Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz)
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© Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel 15 (2014) 91 Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) Daniel Küry Zusammenfassung: Quellen sind als Lebensräume nur wenig bekannt, beherbergen jedoch eine hohe Vielfalt seltener und bedrohter Arten. Um die naturnahen Quellen und deren Lebensgemein- schaften im Kanton Basel-Landschaft zu charakterisieren sowie den Schutz und die Förderung zu verbessern, hat der Gewässerschutzverband Nordwestschweiz im Jahr 2010 die Untersuchung von Struktur und Tiergemeinschaften in 130 Quellen aus 30 Gemeinden veranlasst. Mit über 61 % war der Anteil der Fliessquellen mit ihren verschiedenen Untertypen am höchsten. Sickerquellen und lineare Quellen hielten zusammen einen Anteil von 30 % und fast 8 % waren künstliche Quellaus tritte. Nur ein Quellaustritt besass die Form einer Tümpelquelle. Die Struktur war in 113 Fällen (87 %) naturnah oder bedingt naturnah. Das Makrozoobenthos setzte sich aus 154 verschiedenen Taxa zusammen. Dominante und weit verbreitete Tiergruppen waren die Zweiflügler (Diptera) und die Köcherfliegen (Trichoptera) gefolgt von den Käfern (Coleoptera), Eintagsfliegen (Ephemeroptera) und Steinfliegen (Plecoptera). Die Tiergemeinschaft bestand aus über 16 % krenobionten und fast 25 % krenophilen Arten. Im Schnitt lebten in den Quellen 13,5 Taxa. Karst-Fliessquellen, Alluvial-Fliessquellen und Kalksinter-Fliess- quellen besassen mit durchschnittlich 20 bis 27 Taxa den höchsten Artenreichtum. In den übrigen Quelltypen lag die mittlere Taxazahl zwischen 11 und 17. Die Bewertung der Quellen mit dem Ma- krozoobenthos ergab nur in 60 der 123 Fälle (49 %) einen quelltypischen oder bedingt quelltypischen Zustand. Eine Bestenliste bezeichnet die 26 Quellen mit den meisten quelltypischen Tierarten und der höchsten Anzahl Rote Liste-Arten im Kanton Basel-Landschaft. Diese sollten als Lebensräume unter Schutz gestellt werden. Die wichtigsten Beeinträchtigungen für die Fauna sind ein massiver Rückgang der natürlichen und naturnahen Quellen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sowie Beeinträchtigungen durch Pestizide oder Düngereinschwemmungen. Zudem erhielten Quellen früher auch in Naturschutzkreisen zu wenig Beachtung. Ein Schutz und eine Förderung dieser Lebensräume blieben aus. Es wird deshalb angeregt, die Quellen und ihre Lebensräume mit einem Aktionsprogramm besser bekannt zu machen und zu schützen. Dazu gehören Massnahmen zur Erhaltung einzelner Quellen mit intakter Lebens- gemeinschaft, aber auch Projekte zur Schaffung neuer Quell-Lebensräume an Orten, wo die alten Drainagesysteme geschädigt sind, oder der Rückbau von nicht mehr benötigten Quellfassungen. Abstract: Characterization and conservation of natural and near-natural springs in Canton Basel Country (Switzerland). Spring habitats are poorly known but are colonized by a high diver- sity of rare and endangered species. The Association for the Protection of the Waters in Northwestern Switzerland initiated a project to characterize, protect and support habitats and macrozoobenthos of springs in the Canton of Basel Country. More than 61 % of the 130 springs investigated were rheo- crenes (in different subtypes) while helocrenes and linear springs together were equal to 30 %. Arti- ficial springs with 8 % and limnocrenes with less than 1 % were the most rare types. An evaluation of the structural habitat characteristics rated a total of 113 springs (87 %) the categories «near-natu- ral» and «conditionally near-natural». The macrozoobenthos consisted of 154 taxa of which the most abundant and widespread were Diptera, Trichoptera, Coleoptera, Ephemeroptera and Plecoptera. More than 16 % were crenobiontic and almost 25 % were crenophilous species. The springs were colonized by a mean of 13.5 taxa. Carstic rheocrenes, alluvial rheocrenes and lime-sinter rheocrenes had the highest richness with
92 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 eans between 20 and 27 taxa, whereas the other spring types were poorer with taxa numbers m between 11 and 17. The evaluation of the macrozoobenthos resulted in 49 % of the springs classified in the categories «typical» and «near-typical». A list of the best springs according to the macrozoo- benthos evaluation and the number of red list taxa resulted in 26 locations. To each of them a strict conservation is proposed. The most important factors affecting the fauna of springs in the Swiss Jura mountains seem to be a massive loss of natural spring habitats since the mid-20st century and draining of pesticides and mineral fertilizers. In the past springs have generally been neglected as habitats deserving conser vation even by conservationists. As a consequence protection or support of the habitats did not take place. An action plan for the conservation of spring habitats and the spring fauna is proposed. Measures to be taken are the conservation of individuals spring with high species richness, projects to create new habitats where old drainage system are damaged or the deconstruction of tapped springs. Keywords: spring habitats, evaluation of spring habitats, evaluation of spring fauna, Ökologische Wertesumme
