Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 2019-02
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Mobilität mit Zukunft 2/2019 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 3 Dank Impressum VCÖ Publikationen des VCÖ dienen der fachlich 1050 Wien Als Autor zu zitieren: fundierten Aufbereitung beziehungsweise Bräuhausgasse 7–9 VCÖ, Wien, Ö sterreich Diskussion von Themen aus dem Bereich T +43-(0)1-893 26 97 Medieninhaber, Herausgeber Mobilität, Transport und Verkehr. Die Art der E vcoe@vcoe.at und Verleger: www.vcoe.at VCÖ, 1050 Wien Behandlung der Inhalte und die erarbeiteten ZVR-Zahl 674059554 Ergebnisse müssen nicht mit der M einung der VCÖ (Hrsg.): unterstützenden Institutionen und Personen „Aktive Mobilität als Säule Titelbild: Manuela Tippl übereinstimmen. der Mobilitätswende“ Lektorat: VCÖ-Schriftenreihe Karl Regner „Mobilität mit Zukunft“ Übersetzung: Gedankt sei allen, die die Herausgabe dieser 2/2019 Sylvi Rennert Publikation finanziell unterstützt haben. Wien 2019 Layout: ISBN 978-3-903265-01-1 VCÖ 2019 Druck: gugler GmbH, Auf der Schön 2 3390 Melk Erstellt durch Beiträge von: l Inhaltliche Mitarbeit l Inhaltliche Inputs l VCÖ-Redaktionsteam Kiener Constanze Haberl Anna Leth Ulrich Bauer Schwendinger Uta Michael Laa Barbara Kofler Reiter Valentina Regli Hachleitner Karl Pascal Bernhard Pfaffenbichler Nowak Paul Eder Bittner Willi Linda Irene Heinfellner Holger Meschik Gerster Michael Christoph Millonig Gratzer Alexandra Christian Inserate: Biorama Ibesich Gansterer Nikolaus ELITE TOURS Markus IG Windkraft Szeiler Mutter Erde Michael Eder Rasmussen Martin Rhomberg Bau GmbH Ulla Verkehrsverbund Ost-Region VOR
Foto: Phil Dixon Mit Ihrer Unterstützung kann der VCÖ vordenken für eine Mobilität mit Zukunft! Spenden-Konto: Erste Bank, IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200, BIC: GIBAATWWXXX Wie Sie den VCÖ unterstützen können Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at Mit Ihren Spenden machen Sie den VCÖ-Einsatz für nachhaltige Mobilität möglich. Tragen Sie einmalig oder dauerhaft das VCÖ-Engagement mit. „Unsere Ideen Mit Ihrer Partenschaft ab 150 Euro von heute sind fördern Sie regelmäßig Ihnen wichtige Mobilitätsthemen. Jährlich per Dauer- oder Einziehungsauftrag. die Basis der Mobilität Mit Ihrer Patronanz ab 500 Euro finanzieren Sie wichtige VCÖ-Vorhaben für nachhaltige Mobilität. von morgen!“ Einmalig je Projekt einen großzügigen Beitrag leisten. Mit Ihrer Zukunftspartnerschaft ab 1.500 Euro setzen Sie einen Baustein für eine Mobilität mit Zukunft. Den wichtigen VCÖ-Einsatz großzügig unterstützen. Ihre Spende wirkt! Spenden-Konto: 05328 Erste Bank IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200 Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at BIC: GIBAATWWXXX
Mobilität mit Zukunft 2/2019 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 5 Vorwort Die Klimakrise wird durch den Kfz-Verkehr angeheizt – dieses Problem schieben wir geflissentlich vor uns her. Die Massen- motorisierung der letzten Jahrzehnte raubt uns in den Städten den Platz und durch Feinstaub und Stickoxide den Atem – die- se Probleme ignorieren wir und hoffen, dass E-Fahrzeuge sie lösen. Und das Automobil hat über die Jahre bequem, passiv und bewegungslos gemacht und dadurch übergewichtig und an- fällig für Krankheiten aller Art. Das zeigen nicht nur Statistiken und medizinische Berichte, sondern auch zu Hause der Blick in den Spiegel oder auf die » Das Auto hat passiv gemacht, doch Waage. Durchschnittlich legen eine Mobilitätswende braucht aktive Österreicherinnen und Mobilität. « Österreicher heute etwa 40 Kilometer pro Tag zurück. Viermal so viel wie noch vor 50 Jahren. Doch mehr Kilometer bedeuten nicht mehr Mobilität. Wege, die früher ak- tiv mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt wurden, werden heute oft passiv mit dem Auto gefahren. Jede fünfte Autofahrt ist kürzer als 2,5 Kilometer. Das könnte genauso gut mit dem Fahrrad gefahren werden. Schon Kinder werden per Pkw in Kindergarten oder Schule chauffiert, statt ihnen selbständige, aktive Mobilität am Schulweg zu ermöglichen. Übergewicht bei Kindern ist bereits weit verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) errechnete für Ös- terreich, dass mehrere tausend Menschen aufgrund verkehrsbe- dingten Bewegungsmangels vorzeitig sterben, zehntausende weitere erkranken. Passive Mobilität im Auto greift die eigene Gesundheit und die anderer Menschen an. Für unser Gesund- heitssystem sind das Unsummen an Kosten. Aktive Mobilität stärkt dagegen die Gesundheit. Wenn wir unsere Straßen und den öffentlichen Raum für uns Menschen wieder von den Maschinen zurück gewinnen, wenn Kinder ihre tägliche Turnstunde bereits am Schulweg durch Radeln, Roller fahren oder Gehen erleben und wenn Berufstä- tigen bewusst wird, dass die Fahrt mit dem Fahrrad zur Arbeit die geistige Aktivität erhöht und die Krankenstandstage redu- ziert, dann gewinnt die Gesellschaft und die Mobilitätswende hat begonnen. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
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Mobilität mit Zukunft 2/2019 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 7 Inhaltsverzeichnis Die Mobilitätswende braucht mehr aktive Mobilität 9 Bewegung durch aktive Mobilität schafft vielfachen Mehrwert 13 Aktive Mobilität als Bindeglied für multimodale Mobilität 17 Durch Infrastruktur aktive Mobilität fördern 20 Von Jung bis Alt aktiv mobil 25 Kultur des Gehens und Radfahrens etablieren 29 Literatur, Quellen, Anmerkungen 32 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 36
