MOBBING GEHT UNS ALLE AN! - RATGEBER FÜR ELTERN UND SCHULEN - WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH - Hilfe bei Mobbing

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MOBBING GEHT
UNS ALLE AN!
RATGEBER FÜR ELTERN
UND SCHULEN

     WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH
MOBBING
ES BETRIFFT UNS ALLE

                                           UNSERE VISION

”
      Das grosse Schweigen rund
     um die Mobbing-Thematik ist
                                       ”   Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, ohne
                                           Angst und psychischen Stress, was Mobbing /
                                           Cybermobbing zwangsläufig mit sich bringt,
                                           zur Schule zu gehen. Die Schulzeit ist ein sehr
     eines der grössten Hindernisse.       prägender Abschnitt in der Entwicklung eines
                                           Kindes oder Jugendlichen. Nicht selten tragen
                                           Menschen die durch Mobbing erlittenen Peini-
                                           gungen und Demütigungen bis ins Erwachse-
                                           nenalter weiter mit sich. Wir wollen dem
                                           vorbeugen, hinschauen und rasch handeln.

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MOBBING IN SCHULEN
Ängste, Unsicherheit, Wegschauen und Tabus         Opfer von Mobbing sprechen selten von sich
führen dazu, dass Mobbing-Betroffene kaum          aus darüber. Sei es aus Angst vor noch hefti-
Unterstützung und Hilfe bekommen. Das              geren (Rache)Attacken, nicht ernstgenommen
grosse Schweigen rund um die Mobbing-The-          zu werden, als Petze zu gelten oder aus
matik ist eines der grössten Hindernisse, um       Scham – ein erster Schritt ist, dass man Schü-
Mobbing gezielt zu stoppen. Stark und mutig        ler zum Melden von Mobbing-Vorfällen ermu-
ist nicht, wer Mobbing-Handlungen ausführt,        tigt. Und dies setzt die Bereitschaft zum
sich zum Mitmachen und Mitlachen hinreissen        Hinschauen voraus. Es ist von grösster Wich-
lässt oder wegschaut. Mutig ist, wer sich          tigkeit, dass Lehrpersonen, denen von
entscheidet hinzuschauen und gezielte Schrit-      Mobbing-Fällen berichtet wird oder die sie
te einleitet, Mobbing zu unterbinden.              selber aufdecken, Unterstützung vom Kollegi-
Da Mobbing fast ausnahmslos in der Schul-          um und der Schulleitung erhalten. Eine klare
klasse beginnt, muss auch an den Schulen           Anti-Mobbing-Schulkultur ist ein erster Schritt.
gehandelt werden.

CHARAKTERISTISCH FÜR MOBBING

   Mobbing bedeutet wiederholtes und                  Häufig zielen die Beleidigungen auf
   systematisches Schikanieren, Hänseln,              persönliche Schwächen, die ethnische
   Drohen, Beschimpfen, Herabsetzen,                  Herkunft oder das Privatleben ab.
   Blossstellen, Ausgrenzen, Demütigen mit
                                                      Mobbing findet nicht vor Erwachsenen
   dem Ziel der Täter, sich selbst als
                                                      oder Lehrpersonen statt.
   mächtig darzustellen und die betroffene
   Person niederzumachen.                             Konflikte werden dagegen offen vor
                                                      Eltern und Lehrpersonen ausgeübt.
   Mobbing richtet sich meist gegen eine
   einzelne Person.                                   Ein einmaliger Streit oder ein Konflikt
                                                      zwischen zwei Gruppen ist kein Mobbing.
   Mobbing beruht auf einer Eigendynamik,
   die überall und jederzeit entstehen kann.          Der Übergang ist oft schleichend und
                                                      nicht immer klar erkennbar.
   Mobbing ist eine besondere Form von
   Gewalt, welche in verschiedenen Varian-            Mobbing von einem Konflikt zu unter-
   ten auftreten kann: Verbal / via Social            scheiden ist nicht immer einfach.
   Media, physisch und psychisch.

   Mobbing hat nichts mit begründeter
   Kritik zu tun. In einer Form eines Macht-
   missbrauchs verletzt es immer die Würde
   und Integrität einer Person.

