Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft - Arc Jurassien Jura Arc Jurassien
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Nachhaltige Entwicklung im Jura Schritte in die Zukunft J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 1
„Tradition entdecken – Natur erleben – Zukunft gestalten“ im Jurabogen: ein Resümee Der Bogen des Jura, der Höhenzug Trotz verschiedener Versuche, das Zu- zwischen Frankreich und der Schweiz, sammengehörigkeitsgefühl der Bewoh- der sich zwischen dem Rhein im Norden nerInnen des gesamten Jurabogens zu und der Rhone und den Alpen im Süden fördern, sind die „Grenzen im Kopf“ sowie erstreckt, wurde von den Naturfreunden jene der politischen Verwaltung stets zur Landschaft des Jahres 2005/2006 präsent. gewählt. Die Herausforderungen der Region liegen Die Landschaft des Jahres möchte die in der Abhängigkeit von einigen wenigen jeweilige Region auf europäischer Ebene Wirtschaftszweigen wie der Uhrenindus- bekannt machen sowie ihre Nachhaltige trie, der Stagnation des Bevölkerungs- Entwicklung fördern und unterstützen. wachstums bzw. den Abwanderungsten- Durch die Landschaft des Jahres sol- denzen, dem fehlenden Interesse von len die aktive Auseinandersetzung mit Investoren und der Exportorientiertheit der Region ermöglicht, gemeinsam mit der Wirtschaft. der Bevölkerung grenzüberschreitende Zukunftsinitiativen für eine Nachhaltige Mit dem Projekt und dem Prädikat Land- Entwicklung erarbeitet und Projekte in- schaft des Jahres wollten die Naturfreun- itiiert werden, die auch nach der Aktion de der Bevölkerung im Jurabogen ihre Landschaft des Jahres weiter wirken. Hilfe anbieten, um gemeinsam an die Herausforderungen heranzugehen und Im Jura zog sich das Motto „Tradition sanfte sowie nachhaltige Strategien für entdecken – Natur erleben – Zukunft die Zukunft zu entwickeln. gestalten“ durch die unterschiedlichsten Aktivitäten und Diskussionen mit Interes- Konnten die hohen Zielsetzungen der sensvertreterInnen und der Bevölkerung Landschaft des Jahres im Jura umgesetzt der Region. werden? „Zukunft gestalten“ stellte und stellt eine Der Jura bot neue Situationen, denen die Herausforderung in einem Gebiet dar, Naturfreunde in anderen Landschaften des das trotz seiner zentralen Lage in Eur- Jahres noch nicht begegnet sind. Erstmals opa, an der Schnittstelle zwischen dem war die Grenze keine Sprachbarriere, den- romanischen und dem germanischen noch fanden wir mehr Trennendes als Ver- Kulturraum sowie an einer Konfessions- bindendes, vielleicht auch bedingt durch grenze, sowohl in der Schweiz als auch die EU-Außengrenze – mitten in ihrem in Frankreich eine Randstellung einnimmt Inneren. Ein gemeinsames jurassisches und in Europa wenig bekannt ist. Bewusstsein ist noch selten sichtbar. J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 2
Mit einigen schlagen wird. Aktivitäten konnten die Aber auch Naturfreunde die Naturfreunde Impulse setzen, haben in diesen etwa mit dem Jahren in der Workcamp zur Region des Jura Revitalisierung viel gelernt, wie von Trocken- in jeder Land- steinmauern, schaft des Jah- das einen deut- res. Ob es sich lichen Impuls um unterschied- zur kulturellen liche Interessen Bewusstseins- dies- und jen- bildung gesetzt seits der Gren- hat. Die Be- ze handelt, die schäftigung mit Schwierigkeiten altem Handwerk der Einbindung zeigte bei Pressetouren und touristischen lokaler EntscheidungsträgerInnen oder Modellreisen viel Resonanz, daraus könn- die unterschiedlichen Akzentsetzungen te sich ein Schwerpunkt der touristischen bei nachhaltiger Entwicklung handelt: jede Entwicklung der Region bilden. Landschaft ist neu und es gibt keine Pa- tentrezepte zur nachhaltigen Regionalent- In einigen Bereichen haben wir uns wicklung. Auch in diesem Sinne handelt es deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeit sich um ein lernendes Modell. und konkrete Ergebnisse erhofft. Etwa im Thema Verkehr, wo neue Strategien In dieser Broschüre haben wir unsere für grenzüberschreitenden öffentlichen Erfahrungen und Empfehlungen für eine Verkehr wie für sanfte Mobilität im tou- Nachhaltige Entwicklung des Jura aufbe- ristischen Verkehr dringend anstehen. reitet. Lassen Sie sich hiermit aber auch Oder auch beim Thema Energie, wo die schon in die nächste Landschaft des Jah- vorhandenen Ansätze mit Solar, Wind res – das Donaudelta in Rumänien und und Biomasse Potentiale zeigen und zu der Ukraine – einladen und lernen Sie einem grenzüberschreitenden Energie- dort eine weitere spannende, grenzüber- konzept verdichtet gehörten. schreitende europäische Region kennen. Wir glauben, dass einige Entscheidungs- trägerInnen im Jura und viele Teilnehme- rInnen an den Naturfreunde-Aktivitäten etwas gelernt haben, das sich in einer Christian Baumgartner positiven Entwicklung der Region nieder- NFI Generalsekretär J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 3
Tourismus im Jura - Herausforderungen für integrative Nach- haltige Regionalentwicklung Der Tourismus im Jura stellt aktuell zwar Wirtschaft. (Die ökonomische Dimen- einen relativ wichtigen Einkommens- sion) zweig dar, schöpft aber derzeit weder sei- Zukunftsfähiger Tourismus nimmt ne gesamten wirtschaftlichen Potentiale Rücksicht auf die Erhaltung der öko- aus, noch hat er alle Möglichkeiten zur nomischen Grundlagen. Wirtschaftlich Optimierung seiner Nachhaltigkeitsper- vorausschauende Tourismusplanung formance umgesetzt. zielt unter Einbeziehung aller relevanten regional vorhandenen Wirtschaftssek- Nachhaltiger Tourismus trachtet grund- toren auf Regionalkreisläufe ab und sätzlich danach, die Bereiche Ökologie, vermeidet bzw. verringert touristische Ökonomie, Soziales und Kulturelles im Monokulturen. Tourismus miteinander zu verbinden und die folgenden Zielsetzungen, angepasst • Das Image von Urlaubsregionen an die jeweiligen örtlichen Gegebenhei- wird geprägt von selbstbestimmter ten, umzusetzen: kultureller Dynamik und sozialer Zu- friedenheit der Bevölkerung sowie • Der Natur- und Landschaftsraum der im Tourismus Arbeitenden. (Die sowie der betriebliche Umweltschutz soziokulturelle Dimension) sind Voraussetzungen für den Touris- Tourismus lebt vom Erleben und der mus der Zukunft. (Die ökologische Vermittlung „echter Kultur“. Daher sollte Dimension) er rücksichtsvoll in die lokale und regi- Natur- und Umweltschutzmaßnahmen onale Kultur (re)integriert werden, und sind imagebildende und zukunftswei- nicht – anders herum – die Kultur an den sende Ansätze, die auch betriebswirt- touristischen Bedürfnissen ausgerichtet. schaftliche Ersparnisse bringen können. Die Qualität des Tourismus wird durch die Legistische und freiwillige Anreize und Qualität der Dienstleistungen bestimmt. Lenkungsmaßnahmen unter- Deshalb haben die stützen regionale Hebung des Zielsetzungen. Ausbildungs- standes und die • Der Touris- Ve r b e s s e r u n g mus ist inte- der sozialen grierter Teil Absicherung der einer nach- Beschäftigten haltigen, regi- im Gastgewerbe onsspezifisch größte Bedeu- vernetzten tung. J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 4
