Das Magazin des Difu 1/2020

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Das Magazin des Difu 1/2020
1/2020

Das Magazin des Difu

		Aus dem Inhalt

 4 Standpunkt
		 Transformiert euch – und
   gestaltet den Wandel!

12   Forschung & Publikationen
     Öffentlichkeitsbeteiligung:
     Mitwirkung von Kommunen

22 Neue Projekte
		 Wie mobilisiert man
   Bauland?

27 Veranstaltungen
		 Mit Klimavorsorge der Hitze
   in der Stadt begegnen
Das Magazin des Difu 1/2020
Editorial                                   23 Baugebote in der Kommunalpraxis
                                            23 Mieterticket statt Pkw-Stellplatz
Standpunkt
                                            24 Modelle für Kultur im Wandel
4	Transformiert euch – und gestaltet den
                                            24 ÖPNV on demand
    Wandel!
                                            25 Kitas transparent finanziert
                                            25	Fahrplan für Stadtentwicklung
Forschung & Publikationen
6	Difu-Jahrbuch gibt Einblicke,
                                            Veranstaltungen
    Rück­blicke und Ausblicke
                                            26	Veranstaltungsvorschau
7 Fachkräftebedarf der Kommunen in
                                            27 Mit kommunaler Klimavorsorge der
    Zeiten von Arbeit 4.0
                                                Hitze in der Stadt begegnen
8 Nutznießerfinanzierung der
                                            28 Bürgerdialog in Zeiten aufgeheizter
    ÖPNV-Infrastruktur
                                                Debatten
9	Nationale Unterstützungs­programme
                                            30 Was ist schön? Neubau oder
    für Sustainable Urban Mobility Pläne
                                                Rekon­struktion?
10	Moderne Stadtgeschichte:
                                            31 Kommunale Verkehrsplanung in einer
    Stadt und Vergnügen
                                                sich wandelnden Gesellschaft
12 Mitwirkung von Kommunen an der
    Öffentlichkeitsbeteiligung
                                            Nachrichten & Service
13	Einstieg in den kommunalen
                                            16	Was ist eigentlich ... ein Radschnellweg
    Klimaschutz leicht gemacht
                                                und was eine Fahrradstraße?
14 Auch Kinder mit Beeinträchtigungen
                                            17 Veröffentlichungsüberblick
    sind in erster Linie Kinder
                                            19 Difu-Service für Zuwender
15	Checkpoint Teilhabe: Lösungen für die
                                            20 Difu-Informationsangebote/
    Kinder- und Jugendhilfe
                                            		Impressum
21	Planungstool zur klimaangepassten
                                            32 Difu-Intern: Abschied und Neubeginn
    Infrastruktur- und Stadtentwicklung
                                            33 Difu aktiv
                                            34 Neues im Difu-Inter-/Extranet
Neue Projekte
                                            35 Difu-Mediennachlese
22 Wie mobilisiert man Bauland?
22 Bodenpolitik: Wer macht was?
Das Magazin des Difu 1/2020
Editorial

              Liebe Leserin, lieber Leser,

              „wasch‘ mir den Pelz, aber mach‘ mich nicht nass“ – diese Redensart drängt sich
              immer häufiger mit Blick auf das Erreichte in Sachen Verkehrswende und Maß­
              nahmen gegen den Klimawandel auf. Auf der einen Seite die wenige, noch verblei-
              bende Zeit, um absehbaren Negativauswirkungen entgegenzutreten, auf der ande-
              ren noch zu zaghafte Entscheidungen und lange Übergangsfristen.

              Auf vielen Ebenen ist jedoch eine tiefgreifende Transformation notwendig. Entspre-
              chend klare Beschlüsse und beherzteres Handeln sind überfällig. Dazu wird der Pelz
              nass werden und wir alle müssen unsere Komfortzone verlassen, unpopuläre Ent-
Fotos: Difu

              scheidungen treffen und die Folgen aktiv gestalten. Auch der aktuelle Standpunkt in
              diesem Heft widmet sich dem Thema Transformation. Er zeigt am Beispiel der „Ver-
              waltungsvereinbarung Städtebauförderung 2020“, dass durchaus Gestaltungsspiel-
              raum für Kommunen besteht, um Notwendiges auf den Weg zu bringen. Es gilt, die
              neuen Optionen intensiv zu nutzen!

              Darüber hinaus stellen wir Ihnen im neuen Heft wieder viele Arbeitsergebnisse und
              Informationen unserer Forschungsbereiche zu allen Themen rund um die Stadt vor.

              Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

              Prof. Dr. Carsten Kühl                                 Dr. Busso Grabow
              Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer           Geschäftsführer

                                                                                                    3
Das Magazin des Difu 1/2020
Standpunkt
Berichte 1/2020

                                   Transformiert euch – und gestaltet den
                                   Wandel!
                                   Die Neuausrichtung der Städtebauförderung ab 2020 eröffnet den Kommunen ganz
                                   neue Gestaltungsspielräume zur Initiierung urbaner Transformationsprozesse und einer
                                   nachhaltigen Stadtentwicklung.

                                   Manchmal sind es ganz unscheinbare und ver-          Neu in der Verwaltungsvereinbarung 2020 ist ein
                                   meintlich technisch daherkommende Vereinba-          umfassender Katalog an Fördertatbeständen.
                                   rungen, mit denen in der Politik neue Tore aufge-    Dazu zählt erstmalig eine detaillierte Aufzählung
                                   stoßen werden. Monatelang wurde zwischen Bund        möglicher Maßnahmen zum Klimaschutz und
                                   und Ländern die „Verwaltungsvereinbarung Städ-       zur Klimaanpassung, die von der energetischen
                                   tebauförderung 2020“ verhandelt. Nur wenige          Gebäudesanierung, der Bodenentsiegelung über
                                   Informationen davon drangen an die Öffentlich-       klimafreundliche Mobilität und Baustoffe bis hin
                                   keit. Selbst die Fachcommunity war über lange        zur Erhöhung der Biodiversität reichen. In der
                                   Phasen hinweg nicht wirklich involviert. Das Do-     Zukunft muss sogar im Rahmen von städtischen
                                   kument, das jetzt noch von den Ministerinnen und     Gesamtmaßnahmen mindestens eine Maßnahme
                                   Ministern für Stadt- und Infrastrukturentwicklung    im Zuwendungszeitraum der Umsetzung eines
                                   der Länder unterschrieben werden muss, ist           solchen Fördertatbestandes dienen. Auch „Maß-
                                   beachtlich. Denn die Vereinbarung enthält nicht      nahmen zum Einsatz digitaler Technologien (städ-
                                   mehr und nicht weniger als eine Aufforderung an      tebauliche Vernetzung von Infrastrukturen, Daten,
                                   die Kommunen: „Transformiert Euch!“ Diese Auf-       Netzen)“ werden künftig genauso förderfähig
                                   forderung ist zugleich ein Angebot, das sich nicht   sein, wie Formen des Quartiersmanagements und
                                   nur auf die physische Struktur städtischer „Prob-    interkommunale Maßnahmen sowie Stadt-Um-
                                   lemquartiere“ einschließlich entsprechender Inf-     land-Kooperationen. Darüber hinaus enthält der
                                   rastrukturen bezieht, sondern auch auf Planungs-     Katalog die Möglichkeit zur Initiierung von „Maß-
                                   und Governance-Prozesse und damit die soziale        nahmen mit hohem Innovations- und Experimen-
                                   Interaktion zwischen Stadt und Mensch. Denn die      tiercharakter in außerordentlichen Stadtentwick-
                                   jetzt vorliegende Vereinbarung öffnet einen weiten   lungsformaten“. In diesem Kontext sieht die Ver-
                                   Möglichkeitsraum, der explizit zur Initiierung und   waltungsvereinbarung gleich mehrfach die Beteili-
                                   Umsetzung urbaner Transformationsprozesse ein-       gung der Bürgerinnen und Bürger einschließ-
                                   lädt. Die Kommunen – und die mittelzuweisenden       lich von Kindern und Jugendlichen sowie von
                                   Länder – müssen die neuen Gestaltungsspiel-          „schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen“ vor.
                                   räume nun aktiv nutzen.
                                                                                        Leicht ließe sich kritisieren, dass dieser Katalog
                                   Diese inhaltliche Neuausrichtung der Städtebau       einem zu breit aufgestellten „Gemischtwarenla-
                                   förderung, die durch eine Überführung von vor-       den“ ähnele, mit dem das seit Jahren praktizierte
                                   mals sechs in drei Teilprogramme sowie eine          „Gießkannenprinzip“ mit einem jährlich vom
                                   textliche Verdichtung der entsprechenden Ver-        Bund zur Verfügung gestellten Gesamtbudget
                                   einbarung erreicht wurde, stellt den eigentlichen    in Höhe von 790 Mio. Euro nur noch verschärft
                                   Gewinn für die Kommunen dar – selbst wenn mit        werde. Eine gezielte und nachhaltige Förderung
                                   Blick auf die finanzielle Gesamtausstattung und      strukturschwacher Kommunen könne angesichts
                                   die administrative Abwicklung des Programms          der bereits in der Vergangenheit bestehenden
                                   rasch wieder Kritik laut werden dürfte. Bereits in   Überzeichnung der Programme – also dem Um-
                                   der Präambel der neuen Vereinbarung werden           stand, dass die Kommunen mehr Förderanträge
                                   aber unmissverständlich die Herausforderungen        stellen als die Länder bewilligen können – auf
                      Foto: Difu

