Nachhaltig keitsbericht - 2020 der Beauftragten der Bundes regierung für Kultur und Medien

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2020

Nachhaltig­
keitsbericht
der Beauftragten der
Bundes­regierung für Kultur
und Medien
B
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur         Kultur hat mehr als nur ein Wörtchen mitzure-
und Medien (BKM) veröffentlicht mit dem vorlie-        den, wenn es um eine nachhaltige Entwicklung,
genden Ressortbericht erstmals einen Überblick         wenn es um Umwelt- und um Klimaschutz geht.
über all ihre Aktivitäten, mit denen die Nachhal-      So haben die Künste in den vergangenen Mona-
tigkeitsziele der UN erreicht werden sollen. Sie er-   ten bewiesen, welch großes kreatives Potenzial
füllt damit den Berichtsauftrag des Staatssekre-       sie gerade in Krisenzeiten entfalten können.
tärsausschusses für nachhaltige Entwicklung.
                                                       Viele Künstlerinnen, Künstler und Kreative be-
Der Bericht fällt nun mitten in eine Krise, von        gegneten der Krise mit ungewöhnlichen Ideen –
der der Kulturbetrieb besonders schwer betrof-         viele neue Aufführungs- und Vermittlungsfor-
fen ist. Durch die Corona-Beschränkungen kam           mate wurden entwickelt. Auf die kreative Kraft,
das kulturelle Leben in Deutschland monate-            den Innovationsgeist und den Ideenreichtum der
lang nahezu vollständig zum Erliegen. Dank des         Kultur sollten wir auch setzen, wenn es darum
Rettungs- und Zukunftsprogramms NEUSTART               geht, Lösungen für die größte Herausforderung
KULTUR in Höhe von einer Milliarde Euro sind           unserer Zeit zu finden: die Transformation unse-
inzwischen die Voraussetzungen dafür geschaf-          rer gesamten Gesellschaft hin zu einer nachhal-
fen, den Kulturbetrieb und die kulturelle Infra-       tigen Entwicklung. Dass diese Hoffnung nicht aus
struktur unseres Landes in der Krise wiederzu-         der Luft gegriffen ist, belegen die vielen positiven
beleben und dauerhaft zu erhalten. Die Ziele der       Beispiele, die Gegenstand dieses Berichtes sind.
Nachhaltigkeit sind in fast allen Förderangeboten
ein wichtiges Bewilligungskriterium.                   Ich danke allen, die sich in der Kultur und mit
                                                       den Mitteln der Kultur für Nachhaltigkeit enga-
Die weltweite Dimension der Corona-Pandemie            gieren.
führt uns vor Augen, dass nur global vernetztes
Denken und Handeln zu tragfähigen und nach-
haltigen Lösungen führen kann. Dabei zeigen
die aktuellen Entwicklungen nicht zuletzt, wie
unverändert groß der Handlungsbedarf bei der           Prof. Monika Grütters MdB
Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele ist. Die        Staatsministerin für Kultur und Medien
2
3

        Inhalt

Einleitung  4

Nachhaltige Entwicklung – Bedeutung von Kultur und Medien  6

Aktivitäten der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien (BKM) zur Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie  10

I.     Hochwertige Bildung (Nachhaltigkeitsziel 4)                11
II. Geschlechtergleichstellung (Nachhaltigkeitsziel 5)            14
III. 	Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
       (Nachhaltigkeitsziel 10)                                   16
IV. Nachhaltige Städte und Gemeinden (Nachhaltigkeitsziel 11)     18
V. Nachhaltiger Konsum und Produktion (Nachhaltigkeitsziel 12)    23
VI. 	Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels
       und seiner Auswirkungen (Nachhaltigkeitsziel 13)           26

Nachhaltigkeit bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien (BKM) – Anwendungen im Verwaltungsbereich  28

I.      Umweltmanagementsystem                                    29
II.     Nachhaltige Mobilität                                     29
III.    Nachhaltige Beschaffung                                   29
IV.     Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement                     30
V.      Gleichstellung, Vereinbarkeit und Beschäftigtenschutz     30
VI.     Fachkräftenachwuchs                                       31
VII.    Inklusion                                                 31
VIII.   Korruptionsprävention                                     31
4

     Einleitung

Kultur ist das, was bleibt. Die kulturellen Leistungen längst
vergangener Jahrhunderte ziehen auch heute noch ein breites
Publikum in ihren Bann und besitzen unvermindert gesell-
schaftliche Relevanz. Dies zeigt: Kultur ist ihrem Wesen nach
auf Dauerhaftigkeit angelegt.

Kultur kann deswegen auch einen Beitrag zu             Die BKM setzt sich für eine stärkere Berücksich-
den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustai-         tigung der Kultur und der Medien in der Debat-
nable Development Goals – SDGs) leisten, zu            te um eine nachhaltige Entwicklung ein und hat
deren Einhaltung sich Deutschland mit Unter-           hierfür bereits in der 18. Legislaturperiode erste
zeichnung der globalen Agenda für nachhaltige          Weichen gestellt. Greifbare Erfolge des Engage-
Entwicklung (Agenda 2030) im September 2015            ments der Beauftragten der Bundesregierung
verpflichtet hat.                                      für Kultur und Medien (BKM) auf diesem Gebiet
                                                       waren die Durchsetzung kulturpolitischer Aus-
Auch die Medien und der Medienpluralismus              sagen in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie
spielen hier eine Rolle. Das 16. Nachhaltigkeitsziel   2016 sowie die Einrichtung des Fonds „Nachhal-
„Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“      tigkeitskultur“ beim Rat für Nachhaltige Ent-
betrifft auch die Stärkung der Demokratie, zu wel-     wicklung, mit dessen Mitteln innovative und
cher die Presse- und Meinungsfreiheit als unver-       transformative Projekte aus unterschiedlichen
zichtbarer Grundpfeiler gehören. Sowohl Wahlen         Bereichen der Alltagskultur gefördert werden.
als auch der gesellschaftliche Zusammenhalt wer-
den durch Desinformation gefährdet. Es bedarf          Eine sichtbare politische Aufwertung hat das
insofern eines ausdrücklichen Bekenntnisses zu         Thema durch den Auftrag aus dem Koalitions-
Medienpluralismus und zu unabhängigem Jour-            vertrag zur 19. Legislaturperiode erfahren, die
nalismus, um gesellschaftliche Resilienz gegen         Kultur in Debatten zur nachhaltigen Entwick-
diese Gefahren aufzubauen. So ist das Thema            lung stärker zu berücksichtigen.¹ Zur Umsetzung
Medienpluralismus ein Schwerpunktthema der             dieses Auftrags hat sich die BKM in der laufenden
deutschen EU-Ratspräsidentschaft.                      Aktualisierung der Deutschen Nachhaltigkeits-
5

strategie bei nahezu allen 17 Nachhaltigkeits-
zielen eingebracht und erfolgreich für die Auf-
nahme eines Nachhaltigkeits-Indikators mit
Kulturbezug geworben.

Kultur und Medien spielen gerade auch bei der
Vermittlung der Nachhaltigkeitsziele eine ent-
scheidende Rolle. Durch sie kann ein breites
gesellschaftliches Verständnis für die Bedeut-
samkeit dieser Ziele erreicht werden. Die BKM
begrüßt Initiativen dazu. Unabdingbare Voraus-
setzung dafür ist, die Kunstfreiheit und die Unab-
hängigkeit der Medien zu wahren.

Der Koalitions­
vertrag 2017
enthält den Auftrag, die
Kultur in Debatten zur nach­­
haltigen E
         ­ ntwicklung ­stärker zu berücksichtigen

¹ „Darüber hinaus setzen wir uns für eine Berücksichtigung der
  Kultur in Debatten zur nachhaltigen Entwicklung auf natio-
  naler und internationaler Ebene ein.“ (Z. 7787–89)
6

    Bedeutung
    von Kultur und
    Medien für
    nachhaltige
    Entwicklung
7

Kunst und Kulturleistungen haben als ästhetische Werke einen
Eigenwert, sie stehen und sprechen für sich. Zugleich ist Kultur
Träger und Vermittler von Werten und kritischer Begleiter
gesellschaftlicher Prozesse. Dies gilt auch und insbesondere für
das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung.

