Gesundheitsstrategie des Kantons Bern 2020-2030
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Gesundheitsstrategie des Kantons Bern 2020–2030 Gesundheits- und Fürsorge- direktion des Kantons Bern
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 5 2. Hintergrund 7 3. Einbettung der Gesundheitspolitik 9 in andere Politikbereiche 4. Beschreibung der Ist-Situation 11 4.1 Gesamtkontext des Gesundheitswesens 11 im Kanton Bern 4.2 Zahlen zur Gesundheitsversorgung 13 im Kanton Bern 4.3 Versorgung und ihre Steuerung 15 4.3.1 Grundlagen 15 4.3.2 Gesundheitsleistungsangebot 15 4.3.3 Versorgungsstruktur 17 4.3.4 Steuerung 19 Abbildungsverzeichnis 4.4 Behörden 20 Zahlen zur Gesundheitsversorgung 13 4.5 Finanzen 21 im Kanton Bern 4.6 Personal 24 Bruttoleistungen der OKP 2018: 21 5. SWOT-Analyse 27 Der Kanton Bern und die Schweiz 6. Vision und Mission 32 im Vergleich 6.1 Vision 32 Bruttoleistungen OKP 21 6.2 Mission 33 Kanton Bern 2018 nach Leistungserbringerkategorien 7. Stossrichtung, strategische Ziele 35 und Massnahmen Das Gesundheitswesen 2016 22 nach Finanzierungsregimes 7.1 Stossrichtungen 35 7.2 Strategische Ziele und Massnahmen 36 Das Gesundheitswesen 2016 nach Leistungen 23 7.3 Umgang mit vom Kanton nicht direkt 41 beeinflussbaren Schwächen und Risiken SWOT-Analyse27 8. Weiteres Vorgehen: 43 Vision32 Erarbeitung von Teilstrategien Mission33 9. Anhang 1 | Abkürzungsverzeichnis 44 Stossrichtungen35 10. Anhang 2 | Glossar 46 Strategische Ziele und 36 11. Anhang 3 | Finanzierung und Vergütung 52 Massnahmen mit Priorisierung Impressum Herausgeber Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern Gestaltung Polyconsult AG, Bern September 2019 2 3
1. Einleitung Eine qualitativ hochstehende und gut zugängliche Die Gesundheitsstrategie wurde in der Gesund- Versorgung der Bevölkerung mit Dienstleistungen heits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern des Gesundheitswesens leistet einen zentralen (GEF) unter Einbezug verschiedener Stakeholder 1 Beitrag an eine hohe Lebensqualität jeder Gesell- aus dem Gesundheitswesen erarbeitet. Sie wird schaft. Im Kanton Bern arbeiten dafür private vom Regierungsrat genehmigt und dem Grossen und öffentliche Akteure eng zusammen, reguliert Rat zur Kenntnis gebracht. Sie stellt einen über- durch Rechtsgrundlagen auf nationaler wie auf geordneten Rahmen dar, innerhalb dessen auf der kantonaler Ebene und finanziert aus diversen Ebene GEF in Arbeitsgruppen mit Vertretern der Quellen. Mit der vorliegenden Gesundheitsstrategie Stakeholder in einem zweiten Schritt Teilstrategien schafft der Regierungsrat des Kantons Bern eine erarbeitet werden. Grundlage für eine bedarfsgerechte, integrierte, innovative und patientenorientierte Entwicklung Die Gesundheitsstrategie ist wie folgt aufgebaut: des bernischen Gesundheitswesens. Die Teilhabe Nach Informationen zum Hintergrund, vor wel- an den Dienstleistungen des Gesundheitswesens chem die Gesundheitsstrategie erarbeitet wurde soll allen Bevölkerungsgruppen möglich sein. (Kapitel 2) und einer Einbettung der Gesundheits- politik in andere Politikbereiche (Kapitel 3), folgt Die Gesundheitsstrategie dient als Leit- in Kapitel 4 die Beschreibung der Ist-Situation. linie der Behörden des Kantons Bern Die SWOT-Analyse stellt eine Beurteilung der für Entscheide, die im Gesundheitsbereich Ist-Situation dar und folgt in Kapitel 5. Die Vision getroffen werden und ist auf einen und die Mission zeigen den Sollzustand und wie Zeitraum von zehn Jahren ausgerichtet. dieser erreicht werden soll. Diese Informationen sind in Kapitel 6 zu finden. Schliesslich werden Da sich die Behörden und die Verwaltung des in Kapitel 7 die Stossrichtungen, strategischen Kantons Bern vornehmlich mit Fragen rund um Ziele und Massnahmen präsentiert. In Kapitel 8 die Gesundheitsversorgung befassen, wird hier wird das weitere Vorgehen bei der Erarbeitung eine eigentliche Gesundheitsversorgungsstrategie der Teilstrategien beschrieben. präsentiert. Aufgrund der besseren Einprägsam- keit des Begriffs wird das Dokument jedoch ver- einfachend als Gesundheitsstrategie bezeichnet. 1 Im Steuerungsausschuss, der regelmässig über den Fortschritt der Verband Privatspitäler des Kantons Bern (VPSB), die der Arbeiten informiert wurde und dem die Ergebnisse vor- Ärztegesellschaft des Kantons Bern (BEKAG), der SPITEX gelegt wurden, waren neben der GEF folgende Verbände Verband Kanton Bern, der Dachverband der Heime und vertreten: diespitäler.be (mit vier Vertretern, je einer aus dem sozialen Institutionen (Curaviva Bern), der Verband Schwei- Bereich der Regionalen Spitalzentren (RSZ, Akutsomatik), zerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) der Regionalen Psychiatrischen Dienste (RPD, Psychiatrie), und der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und der Rehabilitation und der Insel Gruppe (Universitätsmedizin)), Pflegefachmänner (SBK). 4 5
2. Hintergrund Mit der Motion Zumstein/Kohler (Vorstoss-Nr. Die Gesundheitsstrategie wird in der Vision 2030 034-2015) hat der Grosse Rat den Regierungsrat unter Ziel 3 verortet: «Der Kanton Bern ist für beauftragt, eine Gesundheitsstrategie zu erarbeiten. seine Bevölkerung attraktiv. Er fördert den gesell- schaftlichen Zusammenhalt durch eine verstärkte Zwischen der Ebene von Konzepten und Be- und gezielte Integration von sozial Benachteilig- richten des Kantons Bern 2 und der Ebene der ten.» Sie trägt aber auch zur Erreichung von Ziel 1 Bundesstrategie «Gesundheit2020» fehlt bis bei, wonach der Kanton Bern ein attraktiver heute eine kantonale Strategie, welche diese Innovations- und Investitionsstandort werden soll. verbindet und der kantonalen Gesundheitspolitik die Richtung weist. Basis für die «Gesundheitsstrategie des Kantons Bern» ist eine umfassende Analyse der Ist-Situation. Die Gesundheitsstrategie ist eingebettet in die Die nachfolgende Kurzfassung stellt die Kern- Ziele des Regierungsrats für die Legislaturperiode elemente der Ist-Analyse dar. Die Ist-Situation 2019–2022 3. Unter dem Begriff «Engagement wurde in der Folge der Vision gegenübergestellt 2030» hat der Regierungsrat eine Vision mit dem und, daraus abgeleitet, wurden Stossrichtungen, Zeithorizont 2030 definiert. Er will bis dahin die Ziele und Massnahmen definiert. Ressourcen- und Wirtschaftskraft des Kantons stärken, die Lebensqualität der Bevölkerung Um eine künftig wirksame Führung und Steuerung steigern, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den einzelnen Versorgungsbereichen sicherzu- festigen sowie als Kanton eine führende Rolle stellen, ist nach Genehmigung der Gesamtstrategie beim Bewältigen der Herausforderungen im durch den Regierungsrat und Kenntnisnahme Umweltbereich übernehmen. Abgeleitet von der durch den Grossen Rat eine Darstellung der rele- Vision 2030 hat der Regierungsrat die Schwer- vanten Fakten, Ziele und Massnahmen im Rahmen punkte seiner politischen Arbeit in den kom- von Teilstrategien unumgänglich (vgl. Kapitel 8). menden vier Jahren und fünf strategische Ziele definiert. 2 Beispielhaft können die folgenden Berichte genannt werden: 3 Weiterführende Informationen und der komplette Bericht Bericht Hausarztmedizin im Kanton Bern, Bericht zur Alters- «Engagement 2030» sind hier verfügbar: https://www.rr.be.ch/ politik des Kantons Bern, Suchthilfekonzept des Kantons Bern, rr/de/index/der_regierungsrat/der_regierungsrat/regierungs- Versorgungsplanung gemäss Spitalversorgungsgesetz usw. richtlinien.html#originRequestUrl=www.be.ch/engagement2030 6 7