                                   umrissen: „Die Kommunen stehen aufgrund des          diese Weise kaum gelingen. Tatsächlich könnte
                                   demographischen Wandels und veränderter              der Wettbewerb um Fördermittel unter den Kom-
                                   Nutzungsbedingungen und -interessen vor gro-         munen bei einem breiteren Katalog an Fördertat-
                                   ßen Anpassungsbedarfen und städtebaulichen           beständen noch zunehmen. Allerdings war und
Dr. Henrik Scheller
                                   Transformationsprozessen. Dies gilt insbesondere     ist die Städtebauförderung aus guten Gründen
+49 30 39001-295
                                   für den Erhalt von lebendigen und identitätsstif-    eine Anschubfinanzierung. Und so kann der für
scheller@difu.de
                                   tenden Stadt- und Ortskernen, Maßnahmen für          die Städtebauförderung zur Verfügung gestellte
Unter Mitarbeit von                den Klimaschutz oder zur Anpassung an den            Mittelansatz mit Blick auf die von der Gesamtheit
Dr. Jens Libbe                     Klimawandel sowie das Schaffen von Wohnraum          der Kommunen pro Jahr getätigten Ausgaben in
Jan Hendrik Trapp                  sowie bedarfsgerechten und zukunftsorientierten      Höhe von knapp 200 Mrd. Euro immer nur einen
Robert Riechel                     Infrastrukturen“.                                    Bruchteil ausmachen – zumal die kommunale

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Das Magazin des Difu 1/2020
Standpunkt
                                                                                                                       Berichte 1/2020

                            Investitionstätigkeit schon seit längerem an eine      universelle Mindeststandards für substanzielle,
                            „gläserne Decke“ aus aufgestauten Investitions-        politische und ökonomische Teilhabe und eine An-
                            rückständen der vergangenen Jahre, fehlendem           erkennung der kulturellen und räumlichen Diversi-
                            Personal in den Stadtplanungs- und Baudezer-           tät der Städte und Stadtgesellschaften einschließ-
                            naten sowie einer Auslastung des Baugewerbes           lich einer Stärkung vorhandener Kreativitäts- und
                            gestoßen ist.                                          Innovationspotenziale gewährleistet werden.

                            Umso mehr gilt es, den Paradigmenwechsel in der        Mit der „Verwaltungsvereinbarung Städtebau­
                            neuen „Verwaltungsvereinbarung Städtebauför-           förderung 2020“ ist der erste Schritt in diese
                            derung 2020“ hin zu einem transformativen Stadt-       Richtung getan. Für eine „neue Generation“ des
                            umbau ernst zu nehmen und zu nutzen: In der            Stadtumbaus leistet sie bei den Verantwortlichen
                            Vergangenheit waren Maßnahmen der Städte-              aus Politik und Administration einen wichtigen
                            bauförderung auf den „sozialen Zusammenhalt            Beitrag zur Bewusstseinsbildung hinsichtlich
                            und die Integration aller Bevölkerungsgruppen“         bereits heute bestehender Transformationsnot-
                            in Räumen „mit erhöhten strukturellen Schwierig-       wendigkeiten. Nun müssen die Kommunen die
                            keiten zu konzentrieren“, um dort durch eine „Be-      neuen Gestaltungsspielräume für grundlegende
                            hebung städtebaulicher Missstände“ die Attrak-         Veränderungen und zum Experimentieren nutzen.
                            tivität der Städte und Gemeinden als Wohn- und         Integrierte Stadtentwicklung muss dazu tatsäch-
                            Wirtschaftsstandort zu stärken. In Zukunft zielt die   lich gelebt werden. Neben einer fach- und dezer-
                            Städtebauförderung hingegen auf eine „zukunfts-        natsübergreifenden Zusammenarbeit muss dazu
                            fähige, nachhaltige und moderne Entwicklung            periodenübergreifend und unter aktiver Einbezie-
                            der Städte und Gemeinden“ durch „nachhaltige           hung der Bürgerschaft die Stadt von übermorgen
                            Innenentwicklung“, „Reduzierung des Flächenver-        vorausschauend geplant werden. Transformative
                            brauchs“ sowie „bedarfsgerechte und zukunfts-          Stadtentwicklungsmaßnahmen dürfen sich nicht
                            orientierte Infrastrukturen“. Auf diese Weise gilt     in einer Aufwertung oder Wiederherstellung von
                            es, „Teilhabe und Austausch am gesellschaftlichen      benachteiligten Quartieren erschöpfen. Vielmehr
                            Leben für alle zu ermöglichen und damit den ge-        gilt es, mit entsprechenden Maßnahmen – unter
                            sellschaftlichen Zusammenhalt“ zu stärken. Hinter      Einbeziehung der je spezifischen Potenziale – den
                            dieser Vorstellung steht – mindestens implizit         Einstieg in einen umfassenden Umbau der Städte
                            – die Vorstellung einer an Nachhaltigkeitszielen       vorzunehmen. Dies schließt viele wichtige Berei-
zum Weiterlesen
                            orientierten urbanen Transformation.                   che ein: den Umbau der städtischen Energiesys-
                                                                                   teme zur Gewinnung von Energieeffizienzpoten-
Städtebauförderung des
                            Nachdem der Begriff „Transformation“ lange Zeit        zialen im Quartierskontext und eine substanzielle
Bundes und der Länder
                            eher Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte         Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an
   www.bit.ly/2Gpz7Bf
                            war, hat er in den letzten Jahren mehr und mehr        der Wärmeversorgung, heterogene und kleinteili-
Vom Stadtumbau zur städ-    Einzug in die politischen Diskussionen gehalten. In    gere Erzeugungsstrukturen, neue Betreiber- und
tischen Transformations-    seiner Abstraktheit hat er dabei – ähnlich wie auch    Geschäftsmodelle, den Umbau und die Neuor-
strategie                   schon der „Reform“-Begriff vor ihm – das Zeug, zu      ganisation städtischer Mobilitätssysteme, die
    www.bit.ly/2Rx1uDX      einer bloßen Hülse zu verkommen. Auf kommuna-          Neuordnung von Verkehrsflächen einschließlich
                            ler Ebene geht es dabei aber um nicht mehr und         autofreier Quartiere, aber auch Maßnahmen zur
WBGU-Hauptgutachten zur     nicht weniger als die bewusste Gestaltung eines        Förderung der urbanen Produktion, Landwirt-
transformativen Kraft der   zielgerichteten Wandels der Städte und ihrer Infra-    schaft und Ernährung einschließlich neuer Ar-
Städte                      strukturen in Richtung Nachhaltigkeit. So sollen       beitsformen sowie zur Integration und Förderung
    www.bit.ly/2O5CZvA
                            die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten sowie        der kulturellen Diversität.

                                                                                                                                    5
Das Magazin des Difu 1/2020
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2020

                                Difu-Jahrbuch gibt Einblicke,
                                Rückblicke und Ausblicke
                                Das neue Difu-Jahrbuch gibt Einblicke in die Schwerpunkte der Forschungs- und
                                Fortbildungsarbeit 2018/2019 des Deutschen Instituts für Urbanistik. Zudem informiert
                                es über die Planungen der Folgejahre.