DIE BETEILIGTEN
Jeder kann Opfer von Mobbing werden. Es hängt
                                                   Mobbing-                     Mobbing-
nicht unbedingt von bestimmten Eigenschaften,
                                                    Täter                      Unterstützer
der Herkunft oder der Verhaltensweise ab.
Oft gehen wir in der Gesellschaft davon aus,
dass ein Mobbing-Opfer schwach, wenig
selbstbewusst, ängstlich, unfähig sich zu                        Mobbing-
wehren ist oder eine körperliche Einschränkung                    Opfer
hat. Dieses Bild eines Mobbing-Opfers wird
aber von der Wissenschaft nicht bestätigt. Es
zeigt sich, dass es jedes Kind oder Jugendlichen   Zuschauer                     Opfer-
treffen kann.                                                                  Unterstützer

                                                           WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH             03
MOBBING VS.
KONFLIKT
WAS DER UNTERSCHIED IST

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”
                                          ”
  Mobbing von einem Konflikt zu unterscheiden
ist nicht immer einfach. Doch es gibt ein paar
hilfreiche Anhaltspunkte.

MOBBING                                            KONFLIKT
VERDECKTE AKTIONEN                                 OFFENE AKTIONEN
Mobbing-Handlungen sind für Lehrkräfte und         Schüler «verstecken» ihre Konflikte unterein-
andere Erwachsene häufig nicht direkt zu            ander meist nicht. Sie tragen ihren alltäglichen
erkennen, da die Akteure ihre Aktionen und         Streit offen vor den Augen der Lehrkräfte und
Handlungen verdeckt durchführen. Für die           ihren Mitschülern aus. In Konflikten, die sich
Klassenkameraden allerdings ist das Gesche-        zuspitzen und weiter eskalieren, erfolgen
hen meist gut sichtbar. Mobbing-Handlungen         sogar aggressive Angriffe schulöffentlich.
werden dann offen ausgeübt, wenn die Akteu-
re sich relativ sicher sein können, dass seitens
der Schule nicht interveniert wird.

PERMANENTER                                        BEGRENZTER
MACHTMISSBRAUCH                                    MACHTMISSBRAUCH
Die dauerhaften Schikanen sind konstituie-         Auch in Konflikten kann Macht in negativer
rend für ein Geschehen, das treffend mit Mob-      Weise genutzt werden, um die eigenen Inter-
bing bezeichnet werden kann. Isolierte einzel-     essen durchzusetzen. Ist dieses Ziel erreicht,
ne Übergriffe und Schikanen sind unange-           sind auch die Angriffe beendet.
nehm, aber wegen der ausbleibenden Wieder-
holung nicht ausreichend, um ein Mob-
bing-System zu entwickeln.

LÖSUNGEN WERDEN                                    LÖSUNGEN WERDEN
NICHT GESUCHT                                      GESUCHT

Mobbing hört normalerweise nicht von selbst        Konflikte enden üblicherweise, nachdem sie
auf. Es geht den Mobbing-Akteuren nicht um         ausgetragen wurden und eine Lösung gefun-
die Lösung eines Problems, auch dann nicht,        den ist. Diese muss nicht zwangsläufig
wenn ein Konflikt am Anfang der weiteren            konstruktiv sein, und es müssen auch nicht
Entwicklung stand. Eine Lösung würde den           alle Beteiligten damit zufrieden sein. Auch
Gewinn gefährden, den sie aus den wieder-          Gewinner-/Verlierer-Ergebnisse sind möglich.
kehrenden Aktionen ziehen: Anerkennung,            Von Bedeutung ist, dass keine weiteren eska-
Machterfahrung, Sicherheit, nicht selbst zum       lierenden Handlungen der Beteiligten erfolgen
Opfer werden. Die Mobbing-Akteure setzen           und die gegebene Situation – zumindest vorü-
ihre Übeltaten fort, selbst wenn seitens der       bergehend – akzeptiert wird.
Betroffenen ein Rückzug und keine Gegen-
wehr erfolgt. Die Akteure brauchen den konti-
nuierlichen Beweis ihres überlegenen Status,
den sie aus ihren Handlungen gewinnen.

