteil ist richtig. Tiere leben im Zoo oder in einem Gross-
                                        aquarium normalerweise länger als in der freien Wildbahn. Während in der
                                        Natur unzählige Fressfeinde, Hunger, Krankheiten und sonstige Gefahren lau-
                                        ern, werden die Tiere im Zoo Basel gehegt und gepflegt.
                                        Sie werden regelmässig medizinisch kontrolliert und bei Bedarf behandelt. Der
                                        Zootierarzt führt routinemässige Prophylaxen und Quarantäneprogramme
                                        Von Plankton über Muscheln und Krebse bis zu Fischfilet: Etwa 70 verschiedene Futtermittel werden den     Fisch-Methusaleme: Seit 1995 lebt dieser Maskenfalterfisch im Vivarium (grosses Bild). Auch diesem Meerjunker
                                        Wassertieren serviert. Ein ausgeklügeltes Menu für jeden Geschmack! Jeden Monat wird die Wasserqualität   ist sein hohes Alter anzusehen: fahle Farbe und wellige Haut (kleines Bild).
                                        eingehend geprüft (links, von oben nach unten).
22                                 Forschung | Ein Blick in die Tiefsee                                                                                                                                                                                        23

                                   Kooperation mit dem GEOMAR                                                                    Werden Sie Mitglied des Vereines                                                    Veranstaltungen
                                   Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung                                                          Freunde des Zoo Basel!                                                              Zoo Basel
Im Hinblick auf das Ozeanium ist   Die Forschungsschwerpunkte von GEOMAR sind folgende Themen: die Rolle des                     Liebe Leserin, lieber Leser Vor Ihnen liegt das Zoo Basel Magazin. Herausgeber
der Zoo Basel 2017 mit dem         Ozeans im Klimawandel, menschlicher Einfluss auf marine Ökosysteme, mari-                     ist der Verein der Freunde des Zoo Basel. Das Heft entspricht ganz und gar un-      ZOLLI NIGGI NÄGGI.
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für       ne Ressourcen, Plattentektonik und marine Naturgefahren. Ein aktuelles For-                   serer Zielsetzung. Im Mittelpunkt stehen die Tiere. Die Fachleute des Zoo Basel
                                                                                                                                                                                                                     Mittwoch, 5. Dezember 2018,
                                                                                                                                                                                                                     14 –17 Uhr
Ozeanforschung Kiel eine Koope-    schungsbeispiel dreht sich um den Weg des Plastiks in den Ozeanen. Zusammen                   berichten mit Worten und Bildern über sie und über die Erkenntnisse als Exper-      Santiglaus und Schmutzli sind im Zolli un-
ration eingegangen. Das GEOMAR     mit weiteren Wissenschaftlern haben Forschende des GEOMAR experimentell                       tinnen und Experten der Zoobiologie und der Tiermedizin.                            terwegs. Bei den Flamingos und den
ist eine der weltweit führenden    nachgewiesen, dass Mikroplastik im Meerwasser mit natürlich vorkommenden                      Wir sind stolz darauf, dass wir zweimal jährlich dieses Magazin herausgeben         Brillenpinguinen können Kinder einen Vers
Institutionen in der Meeresfor-    Partikeln interagiert und sogenannte Aggregate bildet. Diese Aggregatbildung                  und finanzieren dürfen. Ohne ablenkende Werbung. Damit dies weiterhin mög-          aufsagen oder ein Lied vortragen und
                                                                                                                                                                                                                     erhalten ein kleines Geschenk.
schung. Im Winter eröffnet der     könnte erklären, wie Mikroplastik in den Ozeanen von der Oberfläche in tiefere                lich sein wird, möchten wir Sie als Mitglied des Freundevereins gewinnen – falls    In Zusammenarbeit mit Coop gibt es für
Zolli zusammen mit dem GEOMAR      Wasserschichten sinkt.                                                                        Sie es nicht schon sind.                                                            Besucherinnen und Besucher zudem einen
eine kleine Tiefsee-Ausstellung.   GEOMAR hat ein einzigartiges «Instrumentarium» zur Verfügung: Vier For-                       Die Mitglieder des Freundevereins werden viermal pro Jahr zu fachkundig ge-         Bon für einen Gratis-Grättimann und eine
                                   schungsschiffe sind praktisch rund ums Jahr unterwegs, um Wissenschaftlern                    führten Zolli-Rundgängen eingeladen. Zwei Vorträge informieren über spannen-        heisse Schokolade («s’het solangs het»).
                                                                                                                                                                                                                     Gratis-Eintritt für Kinder bis 15 Jahre,
                                   aus der ganzen Welt Meeresforschung zu ermöglichen. Ausserdem verfügt GEO-                    de Forschungsprojekte auf dem Felde des Tierschutzes und des Artenschutzes.         30 % Vergünstigung auf restliche Eintritte,