3. Einbettung der Gesundheitspolitik in andere Politikbereiche Die Gesundheitspolitik hat insbesondere – Wirtschaftspolitik: Die Gesundheit der weitreichende Schnittmengen mit folgenden Bevölkerung ist eine wichtige Voraussetzung Politikbereichen: zur Wertschöpfung einer Volkswirtschaft. Demgegenüber stellen die Kosten von Unfällen – Bildungspolitik: Bildung erhöht die Gesund- und Krankheiten eine hohe Belastung für die heitschancen. Es ist wichtig, dass alle Zugang Wirtschaft dar. Die Wirtschaftspolitik hat grosse zu Bildung haben und diese kompetent nutzen Auswirkungen auf die Gesundheit der einzelnen können. In der Schule werden Gesundheits- Menschen, weil Arbeit ein wichtiger Faktor kompetenzen vermittelt. Als spezifischer Aspekt für die Gesundheit ist. Zufriedenstellende Arbeit der Überschneidung zwischen Gesundheits- und gute Arbeitsbedingungen fördern die und Bildungspolitik kann die Aus- und Weiter- Gesundheit. Arbeitslosigkeit gefährdet die Ge- bildung des Gesundheitspersonals genannt sundheit. Eine gute Wirtschaftspolitik, die eine werden. gedeihliche Entwicklung der Unternehmen zur Folge hat, verschafft dem Kanton mehr Hand- – Sozialpolitik: Die zentralen Themen der Sozial- lungsspielraum in Bezug auf die Finanzierung politik sind die Existenzsicherung und die des Gesundheitswesens. Integration. Gesundheitsversorgung gehört nicht zur Sozialpolitik im engeren Sinn. Gesundheit – Umweltpolitik: Eine intakte Umwelt ist ent- ist jedoch eine wichtige Ressource für die Exis- scheidend für das Wohlergehen der Bevölkerung. tenzsicherung und die Integration. Krankheiten, Die Umweltressourcen, wie zum Beispiel Wasser Unfälle oder Pflegebedarf bergen hohe Armuts- und Luft, aber auch das Klima beeinflussen die risiken. Eine konkrete Schnittstelle zwischen Gesundheit der Bevölkerung. der Sozial- und der Gesundheitspolitik ist die Gesundheitsförderung wie auch die Suchthilfe. – Sicherheitspolitik: Die Sicherheitspolitik Massnahmen zur Veränderung von Lebensbe- schafft wichtige Voraussetzungen zur Erhaltung dingungen (soziale, ökonomische usw.) sollen der Gesundheit. Dies gilt insbesondere für die positiv auf die individuelle und bevölkerungs- Sicherheit in der Mobilität und für den Schutz bezogene Gesundheit wirken. Eine grosse vor Gewalt. Herausforderung in der Gesundheitsförderung und Prävention ist es, die vulnerablen Bevölke- – Finanzpolitik: Die Gesundheitspolitik ist auch rungsgruppen zu erreichen. Eine erfolgreiche in hohem Masse abhängig von der Finanzpolitik. Sozialpolitik hat positive Auswirkungen auf das So setzt diese oft den finanziellen Rahmen der Gesundheitswesen und die Gesundheit der Gesundheitsversorgung und nimmt damit (über Bevölkerung. Aus sozialpolitischer Sicht muss die Finanzierbarkeit) Einfluss auf die Bedarfs- das Gesundheitswesen so ausgestaltet sein, festlegung. Zudem gestaltet die Finanzpolitik dass alle Personen mit einem entsprechenden die (oftmals komplexen) Finanzierungssysteme Bedarf Zugang zu den Versorgungsleistungen in der Gesundheitsversorgung mit und nimmt haben. damit indirekt Einfluss auf die Gestaltung und Steuerung der Gesundheitsversorgung. 8 9
© Bern Welcome 4. Beschreibung der Ist-Situation Nach einer Einbettung in den Gesamtkontext und Die Alterung der Bevölkerung, die Inklusion von der Darstellung relevanter Zahlen zur Gesund- Menschen mit Behinderungen und die zunehmende heitsversorgung werden in diesem Kapitel die ver- Multimorbidität beeinflussen die Gesundheits- schiedenen Aspekte der Ist-Situation bezüglich versorgung auf allen Ebenen. Die Auswirkungen Versorgung und Steuerung, Behörden, Finanzen der demographischen Entwicklung werden auch und Personal aufgezeigt. Dabei ist zu berück- durch die Verbreitung der sogenannten nichtüber- sichtigen, dass für eine umfassende Beschreibung tragbaren Krankheiten (NCD) verschärft. Diese und Analyse wichtige Daten und Kennzahlen stellen nicht nur die häufigste Todesursache in heute fehlen. der Schweizer Bevölkerung dar, sondern gelten auch als einer der Haupttreiber für das Wachstum der Gesundheitskosten. Da ein nicht unerheb- licher Anteil der nichtübertragbaren Krankheiten 4.1 Gesamtkontext durch einen gesunden Lebensstil vermeidbar bzw. des Gesundheitswesens länger hinauszuzögern wäre, werden Massnah- men der Gesundheitsförderung und Prävention im Kanton Bern immer relevanter. Das Gesundheitswesen des Kantons Bern kann Ebenso wichtig ist der Einfluss der technischen nicht isoliert betrachtet werden. Es ist in seinem Entwicklung. Kontext zu sehen. Dazu gehören Entwicklungen in der Bevölkerungsstruktur, der Medizin und der Dazu kommt die politische Dimension. Auf Ebene kantonalen und nationalen Politik. des Bundes wurden und werden Massnahmen ergriffen, die Auswirkungen haben auf die Ge- Die Bevölkerungsstruktur im Kanton Bern mit sundheitsversorgung im Kanton Bern. Im Jahr seinen rund 1030 000 Einwohnern präsentierte 1996 wurde das Bundesgesetz über die Kran- sich im Jahr 2017 wie folgt: kenversicherung (KVG) in Kraft gesetzt. Mit dem Gesetz wurden verschiedene Ziele verfolgt: Im Kanton Bern lebten im Jahr 2017 rund 212 000 Solidarität, Zugang zu Medizin, Kostenbegren- Personen im Alter von 65 Jahren und mehr. Das zung und transparente Qualität. Heute gelten die entspricht rund 21 Prozent der gesamten Wohn- ersten beiden Ziele als erreicht. Dagegen konnte bevölkerung. Knapp 54 000 Personen waren die Transparenz bezüglich Qualität nicht erhöht über 80 Jahre. Das entspricht einem Anteil von werden und es zeigt sich, dass die Kosten und die sechs Prozent der gesamten Wohnbevölkerung. Prämien der obligatorischen Krankenpflegever- Die Bevölkerungsgruppe der 65-Jährigen und sicherung (OKP) weiter deutlich stärker steigen Älteren ist sowohl gesamtschweizerisch gesehen als das Bruttoinlandprodukt (BIP). In der Folge als auch bezogen auf den Kanton Bern in der wurden grosse Anstrengungen unternommen, Mehrheit weiblich. Je höher das Alter, desto mehr um die Kostenentwicklung zu dämpfen. Im Jahr Frauen gibt es anteilsmässig. Insgesamt wird sich 2012 wurde beispielsweise die neue Spitalfinan- der Anteil Menschen im Alter von 65 Jahren und zierung eingeführt, welche die freie Spitalwahl, mehr an der Gesamtbevölkerung im Kanton Bern die dualfixe Finanzierung und eine Abgeltung der bis ins Jahr 2030 deutlich erhöhen.4 Leistungen mittels Fallpauschalen (DRG) vorsah. 4 BFS, STATPOP 2017. 10 11