                                Komprimiert und akzentuiert stellt das neue          die Institutsleitung Difu-Aktivitäten der letzten
                                Difu-Jahrbuch dar, mit welchen Themen und            zwei Jahre aus der Perspektive des Gesamtin-
                                Aufgabenstellungen sich das Institut 2018 und        stituts und unter Einbeziehung wichtiger instituts-
                                2019 beschäftigte. Das Jahrbuch fasst für Politik,   strategischer Entwicklungen. Das nachfolgende
                                Kommunalpraxis, Wissenschaft, Medien und Öf-         Kapitel „Forschung und Praxis“ vertieft die inhalt-
                                fentlichkeit ausgewählte Ergebnisse und Erkennt-     lichen Schwerpunkte der Forschungsarbeit und
                                nisse aus seiner umfangreichen Forschungs- und       eröffnet einen Blick in die vier Difu-Forschungs-
                                Fortbildungsarbeit zusammen.                         bereiche. Das Themenspektrum ist weit: Sozialer
                                                                                     Zusammenhalt, Wohnen, Städtebau und Stadt-
                                Und die Bilanz ist beeindruckend: In 2018/2019       entwicklung, Recht, Finanzen, Wirtschaft und
                                bearbeitete das Difu zahlreiche Forschungspro-       Digitalisierung, Infrastruktur, Mobilität, Umwelt.
                                jekte zu allen kommunal relevanten Themen und        In den Kapiteln der Forschungsbereiche wird auf
                                bot ein umfangreiches Angebot an Fortbildungen       Projekte und Publikationen im Themenumfeld
                                und weiteren Fachveranstaltungen in Berlin oder      hingewiesen, sodass einzelne Themen bei Bedarf
                                an anderen Standorten an. Angesichts der Fülle       weiter vertieft werden können.
                                kommunaler Themen, mit denen sich die Difu-
                                Fachleute empirisch und interdisziplinär befas-      Last, but not least dienen aktuelle Basisinfos zu
                                sen, werden im Jahrbuch nur Akzente gesetzt          Organisation, Output und Standing des Instituts
                                und Schwerpunkte herausgearbeitet. Dennoch           der allgemeinen Information über das Difu. Wie
                                veranschaulicht der Band mit Blick auf das große     etwa haben sich Finanzen und Personalbestand
                                Spektrum unterschiedlicher Auftraggeber sowie        entwickelt? Wie steht es um Fortbildungsan-
                                die vielen Partner aus Kommunen, Wissenschaft        gebote, Öffentlichkeitsarbeit und Publikations-
                                und Wirtschaft das weite Leistungsspektrum und       tätigkeit? Das Difu-Organigramm und Infos zu
                                die intensive Praxisorientierung des Instituts.      Gesellschafter, Zuwendern und Gremien vervoll-
www.difu.de/publikationen
                                Der Wissenstransfer findet am Difu in vielfältigen   ständigen den Daten- und Faktenabschnitt. Das
(Publikation in Vorbereitung)
                                Formen statt: Forschung, Fortbildung, Erfah-         Difu-Jahrbuch erscheint als Print- und Online-
                                rungsaustausch, Beratung sowie durch zahlreiche      Fassung. Letztere wird viele Zusatzinformationen
                                Online- und Printpublikationen.                      enthalten, etwa Links zu Difu-Veröffentlichungen
Dipl.-Geogr. Ulrike Wolf                                                             im Volltext, Bilanzdaten für den Gesamtbetrach-
+49 30 39001-297                Im Kapitel „Forschen, Bilden, Vernetzen für und      tungszeitraum 2018/2019 und weitere hilfreiche
wolf@difu.de                    mit den Kommunen“ des Jahrbuchs beleuchtet           Hinweise.

6
Das Magazin des Difu 1/2020
Forschung & Publikationen
                                                                                                                          Berichte 1/2020

                                Fachkräftebedarf der Kommunen in
                                Zeiten von Arbeit 4.0
                                Kommunen stehen nicht nur mit Unternehmen, sondern auch mit Bund und Ländern in
                                Konkurrenz um Fachkräfte. Das Difu hat eine Bestandsaufnahme strategischer „Good-
                                Practice-Beispiele“ erstellt, um Kommunen bei diesen Herausforderungen zu unterstützen.

                                Der Fachkräftebedarf in den Kommunalverwaltun-      Digitalisierung und Automatisierung von Pro-
                                gen, bei Eigenbetrieben und kommunalen Unter-       duktions- und Arbeitsprozessen sowie eine Ter-
                                nehmen ist mittlerweile groß. Aufgrund fehlender    tiärisierung und Finanzialisierung der Wirtschaft
                                Personalkapazitäten können Förderprogramme          einschließlich der damit einhergehenden Verände-
                                des Bundes und der Länder oft nur mit erhebli-      rungen von soziokulturellen Wertewelten. So lässt
                                chem Zeitverzug ausgeschöpft werden, Investi-       sich bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
                                tionen werden aufgeschoben oder nicht getä-         ein wachsendes Bedürfnis nach individuellen
                                tigt und Verwaltungsdienstleistungen in Bürger-,    Arbeitsbedingungen und -zeiten sowie einer aus-
                                Bau- und Finanzämtern sowie im sozialen Bereich     gewogenen Work-Life-Balance beobachten. Auf
                                können nur eingeschränkt erbracht werden. Dabei     diese sich wandelnden Erwartungen müssen sich
                                kommt diese Entwicklung nicht überraschend.         auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber einstel-
                                Bereits mit Einführung des „Neuen Steuerungs-       len – insbesondere in Branchen und Regionen, die
                                modells“ – als deutscher Ausprägung des „Pub-       bereits heute unter dem absehbaren Fachkräfte-
                                lic-Management-Ansatzes“ – wurden seit Beginn       bedarf leiden. Die Vielfalt dieser Trends und ihre
                                der 1990er-Jahre zahlreiche Instrumente des         Auswirkungen wurden in dem Difu-Projekt unter
                                                                                    den Begriff „Arbeit 4.0“ subsumiert und systema-
                                                                                    tisch aufgearbeitet.

                                                                                    Auch wenn die Kommunen der Herausforde-
                                                                                    rung fehlender Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt
                                                                                    nur bedingt steuernd entgegenwirken können,
                                                                                    haben etliche Landkreise, Städte und Gemeinden
                                                                                    inzwischen Maßnahmen entwickelt, um die Rah-
                                                                                    menbedingungen zur Fachkräftegewinnung und
                                                                                    -bindung vor Ort zu verbessern. Dabei zeigt sich,
                                                                                    dass die Aufgabe als ressortübergreifendes Quer-
                                                                                    schnittsthema angegangen werden muss. Neben
                                                                                    einer engen Kooperation zwischen Personal-
                                strategischen Personalmanagements als Wei-          management, Fachverwaltungen und Wirtschafts-
                                terentwicklung der herkömmlichen Personalver-       förderung ist dazu auch die Einbettung in eine
                                waltung in den Kommunen etabliert. Gleichzeitig     kohärente Gesamtstrategie mit entsprechend
                                musste im Zuge nötiger Haushaltskonsolidierun-      konkreten Maßnahmen für eine Modernisierung
                                gen oft auf die Nachbesetzung offener Stellen       der Verwaltungsorganisation erforderlich. Denn
                                ebenso verzichtet werden, wie auf Ressourcen für    eine digitalisierte, bürgerorientierte und agile
                                den konsequenten Einsatz von Instrumenten zur       Verwaltung kann einen Beitrag zur Steigerung der
                                Übergabe und Sicherung von Wissensbeständen         Attraktivität der Kommune als Lebensmittelpunkt
                                ausscheidender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.    – nicht zuletzt für Hochqualifizierte – leisten. Ver-
                                2017 war – laut Statistischem Bundesamt – ein       waltungsintern werden Kompetenzmodelle benö-
                                Viertel aller Beschäftigten im kommunalen Be-       tigt, eine positive Fehler- und Veränderungskultur,
                                reich 56 Jahre alt oder älter. Ähnlich angespannt   die Schulung der Fach- und Sozialkompetenzen
                                ist die Lage in kommunalen Unternehmen und Ei-      von Führungskräften, die Schaffung von Ver-
                                genbetrieben. So sind die Kinder- und Jugendbe-     dienst- und Aufstiegsmöglichkeiten sowie ein al-
                                treuung sowie das Fahrpersonal im ÖPNV intensiv     ternsgerechtes Personalmanagement einschließ-
www.difu.de/publikationen       von Fachkräfteengpässen betroffen.                  lich attraktiver Angebote zur Vereinbarkeit von
(Publikation in Vorbereitung)
                                                                                    Familie und Beruf. Zudem können ein gezieltes
                                Der Fachkräftebedarf in öffentlichen Verwal-        Wissensmanagement, Mentoring-Programme und
                                tungen trifft auf einen Wandel der Arbeitswelt,     ein betriebliches Gesundheitsmanagement sowie
Dr. Henrik Scheller             der auch stark das individuelle Verständnis von     digitale Arbeitstools und Formen der interkommu-
+49 30 39001-295                Arbeit verändert. Zu den einflussreichen Entwick-   nalen Fortbildungskooperation die Attraktivität der
scheller@difu.de                lungstrends zählen vor allem die Globalisierung,    Kommunalverwaltungen als Arbeitgeber steigern.

                                                                                                                                       7
Das Magazin des Difu 1/2020
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2020

                      Nutznießerfinanzierung der
                      ÖPNV-Infrastruktur
                      Die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) steht vor großen
                      Herausforderungen. Ist ohne eine Nutznießerfinanzierung die Verkehrswende nicht zu
                      stemmen? Einen Versuch ist es wert meint Berichte-Gastautor Oliver Mietzsch.

