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              Vorbereitung für Lehrpersonen

Selbstdarstellung:
Von Normen bis Empowerment

                                        fotomuseum winterthur
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ÜBERSICHT
Selbstdarstellung – Von Normen bis Empowerment
Thema und Leitfrage
Bilder prägen unsere Wahrnehmung der Welt und von uns selbst: Die Art wie wir in
Selfies posieren, uns in den sozialen Medien inszenieren und wie dies von anderen
bewertet wird, ist stark von Bildern beeinflusst. Die Fotografie bietet als Mittel der
Selbstbetrachtung und -inszenierung vielseitige Möglichkeiten. Sie dokumentiert
gesellschaftliche Bilder unterschiedlicher Zeiten, ermöglicht es aber auch machtvolle
Normen und Stereotypen zu hinterfragen oder mit ihnen zu brechen. Das Netz kann Ort
des Experiments, der Verbundenheit, aber auch der Ablehnung oder digitalen Gewalt
sein. Die Selbstinszenierung im Netz wirft wichtige Fragen auf: Sind Selfies wirklich nur
Ausdruck von Individualität? Welche Rolle spielt der Blick der anderen? Wie beeinflussen
soziale Rollenverhältnisse unseren Umgang mit Bildern? Welche Rolle spielen dabei
künstlerische oder netzaktivistische Perspektiven?
Relevanz
Um sich in der durch vielfältige Medien und Informationstechnologien geprägten
Gegenwart zurechtzufinden, müssen Schulen und Lehrpersonen sich bewusst mit den
neuen Entwicklungen auseinandersetzen. Soziale Medien spielen im Alltag der meisten
Kinder und Jugendlichen eine wichtige Rolle. Themen wie Selbstdarstellung, Normen,
Wertvorstellungen, Diskriminierung und Empowerment sind gewissermassen alltäglich
und herausfordernd zugleich. Sie werfen persönliche, aber auch moralische oder
gesellschaftlichen Fragen auf. Die Sensibilisierung und differenzierte Auseinandersetzung
mit Bildbeispielen aus dem Themenfeld ermöglichen es, sich kritisch damit zu befassen
und im Umgang mit sozialen Medien verantwortungsvoller zu handeln. Darüber hinaus
erfahren die Schüler_innen Kunst als Mittel, um über aktuelle gesellschaftliche Themen
nachzudenken und Debatten auszulösen.
Struktur
Der vorliegende Workshop umfasst zwei Doppellektionen und orientiert sich an aktuellen
alltagsnahen Beispielen sowie künstlerischen Positionen, die sich mit Themen wie
Klischees, Normen, Medienkritik, Algorithmen und Empowerment beschäftigen. Die erste
Doppellektion widmet sich der Sensibilisierung für bestimmte Begriffe, Konzepte und
aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Die zweite Doppellektion ist eine Vertiefung der
historischen Bezüge, künstlerischen Herangehensweisen und einer praktischen Übung,
bei der auch humorvolle Aspekte eine Rolle spielen. In beiden Lektionen lernen die
Schüler_innen verschiedene Perspektiven, Umgangsweisen und Positionen anhand von
Beispielen aus Alltag, Popkultur, Aktivismus und Kunst kennen. Sie können ihren Umgang
mit sozialen Medien kritisch reflektieren, lernen Wege des selbstbestimmten Handelns im
Netz kennen und erproben auf praktische Weise einen eigenständigen Umgang.

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Lernziele
— Die Schüler_innen lernen wichtige Begriffe aus dem Themenfeld der
  Selbstinszenierung im Netz wie Klischees, Normen und Bodyshaming kennen.
— Die Schüler_innen erarbeiten sich ein erweitertes Verständnis von Selbstdarstellung.
— Die Schüler_innen diskutieren und reflektieren das Zusammenspiel wichtiger Aspekte
  wie Gender, Normen und Kleidung.
— Die Schüler_innen eignen sich Werkzeuge der Medienkritik für einen selbstbestimmten
  Umgang mit Spielen und anderen Medienformaten an.
— Die Schüler_innen diskutieren Möglichkeiten und Herausforderungen, die
  gegenwärtige Technologien wie Algorithmen oder Eye-Tracking mit sich bringen.
— Die Schüler_innen lernen künstlerische Positionen kennen, die sich mit den
  Dimensionen des Fotografischen und identitätsbezogenen Themen kritisch
  auseinandersetzen. Sie erfahren Kunst als Mittel, über aktuelle gesellschaftliche
  Themen nachzudenken und Debatten auszulösen.
— Die Schüler_innen lernen den spielerischen, informativen und aktivistischen Einsatz von
  bildbasierten Medien kennen und setzen sich gestalterisch damit auseinander.

Schulstufe: Sek I und II

Themenbereiche: Algorithmus, Blick(bewegung), Bodyshaming, digitale Medien, Digitalisierung,
Diskriminierung, Empowerment, Ethik, Eye-/Gaze-Tracking, Fotografie, Games, Gender, Genderidentität/-
ausdruck, Identität, Klassismus, Klischees, Körperbilder, LGBTQIA, Maskerade, Medienkompetenz,
Memes, Netzaktivismus, Normen, Perfektion, Queerness, Rollenbilder, Schönheitsideale, Selbstbild/
Fremdbild, Selbstdarstellung, Selbstinszenierung, (Selbst-)Porträt, Selbstwertgefühl, Sexismus,
Stereotype, Voyeurismus.

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EINFÜHRUNG
Die heutige Bildproduktion und das Teilen von Inhalten im Netz bieten neue
Möglichkeiten. Digitale Plattformen eröffnen neue Kommunikationsmöglichkeiten und in
Punkto Selbstdarstellung machen es bildbasierte Online-Applikationen einfacher denn je,
sich zu inszenieren und mit dem eigenen Bild zu experimentieren. Gesellschaftliche
Verhältnisse spiegeln sich auch im Netz wider – von viralen Posts über neueste
Modetrends bis hin zu Normen und Diskriminierung. Innerhalb von digitalen Communitys
entsteht allerdings auch ein wertvoller Austausch und Wissenstransfer. Jugendliche
finden leichter Gleichgesinnte und erproben vielfältige Mittel der Kommunikation. Das
Produzieren, Teilen und Verbreiten eigener Bilder birgt auch einige Tücken. Deshalb ist es
wichtig, Schüler_innen zugleich in ihrem Selbstwert zu stärken und ihnen einen
selbstbestimmten Umgang mit sozialen Medien zu vermitteln.

Der Mythos des sogenannten Selfie-Wahns und der Vorwurf des Narzissmus im Kontext
digitaler Netzwerke rücken immer weiter in den Hintergrund öffentlicher Diskussionen.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Jugendliche soziale Medien primär für die Kommunikation
und den Kontakterhalt, an zweiter Stelle für den Informationsbezug oder zu
Unterhaltungszwecken und an dritter Stelle für Selbstdarstellung und persönliche
Postings nutzen. Diese werden selbstverständlich werden diese mit Tools und Filtern
bearbeitet. Bilder von sich selbst teilt lediglich ein Drittel der befragten Jugendlichen
regelmässig. «Selbstdarstellung geht allerdings weit über Selfies hinaus: Profilbilder,
Namen, persönliche Informationen, Gruppen, Likes und Kommentare, aber auch Playlists
– die eigene Inszenierung besteht aus vielen Puzzleteilchen.»1 Selfies und andere
Bildformen der Selbstdarstellung müssen folglich als vielschichtige Phänomene der
heutigen Zeit verstanden werden. Zudem können Algorithmen und maschinelles Lernen
(machine learning) als Teilgebiet künstlicher Intelligenz (= KI, engl. artificial intelligence = AI)
einen Einfluss auf unsere Interaktion mit Bildern haben: diese wird in Form von Daten
ausgewertet, um mittels maschinellem Lernen die von Menschen programmierten
Algorithmen zu optimieren. So kann auch die Sichtbarkeit von Bildern beeinflusst werden.
Vielfältige Darstellungsmöglichkeiten, fotografische Techniken und Prozesse sowie
gesellschaftliche und politische Themen spielen eine Rolle bei der Interaktion mit Bildern
– die Fähigkeit, damit umzugehen und Bilder in ihrer Komplexität zu erfassen, beschreibt
das Konzept der visual literacy.

