Nahaufnahmen Naturvielfalt in der Gemeinde - Nachlese Nummer 4 - Bunt und artenreich
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01 Vorwort 03 Gesellschaft © A. Serra 05 Wer braucht schon Naturvielfalt? 07 Wieviel Natur brauchen Kinder? 09 Naturschutz kann jede und jeder! 11 Brücken bauen für eine artenreiche Landwirtschaft Jede und jeder Einzelne kann mithelfen 15 Naturvielfalt in der Gemeinde Artenvielfalt Natur- und Lebensraumvielfalt ist eine Existenzgrund- Das Programm „Naturvielfalt in der Gemeinde“ zeigt 17 Langjähriges Engagement lässt Moore aufleben lage und geht uns alle an. Das Programm „Naturvielfalt auch auf, dass jede und jeder Einzelne mithelfen kann, 19 Im Revier des Neuntöters in der Gemeinde“ unterstützt Gemeinden darin, ihre eine ökologisch wertvolle Landschaft in der direkten 21 Feldforschung vom Alten Rhein bis zum Staufen 25 Arten-, Lebensraum- und Landschaftsvielfalt auch für Umgebung der Gemeinde zu bewahren oder zu schaf- 23 Renaissance „alter“ Naturwerte künftige Generationen zu erhalten, Natur als Lebens- fen. Denn das Programm lebt von den Menschen, die und Erholungsraum zu schützen sowie zu entwickeln sich in den Gemeinden für ihre Naturwerte einsetzen. und folglich eine hohe Lebensqualität zu bewahren. In Dialogen und Kooperationen mit Akteurinnen und Akteuren aus verschiedenen Bereichen der Gesell- Siedlungsraum Der vierte Bericht Nahaufnahmen, eine Nachlese zu schaft werden gute Beispiele entwickelt und gemein- den Tätigkeiten 2014-2016 von Gemeinden und Land sam umgesetzt. Beratungen, Bildungsangebote, Exkur- 27 Charakterstarke Ruhepole und Schattenspender im Rahmen des Programms, liegt nun vor und zeigt sionen, Vernetzungs- und Erfahrungsaustauschtreffen 29 Naturoasen auf dem Betriebsgebiet einen bunten „Blumenstrauß“ an Umsetzungen und unterstützen die Menschen in ihrem Engagement. 31 Baum in der Planung Projekten in den Gemeinden und auch auf Landesebe- Inhaltsangabe 33 Wenn Naturvielfalt die Klassenzimmer erobert ne auf. Christiane Machold (Abteilung Umwelt- und Klima- 37 Von bauökologischen Weltwundern Vorwort schutz) und Katrin Löning (Österreichisches Ökolo- und Dächern wie Kunstobjekten Mich beeindruckt die Kraft und Ausdauer, mit der gie-Institut) haben gemeinsam mit den selbständigen 39 Öffentliche Grünflächen: „natürlich bunt & artenreich“ sich viele Gemeinden engagieren. Unter der Rubrik Beraterinnen und Beratern, den engagierten Menschen 41 Naturnahes Gärtnern als Ausdruck Artenvielfalt können Sie viele konkrete Projekte der in den Naturvielfalt-Gemeinden und vielen weite- 1 ökologischen Denkens und Handelns 2 Arten- und Lebensraumvielfalt nachlesen: Beispiele ren Partnerinnen und Partnern das Programm stetig 43 Friedhöfe als lebendige Inseln der Ruhe 47 wie die Gemeinden Nenzing und Frastanz, die sich weiterentwickelt. Dafür wurden die beiden 2015 mit 45 Es geht auch ohne Herbizide: Praxiskurse vermitteln für schattenseitige Magerwiesen einsetzen oder die einem Binding-Preis ausgezeichnet, „Naturvielfalt in neues Verständnis von „Unkraut“ Marktgemeinde Götzis, die nicht müde wird, ihre Moo- der Gemeinde“ bekam damit auch eine internationale re zu renaturieren. Anerkennung. Programm Erstaunlich ist auch die Vielfalt an Aktivitäten und Ideen in den Gemeinden zur Schaffung von Biotopen 47 Ausgezeichnet: inmitten ihres Siedlungsraums: Vom Erhalt alt-ehr- „Naturvielfalt in der Gemeinde“ würdiger Bäume, dem ersten naturnah entwickelten 50 Veranstaltungen im Überblick Betriebsgebiet in Vorarlberg, dem Lebensraum Dach 53 Literaturverzeichnis und und auch von Friedhöfen als Naturoasen ist in diesen weiterführende Informationen Nahaufnahmen zu lesen. Es gibt schon einige Umset- Johannes Rauch zungen, die sich sehen lassen können. Landesrat
Angebote für Chaos-m² Zwölf Teilnehmende der Veranstaltung Eltern-Kind in Vorarlberger „ZwischenZeit nehmen“ 2015 haben eigene Projekte oder Themen zur Weiter- Naturerfahrungen Gärten entwicklung eingebracht. Manche davon konnten schon umgesetzt werden Im Naturpark Nagelfluhkette Bringen Sie Ihren (dunkelgrün) bzw. sind in Planung. Stand Programm 2020 – Naturvielfalt in Gemeinde & Gesellschaft wurden Eltern in die Junior- Igel zum Fliegen Oktober 2016. Rangerausbildung miteinbezogen Wer braucht schon Naturvielfalt? www.nagelfluhkette.info/ junior-ranger Mit der Wir merken es daran, dass in Wiesen und an Wegen nur noch selten bunte Blumensträuße gepflückt werden können. Natur Beispiele für Lehrgang für Wir erkennen es daran, dass wir im eigenen Garten nur mehr wenige Schmetterlingsarten beobachten oder aber nur noch wenige Hochstammobstbäume und Flurgehölze rund um unsere Siedlungen entdecken können: Die Artenvielfalt Multiplikatorinnen und Belebungen (halb-) geht zurück! Multiplikatoren öffentlicher Flächen „Blühende Landschaft“ zur Förderung Die Sicherung der Biodiversität zählt neben dem Kraftquelle und Wohlbefinden 25 Teilnehmerinnen und von Integration und Klima- und Ressourcenschutz weltweit zu den großen Teilnehmer haben diesen Nachbarschaft Herausforderungen. Doch ist das allen bewusst? Nur Die Teilnehmenden orten insbesondere in der kon- Kurs 2016 besucht, ein schaffen. allzu häufig hören wir, dass der Naturschutz und die sum- und wirtschaftsorientierten Haltung, in zu wenig weiterer folgt 2017. Sicherung der Biodiversität schon gut und recht sind, zielführenden Förderungen, im Konkurrenz- und www.bodenseeakademie.at sich aber im Alltag andere Aufgaben stellen. Und so Ressortdenken sowie in der menschlichen Bequem- schlimm sei die Situation in Vorarlberg auch nicht. lichkeit die größten Hemmschuhe, um sich diesen Der Blick auf die „Roten Listen der gefährdeten Arten“ Herausforderungen zu stellen. Dabei steht die Natur verrät: Die Zahl der bedrohten Tier- und Pflanzenar- den Teilnehmenden zufolge für Regeneration, Kraft- ten ist in den letzten Jahrzehnten auch in Vorarlberg quelle und Wohlbefinden. Die Natur bietet Schönheit, Die Gemeinde Abenteuer Natur – deutlich gestiegen. Einfachheit, Geduld und Entschleunigung – in einer als Landwirt Plattform ein Netzwerk von effizienten und aufgeräumten Welt selten gewor- Naturvielfalt dene Güter. Junge Menschen sind bereit, abgeholt Landwirtschaftserhaltung Naturvermittlern Naturvielfalt geht uns alle an zu werden. Viele Trends sprechen dafür wie „Urban durch Kommunen leben in Feldkirch Der Verein für Obst- und Gartenkultur Gardening“, Gemeinschaftsgärten und die spürbare www.feldkirch.at Vorarlberg hat 2016 mit zehn Gemeinden Wie aber kommen wir aus dem Kreis der üblichen Sehnsucht, selbst wirksam zu werden. /naturvielfalt ein Kinderprogramm in der Natur Aktivistinnen und Aktivisten hinaus? Im Jahre 2014 gestartet, 2017 sind weitere geplant. starteten wir im Rahmen des Programms „Naturviel- Wenn wir die Natur als Grundbedürfnis aller Menschen falt in der Gemeinde“ einen Prozess, diskutierten mit verstehen und somit diese Lebensgrundlage erhalten www.ogv.at Raumplanenden, Architektinnen und Architekten, Wirt- wollen, müssen – allen voran für Kinder – Möglichkei- schaftstreibenden und Gemeindeverwaltungen über ten geschaffen werden, die Natur neu zu entdecken, Biodiversität und Herausforderungen im Alltag. Am 8. Menschen mehr auf der emotionalen Ebene angespro- Oktober 2015, beim dritten „ZwischenZeit nehmen“, chen und begeistert sowie die Kraft des gemeinsamen dem Dialogforum des Programms, gingen 60 geladene Tuns genutzt werden – so der Tenor in der Gruppe. Gäste aus unterschiedlichen Disziplinen und Aufgaben- Naturschutz & bereichen gemeinsam der Frage nach: „Wer braucht Hochwasserschutz schon Naturvielfalt?