Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien

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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
Nachhaltige Entwicklung im Jura
            Schritte in die Zukunft

J u r a s s i e n   •   J u r a   •                         e n
                                      A r c   J u r a s s i

                                                           Seite 1
Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
„Tradition entdecken – Natur erleben – Zukunft gestalten“
   im Jurabogen: ein Resümee

   Der    Bogen des Jura, der Höhenzug           Trotz verschiedener Versuche, das Zu-
   zwischen Frankreich und der Schweiz,          sammengehörigkeitsgefühl der Bewoh-
   der sich zwischen dem Rhein im Norden         nerInnen des gesamten Jurabogens zu
   und der Rhone und den Alpen im Süden          fördern, sind die „Grenzen im Kopf“ sowie
   erstreckt, wurde von den Naturfreunden        jene der politischen Verwaltung stets
   zur Landschaft des Jahres 2005/2006           präsent.
   gewählt.
                                                 Die Herausforderungen der Region liegen
   Die Landschaft des Jahres möchte die          in der Abhängigkeit von einigen wenigen
   jeweilige Region auf europäischer Ebene       Wirtschaftszweigen wie der Uhrenindus-
   bekannt machen sowie ihre Nachhaltige         trie, der Stagnation des Bevölkerungs-
   Entwicklung fördern und unterstützen.         wachstums bzw. den Abwanderungsten-
   Durch die Landschaft des Jahres sol-          denzen, dem fehlenden Interesse von
   len die aktive Auseinandersetzung mit         Investoren und der Exportorientiertheit
   der Region ermöglicht, gemeinsam mit          der Wirtschaft.
   der Bevölkerung grenzüberschreitende
   Zukunftsinitiativen für eine Nachhaltige      Mit dem Projekt und dem Prädikat Land-
   Entwicklung erarbeitet und Projekte in-       schaft des Jahres wollten die Naturfreun-
   itiiert werden, die auch nach der Aktion      de der Bevölkerung im Jurabogen ihre
   Landschaft des Jahres weiter wirken.          Hilfe anbieten, um gemeinsam an die
                                                 Herausforderungen heranzugehen und
   Im Jura zog sich das Motto „Tradition         sanfte sowie nachhaltige Strategien für
   entdecken – Natur erleben – Zukunft           die Zukunft zu entwickeln.
   gestalten“ durch die unterschiedlichsten
   Aktivitäten und Diskussionen mit Interes-     Konnten die hohen Zielsetzungen der
   sensvertreterInnen und der Bevölkerung        Landschaft des Jahres im Jura umgesetzt
   der Region.                                   werden?

   „Zukunft gestalten“ stellte und stellt eine   Der Jura bot neue Situationen, denen die
   Herausforderung in einem Gebiet dar,          Naturfreunde in anderen Landschaften des
   das trotz seiner zentralen Lage in Eur-       Jahres noch nicht begegnet sind. Erstmals
   opa, an der Schnittstelle zwischen dem        war die Grenze keine Sprachbarriere, den-
   romanischen und dem germanischen              noch fanden wir mehr Trennendes als Ver-
   Kulturraum sowie an einer Konfessions-        bindendes, vielleicht auch bedingt durch
   grenze, sowohl in der Schweiz als auch        die EU-Außengrenze – mitten in ihrem
   in Frankreich eine Randstellung einnimmt      Inneren. Ein gemeinsames jurassisches
   und in Europa wenig bekannt ist.              Bewusstsein ist noch selten sichtbar.

  J u r a       •    A r c       J u r a s                                           A r c
                                           s i e n            •    J u r a       •

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Mit      einigen                                                      schlagen wird.
 Aktivitäten
 konnten       die                                                     Aber        auch
 Naturfreunde                                                          die Naturfreunde
 Impulse setzen,                                                       haben in diesen
 etwa mit dem                                                          Jahren in der
 Workcamp zur                                                          Region des Jura
 Revitalisierung                                                       viel gelernt, wie
 von     Trocken-                                                      in jeder Land-
 steinmauern,                                                          schaft des Jah-
 das einen deut-                                                       res. Ob es sich
 lichen    Impuls                                                      um unterschied-
 zur kulturellen                                                       liche Interessen
 Bewusstseins-                                                         dies- und jen-
 bildung gesetzt                                                       seits der Gren-
 hat. Die Be-                                                          ze handelt, die
 schäftigung mit                                                       Schwierigkeiten
 altem Handwerk                                                        der Einbindung
 zeigte bei Pressetouren und touristischen   lokaler EntscheidungsträgerInnen oder
 Modellreisen viel Resonanz, daraus könn-    die unterschiedlichen Akzentsetzungen
 te sich ein Schwerpunkt der touristischen   bei nachhaltiger Entwicklung handelt: jede
 Entwicklung der Region bilden.              Landschaft ist neu und es gibt keine Pa-
                                             tentrezepte zur nachhaltigen Regionalent-
 In einigen Bereichen haben wir uns          wicklung. Auch in diesem Sinne handelt es
 deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeit        sich um ein lernendes Modell.
 und konkrete Ergebnisse erhofft. Etwa
 im Thema Verkehr, wo neue Strategien        In dieser Broschüre haben wir unsere
 für grenzüberschreitenden öffentlichen      Erfahrungen und Empfehlungen für eine
 Verkehr wie für sanfte Mobilität im tou-    Nachhaltige Entwicklung des Jura aufbe-
 ristischen Verkehr dringend anstehen.       reitet. Lassen Sie sich hiermit aber auch
 Oder auch beim Thema Energie, wo die        schon in die nächste Landschaft des Jah-
 vorhandenen Ansätze mit Solar, Wind         res – das Donaudelta in Rumänien und
 und Biomasse Potentiale zeigen und zu       der Ukraine – einladen und lernen Sie
 einem grenzüberschreitenden Energie-        dort eine weitere spannende, grenzüber-
 konzept verdichtet gehörten.                schreitende europäische Region kennen.

 Wir glauben, dass einige Entscheidungs-
 trägerInnen im Jura und viele Teilnehme-
 rInnen an den Naturfreunde-Aktivitäten
 etwas gelernt haben, das sich in einer                         Christian Baumgartner
 positiven Entwicklung der Region nieder-                        NFI Generalsekretär

J u r a s s i e n          •    J u r a       •                              e n
                                                   A r c       J u r a s s i

                                                                                    Seite 3
Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
Tourismus im Jura - Herausforderungen für integrative Nach-
   haltige Regionalentwicklung

   Der Tourismus im Jura stellt aktuell zwar     Wirtschaft. (Die ökonomische Dimen-
   einen relativ wichtigen Einkommens-           sion)
   zweig dar, schöpft aber derzeit weder sei-   Zukunftsfähiger     Tourismus       nimmt
   ne gesamten wirtschaftlichen Potentiale      Rücksicht auf die Erhaltung der öko-
   aus, noch hat er alle Möglichkeiten zur      nomischen Grundlagen. Wirtschaftlich
   Optimierung seiner Nachhaltigkeitsper-       vorausschauende       Tourismusplanung
   formance umgesetzt.                          zielt unter Einbeziehung aller relevanten
                                                regional vorhandenen Wirtschaftssek-
   Nachhaltiger Tourismus trachtet grund-       toren auf Regionalkreisläufe ab und
   sätzlich danach, die Bereiche Ökologie,      vermeidet bzw. verringert touristische
   Ökonomie, Soziales und Kulturelles im        Monokulturen.
   Tourismus miteinander zu verbinden und
   die folgenden Zielsetzungen, angepasst         • Das Image von Urlaubsregionen
   an die jeweiligen örtlichen Gegebenhei-        wird geprägt von selbstbestimmter
   ten, umzusetzen:                               kultureller Dynamik und sozialer Zu-
                                                  friedenheit der Bevölkerung sowie
    • Der Natur- und Landschaftsraum              der im Tourismus Arbeitenden. (Die
    sowie der betriebliche Umweltschutz           soziokulturelle Dimension)
    sind Voraussetzungen für den Touris-        Tourismus lebt vom Erleben und der
    mus der Zukunft. (Die ökologische           Vermittlung „echter Kultur“. Daher sollte
    Dimension)                                  er rücksichtsvoll in die lokale und regi-
   Natur- und Umweltschutzmaßnahmen             onale Kultur (re)integriert werden, und
   sind imagebildende und zukunftswei-          nicht – anders herum – die Kultur an den
   sende Ansätze, die auch betriebswirt-        touristischen Bedürfnissen ausgerichtet.
   schaftliche Ersparnisse bringen können.      Die Qualität des Tourismus wird durch die
   Legistische und freiwillige Anreize und      Qualität der Dienstleistungen bestimmt.
   Lenkungsmaßnahmen unter-                                        Deshalb haben die
   stützen regionale                                                    Hebung             des
   Zielsetzungen.                                                        Ausbildungs-
                                                                         standes und die
    • Der Touris-                                                        Ve r b e s s e r u n g
    mus ist inte-                                                        der        sozialen
    grierter   Teil                                                      Absicherung der
    einer    nach-                                                       Beschäftigten
    haltigen, regi-                                                      im Gastgewerbe
    onsspezifisch                                                        größte Bedeu-
    vernetzten                                                           tung.