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CYBERMOBBING
DIE GEFAHR IM NETZ

             DEFINITION
             Eine klare Definition zu finden ist nicht einfach,   Texten, Bildern und/oder Filmen verbreitet wird.
             da sich diese seit Jahren immer wieder ändert      Ziel des Cybermobbing-Akteurs ist es, jeman-
             und angepasst wird.                                den zu verleumden, blosszustellen, auszustos-
             Von Cybermobbing, Internetmobbing oder             sen und/oder zu belästigen. Für die Opfer
             Cyberbullying spricht man, wenn unter Einsatz      von Cybermobbing entstehen daraus Ängste
             moderner Kommunikationsmittel wie Smart-           und Depressionen bis hin zu Suizidgedanken
             phone, Chat, E-Mail, sozialen Netzwerken,          oder -handlungen.
             Foren und Blogs absichtlich und über längere
             Zeit hinweg beleidigendes Material in Form von

06   WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH
CHARAKTERISTISCH FÜR CYBERMOBBING IST, DASS…
… die Belästigungen rund um die Uhr               … die Täter auf dem Netz aus dem direkten
ausgeübt werden können.                           Umfeld stammen aber auch vollkommen
                                                  unbekannt sein können.
… das Publikum im Netz unkontrollierbar
gross ist und sich die hochgeladenen Inhalte      … es möglich ist, dass Cybermobbing unge-
sehr schnell verbreiten können.                   wollt passiert.

… die Täter anonym handeln können und
somit die Hemmschwelle geringer ist.

ANONYMITÄT UND DIE                                RASANTE UND UNKONTROLLIERTE
FOLGEN DARAUS                                     VERBREITUNG
Es ist sehr einfach, anonym im Internet aktiv     Bei Cybermobbing nimmt das Publikum sehr
zu sein. Man kann sich hinter Pseudonymen         schnell unkontrollierbare Ausmasse an.
verstecken und braucht seine reale Identität      Die Demütigung verstärkt sich dadurch expo-
nicht Preis zu geben. Das führt zu einer gewis-   nentiell, und das Opfer wird vor sehr vielen
sen Sicherheit, und dies wiederum zu einer        Zuschauern blossgestellt, während die Täter-
geringeren Hemmschwelle. Es fördert unak-         schaft anonym bleibt.
zeptables Verhalten in der Kommunikation,
woraus ein Machtungleichgewicht entsteht.
Das Opfer fühlt sich ausgeliefert und hilflos.

WAS MAL AUF DEM INTERNET                          SCHUTZ VOR
LANDET…                                           CYBERMOBBING
Es ist äusserst schwierig, einmal hochgeladene    Der beste Schutz vor Cybermobbing ist ein
Inhalte aus dem Internet wirklich zu entfernen.   positives Schul- und Familienklima.
Selbst wenn ein Anbieter wie beispielsweise       Wo sich Kinder und Jugendliche wie auch
Facebook die Daten löschen würde, können          Lehrerschaft wohlfühlen, ist das Risiko für
Kommentare, Fotos und Videos innert weniger       Cybermobbing bedeutend kleiner. Cybermob-
Minuten quasi weltweit verbreitet worden sein.    bing lebt auch immer von den Zuschauern, die
                                                  sich für die Attacken interessieren, ohne selbst
                                                  direkt aktiv mitzumischen. Auch ein einfacher
                                                  «like» ist eine Unterstützung des Cybermob-
                                                  bings.
                                                  Meist ist Cybermobbing mit dem «normalen
                                                  Mobbing» in einem Gruppengefüge wie einer

”
                                                  Schulklasse eng verknüpft. Wird die Mob-
  Cybermobbing lebt auch                          bingsituation in der Klasse/Schule beendet,
                                                  hört das Cybermobbing meist auch auf. Daher
immer von den Zuschauern,                         ist es sinnvoll, auch bei Cybermobbing mit
                                                  dem No Blame Approach zu arbeiten. Allfälli-
die sich für die Attacken
interessieren, ohne selbst
                                            ”     ge rechtliche Konsequenzen wegen Cyber-
                                                  mobbing werden separat geahndet.

direkt aktiv mitzumischen.

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RECHTS-                           WAS ELTERN TUN KÖNNEN
                                               Hinnehmen soll man Mobbing auf keinen Fall.