Da sie alle gesellschaftlichen Themen und damit     Inspiration
auch die 17 Nachhaltigkeitsziele durchdringt,
kann Kultur bei der Umsetzung der Nachhaltig-       Künstlerinnen und Künstler setzen sich seit je-
keitsziele einen maßgeblichen eigenständigen        her mit dem Spannungsverhältnis zwischen Kul-
Beitrag leisten. Im Verhältnis zu den drei klas-    tur und Natur auseinander. Sie taten und tun
sischen Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie,       dies primär in ihren Werken: Natur dient ihnen
Wirtschaft und Soziales – stellt Kultur daher ein   oft genug als Motiv und Inspirationsquelle. Das
verbindendes Element dar.                           Spannungsverhältnis zwischen Natur und Kultur
                                                    sowie dem Menschen und seinem Verhältnis zu
Der Beitrag, den Kunst, Kultur und Kreative zu      seiner Umgebung wird von ihnen aber auch un-
einer nachhaltigen Entwicklung leisten, weist       mittelbar zum Gegenstand ihrer Werke gemacht.
drei unterschiedliche Dimensionen auf:              Sie setzen sich darin auch mit aktuellen gesell-
                                                    schaftlichen Prozessen wie dem Umgang mit Ar-
8

                                                    vorging, wurden überkommene Vorstellungen
                                                    von Natur und von der Rolle des Menschen kri-
                                                    tisch reflektiert. Einem neuen interdisziplinären
                                                    Denken in Bezug auf die Herausforderungen der
                                                    Zukunft wurde damit der Weg bereitet. Die BKM
                                                    setzt sich nachdrücklich dafür ein, die Debatte
                                                    zum Thema Nachhaltigkeit noch stärker als bis-
                                                    her in den Künsten und Kulturwissenschaften zu
                                                    verankern, und betont die Bedeutung der Wis-
                                                    sensvermittlung durch unabhängige Medien.

                                                    Innovation
                 Kunst regt zum Engagement
                 für mehr Nachhaltigkeit an         Kunst und Kultur sind nicht nur das Ergebnis
                                                    kreativer Prozesse, sondern regen ihrerseits die
                                                    Kreativität an. Sie werden dadurch zum Innovati-
                                                    onstreiber und Motor, ohne den die geistig-schöp-
mut oder Migration auseinander und lassen sich      ferische Kraft einer Gesellschaft erlahmen würde.
davon inspirieren. Indem Künstlerinnen und          So entstehen in der kreativen Branche innovative
Künstler Utopien und Entwürfe für eine Gesell-      Lösungen für technische Herausforderungen. Ein
schaft entwerfen, in der wir zukünftig leben wol-   praktisch bedeutsames Beispiel, bei dem Kreative
len, stoßen sie zudem neue Narrative zum nach-      schon heute erfolgreich ihre innovativen Ansät-
haltigen Leben an und vermitteln diese. Dadurch     ze einbringen, ist der Bereich des Produktdesigns.
kann Kunst das mitunter wenig eingängig anmu-       Mit neuartigen Designkonzepten und unkon-
tende Thema der Nachhaltigkeit mit Emotionen        ventionellen Ideen leisten Künstler und Kreative
unterlegen sowie so ein breites Publikum errei-     einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung nachhalti-
chen und für dieses Anliegen begeistern. Denn       ger Produkte. Mehr noch als bisher könnten auch
Kunst wirkt unmittelbar, sie spricht nicht nur      Unternehmen die kreative Kraft von Künstlerin-
den Verstand, sondern auch die Herzen der Men-      nen und Künstlern bei der (Weiter-)Entwicklung
schen an. Kunst kann dadurch ihr Publikum zu        ihrer Produkte und Dienstleistungen einbeziehen.
Engagement für mehr Nachhaltigkeit anregen.         Erfolgversprechende Ansätze zeigen sich an vie-
Auch die von der BKM geförderten Einrichtun-        len Beispielen der Kultur- und Kreativpiloten, die
gen treiben die Debatte um die Bedeutung der        in einem Wettbewerb des Kompetenzzentrums
Kultur für eine nachhaltige Entwicklung bereits     Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes jährlich
seit geraumer Zeit voran: Das Haus der Kulturen     gekürt werden.
der Welt in Berlin zum Beispiel hat immer wie-
der mit speziellen Veranstaltungsreihen an der
Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft dem
Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert
eingeräumt. In Projekten wie „Anthropozän“          In der Kreativbranche entstehen
oder „Über Lebenskunst“, aus dem der Leitfaden      innovative Lösungen für
„Einfach Machen: Ein Kompass für ökologisch         technische Heraus­forderungen
nachhaltiges Produzieren im Kulturbetrieb“ her-
9

Betriebsökologie

Auch der Kunst- und Kulturbetrieb hinterlässt
einen ökologischen Fußabdruck. Ökologische
Fragen stellen sich bspw. beim Ressourcenver-
brauch von künstlerischen Produktionen, in-
klusive Filmen oder Ausstellungen, der energe-
tischen Bilanz von Theatern oder Museen sowie
bei Mobilitätskonzepten bei Festivals oder Tour-
neen. Auch der Kultur- und Medienbetrieb trägt
eine erhebliche Mitverantwortung für den Er-
halt der natürlichen Lebensgrundlagen, gerade
auch wegen der Strahlkraft und des Vorbildcha-
rakters öffentlich zugänglicher und anerkannter
Kultureinrichtungen sowie Veranstaltungen mit
viel Publikum und hoher medialer Wirkung. Der
Kulturbereich mit seiner großen Empathie für
ökologische Fragen und der hohen Bereitschaft,
Neues zu wagen, nimmt diese Verantwortung
bereitwillig an. Es ist daher zu begrüßen, wenn
Kulturakteure ihre Umweltbilanz analysieren und
soweit wie möglich verbessern. Einige Pioniere
zeigen bereits, wie es geht und wie sich der Vor-
bildcharakter öffentlicher Kultureinrichtungen
in der Stadt und auf dem Land als Multiplikator
für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften
nutzen lässt. Die Kulturstiftung des Bundes und
die Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin
GmbH bspw. haben bereits das EMAS-Zertifikat
für ökologisches Wirtschaften erhalten.

Der Kulturbetrieb arbeitet
an seinem ökologischen
Fußabdruck
10

     Aktivitäten der
     BKM zur
     Umsetzung
     der Deutschen
     Nachhaltig­
     keitsstrategie
11

Die Agenda 2030 und die darauf aufbauende Deutsche
Nachhaltigkeitsstrategie enthalten mehrere Ziele, die kulturelle
Bezüge aufweisen. Zur Erreichung dieser Ziele leistet die BKM
mit ihrer Arbeit einen Beitrag. Dies betrifft insbesondere:

• das Engagement für kulturelle Bildung
  (Nachhaltigkeitsziel 4: hochwertige Bildung)      I. Hochwertige Bildung
• den Schwerpunkt Geschlechtergerechtigkeit
  (Nachhaltigkeitsziel 5: Geschlechtergleichheit)
                                                    (Nachhaltigkeitsziel 4)
• das Engagement für die kulturelle Integration
  von Geflüchteten (Nachhaltigkeitsziel 10: Un-     Mit dem Nachhaltigkeitsziel 4 hat sich die Welt-
  gleichheit in und zwischen Ländern verringern)    gemeinschaft dazu verpflichtet, bis 2030 für alle
• die Bewahrung des kulturellen Erbes und das       Menschen eine inklusive, chancengerechte und
  Engagement für Kultur in ländlichen Räumen        hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum
  (Nachhaltigkeitsziel 11: Nachhaltige Städte und   lebensbegleitenden Lernen sicherzustellen.
  Gemeinden)
• das Engagement für mehr Klima- und Umwelt-
  bewusstsein im Kulturbetrieb (Nachhaltigkeits-    Aktivitäten der BKM
  ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion)
• energieeffiziente Durchführung von Kulturver-     Die BKM und die von ihr geförderten Einrich-
  anstaltungen bzw. Betrieb von Kulturhäusern       tungen leisten auf vielfache Weise Beiträge zu
  (Nachhaltigkeitsziel 13: Klimawandel)             einer hochwertigen Bildung. Im Mittelpunkt
                                                    stehen die Erinnerungskultur und die kulturelle
Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick      Bildung, die Querschnittsaufgaben bei Förderun-
über die diesbezüglichen Aktivitäten der BKM.       gen der BKM sind.
12

                                                  Deutschen Demokratischen Republik (BStU),
UN-Nachhaltigkeitsziel 4:                         weiterhin u. a. Freiheits- und Einheitsdenkmal,
Hochwertige                                       Stiftung Aufarbeitung SED-Unrecht, Stiftung
Bildung                                           Berliner Mauer und Stiftung Gedenkstätte Ber-
                                                  lin-Hohenschönhausen) betreiben eine gegen-
Die von der BKM geförderten Einrichtungen         wartsbezogene und innovative Bildungsarbeit,
ermutigen die Menschen zu einem wachen            um alle Teile der Gesellschaft zu erreichen und
demokratischen Bewusstsein und vorurteilsfreien   sie durch diese lebendige plurale Erinnerungs-
Miteinander                                       kultur zu einem wachen demokratischen Be-
                                                  wusstsein und vorurteilsfreien Miteinander zu
                                                  ermutigen.