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 93 Einleitung gischer Studien an Quellen in der Region Basel. Im gleichen Zeitraum wurden auch in verschie- Quellen sind Orte, an denen Grundwasser an die denen Gebieten Deutschlands die Wissenslü- Oberfläche kommt. Quellen hatten in der Schweiz cken bei Quellen sowie ihre Bedeutung für den neben direkten Grundwasserfassungen wie Sod- Naturschutz erkannt (z. B. Bayerisches Landes- brunnen seit jeher eine grosse Bedeutung als amt für Umwelt 2008). Die Stichproben dieser Trinkwasserressource. Der Quellanteil an der Untersuchungen waren verhältnismässig klein. Trinkwasserversorgung in der Schweiz beträgt Deshalb blieb die Kenntnis der Bedrohung so- heute rund 40 % (SVGW 2009, http://www. wie die Notwendigkeit des Schutzes und der trinkwasser.ch) und ist damit immer noch hoch. Aufwertung von Quell-Lebensräumen in der Die meisten Quellen befinden sich in steilem Nordwestschweiz weiterhin lückenhaft (Con- bis schwach geneigtem Gelände. Grundwasser- tesse & Küry 2005, Küry 2009). austritte können aber als Alluvialquellen auch in Quell-Lebensräume werden hauptsächlich natürlichen Flussebenen mit geringem Gefälle beeinflusst durch die Geologie des Untergrunds, liegen oder als Karstquellen aus senkrecht abfal- die Eigenschaften und Kapazität der unterir- lenden Felsen auftreten. Nicht gefasste Quellen dischen Wasserspeicher, die Austrittsform, die werden seit rund 100 Jahren aufgrund dieser Schüttung, die Struktur des Geländes, die umge- Austrittsformen in Fliess- oder Sturzquellen, bende Vegetation und durch weitere Faktoren Sicker- oder Sumpfquellen sowie Tümpelquel- wie klimatische Bedingungen oder Höhenlage len unterschieden (Steinmann 1915, Thiene- (Zollhöfer 1997, von Fumetti et al. 2006, von mann 1924). Das Wasser von Fliessquellen oder Fumetti et al. 2007, Küry 2009, Lubini et al. Rheokrenen (griech. krene = Quelle) entspringt 2010, von Fumetti und Nagel 2011). in Form eines kleinen Baches, in Sickerquellen Im Offenland sind Quellen in der Regel von oder Helokrenen sickert es flächig aus dem Bo- einer dichten Vegetation von Hochstauden und den hervor. Wenn es nicht sogleich abfliessen Röhricht gesäumt, während im Wald Moose und kann, sammelt sich das Wasser der Tümpelquel- wenige Gefässpflanzenarten zu den einzigen len oder Limnokrenen in einem Weiher. Diese makroskopischen Wasser- und Uferpflanzen ge- «Dreifaltigkeit der Quelltypologie» wurde für hören. den Schweizer Jura erweitert und verfeinert Mit Ausnahme von Alluvialquellen sind Quel- durch lineare Quellen, unversinterte Fliessquel- len fischfreie Gewässer und werden von zahl- len, Kalksinter-Fliessquellen und Karst-Fliess- reichen Makrozoobenthosarten besiedelt (Zoll- quellen (Zollhöfer 1997). höfer 1997, Lubini 2007). Wichtige Gruppen Während die gefassten Quellen hinsichtlich sind die Amphibia, Turbellaria (Strudelwürmer), ihrer Wasserqualität und Ergiebigkeit gut unter- Mollusca (Weichtiere: Schnecken und Mu- sucht sind, blieben die Beschaffenheit der Quell- scheln), Crustacea (Krebstiere), Ephemeroptera Lebensräume und die Zusammensetzung ihrer (Eintagsfliegen), Plecoptera (Steinfliegen), Odo- Lebensgemeinschaften lange Zeit fast unbe- nata (Libellen), Trichoptera (Köcherfliegen) und kannt. In der Schweiz hatten Bornhauser (1913) Diptera (Zweiflügler). und Steinmann (1915) den Lebensraum Quelle Mit dem raschen Wachstum der Siedlungen untersucht. Während des Zweiten Weltkriegs Ende 19. und Anfang 20. Jahrhundert sind viele folgte eine Untersuchung der Quell-Lebensge- Quellen zur Trinkwasserversorgung gefasst meinschaften im Schweizerischen Nationalpark worden. In den 1940er-Jahren führten die gross- (Nadig 1942). Bis Ende der 1990er-Jahre fehlten flächig ausgeführten Meliorationen weitgehend in der Schweiz ökologische Untersuchungen der zum Verschwinden der Quellen im Offenland Quell-Lebensräume. Mit der Studie von Zollhö- (Zollhöfer 1997, Ammann 2001, Contesse und fer (1997) und dem Projekt der Stiftung Mensch- Küry 2005, Küry 2009, Lubini et al. 2012, Rüet- Gesellschaft-Umwelt (MGU) an der Universität schi et al. 2012). Neben dem Nutzen für die Ge- Basel (von Fumetti et al. 2006, von Fumetti et al. sellschaft hat diese Entwicklung jedoch auch zu 2007) begann eine Serie faunistisch-ökolo- einem starken Rückgang der Quell-Lebens-
94 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 räume und einem Verlust der Biodiversität ge- Das Ziel des vorliegenden Projekts war die führt. Im Kanton Aargau zum Beispiel sind von Erfassung der Ökomorphologie, der Struktur 1880 bis in die 1990er-Jahre mehr als 95 % der und der Lebensgemeinschaft der natürlichen Quell-Lebensräume verschwunden (Zollhöfer oder naturnahen Quellen. Mit den Untersu- 1997, Ammann 2001). chungen hat der Verband die folgenden Ziele Die Bedeutung der Quellen als Lebensräume verfolgt: bedrohter Arten wurde jedoch erst in den 1990er- (1) Die Studie erfasst die Häufigkeit und Ver- Jahren erkannt (Zollhöfer 1997, Zollhöfer 1999, breitung der klassischen Quelltypen (Fliessquel- Boschi et al 2003). Die Roten Listen der Ein- len, Sickerquellen und Tümpelquellen) im Kan- tagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen der ton Basel-Landschaft. (2) Sie bezeichnet die Schweiz bestätigten dies und zeigten, dass Quel- Landschaftsgebiete und -bereiche, in welchen len die Gewässer mit dem höchsten Anteil Rote naturnahe Quellen besonders häufig sind. (3) Liste-Arten in fast allen Gefährdungsklassen Mit der Untersuchung werden die Lebensge- sind (Lubini et al. 2012). meinschaften natürlicher und naturnaher Quel- Die starke Bedrohung der Quellen hat den len im Kanton Basel-Landschaft charakterisiert. Gewässerschutzverband Nordwestschweiz dazu (4) Die Studie untersucht die Vorkommen beson- veranlasst, ein Projekt zum Zustand und zur ders bedrohter und seltener Arten in Baselbieter Gefährdungssituation der Quellen und ihrer Quellen. (5) In ihr werden die Bedrohungsfak- Lebensgemeinschaften im Kanton Basel-Land- toren der naturnahen und natürlichen Quellen schaft zu initiieren. Dieses sollte aufzuzeigen, ermittelt. (6) Das Projekt formuliert Massnah- wo Massnahmen zum Schutz und zur Förderung men zum Schutz und zur Förderung der Lebens- von Quellen notwendig sind. gemeinschaften in den Quellen. Untersuchte Quellen im Kanton Basel-Landschaft Kantonsgrenzen Gewässer Quellen mit Unter Basel suchung der Fauna Bekannte Quellen nicht untersucht Liestal Sissach Laufen Waldenburg Abb. 1: Lage der 130 untersuchten und 113 bekannten jedoch nicht untersuchten Quellen im Kanton Basel- Landschaft.
