MITTEILUNGEN aus dem Stadt-und Stiftsarchiv Aschaffenbur g - Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

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MITTEILUNGEN
     aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
    ISSN 0174-5328                                Bd. 5 (1996-1998), Heft 4                              September 1997

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    Haupteingang Schönborner Hof

    (Zeichnung: Rainer Erzgraber, Aschaffenburg)
Inhalt
Hans-Bernd Spies, Die frühesten E1wähnungen des Aschaffenburger Stadt-
teiles Nilkheim in verschiedenen schriftlichen Quellen ........        137

Hans-Bernd Spies, Erinnerungen eines Eisenhüttenmannes an seine tu-
dienzeit in Aschaffenburg: Carl Maximilian Lassen ...........       156

Werner Krämer, Vor 100 Jahren wurde der Ludwigsbrunnen in Aschaffen-
burg feierlich enthüllt .. ................. ................. 161

Carsten Pollnick, Chronologie einer Hausverschiebung in Aschaffenburg
vor 100 Jahren .................... ................ ....... 168

Renate Welsch und Helga Pösinger, Das erste Halbjahr 1997 im Spiegel der
Lokalpresse ...............................................174

Mitarbeiterverzeichnis
Werner Krämer, Deutsche Str.59, 63739 Aschaffenburg
Helga Pösinger, Kästerweg 6b, 63741 Aschaffenburg
Carsten Pollnick, Westendstr. 1, 63808 Haibach
Dr.phil.Hans-Bernd Spies, M. A., Neubaustr.27, 63814 Mainaschaff
Renate Welsch, Höhenstr.9, 63829 Krombach

Vorschau auf kommende Hefte:
Martin Goes, Über die Anzahl der in Aschaffenburg s it 1821 nichtehelich Ge­
borenen - Martin Goes, Wilhelm Mühlon und Friedrich D ssauer.Das Ende ei­
ner Fr undschaft - Helmuth Dippner, Der Aufenthalt Johann Philipp Graf von
Stadions in Aschaffenburg - Werner Krämer, Aschaffenburg in den Tag n nach
der Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner.Belagerungs­
zustand und Pressezensur - Hans-Bernd Spies, W ilhelm Heins und Aschaffen­
burg - Hans-Bernd Spies, Dalberg und die italienische Sprache - Hans-Bernd
Spies, Hit! r-Begeisterung in Aschaff nburg 1933 - Hans-B rnd Spies, Dalberg
und Lichtenberg.

Mitteilungen aus eiern Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg im Auftrag der Stadt Aschaffen­
burg - Stadt- und Stiftsarchiv - herausgegeben von I-lans-ßerncl Spies

Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Werrnbachstraße 15, D-63739 Aschaffenburg

Gesamtherstellung: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, 91 :13 Neustadt an der Aisch
Die frühesten Erwähnungen des Aschaffenburger Stadtteiles
       Nilkheim in verschiedenen schriftlichen Quellen
                                        von Hans-Bernd Spies

Die früheste, im eigentlichen Sinne des Wortes urkundliche' Erwähnung Nilk­
heims, das seit 1855 endgültig zu Aschaffenburg gehört', stammt aus dem Jahre
12983 und ist damit fast 150 Jahre jünger als die desjenigen Aschaffenburger
Stadtteiles, der zuerst in einer als Originalausfertigung überlieferten Urkunde
aufgeführt wird (1151/52)4, des 1901 in die Stadt eingemeindeten Leider5. Aller­
dings führt die erste chronologisch gesicherte Nennung Nilkheims zu einem
wesentlich früheren Zeitpunkt, nämlich in das Jahr 8346, wohingegen der seit
1818 durch die Literatur geisternde Zeitraum 711-716, in der dort eine Kirche
                                              7
geweiht worden sein soll, so nicht haltbar ist .

 ' Zum Urkundenbegrif vgl. A!basuer/ von Brandt, Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Hi­
                          f

     storischen Hilfswissenschaften, Stuttgart/ Berlin/ Köln / Mainz 91980, S. 82: ,,Die Urkunde ist ein un­
     ter Beobachtung bestimmter Formen ausgefertigtes und beglaubigtes Schriftstück über Vorgänge von
     rechtserheblicher Natur. Sie ist also ein Erzeugnis des Rechtslebens, nicht ein Erzeugnis der Ge­
     schichtschreibung oder sonstigen menschlichen Dokumentationswillens."
 2
     Vgl. Rudo(f Böbl, Die Einverleibung Aschaffenburgs in Bayern und ihre Auswirkung, vornehmlich auf
     das Ve,waltungswesen, Aschaffenburg 1934, S. 69: ,,Erst 1855 erfolgte eine Entscheidung der Regie­
     rung, die I ... I die eindeutige Zugehörigkeit von Nilkheimer Hof, Schönbusch und Neuhof zum Stadt­
     bezirk aussprach."
 ' Vgl. unten Anm. 22.
  1
     Die Urkunde trägt zwar das Datum des Rechtsgeschäftes (8. Juli 1151), wurde aber erst nach eiern 15.
     Februar 1152 ausgefertigt; vgl. dazu / /ans-Bernd
                                                  -          Spies, Die frühesten Zeugnisse zur Geschichte Lei­
     ders, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 3 0990-1992), S. 162-167, dies
     s. 164-167.
 ' Zur Eingemeindung Leiders vgl. \Klerner Kräme,; Am l. März 1901 wurde das Dorf Leider ein Stadt­
     teil Aschaffenburgs, in: ebd., S. 205-213, bes. S. 205-209.
 '' Vgl. unten Anm. 32.
 ' Diese zeitliche Eingrenzung aufgrund der in der Literatur überlieferten Inschrift (vgl. Anm. 27 u. 29
     sowie Text dazu) erstmals bei .f/obann} Con.rad Dabl, Geschichte und Beschreibung der Stadt
     Aschaffenburg, des vormaligen Klosters Schmerlenbach und des Spessarts, mit Beilagen, Darmstadt
     1818, S. 81: .,Es ist dieses 1. .. 1 der Herzog T h e o b a I d im Rheinischen Franzien und Ripuarien, ein
     Enkel P i p i n s von Herstall, welcher von 711 bis 716 vorkömmt. Ich vermuthe, daß dieser Herzog
     auch damals die Gegend von Aschaffenburg im Besitz gehabt habe". Ohne Ve,weis auf Dahl C!eorg/
    .J. l?acbo1; eschichtliche Notizen über die vormaligen und gegenwärtigen Kirchen in und um
     Aschaffenburg, in: Archiv des historischen Vereins für den Untermainkreis 3 (1836), 2 (1835), S. 75-
     92, dies S. 76: ,,Es ist dieses der Herzog T h e o b a I d im Rheinischen Franzien und Ripuarien, ein
     Enkel P i p i n s v o n H e r i s t a 1 1 , welcher vom Jahre 711-716 vorkömmr. Vermuthlich hatte
     dieser Herzog auch die Gegend von Aschaffenburg in Besitz." Mit Hinweis auf Dahl Job/ann}
      \Vilb!elm/ Cbristic111 SteiJ1e1; Geschichte und Topographie der alten Grafschaft und Cent Ostheim und
     der Stadt Obernburg am Main (ders., Alterthümer und Geschichte des Bachgaus im alten Maingau,
     Tl. 1), Aschaffenburg 1821, S. 151 u. 153: ,,Eine Steininschrift [ ... I bewähn uns, daß zu Zeiten des frän­
     kischen Herzogs T h e o b a I d , welcher die Gegend um Aschaffenburg in des Königs Namen be­
     herrschte, also ums.Jahr 71] bis 7161. ..1.1 •••1 Nach dem Erscheinen der Kirche zu ölkheim 711-7"16".
     Beim Tode des fränkischen Hausmeiers Pippin II. (etwa 640/50 bis 714) übernahm zunächst sein
     noch von ihn1 selbst dazu bestimmter Enkel Theucloald das Hausmeieramt, das er aber bereits im
     Herbst 7l5 verlor (s. unten Anm. 49); vgl. u. a. Eduai-d l-1/awitscbka, Die Vorfahren Karls des Großen,
     in: Helmut Beumann (Hrsg.), Persönlichkeit und Geschichte (Wolfgang Braunfels, Hrsg., Karl der
     Gr ße. Lebenswerk und Nachleben, Bel. 1), Düsseldorf '1966, S. 51-82, dies S. 52, 54 f., 59-63, 75 u.
     78, Jos1q/Semrnler, Zur pippiniclisch-karolingischen Sukzessionskrise 714-723, in: Deutsches Archiv für

                                                                                                           137
Nilkheim ist der zweite Aschaffenburger Stadtteil mit der ortsnamengeschicht­
lich aussagekräftigen Endsilbe ,heim'. Mit dem anderen Stadtteil ist allerdings
nicht das 1939 eingemeindete Schweinheim8 gemeint, denn es hieß ursprüng- ·
lieh Hagen bzw. Hain (lateinisch: Indago)9 - der heutige Name erschien erst­
mals 1309'0 -, sondern das 1978 eingemeindete Obernau", das ursprünglich
Obernheim hieß 12 • Während es sich bei Obernheim um einen Typenortsnamen
handelt - Obernheim = obere Siedlung' 3 -, ist Nilkheim ein Personenortsname;
beide Ortsnamenarten weisen im Untermaingebiet auf fränkische Siedlungs­
gründungen nach den Siegen des Frankenkönigs Chlodwig I. (466-511)'4 über
die Alamannen 496/97 bei Zülpich und 506, vermutlich bei Straßburg, hin'�. Un­
ter den -heim-Ortsnamen bilden die Personenortsnamen die ältere (6.17. Jahr-

