Naturnahe Quellen im Kanton Bern - Erfassen - erhalten - aufwerten - UNA - Atelier für ...

 
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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

Erfassen – erhalten – aufwerten

Bern, Februar 2018

UNA - Atelier für Naturschutz und Umweltfragen, Schwarzenburgstr. 11, 3007 Bern

                                       Im Auftrag von:
Naturnahe Quellen im Kanton Bern - Erfassen - erhalten - aufwerten - UNA - Atelier für ...
Impressum
Auftraggeber    Pro Natura Bern
                Kontakt: Jan Ryser
                Schwarzenburgstrasse 11
                3007 Bern
                pronatura-be@pronatura.ch
                031 352 66 00
                www.pronatura-be.ch

Projektleiter   UNA AG, Bern
                Kontakt: Christian Imesch
                UNA AG
                Schwarzenburgstrasse 11
                3007 Bern
                imesch@unabern.ch
                031 310 83 86
                www.unabern.ch

Finanzierung    BKW Ökofonds

                Ökofonds Energie Thun AG

                Naturemade star Ökofonds ewb

                Pro Natura

                interne Projektnummer: 2383
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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                       Inhaltsverzeichnis
                       1.    Zusammenfassung                                                  5

                       2.    Ausgangslage                                                     8
                             2.1   Quellen in der Schweiz und im Kanton Bern                  9

                       3.    Auftrag und Ziele                                               10
                             3.1   Auftrag                                                   10
                             3.1.1 Projektperimeter                                          10
                             3.2   Ziele                                                     11

                       4.    Vorgehen                                                        12
                             4.1   Beurteilung von Quellen                                   12
                             4.1.1 Freiwillige Helfer                                        12
                             4.1.2 Standorte von Quellen ermitteln                           12
                             4.1.3 Beurteilungsmethoden                                      13
                             4.2   Sensibilisierung                                          13
                             4.3   Massnahmen zum Erhalt von Quellen                         13
                             4.4   Revitalisierung stillgelegter Wasserfassungen             13

                       5.    Resultate                                                       14
                             5.1   Untersuchte Quellen                                       14
                             5.2   Perimeter und untersuchte Gemeinden                       14
                             5.3   Zustand des Quell-Lebensraumes                            15
                             5.3.1 Beeinträchtigungen                                        16
                             5.3.2 Zustand der Quell-Lebensräume mit erweitertem Datensatz   17
                             5.3.3 Zustand der Quell-Lebensräume nach Höhenlagen             19
                             5.3.4 Revitalisierungspotential                                 19
                             5.3.5 Zustand der Quellbäche                                    20
                             5.4   Standort von Quellen                                      20
                             5.5   Austrittsform von Quellen                                 22
                             5.6   Schüttungsmenge und Grösse von Quellen                    24
                             5.7   Substrate und Artenvielfalt                               27
                             5.7.1 Substrate der Quell-Lebensräume                           27
                             5.7.2 Artenvielfalt von Quellen                                 28
                             5.8   Quellen in Inventargebieten                               30
                             5.9   Aufwand der Feldmitarbeiterinnen                          30

                       6.    Fallbeispiele                                                   31
                             6.1   Typische Sturzquelle, Rheokrene                           31
                             6.2   Typische Sickerquelle, Helokrene                          32
                             6.3   Typische Weiherquelle, Limnokrene                         33
                             6.4   Beeinträchtigte Quelle im Wald                            34
                             6.5   Beeinträchtigte Quelle im Offenland                       35

                       7.    Interpretation                                                  36

Februar 2018                 Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                         3
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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                       8.    Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung                        38
                             8.1   Schulungen                                                  38
                             8.2   Flyer                                                       38
                             8.2.1 Versand des Quellenflyers                                   38
                             8.3   Medientätigkeiten                                           39

                       9.    Ausblick                                                          40
                             9.1   Handlungsbedarf                                             40
                             9.1.1 Eingriffe in den Quell-Lebensraum vermeiden                 41
                             9.1.2 Sensibilisierung                                            42
                             9.1.3 Arbeitsgruppe Quellen                                       42
                             9.1.4 Revitalisierungen                                           42
                             9.1.5 Instrumente zum Schutz von Quellen                          43
                             9.1.6 Erfassen weiterer Quellen                                   44
                             9.2   Zuständigkeiten                                             44
                             9.3   Beabsichtigte Arbeitsschritte von Pro Natura Bern           46

                       10. Literaturverzeichnis                                                47

                       11. Anhang                                                              49
                             11.1 Beispiel eines Feldplans                                     49
                             11.2 Kartieranleitung "Berner Methode"                            49
                             11.3 Erhebungsformular "Berner Methode"                           49
                             11.4 Geographische Darstellung des Kartierungsstandes der
                                   Gemeinden                                                   49
                             11.5 Tabelle Kartierungsstand der Gemeinden                       49
                             11.6 Übersichtspläne der Quellen der Regionen Jura, Mittelland,
                                   Voralpen und Nordalpen                                      49
                             11.7 Tabelle mit Quellen in Nationalen Inventargebieten           49
                             11.8 Revitalisierung stillgelegter Wasserfassungen                49
                             11.9 Flyer                                                        49

Februar 2018                 Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                           4
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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               1.         Zusammenfassung

               Quell-Lebensräume sind in der Vergangenheit stark in Mitleidenschaft gezogen
               worden. Sie sind meistens gefasst oder beeinträchtigt. Pro Natura Bern beabsichtigt
               mit diesem Projekt, den Wissensstand zu den Quellen im Kanton Bern zu verbessern.
               27 Freiwillige haben während den letzten zwei Jahren 1130 Quellen begangen und
               bezüglich der Lebensraumqualität beurteilt.

               Die Analyse des Quellzustandes zeigt deutlich auf, wie stark Quell-Lebensräume
               beeinträchtigt und verbaut sind. Zwei Drittel der Quellen im Projektperimeter sind für
               die Trinkwassernutzung gefasst, rund jeweils 10 Prozent zerstört oder beeinträchtigt
               und nur gerade 13 Prozent in einem natürlichen Zustand. In den Alpen ist die Anzahl
               gefasster Quellen geringer als in anderen Regionen.
               Quellen befinden sich hauptsächlich im Wald, wo sie öfter als in anderen
               Landschaftstypen noch natürlich aus dem Boden sprudeln. Im Offenland hingegen
               sind sie insbesondere im Jura und dem Mittelland gefasst oder zerstört, in den
               Voralpen und Alpen vor allem durch Viehtritt und Holzabfällen beeinträchtigt.
               Allgemein lässt sich sagen, dass der Zustand der Quell-Lebensräume in den Voralpen
               und Alpen weniger schlecht als in anderen Region ist; Abbildung 1.

                100%
                                         2                                                       20     21
                 90%
                                                                207                 21
                                                                           24
                 80%
                                         3
                 70%        20                       97
                                                                                                        52
                 60%                                            188                              79
                                                                                    25
                 50%
                                                                           31
                 40%
                                         10
                 30%        6                        24
                 20%                                            319                 31                  58
                                                                                                 47
                 10%        6                        27                    14

                    0%
                         Offenland      Wald   Offenland       Wald    Offenland   Wald    Offenland   Wald
                                 Jura                 Mittelland            Voralpen             Nordalpen

                                        nat•ürlich        beeinträchtigt    zerstört / gefasst

               Abbildung 1: Zustand von Quellen nach Region und Landnutzung (Offenland/Wald). In
               den Balken ist die Anzahl Quellen vermerkt. Die Daten umfassen nur die im Rahmen
               des Projektes untersuchten Quellen, ohne Daten der gefassten Quellen des Kantons.

Februar 2018        Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                                  5
Naturnahe Quellen im Kanton Bern - Erfassen - erhalten - aufwerten - UNA - Atelier für ...
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Über zahlreiche Kanäle haben wir den Zustand von Quell-Lebensräumen und deren
               Bedrohung an die Bevölkerung, Förster und Landwirte getragen. Zusätzlich
               beschreiben wir in einem Flyer die Eigenschaften und Massnahmen zum Schutz von
               Quellen.

               Pro Natura Bern will sich in Zukunft weiterhin dem Thema Quellen widmen und
               beabsichtigt, nach dieser Phase der Informationsbeschaffung konkrete Massnahmen
               umzusetzen. Auf den drei Ebenen Sensibilisierung, Revitalisierung und
               Schutzinstrumente will man aktiv bleiben.