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Foto: Eder Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 9 Pkw-Nutzende, die sich unter bestimmten Bedingungen Vorraussetzungen für ein geändertes Mobilitätsverhalten vorstellen können, häufiger zu gehen Bessere Nahversorgung (Einkaufen, Dienstleistungen, Freizeit) Bessere Gehwege Attraktivere Umgebung (Parks, etc.) Mehr sichere Querungsmöglichkeiten Weniger Pkw-Verkehr in Umgebung 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Anteile in Prozent Pkw-Nutzende, die sich unter bestimmten Bedingungen vorstellen können, häufiger Fahrrad zu fahren 59 Ausbau der Radweg-Infrastruktur 43 Sicherere Radweg-Infrastruktur 43 Die Mobilitätswende braucht Kürzere Wege (zu Arbeit, Einkauf, etc.) 31 Weniger Pkw-Verkehr in Umgebung 27 Mehr und sichere Fahrrad-Abstellanlagen 26 mehr aktive Mobilität 0 10 20 30 40 50 60 Anteile in Prozent Bessere Nahversorgung (Einka Aktive Mobilität ist emissionsfrei, kann viele Kfz-Wege ersetzen, ist 80 % Voraussetzungen ein wichtiger Zubringer zum Öffentlichen Verkehr damit Pkw-Nutzende, und diePkw-Nutzende sich unt schafft über häufiger gehen Bessere Nahversorgung Gesundheitseffekte einen hohen Nutzen sowohl für Privatpersonen, als 37 % (Einkaufen, Dienstleistungen, Freizeit) auch für die Gesamtgesellschaft. Dennoch spielen Gehen und Radfahren Bessere Gehwege 25 % meist noch immer eine Nebenrolle inAttraktivere der Verkehrsplanung. Umgebung (Parks, etc.) 25 % Pkw-Nutzende, die Mehr sichere Querungsmöglichkeiten 18 % häufiger gehen würden Weniger Pkw-Verkehr in Umgebung 18 % Die Stellung aktiver Mobilität im Verkehrssystem meist nach wie0vor10beim 20 Kfz-Verkehr. 30 40 50 Beispiels- 60 70 80 ist ambivalent. Einerseits ist sich die Politik ihrer weise sind in Wien nur ein Drittel der Fläche von 59 % Bedeutung zunehmend bewusst, was Voraussetzungen sich etwa in verschiedenen Planungsdokumenten, wie dem Masterplan Radfahren, dem Masterplan Gehen Ausbau der damit Pkw-Nutzende Gemeindestraßen Radweg-Infrastruktur für dashäufiger Radfahren Gehen und vorgesehen, zwei Drittel der Fläche sind 43 Sicherere Radweg-Infrastruktur bahnen für den Kfz-Verkehr.97 Im Vergleich Radfahren % Fahr- 43 % oder dem Stadtentwicklungsplan Wien Kürzere Wege (zu Arbeit, wider- dazuEinkauf, etc.)Anteil der aktiven Mobilität liegt der 31 % an den Pkw-Nutzende, spiegelt. die 26,24,91 Andererseits Weniger Pkw-Verkehr liegen die Prioritäten in Umgebung täglichen Wegen der Wienerinnen 27 und % Wiener häufiger Radfahren würden Mehr und sichere Fahrrad-Abstellanlagen 26 % 0 10 20 30 40 50 60 Großteil der Pkw-Nutzenden in Österreich ist bereit für mehr aktive Mobilität 80 % Voraussetzungen damitdiePkw-Nutzende Pkw-Nutzende, sich unt häufiger gehen Bessere Nahversorgung 37 % (Einkaufen, Dienstleistungen, Freizeit, etc.) Bessere Gehwege 25 % Attraktivere Umgebung (Parks, etc.) 25 % Pkw-Nutzende, die Mehr sichere Querungsmöglichkeiten 18 % häufiger gehen würden Weniger Pkw-Verkehr in Umgebung 18 % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Quelle: Umweltbundesamt 2018156 Grafik: VCÖ 2019 Die Mehrheit der 59 % Pkw-Nutzenden in Voraussetzungen damit Pkw-Nutzende häufiger Radfahren Österreich ist zu mehr aktiver Mobilität bereit. Ausbau der Radweg-Infrastruktur 43 % Voraussetzung dafür ist Sicherere Radweg-Infrastruktur 43 % vor allem eine bessere Infrastruktur für Rad- Kürzere Wege (zu Arbeit, Einkauf, etc.) 31 % fahren und Gehen, gute Pkw-Nutzende, die Weniger Pkw-Verkehr in Umgebung 27 % Nahversorgung und eine häufiger Radfahren würden Mehr und sichere Fahrrad-Abstellanlagen Reduktion des Pkw-Ver- 26 % kehrs in der unmittelba- 0 10 20 30 40 50 60 ren Wohnumgebung.
30 0 Um Vollz 20 Fahrzeugproduktion Verkauf 10 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende Mobilität mit Zukunft 2/2019 10 Pkw 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Mehr aktive Mobilität reduziert Unfallrisiko für Gehende und Radfahrende mit dem Fahrrad zurückgelegter Kilometer 60 60 Verkehrstote pro Milliarde zu Fuß bzw. Italien Italien 50 50 Österreich 40 40 Quelle: Castro u.a. 201834 Grafik: VCÖ 2019 Frankreich Belgien 30 30 Frankreich Irland Österreich Finnland Irland Belgien 20 20 Deutschland Schweiz Schweiz Finnland Deutschland 10 Niederlande Norwegen 10 Schweden Niederlande Norwegen Dänemark 0 0 0 200 300 400 500 600 700 800 0 200 400 600 800 1.000 Zu Fuß zurückgelegte Kilometer pro Jahr und Person Mit dem Fahrrad zurückgelegte Kilometer pro Jahr und Person Der „Safety in Num- bei 33 Prozent, jener von Pkw-Wegen mit 29 für aktive Mobilität gilt ein Verkehrssystem bei- bers“-Effekt zeigt, dass Prozent darunter.163 spielsweise erst dann als sicher, wenn sich ein mehr aktive Mobilität die Verkehrssicherheit er- zwölfjähriges Kind darin eigenständig und sicher mit dem Fahrrad zurückgelegter Kilometer höht. Gründe dafür sind Barrierefreie Infrastruktur hilft allen bewegen kann – wovon letztlich alle am Verkehr Verkehrstote pro Milliarde zu Fuß bzw. die höhere Sichtbarkeit 60 Italienund Aktive Mobilität ist jede Form der Fortbewegung im Straßenverkehr 60 teilnehmenden Menschen profitieren.143 Italien die 50 aus eigener Muskelkraft von A nach B. Dazu Tatsache, dassÖsterreich Zu- 50 ge- sammenstöße zwischen Fehlende Infrastruktur ist größtes Hindernis, 40 Mobilen in der hören nicht nur Gehen und Radfahren, sondern aktiv 40 Frankreich Belgien auch die Nutzung von Tretrollern, Skateboards um Radverkehr zu verdoppeln Regel 30glimpflich enden. Irland 30 Frankreich Rollschuhen.71 Verschiedene Personen- IrlandÖsterreich oderFinnland In einerBelgien Befragung von zuständigen Personen in 20 20 gruppen habenDeutschland im Zusammenhang Schweiz mit aktiver Gemeinde- Schweiz und Finnland Bezirksverwaltungen Österreichs Deutschland 10 Niederlande Norwegen 10 Schweden Niederlande Mobilität unterschiedliche Bedürfnisse und damit nannten Norwegenrund zwei Drittel ein unvollständiges Dänemark 0 verbundene 0 0 200 300 400 Anforderungen 500 600 an 700Infrastrukturen. 