• Intensiv genutzte touristische Ziel- rechtigt in alle Entscheidungsprozes- gebiete müssen betriebliche und se mit eingebunden. (Die institutio- kommunale Umweltmanagement- nelle Dimension) Systeme sowie Nachhaltigkeitsstra- Die Planung und Umsetzung von tou- tegien entwickeln und anwenden. rismusrelevanten Maßnahmen wird Eine solche ist z.B. ein Lokaler Agen- gemeinsam mit allen Akteuren der da 21-Prozess. Tourismus- und Freizeitpolitik – Touris- Eine Tourismuspolitik der Zukunft muss musverantwortliche, Reisebüros, Ver- sich den ökologischen und sozialen Pro- bände, Betroffene und Konsumenten – blemen des Massentourismus stellen. unternommen. Über die partnerschaftli- Gebiete sind nicht aufzugeben, sondern che Entwicklung von Projekten entsteht mit Maßnahmen des Gesetzgebers so- Identifikation und unternehmerische In- wie mit freiwilligen Steuerungs- und Ord- novation, die zu Kooperationen zwischen nungsinstrumenten auf Nachhaltigkeit hin den Wirtschaftsbereichen führt. Die in- zu orientieren. teressierte Bevölkerung hat Zugang zu sämtlichen Informationen und wird aktiv • Der Mensch steht als Gestalter der und gleichberechtigt in Entscheidungs- Tourismuspolitik im Mittelpunkt - die prozesse eingebunden. Sachdienliches gesamte Bevölkerung hat Zugang zu „externes“ Know-how unterstützt die regi- allen Informationen und ist gleichbe- onal getroffenen Entscheidungen. J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 5
20 Punkte für einen Nachhaltigen Natur- und Kulturpotentiale Tourismus im Jura nutzen – Einbindung von Landwirt- schaft, Handwerk und Kultur Die Aktivitäten, Erfahrungen und Erkennt- 5. Die touristische Nutzung orientiert nisse der Naturfreunde im Rahmen der sich an der Sensibilität und den Be- Landschaft des Jahres Jura lassen in lastungsgrenzen der Naturräume. Die sich in folgenden 20 Punkten für eine existierenden und geplanten Natur- Nachhaltige Tourismusentwicklung im parks entwickeln sich – neben ihren Jura zusammenfassen: Naturschutzaufgaben zu Zentren einer ganzheitlichen Umweltbildung. Die Bil- Neue grenzüberschreitende touristi- dungsangebote sind Bestandteile grenzü- sche Angebote berschreitender Jura-Kennenlern-Pakete. 1. Der Reiz des Jura liegt auch in der 6. Die biologische Landwirtschaft Vielfalt über die Grenze. Um diese Viel- wird stimuliert, um vor allem regionalty- falt wirklich zu nützen und zu bewerben, pische Produkte (Käse, Speck, Schnaps braucht man ein echtes grenzüberschrei- etc.) zu schaffen und über den Tourismus tendes Informationsservice (Karten, Füh- zu vermarkten. Dabei soll auch die Ver- rer, Fahrzeiten, Öffnungszeiten, Sehens- arbeitung dieser Produkte in der Region würdigkeiten im Internet, Vernetzung von gefördert werden. bestehenden Tourismus-Internetplattfor- 7. Die Förderung der Erhaltung be- men). drohter heimischer Tierrassen dient 2. Echte grenzüberschreitende Angebo- nicht nur der Erhaltung der Genreserven te nach dem Muster der Tour d’horizon einheimischer Rassen sondern ist auch der Naturfreunde erhöhen die Attraktivi- ein wichtiger Beitrag zur Förderung der tät für den Besucher und verstärken die regionalen Wertschöpfung. grenzüberschreitende Zusammenarbeit. 8. Die Speisenkarten der Gastronomie 3. Winterangebote abseits des Schifah- sollen verstärkt das Landschaftskulinari- rens werden ebenso verstärkt ausgebaut um des Jura widerspiegeln. Regionales (z.B. Eisskating, Winterwanderungen, und landschaftsbezogenes Essen fördert Schneeschuhwandern, etc.) wie und garantiert eine reichhaltige Spezialangebote für Kulturlandschaft – und hilft Frühling und Klimabelastung durch Herbst. weite Transportstre- 4. Gemein- cken zu vermindern. same Feste 9. Die alte Archi- verstärken tektur und Bauweise den Kontakt wird stärker gefördert, und die Zu- um so dem traditio- sammenarbeit nellen Baustoff der zwischen den Region wieder zu mehr Gemeinden. Geltung zu verschaffen. J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 6
10. Altes Handwerk wie Glockengie- Ort in alle touristischen Anfragen mit ein. ßer, Uhr- und Brillenmacher oder Rinden- 16. Ein Juraticket ermöglicht - nicht schneider wird stärker in den Tourismus nur für TouristInnen - die Benutzung aller eingebunden. Möglich sind u.a. Betriebs- Verkehrsmittel und den Zugang zu vielen führungen, Workshops und Kurse für die Attraktionen. TouristInnen, wie Verkauf der Handwerks- produkte als regionaltypische Souvenirs. Strategische Entwicklung 11. Durch die touristische In-Wert-Set- 17. Touristische Entscheidungen von zung traditioneller Landschaftsele- weit reichender Bedeutung werden unter mente wie der Trockensteinmauern, wird Beziehung und Beratung eines überre- die Sensibilität der Bevölkerung für das gionalen, grenzüberschreitenden Tou- eigene kulturelle Erbe gestärkt. rismusausschusses getroffen. 18. Gemeinsam mit allen Akteuren und Aus- und Weiterbildung unter partizipativer Einbindung aller Inter- 12. (Weiter)Bildungsangebote und essierter sollte eine grenzüberschreiten- -einrichtungen für die lokale Bevöl- de, regionale Nachhaltigkeitsstrategie kerung werden ausgebaut. Dabei wird erarbeitet werden. Integraler Bestandteil besonders auf ganzheitliche, sektorenü- dieser Nachhaltigkeitsstrategie ist eine bergreifende Bildungsmaßnahmen Wert Strategie für Nachhaltigen Tourismus. gelegt. 19. Diese umsetzungsorientierte regi- onale Nachhaltigkeitsstrategie sollte in Weiterentwicklung der öffentlichen Form einer Jurakonvention ein politi- Verkehrsstruktur sches Bekenntnis enthalten und von den 13. Die guten Voraussetzungen durch beiden Staaten in Zusammenarbeit mit vorhandenen Bahn- und Busstrecken wer- den lokalen Verwaltungen, den Interes- den durch Intervallverdichtung und bes- senverbänden und Nichtregierungsorga- sere Organisation des grenzüberschrei- nisationen erarbeitet und verabschiedet tenden öffentlichen Verkehrs genutzt. werden. 