               Abbildung 2: Kalkquelle im Diemtigtal

               Durch die Beratung von Landwirten und Forstmitarbeitern können Beeinträchtigungen
               von Quellen (z.B. Viehtritt, Tränken, Asthaufen, Rückegassen) vermieden werden. Vor
               allem in den Voralpen und Alpen, wo viele Quellen "nur" beeinträchtigt sind, wird
               dadurch, mit relativ wenig Aufwand, die Qualität des Lebensraumes verbessert.
               Oftmals wissen Gemeindebehörden nicht über die Lage von Quellen Bescheid.
               Übersichtspläne und Angaben zum Zustand der Quell-Lebensräume sollen
               Gemeinden als Instrument dienen, um bei möglichen Bauprojekten den Erhalt von
               Quellen zu gewährleisten.
               Um die vom Aussterben bedrohte Artenvielfalt von Quellen zu fördern, sind dringend
               Revitalisierungen notwendig. Ein grosses Potential sehen wir bei stillgelegten
               Trinkwasserfassungen, deren Wasser in einem Rohr direkt in das nächste Gewässer
               geleitet wird. Durch das Aufbrechen der Fassung könnte sich wieder ein intakter
               Lebensraum entwickeln. Bei grossen Quellen und solchen mit einer starken Schüttung
               kann der Rückbau von Verbauungen zu einem grossen Mehrwert führen.
               Pro Natura Bern will aber auch intakte Quellen erhalten und den Trend zu deren
               Vernachlässigung stoppen. Wir beabsichtigen, uns beim Kanton und den Gemeinden
               für den Schutz herausragender Quellen einzusetzen, damit

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Bewirtschaftungsvereinbarungen abgeschlossen werden und Quellen in die
               Schutzzonenpläne der Gemeinden Einzug finden.

               Mit einem Strauss an Massnahmen wollen wir erreichen, dass Quellen als seltener
               Lebensraum wahrgenommen werden, deren weitere Zerstörung vermieden wird und
               degradierte Lebensräume wieder aufgewertet werden.

               Pro Natura Bern bedankt sich bei allen Freiwilligen für deren grossen Einsatz zur
               Erfassung von Quellen. Ohne deren Unterstützung könnten wir die Förderung dieses
               Lebensraumes nicht weiter voranbringen. Dem Gewässer- und Bodenschutzlabor des
               Kantons Bern danken wir für die Verwaltung der Quellendatenbank. Ein grosser Dank
               geht auch an die Geldgeber des Projekts, die drei Ökofonds von BKW, ewb und
               Energie Thun AG.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               2.        Ausgangslage

               Quellen faszinieren – sie sind Orte, an denen Grundwasser aus dem Boden dringt
               und aus dem «Nichts» ein Gewässer entsteht. Die Erscheinungsformen von Quellen
               sind vielfältig und variieren von überrieselten Kalksinter-Terrassen über sprudelnde
               punktuelle Austritte, flachmoorartige Quellsümpfe bis zu kristallklaren Weihern.

               Quellen als Hotspots der Artenvielfalt:
               Quellen bilden den Übergangsbereich zwischen Grundwasser und Oberflächen-
               gewässer. Spezielle, konstante Lebensraumbedingungen (z.B. bezüglich
               Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt) bewirken, dass Quellen eine einzigartige
               Tierwelt beherbergen. Feuersalamander, Quelljungfern (Libellenart) und etliche
               Köcher-, Stein- und Eintagsfliegenarten sowie weitere Arten haben sich auf den
               Lebensraum Quelle spezialisiert. Viele davon sind National Prioritäre Arten, die auch
               gemäss der Roten Liste gefährdet sind. Die Artenvielfalt von Quellen ist gegenüber
               äusseren Einflüssen sehr sensibel.

               Quellen, ein mystischer Ort:
               Seit jeher üben Quellen eine magische Anziehungskraft auf Menschen aus. Quellen
               sind Kraftorte, wurden als Sitz von Gottheiten und mystischen Wesen betrachtet und
               galten früher als Schnittstelle zwischen ober- und unterirdischer Welt. Quellen werden
               bei der Bevölkerung zudem als Sinnbild für Leben und Reinheit positiv
               wahrgenommen und eignen sich deshalb gut für Öffentlichkeitskampagnen.

               Quellen und deren Bedrohung:
               Quellen und ihre Lebensgemeinschaften sind heute in höchstem Masse gefährdet
               (alle Quell-Lebensräume sind in der Liste der National Prioritären Lebensräume der
               Schweiz mit der Gefährdungsstufe «vom Verschwinden bedroht» aufgeführt, in der
               Roten Liste der Lebensräume sind Kalkquellfluren mit "vom Aussterben bedroht" auf
               der höchsten Gefährdungsstufe). Sie werden infolge Siedlungsentwicklung,
               Gewässerkorrektionen, Landwirtschaft und Wassernutzung gefasst, degradiert oder
               verschmutzt. Über drei Viertel der Quellen sind eingedolt und wohl weniger als 1%
               sind im Mittelland noch in natürlichem Zustand (Zollhöfer, 1997). Standorte von
               Quellen sind häufig nicht bekannt oder dokumentiert und werden daher bei der
               Planung von Bauprojekten nicht berücksichtigt. Das führt dazu, dass sie unwissentlich
               degradiert oder deren Schutzwürdigkeit nicht konsequent beachtet wird.

               Für Bewirtschafter (Land- und Forstwirtschaft) gibt es keine Regelungen /
               Informationen über den Umgang mit natürlichen Quellstandorten.

               Weiter ist zu befürchten, dass durch die Klimaerwärmung und trockenen Sommer der
               Druck auf die Quellen steigt, z.B. durch vermehrte Nutzung zur Bewässerung
               landwirtschaftlicher Kulturen während Trockenperioden.

               Pro Natura Bern hat den Verlust des Lebensraumes Quelle erkannt und will für deren
               Bedeutung und Gefährdung sensibilisieren, insbesondere bei Gemeindebehörden und

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               direkt Betroffenen. Für die Inventararbeiten wurde ein Citizen Science Ansatz gewählt,
               wobei Privatpersonen ehrenamtlich wissenschaftliche Daten erheben.

               2.1    Quellen in der Schweiz und im Kanton Bern

               In der Vergangenheit sind viele Quellen gefasst oder beeinträchtigt worden. Gründe
               dafür sind v.a. Fassungen für die Trinkwassernutzung, Entwässerungen in der
               Landwirtschaft (Fassungen und Umleitungen), Viehtritt oder Nährstoffeinträge
               (Zollhöfer, 1997). Natürliche Quellaustritte kommen heute nur noch isoliert vor. Viele
               quellspezifische Arten sind in der Folge vom Aussterben bedroht.
               Untersuchungen im Aargauer Mittelland haben ergeben, dass noch rund 0.5% (!) der
               Quellen in einem natürlichen Zustand sind. Alle anderen sind entweder gefasst oder
               aufgrund von Verbauungen beeinträchtigt (Zollhöfer, 1997). Insbesondere in der
               offenen, nicht bewaldeten Landschaft ist der Lebensraum Quelle nur noch sehr selten
               aufzufinden.

               Dass die Bedeutung der Quellen wieder vermehrt erkannt wird, zeigt das Engagement
               verschiedener Instanzen. So setzt sich beispielsweise das Bundesamt für Umwelt
               (BAFU) mit der neu entwickelten Erhebungs- und Entwicklungsmethode sowie einer
               Inventarisierungsmethode stark für Quellen ein (Lubini-Ferlin, et al., 2016). Mit dem
               Projekt „Empfindlichkeit von Quell-Lebensräumen gegenüber Klimaveränderungen in
               den Alpen“ untersucht das BAFU die sich abzeichnenden Veränderungen. Und der
               Kanton Bern (Amt für Wasser und Abfall, AWA) hat eine einfache Methode entwickelt,
               um die Struktur von Quelllebensräumen rasch zu beurteilen. Diese Methode bildet die
               Grundlage für flächendeckende Aufnahmen von ganzen Gebieten. Gleichzeitig hat
               das AWA eine Datenbank entwickelt, die alle Angaben über naturnahe Quellen
               vereint.

               Abbildung 3: Weiherquelle in den Voralpen

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               3.           Auftrag und Ziele

               3.1      Auftrag

               Da die Datengrundlagen zu naturnahen Quellen spärlich sind, sollten in einem ersten
               Schritt Daten zur Lage und zum Zustand von Quellen gewonnen werden. Weiter
               sollten Behörden und direkt betroffene Akteure wie Landwirte, Förster und
               Grundeigentümer zum Thema Quellen und ihre Bedeutung und Gefährdung
               sensibilisiert werden.