“ Gemeinsame Projekte im Einklang Glyphosat-Verbot Ziel der Veranstaltung war es, Chancen und Herausfor- Dialoge und Kooperationen über eigene Handlungs- derungen im Erhalt der Natur- und Lebensraumvielfalt bereiche hinaus sind wesentliche Werkzeuge des auf gemeindeeigenen Gesellschaft Gesellschaft für die Gesellschaft, die Gemeinden und den persönli- Gelingens. Gute Beispiele, die Emotionen wecken, Flächen chen Alltag aus verschiedenen Perspektiven zu beleuch- können Widerständen entgegenwirken. Diese Erkennt- ten und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln. nisse und die Ergebnisse der vielen Gespräche und des Workshops sind in Folge in das Programm 2020 „Na- Der zuständige Landesrat Johannes Rauch eröffnete turvielfalt in Gemeinde & Gesellschaft“ eingeflossen, 5 den gemeinsamen Workshop, indem er von seinen per- sind aber auch Anknüpfungspunkte für viele weitere 6 sönlichen Erfahrungen im Zuge der Natura-2000-Nach- Dialoge und gemeinsame Projekte. nominierungen erzählte, den damit einhergehenden Gesprächen in den Regionen und Gemeinden, von Ängsten, Einsprüchen aber auch Möglichkeiten. Unsere Christiane Machold und Katrin Löning Biotop-Inwertsetzung Wertehaltung gegenüber der Natur- und Lebensraum- Programmleitung und Koordination in Partnerschaft mit vielfalt beeinflusst viele unterschiedliche Lebensbe- Jugendlichen und Schulen reiche. Sich dessen bewusst zu werden und daraus gemeinsame Bedürfnisse und Handlungsoptionen Plattform für Die Mittelschule Götzis hilft mit, abzuleiten, ist gleichzeitig Herausforderung als auch Naturvielfalt Moorlebensräume zu erhalten. Interessentengruppe Chance. www.vorarlberg.at/naturvielfalt www.moordetektive.at Ein Think Tank mit Biodiversität & interessierten Handelnden Auskommen in der aus allen Bereichen Landwirtschaft der Gesellschaft.
„Es gibt also Hoffnung für ein glückliches Es braucht viel Mut Verwildern unserer Kinder. Ein perfektes Kinder brauchen die Natur und setzen sich auch gerne Biotop ist dafür nicht vonnöten. Ein Stück für sie ein. Aber wieviel Natur braucht ein Kind? Die Naturvielfalt-Teams sind sich einig, dass es in jeder Brachland um die Ecke reicht.“ Gemeinde möglich ist, Zugänge zur Natur zu erhalten und neue zu schaffen. Erwachsene brauchen Mut, Dr. phil. Andreas Weber, 2010 Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Naturvermittlung von Kindern für Kinder in Hard © Heidi Krischke-Blum Philosoph und Biologe Botschafter für die Naturschätze Naturvielfalt trifft Jugend Die Kinder formulieren ihr Grundbedürfnis aber auch Wieviel Natur brauchen Kinder? gerne selbst. Auf einem Kinderrechtsseminar in der Marktgemeinde Hard im Winter 2015 identifizierten die rund 70 Teilnehmenden den größten Handlungsbe- INFO Erlebnisse mit und in der Natur sind wichtige Eckpfeiler in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Grund- darf im Bereich Umwelt, Tier- und Naturschutz. Einige Naturräume für Kinder voraussetzungen sind die Etablierung und Erhaltung von Naturräumen und etwas Mut, Kinder ihre eigenen Erfahrun- Kinder gründeten daraufhin eine Aktivisten-Gruppe tionen, Grenzräume wie Flussufer, Waldränder, Brückensitua gen machen zu lassen. namens „Salamander“ und setzen sich seitdem für o Bio- aber auch Hohl- und Fußwege sind nicht nur in punct verschiedene Lebensräume in ihrer Gemeinde ein. „Die sprech en diversität ein Hotspot der (Arten-) Vielfalt, sondern Kinder haben ihr Ziele demokratisch abgestimmt und Kinder und Jugendliche gleichermaßen an. Wenn wir uns an die eigenen Kindheitserfahrungen Natur für die kindliche Entwicklung sich in Folge besonders intensiv mit Bienenlebens- wie mit der Natur zurückerinnern, wie wir auf Bäume räumen auseinandergesetzt“, erklärt die Begleiterin Inselräume sind ebenso spannend: Naturnahe Räume geklettert sind, Tiere gefangen, uns in Wald, Wiesen, Einen besonderen Weg geht hier die Stadt Hohenems, Heidi Krischke-Blum. Die jungen Schülerinnen und Naturg ärten eignen sich Waldkuppen, Feldgehölze oder en, Bächen und Tümpeln wie Zuhause gefühlt und die Zeit die Naturerfahrung als ein wertvolles Kapital betrach- Schüler besuchten den von der Naturvielfalt-Gruppe Kinder und Jugendliche gerne an. Diese sollten erhalt vergessen haben: Das waren regelrechte Abenteuer. tet und allen Volksschulklassen mindestens einmal im umgesetzten Naturerfahrungs- und Bienengarten eingeplant oder entwickelt werden. Ob der Aufenthalt in der Natur den Menschen sensi- Jahr einen Walderlebnistag ermöglicht. Basis dafür Hard, lernten diesen lieben und fingen an, die Texte der Rodel- bler im Umgang mit derselben macht, sei dahinge- ist ein von Stadträtin Patricia Tschallener erarbeite- dort aufgestellten Tafeln kindgerecht zu übersetzen. Brachen, temporäre Spielräume: Winterbrachen wie lätze stellt. Fakt ist: Der Aufenthalt in der Natur ist gesund, tes, integratives Waldpädagogikkonzept (Tschallener Inzwischen sind die Salamander-Kinder begeisterte hügel, abgebrochene Gebäude, Ruinen oder Lagerp t. baut Stress ab, fördert die körperliche Fitness und 2015). Dabei geht es nicht rein um die Vermittlung Bienenbotschafter, die seit 2016 auch anderen Kindern werden von Kindern, aber auch von Tieren gern erober schult die motorischen Fähigkeiten. von Sachwissen, sondern vor allem um die Förde- ihre Naturschätze näherbringen. rung von Gesundheit, einer authentisch ökologischen Lebenseinstellung und Stärkung der Persönlichkeit. Wissen – Spüren – Staunen Ein eigener Waldkindergarten rundet das Angebot der Stadt ab: „Jeder Regentag ist willkommen, denn erst Kindern und Jugendlichen einen Zugang zur Natur dann können die Kinder spüren, wie sich die Erde bei zu belassen mit all ihren Reichtümern und Gefahren, unterschiedlichen Witterungen verändert“, erzählt scheint eine Herausforderung in einer Zeit der gere- Pädagogin Andrea Mathis-Máté. Die Stadt fördert gelten Freizeit und überbordender Sicherheitsvorgaben dadurch die motorische, sensitive und psychische unserer Gesellschaft zu sein. Seit Jahren begleitet die Entwicklung ihrer Kinder. Landschaftsplanerin Maria-Anna Schneider-Moos- brugger Gemeinden bei der Entwicklung ihrer Spiel- Gesellschaft raumkonzepte und begibt sich dort auch in die Welt von Kindern und Jugendlichen: Welche Bedürfnisse und Interessen haben sie? Welchen Freiraum in der Natur eignen sie sich besonders gerne an? Im Rahmen 7 eines Erfahrungsaustausches mit Teams aus den Na- 8 turvielfalt-Gemeinden fasst sie wichtige Erkenntnisse daraus zusammen (siehe Infobox). „Oftmals sind es Rand- und Kleinstrukturen, kleine Wildnisräume und Aussichtsbereiche, die erobert und entdeckt werden wollen“, so die Expertin. Sie plädiert dafür, Wildnis- räume zu erhalten, die Inbesitznahme zuzulassen und Selbsterfahrungen junger Menschen zu kultivieren. PROJEKT AUS DER GEMEINDE Waldwichtel Hohenems © Andrea Mathis-Máté Moordetektive aus Alberschwende führen die Workshop-Teilnehmenden © Katrin Löning