14. Die Anbindung des Busnetzes 20. Koordinierende Struktur für die bei- an die bestehenden Bahnlinien wird den letzten Punkte könnte die grenzüber- optimiert, die Fahrzeiten mit diesen ab- schreitend arbeitende Conférence trans- gestimmt. Radfahrinfrastruktur von jurassienne sein. Die CTJ sollte auch Verleih, über Radwege und -routen bis eineN NachhaltigkeitsbeauftragteN für hin zu radfahrfreundlichen Unterkünften die Region bestellen. werden verstärkt promotet. Dazu wird der Transport von Rädern bei öffentlichen Die Naturfreunde sind, auch nach Been- Verkehrsmitteln verbessert. digung der Landschaft des Jahres, wei- 15. Der Jura vermarktet sich bewusst terhin gerne Impulsgeber und Partner, um als verkehrsberuhigte Tourismusregi- diese Punkte zur Nachhaltigen Entwick- on und bezieht Informationen über sanfte lung im Interesse und im Dialog mit der Mobilität zur An- und Abreise so wie vor Bevölkerung des Juras umzusetzen. J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 7
Nachhaltiger Tourismus im Jura Die internationale Reise „Tour d’horizon“ als Modell für grenzü- berschreitendes sanftes Reisen in der Landschaft des Jahres Die Naturfreunde Internationa- Hintergrund le (NFI) und die französischen • Der Jura, eine Landschaft für alle und Schweizer Naturfreunde Jahreszeiten wollten das Potenzial des Jura – Der Jura bietet vom Frühjahr bis zum seine weitgehend intakte Natur- und Kul- Herbst vielfältige Möglichkeiten für sport- turlandschaft, seine Wälder, Seen und liche und weniger sportliche AusflüglerIn- kulturellen Sehenswürdigkeiten – so- nen und UrlauberInnen. Aber auch in den wohl ihren Mitgliedern als auch einem Wintermonaten gibt es viel zu entdecken: breiteren Publikum in ganz Europa als Schneeschuhwanderwege, Ausfahrten ideales Gebiet für sanften, naturnahen mit Hunde- oder Pferdeschlitten, gele- Tourismus nahe bringen. gentlich Aufstiegshilfen für alpinen Schi- lauf – und vor allem ideale Voraussetzun- Unter dem Motto der Landschaft des gen für Touren auf Langlaufschiern. Jahres befasste sich die Naturfreunde In- ternationale Schwerpunktmäßig auch mit Die wichtigsten und interessantesten der Möglichkeit, mit der internationalen Wander-, Rad- und Schilanglaufstrecken, Reise „Tour d’horizon“ ein grenzüber- die durch den Jura führen sind: die sich schreitendes Angebot zu entwickeln, über 640 km erstreckenden Jura-Höhen- zu erproben und modellhaft darzustel- wege, die der Schweizerische Juraverein len. betreut; die Jura-Route von Veloland J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 8
Schweiz, eine von neun von der Stiftung Veloland Schweiz geschaffenen Radrou- ten durch die Schweiz; die vorwiegend auf der französischen Seite des Jura verlaufenden „großen Juraquerungen“ (Grandes Traversées du Jura) für Wan- derer, Mountainbiker und Schilangläufer, die Erlebniswege der Conférence Trans- jurassienne. Dazu kommt eine Vielzahl markierter, oft thematischer Wanderwege, Radrouten und Schilanglaufstrecken. Flüsse und Seen des Juragebietes eig- Dazu kommt, dass die BewohnerInnen nen sich für Kanu- und Kajakfahrten aller des Jura stolz auf ihre vielfältigen Traditi- Schwierigkeitsgrade. onen und ihr altes Handwerk sind und die- se weiterführen wollen. Regionstypische Eine besondere Rolle im sanften, na- Produkte spielen in der Gastronomie und turnahen Tourismus spielen die Na- in den Familien eine große Rolle. Fast turschutzgebiete der Region mit ihren jedes Dorf verfügt noch über bodenstän- Informationszentren und die Naturparks dige Gasthäuser und eigene Käsereien, auf französischer und Schweizer Seite, in denen Spezialitäten wie die berühmten die Führungen, Exkursionen und Sensi- Comté- und Mont d’Or-Käse hergestellt bilisierungsaktivitäten anbieten (z.B. Parc werden. Viele größere und auch kleine, jurassien vaudois, Parc naturel régional liebevoll gepflegte Museen geben Ein- du Haut-Jura, Parc régional Chasseral blick in die regionale Geschichte, Kultur etc.). und Wirtschaft – z.B. das Holzhandwerk, die Brillen- und Pfeifenherstellung und • Kultur und traditionelles Handwerk nicht zuletzt die Uhrmacherei. im Jura Der Jura ist aber nicht einzig und allein Im französischen und Schweizer Jura wegen seiner Landschaft und wegen der gibt es noch zahlreiche Spezialisten, die Möglichkeiten des Naturerlebens eine für zeigen, dass in vielen Jahrhunderten nachhaltigen Tourismus hervorragend ge- entstandenes Handwerk und regionale eignete Region. Mehrere kleine und mitt- Produktion hoch gehalten werden. Viele lere Städte in dieser Landschaft des Jah- von ihnen öffnen gerne ihre Werkstätten res verfügen über ein bemerkenswertes für Besucher. Kulturerbe (städtische und ländliche Ar- chitektur, bildende Kunst etc.). Besançon Die Tourismusverantwortlichen der Re- in Frankreich und La Chaux-de-Fonds in gion sind sich bewusst, dass es darum der Schweiz zum Beispiel präsentieren geht, dieses Wissen und diese Fertigkei- sich zudem als umweltbewusste, „grüne“, ten auch zu vermitteln und zu inszenieren „naturfreundliche“ Städte. und damit das Interesse der BesucherIn- J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 9
nen zu wecken. So verschafft man den hat zum Beispiel der Parc régional Chas- Meistern Perspektiven und den Gästen seral Wanderrouten ausgearbeitet (und interessante Einblicke in faszinierendes veröffentlicht), deren Start- und Endpunkte altes Handwerk mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu errei- chen sind. • Schwachpunkt öffentlicher Verkehr Sanfter Tourismus sollte mit sanfter Tour d’horizon - Die besondere Rei- Mobilität einhergehen. Wenn auch auf se in die Landschaft des Jahres Schweizer Seite für Jura-EntdeckerInnen und die einheimische Bevölkerung für Die Naturfreunde wollen über das Projekt bestimmte Strecken ein gut ausgebautes „Landschaft des Jahres” die aktive Ausei- öffentliches Verkehrsnetz zur Verfügung nandersetzung mit der jeweiligen Region steht, sind oft gerade die landschaftlich ermöglichen, gemeinsam mit der Bevöl- schönsten Gebiete nur sehr beschwer- kerung Zukunftsinitiativen erarbeiten und lich zu erreichen. Wer zum Beispiel vom damit zu einer positiven und nachhaltigen Genfer Seengebiet kommend zu einer Entwicklung beitragen. Auch den Gäs- bestimmten Zeit in Le Brassus (ebenfalls ten der Region sollen diese Anliegen in der Schweiz) zum Start einer geführ- über sanft-touristische Angebote nahe ten