Bereits in der Kindheit prägen Bilder unsere Wahrnehmung und «Prozesse der
Identitätsfindung»2, die auch unseren Blick auf uns selbst und andere beeinflussen. Durch
Bild-Konstruktionen werden in Schulbüchern, Werbung, Film und Fernsehen und im Netz
Vorstellungen von der Welt und uns selbst vermittelt. Gegenwärtige Studien zeigen, dass
viele Bilder einseitige, stereotype Zuschreibungen verfestigen, die sich seit den 1950er
Jahren nicht verändert haben.3 Auch Unternehmen, die Apps und Spiele wie Project
Makeover herstellen, reproduzieren diese Bilder. Sie profitieren von der Aufmerksamkeit,
die auch Reality-Formate wie Germany‘s Next Topmodel oder Queer Eye generieren und
sprechen damit auch Kinder und Jugendliche an. Im Zentrum stehen idealisierte
Schönheitsideale oder Veränderungsprozesse, die Gewicht, Kosmetik, Mode, Lifestyle
und inzwischen auch die Inneneinrichtung sowie Gewohnheiten, psychologische

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Dimensionen, Beruf und persönliche Beziehungen umfassen. Hier gilt das Versprechen,
durch äusserlichen Wandel ein vermeintlich glücklicheres Leben zu erreichen – allerdings
führt erst eine meist kostenspiele und aufwendige Verwandlung zur (inszenierten)
Selbstliebe. Negative Auswirkungen der exzessiven Selbstoptimierung reichen von einem
geminderten Selbstwertgefühl bis hin zu Erkrankungen, die weitere Folgen nach sich
ziehen können.

Normen, Klischees und Stereotype zu erkennen, ist deshalb eine wichtige Voraussetzung
für den reflektierten Umgang mit Bildern, insbesondere beim Thema Selbstdarstellung.
Viele Bilder des digitalen Mainstreams sind durch weisse, männliche, hetero, cis und nicht
behinderte Perspektiven geprägt.4 Dies bedeutet, dass alle Personen, die sich darin nicht
wiederfinden, auch seltener im Mainstream positive Identifikationsmöglichkeiten sehen.
Künstler_innen wie Claude Cahun, Andy Warhol, Adrian Piper, Molly Soda oder Alok Vaid
Menon hinterfragen diese gesellschaftlichen Entwicklungen durch subversive Mittel des
Fotografischen. Auch Netzaktivist_innen oder -nutzer_innen weiten durch ihre Posts die
engen Grenzen dieser Normen aus und schaffen neue Bilder: «Selbstdarstellungen, die
Geschlechternormen hinterfragen und sich einer eindeutigen Zuordnung verweigern,
erweitern unser gesellschaftliches Bildrepertoire. Unter Hashtags wie #nonbinary oder
#queer finden sich Millionen von Beiträgen – Selfies, Memes, Infografiken – für und von
Menschen, die sich nicht durch das Zweigeschlechtersystem [und die oben genannten
Perspektiven] eingrenzen lassen.»5 Damit schaffen sie auch Communitys, in denen es
Austausch und Unterstützung zu Diskriminierungsformen wie Bodyshaming, Sexismus
oder Rassismus gibt, die sich im Netz durch Cybermobbing oder Hatespeech äussern
können.

«Sehen und gesehen werden, blicken und angeblickt werden, gekannt und anerkannt
werden gehen stets einher mit Machtinteressen und Deutungshoheiten und haben
Einfluss darauf, wie sich unsere soziale Realität gestaltet. Auch im fotografischen Bild
treffen eine Vielzahl von Blicken aufeinander, die niemals neutral sind: Technische
Vorgaben der Kamera, (sozio-)kulturelle Rahmen sowie Mentalitäten der Fotograf_innen
und Betrachter_innen, aber auch Institutionen und Konzerne steuern und filtern, was
gesehen und wie etwas bewertet wird – und was im Gegenzug verborgen bleiben muss.
Machtdynamiken des Blicks offenlegen, kritisch befragen, durchkreuzen und neu
besetzen. Unter algorithmischen Bedingungen und durch vernetzte Bildpraktiken ändern
sich die Dynamiken des Sichtbaren abermals.» (Aus: SITUATIONS/The Right to Look,
Fotomuseum Winterthur)

Um gesellschaftliche Zusammenhänge und visuelle Machtdynamiken besser zu
verstehen, braucht es einen spielerischen und aktivierenden Zugang, der diese
Dimensionen des Fotografischen erfasst. Hierzu gilt es, den Schüler_innen Möglichkeiten
der Auseinandersetzung anhand verschiedener fotografischer Erscheinungsformen und
digitaler Medien aufzuzeigen. Wem möchten wir folgen? Wie möchten wir uns selbst
digital darstellen und wie wirkt sich diese (Selbst-)Inszenierung aus? Wie kann unsere
virtuelle Identität ein neues Narrativ verbreiten und so – durchaus aktivistisch – Normen
bezüglich Körper oder Geschlecht hinterfragen und Alternativen aufzeigen? Um
informierte und emanzipierte Entscheidungen zu fällen, müssen wir lernen, Bilder und
bildbasierte Kommunikation einzuordnen, zu entschlüsseln und kritisch zu hinterfragen.

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Das Netz bietet ausserdem eigene bildbasierte Mittel, die die Schüler_innen, die sowohl
ernste als auch humorvolle Aspekte des Themenfeldes Selbstdarstellung – Normen –
Empowerment vereinen können.

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INFORMATIONEN ZUR
VORBEREITUNG
Doppellektion 01
Screenlein, Screenlein in der Hand…
1. Die «Klischeekeule»

       Tariks Genderkrise: Papperlapapp und Schabernack mit Hengameh (dbate), Videostill,
               11.06.2015, Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=_7iig48OMZ4

Wie wir uns selbst und andere sehen hängt zunächst vor allem mit gesellschaftlichen
Vorstellungen zusammen. Diese haben, wenn wir ehrlich sind, oft mit Schubladendenken
und Erwartungen zu tun, die wir von klein auf lernen. Sie können Geschlecht und
Fähigkeiten oder auch Körperform und Gesundheit betreffen, die Liste ist lang. Klischees,
Rollenbilder, Stereotype – sie werden als Orientierungshilfen oder auch Zwänge diskutiert,
sind im medialen Alltag sehr präsent und werden immer wieder hinterfragt. Wichtig ist,
dass sie nicht immer böse gemeint sind, aber viele negative Folgen haben können, die
das Selbstwertgefühl schwächen oder zu Bodyshaming und Mobbing führen können. Im
Gespräch gehen Tarik Tesfu (links) und Hengameh Yaghoobifarah (rechts) humorvoll,
unverhohlen und kritisch zugleich an das Thema «Klischeekeule» und ermöglichen einen
Zugang zum umfangreichen Themenfeld Klischees und Körpervorstellungen. Dabei
werden Normen hinsichtlich negativer Auswirkungen wie Diskriminierung thematisiert.

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Mögliche Methode
— Arbeitsblatt:
    — Alle Schüler_innen notieren ihre eigene Definition von «Klischee».
    — Sie ergänzen innerhalb kurzer Zeit die Satzanfänge.
— Nun schauen alle gemeinsam den Videoausschnitt an (00:00–05:15 Min).
— Im Plenum wird zusammengefasst, was Klischees sind und die Antworten werden
  gemeinsam reflektiert.

> Link zum Video Tariks Genderkrise: Papperlapapp und Schabernack mit Hengameh:
  https://www.youtube.com/watch?v=_7iig48OMZ4

Mehr über das Format Tariks Genderkrise:
> https://ze.tt/tariks-genderkrise-ich-bin-schwarz-und-schwul/
> https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/tarik-tesfou-tariks-genderkrise

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2. Mehr als ein Schnappschuss!

