Senioren-Report - IG Metall Berlin
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Senioren- Report IG Metall Berlin Ausgabe 92 April 2018 Drachenflugtag auf dem Tempelhofer Feld 14. April 2018 Demonstration der 25.000 gegen Mietenwahnsinn Gemeinsam demonstrieren über 250 Mieterinitiativen, Kiezvereine und soziale Organisationen gegen Mietwucher und Verdrängung. (Bericht auf Seite 11)
Inhaltsverzeichnis Grußwort Burkhard Bildt, Aufruf 1. Mai.........................1 Rückblick 35-Std-Woche Ost, AGA-Bezirk................... 2 DGB-Fachausschuss Rente, Nottke's Kiez-Theater.........3 Mitgliederversammlung zur Mietenpolitik I .................. 4 Mitgliederversammlung zur Mietenpolitik II................. 5 Frauentag, Muttersprache ..............................................6 Mahnwache Siemens, ÖPNV......................................... 7 AG Soziales zur Rentenentwicklung...............................8 Mitgliedertreffen: rbb in Potsdam..................................9 Geburtstage Koll. Bildt und Haack, Löwenzahn.......... 10 Betriebliche Aktionen, Mieten-Demo ...........................11 Maikäfer, Mitgliedertreffen ......................................... 12 Impressum Redaktion: Ramon Zorn, Ingrid Henneberg, Hartmut Herold, Hartmut Meyer, Klaus Murawski Titelbild: Hartmut Herold und Ramon Zorn, Montage Ramon Zorn Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 13. Juni 2018 V.i.S.d.P.: Burkhard Bildt, IG Metall Berlin Email-Adresse für Beiträge zum Senioren-Report: seniorenreport@neue-dateien.de Senioren-Report im Internet: www.igmetall-berlin.de/gruppen/arbeitskreise/ak-senioren/senioren-report
Grußwort Heraus zum 1. Mai alle Jahre wieder – der Gewerkschafts-Feiertag Nur einmal im Jahr, genau wie Weihnachten und Os- tern, ist 1. Mai. Und das ist immer noch der Kampf- und Burkhard Bildt Feiertag der organisierten Arbeiterschaft. zuständiger Sekretär für die Seniorenarbeit in der Der „Tag der Arbeit“, steht beim DGB in diesem Geschäftsstelle Berlin Jahr unter dem Motto „Vielfalt, Gerechtigkeit, Soli- darität“. Darunter lassen sich viele Wünsche vereinen. Liebe KollegInnen, Konkreter wird’s nicht. wir haben das Jahr der Jubiläen. Zum Frauentag führten wir eine Veranstaltung zum 100-jährigen Jubiläum des Frauenwahlrechts durch. Die Novemberrevolution in Deutschland jährt sich ebenfalls zum einhundertsten Mal. Dann ist am 5. Mai auch noch der 200. Geburtstag von Karl Marx. Unter Fachleuten ist anerkannt, dass Wir als IG Metall-Senioren dagegen haben eine Rei- Marx ein großer Denker war. „Das Kommunistische he von genauen Forderungen: Erhöhung des Rentenni- Manifest“ sowie „Das Kapital“, Band 1, wurden in das veaus, paritätische Finanzierung der Krankenversicher- UNESCO-Dokumentenerbe aufgenommen. Dies ist eine ung, Schaffen von bezahlbarem Wohnraum, mehr Per- Wertschätzung, die Marx zu Lebzeiten kaum erfuhr. sonal in die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen Er machte es sich zur Aufgabe, dem Proletariat (heu- (bei ordentlicher Bezahlung). Darum gehen wir auf die te würde man „abhängig Beschäftigte“ sagen) die Welt Straße. zu erklären, weil er in ihm eine revolutionäre Kraft sah, die dazu berufen ist, eine neue Gesellschaft zu errichten. Jetzt, 200 Jahre nach seiner Geburt, wird die Rolle von Marx konträr bewertet. Die Einen meinen, die Ideen von Marx seien tot, die Anderen meinen, seine Einschätzungen sind heute zutreffender als damals. Diese Einschätzungen sind sehr interessensgeleitet. Fakt ist, Marx wird für vieles verantwortlich gemacht, was andere in Berufung auf ihn taten. Zu Unrecht, meint Jürgen Neffe, Autor der aktuellen Biografie „Marx der Unvollendete“. Beste Grüße Burkhard Bildt Am Senioren-Stand 2017 Wir beteiligen uns am Demonstrationszug vom Alle Revolutionen haben bisher nur Hackeschen Markt (Start um 10 Uhr) zum Branden- eines bewiesen, nämlich, dass sich burger Tor. Auf unserem eigenen Stand auf der Straße vieles ändern lässt, bloß nicht die des 17. Juni, im Kreis der IG Metall-Stände, stellen wir Menschen. unseren Arbeitskreis vor. Karl Marx Wir freuen uns über Euren Besuch am Infostand und * 5. Mai 1818 rufen Euch auf, insoweit die Füße tragen, an der De- monstration teilzunehmen. Der offizielle 1. Mai-Anstecker. Wieder ohne Hinweis auf den Her- ausgeber, obwohl wir das letztes Jahr schon kritisiert hatten. Offen- sichtlich ohne Wirkung. Ist dem DGB die eigene Maifeier peinlich? Ramon Zorn Senioren-Report 92 – Seite 1