Naturvielfalt leben in Feldkirch l t l e be n“ i n Feldkir ch tur viel fa Naturschutz kann jede und jeder! Ein Jahr „ Na au f Nat ur- lt u ng en m ache n Lust Wie kann man Vögel im Garten fördern? Wie entstehen Nist- und Nahrungsplätze für Wildbienen? Wie funktioniert Veransta ssbere ich. Hi er : ge ne n Ein flu ein Gemeinschaftsgarten? 120 Bürgerinnen und Bürger tauschten sich in Feldkirch auf dem „Marktplatz der Natur- schu tz im ei inhard W it t m it Tipps nfac hm an n Re vielfalt“ mit Umweltvereinen und städtischen Partnern aus. Nat urg ar te en ei ge ne n Gar te n. für d Der „Marktplatz der Naturvielfalt“ markierte den der Stadt eine Internet-Plattform, auf der gute Ideen Schlusspunkt des Feldkircher Schwerpunktjahres und Praktiken aus dem Alltag vorgestellt werden und „Naturvielfalt leben“ und fand im Alten Hallenbad in zur Nachahmung animieren. Regelmäßig werden im “ tur vielfa lt Feldkirch das richtige Ambiente vor. Rund zehn Veran- Stadtmagazin „Feldkirch aktuell“ Geschichten von rk tp la tz der Na Au f dem „M a eltvereine staltungen und zahlreiche Natura-2000-Spaziergänge Menschen und ihrem Engagement für die Natur prä- P r iv a tper sone n, Um w te n ern verdeutlichten im Laufe des Jahres, wie Natur- und sentiert. Und: ein digitaler Newsletter der Stadt trägt pr ä se nt ier en Besu ch S ta d t Fe ldkir ch d Artenschutz im eigenen Einflussbereich gelingen kann. zum Austausch von Informationen und zur aktiven und die den Allt ag. Idee n für Ob im Garten oder auf dem Balkon, gemeinsam im Vernetzung bei. Gemeinschafts- oder Schulgarten, im Rahmen von satz ihre m Ein Pflegeeinsätzen im Natura-2000-Gebiet Bangs-Mat- vo n M ensche n und in th Geschicht en u terla r by schels oder bei der Unterstützung der frühjährlichen „Der Spaß am Engagement für die Natur tu r. Hi er : Da s Kr ä a Krötenrettung: Die Möglichkeiten sind schier unbe- für die N en. vor der Haustür ist spürbar.“ ldki r ch- Gising grenzt. in Fe Mag. Claudia Hämmerle Leiterin Umweltamt, Stadt Feldkirch Menschen für den Artenschutz begeistern Vorbild Stadt Weltweit ist ein Rückgang der biologischen Vielfalt zu teres- beobachten. Der Verlust von Tier- und Pflanzenarten Auch das Rathaus macht mit: Stadtgärtner Manfred ik ze ig t in er M a nf red Brezn nge wie auch der Gen- und Lebensraumvielfalt gefährdet Breznik sammelt schon seit Jahren Erfahrungen zur Stadtg är tn rn eine ju r in ne n und Bürge nachhaltig die Lebens- und Gesundheitsgrundlage Anlage und Pflege von naturnahen Blumenwiesen auf sier ten Bü r ge Wildbie- von Menschen. Aus diesem Grund haben die Vereinten städtischem Grund und verbessert damit das Nah- ne Fu tt er quelle für e, ei Blühfläch n. Nationen die Jahre 2011 bis 2020 zur UN-Dekade der rungsangebot von Wildbienen und anderen Insekten. a nd ere Insekte nen und biologischen Vielfalt erklärt. Das Ziel: Die Weltöffent- Auch im Hochbauamt wird vermehrt über Möglich- selbst haffen mit lichkeit soll zum Handeln angestoßen werden und sich keiten des Artenschutzes am Bau nachgedacht. „Wir nd J u ge ndliche sc cke Kinder u llungsstü aktiv für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen. Das werden dem Thema Dachbegrünung in Zukunft mehr N a tu r fa rben Ausste gemachten Gesellschaft Naturvielfalt-Team in Feldkirch hat diesen Ansatz auf- Aufmerksamkeit schenken“, so der Leiter der Hochbau- arkt. gegriffen und sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele abteilung, DI (FH) Jürgen Hafner. Der Einsatz für die für den M Bürgerinnen und Bürger genauso wie städtische Mit- biologische Vielfalt lässt die Stadt auch 2017 nicht los: arbeitende für das Thema zu gewinnen. Vorbildliches Zahlreiche Veranstaltungen, Exkursionen und Dialoge Engagement und wegweisende Ideen sollen gestärkt, bieten die Möglichkeit, Ideen auszutauschen, Unter- 9 vernetzt und unterstützt werden. stützung zu holen oder sich zu vernetzen. Das Netz an 10 ld kirc h begeisterten und engagierten Menschen wächst. © Stadt Fe Geschichten aus dem Alltag e in- paziergäng N a tur a -2000- S tz- Das Naturvielfalt-Team in Feldkirch geht davon aus, Zahlreiche Europa hu sc lm ä ßig über das re ge formieren dass die Bereitschaft der Bevölkerung, sich für die s. biologische Vielfalt einzusetzen, größer als angenom- B ang s-Matschel gebiet men ist. Was benötigt wird? Gute Ideen für den Alltag und die Möglichkeit mitzumachen. Seit 2016 gibt es in www.feldkirch.at/naturvielfalt PROJEKT AUS DER GEMEINDE
PROJEKT AUS DER GEMEINDE Mit Naturvielfalt wirtschaften Gesellschaft Brücken bauen für eine artenreiche Landwirtschaft Geschlechterrollen Die Landwirtschaft hat im historischen Kontext einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Artenvielfalt geleistet. Gesundheit Durch eine industriell geprägte Lebensmittelproduktion ist diese Leistung vielerorts verloren gegangen. Gemeinden Tradition sollten daher eine natur- und ressourcenschonende Landwirtschaft als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachten. Kultur Soziales Die Artenvielfalt und die Diversität unserer Land- Lebensraumerhaltung auch bei Produktionsfragen schaft verdanken wir zu einem großen Teil der nicht aus dem Blickfeld geraten. Sie sind überzeugt, Landwirtschaft. Denn historisch haben sich durch dass Landwirtschaft als Versorgungswirtschaft lang- die menschliche Nutzung von Land und Forst klein- fristig nur funktioniert, wenn die Landnutzung im Anbau und Anerkennung von räumig verschiedenste Lebensräume entwickelt, die Einklang mit der Natur und den Ressourcen betrieben Vermarktung traditioneller und von Natur aus so nicht entstanden wären. Das beste wird. Als Grundlage dazu dient die Definition der traditioneller diversifizierter Beispiel sind Wiesen in Tal- und Hanglagen unterhalb Multifunktionalität der Landwirtschaft im Weltagrar- Lebensmittel Landnutzung der Waldgrenze, die auf einem Quadratmeter Fläche bericht von 2008. Im Globalen Report heißt es dazu: eine besonders hohe Artenvielfalt aufweisen. Im „Landwirtschaft ist multifunktional und geht weit Zwischenraum, wo die Wiese in den Wald übergeht, über die Lebensmittelproduktion hinaus. Wichtige Lebensmittel liegt der Waldrand. In der historischen Nutzung war weitere Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung sind Produktion das ein sanfter Übergang mit Sträuchern und Saum- Non-Food-Produkte, Umweltdienstleistungen und gesellschaften, besiedelt von Arten der Wiese und des Umweltschutz, die Förderung von Existenzgrundlagen, Waldes und eben jenen Arten, die genau dazwischen wirtschaftliche Entwicklung, Schaffung von Arbeits- vorkommen – bei Fettwiesen ein Hotspot der Arten- plätzen, Lebensmittelsicherheit und -qualität, soziale Böden vielfalt. Dazu kam eine kleinteilige Ackernutzung, wo Stabilität, Erhalt von Kultur, Tradition und Identität.