             LAGE                              Nach Hilfe zu fragen, hat nichts mit Schwäche
                                               zu tun, sondern erfordert viel Mut und ist
                                               Voraussetzung, um Mobbing zu beenden. Wenn
                                               Eltern, Lehrer, Bekannte oder auch Mitschüler
             OFFIZIALDELIKTE                   eine Ahnung oder sogar die Gewissheit haben,
                                               dass ein Mobbing-Fall vorliegt, ist es elemen-
             Art.156 StGB, Erpressung          tar, mit den richtigen Personen oder Stellen
                                               Kontakt aufzunehmen.

             Art.181 StGB, Nötigung
                                               Eltern wenden sich am besten an die Lehrper-
                                               son, die Schulleitung, die Schulsozialarbeit, den
             ANTRAGSDELIKTE                    schulpsychologischen Dienst, eine psychiatri-
                                               sche Beratungsstelle oder unsere Fachstelle.
             Art.143bis StGB,
             Unbefugtes Eindringen in ein
             Datenverarbeitungssystem

             Art.144bis Ziff.1 StGB,
             Datenbeschädigung

             Art.173 StGB, Üble Nachrede

             Art.174 StGB, Verleumdung

             Art.177 StGB, Beschimpfung

             Art.179quater StGB, Verletzung
             des Geheim- oder Privatbereichs
             durch Aufnahmegeräte

             Art.179novies StGB, Unbefugtes
             beschaffen von Personendaten

             Art.180 StGB, Drohung

08   WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH
UNTERSTÜTZEN SIE IHR KIND –                       WAS ELTERN NICHT
ES BRAUCHT SIE                                    TUN SOLLTEN
Nehmen Sie ernst, was Ihr Kind berichtet,         Verständlicherweise wollen Eltern möglichst
hören Sie aufmerksam zu und verharmlosen          schnell helfen und dem Mobbing Einhalt gebie-
Sie nicht.                                        ten. Sie handeln dann oft recht impulsiv und
                                                  kontaktieren beispielsweise als erstes die
Erklären Sie Ihrem Kind, dass Hilfe holen         Eltern der Mobbing-Akteure. Auch wenn dies
kein Petzen ist!                                  gut gemeint ist, haben solche Handlungen
                                                  grosses Potential, die Lage zu verschlimmern.
Raten Sie Ihrem Kind, sich nicht mit Süssig-      Dies hat oft zur Folge, dass die Eltern unterein-
keiten, Geld oder Gefälligkeiten freizukau-       ander in einen Konflikt geraten. Konstruktive
fen oder zu gefallen.                             Lösungswege werden dadurch zusätzlich
                                                  erschwert. Auch sollten Sie keinesfalls die
Bestätigen Sie Ihrem Kind, dass nichts            Mobbing-Akteure selbst konfrontieren, denn
falsch an ihm ist.                                dies führt in der Regel zu einer Verschlimme-
                                                  rung der Mobbingsituation. Ihr Kind kommt
Geben Sie Ihrem Kind nicht das Gefühl,            dann umso mehr unter Druck und wird von den
durch sein Verhalten allenfalls selbst            Akteuren für Ihre Intervention zusätzlich
Schuld zu sein.                                   gestraft.
                                                  Machen Sie keinesfalls Aussagen Ihrem Kind
Beteiligen Sie Ihr Kind an Ihren Überlegun-       gegenüber wie «vielleicht müsstest Du Dich
gen, wie das weitere Vorgehen aussehen            halt auch ein bisschen anders verhalten» oder
könnte. Versichern Sie ihm, dass Sie nichts       ähnliches. Dies führt beim Kind zu eigenen
unternehmen werden, was sich negativ              Schuldzuweisungen im Sinne von «womöglich
auswirken könnte.                                 trage ich ja wirklich selbst schuld, dass die
                                                  andern mich so behandeln…».
Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes immer         Entscheiden Sie zudem nichts über den Kopf
ernst und sprechen Sie mit ihm darüber. Ihr       Ihres Kindes hinweg, sonst fühlt sich Ihr Kind
Kind lernt dadurch, dass seine Gefühle wichtig    «hintergangen» und erzählt plötzlich gar nichts
sind und es ein Recht darauf hat, respektiert     mehr und verschliesst sich Ihnen gegenüber.
zu werden.                                        Erklären Sie Ihrem Kind deutlich, dass es keine
                                                  Schuld trifft und dies jedem passieren kann.
                                                  Aber auch, dass es die Mobbingsituation nicht
                                                  einfach zu erdulden hat, sondern ein Recht auf
                                                  Unterstützung und Hilfe hat.
WAS TUN BEI CYBERMOBBING
Beachten Sie Verhaltensveränderungen Ihres        Das mediale Verhalten unserer Zeit birgt
Kindes und sprechen Sie es auf mögliche           sowohl Chancen wie auch sehr viele Gefahren.
Ursachen von Cybermobbing an. In erster Linie     Es ist Segen und Fluch zugleich und ausseror-
sollte der Betroffene nicht online auf die        dentlich wichtig, dass wir Erwachsenen uns
Anschuldigungen oder Belästigungen reagie-        dem Thema annehmen, uns informieren und
ren. Für eine erfolgreiche Strafverfolgung der    unsere Kinder und Jugendlichen schützen und
Polizei ist es von grösster Wichtigkeit, dass     aufklären, wie verantwortungsbewusst mit
alles Material gespeichert und gesammelt          digitalen Medien umzugehen ist.
wird (z.B. Screenshots), welches auf die Täter-   Kinder und Jugendliche sollten informiert sein
schaft hinweisen kann. Chatverläufe, SMS,         wie sie sich richtig verhalten, wenn sie selbst
Mails, MMS usw. dürfen auf keinen Fall            Opfer von Cybermobbing werden oder mitkrie-
gelöscht werden. Die Täterschaft sollte man       gen, dass jemand anderes auf diese Weise
sperren und dem sozialen Netzwerk oder            gemobbt wird.
Chatforum melden.                                 Sie sollten auch wissen, mit welchen rechtli-
Eltern können die Lehrpersonen, Schulleitung,     chen Konsequenzen / strafrechtlichen Folgen
Schulsozialdienste, den schulpsychologischen      sie als Täter bei einer Cybermobbing-Attacke
Dienst oder unsere Fachstelle um Rat fragen.      zu rechnen haben.
Eine der Hauptfragen ist, ob eine Anzeige bei
der Polizei notwendig ist und Sinn macht.