800 0 Radverkehrsnetz 200 400 als Barriere 600 auf800 dem Weg1000zu Kinder benötigen Zu Fuß zurückgelegte Platz Kilometer pro Jahrfür ihren und Bewegungs- Mit demeiner Person Verdoppelung Fahrrad des Radverkehrsanteils zurückgelegte Kilometer in pro Jahr und Person drang sowie geschützte Bereiche, da sie aufgrund Österreich.19 Die Stadt Salzburg hat im Jahr 2018 der noch nicht voll entwickelten kognitiven und ein Maßnahmenprogramm für ein stadtweites körperlichen Fähigkeiten mehr Risiken ausgesetzt Radverkehrsnetz beschlossen. Zusätzlich zu den sind.89 Ein barrierefreier Verkehrsraum ist für vorhandenen Radwegerouten entlang der Salzach viele Gruppen wichtig, etwa für Kleinkinder mit soll mit Hilfe von drei Ringrouten und zwölf Ra- Dreirädern oder Laufrädern, für Familien mit dialrouten der Radverkehrsanteil von 20 Prozent Kinderwagen und für mobilitätseingeschränkte im Mai 2019 auf 24 Prozent bis zum Jahr 2025 Personen mit Rollstuhl oder Gehhilfe. Werden le- erhöht werden.111 Vor allem in urbanen Gebieten diglich junge, gesunde und erwachsene Menschen werden zunehmend auch Transportfahrräder für als Planungsmaßstab des Verkehrssystems heran den Kinder- und Warentransport eingesetzt. Um gezogen, kann dies Mobilitätseinschränkungen diesen Trend zu unterstützen, braucht es breitere für andere Personengruppen zur Folge haben. Radwege mit ausreichend großen Kurvenradien. Für körperlich eingeschränkte Menschen führen Gute Infrastruktur für aktive Mobilität ist beispielsweise zu kurze Grünphasen an Ampeln auch für die Lebensqualität vor Ort von Be- beim Queren von Fahrbahnen zu Unsicherheit, deutung, weil öffentliche Räume dadurch, wenn fehlende Sitzgelegenheiten zum Ausruhen ver- abwechslungsreich und multifunktional gestaltet, kürzen den Radius akzeptabler Geh-Distanzen. zu Orten mit hoher Aufenthaltsqualität werden, Gute Bedingungen für das Gehen tragen erheb- Erdgeschoßzonen vermehrt für Nahversorgung lich zu Lebensqualität und Erhaltung eigenstän- genutzt werden und der lokale Einzelhandel diger Mobilität bei, während schlechte Bedin- gestärkt wird. Öffentliche Räume, bei deren Ge- gungen zu einem Rückzug aus dem öffentlichen staltung aktive Mobilität Priorität hat, sind in der Raum und Mobilitätsarmut führen. Im Rahmen Regel besser strukturiert, multifunktionaler, grü- 89 der schwedischen Verkehrssicherheitsstrategie ner und werden als attraktiver wahrgenommen,
Mobilität mit Zukunft 2/2019 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 11 als auf den Kfz-Verkehr ausgelegte Räume.67 Beispiele der Mobilitätswende Verbindliche rechtliche Grundlagen der Bereiche des Straßenraums, die für die aktive Mobilität reserviert sind, werden in Österreich in der Foto: Gerhard Schleich Straßenverkehrsordnung definiert.21 Zusätzlich sind für die Gestaltung des Straßenraums noch die Richtlinien und Vorschriften für das Straßen- wesen von Bedeutung.g Während manche der Richtlinien in Österreich als verbindlich erklärt Lückenloses Radwegenetz Verkehrsmittelwahl in Prozent werden, trifft dies auf die Richtlinien zur aktiven Mobilität nicht zu – wenngleich die Richtlinien Die Stadtgemeinde Bad Radkersburg arbeitet mit infrastrukturellen, für den Fuß- und Radverkehr vom Verkehrsmi- kommunikativen und kooperativen Konzepten daran, aktive Mobilität zu nisterium zur Anwendung empfohlen werden.30 Trotz positiver Entwicklungen, gibt es selbst fördern. Geplant ist, die bestehenden Radweg-Teilstücke in und um Bad innerstädtisch nach wie vor viele infrastrukturelle Radkersburg zu einem 60 Kilometer umfassenden Radwegnetz zusammen zu Lücken und Barrieren für aktive Mobilität. In Wege bis Im Jahr 2018 wurdeWege führen. im Zugebisdieses Projekts die erste Fahrradstraße Wien empfindet laut einer Umfrage jede zehnte 10 Kilometer der Steiermark umgesetzt. 5 MitKilometer einem jährlichen Budget von 145 Euro Person Gehen als unattraktiv oder gefährlich, an- pro Einwohnerin und Einwohner werden zukünftig Radservicestationen, sta n z gute Pe dererseits bezeichnen zwei Drittel es als gesunde Radabstellanlagen, Geh- und Radwegeverbindungen zu den umliegenden und angenehme Fortbewegungsart.28 Bereiche i r-D Gemeinden errichtet. Durch die lückenlose Infrastruktur sollen alle alltäglichen d ele fa h für das Gehen sind in Österreich nach wie vor Ra d Ziele sicher und einfach per Fahrrad erreichbar werden.a c-D oft schmäler als die Regelbreite von zwei Metern gute ista nz beziehungsweise als die Mindestbreite von 1,5 Metern.69 Außerdem müssen Leiteinrichtungen Viele Fahrgäste kommen mit dem Fahrrad für den Fahrbahnverkehr, etwa V erkehrsschilder, oder zu Fuß zum Öffentlichen Verkehr 10 bis 15 km Wege bis 10 Kilome auf den Flächen für das Gehen positioniert In einem klimaverträglichen Verkehrssystem ist Wege bis Wege bis werden – ausgenommen temporär aufgestell- der Öffentliche Verkehr das zentrale Rückgrat. Gehen die auch Fahrrad 10 Kilometer 5Pkw Kilometer te Schilder (etwa bei Baustellen), auf Aktive Mobilität spielt für das Zu-lenkendPkw und 10 kmmi�ahrend Umstei- 5 bis Parkspuren positioniert werden dürfen.62 e Gute 11 gen, wie auch 74 für die sogenannte letzte 17 Meile 6 24 Verkehrslösungen motivieren Menschen, 26 mehr 11 zum Zielort 37eine wichtige Rolle. In einem 40 geh- 13 53 2,5 bis 5 km 11 zu gehen. Die benötigte Zeit, um Wege zu Fuß 8 19 und radfahrfreundlich gestalteten Umfeld werden48 16 64 Öffenrlicher Verkehr Gehen und Radfahren oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, 4 wird oft 4 deutlich längere 8 Zugangswege zum Öffentlichen 53 17 70 sind auf sehr kurzen 1 überschätzt – vor allem von Personen, die selten 2 3 1 61 bis Verkehr akzeptiert als in einem Pkw-affinen Um- 2,5 km 18 78 Wegstrecken die häu- aktiv unterwegs sind.127 Eine verbesserte „Wal- feld.107 Vor allem im innerstädtischen Verkehr ist figste Fortbewegungsart. Wege bis Bei mittleren Strecken kability” kann die Bereitschaft einer Person einen aktive Mobilität für effizienten und ressourcen- 5 Kilometer bis 1 km bis 15 Kilometer gibt Weg zu gehen, um bis zu 77 Prozent steigern.141 schonenden Verkehr von entscheidender Bedeu- es noch viel Potenzial, Autofahrten in Richtung Auch zwischen dem Anteil des Gehens an der tung. Gehen ist die flächeneffizienteste Wege bis Art der 0 aktive 20Mobilität 40zu ver-60 80 Verkehrsmittelwahl und dem flächenmäßigen Fortbewegung und benötigt, 10im Unterschied zu Kilometer lagern. Anteil der für Gehen zur Verfügung stehenden Infrastruktur besteht ein deutlicher Zusammen- Mehr Wege bei Strecken bis 15 Kilometer 148 hang. Umgekehrt halten hohe Kfz-Geschwin- von Auto auf Gehen und Radfahren verlagern digkeiten, Lärm, mangelnde Rücksicht anderer Wege: Verkehrsteilnehmender sowie lange Warte- und bis 1 km 74 % 24 % Querungszeiten an Ampeln vom Gehen ab.89 In Quelle: bmvit 201631, VCÖ 2019159 Grafik: VCÖ 2019 Wien wünschen sich 69 Prozent der Gehenden 1 bis 2,5 km 37 % 53 % längere Grünphasen, 66 Prozent mehr Sitzmög- 2,5 bis 5 km 19 % Gehen 64 % lichkeiten und 63 Prozent kürzere Wartezeiten an Radfahren Ampeln.103 5 bis 10 km 8 % 70 % Pkw lenkend 10 bis 15 km 3% Pkw mitfahrend 78 % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Verkehrsmittelwahl in Prozent