Historischer Rückblick von der AG Chronik Der Kampf um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland „Mehr als 11.000 Metaller streiken „Die bittere Wahrheit ist: Der für die 35-Stunden-Woche“, so die Streik ist gescheitert“ , sagte der Überschrift der Zeitung „Die Welt“ IG Metall-Vorsitzende Klaus Zwi- vom 02.06.2003. In Ostdeutschland ckel später. Er gelobte Besserung wurde in der Metallindustrie immer mit den Worten: „Wir werden nicht noch 38 Stunden und mehr in der z u r T agesordnung übergehen“. Woche gearbeitet. Wir waren damals trotzdem Stolz Wir vom Senioren-Arbeitskreis auf unsere Teilnahme, auf unsere (unter anderem Wilhelm Blanken- Unterstützung des Streiks zur 35- burg, Joachim Behrends und Wolf- Stunden-Woche. gang Holz) unterstützten den Streik und fuhren vom IG Metall-Haus in Kommentar eines Berlin mit dem Bus nach Eisen- hüttenstadt. Unsere Enttäuschung Zeitzeugen vor Ort war groß, als wir die „Betroffenheit, auch nach 15 mangelnde Streikbereitschaft der Jahren. Stahlwerker sahen, obwohl die Tore Die Streikfront hatte stabil ge- Ausschnitt aus der Stahlwerke geschlossen waren. standen, aber dann kamen die Feh- Senioren-Report Nr. 15 Später die Erkenntnis: Die IG ler! Metall hatte wohl den Streik un- Es wurden damals mehrere Be- genügend vorbereitet. 15 Jahre nach dem verlorenen triebe aus der Streikfront genom- Arbeitskampf nimmt die IG Metall In einem Kinosaal hörten wir die men, indem Haustarifverträge ab- erneut Anlauf. IG Metall und Ge- Streikaufrufe der Organisatoren.Wir geschlossen wurden. samtmetall haben sich in Baden- sahen von der Bevölkerung wenig Der größte Tiefschlag war der Württemberg auf einen neuen Tarif- Unterstützung. Die Angst vor dem Haustarifvertrag mit einem Kfz- vertrag geeinigt. Verlust des Arbeitsplatzes war noch Zulieferer, bei dessen Kunden zu groß und das Vertrauen zur Wenn dieser „Pilotabschluss“ durch den Streik 70 Millionen Euro Kampfkraft der Gewerkschaft noch auch übernommen wurde, bleibt die Verlust pro Tag entstanden waren. zu gering. Trotz mehrfacher Lö- Arbeitszeitfrage weiter offen. Die Als ich dann das Ende des sungsversuche von IG Metall und Arbeitgeber lehnen die Forderung Streiks aus dem Fernsehen erfah- Arbeitgeberverband Gesamtmetall auf Verkürzung von derzeit 38 Stun- ren habe – ohne Urabstimmung! – konnten sich die regionalen Ver- den auf 35 Stunden wie im Westen war ich bedient.“ handlungsführer nicht auf eine flä- ab. Der Kampf geht weiter. Jürgen Knüpfer chendeckende Vereinbarung ver- Wolfgang Holz ständigen. Bericht von der AGA-Sitzung des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen Am 14. März 2018 fand die AGA-Sitzung (Außer- betriebliche Gewerkschaftsarbeit) des Bezirks Berlin- Die Kollegin Katharina Brandenburg-Sachsen (BBS) in Berlin statt. Bis auf Grabitz, im Vorstand für zwei von 13 Geschäftsstellen waren alle vertreten. AGA zuständig, war leider nicht anwesend. Sie sollte Im Mittelpunkt der Tagung standen die Aufgaben, über die Mitarbeit und den Erfolgen der anderen Bezirke die sich die einzelnen Arbeitskreise für das Jahr 2018 in der AGA berichten. vorgenommen haben. Das gute Ergebnis des Tarif- Erwähnt wurde noch, dass die Bezirkskonferenz des kampfes und die Unterstützung der Senioren dabei, Bezirks BBS am 19. April 2018 in Potsdam stattfindet. wurde hervorgehoben. Ingrid Henneberg Senioren-Report 92 – Seite 2
Fachausschuss Renten – DGB Bezirk Berlin-Brandenburg Bericht von der Sitzung am 15. Februar 2018 Immer mehr Rentner in Grundsicherung Schwerpunktthema unserer ersten Sitzung in diesem Im Lauf der Diskussion wurde auch darauf hin- Jahr war die Bekämpfung von Altersarmut. Hierzu hatte gewiesen, dass die Debatten in den politischen Ent- die Ausschussleitung Herrn Vedran Kundacina vom scheidungsgremien auf der Grundlage meist staatlicher Sozialverband Deutschland (SoVD) als Referenten Statistiken stattfinden. Das werden wir bei unseren gewinnen können. Nachdem er uns die Vorschläge und Überlegungen in der AG Soziales berücksichtigen müs- Forderungen des SoVD stichpunktartig vorgetragen sen. hatte, wurde lebhaft über die Inhalte diskutiert. Beson- Im Anschluss an den Fachausschuss tagte noch der ders hervorheben möchte ich die aus meiner Sicht sehr Arbeitskreis Alterssicherung von Verdi, in dem wir gut beschriebenen Zusammenhänge von Einkommen, auch eingebunden sind. Rente und Beitragseinnahmen. Hier wurden Anträge der Verdi-Ortsgruppen Neu- Eine Tabelle, auf der die aktuelle Lage der Seniorin- kölln und Schöneberg an die Bezirkssenioren-Konfe- nen und Senioren gut abzulesen ist, zeigt eine Entwick- renz Berlin beraten und abgestimmt. lung, die man