“ Einkommen Bewertung von Wasser immer es naturräumlich möglich war. (Zukunftsstiftung Landwirtschaft 2013). Vermarktung Umwelt- Klima Handel Dienstleistungen Biodiversität Zudem bedeutet fortschreitende Industrialisierung in Einseitiges Wirtschaftsverständnis der Landwirtschaft einen Verlust an Arbeitsplätzen, einen Schwund regionaler wirtschaftlicher Kreisläufe Solche Bereiche gibt es noch immer, aber durch die und einen Rückgang an Direktvermarktung. Das wirkt moderne Landwirtschaft sind sie rar geworden. Der sich auf das gesamte ökonomische und soziale Leben derzeitige Rückgang an Artenvielfalt und Lebens- einer Region aus. Mit dem Rückgang der handwerk- räumen geht weltweit zu einem großen Teil auf das lichen Verarbeitungsbetriebe und der bäuerlichen Konto der Landnutzung zur Lebensmittelproduktion. Direktvermarktung schwindet der „soziale Kitt“ des Dieser Form der Landwirtschaft liegt ein industrielles Dorfes/der Region (Baier et al. 2005). Wirtschaft Umwelt Vorbild und ein Wirtschaftsverständnis zugrunde, Gesellschaft Gesellschaft welches einseitig auf Warenproduktion ausgerichtet ist. Da weichen die echten Wiesen dem vielschnittigen Landwirtschaft zum Wohle aller Grünland, das intensiv genutzte Grasland reicht bis an die Stämme des Waldes heran, Ackerflächen sind Deshalb ist es umso wichtiger, neben dem gesetz- Abbildung: Diese Grafik zeigt das Ineinandergreifen der verschiedenen Bereiche einer zu Monokulturen geworden. Lagen, die nicht inten- lich festgelegten Natur- und Artenschutz und der 11 siviert werden können, wachsen mit Gehölzen zu. finanziellen Abgeltung für Umweltleistungen die multifunktionalen Landwirtschaft (Zukunftsstiftung Landwirtschaft 2013). 12 Die Ernteprodukte fallen zu „mager“ aus und können landwirtschaftliche Produktion, samt Verarbeitung wirtschaftlich nicht in Wert gesetzt werden. Kurz: und Vermarktung, im Auge zu behalten. Dies kann Die Naturvielfalt ist nicht mehr selbstverständlich ein nur gelingen, wenn Landwirtschaft als gesamtgesell- Teil bzw. ein Nebenprodukt der Landwirtschaft, wie es schaftliche Aufgabe betrachtet wird, die dem Wohle traditionell der Fall war. aller dient. Einige Gemeinden orientieren sich bereits an dieser Idee und entwickeln zusammen mit den Na- turvielfalt-Teams Konzepte, wie Gemeinden Landwirt- Im Einklang mit Natur und Ressourcen schaft in Hinblick auf Naturvielfalt unterstützen und fördern können. Beim Erfahrungsaustausch im Herbst Gastautorin: DI Simone König, Bodensee Akademie und Naturvielfalt-Beraterin. Sie ist bei der Bodensee Akademie Den Naturvielfalt-Beraterinnen und -Beratern ist 2016 in Nenzing gab es hierzu verschiedene Arbeits- im Themenfeld zukunftsfähige Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung in Vorarlberg sowie für das Netzwerk es ein Anliegen, mitzuhelfen, dass Artenvielfalt und gruppen (siehe Seite 13 und 14). blühendes Vorarlberg tätig. www.blühendes-vorarlberg.at
PROJEKT Die hier aufgeführten Projekte und Ideen waren Gegenstand der Diskussion beim AUS DER GEMEINDE Erfahrungsaustauschtreffen der Naturvielfalt-Teams im November 2016. Sinnvolle Wertschöpfung mit Magerheu Die Erhaltung der artenreichen Trespen- und Streuwiesen ist in der heutigen Massenproduktion nicht wirtschaftlich. Zu sehr wird auf hohe Milchleistung und damit auf eiweißreiches Futter der Fokus gelegt. Da können die extensiven Bergwiesen mit den Intensivwiesen in den Tallagen nicht mithalten. Dabei kann dieses Magerheu etwas anderes, bietet viele wertvolle Inhalts- und Wirk- stoffe. Diese müssen in Wert gesetzt werden. Direkte und indirekte Produkte aus diesem wertvollen Fallobst zu eigener Saftmarke verarbeitet Heu müssen als solches vermarktet werden. Die Montafoner Steinschafe von extensiven, kräuter- reichen Bergwiesen beispielsweise bieten eine exklusive Fleisch- und Woll-Qualität, die auch eine „Luschnouar Saft“ ist eine Initiative, die einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der ortsbildprä- Marktnische findet. Gemeinden, Bevölkerung und Landwirte könnten zusammenarbeiten, eventuell genden Hochstammbäume leistet. Diese sind als „grüne Lunge“ im Ort und auf den angrenzenden eine Genossenschaft gründen und somit gemeinsam in Magerheuprodukte investieren, sich für das Feldern Teil der Lebensqualität. Mit der Idee, eine eigene Saftmarke zu entwickeln und damit die Marketing, den Absatz und die Direktvermarktung engagieren. sinnvolle Verwertung des ohnedies anfallenden Obstes zu fördern, erfährt auch das kostbare Landschaftselement Streuobstwiese mehr Wertschätzung. Ergänzend dazu setzt das Gemeinde- projekt „Verwertung von Fallobst“ auf die Unterstützung der Dornbirner Jugendwerkstätte bei der Obstlese. Produziert wird der naturreine Saft in der örtlichen Mosterei Krammel, verwendet wer- den ausschließlich ungespritzte Hochstamm-Äpfel und Birnen. Gefördert wird die Initiative von der Gemeinde, indem sie für das Obst einen Aufpreis von 0,04 Euro pro Kilogramm ergänzend zum Marktpreis bezahlt. Innerhalb von zehn Jahren wurden 88.223 Kilogramm Obst zu rund 61.000 Litern Obstsaft verarbeitet. http://www.lustenau.at/de/umwelt/ Ein Leitbild für die Landwirtschaft Wie können landwirtschaftliche und ökologische Flächen für die Zukunft gesichert werden? Wie gelingt eine multifunktionale Nutzung im Einklang mit der landwirtschaftlichen Produktion? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen den Ernährungsgewohnheiten und der regionalen Land- wirtschaft? Fragen wie diese hat die Marktgemeinde Rankweil im Rahmen eines Leitbildprozesses für die Landwirtschaft beantwortet. In Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten, Interessierten, der Politik und dem Naturvielfalt-Team wurde auf Exkursionen und in Workshops ein gemeinsamer Weg skizziert – und nun tatkräftig an dessen Umsetzung gearbeitet. Mit Erfolg: Eine steigende Anzahl an Hofbesuchen, Kochkurse für die Bevölkerung, gut besuchte Veranstaltungen zu Themen wie Fruchtfolge für die Landwirtinnen und Landwirte oder Homöopathie in der Viehzucht, Aufnahme der Flächensicherung im neuen Räumlichen Entwicklungskonzept oder Auszeichnungen wie der 13 Pachtverträge an ökologische Maßnahmen gekoppelt Vorarlberger Tierschutzpreis 2015 sind gelungene Beispiele einer erfolgreichen Umsetzung. 