Es wurden aber auch Massnahmen ergriffen, Der Kanton Bern finanziert Leistungen mit, die 4.2 Zahlen zur um die Verwendung (günstigerer) Generika und nicht von den Versicherern getragen werden und Gesundheitsversorgung die ambulante Versorgung zu fördern. Die Aufent- hat dazu beispielsweise ein Normkostenmodell haltsdauer in den Spitälern ist seit Jahren rück- für die Finanzierung der (spital-)ambulanten und im Kanton Bern läufig. Aufgrund des medizinischen Fortschritts tagesklinischen Leistungen in der Psychiatrie ent- sind auch immer mehr Eingriffe ambulant und wickelt und eingeführt. Folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick damit zu tieferen Kosten durchführbar. Dieser über die Zahlen für die Gesundheitsversorgung im Trend wird mit der Einführung von sogenannten Weiter bewilligt und finanziert er Pilotprojekte, mit Kanton Bern mit seiner Fläche von 5959 km2: ambulanten Listen forciert. Der Erfolg in der Am- dem Ziel, Lücken in der Versorgung zu schliessen bulantisierung der Medizin wird aber auch davon und neue integrierte Versorgungsmodelle zu ent- abhängen, wie die Nachsorge ausgestaltet ist. wickeln. Beispielsweise führt die GEF zur Förderung Zahlen zur Gesundheitsversorgung im Kanton Bern Per 2020 resp. 2022 müssen Spitäler resp. Heime von sogenannten spezialisierten mobilen Palliativ- das elektronische Patientendossier (EPD) imple- diensten einen dreijährigen Modellversuch durch. Anzahl im Kanton Bern gelegene Spitäler 2019 8, 9 Spitäler Akutsomatik 19 mentieren und ihren Kunden anbieten. Weitere Dadurch soll auch die Versorgung in den Regionen (inkl. 2 Geburtshäuser) Revisionen, die der Bund vorsieht, beinhalten verbessert werden. Basis dafür bildet die perio- insbesondere die einheitliche Finanzierung von disch durchgeführte Versorgungsplanung nach Psychiatriekliniken 14 ambulanten und stationären Leistungen und die Spitalversorgungsgesetz (SpVG). Die aktuelle Ver- (inkl. 3 Suchtfachkliniken und Umsetzung von Kostensparpaketen, basierend sorgungsplanung 2016 deckt die Spitalplanung 4 akutspitalgebundene Psychiatrien) auf Vorschlägen aus einem Expertenbericht 5. für Akutsomatik, Rehabilitation und Psychiatrie, Rehabilitationskliniken 9 die ambulanten Leistungen der Psychiatrie (Tages- (inkl. 4 akutspitalgebundene Weiter hat der Bund nationale Strategien und kliniken und Ambulatorien), das Rettungswesen Rehabilitationen) Programme erarbeitet, die durch die Kantone um- sowie die nicht-universitären Gesundheitsberufe ab.7 Anzahl Alters- und Pflegeheime 2018 10 307 gesetzt und mit anderen kantonalen Aktivitäten koordiniert werden müssen. Beispielhaft können Daneben erstellt der Kanton Bern eine Versor- Schätzung Anzahl Arztpraxen 2017 (Ärztedichte) 11 etwa 3000 (2.9 pro 1000 Einwohnerinnen die nationale Strategie zur Prävention nichtüber- gungsplanung im Alters- und Pflegeheimbereich. und Einwohner) tragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) 2017–2024, die nationale Strategie Palliative Care 2013–2015, Für alle anderen Bereiche existiert keine eigentliche Anzahl Spitexorganisationen 2018 12 95, davon 49 mit Versorgungspflicht die nationale Demenzstrategie 2014–2019 oder Versorgungsplanung. Dies führt unter anderem und 2 ausserkantonale Organisationen die nationale Strategie Sucht 2017–2024 genannt dazu, dass dort Lücken in der Versorgung weniger Freischaffende Pflegefachpersonen, die im Jahr 2018 284 werden. Eine Übersicht ist auf der Website des systematisch erfasst werden. Spitex-Leistungen abgerechnet haben 13 Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zu finden.6 Organisationen für Wohnen mit Dienstleistung 70 Aber auch der Kanton Bern war aktiv. Die ehemals (mit Spitexbewilligung) 2018 14 öffentlichen Spitäler wurden bereits vor einigen Jahren in Aktiengesellschaften umgewandelt, bei denen der Kanton Bern die Aktienmehrheit hält. Die Verselbständigung der Psychiatrien in Aktien- gesellschaften erfolgte per 2017. 8 Hinweis: Die Versorgung der Berner Bevölkerung findet zum zuliesse. Die Anzahl Arztpraxen im Kanton Bern wird auf rund Teil in ausserkantonalen Spitälern statt. Umgekehrt versorgen 3000 geschätzt. Die Schätzung basiert auf den Angaben der bernische Spitäler auch einen namhaften Anteil ausserkantonale FMH-Ärztestatistik und der Anzahl im Jahr 2018 bestehender resp. internationale Patientinnen und Patienten. Aus Versor- Berufsausübungsbewilligungen für Ärztinnen und Ärzte von gungssicht gilt es, diese beiden Optiken auseinanderzuhalten. rund 4700. 9 Übersicht über Betriebe mit Betriebsbewilligung, verfügbar unter: Vgl. auch: https://www.fmh.ch/files/pdf23/saez-12-09d.pdf Spitäler: https://www.gef.be.ch/gef/de/index/gesundheit/ Mit einer Ärztedichte von 4.4 Ärztinnen und Ärzten pro gesundheit/spitalversorgung/spitaeler.html, 1000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt die Schweiz Psychiatrie: https://www.gef.be.ch/gef/de/index/gesundheit/ über dem OECD-Durchschnitt von 3.6. Die Ärztedichte der gesundheit/spitalversorgung/psychiatrie.html, ambulant tätigen Generalistinnen und Generalisten liegt 6 Übersicht über nationale Gesundheitsstrategien und Programme. Rehabilitation: https://www.gef.be.ch/gef/de/index/ bei 0.95 für Spezialistinnen und Spezialisten bei 1.26 pro Verfügbar unter: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/ gesundheit/gesundheit/spitalversorgung/rehabililtation.html 1000 Einwohnerinnen und Einwohner (Werte Schweiz). 5 Kostendämpfungsmassnahmen zur Entlastung der obligatori- strategie-und-politik/nationale-gesundheitsstrategien.html 10 Pflegeheimliste des Kantons Bern, verfügbar unter: 12 Abrechnungen der Spitex-Organisationen 2018 mit der GEF. schen Krankenpflegeversicherung. Bericht der Expertengrup- 7 Versorgungsplanung 2016 des Kantons Bern, verfügbar https://www.gef.be.ch/gef/de/index/direktion/organisation/ 13 Abrechnungen der freischaffenden Pflegefachpersonen 2018 pe vom 24. August 2017. unter: https://www.gef.be.ch/gef/de/index/gesundheit/ alba/publikationen/alter.html mit der GEF. Verfügbar unter: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/ gesundheit/spitalversorgung/Versorgungsplanunggema- 11 Es besteht keine Bewilligungspflicht für Arztpraxen und damit 14 Abrechnungen der Organisationen für Wohnen mit versicherungen/krankenversicherung/kostendaempfung-kv.html essspvg/projekt_versorgungsplanung2016.html auch kein Register, das die Auswertung einer genauen Anzahl Dienstleistung 2018 mit der GEF. 12 13