  J u r a       •     A r c     J u r a s                                                 A r c
                                          s i e n              •    J u r a         •

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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
• Intensiv genutzte touristische Ziel-       rechtigt in alle Entscheidungsprozes-
  gebiete müssen betriebliche und              se mit eingebunden. (Die institutio-
  kommunale          Umweltmanagement-         nelle Dimension)
  Systeme sowie Nachhaltigkeitsstra-         Die Planung und Umsetzung von tou-
  tegien entwickeln und anwenden.            rismusrelevanten      Maßnahmen      wird
  Eine solche ist z.B. ein Lokaler Agen-     gemeinsam mit allen Akteuren der
  da 21-Prozess.                             Tourismus- und Freizeitpolitik – Touris-
 Eine Tourismuspolitik der Zukunft muss      musverantwortliche, Reisebüros, Ver-
 sich den ökologischen und sozialen Pro-     bände, Betroffene und Konsumenten –
 blemen des Massentourismus stellen.         unternommen. Über die partnerschaftli-
 Gebiete sind nicht aufzugeben, sondern      che Entwicklung von Projekten entsteht
 mit Maßnahmen des Gesetzgebers so-          Identifikation und unternehmerische In-
 wie mit freiwilligen Steuerungs- und Ord-   novation, die zu Kooperationen zwischen
 nungsinstrumenten auf Nachhaltigkeit hin    den Wirtschaftsbereichen führt. Die in-
 zu orientieren.                             teressierte Bevölkerung hat Zugang zu
                                             sämtlichen Informationen und wird aktiv
  • Der Mensch steht als Gestalter der       und gleichberechtigt in Entscheidungs-
  Tourismuspolitik im Mittelpunkt - die      prozesse eingebunden. Sachdienliches
  gesamte Bevölkerung hat Zugang zu          „externes“ Know-how unterstützt die regi-
  allen Informationen und ist gleichbe-      onal getroffenen Entscheidungen.

J u r a s s i e n          •    J u r a       •                             e n
                                                   A r c      J u r a s s i

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20 Punkte für einen Nachhaltigen            Natur-        und         Kulturpotentiale
   Tourismus im Jura                           nutzen – Einbindung von Landwirt-
                                               schaft, Handwerk und Kultur
   Die Aktivitäten, Erfahrungen und Erkennt-     5. Die touristische Nutzung orientiert
   nisse der Naturfreunde im Rahmen der        sich an der Sensibilität und den Be-
   Landschaft des Jahres Jura lassen in        lastungsgrenzen der Naturräume. Die
   sich in folgenden 20 Punkten für eine       existierenden und geplanten Natur-
   Nachhaltige Tourismusentwicklung im         parks entwickeln sich – neben ihren
   Jura zusammenfassen:                        Naturschutzaufgaben zu Zentren einer
                                               ganzheitlichen Umweltbildung. Die Bil-
   Neue grenzüberschreitende touristi-         dungsangebote sind Bestandteile grenzü-
   sche Angebote                               berschreitender Jura-Kennenlern-Pakete.
     1. Der Reiz des Jura liegt auch in der      6. Die biologische Landwirtschaft
   Vielfalt über die Grenze. Um diese Viel-    wird stimuliert, um vor allem regionalty-
   falt wirklich zu nützen und zu bewerben,    pische Produkte (Käse, Speck, Schnaps
   braucht man ein echtes grenzüberschrei-     etc.) zu schaffen und über den Tourismus
   tendes Informationsservice (Karten, Füh-    zu vermarkten. Dabei soll auch die Ver-
   rer, Fahrzeiten, Öffnungszeiten, Sehens-    arbeitung dieser Produkte in der Region
   würdigkeiten im Internet, Vernetzung von    gefördert werden.
   bestehenden Tourismus-Internetplattfor-       7. Die Förderung der Erhaltung be-
   men).                                       drohter heimischer Tierrassen dient
     2. Echte grenzüberschreitende Angebo-     nicht nur der Erhaltung der Genreserven
   te nach dem Muster der Tour d’horizon       einheimischer Rassen sondern ist auch
   der Naturfreunde erhöhen die Attraktivi-    ein wichtiger Beitrag zur Förderung der
   tät für den Besucher und verstärken die     regionalen Wertschöpfung.
   grenzüberschreitende Zusammenarbeit.          8. Die Speisenkarten der Gastronomie
     3. Winterangebote abseits des Schifah-    sollen verstärkt das Landschaftskulinari-
   rens werden ebenso verstärkt ausgebaut      um des Jura widerspiegeln. Regionales
   (z.B. Eisskating, Winterwanderungen,        und landschaftsbezogenes Essen fördert
   Schneeschuhwandern, etc.) wie                        und garantiert eine reichhaltige
   Spezialangebote       für                                Kulturlandschaft – und hilft
   Frühling        und                                            Klimabelastung durch
   Herbst.                                                        weite     Transportstre-
     4.    Gemein-                                                 cken zu vermindern.
   same Feste                                                         9. Die alte Archi-
   verstärken                                                        tektur und Bauweise
   den Kontakt                                                       wird stärker gefördert,
   und die Zu-                                                       um so dem traditio-
   sammenarbeit                                                      nellen Baustoff der
   zwischen       den                                            Region wieder zu mehr
   Gemeinden.                                                 Geltung zu verschaffen.

  J u r a      •    A r c      J u r a s                                               A r c
                                         s i e n             •    J u r a         •

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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
10. Altes Handwerk wie Glockengie-        Ort in alle touristischen Anfragen mit ein.
 ßer, Uhr- und Brillenmacher oder Rinden-     16. Ein Juraticket ermöglicht - nicht
 schneider wird stärker in den Tourismus     nur für TouristInnen - die Benutzung aller
 eingebunden. Möglich sind u.a. Betriebs-    Verkehrsmittel und den Zugang zu vielen
 führungen, Workshops und Kurse für die      Attraktionen.
 TouristInnen, wie Verkauf der Handwerks-
 produkte als regionaltypische Souvenirs.    Strategische Entwicklung
   11. Durch die touristische In-Wert-Set-     17. Touristische Entscheidungen von
 zung traditioneller Landschaftsele-         weit reichender Bedeutung werden unter
 mente wie der Trockensteinmauern, wird      Beziehung und Beratung eines überre-
 die Sensibilität der Bevölkerung für das    gionalen, grenzüberschreitenden Tou-
 eigene kulturelle Erbe gestärkt.            rismusausschusses getroffen.
                                               18. Gemeinsam mit allen Akteuren und
 Aus- und Weiterbildung                      unter partizipativer Einbindung aller Inter-
  12.    (Weiter)Bildungsangebote und        essierter sollte eine grenzüberschreiten-
 -einrichtungen für die lokale Bevöl-        de, regionale Nachhaltigkeitsstrategie
 kerung werden ausgebaut. Dabei wird         erarbeitet werden. Integraler Bestandteil
 besonders auf ganzheitliche, sektorenü-     dieser Nachhaltigkeitsstrategie ist eine
 bergreifende Bildungsmaßnahmen Wert         Strategie für Nachhaltigen Tourismus.
 gelegt.                                       19. Diese umsetzungsorientierte regi-
                                             onale Nachhaltigkeitsstrategie sollte in
 Weiterentwicklung der öffentlichen          Form einer Jurakonvention ein politi-
 Verkehrsstruktur                            sches Bekenntnis enthalten und von den
  13. Die guten Voraussetzungen durch        beiden Staaten in Zusammenarbeit mit
 vorhandenen Bahn- und Busstrecken wer-      den lokalen Verwaltungen, den Interes-
 den durch Intervallverdichtung und bes-     senverbänden und Nichtregierungsorga-
 sere Organisation des grenzüberschrei-      nisationen erarbeitet und verabschiedet
 tenden öffentlichen Verkehrs genutzt.       werden.
  14. Die Anbindung des Busnetzes              20. Koordinierende Struktur für die bei-
 an die bestehenden Bahnlinien wird          den letzten Punkte könnte die grenzüber-
 optimiert, die Fahrzeiten mit diesen ab-    schreitend arbeitende Conférence trans-
 gestimmt. Radfahrinfrastruktur von          jurassienne sein. Die CTJ sollte auch
 Verleih, über Radwege und -routen bis       eineN NachhaltigkeitsbeauftragteN für
 hin zu radfahrfreundlichen Unterkünften     die Region bestellen.
 werden verstärkt promotet. Dazu wird
 der Transport von Rädern bei öffentlichen   Die Naturfreunde sind, auch nach Been-
 Verkehrsmitteln verbessert.                 digung der Landschaft des Jahres, wei-
  15. Der Jura vermarktet sich bewusst       terhin gerne Impulsgeber und Partner, um
 als verkehrsberuhigte Tourismusregi-        diese Punkte zur Nachhaltigen Entwick-
 on und bezieht Informationen über sanfte    lung im Interesse und im Dialog mit der
 Mobilität zur An- und Abreise so wie vor    Bevölkerung des Juras umzusetzen.