nur als dramatisch bezeichnen kann. Bernd Koch Lage der Seniorinnen und Senioren Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung Deutschland davon 18 Jahre bis unter Altersgrenze *) Altersgrenze und älter insgesamt davon davon Jahre zusammen männlich weiblich zusammen männlich weiblich 31.12.2003 438.831 181.097 99.309 81.788 257.734 74.743 182.986 Dez 15 1.038.008 501.887 283.557 218.330 536.121 214.089 322.032 Dez 16 1.025.903 500.308 283.194 217.144 525.595 216.869 308.726 Quelle: SoVD Sozialverband Deutschland *) Bis Jahrgang 1947: 65 Jahre, danach schritweise angehoben, bis Jahrgang 1958 mit 67 Jahren Mitgliedertreffen am 13. Februar 2018 „Russisches Roulette“ in Nottke's Kiez-Theater Was steht in jedem Jahr auf unserem Ausflugsplan? Natürlich Es stellt sich heraus, dass kein Schuss fiel, das Kieztheater am Jungfernstieg in Lichterfelde. Entspannung sondern statt am Revolver wurde am Rad ge- ist angesagt. In gemütlichen Sesseln sitzend erwarteten wir, wie dreht. Je nach gewählter Nummer wurde ein immer, ein paar fröhliche Stunden. Lied oder ein Sketch dargeboten. Dazu muss Das Motto lautete „Russisches Roulette“. man sagen, Schießen wäre mir lieber gewesen. Das Trio hat sein Bestes gegeben, obwohl der Sänger gewöhnungsbedürftig war. Der Neu- zugang, die Schauspielerin Jeanette Urzendow- sky, war sehr originell und Katja Nottke war wie immer sehr gut. Ich persönlich hatte den Eindruck, alles war irgendwie zusammengestückelt, obwohl die einzelnen Vorträge auf ihre Art nicht schlecht waren. Was soll's, wir haben Gutes getan, indem wir ein kleines Theater unterstützt haben. Leichte Kost. Aber vom Hocker (Sessel) hat mich das Stück nicht gerissen. Wilhelm Blankenburg mit auf der Bühne Foto: Buchi Ulla Müller Senioren-Report 92 – Seite 3
Mitgliederversammlung am 28. Februar 2018 Mietenpolitik in Berlin – Teil 1: Ist-Zustand Ende Februar beschäftigten wir uns auf der sehr gut be- Für Geflüchtete gibt es einen zusätzlichen Woh- suchten Senioren-Mitgliederversammlung mit dem The- nungsbedarf von 25.000 Wohnungen. Vor allem fehlen ma Mietenpolitik. Unser Referent Andrej Holm schil- über 130.000 preisgünstige Wohnungen für Haushalte derte in seinem sehr informativen Vortrag zunächst die mit geringem Einkommen. Lage in Berlin: Die folgende Graphik zeigt, dass die vom Amt für Berlin ist eine Mieterstadt, da über 75 Prozent der Hartz IV- und Grundsicherungs-Empfänger akzeptierten Einwohner zur Miete wohnen. Deren Lage hat sich in „Kosten der Unterkunft (KdU)“, die hier mit der den letzten Jahren extrem verschlechtert. schwarzen gestrichelten Linie dargestellt sind, sowohl Seit 2014 haben wir eine negative Wohnungs- bei Bestandsmieten (blaue Linie), aber besonders bei Versorgungs-Quote, das heißt, für 100 Haushalte gibt Neuvermietung, überhaupt nicht reichen. Auch Klein- es zur Zeit nur 95 Wohnungen. Außerdem passen Verdiener (ohne Transfereinkommen) haben kaum Wohnungsgrößen und Haushaltsgrößen (Personen-Zahl Chancen. pro Wohnung) nicht zusammen: Mehr kleinere Besonders bei Neu-Vermietungen, hier mit der roten Wohnungen wären nötig. Linie dargestellt, stieg die Höhe der Miete (auch be- Durch Umwandlung von Miet- in Eigentumswoh- günstigt durch die zunehmende Wohnungs-Knappheit) nungen fielen in den letzten Jahren durchschnittlich seit 2004 extrem an. 2.400 Wohnungen pro Jahr aus dem Mietwohnungsan- Die senkrechte gestrichelte rote Linie zeigt die gebot weg. Konnte man früher noch in den Außenbezir- sogenannte „Ertragslücke“: Aus Vermieter-Sicht wäre ken günstigere Wohnungen finden, ist es jetzt in allen es verschenktes Geld, wenn man nicht 10,05 Euro/qm Bezirken schwierig. Miete kassierte. Es herrscht zur Zeit in Berlin ein absoluter Woh- Aus der Sicht der Mieter ist genau diese Spanne der nungsmangel von über 100.000 Wohnungen. Knackpunkt, aus der ein hoher Verdrängungsdruck resultiert. Senioren-Report 92 – Seite 4