12 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende Kulturwandel in der Mobilität notwendig Bewegungsaktiv erledigte Einkäufe Obwohl aktive Mobilität durch Strategiepläne unterstützen lokale Wirtschaft sowie das Ziel der Bundesregierung Österreichs, den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2025 auf 13 Prozent zu verdoppeln, mehr Aufmerksam- keit bekommt, wird unter Mobilität oft noch m SUPERMARKT Quelle: bmvit 201631, VCÖ 2019159 Grafik: VCÖ 2019 1,9 k Pkw-Verkehr verstanden.27 Dies spiegelt sich 1,0 auch darin wider, dass in vielen Fällen die zu- km 8,1 km rückgelegten Personenkilometer und nicht die Anzahl an zurückgelegten Wegen als relevante Maßzahl in der Verkehrsplanung verwendet Gehen wird. Fahrrad Wer aktiv mobil ist, bevorzugt in der Regel Durchschnittliche Länge eines Einkaufswegs Pkw direkte Wege. Ein in Österreich durch- möglichst in Österreich in Kilometer schnittlich ein Kilometer langer Einkaufsweg zu Fuß erfüllt jedoch den gleichen Zweck, wie eine Einkaufswege, die mit allen anderen Verkehrsmitteln, so gut wie keine durchschnittlich acht Kilometer lange Einkaufs- dem Pkw zurückgelegt externen Ressourcen. Bezogen auf die zurück- fahrt mit dem Pkw.31 Wichtige Voraussetzung, werden, sind im Durch- schnitt deutlich länger. gelegten Kilometer sind die in einem Fahrrad um dieses über eine reine Verlagerung noch Wer lokal mit dem Fahr- gebundene Energie und Emissionen fünfmal hinausreichende Potenzial für Verkehrsvermei- rad oder zu Fuß einkau- fen kann, ersetzt damit niedriger als bei einem Pkw, bezogen auf die An- dung zu heben, ist eine gute Nahversorgung und nicht nur eine Autofahrt, zahl der zurückgelegten Wege liegt das Verhältnis entsprechende Infrastruktur für aktive Mobilität. sondern reduziert auch bei rund eins zu 20.147 Darüber hinaus braucht es auch einen Bewusst- den Verkehrsaufwand durch kürzere Wege und seins- und Kulturwandel. Gehen, Radfahren und stärkt die Nahversor- Gehen und Radfahren schaffen Mehrwert andere Formen der aktiven Mobilität sind sowohl gung im Ort. Auch in Bezug auf die sozialen Kosten bezie- zur Erreichung der Klimaziele, als auch im Sinne hungsweise den Nutzen von Mobilität ist Gehen des erzeugten individuellen und gesellschaftlichen und Radfahren vorteilhaft. Während in Europa Mehrwerts als wichtige Bestandteile der Alltags- ein mit dem Pkw zurückgelegter Kilometer mobilität zu verankern und zu fördern. durchschnittlich rund 11 Cent an Kosten für die Gesamtgesellschaft verursacht, schaffen Radfah- ren und Gehen einen gesellschaftlichen Nutzen – vor allem durch Einsparungen im Gesund- heitssystem – im Wert von 18 beziehungsweise 37 Cent je Kilometer.75 Der wissenschaftlich belegte „Safety in Numbers“-Effekt zeigt, dass Aktive Mobilität als Säule die Verkehrssicherheit mit zunehmender Anzahl an aktiv Mobilen steigt.168 Während es etwa in der Mobilitätswende stärken Italien pro 100 Millionen zu Fuß zurückgelegter • Aktive Mobilität ist mehr als Gehen und Rad- Kilometer 5,3 Verkehrstote gibt, sind es in Nor- fahren und beginnt bereits im Kindesalter mit wegen lediglich 0,6 Verkehrstote, obwohl dort Laufrädern und Tretrollern pro Person mehr als dreimal so viel gegangen • Um aktive Mobilität zu fördern, ist Abkehr von wird. Beim Radfahren sind es in Italien 5,1 Ver- der Priorisierung des Kfz-Verkehrs kehrstote auf 100 Millionen Kilometer, in den notwendig Niederlanden nur 0,8 Verkehrstote, obwohl dort • Bei guter Nahversorgung und entsprechender pro Person knapp zehnmal mehr Radgefahren Infrastruktur kann aktive Mobilität Verkehrsauf- wird.34 In den USA konnte gezeigt werden, dass wand nicht nur verlagern, sondern reduzieren in Städten mit einem hohen Radverkehrsanteil • Aktive Mobilität hat einen positiven Einfluss auf die Verkehrssicherheit nicht nur für Radfahrende die Lebensqualität von Siedlungsräumen selbst, sondern auch für alle anderen Verkehr- steilnehmenden steigt.98 • Ohne Infrastruktur und ohne Kulturwandel hin zu mehr aktiver Mobilität ist eine Mobilitätswende nicht möglich
Foto: Gerhard Angerer Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 13 Bewegung durch aktive Mobilität schafft vielfachen Mehrwert Gehen und Radfahren sind eigenständige Mobilitätsformen und Bindeglied zwischen allen anderen Verkehrsmitteln. Durch aktive Mobilität ergibt sich ein großer individueller und gesellschaftlicher Mehrwert. Um das Potenzial zu nutzen, ist der Stellenwert aktiver Mobilität in der politischen Entscheidungsfindung zu heben. An Werktagen legen Österreicherinnen und schen Verkehrsmitteln oder auch die letzte Meile Österreicher knapp ein Viertel aller Wege haupt- zum Zielort. Werden auch diese Etappen bei der sächlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Berechnung der Verkehrsmittelwahl berücksich- Große Unterschiede zeigen sich in Abhängigkeit tigt, steigt der Anteil der zu Fuß zurückgelegten des Wegezwecks. Während nur 14 Prozent der Wege in Österreich um rund 50 Prozent auf Unterschiedliche Mo- Arbeitswege und neun Prozent der Dienstwege knapp 30 Prozent aller Wege.24 Gehen und Rad- bilitätsformen haben zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wer- fahren sind damit wichtiger Teil und essentielles unterschiedliche Auswir- den, sind es 40 Prozent der Freizeitwege und 33 Bindeglied der Alltagsmobilität, insbesondere kungen auf die Gesamt- gesellschaft. Während Prozent der Einkaufswege.31 auch für den Öffentlichen Verkehr. Die systema- Pkw gesellschaftliche tische Untererfassung dieser Wege führt dazu, Kosten verursachen, bringen Gehen und Rad- Stellenwert von Gehen und Radfahren dass Gehen und Radfahren in der Verkehrspla- fahren gesellschaftlichen wird statistisch unterschätzt nung oft nicht gebührend berücksichtigt werden. Nutzen. Ein Blick auf die Methode der Datenerfassung zeigt, dass der Anteil des Gehens, in geringerem Aktive Mobilität bringt finanziellen Mehrwert Ausmaß auch jener des Radfahrens, tatsächlich deutlich höher ist, als in den meisten Mobili- für die Gesellschaft tätserhebungen ausgewiesen. Beim sogenannten Kosten Nutzen Kontiv-Design, das sich als weltweiter Standard etabliert hat, wird jeder zurückgelegte Weg ei- -11 € 90 Mrd. € Quelle: Gössling u.a. 201975 Grafik: VCÖ 2019c nem Hauptverkehrsmittel zugeordnet, einzelne 500 Mrd. € Externer Netto-Nutzen Weg-Etappen hingegen vernachlässigt. Tatsäch- 18 € Gehen und Radfahren Externe Kosten des in der EU im Jahr 2018 lich beinhaltet aber praktisch jeder Weg Etappen, Pkw-Verkehrs in der die zu Fuß erledigt werden, sei es der Weg zum 37 € EU im Jahr 2018 Pkw-Stellplatz, zur nächstgelegenen Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs, das Umsteigen zwi- -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Externe Kosten bzw. Nutzen in Euro pro 100 Personenkilometer