                      Die Verkehrswende ist ohne den drastischen             Ausbaus zu beteiligen – so wie dies bei der Stra-
                      Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs            ßeninfrastruktur längst der Fall ist? Allerdings gibt
                      (ÖPNV) nicht zu schaffen. Dies gilt insbesondere       es zwischen Straßen- und Schieneninfrastruktur
                      für die Ballungsräume, die unter den klimaschädli-     einige Unterschiede: Während die Straße für alle
                      chen Folgen des motorisierten Individualverkehrs       nutzbar ist, bedarf es zur Nutzung der schienen-
                      (MIV) am stärksten leiden. Ohne eine Reform der        gebundenen ÖPNV-Infrastruktur sowohl beson-
                      bislang ausschließlich mit den Fahrgeldeinnah-         derer Fahrzeuge als auch entsprechender Zu-
                      men der Nutzenden und aus Steuern der Allge-           gangspunkte und vor allem eines guten Angebots.
                      meinheit finanzierten ÖPNV-Infrastruktur wird dies     Garant hierfür sind die Kommunen, die häufig mit
                      aber nicht gelingen. Dafür ist der Finanzbedarf viel   eigenen Verkehrsunternehmen das ÖPNV-Ange-
                      zu hoch. Wer Fahrgäste nicht weiter belasten oder      bot definieren und auch überwiegend finanzieren.
                      sogar entlasten will und sich vor Augen führt, dass    Ihnen würde ein neues Instrument zur Finanzie-
                      Steuerquellen nicht ewig sprudeln werden, sollte       rungsbeteiligung der Nutznießenden helfen, die
                      sich daher die Frage stellen, wem eigentlich eine      Verkehrswende auch tatsächlich zu schaffen.
                      gute ÖPNV-Infrastruktur nützt. Natürlich den Nut-
                      zenden, die dafür einen Ticketpreis entrichten, mit    Im einer neuen Veröffentlichung der Reihe
                      dem aber auch die Kosten des täglichen Betriebs        „Difu-Papers“ eruiert Gastautor Oliver Mietzsch,
                      finanziert werden müssen. Und selbstverständ-          Nahverkehrsexperte und Autor verschiedener
                      lich der Allgemeinheit, weil mehr ÖPNV weniger         Veröffentlichungen zur ÖPNV-Finanzierung,
                      Kfz-Verkehr und damit bessere Luft, weniger            rechtliche Grundlagen für einen ÖPNV-Infrastruk-
                      Staus und Unfälle bedeuten. Deshalb wird auch          turbeitrag und entwickelt verkehrliche Erreich-
                      in Zukunft das Gros der Nahverkehrsfinanzie-           barkeits- und Erschließungsparameter, die eine
                      rung aus dem allgemeinen Steuertopf stammen            rechtssichere Ausgestaltung bzw. Anwendung der
                      müssen. Nicht vergessen werden sollten aber            Nutznießerfinanzierung als realistisch erscheinen
www.difu.de/13158
                      auch die Nutznießenden, d.h. diejenigen, deren         lassen. Dabei werden anhand eines Fallbeispiels
                      Immobilien durch eine gute Erschließung mit dem        praktische Auswirkungen des Finanzierungsmo-
                      ÖPNV mehr wert sind. Was also liegt näher, als         dells verdeutlicht.
                      die Nutznießenden einer guten ÖPNV-Infrastruk-
vertrieb@difu.de      tur in Städten auch an den Kosten des Neu- und

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Das Magazin des Difu 1/2020
Forschung & Publikationen
                                                                                                                                                      Berichte 1/2020

                            Nationale Unterstützungs­programme
                            für Sustainable Urban-Mobility-Pläne
                            Sustainable Urban Mobility Plans (SUMP) sollen dabei helfen, urbane Mobilität nachhaltig,
                            umweltschonend und integrativ zu realisieren. Städte werden dadurch für die Menschen
                            lebenswerter und attraktiver. Das Difu untersuchte die Förderkulisse in den EU-Staaten.

                            Im EU-Projekt „CIVITAS PROSPERITY – Prospe-                                          In einer neuen Publikation wurden die SUMP-Un-
                            rity through innovation and promotion of Sustain-                                    terstützungsprogramme und NFPs verschiedener
                            able Urban Mobility Plans“ wurden neben dem                                          Städte/Regionen/Länder betrachtet: Flandern/
                            Wissensaustausch zwischen Kommunen, Landes-                                          Belgien, Frankreich, Großbritannien, Barcelona/
                            behörden und weiteren Akteuren zu Erfahrungen                                        Katalonien/Spanien, Schweden, Slowenien,
                            mit Sustainable Urban Mobility Plänen (SUMP)                                         Tschechien, Slowakei. Die Kommunen in Flandern
                            auch Erfahrungen über nationale Unterstützungs-                                      erhalten z.B. für die erstmalige Erarbeitung eines
                            programme und Unterstützungs-Organisationen                                          SUMP bis zu hundert  Prozent finanzielle Förde-
                            „Nationale Focal Points” (NFP) ausgetauscht.                                         rung durch die Region, während es für eine Fort-
                            Einige EU-Länder bauten innerhalb des Projekts                                       schreibung noch bis zu 50 Prozent sind.
                            solche Programme auf und entwickelten NFP.
                            Das Difu erarbeitete eine Übersicht zu Inhalten                                      Neben der rechtlichen Pflicht der Aufstellung
                            der jeweiligen nationalen Unterstützungen bei                                        eines SUMP ist die finanzielle Förderung sicher
                            der SUMP-Erstellung. Dazu wurden die rechtliche                                      ein wichtiger Grund, dass schon 99 Prozent der
                            Verbindlichkeit von nachhaltigen Verkehrsplänen                                      flämischen Kommunen über einen SUMP verfü-
                            in den Ländern dargestellt und ein Überblick der                                     gen. Seit 2019 werden nur noch regionale SUMP
                            jeweiligen nationalen bzw. regionalen Unterstüt-                                     gefördert. Dazu wurden 15 Verkehrsregionen in
                            zungsprogramme und -organisationen gegeben.                                          Flandern gebildet, die für ihre Region einen Plan
                                                                                                                 erarbeiten. Auch in Slowenien konnten mit Hilfe
                            Ein nationales SUMP-Unterstützungsprogramm                                           umfangreicher finanzieller Förderung zahlreiche
                            umfasst Aktivitäten auf nationaler oder regionaler                                   Kommunen zur Erarbeitung eines SUMP aktiviert
                            Ebene, die dazu dienen, Kommunen bei der Er-                                         werden, so verfügten im Jahr 2018 zwei Drittel der
                            arbeitung und Umsetzung von SUMP zu helfen.                                          urbanen Regionen Sloweniens über SUMP. In Slo-
                            Das Programm kann unterschiedliche Elemente                                          wenien gibt es außerdem auch eine SUMP-Platt-
                            enthalten: finanzielle Unterstützung für die Erar-                                   form, die für Erfahrungsaustausch und zur Weiter-
                            beitung und Implementierung eines SUMP, eine                                         bildung für Kommunen konzipiert ist. Ein Netz-
                            nationale/regionale SUMP-Plattform für Erfah-                                        werk zertifizierter SUMP-Berater unterstützt
                            rungsaustausch und Weiterbildung, individuell                                        die Kommunen bei Erarbeitung eines SUMP.
                            angepasste technische Unterstützung bei der                                          Deren Beteiligung am Erarbeitungsprozess ist
                            Erarbeitung und Implementierung des Plans oder                                       gleichzeitig Voraussetzung für eine finanzielle
                            Aspekte zur Gesetzgebung, wie z.B. eine recht-                                       Unterstützung der Kommune für die Erarbeitung
                            liche Verpflichtung zur Erarbeitung eines SUMP                                       eines SUMP. In Frankreich gibt es eine nationale
                            oder auch die rechtliche Basis für die gemeinsame                                    SUMP-Datenbank. In dieser werden Informati-
                            Aufstellung von verschiedenen räumlichen Plänen                                      onen über SUMP aller Kommunen angelegt. In
                            zur Minimierung des Planungsaufwands.                                                Frankreich gibt es zudem eine rechtlich verbind-
                                                                                                                 liche Pflicht zur Erarbeitung von SUMP für Kom-
                                                                                                                 munen mit mehr als 100.000 Einwohnern. Einen
                                                                                                                 ähnlichen Ansatz verfolgt Katalonien, wo die Erar-
                                                                                                                 beitung von SUMP für Städte mit mehr als 50.000
                                                                                                                 Einwohnern verpflichtend ist sowie für Städte
                                                                                                                 innerhalb der Metropolregion Barcelona mit mehr
                                                                                                                 als 20.000 Einwohnern.
www.difu.de/publikationen
www.difu.de/12346
                                                                                                                 Die Publikation hilft dabei, mögliche Handlungs-
                                                                                 Abbildung: Fabian Drews, Difu

                                                                                                                 felder in Deutschland zu identifizieren. In der vom
                                                                                                                 Difu geleiteten National Task Force SUMP D des
Dr.-Ing.                                                                                                         PROSPERITY-Projekts wurde ein Rahmen für ein
Wulf-Holger Arndt                                                                                                Bundesförderprogramm SUMP/VEP erstellt.
+49 30 39001-252
arndt@difu.de

                                                                                                                                                                   9
Das Magazin des Difu 1/2020
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2020

                            Moderne Stadtgeschichte:
                            Stadt und Vergnügen
                            Die neue Ausgabe der Zeitschrift ‚Moderne Stadtgeschichte‘ beleuchtet die Beziehung
                            zwischen ‚Stadt und Vergnügen‘ am Beispiel deutscher und europäischer Städte des
                            19. und 20. Jahrhunderts.