EL-Bezügerinnen und EL-Bezüger 2017 15 4.3 Versorgung und Der Kanton Bern verfügt mit dem Inselspital und – total 45 429 ihre Steuerung den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (17.4% aller Rentnerinnen und Rentner) (UPD) über zwei Universitätsspitäler, die das An- gebot der niedergelassenen Grundversorgerinnen – zur AHV 31 066 4.3.1 Grundlagen und Grundversorger, Spezialistinnen und Spezia- (13.8% aller Rentnerinnen und Rentner) Das Gesundheitswesen liegt grundsätzlich in der listen sowie der privaten und ehemals öffentlichen – zur IV 13 772 Zuständigkeit der Kantone. Im Kanton Bern werden Spitäler, Psychiatrien und Rehabilitationskliniken (54.1% aller Rentnerinnen und Rentner) die Organisation und die Aufsicht in verschiedenen komplettieren. Allerdings gibt es einzelne Bereiche Anzahl Rettungsdienste 8 (davon 6 spitalgebunden) kantonalen Gesetzen wie dem Spitalversorgungs- der hochspezialisierten Medizin, für die die Leis- mit Versorgungsauftrag 2018 16 gesetz (SpVG), dem Gesundheitsgesetz (GesG) tungsaufträge auf gesamtschweizerischer Ebene und dem Sozialhilfegesetz (SHG) 32 sowie den ent- lediglich an einige wenige Institutionen vergeben Anzahl Wohnheime für Menschen mit 101 sprechenden Ausführungsbestimmungen fest- werden und im Kanton Bern kein Angebot be- einer Behinderung 2017 17 gelegt. Insbesondere für die Finanzierung und steht.33 In einzelnen Bereichen der Rehabilitation Lebenserwartung bei Geburt 2016 18 80.6 Jahre für Männer die Versicherer bestehen jedoch auch auf Ebene besteht ebenfalls kein innerkantonales Angebot.34 resp. 84.8 Jahre für Frauen Bund zahlreiche Regelungen (Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG), Bundesgesetz Die Versorgung wird generell als gut erachtet, Bevölkerung über 64 Jahre 2017 211 994 über die Unfallversicherung (UVG) und Bundes- auch wenn es Hinweise auf Über-, Unter- und (Altersquotient 19) 20 (34.0%) gesetz über die Invalidenversicherung (IVG)). Fehlversorgungen gibt.35 Überversorgung und Bevölkerung über 80 Jahre 2017 53 503 Fehlversorgung tritt dann auf, wenn Anbieter die (Anteil hochaltrige Menschen 21) 22 (6.8%) Die geltende Finanzierungsordnung begünstigt Leistungsmenge ausweiten, auch wenn die Leis- eine Ausrichtung auf kurative Versorgung. tungen kaum oder keinen Zusatznutzen bringen, Mittlere OKP-Monatsprämie für Erwachsene 2019 23 CHF 380.20 wenn ein zu hohes Angebot an Spitzentechnologie Die Regulierungsdichte ist insbesondere im und Spitzenmedizin durch angebotsinduzierte Nettoleistungen OKP im Kanton Bern 2017 Rund CHF 3.5 Mrd. stationären Bereich generell hoch. Nachfrage amortisiert wird, wenn Leistungen ver- (Ausgaben pro Versicherte resp. Versicherten und Jahr) 24 (CHF 3416) gütet werden, die nicht oder wenig zweckmässig Ausgaben Kanton Bern für Gesundheitsversorgung 2017 Rund CHF 1.5 Mrd. 4.3.2 Gesundheitsleistungsangebot und wirtschaftlich sind oder bei doppelten Unter- (Ausgaben pro Einwohnerin resp. Einwohner und Jahr) 25 (CHF 1440) Im Kanton Bern wird eine grosse Palette an suchungen, Behandlungen und überflüssigen Gesundheitsleistungen angeboten, von der ambu- Arztbesuchen und fehlerhaften Behandlungen Ausgaben Kanton Bern für Leistungen im Bereich Rund CHF 10.5 Mio. lanten Grundversorgung bis zur stationären durch mangelnde Koordination zwischen den nichtuniversitäre Gesundheitsberufe 2017 26 hochspezialisierten Medizin auf universitärer Ebene. Leistungserbringern. Unterversorgungen können Ausgaben Kanton Bern im Bereich ärztliche Rund CHF 19 Mio. durch knappe personelle Ressourcen entstehen Weiterbildung 2017 27 Die Grundversorgung im Kanton Bern ist dezentral und zu schlechterer Qualität oder zum Unterlassen organisiert, die hochspezialisierte Medizin ist auf von Leistungen mit ausgewiesenem Bedarf führen. Beiträge an OdA Gesundheit Bern und ortra-bef-s2 2017 28 Rund CHF 480 000 wenige Standorte konzentriert. Dazu zählt auch, dass chronische Krankheiten Ausgaben (nach Lastenausgleich) für Leistungen Rund CHF 4 Mio. in der Gesundheitsförderung und Prävention 2018 (ohne Krebs-Screening-Programme) 29,30 Ausgaben für Wohnheime für Menschen mit Rund CHF 176 Mio. einer Behinderung 2017 31 15 Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) (2018): 24 BAG, Prämiengenehmigung 2018. Statistik der Ergänzungsleistungen zur AHV und IV 2017 25 Detaillierte Angaben zur Finanzierung und Vergütung Tabellenteil, S. 4. pro Leistungserbringerkategorie sind dem Anhang 3 zu 16 Spitalamt des Kantons Bern, Leistungsverträge 2018. entnehmen. 32 Künftig wird sich die rechtliche Grundlage für die Bereiche der werden können. Beispielhaft wird hier das Projekt «Ver- 17 Alters- und Behindertenamt des Kantons Bern, 26 GEF, Reportingbericht zur Ausbildungsverpflichtung 2017. Gesundheitsförderung und Prävention sowie der Suchthilfe sorgungsatlas» genannt, das von der Gottfried und Julia Leistungsverträge 2017. 27 Kanton Bern, Geschäftsbericht 2017, verfügbar unter: im Gesetz über die sozialen Leistungsangebote (SLG) finden, Bangerter-Rhyner-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms 18 BFS, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung https://www.fin.be.ch/fin/de/index/finanzen/finanzen heute ist diese im SHG. «Versorgungsforschung» der Schweizerischen Akademie (BEVNAT) und STATPOP. /publikationen/geschaeftsberichtstaatsrechnung.html 33 Beispiele: Lungentransplantationen oder die Behandlung der Medizinischen Wissenschaften unterstützt wurde. 19 Altersquotient = Verhältnis der über 64-Jährigen zu den 28 GEF, Leistungsverträge 2017. von schweren Verbrennungen. Der Atlas entstand in Zusammenarbeit des Institutes für 20- bis 64-Jährigen. 29 Infolge des Entlastungspakets 2018 stehen ab dem Jahr 34 Die Rehabilitation von Paraplegikerinnen und Paraplegikern Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern mit dem 20 BFS, STATPOP 2017. 2019 für die Gesundheitsförderung und Prävention deutlich sowie Tetraplegikerinnen und Tetraplegikern erfolgt in der Schweizerischen Gesundheitsobservatorium. Der Atlas ist 21 Quotient Hochaltrigkeit = Verhältnis der über 80-Jährigen weniger Mittel zur Verfügung. Regel in Nottwil am Schweizerischen Paraplegikerzentrum. unter folgenden Link einsehbar und zeigt deutliche regionale zu den 20- bis 80-Jährigen. 30 GEF, Leistungsverträge 2018. 35 Verschiedene Studien zeigen deutliche Unterschiede in den Unterschiede in der Häufigkeit bei bestimmten Eingriffen: 22 BFS, STATPOP 2017. 31 GEF, Leistungsverträge 2017. Kosten und der Häufigkeit von bestimmten Eingriffen, die http://versorgungsatlas.ch/index.php/de/ 23 BAG, Prämiengenehmigung 2018. nicht mit dem Gesundheitszustand der Bevölkerung erklärt 14 15