     Erforschung des Mittelalters 33 0977), S. l-36, dies S. 1-7, Eu.gen Ewig, Die Merowinger und das Fran­
     kenreich, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1988, S. 181-201, Ulrich Nonn, Pippin II., in: Lexikon des Mit­
     telalters, Bel. 6, München/Zürich 1993, Sp. 2167-2168, sowie ders., Theucloalcl, in: ebcl., Bel. 8, Mün­
     chen 1997, Sp. 688-689. Dahls noch recht vorsichtige Formulierung war ein Vierteljahrhunclen später
     zur Gewißheit geworden bei St/ephan.J Bebten u. .f/osepb} Merkel, Geschichte und Beschreibung von
     Aschaffenburg und eiern Spessa,t, Aschaffenburg 1843, S. 5 bzw. 101: ,,Die älteste, jetzt neu erbauet,
     noch vorhandene Kirche zu Nilkheim l...] wurde in denJahren 711 bis 716 [. .. I eingeweiht. l. ..l Er
     [Nilkheimer Hof] wurde gebildet aus der Gemarkung des Dorfes Nilkheim 1 ... 1, welches schon in Ur­
     kunden von 711 und 716 mit seiner Kirche erscheint." Aus der mutmaßlichen Erw ähnungszeit Theu­
     cloalcls (711-716) waren inzwischen ,Urkunden' aus den Jahren 711 und 716 geworden! Weiter vertief!
     wurde dieser Datierungsrahmen durch A/ugusl/ Melz, Geschichtliches von eiern ehemaligen Pfarrdorfe
     Nilkheim, von seiner Kapelle und seinem Hofe, in: Aschaffenburger Geschichtsblätter. Organ des
     Aschaffenburger Geschichtsvereins 3 (1909), S. 29-32, 36-40 u. 44-48, dies . 29 f.: ,,Die älteste Ur­
     kunde von Nilkheim, wovon noch später die Rede sein wird, stammt aus dem Jahre 711. Es ist über­
     haupt die älteste Urkunde aus der Gegend von Aschaffenburg. [.. . I Herzog Theobalcl war ein Enkel
     Pipins von Heristall, welcher von 711 bis 716 über Rheinisch-Franken u. Ripuarien regierte und in des
     Königs Namen auch die Gegend von Aschaffenburg beherrschte."
  ' Zur Eingemeindung Sehweinheims vgl. Carsten Polln.lck, Historischer Kalender von 1328 bis zur Ge­
     genwart, in: Hans Brunner (Hrsg.), Schweinheimer Bilderbogen. Ein I orf im Wandel (Aschaffenbur­
     ger Studien, II. Dokumentationen., Bel. 4), Aschaffenburg 1989, S. XXl-XX:X:Vl, dies . XXXII, sowie
     ders., Die Eingemeindung chweinheims oder das Ende der Selbständigkeit, in: Mitteilungen aus dem
     Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2 0987-1989), S. 225-234, bes. S. 228-234.
   ' Vgl. Hans-Bernd Spies, Die geschichtliche Entwicklung Sehweinheims bis etwa 1325, in: Brunner (wie
     Anm. 8), S. XV-XIX, dies S. XVII u. XIX.
" Vgl. ebcl., S. XVll, sowie Claus Briigm.ann, Der Ort Sehweinheim in einer stiftischen Quelle des 13.
    Jahrhunclens, in: Mitteilungen aus dem tadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2 (1987-1989), S. 322-
     330, dies S. 324.
11
     Zur Eingemeindung Obernaus vgl. Renale Welscb, lclentität und neues Bewußtsein. Obernau als
     Stadtteil von Aschaffenburg, in: Hans-Bernd Spies u. Renate Welsch (Bearb.), Obernau 1·191-1991.
     Beiträge zu Vergangenheit und Gegenwan, Aschaffenburg 1991, S. 454-461, bes. S. 456-46L
12
     Zur Ablösung des ursprünglichen Onsnamens Obernheim durch Obernau in den Jahrzehnten um
     1600 vgl. Hans-Bernd Spies, Geschichte bernaus von den Anfängen bis zur Auflösung des Erzstiftes
     Mainz (1803), in: Spies/Welsch (wie Anm. 11), S. 13-49, dies S. 33-36.
" Vgl. ebcl., . 38.
•·• Zu diesem, der 482 nach dem Tod seines Vaters zunächst fränkischer Kleinkönig in Tournai gewor­
     den war, aber im Laufe der Jahre die Franken in einem Großreich vereinen konnte, vgl. u. a. E11ge11
      Ewig, Chloclwig 1., in: Lexikon des Mittelalters, Bel. 2, München/Zürich 1983, Sp. 1863-1868, sowie
      ders., Merowinger (wie Anm. 7), S. 18-31 u. passim.
" Vgl. dazu u. a. ders., Chloclwig 1. (wie Anm. 14), Sp. 1864 u. 1866, ders., Merowinger (wie Anm. 7),
     S. 21 f. u. 24 f., sowie A/fried Wieczorek, Die Ausbreitung der fränkischen Herrschaft in den Rheinlan­
     clen vor und seit Chloclwig 1., in: ders., Patrick Perin, Karin von Welck u. Wilfried Menghin (Hrsg.),
     Die Franken -Wegbereiter Europas. Vor '1500Jahren: König Chlodwig und seine Erben, Mainz 1996,
     S. 24'1-260.

138
hundert) und die Typenortsnamen die jüngere (7./8. Jahrhundert) Gruppe' 6.
Das würde nun für Nilkheim bedeuten, daß es, als zur älteren Gruppe
gehörend, bereits um 600 besiedelt gewesen sein muß; dazu paßt auch ein 1950
gemachter Grabfund mit einem Männer- und einem Frauengrab, zu datieren
um 600' 7•
Allerdings ermöglicht die sprachgeschichtliche Untersuchung des Namens Nilk­
heim noch weitere Erkenntnisse. In den ältesten zeitgenössischen schriftlichen
Überlieferungen, also solchen aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wird Nilkheim
erwähnt als „Nullenkeim"'8, ,,Nullinkem"' 9, ,,Nullinkeim"20, ,,Nüllinkem"21,