Die von der BKM geförderten historischen Mu-      Erhalt und Zugang zu Zeugnissen der Geschich-
seen sowie die Gedenkstiftungen zu einzel-        te und der Vielfalt literarischer Buchproduktion
nen herausragenden Politikern der deutschen       in Archiven und Bibliotheken ist fortlaufende
Geschichte vermitteln auf sachgerechte und        Aufgabe und Herausforderung, um verfügbares
zugleich anschauliche Weise Kenntnisse der        Wissen zu erhalten und dauerhaft zu bewahren.
deutschen Politik-, Wirtschafts-, Kultur- und     Anhand unmittelbarer Quellen und verlässlicher
Gesellschaftsgeschichte. Insbesondere die Stif-   Wissensbestände können somit auch zukünftige
tungen Jüdisches Museum Berlin, Deutsches         Generationen die Entwicklungen der Kultur und
Historisches Museum und Haus der Geschichte       der Gesellschaft nachvollziehen und reflektieren,
der Bundesrepublik Deutschland sowie das All-     fakten-basierte Entscheidungen treffen und da-
iiertenMuseum setzen auf diese Weise wichtige     durch die Möglichkeit erhalten, sich zu beteiligen
Impulse im Bereich historisch-politischer Bil-    und die Zukunft verantwortungsbewusst mitzu-
dung. Sie schaffen wesentliche Grundlagen für     gestalten. Zu dieser Aufgabe tragen einige große
die Auseinandersetzung mit geschichtlichen        vom Bund getragene Einrichtungen mit ihren
Zusammenhängen, regen zu Diskussionen über        immensen Beständen bei: das Bundesarchiv, das
die Gegenwart an, ermöglichen eigene Urteils-     Stasiunterlagenarchiv beim BStU der ehemaligen
bildung und können zur Selbstvergewisserung       Deutschen Demokratischen Republik, das Ge-
beitragen.                                        heime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, der
                                                  Internationale Suchdienst (Arolsen Archives),
Die von der BKM geförderten Gedenkstätten         die Deutsche Nationalbibliothek und die Staats-
und anderen Einrichtungen zur Auseinander-        bibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
setzung mit dem Nationalsozialismus (Gesamt-      Außerdem ermöglicht die BKM die Arbeit der Ge-
förderung 2020 in Höhe von rund 26,2 Millionen    meinsamen Kommission für die Erforschung der
Euro; u. a. für die Gedenkstätten Buchenwald,     jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Be-
Dachau und Bergen-Belsen sowie die Stiftung       ziehungen.
Denkmal der ermordeten Juden Europas und
die Stiftung Topographie des Terrors) und mit
der SED-Diktatur (Gesamtförderung 2020 i. H. v.
126 Millionen Euro, davon 108 Millionen Euro
für den Bundesbeauftragten für die Unterlagen
des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen
13

                                                      BKM und die Kulturstiftung der Länder haben
Das von der BKM geförderte                            einen neuen Preis für digitale kulturelle Bildung
Deutsche                                              ins Leben gerufen. Ziel ist es, mit der Auszeich-
Meeresmuseum                                          nung „KULTURLICHTER – Deutscher Preis für
Stralsund                                             kulturelle Bildung“ Projekte und Projektideen
stellt die Fauna und Flora des Meeres in Beziehung    zu fördern, die digitale Instrumente in der kul-
zum Menschen aus                                      turellen Bildung und der Kulturvermittlung in-
                                                      novativ einsetzen. Die Projekte oder Konzepte
                                                      sollen der Stärkung des gesellschaftlichen Zu-
                                                      sammenhalts dienen, übertragbar und für andere
Das von der BKM geförderte Deutsche Meeres-           Kultureinrichtungen nutzbar sein und den Wis-
museum in Stralsund hat die gesamtstaatliche          senstransfer und die Vernetzung von Kultur- und
Aufgabe, die Fauna und Flora des Meeres sowie         Bildungseinrichtungen fördern.
ihre Erforschung und wirtschaftliche Nutzung,
aber auch Bedrohung durch den Menschen unter          Bildung im Geist eines demokratischen Huma-
nationalen und internationalen Aspekten mu-           nismus und Erziehung durch Musik leistet auch
seal darzustellen und wissenschaftlich zu be-         die Barenboim-Said-Akademie, die von der BKM
arbeiten. Es leistet einen Beitrag zu Erforschung     mit sieben Millionen Euro jährlich gefördert wird.
und Präsentation der Entwicklungsprozesse und         Mit ihrer Eröffnung im Jahr 2016 hat die Ausbil-
ökologischen Zusammenhänge des Lebens im              dung junger Stipendiatinnen und Stipendiaten
Meer sowie der Wechselbeziehungen zwischen            aus Israel und der arabischen Region im päda-
Mensch und Meeresorganismen insbesondere              gogischen Geist Daniel Barenboims und Edward
in Ost- und Nordsee. Über seine Ausstellungen         Saids begonnen. Damit leistet die Barenboim-
werden jährlich etwa 850.000 Besuchern wissen-        Said-Akademie auch einen Beitrag zum Nachhal-
schaftliche Erkenntnisse über die Meeresumwelt        tigkeitsziel 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke
sowie deren Vielfalt und Bedrohung vermittelt.        Institutionen“.

Durch kulturelle Bildung werden wichtige
Grundlagen für den gesellschaftlichen Zusam-
menhalt geschaffen. Kultur und kulturelle Bildung
vermitteln Traditionen, Kenntnisse und Werte,
die eine Gesellschaft erst lebenswert machen. Kul-
turelle Bildung hat eine überragende Bedeutung
für die individuelle Persönlichkeitsentfaltung wie
auch für das Selbstverständnis und die Teilhabe an
unserer Gesellschaft. Diesem Ziel sind sämtliche
Einrichtungen der BKM verpflichtet. Darüber hi-
naus fördert die BKM zahlreiche einzelne Projekte
und Initiativen, die sich der Vermittlung von Kunst
und Kultur widmen. Im Mittelpunkt stehen dabei
Menschen, die bislang kaum von kulturellen An-
geboten Gebrauch machen. Dafür stehen jährlich
bis zu 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
14