Wanderung eintreffen soll, braucht gebracht werden. Nachhaltiges Reisen (am Vortag) per Bahn mit zweimaligem und die Entwicklung von Angeboten auf Umsteigen und schlechten Anschlüssen diesem Gebiet gehören daher zu den einen ganzen Tag. Mit dem Auto ist die Zielsetzungen des Projektes „Landschaft Strecke in 30 Minuten zu bewältigen. des Jahres“. Noch schwieriger wird es bei grenzü- berschreitenden Strecken zwischen der Das Modell „Tour d’horizon“: Wan- Schweiz und Frankreich. Diese Situation dern, Natur, Information, Kultur und ist nicht dazu angetan, TouristInnen zu Begegnungen in der „Landschaft des umweltfreundlichem Verzicht auf ihren Jahres“ PKW zu motivieren. Das Konzept dieser international bei den Mitgliedsverbänden der NFI ausgeschrie- In Teilbereichen wird im Tourismus dar- benen Reise geht auf die Landschaft an gearbeitet, die Fortbewegung mit des Jahres „Alpen“ (1995/96) zurück, öffentlichen Verkehrsmitteln zu aus deren Anlass zum ersten Mal eine erleichtern. So Tour durch eine Landschaft des Jahres durchgeführt wurde, die den Teilnehme- rinnen und Teilnehmern eine Mischung aus Natur- und Wandererlebnissen, In- formation, Kultur und Begegnungen mit BewohnerInnen der Region vermitteln sollte. Seither fanden in verschiedenen Landschaften des Jahres Reisen unter J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 10
dem Titel „Tour d’horizon“ statt, zuletzt die fachkundige BegleiterInnen bei den „Tour d’horizon Jura“ im Juni/Juli 2006. Exkursionen (Naturfreunde und/oder andere), geschult in kulturellen, sozialen Bei der Tour d‘horizon werden an 10 und ökologischen Fragen der Region; Tagen von 2-3 Standorten in den an Zusammenarbeit mit den örtlichen Na- der Landschaft des Jahres beteiligten turfreunden und ihren Partnern; Bereit- Ländern Wanderungen und Exkursionen stellung von Informationsmaterial zu durchgeführt. Die Tour d’horizon ist also den Themen der Reise (NFI-Broschüre immer grenzüberschreitend. Im Vorder- zur Landschaft des Jahres, Karten-, grund steht nicht die sportliche Leistung, Literaturempfehlungen, „Leseheft“ mit sondern das einfühlsame Kennenlernen Beiträgen zu den einzelnen Tagen); des Natur- und Lebensraumes der Regi- Bereitstellung von Hintergrundinfor- on. Die Tour d’horizon ist eine „Wander- mation zum Thema „naturfreundlich Studien-Erlebnis-Reise“. Sie wird nach reisen“ (NFI-Broschüre: Naturfreun- den Naturfreunde-Qualitätskriterien für de-Qualitätskriterien für ökologisches ökologisches Reisen organisiert. Reisen; NFI-Folder: Clever reisen – ökologisch und erlebnisreich zugleich!) Inhalte: Exkursionen zu landschaftlichen, ökologi- Grenzüberschreitende Musterreise schen und kulturellen Besonderheiten der „Tour d’horizon Jura“ Region; Führungen, die die Möglichkeiten (Juni/Juli 2006) der Region im sanften Tourismus veran- schaulichen; Kennenlernen traditioneller Tradition entdecken – Natur erleben – und moderner Wirtschaftszweige; Begeg- Zukunft gestalten lautete die Devise, nung mit VertreterInnen von Umwelt- und unter der alle Aktivitäten der Landschaft Naturschutzverbänden; Kennenlernen re- des Jahres 2005/2006 der NFI standen. gionaler Produkte und ihrer HerstellerIn- Die Tour d’horizon sollte veranschauli- nen; Vorträge und Filme zu Themen der chen, was dieses Motto bedeutet: Region; Kontakte mit den ortsansässigen Naturfreunden. Wanderungen und eine Kanutour in der weitgehend intakten Naturlandschaft Merkmale der Reise: ermöglichten das Naturerlebnis. Besu- Internationale Beteiligung, Anreise indi- che bei HandwerkerInnen, die Altherge- viduell, nach Möglichkeit mit öffentlichen brachtes weiter führen und damit auch Verkehrsmitteln; Fortbewegung vor Ort: Zukunftsperspektiven für die Region zu Fuß, per Rad, Boot, Bus ...; Unter- schaffen, standen ebenfalls auf dem Pro- kunft in landestypischen Betrieben bzw. gramm, sowie Besuche von Einrichtun- Naturfreundehäusern, die nach Möglich- gen, die Information über die regionalen keit ökologisch wirtschaften; regionsty- Traditionen geben. pische Verpflegung; Gesamtreiseleitung durch NFI und tageweise einheimische Durch ihr Interesse an Natur und Tradi- J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 11
tionen der Region Nach der Definition tragen auch die Teil- der Naturfreunde ist nehmerInnen der die „Tour d’horizon“ Tour d’horizon dazu in der Landschaft bei, deren Zukunft des Jahres immer mitzugestalten. grenzüberschrei- tend angelegt. Im Auf dem Programm Falle des Jura be- standen auch deutete dies, dass Stadtbesichtigun- die Gruppe sich gen: die Region täglich mit einem ist reich an kleine- gemieteten Bus fort- ren und mittleren bewegen musste, Städten, die durch da sich die öffentli- ihre Lage inmitten chen Verkehrsmit- von Natur, durch tel auf Grund der ihr kulturelles Erbe unzureichenden und interessante Verbindungen be- Umweltinitiativen dauerlicher Weise Beispiele für die nicht als Zubringer hohe Lebensquali- zu den Tagespro- tät im Jura sind. grammen eigneten. Bei der Gestaltung der Tour d’horizon Das nachstehende Programm soll wurde versucht, die Exkursionen mög- veranschaulichen, wie nach Ansicht lichst gleichgewichtig auf die Teilgebiete der Naturfreunde ein grenzüberschrei- der Landschaft des Jahres zu verteilen. tendes Angebot für sanftes Reisen in Die TeilnehmerInnen „pendelten“ von drei der grenzüberschreitenden Juraregion grenznahen Unterkünften immer wieder aussehen kann. zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her. Die Route wurde so gewählt, PROGRAMM dass die beiden wichtigen Naturparks einbezogen werden konnten. In Frank- TAG 1: individuelle Anreise nach Villers- reich wurden die Départements Doubs le-Lac bei Morteau (F), Begrüßung und und Jura, in der Schweiz die Kantone Abendessen, 5 Übernachtungen Jura, Neuenburg (Neuchâtel) und Waadt (Vaud) berührt. An den beiden Reisen im TAG 2: NATUR UND HANDWERK IM Juni/Juli 2006 nahmen Naturfreundinnen GRENZGEBIET AM DOUBS und Naturfreunde aus Deutschland, den Lage: französisch-schweizerisches Grenz- Niederlanden, der Schweiz und Öster- gebiet (Département Doubs / Kanton reich teil. Neuenburg) J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 12