                            ‚Stadt und Vergnügen‘ ist der Schwerpunkt der        Trennung zwischen bürgerlichem und populärem
                            neuen Ausgabe der Zeitschrift ‚Moderne Stadt-        Vergnügen während des Kaiserreichs beobachten
                            geschichte‘. Heft 2/2019 thematisiert vor allem      lässt. Am Beispiel von Tanz- und Kabarettveran-
                            Beispiele deutscher und europäischer Städte des      staltungen in der bayrischen Provinz und in Berlin
                            19. und 20. Jahrhunderts. Die Heft-Herausgebe-       Anfang des 20. Jahrhunderts untersucht Klaus
                            rinnen Yvonne Robel (Forschungsstelle Zeitge-        Nathaus (Oslo) Konflikte zwischen metropolitanen
                            schichte Hamburg) und Alina Just (HafenCity-         und provinziellen Verhaltensmustern und Strate-
                            Universität Hamburg) ordnen in ihrer Einleitung      gien der kulturellen Profilierung. Nathaus betont
                            das Thema in übergreifende Prozesse sozialen         eher das Sichtbarwerden von Grenzen zwischen
                            Wandels ein: Verkürzung der Arbeitszeit, zuneh-      sozialen Schichten im Vergnügungsverhalten.
                            mende finanzielle Spielräume auch der städti-        Alina L. Just (HafenCity-Universität Hamburg)
                            schen Arbeiterschaft gegen Ende des 19. Jahr-        schlägt in ihrer Studie zum Hamburger Dom, dem
                            hunderts sowie der Herausbildung städtischer         städtischen Jahrmarkt, die zeitliche Brücke in die
                            Vergnügungsviertel.                                  Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 1960er-
                                                                                 Jahre. Sie präsentiert den ‚Dom‘ als Arena für die
                            Nach 1880 entstand so das ‚städtische Vergnü-        Aushandlung neuer sozialer Gefüge und politi-
                            gen‘ in Form von Varietés, Kinos, aber auch Rum-     scher Selbstverständnisse.
                            melplätzen etc. als ein klar erkennbarer Sektor
                                                                                 Am Beispiel der Debatten über Institutionen der
                                                                                 Hochkultur in Dresden nach dem Jahr 1945 ar-
                                                                                 beitet Martin Reimer (TU Dresden) heraus, wie
                                                                                 sich Orte des Vergnügens zu Orten von Macht-
                                                                                 aneignung verwandelten. Er betont das Narrativ
                                                                                 einer ‚Demokratisierung‘ des Vergnügens in die-
                                                                                 ser Periode (vermeintlichen) Aufbruchs. Hanno
                                                                                 Hochmuth (ZZF Potsdam) zeigt schließlich am
                                                                                 Beispiel des Kreuzberger Chamissoplatzfestes in
                                                                                 den späten 1970er- und 1980er-Jahren den Kon-
                                                                                 nex zwischen Herausbildung einer stadtteilbezo-
                                                                                 genen Vergnügungskultur und städtebaulichen
                            und zugleich konstitutives Element (groß-)städti-    Planungen und Veränderungen. In der Leitrezen-
                            scher Kultur. Forschungsgeschichtlich konstatie-     sion stellt Lisa Kosok (HCU Hamburg) zwei jün-
                            ren die Herausgeberinnen eine gewisse Verzöge-       gere Arbeiten von Johanna Niedbalski und Jason
                            rung in der bundesrepublikanischen Forschung         Wood über Vergnügungsparks in Berlin und inter-
                            zu ‚Stadtvergnügen‘. Erst seit dem Boom der          national vor.
                            Alltagsgeschichte in den 1980er-Jahren wurde
                            ‚Vergnügen‘ zum Thema historischer Forschung.        In der Rubrik ‚Forum‘ wird von Håkan Forsall
                                                                                 (Stockholm/HU Berlin) ein historiographischer
www.difu.de/13028           Die Beiträge des Schwerpunkt-Themas fokus-           Überblick zur schwedischen Stadtgeschichte
                            sieren auf „das Soziale im Verhältnis von Stadt      präsentiert. Daniel Tödt (HU Berlin) erprobt die
                            und Vergnügen“ und beleuchten ‚Vergnügen‘            Tragfähigkeit des Konzepts ‚Second Imperial
                            aus verschiedenen Perspektiven: Antje Dietze         City‘ am Beispiel der Städte Antwerpen, Ham-
Prof. Dr. Dieter Schott     (Leipzig) über den Leipziger ‚Krystall-Palast‘ und   burg, Liverpool und Marseille und reflektiert über
+49 6151-16-57307
                            Martin Rempe (Konstanz) über Unterhaltungs-          die Potenziale und Grenzen einer ‚Global Urban
schott@pg.tu-darmstadt.de
                            musiker im Kaiserreich untersuchen die Welt des      History‘. Die Rubrik ‚Berichte‘ informiert schließ-
Prof. Dr.                   Vergnügens aus der Perspektive der Anbieter,         lich über eine kleine Tagung mit Beiträgen zu
Christoph Bernhardt         Vergnügen also als Arbeitswelt. Sönke Friedreich     deutsch-japanischen Transfers und Interaktionen
+49 3362-793-142            (TU Dresden) zeigt hingegen am Beispiel der          zur ‚Urban Governance‘, die im Frühjahr 2019 in
christoph.bernhardt@        sächsischen Textilstadt Plauen, dass sich dort im    Berlin stattgefunden hat.
leibniz-irs.de              Vergnügen keine klare soziale und sozialräumliche

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Forschung & Publikationen
Berichte 1/2020

                      Mitwirkung von Kommunen an der
                      Öffentlichkeitsbeteiligung
                      Difu-Studie zur Beteiligung von Kommunen beim Stromnetzausbau zeigt, dass sie im
                      Rahmen der Kommunikation und Beteiligung eigenständig anzusprechen und von Bund,
                      Ländern und Übertragungsnetzbetreibern entsprechend einzubinden sind.

                      Kommunen haben in weiten Teilen die Risiken                                                Fachleute vom Bund, dem Land Thüringen und
                      und Lasten der mit der Energiewende verbunde-                                              50Hertz interviewt. Zum anderen wurde eine flä-
                      nen Trassen(aus)bauvorhaben vor Ort zu tragen.                                             chendeckende schriftliche Befragung aller Städte
                      Gleichzeitig müssen sie mit Protesten und sich                                             und Gemeinden in Thüringen durchgeführt. Ein
                      widersprechenden Interessen in der Bevölkerung                                             Lenkungskreis, dem Kommunen, kommunale
                      umgehen. Wie Kommunen sich diesen Heraus-                                                  Spitzenverbände, der Bund, das Land Thüringen
                      forderungen stellen, die Angebote der Öffentlich-                                          sowie 50Hertz angehörten, begleitete die Studie.
                      keitsbeteiligung wahrnehmen und nutzen und
                      wie sie ihre Rolle im Stromnetzausbau definieren,                                          Durchweg würdigen die Befragten die Öffentlich-
                      untersuchte das Difu am Beispiel des Bundes-                                               keitsbeteiligung von 50Hertz: Sie fühlen sich vom
                      landes Thüringen. Die Studie erfolgte 2019 im                                              Übertragungsnetzbetreiber gut informiert und
                      Auftrag von „50Hertz“, einem der Träger für die                                            schätzen, dass er in ihren Kommunen ansprech-
                      Umsetzung der Trassenführungen (Höchstspan-                                                bar ist und das Gespräch sucht. Die Studiener-
                      nungsleitungen) in Thüringen. 50Hertz beglei-                                              gebnisse zeigen allerdings, dass es angesichts der
                      tet seinen Stromtrassenausbau seit mehreren                                                Verfahrenslänge, der Komplexität und der Vielzahl
                      Jahren durch eine umfangreiche und frühzeitige                                             der Beteiligungsgelegenheiten vor allem kleine-
                      Öffentlichkeitsarbeit.                                                                     ren Gemeinden schwerfällt, die Übersicht über
                                                                                                                 Verfahren und konkrete Projekte des Stromnetz-
                                                                                                                 ausbaus zu behalten. Die Mitwirkung der Kom-
                                                                                                                 munen wird dadurch beeinträchtigt, dass es für
                                                                                                                 sie schwierig ist zu verstehen, auf welcher Ebene
                                                                                                                 (Bund, Land, Vorhabenträger), an welchem Punkt
                                                                                                                 des Gesamtverfahrens und in welchem Beteili-
                                                                                                                 gungsschritt sich das Vorhaben gerade befindet.
                                                                            Foto: Wolf-Christian Strauss, Difu

