Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...

Die Seite wird erstellt Kenneth Köhler
 
WEITER LESEN
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
75 Jahre DSO

Nagano
Kodama

Kent Nagano
Mari Kodama – Klavier
Berlioz: Ouvertüre zu ›Béatrice et Bénédict‹
Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ›Terra Nostra‹
Strauss: Suite aus ›Der Bürger als Edelmann‹
So 17.10. / 20 Uhr/ Philharmonie
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Programm                               2                                                                                                                                             3                   Introduktion

So 17.10. / 20 Uhr / Philharmonie                                                                                         Theater im Spiel
Hector Berlioz (1803–1869)                                     Richard Strauss (1864–1949)                                Vielleicht schlägt das europäische Herz – das moderne zumindest –
Ouvertüre zu der Oper                                          ›Der Bürger als Edelmann‹                                  doch in Frankreich. Das heutige Programm legt solche Gedanken nahe.
›Béatrice et Bénédict‹ (1862)                                  Orchestersuite op. 60 IIIa (1917/1919)
                                                                                                                          Hector Berlioz, der Revolutionär der musikalischen Form- und Klangfan-
Allegro scherzando – Andante un poco                               I. Ouvertüre zum I. Aufzug. Schnell – breit            tasie, komponiert eine Oper nach Shakespeare und lässt sie erstmals in
sostenuto – Allegro                                                   – tempo primo – Allegretto
                                                                                                                          Deutschland aufführen, dem Land seiner größten Erfolge zu Lebzeiten.
                                                                  II. Menuett. Tempo di Menuetto (ziemlich
Uraufführung der Oper am 9. August 1862 zur Eröffnung
                                                                      langsam)                                            Rodolphe Bruneau-Boulmier, der 39-jährige Komponist und Musikver-
des Theaters in Baden-Baden; Leitung: der Komponist.
                                                                 III. Der Fechtmeister. Ziemlich lebhaft                  mittler, schreibt sein Erstes Klavierkonzert, lässt sich bei dessen Konzep-
Rodolphe Bruneau-Boulmier (*1982)
                                                                      – Schnell                                           tion von alten flämischen Meistern und von (post-)moderner spanisch-
                                                                 IV. Auftritt und Tanz der Schneider. Schnell             sprachiger Literatur inspirieren; er vergibt die Uraufführung ebenfalls
›Terra Nostra‹
                                                                  V. Das Menuett des Lully. Sehr gemächlich
Konzert für Klavier und Orchester (2021)                                                                                  nach Deutschland, nach Berlin. Er komponierte das Werk für Mari Kodama,
                                                                VI. Courante. Ziemlich lebhaft
  I. Andante. Souple et rêveur                                  VII. Auftritt des Cleonte. Nach Lully. Feierlich          die im japanischen Osaka geboren wurde, in Düsseldorf und Paris auf-
     (Sanft und träumerisch)                                   VIII. Vorspiel zum II. Aufzug (Intermezzo).                wuchs und heute ihre künstlerischen Schwerpunkte in Frankreich und
 II. Largo – Moderato, libre et rêveur –                              Andante, galante e grazioso                         Nordamerika setzt.
     Avec movement                                              IX. Das Diner (Tafelmusik und Tanz des
III. Lent – Presto – Joyeux – Vif – Noble                             Küchenjungen). Moderato, alla Marcia –
                                                                      gemächlich – Sehr schnell – Allegretto –
                                                                                                                          Nach Vollendung und Uraufführung des ›Rosenkavaliers‹, ihres zweiten
Uraufführung am heutigen Abend.
Auftragswerk des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin                gemächlich – Andante – Moderato – Tanz              gemeinsamen Projekts, suchten Hugo von Hofmannsthal und Richard
mit großzügiger Unterstützung von Madame Anni Clair.                  des Küchenjungen. Presto – Prestissimo              Strauss nach Zukunftswegen für das Theater jenseits des Wagner’schen
                                                               Uraufführung am 31. Januar 1920 im Prinz-Eugen-Palais in   Musikdramas. Der Dichter stellte sich etwas vor, was schwer zu machen
PAUSE                                                          Wien unter der Leitung des Komponisten.
                                                                                                                          ist: eine Fusion aller Sparten von der gesprochenen über die getanzte bis
                                                                                                                          zur gesungenen Bühnenkunst. Bei Molière, dem französischen Barock-
                                                                                                                          dichter, fand er den Stoff, den er brauchte. Zu dessen Komödie ›Der
KENT NAGANO                                                                                                               Bürger als Edelmann‹ hatte Jean-Baptiste Lully, der Lieblingsmusiker des
Mari Kodama – Klavier                                                                                                     Sonnenkönigs, bereits 1670 eine Bühnenmusik geschrieben. Einiges aus
                                                                                                                          ihren Noten und vieles aus ihrem Geist griff Richard Strauss auf, als er zu
                                                                                                                          Hofmannsthals Nachdichtung Entsprechendes komponierte. Es wurde zu
                                                                                                                          einem seiner wenigen Abstecher ins Milieu neobarocken und neoklassi-
                                                                                                                          schen Musizierens. Das Resultat gefiel ihm, deshalb rettete er die zweck-
                                                                                                                          gerichtete Musik, indem er aus ihr eine Konzertsuite zusammenstellte.

                                                                                                                          In allen drei Werken ist Theater mit im Spiel. Berlioz’ Ouvertüre bereitete
Im Anschluss an das Konzert signiert Kent Nagano sein neues Buch ›10 Lessons of my Life: Was wirklich zählt‹              es vor, Strauss Bühnenmusik begleitete und reflektierte es. Das Solo-
im Foyer der Philharmonie.                                                                                                konzert gilt als die theatralische Gattung in der Instrumentalmusik.
                                                                                                                          Rodolphe Bruneau-Boulmier gibt der Virtuosität und ihrer Wirkung das
Dauer der Werke Berlioz ca. 8 min / Bruneau-Boulmier ca. 27 min / Strauss ca. 35 min
                                                                                                                          verdiente Recht, er integriert sie und transformiert sie in eine Interaktion
                                       Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur ab 20.03 Uhr live übertragen.          von Klang und (historischer) Zeit.
                                       UKW 89,6 / DAB+ / online / App
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Zu den Werken                           4                                                                                                                                          5                   Zu den Werken