Thematik: Direkt am Fluss Doubs, der Drittel der Stadt ist Grünraum. Die beleb- die Grenze zur Schweiz bildet, im Os- te Innenstadt lädt zum Flanieren ein. ten des gleichnamigen französischen Programm: Geschichte und Gegenwart Départements, erstreckt sich das Pays erleben – Geführter Stadtrundgang; horloger, das „Uhrmacherland“. Es ist ein Mittagspause im Restaurant einer Sozi- landschaftlich reizvolles Gebiet, mit einer aleinrichtung; Besuch des Freiluftmuse- weitgehend intakten Landschaft, dem ums „Musée des maisons comtoises“ in spektakulären Wasserfall „Saut du Dou- Nancray, in dem die traditionelle ländliche bs“, Wiesen und Wäldern, gut markierten Bauweise der Region dargestellt wird. Wanderwegen und Radrouten. Aber es ist Begleitung: Naturfreunde auch eine hoch spezialisierte Industriere- gion, in der sich – wie der Name andeutet – TAG 4: NATUR UND KULTUR IN DER vor allem die Tradition der Uhrmache- REGION DER AJOIE rei am Leben erhalten hat. Neben der Lage: Schweiz, Kanton Jura international erfolgreichen Markenpro- Thematik: Die Ajoie (deutsch Elsgau) duktion konnten und können auch einige liegt im Norden des Schweizer Kantons engagierte „Handwerker“ bestehen, die mit Liebe die Tradition ihres Gewerbes pflegen und auch Werkstattbesuche für TouristInnen und andere Interessierte anbieten. Programm: Werkstattbesuch: Restau- rierung und Herstellung von Comtoise- Uhren; Kanufahrt zum „Saut du Doubs“; Grenzüberschreitende Wanderung am Doubs von Frankreich in die Schweiz; am Abend: Diavortrag (Landschaften des Jura). Begleitung: Sportlehrer und Naturfreunde TAG 3: BESANÇON – EINE KULTUR- UND NATURBEWUSSTE STADT IN DER LANDSCHAFT DES JAHRES Lage: Frankreich, Département Doubs Thematik: Besançon ist die Hauptstadt der Region Franche-Comté, malerisch am Doubs gelegen und von sieben Hü- geln umgeben. In der imposanten Zitadel- le, die die Stadt überragt, befinden sich interessante Museen. Besançon verfügt über eine hohe Lebensqualität – fast ein J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 13
Jura. Der Hauptort der Ajoie und des das Val de Travers wird von der Areuse Kantons ist Porrentruy (deutsch Prun- durchflossen, die in St-Sulpice entspringt. trut), die zweitgrößte Stadt des Jura mit Bekannt geworden ist die Talschaft unter historischen Bauwerken aus mehreren anderem durch die Absinth-Produktion, Jahrhunderten. die von 1910 bis zur Aufhebung des Programm: Die Stadt Porrentruy und ihre Verbotes im Jahre 2005 in der Illegalität Rolle in der wechselvollen Geschichte erfolgte. des jetzigen Kantons Jura – Stadtbesich- Programm: Wanderung auf dem Indus- tigung; Mittagspause in der Naturfreunde- trielehrpfad „Ecomusée de l’Areuse“, St- hütte Les Chainions, Geselligkeit mit den Sulpice; Mittagessen in der Naturfreun- ortsansässigen Naturfreunden; Wande- dehütte Prise Milord, Geselligkeit mit den rung, Rückfahrt von der Schweiz durch örtlichen Naturfreunden; Wanderung in das Dessoubre-Tal in Frankreich. der Areuseschlucht. Begleitung: Historikerin und Naturfreunde Transfer nach Grande Rivière (F), 1 Über- nachtung TAG 5: LA CHAUX-DE-FONDS – EINE Begleitung: Historikerin und Naturfreunde STADT IM GRÜNEN MIT ARCHITEKTO- NISCHEN HIGHLIGHTS TAG 7: LANDWIRTSCHAFT UND BÄU- Lage: Schweiz, Kanton Neuenburg ERLICHE WOHNFORMEN IM PARC Thematik: La Chaux-de-Fonds ist eine NATUREL RÉGIONAL DU HAUT JURA Stadt mitten im Grünen, die über ein inte- Lage: Département Jura, Frankreich ressantes Bauerbe verfügt. Le Corbusier Thematik: Das Gebiet des Haut-Jura ist dort geboren, und zahlreiche Jugend- zeichnet sich durch eine besonders reich- stilbauten prägen das Stadtbild. Die Uhr- haltige Flora und Fauna und durch vielfäl- macherei ist hier ebenfalls markant ver- tige Landschaftsformen aus – Wälder, tief treten, und auch andere handwerkliche eingeschnittene Täler, Bergweiden, Seen Traditionen werden weiter gepflegt, z.B. und Moore und die besondere ländliche in der Glockengießerei Blondeau. Architektur geben der Region ihr Geprä- Programm: Werkstattbesuch Glockengie- ge. Ziel der Einrichtung „Parc naturel ßerei, mit „Schaugießen“; geführte Stadt- régional“ ist, diesen Reichtum rundfahrt durch La Chaux-de-Fonds; und damit die Lebensqualität Wanderung. der Bewohner durch sinn- Begleitung: Spezialistin für die regionale volle Bewirtschaftung in Geschichte, Kultur und Natur Absprache mit den betroffenen Akteu- TAG 6: DAS VAL DE TRAVERS – EINE ren, durch Maß- PERLE IN DER LANDSCHAFT DES nahmen der Um- JAHRES welterziehung, Lage: Schweiz, Kanton Neuenburg etc. zu bewahren Thematik: Der District du Val-de-Travers und somit für Nach- ist ein Bezirk im Kanton Neuenburg, haltige Entwicklung J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 14
der Region zu arbeiten. Thematik: Der Vacherin ist ein typi- Programm: Geführte Wanderung mit scher Jurakäse, hergestellt aus der Erklärungen zur Landwirtschaft und zum Milch der Kuhrasse Montbéliarde, die Leben und Wohnen der ländlichen Be- auf den Jurahöhen weidet. Ebenfalls völkerung; Käse- und Weindegustation vor Ort wird das Holz gewonnen, aus und Picknick; Wanderung am Wasserfall dem die traditionellen Schachteln, in „Cascades du Hérisson“. denen der Vacherin geliefert wird, er- Transfer nach Le Brassus (CH), 3 Über- zeugt werden. Ein wichtiger und kaum nachtungen bekannter Beruf ist der des „sanglier“ Begleitung: Regionsführerin und Natur- („Rindenschneider“), der die „sangles“ freunde fertigt – die aus Tannenrinde gewonne- nen Bänder, die die weiche Käsemasse TAG 8: WÄLDER UND WEIDEN, FAUNA einfassen. UND FLORA DES JURA Programm: Wanderung zum „Musée du Lage: Schweiz, Kanton Waadt Vacherin du Mont d’Or“ in Les Charbon- Thematik: Die Juralandschaften zeichnen nières, unterwegs Demonstration der sich u.a. durch dichte Wälder aus, die die Arbeit einer „Rindenschneiderin“; Mit- Basis der Holzwirtschaft in der Region tagspause: Käse- und Weinverkostung; sind. Viele geschützte Arten kommen hier Besuch der Tropfsteinhöhle von Vallorbe; vor, der „Parc jurassien vaudois“ ist ein Begleitung: Rindenschneiderin und Na- bei Radfahrern und Wanderern beliebtes turfreunde Gebiet. Programm: Wanderung im Naturpark, Mit- tagspicknick, Fortsetzung der Wanderung; Besuch des Museums der Holz- berufe (Musée de la Boissellerie) im grenzna- hen Bois d’Amont (F) Begleitung: Biologe (Ex- perte des Naturparks) und Naturfreunde TAG 9: REGIONALE PRODUKTE UND TRA- DITIONELLE BERUFE – DAS BEISPIEL DES VACHERIN Lage: Schweiz, Kanton Waadt / Vaud J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 15