14 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende Mobilität mit Zukunft 2/2019 Wahrscheinlichkeit an Herz-Kreislauf-Störungen, Diabetes und auch Depressionen zu erkranken.24 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) emp- fiehlt für Erwachsene Bewegung mit mittlerer In- tensität im Ausmaß von mindestens 150 Minuten pro Woche. Dies entspricht einer halben Stunde pro Werktag, was etwa durch bewegungsaktiv zurückgelegte Arbeitswege einfach in den Alltag integriert werden kann.68 Auch die Gesamtgesellschaft profitiert Foto: qimby durch aktive Mobilität PKW 104 8 34 23 1 Neben dem individuellen Nutzen hat aktive LKW, Aktive Fahrradstraßen helfen, Bus Mobilität bringt 76 individuellen 10 12 Nutzen 13 3 Mobilität auch einen hohen Nutzen für die Ge- das Radfahren attraktiv zu machen. Bei dieser Wer aktiv mobil ist, hat vielfältige Vorteile. Dies sellschaft, etwa in Form von Einsparungen im Straßenbahn, beginntEisenbahn 38 Werden bei den Kosten. 4 4 1die gesamten2 Gesundheitssystem und durch eine Steigerung Verkehrsmittel Fahrradstraße in der Unfallgegner niederländischen Stadt Betriebskosten eines Privat-Pkw, also inklusive der Verkehrssicherheit. Utrecht haben Radfah-Motorrad, Moped 6 Versicherung, Reparaturkosten und Abschrei- Der Begriff „Vision Zero“ wurde bereits im rende Vorrang, Kfz müs- sen stehen bleiben. bung berücksichtigt, so kostet jeder mit dem Fahrrad 1 Jahr 1997 in Schweden geprägt und bezeichnet Privat-Pkw zurückgelegte Kilometer zwischen 50 das Ziel eines Verkehrssystems ohne schwerver- GehenCent und einem Euro. Beim Radfahren belaufen letzte und getötete Menschen.143 Die Entschleu- sich die Kosten pro Kilometer auf rund zwei nigung des Verkehrssystems durch mehr aktive Alleinunfälle 2 24 155,172 Cent, Gehen ist praktisch kostenfrei. 36 8 Mobilität trägt erheblich dazu bei, dieses Ziel zu Ein weiterer wichtiger individueller Nutzen erreichen. Außerdem entstehen beim Gehen und n rad ed W us n he ah Pkw und Lkw sind für PK B op hr Ge nb W, von aktiver Mobilität ist die positive Wirkung Radfahren keine gesundheitsschädigenden Lärm- ,M Fa Fußgängerinnen und ise LK Anzahl Verkehrstote in rad ,E Fußgänger die größte auf das physische und psychische Wohlbefinden. und Luftschadstoff-Emissionen. tor hn Wien in den Jahren Gefahr im Straßenver- Mo ba aktiv2017Zwar erfordert aktive Mobilität den Einsatz von Zusätzlich profitiert die Gesamtgesellschaft en 2003 bis kehr. Zwischen raß Mobilen gab es in Wien Muskelkraft, dieser Energieeinsatz ist jedoch von einem bewegungsaktiven Lebensstil und den St in 15 Jahren keinen einzigen tödlichen eine Investition in die persönliche Verkehrsmittel Unfallopfer Gesundheit, daraus folgenden Gesundheitseffekten. EU-weit Zusammenstoß. hilft Übergewicht zu vermeiden und senkt die belief sich der gesellschaftliche Netto-Nutzen aktiver Mobilität im Jahr 2018 insbesondere auf- grund positiver externer Effekte im Bereich Ge- Pkw und Lkw sind größte Gefahr sundheit auf rund 90 Milliarden Euro, während für aktiv Mobile der Pkw-Verkehr die Gesellschaft aufgrund von Kosten für Klimawandel, Luftverschmutzung, Ressourcennutzung, Infrastruktur und Verkehrs- 106 78 39 6 0 0 0 Verkehrsmittel Unfallopfer unfälle rund 500 Milliarden Euro kostete.75,c Mit der im Jahr 2017 in Schweden gestarteten „Moving Beyond Zero“-Initiative, wird bereits ei- nen Schritt weiter gegangen. Ziel ist es, die Zivi- lisationskrankheit Bewegungsmangel durch aktive 9 11 4 0 3 0 0 Mobilität im Alltag zu bekämpfen.143 Da sich ak- tive Mobilität für die Gesamtgesellschaft rechnet, Anzahl Verkehrstote in gibt es in einigen europäischen Städten und Staa- Quelle: Blum 201917, VCÖ 2019159 Grafik: VCÖ 2019 Wien in den Jahren ten, etwa den Niederlanden oder der italienischen 2003 bis 2018 Stadt Bari, Projekte, bei denen man für mit dem w us hn rad le rad n he Pk fäl B ba tor hr Ge un w, en Fahrrad zurückgelegte Arbeitswege rund 20 Cent Fa Mo ein Lk raß All St pro Kilometer an finanzieller Unterstützung be- kommt.120,41,150,45 In Österreich belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch ungesun- Verkehrsmittel Unfallgegner
Mobilität mit Zukunft 2/2019 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 15 de Ernährung und Bewegungsmangel entstehen, Beispiele der Mobilitätswende jährlich auf rund 8,6 bis 12,2 Milliarden Euro.51 Dem gegenüber steht ein volkswirtschaftlicher Gesundheitsnutzen von jährlich rund 725 Milli- onen Euro auf Basis des gegenwärtigen Radver- Foto: Haberkorn kehrsanteils in Österreich.b Eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils auf 13 Prozent – wie von Österreichs Bundesregierung angestrebt – würde auch den Gesundheitsnutzen auf über eine Mil- liarde Euro jährlich verdoppeln.27,26 Neben dem finanziellen Aspekt entsteht durch aktive Mobi- Bewegungsaktive Arbeitswege lität auch sozialer Mehrwert, etwa durch mehr Das Projekt „Pemo – Nachhaltige Pendlermobilität“ hat sich mit der Frage Kommunikation, Blickkontakte und persönliche beschäftigt, wie Beschäftigte zu mehr aktiver Mobilität am Arbeitsweg zu mo- Begegnungen im Alltag. tivieren sind. 17 Partnerinnen und Partner aus Vorarlberg, Liechtenstein, dem Kanton St. Gallen und dem Landkreis Lindau erarbeiteten in den Jahren 2016 Klimaschutz durch Gehen