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                                                   A r c       J u r a s s i

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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
Nachhaltiger Tourismus im Jura
   Die internationale Reise „Tour d’horizon“ als Modell für grenzü-
   berschreitendes sanftes Reisen in der Landschaft des Jahres

   Die       Naturfreunde     Internationa-    Hintergrund
   le (NFI) und die französischen                • Der Jura, eine Landschaft für alle
   und        Schweizer      Naturfreunde        Jahreszeiten
   wollten das Potenzial des Jura –            Der Jura bietet vom Frühjahr bis zum
   seine weitgehend intakte Natur- und Kul-    Herbst vielfältige Möglichkeiten für sport-
   turlandschaft, seine Wälder, Seen und       liche und weniger sportliche AusflüglerIn-
   kulturellen Sehenswürdigkeiten – so-        nen und UrlauberInnen. Aber auch in den
   wohl ihren Mitgliedern als auch einem       Wintermonaten gibt es viel zu entdecken:
   breiteren Publikum in ganz Europa als       Schneeschuhwanderwege, Ausfahrten
   ideales Gebiet für sanften, naturnahen      mit Hunde- oder Pferdeschlitten, gele-
   Tourismus nahe bringen.                     gentlich Aufstiegshilfen für alpinen Schi-
                                               lauf – und vor allem ideale Voraussetzun-
   Unter dem Motto der Landschaft des          gen für Touren auf Langlaufschiern.
   Jahres befasste sich die Naturfreunde In-
   ternationale Schwerpunktmäßig auch mit      Die wichtigsten und interessantesten
   der Möglichkeit, mit der internationalen    Wander-, Rad- und Schilanglaufstrecken,
   Reise „Tour d’horizon“ ein grenzüber-       die durch den Jura führen sind: die sich
   schreitendes Angebot zu entwickeln,         über 640 km erstreckenden Jura-Höhen-
   zu erproben und modellhaft darzustel-       wege, die der Schweizerische Juraverein
   len.                                        betreut; die Jura-Route von Veloland

  J u r a      •    A r c      J u r a s                                             A r c
                                         s i e n            •    J u r a        •

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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
Schweiz, eine von neun von der Stiftung
 Veloland Schweiz geschaffenen Radrou-
 ten durch die Schweiz; die vorwiegend
 auf der französischen Seite des Jura
 verlaufenden „großen Juraquerungen“
 (Grandes Traversées du Jura) für Wan-
 derer, Mountainbiker und Schilangläufer,
 die Erlebniswege der Conférence Trans-
 jurassienne. Dazu kommt eine Vielzahl
 markierter, oft thematischer Wanderwege,
 Radrouten und Schilanglaufstrecken.
 Flüsse und Seen des Juragebietes eig-         Dazu kommt, dass die BewohnerInnen
 nen sich für Kanu- und Kajakfahrten aller     des Jura stolz auf ihre vielfältigen Traditi-
 Schwierigkeitsgrade.                          onen und ihr altes Handwerk sind und die-
                                               se weiterführen wollen. Regionstypische
 Eine besondere Rolle im sanften, na-          Produkte spielen in der Gastronomie und
 turnahen Tourismus spielen die Na-            in den Familien eine große Rolle. Fast
 turschutzgebiete der Region mit ihren         jedes Dorf verfügt noch über bodenstän-
 Informationszentren und die Naturparks        dige Gasthäuser und eigene Käsereien,
 auf französischer und Schweizer Seite,        in denen Spezialitäten wie die berühmten
 die Führungen, Exkursionen und Sensi-         Comté- und Mont d’Or-Käse hergestellt
 bilisierungsaktivitäten anbieten (z.B. Parc   werden. Viele größere und auch kleine,
 jurassien vaudois, Parc naturel régional      liebevoll gepflegte Museen geben Ein-
 du Haut-Jura, Parc régional Chasseral         blick in die regionale Geschichte, Kultur
 etc.).                                        und Wirtschaft – z.B. das Holzhandwerk,
                                               die Brillen- und Pfeifenherstellung und
   • Kultur und traditionelles Handwerk        nicht zuletzt die Uhrmacherei.
   im Jura
 Der Jura ist aber nicht einzig und allein     Im französischen und Schweizer Jura
 wegen seiner Landschaft und wegen der         gibt es noch zahlreiche Spezialisten, die
 Möglichkeiten des Naturerlebens eine für      zeigen, dass in vielen Jahrhunderten
 nachhaltigen Tourismus hervorragend ge-       entstandenes Handwerk und regionale
 eignete Region. Mehrere kleine und mitt-      Produktion hoch gehalten werden. Viele
 lere Städte in dieser Landschaft des Jah-     von ihnen öffnen gerne ihre Werkstätten
 res verfügen über ein bemerkenswertes         für Besucher.
 Kulturerbe (städtische und ländliche Ar-
 chitektur, bildende Kunst etc.). Besançon     Die Tourismusverantwortlichen der Re-
 in Frankreich und La Chaux-de-Fonds in        gion sind sich bewusst, dass es darum
 der Schweiz zum Beispiel präsentieren         geht, dieses Wissen und diese Fertigkei-
 sich zudem als umweltbewusste, „grüne“,       ten auch zu vermitteln und zu inszenieren
 „naturfreundliche“ Städte.                    und damit das Interesse der BesucherIn-

J u r a s s i e n            •    J u r a       •                               e n
                                                     A r c        J u r a s s i

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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
nen zu wecken. So verschafft man den        hat zum Beispiel der Parc régional Chas-
   Meistern Perspektiven und den Gästen        seral Wanderrouten ausgearbeitet (und
   interessante Einblicke in faszinierendes    veröffentlicht), deren Start- und Endpunkte
   altes Handwerk                              mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu errei-
                                               chen sind.
     • Schwachpunkt öffentlicher Verkehr
   Sanfter Tourismus sollte mit sanfter        Tour d’horizon - Die besondere Rei-
   Mobilität einhergehen. Wenn auch auf        se in die Landschaft des Jahres
   Schweizer Seite für Jura-EntdeckerInnen
   und die einheimische Bevölkerung für        Die Naturfreunde wollen über das Projekt
   bestimmte Strecken ein gut ausgebautes      „Landschaft des Jahres” die aktive Ausei-
   öffentliches Verkehrsnetz zur Verfügung     nandersetzung mit der jeweiligen Region
   steht, sind oft gerade die landschaftlich   ermöglichen, gemeinsam mit der Bevöl-
   schönsten Gebiete nur sehr beschwer-        kerung Zukunftsinitiativen erarbeiten und
   lich zu erreichen. Wer zum Beispiel vom     damit zu einer positiven und nachhaltigen
   Genfer Seengebiet kommend zu einer          Entwicklung beitragen. Auch den Gäs-
   bestimmten Zeit in Le Brassus (ebenfalls    ten der Region sollen diese Anliegen
   in der Schweiz) zum Start einer geführ-     über sanft-touristische Angebote nahe
   ten Wanderung eintreffen soll, braucht      gebracht werden. Nachhaltiges Reisen
   (am Vortag) per Bahn mit zweimaligem        und die Entwicklung von Angeboten auf
   Umsteigen und schlechten Anschlüssen        diesem Gebiet gehören daher zu den
   einen ganzen Tag. Mit dem Auto ist die      Zielsetzungen des Projektes „Landschaft
   Strecke in 30 Minuten zu bewältigen.        des Jahres“.
   Noch schwieriger wird es bei grenzü-
   berschreitenden Strecken zwischen der       Das Modell „Tour d’horizon“: Wan-
   Schweiz und Frankreich. Diese Situation     dern, Natur, Information, Kultur und
   ist nicht dazu angetan, TouristInnen zu     Begegnungen in der „Landschaft des
   umweltfreundlichem Verzicht auf ihren       Jahres“
   PKW zu motivieren.                          Das Konzept dieser international bei den
                                               Mitgliedsverbänden der NFI ausgeschrie-
   In Teilbereichen wird im Tourismus dar-     benen Reise geht auf die Landschaft
      an gearbeitet, die Fortbewegung mit      des Jahres „Alpen“ (1995/96) zurück,
            öffentlichen Verkehrsmitteln zu    aus deren Anlass zum ersten Mal eine
                            erleichtern. So    Tour durch eine Landschaft des Jahres
                                               durchgeführt wurde, die den Teilnehme-
                                               rinnen und Teilnehmern eine Mischung
                                               aus Natur- und Wandererlebnissen, In-
                                               formation, Kultur und Begegnungen mit
                                               BewohnerInnen der Region vermitteln
                                               sollte. Seither fanden in verschiedenen
                                               Landschaften des Jahres Reisen unter