                                                                                                               Stück aus Shakespeares Tragikomödie ›Viel Lärm um nichts‹ zu-
                                                                                                               sammengeschnitten, und er verfuhr dabei recht großzügig; das
                                                                                                               meiste ließ er weg. Der Plot wurde dadurch einfacher: »Es handelt

                   Dichtung im Hintergrund                                                                     sich ganz simpel darum, Béatrice und Bénédict zu überzeugen,
                                                                                                               dass sie ineinander verliebt sind.« Dies geschieht durch eine Dop-
                                                                                                                                                                                        Ich schrieb eine kleine Opéra
                                                                                                                                                                                        comique, um mich zu erholen.
                                                                                                               pelintrige – mit Erfolg. In der Ouvertüre wird die spätere Liaison der   Sie ist heiter und fröhlich.
                                              von Habakuk Traber                                               Herzen musikalisch angebahnt. An ihrem Anfang erklingt, munter           Berlioz über ›Béatrice et Bénédict‹,
                                                                                                               und »scherzando« in tänzerischem Dreiertakt, das Thema für Bé-           1862

                                                                                                               nédict, danach als ruhiger Gegensatz eine Vorwegnahme von Béa-
                                                                                                               trices Arie im zweiten Akt »Il m’en souvient le jour de départ de
                                                                                                               l’armée« (Ich erinnere mich an den Tag des Aufbruchs der Armee),
                                                                                                               versonnen erst, dann aufgehellt – in der entsprechenden Szene
                                                                                                               erkennt sie ihre Liebe zu Bénédict. Im Hauptteil (Allegro) werden
                                                                                                               beide musikalischen Protagonisten in den geraden Zweiertakt ver-
                                                                                                               setzt, für den Berlioz das Tempo eines Marsches vorgibt. Die Gestik
                                                                                                               dieses musikalischen Typus setzt er nicht bedrohlich oder traurig
                                                                                                               ein, sondern als tönendes Wahrzeichen des wackeren Mutes, das
                                                                                                               die Themen der beiden Protagonisten umgibt und anfeuert, und aus
                                                                                                               dem man auch schon einen Hochzeitsmarsch heraushören mag.

                                                                                                               Das neue Werk: Rodolphe Bruneau-Boulmiers Klavierkonzert
                                                                                                                                                                                        Rodolphe
                                                                                                               Rodolphe Bruneau-Boulmier stellt sich mit seinem Klavierkonzert
                                                                                                                                                                                        Bruneau-Boulmier
                                                                                                               für Mari Kodama dem DSO und seinem Publikum als Komponist
                                                                                                                                                                                        ›Terra Nostra‹
                                                                                                               vor. Der 39-Jährige, der aus Laval, der geschichtsreichen Stadt im
                                                                                                               Vorland von Normandie und Bretagne, stammt und dort seine erste          Besetzung
                                                                                                                                                                                        Klavier solo
                                                                                                               Ausbildung erhielt, studierte an der Sorbonne und am Conser-
                                                                                                                                                                                        3 Trompeten, Schlagwerk
                                                                                                               vatoire von Paris. Seit 2006 arbeitet er als Produzent für France
                                                                                                                                                                                        (3 Spieler; I: Marimba, Glocken-
                                                                                                               Musique, die Klassik- und Jazz-Abteilung des nationalen Rund-
                                                                                                                                                                                        spiel, 6 Tempelblocks, 2 Bon-
                                        In Baden-Baden, das für Pierre Boulez rund ein Jahrhundert später      funks Radio France; dort konzipiert, entwickelt, gestaltet und mo-       gos, 2 Congas, 6 Tomtoms,
               Hector Berlioz
                                        zur Wahlheimat wurde, erlebte Hector Berlioz’ letzte Oper ihre Ur-     deriert er profilierte Sendereihen, die sich vor allem aktueller Musik   Große Trommel, Crotales,
                 Ouvertüre zu
                                        aufführung. Noch einmal brach in dem französischen Komponisten         und neuen Trends in der Klassikszene widmen. Dabei ist es ihm            Tamtam, Plattenglocken,
        ›Béatrice et Bénédict‹
                                        die Shakespeare-Begeisterung durch, die sein junges Leben und          wichtig, einen möglichst breiten Überblick über die zeitgenössi-         2 Holzblöcke; II: Xylophon,
                  Besetzung             Lieben gründlich aufgewühlt hatte; zum ersten Mal fasste er sie        sche Kreativität zu geben – unabhängig von den stilistischen Ent-        6 Tempelblocks, 2 Chinesische
     Piccolo, Flöte, 2 Oboen,
                                        nicht nur in Töne, sondern brachte sie auch auf die Bretter, die die   scheidungen, die er für sein eigenes Komponieren trifft. Außerdem        Theatergongs, Baskische
    2 Klarinetten, 2 Fagotte,                                                                                                                                                           Trommel, Tamtam, 2 Bongos,
                                        Welt bedeuten. Seit dreißig Jahren hatte er vor, eine Oper nach des    wirkt er als musikalischer Berater des Theaters La Scala in Paris
      4 Hörner, 2 Trompeten,
                                        Briten Komödie ›Viel Lärm um nichts‹ zu komponieren. Jetzt gab         und des Künstler-Förderprogramms der Banque Populaire. Dort              4 Tomtoms, Röhrenglocken,
   Cornet à pistons, 3 Posau-
                                        ihm Édouard Bénazet, Direktor der Spielbank in Baden-Baden, die        schafft er vor allem den Kreativen, die am Anfang ihrer Berufslauf-      Crotales, Schellenbaum,
      nen, Pauken, Streicher
                                        Gelegenheit, den alten Vorsatz zu erfüllen. Er bestellte bei seinem    bahn stehen, ein Forum. In seinem eigenen Œuvre dominieren bis-          3 Hängende Becken, Große
                                                                                                                                                                                        Trommel, Kuhglocken, 2 Ago-
                                        Landsmann die Oper, mit der das neue Theater der Kurstadt am           her Klavierwerke und Kammermusik. Die Erfahrungen, die er mit
                                                                                                                                                                                        gos, Maracas; III: Vibraphon,
                                        9. August 1862 eröffnet werden sollte. Der Komponist selbst diri-      ihnen sammelte, weitet er im Klavierkonzert ›Terra Nostra‹ auf eine
                                                                                                                                                                                        5 Holzblöcke, Triangel, 4
                                        gierte die Premiere von ›Béatrice et Bénédict‹. Acht Monate später     größere, klar disponierte Besetzung aus.                                 Thailändische Gongs, Crota-
                                        kam in Weimar, Berlioz’ zweiter musikalischer Heimat, eine deut-                                                                                les, Tamtam, Röhrenglocken,
Bild oben: Theater Baden-Baden,         sche Version auf die Bühne.                                            Vier verschiedene Klanggruppen wirken darin zusammen. Den Mit-           Kuhglocken, Schellenbaum,
der Uraufführungsort von Hector
                                                                                                               telpunkt bildet das Soloinstrument, von ihm gehen Verbindungen           Baskische Trommel, Kleine
Berlioz’ Oper ›Béatrice et Bénédict‹,
Fotografie von Gerd Eichmann,           Berlioz hielt ›Béatrice et Bénédict‹ für eines der »sprühendsten und   zu den anderen Gruppen aus. Das Klavier ist ein Saiteninstrument         Trommel, Hängendes Becken,
2007                                    originellsten Werke, die ich geschaffen habe«. Er habe sich das        wie die Streicher des Orchesters, es erzeugt seine Töne durch            Claves), Streicher
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Zu den Werken                          6                                                                                                                                          7                   Zu den Werken

