Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt

 
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Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | Februar 2022

Monatsbericht zum Arbeits- und
Ausbildungsmarkt

                                                   .
Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Februar 2022

Impressum
Produktlinie/Reihe:          Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt

Titel:                       Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt

Veröffentlichung:            Februar 2022

Herausgeberin:               Bundesagentur für Arbeit

                             Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung

Rückfragen an:               Michael Hartmann
                             Anton Klaus
                             Ralf Beckmann
                             Dr. Jens Stephani
                             Regensburger Straße 104
                             90478 Nürnberg

E-Mail:                      arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de

Telefon:                     0911 179-1080

Fax:                         0911 179-1383

Weiterführende Informationen:

Internet:                    http://statistik.arbeitsagentur.de

Zitierhinweis:               Statistik der Bundesagentur für Arbeit
                             Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt– Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt,
                             Nürnberg, Februar 2022

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                             Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 5
1     Arbeitsmarkt im Februar 2022 – Fortgesetzte Erholung vor Beginn des Ukrainekriegs .......................................................... 6
                Wirtschaftliche Entwicklung ........................................................................................................................................... 6
                Realisierte Arbeitskräftenachfrage ................................................................................................................................ 7
      1.2.1         Entwicklung der Erwerbstätigkeit .............................................................................................................................. 7
      1.2.2         Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Ländern und Wirtschaftszweigen ................... 8
      1.2.3         Kurzarbeitergeld........................................................................................................................................................ 9
                Nicht realisierte Arbeitskräfte-nachfrage ..................................................................................................................... 10
      1.3.1         Gemeldete Arbeitsstellen ........................................................................................................................................ 10
      1.3.2         BA Stellenindex BA-X ............................................................................................................................................. 11
      1.3.3         Gesamtwirtschaftliches Stellenangebot .................................................................................................................. 11
                Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung ..................................................................................................................... 11
      1.4.1         Entwicklung im Bund ............................................................................................................................................... 11
      1.4.2         Entwicklung in den Ländern .................................................................................................................................... 12
      1.4.3         Entwicklung nach Rechtskreisen und Langzeitarbeitslosigkeit ............................................................................... 12
      1.4.4         Arbeitslosigkeit – Zu- und Abgänge ........................................................................................................................ 14
      1.4.5         Arbeitslosenquoten ................................................................................................................................................. 16
      1.4.6         Unterbeschäftigung ................................................................................................................................................. 17
      1.4.7         Erwerbslosigkeit nach ILO und internationaler Vergleich................................................................................. 17
                Vorausschau auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung ................................................. 18
2     Soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit ................................................................................................................................... 20
                Überblick ..................................................................................................................................................................... 20
                Arbeitslosenversicherung ............................................................................................................................................ 21
      2.2.1         Arbeitslosengeld und Arbeitslosigkeit ..................................................................................................................... 21
      2.2.2         Zu- und Abgang von Leistungsbeziehenden ........................................................................................................... 21
      2.2.3         Höhe des Arbeitslosengeldes ................................................................................................................................. 22
      2.2.4         Weitere Anspruchsberechtigte in der Arbeitslosenversicherung ............................................................................. 22
                Grundsicherung für Arbeitsuchende ............................................................................................................................ 23
      2.3.1         Zu- und Abgang von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten .................................................................................. 23
      2.3.2         Gründe für die Nicht-Arbeitslosigkeit erwerbsfähiger Leistungsberechtigter ........................................................... 23
      2.3.3         Gleichzeitiger Bezug von Leistungen nach dem SGB II und SGB III ...................................................................... 24
      2.3.4         Erwerbstätige erwerbsfähige Leistungsberechtigte ................................................................................................. 24
      2.3.5         Bedarfsgemeinschaften und Regelleistungsberechtigte ......................................................................................... 24
      2.3.6         Integrationen in Erwerbstätigkeit ............................................................................................................................. 25
      2.3.7         Langzeitleistungsbezieher in der Grundsicherung für Arbeitsuchende ................................................................... 25
      2.3.8         Hilfequoten .............................................................................................................................................................. 25
      2.3.9         Eintritts-, Verbleibs- und Verhärtungsrisiken ........................................................................................................... 25

                                                                                                                                                                                                3
Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Februar 2022

    2.3.10       Regelbedarf bei Arbeitslosengeld II und Haushaltsbudget ..................................................................................... 26
3   Ausbildungsmarkt: Weiter rückläufige Bewerberzahl bei mehr Stellenmeldungen ................................................................ 27
             Gemeldete Berufsausbildungsstellen .......................................................................................................................... 27
             Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber .................................................................................................................. 27
    3.2.1        Bewertung und Ausblick ......................................................................................................................................... 28
4   Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente ................................................................................................................... 29
             Umfang der eingesetzten arbeitsmarktpolitischen Instrumente , .................................................................................. 29
    4.1.1        Gesamtentwicklung des Fördergeschehens in der Arbeitslosenversicherung ........................................................ 29
    4.1.2        Gesamtentwicklung des Fördergeschehens in der Grundsicherung für Arbeitsuchende ........................................ 30
             Entwicklung des Einsatzes der Instrumente aktiver Arbeitsmarktpolitik ...................................................................... 30
    4.2.1        Aktivierung und berufliche Eingliederung ................................................................................................................ 31
    4.2.2        Berufliche Weiterbildung ......................................................................................................................................... 31
    4.2.3        Beschäftigtenqualifizierung im Rahmen der Förderung der beruflichen Weiterbildung ........................................... 31
    4.2.4        Eingliederungszuschüsse ....................................................................................................................................... 32
    4.2.5        Gründungszuschuss ............................................................................................................................................... 32
    4.2.6        Leistungen zur Eingliederung von Selbständigen nach § 16c SGB II ..................................................................... 32
    4.2.7        Einstiegsgeld........................................................................................................................................................... 32
    4.2.8        Arbeitsgelegenheiten .............................................................................................................................................. 32
    4.2.9        Instrumente zur Verbesserung der Teilhabechancen von Langzeitarbeitslosen ..................................................... 32
    4.2.10       Förderung der Berufswahl und der Berufsausbildung ............................................................................................. 33
    4.2.11       Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“....................................................................................................... 33
5   Statistische Hinweise ............................................................................................................................................................. 34
             Allgemeine statistische Hinweise ................................................................................................................................ 34
    5.1.1        Altersgrenze ............................................................................................................................................................ 34
    5.1.2        Erhebungsstichtag .................................................................................................................................................. 34
    5.1.3        Saisonbereinigung .................................................................................................................................................. 34
             Statistische Hinweise zum Arbeitsmarkt...................................................................................................................... 36
    5.2.1        Beschäftigungsstatistik ........................................................................................................................................... 36
    5.2.2        Arbeitslosenstatistik ................................................................................................................................................ 36
    5.2.3        Statistik der gemeldeten Arbeitsstellen ................................................................................................................... 40
             Statistische Hinweise zur Statistik der Grundsicherung für Arbeitsuchende ............................................................... 42
             Hinweise zum Verständnis der Statistiken über den Ausbildungsstellenmarkt ............................................................ 43
             Statistische Hinweise zur Arbeitsmarktpolitik .............................................................................................................. 44
6   Tabellenanhang ..................................................................................................................................................................... 46

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Das Wichtigste in Kürze
ARBEITSMARKT IM FEBRUAR 2022 – FORTGESETZTE ERHOLUNG VOR BEGINN DES UKRAINEKRIEGS