                                                                                                                 Trotz dieser Herausforderungen kann die Studie
                                                                                                                 nachweisen, dass viele thüringische Gemeinden
                                                                                                                 und Landkreise – getragen vom Ziel, das Beste für
                                                                                                                 die eigene Kommune zu erreichen – Spielräume
                                                                                                                 nutzen, Handlungskorridore erschließen, Interes-
                                                                                                                 senkonflikte moderieren und sich mit den Belan-
                                                                                                                 gen der eigenen Kommune in die Öffentlichkeits-
                                                                                                                 beteiligung einbringen. Sie leisten somit einen
                      Als Schwerpunkt der Untersuchung wurden                                                    Eigenbeitrag zum Gelingen der Energiewende.
                      die Sichtweisen und Erfahrungen thüringischer
                      Bürgermeister*innen und Landrät*innen erfasst.                                             Dies könnte und müsste noch stärker gewürdigt
                      Diese ergaben sich aus der informellen (frühzeiti-                                         und in den Kommunikationsprozessen berück-
                      gen, durch den Übertragungsnetzbetreiber ini-                                              sichtigt werden. Die Studie „Dialogbrücken beim
                      tiierten) sowie der formellen (gesetzlich garan-                                           Stromnetzausbau“ füllt vor diesem Hintergrund
                      tierten, durch Bund und Land verantworteten)                                               eine Wahrnehmungslücke – seitens Politik und
                      Öffentlichkeitsbeteiligung zum Stromnetzausbau.                                            Forschung zur Energiewende – und zeigt die Be-
www.difu.de/13365     Die Befragten geben – nicht nur beim Netzausbau                                            deutung von Kommunen als mögliche Dialog-
                      – als Teil der Politik und Verwaltung Richtungsent-                                        brücken auf. Die Studienergebnisse deuten da-
                      scheidungen vor, fungieren als Identifikations-                                            rauf hin, dass eine erfolgreiche Umsetzung der
                      figur und beeinflussen somit das Aushandeln                                                Energiewende maßgeblich davon abhängt, ob und
Dr. Bettina Reimann
                      tragfähiger Lösungen zum Stromnetzausbau vor                                               inwieweit es gelingt, in und mit Kommunen tragfä-
+49 30 39001-191
                      Ort. Die empirische Basis der Studie bildete eine                                          hige Lösungen für den Leitungsausbau zu verhan-
reimann@difu.de
                      Kombination von qualitativen und quantitativen                                             deln. Eine schlüssige Öffentlichkeitsbeteiligung,
Dr. Stephanie Bock    Erhebungsmethoden. Zum einen wurden leit-                                                  die auch kleinere Kommunen adäquat adressiert
+49 30 39001-189      fadengestützte Interviews mit Fachleuten thürin-                                           und unterstützt, ist eine entscheidende Vorausset-
bock@difu.de          gischer Kommunen geführt. Ergänzend wurden                                                 zung hierfür.

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Forschung & Publikationen
                                                                                                                Berichte 1/2020

                    Einstieg in den kommunalen
                    Klimaschutz leicht gemacht
                    Die neue Publikationsreihe #Klimahacks unterstützt Menschen, die sich im Klimaschutz
                    engagieren wollen bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten. Jede Ausgabe gibt einen
                    Überblick über ein Handlungsfeld und mündet in der Anleitung für ein konkretes Projekt.

                                                                                                                                  Foto: Sybille Wenke-Thiem, Difu
                    Mit den ersten beiden veröffentlichten #Klima-        Klimaschutzes. Beide Themen sind zentral für den
                    hacks existiert nun ein Angebot, das insbesondere     Klimaschutz. Der Einfluss von Kommunen ist viel-
                    diejenigen unterstützen soll, die erstmals ein Kli-   fältig, und es gibt sehr viele gute Projektbeispiele,
                    maschutzprojekt in ihrer Kommune anstoßen und         sodass die Orientierung sehr zeitaufwändig sein
                    durchführen möchten.                                  kann. Durch das Angebot unterschiedlicher For-
                                                                          mate und Inhalte ermöglicht die neue Veröffentli-
                    Im #Klimahacks No. 1 geht es um den Bereich           chungs-Serie mit einem kurzen Blick die Relevanz
                    „Klimaschutz & Mobilität“. Im Fokus steht dabei       des Themas für den kommunalen Klimaschutz
                    die Verbreitung von Lastenfahrrädern im inner-        zu erfassen. Die vom Bundesumweltministerium
                    städtisch-gewerblichen Einsatz. In einer Schritt-     geförderte Veröffentlichungsserie bietet zahlrei-
                    für-Schritt-Anleitung wird u.a. Hilfe für den Pro-    che Argumente für den Klimaschutz im jeweiligen
                    jektstart und -verlauf gegeben. #Klimahacks No. 2     Handlungsfeld sowie Anregungen für ein konkre-
                    widmet sich dem Thema „Kommunaler Klima-              tes Projekt. Die Projekte werden anschaulich dar-
                    schutz & Ernährung“. Hier wird am Beispiel eines      gestellt und durch Checklisten, Arbeitsdokumente
                    „Schlemmerfests“ dargestellt, wie das Thema in        zum einfachen Ausfüllen oder mit Mustertexten
                    Kommunen bekannt gemacht werden kann.                 ergänzt. Dadurch werden die Vorbereitung und
                                                                          Umsetzung des Projekts unterstützt.
                    Es gibt zahlreiche Handlungsfelder innerhalb
                    einer Kommune, in denen es sich lohnt, Klima-         Besonders lesefreundlich sind die #Klimahacks
                    schutzprojekte anzustoßen. Für Interessierte, die     durch ihr interaktives Online-Format, das „Flip-
                    ins Klimaschutz-Engagement einsteigen wollen,         book“. Über Links können Youtube-Videos abge-
www.difu.de/12090   ist es jedoch nicht einfach, bei der Vielzahl von     spielt werden, interaktive Grafikelemente erschei-
                    angebotenen Informationen durchzublicken. Wie         nen zur Vertiefung bestimmter Aspekte und ver-
                    kann man Projekte, die einen Beitrag zur Minde-       deutlichen Arbeitsabläufe. Zusatzinformationen
                    rung des Energieverbrauchs und der Treibhaus-         können durch Anklicken nutzbar gemacht und
Anne Roth           gas-Emissionen leisten, identifizieren und ein-       Schaubilder gezoomt werden. Jede Ausgabe
+49 221 340308-22
                    schätzen? Und welchen Nutzen hätten Kommunen          enthält zudem eine Linkliste zu kommunalen
roth@difu.de
                    und unterschiedliche Stakeholder dadurch?             Praxisbeispielen sowie zu anderen (Difu-)Veröf-
Dipl.-Geogr.                                                              fentlichungen. Die #Klimahacks gibt es auch als
Björn Weber         Die ersten beiden #Klimahacks aus den Hand-           barrierefreie Variante und Pdf-Version. Bis zum
+49 221 340308-10   lungsfeldern Mobilität und Ernährung zeigen           Projektende im Frühjahr 2021 sind sechs weitere
bweber@difu.de      daher beispielhaft das Potenzial kommunalen           Ausgaben zu weiteren Klimathemen geplant.

                                                                                                                            13
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2020

                              Auch Kinder mit Beeinträchtigungen
                              sind in erster Linie Kinder
                              Die im Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis. Inklusive Kinder- und Jugendhilfe
                              miteinander gestalten“ erarbeiteten Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass die Fach-
                              community sich für eine „inklusive Lösung“ ausspricht.

                              Das Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis.
                              Inklusive Kinder- und Jugendhilfe miteinander
                              gestalten“ soll den kontinuierlichen Austausch
                              zwischen Bund und Kommunen sowie freien Trä-
                              gern über die Weiterentwicklung der Kinder- und
                              Jugendhilfe fördern, insbesondere mit Blick auf
                              die Modernisierung des Sozialgesetzbuch (SGB)
                              VIII.