               Für Quellen, die aufgrund ihrer Grösse und Strukturvielfalt für die bedrohten,
               standortspezifischen Quellarten eine besondere Bedeutung einnehmen können,
               sollten Massnahmen zum Erhalt und Aufwertung geprüft werden.

               3.1.1      Projektperimeter

               Um Aussagen zum Zustand von Quellen in Abhängigkeit der geographischen Lage
               machen zu können, wurden Gemeinden unterschiedlicher Regionen untersucht.
               90 Gemeinden befinden sich im Perimeter des Quellenprojektes. Die Gemeinden
               lassen sich den 4 biogeografischen Regionen Jura, Mittelland, Voralpen und
               Nordalpen zuordnen.

               Tabelle 1: Biogeografische Regionen

               Biogeografische Region         Anzahl Gemeinden
               Jura                                               6
               Mittelland                                         55
               Voralpen                                           22
               Nordalpen                                          7

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               Abbildung 4: Projektperimeter mit biogeografischer Regionen. Gelb: Jura, orange:
               Mittelland, rot: Voralpen, blau: Nordalpen

               3.2    Ziele

               Das Projekt verfolgt folgende Ziele:

               1. Quellen-Inventar: Kenntnisstand über vorhandene Quellen inkl. Quellbach in
                  verschiedenen Regionen des Kantons Bern verbessern.
               2. Sensibilisierung: Öffentlichkeit, speziell Förster/Waldbesitzer und Landwirte für
                  die Bedeutung und Gefährdung der naturnahen Quellen sensibilisieren.
                  Gemeindebehörden über Vorkommen von natürlichen Quellen informieren und
                  sensibilisieren.
               3. Schutz und Aufwertung von Quellen: Schutz, Erhalt und/oder Aufwertung der
                  wichtigsten naturnahen Quellen prüfen.
               4. Revitalisierung stillgelegter Wasserfassungen: Möglichkeiten zur
                  Revitalisierung von stillgelegten Wasserfassungen prüfen.

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               4.          Vorgehen

               4.1      Beurteilung von Quellen

               In einem derart grossen Projektperimeter ist eine grosse Menge an Datengrundlagen
               von Quell-Lebensräumen nur durch freiwillige Helfer zu generieren. Abbildung 5 zeigt
               den Arbeitsverlauf von der Datensammlung von Quell-Standorten bis zur Entwicklung
               von Massnahmen zum Erhalt von Quellen.

               Abbildung 5: Schematische Darstellung des Projektablaufes

               4.1.1      Freiwillige Helfer

               Freiwillige waren vor allem unter den Mitgliedern von NGOs zu finden. In den lokalen
               Magazinen und mittels Versand von Mails, sind Mitglieder von Pro Natura, dem WWF,
               von Vogelschutz-Vereinen und dem Verein Smaragdgebiet Oberaargau
               angeschrieben worden.

               4.1.2      Standorte von Quellen ermitteln

               Umfragen:                     An Gemeinden und Förster wurden Pläne verschickt, auf
                                             denen bekannte, natürliche Quellen einzuzeichnen waren.

               Nationale Datenbanken: Konsultation der Listen für Gefässpflanzen, Moose,
                                             Steinfliegen und Köcherfliegen bei Info Species. Funddaten
                                             von quelltypischen Arten wurden als potentieller
                                             Quellstandort aufgenommen.

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               Analyse von GIS Daten: Alle Gewässeranfänge aus dem Gewässer Shapefile GN5
                                             sind als Punkte markiert worden und als potentielle
                                             Quellstandorte eingestuft.
                                             Aus OL-Karten sind markierte Quellen übertragen worden

               Aus den oben genannten Grundlagen sind für die Feldaufnahmen rund 10'000
               potenzielle Quellstandorte zusammengetragen und auf Plänen im Massstab 1:10'000
               dargestellt worden. Ein Beispiel eines Feldplans befindet sich im Anhang.

               4.1.3      Beurteilungsmethoden

               Die Quellen wurden mit der «Berner Methode» beurteilt. Diese Methode entspricht
               einer einfachen Struktur-Beurteilungsmethode, die sich als geeignet für geschulte
               Laien erweist. Mit dieser Methode werden folgende Parameter untersucht:
               Koordinaten, Zustand Lebensraum, Standort, Revitalisierungspotential, Austrittsform
               der Quelle, Schüttung, Grösse, Angaben zum Quellbach, Substrat und Artengruppen;
               siehe Anhang. Die erhobenen Daten werden in der Datenbank des Gewässer- und
               Bodenschutzlabors im AWA zentral verwaltet.

               4.2      Sensibilisierung

               Zur Sensibilisierung für das Thema wurde ein Flyer kreiert und an wichtige Akteure
               versandt, sowie Medienartikel verfasst.

               4.3      Massnahmen zum Erhalt von Quellen

               Aus der bekannten Literatur und vorliegenden Berichten von Quellenprojekten sind
               Massnahmen zum Erhalt von Quellen abgeleitet worden.

               4.4      Revitalisierung stillgelegter Wasserfassungen

               Bei der Entwicklung von Massnahmen zur Revitalisierung stillgelegter
               Wasserfassungen haben wir mit dem AWA, Bereich Siedlungswasserwirtschaft,
               zusammengearbeitet. Dieses entwickelte eine Methodik zur Priorisierung von
               Revitalisierungsobjekten. Leider konnte aufgrund von Verzögerungen auf Seiten
               Kanton die Planung nicht wunschgemäss weitergeführt werden. Die weiteren Schritte
               sind jedoch aufgegleist.

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               5.        Resultate

               5.1    Untersuchte Quellen

               Im Rahmen des Pro Natura Quellenprojektes haben insgesamt 27 Freiwillige 1130
               Quellen besucht und beurteilt. Für die Evaluation der Quell-Daten haben wir
               zusätzlich noch alle Quellen, die bereits in der GBL-Quelldatenbank erfasst waren und
               im Projektperimeter liegen, verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, dienen als
               Datengrundlage bei den Auswertungen ca. 1500 Quellen.

               5.2    Perimeter und untersuchte Gemeinden

               Von den 90 Gemeinden des Projektperimeters sind 38, gemäss abgegebenen
               Feldunterlagen, vollständig beurteilt worden. Das heisst, dass alle angezeigten
               Quellpunkte einer Gemeinde besucht wurden. Für fast die Hälfte aller Gemeinden ist
               ein grosser Teil der potentiellen Quellstandorte erfasst worden (blau und grün);
               Abbildung 6. Im Verlaufe des Projektes alle Gemeinden vollständig zu kartieren, war
               nicht Bestandteil der Zielformulierung. Vielmehr sollte ein Überblick über den Zustand
               und die Verbreitung von naturnahen Quellaustritten in unterschiedlichen Regionen
               des Kantons Bern gewonnen werden. Insofern konnten wir genügend Daten aus den
               verschiedenen biogeographischen Regionen Jura, Mittelland, Voralpen und
               Nordalpen gewinnen, um Vergleiche anzustellen. Total liegen für diese
               Untersuchungen von 68 Gemeinden Angaben zu Quellen vor. Der Stand der
               Beurteilung von Quellen ist dem Anhang zu entnehmen.

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                                                                    38

                                       11

                                                  14        5

               Abbildung 6: Anteil kartierter Quellen pro Gemeinde
               Die Zahlen innerhalb des Diagramms geben die Anzahl Gemeinden an. Farblegende:
               blau: vollständig kartiert, grün: über 75% der potentiellen Quellen kartiert. Gelb: 25 –
               75% der Quellen kartiert, orange: weniger als 25% kartiert, rot: keine Kartierung.

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               5.3    Zustand des Quell-Lebensraumes

               Bei den Aufnahmen ging es darum, vor allem jene Quellen anzuschauen, von denen
               man ausging, sie seien noch in einem natürlichen Zustand.

               Als wichtigstes Kriterium bei der Beurteilung von Quellen nach der "Berner Methode"
               gilt der Zustand von Quellen. Hier wird zwischen folgenden Zuständen unterschieden:

               ▪ Natürlich: Der Quell-Lebensraum ist nicht beeinträchtigt.