14 Mehr dazu unter www.rankweil.at/umwelt Unversiegelter, funktionsfähiger Boden ist ein besonders wertvolles und rares Gut. Boden stellt die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und uns Menschen dar und ermöglicht, neben vielen weiteren Funktionen, lebensnotwendige landwirtschaftliche Produktion. Grundeigentümerinnen und Grundei- gentümer sowie Bewirtschaftende tragen eine entsprechende Verantwortung, den Boden in seiner Funktionsfähigkeit zu erhalten. Wie kann eine Gemeinde ihrer Rolle als Grundeigentümerin gerecht werden? Dieser Frage widmen sich Gemeinden im Rahmen ihrer Naturvielfalt-Aktivitäten. Im Zuge dessen wurden Empfehlungen für ökologische Maßnahmen bei der Vergabe von kommunalen Pacht- flächen entwickelt, die nun in der Umsetzbarkeit erprobt werden. Mehr dazu bei christiane.machold@vorarlberg.at Kulturlandschaft und Hägis in Bludesch © Jutta Soraperra
PROJEKT AUS DER GEMEINDE Entwicklungskonzepte Götzner Moore Langjähriges Engagement lässt Moore aufleben Die Marktgemeinde Götzis erarbeitete zusammen mit dem Naturschutzbund Vorarlberg Entwicklungskonzepte für Biotope, um die Naturschönheiten der Kommune für nachfolgende Generationen zu erhalten. Die Sibirische Schwertlilie und Kiel-Lauch, zarte Schönheiten der Streuwiesen. Der Rundblättrige Sonnentau, eine faszinierende Moorpflanze mit Appetit auf Insekten. Die rostrote Kopfbinse, eine besondere Binsenart mit borstigen Blättern. Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, ein Schmetterling mit außergewöhnlichem Lebenszyklus: Seine Raupen ernähren sich zuerst ausschließlich vom Großen Wiesenknopf, Moordetektivinnen im Götzner Moos © Felix Kranzl dann leben sie in Ameisennestern von deren Larven. All diese Besonderheiten und viele weitere Tier- und bleibt – sind darauf doch einige seltene Tier- und Pflan- Weiter mit viel Tatendrang Gastautorin: Mag. Bianca Burtscher ist Geschäftsführe- Pflanzenarten kommen in den Götzner Biotopen vor. zenarten angewiesen. Feucht braucht es auch die Schnei- rin des Vorarlberger Naturschutzbundes und begleitet die Manche von ihnen sind so selten, dass sie sogar europa- de, die in Vorarlberg nur noch im Mösle und im Euro- Und 2017? Entwicklungskonzepte für den Sonderberg Moorschutzprojekte in der Gemeinde. weiten Schutz genießen. Für die Marktgemeinde paschutzgebiet Bangs-Matschels (Feldkirch) vorkommt. und den Gasserweiher stehen genauso auf dem Pro- www.naturschutzbund.at/vorarlberg Götzis ein Schatz, für dessen Erhalt sie sich gemeinsam Auch in den Mationswiesen wurden Maßnahmen gramm wie die weitere Umsetzung von Maßnahmen in mit ihren Partnerinnen und Partnern einsetzt. gesetzt, erstmals seit vielen Jahren wurden im Herbst den vier bereits aufgearbeiteten Biotopen. Im Mösle wird 2015 einige ehemalige Streuwiesen wieder gemäht. die Späte Goldrute, ein invasiver Neophyt, durch gezielte INFO Pflegemaßnahmen zurückgedrängt. Die Umsetzung des Gemeinsames Ziel vor Augen Im Götzner Moos konnte durch die erste Hochmoorre- Entwicklungskonzeptes Schubbas wird vorbereitet. Durch die Renaturierung von 1,3 Hektar naturierung Vorarlbergs nicht nur der Lebensraum für Hochmoor in Götzis wurden 12,35 Tonnen Seit 2010 wird an der Erhaltung und Aufwertung der seltene Moorarten – darunter der Rundblättrige Son- Den Schülerinnen und Schülern der Mittelschule Götzis CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart. Biotope und der örtlichen Schutzgebiete gearbeitet. nentau, das Scheidige Wollgras, die Moosbeere und die sollen indes, im Rahmen des Projekts Moordetektive, Diese Menge an Treibhausgas würde ohne Renaturierung durch Torfmineralisierung Resultat: Entwicklungskonzepte für vier wertvolle Rosmarinheide – erhalten werden. Wie sich das Götzner die Götzner Biotope und ihre Lebewelt näher gebracht aus dem entwässerten Hochmoor in die Lebensräume (Mösle, Götzner Moos, Schubbas und Ma- Moos nach der Hochmoorrenaturierung entwickelt, ist werden. Seit Beginn der Zusammenarbeit wird auch die Atmosphäre entweichen. tionswiesen). In Zusammenarbeit mit Grundbesitzenden, derzeit Gegenstand von Untersuchungen. Erfreuliches Bevölkerung durch Vorträge, Exkursionen und Gemein- Bewirtschaftenden, dem Pflegetrupp des Naturschutz- Zwischenergebnis: Trotz der außergewöhnlich trockenen deblatt-Artikel über die Fauna und Flora der Biotope und Zum Vergleich: Diese CO2-Menge ent- bundes und weiteren Freiwilligen, werden diese nun und heißen Sommer der vergangenen Jahre, lag der Was- die Maßnahmen informiert. spricht dem Ausstoß eines herkömmlichen schrittweise umgesetzt. Beispiele? serstand in einem Schwankungsbereich, der für intakte Pkw, der eineinhalb Mal die Erde umkreist. Artenvielfalt Artenvielfalt Hochmoore typisch ist. Das Mösle wurde durch Entbuschungen für die lichtlie- bende Streuwiesenvegetation aufgewertet. Entscheidend ist auch, dass der hohe Grundwasserspiegel erhalten 17 18 Iriswiese im Mösle © UMG Umweltbüro Grabher Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling © Bianca Burtscher Wildbiene © Bianca Burtscher
Neuntöter Männchen © Shotshop im Bizauer Moos © Marlies Sperandio Naturvielfalt in Bizau Im Revier des Neuntöters In der Bregenzerwälder Gemeinde Bizau erfolgte im sensiblen Naturraum „Unteres Moos“ in den Jahren 2012 bis irgendeinen landwirtschaftlichen Grund, sondern um Über den Neuntöter 2016 eine Güterzusammenlegung. Im Rahmen von Untersuchungen wurde eine unerwartete Entdeckung gemacht: eine Besonderheit handelt. Jetzt gilt es, sich mit den So ist in Bizau eines der größten und bedeutendsten Vorkommen des Neuntöters in Vorarlberg beheimatet – ein Bewirtschaftern auszutauschen und gemeinsam die Seinen etwas abschreckenden Namen verdankt der Beweis für eine abwechslungsreiche und artenreiche Kulturlandschaft. Erhaltung des Lebensraums zu sichern. Neuntöter der Tatsache, dass er seine Beutetiere gerne auf Pflanzendornen aufspießt, bevor er sie frisst. Dass Wie es um den aktuellen Stand des Projekts bestellt ist? Wir haben bei Bürgermeister Josef Bischofberger nachgefragt. es genau neun an der Zahl sein sollen, ist jedoch ein Wo sehen Sie bisherige Erfolge und wel- Ammenmärchen. Um seinen Nistplatz- und Nahrungs- ansprüchen gerecht zu werden, braucht es halboffene, Herr Bischofberger, welchen persön- Ich denke, das Bewusstsein für diese Einzigartigkeit che Schritte sind als nächstes geplant abwechslungsreiche Kulturlandschaften mit einem ist in der Bevölkerung größtenteils angekommen. Hilf- lichen Bezug haben Sie zum Projekt reich dafür waren zum einen der Fotowettbewerb, den Als großen Erfolg würde ich die starke ausreichenden Angebot an Hecken und Sträuchern. Obwohl er mit einem Gesamtbestand von insgesamt „Unteres Moos“ wir im Jahr 2012 bzw. 2013 ausgeschrieben haben – Bewusstseinsbildung in der Gemeinde 90-180 Brutpaaren hierzulande zwar noch vorhanden und zum anderen die Biotop-Exkursionen. Diese wur- sehen. Im Rahmen der Begleitung ist, sind die Bestände fast überall deutlich zurückge- Als ich 2010 als Quereinsteiger das den sowohl von Einheimischen als auch von Gästen wurden viele Zusammenhänge gangen. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, Bürgermeisteramt angetreten habe, gut besucht. Zudem hat die Gemeindevertretung klar des großflächigen Moorkomplexes braucht es artenreiche Blumenwiesen, eine räumlich wurde mir von meinem Vorgänger die zum Ausdruck gebracht, dass die Güterzusammenle- aufgezeigt. Es stellte sich heraus, dass durch die und zeitlich gestaffelte Mahd in der Umgebung von herausfordernde Aufgabe der Güter- gung und Entbuschung nur unter der Voraussetzung bisherige extensive Bewirtschaftung seltene Pflanzen Brutplätzen und kiesige Feldwege oder andere vegeta- zusammenlegung, also die Zusam- stattfinden soll, dass keine zusätzliche Entwässerung und Tierarten erhalten werden konnten. Um ihren Le- tionsarme Stellen für die Nahrungssuche. menfassung der kleinteiligen Parzel- und Intensivierung der Nutzungen stattfindet. bensraum auch zukünftig zu sichern, werden von den Artenvielfalt Artenvielfalt lenstruktur zu größeren Einheiten im „Unteren Moos“, Dabei habe ich das Düngeverbot als sehr hilfreiches Fachleuten gewisse Maßnahmen wie die Entbuschung, überlassen. Schon damals habe ich das „Untere Moos“ Mittel empfunden, um einer möglichen Intensivierung die späte Mahd sowie die regelmäßige aber möglichst Amann, G. et al. (2014): als wertvollen Naturbereich wahrgenommen, jedoch entgegenzuwirken. extensive Nutzung der Fläche als notwendig erachtet. Ein echter Spießer. Abteilung Umwelt- nicht mit der gleichen Aufmerksamkeit, die ihm später Jetzt, wo das Zusammenlegungsverfahren offiziell und Klimaschutz, Amt der Vorarlberger zuteilwurde. Als mir parallel dazu das Angebot der abgeschlossen ist, wäre auch eine gute Gelegenheit, Landesregierung (Hrsg.), Bregenz. 19 Umwelt- und Klimaschutzabteilung des Landes für die Welche Schwierigkeiten sind im nochmal zusammenzufassen, welcher Stellenwert der 20 Naturvielfaltberatung auf den Schreibtisch flatterte, Fläche zuteilwird und welche Rahmenbedingungen war das der Auslöser, ein Naturvielfalt-Team für diesen Laufe des Projektes aufgetreten eingehalten werden müssen, damit dieser beibehalten sensiblen Bereich zu gründen und die Zusammenle- werden kann. Für das Frühjahr ist die Aufstellung einer Eine Herausforderung ist sicherlich gung mit den zuständigen Behörden umzusetzen. Informationstafel geplant, die einerseits aufzeigt, was die Sensibilisierung der Bewirt- hier passiert ist und andererseits auf die naturräumli- schafter bzw. Eigentümer für die chen Besonderheiten hinweist. Das wäre auch für uns Wertigkeit ihrer Flächen. Aus ihrer Wie schätzen Sie die Bedeutung dieses Sicht steht die rasche Erledigung ein Anlass, das Thema wieder stärker unter die Leute zu bringen (Bischofberger 2016). Naturjuwels für die Gemeinde ein der Pflegemaßnahmen zu einem günstigen Zeitpunkt mit möglichst wenig Aufwand Durch den Bau von Wegen wurde verständlicherweise im Vordergrund. Hier wäre mein das Gebiet für die Bevölkerung Ziel, dass die Flächen von den Bewirtschaftern nicht erlebbar gemacht. Dank der guten nur in Hinblick auf Mähzeitpunkt und Ertrag gesehen Lage hat es sich inzwischen zu einem werden, sondern auch auf das, was den Flächen in PROJEKT regelmäßig genutzten, attraktiven Bezug auf Flora und Fauna wohltut. Den Eigentümern AUS DER Naherholungsraum entwickelt. ist mehrheitlich bewusst, dass es sich hier nicht um GEMEINDE Bizauer Bürgermeister Josef Bischofberger © Land Vorarlberg, A. Serra
PROJEKT AUS DER GEMEINDE GEO-Tag der Artenvielfalt in Hohenems Feldforschung vom Alten Rhein bis zum Staufen Welche Naturschätze befinden sich vor der eigenen Haustüre? Der „GEO-Tag der Artenvielfalt“ zeigt versteckte Naturschönheiten und sorgt, wie in Hohenems 2015, gar für Sensationsfunde. Kleine Königslibelle © Paul Amann Große Artenvielfalt auf kleinem Raum © Bernhard Schneller Geo-Tag der Artenvielfalt zum 2. Mal in der Stadt Hohenems (2000, 2015) Hunderte Orte in ganz Europa beteiligen sich Jahr zugt stehende oder strömungsberuhigte Uferzonen für Jahr am „GEO-Tag der Artenvielfalt“, der größten und Kleingewässer an Altarmen von Flüssen, See- 11 km² Feldforschungsaktion in Mitteleuropa. Darunter auch ausflüssen, Sumpfgebieten und Moorbächen. Das Untersuchungsgebiet die Nibelungenstadt Hohenems, die die Aktion 2015 Vorkommen der Süßwassermoostierchen ist zugleich zusammen mit zahlreichen Expertinnen und Experten Indiz für eine intakte Süßwasserstruktur. Trotz dieses Vom Alten Rhein bei 410 m Seehöhe bis sowie interessierten Laien zelebriert hat. Ziel war es, Sensationsfundes – für Taucher Ladstätter hat der zum Staufen bei 1456 m Seehöhe innerhalb von 24 Stunden entlang eines Transektes GEO-Tag der Artenvielfalt eine übergeordnete Be- möglichst viele Arten zu bestimmen. Ein Vorhaben, das deutung: „Der tiefere Sinn ist es, den Bewohnerinnen Gefunden: in Hohenems bereits im Jahre 2000 durchgeführt wur- und Bewohnern einer Region bewusst zu machen, von 1480 Arten (852 Pflanzen inkl. de und daher spannende Entwicklungsvergleiche zuließ. welchen Naturschätzen sie umgeben sind. Nur was Pilze und Flechten, 628 Tierarten) man kennt, das schützt man auch“, fasst der Taucher zusammen (Ladstätter 2016). 55 Zahlreiche Partnerinnen und Partner Expertinnen und Experten aus verschiedenen Spezialgebieten unterstützen Aktion 23 Kooperationspartnerinnen und -partner Tauchgang Alter Rhein © Markus Grabher und 300 Besucherinnen und Besucher Moostierechen Alter Rhein © Reinold Amann 55 Expertinnen und Experten unterschiedlichster Spezialgebiete nahmen sich mit Hilfe interessierter Laien das Gebiet zwischen Altem Rhein und Schut- tannen vor und bestimmten die dort aufgefundenen Tier- und Pflanzenarten. Die Aktion wurde von über zwanzig Kooperationspartnerinnen und -partnern fachlich unterstützt und flankiert von Infostationen INFO mit allerlei Wissenswertem. Hintergrund für die Stadt ist es, die vielfältigen Landschafts- und Naturräume GEO-Tag der Artenvielfalt mit unterschiedlichen ökologischen Nischen zu erhal- Der „GEO-Tag der Artenvielfalt“ wird seit 1999 ten und als Potenzial für die Entwicklung zu nutzen. jährlich vom Natur- und Wissensmagazin GEO veranstaltet. Neben namhaften Expertinnen und Experten sind auch interessierte Laien zum Neue Moostierchenart nachgewiesen Artenvielfalt Aktionstag eingeladen, innerhalb von 24 Stun- Die beiden Taucher Günter Ladstätter und Reinold den in einem begrenzten Gebiet möglichst viele Amann verbrachten den „GEO-Tag der Artenvielfalt“ verschiedene Pflanzen und Tiere zu entdecken. am Alten Rhein größtenteils unter Wasser, bestimm- Ziel ist eine Bestandsaufnahme der unmittelba- ren Umwelt. Alle Informationen unter www.geo. Frauenschuh © Christian Kuehs Blauflügel-Prachtlibelle © Georg Friebe 21 ten Fische, Muscheln und versorgten den Wasser- 22 pflanzen-Experten Dietmar Jäger mit Proben aus der de/artenvielfalt Unterwasserwelt. Mit Erfolg. So konnte Ladstätter im Rahmen der Abschlusspräsentation mit einer regel- rechten Sensation aufwarten. Die beiden Taucher hatten eine bislang in Hohenems nicht nachgewiesene Moostierchen-Art entdeckt. Süßwassermoostierchen sind Bewohner von zumeist stehenden Gewässern und überziehen Steine oder Pflanzen. In Europa sind etwa 20 Arten heimisch. Sie sind ausgesprochen klein und nur als Kolonie gut als https://www.hohenems.at/de/info/natur- flächige Struktur zu erkennen. Sie bewohnen bevor- erleben/tag-der-artenvielfalt/ Eichblatt-Radnetzspinne © Bernhard Schneller Weiße Seerose © Anna Waibel