Bei dieser Einstiegsaufgabe geht es darum, gemeinsam Begriffe zu sammeln, die mit
dem Thema Selbstdarstellung in Verbindung stehen, von fotografischen über Mittel der
Selbstdarstellung bis hin zu Filtern und Hashtags. Das Thema Selbstdarstellung im Netz
wird häufig auf Narzissmus, Arroganz oder Aufmerksamkeitssucht reduziert – oft in
Bezugnahme auf Influencer_innen, die meist mit professionellen Mitteln ihre aufwendigen
Selfies inszenieren. Dabei bieten fotografische Bilder heute viele Möglichkeiten der
Selbstdarstellung. Die meisten Nutzer_innen sozialer Medien teilen mit einem Klick das
eigene Bild, das durch den einfachen Zugang zu Bildbearbeitung oder Filtern verändert
wird. Mit dem Bild teilen sie oftmals weitere Informationen, indem sie beispielsweise einen
Ort markieren, Hashtags nutzen, Personen oder Communities aus dem eigenen Umfeld
oder die Marke der Klamotte, die sie gerade anhaben, taggen. Bilder, die persönliche
Gegenstände zeigen, Instagram-Stories, die mit dem aktuellen Lieblingssong versehen
sind oder geteilte Sharepics (meist als Bild-Text-Kombination) anderer Accounts
verweisen nicht unmittelbar auf unsere Erscheinung – können jedoch etwas über uns
persönlich aussagen. Bei dem Thema Selbstdarstellung sind zahlreiche Aspekte relevant
und das Wissen der Schüler_innen sollte von Beginn an aktiv die Auseinandersetzung
prägen.

Mögliche Methoden
— Bildermeer: Die Lehrperson bereitet eine Auswahl von Bildern aus dem Netz vor und
  druckt diese aus. Dabei ist Vielfalt wichtig, hinsichtlich der Personen und o. g.
  Selbstdarstellungsmöglichkeiten. Das Bildmaterial wird auf einem Tisch ausgebreitet.
  Ausgehend davon sammeln die Schüler_innen gemeinsam Begriffe, die sie mit
  «Selbstdarstellung» verbinden. Falls digitale Tools (z.B. Padlet, OpenBoard) zur
  Verfügung stehen, können auch diese hier eingesetzt werden.
— ABC: Zu jedem Buchstaben des Alphabets wird im Plenum ein Wort gesucht, das mit
  «Selbstdarstellung» assoziiert wird.
— Lückenfüller: Schüler_innen schreiben allein/zu zweit 2–5 Begriffe (z. B. Personen, Orte,
  Gegenstände, Trends, Hashtags, Posen, Adjektive) auf, die in diese Lücke passen
  könnten: «Bei Selbstdarstellung im Netz muss ich an … denken.»

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3. Ist das nicht Jacke wie Hose?

      «Clothes & Shoes Have No Gender» (Kleidung & Schuhe haben kein Geschlecht), Bild:
       Challis Colors (@challiscolors), Instagram-Post, 13. Dezember 2020, Quelle: https://
                              www.instagram.com/p/CIv8vtuhU9H/

Diese Aufgabe bereitet auf eine vertiefende Diskussion des Themenfeldes
Selbstdarstellung – Normen – Empowerment vor. Kleidung erfüllt unterschiedliche
Funktionen, der persönliche Ausdruck ist eine davon. Dabei beeinflusst die eigene
ökonomische Situation unsere Möglichkeiten der Kleiderwahl. Gesellschaftliche
Zuordnungen zwischen Kleidung und ihren ‹legitimen› Träger_innen sind wandelbar, wie
die Geschichte der Mode zeigt: Das heutige Einheitskleidungsstück T-Shirt war
ursprünglich Unterwäsche für Männer und die Farbe Blau wurde zeitweise ausschliesslich
mit dem weiblichen Geschlecht verbunden.6 Für die Künstlerin Juliana Huxtable ist
Kleidung eine Kommunikationsschnittstelle zwischen der Welt und dem Körper der sie
tragenden Person, was durchaus politische Dimensionen mit sich bringt, wie zum Beispiel
die Geschichte der sogenannten Bomberjacke zeigt.7 Auch Schönheitsnormen
beeinflussen Vorstellungen von Körpern und Kleidung und prägen politische Debatten.
Mit Kleidung können wir vieles über uns aussagen oder mit dem, was Kleidung kulturell
bedeutet – beispielsweise bezogen auf Geschlecht oder soziale Stellung – spielen.
Kleidung kann ein wichtiges Werkzeug der Selbstdarstellung sein. Bekannte
Influencer_innen beispielsweise reproduzieren jedoch immer wieder idealisierte
Rollenbilder, mit denen sie oftmals für Produkte und Konsum werben. Eine kritische
Haltung ist gefragt, denn diese verzerrten und stereotypen Körperbilder vermitteln meist
negative Gefühle wie Druck, Scham oder ein verringertes Selbstwertgefühl, die weitere
negative Effekte haben können.8

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Der Schauspieler und Regisseur Billy Porter trug bei den Academy Awards 2019
         ein Smoking-Kleid, mit dem er seine persönliche Auffassung von Kleidung und
           Geschlechternormen zum Ausdruck bringt. Foto: Richard Shotwell/AP, NTB,
         CC-BY-NC-4.0 Quelle: https://ndla.no/subject:43/topic:1:194386/topic:1:194937/
           resource:1:190133? / https://bilder.ntb.no/r/preview/editorial/c6r5LXbM5hI

Die ausgewählten Beispiele von Challis Colors und Billy Porter hinterfragen auf
unterschiedliche Weise normative Einteilungen von Kleidung und Körpern. Challis Colors
teilt auf Instagram ihre bunten Illustrationen, mit denen sie sich aktivistisch für
marginalisierte Themen einsetzt. Ihr Post zum Thema Kleidung und Gender, der mit
Hashtags wie #genderneutralfashion, #nogendersteorotypes, #transally versehen ist, regt
zum Nachdenken an. Das Bild von Billy Porter, der bei den Academy Awards 2019 ein
Smoking-Kleid trug, hat eine ähnliche Wirkung. Der Schauspieler und Regisseur macht im
Sinne kritischer Männlichkeit immer wieder darauf aufmerksam, dass es heutzutage
normal geworden ist, dass Frauen Hosen tragen, denn diese symbolisieren Stärke und
Macht. Hingegen reagieren Menschen auf einen Mann, der ein Kleid trägt mit Ekel.9
Anhand ‹weiblicher› Kleidung wird eine abwertende Haltung gegenüber Frauen deutlich
(Misogynie).10 Beide Bilder sind Statements für persönliche Ausdrucksfreiheit, die aktiv
Gendernormen in Frage stellt. Die Schüler_innen werden angeregt, über gesellschaftlich
verankerte Vorstellung von Kleidung und weiteren sozialen Kategorien (Alter,
Behinderung, Klassenzugehörigkeit, Geschlecht etc.) nachzudenken. Gleichzeitig werden
sie für darauffolgende Aufgaben sensibilisiert.

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Mögliche Methoden
— Schüler_innen können zu zweit, in Kleingruppen oder im Plenum die Bilder diskutieren:
    — Challis Colors: Inwiefern hängen Kleidung und Vorstellungen von Gender/
        Geschlecht zusammen?
    — Billy Porter: Inwiefern können durch Kleidung Normen hinterfragt und/oder
        verändert werden?
— Message? Die Schüler_innen schreiben in 2–3 Sätzen die zentrale Aussage des Bildes
  auf, die Antworten werden ausgelegt und gemeinsam diskutiert.