                                                       ist das Ergebnis der vielbeachteten, von der BKM
II. Geschlechtergleichstellung                         geförderten Studie „Frauen in Kultur und Me-
                                                       dien“ des Deutschen Kulturrats aus dem Jahr
(Nachhaltigkeitsziel 5)                                2016. Diese hat eindrucksvoll belegt, dass Frau-
                                                       en quer durch alle Kultur- und Mediensparten
In Nachhaltigkeitsziel 5 verpflichtet sich die Welt-   in Führungspositionen nach wie vor unterre-
gemeinschaft bis 2030 zur Durchsetzung von             präsentiert sind und Benachteiligung erfahren.
Frauen- und Mädchenrechten weltweit und ins-           Weibliche Künstlerinnen partizipieren in weitaus
besondere zur Beseitigung aller Formen der Dis-        geringerem Maße an der öffentlichen Kulturför-
kriminierung und der Gewalt gegen Frauen und           derung, ihre Werke sind in Galerien, auf Kunst-
Mädchen.                                               messen und allgemein am Kunstmarkt weniger
                                                       präsent. Auch bei der Resonanz in der Fachwelt
Ungleiche Chancen in Kunst und Kultur haben            und bei den Verkaufserlösen sind die Werke von
eine lange Tradition. Jahrhundertelang war die         Frauen denen ihrer männlichen Kollegen gegen-
Ausübung künstlerischer Berufe traditionell            über im Nachteil. Die Unterschiede belegt auch
Männern vorbehalten. Noch bis zu Beginn des            die ebenfalls von der BKM geförderte und vom
vergangenen Jahrhunderts blieb Frauen der Zu-          Deutschen Kulturrat 2020 veröffentlichte Studie
gang zu einer formalen Kunstausbildung und             „Frauen und Männer im Kulturmarkt: Bericht
damit zu künstlerischen Berufen verwehrt. Eine         zur wirtschaftlichen und sozialen Lage“. Die
der Ursachen hierfür liegt in tiefverwurzelten         Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit des Enga-
stereotypen Rollenzuschreibungen: Nur dem              gements für mehr Geschlechtergerechtigkeit in
männlichen „Genie“ wurde gemeinhin die zum             Kultur und Medien.
Schaffen bedeutender Kunstwerke erforderliche
Schaffenskraft attestiert, während Frauen weit-
gehend auf die Rolle der passiven „Muse“ und           Aktivitäten der BKM
Inspirationsquelle reduziert blieben.
                                                       Die BKM hat seit der 18. Legislaturperiode ein
                                                       Maßnahmenprogramm zur Verbesserung der
                                                       Chancengleichheit von Frauen in Kultur und
                                                       Medien aufgelegt. Dies ist nicht nur ein Gebot
                                                       der Gerechtigkeit, sondern leistet zugleich einen
                    UN-Nachhaltigkeitsziel 5:          Beitrag zu kultureller Vielfalt. Denn Chancenge-
	Geschlechter­                                        rechtigkeit bedeutet immer auch einen Gewinn
  gleichstellung                                       an Perspektiven und Potentialen und damit ein
                                                       Mehr an künstlerischer, kultureller und medialer
Die von der BKM geförderten Studien zeigen die         Vielfalt.
Notwendigkeit des Engagements für mehr
Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien         Um weiblichen Perspektiven bei Förderentschei-
                                                       dungen stärker Raum zu geben, besetzt die BKM
                                                       Gremien und Jurys grundsätzlich paritätisch. So
                                                       sind beispielsweise auch die Jurys der kulturellen
Dass die Nachwirkungen historischer Diskrimi-          Filmförderung der BKM sowie die Förderkom-
nierung beim Kunstschaffen bis heute andauern,         missionen nach dem Filmförderungsgesetz (FFG)
15

                                                     und Medien in Führungspositionen zu bringen.
                    Die BKM besetzt Gremien          Zugleich sollen positive Rollenvorbilder besser
                    und Jurys grundsätz­             sichtbar gemacht und dadurch das Frauenbild in
                    lich paritätisch                 der öffentlichen Wahrnehmung gestärkt werden.
                                                     Neben dem Mentoring-Programm erarbeitet
                                                     das Projektbüro ergänzende Dossiers zur Ver-
                                                     tiefung ausgewählter Einzelfragen zur Situation
paritätisch besetzt. Zudem wird bei der Beset-       von Frauen in Kultur und Medien.
zung von Spitzenpositionen in Kultur und Me-
dien, an denen die BKM aktiv beteiligt ist, konse-   Zuletzt hat das Projektbüro die von der BKM
quent darauf geachtet, geeignete Kandidatinnen       geförderte Studie „Frauen und Männer im Kultur-
einzubeziehen. Daraus resultiert, dass insgesamt     markt: Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen
bei Besetzungen mit BKM-Beteiligung Männer           Lage“ vorgelegt. Im März 2020 würdigte Staatsmi-
und Frauen gleichermaßen zum Zuge kommen.            nisterin Prof. Monika Grütters mit der Überrei-
                                                     chung des Bundesverdienstkreuzes an 19 heraus-
Im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Kar-       ragende Persönlichkeiten vorbildliche Verdienste
riere und Familie achtet die BKM ferner verstärkt    von Frauen und das beispielhafte Engagement
auf eine familienfreundliche Ausgestaltung ihrer     für mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Förderungen z. B. bei der Villa Massimo, dem Stu-

                                                     19
dienzentrum Venedig, den Writers-in-Exile-Sti-
pendien des PEN sowie dem Immanuel-Kant-Sti-
pendium. Die BKM fördert und unterstützt zudem                Personen
Initiativen, die die Überwindung überkommener
Machtstrukturen z. B. im Theaterbereich zum Ziel     erhielten von der BKM 2020 das Bundes­
haben. So hat sie bspw. die Konferenz der Theater-   verdienstkreuz für ihre Arbeit für mehr
macherinnen „Burning Issues“ gefördert.              Geschlechter­gerechtigkeit im Kultursektor

Zudem ermöglichte die BKM auf Empfehlung
des von ihr initiierten Runden Tisches „Frauen in
Kultur und Medien“ die Gründung eines entspre-
chenden Projektbüros beim Deutschen Kultur-          Wie die im Zuge der #MeToo-Debatte bekannt-
rat. Dieses nahm Ende 2017 seine Arbeit auf und      gewordenen Vorwürfe sexueller Übergriffe ein-
wird mit jährlich 120.000 Euro aus dem Haushalt      drücklich gezeigt haben, ist auch im Kulturbereich
der BKM gefördert. Das Projektbüro betreut u. a.     Gewalt gegen Frauen ein trauriges Thema, auf
das erste bundesweite und spartenübergreifende       das es einer verantwortlichen Antwort bedarf. Als
Eins-zu-eins-Mentoring-Programm für hochqua-         Konsequenz hat die BKM 2018 den Aufbau einer
lifizierte Künstlerinnen und weibliche Kreative,     branchenübergreifenden unabhängigen Vertrau-
die Führungsverantwortung übernehmen wollen.         ensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt
Das Mentoring beinhaltet strategische Karriere-      unterstützt und fördert diese in Höhe von bis zu
beratung, die Stärkung von Verhandlungsgeschick      100.000 Euro pro Jahr für einen Zeitraum von bis
sowie Unterstützung bei der Entwicklung neu-         zu drei Jahren. Von sexueller Belästigung und
er Perspektiven für den beruflichen Werdegang.       Gewalt Betroffene erhalten hier kompetente juris-
Ziel der Maßnahme ist, mehr Frauen in Kultur         tische und psychologische Beratung.
16

     Was ist geplant?

     Die BKM setzt sich auch zukünftig für Chan­       Schwerpunkt beim Thema Geschlechterge­
     cengleichheit von Künstlerinnen und weib­         rechtigkeit. So erarbeitet die BKM in diesem
     lichen Kreativen gegenüber ihren männlichen       Zusammenhang Ratsschlussfolgerungen zur
     Kollegen ein. So wurde die Förderung des          „Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur“, die
     Projektbüros „Frauen in Kultur und Medien“        u. a. die stärkere Sichtbarkeit von Frauen so­
     beim Deutschen Kulturrat kürzlich um drei         wie die Teilhabe, Partizipation und Vernet­
     Jahre verlängert. Im Rahmen der Novellierung      zung von Frauen in der Kultur und in krea­
     des FFG sollen die paritätische Besetzung des     tiven Schaffensprozessen zum Gegenstand
     Präsidiums und die weitgehend paritätische        haben werden. Sie wird zudem eine Konferenz
     Besetzung des Verwaltungsrats umgesetzt           fördern, in deren Rahmen die Ratsschlussfolg­
     werden. Im Rahmen der deutschen EU-Rats­          erungen bekannt gemacht und weiterführende
     präsidentschaft 2020 setzt die BKM einen          Schritte beraten werden.