               ▪ Beeinträchtigt: Der Quell-Lebensraum ist beeinträchtigt, aber noch vorhanden.
                  Hierzu zählen auch Fassungen mit Überlauf, bei denen zumindest eine Teilmenge
                  des Wassers natürlich abfliesst und sich ein Quell-Lebensraum bildet. Als
                  Beeinträchtigungen gelten Verbauungen jeglicher Art, Brunnen, Viehtränken,
                  Wege, Trittschäden, Abfälle, Holzdepots.

               ▪ Zerstört: Die gesamte Quelle ist durch eine Brunnstube, einen Brunnen, eine
                  Viehtränke, ein Becken/Rohr etc. gefasst, durch Schäden komplett zerstört oder
                  nicht mehr existent. Es gibt keinen Überlauf, oder falls einer besteht, bildet sich
                  kein natürlicher Quell-Lebensraum (Rohrauslauf einer Fassung wird direkt in den
                  Bach geleitet).

               ▪ Gefasst: Die Quelle ist gefasst. Es besteht kein Überlauf und keine Einleitung in
                  einen unmittelbar angrenzenden Bach.

                                                      132

                                                                       519
                                          348

                                                         427

                                    natürlich     beeinträchtigt   zerstört   gefasst

               Abbildung 7: Zustand der Quellen. n = 1426.

               Die Abbildung 7 zeigt auf, dass rund ein Drittel aller Quellen einen naturnahen Quell-
               Lebensraum haben, ein weiteres Drittel sind beeinträchtigt und bei einem Drittel der
               untersuchten Quellen ist der Quell-Lebensraum zerstört oder die Quelle ist gefasst.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               5.3.1      Beeinträchtigungen

               Die häufigsten Beeinträchtigungen von Quell-Lebensräumen treten in Form eines
               Rohrs auf (Wasserableitung). Diese Art von Beeinträchtigung führt in den meisten
               Fällen zur Beurteilung "zerstörter Quell-Lebensraum". Die hohe Anzahl Fassungen
               überrascht, da man bei der Auswahl der Quellen von potentiell noch intakten Quellen
               ausgegangen war. Von den beurteilten Quellen weisen 13 % (192 Quellen)
               Abfallablagerungen in Form von Holzdepots im Quell-Lebensraum auf. Es handelt
               sich dabei um einen bedeutenden Faktor, der den Lebensraum negativ beeinflusst.
               Ins Gewicht fallen ausserdem Beeinträchtigungen durch Trittschäden von
               Viehbeständen, die direkten Zugang zu Quellen haben.

                400
                350
                300
                250
                200
                150
                100
                 50
                  0
                          Rohr

                                 Holzabfall

                                                                                                             Viehtränke
                                                        befestigter Weg

                                                                                                                          Brunnen

                                                                                                                                    Abfall
                                              Fassung

                                                                          Trittschäden

                                                                                         unbefestigter Weg

               Abbildung 8: Beeinträchtigungen von Quell-Lebensräumen. Pro Quelle sind gemäss
               Anleitung "Berner Methode" Mehrfachnennungen möglich.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Abbildung 9: Beeinträchtigter Quell-Lebensraum im Mittelland

               5.3.2      Zustand der Quell-Lebensräume mit erweitertem Datensatz

               Zieht man bei der Evaluation des Quellzustandes auch die in der
               Gewässerschutzkarte des Kantons Bern (GSK25) enthaltenen, gefassten Quellen
               hinzu, so zeichnet sich für die Quellen im Projektperimeter ein noch dramatischeres
               Bild ab. Aufgeteilt auf die Regionen sind im Jura 49, im Mittelland 1888, in den
               Voralpen 376 und den Nordalpen 208 Quellen gefasst. Der Anteil natürlicher
               Quellaustritte beträgt in Anbetracht dieser Daten nur noch 13 % (Abbildung 10).
               Hingegen sind Dreiviertel der Quellen gefasst oder haben einen zerstörten
               Lebensraum.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                                                               519; 13%

                                                                         427; 11%

                                                                         348; 9%

                                             2653; 67%

                                      natürlich       beeinträchtigt       zerstört     gefasst

               Abbildung 10: Zustand des Quell-Lebensraums inkl. gefasste Quellen aus dem
               GSK25

               Der Anteil gefasster Quellen ist im Mittelland und den Voralpen mit über 70 % am
               grössten. Im Jura und den Nordalpen beträgt deren Anteil unter 55%. Auch kommen
               in den Nordalpen anteilsmässig am meisten naturnahe Quell-Lebensräume vor. Man
               kann daraus schliessen, dass in schwer zugänglichen Gebieten weniger gefasste
               Quellen vorkommen. Ein Grund kann auch der geringere Bedarf an Trinkwasser
               aufgrund der geringeren Siedlungsdichte sein. Der Druck auf Quellen ist in stärker
               besiedelten Gebieten wie dem Mittelland und den Voralpen grösser. Übersichtspläne
               der vier biogeographischen Regionen befinden sich im Anhang.

                100%
                 90%
                 80%
                                                                                              248
                 70%            58
                                                    1955                  392
                 60%
                 50%                                                                          29
                 40%
                                18                                                            139
                 30%
                                                     270                  31
                 20%            9
                                                     223                  56
                 10%            16                                                            105
                                                     349                  49
                  0%
                               Jura               Mittelland           Voralpen          Nordalpen

                                 natürlich        beeinträchtigt       zerstört     gefasst

               Abbildung 11: Zustand von Quellen aufgeteilt nach Regionen inkl. gefasste Quellen
               aus dem GSK25. Im Diagramm ist die Anzahl der untersuchten Quellen erwähnt.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               5.3.3      Zustand der Quell-Lebensräume nach Höhenlagen

               Der Anteil natürlicher Quellaustritte unterscheidet sich nach deren Höhenlagen nur
               geringfügig zwischen 28 und 43 %; Abbildung 12. In der Höhenlage zwischen 600 und
               799 Metern befinden sich die meisten zerstörten Quellen. Die meisten dieser Quellen
               sind der Region Mittelland zuzuordnen, wo der Siedlungs- und Landwirtschaftsdruck
               am höchsten ist. Quell-Lebensräume oberhalb 1500 Metern sind häufiger
               beeinträchtigt, aber weniger "zerstört" oder "gefasst" als in tieferen Höhenlagen. Eine
               häufige Beeinträchtigung von Quellen im Offenland hoher Höhenlagen sind
               Trittschäden durch das Vieh. Gemäss der Einstufung des Quellzustandes in die
               Kategorien natürlich, beeinträchtigt, zerstört und gefasst zerstört, kann man davon
               ausgehen, das Quellen über 1500 m. ü. M. in einem weniger schlechten Zustand sind.

                100%                                                                               4
                                25               48               20
                                                                                  34               7
                 90%
                                76
                 80%
                                                                  57              24
                                                 182
                 70%
                 60%            114                                                                75
                 50%                                              46              82
                                                 109
                 40%
                 30%
                 20%            165                               79
                                                 184
                                                                                  55               35
                 10%
                  0%
                              < 600 m         600 -799 m    800 - 999 m      1000 - 1499 m     > 1500 m

                                  natürlich     beeinträchtigt    Zerstört      gefasst zerstört

               Abbildung 12: Zustand der Quell-Lebensräume in verschiedenen Höhenlagen. Im
               Diagramm ist die Anzahl der untersuchten Quellen erwähnt.

               5.3.4      Revitalisierungspotential

               Unter den 1499 untersuchten Quellen ist bei 113 ein gutes Revitalisierungspotential
               festgestellt worden. Ein Potential zur Revitalisierung besteht nur bei beeinträchtigten
               und gefassten Quellen. Folgende Kriterien wurden für diese Beurteilung
               berücksichtigt: naturnahe Quellen in der Umgebung, Vernetzung zu bestehendem
               Quellbach, Lage in Schutzgebiet, Fassung mit Überlauf, relevante Schüttung,
               Revitalisierungsaufwand wird als gering eingeschätzt. Die Kriterien sind nicht
               abschliessend, die Beurteilung war auch stark vom persönlichen Eindruck der
               Kartierpersonen abhängig.