Ergänzende Fragen
— Warum sind manche Kleidungsstücke nur für bestimmte Personen gemacht? Welche
  Kleidungsstücke fallen euch ein?
— Gab es früher andere Vorstellungen von Kleidungsnormen? (z.B. Strumpfhosen in
  historischen Darstellungen, Farbgeschichte blau/rosa11)
— Gibt es nur für Kleidung bestimmte gesellschaftliche Normen/Regeln oder fallen euch
  noch andere Dinge ein? (ggf. Rückfragen zu Nagellack, Schminke, Accessoires)
— Warum können nicht alle Personen alle Kleidungsstücke tragen? Oder doch?
— Glaubt ihr, dass sich solche Vorstellungen verändern können?
— Sollte sich eurer Ansicht nach etwas ändern? Wenn ja, was?

> Challis Colors auf Instagram: https://www.instagram.com/challiscolors/
> Billy Porter auf Instagram: https://www.instagram.com/theebillyporter/
> Billy Porter über sein Outfit: https://www.youtube.com/watch?v=sVs78KtLlPo

Weiterführend
Wenn das Thema oder ähnliche Fragen bereits in einer Klasse diskutiert wurden oder die
Schüler_innen sehr schnell einen kritischen Konsens erlangen oder selbst auf Fragen zum
Thema Aneignung und Rassismus kommen, sollte das Thema der kulturellen Aneignung
durch Kleidung, Frisuren und Accessoires (cultural appropriation) aufgegriffen und
rücksichtsvoll diskutiert werden. Dazu eignen sich gut Beispiele aus dem Kontext von
Fasnacht oder Festivals und Netzdiskussionen. Falls es das Bedürfnis gibt, die
Diskussionen zu sexistischen Kleidernormen an Schulen (z. B. in Genf) zu thematisieren
oder über das Verhüllungsverbot zu sprechen, bietet diese Aufgabe mögliche
Ausgangspunkte dafür.

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4. Das Spiel mit der Perfektion

       Spieler_innen von Project Makeover zeigen in Videoaufzeichnungen wie dieser, wie
       ein Spiel erfolgreich gelöst werden kann. Screenshot: Project Makeover Episode 6
                           Walkthrough, Ara Trendy Games, 24.12.2020.
           Quelle: https://www.youtube.com/channel/UCLg5jYXC2sURHkqdG85le7Q

Bereits im Primarschulalter nutzen viele Kinder mindestens einmal in der Woche Geräte
wie Tablets, Laptops oder Handys, um Videogames zu spielen und je älter sie werden,
desto häufiger die Nutzung – so gamen ca. 34% der Jugendlichen regelmässig.12 Bei der
Game-App Project Makeover, die Ähnlichkeiten zur Netflix-Serie Queer Eye aufweist,
können Spieler_innen jeden Alters vorgegebene Charaktere ‹verschönern› und ihr
Zimmer neu dekorieren. Ziel ist, denen als ‹hilfsbedürftig› dargestellten Personen – vor
allem Frauen – mittels Kosmetik, Mode und Inneneinrichtung ‹Selbstvertrauen zu geben›,
damit diese ihre Träume verwirklichen können. Dazu müssen die Spieler_innen immer
wieder Puzzle (Match-3 Game) lösen, denn für Make-up, Kleidung und die neue
Dekoration des Zimmers brauchen sie Geldscheine, Münzen oder Diamanten. Ist ein
Level gelöst, ertönen Wörter wie «chic», «success» oder «gorgeous» und idealisierte
Silhoutten, die an Germany‘s Next Top Model erinnern und das Puzzle- mit dem
Makeover-Spiel verbinden. Im Verlauf werden sie aufgefordert, dafür selbst echtes Geld
zu zahlen. Über soziale Netzwerke wie Instagram oder Plattformen wie YouTube wird das
Spiel beworben und die Strategie geht auf: Project Makeover wurde innerhalb kürzester
Zeit zu einem der beliebtesten Spiele, die kostenlos installiert werden können und
erlangte seit der Veröffentlichung einen Gesamtumsatz von 61,1 Millionen Dollar.13

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Diese Szenen aus drei Werbeanzeigen von Project Makeover verdeutlichen die starke
       Reduktion von Frauen auf das äussere Erscheinungsbild: Stinkender Körpergeruch,
      Körperbehaarung, die als negativ bewertet werden und Make-up Fehler zeichnen die
        abwertende Darstellung aus. Bildausschnitt: Project Makeover, Ara Trendy Games,
                                          25.02.2021.
     Quelle: https://www.blog.udonis.co/mobile-marketing/mobile-games/project-makeover-
                                          advertising

Das Spiel birgt Risiken, denn es vermittelt problematische Normen, veraltete
Geschlechterrollen und Selbstoptimierungsdruck. Die sexistische Abwertung und
(Selbst-)Erniedrigung von Frauen wird insbesondere in den Werbespots deutlich: Die als
unattraktiv oder verwahrlost dargestellten Charaktere versuchen durch ein Styling einem
Mann zu gefallen, scheitern allerdings und sind auf die Hilfe der Expert_innen von Project
Makeover angewiesen. Diese kritisieren und beleidigen die Figuren für ihr
Erscheinungsbild und das Spiel profitiert von der Aufmerksamkeit, die die
Zurschaustellung der Charaktere generiert. Die Demütigung löst Scham und
Minderwertigkeitsgefühle aus – Ausgangspunkte für das Spiel sind Bodyshaming,
Sexismus und Klassismus – denn, nur wer einer stereotypen Schönheitsnorm entspricht,
‹gut› gestylt ist, teure Accessoires trägt und ein hochmodern eingerichtetes Zuhause hat,
kann ‹schön›, ‹beliebt› und ‹glücklich› sein. Die Macht, über das Schicksal dieser
Charaktere zu bestimmen, wird dabei in die Hände der Spieler_innen gelegt. Gleichzeitig
werden Ihnen zweifelhafte Werte vermittelt, die sich auf die Identitätsbildung und das
eigene Selbstbild negativ auswirken können.

Nachdem die Schüler_innen sich bereits mit Aspekten der Selbstdarstellung, Klischees
und Normen beschäftigt haben, vertiefen sie in dieser Übung verschiedene Ebenen. Auf
Basis der kritischen Analyse des Spiels, hinterfragen sie, inwiefern mediale Angebote das
Selbstbewusstsein schwächen oder stärken können. Die Auseinandersetzung und
Diskussion kann Themen wie Körperbilder, Normen und Geschlecht sowie emotionale
Folgen von Schönheitsnormen umfassen.

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Methode
— Arbeitsblatt: Die Schüler_innen führen zu zweit oder in Kleingruppen den Test durch
— Als Grundlage können sie entweder:
     — das Spiel installieren und eine Sequenz testen
     — in unterschiedlichen Gruppen die Werbeanzeigen analysieren
     — den Ausschnitt eines Walkthroughs (Komplettlösung) ansehen
— Gemeinsam werden beispielhaft Ergebnisse zusammengefasst, zum Beispiel je Frage
  eine andere Gruppe und ein Fazit gezogen.

> Project Makeover: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.bgg.jump&hl=de&gl=US
  (Google Play Store) oder https://apps.apple.com/dk/app/project-makeover/id1483058899 (App Store
  – Apple)
> Werbeanzeigen: https://www.youtube.com/watch?v=Cv0vYEM98Zs (1–4 durchklicken)
> Walkthrough (Deutsch, mit Kommentaren): https://www.youtube.com/watch?v=bweyEyvbUzk (z. B.
  00:23–02:16 Min)
> Walkthrough (Englisch): https://www.youtube.com/watch?v=-c-YJb4iVPk (z. B. 1:20–03:20 Min) oder
  https://www.youtube.com/watch?v=8mietFGlq_0 (z. B. 00:50–04:00 Min)

Datenschutzhinweis
Wenn die App Project Makeover installiert wird, müssen die Datenschutzrichtlinien des
Entwicklers Magic Tavern, Inc. akzeptiert werden, mit der einem Tracking und der
Erfassung diverser Daten zugestimmt wird. Weitere Hinweise im jeweiligen App Store.