und Radfahren bis 2018 einen umfangreichen Maßnahmenkatalog und eine Palette an Werk- Ein weiterer gesellschaftlicher Nutzen aktiver zeugen. Der Werkzeugkoffer beinhaltet 28 gelungene Beispiele für betrieb- Mobilität zeigt sich im Hinblick auf die mögliche liches Mobilitätsmanagement und ist eine praktische Hilfe, um Arbeitswege Reduktion der Treibhausgas-Emissionen durch klimaverträglicher und gesünder zu machen.a aktive Mobilität. Der Klimawandel verursacht in Österreich bereits gegenwärtig jährliche Kosten von rund einer Milliarde Euro, etwa in der Land-, Verursachenden getragenen, Kosten des Ver- Forst- und Wasserwirtschaft, die bis Mitte des kehrs in der Europäischen Union belaufen sich Jahrhunderts auf jährlich 4,2 bis 5,2 Milliarden auf 1.000 Milliarden Euro pro Jahr, was rund Euro ansteigen könnten.43 sieben Prozent der Wirtschaftsleistung der 28 Der Verkehrssektor war im Jahr 2017 mit rund EU-Staaten entspricht. 29 Prozent dieser auf die 29 Prozent der zweitgrößte Verursacher von Gesamtgesellschaft abgewälzten Kosten werden Treibhausgas-Emissionen in Österreich. Da der Verkehrsunfällen zugeschrieben, 27 Prozent Treibstoffabsatz im Jahr 2018 erneut zugenom- den Autostaus, jeweils 14 Prozent entfallen auf men hat, sind auch im Jahr 2018 die CO2-Emissi- Klimakosten und Kosten als Folge von Luftver- onen des Verkehrs gestiegen, zum vierten Mal in schmutzung Körperliche und 7 Prozent sind Kosten durch Bewegung 240 Folge.157 Österreich hat sich das Ziel gesetzt, die Verkehrslärm.63 Mehr aktive Mobilität könnte Beim Radfahren Treibhausgas-Emissionen auch im Verkehrssek- in jedem dieser Bereiche helfen, Kosten zu spa- überwiegt der Gesund- Verkehrsunfälle 7 heitsnutzen durch kör- tor bis zum Jahr 2030 um 36 Prozent gegenüber ren. Werden die externen Kosten, wie Unfälle, perliche Bewegung die dem Jahr 2005 zu reduzieren.27 Gehen verursacht Luft- und Lärmverschmutzung, Auswirkungen gesundheitsschädlichen Luftverschmutzung 21 keine direkten und vergleichsweise nur marginale auf den Klimawandel sowie vor- und nachgela- Aspekte – Unfallrisiko und Luftverschmutzung indirekte Treibhausgas-Emissionen. Werden die gerte Materialströme -50 berücksichtigt, 0 wird jedes 50 100 150 200 – 250 durch Kfz-Verkehr indirekten Emissionen für Herstellung und Ent- Kfz in Österreich Effekt aufmit die über 2.000 Euro Lebensdauer pro Jahr bei Umstieg deutlich. von Pkw auf Fahrrad und werktäglicher sorgung eines Fahrrads berücksichtigt, kann beim Strecke von 7,5 bis 15 Kilometer in den Niederlanden in Tagen Radfahren mit Emissionen von fünf Gramm Gesundheitsnutzen des Radfahrens CO2 je mit zurückgelegtem Kilometer gerechnet um Vielfaches höher als Gesundheitsrisiken werden.64 Dem gegenüber stehen CO2-Emissio- nen von durchschnittlich 218 Gramm je Kilome- Gesundheitsrisiko Gesundheitsnutzen ter bei fossil angetriebenen Pkw und immerhin noch rund 94 Gramm je Kilometer bei E-Pkw, Luftverschmutzung - 21 wenn diese mit dem durchschnittlichen Strom- Quelle: de Hartog 201048 Grafik: VCÖ 2019 mix Österreichs betrieben werden.154 Verkehrsunfälle -7 Körperliche Bewegung Verkehr verursacht hohe externe Kosten + 240 Die gesamten externen, also nicht von den sie -50 0 50 100 150 200 250 Effekt auf die Lebensdauer in Tagen bei Umstieg von Pkw auf Fahrrad bei täglicher Strecke von rund 10 Kilometern
2 6,9 Umsatz in Vollzeit-Arb 16 1,6 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 1,9 Mobilität mit Zukunft 2/2019 0 Fahrzeugproduktion Verkauf unterschiedlichen Sektoren, vom Bau und der Radverkehr schafft viele Arbeitsplätze Erhaltung von Radverkehrsinfrastruktur, über den Fahrradhandel bis hin zur Fahrradproduk- Pkw-Branche Fahrrad-Branche 10 Millionen Euro Umsatz in der EU 100 tion, wo Schätzungen zufolge pro Million Euro Umsatz drei- bis viermal so viel Beschäftigung Vollzeit-Arbeitsplätze je 80 Quelle: Blondiau 201616 Grafik: VCÖ 2019 entsteht wie in der Autoindustrie.65 60 81 73 Die größten wirtschaftlichen Effekte im Zu- 40 57 sammenhang mit dem Radfahren werden dem 49 Radtourismus zugeordnet, wo indirekt Arbeits- 20 plätze etwa im Gastgewerbe entstehen. Beson- 16 19 0 ders hohe Umsätze werden oft auch in Straßen Fahrzeugproduktion Verkauf Infrastruktur mit reduziertem oder keinem Kfz-Verkehr, wie beispielsweise in Wien in der Kärntner Straße Eine Förderung des subventioniert.146 Auch bei der Errichtung und und der Mariahilfer Straße oder der Herrengas- Radverkehrs bringt Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur bringt se in Graz, erzielt. Gehende und Radfahrende für das Klima und die Gesundheit gesellschaft- aktive Mobilität Vorteile. Die Errichtung eines bevorzugen kurze Einkaufswege. Nutzungs- liche Vorteile und schafft Kilometers Radverkehrsinfrastruktur verursacht durchmischung und Gewerbevielfalt, beleben so zusätzlich auch viele Arbeitsplätze – je Euro lediglich zehn bis 20 Prozent der Baukosten ei- Ortskerne und fördern die lokale Wirtschaft ab- Umsatz sogar deutlich nes Kilometers Kfz-Straße.88 seits verkehrsintensiver Einkaufszentren am Sied- mehr, als in der Für Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen lungsrand. Obwohl Radfahrende pro Einkauf Auto-Branche. wurde errechnet, dass jeder mit dem Fahrrad weniger Geld ausgeben als Autofahrende, kaufen zurückgelegte Kilometer für die Gesellschaft sie häufiger ein und bleiben lokalen Geschäften einen Netto-Nutzen von 68 Cent zur Folge hat, treu.46,16 während jeder mit dem Auto zurückgelegte Ki- lometer 37 Cent an Kosten für die Gesellschaft verursacht.59 Auch die Qualität des öffentlichen Raums verbessert sich durch mehr aktive Mo- bilität, da Radfahren und Gehen leise sind und helfen, Verkehrslärm zu reduzieren.39 Radschnellwege sind wichtige Investitionen, um die Mobilitätswende Radfahren als Wirtschaftsmotor in Österreich voranzutreiben. Dieser Neben dem positiven externen Nutzen durch wurde im Jahr 2015 eröffnet, verbindet die aktive Mobilität ist Radfahren auch ein bedeu- niederländischen Städte tender wirtschaftlicher Faktor, dem in Österreich Arnhem und Nijmegen, direkte und indirekte Arbeitsplätze im Ausmaß ist vier Meter breit und hat Vorrang an den von 18.000 Vollzeit-Äquivalenten zugeordnet meisten Kreuzungen. werden.65,25 Beschäftigung entsteht dabei in Foto: qimby Gehen und Radfahren als win-win Mobilitätsform fördern • Gehen und Radfahren sind zukunftsfähige, weil besonders ressourcen- und klimaschonende Fortbewegungsarten • Durch die weitgehende Vermeidung von Luft- schadstoffen und Lärm erhöht aktive Mobilität die Lebensqualität vor Ort • Während der Kfz-Verkehr hohe Kosten für die Gesamtgesellschaft verursacht, bringen die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege gesellschaftlichen Nutzen in Milliardenhöhe