                                   MAR über das einzige bemannte Forschungstauchboot Deutschlands, die «Jago»,                   Zur Jahresversammlung gehört jeweils ein interessanter Vortrag. Das Kinderpro-      Abos sind gültig.
                                   ferngesteuerte Unterwasserroboter sowie ein autonomes Unterwasserfahrzeug,                    gramm «Zolligumper» erfreut sich grosser Beliebtheit. Ebenso der jährliche Aus-
                                   die «Abyss».                                                                                  flug in einen Zoo der weiteren Region.                                              DREIKÖNIGSTAG.
                                                                                                                                                                                                                     Sonntag, 6. Januar 2019
                                   Auch in der Tiefsee wird beim GEOMAR geforscht. Demnächst gibt eine kleine                    Der Freundeverein fördert mit jährlichen finanziellen Beiträgen und mit einem
                                                                                                                                                                                                                     10 –16 Uhr
                                   Ausstellung mit Tiefseeorganismen, die das GEOMAR dem Zoo Basel zur Verfü-                    besonderen Projektkredit die Zoopädagogik. Die Spendengelder dienen aus-            An diesem besonderen Tag darf jedes
                                   gung gestellt hat, einen Einblick in die Vielfalt der zum Teil bizarr aussehenden             schliesslich der Finanzierung sinnhafter Projekte des Zoos. Wir betreiben die       Kind einmal König sein und sich eine Krone
                                   Tiefseelebewesen.                                                                             «Infomobile» – die von Fachleuten gestalteten Wagen, die jeweils über ein The-      aufsetzen. Coop und der Zoo Basel laden
                                                                                                                                                                                                                     feierlich zum Dreikönigskuchen-Essen ein.
                                   Der Zoo Basel hat dank der Kooperation mit dem GEOMAR Zugang zu den aktu-                     ma informieren.
                                   ellsten Entwicklungen in der meereskundlichen Forschung. Dies wird in die Ver-                Die Mitglieder des Vereines Freunde des Zoo Basel erhalten vertiefte zoologische
                                   mittlungstätigkeit des Zoo Basel einfliessen, und im geplanten Ozeanium kann                  Einblicke. Die Informationen über die Tiere wecken Freude an der Tierwelt. Es       MUTTERTAG.
                                   das Publikum an den Resultaten dieser Spitzenforschung teilhaben. Durch die Zu-               geht zudem wesentlich um Tierschutz und Artenschutz. Die Erhaltung der so-          Sonntag, 12. Mai 2019,
                                   sammenarbeit mit dem GEOMAR möchte der Zoo Basel seine wissenschaftliche                      genannten Biodiversität (biologische Vielfalt) führt zu kritischen Anfragen an      10 –16 Uhr
                                                                                                                                                                                                                     Zum zweiten Mal findet im Zoo Basel der
                                   Vermittlungstätigkeit stärken und die meereskundliche Forschung fördern.                      das menschliche Verhalten in der Arbeitswelt und der Freizeit. Unser Ziel ist die   Coop Muttertag statt. An diesem Tag dürfen
                                   Bereits jetzt zeigt das GEOMAR die Resultate seiner Forschung im Zoo Basel. Bei-              Begegnung mit der Natur mit ihren wunderbaren, aber auch harten Seiten, mit         Kinder ein Foto von sich aufnehmen und
                                   spielsweise am letzten World Oceans Day mit Vorträgen und einem Infostand                     der Gesamtheit der Natur, nicht nur mit den schönen und niedlichen Aspekten.        in einem selbstbemalten Bilderrahmen ihrem
                                   und nun mit einem Blick in die Tiefsee. Auch in den nächsten Jahren sollen Zoo-                                                                                                   Mami zum Muttertag schenken.
                                                                                                                                 Wir freuen uns auf weitere anspruchsvolle und kritische Mitglieder. Der Freun-
                                                                                                                                                                                                                     Frauen haben an diesem Tag kostenlosen
                                   besucherinnen und Zoobesucher dank dem GEOMAR und dem Ozeanium am                             deverein führt mehrere Freiwilligen-Gruppen. Wer mehr tun möchte als aus-           Eintritt.
                                   Wissensschatz des GEOMAR teilhaben und so buchstäblich in die Welt der Oze-                   schliesslich Veranstaltungen besuchen, ist herzlich dazu eingeladen.
                                   ane eintauchen können.                                                                        Wir freuen uns auf neue Mitglieder! Peter Schmid