In den aktuellen Indikatoren ist der Krieg in der Ukraine noch nicht abgebildet. Er könnte sich vor allem auf Handelsverflechtungen,
Energieversorgung, Fluchtmigration und über eine steigende Unsicherheit auswirken. Bis zum russischen Angriff auf die Ukraine
hatte sich das gesamtwirtschaftliche Klima in Deutschland deutlich aufgehellt. Das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist
im vierten Quartal 2021 zwar um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Die anstehenden weiteren Lockerungen der
coronabedingten Einschränkungen dürften die Lage insbesondere im Gastgewerbe und im Handel aber verbessern. Der Arbeits-
markt setzte seinen Erholungskurs im Februar fort. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind saisonbereinigt gesunken, und
auch im Vorjahresvergleich waren Abnahmen zu verzeichnen. Die Folgen der Corona-Krise zeigten sich weiterhin vor allem in
einer gestiegenen Langzeitarbeitslosigkeit. Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegte sich auch in diesem Mo-
nat auf hohem Niveau. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, für die Angaben bis zum Dezember vorliegen, ist saison-
bereinigt erneut kräftig gestiegen. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit war im Dezember nach vorläufigen Angaben weiter rück-
läufig; im Zuge der Einschränkungen wegen der vierten Corona-Welle war allerdings die Personenzahl, für die Kurzarbeit ange-
zeigt wurde, zuletzt noch erhöht.

SOZIALE SICHERUNG BEI ARBEITSLOSIGKEIT

Im Februar 2022 gab es nach vorläufiger Hochrechnung der Statistik der Bundesagentur für Arbeit in der Summe 4.340.000
Menschen, die Lohnersatzleistungen nach dem SGB III (Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit) oder Leistungen zur Sicherung des
Lebensunterhalts für Arbeitsuchende nach dem SGB II (Arbeitslosengeld II) erhalten haben. Im Vergleich zum Februar 2021 wa-
ren das 584.000 weniger. Unterteilt nach Rechtskreisen, waren im Februar 2022 807.000 Menschen arbeitslosengeldberechtigt,
während 3.597.000 Menschen Ansprüche an die Grundsicherung für Arbeitsuchende hatten. Binnen eines Jahres ist die Zahl der
Leistungsberechtigten von Arbeitslosengeld um 316.000 gesunken. In der Grundsicherung für Arbeitsuchende wurden seit Feb-
ruar des letzten Jahres 313.000 erwerbsfähige Leistungsberechtigte weniger gezählt

AUSBILDUNGSMARKT

Im neuen Beratungsjahr 2021/22 haben von Oktober 2021 bis Februar 2022 die Ausbildungsstellenmeldungen im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum deutlich zugelegt, nachdem sie zwei Jahre in Folge rückläufig gewesen waren. Bei der Zahl der gemeldeten
Bewerberinnen und Bewerber setzt sich dagegen bis zum aktuellen Zeitpunkt die rückläufige Entwicklung fort. Im Februar ist der
Ausbildungsmarkt allerdings noch stark in Bewegung. Deshalb erlauben die aktuellen Daten nur eine grobe und vorläufige Ein-
schätzung der Entwicklung im noch jungen Berichtsjahr 2021/22.

EINSATZ DER ARBEITSMARKTPOLITISCHEN INSTRUMENTE

Infolge der Kontaktbeschränkungen wurden seit Beginn der Corona-Krise erheblich weniger arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
begonnen als in den entsprechenden Monaten vor der Corona-Krise. Im Februar 2022 haben nach vorläufigen Daten 741.000
Personen an einer vom Bund oder der Bundesagentur für Arbeit geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen.
Das waren 3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, im Vergleich zu Februar 2020 waren es 15 Prozent weniger. Die Förderung
durch Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik (bezogen auf die Summe der aktivierbaren Personen) lag im Februar 2022 mit
19,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (+2,7 Prozentpunkte), aber noch deutlich unter dem Niveau von Februar 2020
(-2,6 Prozentpunkte). Im Februar 2022 wurden 373.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Mitteln der Arbeitslosenversiche-
rung gefördert, 367.000 Personen haben an Maßnahmen teilgenommen, die aus Mitteln der Grundsicherung für Arbeitsuchende
finanziert wurden.

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Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Februar 2022

1 Arbeitsmarkt im Februar 2022 – Fortgesetzte
  Erholung vor Beginn des Ukrainekriegs
In den aktuellen Indikatoren ist der Krieg in der Ukraine noch nicht abgebildet. Er könnte sich vor allem auf Handelsverflechtungen,
Energieversorgung, Fluchtmigration und über eine steigende Unsicherheit auswirken. Bis zum russischen Angriff auf die Ukraine
hatte sich das gesamtwirtschaftliche Klima in Deutschland deutlich aufgehellt. Das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist
im vierten Quartal 2021 zwar um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Die anstehenden weiteren Lockerungen der
coronabedingten Einschränkungen dürften die Lage insbesondere im Gastgewerbe und im Handel aber verbessern. Der Arbeits-
markt setzte seinen Erholungskurs im Februar fort. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind saisonbereinigt gesunken, und
auch im Vorjahresvergleich waren Abnahmen zu verzeichnen. Die Folgen der Corona-Krise zeigten sich weiterhin vor allem in
einer gestiegenen Langzeitarbeitslosigkeit. Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegte sich auch in diesem Mo-
nat auf hohem Niveau. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, für die Angaben bis zum Dezember vorliegen, ist saison-
bereinigt erneut kräftig gestiegen. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit war im Dezember nach vorläufigen Angaben weiter rück-
läufig; im Zuge der Einschränkungen wegen der vierten Corona-Welle war allerdings die Personenzahl, für die Kurzarbeit ange-
zeigt wurde, zuletzt noch erhöht.

                                                                                        nächsten sechs Monate liegt für alle drei Regionen weiterhin
          Wirtschaftliche Entwicklung1                                                  im positiven Bereich, hat sich aber zuletzt eingetrübt.