TAG 10: Abreise grenzüberschreitenden Angeboten liegen und die Tour d’horizon dafür ein ausge- Grenzüberschreitende Angebo- zeichnetes Modell sein könnte. So wie in te für nachhaltiges Reisen im anderen Regionen, die Landschaft des Jura nach dem Muster der Tour Jahres waren, gibt es auch im Jura Ange- d’horizon? bote, die Natur- und Kulturerleben in den Die Naturfreunde haben die Juraregion Vordergrund stellen; sie sind jedoch meist als Landschaft des Jahres unter anderem auf einen kleinen Raum konzentriert und deshalb ausgewählt, weil sie der Ansicht fast nie grenzübergreifend. waren, dass die Region für sanften Natur- und Kulturtourismus hervorragend geeig- Aktive Tourismusbüros haben in den net und im „Rest von Europa“ noch viel zu letzten Jahren die Region mit gedrucktem wenig bekannt ist. Dies wurde während Informationsmaterial und über Internet und nach der Tour d’horizon im Jura, die bekannter gemacht. Die Vermarktung wegen der großen Nachfrage an zwei erfolgt nach Teilregionen, z.B. „Pays hor- aufeinander folgenden Terminen durch- loger“, „Val de Morteau“, „Watch Valley“. geführt wurde, von den TeilnehmerInnen Die grenzüberschreitende Vermarktung bestätigt. Die Vielfalt der Möglichkeiten lässt zu wünschen übrig. Den Jurabogen – Naturerleben, sportliche Entdeckungen als Einheit sieht die Conférence trans- per Rad und Kanu, Eintauchen in die Ge- jurassienne, eine Arbeitsgemeinschaft schichte der Region, Kennenlernen von französischer und Schweizer staatlicher Kultur und alten und neuen Wirtschafts- Behörden, die in vielen Gebieten, auch zweigen – machten den besonderen Reiz im Tourismus, aktiv ist. auch dieser Tour d’horizon aus. Vielfach wurde geäußert, dass die touristischen Die Naturfreunde sehen in der Tour Chancen der Juraregion ganz sicher in d’horizon ein Modell für grenzüber- schreitendes sanftes Reisen in der Landschaft des Jahres – auch in der Landschaft des Jahres Jura. Tourismusverant- wortliche, Naturparkver- waltungen, Wanderver- einigungen, Natur- und Umweltschutzorgani- sationen sind aufgeru- fen, nach dem Modell der Tour d’horizon ein dauerhaftes grenzüber- schreitendes Reisean- gebot zu entwickeln. J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 16
Tourismus und Mobilität – umweltfreundlich reisen Die Tourismuswirtschaft muss vielerorts stärker auf den öffentlichen Verkehr setzen. Die Gründe: Umweltschutz, Menschenschutz sowie Erhalt der regionalen Mobilität und damit Attraktivität. Auch die Schweiz kann noch vieles besser machen – gerade im grenzüberschreitenden Jura. Tourismus ohne Mobilität ist nicht denk- Tourismusbedingte Verkehr ist in den bar. Jedoch hat sich der Verkehr – vor letzten Jahren und Jahrzehnten stetig ge- allem der motorisierte Individualverkehr, wachsen, wobei auch und gerade hier der aber auch der Flugverkehr – zum zu- motorisierte Individualverkehr (neben dem nehmenden Problem auch und gerade Flugverkehr, der aus teilweise anderen für touristische Regionen entwickelt. Gründen – Stichwort Klimaschutz – be- Das steigende Verkehrsaufkommen be- denklich ist) das Hauptproblem darstellt. einträchtigt die touristische Attraktivität Die An- und Abreise mit der bei weitem um- der Ferienorte, es wird zunehmend auch weltverträglicheren Bahn ist dagegen stark immer schwieriger, sich zu, an und von zurückgegangen. den Urlaubs- und Ausflugszielen zu be- wegen. Trends im Freizeit- und Tourismus- verkehr (FACTS) Tourismus ist allerdings nicht nur „Opfer“ des zuneh- Der Anteil des Freizeit- menden Verkehrs, son- verkehrs am Ge- dern auch „Täter“: samtverkehr ist in Wie Hansruedi Mül- ganz Europa be- ler, der Leiter des trächtlich. Für die Forschungsinsti- Schweiz legte tuts für Freizeit Hansruedi Mül- und Tourismus ler mit Bezug der Universität auf den Mikro- Bern, festhält, zensus 2000 „(stellen) der (BfS 2001) zunehmende dar, dass unter Wohlstand, die der Woche ca. Perfektionierung 40 Prozent aller der Verkehrssysteme Wege Freizeitwege und die damit verbun- sind. Der Anteil des denen Steigerungen von Freizeitverkehrs beträgt Komfort und Geschwindigkeit laut Müller an den zurück- die Basis und Triebfeder der touristi- gelegten Distanzen 44 Prozent, schen Entwicklung dar.“ Der Freizeit- und an der täglichen „Unterwegszeit“ 49 Pro- J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 17
zent. An Sonntagen steigt der Anteil des eine ähnliche Situation vorzufinden: kom- Freizeitverkehrs am Gesamtverkehr auf plizierte Verbindungen in der Region und satte 78 Prozent aller Wege, wobei der über die Grenze, aber auch Linien die an Anteil des PKWs 68 Prozent aller Fahrten Sonn- und Feiertagen nicht in Betrieb ausmacht – und dies wohlgemerkt in der sind. Schweiz, einem Staat, dessen öffent- liches Verkehrsnetz wesentlich besser Auch in Gebieten, wo der öffentliche ausgebaut ist als in anderen europäi- Verkehr besser funktioniert, müssen Pas- schen Ländern. sagiere sich mit Fahrplänen befassen, die für „Öffi-Entwöhnte“ zuweilen eine Ähnliche respektive noch höhere Zahlen gewisse Herausforderung darstellen. ließen sich auch für die meisten anderen Zwar umweltfreundlich, aber umständlich, europäischen Staaten erheben. Ganz mühsam und langsam – dieses Image deutlich tritt hervor, welche Bedeutung haftet dem öffentlicher Verkehr allzu oft – der motorisierte Freizeitverkehr bekom- zu Recht oder zu Unrecht – an, dieses men hat. Diese Entwicklung wird ver- Image müssen RegionalmanagerInnen ständlich, wenn man erfährt, dass es zum und Tourismusverantwortliche aktiv be- Beispiel im schweizerisch-französischen kämpfen, wenn sie eine nachhaltige, men- Grenzgebiet des Jura nach Angaben von schen- und umweltfreundliche Mobilität für Elly Ravay (Naturfreunde Schweiz) sehr ihre jeweilige Region aufbauen wollen. kompliziert ist, mit öffentlichen Verkehrs- mitteln etwa vom Ballungsraum Genf Mögliche Initiativen von Regionen nach Le Brassus zu kommen: Mit der Bahn ist zweimaliges Umsteigen und ins- Tourismusregionen und –orte sind den gesamt eine Tagesreise erforderlich, mit besorgniserregenden Verkehrstrends dem Auto dauert die Fahrt gerade einmal nicht schutzlos ausgeliefert – wenn sich 30 Minuten. In Frankreich ist nach Dani- die verantwortlichen regionalen Akteure el Personeni (Naturfreunde Frankreich) (RegionalpolitikerInnen, Tourismusmana- gerInnen, HotelbetreiberInnen ...) dessen bewusst sind. Natürlich kommt guter und auch für Urlau- berInnen attraktiver öffentlicher Verkehr nicht von selbst; es ist für TouristikerInnen nötig, sich klarzumachen, was an Mobilität von den Erholungssuchenden be- nötigt und gewünscht wird. Es ist auch nötig, zu investieren, neue Angebote vor allem zu kommu- nizieren und die Geduld nicht so- fort zu verlieren, wenn sich nicht J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 18