                                                       Kultur und Inklusion, um Menschen mit Beein-
III. Ungleichheit in und                               trächtigungen bei künstlerischen Produktionen
                                                       und in den Medien zu unterstützen. In dem Netz-
zwischen Ländern verringern                            werk werden aktuelle Themenfelder diskutiert
(Nachhaltigkeitsziel 10)                               und weiterentwickelt, die die praktische Umset-
                                                       zung der UN-Behindertenrechtskonvention in
                                                       künstlerischen und kulturellen Feldern aufge-
Nachhaltigkeitsziel 10 zielt u.a. auch auf eine Ver-   worfen hat. Es dient als Dialog- und Fachforum
ringerung der innerstaatlichen Ungleichheit ab.        und bringt Erfahrungen und Ansätze aus Theorie
Eine wichtige Voraussetzung für den sozialen Zu-       und Praxis, Wissenschaft und Forschung, Ver-
sammenhalt unserer Gesellschaft ist die Integra-
tion der Menschen mit ausländischen Wurzeln so-
wie insbesondere der seit 2015 nach Deutschland
gekommenen Geflüchteten.
                                                       Das Netzwerk
                                                       Kultur und Inklu­
Aktivitäten der BKM                                    sion unterstützt Menschen
                                                       mit Beeinträchtigungen bei
Die BKM engagiert sich stark für Inklusion in          künstlerischen Produktionen
Kultur und Medien. So fördert sie das bundes-          und in den Medien
weit angelegte Dialog- und Fachforum Netzwerk
17

bändelandschaft und Politik in Austausch. Das
Netzwerk Kultur und Inklusion ist an der Akade-        UN-Nachhaltigkeitsziel 10:
mie der Kulturellen Bildung des Bundes und des         Ungleichheit in
Landes NRW in Remscheid angesiedelt.                   und zwischen
                                                       Ländern verringern
Auch durch ihr Engagement für die kulturelle
Integration der Menschen, die nach Deutschland         Die Initiative „Kulturelle Integration“ der
kommen, aber auch derjenigen, die bereits seit         BKM bringt Menschen ins Gespräch, schafft
längerer Zeit, zum Teil seit mehreren Generatio-       Begegnungen und baut Vorbehalte ab
nen in Deutschland leben, leistet die BKM einen
wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeitsziel 10. Zen-
trale Maßnahme ist die federführend von der
BKM verantwortete und insgesamt mit bis zu             und Religionsgemeinschaften, Medien, Sozial-
1,5 Millionen Euro geförderte Initiative Kultu-        partner, Länder und kommunalen Spitzenver-
relle Integration. Die Initiatoren der Initiative,     bände 15 Thesen zu kultureller Integration und
darunter neben der BKM das BMI und die Integ-          Zusammenhalt in einer pluralen, weltoffenen
rationsbeauftragte, haben unter Moderation des         Gesellschaft formuliert. Die Thesen sollen Men-
Deutschen Kulturrates, gemeinsam mit 23 großen         schen ins Gespräch bringen, Begegnungen schaf-
Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen          fen und Vorbehalte abbauen.

     Was ist geplant?

     Die Initiative Kulturelle Integration wird aus­   Die Initiative Kulturelle Integration ruft bei­
     gebaut und vertieft. Ein besonderes Augenmerk     spielsweise ab diesem Jahr stets zum Jahrestag
     soll dabei auf die Extremismusprävention und      des antisemitischen Anschlags auf die Syna­
     Demokratiestärkung gelegt werden. Hierzu          goge in Halle am 9. Oktober 2019 in Koope­
     sollen insbesondere Pilotprojekte dienen, in      ration mit dem Deutschen Kulturrat e. V., dem
     denen Begegnungen junger Menschen ver­            Zentralrat der Juden e. V., dem Beauftragten
     schiedener Herkunft und Religion zur Ausei­       der Bundesregierung für jüdisches Leben in
     nandersetzung mit der deutschen Geschichte,       Deutschland und den Kampf gegen Antise­
     speziell der Shoah, organisiert und durchge­      mitismus und der BKM zu einer Aktion für
     führt werden.                                     Solidarität und gegen Antisemitismus auf. Im
                                                       Jahr 2020 findet dies in Form eines Fotowett­
                                                       bewerbs zu Jüdischem Leben in Deutschland
                                                       statt.
18

                                                       Vermittler kulturhistorischer Zusammenhänge
IV. Nachhaltige Städte und                             für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen,
                                                       ist eine wichtige kulturpolitische Aufgabe. Der
Gemeinden                                              Bund ergänzt dabei das Engagement der vor-
(Nachhaltigkeitsziel 11)                               rangig zuständigen Länder und Kommunen. Mit
                                                       dem langjährigen Denkmalpflegeprogramm mit
                                                       Mitteln in Höhe von bis zu sechs Millionen Euro
Nachhaltigkeitsziel 11 hebt die Bedeutung von          jährlich, zusätzlichen Denkmalschutzsonder-
Städten und Gemeinden als wesentlichen Akteu-          programmen (von 2007 bis 2020 rund 320 Mil-
ren für eine nachhaltige Entwicklung hervor. Als       lionen Euro) sowie weiteren umfangreichen Son-
Unterziel ist explizit die Verstärkung „der Anstren-   derinvestitionsmaßnahmen fördert die BKM den
gungen zum Schutz und zur Wahrung des Welt-            Substanzerhalt oder die Restaurierung national
kultur- und naturerbes“ genannt. Das Nachhaltig-       bedeutender oder das kulturelle Erbe mitprägen-
keitsziel 11 dient damit als Anknüpfungspunkt für      der Kulturdenkmäler in ganz Deutschland. Dazu
zwei zentrale kulturpolitische Agenden: den Erhalt     zählen in erheblichem Maße auch UNESCO-
des kulturellen Erbes sowie den Beitrag der Kultur     Weltkulturerbestätten. In der UNESCO-Liste des
für Städte und ländliche Räume.                        Kultur- und Naturerbes der Welt ist Deutschland
                                                       mit 46 Einträgen vertreten. Davon sind 43 Stätten
                                                       historische Bauten und Ensembles – vom Kölner
Aktivitäten der BKM                                    Dom über die Berliner Museumsinsel bis hin zu
                                                       den Denkmälern des klassischen Weimars.

Kulturelles Erbe

Der Erhalt des kulturellen Erbes ist nicht nur
eine kulturpolitische Priorität, sondern hat auch

                                                                 46
eine genuin nachhaltigkeitspolitische Dimension,                                UNESCO Natur- und
wie SDG-Unterziel 11.4 verdeutlicht.                                            Kulturerbestätten sind in
                                                                                Deutschland. Davon sind
Deutschland ist eine Kulturnation mit einem                                     43 Stätten historische
weltweit einzigartigen Kulturerbe, das unser                                    Bauten und Ensembles
Selbstverständnis prägt und zum gesellschaft-
lichen Zusammenhalt beiträgt. Die BKM setzt
sich mit einer Vielzahl von Maßnahmen für den
Erhalt des kulturellen Erbes ein.                      Die Bundesregierung fördert gemeinsam mit den
                                                       Sitzländern historische Gärten und Parkland-
Zum kulturellen Erbe zählen insbesondere die           schaften von gesamtstaatlicher Bedeutung. Das
rund eine Million Denkmäler, die es in Deutsch-        betrifft insbesondere die von der Stiftung Preu-
land schätzungsweise gibt. Diese reichen von           ßische Schlösser und Gärten, der Klassik Stiftung
bedeutenden Dorfkirchen über einzigartige              Weimar, der Stiftung Fürst-Pückler-Park-Bad
Fachwerkhäuser bis hin zu Industriedenkmälern.         Muskau, der Stiftung Fürst-Pückler-Museum
Diese als Orte unseres kulturellen Gedächtnisses       Park und Schloss Branitz sowie der Kulturstif-
für zukünftige Generationen zu erhalten und als        tung Dessau-Wörlitz betreuten Anlagen.
19