                                       kleine Hämmer, also perkussiv wie die Schlagzeuge. Diese selbst
                                       bieten ein weites Spektrum von den klaviernahen Stabspielen wie
                                       Xylophon, Vibraphon und Marimba über das vielfältige Ensemble
Rodolphe Bruneau-Boulmier ist          der Glocken bis zu den Fellinstrumenten, den Trommeln verschie-
ein junger französischer Kompo-        denster Größe und Bauart auf; in sich reproduzieren sie die klang-
nist. Er hat eine ganz eigene Ton-     liche Dreiteiligkeit im Großen. Eine Sonderrolle spielen die drei
sprache entwickelt. Ihr Ton, ihr
                                       Trompeten. Am ersten Satz des Werkes sind sie nicht beteiligt, sie
Klang ist französisch, aber in ihrer
persönlichen Art gleicht sie keiner
                                       greifen erst im zweiten ein und eröffnen dann nicht nur einen wei-
anderen. Sie ist modern, aber auch     teren Bereich des Klangspektrums, sondern fügen auch eine neue
sehr angenehm zu hören und mit-        Stilebene hinzu: Sie zitieren das erste ›Kyrie‹ aus der ›Missa prola-
zuverfolgen.                           tionum‹ des Vor-Renaissancemeisters Johannes Ockeghem (1410–
Mari Kodama, 2021                      1497), ein Wunderwerk der Kompositionskunst, am ehesten wohl
                                       mit Bachs ›Kunst der Fuge‹ und seinen ›Goldberg‹-Variationen zu
                                       vergleichen. In den dritten Satz bringen sie Abschnitte aus der                                                                                 ›Stillleben mit weißer Wolke‹,
                                       ›Missa defunctorum‹ (Totenmesse) von Ockeghem ein, und zwar                                                                                     Gemälde von Juan Gris, 1921
                                       aus den beiden Teilen des Introitus, dem ›Requiem aeternam‹ (Für-
                                       bitte um ewige Ruhe) und dem ›Te decet hymnus‹ (Dir gebührt der         leise, gedämpft, wie aus der Ferne – das ›Kyrie‹ aus Ockeghems
                                       Lobgesang). Diesen Schlusssatz widmete der Komponist dem Ge-            ›Missa prolationum‹, auf Dreistimmigkeit reduziert. Die Erweite-
                                       denken an seine Mutter; sie starb in der Zeit, in der er an seinem      rungen, die Ockeghems Titel andeutet, sind darin zeitlich und
                                       Klavierkonzert arbeitete.                                               räumlich in Struktur übersetzt: zeitlich, indem die kanonisch ge-
                                                                                                               führten Stimmen unterschiedlich schnell gespielt werden; die
                                       ›Terra Nostra‹ ist ein virtuoses Werk. Aus dem mittleren Register       Tempi verhalten sich meist wie 2:3 zueinander, also wie das »Tem-
                                       des Klaviers wächst das Anfangsthema des ersten Satzes in die           pus imperfectum« (zwei, Symbol für die Welt) und das »Tempus
                                       Zeit und den Raum. In ruhigem Tempo, »weich und verträumt«,             perfectum« (drei, Symbol für Gott); räumlich, indem sich das Ab-
                                       erschließt es mit sich weitenden Gesten das gesamte Tonspektrum         standsintervall zwischen den Kanonstimmen von Satz zu Satz ver-
                                       von oben bis unten, greift vom Soloinstrument auf die Streicher,        größert. Etwas von diesen Verfahren geht bei Bruneau-Boulmier in        Für Rodolphe Bruneau-Boulmier
                                       dann auch auf die Stabspiele im Schlagzeug, die Instrumente mit         die Mikroorganisation des Streicherklangs ein. Im zweiten Teil, den     ist der Klang sehr wichtig. Die
                                       präzisen Tonhöhen über. Erweiterung, die »Prolatio«, von der            ein Klaviersolo einleitet, wird das Ockeghem-Material detailliert in-   Farben müssen deutlich werden,
                                                                                                                                                                                       Charakter und Bedeutung des
                                       Ockeghems Messtitel spricht, wirkt als Prinzip, nach dem sich           spiziert und wandert in die anderen Gruppen: in den Solopart, ins
                                                                                                                                                                                       Rhythmus müssen sich klar ab-
                                       ›Terra Nostra‹ in seiner Anfangsphase entwickelt. Ein Klaviersolo       Schlagwerk, schließlich auch in die Streicher, die sich mit einem
                                                                                                                                                                                       zeichnen, die innere Polyphonie
                                       führt einen neuen, rhythmisch akzentuierten Charakter ein und be-       Aufrauschen zurückmelden. Harte Rhythmen, wie sie im ersten             muss plastisch erscheinen. Virtuo-
                                       reitet damit einen Abschnitt vor, in dem das Klavier mit den Schlag-    Satz nur angedeutet wurden, erscheinen nun zu Einwürfen oder            sität ist kein Selbstzweck, son-
                                       zeugen von unbestimmter Höhe konzertiert und bisweilen als eine         Interpunktionen geschärft. Auch dieser Satz verebbt und verklingt.      dern ein Mittel musikalischer
                                       prägnante Farbe von diesem Ensemble vereinnahmt erscheint.                                                                                      Darstellung. Man muss die Dinge
                                       »Noble« kommen nach den gongartigen schließlich die glocken-            Im dritten Satz wechseln sich zunächst Zitate aus Ockeghems             klingen lassen und dafür die ange-
                                                                                                                                                                                       messenen Tempi finden. Die
                                       artigen Schlaginstrumente ins Spiel und prägen mit ihren Eigen-         Totenmesse mit schnellen, vom Klavier virtuos durchwirkten
                                                                                                                                                                                       Metronomangaben in der Partitur
                                       schaften den Klangcharakter dieses Abschnitts einschließlich sei-       Schlagzeugpassagen ab. Wie schon im zweiten Satz wird die Ferne         bieten dafür Richtwerte, aber
                                       nes Zeitmaßes. Aus und mit den Klangverhältnissen entwickelt            der alten Musik dadurch unterstrichen, dass eine Stimme leicht          keine absoluten Vorschriften.
                                       Bruneau-Boulmier auch die Gestalt seines Werkes. Komponisten,           »verspätet« beginnt. Deutlicher noch übernehmen nun die anderen         Ein großer Bogen muss sich über
Rodolphe Bruneau-Boulmier
                                       die historische Analogien liebten, hätten vielleicht von einer con-     Gruppen das zitierte Material – dem Gestus, der Motivik und der         das ganze Werk spannen.
                                       certo-grosso-ähnlichen Form gesprochen. Tempo und Lautstärke,           chorartigen Wirkung nach. »Joyeux« und »noble«, freudig und er-         Mari Kodama, 2021
                                       räumliche Präsenz und Zeitenergie werden auf das Ende des Kopf-         haben biegt das Stück in seine letzte Phase ein. Die Trompeten
                                       satzes hin zurückgenommen; er verklingt.                                erheben sich, unterziehen das Ockeghem-Material weiteren Be-
                                                                                                               trachtungen, die Streicher zitieren erneut das ›Kyrie‹ aus der ›Missa
                                       Der zweite Satz erhebt sich aus der Stille. Vor dem Hintergrund eines   prolationum‹, nun im vollständigen vierstimmigen Satz; über ihrem
                                       in sich leicht wogenden Streicherklangs spielen die Trompeten –         Schlussakkord beschließt das große Geläut Satz und Werk. Der Titel
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Zu den Werken                       8                                                                                                                                           9                   Zu den Werken