               77 Quellen mit Revitalisierungspotential befinden sich im Wald, 34 im Offenland und 2
               im Siedlungsgebiet.

               Es ist klar, dass auch weitere Quellen mit beeinträchtigtem und zerstörtem Quell-
               Lebensraum ein Potential zur Revitalisierung aufweisen.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               5.3.5      Zustand der Quellbäche

               Die im Projektgebiet untersuchten Quellbäche sind mehrheitlich (58%) in einem
               natürlichen Zustand, 42% sind durch harte oder ingenieurbiologische Verbauungen
               beeinträchtigt. Da diese Beurteilung des Quellbaches nur bei rund der Hälfte der
               untersuchten Quellen durchgeführt wurde, ist die Interpretation der Resultate
               schwierig. Es ist aber anzunehmen, dass auch beeinträchtigte Quell-Lebensräume
               einen naturnahen Quellbach haben.

               Vergleicht man den Zustand des Quellbaches in den verschiedenen
               biogeographischen Regionen, so ist es erstaunlich, dass im Mittelland der Anteil
               natürlicher Quellbäche am höchsten ist, wo es doch beim Zustand des Quell-
               Lebensraumes gerade umgekehrt ist; Abbildung 13. Eine mögliche Erklärung ist, dass
               der Anteil Waldquellen im Vergleich zu den Voralpen und Alpen grösser ist, und dort
               die Bäche weniger beeinträchtigt sind.

                100%
                 90%
                 80%
                 70%
                 60%
                 50%
                 40%
                 30%
                 20%
                 10%
                     0%
                                  Jura              Mittelland            Voralpen   Nordalpen

                                                    natürlich     beeinträchtigt

               Abbildung 13: Zustand von Quellbächen nach Region

               5.4      Standort von Quellen

               Bei der Lage der Quellen werden gemäss "Berner Methode" drei Landschaftstypen
               unterschieden. Quellen befinden sich entweder im Wald, im Offenland oder im
               Siedlungsgebiet. Liegt die Quellen im Offenland, wird weiter zwischen Acker, Wiese
               und Weide unterschieden.

               Die untersuchten Quellen sind am häufigsten im Wald anzutreffen; über Dreiviertel
               aller Quellen, Abbildung 14. Aufgrund des starken Nutzungsdruckes im Offenland ist
               dieses Resultat nicht weiter erstaunlich.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Betrachtet man den Zustand der Quell-Lebensräume in Abhängigkeit ihres
               Standortes, so ist ersichtlich, dass natürliche Quellen zu 90% im Wald zu finden sind,
               Abbildung 15. Je schlechter der Zustand von Quellen, desto weniger gross ist der
               Anteil an Waldquellen. In gleichem Verhältnis nimmt mit steigender Verschlechterung
               des Quell-Lebensraumes der Anteil im Offenland und dem Siedlungsgebiet zu.

                                        17

                                              247

                           937

                       Siedlung     Offenland       Wald

               Abbildung 14: Standort von Quellen. Im Diagramm ist die Anzahl der untersuchten
               Quellen erwähnt.

                100%
                 90%
                 80%
                 70%
                 60%
                 50%
                 40%
                 30%
                 20%
                 10%
                  0%
                            natürlich        beeinträchtigt         zerstört      gefasst

                                             Wald       Offenland   Siedlung

               Abbildung 15: Zustand der Quell-Lebensräume in Verhältnis zum Standort

               Abbildung 16 verdeutlich obige Aussage, dass die meisten natürlichen Quell-
               Lebensräume im Wald vorkommen. Die Anteile natürlicher Quellen sind in Wiesen
               und Weiden nur aufgrund der geringen Anzahl relativ hoch. Im Ackerland befinden
               sich keine natürlichen Quellaustritte.

Februar 2018        Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                      21
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                100%
                               1                                                     60
                 90%                             25                11
                                                                                    191           5
                 80%
                 70%                             51                28
                 60%                                                                268
                               13                                                                 6
                 50%
                 40%                                               13
                 30%                             62

                 20%                                                                418           5
                                                                   21
                 10%
                               2
                                                                                                  1
                     0%
                             Acker           Wiese               Weide              Wald       Siedlung

                                     natürlich        beeinträchtigt     zerstört    gefasst

               Abbildung 16: Einfluss der Landnutzung auf den Zustand der Quellen. Blau: natürlich,
               gelb: beeinträchtigt, orange: zerstört und rot: gefasst. Im Diagramm ist die Anzahl
               Quellen angegeben.

               5.5    Austrittsform von Quellen

               Im Rahmen der Quellenbeurteilung werden in der "Berner Methode" vier
               unterschiedliche Austrittsformen unterschieden:

               ▪ Sturzquellen: Das Wasser tritt punktuell aus und der Abfluss erfolgt in einem
                  Gerinne, das bereits im oberen Abschnitt einem Bächlein gleicht.

               ▪ Sickerquellen: Das Wasser tritt flächig aus und bildet einen Quellsumpf. Ein klarer
                  Austritt ist nicht auszumachen. Die Sohle ist oft mit Seggen, Moosen und
                  Wasserpflanzen bewachsen.

               ▪ Weiherquelle: Das Wasser tritt am Grunde eines Weihers aus und fliesst meist in
                  einem Quellbach ab. In Auen werden solche Quellen auch als Giessen bezeichnet.

               ▪ Künstlicher Austritt: Das Wasser tritt aus einem Rohr oder aus einem anderen
                  künstlichen Ausfluss aus.

Februar 2018         Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                             22
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                                      423                           419

                                 25
                                                   370

                        Sturzquelle     Sickerquelle      Weiherquelle    künstlich

               Abbildung 17: Austrittsformen von Quellen. Im Diagramm ist die Anzahl Quellen
               angegeben.

               Weiherquellen sind eine Austrittsform die nur selten zu finden ist. Die drei Quelltypen
               Sturzquelle, Sickerquelle und künstlicher Austritt wurden beinahe zu gleichen Anteilen
               beobachtet, Abbildung 17. Ein regionaler Vergleich der Austrittsformen von Quellen
               zeigt klare Unterschiede auf; Abbildung 18. Im Jura sind Sickerquellen mit nur rund 5
               % Vorkommen vergleichsweise selten und über die Hälfte der Quellen hat eine
               künstliche Austrittsform. Im Mittelland und den Voralpen sind bezüglich Austrittsform
               der Quellen hingegen keine grossen Unterschiede auszumachen. In den Nordalpen
               sind Sturzquellen dominant.

                100%

                 90%

                 80%

                 70%

                 60%

                 50%

                 40%

                 30%

                 20%

                 10%

                   0%
                                 Jura                  Mittelland         Voralpen    Nordalpen

               Abbildung 18: Austrittsform nach Region. Grün: Weiherquelle, blau: Sturzquelle,
               braun: Sickerquelle, rot: künstlicher Austritt.

Februar 2018        Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                       23
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Bezüglich Zustand der unterschiedlichen natürlichen Austrittsformen sind keine
               eindeutigen Unterscheide auszumachen. Der Anteil natürlicher und beeinträchtigter
               Quell-Lebensräume liegt bei rund 60 – 70 %, resp. 30 – 35 %, Abbildung 19.
               Eindeutig ist, dass bei künstlichen Quellaustritten keine natürlichen Lebensräume
               vorkommen, da sich die Eigenschaften des Wassers im Rohr verändern.

                100%                                 12                 8
                 90%                                                                       61
                                 8
                 80%                                141                137
                 70%
                 60%
                                                                                          268
                 50%
                 40%
                                17
                 30%                                260                219
                 20%
                 10%                                                                       94
                     0%
                           Weiherquelle          Sturzquelle       Sickerquelle         künstlich

                                     natürlich    beeinträchtigt   zerstört   gefasst

               Abbildung 19: Zustand der Quellen nach Austrittsform

               5.6    Schüttungsmenge und Grösse von Quellen

               Die Schüttungsmenge der untersuchten Quellen zeigt ein eindeutiges Bild.
               Durchschnittlich haben über 80 % der Quellen ein Schüttungsvolumen von weniger
               als 1 Liter pro Sekunde

               Unterschiede in der Schüttung findet man im Vergleich der verschiedenen
               Höhenlagen der Quellen. Je höher eine Quelle gelegen ist, desto grösser ist der Anteil
               Quellen, die mehr als 1 l/s Schüttungsmenge aufweisen. Daraus lässt sich schliessen,
               dass in höheren Lagen die Schüttungsmenge zunimmt; Abbildung 20.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                100%
                 90%
                 80%
                 70%
                 60%
                 50%
                 40%
                 30%
                 20%
                 10%
                    0%
                           unter 600      600 bis 799       800 - 999      1000 - 1499          über 1500

               Abbildung 20: Quellschüttung in unterschiedlichen Höhenlagen. Grau 100 l/s.