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 95 Untersuchungsgebiet 59 Gemeinden lokalisiert und dokumentiert (Handschin 2009). Mehr als die Hälfte davon – Die Quellen als Austrittsorte von Grundwasser 123 resp. 130 Quellen in 30 Gemeinden – wur- sind über das gesamte Kantonsgebiet verteilt. In den für diese Studie ausgewählt (Abb. 1). Die den Juraketten befinden sich die höchstgele- untersuchten Quellen sind bezüglich ihrer Aus- genen Quellen, deren Abflüsse durch die Verei- prägung und Grösse sehr unterschiedlich und nigung rasch zu Bergbächen heranwachsen. Die dürften einen grossen Teil der vorkommenden im Bereich der Bachoberläufe engen und oft Quelltypen abdecken (Abb. 2). stark eingeschnittenen Täler weiten sich mit zu- nehmender Distanz zur Quelle auf. Viele Aus- Methoden trittsorte von Grundwasser liegen im Mittelhang oder Hangfuss der von den Flüssen geschaffenen Die Zuordnung zu den Quelltypen wurde nach Täler im Tafeljura oder im Kettenjura. Aus Sei- Zollhöfer (1997) und Baltes et al. (2004) vorge- tentälern münden kürzere Bachläufe in die nommen. Bei Übergangsformen zwischen grösseren Flüsse. Ihre Quellen befinden sich in einzelnen Typen wurde jeweils die Hauptausprä- verschiedenen Höhenlagen und nur wenige Ki- gung berücksichtigt. Mehrere benachbarte lometer entfernt von den Hauptgewässern. Auf Quellen des gleichen Grundtyps wurden als Juraweiden treten gelegentlich Sickerquellen Quellsysteme und diejenigen verschiedenartiger auf, die vermutlich durch Einfluss der Bewei- Grundtypen als Quellkomplexe angesprochen. dung aus Fliessquellen entstanden sind und teil- Die Struktur wurde an 130 Quellen aus 30 weise nach kurzer Distanz wieder versickern Gemeinden erhoben (Anhang 1). Das Vorgehen (Zollhöfer 1997). Die Auen, in denen die Haupt- richtete sich nach dem Methodenentwurf «Öko- gewässer als verzweigte Flusssysteme oder bei logische Bewertung von Quellen», welcher im sehr geringem Gefälle als mäandrierende Fluss- Auftrag des BAFU ausgearbeitet wurde (Lubini abschnitte herrschten, hatten bis zu den grossen et al. 2010). Die Methode umfasst eine Struktur- Gewässerkorrektionen ab dem 19. Jahrhundert bewertung und eine Bewertung auf der Basis des fast die gesamte Breite der Talsohle eingenom- Makrozoobenthos. Die Strukturkartierung in men. Damals war in den Auen vielerorts flussbe- dieser Methode erfolgte nach Schindler (2004). gleitendes Grundwasser in Form von Alluvial- Sie erfasst einerseits die ökologischen Defizite Fliessquellen oder Giessen zutage getreten. In oder «Schadstrukturen» und charakterisiert an- den Ausläufern des sundgauisch-schweize- dererseits die für die Fauna wichtigen Parameter rischen Lösshügellands im Nordwesten des der Quell-Lebensräume oder «Wertstrukturen». Kantonsgebiets sind die Erhebungen flacher und Die faunistische Beprobung und Bewertung ba- sanft gewellt. Die breite Talsohle war früher siert auf der Zeitsammelmethode nach Fischer grossflächig vernässt und vom mäandrierenden (1996) und wurde an 123 Objekten durchge- Birsig und seinen Zuflüssen beherrscht. Am führt. Im oberen Bereich der Quellen – in der Rand der lössbedeckten Plateaus haben sich in Regel 20 Meter unterhalb der Austrittstelle – den mittleren bis höheren Lagen Quellen ausge- wurden mit Keschern von maximal 500 µm bildet. Einige Quellen haben durch Rückwärtse- Maschenweite solange Tiere gesammelt, bis rosion teilweise tiefe Gräben geformt. Ähnlich während 10 Minuten kein neues Taxon mehr offen ist das Laufenbecken, welches jedoch et- gefunden wurde. Der minimale Sammelauf- was höher liegt und von der tief eingeschnittenen wand betrug 45 Minuten. An den meisten Quel- Birs durchquert wird. Über dem Kalkgestein len wurden zusätzlich vier faunistische Proben haben sich hier Lehme abgelagert. auf einer Substratfläche von 10 x 10 cm entnom- Im Rahmen von Vorarbeiten des Gewässer- men. Bei der Auswertung der Fauna wurden die schutzverbands Nordwestschweiz in den Jahren folgenden Gruppen möglichst bis zur Art be- 2008 und 2009 wurden in den verschiedenen stimmt: Amphibia (Lurche), Turbellaria (Stru- Bezirken des Kantons Basel-Landschaft insge- delwürmer), Mollusca (Weichtiere), Crustacea samt 243 naturnahe und natürliche Quellen aus (Krebstiere), Ephemeroptera (Eintagsfliegen),
96 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 Alluvial-Fliessquelle Stegmatt Lupsingen (40.1631). Kalksinter-Fliessquelle Dübach 1.1 Rothenfluh (56.1858). Sickerquelle Dürrenbergbach Langenbruck (34.1513). Karst-Fliessquelle Nünbrunnen Waldenburg (67.2021). Karst-Fliessquelle Nünbrunnenbach Zeglingen Künstlicher Quellaustritt des Fleischbachs Therwil (71.2091). (64.1984). Abb. 2: Beispiele der untersuchten Quellen und Quelltypen: Alluvialquelle, Kalksinter-Fliessquelle, Sicker- quelle, Karstquelle, künstlicher Quellaustritt. Fotos: D. Küry, C. Eisenring.
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 97 Plecoptera (Steinfliegen), Odonata (Libellen), wird der Mittelwert der Parameter «Schadstruk- Coleoptera (Käfer), Trichoptera (Köcherfliegen) turen» und «Wertstrukturen» errechnet und der und aus der Gruppe der Diptera (Zweiflügler) entsprechenden Bewertungsklasse in Tab. 2 zu- die Stratiomyidae (Waffenfliegen). Da eine Art- geordnet. bestimmung nicht bei allen Gruppen möglich ist, Zur faunistischen Bewertung wird die Ökolo- wird im Folgenden in der Regel von Taxa ge- gische Wertesumme (ÖWS) nach der folgenden sprochen. Dabei handelt es sich meist um Arten, Formel ermittelt: als Larven nicht weiter auftrennbare Gattungen oder Artengruppen sowie um Familien. ∑ ÖWZ * Häufigkeit = Ökologische Wertesumme (ÖWS) Taxazahl Die Häufigkeiten der Makrozoobenthostaxa wurde mit den folgenden Häufigkeitsklassen er- fasst: 1: 1–2 Individuen, 2: 3–7 Individuen, Die Ökologische Wertesumme wird gemäss 3: 8–15 Individuen, 4: 16–50 Individuen, 5: >50 Tab. 3 in eine der fünf Zustandsklassen gestellt. Individuen. In den flächenbezogenen Proben Die Gefährdungseinstufung für die Arten liegen auch absolute Häufigkeitsangaben vor. erfolgte auf der Basis der Roten Listen der Zur faunistischen Bewertung wurden die Ar- Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen ten aufgrund ihrer Bindung an Quellhabitate (Lubini et al 2012). Sie ist die Grundlage für eine eingestuft (Lubini et al. 2010). Diese sogenannte Naturschutz-Bewertung der vorhandenen Quell- Ökologische Wertezahl (ÖWZ) liegt zwischen 1 typen. für ubiquistische Taxa («Allerweltsarten») und Die Einstufung in die Ernährungstypen (Fil- 16 für krenobionte Arten (Quellbewohner) (Tab. trierer, Zerkleinerer, Sammler, Weider, Räuber, 1). Die Zuordnung der Ökologischen Wertezah- Parasiten) basiert auf den Einstufungen von Graf len erfolgte nach der Einschätzung in Lubini et et al. (2008), Graf et al. (2009) und Buffagni et al. (2010) und wurde für dort nicht aufgeführte al. (2009) sowie aus der von der EU unterstütz- Taxa nach Fischer (1996), Graf et al. (2008, ten Datenbank http://www.freshwaterecology. 2009) und Buffagni et al. (2009) ergänzt. Die info. Die nach dem 10-Punktesystem vorgenom- Liste der verwendeten Einstufungen ist im An- mene Einteilung wurde vereinfacht. Bei der Zu- hang 2 wiedergegeben. ordnung einer Art zu mehreren Ernährungstypen Die Ergebnisse der Strukturbewertung und wurden nur die Typen mit einer Gewichtung ≥ der faunistischen Bewertung wurden analog der 60 % verwendet. Bei einer Punkteverteilung von Wasserrahmen-Richtlinie der EU den 5 Quali- 50:50 wurde eine Klasse mit beiden Ernährungs- tätsklassen zugeteilt. Bei der Strukturbewertung typen gebildet. ÖWZ Definition Biozönose Typ Beispiel Arten Eigentliche Quellbewohner aquatische Quellfauna, Parachiona picicornis; 16 hygropetrische Fauna Krenobiont Ernodes articularis 8 Verbreitungsschwerpunkt Quellbach oder Grundwasser, Krenophil Synagapetus dubitans; Rheophile Quellbach- und Grundwasserfauna Leuctra braueri; Bythiospeum sp. 4 Verbreitungsschwerpunkt Rhithral, regelmässig im Krenophil – Micrasema morosum; Krenal Bachfauna rhithrobiont Gammarus fossarum Verbreitungsschwerpunkt Rhithral, selten im Krenal oder feuchtigkeitsliebende Begleitfauna oder Rhithrobiont, Silo nigricornis, Ancylus fluviatilis; 2 Substratspezialisten Bachfauna, akzessorische hygrophil Lype reducta Landfauna 1 Weite Verbreitung in allen Gewässertypen, Ubiquisten Eurytop Baetis rhodani; Limnephilus lunatus Tab. 1: Typisierung des Makrozoobenthos der Quellen und Zuordnung der Ökologischen Wertezahl (ÖWZ) nach Fischer (1996) und Lubini et al. (2010).