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5. Die Macht des Zeigens

        Instagram-Algorithmus, Bild: Lena Deser (@lena.deser), Instagram-Post, 26.07.2020

Algorithmen sind unsichtbare Anweisungen, die einen hohen Einfluss darauf haben
können, was wir sehen. Sie werden beispielsweise in der Gesichtserkennung genutzt
oder dazu eingesetzt, den Informationsfluss in sozialen Medien zu organisieren. Dafür
werden Bilder mit Metadaten angereichert und Nutzer_innendaten gesammelt, wie
beispielsweise angegebene Interessen und die Interaktion mit Bildern ausgewertet. Mit
Hilfe von Maschinellem Lernen, die zur künstlichen Intelligenz zählt, werden Algorithmen
optimiert: sie treffen schneller automatisierte Entscheidungen, die allerdings selbst für die
Entwickler_innen schwerer nachzuvollziehen sind. Wie ihre Algorithmen genau
funktionieren, bleibt meist Geheimsache der Unternehmen.

Lena Deser illustriert in ihrem Instagram-Post das Ergebnis einer kleineren Studie von
AlgorithmWatch und European Data Journalism Network über die Priorisierung von Fotos
auf Instagram: Die analysierten Posts enthielten 13,3% Bilder von ‹Frauen in
Badebekleidung oder Unterwäsche›, allerdings wurden in den Feeds der Test-Nutzer_
innen rund 20,8% solcher Bilder ausgemacht – die Sichtbarkeit der Bilder wurde
vermutlich durch den Algorithmus um rund 56% erhöht und damit verzerrt. Die Studie ist
nicht umfassend und weitere Faktoren wie Personalisierung beeinflussen die Sichtbarkeit
bestimmter Bilder, dennoch geht AlgorithmWatch davon aus, dass der von Instagram
verwendete Algorithmus Nacktheit allgemein begünstigt, was für alle
Geschlechtsidentitäten gilt, wenn auch nicht gleichermassen. Ausserdem wird in der
Studie auf eine Veröffentlichung vom Instagram-Betreiber Facebook verwiesen: «Das
Patent hält explizit fest, dass Geschlecht, Ethnizität und der ‹Grad an Nichtbekleidung›
von Menschen auf einem Foto dazu verwendet werden können, um eine Bindungsmetrik
zu berechnen.»14 Hier werden soziale/biologistische Parameter definiert, die die Bindung
zwischen Nutzer_in und Plattform stärken sollen. Mit ihrer Illustration macht Deser auf

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diese Problematik aufmerksam, auf subversive Weise, denn sie publizierte sie auf
Instagram selbst.

Die Studie wirft wichtige Frage auf, über den Einsatz und die damit verbundene Macht
von Algorithmen auf unser Sehen und unsere Wahrnehmung. Die Bilder, mit denen wir
interagieren, prägen letztlich auch unsere Wahrnehmung von uns selbst, anderen, der
Welt und unser Handeln. Die durch Menschen programmierten Algorithmen sind nicht
frei von deren Vorannahmen und unterliegen auch ihren unbewussten Biases:
«Einstellungen, Stereotype und Vorurteile sind alles Dinge, die unser Verhalten und unsere
Gefühle gegenüber einer Person oder Gruppe beeinflussen können. Niemand kann
behaupten, frei von unbewussten Vorurteilen zu sein. Wir alle haben sie, ob wir es mögen
oder nicht.»15 So gehören Nacktheit und die Sexualisierung von weiblichen Personen zur
gegenwärtigen binären Geschlechternorm. Dazu zählen allerdings nur gewisse Körper,
denn das Stillen von Babys wurde bis vor kurzem beispielsweise als anstössig eingestuft,
genauso wie die Selbstdarstellung manch dicker Körper – so wird die selbstbestimmte
Nacktheit immer wieder von Zensurmechanismen eingeschränkt.16

Die im Patent genannten Kategorien sind durch historische, politische und
gesellschaftliche Verhältnisse entstanden und definiert – auch wenn sie einem Wandel
unterliegen, sind sie stets durch gegenwärtige Machtverhältnisse geprägt. Anhand des
Beispiels wurde die sexistische Ordnung bereits deutlich. «Diese Einteilung in Mädchen
und Jungs wird weiter differenziert entlang des sozialen Hintergrunds und der ethnischen
Herkunft. Ein weisses Mädchen und ein arabisches Mädchen mit Kopftuch aus ähnlichen
sozioökonomischen Hintergründen werden sehr wahrscheinlich leicht abweichende
schulische und berufliche Werdegänge haben aufgrund der Bilder und
Repräsentationen, die auf sie projiziert werden.»17 Auch Algorithmen sind nicht ‹neutral›
und durch sie lassen sich diese Normen der Selbstdarstellung und Sichtbarkeit im Netz
folglich beeinflussen. Möglicherweise fallen den Schüler_innen weitere Beispiele der
Diskriminierung ein, wie die Zensur, die Nyome Nicholas-Williams oder Celeste Barber
erfahren haben.18

Die Schüler_innen lernen den Begriff und die Funktionsweise von Algorithmen im
Allgemeinen kennen. Die Illustration von Lena Deser regt die Schüler_innen dazu an, über
den Einfluss von Algorithmen, Sozialen Medien und Unternehmen auf unsere
Wahrnehmung nachzudenken. Sie werden dafür sensibilisiert, wie gesellschaftliche
Normen und Vorstellung durch Algorithmen die alltägliche Interaktion mit Bildern prägen.
Anhand der Illustration können die vorgeschlagenen Fragen und eigene Anliegen der
Schüler_innen und Lehrpersonen kritisch reflektiert und diskutiert werden.

Hinweis
«Ethnizität» ist ein rassistisch geprägter Begriff, denn er beschreibt die rassialisierende
Einordnung von Menschen entlang biologistischer Kriterien wie Hautfarbe und ist damit
nicht ‹neutral›.19

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Mögliche Methoden
— Arbeitsblatt: Ist das Thema noch sehr neu, dann können die Schüler_innen zu zweit
  oder in Kleingruppen oder im Plenum die zutreffenden Optionen auswählen.
— In höheren Stufen ist Einzelarbeit möglich.
— Am Ende wird gemeinsam aufgelöst: Antworten 1, 3, 6 sind korrekt; Antworten 2, 4, 5
  sind falsch.
— Die Fragen zur Illustration von Lena Deser können in Kleingruppen oder im Plenum
  diskutiert werden.

> Definition Algorithmus: https://www.photographic-flux.ch/glossary
> Studie von AlgorithmWatch und European Data Journalism Network: https://algorithmwatch.org/de/
  haut-zeigen-auf-instagram/

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PLANUNGSRASTER
Umfang: 1 Doppellektion
Stufe: Sek I und II