schon in den ersten Monaten große Erfolge einstellen. Dass sich Geduld lohnt, zeigt das Beispiel des österreichischen Urlaubsortes Werfenweng (Vorreiter des gesamtalpinen Netzwerks „Alpine Pearls“), der mit konsequenten, innovativen und umweltfreundlichen Mo- bilitätsangeboten beachtliche Steigerungen bei den Gäste- zahlen erzielen konnte. Ein wichtiger Faktor bei der Wahl eines Verkehrsmittels ist der Wunsch, vor Ort in der Urlaubsregion machen. Für Gäste, die auf das eigene möglichst mobil zu sein. Auto verzichten und mit Bus oder Bahn zum Urlaubsziel reisen, stehen – neben Vorbild Alpine Pearls kompetenter Anreiseberatung – zum Bei- spiel in Werfenweng kostenlose Shuttle- Das internationale Gemeindenetzwerk Busse und Nacht-Taxis zur Verfügung, „Alpine Pearls“ macht vor, wie umwelt- im Sommer auch verschiedene Elektro- verträgliche Mobilität und ebenso aktive mobile (Scooter, Fahrräder etc.), die auf wie innovative touristische Produktent- innovative Weise zeigen, dass Mobilität wicklung Hand in Hand gehen können: ohne eigenes Auto funktioniert. Gegenwärtig gehören 17 Gemeinden in Österreich, Deutschland, Italien, Frank- Schweizer Mitglieder der „Alpine Pearls“ reich und der Schweiz dem Netzwerk sind Arosa und Interlaken; in Frankreich an. Sie alle zeichnet aus, dass sie aktiv ist Les Gets bisher einziges „Perlen“- auf Sanfte Mobilität setzen und den Ur- Mitglied. Mögliche Vorbilder auch für lauberInnen Lust auf „Urlaub vom Auto“ Gemeinden im Jura … Quellen: Bundesamt für Raumentwicklung, Budesamt für Statistik (BfS 2001): Mobilität in der Schweiz, Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, Bern 2001. Müller, Hansruedi: Umweltfreundlich Reisen – die Sicht der Tourismuswirtschaft. In: Umwelt- freundlich Reisen in Europa. Herausforderungen und Innovationen für Umwelt, Verkehr und Tourismus. Europäische Fachkonferenz, 30. und 31. Jänner 2006, Wien. Konferenzbroschüre. Mehr Informationen zu den Alpine Pearls unter: http://www.alpine-pearls.com Mehr Informationen zu Werfenweng unter: http://www.werfenweng.org J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 19
Alternative Energien Unser Energieverbrauch und die damit Ihre Anwendungsbereiche sind zahlreich: einhergehenden Umwelteffekte stoßen Windkraftanlagen zur Stromerzeugung, bereits an ihre Grenzen. Laut einem Be- Sonnenkollektoren zur Heißwasserauf- richt des „Zwischenstaatlichen Ausschus- bereitung oder Biomasse (zum Beispiel ses für Klimaänderungen“ (IPCC) hat die Holz) für Fernheizwerke. Sie betreffen verstärkte Nutzung fossiler Energieträger sowohl Haushalte als auch Unternehmen durch den Menschen bereits eine Erder- und Kommunen, wobei es politischen wärmung von 0,6 Grad hervorgerufen. Willen, Information und Dialog braucht, Prognosen zu Folge wird in Zukunft um diese Form der Energiegewinnung die Energienachfrage weltweit steigen, umzusetzen. begleitet mit einem zunehmenden Aus- stoß an CO2. Diese Entwicklung wird Alternative Energiequellen sind regional voraussichtlich Energieengpässe sowie verfügbare Ressourcen, die abgesehen Preisanstiege und Preisfluktuationen im von ökologische Vorteilen einen wichtigen Energiesektor nach sich ziehen. ökonomischen Faktor darstellen und sich positiv auf die Regionalentwicklung aus- Internationale und nationale Verpflichtun- wirken: erhöhte Versorgungssicherheit, gen geben neue Ziele und Rahmenbedin- zusätzliche Investitionen in der Region, gungen vor, um hier entgegen zu wirken. und neue Arbeitsplätze. Gefragt sind Lösungen, die es ermögli- chen, den Energiebedarf möglichst aus Alternative Energien im Jura umweltfreundlichen Quellen zu decken. Das seit 1997 gültige Kyotoprotokoll Viele Projekte die die Nutzung nach- schreibt als internationales Abkommen haltiger Energiequellen fördern gibt es den teilnehmenden Ländern verbindliche im Jura bereits. So ist zum Beispiel in Ziele für die Verringerung des Ausstoßes der Schweiz das Label „Energiestadt“ von Treibhausgassen vor. Der zunehmen- entstanden, das von einer unabhängi- de Einsatz erneuerbarer Energieträger ist gen Kommission an Städte jeder Größe ein notwendiger Weg um die Ziele des verliehen wird. Um diese Auszeichnung Abkommens zu erreichen. Hier kommt zu erlangen, muss eine Stadt seinen bei der Umsetzung nicht nur Akteuren Energieverbrauch analysieren und einen auf internationaler und nationaler Ebene Maßnamenkatalog erstellen auf welchen eine wichtige Rolle zu, sondern auch den Wegen sie Energie einsparen kann (En- regionalen und lokalen Akteuren. ergieversorgung, Mobilität, Ortsplanung etc.). Wenn mindestens 50 Prozent die- Als erneuerbare oder alternative Ener- ser Maßnahmen realisiert werden darf giequellen bezeichnet man Energien von man das Label „Energiestadt“ tragen. nachhaltigen Quellen, die sich selbst er- Für eine vorbildliche Energiepolitik darf neuern wie Wind, Sonne oder Biomasse. sich La Chaux-de-Fonds (Kanton Neuen- J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 20
burg) im Jura Energiestadt nennen. Sie anlagen oder Biomasse Heizanlagen) hat etwas mehr als 70 Prozent ihrer Maß- sowie Förderprogramme aufzeigen. nahmen umgesetzt indem zum Beispiel der Energieverbrauch von kommunalen Auch die 1980 gegründete AJENA (Asso- Gebäuden gesenkt oder ein Fernwärme ciation Jurassienne pour la diffusion des Heizwerk errichtet wurde. Die Stadt hat Energies Alternatives - Jurassic Associati- durch verschiedenste Aktionen so 74 on for the diffusion of Renewable Energy) Prozent ihres Energiebedarfs über alter- in Frankreich gibt Gewerbebetrieben, der native Energien gedeckt. Industrie, Landwirten aber auch privaten Haushalten in diesem Bereich Auskunft, Im französischen Jura hat die ADEME wie z.B. über den Bau von Passivhäu- (Agence de l’Environnement et de la sern. Maîtrise de l’Energie - French Environ- ment and Energy Management Agency) Folgend sollen einige Beispiele der An- verschiedene Initiativen mit den Departe- wendungen alternativer Energien in der ments der Franche-Comté im Bereich er- Landschaft des Jahres Jura angeführt neuerbarer Energien gesetzt. Es wurden werden. Broschüren für den Energieendverbrau- cher erstellt, die allgemein über alter- Wind native Energien und ihre Anwendungen Seit 1996 befindet sich nördlich von St- Auskunft geben (zum Beispiel für Solar- Imier auf dem Mont Crosin ein Windkraft- werk, das erstmals in der Schweiz Strom aus Wind- energie in einem nennens- werten Umfang erzeugt. Sechs Windturbinen lie- fern eine Strommenge, die etwa dem Jahresbedarf von 1400 Haushalten ent- spricht. Mit dieser Anlage sollen vor allem techni- sche, wirtschaftliche und ökologische Erfahrungen gesammelt werden. Der hier produzierte Strom wird unter dem Namen 1to1 en- ergie windstar vermarktet. Auf einem Erlebnispfad kann man mehr über die Windenergienutzung er- fahren. J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 21