                              Hierzu lädt das Dialogforum am Difu regelmäßig
                              Fachkräfte der beteiligten Systeme zum Erfah-
                              rungsaustausch ein: öffentliche und freie Träger
                              der Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenhilfe,         Zentrales Ergebnis dieser Veranstaltungen war
                              Eingliederungshilfe, Sozialhilfe, Gesundheitswe-       der Konsens innerhalb der Fachcommunity, dass
                              sen, Bundesverbände und kommunale Spitzen-             die geplante Modernisierung des SGB VIII hin zur
                              verbände sowie Wissenschaft. Im thematischen           „inklusiven Lösung“ unbedingt vollzogen werden
                              Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen Fragen          sollte. Zur Sicherstellung einer daran anknüpfen-
                              zur inklusiven Weiterentwicklung der Kinder- und       den qualitätsvollen Umsetzung mit ggf. neuen ge-
                              Jugendhilfe.                                           setzlichen Regelungen in der kommunalen Praxis,
                                                                                     werden Bund, Länder und Kommunen mit Blick
                              Die Basis für die Diskussionen auf den Veranstal-      auf Finanzierungsfragen in gemeinsamer Verant-
                              tungen ist stets eine ganzheitliche, systemische       wortung gesehen. Zu berücksichtigen ist außer-
                              Betrachtung: Die Modernisierung des SGB VIII           dem, dass die Weiterentwicklung hin zu einer in-
                              muss zu einem zukunftsweisenden Gesetz füh-            klusiven Kinder- und Jugendhilfe nicht durch ein
                              ren, in dem der Bedarf aller Kinder, Jugendlichen      einfaches Addieren der Aufgaben und Leistungen
                              und Familien berücksichtigt wird, um notwendige        aus der Behindertenhilfe/Eingliederungshilfe mit
                              Hilfen zeitnah und bedarfsgerecht umsetzen zu          den Hilfen und Maßnahmen aus der Kinder- und
                              können. Im Diskussionsprozess war und bleibt           Jugendhilfe bewältigt werden kann. Vielmehr
                              es wichtig, auch Schnittstellen zu angrenzenden        bedarf es durchgehend, d.h. in Bezug auf alle
                              Systemen und anderen Rechtskreisen (Justiz,            Handlungsfelder der beiden Hilfesysteme, einer
                              Polizei, Kita, Schule etc.) zu beschreiben. Defizite   integrierten Planung und der Entwicklung neuer
                              in der Umsetzung bestehender Gesetzesnormen            Modelle.
                              müssen aufgezeigt und Leerstellen im Kontext
                              interdisziplinärer Kooperationen identifiziert wer-    In diesem Zusammenhang wurde auch auf die
                              den, um hierfür Lösungsvorschläge zu finden.           notwendige Weiterentwicklung der Hilfeplanung
                                                                                     – insbesondere in Bezug auf die Bedarfslagen
                              2019 orientierten sich die Diskussionen in den         von Kindern/Jugendlichen mit Beeinträchtigun-
                              Fachgesprächen an vier thematischen Sitzungen          gen und ihren Eltern – sowie die Stärkung der
www.bit.ly/2R83SAN            der AG „SGB VIII: Mitreden – Mitgestalten“ des         Steuerungsfunktion der Jugendämter mit Blick
www.jugendhilfe-inklusiv.de   BMFSFJ: Besserer Kinderschutz und mehr                 auf die Verbesserung interdisziplinärer Kooperati-
                              Kooperation; Unterbringung junger Menschen             onen hingewiesen, insbesondere an den Schnitt-
                              außerhalb der eigenen Familie – Kindesinteressen       stellen zum Gesundheitswesen, zur Justiz und zur
                              wahren – Eltern unterstützen – Familien stärken;       Schule. Da sich Struktur und Prozesse der Arbeit
Dr. Jessica Dzengel           Prävention im Sozialraum stärken; Mehr Inklu-          in beiden Aufgabenfeldern verändern werden,
+49 30 39001-140
                              sion/Wirksames Hilfesystem/Weniger Schnitt-            sind Organisationsentwicklung und Personal-
dzengel@difu.de
                              stellen. Die Ergebnisse wurden an das BMFSFJ in        management DIE zentralen Entwicklungsfelder
                              Form von Stellungnahmen sowie dokumentierten           – sowohl im Feld der Kinder- und Jugendhilfe als
Dipl.-Soz.
Kerstin Landua                Anregungen und Hinweisen aus der kommunalen            auch in der Behinderten-/Eingliederungshilfe.
+49 30 39001-135              Praxis zurückgemeldet. Auch das Dialogforum            Die inklusive Lösung ist ohne ausreichende Fach-
landua@difu.de                selbst verfügte über einen Sitz in der Bundes-AG.      kräfte nicht denkbar.

14
Forschung & Publikationen
                                                                                                               Berichte 1/2020

                      Checkpoint Teilhabe: Lösungen für die
                      Kinder- und Jugendhilfe
                      Im Dialogforum Bund trifft kommunale Praxis am Difu wurde u.a. über Erfahrungen und
                      künftige Aufgaben wichtiger Bereiche diskutiert: Kita, Tagespflege, Frühförderung,
                      Erziehungsberatung, Fremdunterbringung, Pflegekinder, Kinderschutz.

                      Seit Januar 2017 ist das Bundesteilhabegesetz        Jugendhilfe aktiv miteinander gestalten!“ am 13.
                      (BTHG) in Kraft. Damit hat der Gesetzgeber eine      und 14. Mai 2019 im inklusiven Tagungshotel
                      wesentliche sozialrechtliche Grundlage geschaf-      Rossi Berlin eine Plattform für öffentlichen Erfah-
                      fen, um die Teilhabe von Menschen mit Behinde-       rungsaustausch angeboten. Die Veranstaltung
                      rungen an allen Bereichen unserer Gesellschaft       richtete sich an Leitungs- und Fachkräfte der
                      deutlich voranzutreiben. Der in vier Phasen ver-     öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe,
                      laufende Reformprozess hat auch Auswirkungen         der Behindertenhilfe, des Gesundheitswesens, der
                      auf das System der Kinder- und Jugendhilfe. Seit     Eingliederungshilfe, der Gesundheits- und Sozial-
                      Januar 2018 – Reformphase 2 BTHG – ist das           ämter sowie an Kommunale Spitzenverbände,
                      Jugendamt nach § 35a SBG VIII oder § 41 in Ver-      Landesjugendämter und Wissenschaft. Thema-
                      bindung mit § 35 a SGB VIII in seiner Funktion als   tisch ging es um Fragen zu bereits vollzogenen
                      Rehabilitationsträger für Kinder und Jugendliche     Veränderungen innerhalb der kommunalen Praxis
                      den neuen Verfahrensrichtlinien und Grundsätzen      sowie Entwicklungsanforderungen für die Zukunft
                      aus dem BTHG unterworfen. Für die Ebene der          einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe. In Vor-
                      kommunalen Praxis bedeutet das insbesondere          trägen wurden Beispiele zum aktuellen Entwick-
                      mit Blick auf die Durchführung von Hilfe-/Teil-      lungsstand neuer Bedarfsermittlungsinstrumente
                      habe- und Gesamtplanverfahren, dass Instru-          auf kommunaler und auf Landesebene vorgestellt.
                      mente zur Bedarfsermittlung, Verfahrensabläufe       Arbeitsgruppen diskutierten über Erfahrungen
                      und Kooperationsstrukturen zwischen Rehabili-        und künftige Aufgaben in den Feldern Kita/Ta-
                      tationsträgern, Trägern der Eingliederungshilfe      gespflege/Frühförderung, Erziehungsberatung/
                      bzw. Professionellen im Gesundheitswesen, in der     Beratung, Fremdunterbringung/Pflegekinder,
                      Behindertenhilfe und in der Kinder- und Jugend-      Krise und Kinderschutz sowie Schulbegleitung.
                      hilfe neu entwickelt, systematisiert und tragfähig   Darüber hinaus stand der Austausch über den
                      aufgebaut werden müssen.                             Reformbedarf des SGB VIII zur Weiterentwicklung
                                                                           einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe im Mittel-
                      Vor diesem Hintergrund hat das vom Bundes-           punkt. Die Ergebnisse wurden als „Stimmen aus
                      ministerium für Familien, Senioren, Frauen und       der kommunalen Praxis“ dem BMFSFJ übermittelt
                      Jugend (BMFSFJ) geförderte „Dialogforum: Bund        und in der Reihe Difu-Impulse veröffentlicht.
                      trifft kommunale Praxis – Inklusive Kinder- und

www.difu.de/13166

Dr. Jessica Dzengel
+49 30 39001-140
dzengel@difu.de

                                                                                                                           15
Was ist eigentlich ...?

Radschnellweg/
Fahrradstraße
Begriffe aus der kommunalen Szene,
einfach erklärt

Radschnellwege bzw. Radschnellverbindun-
gen bieten insbesondere im Stadt-Umland-
Verkehr die Möglichkeit, Wege für den Rad-
verkehr attraktiver, sicherer und schneller zu
gestalten. So können Pendelnde motiviert
werden, aufs Rad umzusteigen und damit
neue Verkehrsanteile für den umweltfreund-
lichen Radverkehr gewonnen werden. Der-
zeit gibt es in ganz Deutschland zahlreiche
Machbarkeitsstudien und Planungen für Rad-
schnellwege, realisiert sind bisher nur wenige.
Um hohe Reisegeschwindigkeiten und Qua-
litätsanforderungen zu erreichen, sind für
Radschnellwege spezielle „Führungsformen“
notwendig: beispielsweise gestaltet als selbst-
ständige Radverkehrsanlage, fahrbahnbeglei-
tender Radweg und als Schnellweg mit mini-
mierten Wartezeiten an Kreuzungen.
————————————————————————
„Fahrradstraßen und Radschnellwege sind si-
chere, schnelle, gesundheitsfördernde und zu-
gleich umweltfreundliche Mobilitätsangebote.“
————————————————————————
Fahrradstraßen hingegen werden meist inner-
orts eingesetzt und sind ein wichtiges Element
von durchgängigen Radverkehrsnetzen, sie
können aber auch Teil von Radschnellwegen
bzw. Radschnellverbindungen sein. Auch mit
solchen Routen schaffen Kommunen verbes-
serte Bedingungen für Radfahrende.
Fahrradstraßen dürfen überall dort eingerich-
tet werden, wo Radverkehr die vorherrschende
Verkehrsart ist oder wo dies künftig zu erwar-
ten ist. Es gilt grundsätzlich eine Höchstge-
schwindigkeit von 30 km/h. Wenn notwendig,
so muss der Kfz-Verkehr hier die Geschwin-
digkeit weiter reduzieren, um Radfahrende
nicht zu behindern oder zu gefährden. Das
Nebeneinanderfahren von Fahrrädern ist auf
Fahrradstraßen generell erlaubt.