                                    ›Terra Nostra‹ bezieht sich nicht nur auf die erdhaften Erschütte-
                                    rungen schwerer Klangschläge, nicht nur auf die Haltung eines
                                    sorgsamen Eingedenkens gegenüber Mitmenschen, Lebensgrund-
                                    lagen und Nachwelt, sondern auch auf Carlos Fuentes’ Opus mag-
                                    num; in den Romanen des mexikanischen Dichters überlagern und
                                    durchdringen sich mehrere Zeitschichten – wie im Klavierkonzert
                                    von Rodolphe Bruneau-Boulmier.

                                    Heiter: Strauss’ ›Bürger als Edelmann‹
           Richard Strauss
                                    Richard Strauss und Frankreich – das ist in der europäischen Musik-
   ›Der Bürger als Edelmann‹
                                    geschichte zwar ein schmales, aber kein unbedeutendes Kapitel.
                     Besetzung      Strauss übersetzte und aktualisierte Hector Berlioz’ Instrumenta-
 2 Flöten (beide auch Piccolo),
                                    tionslehre; diese Version blieb über Jahrzehnte das Standardwerk
        2 Oboen, 2 Klarinetten,
                                    seiner Art. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden seine Symphonischen
2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete,
Posaune, Pauken, Schlagwerk
                                    Dichtungen jenseits des Rheins oft und mit Erfolg aufgeführt; auch
  (Becken, Tamburin, Triangel,      als Dirigent war er geachtet und beliebt. Claude Debussy, der scho-
 Große Trommel, Kleine Trom-        nungslos scharfzüngige Kritiker, äußerte sich respektvoll über sei-
     mel, Glockenspiel), Harfe,     nen zwei Jahre jüngeren Kollegen. Auch als Komponist spielte
  Klavier, Streicher (6 Violinen,   Strauss die französische Karte, zwei Mal war dabei sein frankophi-
     4 Bratschen, 4 Violoncelli,    ler Librettist Hugo von Hofmannsthal mit von der Partie: im Auftrag
                 2 Kontrabässe)     der ›Ballets russes‹ entstand 1911 bis 1914 ›Josephs Legende‹; das
                                    Tanztheater wurde am 14. Mai 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten
                                    Weltkriegs, in Paris uraufgeführt; es hat seine Entstehungszeit
                                    nicht überdauert.