Mietenpolitik in Berlin – Teil 2: Was ist zu tun? Aber auch für den Mieter-Schutz wurde einiges auf den Weg gebracht: Milieuschutz wurde ausgeweitet; ein Förderprogramm für Modernisierungen, verschiedene Trägerschafts-Modelle gegen spekulativen Leerstand, unabhängige Mieterberatungen werden eingeführt. Nötig wären Ad-hoc-Maßnahmen wie Beschlagnah- me von Leerstand oder Zwangs-Räumungs-Moratorium und mittelfristige Schritte wie Förderung von Selbst- hilfe-Programmen, Mietpreis-Moratorium, Ausbau kommunaler Belegungsbindung. Förderung der Eigentümer statt der Mieter Unser Referent Andrej Holm Foto: Buchi Im Vergleich mit der Stadt Wien, wo die stärkste Wohnungspolitische Instrumente der Berliner Förderung in die stadteigene Wohnungsbau-Fi- Regierung für diese Probleme sind rar. Wohngeld kann nanzierung fließt, sieht die Förderung in der BRD ganz nicht ausreichend helfen, da die Berechtigungsgrenze anders aus: Das meiste Geld fließt hier in Form von Zu- zum Wohngeld-Empfang viel weniger steigt als die schüssen und Steuer-Erleichterungen an die private Im- Miethöhe. Schon jetzt liegt die Mietbelastung von Ein- mobilienwirtschaft; anschließend bekommen dann „Ein- Personen-Haushalten de facto bei 42 Prozent des Ein- kommensschwache“ etwas Hilfe, um die sehr hohen kommens, als „leistbar“ gelten 30 Prozent. Wie auch Mieten bezahlen zu können. immer, geförderte Mietwohnungen sind zu teuer. Die Grundsätzlich wirkungsvoller wäre es, wirklich Mietpreis-Bremse, auch wenn sie funktionieren würde, nachhaltige Perspektiven zu entwickeln: Förderung könnte die Mieten nur auf circa 7 Euro/qm netto kalt solidarischer Selbstverwaltung, Einschränkung speku- runter drücken. lativer Verwertung, Ausbau eines gemeinnützigen Der aktuelle Berliner Senat versucht, an vielen Stell- Wohnungssektors. schrauben zumindest die weitere Verschlechterung der Situation zu verlangsamen und hier und da Verbesse- rungen durchzusetzen: Instrumente bezüglich Neubau: Neubau von 6.000 WE pro Jahr, Förderung für bis zu 5.000 Neubau-Woh- nungen pro Jahr zu 6,50 Euro/qm netto kalt, Ankauf von Bestandsgebäuden, einkommensorientierte Zuschüsse bei bis zu 2.000 Wohnungen der landeseigenen Woh- nungsbau Gesellschaften (WBG), Kooperative Bauland- Entwicklung für Wohnungen, bei denen 30 Prozent Mietpreis- und Belegungsbindung haben; Liegen- Nur wenn man Wohnen als „soziale Infrastruktur“ schaftspolitik als Daseinsvorsorge mit Konzept-Vergabe definiert und danach handelt, kann man dem „Ver- in Erbbaurecht an landeseigene WBG‘s, Genossen- wertungsdruck“ der Kapital-Anleger entkommen. Unse- schaften und soziale Bauträger und vieles andere mehr. re Verfassung gäbe das her! Sabine Kördel Blick in den Alwin-Brandes-Saal Fotos oben und links: Ramon Zorn Senioren-Report 92 – Seite 5
Internationaler Frauentag, 8. März Männern und Frauen wird bezahlt. Frauen erhalten im Durchschnitt 21 Prozent weniger. *) Was sollen die Anhängsel ...innen und ...ginnen und so weiter. Sollen sie die Gleichberechtigung der Frauen darstellen? Oder Gesetze wie „Frauen in die Aufsichts- räte“ oder „Alle Familien haben einen Anspruch auf Der diesjährige Frauentag war ein besonderer Tag, denn einen Kita-Platz“ - warum alle? Es wäre schon eine Hil- vor 100 Jahren erhielten die Frauen in Deutschland das fe, wenn alle berufstätigen Frauen einen erhielten. Wahlrecht. Zum antiquierten Familenideal der CSU gehört die 1918 endete auch der 1. Weltkrieg und viele Frauen „Herdprämie“, Sie sollte Kinder von der Kita fern blieben allein zurück. Genau so erging es den Frauen halten und das „Heimchen am Herd“ fördern. Sie wurde nach dem 2. Weltkrieg. Sie waren es, die nach 1945 in 2015 vom Bundesgerichtshof gekippt. Bayern zahlt aber Ost und West beim Wiederaufbau des Landes die weiter. Hauptlast zu tragen hatten. Durch diese Arbeit wurden Bei uns in Berlin stand der 8. die Frauen selbstbewusst und lernten auch Verant- März 2018 unter der Überschrift wortung zu übernehmen (im Osten Deutschlands). „Emanzipation oder zurück an den Die Wiedervereinigung von Ost und West brachte Herd?“ Mir wäre die Überschrift einen Bruch im Kampf um die Gleichberechtigung der „Gleicher Lohn und gleiche Frauen. Wir fingen im wiedervereinten Deutschland Chancen für Frauen und Männer“ wieder von vorn an. lieber gewesen. Nicht einmal gleicher Lohn für gleiche Arbeit von Ingrid Henneberg *) Entgelttransparenzgesetz 2018 Gilt in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten: Diese können künftig Auskunft verlangen über die Lohnstruk- turen in ihrer Firma. Sie sollen erfahren können, nach welchen Kriterien ihre Tätigkeit bewertet wird und wie sie im Vergleich zu Kollegen dastehen. Es gibt aber nur Anspruch auf Auskunft über das Durchschnittsgehalt des anderen Geschlechts. Die Aussagekraft ist dürftig. Wenn Frau sich benachteiligt fühlt, gibt es keine Hilfe von Amts wegen, dann muss sie klagen. Was das für das Arbeitsklima bedeutet, kann man sich denken. R.Z. Lieb Mutterland, magst ruhig sein. sperrig und stilistisch unschön. Es sind hier die Kolle- gen als Gruppenbegriff gesehen, nicht als Männer. Das gilt auch für Mitarbeiter, Taxifahrer, Schüler, Autofah- rer, Rentner und so weiter. Neuerdings wird die weibliche