               Betrachtet man die Schüttungsmenge der gefassten Quellen (Datenherkunft GSK25),
               so sieht die prozentuale Verteilung der Schüttungsmengen gleich aus wie bei den für
               das Projekt untersuchten Quellen, Tabelle 2.

               Die Hypothese, dass Quellen mit einer grossen Schüttungsmenge tendenziell eher
               gefasst sind als kleine Quellen, lässt sich anhand dieser Daten nicht bestätigen.
               Wird die Schüttungsmenge mit dem Zustand des Quell-Lebensraumes verglichen, so
               ist jedoch erkennbar, dass natürliche Quell-Lebensräume eine geringere Schüttung
               als beeinträchtigte und zerstörte Quellen haben, Abbildung 21.

               Tabelle 2: Schüttungsmengen der gefassten Quellen. Datenherkunft: GSK25.

               Schüttungsmenge (l/s)         Anzahl Quellen      Prozent                 Vgl. Projektdaten
               > 100                         2                   0.1                     0.2
               10 – 100                      36                  1.6                     1.1
               1 – 10                        376                 17.2                    17.7
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                100.0
                 90.0
                 80.0
                 70.0
                 60.0
                 50.0
                 40.0
                 30.0
                 20.0
                 10.0
                  0.0
                                natürlich                   beeinträchtigt                    zerstört

                                       100 l/s

               Abbildung 21: Schüttungsmenge von Quellen im Vergleich zum Zustand des
               Lebensraumes.

               Die Darstellung der Schüttungsmenge pro Region, Abbildung 22, zeigt klar auf, dass
               Quellen mit einer sehr hohen Schüttung (> 100 l/s) ausschliesslich im Jura
               vorkommen. Für den karstigen Jura, wo das Wasser durch das poröse Gestein über
               weite Strecken versickert und dann gebündelt an einem Standort hervortritt
               (Sturzquelle), erstaunt dieser Befund nicht. Auch in den Nordalpen sind Quellen mit
               einer Schüttung zwischen 1 – 10 l/s vergleichsweise zahlreich. Auch das könnte einen
               geologischen Hintergrund haben. Im Mittelland und den Voralpen sprudeln jedoch
               kaum Quellen mit einem höheren Volumen als einem Liter pro Sekunde.

                100%
                 90%
                 80%
                 70%
                 60%
                 50%
                 40%
                 30%
                 20%
                 10%
                  0%
                               Jura                   Mittelland                Voralpen             Nordalpen

                                            100 l/s

               Abbildung 22: Schüttungsvolumen von Quellen nach Region

Februar 2018        Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                                     26
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Die Quell-Lebensräume sind im Jura alle kleiner als 30 m²; Abbildung 23. In den
               anderen Regionen beträgt dieser Anteil Quellen mit einer Fläche grösser als 30 m² um
               die 10 %. Bei den grossen Quellen handelt es sich zu einem sehr grossen Teil um
               Sickerquellen, deren Wasser flächig austritt. Tendenziell sind Quellen der Voralpen
               und Nordalpen grossflächiger.

                100%
                 90%
                 80%
                 70%
                 60%
                 50%
                 40%
                 30%
                 20%
                 10%
                     0%
                                  Jura              Mittelland              Voralpen     Nordalpen

                                                      klein      mittel   gross

               Abbildung 23: Grösse von Quellen nach Region

               5.7      Substrate und Artenvielfalt

               5.7.1      Substrate der Quell-Lebensräume

               Die Beschaffenheit und die Vielfalt des Bodensubstrates von Quellen ist für den
               Lebensraum charakteristisch und wirkt sich direkt auf die Zusammensetzung der
               Artenvielfalt aus (Lubini-Ferlin, et.al., 2014). Quellen mit grosser Substratdiversität
               haben viele ökologische Nischen, die zu einer grösseren Artenvielfalt führen.
               Abbildung 24 zeigt auf, wie häufig die untersuchten Substrate vorkommen. Auffällig
               sind die geringen Vorkommen von Blöcken und Kalkablagerungen. Verwunderlich ist
               diese Feststellung jedoch nicht, da Blöcke nicht typische Quellsubstrate sind und
               Kalkablagerungen nur bei kalkhaltige Quellen zu erwarten sind. 20 % der Quellen
               enthalten Ablagerungen von Kalk in Form von Tuffbildungen oder weissen
               Kalkkrusten.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                600

                500

                400

                300

                200

                100

                  0

                                      Moospolster

                                                                                           Steine

                                                                                                    Detritus
                           Falllaub

                                                                                                               Kalkablagerungen
                                                                            Feinmaterial
                                                              Sand

                                                                     Kies

                                                                                                                                  Blöcke
                                                    Totholz

               Abbildung 24: Substratnennungen. Y-Achse: Anzahl Nennungen bei total 877
               Quellen. Mehrfachnennungen pro Quelle sind möglich.

               Am häufigsten wurden fünf unterschiedliche Substrate festgestellt; Abbildung 25.

                180

                160

                140

                120

                100

                 80

                 60

                 40

                 20

                  0
                             1          2            3         4      5        6            7         8            9              10

               Abbildung 25: Anzahl der genannten Substrate. X-Achse: Anzahl Substrate, Y-Achse:
               Anzahl der Quellen. Total 877 Quellen.

               5.7.2      Artenvielfalt von Quellen

               Feldmitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben z.T. mittels einfachem Verfahren die
               Quellfauna untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass Bachflohkrebse gefolgt von
               Köcher- und Steinfliegen am häufigsten erkannt wurden; Abbildung 26.

Februar 2018           Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                                                            28
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

                250                                                      227

                200

                150
                                            112           115
                100         87

                                                                                     41
                 50
                                                                                                        2
                  0

                                                                                     Strudelwürmer
                                            Steinfliege

                                                                         Flohkrebs
                            Eintagsfliege

                                                                                                     Feuersalamander
                                                          Köcherfliege
               Abbildung 26: Nachgewiesene Artengruppen. Total 891 Quellen.

               Häufig wurde nur eine Artengruppe festgestellt, Abbildung 27. Über den Zustand der
               Artenvielfalt kann man mit dieser Aufnahmemethode keine Aussagen machen.
               Einzige Annahme ist, dass man bei Nachweisen von Tieren davon ausgehen kann,
               dass die Quelle ganzjährig schüttend ist und somit geeignete Lebensbedingungen für
               die Quellfauna bildet. Nur in zwei Quellen konnte man Feuersalamander finden. Es ist
               anzunehmen, dass der Feuersalamander häufiger vorkommt, die Suche braucht
               jedoch ein geschultes Auge und Erfahrung.

                700

                600

                500

                400

                300

                200

                100

                  0
                               0              1              2             3            4               5

               Abbildung 27: Anzahl nachgewiesener Artengruppen. X-Achse: Anzahl Artengruppen,
               Y-Achse: Anzahl der Quellen. Total 891 Quellen.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               5.8    Quellen in Inventargebieten

               Im Hinblick auf die Erarbeitung von Massnahmen zum Erhalt und der Aufwertung von
               Quellen haben wir die Quellen, die sich innerhalb von nationalen Inventarobjekten
               befinden, separat ausgewertet. Folgende Inventare wurden berücksichtigt:
               Amphibienlaichgebiete, Auengebiete, Flachmoore, Moorlandschaften, Trockenwiesen,
               BLN-Gebiete, Wasser- Zugvogelreservate.

               56 Quellen befinden sich in nationalen Inventarobjekten. 25 davon befinden sich in
               einem beeinträchtigten oder zerstörten Zustand. Eine Liste dieser Quellen befindet
               sich im Anhang. Diese Quellen sind bezüglich Sensibilisierungsmassnahmen und
               Revitalisierung prioritär zu behandeln.