PROJEKT AUS DER GEMEINDE Bergheimat Nenzing Renaissance „alter“ Naturwerte Bereits seit Generationen bewirtschaftet die Familie Peßl einen Teil der Magerheuberge am Beschlingerberg in Nen- zing. Seltene Pflanzenarten wie Knabenkräuter, Schwarzwurzel oder Wiesensilge sind dort beheimatet, genauso wie eine Vielzahl von Brutvogelarten. Der Baumpieper beispielsweise ist eine Leitart für intakte Kulturlandschaften. Austausch zwischen Landwirtschaft und Naturschutz © Katrin Löning Entbuschungsaktion der Nachbarschaftshilfe © Marktgemeinde Nenzing Sein Schwiegervater hat die Wiesen noch mit der Sense zehn Minuten ist der Beschlingerberg vom Ortszentrum Umsetzung als Vorbild Über den Baumpieper gemäht. Heute ist Markus Peßl mit dem Motormäher Nenzing erreichbar und gehört daher zu den wichtigen unterwegs. Im Juli werden die Magerheuwiesen gemäht, Naherholungsräumen der Region. Heute ist die Erhaltung der offenen Landschaftsräume Der Baumpieper ernährt sich vorwiegend von den im September die Riedflächen – kalkreiche Niedermoo- in den Hangzonen von Nenzing ein politisches Ziel, hier zahlreich vorkommenden kleinen Bodeninsekten, re, die mosaikartig im Gelände eingesprengt sind. Nach Sukzessive Umsetzung festgehalten im aktuellen Räumlichen Entwicklungs- Würmern und Schnecken sowie von anderen wirbellosen der Mahd wird die Streue in die Ebene zum Trocknen konzept (REK 2015). Der Grund: Die Räume werden als Tieren. Von Baumspitzen aus startet das Männchen den gebracht. Die ganze Familie hilft mit, auch Freunde sind Das Projekt Bergheimat wurde im Jahre 2002 von der „wichtiger Bestandteil der Wohn- und Lebensqualität“ in markanten Singflug, bei dem er fallschirmartig seine dabei. 14 Hektar Mager- und Streuwiesen bewirtschaftet Gemeinde Nenzing initiiert. Der Bestand aller Naturwerte Nenzing wahrgenommen. Das Entwicklungskonzept und Flügel ausbreitet und trillernd abwärts gleitet. die Familie, davon 5,5 Hektar Streue. Letztere haben 35 in Nenzing wurde erhoben und analysiert und Anregungen die partizipative Umsetzung am Beschlingerberg und Rundballen für das eigene Vieh zum Ergebnis – darunter zur Erhaltung und Entwicklung der Naturräume gemacht. in anderen Gebieten des Projektgebietes „Bergheimat“ 15 Zuchtstiere, 10 Milchkühe und ein paar Kälber. „Die Der Biologe Georg Amann und sein Planer-Kollege Georg gelten als Vorbild. Flächen haben ihren eigenen Charakter, aber wenn man Rauch schufen für den inzwischen verstorbenen Umwel- sie nicht bewirtschaftet, würde uns der Wald ins Wohn- tausschussobmann Markus Ammann und dessen Team „Es wäre schade, wenn alles wieder zuwachsen würde zimmer wachsen“, weiß der Landwirt. eine parzellenscharfe Maßnahmen-Grundlage, die in den und die jahrelange Arbeit umsonst gewesen wäre“, ist der darauffolgenden Jahren sukzessive umgesetzt wurde. Landwirt überzeugt. Daher haben der neue Umwelt- Landschaft geht verloren Viele Gespräche mit Landwirtinnen und Landwirten und ausschuss und das Naturvielfalt-Team rund um Elfriede Grundbesitzenden folgten. Vereine, Schulen und auch Ribbers das stagnierende Projekt wiederaufgenommen. Ein Blick auf den Luftbildvergleich macht das Ausmaß Unternehmen beteiligten sich an der Entholzung vorge- „Wir wollen das Projekt Bergheimat weiterführen und so deutlich. Nur noch ein Bruchteil der parkähnlichen gebener Bereiche. Mit Unterstützung der „Allianz in den die schönen, artenreichen Gebiete Nenzings auch für die Landschaft aus den 1950er-Jahren ist heute noch Alpen“ konnten Fördergelder aus Stiftungen, Land, Bund Zukunft erhalten“, so die Obfrau des Umweltausschusses. vorhanden. Birken, Fichten und Tannen haben das Gebiet und EU lukriert werden. „Das Projekt animierte unter- erobert und gefährden den Landschaftsraum und damit schiedliche Landwirtinnen und Landwirte die Bewirt- den Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, die schaftung wiederaufzunehmen. Und das Bewusstsein in auf diese offene Landschaft angewiesen sind. In nur der Bevölkerung wurde geschärft“, so Peßl (2016). 23 24 Luftbildvergleich Beschlingerberg 1950 und 2015 © Land Vorarlberg Der Baumpieper © Marek Szczepanek in seinem Lebensraum Beschlingerberg © Georg Rauch
C SIEDLUNGSRAUM 25 26 Steinskulptur von Ruedi Mösch, am Kirchplatz vor der Pfarrkirche Altach © Conrad Amber
Baum im urbanen Raum Charakterstarke Ruhepole und Schattenspender Bäume im dicht besiedelten und urbanen Raum sind weit mehr als eine gestalterische Fleißaufgabe: Die grünen Riesen verleihen Charakter und sorgen maßgeblich für Erholung und Wohlbefinden. Die Vorgaben der Stadt Bregenz an das Planungsteam Salzungen im Winter oder aber Schädlinge und Krank- des Kornmarktplatzes waren klar: Die Menschen sollen heiten. Wenig überraschend also, dass die dynamische sich am städtischen Marktplatz wohlfühlen, darauf Siedlungsentwicklung einer hohen Lebenserwartung verweilen können, ein Ort der Begegnung soll ge- der Bäume im Wege steht. schaffen und urbanes Flair versprüht werden. Und dies ist durchaus gelungen, nicht nur, aber auch wegen der Kornmarktplatz Bregenz © Land Vorarlberg, Schulmediencenter, I. Mähr, J. Paterno Bäume. Die neuen Grüninseln verleihen Struktur und sind Ruhepole, Schattenspender und Rückzugsorte. „Bäume sind unverzichtbare gestalteri- Zu gleich setzen sie die Gebäude am Kornmarktplatz sche Elemente und werten den öffentli- Bevölkerung reaktiviert. Ein unschätzbarer Wert für in Szene: Kleine Bauminseln, verteilt über den ganzen Platz, beherbergen je eine Baumart mit eigenem chen Raum maßgeblich auf.“ die Kultur und Natur der Stadt Feldkirch. INFO Charakter, unterschiedlichen Blütezeiten und Blattver- Die Dialogreihe „Baum im urbanen Raum“ färbungen. Nimmt die Zeit ihren Lauf, nehmen auch Mag. arch. Marina Hämmerle „Wenn dicht gebaut werden muss, ist Jungbäume inmitten von Marktständen, Kaffeehäu- Architektin bot die Umwelt- und Klimaschutzab- sern, Theatern und Museen den Platz in Anspruch. es besonders wichtig, mit bestehenden teilung im Rahmen „Naturvielfalt in der landschaftlichen Elementen behutsam Gemeinde“ gemeinsam mit der Raum- Welche Bedeutung hat der Baum im städtischen und Bäume mit atmosphärischer Wirkung umzugehen.