Der Bund hat die Aufgabe, national wertvol-
les Kulturgut vor Abwanderung ins Ausland
zu schützen, und trägt Verantwortung für den
Schutz von Kulturgut ausländischer Staaten,
das unrechtmäßig nach Deutschland einge-
führt wurde und zurückzugeben ist. Das im Jahr
2016 unter Federführung der BKM novellierte
Kulturgutschutzgesetz sieht Ausfuhrbestim-
mungen für die Ausfuhr von Kulturgut in den
EU-Binnenmarkt sowie – vorgegeben durch
eine entsprechende EU-Verordnung – in Nicht-
EU-Staaten vor, die dazu dienen, den Abwande-
rungsschutz nationalen Kulturgutes zu stärken.
Die zuständigen Kulturgutschutzbehörden ha-
ben u. a. die Möglichkeit, vor der Ausfuhr eine
Eintragung des betreffenden Objektes in ein
Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes zu
prüfen und somit zu verhindern, dass nationales
Kulturgut, dem auch für nachfolgende Genera-        Für das kulturelle Erbe ist die Verfügbarkeit
tionen eine identitätsstiftende Bedeutung zu-       in digitaler Form zunehmend von Bedeutung.
kommt, außer Landes gebracht wird. Verbind-         Mit der Deutschen Digitalen Bibliothek ha-
liche Sorgfaltsregelungen und ein Verbot der        ben Bund, Länder und Kommunen gemeinsam
Einfuhr von Kulturgut, das seinen Herkunfts-        eine zentrale nationale Internet-Plattform ge-
staat illegal verlassen hat und nach völkerrecht-   schaffen, auf der die digitalen Angebote der teil-
lichen Bestimmungen dorthin zurückzugeben           nehmenden Kultur- und Wissenseinrichtungen
wäre, sollen zusätzlich dem illegalen Handel        für alle Bürgerinnen und Bürger kostenlos zu-
entgegenwirken.                                     gänglich gemacht werden. Seit 2009 fördert der
                                                    Bund sowohl den Aufbau der Infrastruktur als
Das in Museen aufbewahrte kulturelle Erbe ist       auch, gemeinsam mit den Ländern, den laufen-
einer neuen Bedrohungslage durch Schwerkri-         den Betrieb der Deutschen Digitalen Bibliothek.
minalität ausgesetzt, wie spektakuläre Raubüber-    Die DDB, die im März 2014 mit rund sieben
fälle auf einzelne Museen in der jüngsten Zeit      Millionen Objekten online ging, verfügt inzwi-
zeigen. Um dieser Herausforderung zu begegnen,      schen über mehr als 34 Millionen Objekte. Die
fand in diesem Jahr, gefördert durch die BKM,       Anzahl der in der DDB vernetzten Objekte gibt
erstmals eine bundesweite Tagung zum Thema          Aufschluss über die nachhaltige digitale Zugäng-
Museumssicherheit statt. Auf der vom Deutschen      lichmachung des Kultur- und Wissenserbes in
Museumsbund veranstalteten Konferenz kamen          Deutschland und damit über die Anstrengungen
Museumsexperten, Kriminalbeamte, Sicherheits-       Deutschlands zum Erhalt des kulturellen Erbes.
spezialisten und Vertreter der Versicherungs-       In der Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeits-
branche zusammen, um gemeinsam Empfeh-              strategie ist eine Steigerung von derzeit rund
lungen für den Spagat zwischen Sicherheit und       34 Millionen auf 50 Millionen Objekte bis 2030
öffentlicher Zugänglichmachung von Museums-         als Zielmarke eines eigenen Nachhaltigkeitsindi-
beständen zu erarbeiten.                            kators festgeschrieben.
20

UN-Nachhaltigkeitsziel 11:                          Zukunftspaket für die Kulturbranche, soll we-
Nachhaltige Städte und                              sentlich dazu beitragen, die kulturelle Infrastruk-
Gemeinden                                           tur Deutschlands zu erhalten und zu sichern.
                                                    Dies ist zugleich der Schlüssel, um Beschäfti-
Die BKM setzt sich mit einer                        gungs- und Erwerbsmöglichkeiten für Kultur-
Vielzahl von Maßnahmen                              schaffende zu retten und neu zu kreieren.
für den Erhalt des kulturellen                      Gefördert werden:
Erbes und die Kultur in
ländlichen Räumen ein                               1. pandemiebedingte Investitionen in Kulturein-
                                                       richtungen,

                                                    2. der Erhalt und die Stärkung der Kulturinfra­
Die kulturelle Infrastruktur, kulturelle Angebote      struktur und Nothilfen für die vielen kleineren
und damit die kulturelle Vielfalt in Deutschland       und mittleren Kulturstätten und –projekte, die
gerade auch angesichts der Folgen der COVID-           vorrangig privatwirtschaftlich finanziert sind,
19-Pandemie zu erhalten, ist eine der zentralen
kulturpolitischen Herausforderungen. Die fort-      3. alternative, auch digitale Angebote und Ver-
dauernde Pandemie und ihre Folgen sind für             mittlungsformen, die im Verlauf der Krise er-
viele kulturelle Akteure und damit auch für die        folgreich entwickelt und breit genutzt wurden,
einzigartige Vielfalt der Kultur- und Medienland-
schaft in Deutschland existenzbedrohend. Der        4. pandemiebedingte Mehrbedarfe regelmäßig
coronabedingte streckenweise Stillstand des            durch den Bund geförderter Kultureinrichtun-
gesellschaftlichen Lebens bzw. die andauernden         gen und –projekte.
Einschränkungen zum Schutz vor Ansteckung
hat Kulturinstitutionen und -akteure besonders      Im Programm enthalten sind auch Hilfen für
hart getroffen, unmittelbar und für einen recht     den privaten Hörfunk, der durch den Einbruch
langen Zeitraum. Auch nach den Wiedereröff-         von Werbeeinnahmen schwer getroffen wurde.
nungen der Kulturstätten und dem Neustart für
kulturelle Angebote verhindern gesundheitspoli-
tisch notwendige Maßnahmen teilweise einen          NEUSTART KULTUR
regulären und damit auch existenzsichernden
Betrieb. Die BKM setzt sich daher mit zahlrei-      Durch Wirken der BKM wurde im
chen Maßnahmen dafür ein, die Auswirkungen          aktuellen Konjunkturprogramm
der Pandemie auf den Kulturbetrieb abzumildern.     1 Mrd. Euro zur Rettung der
                                                    Kulturbranche beschlossen
Insbesondere das am 12. Juni 2020 durch die
Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket
ist ein kraftvoller Schritt zur Überwindung der     Darüber hinaus wird bei allen bei der BKM lau-
Folgen der Pandemie. In diesem Rahmen ist auch      fenden Förderprogrammen darauf geachtet, dass
ein Programm zur Milderung der Auswirkungen         sie auch unter den erschwerten Bedingungen
der Corona-Pandemie in Kultur und Medien in         während der Pandemie ihre Wirkung entfalten
Höhe von einer Milliarde Euro beschlossen wor-      können. Wo nötig, sind Programme angepasst
den. NEUSTART KULTUR, ein Rettungs- und             oder geschärft worden.
21