Foto: Mobilitätsagentur Wien/Stephan Doleschal Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 17 Aktive Mobilität als Bindeglied für multimodale Mobilität Aktive Mobilität ist deutlich vielfältiger als Gehen und Radfahren. Neue, mit Muskelkraft betriebene und teilweise elektrisch unterstützte Verkehrsmittel sind im Trend. Aktive Mobilität ist essenzieller Bestandteil unseres Alltags und wichtiges Bindeglied für andere Fortbewegungsarten, insbesondere auch im Öffentlichen Verkehr. Radfahren und Gehen sind zwar die bekanntes- Unterschiedliche Regeln für unterschiedliche ten, aber nicht die einzigen Mobilitätsformen, die Verkehrsmittel ganz oder teilweise auf Muskelkraft basieren. Die Für die Vielzahl der unterschiedlichen Verkehrs- Vielfalt in diesem Bereich nimmt zu und reicht mittel im Bereich aktive Mobilität gelten unter- vom Tretrollerfahren bereits im Volksschulalter, schiedliche rechtliche Regelungen. Fahrräder mit der vermehrten Verwendung von Transportfahr- Tretkraftunterstützung (Pedelecs) sowie allgemein rädern zum Waren- und Kindertransport, bis zu Elektro-Fahrräder gelten gemäß Straßenverkehrs- Aktive Mobilität ist ein elektronisch unterstützten Pedelecs, die insbeson- ordnung in Österreich als Fahrräder, solange die wichtiger Bestandteil der Alltagsmobilität und für dere auch von älteren Menschen genutzt werden. Antriebsleistung des E-Motors 600 Watt nicht alle Wegzwecke einsetz- Aktive Mobilität ist keineswegs nur für Wege in übersteigt und die Bauartgeschwindigkeit nicht bar. Potenzial für mehr Gehen und Radfahren der Freizeit relevant, sondern fixer Bestandteil höher als 25 Kilometer pro Stunde ist. Wird gibt es vor allem bei den der Alltagsmobilität der meisten Menschen. So einer dieser Werte überschritten, handelt es sich Arbeitswegen. werden in Österreich beispielsweise 31 Prozent der Einkaufswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad Aktive Mobilität erfüllt alle Wegzwecke erledigt und damit mehr, als Freizeitwege mit einem Anteil von 29 Prozent. Großes Potenzial Verkehrsmittelwahl je Wegzweck in Prozent 35 gibt es bei Arbeitswegen, die derzeit großteils mit Radfahren dem Pkw und nur zu 15 Prozent aktiv mobil mit 30 Gehen 7% dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden.31 25 7% Quelle: bmvit 201631, VCÖ 2019159 Grafik: VCÖ 2019d Im Jahr 2018 wurden über 475.000 Fahrräder 6% 20 in Österreich verkauft, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Ein Grund dafür ist die wach- 15 24 % 7% 22 % sende Nachfrage nach E-Fahrrädern, die im Jahr 10 20 % 2018 bereits ein Drittel aller Fahrradverkäufe 5 8% ausmachten.6 0 Arbeit Schule/Ausbildung Freizeit Einkauf
2018 167 295 G G 18 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 2045 Mobilität mit Zukunft 2/2019 746 (geplanr) 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Länge Fahrrad-Highways in Region Kopenhagen in Kilometer von Gehwegen untersagt und die Benutzung von Mehr als jede dritte Bahnfahrt Fahrradwegen vorgeschrieben ist. Die Verbrei- beginnt zu Fuß oder mit dem Fahrrad tung von Elektro-Scootern im urbanen Raum Verkehrsmittelwahl der Anreise nimmt derzeit stark zu. In Wien starteten im zur Bahn in Prozent Jahr 2018 zwei Anbieter mitGehen dem Verleih stati- onsunabhängiger Elektro-Scooter. FahrradIm Mai des Quelle: VCÖ-Bahntest 2018160 Grafik: VCÖ 2019 30 % Jahres 2019 gab es bereits fünf Anbieter Verkehr Öffentlicher mit in 9% Summe rund 6.500 Leihgeräten. Pkw mi�ahrend es In Linz gab 30 % im Mai 2019 rund 800 Elektro-Scooter zum Aus- Pkw selbstlenkend 14 % leihen.133,56 Einer der größten Anbieter weltweit Motorrad, Moped mitfahrend 13 % Bahnhof gibt an, dass 40 Prozent der E-Scooter-Fahrten 2% keine Angabe Motorrad für Arbeits- oder Schulwege, 32 Prozent für sonstige 2% Freizeitwege und 20 Prozent für Wege vom oder zum Öffentlichen Verkehr getätigt werden.86 Aktive Mobilität ist das um ein sogenanntes S-Pedelec oder Moped und Gemäß einer Untersuchung in Denver ersetzen wichtigste Bindeglied für es kommen andere Regelungen, wie etwa Aus- 43 Prozent der E-Scooter-Fahrten Fußwege und multimodale Mobilität. weispflicht und Helmpflicht, zur Anwendung. Nicht nur UmsteigenFahrrad 14 Prozent Radfahrten.37 Aus Perspektive des Vollzeit-Arbeitsplätze je 1 Million Euro Pkw April 2019 Umsatz in der Europäischen Union 10 letzte Meile Auch ein- oder zweispurige Transport-Fahrräder und die Ressourcenbedarfs problematisch ist, dass die werden oft bewegungs- aktiv zurückgelegt, 8 son- sind rechtlich gesehen Fahrräder. Überschreitet derzeit im Sharing-Betrieb genutzten Geräte eine dern auch der Weg zum deren Breite jedoch 100 Zentimeter, dürfen sie sehr kurze Lebensdauer von lediglich rund 30 6 Bahnhof. nicht mehr auf Radwegen 8,1 benutzt werden.140 50 30 10 Tagen haben, bevor sie ausgetauscht werden.82 4 100 > 80 % 90 6,9 E-Scooter gelten als Fahrrad Aktive Mobilität und Öffentlicher Verkehr 2 80 Todesrisiko in Prozent 70 Kick-, 1,6 Snake- und Skateboards sind1,9 gemäß Neben der Funktion als Hauptverkehrsmittel ist 0 60 Straßenverkehrsordnung als „fahrzeugähnliches aktive Mobilität auch ein wichtiges Bindeglied Fahrzeugproduktion Verkauf 50 Kinderspielzeug“ klassifiziert. 171 Tretroller und zwischen verschiedenen Fortbewegungsarten und 40 30 die hauptsächlich elektrisch angetriebenen Fahr- damit ein zentrales Element für Multimodalität. 