durch ein unzulängliches Angebot an Gesundheits- spezifische Beratungen, Angebote und Programme solche Prozesse auf der gleichen Plattform anzu- eng verknüpft mit anderen Politikbereichen, ins- förderung und Präventionsmassnahmen nur teil- für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen bieten. Der Kanton Bern fördert den Austausch besondere mit dem Sozialsystem. So wird die weise verhindert werden. Einzelne Bevölkerungs- (60 Jahre und mehr). Insbesondere werden im der Leistungserbringer untereinander zur Definition medizinische Versorgung im Kanton Bern ergänzt gruppen mit Bedarf zeigen zudem eine generell Rahmen von kantonalen Aktionsprogrammen ver- dieser Prozesse, welche die Zusammenarbeit durch (psycho-)soziale Angebote, beispielsweise zu tiefe Inanspruchnahme von Leistungen, was zu schiedene Angebote zu ausgewogener Ernährung, erleichtern und Datenbrüche an den Schnittstellen in den Bereichen Suchthilfe und Palliative Care. aufgestauter Morbidität und einem suboptimalen Bewegung und psychischer Gesundheit vom abbauen. Gesundheitszustand führt. Bei anderen Bevölke- Kanton Bern mitfinanziert. Gemeinsam mit der Die Gesundheitsversorgung wird massgeblich rungsgruppen ist das Gegenteil zu beobachten, Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz engagiert Weiter organisiert der Kanton Bern Vernetzungs- von der bundesrechtlichen und der kantonalen nämlich eine sehr umfassende Inanspruchnahme sich der Kanton Bern für Projekte im Bereich der anlässe, um Kooperationen unter den Leistungs- Regulierung, aber auch von den Inputfaktoren medizinischer Leistungen ohne entsprechende Prävention in der Gesundheitsversorgung. Schon erbringern zu fördern. (hier insbesondere finanzielle Mittel, Personal, Infra- Notwendigkeit. Versorgungslücken werden bei- heute stellt der Kanton Bern diverse Präventions- struktur und Technologie) beeinflusst. spielsweise in bestimmten Spezialgebieten wie leistungen zur Verfügung. Die Angebote beinhalten 4.3.3 Versorgungsstruktur der Palliative Care oder der ambulanten Psychia- Informationen, Schulungen, Beratungen, Kurse Das Gesundheitswesen ist in einzelne Versor- In den einzelnen Versorgungsbereichen ist, in trieversorgung vermutet, betreffen verstärkt vulne- und Veranstaltungen zu Themenbereichen wie gungsbereiche gegliedert. Diese lassen nach den unterschiedlicher Kombination, eine Vielzahl von rable Gruppen und treten auch immer häufiger in Aids, Alkohol, Drogen, Gewalt und Mobbing. Dimensionen somatisch-psychiatrisch, akut-lang- Leistungserbringern aktiv. Die Strukturen für die peripheren Regionen auf. Weiter führt der Kanton die Aufsicht über den zeit und ambulant-stationär unterscheiden. Ergänzt Versorgung des Kantons Bern mit Gesundheits- schulärztlichen Dienst, überwacht Infektionskrank- werden diese klassischen Versorgungsbereiche leistungen sind historisch gewachsen und geprägt Neue Technologien, Versorgungsmodelle, Rahmen- heiten, führt epidemiologische Abklärungen durch, durch Transport- und Rettungsleistungen, die in von einer grossen Anzahl unterschiedlicher bedingungen sowie veränderter Bedarf und sich bestimmt die Durchimpfung und bietet spezielle der vorliegenden Strategie ebenfalls betrachtet privater und öffentlicher Akteure im Bereich der wandelnde Ansprüche der Patientinnen und Patien- Präventionsleistungen wie das Mammographie- werden. Leistungserbringung. ten haben grossen Einfluss auf das Leistungs- Screening an. Die Einführung weiterer Leistungen angebot, aber auch auf das benötigte Personal wie eines Darmkrebs-Screening-Programms Die Gesundheit der Bevölkerung ist von zahl- Die Gesundheitsversorgung ist stark fragmentiert. und die Infrastruktur sowie die Ausgestaltung wird geprüft. reichen Einflussfaktoren abhängig. Dazu gehören Dadurch gibt es unzählige Abhängigkeiten und der Prozesse. ökonomische und soziale Sicherheit, Bildung, Schnittstellen zwischen den Versorgungsbereichen, Eine zentrale Bedeutung wird dem elektronischen Arbeitsbedingungen oder die Teilnahme am ge- aber auch zwischen den Leistungserbringern Der Kanton Bern finanziert Angebote zur Durch- Patientendossier (EPD) zukommen, das schweiz- sellschaftlichen Geschehen. Ebenso wirken sich innerhalb eines Versorgungsbereichs. Die Koor- setzung der Patientenrechte (Ombudsstelle für das weit ab 2020 schrittweise eingeführt wird. Der unterschiedliche Lebensstile und die Umwelt auf dination dieser Akteure untereinander und die Spitalwesen, Bernische Ombudsstelle für Alters-, Kanton Bern hat die Einführung des EPD aktiv die Gesundheit aus. Viele der Faktoren, die einen zuverlässige Weitergabe aller für die Behandlung Betreuungs- und Heimfragen, Stiftung Patienten- unterstützt. Der Aufbau der Betreibergesellschaft Einfluss auf den Gesundheitszustand der Be- der Patientinnen und Patienten relevanten Infor- schutz, Stiftung Patientensicherheit usw.). Gemäss Axsana geschieht in Zusammenarbeit mit dem völkerung haben, sind gestaltbar. 36 Deshalb wird mationen auch im Zusammenhang mit der fort- gesetzlichem Auftrag stellt der Kanton Bern dar- Kanton Zürich. Neben dem EPD soll Axsana auch die Gesundheitsversorgung durch Gesundheits- schreitenden Digitalisierung sind daher zentrale über hinaus auch Angebote zur Gesundheits- Lösungen für B2B- und B2C-Prozesse bereit- förderung und Prävention ergänzt. Wie in Kapitel 3 Fragestellungen. förderung und Prävention bereit. Hierzu zählen stellen sowie Drittanbietern ermöglichen, weitere dargestellt, ist die Gesundheitsversorgung zudem 36 Vgl. zum Beispiel, Economiesuisse, Gesundheit: Vier Faktoren, die für die Gesundheit wichtiger sind als Behandlungen und Therapie, verfügbar unter: https://www.economiesuisse.ch/ de/artikel/gesundheit-vier-faktoren-die-fuer-die-gesundheit- wichtiger-sind-als-behandlungen-und 16 17