               5.9    Aufwand der Feldmitarbeiterinnen

               Insgesamt haben sich aufgrund der Ausschreibungen 45 Personen für die Kartierung
               von Quellen gemeldet. Davon haben 36 an einem Schulungsanlass teilgenommen, 2
               haben ohne vorgängige Schulung Quellen besucht und von 7 Interessenten hat man
               nichts mehr gehört.
               Schlussendlich haben 27 Personen Feldaufnahmen durchgeführt und total 1130
               Quellen mit der "Berner Methode" beurteilt. Zusätzlich zum Datensatz, der im Rahmen
               dieses Projektes erarbeitet wurde, bestehen noch weitere 370 beurteilte Quellen, die
               aus früheren Projekten stammen. Der Aufwand einzelner Personen fiel sehr
               unterschiedlich aus. Einige Personen haben enorm viele Quellen kartiert und
               tageweise im Feld verbracht. Ein Drittel aller Quellen wurde durch drei Personen
               beurteilt, Tabelle 3.
               Rechnet man für die Beurteilung einer Quelle mit 20 Minuten Aufwand, inkl.
               Fotobeschriftung und Datenbereinigung, und einer durchschnittlichen Anfahrtszeit von
               30 Minuten, sind im Rahmen des Projektes rund 1000 ehrenamtliche Stunden
               geleistet worden.

               Tabelle 3: Aufwand der FeldmitarbeiterInnen

               Anzahl Person       Kartierte Quellen
               3                                  >100
               6                             50 – 100
               6                              20 – 50
               7                              10 – 20
               5
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               6.          Fallbeispiele

               Diese Fallbeispiele aus allen untersuchten biogeographischen Regionen zeigen auf,
               welche Eigenschaften Quellen haben und welche Massnahmen wir für bestimmte
               Quelltypen empfehlen. Solche Massnahmen sind auf Quellen mit ähnlichen
               Eigenschaften übertragbar.

               6.1     Typische Sturzquelle, Rheokrene

               GBL-Code              Gemeinde           Region           Höhe              Standort
               QBC009                Cortébert          Berner Jura      748 m. ü. M.      Offenland
               Zustand               Schüttung          Grösse           Quellbach nicht beeinträchtigt
               natürlich             < 1 l/s            < 15 m²

                   Austritt QBC009                                                      Lage QBC009

               Eigenschaften typischer Sturzquellen
               ▪    Punktuell austretendes Wasser fliesst bald als Quellbach ab
               ▪    Dominanz von gröberem Substrat wie Kies und Steinen
               ▪    Der Quell-Lebensraum ist von geringer Grösse, weil sich die physikalischen und
                    chemischen Eigenschaften rasch ändern
               ▪    Kommt oft in Hanglagen vor
               ▪ Im Jura oft nur temporär, bei starken Niederschlägen wasserführend
               Generelle Massnahmen zur Förderung des Quell-Lebensraumes
               ▪    Beschattung des Quellaustrittes mit standortgerechten Sträuchern
               ▪    Quellbereich in einem Umfang von mindestens 5 Metern auszäunen, um Trittschäden
                    durch die Beweidung zu verhindern
               ▪    Wasserentnahmen für Tränken und Brunnen nicht direkt am Quellaustritt installieren

Februar 2018          Atelier für Naturschutz und Umweltfragen                                            31
Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               ▪   Keine Äste und Schnittgut auf dem Quell-Lebensraum deponieren
               ▪ Keine Düngung in Quellennähe
               ▪ Aufnahme in ein kommunales Naturinventar

               6.2     Typische Sickerquelle, Helokrene

               GBL-Code              Gemeinde          Region             Höhe             Standort
               QAA634                Unterlangenegg    Voralpen           650 m. ü. M.     Wald
               Zustand               Schüttung         Grösse             Quellbach nicht vorhanden
               natürlich             < 1 l/s           15 – 30 m²

                   Austritt QAA634                                                       Lage QAA634

               Eigenschaften typischer Sickerquellen
               ▪   Flächiger Wasseraustritt, Austrittsorte oft nicht klar auszumachen
               ▪   Bildung eines Quellsumpfes
               ▪   Dominanz von Feinsubstraten wie Ton, Sand, Kies und organischem Abbaumaterial
               ▪   Oft in Mulden- oder schwacher Hanglage
               ▪   Oft nicht fliessend und hat nicht zwingend einen Quellbach
               ▪   Oft mit Seggen, Moosen und Wasserpflanzen bewachsen
               Generelle Massnahmen zur Förderung des Quell-Lebensraumes
               ▪   Quellen bei Forstarbeiten schonen, keine Rückegassen, Baumfällungen
               ▪   Keine Äste und Schnittgut auf dem Quell-Lebensraum ablagern
               ▪ Keine Brennholzstapel in der Nähe von Quellen deponieren
               ▪ Quellen auf Betriebsplänen des Forstdienstes eintragen
               ▪ Aufnahme in ein kommunales Naturinventar

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               6.3     Typische Weiherquelle, Limnokrene

               GBL-Code              Gemeinde          Region         Höhe             Standort
               QBA230                Rubigen           Mittelland     515 m. ü. M.     Offenland
               Zustand               Schüttung         Grösse         Quellbach nicht beeinträchtigt
               natürlich             < 1 l/s           > 30 m²

                   Austritt QBA230                                                   Lage QBA230

               Eigenschaften typischer Weiherquellen
               ▪   Grundwasseraustritt in einen Quelltümpel
               ▪   Austritte am Grund aufgrund konischer Wölbung sichtbar
               ▪   Bildung eines Quellbaches
               ▪   Befinden sich am Hangfuss oder in Tallagen
               ▪   Ist oft in Giessen anzutreffen
               ▪   Seltener Quelltyp
               Generelle Massnahmen zur Förderung des Quell-Lebensraumes
               ▪   Beschattung des Tümpels mit standortgerechten Sträuchern
               ▪   Quellbereich in einem Abstand von mindestens 5 Metern auszäunen, um Trittschäden
                   durch die Beweidung zu verhindern
               ▪ Keine Düngung in Quellnähe
               ▪ Aufnahme in ein kommunales Naturinventar

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               6.4     Beeinträchtigte Quelle im Wald

               GBL-Code              Gemeinde         Region           Höhe              Standort
               QBB647                Heimiswil        Mittelland       634 m. ü. M.      Wald
               Quelltyp              Zustand          Schüttung        Grösse            Quellbach
               Sturzquelle           beeinträchtigt   < 1 l/s          < 15 m²           beeinträchtigt

                   Austritt QBB647                                                    Lage QBB647

               Beeinträchtigungen
               ▪   Siedlungsabfall
               ▪   Holzabfall
               Folgen für den Quell-Lebensraum
               ▪   Chemische Gewässerverschmutzung durch Siedlungsabfall
               ▪   Änderung der Lebensraumeigenschaften durch Asthaufen  eigentlicher Quell-
                   Lebensraum ist für Insekten nicht mehr erreichbar
               ▪   Düngung der Quelle durch Holzzerfall
               Empfohlene Massnahmen
               ▪   Keine Äste und Schnittgut auf dem Quell-Lebensraum ablagern
               ▪   Keine Brennholzstapel in der Nähe von Quellen deponieren
               ▪   Quellen bei Forstarbeiten schonen, keine Rückegassen, Baumfällungen

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               6.5     Beeinträchtigte Quelle im Offenland

               GBL-Code              Gemeinde          Region              Höhe             Standort
               QBO707                Grindelwald       Nordalpen           1980 m. ü. M.    Offenland
               Quelltyp              Zustand           Schüttung           Grösse           Quellbach
                                                                                            nicht
                                                                                            vorhanden
               Sturzquelle           beeinträchtigt    < 1 l/s             < 15 m²

                   Austritt QBO707                                                         Lage QBO707

               Beeinträchtigungen
               ▪   Viehtritt
               Folgen für den Quell-Lebensraum
               ▪   Zerstörung des Substrats und des Interstitialbereichs
               ▪   Düngung der Quelle durch Exkremente
               ▪ Beeinträchtigung der Artenvielfalt
               Empfohlene Massnahmen
               ▪   Quellbereich in einem Umfang von mindestens 5 Metern auszäunen, um Trittschäden
                   durch die Beweidung zu verhindern
               ▪   Wasserentnahmen für Tränken und Brunnen nicht direkt am Quellaustritt installieren
               ▪   Keine Äste und Schnittgut auf dem Quell-Lebensraum ablagern
               ▪ Keine Düngung in Quellnähe

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               7.        Interpretation

               Durch das Pro Natura Projekt stehen zahlreiche neue Daten zu Verbreitung und
               Zustand von Quellen im Kanton Bern zur Verfügung. Aufgrund des grossen
               Projektperimeters innerhalb unterschiedlicher biogeographischer Regionen sind
               aussagekräftige Interpretationen möglich.

               Natürliche Quell-Lebensräume:

               Ein Drittel der untersuchten noch vorhandenen Quellen ist unversehrt und hat einen
               natürlichen Quell-Lebensraum. Diese Quellen befinden sich typischerweise im Wald
               und haben eine geringe Schüttung (< 1 l/s).