Während die Zeichen in Deutschland grundsätzlich auf wirt-
                                                                                        Der deutsche Außenhandel hat im letzten Quartal 2021 noch
schaftliche Erholung nach dem Pandemie-Winter standen,
                                                                                        einmal kräftig zugenommen. Der Export konnte um 4,8 Pro-
überschattet der russische Angriff auf die Ukraine die weite-
                                                                                        zent zulegen, der Import um 5,1 Prozent. Die Exporterwar-
ren Aussichten. Die coronabedingten Einschränkungen ha-
                                                                                        tungen des Verarbeitenden Gewerbes zogen im Februar
ben zum Ende des vergangenen Jahres den Aufschwung
                                                                                        nochmals an. Der Krieg in der Ukraine dürfte die Erwartungen
ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im
                                                                                        aber wieder verschlechtern.
Schlussquartal 2021 preis-, saison- und kalenderbereinigt um
0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die anstehenden Lo-
                                                                                        Das Wachstum der Investitionen wurde im vergangenen Jahr
ckerungen der Einschränkungen werden jedoch die Lage ins-
                                                                                        insbesondere durch Lieferengpässe gebremst. Im letzten
besondere für das Gastgewerbe und den Handel verbessern.
                                                                                        Quartal haben die Investitionen dennoch um 0,5 Prozent zu-
Die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Lage in
                                                                                        genommen. Der Zuwachs ist dabei auf Investitionen in Aus-
Deutschland hatte sich bis zum Angriff auf die Ukraine
                                                                                        rüstung und sonstige Anlagen zurückzuführen. Die Bauinves-
ebenso wie die Erwartung für die nächsten Monate deutlich
                                                                                        titionen konnten nicht zulegen. Die Auftragseingänge im Bau-
aufgehellt. Die aktuellen wirtschaftlichen Indikatoren bezie-
                                                                                        hauptgewerbe haben sich aber im Dezember kräftig erholt.
hen den Ukraine-Krieg größtenteils noch nicht ein. Wirt-
                                                                                        Auch bei den Investitionsgüterproduzenten haben sich die
schaftliche Auswirkungen können sich unter anderem auf die
                                                                                        Auftragseingänge im Dezember erhöht – zum zweiten Mal in
Handelsverflechtungen, die Energieversorgung, Fluchtmigra-
                                                                                        Folge. Die Umsätze haben etwas nachgegeben. Die Ein-
tion und über eine steigende Unsicherheit ergeben.
                                                                                        schätzung der Lage der Investitionsgüterproduzenten hat
                                                                                        sich dennoch deutlich gebessert. Die Erwartungen für die
Die Erholung der Weltwirtschaft wurde 2021 durch Liefereng-
                                                                                        kommenden Monate haben sich aber wieder eingetrübt.
pässe und zum Jahresende durch den neuerlichen Anstieg
                                                                                        Auch bei den Betrieben im Bauhauptgewerbe haben sich die
der Corona-Inzidenzen gebremst. Daneben trüben auch In-
                                                                                        Beurteilung der Lage gebessert und die Erwartungen etwas
flationsrisiken die Entwicklung. Die aktuelle Rücknahme von
                                                                                        verschlechtert.
coronabedingten Einschränkungen verbesserte zuletzt die
Stimmung. Die Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen
                                                                                        Der Konsum wurde durch die Einschränkungen aufgrund der
Lage für die Eurozone, für China und die USA haben sich
                                                                                        Corona-Pandemie deutlich gedämpft. Im vierten Quartal
wieder etwas erholt. Für China liegen die Erwartungen dabei
                                                                                        2021 sank der private Konsum um 1,8 Prozent, und auch im
weiter im negativen Bereich, knapp positiv sind sie für die Eu-
                                                                                        bisherigen Jahresverlauf 2022 dürfte sich die Konsumzurück-
rozone, deutlich positiv für die USA. Der Ausblick auf die
                                                                                        haltung fortgesetzt haben. Die Konsumausgaben des Staa-
                                                                                        tes haben die Nachfrage dagegen stabilisiert. Sie nahmen im
1
    Vgl. die „Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage“ vom Februar 2022 im
    Internet unter
    https://www.iab-forum.de/category/iabthemen/arbeitsmarktentwicklung-und-prognose/

6
Schlussquartal 2021 um 1,0 Prozent gegenüber dem Vor-                                ses Zuwachses dürfte die Corona-Krise das Niveau der sozi-
quartal zu. Im Gastgewerbe sind im Dezember die Umsätze                              alversicherungspflichtigen Beschäftigung aber merklich ver-
saisonbereinigt noch einmal zurückgegangen. Die Ge-                                  ringert haben, wenn unterstellt wird, dass sich der positive
schäftslage im Handel hat sich nach einer Verschlechterung                           Wachstumstrend der Zeit vor Corona fortgesetzt hätte.
im Vormonat wieder verbessert. Die Lockerungen der
coronabedingten Einschränkungen machen sich hier be-                                 Die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung lag
merkbar. Die Erwartungen haben sich erneut deutlich aufge-                           im Dezember um 318.000 oder 1,3 Prozent und die sozial-
hellt. Das Konsumklima hat sich aktuell gegenüber dem Vor-                           versicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung um 286.000
monat nur leicht verbessert.                                                         oder 2,9 Prozent über dem Vorjahreswert.

                                                                                     Die sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit, für die aktuelle
         Realisierte Arbeitskräftenach-                                              Angaben vorliegen, haben am aktuellen Rand saisonberei-
         frage                                                                       nigt abgenommen. Auch im Vergleich zum Vorjahr sind hier
                                                                                     – anders als bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäf-
Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäfti-                        tigung – noch Rückgänge festzustellen.
gung lassen in den aktuellen saisonbereinigten Daten eine
deutliche Aufwärtsbewegung erkennen. Das zeigen Ergeb-                               Abbildung 1.1
nisse aus der Erwerbstätigenrechnung des Statistischen
Bundesamtes und der Beschäftigungsstatistik der Bunde-
sagentur für Arbeit. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit                              Erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig
ging bis Dezember zurück; jedoch war die Personenzahl, für                           Beschäftigte
die Kurzarbeit angezeigt wurde, in den letzten drei Monaten                          in Millionen
deutlich erhöht.                                                                     Deutschland
                                                                                     2016 bis 2022
1.2.1 Entwicklung der Erwerbstätigkeit
Die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept)2 hat
nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Januar sai-                            45
sonbereinigt um 80.000 zugenommen, nach +56.000 im De-
zember und +64.000 im November. Die sozialversicherungs-                                                  Erwerbstätige
                                                                                     42
pflichtige Beschäftigung ist nach vorläufigen, hochgerechne-
ten Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die
bis Dezember reichen, saisonbereinigt mit +82.000 erneut                             39
kräftig gestiegen, nach +96.000 im November.

                                                                                     36
Nicht saisonbereinigt lag die Erwerbstätigkeit im Januar bei                                            sozialversicherungspflichtig
                                                                                                        Beschäftigte
45,07 Mio. Im Vergleich mit dem Vorjahr erhöhte sie sich um
636.000 oder 1,4 Prozent, nach +506.000 oder +1,1 Prozent                            33
im Dezember. Der Zuwachs der Erwerbstätigkeit gegenüber
dem Vorjahr dürfte allein auf der sozialversicherungspflichti-
gen Beschäftigung beruhen, die nach dem Einbruch im ers-                             30
                                                                                      2016         2017       2018      2019       2020       2021       2022
ten Lockdown wieder kräftig gewachsen ist. Nach der Hoch-
rechnung der Statistik der Bundesagentur für Arbeit hat diese                                             Saisonbereinigte Werte               Ursprungswerte

im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 603.000 oder                                    Vorläufige hochgerechnete Werte der Erwerbstätigen (Inlandskonzept)
1,8 Prozent auf 34,30 Mio zugenommen, nach +569.000                                  und der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am aktuellen Rand
                                                                                     mit einem bzw. zwei Monaten Wartezeit.
oder +1,7 Prozent im November. In saisonbereinigter Be-
                                                                                     Quelle : Statistisches Bundesamt, Statistik der Bundesagentur für Arbeit
trachtung liegt sie deutlich über dem Vorkrisenniveau (gegen-
über Februar 2020: +455.000 oder +1,3 Prozent).3 Trotz die-

2   Zum Unterschied zwischen Inlands- und Inländerkonzept vgl. „Wichtige statisti-   3    Wegen unterschiedlicher Festlegungen zum Berichtsmonat (Monatsmitte in der
    sche Hinweise“ in Teil V des Berichts. Unterschiede zwischen Niveau und Ver-          Arbeitslosen- und Stellenstatistik, Monatsende in der Beschäftigungsstatistik und
    änderung der Erwerbstätigkeit nach den beiden Konzepten erklären sich durch           Monatsanwesenheitsgesamtheit in der Kurzarbeiterstatistik) zeigen sich die Aus-
    Höhe und Veränderung des Pendlersaldos.                                               wirkungen der Corona-Krise in der Arbeitslosen- und Stellenstatistik ab April
                                                                                          2020, in der Beschäftigungs- und Kurzarbeiterstatistik ab März 2020. Entspre-
                                                                                          chend ist der letzte Vorkrisenmonat in der Arbeitslosen- und Stellenstatistik der
                                                                                          März 2020 und in der Beschäftigungs- und Kurzarbeiterstatistik der Februar
                                                                                          2020.