''' Vgl. dazu u. a. Adolf Bach, Die deutschen Ortsnamen, Bd. 2: Die deutschen Ortsnamen in ge­
    schichtlicher, geographischer, soziologischer und psychologischer Betrachtung. Onsnamenforschung
    im Dienste anderer Wissenschaften (ders., Deutsche Namenkunde, Bel. 2,2), Heidelberg 1954, S. 323-
    330 sowie (Taunus als Beispiel) S. 134 u. 136, Helmut Weigel, Vom frühmittelalterlichen Vorspessart.
    Beobachtungen und Bemerkungen zu seiner Besiedlung und Ve1waltungsorganisation in germa­
    nisch-fränkischer Zeit, in: AschaffenburgerJahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Un­
    termaingebietes (künftig: AJb) 2 0955), S. 15-60, dies S. 28-32, ders., Ostfranken im frühen Mittelal­
    ter. Altstraßen und 01tsnamen als Hilfsmittel der Forschung, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte
    95 0959), S. 127-211, dies S. 177-183, Peter Endricb, Vor- und Frühgeschichte des bayerischen Un­
    termaingebietes (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg, Bd. 4),
    Aschaffenburg 1961, S. 170 f., Karl Bosl, Franken um 800. Strukturanalyse einer fränkischen Königs­
    provinz, München '1969, S. 12 f., Hans K. Scbulze, Die Grafschaftsverfassung der Karolingerzeit in
    den Gebieten östlich des Rheins (Schriften zur Verfassungsgeschichte, Bel. 19), Berlin 1973, S. 175-
    178, Franz Staab, Untersuchungen zur Gesellschaft am Mittelrhein in d r Karolingerzeit (Geschicht­
    liche Landeskunde. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Univer­
    sität Mainz, Bel. 11), Wiesbaden 1975, S. 209 ff., Reiner Butzen, Die Merowinger östlich des mittleren
    Rheins. Studien zur militärischen, politischen, rechtlichen, religiösen, kirchlichen, kulturellen Erfas­
    sung durch Königtum und Adel im 6. sowie 7. Jahrhundert (Mainfränkische Studien, Bel. 38), Würz­
    burg 1987, S. 187 ff., sowie Dirk Rosenstock u. Ludwig Warnser, Von der germanischen Landnahme
    bis zur Einbeziehung in das fränkische Reich, in: Peter Kolb u. Ernst-Günter Krenig (Hrsg.), Unter­
    fränkische Geschichte, Bel. 1: Von der germanischen Landnahme bis zum hohen Mittelalter, Würzburg
    '1990, S. 15-90, dies S. 68-74.
" Vgl. Endricb (wie Anm. 16), S. 376, allerdings noch mir der Datierung „7. Jh., wohl 2. Hälfte", sowie
     Gerhard Ermiscber, Archäologische Funde aus Nilkheim, in: Nilkheim. Von der christlichen Ursied­
    lung zum Stadtteil, zusammengestellt vom Arbeitskreis Nilkheimer Geschichte (Aschaffenburger Stu­
     dien, 11. Dokumentationen, Bel. 12), Aschaffenburg 1997, S. 113-161, dies S. [15f.].
'" Eintrag im ältesten überlieferten Nekrolog des Stiftes St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg: Stadt­
     und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Stiftsarchiv, A 4219, fol. 34, 8. Mai, a2 (s. Abb. S. 140 u. 153). Dieser
     Eintrag,· der zur ältesten Schicht des Nekrologes gehört, erfolgte 1267/68; vgl. Claus Bntgman.n, Das
     älteste Nekrolog des Stifts St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg. Ein Beitrag zur Erschließung
     spätmittelalterlicher Nekrologe (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg,
     Bel. 30), Aschaffenburg 1989, S. 25-34, bes. . 30-35, sowie S. 218, 222 u. 231. Es werden von den an­
    gegebenen Schreibweisen lediglich die jeweils ältesten Belege angeführt.
" So in dem nach 1278 und vor 1284 angelegten Koppelfutterverzeichnis, Druck: Albert Klein, Studien
     zur TerrilOrienbildung am Unteren Main. Grundlagen und Anfänge des Mainzer Besitzes im Spessart,
     Würzburg 1938, S. l 13-115, dies S. ] 14; der frühere Druck f-l{einrich} A{ugust} Erbard, Erzbischötlich­
    M
    . ainzische Hebe-Rolle aus dem dreizehnten Jahrhundert, in: Zeitschrift für vaterländische Geschichte
     und Altenhumskunde 3 0840), S. 1-57, dies S. 56 f., hat S. 56 versehentlich „Nullinken". Zur Datie­
     rung vgl. Manfred Stimming, Die Entstehung des weltlichen TerrilOriums des Erzbistums Mainz
     (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte, Bd. 3), Darmstadt 1915, S. 153-157, bes. S. 156
     f., Klein, S. 91 f. - zur Bedeutung der Koppelfutterabgabe vgl. ebd., S. 92 ff. -, Güntber /-locb, Aus
     der Geschichte des Bachgaues. Zur Bedeutung von pagus - comitatus - comitia - Zent, in: AJb 3
     0956), S. 80-90, dies S. 86 u. 88, sowie Günter Christ, Aschaffenburg. Grundzüge der Ve,waltung des
     Mainzer Obersrifrs und des Dalbergstaates (Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe 1, Heft
     12), München 1963, S. 13.

                                                                                                         139
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Bla11 .34 des ültesren ekrologes des Stil'ies St. Peter und Alexander zu A�d1:dlenhurg mit Erw:ilmung
Nilkheims in der linken Spalte (vgl. Anm. 18).

140
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                                                                            r�·w\l
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                                                                                      'Hf
,,Nullinkheim" 22, ,,Nullingheim" 23 o. ä. Daraus kann man zunächst einen Perso­
nennamen Nollo24 erschließen, vor allem aber, daß es sich bei Nilkheim eigent-.
lieh um einen -ingheim-Ortsnamen handelt, der ursprünglich ein -ingen-Ort
war; mit dieser Endung erweist sich Nilkheim als alamannischer Ortsname, des­
sen ursprüngliche Endung -ingen durch Hinzufügung der Endsilbe -heim ver­
ändert wurde, ein Beispiel dafür, daß alamannischen Ortsnamen durch En­
dungsänderung (-ingen zu -ingheim) verfrankt wurden25 . Mithin ergibt die orts­
namengeschichtliche Untersuchung, daß Nilkheim seinem Namen nach eine
alamannische Siedlung gewesen sein muß; da die Alamannen jedoch ab etwa
500 durch die Franken aus dem Raum Aschaffenburg verdrängt wurden, muß
Nilkheim um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert bereits einige Zeit bestan­
den haben, denn sonst hätte der alamannische Ursprung des Ortsnamens kaum
in der verfrankten Namensform überdauern können.
Neben dem ortsnamengeschichtlichen Beleg für das hohe Alter Nilkheirns gibt
es einen schriftlichen, der immerhin in das erste V iertel des 8. Jahrhunderts
führt, wenngleich er erst Jahrhunderte später erstmals in einer historischen Ver­
öffentlichung erschien: Der Jesuit und Theologe Nicolaus Serarius (1555-
1609)26, nach Lehrtätigkeit (ab 1582) als Professor der Philosophie bzw. Theo­
logie in W ürzburg zuletzt Professor der Exegese in Mainz, veröffentlichte in sei­
ner 1604 herausgegebenen Mainzer Kirchengeschichte auszugsweise die In­
schrift eines Steines in der Nilkheimer Kapelle27 :

"' Nekrolog (wie Anm. 18), fol. 28', 17. April, b4. Dieser zur zweiten Schicht gehörende Eintrag ist in die
     Zeit 1288-1314 zu datieren; vgl. ßnigmann, Nekrolog (wie Anm. 18), S. 37 f., 218, 222 u. 229, aller­
     dings dort S. 88 versehentlich 27. statt 17. April als Datum angegeben.
" Nekrolog (wie Anm. 20).
" Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289-1396, Abt. l: 1289-'1353, Bel. 1: 1289-1328, bearb. v.
     Ernst Vogt, Berlin 1970 (Reprint der Ausgabe Leipzig 1913), S. 90, Nr. 516 (s. Abb. S. 141).
" Dgl., Bd. 2: 1328-1353, bearb. v. Heinrich Otto, Aalen 1976 (Reprint der Ausgabe Darmstadt 1932-
     1935, mit Berichtigungen und Ergänzungen zusammengestellt v. Friedrich Knöpp), S. 596, Nr. 5777.
" V gl. Ernst Försternann, Altdeutsches Namenbuch, Bel. 1: Personennamen, München/Hildesheim 1966
     (Reprint der Ausgabe Bonn '1900), p. 1168.
" V gl. Weigel, Vorspessart (wie Anm. 16), S. 21 f_ Da Weigel sich für die frühen Namensformen von Nilk­
     heim lediglich auf Metz (wie Anm. 7), S. 29, stützte, so daß ihm die oben nach der ersten Namens­
     form genannten weiteren Beispiele unbekannt waren, war er in seinem Urteil recht vorsichtig (S. 22):
     „So möchte ich N i I k h e i m wegen der älteren Onsnamenformen ölkheim, Nullenkheimb
     (14./15. Jahrhundert) als alemannischen, dann seit dem 6. Jahrhunde,1 verfrankten -ingen-Onsnamen
     von einem erschlossenen Personennamen ello annehmen." Aufgrund des in den Quellen des
     13./14. Jahrhunderts durchweg mit u bzw. ü geschriebenen Personennamenstammes ist der von Wei­
     gel erschlossene Personenname „Nello" - als Beleg von ihm ebenfalls Försteman11 (wie Anm. 24), Sp.
     1168 (Nollo), angeführt - unwahrscheinlich. Die von ihm ebenfalls angegebene Ortsnamenschrei­
     bung „Nölkheimb" - Metz hat außerdem noch „Nülckheim" - hat den Umlaut aufgrund des Wegfalls
     der Silbe ,ing' bzw. ,ink'; aus Nölkheim wurde über Nülkheim schließlich Nilkheim.
,.,, Zu diesem vgl. Thomas ßerger, Nicolaus Serarius, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
     begründet u. hrsg. v. Friedrich Wilhelm 13autz, Bel. 9, fongeführt v. Traugott ßautz, Herzberg 1995, ··
     Sp. 1406-1411
21
     Nicolaus Serarius, Mogvntiacarvm rervm ab initio vsqve ad reverendissinwm et illvstrissimvm ho­
     cliernvm Archiepiscopum, ac Electorem, Dominum D. loannem chwichardvm, libri qvinqve, Mainz
     1604, S. 258; die Textwiedergabe ebcl. mit folgender Bemerkung eingeleitet: .,ecce tibe ·sacellum in
     Nolckbeim, quod prope Aschaffenburgum est, in quo saxum quod incisa ha:c habet".