Form oft mit * ein- geschaltet. Das ist furchtbar gekünstelt und liest sich schlecht. Politische Korrektheit dient so als Salbe fürs Gemüt und Ersatz für tatsächliche Gleichberechtigung (siehe oben). Liebe Leserinnen und Leser, unser Muttersprache hat Pragmatisch finde ich den Vorschlag, einmal pro Ar- für viele Berufs- und Gruppenbezeichnungen die tikel die weibliche Bezeichnung (Kolleginnen und Kol- männliche als Normalform. Das mag den Jahrhunderten legen) mit auszuformulieren und danach es bei der der Männerherrschaft geschuldet sein. Es ist aber im einfachen Grundform zu lassen. Eine Abkürzung würde Sprachgefühl so verwurzelt. auch genügen „KundK“ – ach nein, das ist missvers- Das ständige Wiederholen von „Kolleginnen und tändlich. Kollegen“ im Text, wenn man einfach „alle“ meint, ist Ramon Zorn Senioren-Report 92 – Seite 6
Mahnwache vor dem Siemens Dynamowerk am 27. Februar 2017 Während der Betriebsratsvorsitzende in München mit den Konzernbossen um die Arbeitsplätze des Dynamo- werks ringt, halten die Kolleginnen und Kollegen zum zweiten Mal nach dem 25. Januar eine Mahnwache. An der Kreuzung Rohrdamm/ Nonnendammallee ste- hen sie von 5 bis 17 Uhr draußen in der Kälte. Die Feu- ertonne gibt nur im engsten Umfeld etwas Wärme her. Um 12 Uhr kommen die Kollegen vom benachbarten Betrieb LEDVANCE (von OSRAM abgespalten und an einen chinesischen Investor verkauft) lautstark mit Trö- Das Transparent ist endlich eingetroffen ten die Nonnendammallee herauf gezogen. Unter kräfti- Foto: Hartmut Herold gem Trommelwirbel auf Benzinfässern werden sie be- grüßt. Die Mitglieder des Senioren-Arbeitskreises (SAK), die in (Fußball-) Mannschaftsstärke anwesend sind, Auch die Belegschaft von Ledvance ist von Schlie- haben trotz des ernsten Anlasses letztendlich gute ßung bedroht. Außerdem ist ihr Arbeitgeber aus dem Ar- Laune. beitgeberverband und damit aus der Tarifbindung ausge- stiegen. Obwohl ihnen erst einmal der Schreck in die mor- schen Glieder fährt, als das Senioren-Transparent nicht Es beginnt eine Protestveranstaltung mit einer Rede auffindbar ist. Bittere Vorwürfe werden laut, wie soll des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Berlin, man ohne unser stadtbekanntes Transparent demonstrie- Klaus Abel. Dann folgen Beiträge der Betriebsräte von ren? Großes Aufatmen, als der Projektleiter „Aktionen“ Ledvance, Siemens-Schaltwerke und Dynamowerk. endlich auftaucht, das vermisste Tuch warm und trocken Alle prangern den rücksichtslosen Umgang mit den unterm Arm. Beschäftigten an. Nacktes Gewinnstreben herrscht in So wird es für die Außendienstler des SAK noch ein den Konzernzentralen, das ist klar. Aber statt Innovation schöner Tag. Gegen die Schweinekälte sind sie gut ge- fällt ihnen nur Verlagerung und Abbau ein. Dabei hätten rüstet und können sogar die Wintersonne genießen. die Belegschaften Alternativkonzepte, wie man die Schließlich ist von der IG Metall für Kaffee und Würst- Zukunft des Standorts sichern könnte. Auf jeden Fall chen gesorgt worden. sind die IG Metaller bereit, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen. Ramon Zorn Abschließend sagt der Spandauer SPD-Bundestags- Nachtrag; Am 1. März ist Ledvance nach Verhand- abgeordnete Swen Schulz seine Unterstützung beim lungen mit der IG Metall wieder in den Arbeitgeberver- Kampf um den Erhalt der Berliner Industriearbeitsplätze band eingetreten. Nur wer kämpft, kann auch Erfolg zu. haben Statt Ostereier Zugverbindung suchen Ausbau eines (nicht ganz neuen) Verkehrsmittels. In den Osterferien hatte die BVG (Ber- Wer soll sich das merken? liner Verkehrsbetriebe) für viel Ab- Das hieß, bevor man das Haus verließ wechslung gesorgt. Besonders das Ver- und sich dem ÖPNV (öffentlicher Perso- kehrsmittel „SEV“ wurde verstärkt. nen-Nahverkehr) anvertraute, erst mal in- Dieser Schienen-Ersatzverkehr sorgte für formieren, ob auf der geplanten Fahrstrecke verlängerte Fahrzeiten, zusätzliches Überraschungen lauern. Umsteigen und Verwirrung beim Suchen Der gewitzte Einheimische konnte sich nach dem richtigen Ersatzbus. dann Alternativen überlegen. Für die zu Im Fahrgastheft des Verkehrsver- Ostern besonders zahlreichen Touristen war bundes VBB, „punkt3“, nahmen die ver- das nicht so leicht. Eine schöne Berei- schiedenen Zugausfälle und Planände- cherung ihres Stadt-Abenteuers. rungen bei U-,S-Bahn und Regionalbahn Ramon Zorn stolze sechseinhalb Seiten ein. Senioren-Report 92 – Seite 7