98 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 Strukturwert 0.60–1.80 1.81–2.60 2.61–3.40 3.40–4.20 4.21–5.00 Zustandsklasse naturnah bedingt naturnah mässig geschädigt stark geschädigt beeinträchtigt 1 2 3 4 5 Tab. 2: Strukturwert und Zustandsklassen der Quell-Lebensräume nach Lubini et al. (2010) und Schindler (2004). ÖWS >20 15.0–19.9 10.0–14.9 5.0–9.9
0 Alluvial-Fliessquelle Kalksinter-Fliessquelle Karst-Fliessquelle Fliessquelle Lineare Quelle Sickerquelle Tümpelquelle künstlicher Quellaustritt Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher Quelltyp 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 99 Abb. 3 Verteilung der untersuchten 130 Quellen im Kanton Basel-Landschaft auf die verschiedenen Quelltypen. 35 versitätsmass der einzelnen Quellen variierte 30 stark und lag zwischen 1 und 38. Ihr Mittelwert betrug 13,5 Taxa. Um diesen Wert gruppierten Anzahl Quellen 25 20 sich 72 Quellen (58,5 %), in denen jeweils zwi- 15 schen 8 und 17 Taxa nachgewiesen wurden. In 10 24 respektive 21 Quellen bestand die Fauna aus 5 1 bis 7 Taxa oder 18 bis 29 Taxa (Abb. 6). Die 0 höchsten Taxazahlen von 30 und mehr wurden in 300–350 m 351–400 m 401–450 m 451–500 m 501–550 m 551–600 m 601–650 m 651–700 m 701–750 m 751–800 m 801–850 m 851–900 m 901–950 m 950–1000 m 1001-1050 m lediglich 6 Quellen erreicht. Die Anzahl Taxa pro Quelle nahm zwischen Höhe ü. M. 700 und 800 m Höhe ab (Abb. 7). Oberhalb von Abb. 4: Höhenverteilung der untersuchten Quellen. Abb. 4: Höhenverteilung der untersuchten Quellen im Kanton Basel-Landschaft. 800 m ü. M. wurden in keiner Quelle mehr als 20 Taxa nachgewiesen. Über alle untersuchten Ob- 90 jekte betrachtet, besteht ein Trend einer Abnahme 80 der Gesamttaxazahl mit zunehmender Höhe. 70 In den untersuchten Quellen wurden 154 Taxa 60 aus 25 übergeordneten Tiergruppen nachgewie- 50 sen. Den höchsten Anteil hatten die Trichoptera Anzahl Quellen 40 30 und Diptera mit 34 respektive 37 Taxa. Eintags- 20 fliegen, Steinfliegen und Käfer bildeten eine 10 zweite Gruppe mit 11 respektive 14 Taxa. Von 0 den übrigen Gruppen waren die Wassermilben naaturrnah h beedingt natturn nah m sig natu mäs n urnaah geschäädiggt staark gesch g hädigt mit acht verschiedenen Taxa am häufigsten. Al- Zusstan ndskklassse Sttrukkturb bewwertuung lerdings wurden diese nur in wenigen Proben bis zur Art bestimmt. Mit Vorkommen in 100 oder Abb. 5: Anzahl Quellen in den fünf Zustandsklassen henmehr Quellen bildeten die Oligochaeta, Amphi- Abb. 5 der 5: An nzah Strukturbewertung. hl Quelleen in n de en fü ünf Zust Z tand dskla Die asse en der S Strukturklassen Strukkturbbewe ertung. Die Stru entspre- uktu urkla assen en ntsprech den folg gend den Weerten ges schä n: natur chen n rnah ädigtt: 4,2 h: 0,60– den 21–5 0 –1,80, b 5,00 0. bediingt natturnah: 1,8 81–2 2,60, mä folgenden Werten: naturnah: 0,60–1,80, ässig natur n rnah h: 2,61––3,40, gesc g chäd poda, digt: 3,4 41–4 Trichoptera 4,20, sttark und Diptera den Grundstock bedingt naturnah: 1,81–2,60, mässig naturnah: 2,61– der Quellfauna im Untersuchungsgebiet (Abb. 3,40, geschädigt: 3,41–4,20, stark geschädigt: 4,21– 8). Von den übrigen Taxa waren die Plecoptera, 5,00. Coleoptera und die Eulamellibranchiata in mehr als der Hälfte aller Quellen präsent und können Die Struktur der 130 nicht gefassten Quellen damit ebenfalls zu den charakteristischen Quel- wurde bei 80 (61,5 %) als naturnah und 33 lenbewohnern gezählt werden. Keines der über- (25,5 %) als bedingt naturnah eingestuft. Die geordneten Taxa kam in allen 123 Quellen vor. Anzahl mässig naturnaher und geschädigter Die Gruppe der krenobionten Taxa besteht aus Quellen war mit 14 (10,8 %) und drei (2,3 %) acht Köcherfliegenarten und vier Taxa der Fami- deutlich geringer (Abb. 5). lie der Waffenfliegen (Stratiomyidae, Zweiflüg- Der Strukturwert der untersuchten Quellen ler). Die Strudelwürmer und die Steinfliegen zeigte eine schwache negative Korrelation mit waren mit je einer Art vertreten. Unter den kre- der Höhe (R2 = 0.02974). Die Struktur der höher nophilen Vertretern gehörten sieben zu den Kö- gelegenen Quellen zeigte einen Trend zu einer cherfliegen sowie je drei zu den Steinfliegen und grösseren Naturnähe. Käfern. Schnecken und Krebstiere waren mit je zwei Taxa und Strudelwürmer, Muscheln und Zusammensetzung der Quellfauna Libellen mit je einem Taxon vertreten (Bei- spiele: Abb. 9). Die Untersuchung des Makrozoobenthos der Die Einstufung von 105 Taxa bezüglich ihrer untersuchten Quellen ergab insgesamt 2’529 Habitatbindung an Quell-Lebensräume ergab faunistische Datensätze, die im Anschluss aus- 14 (16,3 %) Quellbewohner im engeren Sinn gewertet wurden. Die Gesamttaxazahl als Biodi- (krenobionte Arten, ÖWZ = 16) und 21 (24,4 %)
100 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 14 bitans sowie der Steinfliegenart Leuctra braueri 14 12 deutlich geringer. Die übrigen krenobionten 12 10 Taxa besassen mit Vorkommen in 15 Quellen oder weniger (≤12,2 %) die geringste Stetigkeit. Quellen 10 8 Unter den krenophilen Arten waren der Stru- Quellen Anzahl 8 6 delwurm Polycelis felina und die Steinfliege Anzahl 6 4 4 Nemoura marginata mit Nachweisen in 42 2 2 (34,1 %) und 37 (30,1 %) Quellen am weitesten 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 verbreitet (Abb. 11). Mit Vorkommen in 21 bis 0 Anzahl nachgewiesene Taxa 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 29 Quellen (17,1 % bis 23,6 %) war die Stetig- Anzahl nachgewiesene Taxa Abb. 6: Anzahl Quellen bezogen auf die Anzahl der Abb. 6: Anzahl Quellen bezogen auf die Anzahl der nachgewiesenen Taxa. keit der Quell-Erbsenmuschel (Pisidium perso nachgewiesenen Taxa. Abb. 6: Anzahl Quellen bezogen auf die Anzahl der nachgewiesenen Taxa. 40 natum), der Brunnenschnecke (Bythiospeum sp.) 40 35 R² = 