                                                                                                                                                                         7
Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
    Februar 2022

    So ist die Zahl der Selbständigen (einschließlich mithelfender                           Abbildung 1.2
    Familienangehöriger) nach Angaben des Statistischen Bun-
    desamtes im vierten Quartal 2021 saisonbereinigt noch et-
                                                                                             Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
    was gesunken, und zwar um 6.000, nach -7.000 im dritten
    Quartal. Gegenüber dem Vorjahr hat die Selbständigkeit um                                nach Ländern
    69.000 oder 1,7 Prozent auf 3,91 Mio abgenommen,                                         Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
    nach -102.000 oder -2,5 Prozent im dritten Quartal 2021.                                 Deutschland, West- und Ostdeutschland, Länder
                                                                                             Dezember 2021
    Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftig-
    ten hat sich nach ersten Hochrechnungen der Statistik der                                                     Berlin                                   +3,8
    Bundesagentur für Arbeit im Dezember saisonbereinigt um                                          Schleswig-Holstein                           +2,1
    16.000 verringert, nach -18.000 im November. Im Vergleich                                      Nordrhein-Westfalen                        +2,0
    zum Vorjahr nahm die ausschließlich geringfügig entlohnte                                                 Hamburg                         +1,9
    Beschäftigung im Dezember um 9.000 oder 0,2 Prozent auf                                                Brandenburg                        +1,9
    4,12 Mio ab, nach -23.000 oder -0,6 Prozent im November.                                                    Hessen                        +1,9
    Anders als die sozialversicherungspflichtige liegt die aus-                                        Westdeutschland                       +1,8
    schließlich geringfügig entlohnte Beschäftigung weiter deut-                                         Niedersachsen                       +1,8
    lich unter dem Vorkrisenniveau (saisonbereinigt gegenüber                                              Deutschland                       +1,8
    dem Februar 2020: -399.000 oder -8,8 Prozent). Allerdings                                           Rheinland-Pfalz                      +1,8

    war die ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigung                                          Ostdeutschland                       +1,7
                                                                                                               Bremen                       +1,7
    schon vor der Corona-Krise rückläufig.
                                                                                                                Bayern                      +1,7
                                                                                                    Baden-Württemberg                      +1,5
    Die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten im Nebenjob
                                                                                              Mecklenburg-Vorpommern                  +1,2
    hat sich im Dezember saisonbereinigt um 16.000 erhöht,
                                                                                                              Saarland              +0,9
    nach +14.000 im November. Im Vorjahresvergleich ist eben-
                                                                                                               Sachsen              +0,9
    falls eine Zunahme zu verzeichnen. So waren im Dezember
                                                                                                        Sachsen-Anhalt             +0,8
    3,12 Mio oder 9,1 Prozent der sozialversicherungspflichtig
                                                                                                             Thüringen            +0,7
    Beschäftigten zusätzlich im Nebenjob geringfügig entlohnt
    beschäftigt, 230.000 oder 7,9 Prozent mehr als vor einem                                 Vorläufige hochgerechnete Werte mit zwei Monaten Wartezeit.
    Jahr, nach +228.000 oder +7,8 Prozent im November. Das                                   Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
    Vorkrisenniveau wird hier deutlich übertroffen (saisonberei-
                                                                                             In nahezu allen Branchen4 waren im Dezember saisonberei-
    nigt gegenüber dem Februar 2020: +86.000 oder +2,8 Pro-
                                                                                             nigte Zunahmen zu verzeichnen. Den stärksten absoluten
    zent). In die Erwerbstätigenrechnung gehen nur die aus-
                                                                                             Anstieg gab es im Handel (+13.000). Eine Abnahme re-
    schließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten ein, da die Ne-
                                                                                             gistrierte lediglich das Gastgewerbe (-3.000).
    benjobber schon mit ihrer Hauptbeschäftigung gezählt wer-
    den.

    1.2.2 Entwicklung der sozialversiche-
          rungspflichtigen Beschäftigung
          nach Ländern und Wirtschaftszwei-
          gen
    In saisonbereinigter Rechnung hat die sozialversicherungs-
    pflichtige Beschäftigung von November auf Dezember in al-
    len Ländern zugenommen. Auch gegenüber dem Vorjahr ist
    sie durchgängig gestiegen, am stärksten in Berlin (+3,8 Pro-
    zent).

4       Ausführliches Datenmaterial einschließlich der saisonbereinigten Entwicklung nach
        Branchen (auf Ebene von Wirtschaftszweigen gemäß der Klassifikation der Wirt-
        schaftszweige WZ2008) und nach Ländern findet sich u.a. in den Tabellen „Arbeits-
        markt nach Branchen“ und „Arbeitsmarkt nach Ländern“:
        https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formu-
        lar.html?submit=Suchen&topic_f=tabelle-arbeitsmarkt-branchen
        https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formu-
        lar.html?submit=Suchen&topic_f=analyse-arbeitsmarkt-laender

    8
Abbildung 1.3                                                            stehen bis Dezember 2021 zur Verfügung. Nach vorläufigen
                                                                         hochgerechneten Daten der Statistik der Bundesagentur für
                                                                         Arbeit wurde in diesem Monat für 641.000 Arbeitnehmer kon-
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
                                                                         junkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 687.000 im No-
nach Wirtschaftszweigen                                                  vember und 723.000 im Oktober. Die Inanspruchnahme
Veränderung gegenüber Vorjahr in Tausend                                 nimmt damit seit März 2021 deutlich ab, nachdem sie zuvor
Deutschland                                                              infolge der damaligen Eindämmungsmaßnahmen gestiegen
Dezember 2021                                                            war. Im April 2020, dem Monat mit der höchsten Kurzarbei-
                                                                         terzahl in der Corona-Krise, waren knapp 6 Mio Kurzarbeiter
 Qualifizierte Unternehmensdienstl.                                +75   registriert.
    Handel, Instandhaltung von Kfz                             +71
                Gesundheitswesen                               +69
                                                                         Abbildung 1.4
   Information und Kommunikation                               +65
               Pflege und Soziales                           +52
                 Öffentlicher Dienst                         +48         Konjunkturell bedingte Kurzarbeit
               Verkehr und Lagerei                       +43
                                                                         in Tausend
         Arbeitnehmerüberlassung                         +43
                                                                         Deutschland
                       Baugewerbe                        +38                                                                          8.024
                                                                         2008 bis 2022
          Erziehung und Unterricht                     +31
                                                                                                             Personen in
                      Gastgewerbe                      +28                                                   geprüften Anzeigen
Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen                   +24
Herst. überw. häusl. konsum. Güter                 +13
  Sonst. Dienstl./private Haushalte               +9                                                                                  5.995

 Bergbau/Energie/Wasser/Entsorg.                  +5
     Herst. von Vorleistungsgütern               +3
   Land-, Forstwirtschaft, Fischerei             +2
     Finanzen und Versicherungen                 +2
  Metall-, Elektro- u. Stahlindustrie   -17                                                                                           Kurzarbeiter

Vorläufige hochgerechnete Werte mit zwei Monaten Wartezeit.
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