Kultur in ländlichen Räumen                          Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist nicht nur
                                                     Beschäftigungs- und Wachstumstreiber, sondern
Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutsch-         auch Triebfeder für gesellschaftliche Erneuerung
land lebt nach wie vor in Kleinstädten und Dör-
fern. Gleichzeitig sind diese Regionen besonders
stark von den Herausforderungen des demogra-
phischen Wandels betroffen. Wegen ihrer Ver-         TRAFO –
ankerung in den Regionen kommt Museen, Bi-           Modelle für Kultur
bliotheken, Theatern, Orchestern und anderen         im Wandel
Kultureinrichtungen eine große Bedeutung zu.
Sie werden gerade in diesen Regionen als Orte        Transformationsprozesse
der Begegnung und Zentren des Austausches            werden zur Weiterentwicklung von Kultur­
umso dringlicher gebraucht. Ziel der Kulturpoli-     angeboten in ländlichen Räumen angestoßen
tik von Bund und Ländern ist es deshalb, das kul-
turelle Angebot in diesen Regionen dauerhaft
zu stärken.
                                                     und zukünftige Entwicklungen in Arbeitswelt,
Die BKM engagiert sich mit zahlreichen Maß-          Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Auch bei der
nahmen für die Kultur in ländlichen Räumen.          Belebung von Städten und Gemeinden ist die
Ein Beispiel ist das 2019 auf den Weg gebrachte      Kultur- und Kreativwirtschaft wertvoller Impuls-
Förderprogramm „Kultur in ländlichen Räu-            geber. Indem z. B. Künstlerinnen, Künstler und
men“, für das Mittel in Höhe von zehn Millionen      Kreativtätige auf dem Land leerstehende Gebäude
Euro jährlich aus dem Bundesprogramm Länd-           als Freiräume nutzen, tragen sie zur Wertsteige-
liche Entwicklung (BULE) eingesetzt werden. Mit      rung und zum Erhalt dieser Orte bei. Kultur- und
den darin verankerten Fördermaßnahmen für            Kreativunternehmen schaffen ein kreatives Mi-
Bibliotheken, Heimatmuseen und sozio-kultu-          lieu und beeinflussen so die weichen Standort-
relle Zentren sollen die Teilhabe an und der Zu-     faktoren wie die sozioökonomische und kultu-
gang zu Kultur für die Bevölkerung in ländlichen     relle Identität vor Ort.
Räumen verbessert werden.
                                                     Daher hat sich die BKM auch für die Berück-
Die Kulturstiftung des Bundes hat in Zusam-          sichtigung der Kultur im Rahmen des Struktur-
menarbeit mit den Ländern, Landkreisen und           stärkungsgesetzes Kohleregionen eingesetzt.
Kommunen das Programm „TRAFO – Model-                Für einen gelingenden Strukturentwicklungs-
le für Kultur im Wandel“ entwickelt. Mit die-        prozess in den Braunkohlegebieten ist Kultur
sem Programm wendet sich die Kulturstiftung          unverzichtbar. Denn Kultur ist notwendige Vor-
des Bundes gezielt an ländliche Regionen und         aussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt
kleinere Gemeinden, um dort Transformations-         in den betroffenen Regionen und für deren At-
prozesse zur Weiterentwicklung von Kulturange-       traktivität – sowohl für die ortsansässige Bevöl-
boten und Öffnung von Kultureinrichtungen für        kerung als auch für Zugezogene sowie für touris-
neue Aufgaben anzustoßen. Für das Programm           tische Besucherinnen und Besucher. Kulturelle
stellt die Kulturstiftung des Bundes in den Jahren   Angebote machen die regionale Historie sicht-
2015 bis 2024 insgesamt Fördermittel in Höhe         und erfahrbar, ermöglichen die Auseinander-
von 26,6 Millionen Euro bereit.                      setzung mit grundlegenden gesellschaftlichen
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Fragen und schaffen attraktive Freizeitangebote.        • das Förderprogramm „Industriekultur“, für
Ein lebendiges Kulturleben fördert dadurch nach-          das insgesamt knapp 300 Millionen Euro bis
haltig die regionale Identität, die Lebensqualität        2038 veranschlagt werden und
vor Ort, die für den Verbleib bzw. Zuzug von            • eine verstärkte Kulturförderung in den Braun-
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie                 kohlerevieren, für welche insgesamt rund 200
Unternehmen maßgeblich ist, wie auch den                  Millionen Euro bis 2038 geplant sind.
touristischen Reiz der Regionen und damit deren
wirtschaftlichen Erfolg. Deshalb ist es schlüssig,      Um den Kulturort Kino in ganz Deutschland,
dass neben der expliziten Wirtschafts-, Industrie-      insbesondere auch außerhalb von Ballungs-
und Tourismusförderung auch die Kulturförde-            gebieten, zu stärken und damit einen Beitrag
rung im Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen           zur Sichtbarkeit des kulturell anspruchsvollen
berücksichtigt wurde.                                   Kinofilms in der Fläche zu leisten, wurde 2019
                                                        zunächst ein kurzfristig wirksames Soforthilfe-
Mit zwei Projektvorhaben wird die Bundes-               programm in Höhe von 5,5 Millionen Euro für
regierung das kulturelle Leben in ehemaligen            Kinos in Gemeinden mit bis zu 25.000 Einwoh-
Braunkohlegebieten fördern:                             nern für investive und programmbegleitende

     Was ist geplant?

     Die BKM setzt ihre Bestrebungen zur Stär-          Herausforderungen dienen, denen sich Markt­
     kung des Schutzes von Kulturgut vor il-            staaten wie Deutschland stellen müssen.
     legalem Handel fort. Ausgehend von der
     Erfahrung, dass die institutionen- und res­        Der Bund wird sein Engagement zum Erhalt
     sortübergreifende Zusammenarbeit eine              und zur Fortentwicklung unserer Denkmal-
     Schlüsselrolle in der Bekämpfung des illega­       landschaft mit der Förderung von Kultur­
     len Kulturguthandels einnimmt, sollen die          denkmälern durch Denkmalprogramme und
     zuständigen Kultur- und Ermittlungsbehör­          Einzelbaumaßnahmen fortsetzen. Er achtet
     den perspektivisch noch besser vernetzt sowie      im Rahmen der Förderung darauf, dass öko­
     durch wissenschaftlich fundierte und zugleich      logischen Aspekten der Nachhaltigkeit auch
     praxisbezogene Arbeitshilfen nachhaltig un­        im Denkmalschutz angemessen Rechnung ge­
     terstützt werden, die für die Authentifizierung    tragen wird.
     und Identifizierung insbesondere von archäo­
     logischen Kulturgütern erforderlich sind.          Die BKM wird auch künftig verstärkt Kultur
     Zusätzlich werden Projekte gefördert, die der      in ländlichen Räumen fördern. Die BKM
     Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Aus­   leistet damit einen wichtigen Beitrag zur
     wirkungen des illegalen Kulturguthandels           Umsetzung der Ergebnisse der Kommission
     und die damit verbundenen kulturpolitischen        „Gleichwertige Lebensverhältnisse“.
23

                                                     Aktivitäten der BKM

  22
                                                     Auch der Kunst- und Kulturbetrieb, jede künst-
                                                     lerische Produktion hinterlässt einen ökologi-
                    werden für das „Zukunfts­        schen Fußabdruck. Zu wesentlichen Treibern des
  Millionen Euro    programm Kino“ bereitgestellt    Ressourcenverbrauchs und von klimarelevanten
                                                     Emissionen im Kulturbetrieb und damit zu den
                                                     Bereichen mit dem größten Einsparpotenzial
                                                     zählen der Bau und Betrieb von Kulturbauten
Maßnahmen aufgesetzt. Zur langfristigen Stär-        sowie die Durchführung von Veranstaltungen.
kung des Kulturorts Kino, insbesondere in Ge-
meinden mit bis zu 50.000 Einwohnern, hat die        Vorreiter in der Kultur zeigen, dass ein nachhal-
BKM im März 2020 zudem ein längerfristiges in-       tiger Betrieb oder eine nachhaltige Produktion
vestives „Zukunftsprogramm Kino“ gestartet, für      möglich sind, ohne den künstlerischen Reichtum
das 2020 bundesseitig bis zu 22 Millionen Euro       zu beschränken. Die Kulturstiftung des Bundes
(hiervon fünf Millionen Euro aus NEUSTART            hat bereits seit 2012 das EMAS-Zertifikat für
KULTUR) bereitgestellt werden. Das Programm          ökologisches Wirtschaften. Die Kulturveran-
richtet sich an Kinos, die eine besondere kultu-     staltungen des Bundes in Berlin GmbH, zu der
relle oder strukturelle Funktion an ihrem Stand-     neben der Berlinale und den Berliner Festspielen
ort erfüllen. Der Fokus liegt dabei bewusst auf      auch der Martin-Gropius-Bau und das Haus der
nachhaltigen Maßnahmen, die zur Zukunfts-            Kulturen der Welt gehören, ist seit 2013 EMAS-
fähigkeit des Kinos unmittelbar beitragen. Dies      zertifiziert. Das EMAS-System, das durch die EU-
betrifft insbesondere die Aspekte Gebäudeerhalt      Ökoaudit-Verordnung eingeführt wurde, gilt als
und Modernisierung, Ausstattung und Technik,         eines der anspruchsvollsten Systeme für betrieb-
Digitalinfrastruktur, ökologische Modernisierung     liches Umweltmanagement. Mit dem Zertifikat
sowie Barrierefreiheit.                              werden Organisationen ausgezeichnet, die sich
                                                     freiwillig diesem System unterwerfen. Teilneh-
                                                     mende Einrichtungen verpflichten sich dadurch
                                                     zu einer kontinuierlichen Verbesserung ihres
V. Nachhaltiger Konsum und                           Umweltverhaltens und stellen sich jährlich der
                                                     Zertifizierung durch einen unabhängigen Um-
Produktion                                           weltauditor. Dies ermöglicht messbare Verbes-
(Nachhaltigkeitsziel 12)                             serungen der Energie- und Materialeffizienz, des
                                                     Wasser- und Flächenverbrauchs sowie die Re-
                                                     duktion von Abfällen und klimarelevanten Emis-
Nachhaltigkeitsziel 12 zielt auf eine Veränderung    sionen.
unserer Lebensstile und unserer Wirtschaftsweise
hin zu einem nachhaltigen Konsum und nachhal-        Zu den Vorreitern beim Engagement für mehr
tiger Produktion. Nachhaltigkeitsziel 13 zielt auf   Nachhaltigkeit zählt auch der Filmbereich. In
die Bekämpfung des Klimawandels und seiner Aus-      ihren Förderregularien hat BKM bereits frühzei-
wirkungen ab. Beide Nachhaltigkeitsziele sind eng    tig Impulse für die ressourcenschonende Pro-
verzahnt. Gleichwohl findet sich im Anschluss auch   duktion gesetzt. Bekräftigt wurde dieses Engage-
ein eigener Absatz zum Nachhaltigkeitsziel 13.       ment durch die Gemeinsame Erklärung für eine
24