0.0163 der Höhenflohkrebse (Niphargus sp.), der Ge- 35 30 R² = 0.0163 streiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentata, 30 25 Libellen) und der Köcherfliege (Rhyacophila pubescens) geringer. Alle übrigen Taxa kamen in Taxa Taxa 25 20 15 Quellen oder weniger vor (≤12.2 %). Anzahl 20 15 Anzahl Einzelne typische krenobionte und krenophile 15 10 Arten wie zum Beispiel die Köcherfliegenart Po 10 5 tamophylax nigricornis kamen in Quellen jeder 5 0 200 600 300 700 800 900 400 500 1000 1100 Höhe vor und zeigten mit zunehmender Höhe 0 200 Höhe (m ü. M.) 600 300 700 800 900 400 500 1000 1100 auch eine höhere Dichte (Abb. 12). Andere wie Höhe (m ü. M.) Abb. 7: Anzahl Taxa in Abhängigkeit von der Höhe der untersuchten Quellen mit Trendkurve. die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster biden Abb. 7: Anzahl Taxa in Abhängigkeit von der Höhe Abb. 7: Anzahl Taxa in Abhängigkeit von der Höhe der untersuchten Quellen mit Trendkurve. tata), die gehäuse- resp. die netzbauenden Kö- der untersuchten Quellen mit Trendkurve. cherfliegenarten Synagapetus dubitans und Plec 120 trocnemia geniculata kamen nur bis in Höhen von 100 680 resp. 900 m vor. Ihre Dichte war teilweise Anzahl Quelle mit Vorkommen 80 negativ mit der Höhe korreliert (Abb. 13). 60 Die Quellen-Erbsenmuschel (Pisidium perso 40 natum) war in der Höhe nicht limitiert, zeigte 20 jedoch in höher gelegenen Quellen ebenfalls ei- 0 nen Trend zu abnehmender Dichte. Hydroidea Tricladida Gordioidea Eulamellibranchiata Neotaenioglossa Stylommatophora Oligochaeta Hirudinea Trombidiformes Copepoda Isopoda Ostracoda Collembola Odonata Coleoptera Planipennia Trichoptera Diptera Basommatophora Amphipoda Ephemeroptera Plecoptera Heteroptera Megaloptera Lepidoptera Faunistische Charakterisierung der Quelltypen Übergeordnete Taxa Die Anzahl der Taxa in den untersuchten Quellen Abb. 8: Anzahl Quellen, in denen Tiere der überge- Abb.8: Anzahl Quellen, in denen Tiere der übergeordneten Taxa nachgewiesen werden konnten. Deutsche schwankte zwischen 1 und 38. Alluvial-Fliess- ordneten Taxa nachgewiesen werden konnten. Deut- Bezeichnungen der Gruppen siehe Tab. 4. quellen, Kalksinter-Fliessquellen und Karst- sche Bezeichnungen der Gruppen siehe Tab. 4. Fliessquellen besassen mit Mittelwerten zwischen 20 und über 32 Taxa den höchsten Taxareichtum. Taxa, die bevorzugt Quellen besiedeln (kreno- Mit einem Mittelwert von 32,25 waren die Karst- phile Taxa, ÖWZ = 8). Fliessquellen die Spitzenreiter. Die Fliessquellen, Unter den krenobionten Taxa war die gehäuse linearen Quellen und Sickerquellen waren mit bauende Köcherfliegenart Potamophylax nigri Mittelwerten zwischen 11 und 13 Taxa deutlich cornis mit Nachweisen in 48 Quellen (39,0 %) ärmer. Die künstlichen Quellaustritte befanden am weitesten verbreitet (Abb. 10). Mit Vorkom- sich mit höchstens 17 Taxa zwischen diesen bei- men in 21 bis 28 Quellen (17,1 bis 22,8 %) war den Gruppen. Vor allem in den Fliessquellen, Si- die Stetigkeit der beiden Köcherfliegenarten ckerquellen und künstlichen Quellen variierte der Plectrocnemia geniculata und Synagapetus du Taxareichtum stark (Abb. 14).
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 101 Alpenstrudelwurm (Crenobia alpina) Brunnenschnecke (Bythiospeum sp.) Quellen-Erbsenmuschel (Pisidium personatum) Höhlenflohkrebs (Niphargus sp.) Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) Steinfliegen (Leuctra braueri) Köcherfliegen (Plectrocnemia geniculata) Köcherfliegen (Potamophylax nigricornis) Abb. 9: Krenobionte und krenophile Arten in den untersuchten Quellen im Kanton Basel-Landschaft. Fotos: D. Küry, C. Eisenring, J. Zollhöfer.
Crenobia alp Oxycera cf. pardal Beraea mau Crunoecia irror Plectrocnemia genicul Oxycera triline Wormaldia occipit Oxycera cf. fall Oxycera Ernodes articularis/vici Parachiona picico Potamophylax nigrico Synagapetus dubit Leuctra bra Oxycera pygm krenobionte Taxa 102 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 Abb. 9: Krenobionte und krenophile Quelltiere in den untersuchten Quellen im Kanton Basel-Landschaft. Fotos: D. Abb. 10: Anzahl Quellen mit Nachweis krenobionter Taxa (Quellbewohner). Die Taxa gehören zu den Gruppen der Küry, C. Eisenring, J, Zollhöfer. Strudelwümer, Steinfliegen, Köcherfliegen. 50 Anzahl Quellen mit Nachweis 50 Quelle mit Nachweis 45 45 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 25 Anzahlm2) 15 10 Dichte Potamophylax nigricornis (Indiv./0.04 10 5 5 0 20 Micropterna… Bythiospeum sp. Polycelis felina Pisidium personatum Galba truncatula Niphargus sp. Proasellus sp. Beraea pullata Tinodes unicolor Cordulegaster bidentata Nemoura cf. marginata Nemoura marginata Nemurella pictetii Protonemura risi Agabus guttatus Helodes minuta-Gr. Hydraena nigrita Micropterna lateralis Micropterna lateralis/sequax Micropterna nycterobia Plectrocnemia brevis Rhyacophila hirticornis Rhyacophila pubescens 0 Crenobia alpina Leuctra braueri Ernodes articularis/vicinus Beraea maurus Parachiona picicornis Crunoecia irrorata Plectrocnemia geniculata Potamophylax nigricornis Wormaldia occipitalis Oxycera cf. fallenii Oxycera sp. Synagapetus dubitans Oxycera cf. pardalina Oxycera pygmaea Oxycera trilineata 15 10 5 krenophile Taxa krenobionte Taxa 0 Abb. 10: Anzahl Quellen mit Nachweis krenobionter Strudelwümer, Steinfliegen, Köcherfliegen. Abb. 11: Anzahl Abb. 10: Anzahl Quellen mit Nachweis krenobionter Taxa (Quellbewohner). Die Taxa gehören zu den Gruppen der Strudelwürmer, Quellen mit Nachweis krenophiler (quell-liebender) Taxa. Die Taxa gehören zu den Gruppen der 200Muscheln, Schnecken, 400 600 Libellen, Steinfliegen, Krebstiere, 800 Käfer 1000 1200 und Köcherfliegen. Abb. 11: Anzahl Quellen mit Nachweis krenophiler Taxa (Quellbewohner). Die Taxa gehören zu den Grup- (quell-liebender) Taxa. Die Taxa gehören zu den pen50der Strudelwümer, Steinfliegen, Köcherfliegen. Gruppen der Strudelwürmer, Höhe (mMuscheln, ü. M) Schnecken, Krebstiere, Libellen, Steinfliegen, Käfer und Köcher- Anzahl Quelle mit Nachweis 45 Abb. 12: Dichte der Köcherfliegenart Potamophylax nigricornis in Abhängigkeit der Höhe. 40 35 fliegen. 