                                    Auf der Suche nach neuen Theaterformen stieß Hofmannsthal auf           ein, das andere, das um einige Musikstücke erweiterte Molière-           ›Konzert in der Oper‹, Gemälde
                                    die Werke Jean-Baptiste Molières (1622–1673). Die komische              Schauspiel, dagegen nicht. Der Komponist stellte daher eine Instru-      von Max Liebermann, 1919. Der
                                                                                                                                                                                     Dirigent ist wohl Richard Strauss,
                                    Geschichte vom Bürger Jourdain, der zu viel Geld gekommen ist           mentalsuite für den Konzertgebrauch daraus zusammen, die stilis-
                                                                                                                                                                                     den Liebermann schätzte.
                                    und alles versucht, um in den Adelsstand erhoben zu werden: Tanz-       tisch etwas aus dem Rahmen dessen fiel, was er damals sonst so
                                    unterricht, Fechtunterricht, feinste Garderobe, eine adelige Geliebte   schrieb, denn er zitierte und stilisierte Musik aus der Zeit Molières
                                    und eine aufwändige Hofhaltung mit rauschendem Fest – diese             und seines Musikerfreundes Jean-Baptiste Lully, der aus Florenz
                                                                                                                                                                                     Hofmannsthal griff auf […] das
                                    Geschichte vom Parvenu, der sich durch seinen Statusdrang zum           an den Hof des Sonnenkönigs gekommen war.                                Comédie-Ballet zurück, ein Genre,
                                    Gespött macht, bot Hugo von Hofmannsthal die Chance, alle Thea-                                                                                  das per definitionem nicht nur
                                    terformen (Schauspiel, Tanz, Oper) in einem Werk zusammenzubrin-        Die Ouvertüre, die dem Molière’schen Stück und seiner ersten             Gesang und gesprochenes Wort
                                    gen. Die Fusion der Bühnenkünste schwebte ihm unter anderem             Szene, dem Auftritt des Bürgers Jourdain voranging, bedient sich         kombinierte, sondern auch auf
                                    als Antwort auf das Wagner’sche Gesamtkunstwerk vor, und so             barocker Gestik und reichert sie mit dem stürzenden Anfangs-             komplexe Weise das Komische und
                                    sollte das nächste Projekt mit Richard Strauss nach dem ›Rosen-         intervall an, das bald in aller Deutlichkeit an die Rüpel- und Tölpel-   das Ernste. Für den promovierten
                                                                                                                                                                                     und habilitierten Romanisten
                                    kavalier‹ als Schauspiel mit Musik beginnen, in ein Ballett überge-     szene aus Mendelssohns ›Sommernachtstraum‹-Musik erinnert.
                                                                                                                                                                                     Hofmannsthal, einen Kenner der
                                    hen und schließlich in eine Oper über die Ariadne-Sage münden. Es       Ihr zweiter Teil im »singenden« Sechsachteltakt nimmt eine kleine,       französischen Literatur, sollte ein
                                    dauerte lange und kostete allerlei Differenzen zwischen Dichter         schmeichelnde Arie der Sängerin vorweg, die der Neureiche für            modernes ›Gesamtkunstwerk‹
›Der Bürger als Edelmann‹,
                                    und Komponist, bis das Werk fertig war.                                 sein Fest engagierte. Das anschließende Menuett musikalisiert den        weder auf etwas Deutschem noch
Figurine des Jourdain, Zeichnung
von L. Wolff, 1868                                                                                          tollpatschigen Versuch Jourdains, ein solches zu tanzen. Strauss’        überhaupt auf dem 19. Jahrhundert
                                    Der Hybrid wurde kein Erfolg. Deshalb einigte man sich, das Ganze       Charakterisierungskraft ist bei diesem Holpern, Stolpern samt            aufbauen, sondern auf dem fran-
                                                                                                                                                                                     zösischen Barock aus der Zeit
                                    wieder in zwei Stücke aufzuspalten. Das eine, die Oper ›Ariadne auf     Zwischenrufen in ihrem Element – auch in der Fähigkeit, über all
                                                                                                                                                                                     Ludwigs XIV.
                                    Naxos‹, ging vor allem wegen der brillanten Arie der Zerbinetta,        den komischen Effekten die grundsätzliche Gangart des Menuetts
                                    einem Glanzstück für alle hohen Koloratursoprane, ins Repertoire        nicht zu verlieren.                                                      Bryan Gilliam, 2014
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Zu den Werken                         10                                                                                                                                           11                       Interview