Bezüglich Verteilung der Leistungserbringer und Im Alters- und Pflegeheimbereich steuert der Kanton der daraus resultierenden Versorgungsdichte Bern über die Pflegeheimliste 38. Es besteht eine bestehen innerhalb des Kantons Bern grosse Plafonierung der Pflegeheimplätze, die jedoch nicht regionale Unterschiede. Während die Zentren zu einer vollständig ausgeglichenen Abdeckung dichter versorgt sind und dort auch spezialisierte der Regionen mit Pflegebetten geführt hat. 39 Leistungen angeboten werden, ist die Peripherie weniger dicht versorgt. Die Versorgung der Peri- Geringer sind die Einflussmöglichkeiten des Kantons pherie ist insbesondere aufgrund der Topografie Bern beispielsweise im spitalambulanten Bereich, des Kantons herausfordernd. bei der Spitex und bei den niedergelassenen Ärzten. 4.3.4 Steuerung Im spitalambulanten Bereich ist zu unterscheiden Die Steuerung wird vollzogen durch verschiedene zwischen Akutsomatik, Rehabilitation und Psych- Bewilligungs-, Aufsichts-, Finanzierungs- und iatrie. Während der Kanton ambulante Leistungen Controllingsysteme. Dadurch liegt auch bezüglich von Spitälern und Rehakliniken weder steuert Steuerung im Gesundheitsversorgungsbereich noch mitfinanziert, ist im Bereich der institutionellen eine grosse Heterogenität vor. Psychiatrieversorgung eine Steuerung über einen gezielten Leistungseinkauf möglich. Dabei handelt Die kantonale Steuerung erfolgt insbesondere es sich um ambulante und tagesklinische Leistun- im stationären Bereich. Der Kanton Bern erteilt gen, die nicht durch die OKP gedeckt sind, ins- Leistungsaufträge und nimmt Spitäler in die besondere Vorhalteleistungen und Leistungen für Spitalliste auf. 37 Für die Aufnahme von Spitälern die integrierte Versorgung von Psychiatriepatienten. auf die Spitalliste sind Mindestanforderungen zu erfüllen. Die Erfüllung der Anforderungen der Im Bereich der Spitex existiert zwar eine Bewilli- Leistungsaufträge dienen der Patientensicherheit gungspflicht, die Bewilligung wird jedoch unabhän- und der Sicherstellung der Behandlungsqualität. gig vom tatsächlichen Bedarf erteilt. Die Erfüllung der für die Leistungsaufträge gelten- den Anforderungen wird regelmässig überprüft. Es besteht keine Bewilligungspflicht für das Führen Dies gilt auch für die zulasten des Kantons Bern einer Arztpraxis. Der Kanton Bern setzt die Ein- abgerechneten Leistungen. Zudem nimmt der schränkung der Zulassung zur Tätigkeit zu Lasten Kanton Bern seine Aufsichtsfunktion wahr. Bei der OKP gemäss Artikel 55a KVG um. 40 Problemen stellt er sicher, dass die Spitäler den ordnungsgemässen Zustand zeitnah wiederher- stellen. 37 Spitalliste des Kantons Bern. Verfügbar unter: https://www.gef.be.ch/gef/de/index/gesundheit/gesundheit/ spitalversorgung/spitaeler/spitalliste.html#middlePar_textbild 38 Alters- und Pflegeheimliste des Kantons Bern. 39 Die Anzahl Pflegeheimplätze ist auf 15 500 Betten plafoniert, Verfügbar unter: https://www.gef.be.ch/gef/de/index/ wobei bereits 15 444 Betten bewilligt wurden (1142 davon direktion/organisation/alba/publikationen/alter.html wurden reserviert und noch nicht in Betrieb genommen). 18 19
Direkt Einfluss nehmen kann der Kanton Bern 4.4 Behörden 4.5 Finanzen dort, wo er mittels Leistungsverträgen Leistungen gezielt einkauft und finanziert (beispielsweise in Die Fragen der Gesundheitsversorgung werden Die Kosten für die Gesundheitsversorgung sind der spitalambulanten Psychiatrie, im Heimbereich, von diversen Ämtern der GEF bearbeitet. Einige in der Schweiz insgesamt hoch und die Finan- bei den Rettungsdiensten, in der Suchthilfe, in der Leistungserbringer des Gesundheitswesens, die zierungsquellen vielfältig. Die detailliertesten und Gesundheitsförderung und Prävention usw.) oder eine breite Palette an Leistungen anbieten, haben aktuellsten Informationen liegen für den Bereich durch die Finanzierung von Modellversuchen und dabei Verträge mit verschiedenen Ämtern der der OKP vor: Pilotprojekten. Leistungsverträge werden einem GEF und teilweise auch weitere Ansprechpartner Controlling unterzogen und es finden regelmässige in Ämtern der kantonalen Verwaltung, die zu einer Revisionen statt, mit welchen die rechtmässige anderen Direktion gehören. Dabei werden nicht Bruttoleistungen der OKP 2018: Der Kanton Bern und die Schweiz im Vergleich Verwendung der Mittel überprüft wird. selten ähnliche Prozesse unterschiedlich gehand- habt. Auch der Informationsaustausch und die 2018 Zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten bestehen Koordination sind nicht immer sichergestellt. bei den RSZ und den RPD, wo der Kanton Bern Kanton Bern Schweiz Mehrheitsaktionär ist und der Regierungsrat, Die Verfügbarkeit von Kennzahlen, finanziellen der die Rolle des Aktionärs wahrnimmt, beispiels- Daten und Qualitätsindikatoren (auch bezüglich Bruttoleistungen OKP pro Versicherten CHF 3965 CHF 3852 weise über die Wahl des Verwaltungsrats Einfluss Outcome), statistischen und analytischen Grund- Quelle: BAG, Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung (MOKKE) 2018. nehmen kann (Eigentümerstrategie). Bei der Insel lagen ist in den verschiedenen Versorgungsbe- Gruppe ist der Kanton Bern zwar lediglich Minder- reichen unterschiedlich. Insbesondere im Bereich heitsaktionär, der Regierungsrat ist jedoch für die der niedergelassenen Ärzte und bezüglich der Wahl der Verwaltungsräte zuständig. Kosten des gesamten bernischen Gesundheits- Bruttoleistungen OKP Kanton Bern 2018 nach Leistungserbringerkategorien wesens und deren Aufteilung auf die Finanzierer Die Aufsicht und Steuerung ist durch teils zu ist die Datenlage unbefriedigend. Selbst wenn wenig vernetzte Verwaltungsstrukturen erschwert Daten vorliegen, hat der Kanton oftmals keinen 3% 4% (vgl. Kapitel 4.4). Zugang oder nicht die rechtlichen und/oder Physiotherapeutinnen Übrige technischen Möglichkeiten zu ihrer Verknüpfung und Physiotherapeuten und Auswertung. Auch konzeptionelle Grundlagen zur Datennutzung fehlen teilweise. 2% Laboratorien 20% Seit 2017 wird die Digitalisierung in der GEF 4% Ärtzinnen und Ärzte Behandlungen (ohne Labor) vorangetrieben, mit dem Ziel, die Datenerhebung, SPITEX-Organisationen -haltung und -auswertung zu verbessern, Prozesse zu vereinfachen und die Zusammenarbeit mit 7% Pflegeheime den Partnern zu erleichtern. Dem Datenschutz wird dabei eine hohe Bedeutung beigemessen. 7% Ärztinnen und Ärzte Medikamente 2% 21% Ärztinnen und Ärzte Laboranalyen Spitäler stationär 11% Apotheken 40 Vgl. Verordnung über die Einschränkung der Zulassung und Ärztinnen und Ärzte, deren einziger Weiterbildungstitel von Leistungserbringern zur Tätigkeit zulasten der obli- gatorischen Krankenpflegeversicherung vom 3. Juli 2013 «Praktische Ärztin» oder «Praktischer Arzt» ist. Bei fast allen der Zulassungsregulierung unterstellten Fachrichtungen ist 19% (VEZL; SR 832.103). die Anzahl der zugelassenen Ärztinnen und Ärzte heute höher Spitäler ambulant als vom Bundesrat 2013 für den Kanton Bern festgelegt. Dies Von der Zulassungsbeschränkung ausgenommen sind Ärztin- hängt damit zusammen, dass vom 31. Dezember 2011 bis Quelle: BAG, MOKKE 2018. nen und Ärzte aller Fachrichtungen, die schon vor dem 1. Juli 1. Juli 2013, als der Artikel 55a KVG ausser Kraft gesetzt war, 2013 in eigener Praxis zulasten der OKP tätig waren, Ärztin- vermehrt Gesuche um Zulassung zur Tätigkeit zu Lasten der nen und Ärzte aller Fachrichtungen, die mindestens drei Jahre OKP gestellt worden sind. Zudem entsprechen die in der Ver- an einer anerkannten schweizerischen Weiterbildungsstätte ordnung genannten Zahlen nicht einem berechneten Bedarf, Unter den Bruttoleistungen der OKP versteht man die Versicherten. Die Bruttoleistungen der OKP gearbeitet haben, sowie Ärztinnen und Ärzte mit den Fach- sondern der Anzahl Ärztinnen und Ärzte, die bei Festlegung die von den Versicherern bezahlten Nettoleistungen können aufgeteilt nach verschiedenen Leistungs- richtungen Allgemeine Innere Medizin, Kinder- und Jugend- der Obergrenze bereits eine Zulassungsnummer besessen in der OKP inklusive der Kostenbeteiligung durch erbringerkategorien dargestellt werden. medizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, haben. 20 21