142
,,Hie primo Ecclesiam struxit Adalhuno sacerdos temporibus Theobaldi Du­
    cis: sed quam Regbertus Pontifex Moguntiacensis honori dicauit Martyris
    illius, & sociorum." (Hier errichtete zuerst der Priester Adalhuno zu Zeiten
    des Herzogs Theobald eine Kirche, welche aber der Mainzer Bischof Reg­
    bert zu Ehren jenes Märtyrers und seiner Gefährten weihte.)
Welchem Märtyrer diese Kirche geweiht worden war, geht erst aus der von dem
Theologen und Historiker Georg Christian Joannis (1658-1735)28 überarbeiteten
und erweiterten Ausgabe des Werkes von Serarius, die 1722 erschien, hervor,
denn dort ist der Inschriftentext mit einer Fußnote versehen29 , in der als Patron
der Märtyrer Dionysius genannt wird. Bei diesem handelte es sich um Diony­
sius von Paris30 , den ersten Bischof von Paris und französischen Nationalheili­
gen (St. Denis), der um 250 mit zwei Begleitern hingerichtet wurde.
In der ursprünglichen Ausgabe des genannten Werkes von Serarius steht auch
die erste mit genauer Jahresangabe versehene Bemerkung zur Geschichte Nilk­
heims, nämlich über die Weihe der dortigen Kirche - entweder ein Neu- oder
Erweiterungsbau - durch Erzbischof Otgar von Mainz3 ' im Jahre 834 (,,Anno
834. consecrasse Nolkeimensis pagi Ecclesiam")32 , was der Autor ebenfalls der
frühestens damals, vielleicht aber auch erst später angefertigten Inschrift, die

"' Zu diesem vgl. u. a. Peter Fuchs, Georg Christian Joannis, in: Neue Deutsche Biographie, Bel. 10, Ber­
   lin 1974, S. 443-444
" Georg CbristianJocmnis, Volvmen primvm Rervm Mogvntiacarum, qvo continentvr Nicolai Serarii, So­
   cielatis lesv theologi, Rervm Mogvnlinensivm libri qvinqve, annotationibvs et schematibvs genearchi­
   cis rvm emenclati tvm illvstrati, vna cvm svpplemento ad praesens vsqve tempvs, et inclicibvs locv­
   pletissimis, Frankfwt am Main 1722, S. 168: ,,leg. martyrum Dionysii illius & sociorum." V gl. auch
   Fmnz Bayer, 1250 Jahre Christliches ilkheim, in: Ferdinand Scherpf (Hrsg.), 1250 Jahre Christliches
   Nilkheim. Festschrift zur 1250-Jahrfeier der ersten Kirchweihe Nilkheims 711-1961, Aschaffenburg
   1961, S. 19-27, dies S. 23: ,,Es scheint sich !bei Serarius] nur um eine auszugsweise Wiedergabe zu han­
   deln. Darauf deutet die Formulierung ,marryris illius = jenes Martyrers' ohne nähere Namensangabe
   hin. Serariusl'l lrneresse war in diesem Zusammenhang zunächst auf eine chronologische Wiedergabe
   der vorhandenen Nachrichten über die Mainzer Bischöfe 1 ... I gerichtet, so daß er den für seinen
   Zweck in Frage kommenden Nilkheimer Inschrift-Abschnitt einfach unverändert abdruckt. Erst der
   mainzische Geschichtsschreiber Joannis, der 1722 das Werk des erarius gewissermaßen mit einem
   kritischen Apparat neu herausgibt, ergänzt ausdrücklich in einer Anmerkung den Namen Dionysius,
   so daß angenommen werden kann, daß dieser ame in einem vorausgehenden, nicht wiedergege­
   benen Textabschnitt bereits gestanden hat."
'° Zu diesem vgl. u. a. Alexander Patscbovsky, Dionysius von Paris. 1. Hagiographie und geschichtliche
   Bedeutung, in: Lexikon des Mittelalters, Bel. 3, München/Zürich 1986, Sp. 1077-1078, sowie Josef
   Semmler, Dionysius v. Paris, in: Lexikon für Theologie und Kirche, hrsg. v. Walter Kasper, Bel. 3, Frei­
   burg/Basel/Rom/Wien '1995, p. 246-247.
11
   Zu diesem, der das Amt von 826 bis zu seinem Tod 847 ausübte, vgl. Alois Cert-icb, Die Reichspolitik
   des Erzbischofs Otgar von Mainz, in: Rheinische V iertcljahrsblätter. Mitteilungen des Instituts für ge­
   schichtliche Landeskunde der Rheinlancle an der Universität Bonn 19 (1954), S. 286-316, sowie Fried­
   belrn.Jürge11smeier, Das Bistum Mainz. Von der Römerzeit bis zum II. Vatikanischen Konzil (Beiträge
   zur Mainzer Kirchengeschichte, Bel. 2), Frankfurt am Main 1988, S. 46 ff.
" Serarius (wie Anm. 27), S. 621; der vollstiinclige Satz lautet: ,,Anno 834. consecrasse Nolkeimensis pagi
   Ecclesiam, de qua lib. 2. supra c. 19 IS. 2581 notatum est in quoclam illius lapicle." Entsprechend auch
   bei Joannis (wie Anm. 29), S. 386, sowie Regesta archiepiscoporum Maguntinensium. Regesten zur
   Geschichte der Mainzer Erzbischöfe von Bonifatius bis Heinrich II. 742'-1288. Mit Benützung des Nach­
   lasses von Johann Friedrich Böhmer bearb. u. hrsg. v. ornelius Will, Bel. 1: Von Bonifatius bis Arnold
   von Selehofen 742'- l l60, Aalen 1966 (Reprint der Ausgabe Innsbruck 1877), S. 56, Otgar Nr. 11.

                                                                                                     143
am Anfang die Nachricht von der Weihe der ersten Kirche mitteilte, entnahm33 .
Da Serarius diesmal nicht wörtlich aus der verlorenen Inschrift zitierte, ist nicht
gewiß, ob sie eine Jahresangabe enthielt, auf jeden Fall aber muß er sich hin­
sichtlich der Jahreszahl sicher gewesen sein, denn sonst hätte er sie nicht ange­
geben34 . Anders sah es hinsichtlich der ersten Weihe aus, weshalb Serarius dazu
auch keine genaue Zeitangabe machte, sondern sie lediglich in die Reihe seiner
Bischofsgeschichten an der richtigen Stelle einordnete. Wenngleich Serarius
1604 die Inschrift in Nilkheim noch als vorhanden voraussetzte35 , obwohl die
spätestens 1577 zur Kapelle herabgestufte Kirche36 bereits 1596 abgetragen wor­
den war37 , kann man doch mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß
er sie selbst gesehen und sich den Wortlaut der Inschrift notiert hatte; das dürfte
spätestens 1595 gewesen sein, als er von der Universität Würzburg an die in
Mainz übersiedelte38 .
In dem von Serarius mitgeteilten Auszug der Inschrift über die Weihe der ersten
Kirche in Nilkheim sind drei Personen aufgeführt: Priester Adalhuno, Herzog
Theobald und Bischof Regbert von Mainz, doch gibt es von keinem von ihnen

" Vgl. 0. Falk, Kirchen in Laienbesitz während des 7-11. Jahrhunderts, in: Forschungen zur deutschen
   Geschichte 25 (1885), S. 576-578, dies S. 578: .,Im Jahre 843 !richtig: 8341 weiht Erzbischof Orgar laut
   verlorener Inschrift einen Erweiterungsbau ein. Der erste Stein ist verloren, und seine Inschrift auf den
   anderen Stein herübergeno111men, wie sich aus ,bic primo' ergiebt:' Allerdings muß nicht unbedingt
   eine Steininschrift a111 oder i111 älteren Kirchenbau vorausgese1zt werden, denn die Nachricht vom er­
   sten Kirchenbau in Nilkhei111 könnte auch 111ündlich oder in schrifllicher For111 auf Perga111en1 über­
   liefert worden sein. Vgl. auch Bayer(wie An111. 29), S. 23 f.: ,,Es handelte sich wohl u111 eine u111fting­
   lichere Weiheinschrift, die vermutlich frühestens anläßlich einer Restaurierung oder Neuerbauung
   834, wahrscheinlicher allerdings anläßlich eines a111 gleichen Platz im Hoch- oder Spät111ittelalter aber­
   mals notwendig gewordenen Kirchenbaus geschaffen wurde. Die An der Lalinität und vor alle111 die
   getreue Überlieferung des in späterer Zeit besti111mt nicht 111ehr geläufigen ger111anischen amens
   Adalhuno 111achen ein relativ hohes Alter wahrscheinlich. Die, wie schon dargetan lvgl. Zitat in Anm.
   29], vermutlich mehrfache Er wähming des lil. Dionysius läßt es möglich erscheinen, daß anliißlich ei­
   nes im Mittelalter nicht seltenen, ofr 111it der Weihe einer neuen Kirche verbundenen Patroziniu111s­
   wechsels - in diesem Falle wohl zugunsten einer lebendigen Kilianstradition - noch einmal auch die
   besonders eh1würdigen kultischen und geschich1lichen Anfänge des Goueshauses ihre dauernde
   Festlegung in einer steinernen Inschrift fanden."
" Die Zuverlässigkeit Serarius' in dieser Hinsich1 - er betrieb intensive Quellenforschung, vgl. Ber�er
   (wie An111. 26), Sp. 1407 - isl auch in anderen Fällen feststellbar; vgl. / fa11s-Bernd
                                                                               -           Spies, 1000 Jahre
   Aschaffenburger Mainbrücke (989-1989) - ein etwas unsicheres Jubiläum, in: Mineilungen aus dem
   Stach- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2 0 987-1989), S. 316-321, dies S. 320.
" Das ergibt sich aus dessen Formulierung (vgl. An111. 27): ,,ecce tibi sacellum in Nolckbei1n 1 .. 1, in quo
   saxu111 quod incisa h::ec habet".
•· achde111 1540 der letzte selbständige Pfarrer von Nilkhei111 gestorben war, lief,en die folgenden Pfar-
   rer, die nicht mehr in Nilkhei111 wohnten, ihre donigen Aufgaben durch einen Vikar versehen, und
   1577 schließlich wurde die Pfarrei 111it der zu Unserer Lieben Frau in Aschaffenburg vereinigt; vgl.
   dazu Metz (wie Anm. 7), S. 30 f., 1-lermann Hof/i11c11111, Die Pfarreiorganisation in den Dekanaten
   Aschaffenburg-Stadt, Aschaffenburg-Ost und Aschaffenburg-West (1818-'1956). Eine S1udie zu111 Atlas
   „Bistum Würzburg", in: AJb 4 0957), 2, S. 945-994, dies S. 978 f., Bayer(wic Anm. 29), S. 24 f., sowie
   Karl-Werner Goldbamme1; Die Pfarrer der Muttergouespfarrci und ihre Zeil, in: Willibald Fischer u.
   Alois Grimm (Hrsg.), Die Pfarrei zu Unserer Lieben Frau in Aschaffenburg. Festschrifl zur 200. Wie­
   derkehr der Weihe der Muttergottespfarrkirche (VeröffenLlichungen des eschichts- und Kuns1vereins
   Aschaffenburg, Bel. 14), Aschaffenburg 1975, S. 75-94, dies S. 78.
" Vgl. Melz(wie An111. 7), S. 31, 1-lojjinmm (wie An111. 36), S. 979, sowie Bayer(wie Anm. 29), S. 22 u. 24.
"' Vgl. ßerge1· (wie Anm. 26), Sp. 1406. Zu der Auffassung, Serarius habe die lnschriftzeilen eine111 da­
   mals unveröffenLlichrcn Manuskript entnommen, vgl. Anm. 5.

