Musterzimmer Giacometti, Chur - Drexel und Weiss
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
FHNW Situationsanalyse: Best Practice Schulhauslüftung Musterzimmer Giacometti, Chur Eingebettet zwischen dem Lacuna- und wurden Dreifach-Solargläser eingesetzt, dem Lachenquartier liegt das Oberstu- die trotz sehr guter Wärmedämmung Sanierung ohne fenschulhaus Giacometti am nordwestli- eine hohe Sonnenwärmenutzung ermög- Denkmalschutz chen Stadtrand von Chur. Die Schulan- lichen. An der Fensterinnenseite reflek- lage wurde 1978/79 gebaut und 2006/07 tieren von Hand einstellbare Lichtlenk um ein weiteres Schulgebäude ergänzt. lamellen das Sonnenlicht an die weisse Der Altbau der Schulanlage Giacometti Zimmerdecke. Dadurch ist sowohl der wies wie vier weitere Schulhäuser in der Blendschutz gewährleistet als auch die Stadt Chur einen Sanierungsbedarf ins- Wärme- und Tageslichtnutzung opti- besondere bei den Schulzimmern auf. miert. Dicht aneinandergereihte Föh- Deshalb wurde ein Pilotprojekt lanciert, renholzbalken an der Decke fungieren bei dem die Sanierung eines Musterzim- als zusätzliche Wärmespeichermasse bei mers von der Stadt Chur gesamtheitlich gleichzeitiger Verbesserung des Raum- geplant, durchgeführt und ausgewer- akustik-, Feuchte- und Geruchsverhal- tet wurde. Die erarbeitete Strategie zur tens. Ergänzt wird das Konzept durch Energie- und Raumklimaoptimierung eine LED-Beleuchtung und Lamellensto- kann nun auf die gegen 100 sanierungs- ren, die je über eine Regelung verfügen. bedürftigen Schulzimmer adaptiert wer- den (siehe auch Schulhaus Rheinau). Raumprogramm Zwei unterschiedlich hohe Gebäude- Bauweise riegel umschliessen den Pausenhof an Merkmale des Altbaus sind die abge- drei Seiten, in Richtung Süden ist die schrägten Kanten, die tiefen Laibungen Anlage offen. Im L-förmigen Schulhaus- und die schnörkellose, grob verputzte Trakt A sind Unterrichtsräume unterge- und ziegelrote Fassade, die einen guten bracht, im Trakt B Turnhalle und Aula. Zustand aufweist. Im Gegensatz dazu Nachdem das Gebäude fast 30 Jahre lang mussten die Fenstergläser des Muster als Sekundar- und Realschule genutzt schulzimmers ausgetauscht werden. In worden war, sollte es im Zuge der Sanie- die bestehenden Holz-Metall-Rahmen rung auch erweitert werden. Die Stadt brauchte ein grösseres Schulhaus, um Schulhaus Giacometti, Chur die Oberstufe von bisher vier Standorten Ort Tittwiesenstrasse 120, 7000 Chur auf drei konzentrieren zu können. Auf Eigentümerin Stadt Chur das Schuljahr 2006/07 hin wurde das Architektur 1978/79: Carl Franz Spinas, Chur Schulhaus infolge der Zusammenlegung Das Musterschulzimmer 2006/07: Christen Architektur GmbH, der Oberstufe um den dreigeschossigen im Oberstufenschulhaus Chur Trakt C mit Klassenzimmern, Werkräu- Giacometti dient auch für Planung, Durchführung und Auswertung Stadt Chur, Fachstelle Energie und andere Sanierungen als men und einer Schulküche erweitert. Nachhaltigkeit Vorbild. (Foto: Stadt Chur) Bezug 2014 Bautyp Sanierung Nutzung Sekundar- und Realschule (21 Klassen, 302 Schüler und Schülerinnen), 3 Ta- lentklassen, Sprachintegrationsklasse Raumprogramm Schulzimmer, Gruppenräume, Spezial- räume, Werkräume, Aula, Schulküche, Turnhalle Nettogeschossfläche Musterschulzimmer ca. 70 m2 Sanierungskosten Musterschulzimmer* 74 100 Fr. Kostenanteil Lüftung 19 000 Fr. *Weiterführende Informationen unter: Schlussbericht Musterschulzimmer Giacometti der Stadt Chur