 J u r a       •    A r c      J u r a s                                             A r c
                                         s i e n            •    J u r a        •

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dem Titel „Tour d’horizon“ statt, zuletzt die   fachkundige BegleiterInnen bei den
 „Tour d’horizon Jura“ im Juni/Juli 2006.        Exkursionen (Naturfreunde und/oder
                                                 andere), geschult in kulturellen, sozialen
 Bei der Tour d‘horizon werden an 10             und ökologischen Fragen der Region;
 Tagen von 2-3 Standorten in den an              Zusammenarbeit mit den örtlichen Na-
 der Landschaft des Jahres beteiligten           turfreunden und ihren Partnern; Bereit-
 Ländern Wanderungen und Exkursionen             stellung von Informationsmaterial zu
 durchgeführt. Die Tour d’horizon ist also       den Themen der Reise (NFI-Broschüre
 immer grenzüberschreitend. Im Vorder-           zur Landschaft des Jahres, Karten-,
 grund steht nicht die sportliche Leistung,      Literaturempfehlungen, „Leseheft“ mit
 sondern das einfühlsame Kennenlernen            Beiträgen zu den einzelnen Tagen);
 des Natur- und Lebensraumes der Regi-           Bereitstellung von Hintergrundinfor-
 on. Die Tour d’horizon ist eine „Wander-        mation zum Thema „naturfreundlich
 Studien-Erlebnis-Reise“. Sie wird nach          reisen“ (NFI-Broschüre: Naturfreun-
 den Naturfreunde-Qualitätskriterien für         de-Qualitätskriterien für ökologisches
 ökologisches Reisen organisiert.                Reisen; NFI-Folder: Clever reisen –
                                                 ökologisch und erlebnisreich zugleich!)
 Inhalte:
 Exkursionen zu landschaftlichen, ökologi-       Grenzüberschreitende Musterreise
 schen und kulturellen Besonderheiten der        „Tour d’horizon Jura“
 Region; Führungen, die die Möglichkeiten        (Juni/Juli 2006)
 der Region im sanften Tourismus veran-
 schaulichen; Kennenlernen traditioneller        Tradition entdecken – Natur erleben –
 und moderner Wirtschaftszweige; Begeg-          Zukunft gestalten lautete die Devise,
 nung mit VertreterInnen von Umwelt- und         unter der alle Aktivitäten der Landschaft
 Naturschutzverbänden; Kennenlernen re-          des Jahres 2005/2006 der NFI standen.
 gionaler Produkte und ihrer HerstellerIn-       Die Tour d’horizon sollte veranschauli-
 nen; Vorträge und Filme zu Themen der           chen, was dieses Motto bedeutet:
 Region; Kontakte mit den ortsansässigen
 Naturfreunden.                                  Wanderungen und eine Kanutour in der
                                                 weitgehend intakten Naturlandschaft
 Merkmale der Reise:                             ermöglichten das Naturerlebnis. Besu-
 Internationale Beteiligung, Anreise indi-       che bei HandwerkerInnen, die Altherge-
 viduell, nach Möglichkeit mit öffentlichen      brachtes weiter führen und damit auch
 Verkehrsmitteln; Fortbewegung vor Ort:          Zukunftsperspektiven für die Region
 zu Fuß, per Rad, Boot, Bus ...; Unter-          schaffen, standen ebenfalls auf dem Pro-
 kunft in landestypischen Betrieben bzw.         gramm, sowie Besuche von Einrichtun-
 Naturfreundehäusern, die nach Möglich-          gen, die Information über die regionalen
 keit ökologisch wirtschaften; regionsty-        Traditionen geben.
 pische Verpflegung; Gesamtreiseleitung
 durch NFI und tageweise einheimische            Durch ihr Interesse an Natur und Tradi-

J u r a s s i e n             •    J u r a        •                             e n
                                                       A r c      J u r a s s i

                                                                                     Seite 11
tionen der Region                                                 Nach der Definition
   tragen auch die Teil-                                             der Naturfreunde ist
   nehmerInnen      der                                              die „Tour d’horizon“
   Tour d’horizon dazu                                               in der Landschaft
   bei, deren Zukunft                                                des Jahres immer
   mitzugestalten.                                                   grenzüberschrei-
                                                                     tend angelegt. Im
   Auf dem Programm                                                  Falle des Jura be-
   standen         auch                                              deutete dies, dass
   Stadtbesichtigun-                                                 die Gruppe sich
   gen: die Region                                                   täglich mit einem
   ist reich an kleine-                                              gemieteten Bus fort-
   ren und mittleren                                                 bewegen musste,
   Städten, die durch                                                da sich die öffentli-
   ihre Lage inmitten                                                chen Verkehrsmit-
   von Natur, durch                                                  tel auf Grund der
   ihr kulturelles Erbe                                              unzureichenden
   und     interessante                                              Verbindungen be-
   Umweltinitiativen                                                 dauerlicher Weise
   Beispiele für die                                                 nicht als Zubringer
   hohe Lebensquali-                                                 zu den Tagespro-
   tät im Jura sind.                            grammen eigneten.

   Bei der Gestaltung der Tour d’horizon        Das nachstehende Programm soll
   wurde versucht, die Exkursionen mög-         veranschaulichen, wie nach Ansicht
   lichst gleichgewichtig auf die Teilgebiete   der Naturfreunde ein grenzüberschrei-
   der Landschaft des Jahres zu verteilen.      tendes Angebot für sanftes Reisen in
   Die TeilnehmerInnen „pendelten“ von drei     der grenzüberschreitenden Juraregion
   grenznahen Unterkünften immer wieder         aussehen kann.
   zwischen Frankreich und der Schweiz
   hin und her. Die Route wurde so gewählt,     PROGRAMM
   dass die beiden wichtigen Naturparks
   einbezogen werden konnten. In Frank-         TAG 1: individuelle Anreise nach Villers-
   reich wurden die Départements Doubs          le-Lac bei Morteau (F), Begrüßung und
   und Jura, in der Schweiz die Kantone         Abendessen, 5 Übernachtungen
   Jura, Neuenburg (Neuchâtel) und Waadt
   (Vaud) berührt. An den beiden Reisen im      TAG 2: NATUR UND HANDWERK IM
   Juni/Juli 2006 nahmen Naturfreundinnen       GRENZGEBIET AM DOUBS
   und Naturfreunde aus Deutschland, den        Lage: französisch-schweizerisches Grenz-
   Niederlanden, der Schweiz und Öster-         gebiet (Département Doubs / Kanton
   reich teil.                                  Neuenburg)

 J u r a        •    A r c      J u r a s                                            A r c
                                          s i e n            •    J u r a       •