144
genaue biographische Angaben, so daß eine eindeutige Datierung des ersten
Nilkheimer Kirchenbaus nicht möglich ist. Serarius hatte sich im Zusammen­
hang mit dem genannten Bischof auch mit diesbezüglichen Bemerkungen in ei­
nem ihm zugänglichen Manuskript seines älteren Zeitgenossen Johannes Lato­
mus (1524-1598)39 , Dekans des Frankfurter Bartholomäusstiftes, auseinanderge­
setzt40, das erst im 18. Jahrhundert veröffentlicht wurde und eine andere Fas­
sung des Inschriftabschnittes enthält41 . Aufgrund der unterschiedlichen Wieder­
gabe der Inschrift bei Serarius42, Joannis43 und Latomus44 wurde der einzige
überlieferte Abschnitt in der großen Ausgabe der deutschen Geschichtsquellen
des Mittelalters, den Monumenta Germaniae Historica, folgendermaßen rekon­
struiert und zweimal jeweils in einer Anmerkung gedruckt45 :
      „Hie primo ecclesiam struxit Adalhuno sacerdos
      Temporibus Theobaldi ducis, sed quam Regebertus
      Pontifex Moguntiacensis honori dicavit
      Martyrum Dionysii illius et sociorum."
Eine dieser Editionen enthält hinsichtlich des Weihedatums der ersten Kirche in
Nilkheim aufgrund des in der Inschrift genannten Bischofs von Mainz lediglich
den Hinweis, daß dieser für die Zeit um 700 als solcher in späteren Bischofs­
listen aufgeführt ist46 Eine ungefähre Zeitangabe für den Bau der ersten Kirche

" Zu diesem, seit 1543 Kanoniker, 1551 Kustos und 1561 Dekan des Bartholomäusstiftes, der auch zwei
    Chroniken der Stadt Frankfurt am Main schrieb, vgl. Wolfgang Klötzer(Hrsg.), Frankfurter Biographie.
    Personengeschichtliches Lexikon, Bel. 1, Frankfurt am Main 1994, S. 443.
'" Vgl. Serarius (wie Anm. 27), . 258: ,,Putat D. Latomus"; in seiner Einleitung, ebcl., S. (151, hatte Sera­
    rius u. a. auf ein von ihm herangezogenes Manuskript des Latomus hingewiesen.
" Joannes Latomus, Catalogvs episcopo,vm et archiepiscopo,vm Mogvntinensivm vsqve ad ann. 1582.
    hactenvs nondvm eclitvs, cvm notis et animaclversionibvs qvibvsclam prim3': parti adjectis, hrsg. v.
    Hermann Ulrich von Lingen, in: Joihannl Burchard Mencke, Scriptores rervm Germanica,vm, prae­
    cipve Saxonicarvm, in qvibvs scripta et monvmenta illvstria, pleraqve hactenvs ineclita, tvm ad histo­
    riam Germaniae generatim, tvm speciatim Saxoniae svp. Misniae, Thvringiae er Varisciae spectantia,
    vel nvnc primvm lvcem protrahvntvr, vel cvm coclicibvs mss. collata notvlis illvsrrantvr. E tabvlario re­
    gio et electorali Saxonico Dresclensi maximam partem collegit, Bel. 3, Leipzig 1730, Sp. 407-564, die
    zumindest im Druck fehlerhafte Inschrift Sp. 436: ,,Hie primo Ecclesiam srruxir ADELHUNO sacerclos
    / Temporibus Theobaldi clucis: sed quam REGEBERTUS, / Pontifex Mogunria, census honore clitavir
    / Martyrum Dionysii illius & sociorum."
" Vgl. Anm. 27 sowie Text dazu.
" Vgl. Anm. 29.
" Vgl. Anm. 41.
'" Wilhelm Leuison (Bearb.), Vitae Sancri Bonifarii archiepiscopi Moguntini (Scriprores rerum Germani­
    carum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae Hisroricis separatim ecliti, !Bel. 57]), Hanno­
    ver/Leipzig 1905, S. 32, sowie ders. (Hrsg.), Passio Kiliani martyris Wirziburgensis, in: Bruno Krusch
    u. Wilhelm Levison (Hrsg.), Passiones vitaeque Sancrorum aevi Merovingici (Monvmenta Germaniae
    Hist.oricit incle ab anno Christi qvingentesimo vsqve ad annvm millesimvm er qvingentesimvm !künf­
    tig: MGHI. Scriptores rcrvm Merovingicarvm, Bel. 5), Hannover/Leipzig 1910, S. 711-728, dies S. 711.
    Wenngleich Levison davon ausging- ders., Vitae, S. 32: ,,Laromus [... [er ex opusculo eiusdem tum in­
    ecliro Serarius" -, Serarius habe die lnschrift von Latomus übernommen, spricht die der Textwieder­
    gabe bei Serarius vorausgehende Einleitung (vgl. das Zitat in Anm. 27) doch dafür, daß er selbst in
    Nilkheim gewesen war und noch die Inschrift dort gelesen hatte (vgl. Text oben bei Anm. 38); im Ver­
    gleich dazu ist der bei Latom11s (wie Anm. 41), Sp. 435, dem Zitat vorausgehende Satz erheblich un­
    persönlicher: ,,Manifeste aurem ejus nomen [Regebertusl legirur in Epigraphe in sacello prope Aschaf
   .fenburgum, quocl Nülckbeim vocatur, ubi hi versus saxo incisi habentur".

                                                                                                        145
in Nilkheim hatte der auch als Historiker hervorgetretene Theologe Johann
Conrad Dahl (1762-1833)47 in seiner 1818 erschienenen Geschichte Aschaffen­
burgs mit der vermeintlichen Identifizierung des in der Inschrift genannten Her­
zogs geliefert48 : ,,Es ist dieses [. .. ] der Herzog T h e o b a l d im Rheinischen
Franzien und Ripuarien, ein Enkel P i p i n s von Herstall, welcher von 711 bis
716 vorkömmt. Ich vermuthe, daß dieser Herzog auch damals die Gegend von
Aschaffenburg im Besitz gehabt habe". Diese Vermutung Dahls war allerdings
ein Irrtum, denn der seinem Großvater, dem fränkischen Hausmeier Pippin II.
(etwa 640/50 bis 714), nur sehr kurz (714/15) im Hausmeieramt nachfolgende
Theudoald49 war ein Knabe oder höchstens junger Mann, dessen Machtbereich
auf Neustrien, den Teil des Frankenreiches mit Paris als Zentrum, begrenzt war
und somit keinesfalls etwas mit der Umgebung Aschaffenburgs zu tun hatte.
Trotzdem setzte sich die Zeitspanne 711-716 in der Literatur fest50 und wurde,
vor allem seit der Mediävist Heinrich Büttner (1908-1970)5 ' sie in mehreren Auf-