                                                                                  1.443
Im Vorjahresvergleich werden im Dezember in fast allen
Branchen Anstiege ausgewiesen. Die größten absoluten Zu-
wächse registrierten die Qualifizierten Unternehmensdienst-                                                                                   641
                                                                           25
leistungen (+75.000 oder +2,8 Prozent), der Handel (+71.000                                                                                   201
                                                                           16
oder +1,5 Prozent) und das Gesundheitswesen (+69.000
                                                                             2008     2010    2012    2014    2016     2018    2020     2022
oder +2,6 Prozent). Auch das Gastgewerbe kann erneut ei-
nen Anstieg verbuchen (+28.000 oder +2,9 Prozent), aller-                Kurzarbeit gem. 96 SGB III auf Basis der Betriebe-Abrechnungslisten.
                                                                         Kurzarbeiter (realisierte Kurzarbeit) für die letzten vier Monate vorläufige
dings wird das Vorkrisenniveau dort immer noch deutlich un-              hochgerechnete Werte mit zwei Monaten Wartezeit. Bei den geprüften
terschritten     (saisonbereinigt     gegenüber      Februar             Anzeigen liegen aktuell vorläufige Werte bis 24.02.2022 vor.
2020: -94.000 oder -8,4 Prozent). Einen Rückgang gegen-                  Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

über dem Vorjahr gab es nur noch in der Metall-, Elektro- und
Stahlindustrie (-17.000 oder -0,4 Prozent), in der schon vor             Der durchschnittliche Arbeitsausfall belief sich im Dezember
der Corona-Krise ein Beschäftigungsabbau zu beobachten                   2021 auf 43 Prozent. Damit hat der Einsatz von Kurzarbeit in
war; dort wird die Entwicklung bereits seit einigen Monaten              diesem Monat rechnerisch Arbeitsplätze für 278.000 Be-
zudem von Lieferproblemen bei Rohstoffen und Vorproduk-                  schäftigte gesichert und deren vorübergehende Arbeitslosig-
ten beeinträchtigt.                                                      keit verhindert. Im November betrug der Arbeitsausfall
                                                                         36 Prozent, im April 2020 51 Prozent.
1.2.3 Kurzarbeitergeld
                                                                         Im Dezember 2021 waren nach vorläufigen Angaben 1,9 Pro-
Durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld bei vorübergehend
                                                                         zent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in kon-
schwierigen Wirtschaftsbedingungen sollen den Betrieben
                                                                         junktureller Kurzarbeit, nach 2,0 Prozent im November. Im
ihre eingearbeiteten Mitarbeiter und den Arbeitnehmern ihre
                                                                         April 2020, dem Monat mit der höchsten Inanspruchnahme
Arbeitsplätze erhalten werden, um so Arbeitslosigkeit zu ver-
                                                                         von Kurzarbeit, lag die Kurzarbeiterquote bei 17,9 Prozent.
meiden. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme

                                                                                                                                                     9
Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Februar 2022

Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über                               dingte Einbruch des Stellenbestandes ist damit mehr als aus-
den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten; diese Anzei-                         geglichen, der saisonbereinigte Stellenbestand erreicht so-
gen können als potenzielle Zugänge und damit als Frühindi-                           gar einen Höchstwert.
kator für die künftige Inanspruchnahme von Kurzarbeit inter-
pretiert werden.                                                                     Abbildung 1.5

Aktuelle Daten zu den geprüften Anzeigen5 liegen bis zum
24. Februar 2022 vor. Danach wurde vom 1. bis einschließ-                            Gemeldete Arbeitsstellen
lich 24. Februar für 201.000 Personen konjunkturelle Kurzar-                         in Tausend
beit angezeigt, nach 327.000 im Januar und 326.000 im De-                            Deutschland
zember. Ihren Maximalwert hatte die angezeigte Personen-                             2016 bis 2022
zahl im ersten Lockdown im April 2020 mit 8,02 Mio erreicht.
Die in den letzten Monaten wieder deutlich erhöhte Zahl der
angezeigten Personen erklärt sich vor allem mit den infolge
                                                                                     800
der gestiegenen Infektionszahlen ergriffenen Eindämmungs-
maßnahmen. Auch die aktuellen Anzeigen dürften nach wie
vor überwiegend darauf zurückzuführen sein. Sie kommen –
                                                                                                                         Bestand
trotz deutlicher Rückgänge – zur Hälfte aus den entspre-
                                                                                     600
chend betroffenen Dienstleistungsbereichen. Wie sich das
auf die tatsächliche Inanspruchnahme von konjunktureller
Kurzarbeit im Januar und Februar auswirkt, kann noch nicht
quantifiziert werden.
                                                                                     400

Endgültige detaillierte Daten zur Kurzarbeit stehen für den
                                                                                                                          Zugang
August 2021 zur Verfügung. In diesem Monat erhielten ins-
gesamt 857.000 Personen Kurzarbeitergeld, davon 838.000
                                                                                     200
konjunkturelles Kurzarbeitergeld und 19.000 Transferkurzar-
beitergeld. Der durchschnittliche Arbeitsausfall über alle
Kurzarbeiter betrug im August 38 Prozent. Im Beschäftigten-
äquivalent6 errechnen sich so 328.000 Kurzarbeiter. Bei kon-
                                                                                         0
junktureller Kurzarbeit gab es einen Arbeitsausfall von                                   2016      2017       2018      2019       2020     2021      2022
37 Prozent und ein Beschäftigtenäquivalent von 312.000                                                     Saisonbereinigte Werte             Ursprungswerte
Kurzarbeitern.
                                                                                      Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

          Nicht realisierte Arbeitskräfte-                                           Die Stellenzugänge haben in saison- und kalenderbereinigter
                                                                                     Rechnung im Februar um 4.000 abgenommen, nach +1.000
          nachfrage                                                                  im Januar und +6.000 im Dezember; sie bleiben auf einem
                                                                                     hohen Niveau. Nach den Ursprungszahlen wurden im Feb-
Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern war zu
                                                                                     ruar 196.000 Stellen neu gemeldet. Das waren 46.000
Beginn der Corona-Krise regelrecht eingebrochen, hat sich
                                                                                     oder 31 Prozent mehr Stellenzugänge als im Vorjahresmo-
aber wieder erholt. Seit Frühsommer 2021 ist eine kräftige
                                                                                     nat, dessen Wert wegen der damaligen Eindämmungsmaß-
Belebung festzustellen.
                                                                                     nahmen sehr niedrig lag, aber auch 13.000 oder 7 Prozent
                                                                                     mehr als im Februar 2020, dem entsprechenden Monat vor
1.3.1 Gemeldete Arbeitsstellen                                                       Beginn der Corona-Krise. Fasst man die Monate seit Beginn
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im Februar sai-                         des zweiten Jahres der Corona-Krise zusammen, so wurden
sonbereinigt weiter gestiegen, und zwar um 12.000, nach                              von April 2021 bis Februar 2022 rund 1,86 Mio Stellen neu
+21.000 im Januar. Nicht saisonbereinigt belief sich der Be-                         gemeldet, 19.000 oder 1,0 Prozent mehr als im Vor-Corona-
stand im Februar auf 822.000 Arbeitsstellen. Das waren                               Zeitraum April 2019 bis Februar 2020.
240.000 oder 41 Prozent mehr Stellen als vor einem Jahr,
nach +225.000 oder +40 Prozent im Januar. Der coronabe-
5    Geprüfte Anzeigen sind Anzeigen, die im Fachverfahren der BA elektronisch er-   6     Das Beschäftigtenäquivalent setzt sich aus Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten
     fasst und auf vollständige Angaben geprüft sind.                                      zusammen.