Gebäude und Standort Merkmal Ausprägung Aussenluftqualität (AUL) / CO2-Belastung ländlich vorstädtisch städtisch Schallsituation Feinstaub- und Stickstoffoxid AUL 1: Saubere Luft, die nur AUL 2: Luft mit hohen Konzentra- AUL 3: Luft mit sehr hohen Kon- belastung zeitweise staubbelastet ist tionen an Staub oder Feinstaub zentrationen an Staub oder Fein- (z. B. Pollen) und/oder an gasförmigen Luftver- staub und/oder an gasförmigen unreinigungen Luftverunreinigungen Aussenschallbelastung gering mittel: befahrene Strasse an- hoch: stark befahrene Strasse, grenzend Autobahn, Zug, Stadtlärm Gebäudesituation Bautyp Neubau Sanierung Sanierung denkmalgeschützt Glasanteil Fassade gering mittel hoch Winddruckbelastung an der Fassade gering mittel hoch Bauliche Veränderungen an der möglich nicht möglich Fassade Lage und Aussensituation freistehend Hindernisse einseitig Hindernisse mehrseitig Hindernisse keine niedrig (< 50 % Gebäudehülle) hoch (> 50 % Gebäudehülle) Raumsituation Grundriss Fenster gegenüberliegend Fenster über Eck Fenster an einer Raumseite (Standard-Schulzimmer) Schnitt (lichte Raumhöhe) hoher Raum (> 3,0 m) niedriger Raum (< 3,0 m) Platzverhältnisse gering mittel hoch Fensterart mehrteilig zweiteilig einteilig Fensterflügel Drehflügel Ausstell-/Übersetzfenster Kippflügel Anbauten Innenstoren Aussenstoren Innen- und Aussenstoren Grundriss Musterschulzimmer.
Lüftungskonzept Schulbetrieb ]] Aussenluftfassung: Das Ansaugen der vor. Nebst der CO2-Automatik können Deckengerät: frischen Aussenluft und das Ausblasen der auch weitere Regelungsebenen wie Zeit- Komplettes Lüftungs- verbrauchten Fortluft erfolgt über eine im programm und Ferienprogramme oder system in einer Einheit, Fenster eingebaute Aussenluftfassung, die mittels Raumbedienungsgerät vier Be- ein Gerät pro Raum. konstruktionsbedingt keine Kurzschluss- triebsarten manuell gewählt werden. Sie Zuluft und Abluft Strömung zulässt. Ein die Gebäudehülle sind individuell aufeinander abstimmbar erfolgen über kurze Kanäle durch die Wand. schwächender und kostspieliger Fassaden- und können durch externe Befehle wie durchbruch ist dank dieser Lösung hin- z. B. Präsenzmelder ergänzt werden. Falls CO2 fällig. zukünftig auch die weiteren Schulzimmer ]] Lüftungsgerät: Das dezentrale und für mit dezentralen Anlagen ausgerüstet wer- die Deckenmontage konzipierte Kom- den, ist es möglich, diese anhand einer paktlüftungsgerät beinhaltet einen effizi- zentralen Steuerungseinheit zu regeln und enten Gegenstrom-Wärmetauscher für die über eine Schnittstelle ins Gebäudeleitsys- Wärmerückgewinnung, eine Filtereinheit tem zu integrieren. mit Grob- und Feinstaubfilter und eine Frostschutzheizung (FSH). Aufgrund des integrierten Schalldämpfers in Zuluft und Abluft eignet sich dieses Gerät besonders für Klassen- oder Besprechungszimmer. Zusätzlich ermöglicht ein im Gerät in- tegrierter 100 %-Bypass eine effiziente Nachtauskühlung in den warmen Jahres- zeiten. ]] Luftführung: Die lüftungstechnischen Anschlüsse befinden sich seitlich am Ge- rät und sind als Kanalanschlüsse (450 x 110 mm) mit Profilflansch ausgeführt. Die sehr kurzen Lüftungskanäle zwischen Kompaktgerät und Aussenluftfassung zeichnen diesen Anlagetyp aus. ]] Regelung: Die Luftqualität wird mit- tels CO2-Sensor, der sich auf Hüfthöhe neben der Wandtafel befindet, bedarfs- geführt geregelt. Der CO2-Sensor misst dabei nach dem Infrarotprinzip die ak- tuelle CO2-Konzentration und leitet das Signal an das Lüftungsgerät weiter. Die Das dezentrale Kompakt- Steuerung gibt anschliessend dem Venti- lüftungsgerät ist an der lator den benötigten Luftvolumenstrom Decke montiert. (Foto: Stadt Chur) Lüftungssystem Schulbetrieb Anlagetyp (nach SIA 382/1) Einfache Lüftungsanlage Luftmengen pro Person 30 m3/h pro Schulzimmer mit 20 Personen 600 m3/h Luftverteilung im Schulzimmer Verdünnungslüftung Wärmerückgewinnung Alu-Platten-Wärmeübertrager Heizregister Elektrische Nacherwärmung der Zuluft bei sehr tiefen Aussentemperaturen (400 W) Frostschutz Abtauen der WRG mit Umluftschaltung Bedarfsgeführte Luftqualitätsregelung CO2-Regelung Nachtauskühlung Freecooling