30 25 45 25 40 Dichte Potamophylax nigricornis (Indiv./0.04 m2) 20 40 15 Dichte Cordulagaster bidentata 35 10 35 M elwert Mitt hl Taxa 30 5 20 M dian Med n T 25 30 0 Anzahl (Indiv/0.04m2) Micropterna… 20 Bythiospeum sp. Polycelis felina Pisidium personatum Galba truncatula Niphargus sp. Proasellus sp. Beraea pullata Cordulegaster bidentata Nemoura cf. marginata Nemoura marginata Tinodes unicolor Nemurella pictetii Protonemura risi Agabus guttatus Helodes minuta-Gr. Hydraena nigrita Micropterna lateralis Micropterna lateralis/sequax Micropterna nycterobia Plectrocnemia brevis Rhyacophila hirticornis Rhyacophila pubescens 15 25 A 15 10 5 20 10 0 15 Alluvial-Fliessquelle Fliessquelle Kalksinter-Fliessquelle Karst-Fliessquelle Sickerquelle Fliessquelle Tümpelquelle Lineare Quelle künstlicher Quellaustritt ll q 10 5 5 Si k Kalksinter krenophile Taxa 0 0 200 Abb. 11: Anzahl 400 Quellen mit Nachweis 600 (quell-liebender) krenophiler 800 Taxa. Die 1000 Taxa gehören1200 zu den Gruppen der 200 400 600 800 1000 1200 Strudelwürmer, Muscheln, Schnecken, Krebstiere, Libellen, Steinfliegen, Käfer und Köcherfliegen. Q Quellltyp p Höhe (m ü. M.) Höhe (m ü. M) Abb. 12: Dichte der Köcherfliegenart Potamophylax Abb. 12: Dichte der Köcherfliegenart Potamophylax nigricornis in Abhängigkeit der Höhe. Abb. 13: Dichte der Gestreiften Quelljungfer (Cordu Ab bb. 1 14:13: Abb. und Minim M Dichte Mittl malw lere Anz werte zahl der l Taxa u undQuelljungfer Gestreiften e wiiede erge egebben. Median ne der d (Cordulegaster u unte ersu uchte en Que Qbidentata) lltyp pen..in Mit t de en sc chw warze Abhängigkeit en Höhe. der Balk B ken sind s d die e Ma axim mal- nigricornis in Abhängigkeit der Höhe. legaster bidentata) in Abhängigkeit der Höhe. 40 1 % 100% Dichte Cordulagaster bidentata 45 35 a ve F aktiv Flitrie ererr 90% % 40 p sive pass e Flittrierrer 30 80% % (Indiv/0.04m2) 35 M elwert Mitt Z klein Zerk nere er 70% % Taxa 30 25 M dian Med n S mmle Sam er hl T 25 60% % Anzahl 20 20 S mmle Sam er/W Weid der 50% % 15 W der Weid A 15 40% % 10 R ber//Samm Räu mler 5 10 30% % R ber Räu 0 20% % 5 P asite Para en Alluvial-Fliessquelle Sickerquelle Kalksinter Fliessquelle Kalksinter-Fliessquelle Karst-Fliessquelle Fliessquelle Tümpelquelle Lineare Quelle künstlicher Quellaustritt ll 10% % d rse dive q 0 0% % Si k 200 400 600 800 1000 1200 Alluvial-Fliessquellen Karst-Fliessquellen Tümpelquelle Kalksinter Fliessquelle Fliessquelle Sickerquelle Lineare Quelle künstliche Quellen ll Höhe (m ü. M.) q Tü l Abb. 13: Dichte der Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) in Abhängigkeit der Höhe. Q Quellltyp p Ab bb. 1 14: Mittl M lere Anzzahll Taxa u und Median ne der u unte ersu uchte en Quelltyp pen.. Mitt de en sc chw warze en Balk B ken sind s d die e Ma axim mal- Abb. 14: Mittlere Anzahl Taxa und Mediane der un- und Minim malwwerte e wiiede erge egeb ben. Ab bb. 15: An verrsch hied nteil de dene er v en Quell Q len. vers edenen schie n Errnäh hrun ngsttype a derr Ge en an esam mtabun ndan nz d des Ma akro ozoo oben ntho os iin den d Abb. 15: Anteil der verschiedenen Ernährungstypen tersuchten Quelltypen. Mit den schwarzen Balken an der Gesamtabundanz des Makrozoobenthos in den sind die Maximal- und Minimalwerte wiedergegeben. verschiedenen Quellen. 1 % 100% 90% % a ve F aktiv Flitrie ererr p sive pass e Flittrierrer 80% % Z klein Zerk nere er 70% % S mmle Sam er 60% % S mmle Sam er/W Weid der 50% % W der Weid 40% % R ber//Samm Räu mler
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 103 Quelltyp Mittlere Anzahl Spanne Ziel- und Kennarten Taxa Anzahl Taxa Alluvial-Fliessquelle 27 24–32 Niphargus sp., Proasellus sp., Synagapatus dubitans Kalksinter-Fliessquelle 20 11–33 (Crenobia alpina), (Niphargus sp.), Cordulegaster bidentata, Leuctra braueri, Plectrocnemia geniculata, Potamophylax nigricornis, Wormaldia occipitalis Karst-Fliessquelle 32 29–40 Pisidium personatum, Bythiospeum sp., Niphargus sp., Prosaellus sp., Synagapetus dubitans Fliessquelle 13 4–33 Pisidium personatum, Potamophylax nigricornis Lineare Quelle 11 6–17 Pisidium personatum, Cordulegaster bidentata, (Potamophylax nigricornis) Sickerquelle 13 4–28 Pisidium personatum, Beraea sp., Crunoecia irrorata, Ernodes sp. Tümpelquelle 12 – – künstlicher Quellaustritt 17 9–29 – Tab. 4: Quelltypen im Untersuchungsgebiet des Juras, Mittelwert und Spanne der Anzahl Taxa sowie Ziel- und Kennarten der jeweiligen Quelltypen. Die Anteile der in der Gewässerökologie vial-Fliessquellen traten die beiden Crustacea unterschiedenen Ernährungstypen an der Gesamt- zusammen mit Synagapetus dubitans als Kennart abundanz variierten stark von Quelltyp zu Quell- auf. In den Kalksinter-Fliessquellen waren ty- typ. Die Filtrierer (zum Beispiel Muscheln) besas pisch: Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bi sen einen Anteil von maximal 15 % in den Sicker- dentata), Leuctra braueri sowie die beiden netz- quellen. Die Zerkleinerer (zum Beispiel Bachfloh- spinnenden Köcherfliegenarten Plectrocnemia krebse) waren in den Alluvial-Fliessquellen und in geniculata und Wormaldia occipitalis. In den li- den Sickerquellen mit einem Anteil von über 60 % nearen Quellen waren ergänzend zu den Arten dominant. Hohe Anteile über 30 % erreichten die der Fliessquellen keine weiteren typischen Arten Zerkleinerer zudem in den Kalksinter-Fliessquel- vertreten, während in den Sickerquellen die len, den Fliessquellen und den künstlichen Quell