                                                          WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH              09
DER «NO BLAME
APPROACH»
GEMEINSAM GEGEN MOBBING

             Da Mobbing vor allem in der Schule seinen        Hauptmerkmal des No Blame Approach ist,
             Ursprung hat, kann Mobbing auch am besten        dass von Sanktionen und Schuldzuweisungen
             in der Schule gestoppt werden. Wir haben uns     abgesehen wird, sondern auf die Ressourcen
             darauf spezialisiert, pädagogische Fachperso-    der beteiligten Schüler gesetzt wird. Diese
             nen (von der Grundschule bis zur Berufsschule)   werden in einen Gruppenprozess einbezogen
             in der Anwendung des «No Blame Approach»         der darauf abzielt, die Mobbing-Situation in
             zu schulen. «To blame» ist ein englisches Verb   kurzer Zeit – in der Regel innert 14 Tagen – zu
             und heisst «beschuldigen». Wie der Name          beenden. Die Erfolgsquote bei Anwendung
             aussagt, ist der «No Blame Approach» eine        des «No Blame Approach» liegt bei über 85%.
             Prozessintervention ohne Schuldzuweisung.        Die Durchführung des «No Blame Approach»
             Es ist ein Instrument, um Mobbing schnell und    erfolgt in drei aufeinanderfolgenden Schritten:
             dauerhaft zu stoppen.

          ”                                                     1.
              Hauptmerkmal des                                           GESPRÄCH MIT DEM
                                                              SCHRITT
             No Blame Approach ist,                                      MOBBING-BETROFFENEN

             dass von Sanktionen und
             Schuldzuweisungen
                                        ”                     Mit diesem Gespräch gewinnen wir das
                                                              Vertrauen des vom Mobbing betroffenen
                                                              Schülers. Wir erklären, was wir vorhaben
             abgesehen wird.                                  und vermitteln Sicherheit und Zuversicht,
                                                              dass die Mobbing-Situation gestoppt
                                                              werden kann.