Doppellektion 01
Screenlein, Screenlein in der Hand…
Zeit     Unterrichts-   Inhalt                  Aufgabenstellung                               Sozial-    Material /
         phase                                                                                 form       Medien
10 min   Einstieg       Klischees, Stereo-     Arbeitsblatt I: «Klischeekeule»                 Einzel-  — Arbeitsblatt I
                        type und Bodysha-      — Die Schüler_innen definieren den Begriff      arbeit   — Beamer/Bild-
                        ming                      Klischee und ergänzen die Satzanfänge        und/oder   schirm
                                               — Der Videoausschnitt wird betrachtet und       Plenum   — Hintergrund-
                                                  gemeinsam reflektiert                                   infos (Dossier
                                               — Lehrperson vermittelt zusätzliche Hinter-                Lehrperson)
                                                  grundinfos
10 min   Brainstorming Sensibilisierung für    Arbeitsblatt I: Mehr als ein Schnappschuss!     Part-      — Arbeitsblatt I
                       das Thema Selbst-       — Die Schüler_innen sammeln Begriffe rund       ner_in-    — Hintergrund-
                       darstellung                um das Thema Selbstdarstellung               nenarbeit,   infos (Dossier
                                               — Lehrperson ergänzt und vermittelt um-         Plenum       Lehrperson)
                                                  fassendes Verständnis
                                                                                                         Ggf.:
                                                                                                         — Bildmaterial
                                                                                                            («Bildermeer»)
                                                                                                         — Links Online-
                                                                                                            Tools
                                                                                                         — Beamer/Bild-
                                                                                                            schirm
                                                                                                         — Post-its
                                                                                                         — Wandtafel
                                                                                                         — Schreibzeug
10–20    Diskussion     Reflexion und          Arbeitsblatt I: Ist das nicht Jacke wie Hose?   Einzel-   — Arbeitsblatt I
min                     Begriffsklärungen      — Bearbeiten der Aufträge                       arbeit/   — Hintergrund-
                        Kleider, Normen &      — Lehrperson stellt ergänzende Fragen und       Partner_     infos (Dossier
                        Gender                    vermittelt ggf. Hintergrundinfos             innen-/      Lehrperson)
                                                                                               Gruppen-
                                                                                               arbeit/
                                                                                               Plenum
15–25    Praktische     Medientest Makeo-      Arbeitsblatt I: Das Spiel mit der Perfektion    Partner_ — Arbeitsblatt I
min      Übung          ver-Spiel, Selbstop-   — Bearbeiten des Fragenkatalogs und Test-       innen-/  — Eigenes Smart-
                        timierung, Bodysha-       auswertung                                   Gruppen-   phone, Tablet
                        ming und Sexismus      — Ergebnisse werden zusammengetragen            arbeit,    oder Laptop
                                               — Lehrperson vermittelt Hintergrundinfos        Plenum   — Links Untersu-
                                                  und zieht Fazit                                         chungsbeispiel
                                                                                                        — Hintergrund-
                                                                                                          infos (Dossier
                                                                                                          Lehrperson)

                                                                                                         Ggf.:
                                                                                                         — Schreibzeug
15–20    Vertiefung     Algorithmen und        Aufgabe: Die Macht des Zeigens                  Einzel-
min                     Selbstdarstellung      — Bearbeiten der Aufträge                       arbeit,
                                               — Lehrperson löst Rätsel auf und vermittelt     Partner_
                                                  ggf. Hintergrundinfos zu Algorithmen         innen-/
                                                                                               Gruppen-
                                                                                               arbeit,
                                                                                               Plenum
5 min    Abschluss      Reflexion              Arbeitsblatt I: Schlussrunde                    Plenum/ Ggf.:
                                               — Was habe ich über das Thema gelernt?          Einzel-  — eigenes
                                               — Was finde ich besonders wichtig?              arbeit     Smartphone,
                                                                                                          Schreibzeug
                                                                                                          oder Postkarte

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INFORMATIONEN ZUR
VORBEREITUNG
Doppellektion 02
Sichtverhältnisse
1. Dem Blick auf der Spur

        Participant wearing mobile eye tracker/Person mit einem mobilen Eye-Tracker, Bild:
       Lauren Ingram/Penn State, CC BY-NC-ND 2.0, Quelle: https://www.flickr.com/photos/
                                  pennstatelive/16639533986

Nach einem kurzen Einstieg zum Stichwort Sichtverhältnisse, setzen die Schüler_innen
sich mit der Technologie des Eye- und Gaze-Tracking auseinander.

Zusätzliche Informationen
Gesichtserkennung, insbesondere unter dem Aspekt der Identifikation von Gesichtern
(Stufe: Facial Recognition), ist eine erste Voraussetzung für das Eye-Tracking:
— Infrarotlicht wird auf das Auge gerichtet, durch die Netzhaut reflektiert und kann so als
   Signal erfasst werden, das wiederum durch Algorithmen ausgewertet wird.
— In einem Zwischenschritt wird die Messung durch ein Mapping oder eine Grafik
   visualisiert (z. B. heat maps oder gaze performance), als Basis für die
   Blickverlaufsanalyse.
— Eye-Tracking wird häufig in medizinischen und psychologischen Untersuchungen
   eingesetzt – Gaze-Tracking oft im Kontext der Marktforschung, der Werbung, des
   Produktdesigns, der Optimierung von Websites oder in Computerspielen (Virtual-
   Reality-Brillen, https://www.photographic-flux.ch/virtual-reality).

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Mögliche Methode
— Die Schüler_innen bearbeiten in Einzel- oder Partner_innenarbeit die Aufgabe.
— Im Plenum werden beispielhaft einige Antworten gesammelt und es wird in die Runde
  gefragt, wer ähnliche Gedanken notiert hat.
— Alternativ könnten die Schüler_innen zunächst Anwendungsbeispiele auf Karteikarten
  notieren und die Lehrperson clustert (und ergänzt) diese, während die Schüler_innen
  Aspekte des Sehens notieren.

> Quellen und weitere Informationen:
  https://eyetracking.ch/wissen/was-ist-eye-tracking/
  https://de.tobiidynavox.com/pages/funktioniert-eyetracking
  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7374327/

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2. Blick in Bewegung

      Ana Teresa Vicente, Wandering Gaze, 2018, SITUATION #196, SITUATIONS/The Right to
         Look, Ausstellungsansicht Fotomuseum Winterthur, 2020 © Philipp Ottendörfer

«Die Installation Wandering Gaze der portugiesischen Künstlerin Ana Teresa Vicente
besteht aus einem X-Y-Plotter, der hinter einem gerahmten Foto verborgen ist und an
dem ein Magnet fixiert wurde. Blicken die Betrachter_innen durch den Sucher auf das
Bild, wird ihre Blickbewegung von einem Eye-Tracking-System aufgezeichnet. Im Kasten
befinden sich Metallsplitter, die im Anschluss durch den Magneten entlang des
aufgezeichneten Blickverhaltens in Bewegung versetzt werden. Was zunächst als
scheinbar unschuldiger Akt des Betrachtens beginnt, wird zu einer zerstörerischen Geste,
die über die Zeit das Bild auslöscht: Je mehr das Bild betrachtet wird, desto mehr
verschwindet es vor unseren Augen. Vicente entlarvt so die Komplizenschaft zwischen
Bildproduktion und Bildbetrachtung und macht materiell erfahrbar, wie sich Blicke bereits
auf der immateriellen Ebene in Fotografien einschreiben. Das Blickregime endet dabei
nicht im Moment der Aufnahme, sondern wird nachträglich im Akt des Betrachtens
potenziert. Die Betrachter_innen befinden sich in einem Dilemma: Sie haben nicht nur zur
Zerstörung des Kunstwerks beigetragen, sondern werden mit ihrer eigenen Neugierde
und ihrem Voyeurismus konfrontiert, die sie überhaupt erst in diese Lage gebracht
haben.» (Aus: Wandering Gaze, 2018, Fotomuseum Winterthur)

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> Link zum Video: https://vimeo.com/351230866
> Link zur Ausstellung im Fotomuseum: https://www.fotomuseum.ch/de/situations-post/wandering-
  gaze/
> Mehr über Ana Teresa Vicente: anateresavicente.webnode.com
> Weiterführende Informationen zum X-Y-Plotter: https://laagewitt.de/xy-plotter/

Mögliche Methode
— Im Plenum schauen sich alle gemeinsam den kurzen Videoausschnitt (00:36 Min) an,
  bei Bedarf mit Wiederholung.
— Währenddessen notieren die Schüler_innen ihre individuellen Beobachtungen.
— Ggf. wird kurz im Plenum besprochen, was die Schüler_innen gesehen haben.
— Zu zweit oder in Kleingruppen beantworten sie die nachfolgenden Fragen.
— Alternativ könnten die einzelnen Fragen intensiv von Gruppen diskutiert werden.
— Bei einer fortgeschrittenen Klasse können Beobachtungen und Fragen gemeinsam
  abschliessend im Plenum diskutiert und zusammengefasst werden.

Ergänzende Fragen
— Wie funktioniert das Werk von Ana Teresa Vicente?
— Ggf. Aspekte aus dem Beschreibungstext zur Diskussion stellen (z. B. immaterielle
  Ebene, Blickregime, Voyeurismus)
— In einem technischen Fach und wenn die Schüler_innen wissen, dass es sich um eine
  Kombination der Technologien Eye-Tracking und X-Y-Plotter handelt, könnte eine
  Installationsskizze angefertigt werden, die die Funktionsweise nachzeichnet.