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Thematik: Direkt am Fluss Doubs, der          Drittel der Stadt ist Grünraum. Die beleb-
 die Grenze zur Schweiz bildet, im Os-         te Innenstadt lädt zum Flanieren ein.
 ten des gleichnamigen französischen           Programm: Geschichte und Gegenwart
 Départements, erstreckt sich das Pays         erleben – Geführter Stadtrundgang;
 horloger, das „Uhrmacherland“. Es ist ein     Mittagspause im Restaurant einer Sozi-
 landschaftlich reizvolles Gebiet, mit einer   aleinrichtung; Besuch des Freiluftmuse-
 weitgehend intakten Landschaft, dem           ums „Musée des maisons comtoises“ in
 spektakulären Wasserfall „Saut du Dou-        Nancray, in dem die traditionelle ländliche
 bs“, Wiesen und Wäldern, gut markierten       Bauweise der Region dargestellt wird.
 Wanderwegen und Radrouten. Aber es ist        Begleitung: Naturfreunde
 auch eine hoch spezialisierte Industriere-
 gion, in der sich – wie der Name andeutet –   TAG 4: NATUR UND KULTUR IN DER
 vor allem die Tradition der Uhrmache-         REGION DER AJOIE
 rei am Leben erhalten hat. Neben der          Lage: Schweiz, Kanton Jura
 international erfolgreichen Markenpro-        Thematik: Die Ajoie (deutsch Elsgau)
 duktion konnten und können auch einige        liegt im Norden des Schweizer Kantons
 engagierte „Handwerker“ bestehen, die
 mit Liebe die Tradition ihres Gewerbes
 pflegen und auch Werkstattbesuche für
 TouristInnen und andere Interessierte
 anbieten.
 Programm: Werkstattbesuch: Restau-
 rierung und Herstellung von Comtoise-
 Uhren; Kanufahrt zum „Saut du Doubs“;
 Grenzüberschreitende Wanderung am
 Doubs von Frankreich in die Schweiz;
 am Abend: Diavortrag (Landschaften des
 Jura).
 Begleitung: Sportlehrer und Naturfreunde

 TAG 3: BESANÇON – EINE KULTUR-
 UND NATURBEWUSSTE STADT IN
 DER LANDSCHAFT DES JAHRES
 Lage: Frankreich, Département Doubs
 Thematik: Besançon ist die Hauptstadt
 der Region Franche-Comté, malerisch
 am Doubs gelegen und von sieben Hü-
 geln umgeben. In der imposanten Zitadel-
 le, die die Stadt überragt, befinden sich
 interessante Museen. Besançon verfügt
 über eine hohe Lebensqualität – fast ein

J u r a s s i e n            •    J u r a       •                              e n
                                                     A r c       J u r a s s i

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Jura. Der Hauptort der Ajoie und des         das Val de Travers wird von der Areuse
   Kantons ist Porrentruy (deutsch Prun-        durchflossen, die in St-Sulpice entspringt.
   trut), die zweitgrößte Stadt des Jura mit    Bekannt geworden ist die Talschaft unter
   historischen Bauwerken aus mehreren          anderem durch die Absinth-Produktion,
   Jahrhunderten.                               die von 1910 bis zur Aufhebung des
   Programm: Die Stadt Porrentruy und ihre      Verbotes im Jahre 2005 in der Illegalität
   Rolle in der wechselvollen Geschichte        erfolgte.
   des jetzigen Kantons Jura – Stadtbesich-     Programm: Wanderung auf dem Indus-
   tigung; Mittagspause in der Naturfreunde-    trielehrpfad „Ecomusée de l’Areuse“, St-
   hütte Les Chainions, Geselligkeit mit den    Sulpice; Mittagessen in der Naturfreun-
   ortsansässigen Naturfreunden; Wande-         dehütte Prise Milord, Geselligkeit mit den
   rung, Rückfahrt von der Schweiz durch        örtlichen Naturfreunden; Wanderung in
   das Dessoubre-Tal in Frankreich.             der Areuseschlucht.
   Begleitung: Historikerin und Naturfreunde    Transfer nach Grande Rivière (F), 1 Über-
                                                nachtung
   TAG 5: LA CHAUX-DE-FONDS – EINE              Begleitung: Historikerin und Naturfreunde
   STADT IM GRÜNEN MIT ARCHITEKTO-
   NISCHEN HIGHLIGHTS                           TAG 7: LANDWIRTSCHAFT UND BÄU-
   Lage: Schweiz, Kanton Neuenburg              ERLICHE WOHNFORMEN IM PARC
   Thematik: La Chaux-de-Fonds ist eine         NATUREL RÉGIONAL DU HAUT JURA
   Stadt mitten im Grünen, die über ein inte-   Lage: Département Jura, Frankreich
   ressantes Bauerbe verfügt. Le Corbusier      Thematik: Das Gebiet des Haut-Jura
   ist dort geboren, und zahlreiche Jugend-     zeichnet sich durch eine besonders reich-
   stilbauten prägen das Stadtbild. Die Uhr-    haltige Flora und Fauna und durch vielfäl-
   macherei ist hier ebenfalls markant ver-     tige Landschaftsformen aus – Wälder, tief
   treten, und auch andere handwerkliche        eingeschnittene Täler, Bergweiden, Seen
   Traditionen werden weiter gepflegt, z.B.     und Moore und die besondere ländliche
   in der Glockengießerei Blondeau.             Architektur geben der Region ihr Geprä-
   Programm: Werkstattbesuch Glockengie-        ge. Ziel der Einrichtung „Parc naturel
   ßerei, mit „Schaugießen“; geführte Stadt-    régional“ ist, diesen Reichtum
   rundfahrt durch La Chaux-de-Fonds;           und damit die Lebensqualität
   Wanderung.                                   der Bewohner durch sinn-
   Begleitung: Spezialistin für die regionale   volle Bewirtschaftung in
   Geschichte, Kultur und Natur                 Absprache mit den
                                                betroffenen Akteu-
   TAG 6: DAS VAL DE TRAVERS – EINE             ren, durch Maß-
   PERLE IN DER LANDSCHAFT DES                  nahmen der Um-
   JAHRES                                       welterziehung,
   Lage: Schweiz, Kanton Neuenburg              etc. zu bewahren
   Thematik: Der District du Val-de-Travers     und somit für Nach-
   ist ein Bezirk im Kanton Neuenburg,          haltige    Entwicklung

 J u r a        •    A r c      J u r a s                                             A r c
                                          s i e n            •    J u r a        •

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der Region zu arbeiten.                      Thematik: Der Vacherin ist ein typi-
 Programm: Geführte Wanderung mit             scher Jurakäse, hergestellt aus der
 Erklärungen zur Landwirtschaft und zum       Milch der Kuhrasse Montbéliarde, die
 Leben und Wohnen der ländlichen Be-          auf den Jurahöhen weidet. Ebenfalls
 völkerung; Käse- und Weindegustation         vor Ort wird das Holz gewonnen, aus
 und Picknick; Wanderung am Wasserfall        dem die traditionellen Schachteln, in
 „Cascades du Hérisson“.                      denen der Vacherin geliefert wird, er-
 Transfer nach Le Brassus (CH), 3 Über-       zeugt werden. Ein wichtiger und kaum
 nachtungen                                   bekannter Beruf ist der des „sanglier“
 Begleitung: Regionsführerin und Natur-       („Rindenschneider“), der die „sangles“
 freunde                                      fertigt – die aus Tannenrinde gewonne-
                                              nen Bänder, die die weiche Käsemasse
 TAG 8: WÄLDER UND WEIDEN, FAUNA              einfassen.
 UND FLORA DES JURA                           Programm: Wanderung zum „Musée du
 Lage: Schweiz, Kanton Waadt                  Vacherin du Mont d’Or“ in Les Charbon-
 Thematik: Die Juralandschaften zeichnen      nières, unterwegs Demonstration der
 sich u.a. durch dichte Wälder aus, die die   Arbeit einer „Rindenschneiderin“; Mit-
 Basis der Holzwirtschaft in der Region       tagspause: Käse- und Weinverkostung;
 sind. Viele geschützte Arten kommen hier     Besuch der Tropfsteinhöhle von Vallorbe;
 vor, der „Parc jurassien vaudois“ ist ein    Begleitung: Rindenschneiderin und Na-
 bei Radfahrern und Wanderern beliebtes       turfreunde
 Gebiet.
 Programm: Wanderung
 im     Naturpark,      Mit-
 tagspicknick, Fortsetzung
 der Wanderung; Besuch
 des Museums der Holz-
 berufe (Musée de la
 Boissellerie) im grenzna-
 hen Bois d’Amont (F)
 Begleitung: Biologe (Ex-
 perte des Naturparks)
 und Naturfreunde

 TAG 9: REGIONALE
 PRODUKTE UND TRA-
 DITIONELLE BERUFE –
 DAS BEISPIEL DES
 VACHERIN
 Lage: Schweiz, Kanton
 Waadt / Vaud

J u r a s s i e n           •    J u r a       •                            e n
                                                   A r c      J u r a s s i