10
Abbildung 1.6                                                                                     1.3.3 Gesamtwirtschaftliches Stellenan-
                                                                                                        gebot
Gemeldete Arbeitsstellen und Vakanzen                                                             Einen umfassenderen Überblick über die nicht realisierte Ar-
in Tausend                                                                                        beitskräftenachfrage gibt eine repräsentative Betriebsbefra-
Deutschland                                                                                       gung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Februar 2022                                                                                      (IAB) zum gesamtwirtschaftlichen Stellenangebot8, die vier-
                                                                                                  teljährlich durchgeführt wird. In der Erhebung werden auch
                                                                         Veränderung zum
                                                                                                  jene Stellen erfasst, die der Bundesagentur für Arbeit nicht
                                                  Februar Anteil            Vorjahresmonat
                                                                                                  gemeldet sind.
                                                      2022      in %       absolut         in %

                                                                                                  Angaben des IAB zum gesamtwirtschaftlichen Stellenange-
Bestand                                                822       100             240       41,1
                                                                                                  bot liegen für das vierte Quartal 2021 vor. Im vierten Quartal
darunter: Vakanzen                                     770      93,6             233       43,3   betrug das Stellenangebot 1,69 Mio Stellen, das waren
Zugang                                                 196       100              46       30,9   507.000 oder 43 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vom ge-
darunter: Vakanzen                                     131      66,9              36       38,6   samtwirtschaftlichen Stellenangebot waren nach den Ergeb-
Abgang                                                 164       100              32       23,9
                                                                                                  nissen der Betriebsbefragung 41 Prozent den Arbeitsagentu-
                                                                                                  ren oder Jobcentern gemeldet.9
darunter: ohne Vakanzzeit                                  9      5,5              1       12,0
                 über drei Monate                        84     51,1              23       36,9
    durchschnittliche Vakanzzeit         1)
                                                       140          x              9        7,0
                                                                                                           Arbeitslosigkeit und Unterbe-
1) Zeitspanne vom Besetzungstermin bis zum Stellenabgang in Tagen.                                         schäftigung
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

                                                                                                  Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind im Februar sai-
Arbeitsstellen werden abgemeldet, wenn sie besetzt wurden                                         sonbereinigt gesunken. Auch im Vergleich zum Vorjahr ver-
oder Betriebe die Suche nach Mitarbeitern abbrechen. Im                                           zeichnen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung Abnah-
Februar 2022 wurden 164.000 und in der Summe von April                                            men. Die Folgen der Corona-Krise zeigen sich vor allem im
2021 bis Februar 2022 1,64 Mio Stellen abgemeldet. Im Ver-                                        Rechtskreis SGB II und in einer gestiegenen Langzeitarbeits-
gleich mit dem Vor-Corona-Zeitraum April 2019 bis Februar                                         losigkeit (vgl. 1.4.3). Das Risiko, durch den Verlust der Be-
2020 waren das 303.000 oder 16 Prozent weniger Stellenab-                                         schäftigung arbeitslos zu werden, liegt auf dem niedrigsten
gänge. Von den Abgängen von April 2021 bis Februar 2022                                           Wert, seit dieser Indikator berechnet wird. Die Chancen, die
wurden 6 Prozent abgemeldet, bevor der gewünschte Beset-                                          Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu be-
zungstermin erreicht wurde, und 44 Prozent der abgemelde-                                         enden, haben sich im Verlauf der Corona-Krise wieder ver-
ten Arbeitsstellen waren bei der Abmeldung länger als 3 Mo-                                       bessert (vgl. 1.4.4). Innerhalb Europas verzeichnet Deutsch-
nate nicht besetzt. Die durchschnittliche abgeschlossene Va-                                      land eine der niedrigsten Erwerbslosenquoten (vgl. 1.4.7).
kanzzeit, also die Zeitspanne zwischen gewünschtem Beset-
zungstermin und Stellenabgang, belief sich in diesem Zeit-                                        1.4.1 Entwicklung im Bund
raum auf 124 Tage.
                                                                                                  Die Arbeitslosigkeit hat sich von Januar auf Februar um
                                                                                                  34.000 oder 1 Prozent auf 2.428.000 verringert. Im Februar
1.3.2 BA Stellenindex BA-X                                                                        des Vorjahres nahm die Arbeitslosigkeit um 4.000 oder
Der Stellenindex der BA (BA-X)7 bildet die saisonbereinigte                                       0,1 Prozent zu, in den drei Jahren vor der Corona-Krise ging
Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage ab. In den Index flie-                                     sie um durchschnittlich 29.000 zurück. Das Saisonbereini-
ßen die der BA gemeldeten Arbeitsstellen ein, und zwar so-                                        gungsverfahren errechnet für den Februar ein Minus von
wohl die Stellenbestände als auch die Stellenzugänge. Der                                         33.000, nach -48.000 im Januar. Die Unterbeschäftigung
BA-X hat sich im Februar im Vormonatsvergleich weiter er-                                         (ohne Kurzarbeit), die Veränderungen in der Arbeitsmarktpo-
höht, und zwar um einen auf 136 Punkte, nach +3 Punkten                                           litik und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist im
im Januar. Damit erreicht der Index den höchsten Wert seit                                        Februar saisonbereinigt um 35.000 gesunken, nach -38.000
seiner Einführung im Jahr 2005.                                                                   im Januar.

7                                                                                                 9
      Vgl. die monatliche Veröffentlichung BA-Stellenindex BA-X im Internet unter                     Aufgrund unterschiedlicher Erhebungskonzepte ist eine einfache Hochrechnung
      https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formu-              der gemeldeten Arbeitsstellen mit der inversen Meldequote zum gesamtwirt-
      lar.html?nn=627730&topic_f=bax-ba-x                                                             schaftlichen Stellenangebot nicht möglich. Zu den Unterschieden zwischen der
8     Die Ergebnisse stehen im Internet unter                                                         BA-Registerstatistik zu den gemeldeten Arbeitsstellen und der IAB-Stellenerhe-
      http://www.iab.de/de/befragungen/stellenangebot/aktuelle-ergebnisse.aspx                        bung vgl. die statistischen Hinweise in Kapitel V Abschnitt 2c des Berichts.