“ planungsabteilung des Landes Vorarlberg, dicht besiedelten Raum? Welchen Stellenwert geben dem Vorarlberger Architektur Institut, wir dem Lebewesen und Lebensraum Baum? Mit der Und trotzdem: Das Bewusstsein für Bäume kehrt dem vorarlberg museum, der Markt- Veranstaltungsreihe „Baum im urbanen Raum“ eröff- zurück. Auf der „Virglar Hoschtat“, einer typischen Univ. Prof. Dipl.-Ing. Lilli Licka, 2014 gemeinde Lustenau, den Städten Bregenz nete die Umwelt- und Klimaschutzabteilung des Landes Obstbaumwiese inmitten von Lustenau, wurde das Landschaftsarchitektin und Feldkirch und dem Österreichischen Vorarlberg gemeinsam mit unterschiedlichen Partnerin- „Feldhotel“ aufgestellt, ein temporär eingerichteter Ökologie-Institut an. nen und Partnern einen Dialog mit Architektinnen und Planungsraum, in welchem interessierte Bürgerinnen Architekten, Landschaftsplanenden, Ökologinnen und und Bürger unter anderem über den Wert von Bäumen Ökologen sowie Bürgerinnen und Bürgern. debattierten. Fazit der Tour: „Die Obstbaumwiese, Einzelbäume wie auch Baumgruppen im Zentrum sind charaktergebend und werten Straßenzüge und Wert alter Bäume unterschätzt? Wohnsiedlungen wesentlich auf. Baumreihen wie in Siedlungsraum der Rathausstraße beim Bauamt oder entlang der Bäume im Siedlungsraum vermitteln Geborgenheit, Kaiser-Franz-Josef-Straße spenden Schatten, bin- Schutz sowie Beständigkeit und verleihen jede Menge den Schadstoffe und sind vor allem atmosphärisch Charakter. So sind Dorflinden in vielen Gemeinden wirksam. Bäume sind unverzichtbare gestalterische auch heute noch Mittelpunkt gesellschaftlicher Elemente und werten den öffentlichen Raum maß- Zusammenkünfte. Baumalleen an Straßen wiederum geblich auf“, so Marina Hämmerle, Architektin und 27 helfen mit, unseren Alltag zu entschleunigen. Stadt- Projektleiterin des Masterplans in Lustenau. 28 bäume ihrerseits filtern Feinstaub und Lärm, bieten Schatten und Kühlung, sind Refugien für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und Erinnerungsort für uns Feldkirch reaktiviert historischen Park Menschen. Kurzum: Bäume sind aus unseren Siedlun- gen nicht wegzudenken. Oder etwa doch? Dabei sind Bäume als Gestaltungselemente längst Die Sicherung altehrwürdiger Baumriesen oder aber nicht neu: Im 19. Jahrhundert wurde damit in Villen- auch die Pflege junger Bäume im Siedungsraum sind gegenden und Parkanlagen geradezu Kunst betrieben. eine Herausforderung. Den Wurzelraum müssen sich Mit Bäumen aus aller Welt wurden Räume und Alleen Bäume zusehends öfter mit unterirdischen Rohren und geschaffen, Aussichtsplattformen und Sitzrondelle Leitungen teilen, Bodenverdichtungen ermöglichen kreiert. Sie sorgten für Erholung und Prestige. Die nur eine geringe Sauerstoff- und Wasserversorgung Stadt Feldkirch hat einen solchen historischen Park, und Versiegelungen vermindern den Gasaustausch. den Margarethenkapf, ganz im Bewusstsein über die Hinzu kommen der Trockenstress im Sommer, die Wirkung der Bäume und ihrer Dramaturgie für die Pavillon am Margarethenkapf Feldkirch © Fotoarchiv Feldkirch Landschaftarchitektonische Führung mit Lilli Licka © R. Steinparzer
Betriebsgebiet Römergrund © Darko Todorovic, Reiner Kühnis, Reinhard Witt, Birgit Werle Blühfläche statt Grauzone Naturoasen auf dem Betriebsgebiet Naturnahe Firmenareale können grüne Inseln im Siedlungsraum sein, Rückzugsräume für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen und attraktiver Freiraum für Mitarbeitende, Kundschaft und Nachbarschaft. Ein Beispiel aus der Marktge- meinde Rankweil. Römergrund, Herbst 2015: Bürgermeister Martin Sum- Freiflächen und ein nachhaltiges Energiekonzept sind Österreichisches Ökologie-Institut (2014): mer steht inmitten einer Gruppe von interessierten gefordert. Rechtlich gesichert wurde dies durch die Blühfläche statt Grauzone. Planungs- und Ge- INFO Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern und macht Vertragsraumplanung, die die Liegenschaftseigentü- staltungsgrundsätze für naturnahe Gewerbe- auf die zehn Meter breite Pufferzone zwischen Wohn- merinnen und -eigentümer an bestimmte Nutzungen flächen. Broschüre der Abteilung Umwelt- und Betriebsgebiet Römergrund gebiet und Betriebsgelände Römergrund aufmerksam. und Ausführungen bindet. Klimaschutz, Amt der Vorarlberger Landesre- Der Wall ist mit regionaltypischen Gebüschen und gierung, Bregenz. Ort: Rankweil, zwischen der A14 und der L190 Wildpflanzen aufgewertet, ein alter Wurzelstock direkt Größe: 20 Hektar Betriebsflächen: 34 zwischen 1.000 und 16.000 m 2 an einem kleinen Tümpel rundet das Lebensraumange- Unternehmen werden beraten Witt, R.; Hilgenstock, F. (2013): Grüngestal- mit Im ersten Bauabschnitt werden rund 8.400 m Fläche 2 bot für Vögel, Wildbienen und Amphibien ab. tungselemente Firmenflächen. Natur & Wirt- g Siedlungsraum Siedlungsraum Die Betriebe werden ihrerseits aktiv unterstützt. Ein schaft. Marktgemeinde Rankweil Betriebsge- heimischen Wildpflanzen begrün t, was in diesem Umfan Insgesamt wurden von der Gemeinde mehr als zehn eigens ausgearbeitetes Handbuch für Unternehmerin- biet A 14. und Größe könne n europaweit einzigartig ist. Je nach Fläche Prozent des neuen, 100.000 Quadratmeter großen nen und Unternehmer gibt einen Überblick über mög- mehrere Gestaltungselemente in die Planung des Außen - Industriegebietes naturnah gestaltet, Straßenbe- liche naturnahe Maßnahmen auf dem Firmengelände. Unter- geländes aufgenommen werden. Ebenso wird den gleitgrün mit heimischen Bäumen und artenreichen Zusätzlich übernimmt die Naturvielfaltgemeinde die ehmer n ein Maßna hmenk atalog nehmerinnen und Untern Wiesen bestückt, bestehende Randböschungen mit Kosten eines Beratungsgesprächs. Die Umsetzung eine Verzah nung 29 zur Begrünung vorgelegt. Dadur ch wird 30 heimischen Blühpflanzen angereichert und eine Hecke muss dann innerhalb von fünf Jahren erfolgen. Doch bs- und den Betrie sowie Saumgesellschaften auf dem Wall angelegt. im Mittelpunkt steht, die Unternehmerinnen und zwischen naturnahem öffentlichem Grün Doch damit nicht genug: Auch die Betriebe, die sich Unternehmer von der Idee zu begeistern – ähnlich wie flächen angestrebt. hier niederlassen, technisches und produzierendes Ge- es der Bürgermeister bei den Seminarteilnehmenden werbe und Handwerk, Industrie- genauso wie Dienst- bewirkt hat, indem er auf einen Schwarm bunter Dis- leistungsbetriebe, müssen sich dem Konzept der nach- telfinken in den Wilden Karden aufmerksam machte. haltigen Gestaltung anschließen. Natürlich begrünte PROJEKT AUS DER GEMEINDE
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