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3. Gesehen werden und sehen

           Claude Cahun, Selbstporträt, ca. 1928, Silbergelatine-Abzug, 30 x 23,8 cm,
                                        Bildausschnitt.
          Quelle: https://www.theparisreview.org/blog/2015/12/09/invisible-adventure/

Der Blick sowie das Betrachten von Bildern gehen weit über optische Prozesse hinaus
und sind unter anderem durch gesellschaftliche, psychische oder historische Aspekte
geprägt. Unterschiedliche Ansätze werden aktuell (weiter)entwickelt, um Bilder und den
Umgang mit ihnen theoretisch zu fassen. Wichtige Themen sind Fragen des
Ästhetischen und Politischen – bis hin zur Handlungsfähigkeit von Bildern (als Akteure).
Jenseits der klassischen Bildinterpretation wird heute davon ausgegangen, dass Bilder
durch die mit ihnen verbundenen Praktiken (Betrachtung, Produktion, Verbreitung,
Konsum etc.) umfassend in ihrer sozialen Dimension betrachtet werden sollten.

Das Thema der Selbstinszenierung ist insbesondere im Prozess des Erwachsenwerdens
von Relevanz, wenn Fragen der Selbstbestimmung und -darstellung auftauchen. Dabei
haben sich durch soziale Medien die Angebote der Identifikation durch den individuellen
Zugang und die neuen Möglichkeiten der Kommunikation erweitert. Die Fotografie bleibt
weiterhin ein ideales Mittel zur Auseinandersetzung mit Selbstbildern und Fragen der
Identität. Auch bezogen auf Geschlechtsidentität, die bezeichnet: «[…], was du ganz tief in
dir drin über dein eigenes Geschlecht weisst, wie du dich fühlst, mit welchem Geschlecht
du dich identifizierst. Klingt schwammig? Ist es irgendwie auch. Es ist deine Identität als
Mann, Frau, dazwischen oder als Person ausserhalb dieser beiden Kategorien.»20 Neu ist
dieses Thema – auch in der Fotografie – allerdings nicht, wie das Beispiel von Lucy
Schwob, beziehungsweise Claude Cahun zeigt.

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Lucy Schwob (1894–1954) kommt aus einer intellektuellen Familie mit jüdischen Wurzeln,
studierte zunächst Literatur und Philosophie in Oxford und Paris, bevor sie sich der
Fotografie zuwendete. Mit 18 Jahren begann Schwob damit fotografische Selbstporträts
anzufertigen und verwendete wenige Jahre später das genderneutrale Pseudonym
Claude Cahun. Als Teil der surrealistischen Bewegung, kurzzeitig auch im Theater tätig
war Schwob in den 1930er Jahren in revolutionären, antifaschistischen Kreisen aktiv. 1937
floh sie mit ihrer Lebenspartnerin, beide entkamen dem homofeindlichen Todesurteil der
Nazis durch das Ende des Krieges. In den sehr persönlichen fotografischen
Selbstporträts, die zur Entstehungszeit vermutlich nie ausgestellt wurden, nutzte Cahun
diverse Formen der Maskerade – Kostüme, Schminke Theaterrequisiten – und inszenierte
sich hinsichtlich ihres Geschlechtsausdrucks in uneindeutiger Weise: mit rasiertem Kopf,
im Kleid mit Flügeln, als androgynes puppenartiges Wesen oder nach Dandy-Manier –
wie in dieser Fotografie. Cahun setzte dazu auch fotografische Mittel wie
Doppelbelichtungen ein. Collagen aus den Selbstportraits zeigen Cahuns Spiel mit dem
dekonstruierten, mannigfaltigen Ich und machen die beharrliche Selbstbefragung
deutlich.

Anhand dieses Selbstporträts von Claude Cahun wird historisches Wissen darüber
vermittelt, dass Künstler_innen im frühen 20. Jahrhundert die Fotografie zur Befragung
und Betrachtung des Selbst, insbesondere bezogen auf die Aspekte Geschlecht, Körper,
Geschlechtsidentität und -ausdruck, nutzten. Zugleich ermöglichen die Fragen eine
aktuelle Herangehensweise mit dem Fotografischen als komplexes soziales Phänomen –
denn an Aktualität haben die Arbeiten von Cahun nicht verloren. Heute verfügen wir über
weitere Begrifflichkeiten – was Cahun «Neutrum» nannte, wäre heute vielleicht nicht-binär
oder genderfluid. Unabhängig davon geht es bei dem Werk um die spielerische
Dekonstruktion von gesellschaftlichen Normen mittels der Fotografie – Cahuns Arbeiten
sind frühe Beispiele queerer Fotografie und ein spielerischer Bruch mit binären
Gendernormen.

Mögliche Methode:
— Der Text kann individuell oder gemeinsam gelesen werden, um anschliessend im
  Plenum offene Fragen zu klären.
— Die Beantwortung des Fragenkatalogs kann als individuelle Schreibaufgabe, auf
  Gruppen aufgeteilte Diskussion oder als offener Austausch gestaltet werden.

> Quelle und Kontextualisierung wichtiger Begriffe:
  Lydia Meyer, Sex und so. Ein Aufklärungsbuch für alle (Berlin: Ullstein, 2020), 118–131.
> Quelle und bildwissenschaftliche Kontextualisierung: Konstanze Schütze, Bildlichkeit nach dem
  Internet: Aktualisierungen für eine Kunstvermittlung am Bild (München: kopaed, 2020), 122–186.
> Quelle und medienethische Kontextualisierung von Individuum und Selbstbestimmung: Petra Grimm,
  Tobias O. Keber und Oliver Zöllner, Digitale Ethik: Leben in vernetzten Welten, 2. Aufl. (Stuttgart: Reclam,
  2020), 78–105.
> Quelle und kunsthistorische Kontextualisierung: Jennifer Blessing, Rrose is a Rrose is a Rrose: Gender
  Performance in Photography, Ausst.-Kat. Solomon R. Guggenheim Museum (New York: Guggenheim
  Museum, 1997), 19–37.

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4. Zeit für Memes!

      Soziale Medien bieten Raum für das Teilen selbstbewusster Bilder und selbstbewusster
        Haltungen – jenseits normierter Vorstellungen von Körper und Geschlecht. Bilder aus
          dem Artikel Bye, Bye Normen, Hello Empowerment! von Maria Rutschke. Fotos (von
      links): Dejana Gfeller, Model: Jo DyKing, 2020 © Jovana Hitz / Jo DyKing | Brandy Butler,
        Instagram-Post, 15.07.2020 © Brandy Butler | Hengameh Yaghoobifarah (@habibitus),
           Selfie im Restaurantflur, Instagram-Post, 11.01.2019 © Hengameh Yaghoobifarah

Definition Memes:
«Als Memes werden (meist humorvolle) Bilder und Videos bezeichnet, die von
Internetnutzer_innen via Soziale Netzwerke (engl. Social Media) geteilt und weltweit, in
manchmal auch leicht bearbeiteter Form, verbreitet werden. Die Bilder und Videos
werden u. a. online durch einen Meme Generator bearbeitet, in dem man kurze Texte
ergänzen kann, die über oder auf das Bild platziert werden. Sie kommentieren in den
meisten Fällen auf humorvolle, ironische oder bissige Weise soziale, politische und
kulturelle Themen oder aktuelle Ereignisse. Die bekanntesten Memes nennen sich ‹Image
Macros› und können leicht erkannt werden: Vorgefundene Bilder aus dem Internet, die in
den meisten Fällen eine rechteckige Form haben, werden mit einem Text überlagert, der
üblicherweise in der Schriftart ‹Impact› geschrieben ist. Als gängigste Motive dienen
Fotografien oder auch Karikaturen und Comiczeichnungen berühmter Persönlichkeiten,
Tiere und Kinder. […] Doch der Begriff Meme wurde ursprünglich in einem anderen
Zusammenhang verwendet: Abgeleitet vom Griechischen mimēma, das ‹imitieren› oder
‹nachahmen› bedeutet, wurde Meme das erste Mal 1976 im Buch The Selfish Gene vom
Evolutionsbiologen Richard Dawkins (*1941) als Begriff verwendet. Gemäss Dawkins
bezieht sich ‹Meme› auf alle Handlungen des Menschen, die nicht genetisch bestimmt