AG „Soziales“ zur Renteninitiative der IG Metall. Reichen die Beiträge zur Rentenversicherung? Um hierzu eine Aussage treffen zu können, muss man eine Rente in Höhe von 70 Prozent des durchschnitt- die Entwicklung der durchschnittlichen Rentenbezugs- lichen Nettoeinkommens erfüllt sein. dauer und des Lebensalters der Versicherten betrachten. An der Beitragshöhe und/oder dem gestiegenen Le- Aber nicht auf Basis der von den Regierungen und bensalter liegt es also nicht, wenn die Renten in den Wirtschaftsverbänden veröffentlichten Zahlen, sondern Keller fallen. seriös, auf Grundlage der offiziellen Daten der Deut- schen Rentenversicherung. Zu beachten sind außerdem Studien, die belegen, dass die durchschnittliche Lebens- erwartung überwiegend vom Einkommen abhängig ist. Reiche leben länger. Die Lebenserwartung von Menschen mit geringem Ein- kommen ist bei Männern um 10,8 Jahre und bei Frauen um 8,4 Jahre niedriger als bei Menschen mit hohem Einkommen. Aber hohe und höchste Einkommen sind ja wegen der Beitragsbemessungsgrenze (noch) nicht ge- setzlich rentenversichert. % 1960 war die durchschnittliche Lebenserwartung von Beitragssätze zur Rentenversicherung Männern und Frauen in Westdeutschland 68,3 Jahre. Sie Eigene Grafik, Quelle: DRV Bund, RV in Zeitreihen 2017 stieg im vereinten Deutschland über 75,8 Jahre im Jahr 2001 auf 79,5 Jahre im Jahr 2015. Eine Begründung liegt sicher auch in der Frühverren- tung. 1960 war die durchschnittliche Rentenbezugsdau- er in Westdeutschland 9,9 Jahre. Sie stieg im vereinten Deutschland über 16,3 Jahre im Jahr 2001 auf 19,6 Jah- re im Jahr 2015 (Quelle: Deutsche Rentenversicherung (DRV)). Das sind fast fünf Jahre mehr als das Renten- eintrittsalter von 65 Jahren hergibt. Die Rentenkasse muss dadurch fünf Jahre lang Renten bezahlen, die durch die Versichertenbeiträge nicht gedeckt werden. Damit wird die Finanzlücke aber nirgends begründet. Es ist nicht alles Demographie. Die Regierungen und Wirtschaftsverbände machen den Durchschnittliche Lebenserwartung von 1960 bis 2015 demographischen Wandel dafür verantwortlich. Unter Eigene Grafik, Quelle: DRV Schriften Band 22 anderem sollen rückläufige Geburtenzahlen Schuld an der Misere sein. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf den Renten- Gewerkschaften und Sozialverbände hingegen ma- eintritt mit 65 Jahren und einer Lebenserwartungen von chen unter anderem versicherungsfremde Leistungen 75 beziehungsweise 80 Jahren. dafür verantwortlich. Um bis zum 80. Lebensjahr eine Rente in Höhe von 70 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zu erhalten, muss 45 Jahre lang ein Beitrag in Höhe von 18,86 Prozent des Bruttoeinkommens geleistet werden. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 75 Jahren wären es nur 12,57 Prozent. Der Durchschnittliche Beitragssatz in den Jahren Wir werden uns alles ansehen, denn nur wer weiß zwischen 1973 und 2016 war 18,25 Prozent. wovon er redet, kann die gewünschte Debatte sachlich Damit dürfte für diejenigen, die heute mit 65 Jahren und zielorientiert führen. in die Rente eintreten, die Anspruchsvoraussetzung für AG Soziales, Bernd Koch Senioren-Report 92 – Seite 8
Mitgliedertreffen am 26. April In Potsdam ist der rbb auch zuhause. Faszinierend war vor allem die aufwendige moderne Technik, die große Anzahl von Technikern, Redakteu- ren, aber auch die „Einsamkeit“ der Rundfunk-Modera- toren (über einen Zeitraum von vier bis fünf Stunden). Beeindruckend in den Fernsehstudios ist der Auf- wand für die Beleuchtungstechnik. Jeder verfügbarer Platz an der Decke wird von ferngesteuerten Beleuch- tungskörpern eingenommen – die erzeugte Wärme wird über geräuschlose Wasserkühlanlagen abgeführt. Das Geheimnis der Moderatoren, fehlerfrei die kom- pliziertesten Texte direkt in die Fernsehkamera zu spre- chen, wurde ebenso gelüftet wie das „Vergrößern“ der Fernsehstudios mit entsprechenden Weitwinkelobjekti- Gleich vor den Toren Berlins liegt der zweite Stand- ven. Auch die rote Wohnmöbellandschaft des zibb-Ma- ort der Landesrundfunkanstalt für Berlin und Branden- gazins konnte (wenn auch verhüllt) aus der Ferne be- burg (rbb), nahe der Medienstadt Babelsberg. Der Sen- wundert werden. der ist jetzt 15 Jahre alt, er entstand im Mai 2003 durch die Fusion des Sender Freies Berlin (SFB) und des Ost- deutschen Rundfunks Brandenburg (ORB). Bekannt ist uns Berlinern der rbb vor allem durch die „Berliner Abendschau“, Polizeiruf 110 und die Talk- show „Thadeusz“. Das altbekannte Sandmännchen wird weiterhin vom rbb betreut, aber nahebei im Filmpark Babelsberg produziert. Vom S-Bahnhof Griebnitzsee ging es über das Ge- lände der Universität Potsdam zu dem