20 zeuge Hoverboard und Airwheel gibt es nicht < 10 % des Öffentlichen Verkehrs erledigen Fahrgäste 10 nur für Kinder. Bis Schrittgeschwindigkeit sind Zu-, Um- und Ausstiege oft zu Fuß. Auch die 0 Vollzeit-Arbeitsplätze je 1 Million Euro sie als Kleinfahrzeuge Fahrrad Pkw zur Verwendung April 2019außerhalb ersten und letzten Kilometer bei Wegeketten mit Umsatz in der Europäischen Union 10 Die Anzahl der Fahr- der Kfz-Fahrbahn bestimmt. Geschwindigkeit Obwohl in Kilometer nicht mit pro Stunde dem Öffentlichen Verkehr werden oft mit Hilfe radverkäufe 8 ist zuletzt eigener Muskelkraft angetrieben, gelten Elekt- von Muskelkraft zurückgelegt. In Österreich ka- deutlich gestiegen. Mit ein Grund6sind E-Fahr- ro-Scooter sowie Segways 8,1 rechtlich als Fahrräder, men beispielsweise im Jahr 2018 laut VCÖ-Bahn- räder, die im Jahr 2018 sofern ihre Maximalleistung 600 Watt und die test 30 Prozent der Fahrgäste zu Fuß zum Bahn- 4 Drittel aller bereits ein Bauartgeschwindigkeit 25 Kilometer pro Stunde hof, weitere neun Prozent mit dem Fahrrad.160 Fahrradverkäufe in Ös-6,9 terreich 2ausmachten. nicht überschreitet – wodurch die Benutzung Die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs hängt 0 1,6 1,9 nicht nur von der Angebotsqualität, sondern In ÖsterreichFahrzeugproduktion werden zunehmend Verkauf ganz wesentlich April 2019 auch von der Zugänglichkeit mehr Fahrräder gekauft der Haltestellen ab. Das Einzugsgebiet des Öf- fentlichen Verkehrs kann durch Attraktivierung des Radverkehrs verdoppelt werden.110 Auch Anteil Fahrräder mit E-Motor Begegnungszonen und Fußgängerzonen sind ein Anzahl neu verkaufte Fahrräder pro Jahr 500.000 gutes Umfeld für Öffentlichen Verkehr, wie etwa 400.000 in der Landstraße in Linz oder der Herrengasse in Graz. Ein Platzcharakter wie in Begegnungs- 300.000 zonen kann Umsteigepunkte des Öffentlichen Quelle: VSSÖ 2019161 Grafik: VCÖ 2019 Verkehrs attraktiver machen. Neben der Zugäng- 200.000 lichkeit sind auch sichere und wettergeschützte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in ausrei- 100.000 33 22 29 % chender Anzahl wichtig, um den Einzugsbereich 0 % % 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Mobilität mit Zukunft 2/2019 Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende 19 von Haltestellen zu vergrößern. Am Bahnhof Beispiele der Mobilitätswende in Wieselburg und am Busterminal in Freistadt wurden im Jahr 2018 diebstahlsichere Radabstel- lanlagen errichtet. Dadurch wurde die Nutzung Foto: Nextbike Klagenfurt des Fahrrads als Zubringer zum Öffentlichen Verkehr gesteigert.110 Mehr aktive Mobilität als Regierungsziel In der Klima- und Energiestrategie aus dem Jahr 2018 hat die Bundesregierung Österreichs die Verdopplung des Radverkehrsanteils auf 13 Bikesharing ergänzt Angebot des Öffentlichen Verkehrs Prozent bis zum Jahr 2025 als Ziel verankert.27 Dieses Ziel soll durch die Umsetzung und Wei- terentwicklung des Masterplans Radfahren aus In Klagenfurt und einigen Umlandgemeinden wurde im Jahr 2017 das Fahrrad- dem Jahr 2015 sowie der Radinfrastruktur-Aus- Verleihsystem von Nextbike installiert. Anfang 2019 standen 220 Fahrräder bauprogramme in Zusammenarbeit mit den an 32 Stationen zur Verfügung. Aufgrund der guten Auslastung sind zehn Gemeinden, Städten und Bundesländern erreicht weitere Verleihstationen in Planung, damit alle sieben S-Bahn Haltestellen in werden.26 Darüber hinaus gilt es auch den Mas- Klagenfurt und die wichtigsten Schiffsanlegestellen am Wörthersee an das terplan Gehen aus dem Jahr 2015 umzusetzen, Bikesharing-System angebunden sind. Ab Juli 2019 wird es in Kombination weiterzuentwickeln und Schnittstellen mit dem mit dem städtischen Busnetz erstmals eine Jahreskarte um 365 Euro geben, in Öffentlichen Verkehr zu verbessern.24 Stockholm der die Jahresgebühr für die Nextbike-Nutzung bereits enthalten ist.a stellt beispielsweise für seinen Masterplan Gehen umgerechnet rund 17 Millionen Euro bis zum Jahr 2020 zur Verfügung. Maßnahmen, die Stock- dort nicht gleichzeitige Fördermaßnahmen und holm zu einer gehfreundlichen Stadt machen Investitionen getätigt werden. sollen, sind unter anderem die Verbesserung von bestehenden Fußwegerouten, die Identifizierung Großes Potenzial für mehr aktive Mobilität und Gestaltung von zukünftigen Routen und die Das Potenzial für aktive Mobilität ist groß. 19 Reduzierung von Unfällen mit Gehenden durch Prozent der Pkw-Fahrten in Österreich sind kür- entsprechende Verkehrs- und Raumplanung.138 zer als zweieinhalb Kilometer, 40 Prozent kürzer Viele Ziele der Mobilitätsstrategien der Städte, als fünf Kilometer und 61 Prozent kürzer als Bundesländer und Bundesregierung in Österreich zehn Kilometer – Distanzen, die mit dem Fahr- sind nur mit deutlich stärkeren Investitionen als rad oder Pedelec problemlos zurückgelegt wer- bisher erreichbar. Laut Radkompetenz Österreich den können.31 Auch im Güterverkehr wird das bedarf es einer Erhöhung des jährlichen Rad- Potenzial zur Verlagerung auf Transport-Fahrrä- budgets von derzeit weniger als zehn Euro auf der meist unterschätzt, denn mehr als die Hälfte rund 30 Euro pro Kopf und Jahr, um den Rad- aller motorisierten Fahrten im Gütertransport in verkehrsanteil mittelfristig deutlich zu erhöhen. den Städten der Europäischen Union könnte auf Im Zeitraum 2020 bis 2030 würde dies rund drei Transport-Fahrräder verlagert werden, bei priva- Milliarden Euro an Investitionen entsprechen.112 ten Einkäufen sogar rund drei Viertel.44 Mit den im Bundesfinanzrahmengesetz geplan- ten Budgetkürzungen bis zum Jahr 2022 wird es allerdings schwer, die gesetzten Ziele zu errei- chen.22 Neben den notwendigen Förderungen braucht es auch konsequente Maßnahmen zur Aktive Mobilität liegt im Trend Reduktion des Pkw-Verkehrs, neben einer Pull- • Aktive Mobilität ist mehr als Gehen und Radfahren. Tretroller, also auch eine Push-Strategie. Zu beachten ist Transportfahrräder und Pedelecs liegen im Trend auch, dass eine Steigerung des Radverkehr-An- • Viele Pkw-Wege sind kurz und können auf Gehen und Radfahren ver- teils zu einer Verminderung des Anteils von lagert werden, großes Potenzial besteht bei Arbeitswegen Gehen und Öffentlichem Verkehr führt, wenn • Aktive Mobilität ist ein wichtiges Bindeglied im öffentlich zugängli- chen Verkehr und muss bei der Planung von Wegeketten sowie bei der ersten und letzten Meile mitgedacht werden
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