                                                                                                                                 Eine Anmeldung ist auf zwei Arten möglich                                           NEWSLETTER ZOO BASEL.
                                                                                                                                                                                                                     Möchten Sie regelmässig per Email über
                                                                                                                                 > elektronisch unter: www.zoobasel.ch/freunde                                       die Neuigkeiten im Zoo Basel informiert
                                                                                                                                 > persönlich via: Flyer, der an jeder Zollikasse erhältlich ist                     werden? Dann melden Sie sich an unter:
                                                                                                                                                                                                                     www.zoobasel.ch/newsletter

                                                                                                                                                                                                                     Zoologischer Garten Basel AG,
                                                                                                                                 Mitgliederbeiträge                                                                  Binningerstrasse 40, 4054 Basel
                                                                                                                                 Einzelmitgliedschaft CHF 50.– | Haushaltsmitgliedschaft CHF 75.–                    Telefon +41 (0)61 295 35 35
                                                                                                                                                                                                                     zoo@zoobasel.ch | www.zoobasel.ch

                                   U-Boot «Jago» wird gewassert. Die «Alkor» auf Forschungsreise (links, von oben nach unten).
                                   Für Schnecken und Muscheln könnte die Ozeanversauerung zum Problem werden:
                                   Kegelschnecke, Miesmuscheln, Kaurischnecke (untere Bildreihe, von links nach rechts).
Veranstaltungen Freundeverein
                                                                        Vorschau
Aktivitäten der Freunde
Zum 100-jährigen Jubiläum bietet der Freundeverein seinen Mitgliedern
im 2019 ein ausgedehnteres Programm an. Neben einer Jubiläums-
GV mit Essen finden eine dreitägige Zoo-Reise und eine eintägige
Tagung zum Thema «Mensch – Tier – Zoo» statt. Das restliche
Programm findet im gewohnten Umfang statt. Die Einladungen für die
erweiterten Veranstaltungen werden zu gegebener Zeit folgen.

Für die Freunde-Rundgänge ist eine telefonische Anmeldung
erforderlich (061 295 35 35).
Anmeldung ab vier Wochen vor dem Termin möglich.
Die Themen der Vorträge «Freunde wissen mehr» sind unter
www.zoobasel.ch /freunde zu finden. Anmeldung ist nicht erforderlich,
das Zolli-Restaurant ist jeweils ab 18.30 Uhr offen.

Montag, 28. Januar 2019, 18.15 – 19.15 Uhr
Freunde-Rundgang, Winter, Anmeldung erforderlich                        100 Jahre Freundeverein
Samstag, 4. Mai 2019, 7.45 – 8.45 Uhr
Freunde-Rundgang, Frühling (inkl. Kaffee und Gipfeli),                  1919 wurde der Freundeverein des
Anmeldung erforderlich                                                  Zoologischen Gartens Basel gegründet.
Donnerstag, 20. Juni 2019, 19 Uhr, Zolli-Restaurant                     Ziel des Freundevereins ist es,
«Freunde wissen mehr», Vortrag, ohne Anmeldung                          das Interesse der Bevölkerung und der
Mittwoch, 26. Juni 2019, 19 Uhr                                         Behörden am Zoo Basel zu fördern
Jubiläums-GV inkl. Nachtessen                                           und die Idee des weltweiten Tier- und
Donnerstag, 22. August 2019, 20 –21 Uhr                                 Artenschutzes in breiten Kreisen zu
Freunde-Rundgang, Sommer, Anmeldung erforderlich                        verankern. Im nächsten Magazin schauen
Samstag, 7. September 2019                                              wir zurück auf die Geschichte des
Freunde-Reise                                                           Freundevereins. Seine Rolle wandelte sich
Samstag, 28. September bis Montag, 30. September 2019                   stets im Laufe der Jahrzehnte.
Jubiläumsreise                                                          Wir skizzieren Überlegungen zur gegen-
Samstag,19. Oktober 2019, 10 –11 Uhr                                    wärtigen und zukünftigen Aufgabe
Freunde-Rundgang, Herbst, Anmeldung erforderlich                        eines zeitgemässen Freundevereins.
Samstag, 16. November 2019, 9 –16 Uhr                                   Zudem wird die Bedeutung der Zoo-
Jubiläums-Tagung «Mensch – Tier – Zoo»                                  freundinnen und -freunde aus der Sicht
                                                                        des Zolli beschrieben.
                                                                        Wie immer werden wir über Tiere berich-
ZolliGumper                                                             ten. Sie stehen stets im Zentrum unserer
Kinderangebot des Freundevereins                                        Aktivitäten und des Magazins.
Infos unter www.zolligumper.ch
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