Die erste Fassung wurde unter
dem Titel ›Ariadne auf Naxos, zu
                                      In ein kleines, burleskes Klavierkonzert verwandelt Strauss die gro-
                                      teske Szene, in der Jourdain das Fechten erlernen will. Trompete
                                                                                                                                              ›Terra Nostra‹
spielen nach dem Bürger als Edel-
                                      und Posaune tragen zu diesem Kabinettstück musikalischer Ironie                                     Mari Kodama zur heutigen Uraufführung
mann von Molière‹ am 25. Oktober
                                      das Ihrige bei. – Eine richtige Ballettszene ist den Schneidern ge-
1912 in Stuttgart uraufgeführt.
Ihren Misserfolg erklärte Richard     widmet; Strauss nahm ihren Anfangsteil wie schon das Menuett
Strauss später so: »Das eigentliche   aus der Musik zu einem Tanztheater über die Liebesinsel Kythera,
Schauspielpublikum kam nicht auf      die er nie zu Ende komponierte. Das virtuose Violinsolo des zweiten       DSO: Frau Kodama, Sie spielen heute Abend            aus, wie es klingt, ob es spielbar ist. Er wollte
seine Kosten, das Opernpublikum       Teils hinterlegt er mit einem Rhythmus »alla polacca«, wie Carl Maria     die Uraufführung des Klavierkonzerts von             alle Farben hören, ehe er sich festlegte, und so-
wusste nicht viel mit dem Molière     von Weber ihn gern heranzog – für Finali in seinen Solokonzerten,         Rodolphe Bruneau-Boulmier, das Ihnen gewid-          weit ich das aus der Partitur ersehen kann, ist
anzufangen. Der Intendant hatte
                                      aber auch für die Arie ›Kommt ein schlanker Bursch gegangen‹ aus          met ist. Haben Sie mit dem Komponisten schon         auf diese Weise ein sehr originelles und anspre-
an einem Abend Schauspiel- und
                                      dem ›Freischütz‹. Eine dezente Anspielung?                                öfter zusammengearbeitet?                            chendes Werk entstanden.
Opernpersonal zugleich einzu-
setzen, und statt zwei guten Ein-                                                                               Mari Kodama: Ja. Das erste Stück, das ich von        DSO: ›Terra Nostra‹ ist ein Klavierkonzert, ein
nahmen nur eine, noch dazu nur        Kurz ist das Menuett von Lully, dem Strauss ein eigenes Klangkos-         ihm uraufführte, hatte er für das Festival La        anspruchsvolles Werk nicht nur im Solopart,
zweifelhafte ›Kasse‹.«                tüm überwirft. Ihm lässt er eine Courante aus eigener Feder folgen,       Folle Journée in Nantes geschrieben. Dort dau-       sondern auch im Zusammenspiel …
Nach Adolf Aber                       die er in Motivsprache und Kanonstrukturen auf gut barocke Art            ern Konzerte nur 45 Minuten, sie folgen dicht        Mari Kodama: Das Klavier spielt die Hauptrolle,
                                      durchformt. Zum feierlichen Auftritt des Cleonte, der um die Hand         aufeinander, die Leute gehen von einem Saal          aber es ist auch eingebunden in kammer-
                                      von Jourdains Tochter anhält, greift Strauss auf Lullys Ballettmusik      zum andern und stellen sich so ihren eigenen         musikalische Kooperation. Es hat die Aufgabe,
                                      zu ›George Dandin‹ zurück. Dezent weist er durch die Instrumentie-        musikalischen Weg zusammen. Ich spielte da-          alles zusammenzuführen und zusammenzu-
                                      rung darauf hin, dass der Heiratsanwärter bei Molière durch türkische     mals Beethovens ›Sturm‹- und ›Mondschein‹-           halten, aber manchmal wirkt es auch vor allem
                                      Mode beeindrucken will. Das Intermezzo, das »galante e grazioso«          Sonate. Rodolphes Stück sollte eine von heute        als Farbe. Das Zusammenspiel erfordert viel
                                      den Auftritt eines adeligen Liebespaars vorbereitet, diente in der ers-   her reflektierende Brücke zwischen beiden            Sorgfalt und Genauigkeit, aber da ist mir mit
                                      ten Version des Werkes als Vorspiel zum zweiten Akt der ›Ariadne‹,        schlagen. Er löste diese schwierige Aufgabe          dem DSO nicht bange; wir haben schon öfter
                                      wurde aber durch eine Neukomposition ersetzt, als Strauss Schau-          großartig. Die Leute sagten danach, sie hätten       zusammengearbeitet und aufgenommen.
                                      spiel und Oper für separate Aufführungen trennte.                         Beethoven dadurch ganz anders und neu ge-            DSO: Im zweiten und dritten Satz zitieren die
                                                                                                                hört. Es war ein großer Erfolg.                      Trompeten aus Messkompositionen von Johan-
                                      Im Finale fasst Strauss seine gesamte kompositorische Komödien-           Für einen Klavierduo-Abend, den meine Schwes-        nes Ockeghem. Wie kam Bruneau-Boulmier zu
                                      kunst zusammen und garniert sie reichlich mit Anspielungen. Jour-         ter Momo Kodama und ich im März 2018 im              dieser Entscheidung?
                                      dain bittet zum Diner mit integriertem Unterhaltungsprogramm.             Muziekgebouw Amsterdam gaben, schrieb                Mari Kodama: Soweit ich weiß, hatte er von
                                      Zum Aufmarsch des Personals mit diversen Gängen kulinarischer             Rodolphe ein Stück mit dem Titel ›El Torcal‹,        Anfang an vor, Musik von Ockeghem für die
                                      Köstlichkeiten erklingt ein Marsch à la Meyerbeer, der »Salm vom          das wir kurz danach auch in Kanada spielten.         Trompetenparts und die kontrapunktischen
                                      Rhein« wird zum Wiegen- und Wellenmotiv aus Wagners ›Rhein-               Auch dieses Werk wurde mit großer Begeiste-          Verfahren des alten Meisters als Stimulus für
                                      gold‹-Vorspiel aufgetragen, die Hammelkeule italienischer Art un-         rung aufgenommen.                                    seine Kompositionsweise zu nutzen. In diesem
                                      termalt das meisterhaft naturalistische Schafsgeblök aus Strauss’         DSO: Bruneau-Boulmier hat bisher fast nur für        Werk ist das Prinzip der Überlagerung verschie-
                                      eigener Tondichtung ›Don Quixote‹, das »kleine Gericht aus Drosseln       Klavier geschrieben …                                dener Schichten ganz wichtig, die Gleichzeitig-
                                      und Lerchen« wird zum Vogelgezwitscher aus der Oper ›Der Rosen-           Mari Kodama: Er ist selbst Pianist, er kompo-        keit des historisch Ungleichzeitigen. Das erin-
Szene aus ›Der Bürger als Edel-       kavalier‹ kredenzt. Aus dem »Omelette surprise« springt im Thea-          nierte deshalb zunächst für das Instrument, das      nert an Carlos Fuentes und seinen Roman ›Terra
mann‹, Kupferstich von François
                                      terstück der Küchenjunge hervor und legt ein Solo hin, das den            er wirklich gut kennt. Ich fragte ihn, ob er sich    Nostra‹, in dem Mythen, Geschichte, Erlebtes
Denis Née nach Jean-Michel
Moreau, 1773
                                      Wiener Walzer zum Wirbeltanz steigert – ein virtuoser Schluss für         nicht vorstellen könne, ein Klavierkonzert, ein      und Fantasie in einer eigenen, literarischen Zeit-
                                      ein heiteres Stück und eine höchst vergnügliche Auseinanderset-           ganz spezielles Klavierkonzert zu komponieren.       ordnung ineinandergreifen. Im Übrigen weist
                                      zung mit dem neobarocken und neoklassizistischen Zeitgeist, der           Er überlegte es sich und entschied sich für ein      Rodolphes Titel angesichts der heutigen Pro-
                                      zwei Jahre nach Strauss’ Molière-Musik in Strawinskys ›Pulcinella‹        Konzertwerk mit einer kleineren Orchester-           bleme auf die verantwortliche Auseinanderset-
                                      exemplarischen Ausdruck fand, und dem Strauss 1923 mit seiner             besetzung aus Streichern, drei Schlagzeugern         zung mit der Frage hin, woher wir kommen und
                                      ebenfalls frankreichinspirierten Couperin-Suite ein weiteres Mal          und drei Trompeten.                                  wohin wir gehen. Daher wohl auch der Schluss
                                      huldigte. Ein letztes Mal kam er 1940 auf französische Musik zurück:      In der Vorbereitung seiner Komposition studierte     mit Glockenklängen und Trompetensignalen.
                                      ›Verklungene Feste‹ hieß eine Ballettproduktion, deren Musik Strauss      er viel, traf sich mit befreundeten Musikern aller
                                      erneut aus Klavierstücken von François Couperin gewann.                   beteiligten Instrumentengruppen, probierte alles     Die Fragen stellte Habakuk Traber.
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
13    Die Künstler*innen