                                                                                                                                                                                11
Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Februar 2022

Damit hat sich der saisonbereinigte Rückgang von Arbeitslo-                               Abbildung 1.7
sigkeit und Unterbeschäftigung weiter fortgesetzt. Haupt-
grund für den saisonbereinigten Rückgang im Februar waren
                                                                                          Arbeitslose nach Ländern
– wie schon in den Monaten zuvor – deutlich weniger Zu-
gänge von Arbeitslosen aus Beschäftigung (1.4.4). Das lässt                               Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
vermuten, dass angesichts der drohenden Fachkräfteeng-                                    Deutschland, West- und Ostdeutschland, Länder
pässe Betriebe ihre Mitarbeiter verstärkt halten, was sich                                Februar 2022
dann auch in geringeren saisonal bedingten Entlassungen
zeigt.                                                                                                        Bremen                       -11,9
                                                                                           Mecklenburg-Vorpommern                     -13,3
Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Arbeitslosen im                                           Sachsen-Anhalt                  -13,4
Februar um 476.000 oder 16 Prozent verringert,                                                                  Berlin                -13,8
nach -439.000 oder -15 Prozent im Januar. Die Unterbe-                                           Nordrhein-Westfalen                  -13,9
schäftigung (ohne Kurzarbeit) ist gegenüber dem Vorjahr um                                               Brandenburg                 -14,1
482.000 oder 13 Prozent auf 3.174.000 gesunken,                                                       Ostdeutschland                 -14,6
nach -453.000 oder-12 Prozent im Januar.                                                               Niedersachsen                 -14,8
                                                                                                             Sachsen                -15,7
Im Vergleich mit dem Vorkrisenniveau liegt die Arbeitslosig-                                                Hamburg                 -15,9
keit in saisonbereinigter Rechnung noch um 42.000 oder                                                       Saarland              -16,3
2 Prozent über dem Vorkrisenmonat vom März 2020, wäh-                                                    Deutschland               -16,4
rend die Unterbeschäftigung das Vorkrisenniveau schon um                                           Schleswig-Holstein              -16,9
110.000 oder 3 Prozent unterschreitet. Der erhöhende                                                Westdeutschland                -16,9
Corona-Effekt in der Arbeitslosigkeit erklärt sich allein damit,                                              Hessen           -17,6
dass im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit weniger Personen an                                             Rheinland-Pfalz          -18,0
entlastender Arbeitsmarktpolitik teilnehmen oder arbeitsunfä-                                               Thüringen         -18,5
hig erkrankt sind.                                                                               Baden-Württemberg         -21,8
                                                                                                               Bayern     -22,2
1.4.2 Entwicklung in den Ländern
Die Arbeitslosigkeit ist im Februar 2022 in allen Ländern sai-                             Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
sonbereinigt gesunken. Auch gegenüber dem Vorjahr sind
durchweg       deutliche    Rückgänge      festzustellen,  die
von -12 Prozent in Bremen bis -22 Prozent in Bayern und Ba-
                                                                                          1.4.3 Entwicklung nach Rechtskreisen
den-Württemberg reichen. Allerdings liegt in den meisten
Ländern das saisonbereinigte Niveau der Arbeitslosigkeit
                                                                                                und Langzeitarbeitslosigkeit
noch über dem Vorkrisenniveau vom März 2020, am stärks-                                   Von den 2.428.000 Arbeitslosen im Februar wurden 884.000
ten in Berlin mit +18 Prozent. In einigen Ländern wird es aber                            oder 36 Prozent im Rechtskreis SGB III von einer Agentur für
schon unterschritten, und zwar in Thüringen (-6 Prozent), im                              Arbeit und 1.543.000 oder 64 Prozent im Rechtskreis SGB II
Saarland (-5 Prozent), in Sachsen-Anhalt (-3 Prozent), in                                 von einem Jobcenter betreut.10 Die Corona-Krise hatte sich
Brandenburg und Rheinland-Pfalz (jeweils -2 Prozent) sowie                                zunächst stärker im Rechtskreis SGB III ausgewirkt. Dabei
in Schleswig-Holstein (-1 Prozent).                                                       hat auch eine Rolle gespielt, dass die Verlängerung der Be-
                                                                                          zugsdauer von Arbeitslosengeld zeitweise um drei Monate
                                                                                          Übergänge in die Grundsicherung verhindert bzw. verzögert
                                                                                          hat. Mit der Verfestigung der Arbeitslosigkeit verschob sich
                                                                                          die coronabedingte Arbeitslosigkeit in den Rechtskreis
                                                                                          SGB II, weil es infolge des längeren Verbleibs in der Arbeits-
                                                                                          losigkeit zu vermehrten Übertritten vom Rechtskreis SGB III
                                                                                          in den Rechtskreis SGB II gekommen war.

10 Ausführlicheres Datenmaterial dazu findet sich u.a. im monatlichen Bericht der
     Statistik der BA: Analyse Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen im
     Vergleich;
     https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formu-
     lar.html?submit=Suchen&topic_f=analyse-d-arbeitslose-rechtskreisever-
     gleich&r_f=ur_Deutschland

12
Im Rechtskreis SGB III hat sich die Arbeitslosigkeit im Feb-       Abbildung 1.8
ruar im Vormonatsvergleich um 18.000 oder 2 Prozent ver-
ringert. Um saisonale Einflüsse bereinigt nahm die Arbeitslo-
                                                                   Arbeitslose nach Rechtskreisen
sigkeit dort um 13.000 ab, nach -19.000 im Januar. Die Un-
terbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) ist saisonbereinigt um          in Tausend
14.000 gesunken, nach -17.000 im Januar.                           Deutschland
                                                                   2016 bis 2022
Im Vergleich zum Vorjahr hat die Arbeitslosigkeit im Rechts-
kreis SGB III um 386.000 oder 30 Prozent abgenommen,
nach -396.000 oder ebenfalls -30 Prozent im Januar. Die Un-
terbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) ist im Vorjahresvergleich                          Insgesamt
                                                                   3.000
um 400.000 oder 28 Prozent gesunken, nach -410.000
oder ebenfalls -28 Prozent im Januar. Die Vorkrisenniveaus
vom März 2020 werden im Rechtskreis SGB III deutlich un-
terschritten, die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit um 81.000
oder 9 Prozent und die saisonbereinigte Unterbeschäftigung                              SGB II
                                                                   2.000
um 114.000 oder 11 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II hat von Januar auf
Februar um 16.000 oder 1 Prozent abgenommen. In saison-                              SGB III
bereinigter Rechnung ist sie um 20.000 gesunken,
                                                                   1.000
nach -29.000 im Januar. Die Unterbeschäftigung (ohne Kurz-
arbeit), die Veränderungen in der Entlastung durch Arbeits-
marktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt,
hat saisonbereinigt um 21.000 abgenommen, nach eben-
falls -21.000 im Januar.
                                                                       0
                                                                        2016     2017      2018    2019       2020   2021    2022
Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Arbeitslosigkeit                       Saisonbereinigte Werte          Ursprungswerte
im Rechtskreis SGB II im Februar um 91.000 oder 6 Prozent,
nach -43.000 oder -3 Prozent im Januar. Die Unterbeschäfti-        Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
gung (ohne Kurzarbeit) ist im Vorjahresvergleich um 82.000
oder 4 Prozent gesunken, nach -43.000 oder -2 Prozent im
                                                                   Die Corona-Krise hat zu einer deutlichen Verfestigung der Ar-
Januar. Ein Grund für die im Vergleich zum Rechtskreis
                                                                   beitslosigkeit geführt. Im Vergleich mit dem Monat vor Einset-
SGB III ungünstigere Entwicklung war, dass vor allem im ers-
                                                                   zen der Corona-Krise, dem März 2020, hat die Zahl der Lang-
ten Halbjahr 2021 deutlich mehr Arbeitslose als im Vor-
                                                                   zeitarbeitslosen, also der Personen, die länger als 12 Monate
Corona-Zeitraum nach Ausschöpfen ihres Arbeitslosengeld-
                                                                   arbeitslos waren, um 264.000 oder 37 Prozent auf 973.000
Anspruchs in den Rechtskreis SGB II gewechselt sind. Ent-
                                                                   zugenommen. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist in die-
sprechend wird das Vorkrisenniveau vom März 2020 im
                                                                   sem Zeitraum von 30,3 auf 40,1 Prozent gestiegen.
Rechtskreis SGB II noch überschritten, bei der saisonberei-
nigten Arbeitslosigkeit um 123.000 oder 9 Prozent, bei der
                                                                   Die coronabedingt höhere Langzeitarbeitslosigkeit seit April
saisonbereinigten Unterbeschäftigung aber nur noch um
                                                                   2020 erklärte sich zum einen mit mehr Übertritten in Lang-
4.000 oder 0,2 Prozent. Dass die Arbeitslosigkeit stärker über
                                                                   zeitarbeitslosigkeit, weil Beschäftigungsaufnahmen und För-
dem Vorkrisenniveau liegt, hängt damit zusammen, dass im
                                                                   derungen vor Eintritt der Langzeitarbeitslosigkeit deutlich we-
Vergleich zur Vor-Corona-Zeit weniger Personen an entlas-
                                                                   niger geworden sind als im Vor-Corona-Zeitraum. Zum ande-
tender Arbeitsmarktpolitik teilnehmen oder arbeitsunfähig er-
                                                                   ren beendeten seit April 2020 merklich weniger Langzeitar-
krankt sind.
                                                                   beitslose ihre Arbeitslosigkeit, etwa durch eine Beschäfti-
                                                                   gungsaufnahme oder eine Fördermaßnahme.