Das Gesundheitswesen 2016 nach Finanzierungsregimes Das Gesundheitswesen 2016 nach Leistungen 0% 4% Bund Verwaltung 15% 2% 20% Kantone Prävention Stationäre Kurativbehandlung 2% 16% 29% Gesundheitsgüter Selbstzahlungen Gemeinden inkl. Medikamente der privaten Haushalte 7% 1% Unterstützende Dienstleistung andere private Finanzierung 7% 27% Privatversicherungen 36% Ambulante Kurativbehandlung 4% OKP andere öffentliche Finanzierung 6% 20% 4% Langzeitpflege Rehabilitation andere Sozialversicherungen Quelle: BFS, Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens 2016. Quelle: BFS, Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens 2016. Die Brutto- und die Nettoleistungen der OKP bei rund CHF 80.5 Mrd. lagen, im Kanton Bern Während der Kanton Bern den stationären fähigkeit und, damit verbunden, des Einkommens. pro Person liegen im Kanton Bern über dem anfallen. Dies würde einem Wert von rund Bereich der Gesundheitsversorgung mitfinanziert, Daraus resultieren wiederum höhere Steuererträge gesamtschweizerischen Durchschnitt. Deshalb CHF 10 Mrd. gleichkommen. Die Kosten für wird der ambulante Bereich weitgehend über und tiefere Kosten im Sozialbereich. So liegt auch liegen auch die Prämien im Kanton Bern über die Gesundheitsversorgung entsprechen in (Sozial-) Versicherungen wie die OKP oder direkt in wirkungsorientierten Massnahmen der Gesund- dem Schweizer Durchschnitt (mittlere Monats- der Schweiz 12,2% des Bruttoinlandprodukts. 41 durch die Patientinnen und Patienten (out of heitsförderung und Prävention nicht nur der prämien OKP 2019 für Erwachsene: Kanton pocket) finanziert. Im Jahr 2017 lagen die Aus- besagte individuelle und gesellschaftliche Nutzen, Bern CHF 380.20, Schweiz CHF 372.30). Neben der OKP gibt es verschiedene andere gaben des Kantons Bern im Gesundheitsbereich sondern auch das Potenzial, langfristig Kosten Finanzierungsregimes. Die folgenden Abbildungen bei rund CHF 1.5 Mrd. 42 der Gesundheitsversorgung zu verhindern. Zudem Der Anteil des Kantons Bern an den OKP-Leis- zeigen die Aufteilung der Kosten für das Gesund- darf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Gesund- tungen liegt bei rund 12.5%. Es kann also davon heitswesen auf die verschiedenen Finanzierungs- Den Kosten des Gesundheitswesens steht auch heitssektors inklusive der Medtechbranche, z.B. ausgegangen werden, dass auch annähernd regimes und auf die Leistungen, die finanziert ein Nutzen gegenüber. Dieser ist schwer quanti- als Arbeitgeber, keinesfalls unterschätzt werden. 12.5% der gesamten Kosten für die Gesundheits- werden. fizierbar und umfasst, neben direkten Effekten wie Im Jahr 2016 arbeiteten rund 82 000 Personen versorgung, die für die Schweiz im Jahr 2016 Gesundheit, Lebensqualität, Würde der Menschen (rund 58 000 Vollzeitäquivalente) im Kanton Bern sowie einer hohen Lebenserwartung, auch in- im Gesundheitswesen 43. Diese Zahl wird – ins- direkte Effekte. Dazu gehören beispielsweise die besondere aufgrund der demographischen Ent- Sicherstellung und Wiedererlangung der Arbeits- wicklung – bis 2030 weiter ansteigen. 42 Vgl. Anhang 3. Verfügbar unter: https://www.vol.be.ch/vol/de/index/ 43 Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern, Beschäftigte und wirtschaft/wirtschaftsdaten/sektoren-und-branchen/ 41 BFS, Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens 2016. Vollzeitäquivalente nach Wirtschaftszweigen und Geschlecht 2016. gesamtwirtschaft.html 22 23
4.6 Personal Weiter entschädigt der Kanton Bern die ärztliche einseitig bei jenen Kantonen anfallen, deren Spitäler in geringerem Ausmass jedoch urbane Räume und pharmazeutische Weiterbildung mit CHF sich stark in der Weiterbildung engagieren. Per und Spezialistinnen und Spezialisten. In der In vielen Versorgungsbereichen, Berufen, Fach- 15 000 pro Weiterbildungsstelle und Jahr. Im Jahr Ende 2018 haben allerdings erst 14 Kantone die Versorgungsplanung 2016 gemäss SpVG wird im richtungen resp. Regionen kommt der Sicherstel- 2017 wurden rund 1241 Weiterbildungsstellen Vereinbarung ratifiziert. Für das Inkrafttreten der Kapitel 16 «nichtuniversitäre Gesundheitsberufe» lung des Personalbedarfs eine grosse Bedeutung (Vollzeitäquivalente) mit knapp CHF 19 Mio. finan- WFV müssen jedoch 18 Kantone beitreten. einerseits aufgezeigt, wie viele gut ausgebildete zu. Deshalb wirkt der Kanton Bern hier insbeson- ziert. Die Kosten für die ärztliche und pharma- Fachkräfte für eine bedarfsgerechte und qualitäts- dere bezüglich Aus- und Weiterbildung steuernd. zeutische Weiterbildung dürfen gemäss Artikel 49 Seit 2008 unterstützt der Kanton Bern das Praxis- orientiere Versorgung der Bevölkerung nötig Die per 1. Januar 2012 eingeführte Ausbildungs- Absatz 3 KVG nicht über die von den Kantonen assistenz-Programm des Berner Instituts für sind und andererseits, mit welchen Massnahmen verpflichtung in nicht-universitären Gesundheits- und den Versicherern finanzierten Vergütungen Hausarztmedizin (BIHAM). Dadurch wird die Haus- ein Fachkräftemangel verhindert werden kann. berufen zielt darauf ab, dass die bernischen Betriebe der stationären Leistungen der Listenspitäler arztmedizin generell und insbesondere in länd- des Gesundheitswesens ihr Potenzial zur prak- finanziert werden. lichen Kantonsgebieten gestärkt. 