Sonne Unmittelbar neben dem Mont Crosin liegt der Mont Soleil. Hier be- treibt die Gesellschaft Mont-Soleil für For- schungs- und Demons- trationszwecke das größte Fotovoltaikzen- tum der Schweiz. Auf einer Fläche von etwa 3 Fußballfeldern wan- deln Silizium-Solarzel- len das Sonnenlicht in elektrischen Strom um. Der Erlebnispfad „Energies horlogères“ chen Holzver- und -bearbeitungsbetriebe verbindet die Kraftwerke von Mont-Crosin bieten Arbeitsplätze für die Bevölkerung und Mont-Soleil, auf dem man mehr über der Region. diese erneuerbaren Energien erfährt. Auch die beiden Kraftwerke selbst kön- Auch in diesem Bereich waren die nen besichtigt werden. ADEME und die Region Franche-Comté wieder aktiv. Sie initiierten den Plan Holz- Die ADEME hat mit finanzieller Unter- Energie (Plan bois-énergie), wobei die stützung der Region Franche-Comté den Region von 1998 bis 2004 94 Projekte „Plan Soleil 2000-2006“ zur Förderung automatischer Heizanlagen in einer Höhe erneuerbarer Energien (für Haushalte) von 979.300 Euro finanziell unterstütz- umgesetzt. Im Zuge dieser Initiative ten. wurde so im französischen Teil der Land- schaft des Jahres, in den Bezirken Doubs Im Rahmen des französisch-schweizeri- und Jura, bis 2005 954 Solaranlagen schen Programms „Bois énergie - Inter- installiert. Insgesamt wird in der Region reg II“ und dem EU Programm „Altener“ Franche-Comté durch diese Förderung wurde im Jura ein grenzüberschreiten- 2.497t an CO2 eingespart. der Weg „bois-énergie“ (Holz-Energie) gegründet. Auf 25 Stationen werden Biomasse – Holz verschiedene Anlagen von der Brenn- holzproduktion bis zum Fernheizwerk Mit 40 Prozent Waldanteil zählt der Jura gezeigt. Interessierte können sich so vor zu den waldreichsten Regionen Europas. Ort über die verschiedenen Nutzungsar- Holz hat auch eine wichtige Rolle in der ten von Holz für die Energieerzeugung regionalen Wirtschaft, denn die zahlrei- informieren. J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 22
Möglichkeiten für die Bevölkerung ser und Geschosswohnungsbauten oder des Jura auch für öffentliche Gebäude, wie Schu- len, angeboten. Auch die Alternative Bank Jeder Haushalt kann Energiesparen, sei- Schweiz in Olten bietet ihren Kunden nen Beitrag leisten indem Häuser isoliert günstige Kreditbedingungen für ökolo- werden oder die vielen verschiedenen gisch ausgerichtete Bauten an. Über die Fördermöglichkeiten im Bereich alternati- Anwendungsmöglichkeiten für Holz gibt ver Energien wahrgenommen werden. die „Holzenergie Schweiz“ (Energie Bois Suisse) ebenso Auskunft. In der Schweiz gibt es in jedem Kanton Energiefach- und Energieberatungsstel- In Frankreich gibt es auf Staatlicher-, len, die über die verschiedenen Förde- Regionaler- und Bezirksebene verschie- rungen Auskunft geben. Im Bereich Holz- dene öffentliche Fördermöglichkeiten im heizungen, Fernwärme und Solaranlagen Bereich der Solar- und Holzenergie. Hier werden je nach Kanton verschiedene sind ADEME und AJENA Anlaufstellen die Fördermöglichkeiten für Einfamilienhäu- informieren. J u r a s s i e n • J u r a • e n A r c J u r a s s i Seite 23
Alte Berufe im Jura Der Jura legt beidseitig der Grenze vereinzelt vorhandene Gießereien. Auch ein kostbares Zeugnis von der Vielfalt Salinen gab es im französischen Jura, in menschlichen Könnens ab. Dieses Kön- denen schon seit der Römerzeit Salz ge- nen ist ein Spiegelbild der kulturellen wonnen wurde. Die wohl berühmteste ist Identität der dort lebenden Menschen und die königliche Saline von Arc-et-Senans. erzählt die Geschichte des Jura. Sie wurde vom Architekten und Visio- när Claude-Nicolas Ledoux im Auftrag Die Produktion zahlreicher Bereiche Ludwigs des XVI geplant. Durch ihre au- gründet auf der Verwendung unmittelbar ßergewöhnliche Architektur ist sie 1982 vorhandener natürlicher Ressourcen wie von der UNESCO zum Weltkulturerbe Holz, Eisen, Kohle und Wasser: ernannt worden. In Arc-et-Senans, so wie in anderen Städten der Region können Die harten Winter, die fünf bis sechs Mo- die zu Museen umgewandelten Salinen nate andauerten, hielten die BewohnerIn- besichtigt werden. nen in ihren Häusern fest. Sie wandelten ihr Heim nach und nach in Produktions- Altes Handwerk bewahren stätten um, damit sie auch in der kalten Jahreszeit ein gesichertes Einkommen Im französischen und Schweizer Jura hatten. Frauen spannen selbstgezoge- gibt es dennoch zahlreiche Experten, nen Hanf und Wolle, nähten ihre Alltags- die altes Handwerk und Traditionen aus- kleider und Sonntagstrachten und ver- üben, welche in anderen Regionen schon dienten sich auch mit Klöppeln von Spitze verloren gegangen sind. Viele von ihnen etwas dazu. Männer versorgten Kühe öffnen Tor und Tür ihrer Ateliers oder Bau- und Ziegen und waren geübt im Umgang ernhöfe, wo das ausgeübte Handwerk mit Holz. Sie stellten auch Gegenstände hautnah miterlebt werden kann. Auch in für den täglichen Gebrauch her: Eimer, den unzähligen Museen oder an anderen Becher, Schalen, Schüsseln oder Kel- Ausstellungsorten werden Werkzeuge, len. Durch den Betrieb von Köhlereien, Maschinen und Gegenstände liebevoll in denen Holzkohle hergestellt wurde, aufbewahrt, die über die verschiedenen konnten sie Eisenschmieden betreiben. Aktivitäten wie Holzhandwerke, Uhrma- Mit zunehmender Erfahrung entwickelten cherei, Brillen- und Spielzeugherstellung, sie Fertigkeiten in der Metallbearbeitung, Schmiede und deren Geschichte Auf- was ihnen wiederum in der Fertigung von schluss geben. Weiters gibt es Themen- Uhren zu gute kam. wege, auf dessen Routen die Museen und Betriebe auch thematisch erkundet Doch nicht alle Handwerke überlebten. werden können. Im französischen Jura Von der Eisenhüttenindustrie zeugen gibt es zum Beispiel „les Routes du heute Eisenschmiedemuseen und noch Comté“, die Comté Käserouten, auf der J u r a • A r c J u r a s A r c s i e n • J u r a • Seite 24
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