46
      Vgl. Leuison, Passio (wie Anm. 45), S. 711: ,,Rigibertus episcopus in catalogis episcoporum Mogunti­
      norum [. .. ] a. c. 700. occurrit." In der früheren Edition - vgl. de1:s.,Vitae (wie Anm. 45), S. 32 - ledig­
      lich Hinweis auf die Bischofslisten ohne Zeitangabe: ,,Regebenus sine dubio idem est atque Rigiber­
      tus episcopus, qui ante Gerolclum 1. .. I catalogis pontificum Moguntinorum insertus legitur" .
..,   Zu diesem vgl. /Philipp Alexander Ferdinand} Walthe1; Joh. Konrad Dahl, in: Allgemeine Deutsche
      Biographie, Bel. 3, Leipzig 1876, S. 691-692.
'"    Vgl. Anm. 7
 ''   Zu Pippin 11. und Theudoalcl vgl. die entsprechende in Anm. 7 angegebene Literatur. Das Heer des
      entweder 708 oder noch im letzten Jahrfünft des 7. Jahrhunclens geborenen Theucloald wurde am 26.
      September 715 bei Compiegne geschlagen, worauf er noh und vermutlich bald darauf starb; vgl.
      Semmle1; Sukzessionskrise (wie Anm. 7), S. 3 f. u. 5 f. Zum Machtbereich Theucloalcls vgl. ebcl., S. 4 f.:
      ,,Sehen wir recht, so fand sogar eine Art räumlicher KompeIenzaufteilung zwischen den beiden En­
      keln Pippins des Mittleren statt: Das Amt des Hausmeiers in der Nachfolge des Großvaters und des
      Vaters bekleidete Theocloalcl. Gemäß der von Pippin dem Mi11leren begründeten Tradition lag clamil
      sein Wirkungsberich fest, das neustrische regnum. Dux Arnold hingegen läßt sich nur in jenen Ge­
      bieten Austrasiens nachweisen, in denen die pippinidisch-karolingische Dynastie seil langem macht­
      mäßig veranken war, an der mittleren Mosel, im Gebiete um Metz und im Eifel-Ardennen-Raum."
'°    Vgl. außer der in Anm. 7 angeführten und bis 1909 reichenden Literatur Felix Mader (Bearb.), Die
      Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg. XIX Stadl Aschaffenburg (Die Kunstdenkmäler
      des Königreichs Bayern, Bel. 3: Regierungsbezirk Unterfranken & Aschaffenburg), München 1918,
      S. 170 - Joannis (vgl. Anm. 29) ,,berichtet, daß wfolge einer lnschrifl an der alten Kirche der Priester
      Aclalhuno zu Zeiten des Herzogs Theobald (zwischen 711 und 716) eine Kirche zu Nilkheim erbaute".
      - ·, sowie Klein (wie Anm. 19), S. 34 - ,,Herzog Theotbalt. ein Enkel Pippins von Heristall, regierte
      711-16 über Rheinfranken." -.
"     Zu diesem, 1931 Dr. phil. in Gießen, 1931-1933 Archivausbildung in Berlin, 1936 Dr. phil. habil. in
       Freiburg i. B., ab1933 Mitarbeiter an verschiedenen geschichtswissenschaftichen Einrichtungen, 1939-
       1945 Archivar (Staatsarchivrat) am Staatsarchiv Darmstadt, von clo11 1940-1942 abgeordnet zur Archiv­
       kommission in Paris und dann, aber wegen Kriegseinsalzes Dienst nicht angetreten, 1942-1945 an das
      Staatsarchiv Metz, J946 außerorclemlicher Professor für mittelalterliche Geschichte und historische
      Hilfswissenschaften an der Universitfit Mainz, 1949 ordentlicher Professor an der Universität Marburg
      und ab 1962 bis zu seinem Tod an der Universität Köln, vgl. Kar/Jordan, Nachruf auf Heinrich Büu­
      ner, in: Archiv für Diplomatik, Schriftgeschich1e, Siegel- und Wappenkunde 16 (1970), S. 514-520,
       Waller Schlesinger, Heinrich Büttner +, in: Historische Zeitschrift 213 (]971), S. 253-256, 'fbeodor
       Schief/er, Heinrich füittner +. 1908-1970, in: Historisches Ja hrhuch 91 (1971), S. 248-251, Waller /-lei­
       nem.eyer, Heinrich Büttner+, geb. Mainz 18. 11.1908, gesr. Bad Godesberg 15. 'JO. 1970, in: Der Ar­
      chivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen 24 0971), p. 335-336, !-la11s Pa/ze, Heinrich Bü11-
      ner zum Gecliichtnis, in: Bläuer für deutsche Landesgeschichte 'J07 0971), S. 206-209, sowie Wol/ga11g
       Leesch, Die deutschen Archivare 1500-1945. Bel. 2: Biographisches Lexikon, München/London/New
       York/Paris 1992, S. 92. Büttner halle übrigens das '1934 von Aschaffenburg als Depositum in das

146
sätzen ohne Bedenken wiederholt hatte52 , nahezu kritiklos übernommen53 , ob­
wohl er keine Gründe für diese Datierung angegeben und bei Nennung der

  Staatsarchiv Darmstadt gebrachte Dalberg-Archiv 1939 zu ordnen und verzeichnen begonnen; vgl.
  dazu !-/ans-Bernd Spies, Die Überführung des Dalberg-Archivs von Aschaffenburg nach Darmstadt
  (1934), in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 55 (1997), S. 209-223, dies S. 216
  LI. 223.
" V gl. u. a. 1-/ein.rich Büttner, Frühes fränkisches Christentum am Mittelrhein, in: Archiv für rnittelrhei­
  nische Kirchengeschichte 3 (1951), S. 9-55, dies S. 40- ,,Ein recht eindrucksvolles Zeugnis dafür [Aus­
  dehnung des Bistums Mainz] ist die Weiheinschrift der Kirche zu ilkheirn [...]. Don wurde um
  711/16, zur Zeit des Herzogs Theobald, eine Dionysiuskirche von dem Priester Adalhuno errichtet
  und durch den Mainzer Bischof Rigibert eingeweiht." Lediglich die in der Anmerkung hierzu von
  Büttner angeführte Arbeit von Klein hat in dem oben in Anm. 50 zitienen Satz die Zeitangabe 711-716
  mit vorausgehendem Ve,weis auf die oben in Anm. 7 zitiene Stelle bei Rachor. -, ders., Christentum
  und Kirche zwischen eckar und Main im 7. und frühen 8. Jahrhundert, in: ders., Zur frühmittelalter­
  lichen Reichsgeschichte an Rhein, Main und Neckar, hrsg. v. Alois Gerlich, Darmstadt 1975, S. 102-128
  (Erstdruck 1954), dies S. 116 - ,,Freilich war der Mainzer Einfluß, der für 711/16 bei der Dionysius­
  kirche in Nilkheirn bei Aschaffenburg belegt ist".-, ders., Die Mainlande um Aschaffenburg im frühen
  Mittelalter, in AJb 4 (1957), 1, S. 107-128, dies S. 112 f. - ,,Der Name des Thüringerherzogs Theobald
  wird auch in der Weiheinschrift der Nilkheimer Kirche e1wähnt, die in die Jahre 711/16 zu setzen ist.
  I ...I Weit eher mainaufwäns, eiern Lauf des Flusses vordringend, war Mainz bis zum Jahre 711/16 nach
     ilkheim gekommen". -, sowie ders., Mission und Kirchenorganisation des Frankenreiches bis zum
  Tode Karls des Großen, in: Beumann (wie Anm. 7), S. 454-487, dies S. 457 - ,,Aus den Jahren 711-
  716 stammt schließlich eine Kirchweihinschrift aus Nilkheim bei Aschaffenburg".-
" V gl. u. a. Karl Bosl, Die Grundlagen der tausendjährigen Geschichte Aschaffenburgs, in: AJb 4 (1957),
  1, S. 1-10, dies S. 6 - ,,Mainzer Einfluß im Aschaffenburger Raum bezeugt 711-716 die Dionysiuskirche
  in Nilkheim". -, 1-loj/inan.n (wie Anm. 36), S. 978 - ,,Unter Berufung auf Trithernius teilt Joannis über
  das saceltu.m in Nolckheirn für die Zeit 711-716 folgende ehemalige Steininschrift mit". Dieser Satz ent­
  hält weitere Fehler: Der Bezug aufTrithemius, keine Übernahme des lnschriftentextes von don, bei.fo­
  amtis (wie Anm. 29), S. 168, ist Serarius-Text, vgl. Serarius(wie Anm. 27), S. 258: Bischof Rigeben wird
  auch im Zusammenhang mit der Gründung des Petersklosters in Erfurt e,wähnt, ,,sed quia eam [fun­
  clationem] rnultis & grauibus conuellit argumentis in sua:: hisroria:: breuiarioTrithemius", ve,weist Sera­
  rius auf die Nilkheimer Inschrift. Zu eiern Theologen und Historiker Johannes Trithelllius (1462-1516)
  vgl. Klaus Arnold, Johannes Trithemius (1462-1516) (Quellen und Forschungen zur Geschichte des
  Bistullls und Hochstifts W ürzburg, Bd. 23), Würzburg 1971, sowie Harald Dickerhof Johann Trithe­
  Jllius, in: Rüdiger vom Bruch u. Rainer A. Müller (Hrsg.), Historikerlexikon. Von der Antike bis zum 20.
  Jahrhunden, München 1991, S. 320-321. -, Endrich (wie Anm. 16), S. 169- ,,Dionysiuskapelle von
  Nilkheim 1. ...1, die zwischen 711 und 7161 ... I erbaut und I. ..J geweiht wurde".-, Bayer(wie Anlll. 29),
  S. 20- ,,die wichtige Nilkheimer Aclalhuno-lnschrifr über die dortige Kirchweihe zwischen 711 und
  716".-, Christ (wie Anlll. 19), S. 12 - ,,Nilkheim 834 bzw. bereits 711/16".-, lflo(fArno Kropat, Reich,
  Adel und Kirche in der Wetterau von der Karolinger- bis zur Stauferzeit (Schriften des Hessischen Lan­
  clcsalllts für geschichtliche Landeskunde, Bel. 28), Marburg 1965, S. 15 - ,,Um 711/716 weihte der Main­
  zer Bischof Rigibcn die Kirche von Nilkheilll gegenüber Aschaffenburg."-, Barbara Demandt, Die
  lllittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains (dgl., Bel. 29), Marburg 1966, S. 14 u.
  139- ,,vor 71J/16 I ... 1, bevor der Mainzer Bischof die Dionysiuskirche in Nilkheilll weihte[... 1. I ... 1 zwi­
  schen 711 und 716 ccclesia; l...] Aclalhuno, sacerdos". -, Ludwig Falck, Mainz im frühen und hohen
  Mittelalter (Mitte 5. Jahrhunclerr bis 1244) (Anton Phlilippl Brück u. ders., Hrsg., Geschichte der Stadt
  Mainz, Bd. 2), Düsseldorf 1972, S. 14 - ,,711/16 weihte·er IRigibert] die Dionysiuskirche von Nilkheim
  bei Aschaffenburg". -, lfliltibald Fischer, Aus der Geschichte der Pfarrei zu Unseren Lieben Frau in
  Aschaffenburg, in: ders./Grimm (wie Anm. 36), S. 39-74, dies S. 40 - ,,die Weihe der in Nilkheim von
  Priester Aclalhuno erbauten Kirche nahm in den Jahren zwischen 711 und 716 Bischof Rigiben von
  Mainz vor".-, Karl 1-feinemeyer, Das Erzbistum Mainz in römischer und fränkischer Zeit, 13d. 1: Die An­
  fänge der Diözese Mainz (Veröffemlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Bd. 39,1), Mar­
  burg 1979, S. 16- ,,Inschrift der Kirche von Nilkheim I ...I aus dem frühen 8. Jahrhunden I ...1. Meist
  wird die Inschrift in die Jahre 711/716 datien".-, Karl Bast, Die historische und politische ldentität der
  Stadt Aschaffenburg und ihres Umlandes, in: AJb 7 (1981), S. 17-36, dies S. 23 - .,Das bezeugt die
  Dionysius-Kapelle in Nilkheim, zwischen 711 und 716".-, Christian Pescbeck, Das fränkische Reihen­
  gr/iberfeld Niedcrnbcrg am Main, in: AJb 8 0984), S. 15-120, dies S. 114 - ,,Eine an der Kapelle in Nilk­
  heim bis in die Barockzeit befindli ·he Inschrift besagte, daß diese Kirche unter Herzog Theobald