               Beeinträchtigte Quell-Lebensräume:

               Zwei Drittel der untersuchten Quellen hat keinen natürlichen Lebensraum mehr. Die
               Quellen sind beeinträchtigt, zerstört oder gefasst.
               Beeinträchtigte oder zerstörte Quell-Lebensräume wären natürlicherweise meist im
               Offenland, sind jedoch drainiert und in den nächstgelegenen Wald geleitet worden.

               Typische Beeinträchtigungen von Quell-Lebensräumen

               In den häufigsten Fällen ist der eigentliche Quellbereich drainiert und ein Rohr bildet
               den Anfang eines Bächleins. Die eigentliche Quelle befindet sich in der offenen
               Landschaft und das Wasser wird bis zum nächsten Wald im Rohr abgeführt. Man
               spricht von einem zerstörten Quell-Lebensraum. Einzige Massnahme um den Quell-
               Lebensraum aufzuwerten wäre die Revitalisierung, sprich das Entfernen der
               Fassungsrohre. Der Widerstand dagegen dürfte aber gross sein, da sich diese
               Objekte meist im Landwirtschaftsgebiet befinden.

               Bei den anderen Beeinträchtigungen handelt es sich hauptsächlich um Astdepots,
               Trittschäden und Viehtränken, die sich im Quellbereich befinden. Durch
               Sensibilisierung der Grundeigentümer und Bewirtschafter lässt sich der Lebensraum
               im besten Fall mit einer Verhaltensänderung aufwerten.

               Regionale Unterschiede:

               Jura und Mittelland: Hier sind naturnahe Quell-Lebensräume weitgehend auf Wälder
               beschränkt. Im Offenland ist beinahe nichts mehr zu finden. Im Jura findet man
               hauptsächlich den Quelltyp Sturzquelle, bei dem das Wasser rasch und punktuell aus
               dem Boden fliesst. Der Quellbereich ist deshalb nicht allzu gross und das
               abfliessende Wasser bildet sofort ein Gerinne. Namentlich in Kalksteingebieten wie
               dem Jurabogen kann das Wasser auch spektakulär im freien Fall aus Felsen
               austreten. Im Mittelland kommen Sturzquellen, wie auch Sickerquellen, die einen
               Quellsumpf bilden, gleichermassen vor. Allerdings sind 80 Prozent der Quellen
               gefasst oder zerstört.

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               Voralpen und Nordalpen: Hier findet man natürliche Quellen nicht nur im Wald,
               sondern auch im Offenland, auf Wiesen und Weiden. Je höher man in die Berge
               steigt, desto verbreiteter sind naturnahe Quell-Lebensräume. In den Voralpen
               dominieren Sickerquellen in Wäldern. In den Nordalpen hingegen sind eher
               Sturzquellen anzutreffen. In den Nordalpen sind immerhin 50 % der Quellen nicht
               gefasst, entsprechend verbreitet sind noch intakte Lebensräume.

                                       Abbildung 28: Sturzquelle im Berner Jura

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               8.          Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung

               Für die Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit haben wir auf drei Ebenen
               Massnahmen ergriffen:

               ▪ Direkte Schulung von Leuten zum Thema Quellen
               ▪ Informieren mittels eines Flyers zum Thema
               ▪ Allgemeine Medienartikel zu Quell-Lebensräumen und zum Pro Natura Projekt

               8.1      Schulungen

               Mit Ausnahme von zwei geübten Personen, die bereits Quellen beurteilt hatten,
               konnten wir an zwei halbtägigen und einer Abendschulung 36 freiwillige Personen zur
               Bedeutung des Quell-Lebensraumes informieren. Eine Präsentation und
               anschliessende praktische Erfahrungen mit der "Berner Methode" zur Beurteilung von
               Quellen statteten die freiwilligen Helfer mit dem notwendigen Rüstzeug für die
               Feldarbeiten aus.

               8.2      Flyer

               Eine der ersten Projektarbeiten war die Gestaltung eines Informationsflyers zu den
               Quellen. Mit diesem sollten bereits zu Projektbeginn Gemeinden und weitere Akteure
               auf das Thema Quell-Lebensräume aufmerksam werden.

               Der Flyer beschreibt den Lebensraum, die Entwicklung der Quellen in der Schweiz,
               porträtiert drei typische Quellarten und empfiehlt Massnahmen zum Umgang mit
               Quellen im Wald und im Landwirtschaftsgebiet. Im Anhang ist ein Exemplar beigelegt.
               Der Flyer ist in deutscher und französischer Sprache verfügbar.

               8.2.1      Versand des Quellenflyers

               Den Flyer haben wir an folgende Institutionen verschickt:

               ▪ Alle Berner Gemeinden haben zwei gedruckte Exemplare erhalten (38
                    französischsprachige, 314 deutschsprachige)
               ▪ Amt für Wald des Kantons Bern (KAWA): 130 Flyer plus eine digitale Version im
                    PDF Format zuhanden der Revierförster
               ▪ Berner Wald: Flyer im Organ der Berner Waldbesitzer abgedruckt
               ▪ Verein Berner Burgergemeinden: 10 gedruckte Flyer verschickt
               ▪ Pro Natura, weitere USOs: die kantonalen Sektionen und bernischen
                    Regionalsektionen sowie weitere Umweltorganisationen wurden mit gedruckten
                    Flyern bedient

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               8.3    Medientätigkeiten

               Mittels Artikeln in Fachzeitschriften und Zeitungen, Newslettern und Radiosendungen
               haben wir die Bevölkerung zur Problematik der Quell-Lebensräume informiert:

               ▪ WWF Panda Magazin, Lokalteil Bern: Aufruf für Freiwilligenarbeit und
                  Kurzbeschrieb des Projektes, Frühling 2016
               ▪ Pro Natura Lokal Bern: Artikel und Aufruf für Freiwilligenarbeit, Frühling 2016
               ▪ Berner Bauernverband: Artikel im elektronischen Newsletter vom Oktober 2016
               ▪ Bauernzeitung: Artikel, Oktober 2016
               ▪ Radio SRF - Echo der Zeit und Regionaljournal: Beitrag zu den Quellen,
                  September 2016
               ▪ Pro Natura Lokal Bern: Artikel zu den Resultaten des Quellenprojektes, Frühling
                  2018

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Naturnahe Quellen im Kanton Bern

               9.        Ausblick

               Im vorliegenden Projekt zeigen wir den Zustand von Quell-Lebensräumen in
               verschiedenen biogeographischen Regionen des Kantons Bern auf. Dabei wird klar,
               dass die Qualität des Lebensraumes in der Vergangenheit stark abgenommen hat
               und dadurch auch die quellspezifische Artenvielfalt leidet.
               Quellen wurden in der Vergangenheit aufgrund verschiedener Interessen
               beeinträchtigt oder zerstört. Je nach Region fällt das Ausmass der Beeinträchtigung
               des Lebensraumes jedoch unterschiedlich aus. Das ruft deshalb nach spezifischen,
               situationsbedingten Massnahmen.

               Der Erhalt und die Revitalisierung von Quellen tangieren diverse Akteure (Bund,
               Kanton, Gemeinden, Grundeigentümer, Bewirtschafter und NGOs). Um mit dieser
               Absicht voran zu kommen, sollten die Aufgaben aller Akteure bekannt sein.
               Aus den erarbeiten Grundlagen leiten wir, um Quell-Lebensräume langfristig zu
               erhalten, den Handlungsbedarf ab und machen Empfehlungen für die Zuständigkeit.

               9.1    Handlungsbedarf

               Grundsätzlich ist jede Quelle, sei sie in naturnahem oder beeinträchtigtem Zustand,
               zu erhalten. Beeinträchtigungen von Quellen sind möglichst durch geeignete
               Massnahmen zu beheben.
               Die Gemeinden und die Öffentlichkeit sollten Kenntnis haben von ihren Naturobjekten
               und sollten besonders wertvolle, d.h. grosse, strukturreiche und landschaftlich
               wertvolle Quellen durch Artenschutzverträge mit dem Kanton oder der Gemeinde,
               oder durch Schutzbeschlüsse sichern.

               In der Abbildung 29 zeigen wir die weiteren Massnahmen auf, die wir zum Erhalt und
               Schutz von Quell-Lebensräumen empfehlen.

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