brandenburgi- schen Standort des rbb, um die dortigen Produktions- Von unserer Senioren-Gruppe wurden jedoch nicht stätten zu besichtigen. In diesem Sendezentrum befin- nur Fragen nach der Technik gestellt, sondern auch z. B. den sich neben den Räumen für Redaktionen, Maske, nach der Zusammensetzung und den Aufgaben des Archiv und Regie auch Rundfunk- und Fernsehstudios. Rundfunkrates, nach den Programminhalten, nach den Arbeitsbedingungen und nach dem Anteil der sogenann- ten freien Mitarbeiter. Insgesamt soll der rbb rund 3.600 Mitarbeiter be- schäftigen – fast die Hälfte davon Freie, die in der Regel schlechter bezahlt werden als ihre festangestellten Kol- leginnen und Kollegen. In Potsdam sind insgesamt rund 800 Mitarbeiter beschäftigt. Nach der Führung (die ruhig etwas länger hätte dau- ern können) trafen sich beide Gruppen wieder zur Stär- kung in der „Teestube“ (sprich: die rbb-Kantine), in der man einige FernsehmoderatorInnen beim Essen heim- lich beobachten konnte. Auf dem rbb-Gelände befindet sich auch das Deut- In zwei Gruppen wurden die Sendestätten der Rund- sche Rundfunkarchiv mit Ton- und Bilddokumenten funkprogramme besichtigt (Antenne Brandenburg, Ra- der Sendeanstalten der DDR sowie des Senders Freies dioEins, Fritz) sowie die beiden Fernsehstudios, in de- Berlin (SFB) und des RIAS. nen Brandenburg aktuell, rbb aktuell und das Magazin zibb (die rote Couchgarnitur) produziert werden. Fotos: Buchi, R. Zorn, H. Herold Text: H. Herold Senioren-Report 92 – Seite 9
Burkhard Bildt zum 60. Geburtstag Der für uns zuständige und sehr zuverlässige Sekretär bei der IG Metall, der Kollege Burkhard Bildt, feierte am 3. April 2018 seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass gratulieren wir, das ganze Team des Senioren-Arbeitskreises, Dir von ganzem Herzen, lieber Burkhard. Wir wünschen, dass Du gesund bleibst und uns noch lange zur Seite stehst. Dein Lebensweg hat viele unterschiedliche Stationen durchlaufen, wobei die Gewerkschaften fast immer im Mittelpunkt standen. Nach eine Lehrausbildung zum Facharbeiter für BMSR (Betriebs-Mess-Steuer- und Regelungstechnik) warst Du auch eine Zeit lang BGL- Vorsitzender im VEB Baureparaturen in Ueckermünde. Einmal Zugesagtes wird sofort erledigt. Du kannst Hast ein Hochschulstudium als Diplomgesell- gut zuhören und uns mit guten Ratschlägen aus so schaftswissenschaftler an der Gewerkschaftshochschule mancher Patsche helfen. Dir kann man bescheinigen „In in Bernau absolviert. Warst Mitarbeiter in den der Ruhe liegt die Kraft“. Abteilungen Organisation und Sozialpolitik der IG Bau- Unser Dank sei Dir gewiss. Bleib wie Du bist. Hof- Holz. fentlich haben wir Dich noch lange an unserer Seite, Was konnte uns besseres passieren als dass Du da- denn wir brauchen Dich. Hoffentlich weiß auch die Ge- nach bei der IG Metall gelandet bist und als Sekretär schäftsstelle IG Metall Berlin, was sie an Dir hat! auch für den Senioren-Arbeitskreis zuständig bist.Wir Alles Gute! schätzen Deine Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft. Ulla Müller Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag Lieber Dieter Haack, Auch zu Mitgliederversammlungen der Senioren-Arbeitskreis wünscht hast Du beigetragen und für den Senio- Dir für die Zukunft alles Gute und ren-Report geschrieben. Nach wie vor beste Gesundheit. nimmst Du an den Zusammenkünften Vielen Dank für Deine wertvol- der Arbeitsgruppe „Soziales“ teil. len Beiträge aus dem Sozialbereich, Für alle diese Aktivitäten nochmals vor allem zum Thema „was man unseren herzlichen Dank. weiß, was man wissen sollte“. Siegfried Schicke Löwenzahn Keine Vase will dich. Keine Liebe wird durch dich erhellt. Aber deinen Samens reine weiße Kugel träumt wie eine Wolke, wie der Keim der Welt. Joseph Weinheber (1892-1945) Senioren-Report 92 – Seite 10
Keine Ruhe nach der Tarifrunde 25.000 demonstrierten am 14. April 2018 Der Kampf geht immer weiter Gegen Mietenwahnsinn Am 16. Februar 2018 war es soweit, die Tarifüber- nahme für unseren Bezirk war unterschrieben. Wir soli- darisch mitkämpfenden Seniorinnen und Senioren freu- ten uns über den Abschluss und hofften wieder mehr Zeit für die Morgenzeitung zu haben, als für die Warn- streiks – endlich wieder Ruhe! Leider zu früh gefreut! Die Reinickendorfer Firma KB PowerTech beab- sichtigt, nur den KollegInnen mit der 42 Std/Woche die Tariferhöhung bezahlen, denen mit 35 Std/Woche und Tarifbindung nicht! Am 14. März waren auch wir bei ih- Eine der größten sozialen Protestdemonstration der rem Warnstreik und Autokorso nach Marzahn