                                                                                                             147
Zeitspanne, abgesehen von einer Ausnahme54 , nur die beiden, hinsichtlich einer
genauen Zeitangabe zurückhaltenden Quellenpublikationen angeführt hatte,
aber weder Dahl noch die diesem folgende Literatur!
Von den drei in der verlorenen Nilkheimer Inschrift genannten Personen ist der
Priester Adalhuno derjenige, über den am wenigst n b kannt ist, denn er ist le­
diglich dort belegt; allerdings kommt eine Person gleichen Namens in einem
Ende des 12. Jahrhunderts aufgestellten Verzeichnis des Klosters Altmünster in
Mainz55 vor, das zugleich durch die Erwähnung von Einkünften aus iedern­
berg einen Bezug zum Raum Aschaffenburg enthält. Aufgrund seines amens
kann man davon ausgehen, daß der ilkheimer Priester Adalhuno dem in
Mainz und Umgebung ansässigen Adelsgeschlecht der Haganonen angehörte56 .

   durch den Priester Aclalhuno zwischen 711 und 716 erbaut wurde".-, Fra11z Staah, Die Gründung der
   Bistümer Erfutt, Büraburg und Würzburg durch Bonif"atius im Rahmen der fränkischen und piipstlichcn
   Politik, in: Archiv für minelrheinische Kirchengeschichte 40 (1988), S. 13-41, dies S. 25 u. 32 - ,,Diony­
   siuskirche von Nilkheim bei Aschaffenburg, die I ... I zu Zeiten eines Herzogs Theotbalcl vom Mainzer
   Bischof Regebert, d. h. also um 711/ J 6 geweiht wurde. 1 ... J Die erwähnte Kirchweihe des Bischofs Re­
   geben in Nilkheim um 711/16".-, Nornan Fische,; Aschaffenburg im Mittelalter. Studien zur Geschichte
   der Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit (Veröffentlichungen des Geschichts- und
   Kunstvereins Aschaffenburg, Bel. 32), Aschaffenburg 1989, S. 20 - ach der von Hoffmann (siehe Zi­
   tat am Anfang dieser Anmerkung), allcrclings ohne Hinweis auf diesen, übernommenen Behauptung,
   Joannis hätte die Inschrift „unter Berufung aufTrithcmius mitgeteilt", folgt schließlich: ,,Aus den beiden
   überliefetten Personenangaben ergibt sich das Weihedarum zwischen 711 und 716." Dieser zeitliche
   Rahmen ebcl., S. 21 u. 24 wiederholt. -, K/arl-J \fl/enrer/ Coldban11n e1; _Kilian - Apostel der Franken
   und Pfarrpatron von Aschaffenburg- ilkheim". Der historische l lintergruncl, in: AJb 13/14 (1990), S. 1-
   14, dies S. 6 - ,,Im Grundstein der ältesten ilkheimer Kirche, gebaut zwischen 71 l und 716".-, t:rik
   Sode,· von Cülden.stuhhe, Christliche Mission und kirchliche Organisation, in: Kolb/Krenig (wie Anm.
   16), S. 91-144, dies S. 103- ,,Die Einweihung dieser Kirche wird in die Zeit zwischen 71J und 716 ge­
   setzt."-, l
Etwas günstiger sieht es mit dem in der Inschrift erwähnten Bischof Regebertus
aus, von dem bereits Serarius wußte, daß dessen ame auch Rigbertus, Rige­
bertus und sogar Sigebertus geschrieben wurde57. Über diesen ist durch meh­
rere Bischofslisten58 , darin viermal als Rigibertus - daher künftig als Rigibert be­
zeichnet-, dreimal als Rigobertus und einmal als Rigbertus aufgeführt, bekannt,
daß er der dritte Vorgänger Bonifatius' (672/75-754)59 auf dem Mainzer Bi­
schofsstuhl war. Bonifatius, seit 719 Missionar in den nördlich und östlich an
das Frankenreich angrenzenden Gebieten, 722 zum Bischof geweiht, seit 732
Missionserzbischof und ab 738 außerdem päpstlicher Legat für Germanien, war
von 746 bis zu seinem Tod Bischof von Mainz - das Bistum Mainz wurde erst
780/82 zum Erzbistum erhoben60 -, allerdings hielt er sich nach seinem letzten
Mainz-Besuch zur Fortsetzung sein r Missionstätigkeit zumeist in Friesland auf,
wo er etwa ein Jahr später, am 5. Juni 754, mit etwa 50 Begleitern erschlagen
wurde. Spätestens 745 hatte Bonifatius seinen unmittelbaren Vorgänger, Bischof
Gewiliob61 von Mainz, wegen Mordes und anderer Verbrechen abgesetzt; Ge­
wiliob hatte auf einem Sachsenfeldzug in den Jahren 743 oder 744 seinen von
einem Sachsen getöteten Vater Gerold gerächt62 . Dieser, Vorgänger seines Soh­
nes auf dem Mainzer Bischofsstuhl, war auf einem früheren Sachsenfeldzug,
nämlich 738, ums Leben gekommen63 . Da Gerold nicht unbedingt gleich nach
seinem Amtsantritt als Bischof von Mainz in den Krieg gegen die Sachsen ge­
zogen sein wird, dürfte er 738 schon einige Zeit sein Amt ausgeübt haben. Sein
unmittelbarer Vorgänger, Bischof Rigibert, muß folglich die Nilkheimer Kirche
vor 738 geweiht haben. Wenn man davon ausgeht, daß jener Bischof, über des-