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sind, und von Person zu Person in Form von Nachahmung übertragen werden. Dieses
nachahmende Verhalten kann in Bräuchen, Handbewegungen, aber auch im Stil von
literarischen oder künstlerischen Werken stattfinden. Im Zuge der Digitalisierung wurde
Dawkins’ Meme-Definition schliesslich für das virale Internetphänomen der zuvor
beschriebenen Bild-Text-Kreationen übernommen. Viele Unternehmen, wie
beispielsweise die Fast-Food-Kette McDonald’s, haben das Meme für sich entdeckt und
setzen es in der Werbung ein, um junge Kund_innen anzusprechen. Doch auch in der
Kunst haben sich die Memes durchgesetzt. Die Künstlerin Anna Ehrenstein (*1993) nutzt
die Smartphone-Apps und die Ästhetik von Memes und stellt hierbei die Frage, wie eben
diese kulturellen Phänomene uns und unser ‹wahres Selbst› beeinflussen.» (Aus: Meme,
Photographic Flux, Fotomuseum Winterthur)

        Meme-Beispiele: Success Kid (links), Buff Doge vs. Cheems (rechts), 2021, Vorlage:
                            https://imgflip.com/memegenerator

Mögliche Methoden
— Im Dialog wird mittels der gegebenen Informationen der Übergang von dem bisher
  diskutierten und der historischen Fotografie zur heutigen Situation hergestellt.
— Die Schüler_innen werden kurz nach ihrem Verständnis von Memes befragt und
  können aufgefordert werden, ein Beispiel zu zeigen.
— Sie erhalten nun den Auftrag, in Gruppen jeweils ein Meme zu gestalten, indem sie
  einen Aspekt aus den zwei Lektionen aufgreifen, Bildmaterial recherchieren und sich
  für eine Charakteristikum entscheiden.
— Alternativ können folgende Vorlagen vorgegeben werden:
     — Two Buttons
     — Running Away Balloon
     — Buff Doge vs. Cheems

> Link zur Definition: https://www.photographic-flux.ch/meme
> Link zum Meme-Generator: https://www.iloveimg.com/de/meme-generator

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PLANUNGSRASTER
Umfang: 1 Doppellektion
Stufe: Sek I und II

Doppellektion 02
Sichtverhältnisse
Zeit     Unterrichts-   Inhalt                    Aufgabenstellung                             Sozial-      Material /
         phase                                                                                 form         Medien
5 min    Einstieg       Anknüpfen an             Einstiegsfrage:                               Plenum
                        Inhalte der letzten      — Was fällt euch bezogen auf den Titel
                        Doppellektion               «Sichtverhältnisse» aus der letzten Dop-
                                                    pellektion ein?
10 min   Erarbeitung    Sensibilisierung für     Arbeitsblatt II: Dem Blick auf der Spur       Einzel-/     — Arbeitsblatt II
                        die Technologie des      — Bearbeitung der Aufträge                    Part-        — Beamer/Bild-
                        Eye-/Gaze-Tracking       — Lehrperson vermittelt zusätzliche Hinter-   ner_in-        schirm
                                                    grundinfos                                 nenarbeit,   — Schreibzeug
                                                                                               Plenum       — Hintergrund-
                                                                                                              infos (Dossier
                                                                                                              Lehrperson)

                                                                                                        Ggf.:
                                                                                                        — Karteikarten
10–15    Vertiefung     Gesellschaftliche    Arbeitsblatt II: Blick in Bewegung                Einzel-, — Arbeitsblatt II
min                     Verortung des Blicks — Der Videoausschnitt wird betrachtet und         Partner_ — Beamer/Bild-
                                                gemeinsam reflektiert                          innen-/     schirm
                                             — Bearbeitung der Aufträge                        Gruppen- — Schreibzeug
                                             — Lehrperson vermittelt zusätzliche Hinter-       arbeit,  — Hintergrund-
                                                grundinfos                                     Plenum      infos (Dossier
                                                                                                           Lehrperson)

20 min Vertiefung       Bildbetrachtung,      Arbeitsblatt II: Gesehen werden und sehen        Einzel-/ — Arbeitsblatt II
                        Austausch und Refle-                                                   Partner_ — ggf. Beamer/
                        xion über Fotografie,                                                  innen-/    Bildschirm
                        Selbstdarstellung,                                                     Gruppen-   (Selbstporträt
                        Blick, Normen und                                                      arbeit/    Cahun)
                        Gender                                                                 Plenum   — Schreibzeug
                                                                                                        — Hintergrund-
                                                                                                          infos (Dossier
                                                                                                          Lehrperson)
35–40    Praktische     Einsatzmöglichkei-       Arbeitsblatt II: Zeit für Memes!              Plenum,  — Arbeitsblatt II
min      Übung          ten Memes / prak-                                                      Gruppen- — Tablet oder
                        tische Erprobung                                                       arbeit     Laptop
                        und Reflexion des                                                               — Hintergrund-
                        Themenfeldes                                                                      infos (Dossier
                                                                                                          Lehrperson)
5 min    Abschluss      Reflexion                Schlussrunde                                  Plenum   — Beamer/Bild-
                                                 — Präsentation der Memes und gemeinsa-                   schirm
                                                    mes Fazit

                                              from print to pixel   Selbstdarstellung                       28 /39
WEITERFÜHRENDE LINKS
UND LITERATUR
Die «Klischeekeule»
Bodyshaming – Beispiele:
> https://www.youtube.com/watch?v=vKXna7kJXV8

Normen, Stereotype, digitale Selbstdarstellung und Empowerment:
> https://www.fromprinttopixel.ch/de/die-macht-der-bilder/bye-bye-normen-hello-empowerment

Geschlechterrollen, Klischees & Mode:
> Lydia Meyer, Sex und so. Ein Aufklärungsbuch für alle (Berlin: Ullstein, 2020), 109–136.

Selbstinszenierung und Medien:
> Lena Schurzmann-Leder, Körper, Leistung, Selbstdarstellung. Medienaneignung jugendlicher
   Zuschauerinnen von Germany‘s Next Topmodel (Bielefeld: transcript, 2021).

Medien und Stereotype (Hinweis: Sprachlich nicht aktuell21):
> https://www.bpb.de/apuz/221579/medien-und-stereotype

Rollenbilder, Stereotype & Alltagsrassismus:
> https://www.instagram.com/tv/CLZgFV3q2H3/?utm_source=ig_web_copy_link

Psychologie, Heuristik & Schönheitsideale (Hinweis: Vorurteil ≠ rassistisches Wissen22):
> https://www.instagram.com/tv/CNUBabfra8j/?igshid=1gp0w693akwr2

Internalisierung:
> https://100mensch.de/lexikon/internalisierung/

Mehr als ein Schnappschuss!
Selfie & das vernetzte Bild:
> https://www.photographic-flux.ch/selfie

Standardisierte Schönheitsideale & Beautyfilter:
> https://www.fromprinttopixel.ch/de/meine-bilder-im-netz/beautyfilter

Ist das nicht Jacke wie Hose?
Geschlechterstereotype & Geschichte der Mode:
Gabriele Mentges, «Mode: Modellierung und Medialisierung der Geschlechterkörper in der Kleidung», in
Ruth Becker und Beate Kortendiek (Hg.), Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung (Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften, 2010), 780–786.

Cross-Dressing:
> https://www.instagram.com/p/CMSMqrehDH8/?utm_source=ig_web_copy_link

Mode für Menschen mit Behinderung:
> https://www.fluter.de/modelabels-fuer-menschen-mit-behinderung

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Sie können auch lesen