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TAG 10: Abreise                             grenzüberschreitenden Angeboten liegen
                                               und die Tour d’horizon dafür ein ausge-
   Grenzüberschreitende  Angebo-               zeichnetes Modell sein könnte. So wie in
   te für nachhaltiges Reisen im               anderen Regionen, die Landschaft des
   Jura nach dem Muster der Tour               Jahres waren, gibt es auch im Jura Ange-
   d’horizon?                                  bote, die Natur- und Kulturerleben in den
   Die Naturfreunde haben die Juraregion       Vordergrund stellen; sie sind jedoch meist
   als Landschaft des Jahres unter anderem     auf einen kleinen Raum konzentriert und
   deshalb ausgewählt, weil sie der Ansicht    fast nie grenzübergreifend.
   waren, dass die Region für sanften Natur-
   und Kulturtourismus hervorragend geeig-     Aktive Tourismusbüros haben in den
   net und im „Rest von Europa“ noch viel zu   letzten Jahren die Region mit gedrucktem
   wenig bekannt ist. Dies wurde während       Informationsmaterial und über Internet
   und nach der Tour d’horizon im Jura, die    bekannter gemacht. Die Vermarktung
   wegen der großen Nachfrage an zwei          erfolgt nach Teilregionen, z.B. „Pays hor-
   aufeinander folgenden Terminen durch-       loger“, „Val de Morteau“, „Watch Valley“.
   geführt wurde, von den TeilnehmerInnen      Die grenzüberschreitende Vermarktung
   bestätigt. Die Vielfalt der Möglichkeiten   lässt zu wünschen übrig. Den Jurabogen
   – Naturerleben, sportliche Entdeckungen     als Einheit sieht die Conférence trans-
   per Rad und Kanu, Eintauchen in die Ge-     jurassienne, eine Arbeitsgemeinschaft
   schichte der Region, Kennenlernen von       französischer und Schweizer staatlicher
   Kultur und alten und neuen Wirtschafts-     Behörden, die in vielen Gebieten, auch
   zweigen – machten den besonderen Reiz       im Tourismus, aktiv ist.
   auch dieser Tour d’horizon aus. Vielfach
   wurde geäußert, dass die touristischen      Die Naturfreunde sehen in der Tour
   Chancen der Juraregion ganz sicher in       d’horizon ein Modell für grenzüber-
                                                             schreitendes     sanftes
                                                             Reisen in der Landschaft
                                                             des Jahres – auch in der
                                                             Landschaft des Jahres
                                                             Jura. Tourismusverant-
                                                             wortliche, Naturparkver-
                                                             waltungen, Wanderver-
                                                             einigungen, Natur- und
                                                             Umweltschutzorgani-
                                                             sationen sind aufgeru-
                                                             fen, nach dem Modell
                                                             der Tour d’horizon ein
                                                             dauerhaftes grenzüber-
                                                             schreitendes Reisean-
                                                             gebot zu entwickeln.

 J u r a       •     A r c     J u r a s                                            A r c
                                         s i e n            •    J u r a       •

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Tourismus und Mobilität – umweltfreundlich reisen
 Die Tourismuswirtschaft muss vielerorts stärker auf den öffentlichen Verkehr setzen.
 Die Gründe: Umweltschutz, Menschenschutz sowie Erhalt der regionalen Mobilität und
 damit Attraktivität. Auch die Schweiz kann noch vieles besser machen – gerade im
 grenzüberschreitenden Jura.

 Tourismus ohne Mobilität ist nicht denk-      Tourismusbedingte Verkehr ist in den
 bar. Jedoch hat sich der Verkehr – vor        letzten Jahren und Jahrzehnten stetig ge-
 allem der motorisierte Individualverkehr,     wachsen, wobei auch und gerade hier der
 aber auch der Flugverkehr – zum zu-           motorisierte Individualverkehr (neben dem
 nehmenden Problem auch und gerade             Flugverkehr, der aus teilweise anderen
 für touristische Regionen entwickelt.         Gründen – Stichwort Klimaschutz – be-
 Das steigende Verkehrsaufkommen be-           denklich ist) das Hauptproblem darstellt.
 einträchtigt die touristische Attraktivität   Die An- und Abreise mit der bei weitem um-
 der Ferienorte, es wird zunehmend auch        weltverträglicheren Bahn ist dagegen stark
 immer schwieriger, sich zu, an und von        zurückgegangen.
 den Urlaubs- und Ausflugszielen zu be-
 wegen.                                        Trends im Freizeit- und Tourismus-
                                                    verkehr (FACTS)
 Tourismus ist allerdings nicht
 nur „Opfer“ des zuneh-                                        Der Anteil des Freizeit-
 menden Verkehrs, son-                                            verkehrs      am     Ge-
 dern auch „Täter“:                                                 samtverkehr ist in
 Wie Hansruedi Mül-                                                   ganz Europa be-
 ler, der Leiter des                                                   trächtlich. Für die
 Forschungsinsti-                                                        Schweiz     legte
 tuts für Freizeit                                                       Hansruedi Mül-
 und Tourismus                                                            ler mit Bezug
 der Universität                                                          auf den Mikro-
 Bern, festhält,                                                          zensus     2000
 „(stellen)     der                                                      (BfS       2001)
 zunehmende                                                              dar, dass unter
 Wohlstand,       die                                                   der Woche ca.
 Perfektionierung                                                     40 Prozent aller
 der Verkehrssysteme                                                 Wege Freizeitwege
 und die damit verbun-                                            sind. Der Anteil des
 denen Steigerungen von                                         Freizeitverkehrs beträgt
 Komfort und Geschwindigkeit                                laut Müller an den zurück-
 die Basis und Triebfeder der touristi-                gelegten Distanzen 44 Prozent,
 schen Entwicklung dar.“ Der Freizeit- und     an der täglichen „Unterwegszeit“ 49 Pro-

J u r a s s i e n            •    J u r a       •                              e n
                                                     A r c       J u r a s s i

                                                                                    Seite 17
zent. An Sonntagen steigt der Anteil des      eine ähnliche Situation vorzufinden: kom-
   Freizeitverkehrs am Gesamtverkehr auf         plizierte Verbindungen in der Region und
   satte 78 Prozent aller Wege, wobei der        über die Grenze, aber auch Linien die an
   Anteil des PKWs 68 Prozent aller Fahrten      Sonn- und Feiertagen nicht in Betrieb
   ausmacht – und dies wohlgemerkt in der        sind.
   Schweiz, einem Staat, dessen öffent-
   liches Verkehrsnetz wesentlich besser         Auch in Gebieten, wo der öffentliche
   ausgebaut ist als in anderen europäi-         Verkehr besser funktioniert, müssen Pas-
   schen Ländern.                                sagiere sich mit Fahrplänen befassen,
                                                 die für „Öffi-Entwöhnte“ zuweilen eine
   Ähnliche respektive noch höhere Zahlen        gewisse Herausforderung darstellen.
   ließen sich auch für die meisten anderen      Zwar umweltfreundlich, aber umständlich,
   europäischen Staaten erheben. Ganz            mühsam und langsam – dieses Image
   deutlich tritt hervor, welche Bedeutung       haftet dem öffentlicher Verkehr allzu oft –
   der motorisierte Freizeitverkehr bekom-       zu Recht oder zu Unrecht – an, dieses
   men hat. Diese Entwicklung wird ver-          Image müssen RegionalmanagerInnen
   ständlich, wenn man erfährt, dass es zum      und Tourismusverantwortliche aktiv be-
   Beispiel im schweizerisch-französischen       kämpfen, wenn sie eine nachhaltige, men-
   Grenzgebiet des Jura nach Angaben von         schen- und umweltfreundliche Mobilität für
   Elly Ravay (Naturfreunde Schweiz) sehr        ihre jeweilige Region aufbauen wollen.
   kompliziert ist, mit öffentlichen Verkehrs-
   mitteln etwa vom Ballungsraum Genf            Mögliche Initiativen von Regionen
   nach Le Brassus zu kommen: Mit der
   Bahn ist zweimaliges Umsteigen und ins-       Tourismusregionen und –orte sind den
   gesamt eine Tagesreise erforderlich, mit      besorgniserregenden        Verkehrstrends
   dem Auto dauert die Fahrt gerade einmal       nicht schutzlos ausgeliefert – wenn sich
   30 Minuten. In Frankreich ist nach Dani-      die verantwortlichen regionalen Akteure
   el Personeni (Naturfreunde Frankreich)        (RegionalpolitikerInnen, Tourismusmana-
                                                         gerInnen, HotelbetreiberInnen ...)
                                                         dessen bewusst sind. Natürlich
                                                         kommt guter und auch für Urlau-
                                                         berInnen attraktiver öffentlicher
                                                         Verkehr nicht von selbst; es ist
                                                         für TouristikerInnen nötig, sich
                                                         klarzumachen, was an Mobilität
                                                         von den Erholungssuchenden be-
                                                         nötigt und gewünscht wird. Es ist
                                                         auch nötig, zu investieren, neue
                                                         Angebote vor allem zu kommu-
                                                         nizieren und die Geduld nicht so-
                                                         fort zu verlieren, wenn sich nicht

 J u r a        •    A r c       J u r a s                                             A r c
                                           s i e n            •    J u r a        •

Seite 18
schon in den ersten Monaten
 große Erfolge einstellen. Dass
 sich Geduld lohnt, zeigt das
 Beispiel des österreichischen
 Urlaubsortes      Werfenweng
 (Vorreiter des gesamtalpinen
 Netzwerks „Alpine Pearls“), der
 mit konsequenten, innovativen
 und umweltfreundlichen Mo-
 bilitätsangeboten beachtliche
 Steigerungen bei den Gäste-
 zahlen erzielen konnte.