" Vgl. Serai·ius (wie Anm. 27), S. 258.
" Druck: O/swald/Holder-E;,:;ger(Bearb.), Series episcoporum et abbatum Germaniae, in: MGH, Scripto­
    res [in Foliol, Bel. 13, hrsg. v. Georg Waitz, Hannover 1881, S. 281-392, dies S. 308-316 (Series ar­
    chiepiscoporum Moguntinorum), darin Rigibertus (S. 311 f. u. 314), Rigoberrus (S. 311 f.) und Rig­
    bertus (S. 314) genannt.
„ Zu cliesen1, der ursprünglich Wynfreth hieß, vgl. u. a. Theodor
                                                                f
                                                                       Schiefle,; Winfried-Bonifatius und die
    christliche Grundlegung Europas, Darmstadt '1972,Jose. Senunler, Bonifatius (Winfricl). 1. Leben und
    Wirken, in: Lexikon des Minelalters, Bel. 2, München/Zürich 1983, Sp. 417-420, sowie Arnold Angen­
    endt, Bonifatius (Winfriecl), in: Lexikon für Theologie uncl Kirche, hrsg. v. Walter Kasper, Bel. 2, Frei­
    burg/Basel/Rom/Wien '1994, Sp. 575-577.
•� Vgl. clazu.J(irge11smeier(wie Anm. 31), S. 37-40, bes. S. 40.
''' In clen Bischofslisten - vgl. 1-folder-Egger(wie Anm. 58), S. 311 f. u. 314 - fünfmal als Gewiliob(us)
    und je einmal als Gewilieb, Gewinliob uncl G6wilib aufgeführt.
''' Vgl. 1-fauck (wie Anm. 54), Bel. 1, S. 411 f., 559 f. u. 562 f., sowie Ewig, Bilhilclisurkuncle (wie Anm.
    56), S. 139 f. Über die Absetzung Gewiliobs hatte Bonifatius Papst. Zacharias unterrichtet, wie aus des­
    sen Antwort vom 31. Oktober 745 hervorgeht:; Druck: l?einhold /?au (Bearb.), Briefe des Bonifatius.
    Willibalcls Leben des Bonifarius nebst einigen zeitgenössischen Dokumenten (Ausgewählte Quellen
    zur deutschen Geschichte des Mittelalters- Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe-, Bel. 4 b), Darm­
    stadt 1968, S. 174-183, dies S. 180: ,,In tertia namque tua epistola imimasti nobis de alio secluctore no­
    mine Geoleobo, qui antea false episcopi honore fungebatur et quia sine cuiuscumque consultu apucl
    nos properat."
"' Vgl. 1-lanck (wie Anm. 54), Bel. 1, S. 411, sowie Ewig, Bilhilclisurkuncle (wie Anm. 56), S. 139 f. Der
    zeitliche Abstand zu dem nächsten, demjenigen von 738 vorausgehenden Sachsenfeldzug, 724 bzw.
    725, wäre für die Rache Gcwiliobs, der sich clen Sachsen, der seinen Vater getötet hatte, zeigen ließ,
    mit minclest.ens 18 Jahren unwahrscheinlich groß, so daß man 738 als Todesjahr Gerolcls ansehen
    kann.

                                                                                                         149
sen mangelnden Eifer, aber großen Anspruch Bonifatius sich 724 beklagt hatte64 ,
Gerold war, dann verschiebt sich das ilkheimer Weihedatum entsprechend.
Nimmt man nun noch eine unter dem Namen des fränkischen Königs Dagobert
III. (um 698 bis 715/16)65 gefälschte Urkunde hinzu, die angeblich vom l. März
706 stammen soll66 - was jedoch allein schon deshalb nicht stimmen kann, weil
dieser erst 711 König wurde - und unter den Zeugen neben dem Hausmeier
Pippin II., der 714 starb67 , u. a. auch BischofRigibert von Mainz aufführt68, so hat
man eine weitere Zeitangabe für die Amtszeit dieses Bischofs, zumal eine an­
zunehmende echte Vorlage für diese Fälschung 711 ausgestellt worden sein
dürfte69 .
Die dritte in der erwähnten Inschrift genannte Person ist Herzog Theobald
(Theobaldus Dux), über den nichts Genaues bekannt ist. Wenn man ihn, wie es

'" Das ergibt sich aus der Antwort Papst Gregors II. vorn 4. Dezember 724 auf einen Tätigkeitsbericht ßo­
    nifatius'; Druck: Nau (wie Anm. 62), S. 84-87, dies S. 86: ,,pro episcopo illo, qui nunc usque clesiclia
      quadam in eadem gente praedicationis verbum clisseminare neglexerat et nunc sibi parrem quasi in pa­
    rochiam clefenclit". Auf Gerold bezogen von Hauck (wie Anm. 54), Bel. 1, S. 471, mit Verweis auf die­
    sen Anmerkung zur zitierten Briefstelle bei Micbael Tang/ (Hrsg.), Die Briefe des heiligen ßonifatius
    und Lullus (MGH, Epistolae selecrae, 13d. 1: S. Bonifatii et Lvllii epistolae), Berlin 1916, S. 42: ,,Gemeint
    Bischof Gerold von Mainz"; ohne Einschränkung die Anmerkung an der entsprechenden Stelle bei
      Rau, S. 87: ,,Gerold von Mainz, der später bei einem Feldzug gegen die Sachsen den Tod fand.". Wenn­
    gleich nicht eindeutig sicher ist, ob Bonifatius sich über Gerold beklagt hatte - ein Bezug auf Rigibert
    wäre auch möglich -, so paßt nach allem, was über ihn bekannt ist, die zitierte Stelle gut auf Gerold.
    Zur negativen Beuneilung Gerolds und Gewiliobs vgl. auch .Jürgensm.eier (wie Anm. 31), S. 24.
"' Zu diesem vgl. Hoi-st Eblin.g, Dagobert. III., in: Lexikon des Miuelalters, Bel. 3, München/Zürich 1986,
    Sp. 430; zu seiner Regierungszeit - beginnend 711 vor eiern 2. März und endend nach eiern 26. Sep­
    tember 715 und vor eiern 29. Februar 716 - vgl. Hermann Crote.fe11d, Taschenbuch der Zeitrechnung
    des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 111991, 112.
"' Druck: Georg /-/einrieb Pertz (Hrsg.), MGH, Diplomata imperii, Bel. 1, Hannover 1872, S. 197 f.,
     Nr. 83; ausführliches Regest: Otto Dobenecker (Bcarb.), Regesta cliplomatica nccnon epistolaria hi­
    storiae Thuringiae, Bel. 1: (c. 500-1152), Jena 1896, S. 4 f., Nr. 6; Kurzregest: Mcm/i·ed Stimmi11g (Be­
    arb.), Mainzer Urkundenbuch, Bel. 1: Die Urkunden bis zum Tode Erzbischof Aclalberts 1. (l 137),
      Darmstadt 1932, S. 3, Nr. 3. Zu dieser Fiilschung vgl. auch Mailbias Wer11e1'. Die Gründungstradition
    des Erfurter Petersklosters (Vortriigc und Forschungen, Sonclerbancl 12), Sigmaringen 1973, S. 43-61.
''' Vgl. Anm. 7.
'" Vgl. Pertz (wie Anm. 66), S. 198. Rigibertus zunächst einmal im eigentlichen Text der Urkunde ge­
      nannt (ebcl., S. 197: "rogatu meo a Mogurnino aepiscopo Rigiberto-'), dann in deren Schluf:;teil drei­
    mal (ebd., S. '198): ,,Ut hacc traclitio clomino meo lcsu Firma cternalitcr mancat, litcris nostris stabiliri
    fecimus, et banno Rigibcrti Mogontini episcopi confirmari rogavimus, et anulo nostro colligavimus, et
    sigillo nostro aclhibito complevimus. Data karta Mogontiae, Kalcnclis Martii, in prcsentia Rigilierti epi­
    scopi. Signum invictissimi regis Tagcbcrti Francorum. Testes omnium harum causarum sunt hii: Pip­
    pinus maior clomus et Filius eius Carolus. Maguntinus cpiscopus Rigihertus. Guntamnus paganus co­
    mes. Ecchabenus comes, et omnis aecclcsia in Thuringia et circa Rhcnum in Magontia. Acta sunt hec
    anno dominicae incarnationes septingentcsimo scxto, inclicrionc 9."
'" Aufgrund der Regierungszeit Dagoherts III. und des Todesjahres Pippins II. bleiben nur die Jahre 711-
    714, durch die in der Urkunde angegebene Indiktion 9 ergibt sich das.Jahr 711; zur Indiktion vgl. Cro­
      tefend(wie Anm. 65), S. 8 r. u. 140. Bischof Rigibcn außerdem erwähnt in der in der ersten Hiilfte des
    1· 2. Jahrhunderts mit eiern Ausstellungsdatum 22. April 635 gefälschten, aber auf eine vor 738 und ver­
    mutlich nach 720 ausgestellten Vorlage zurückgehenden Gründungsurkunde des
    in Mainz; Druck: Stimrn.ing, Urkundenbuch (wie Anm. 66), S. 1 ff., Nr. 2a u. b. Zur Fiilschung vgl.
      ders., Die heilige Bilhildis. Ein Beitrag zur Forschung über Urkundenfälschung und Heiligcnlcgenclc,
    in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische eschichtsforschung 37 (1917), S. 234-255,
      la·wig, Bilhilclisurkunclc (wie Anm. 56), S.

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