UN-Nachhaltigkeitsziel 12:                             Basis des Nachhaltigkeitsberichtes und der Klima-
Nachhaltiger Konsum                                    bilanz für das Jahr 2018 erarbeitet die DW eine
und Produktion                                         Klimaschutzstrategie, zu der u. a. ein Liegen-
                                                       schaftsenergiekonzept für beide DW-Standorte
Freiwillige Vorreiter in der Kultur zeigen, dass       in Bonn und Berlin, die Anpassung der Dienst-
ein nachhaltiger Betrieb oder eine nachhaltige         reiseregelungen mit klimafreundlicheren Alter-
Produktion möglich sind, ohne den künstlerischen       nativen und die direktionsübergreifende Prüfung
Reichtum zu beschränken                                und Optimierung aller Aktivitäten zur Minderung
                                                       der Klimabilanz zählen. Zusätzlich zu ihrem
                                                       ersten Nachhaltigkeitsbericht hat die DW ihre
                                                       freiwillige Übernahme von Verantwortung für
nachhaltige Film- und Serienproduktion, die            Umwelt und Gesellschaft dadurch zum Ausdruck
von Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grüt-          gebracht, dass sie im Jahr 2019 Nachhaltigkeit als
ters initiiert und im Vorfeld der diesjährigen Ber-    explizites Unternehmensziel verankert und in
linale gemeinsam mit zahlreichen Vertreterinnen        diesem Kontext auch eine neue Abteilung Nach-
und Vertretern der nationalen und internatio-          haltigkeitsmanagement in der Verwaltungsdirek-
nalen Film- und Fernsehbranche unterzeichnet           tion eingerichtet hat.
wurde. Darin bekennen sich die Unterzeichnen-
den dazu, negative ökologische Auswirkungen            Die BKM unterstützt den ökologischen Auf- und
bei der Produktion von Filmen und Serien so weit       Umbruch und das Engagement für mehr Klima-
wie möglich, effizient und dauerhaft zu minimie-       und Umweltbewusstsein im Kulturbetrieb. Zu
ren. Seit 2019 wird zudem die Veranstaltung des        diesem Zweck gibt sie ihren Zuwendungsemp-
Deutschen Filmpreises schrittweise klimaneut-          fängern Informationsangebote an die Hand,
ral veranstaltet, um langfristig das EMAS-Zertifi-     schafft in ihren Förderinstrumenten gezielt An-
kat zu erlangen.                                       reize für einen ressourcen- und klimaschonen-
                                                       den Betrieb und setzt verbindliche Vorgaben für
Im Rundfunkbereich hat die in der federfüh-            mehr Nachhaltigkeit. Von den Maßnahmen der
renden Zuständigkeit der BKM liegende Deut-            BKM sind folgende besonders hervorzuheben:
sche Welle (DW) als erste öffentlich-rechtliche
Rundfunkanstalt einen Nachhaltigkeitsbericht           • Energetische Sanierungen bieten erhebliches
auf Basis des Jahres 2018 vorgelegt. Der Bericht         Potenzial für die Verbesserung der Ökobilanz.
wurde auf Grundlage des Deutschen Nachhal-               Dies gilt auch bei vielen Kulturbauten. Die BKM
tigkeitskodex’ des Rates für Nachhaltige Ent-            hat daher u.a. den Leitfaden der Deutschen
wicklung der Bundesregierung erstellt. Auf               Theatertechnischen Gesellschaft zum nach-
                                                         haltigen Sanieren von Kulturbauten gefördert.

                                                       • Mit dem Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in
                                                         Kultur & Medien unterstützt die BKM betriebs-
                                                         ökologische Beratungsangebote im Kulturbe-
Die Deutsche Welle hat als erste öffentlich-rechtli­     reich. Ziel sind der Auf- und Ausbau eines Netz-
che Rundfunkanstalt einen Nachhaltigkeitsbericht         werks ökologischer Pioniere im Kulturbereich,
vorgelegt                                                um eine spartenübergreifende Beratung von
                                                         Kultureinrichtungen im Hinblick auf ökolo-
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     Was ist geplant?

     Die BKM wird ihre Aktivitäten mit dem Ziel      Ferner wird die BKM ein wissenschaftlich fun­
     einer ressourcenschonenden Kulturproduk­        diertes Zertifikat zur Auszeichnung besonders
     tion weiter ausbauen. Um das Bewusstsein        nachhaltiger Film- und Serienproduktionen
     ihrer Zuwendungsempfänger für Nachhaltig­       einführen, das erste bundesweite Siegel seiner
     keit weiter zu schärfen, sollen Fragen der      Art. Das Zertifikat soll dazu beitragen, wirksa­
     Betriebsökologie zukünftig regelmäßig in        me Strukturen für die ökologisch nachhaltige
     Gremiensitzungen der Zuwendungsemp­             Produktion audiovisueller Inhalte dauerhaft in
     fänger thematisiert werden. Dazu wurde eine     Deutschland zu etablieren. In einem nächsten
     Handreichung erstellt. Ferner wird BKM ge­      Schritt soll das Zertifikat durch verbindliche
     zielt Anreize für mehr Nachhaltigkeit setzen,   Nachhaltigkeitskriterien in den Förderricht­
     indem zukünftig bei jeder Zuwendung dem         linien der Filmförderung des Bundes ergänzt
     Umwelt- und Klimaschutz dienende Ziele          werden. Auch der aktuelle Referentenentwurf
     im Rahmen der Erfolgskontrolle festgelegt       für das Filmförderungsgesetz (FFG) sieht bereits
     werden.                                         als neue Fördervoraussetzung im Rahmen der
                                                     Produktionsförderung die Verpflichtung der
     Gemeinsam mit dem Deutschen Museums-            Herstellerinnen und Hersteller vor, wirksame
     bund wird die BKM einen Runden Tisch            Maßnahmen für eine ökologisch nachhaltige
     „Museen und Klimaschutz“ durchführen.           Produktion zu ergreifen.
     Damit unterstützt die BKM die Initiative für
     einen ökologischen Betrieb von Museums­         Schließlich sind bundesgeförderte Kulturein­
     einrichtungen, die von Leitungen zahlreicher    richtungen dazu aufgefordert, die Möglich­
     deutschen Museen ausgeht.                       keit einer EMAS-Zertifizierung noch stärker
                                                     zu nutzen.

 gische Fragen der Nachhaltigkeit zu etablieren.      gerinnen und -träger aus Kulturpolitik, Kultur-
 Das Projekt dient dazu, beispielhafte Pilotpro-      verwaltung und Kulturorganisationen weiter
 jekte anzustoßen und Fachwissen zu generieren,       und traten in einen gemeinsamen Austausch.
 zu bündeln und zu streuen.
                                                     • Auch der von der BKM geförderte Deutsche
• Die Kulturpolitische Gesellschaft setzt sich für     Kulturrat engagiert sich in vielfältiger Weise an
  eine Intensivierung des Nachhaltigkeitsdiskur-       der Schnittstelle von Kultur und Natur. Er sucht
  ses sowohl in der Kulturpolitik als auch bei den     dazu die Kooperation mit Akteuren des Umwelt-
  Kultureinrichtungen ein. Mit der von der BKM         und Naturschutzes, um in gemeinsamen Pro-
  geförderten „Sommerakademie für eine klima-          jekten den Diskurs zu den Themen Nachhaltig-
  gerechte Kulturpolitik“ qualifizierten sich in       keit und Bildung für nachhaltige Entwicklung
  diesem Jahr beispielsweise Entscheidungsträ-         voranzutreiben.
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