 Ein wichtiger Faktor bei der
 Wahl eines Verkehrsmittels ist
 der Wunsch, vor Ort in der Urlaubsregion        machen. Für Gäste, die auf das eigene
 möglichst mobil zu sein.                        Auto verzichten und mit Bus oder Bahn
                                                 zum Urlaubsziel reisen, stehen – neben
 Vorbild Alpine Pearls                           kompetenter Anreiseberatung – zum Bei-
                                                 spiel in Werfenweng kostenlose Shuttle-
 Das internationale Gemeindenetzwerk             Busse und Nacht-Taxis zur Verfügung,
 „Alpine Pearls“ macht vor, wie umwelt-          im Sommer auch verschiedene Elektro-
 verträgliche Mobilität und ebenso aktive        mobile (Scooter, Fahrräder etc.), die auf
 wie innovative touristische Produktent-         innovative Weise zeigen, dass Mobilität
 wicklung Hand in Hand gehen können:             ohne eigenes Auto funktioniert.
 Gegenwärtig gehören 17 Gemeinden in
 Österreich, Deutschland, Italien, Frank-        Schweizer Mitglieder der „Alpine Pearls“
 reich und der Schweiz dem Netzwerk              sind Arosa und Interlaken; in Frankreich
 an. Sie alle zeichnet aus, dass sie aktiv       ist Les Gets bisher einziges „Perlen“-
 auf Sanfte Mobilität setzen und den Ur-         Mitglied. Mögliche Vorbilder auch für
 lauberInnen Lust auf „Urlaub vom Auto“          Gemeinden im Jura …

 Quellen:
 Bundesamt für Raumentwicklung, Budesamt für Statistik (BfS 2001): Mobilität in der Schweiz,
 Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, Bern 2001.
 Müller, Hansruedi: Umweltfreundlich Reisen – die Sicht der Tourismuswirtschaft. In: Umwelt-
 freundlich Reisen in Europa. Herausforderungen und Innovationen für Umwelt, Verkehr und
 Tourismus. Europäische Fachkonferenz, 30. und 31. Jänner 2006, Wien. Konferenzbroschüre.

 Mehr Informationen zu den Alpine Pearls unter: http://www.alpine-pearls.com
 Mehr Informationen zu Werfenweng unter: http://www.werfenweng.org

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Alternative Energien
   Unser Energieverbrauch und die damit         Ihre Anwendungsbereiche sind zahlreich:
   einhergehenden Umwelteffekte stoßen          Windkraftanlagen zur Stromerzeugung,
   bereits an ihre Grenzen. Laut einem Be-      Sonnenkollektoren zur Heißwasserauf-
   richt des „Zwischenstaatlichen Ausschus-     bereitung oder Biomasse (zum Beispiel
   ses für Klimaänderungen“ (IPCC) hat die      Holz) für Fernheizwerke. Sie betreffen
   verstärkte Nutzung fossiler Energieträger    sowohl Haushalte als auch Unternehmen
   durch den Menschen bereits eine Erder-       und Kommunen, wobei es politischen
   wärmung von 0,6 Grad hervorgerufen.          Willen, Information und Dialog braucht,
   Prognosen zu Folge wird in Zukunft           um diese Form der Energiegewinnung
   die Energienachfrage weltweit steigen,       umzusetzen.
   begleitet mit einem zunehmenden Aus-
   stoß an CO2. Diese Entwicklung wird          Alternative Energiequellen sind regional
   voraussichtlich Energieengpässe sowie        verfügbare Ressourcen, die abgesehen
   Preisanstiege und Preisfluktuationen im      von ökologische Vorteilen einen wichtigen
   Energiesektor nach sich ziehen.              ökonomischen Faktor darstellen und sich
                                                positiv auf die Regionalentwicklung aus-
   Internationale und nationale Verpflichtun-   wirken: erhöhte Versorgungssicherheit,
   gen geben neue Ziele und Rahmenbedin-        zusätzliche Investitionen in der Region,
   gungen vor, um hier entgegen zu wirken.      und neue Arbeitsplätze.
   Gefragt sind Lösungen, die es ermögli-
   chen, den Energiebedarf möglichst aus        Alternative Energien im Jura
   umweltfreundlichen Quellen zu decken.
   Das seit 1997 gültige Kyotoprotokoll         Viele Projekte die die Nutzung nach-
   schreibt als internationales Abkommen        haltiger Energiequellen fördern gibt es
   den teilnehmenden Ländern verbindliche       im Jura bereits. So ist zum Beispiel in
   Ziele für die Verringerung des Ausstoßes     der Schweiz das Label „Energiestadt“
   von Treibhausgassen vor. Der zunehmen-       entstanden, das von einer unabhängi-
   de Einsatz erneuerbarer Energieträger ist    gen Kommission an Städte jeder Größe
   ein notwendiger Weg um die Ziele des         verliehen wird. Um diese Auszeichnung
   Abkommens zu erreichen. Hier kommt           zu erlangen, muss eine Stadt seinen
   bei der Umsetzung nicht nur Akteuren         Energieverbrauch analysieren und einen
   auf internationaler und nationaler Ebene     Maßnamenkatalog erstellen auf welchen
   eine wichtige Rolle zu, sondern auch den     Wegen sie Energie einsparen kann (En-
   regionalen und lokalen Akteuren.             ergieversorgung, Mobilität, Ortsplanung
                                                etc.). Wenn mindestens 50 Prozent die-
   Als erneuerbare oder alternative Ener-       ser Maßnahmen realisiert werden darf
   giequellen bezeichnet man Energien von       man das Label „Energiestadt“ tragen.
   nachhaltigen Quellen, die sich selbst er-    Für eine vorbildliche Energiepolitik darf
   neuern wie Wind, Sonne oder Biomasse.        sich La Chaux-de-Fonds (Kanton Neuen-

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Seite 20
burg) im Jura Energiestadt nennen. Sie      anlagen oder Biomasse Heizanlagen)
 hat etwas mehr als 70 Prozent ihrer Maß-    sowie Förderprogramme aufzeigen.
 nahmen umgesetzt indem zum Beispiel
 der Energieverbrauch von kommunalen         Auch die 1980 gegründete AJENA (Asso-
 Gebäuden gesenkt oder ein Fernwärme         ciation Jurassienne pour la diffusion des
 Heizwerk errichtet wurde. Die Stadt hat     Energies Alternatives - Jurassic Associati-
 durch verschiedenste Aktionen so 74         on for the diffusion of Renewable Energy)
 Prozent ihres Energiebedarfs über alter-    in Frankreich gibt Gewerbebetrieben, der
 native Energien gedeckt.                    Industrie, Landwirten aber auch privaten
                                             Haushalten in diesem Bereich Auskunft,
 Im französischen Jura hat die ADEME         wie z.B. über den Bau von Passivhäu-
 (Agence de l’Environnement et de la         sern.
 Maîtrise de l’Energie - French Environ-
 ment and Energy Management Agency)          Folgend sollen einige Beispiele der An-
 verschiedene Initiativen mit den Departe-   wendungen alternativer Energien in der
 ments der Franche-Comté im Bereich er-      Landschaft des Jahres Jura angeführt
 neuerbarer Energien gesetzt. Es wurden      werden.
 Broschüren für den Energieendverbrau-
 cher erstellt, die allgemein über alter-    Wind
 native Energien und ihre Anwendungen        Seit 1996 befindet sich nördlich von St-
 Auskunft geben (zum Beispiel für Solar-     Imier auf dem Mont Crosin ein Windkraft-
                                                           werk, das erstmals in der
                                                           Schweiz Strom aus Wind-
                                                           energie in einem nennens-
                                                           werten Umfang erzeugt.
                                                           Sechs Windturbinen lie-
                                                           fern eine Strommenge, die
                                                           etwa dem Jahresbedarf
                                                           von 1400 Haushalten ent-
                                                           spricht. Mit dieser Anlage
                                                           sollen vor allem techni-
                                                           sche, wirtschaftliche und
                                                           ökologische Erfahrungen
                                                           gesammelt werden. Der
                                                           hier produzierte Strom wird
                                                           unter dem Namen 1to1 en-
                                                           ergie windstar vermarktet.
                                                           Auf einem Erlebnispfad
                                                           kann man mehr über die
                                                           Windenergienutzung er-
                                                           fahren.