                                     Die Künstlerinnen und Künstler

                                     KENT NAGANO
                                     war 2000 bis 2006 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des DSO,
                                     seit 2006 ist er dessen Ehrendirigent. Mit der Spielzeit 2015/2016 über-
                                     nahm er als Hamburgischer Generalmusikdirektor die musikalische
                                     Verantwortung für die Staatsoper und für das Philharmonische Staats-
                                     orchester der Hansestadt. 2006 bis 2013 war er Generalmusikdirek-
                                     tor der Bayerischen Staatsoper München, 2006 bis 2020 Musikdirektor
      Aus Opernhäusern,              des Orchestre symphonique de Montréal, das ihn 2021 zum Ehren-
      Philharmonien                  dirigenten ernannte. 2019 wurde er nach langjähriger Zusammenar-
                                     beit Ehrendirigent von Concerto Köln. Nagano, der mit den führenden
      und Konzertsälen.
                                     Orchestern weltweit arbeitet, hat sich um zahlreiche Uraufführungen
                                     konzertanter und musiktheatralischer Werke u. a. von Péter Eötvös,
                                     Pascal Dusapin, John Adams, Wolfgang Rihm, Unsuk Chin und Jörg
                                     Widmann verdient gemacht. Er ist Ehrendoktor der McGill University,
                                     der Université Montréal und der San Francisco State University.

                                     MARI KODAMA
                                     wurde in Osaka geboren, erhielt früh Klavierunterricht, studierte am
                                     Conservatoire in Paris und verfeinerte ihre Ausbildung bei Tatiana
                                     Nikolaevna und Alfred Brendel. In ihrer 35-jährigen Karriere als Solistin
                                     mit und ohne Orchester und als Kammermusikerin schälte sich Beet-
                                     hoven als Zentrum heraus. Alle Klaviersonaten und Klavierkonzerte
                                     (auch das unnummerierte Jugendwerk), Kammermusik und Bearbei-

Konzerte,
                                     tungen etwa der Streichquartette führte sie auf und spielte sie ein. Da-
                                     neben widmet sich die Künstlerin, die mit angesehenen internationalen
                                     Orchestern konzertiert und bei den bedeutenden europäischen und

jeden Abend.
                                     amerikanischen Festivals präsent ist, auch Raritäten und neuen Werken
                                     der Klaviermusik. Sie leitet die Kammermusikreihe des Orford Music Fes-
                                     tivals und das Festival Tra Luce e Sogno im italienischen Postignano.

Jederzeit.
                                     Das DEUTSCHE SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN
                                     hat sich in den bald 75 Jahren seines Bestehens durch Stilsicherheit,
                                     Engagement für Gegenwartsmusik sowie durch CD- und Rundfunk-
                                     produktionen einen international exzellenten Ruf erworben. Gegrün-
                                     det 1946 als RIAS-Symphonie-Orchester, wurde es 1956 in Radio-
                                     Symphonie-Orchester Berlin umbenannt. Seinen heutigen Namen
                                     trägt es seit 1993. Ferenc Fricsay, Lorin Maazel, Riccardo Chailly und
                                     Vladimir Ashkenazy definierten als Chefdirigenten in den ersten
                                     Jahrzehnten die Maßstäbe. Kent Nagano wurde 2000 zum Künstleri-
      In der Dlf Audiothek App, im   schen Leiter berufen. Von 2007 bis 2010 setzte Ingo Metzmacher mit
      Radio über DAB+ und UKW
      deutschlandfunkkultur.de/      progressiver Programmatik Akzente im hauptstädtischen Konzert-
      konzerte                       leben, Tugan Sokhiev folgte ihm von 2012 bis 2016 nach. Seit 2017 hat
                                     der Brite Robin Ticciati die Position als Chefdirigent inne.
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Das Orchester                        14