dabei. letzten Jahre – jede Altersgruppe war vertreten, ein viel- fältiges Bündnis aus Initiativen und Organisationen, vie- le selbstgemalte Transparente und Schilder mit kämp- ferischen, witzigen und anprangernden Texten und Bil- dern. Das Motto „Widersetzen – gemeinsam gegen Ver- drängung und Mie- tenwahnsinn“ zeigt auf, dass die Ent- wicklung der Städte sich heute nicht mehr ATOS will die Tariferhöhung hinausschieben an den Bedürfnissen Auch bei folgenden Betrieben wollen die Arbeitgeber der Einwohner orien- die Tariferhöhung verweigern: Bei der Ingenieursgesell- tiert, sondern an den schaft Auto und Verkehr (IAV), beim Leuchtmittelher- Interessen der Im- steller LEDVANCE, bei der Firma für Sicherheitstech- mobilienwirtschaft und Banken. Dem Aufruf hatten sich nik ADT Deutschland, beim Traditionsunternehmen mehr als 250 Initiativen angeschlossen, darunter auch Borsig, bei First Sensor AG Weißensee, beim IT- die IG Metall. Dienstleister ATOS! Auch die geplanten Standortschließungen beim Sie- mens Dynamowerk, bei LEDVANC und General Elek- trik sind trotz Verhandlungen noch nicht vom Tisch. Als Senioren sind wir weiter mit unserem Transpa- rent unterstützend bei den Demonstrationen und Mahn- wachen dabei. Unsere KollegInnen freuen sich immer wieder auf unsere solidarische Unterstützung. Klaus Murawski Es wird nicht leicht sein, die Stadt- und Land-Regie- renden zu diesem längst überfälligen Politikwechsel in der Eigentumspolitik zu bringen (zum Beispiel das „Heimatmuseum“ unter Seehofer, die CDU und die SPD in der GroKo), aber die neue kämpferische und kreative Qualität dieser Mieterbewegung macht Mut für die Zukunft. Fotos und Text: Hartmut Herold IAV: Versuch, den Tarif zu unterlaufen Senioren-Report 92 – Seite 11
Maikäfer flieg! Sehnsucht nach einer Käferplage Dieses gruselige Kinderlied hatte ich damals In Wien wurden gar nicht richtig verstanden. Und so was 1951 eine Milliarde wurde mir als Schlafenslied vorge- Tiere gesammelt, sungen. Da waren schlechte Träume aus denen die vorprogrammiert. städtische Tierkör- perverwertungsans- Der Vater ist im Krieg. talt tonnenweise ei- Als Kinder haben wir die Krabbler in Zigarren- weißhaltiges Maikäfermehl schachteln gesammelt. Begehrt war die Art zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte. „Schornsteinfeger“, sie war auch seltener als die "Allgemeinverfügung zur Maikäferbekämpfung" der „Müller“. Ganz, ganz selten waren die „Kaiser“, Stadt Endingen aus dem Jahr 2009: "Die Maikäfer sind Generell waren sie leicht zu greifen, zu Tausenden mit Insektiziden zu bekämpfen. Zu diesem Zweck wer- flogen sie herum und besonders flink waren sie nicht. den die Waldränder und/oder Teile von Waldgebieten Auf den Wegen konnte man kaum laufen, ohne welche mit dem Hubschrauber beflogen.“ zu zertreten. Aber eigentlich richteten sie große Schäden an, denn Und Pommerland ist abgebrannt. sie fraßen das Laub von den Bäumen. Weil ihre In der Schweiz gab es 2017 in Graubünden in der Entwicklung im Boden als Engerlinge vier Jahre dauert, Ortschaft Valzeina eine große Maikäferplage. gab es nach einer Maikäferplage lange keine zu sehen. Sie leben dann nur zur Fortpflanzung etwa sechs Ich habe in Berlin schon Wochen lange keinen Maikäfer mehr Die Mutter ist im Pommerland. gesehen. Reinhard Mey sang schon 1974 „Es gibt keine Im Jahr 1320 wurden in der französischen Stadt Avi- Maikäfer mehr“. Ob es in die- gnon die Maikäfer vor Gericht gestellt. Per richterli- sem Jahr auch so sein wird? chem Beschluss wurde ihnen befohlen, sich innerhalb von drei Tagen zurückzuziehen. Da sie dem nicht ge- Bundespost, 1993 Ramon Zorn folgt sind, wurden sie eingesammelt und getötet. Bad Belzig: Burg Eisenhardt und Whisky-Destillerei Anmeldung nur persönlich oder telefonisch Termin: Donnerstag, 21. Juni 2018 am Anmeldetag von 10 bis 14 Uhr Anmeldung: Montag, 7. Mai 2018 IG Metall-Haus, Alte Jakobstraße 149 Raum 110, Telefon (030) 25387-110 Schiffshebewerk in Niederfinow AG Öffentlichkeitsarbeit Termin: Montag, 16. Juli 2018 Anmeldung: Montag, 11. Juni 2018 Zu guter Letzt Eine alte Dame fährt jeden Tag mit dem Bus. Und sie Mitgliederversammlung: Die Schwarze Null gibt dem Fahrer immer ein kleines Tütchen mit Termin:Mittwoch, 27. Juni, 14 Uhr Nüssen. Nach einer Woche fragt der Fahrer: „Woher IG Metall-Haus, Alwin-Brandes-Saal, 5. Stock haben Sie so viele Nüsse?“ Die Dame antwortet: „Wissen Sie, ich ess immer Toffifee so gerne, nur die Nuss innen drin kann ich nicht beißen.“ Senioren-Report 92 – Seite 12
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