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                                                    A r c      J u r a s s i

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Sonne

   Unmittelbar neben dem
   Mont Crosin liegt der
   Mont Soleil. Hier be-
   treibt die Gesellschaft
   Mont-Soleil für For-
   schungs- und Demons-
   trationszwecke      das
   größte Fotovoltaikzen-
   tum der Schweiz. Auf
   einer Fläche von etwa
   3 Fußballfeldern wan-
   deln Silizium-Solarzel-
   len das Sonnenlicht in
   elektrischen Strom um.
   Der Erlebnispfad „Energies horlogères“      chen Holzver- und -bearbeitungsbetriebe
   verbindet die Kraftwerke von Mont-Crosin    bieten Arbeitsplätze für die Bevölkerung
   und Mont-Soleil, auf dem man mehr über      der Region.
   diese erneuerbaren Energien erfährt.
   Auch die beiden Kraftwerke selbst kön-      Auch in diesem Bereich waren die
   nen besichtigt werden.                      ADEME und die Region Franche-Comté
                                               wieder aktiv. Sie initiierten den Plan Holz-
   Die ADEME hat mit finanzieller Unter-       Energie (Plan bois-énergie), wobei die
   stützung der Region Franche-Comté den       Region von 1998 bis 2004 94 Projekte
   „Plan Soleil 2000-2006“ zur Förderung       automatischer Heizanlagen in einer Höhe
   erneuerbarer Energien (für Haushalte)       von 979.300 Euro finanziell unterstütz-
   umgesetzt. Im Zuge dieser Initiative        ten.
   wurde so im französischen Teil der Land-
   schaft des Jahres, in den Bezirken Doubs    Im Rahmen des französisch-schweizeri-
   und Jura, bis 2005 954 Solaranlagen         schen Programms „Bois énergie - Inter-
   installiert. Insgesamt wird in der Region   reg II“ und dem EU Programm „Altener“
   Franche-Comté durch diese Förderung         wurde im Jura ein grenzüberschreiten-
   2.497t an CO2 eingespart.                   der Weg „bois-énergie“ (Holz-Energie)
                                               gegründet. Auf 25 Stationen werden
   Biomasse – Holz                             verschiedene Anlagen von der Brenn-
                                               holzproduktion bis zum Fernheizwerk
   Mit 40 Prozent Waldanteil zählt der Jura    gezeigt. Interessierte können sich so vor
   zu den waldreichsten Regionen Europas.      Ort über die verschiedenen Nutzungsar-
   Holz hat auch eine wichtige Rolle in der    ten von Holz für die Energieerzeugung
   regionalen Wirtschaft, denn die zahlrei-    informieren.

 J u r a       •    A r c      J u r a s                                              A r c
                                         s i e n             •    J u r a        •

Seite 22
Möglichkeiten für die Bevölkerung           ser und Geschosswohnungsbauten oder
 des Jura                                    auch für öffentliche Gebäude, wie Schu-
                                             len, angeboten. Auch die Alternative Bank
 Jeder Haushalt kann Energiesparen, sei-     Schweiz in Olten bietet ihren Kunden
 nen Beitrag leisten indem Häuser isoliert   günstige Kreditbedingungen für ökolo-
 werden oder die vielen verschiedenen        gisch ausgerichtete Bauten an. Über die
 Fördermöglichkeiten im Bereich alternati-   Anwendungsmöglichkeiten für Holz gibt
 ver Energien wahrgenommen werden.           die „Holzenergie Schweiz“ (Energie Bois
                                             Suisse) ebenso Auskunft.
 In der Schweiz gibt es in jedem Kanton
 Energiefach- und Energieberatungsstel-      In Frankreich gibt es auf Staatlicher-,
 len, die über die verschiedenen Förde-      Regionaler- und Bezirksebene verschie-
 rungen Auskunft geben. Im Bereich Holz-     dene öffentliche Fördermöglichkeiten im
 heizungen, Fernwärme und Solaranlagen       Bereich der Solar- und Holzenergie. Hier
 werden je nach Kanton verschiedene          sind ADEME und AJENA Anlaufstellen die
 Fördermöglichkeiten für Einfamilienhäu-     informieren.

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                                                   A r c      J u r a s s i

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Alte Berufe im Jura

   Der    Jura legt beidseitig der Grenze       vereinzelt vorhandene Gießereien. Auch
   ein kostbares Zeugnis von der Vielfalt       Salinen gab es im französischen Jura, in
   menschlichen Könnens ab. Dieses Kön-         denen schon seit der Römerzeit Salz ge-
   nen ist ein Spiegelbild der kulturellen      wonnen wurde. Die wohl berühmteste ist
   Identität der dort lebenden Menschen und     die königliche Saline von Arc-et-Senans.
   erzählt die Geschichte des Jura.             Sie wurde vom Architekten und Visio-
                                                när Claude-Nicolas Ledoux im Auftrag
   Die Produktion zahlreicher Bereiche          Ludwigs des XVI geplant. Durch ihre au-
   gründet auf der Verwendung unmittelbar       ßergewöhnliche Architektur ist sie 1982
   vorhandener natürlicher Ressourcen wie       von der UNESCO zum Weltkulturerbe
   Holz, Eisen, Kohle und Wasser:               ernannt worden. In Arc-et-Senans, so wie
                                                in anderen Städten der Region können
   Die harten Winter, die fünf bis sechs Mo-    die zu Museen umgewandelten Salinen
   nate andauerten, hielten die BewohnerIn-     besichtigt werden.
   nen in ihren Häusern fest. Sie wandelten
   ihr Heim nach und nach in Produktions-       Altes Handwerk bewahren
   stätten um, damit sie auch in der kalten
   Jahreszeit ein gesichertes Einkommen         Im französischen und Schweizer Jura
   hatten. Frauen spannen selbstgezoge-         gibt es dennoch zahlreiche Experten,
   nen Hanf und Wolle, nähten ihre Alltags-     die altes Handwerk und Traditionen aus-
   kleider und Sonntagstrachten und ver-        üben, welche in anderen Regionen schon
   dienten sich auch mit Klöppeln von Spitze    verloren gegangen sind. Viele von ihnen
   etwas dazu. Männer versorgten Kühe           öffnen Tor und Tür ihrer Ateliers oder Bau-
   und Ziegen und waren geübt im Umgang         ernhöfe, wo das ausgeübte Handwerk
   mit Holz. Sie stellten auch Gegenstände      hautnah miterlebt werden kann. Auch in
   für den täglichen Gebrauch her: Eimer,       den unzähligen Museen oder an anderen
   Becher, Schalen, Schüsseln oder Kel-         Ausstellungsorten werden Werkzeuge,
   len. Durch den Betrieb von Köhlereien,       Maschinen und Gegenstände liebevoll
   in denen Holzkohle hergestellt wurde,        aufbewahrt, die über die verschiedenen
   konnten sie Eisenschmieden betreiben.        Aktivitäten wie Holzhandwerke, Uhrma-
   Mit zunehmender Erfahrung entwickelten       cherei, Brillen- und Spielzeugherstellung,
   sie Fertigkeiten in der Metallbearbeitung,   Schmiede und deren Geschichte Auf-
   was ihnen wiederum in der Fertigung von      schluss geben. Weiters gibt es Themen-
   Uhren zu gute kam.                           wege, auf dessen Routen die Museen
                                                und Betriebe auch thematisch erkundet
   Doch nicht alle Handwerke überlebten.        werden können. Im französischen Jura
   Von der Eisenhüttenindustrie zeugen          gibt es zum Beispiel „les Routes du
   heute Eisenschmiedemuseen und noch           Comté“, die Comté Käserouten, auf der

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