Performance Lüftungssystem Platzbedarf und Raumluft- Eindringtiefe qualität Wartung und Hygiene Instandhaltung Um- setzung Betriebs- Sicherheit Gesundheit und Anlage- Schall und sicherheit Behaglichkeit Energie Wärmerück- gewinnung Temperatur Stromeffizienz Nutzung (Hilfsenergie) und Regelung Umsetzung Gesundheit und Behaglichkeit Platzbedarf und Eindringtiefe Raumluftqualität Der Eingriff in das Bauwerk beschränkte sich auf die im Fenster integrierte Aussen- Das Kompaktlüftungsgerät versorgt die Schulzimmer mit einer Nennluftmenge von und Fortluftöffnung. Der Platzbedarf im Schulzimmer setzt sich aus dem Lüftungs- 30 m3/h pro Person und 600 m3/h pro Schulzimmer. Die heute geforderte CO2- gerät (2900 x 562 x 490 mm) und den kurzen Lüftungskanälen zusammen. Limite im Schulzimmer von 1400 ppm kann ausnahmslos eingehalten werden. Sicherheit Hygiene Wartung und Instandhaltung Im Gegensatz zu zentralen Anlagen ist die Frischluftansaugung abhängig von der Aufgrund der geringeren Filterfläche müssen die Filter im Gegensatz zu zentralen Fassadenausrichtung. Daher ist keine Rücksichtnahme auf die Aussenluftverhältnis- Anlagen nur zweimal jährlich gewechselt werden. Wartungs- und Instandhaltungsar- se möglich (z. B. stark befahrene Strasse, Südseite). beiten fallen trotz des geringen Aufwands pro Schulzimmer an, da jedes Schulzim- Schall mer ein Lüftungsgerät besitzt. Der integrierte Schalldämpfer und die schalloptimierte Konstruktion des Gerätes Betriebs- und Anlagesicherheit verhindern eine Schwächung des Schalldämmmasses der Gebäudehülle und sorgen Mit einer Mikroprozessorsteuerung wird das Zusammenspiel aller Komponenten für einen Betrieb, der als sehr leise und nicht störend wahrgenommen wird. gesteuert und überwacht. Dazu zählen folgende Funktionen: Temperatur ]]Filterüberwachung Das Lüftungskonzept ermöglicht sowohl im Sommer als auch im Winter mehrheitlich ]]Einbindung an Brandmeldeanlage ein behagliches Raumklima. Bei sehr tiefen Aussentemperaturen im Winter wird die ]]Betriebsstundenzähler für Komponenten Zuluft elektrisch nacherwärmt. Ein Bypass ermöglicht eine Nachtauskühlung des ]]Überwachung der Sensoren Schulzimmers in den warmen Sommermonaten. Zimmerpflanzen dienen in den Energie trockenen Wintermonaten als Feuchtigkeitsspender. Wärmerückgewinnung Nutzung und Regelung Anhand des Wärmetauschers können bis zu 85 % der in der Abluft enthaltenen Die Luftqualität wird bedarfsgeführt mit einem CO2-Sensor geregelt. Zusätzlich Wärme auf die Zuluft übertragen werden, was im Musterzimmer zu einer jährlichen haben die Nutzer die Möglichkeit, per Bedieneinheit in das System einzugreifen. Wärmeenergieeinsparung von 6450 kWh (650 l Heizöl) führte. Stromeffizienz (Hilfsenergie) Die Lüftung sorgt für eine optimale Raumluftqualität sowie in Verbindung mit der LED-Beleuchtung mit optimierter Tageslichtnutzung zu einer Einsparung bei der Elektroenergie von rund 45 %. Dieses Faktenblatt entstand im Rahmen der Kampagne Impressum «Frische Luft für wache Köpfe» im Auftrag des Bundesamts Studie und Inhalte: Fachhochschule für Gesundheit BAG. Die Kampagne verfolgt das Ziel, die Nordwestschweiz (FHNW), Hochschule Lüftungssituation in den Schweizer Schulen zu verbessern. für Architektur, Bau und Geomatik Mehr Infos unter www.schulen-lueften.ch Institut Energie am Bau, Muttenz www.fhnw.ch/iebau Herausgeberin: Faktor Verlag AG, Zürich Auftraggeber: Bundesamt für Gesundheit BAG
Sie können auch lesen