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Chefdirigent und      2. Violinen           Violoncelli           Oboen             Trompeten
Künstlerischer        Andreas Schumann      Mischa Meyer          Thomas Hecker     N. N.
Leiter                Stimmführer           1. Solo               Solo              Solo
Robin Ticciati        Eva-Christina         Valentin Radutiu      Viola Wilmsen     Falk Maertens
                      Schönweiß             1. Solo               Solo              Solo
                      Stimmführerin         Dávid Adorján         Martin Kögel      Joachim Pliquett
Ehemalige
Chefdirigenten        Johannes Watzel       Solo                  stellv. Solo      stellv. Solo
                      stellv. Stimmführer   Adele Bitter          Isabel Maertens   Raphael Mentzen
Ferenc Fricsay †
                      Clemens Linder        Mathias Donderer      Max Werner        Matthias Kühnle
Lorin Maazel †
                      Matthias Roither      Thomas Rößeler        Englischhorn
Riccardo Chailly
                      Stephan Obermann      Catherine Blaise                        Posaunen
Vladimir                                                          Klarinetten
Ashkenazy             Eero Lagerstam        Claudia Benker-                         András Fejér
                      Tarla Grau            Schreiber             Stephan Mörth     Solo
Kent Nagano                                                       Solo
                      Jan van Schaik        Leslie Riva-Ruppert                     Andreas Klein
Ingo Metzmacher                                                   Thomas Holzmann   Solo
Tugan Sokhiev         Uta Fiedler-Reetz     Sara Minemoto         Solo              Susann Ziegler
                      Bertram Hartling                            Richard
                                            Kontrabässe                             Rainer Vogt
Ehrendirigenten       Kamila Glass                                Obermayer
                                            Peter Pühn                              Tomer Maschkowski
Günter Wand †         Marija Mücke                                stellv. Solo
                                                                                    Bassposaune
                                            Solo
Kent Nagano           Elena Rindler                               Bernhard Nusser
                                            Ander Perrino
                      Divna Tontić          Cabello               N. N.             Tuba
                      Johanna Schreiber                           Bassklarinette
                                            Solo                                    Johannes Lipp
1. Violinen
                                            Christine Felsch      Fagotte
Wei Lu                Bratschen             stellv. Solo                            Harfe
1. Konzertmeister     Igor Budinstein                             Karoline Zurl     Elsie Bedleem
                                            Matthias Hendel       Solo
Marina Grauman        1. Solo                                                       Solo
1. Konzertmeisterin
                                            Ulrich Schneider      Jörg Petersen
                      Annemarie             Rolf Jansen
Byol Kang             Moorcroft                                   Solo              Pauken
Konzertmeisterin      1. Solo               Emre Erşahin          Douglas Bull      Erich Trog
N. N.                 N. N.                                       stellv. Solo      Solo
stellv. Konzert-      stellv. Solo          Flöten                Hendrik Schütt    Jens Hilse
meister*in            Verena Wehling        Kornelia              Markus Kneisel    Solo
Olga Polonsky                               Brandkamp             Kontrafagott
                      Leo Klepper           Solo
Isabel Grünkorn       Andreas Reincke                                               Schlagzeug
Ioana-Silvia Musat                          Gergely Bodoky        Hörner
                      Lorna Marie           Solo
                                                                                    Roman Lepper
Mika Bamba            Hartling                                    Paolo Mendes      1. Schlagzeuger
                                            Upama                 Solo
Dagmar Schwalke       Henry Pieper          Muckensturm                             Henrik Magnus
Ilja Sekler                                                       Bora Demir        Schmidt
                      Birgit Mulch-Gahl     stellv. Solo
                                                                  Solo              stellv. 1. Schlagzeuger
Pauliina Quandt-      Anna Bortolin         Frauke Leopold
Marttila                                                          Ozan Çakar        Thomas Lutz
Nari Hong
                      Eve Wickert           Frauke Ross           stellv. Solo                                       Der perfekte Ein- oder Ausklang
                      Tha s Coelho          Piccolo
                                                                  Efe Sivritepe*
Nikolaus Kneser       Viktor Bátki                                stellv. Solo                                ist 3 Minuten von der Philharmonie entfernt.
Michael Mücke                                                     Barnabas Kubina
Elsa Brown                                                        Georg Pohle
Ksenija Zečević                                                   Joseph Miron
Lauriane Vernhes                                                  Antonio Adriani
                                                                                                               QIU Restaurant & Bar im The Mandala Hotel am Potsdamer Platz
                                                                                                                      Potsdamer Strasse 3 | Berlin | 030 / 590 05 12 30
                                                                                                                                        www.qiu.de
* Zeitvertrag
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Konzertvorschau
Sa 30.10. / 20 Uhr / Philharmonie               Kammerkonzerte
Clyne ›This Midnight Hour‹                      Ausführliche Programme und Besetzungen
Mozart Klavierkonzert Nr. 23                    unter → dso-berlin.de/kammermusik
Schostakowitsch Symphonie Nr. 10
ELIM CHAN                                       Karten, Abos und Beratung
Víkingur Ólafsson – Klavier                     Besucherservice des DSO
                                                Charlottenstraße 56 / 2. OG
Fr 5.11. / 20 Uhr / Philharmonie                10117 Berlin / am Gendarmenmarkt
Poulenc Auszüge aus ›Les animaux modèles‹       Öffnungszeiten Mo bis Fr 9 – 18 Uhr
Schostakowitsch Violoncellokonzert Nr. 1        T 030 20 29 87 11 / F 030 20 29 87 29
Prokofjew Suite aus dem Ballett ›Cinderella‹,   → tickets@dso-berlin.de
zusammengestellt von Marie Jacquot
MARIE JACQUOT                                   IMPRESSUM
Gautier Capuçon – Violoncello                   Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
                                                in der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin
Fr 12.11., Sa 13.11. / 20 Uhr / Philharmonie    im rbb-Fernsehzentrum
Anderson ›The Crazed Moon‹                      Masurenallee 16 – 20 / 14057 Berlin
Beethoven Klavierkonzert Nr. 4                  T 030 20 29 87 530 / F 030 20 29 87 539
Rachmaninoff Symphonie Nr. 3                    → info@dso-berlin.de / → dso-berlin.de
ROBIN TICCIATI                                  Chefdirigent Robin Ticciati
Mitsuko Uchida – Klavier                        Interim-Management
                                                Benjamin Dries (Kommunikation),
So 14.11. / 17 Uhr / Villa Elisabeth            Thomas Schmidt-Ott (Strategische Planung)
Kammerkonzert                                   Finanzen / Personal Alexandra Uhlig
Originalwerke und Bearbeitungen für Nonett      Künstlerisches Betriebsbüro
von Brahms, Foerster und Hába                   Marlene Brüggen, Laura Eisen, Eva Kroll
                                                Orchesterbüro Marion Herrscher
                                                Marketing Tim Bartholomäus
Fr 19.11., Sa 20.11. / 20 Uhr / Philharmonie
                                                Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Daniel Knaack
Jubiläumskonzert ›75 Jahre DSO‹
                                                Musikvermittlung Eva Kroll
Vaughan Williams Tallis-Fantasie
                                                Notenarchiv Renate Hellwig-Unruh
Benjamin ›Sudden Time‹
                                                Orchesterinspektor Kai Wellenbrock
Dvořák Scherzo capriccioso mit Jazz-Improvi-    Orchesterwarte Shinnosuke Higashida, Lionel Freuchet
sationen für Klavier und Violoncello
Chausson ›Poème‹ für Violine und Orchester      Programmhefte Habakuk Traber
Strauss ›Don Juan‹                              Redaktion Daniel Knaack
ROBIN TICCIATI                                  Redaktionelle Mitarbeit Tim Groschek
Lisa Batiashvili – Violine                      Artdirektion Stan Hema, Berlin
Rolf Zielke – Klavier                           Satz Susanne Nöllgen
                                                Fotos Jörg Brüggemann / Ostkreuz (Titel), Sergio Veranes
Stephan Braun – Violoncello
                                                (Nagano, Kodama), Peter Adamik (DSO), Lusankar
                                                Productions (Bruneau-Boulmier), DSO-Archiv (sonstige)
So 28.11. / 20 Uhr / Kühlhaus Berlin
Ensemblekonzert der Orchesterakademie           © Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 2021
Anderson ›Khorovod‹ für 15 Instrumente          Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist ein Ensemble
Walton ›The Bear‹ – Extravaganza in einem Akt   der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin.
(szenische Aufführung)                          Geschäftsführer Anselm Rose
ROBIN TICCIATI                                  Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik
Gesangsstudent*innen der Hochschule             Deutschland, Land Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg
für Musik Hanns Eisler Berlin
Mitglieder des DSO
Akademist*innen des DSO
Andrea Tortosa Baquero – Regie
Nagano Kodama - 75 Jahre DSO - Kent Nagano Mari Kodama - Klavier Berlioz: Ouvertüre zu Béatrice et Bénédict Bruneau-Boulmier: Klavierkonzert ...
Sie können auch lesen