                                                                   Es zeigt sich jedoch eine Besserung. Der Höchststand wurde
                                                                   im April 2021 mit 1,07 Mio Langzeitarbeitslosen erreicht, da-
                                                                   nach gab es nahezu durchgängig Abnahmen. Im Februar
                                                                   2022 hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit im Vormonatsver-
                                                                   gleich um 17.000 oder 2 Prozent verringert. Im Februar 2021
                                                                   stieg sie um 20.000 oder 2 Prozent, während sie in den drei

                                                                                                                                      13
Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Februar 2022

Jahren vor Einsetzen der Corona-Krise um durchschnittlich                                           Vorjahr. Dabei ist der Vergleich mit den Vorjahresmonaten in
13.000 oder 2 Prozent sank.                                                                         2020/21 für die Beurteilung der aktuellen Entwicklung nur ein-
                                                                                                    geschränkt aussagekräftig, weil diese Monate massiv vom
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich im Vergleich zum                                         ersten Lockdown beeinflusst waren. In der nachfolgenden
Vorkrisenniveau vom März 2020 im Rechtskreis SGB III um                                             Darstellung wird deshalb durchgehend mit dem Vor-Corona-
46 Prozent und im Rechtskreis SGB II um 36 Prozent erhöht.                                          Zeitraum April 2019 bis Februar 2020 verglichen, also mit
Der Anteil der Langzeitarbeitslosen stieg im Rechtskreis                                            Monaten, die nicht von der Corona-Krise betroffen waren. Im
SGB III von 8,9 auf 13,5 Prozent und im Rechtskreis SGB II                                          Vergleich zu diesen Monaten haben sich die Zugänge in Ar-
von 44,4 auf 55,3 Prozent.                                                                          beitslosigkeit um 1.263.000 oder 19 Prozent und die Ab-
                                                                                                    gänge um 769.000 oder 12 Prozent verringert.
Bei Langzeitarbeitslosen im Rechtskreis SGB III handelt es
sich zum einen um Nicht-Leistungsempfänger, die entweder                                            Die Auswirkungen der Corona-Krise können an den Verän-
nie einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatten (z.B. Berufs-                                        derungen der Zu- und Abgänge nach den einzelnen Zu-
einsteiger) oder die nach dem Auslaufen des Leistungsbezu-                                          gangs- und Abgangsgründen konkretisiert werden. So mel-
ges wegen fehlender Bedürftigkeit kein Arbeitslosengeld II er-                                      deten sich von April 2021 bis Februar 2022 rund 1.916.000
halten. Zum anderen sind hier Arbeitslosengeld-Empfänger                                            Personen arbeitslos, die zuvor auf dem ersten Arbeitsmarkt
enthalten, die Leistungsansprüche von mehr als 12 Monaten                                           (ohne Auszubildende) abhängig beschäftigt waren. Das wa-
haben.                                                                                              ren 341.000 oder 15 Prozent weniger als von April 2019 bis
                                                                                                    Februar 2020. Gleichzeitig konnten von April 2021 bis Feb-
Abbildung 1.9                                                                                       ruar 2022 rund 1.785.000 Arbeitslose ihre Arbeitslosigkeit
                                                                                                    durch Aufnahme einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt
                                                                                                    beenden, das waren 40.000 oder 2 Prozent mehr als von Ap-
Langzeitarbeitslosigkeit                                                                            ril 2019 bis Februar 2020. Damit liegen die Zugänge aus Be-
in Tausend                                                                                          schäftigung deutlich unter und die Beschäftigungsaufnahmen
Deutschland                                                                                         spürbar über den Werten von vor der Corona-Krise.
Februar 2022

                                                      Anteil an allen            Veränderung        Abbildung 1.10a
                                         Februar        Arbeitslosen        Vorjahresmonat
                                             2022                  in %      absolut        in %    Zugang in und Abgang aus Arbeitslosigkeit nach Gründen
                                                                                                    in Tausend
                                                                                                    Deutschland
Langzeitarbeitslose                            973                 40,1            -37       -3,7   2020 bis 2022 (jeweils Summe April bis Februar)

dav. Rechtskreis SGB III                       120                 13,5            -40     -25,1                                                                                Veränderung
                                                                                                                                                                                  absolut
        Rechtskreis SGB II                     853                 55,3              3        0,4                                                     2022    2021    2020    2022/21 2022/20

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
                                                                                                    Zugang insgesamt                                  5.352   5.659   6.615     -307   -1.263
                                                                                                    darunter:
                                                                                                      Abhängige Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt      1.916   2.317   2.256     -402     -341
                                                                                                      Selbständigkeit                                   81      97      84       -16       -3

1.4.4 Arbeitslosigkeit – Zu- und Abgänge                                                              (außer-)betriebliche Ausbildung                  147     167     168       -20      -22
                                                                                                      Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen                1.234   1.222   1.632       12     -398
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es unab-                                        Arbeitsunfähigkeit                              1.012    880    1.443      132     -431

hängig von der wirtschaftlichen Lage und auch trotz der                                               Mangelnde Verfügbarkeit                          512     500     593        12      -81

Corona-Krise viel Bewegung. Dabei werden Zu- und Ab-                                                Abgang insgesamt                                  5.751   5.090   6.521      662     -769
gänge von Arbeitslosen im Zeitraum zwischen den Stichta-                                            darunter:

gen jeweils zur Monatsmitte erfasst.11 Im Berichtsmonat Feb-                                          Abhängige Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt      1.785   1.667   1.745      118       40
                                                                                                      Selbständigkeit                                  116     110     105         6       11
ruar 2022 meldeten sich 499.000 Menschen bei einer Ar-
                                                                                                      (außer-)betriebliche Ausbildung                   62      66      64        -4       -2
beitsagentur oder einem Jobcenter arbeitslos und 533.000
                                                                                                      Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen                1.397   1.220   1.771      176     -375
Personen beendeten ihre Arbeitslosigkeit. Seit Beginn des                                             Arbeitsunfähigkeit                              1.053    854    1.534      198     -482
zweiten Corona-Krisenjahres im April 2021 gab es in der                                               Mangelnde Verfügbarkeit                          660     497     699       163      -39

Summe 5.352.000 Zugänge in und 5.751.000 Abgänge aus                                                Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslosigkeit, das waren 307.000 oder 5 Prozent weniger
Zugänge und 662.000 oder 13 Prozent mehr Abgänge als im
11 Siehe hierzu den Veröffentlichungskalender der Statistik der BA im Internet unter:
     https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Service/Veroeffentlichungskalender/Veroef-
     fentlichungskalender-Nav.html

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