2019 wurde die Die Freiwilligenarbeit ist ein gesellschaftlicher tischen Aus- und Weiterbildung in Gesundheits- Anzahl Praxisassistenzstellen von 21 auf 35 erhöht. Beitrag an die Mitmenschen. Sie wird unent- berufen ausschöpfen und damit einen Beitrag zur Die im Kanton Bern gewährte Weiterbildungs- Der Kantonsbeitrag beläuft sich auf rund CHF geltlich geleistet, ergänzt und unterstützt die be- Versorgungssicherheit mit qualifiziertem Personal pauschale ist konform mit den Zielsetzungen der 1.5 Mio. pro Jahr. zahlte Arbeit, tritt aber nicht in Konkurrenz zu leisten. Die Ausbildungsverpflichtung dient somit interkantonalen Vereinbarung zur Finanzierung ihr. Exakte Zahlen zum Anteil an Freiwilligenarbeit der Gewährleistung der Versorgungsziele, dies der ärztlichen Weiterbildung (Weiterbildungs- Die demografische Entwicklung führt dazu, dass im Gesundheitsbereich liegen nicht vor, die Be- auch im Interesse der verpflichteten Betriebe. Die finanzierungsvereinbarung, WFV), welche die die Bevölkerung im Kanton Bern bis ins Jahr 2025 deutung darf jedoch nicht unterschätzt werden. Ausbildungsleistung wird pro Trägerschaft bemes- Schweizerische Konferenz der kantonalen um rund 60 000 Personen wachsen und der Alters- sen und jährlich verfügt. Ebenfalls jährlich werden Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) quotient auf 40.0 ansteigen wird. 45 Dies, sowie die erbrachten Ausbildungsleistungen geprüft. den Kantonen zur Ratifizierung unterbreitet hat. die wenig bedarfsgerechte Verteilung des Personals Mit der Vereinbarung soll einerseits den Spitälern und der zunehmende Mangel an Gesundheits- In 361 Betrieben (Spitäler, Psychiatrie- und Rehabili- ein gesamtschweizerisch einheitlicher pauschaler personal erfordern zusätzliche Massnahmen im tationskliniken, Rettungsdienste, stationärer Lang- Mindestbetrag an die ärztliche Weiterbildung in Bereich des Personals in der Gesundheitsver- zeitbereich, Spitex sowie private Praxen) wurden der Höhe von CHF 15 000 ausgerichtet werden. sorgung. Die Situation ist regional unterschiedlich: im Jahr 2017 insgesamt 1443 Abschlüsse 44 reali- Anderseits soll ein interkantonaler Ausgleich dafür Der Fachkräftemangel betrifft insbesondere siert (Sekundarstufe II, Höhere Fachschule (HF), sorgen, dass die mit der ärztlichen Weiterbildung ländliche Regionen, die Pflegefachpersonen und Fachhochschule (FH)). verbundenen finanziellen Belastungen weniger die Grundversorgerinnen und Grundversorger 46, 46 Zu den Grundversorgerinnen und Grundversorgern zählen Ärztinnen und Ärzte mit einem Facharzttitel in Allgemein- 45 Vgl. Bevölkerungsprojektionen für den Kanton Bern. medizin, Innerer Medizin und Allgemeiner Innerer Medizin, Verfügbar unter: https://www.fin.be.ch/fin/de/index/finanzen/ Kinder- und Jugendmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, finanzen/statistik/bevoelk/bevoelkerungsprojektionenszenarien1. (Kinder- und Jugend-)Psychiatrie sowie Praktische Ärztinnen 44 GEF, Reportingbericht zur Ausbildungsverpflichtung 2017. html. und Ärzte. 24 25
© Bern Welcome 5. SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse gliedert die Ist-Situation in zu erhalten, die Schwächen zu beheben, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. die Chancen zu nutzen und die Risiken zu Ziel der Gesundheitsstrategie ist es, die Stärken minimieren. VERSORGUNG UND IHRE STEUERUNG Stärken Schwächen Generell ist das Versorgungsangebot mit ambulanten und stationä- Regional und nach Fachgebieten bestehen Unter- und Überversor- ren Leistungen umfassend, diversifiziert, verfügbar und qualitativ auf gungen. Die regionale Verteilung der ambulanten Grundversorgung einem hohen Stand. Die Bevölkerung hat die Möglichkeit, innerhalb ist zu wenig ausgewogen. In ländlichen Regionen ist die hausärzt- des Kantons fast die ganze Bandbreite medizinischer Leistungen zu liche Versorgung zunehmend nicht gesichert. beziehen, von der ambulanten Grundversorgung bis hin zur hoch- Generalisten für die ganzheitliche Behandlung von multimorbiden spezialisierten Medizin. Patienten fehlen wegen der voranschreitenden Spezialisierung. Für Gesundheitsleistungen sind für alle zugänglich. multimorbide Patienten fehlt systembedingt weitgehend die koordi- Der Kanton Bern verfügt über zwei Universitätsspitäler (Inselspital nierte Nachversorgung nach einem Spitalaufenthalt. und UPD) und zieht Patientinnen und Patienten aus anderen Kanto- Eine gezielte Steuerung fehlt: Eine quantitative Steuerung (Planung nen an. Als Universitäts- und Medizinalstandort ist der Kanton Bern und Kontrolle) besteht in den wenigsten Versorgungsbereichen. attraktiv für nationale und internationale Fachkräfte und hat eine Auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Bereichen sind starke Ausstrahlung. die Regulierungen zu wenig koordiniert und führen zu weitreichen- Verschiedene spezialisierte öffentliche und private Gesundheits- den, manchmal unkoordinierten und zu wenig durch moderne ICT anbieter wirken zusammen im stationären, psychiatrischen und unterstützten Dokumentationspflichten. Nicht geeignete Systeme Rehabilitationsbereich. und mangelnde Schnittstellen führen zu ineffizientem Ressourcen- Die stationären Leistungserbringer sind kompetitiv. Der Kanton einsatz. Bern setzt das KVG korrekt um und ist zurückhaltend bei der Die Regulierungen sind nicht an die unterschiedlichen Voraussetzun- Finanzierung von gemeinwirtschaftlichen Leistungen. gen und Bedürfnisse der verschiedenen geografischen Regionen Es gibt keine offensichtliche Rationierung medizinischer Leistungen angepasst. aufgrund des Kostendrucks. Kurative, präventive und palliative Versorgung sind heute zu wenig Die regionale Planung für stationäre Leistungen sichert die wohn- aufeinander abgestimmt und die Alimentierung erfolgt nicht adäquat. ortnahe Grundversorgung. Konzeptionelle und strukturelle Mängel erschweren teilweise die Durch die Verselbständigung der ehemals öffentlichen Spitäler und effiziente und effektive Leistungserbringung. Die Strukturen sind Psychiatrien als Aktiengesellschaften besteht bei diesen eine hohe komplex und zu wenig auf die heutige Versorgungsrealität zuge- Flexibilität bezüglich Ausgestaltung der Angebote. schnitten. Der Kanton Bern ist autark, die Mehrheit der Bernerinnen und Die heutige Versorgung ist zu stark auf die Akutversorgung und Berner lassen sich im Kanton versorgen. Zusätzlich versorgen den stationären Bereich ausgerichtet. Berner Leistungserbringer viele ausserkantonale Personen. Die Fragmentierung der Versorgungsbereiche – in der Gesund- Keine Eingriffe durch den Kanton Bern begrenzen oder verteuern heitsversorgung, aber auch zwischen Gesundheitsversorgung und das Angebot. Sozialbereich – setzt eine Koordination zwischen den Angeboten voraus, die heute noch nicht optimal erfolgt. Die verschiedenen Berufsgruppen, Leistungserbringer und die Versorgungsbereiche sind entlang der Versorgungskette und sektorübergreifend unge- nügend vernetzt. Im Kanton Bern sind die Gesundheitschancen in der Bevölkerung nach sozialer Lage und Status unterschiedlich. Mangelnde Regelfinanzierung für integrierte Versorgung. Auf dem Weg zu einer patientenzentrierten, ganzheitlichen Versorgung, welche die ganze Behandlungskette einschliesst, sind heute noch zahlreiche Hürden regulatorischer, organisatorischer und finanzieller Art zu überwinden und Innovationen zu entwickeln. Es fehlt heute ein gut realisierbares Angebot an (akuter) Über- Durch den Kanton gangspflege, das die integrierte Versorgung verbessern würde. beeinflussbar 26 27
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