Feinsediment bevorzugenden Köcherfliegentaxa austritten. Die Hauptverbreitung der Sammler Beraea sp., Crunoecia irrorata und Ernodes sp. (darunter viele Steinfliegen- und Köcherfliegen- als typische Arten auftraten. In der einzigen un- larven) war mit über 61 % am höchsten in den tersuchten Tümpelquelle konnten aufgrund ihrer Karst-Fliessquellen und in der Tümpelquelle. Die Seltenheit keine Ziel- und Kennarten ermittelt Weider (zum Beispiel Schnecken) erreichten ge- werden. ringere Anteile. Sie waren in den linearen Quellen und den Fliessquellen mit 38 und 23 % am häu- Faunistische Bewertung figsten. Generell selten waren die Räuber (zum (Ökologische Wertesumme, ÖWS) Beispiel Libellen oder Schwimmkäfer). Ihr Anteil lag jeweils unter 10 % mit Ausnahme der Karst- Aufgrund der Zusammensetzung des Makro- Fliessquellen, wo er 13 % erreichte (Abb. 15). zoobenthos wurden 23 Quellen (19,8 %) als Aufgrund der Verbreitung und der Stetigkeit quelltypisch und 37 (31,9 %) als bedingt wurde eine Zuordnung von Kenn- und Leitarten quelltypisch eingestuft. Der Zustand der Le- zu den Quelltypen im basellandschaftlichen Jura bensgemeinschaft weiterer 38 Quellen (32,8 %) vorgenommen. Typische Arten in Fliessquellen war aufgrund der Ökologischen Wertesumme generell waren Pisidium personatum und Pota quellverträglich, während 17 Quellen (14,7 %) mophylax nigricornis (Tab. 4). Die Grundwasser- resp. eine Quelle (0,9 %) als quellfremd und tiere Bythiospeum sp., Niphargus sp. und Pro sehr quellfremd eingestuft wurden (Abb. 16). asellus sp. kamen schwerpunktmässig in stark Acht Quellen wurden nicht bewertet, weil aus schüttenden Karst-Fliessquellen vor. In den Allu- unterschiedlichen Gründen keine mit einer ÖWZ
Anza 10 5 0 quelltypisch bedingt quellverträglich quellfremd sehr quellfremd quelltypisch 104 Küry Mitt. Naturf.Makrozoobenthos Bewertungsklasse Ges. beider Basel 15 Abb. 16: Anzahl Quellen in den fünf Zustandsklassen der faunistischen Bewertung mit Hilfe der Ökologischen Wertesumme (ÖWS). 40 14 35 12 30 10 Anzahl Quellen 25 8 Anzahl Quellen 20 6 15 4 10 5 2 0 0 quelltypisch bedingt quellverträglich quellfremd sehr quellfremd 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 quelltypisch Anzahl nachgewiesene ÖWZ-Taxa Bewertungsklasse Makrozoobenthos Abb. 16: Anzahl Quellen in den fünf Zustandsklassen der faunistischen Bewertung mit Hilfe der Ökologischen Abb. 17: Anzahl Quellen in Abhängigkeit der Taxa, Abb. 17: Anzahl Quellen in Abhängigkeit der Taxa, die mit einer Ökologischen Wertezahl (ÖWZ) klassiert sind. Abb. 16: Anzahl Quellen in den fünf Zustandsklassen Wertesumme (ÖWS). die mit einer Ökologischen Wertezahl (ÖWZ) klas- der faunistischen Bewertung mit Hilfe der Ökolo- siert sind. gischen 14 Wertesumme (ÖWS). 12 klassifizierten 10 Makrozoobenthostaxa gefunden wird mit dem Vorkommen von 400 – 600 naturna- Anzahl Quellen wurden. 8 hen und natürlichen Quellen gerechnet. Wenn man In6 95 Quellen wurden zwischen zwei und elf auch kleinere Quellen betrachtet, dürfte sich die Taxa4 nachgewiesen, die mit einer Ökologischen Zahl vermutlich auf rund 800 erhöhen. Wertezahl 2 (ÖWZ, Fischer 1996, Lubini et al Unter den verschiedenen Quelltypen (Aus- 2010) 0 klassifiziert waren (Abb. 17). In 25 Quel- 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 trittsformen) war die klare Dominanz der len wurden zwischen 12 und Anzahl nachgewiesene 20 ÖWZ-Taxa ÖWZ-Taxa unversinterten Fliessquellen unerwartet hoch. nachgewiesen, während nur in vier Quellen mehr Dieser Quelltyp kam praktisch im gesamten Un- als 20 klassifizierte Taxa vorkamen. In der durch- Abb. 17: Anzahl Quellen in Abhängigkeit der Taxa, die mit einer Ökologischen Wertezahl (ÖWZ) klassiert sind. tersuchungsgebiet vor. Verglichen mit den Durch- schnittlichen Quelle des Untersuchungsgebiets schnittswerten von 44 % aus Untersuchungen in kamen somit zwischen 6 und 7 ÖWZ-Taxa vor. Wäldern Bayerns (Galz & Hotzy 2011) ist der Die mittlere Ökologische Wertesumme (ÖWS) Anteil der Fliessquellen im Kanton Basel-Land- war in den Alluvial-, Kalksinter- und Karst- schaft mit 61,5 % deutlich höher. Allerdings wur- Fliessquellen mit Werten von 17,4 bis 18,3 am den auch in einigen Teilgebieten Bayerns Anteile höchsten und lag in der Kategorie bedingt von Fliessquellen zwischen 60 und 75 % erreicht. quelltypisch (Farbcode: grün). Das Mittel der Aus anderen Gebieten Europas sind bisher keine ÖWS lag bei den Linearen Quellen, Sickerquel- vergleichbaren Kartierungen bekannt. len und künstlichen Quellaustritten jeweils Der Anteil sickernder Quellaustritte war dem- zwischen 13,0 und 13,9, was der Bewertungs- entsprechend mit 15 % deutlich geringer als in klasse quellverträglich entspricht (Farbcode: Bayern (48 %), während der Anteil der linearen gelb). Quellen von 15 % in der gleichen Grössenord- nung wie in Bayern (12 %) lag. Der kleine Anteil Ökologie der Quellen der Sickerquellen im Baselbiet kann mit der ge- im Kanton Basel-Landschaft ringen Wasserhaltung des Kalkgesteins in den meist im Wald liegenden Quellen erklärt werden. Dichte, Austrittsform und Strukturbewertung Ausserhalb des Waldes ist der Boden oft tonrei- cher und wurde in der Vergangenheit als Kultur- Von den 243 bekannten Quellen wurden mit 130 land urbar gemacht. Bis ins 19. Jahrhundert rund die Hälfte untersucht. Bezogen auf die Fläche waren hier zweifellos viele Sickerquellen vor- der 30 untersuchten Gemeinden entspricht dies handen. Diese sind in den 1940er-Jahren als einer Dichte von 0.57 Quellen / km2, wobei in Folge der Drainierung grosser Flächen im Of- einem Teil der Gemeinden nicht alle bekannten fenland des Kantons Basel-Landschaft stark zu- Quellen aufgesucht wurden. Für das gesamte Kan- rückgegangen (Contesse und Küry 2005, Küry tonsgebiet Kanton Basel-Landschaft (518 km2) 2009).