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HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN VON ELTERN
ZUM «NO BLAME APPROACH»

Ist mein Kind am Mobbing beteiligt,             Kommt mein Kind nicht in eine schwierige
wenn es in die Unterstützungsgruppe             Lage, wenn es in der Unterstützungsgrup-
eingeladen wird?                                pe mitwirkt?

Vielleicht vermuten oder befürchten Sie, dass   Die Praxis zeigt, dass dem nicht so ist. Die
Ihr Kind in einem Gruppengefüge eine Rolle      Teilnahme an der Unterstützungsgruppe ist
spielt, die Sie nicht unbedingt gutheissen      freiwillig, und Ihr Kind entscheidet selbst, in
würden. Ihr Kind kann aber für die Unterstüt-   welcher Form es zur Auflösung der Mob-
zungsgruppe auch ausgewählt worden sein,        bing-Situation beitragen will. Im Zweifelsfall
weil die Lehrperson es wegen seiner hohen       wird Ihr Kind jedoch nicht ohne die elterliche
Sozialkompetenz, die zur Unterbindung des       Zustimmung an der Unterstützungsgruppe
Mobbings beitragen kann, schätzt. Vertrauen     teilnehmen.
Sie Ihrem Kind, dass es seine vorhandenen
Ressourcen im Rahmen der Unterstützungs-
gruppe einsetzt, um zu einer Verbesserung der   Kann der «No Blame Approach» auch bei
Situation in der Klasse beizutragen.            Cybermobbing angewendet werden?

                                                Cybermobbing ist in der Regel eng verknüpft
Warum werden nicht einfach die Mob-             mit «herkömmlichem» Mobbing. Wird das tägli-
bing-Akteure bestraft?                          che Mobbing in der Schule / auf dem Schulweg
                                                beendet, so hört erfahrungsgemäss auch das
Wenn Mobbing mit Bestrafungen aus der Welt      Mobbing im Netz auf.
geschafft werden könnte, so gäbe es schon       Je nach Ausgangslage, wie schwerwiegend die
lange kein Mobbing mehr. Strafen bewirken oft   Auswirkungen des Cybermobbings sind, ist es
das Gegenteil – der/die von Mobbing Betroffe-   ratsam, fachliche Unterstützung beizuziehen.
ne bekommt die Auswirkungen einer Strafe
gegen die Mobbenden doppelt zu spüren.
Beim «No Blame Approach» wird bewusst auf
Sanktionen verzichtet, um auch die mobben-
den Kinder ins Boot zu holen. Diese Vorge-
hensweise hat sich bewährt und zeigt die
beeindruckenden Fähigkeiten der Kinder, dass
sie vielfach zum Helfen bereit sind, wenn sie
unmissverständlich darum gebeten werden.

  2.
SCHRITT
           GESPRÄCH MIT DER
           UNTERSTÜTZUNGSGRUPPE
                                                  3.
                                                SCHRITT     NACHGESPRÄCHE
           (OHNE MOBBING-BETROFFENEN)

Die Bildung der Unterstützungsgruppe bildet     Nach 8 – 14 Tagen nach dem 2. Schritt
das Kernstück des No Blame Approach. Sie        werden die Nachgespräche geführt um zu
besteht aus den Haupt-Akteuren, den Mitläu-     sehen, wie sich die Situation entwickelt hat.
fern sowie «neutralen» Schülern. Ziel dieser    Diese erfolgen mit jedem einzeln, um die
Helfergruppe ist es, eine konstruktive,         Schüler direkt in die Verantwortung zu
lösungsorientierte Rolle einzunehmen, um        nehmen. Dieser Schritt sorgt für Verbind-
das Mobbing zu unterbinden.                     lichkeit und stärkt die Nachhaltigkeit.

                                                          WWW.HILFE-BEI-MOBBING.CH          11
HILFE         BEI MOBBING
                         www.hilfe-bei-mobbing.ch

HILFE BEI MOBBING                   HILFE BEI MOBBING
Bettina Dénervaud                   Pascal Kamber
Zentrumsplatz 3                     Buzibachstrasse 12
3322 Urtenen-Schönbühl              6023 Rothenburg
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