Weitere Begriffe online:
www.difu.de/6189

16
Veröffentlichungen
                                                                                                                                         Berichte 1/2020

Edition Difu –                                      Das Bebauungsplanverfahren nach                     M. Hertel, T. Bracher, T. Stein (Hrsg.)
Stadt Forschung Praxis                              dem BauGB 2007                                      Bd. 8/2018, 90 S., 15 €
                                                    Muster, Tipps und Hinweise                          ISBN 978-3-88118-625-4,              12,99 €
So geht`s                                           Von Marie-Luis Wallraven-Lindl u.a.,
Fußverkehr in Städten neu denken und                2011, 2., aktualisierte Auflage, 224 S., 35 €       Junge Flüchtlinge – Perspektivplanung
umsetzen                                            ISBN 978-3-88118-498-4,             29,99 €         und Hilfen zur Verselbstständigung
Uta Bauer (Hrsg.)                                                                                       Veranstaltungsdokumentation
2019, Bd. 18, 240 S., vierfarbig, zahlreiche Abb.   Städtebauliche Gebote nach dem                      Dialogforum (Hrsg.), Bd. 7/2018, 188 S., 20 €
und Fotos, 39 €                                     Baugesetzbuch                                       ISBN 978-3-88118-626-1,           16,99 €
ISBN 978-3-88118-643-8,              33,99 €        A. Bunzel (Hrsg.), von M.-L. Wallraven-Lindl,
                                                    A. Strunz, 2010, 188 S., 30 €                       Leistungsfähige Infrastruktur
Vielfalt gestalten                                  ISBN 978-3-88118-486-1                              generationengerecht finanziert
Integration und Stadtentwicklung in                                                                     Das Beispiel der Stadt Köln
Klein- und Mittelstädten                            Difu-Impulse                                        Von S. Schneider u.a., Bd. 6/2018, 160 S., 20 €
Bettina Reimann, Gudrun Kirchhoff, Ricarda                                                              ISBN 978-3-88118-619-3
Pätzold, Wolf-Christian Strauss (Hrsg.)             Verkehrswende nicht ohne attraktiven
2018, Bd. 17, 364 Seiten, kostenlos                 ÖPNV                                                Neue Konzepte für Wirtschaftsflächen
ISBN 978-3-88118-618-6                              Wie lassen sich große ÖPNV-Projekte                 Herausforderungen und Trends am Beispiel des
    www.difu.de/12236                               erfolgreich umsetzen?                               Stadtentwicklungsplanes Wirtschaft in Berlin
                                                    Jürgen Gies (Hrsg.)                                 Von S. Wagner-Endres, U. Wolf und
Wasserinfrastruktur: Den Wandel                     Bd. 2/2020, zahlreiche Abb. und Fotos,              D. Zwicker-Schwarm,
gestalten                                           104 S., 18 €                                        Bd. 4/2018, 84 S., 15 €
Technische Varianten, räumliche Potenziale,         ISBN 978-3-88118-648-3,          15,99 €            ISBN 978-3-88118-614-8,         12,99 €
institutionelle Spielräume
Martina Winker und Jan-Hendrik Trapp (Hrsg.),       Checkpoint Teilhabe                                 Lieferkonzepte in Quartieren – die letzte
2017, Bd. 16, 272 S., vierfarbig, 39 €              Kinder- und Jugendhilfe + BTHG –                    Meile nachhaltig gestalten
ISBN 978-3-88118-584-4                              Neue ganzheitliche Lösungen entwickeln!             Lösungen mit Lastenrädern, Cargo Cruisern
                                                    Veranstaltungsdokumentation                         und Mikro-Hubs, W. Arndt und T. Klein (Hrsg.)
Kommunaler Umgang                                   Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis“ –        Bd. 3/2018, 96 S.,     12,99 €
mit Gentrifizierung                                 Inklusive Kinderund Jugendhilfe aktiv miteinan-
Praxiserfahrungen aus acht Kommunen                 der gestalten                                           Difu-Papers
Von Thomas Franke u.a., 2017, Bd. 15, 316 S.,       Bd. 1/2020, 160 S., 20 Euro
vierfarbig, zahlreiche Abb., 39 €                   ISBN 978-3-88118-653-7,          16,99 €            Dialogbrücken im Stromnetzausbau
ISBN 978-3-88118-579-0                                                                                  Die Mitwirkung von Kommunen an der Öffent-
                                                    Was gewinnt die Stadtgesellschaft durch             lichkeitsbeteiligung am Beispiel Thüringen
Sicherheit in der Stadt                             saubere Luft?                                       Von Bettina Reimann u.a.
Rahmenbedingungen – Praxisbeispiele –               Die lebenswerte Stadt: Handlungsfelder und          2020, 48 S., 5 €,      3,99 €,
Internationale Erfahrungen                          Chancen                                                 www.difu.de/13365
Holger Floeting (Hrsg.), 2015, Bd. 14, 392 S.,      Von Tilman Bracher u.a., Bd. 2/2019, 68 S., 15 €
zahlreiche Abbildungen, 39 €                        ISBN 978-3-88118-642-1,           12,99 €           ÖPNV-Infrastruktur: Modell der
ISBN 978-3-88118-534-9,            33,99 €                                                              Nutznießerfinanzierung
                                                    Öffentlichkeitsbeteiligung beim                     Von Oliver Mietzsch
Orientierungen für kommunale Planung                Netzausbau                                          2020, 40 S., 5 €,   3,99 €
und Steuerung – Ein Hand­lungsl­eitfaden            Evaluation „Planungsdialog Borgholz­hausen“            www.difu.de/13158
Von Jens Libbe unter Mitarbeit von                  Von Stephanie Bock, Jan Abt, Bettina Reimann
Klaus J. Beckmann, 2014, Bd. 13, 212 S., 29 €       Bd. 1/2019, 98 S., 15 €                             Smart Cities in Deutschland –
ISBN 978-3-88118-529-5                              ISBN 978-3-88118-640-7,          12,99 €            eine Bestandsaufnahme
                                                                                                        Von Jens Libbe und Roman Soike
Städtebauliche Verträge –                           Straßen und Plätze neu entdecken –                  2017, 28 S., 5 €
Ein Handbuch                                        Verkehrswende gemeinsam gestalten                      www.difu.de/11741
Vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage.       Dokumentation der Fachtagung „kommunal
Mit Berücksichtigung der BauGB-Novelle 2013         mobil 2018“ am 7./8. Juni 2018 in Dessau
Von A. Bunzel, D. Coulmas und G. Schmidt-
                                                    ————————————————————————————————————————————
Eichstaedt, 2013, Bd. 12, 466 S., 39 €
                                                    Übersicht aller Publikationen + Bestellmöglichkeit
ISBN 978-3-88118-508-0,             33,99 €
                                                    Nach Datum: www.difu.de/publikationen
Difu-Arbeitshilfen                                  Nach Reihen: www.difu.de/6194
                                                    Nach Thema: www.difu.de/publikationen/suche
Die Satzungen nach dem Baugesetzbuch                eBooks: http://difu.ciando-shop.com/info/einside/ – Info für Zuwender: www.difu.de/10829
3. Auflage
                                                    Vertrieb: Difu gGmbH, Zimmerstraße 13-15, 10969 Berlin,
A. Bunzel (Hrsg.), von A. Strunz,
                                                    Tel. +49 30 39001-253, Fax: +49 30 39001-275, Mail: vertrieb@difu.de
M.-L. Wallraven-Lindl, 2013, 172 S.,
zahlreiche Satzungsmuster, 29 €
                                                       Alle Difu-Veröffentlichungen und -eBooks sind für Difu-Zuwender kostenlos, die mit Stern
ISBN 978-3-88118-526-4
                                                    gekennzeichneten Publikationen gibt es exklusiv für Zuwender auch digital.

                                                                                                                                                        17
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