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 105 Der Schwerpunkt der Alluvialquellen in tie- variabel. Die elf Eintagsfliegentaxa konnten fen Lagen kann mit dem Vorkommen dieses deshalb nur in rund einem Sechstel der unter- Quelltyps im Bereich von Schwemmebenen er- suchten Quellen nachgewiesen werden. Arten klärt werden, während die vergleichsweise hohe mit einer engen Bindung an Quellen fehlten. Lage der linearen Quellen mit der Feststellung Baetis nubecularis, ein krenobionter Jura-Ende- von Zollhöfer (1997) übereinstimmt, dass die mit (Lubini 2007, Lubini et al. 2010), konnte Mehrheit der Bachanfänge im Jura dem Austritts trotz der intensiven Untersuchung in keiner typ linearer Quellen entsprechen. Bei den üb- Quelle des Baselbieter Juras nachgewiesen wer- rigen Quelltypen dürfte die Höhenverteilung der den. Als Gruppe mit je einer krenophilen und Quellen stark von der Wahl der 30 Gemeinden krenobionten Art wurden die Strudelwürmer in beeinflusst sein. Sie sind in allen Höhenlagen rund einem Drittel der untersuchten Lebens- des Kantons Basel-Landschaft in vergleichbarer räume beobachtet. Die Ergebnisse zeigen zu- Häufigkeit zu erwarten. sammengefasst, dass Tiergruppen mit beson- Die gute bis sehr gute Bewertung der Struktur ders vielen krenobionten und krenophilen Ver- in über 86 % der Untersuchungsobjekte bestä- tretern in Quellen in einer hohen Regelmässig- tigt, dass im Rahmen der Voruntersuchung weit- keit auftreten. gehend natürliche und unbeeinträchtigte Quel- In den meisten Quellen ist nur eine fauni- len ausgewählt worden sind. Es überrascht auch stische Erhebung durchgeführt worden. Bei wei- nicht, dass die Strukturwerte mit zunehmender teren Untersuchungen sind deshalb Arten zu Höhe kleiner werden und damit einen besseren erwarten, die entweder aufgrund ihres Entwick- Zustand anzeigen. Dies kann am ehesten auf die lungszyklusses oder ihrer Seltenheit nicht ge- allgemein geringere Nutzungsintensität in den funden wurden. Wäldern und Weiden höherer Lagen zurückge- Mit durchschnittlich 13 Taxa pro Quelle lag führt werden. die Diversität in einer vergleichbaren Grössen- ordnung wie bei Zollhöfer (2000). Sie war je- Tiergemeinschaften doch geringer als in 20 ungestörten Quellen des gleichen Untersuchungsgebiets, die von Fumetti Die taxareichsten Tiergruppen waren die Kö- et al. (2006) jedoch insgesamt achtmal beprobt cherfliegen und die Zweiflügler, was den Be- worden sind. In zwei Untersuchungsjahren fan- funden von Zollhöfer (1997), Buser (2005), den diese im Mittel 20 Taxa. Fumetti et al. (2006) und Lubini (2007) ent- Die Abnahme der Taxazahl mit zunehmender spricht. Die beiden Gruppen bilden damit das Höhe kann mit der offensichtlichen Höhenlimi- Grundgerüst der Lebensgemeinschaft in den tierung einzelner typischer Quellbewohner (z.B. meisten Quellen. Die Trichoptera stellten mit Cordulegaster bidentata, Synagapetus dubitans) 41,2 % auch den höchsten Anteil an krenobi- erklärt werden. Dies entspricht den generellen onten und krenophilen Arten und waren in über Beobachtungen in aquatischen Habitaten, dass drei Vierteln der untersuchten Quellen im Kan- mit zunehmender Meereshöhe die Diversität des ton Basel-Landschaft vertreten. Auch die We- Makrozoobenthos kleiner wird (Lubini et al. nigborster und Flohkrebse gehören in den 2010, Hinden et al. 2005, Landolt und Sartori Quellen des Kantons Basel-Landschaft zu den 2001, Oertli 2000). verbreiteten Tiergruppen. Mit Ausnahme der Höhlenflohkrebse (Niphargus sp.) kamen in Faunistische Charakterisierung diesen Gruppen jedoch keine Taxa mit einer der Quelltypen engen Bindung an Quellen vor. Weitere wichtige Vertreter der Quellfauna Bei den Untertypen der Fliessquellen waren waren die in rund der Hälfte der Quellen vor- deutliche Unterschiede der Diversität im Ver- kommenden Steinfliegen, Käfer und Muscheln. gleich zu Zollhöfer (2000) zu erkennen: Die Bei diesen war der Anteil krenobionter und kre- Anzahl Taxa in den Karst- und Kalksinterquel- nophiler Arten mit 21,4 respektive 50 % sehr len war in der vorliegenden Untersuchung im
106 Küry Mitt. Naturf. Ges. beider Basel 15 Schnitt zwei- bis dreimal so hoch wie in seiner genden Studie waren die weidenden Taxa je- Studie, während sie umgekehrt in den unversin- doch charakteristisch für die linearen Quellen terten Fliessquellen dieser Studie nur rund die und die unversinterten Fliessquellen, wo sie Hälfte erreichte. Der Taxareichtum in Alluvial- auf grobem Kies und Steinen den Aufwuchs quellen und linearen Quellen der beiden Unter- abkratzen. Die Dominanz der Zerkleinerer und suchungen stimmen hingegen überein. Die Un- Sammler in Kalksinter-Fliessquellen ent- terschiede können mit dem Ansatz der beiden spricht den Erwartungen (von Fumetti und Studien erklärt werden: Während Zollhöfer Nagel 2011). Quellen dieses Typs sind reich an (2000) die Auswahl der Untersuchungsobjekte grobem organischem Material wie Holz, Fall- im Hinblick auf eine Typisierung der Quellen laub und Moose sowie reich an feinen orga- vornahm, versuchte die vorliegende Studie im nischen Partikeln, den Abbauprodukten der Sinn eines Monitorings den aktuellen Zustand Zerkleinerer. Sickerquellen werden im Wald möglichst aller nicht gefassten Quellen zu beur- regelmässig von Falllaub bedeckt und im Of- teilen. fenland wird kontinuierlich Streu der Sumpf- Die quelltypischen Arten kamen meist in we- und Ufervegetation eingetragen (von Fumetti niger als einem Fünftel der Quellen vor. Die und Nagel 2011). Daraus erklärt sich der hohe relativ verbreiteten Arten wie Potamophylax Anteil an Zerkleinerern in den Sickerquellen. nigricornis, Synagapetus dubitans, Plectrocne Auch hier entsteht durch die Abbauleistung der mia geniculata, Pisidium personatum oder Po Zerkleinerer viel feines organisches Material, lycelis felina besiedelten verschiedene Quel- das zusammen mit anorganischem Feinmate- lentypen, während zum Beispiel die Taxa Cru rial das Sediment bildet. Der Anteil der Filtrie- noecia irrorata, Beraea spp. und Ernodes spp. rer – vor allem Erbsenmuscheln (Pisidium auf Sickerquellen beschränkt waren und eine spp.) – war in den Sickerquellen mit 15 % be- begrenzte Verbreitung besassen. Mit Plec sonders hoch. trocnemia geniculata befindet sich unter den Die aufgrund ihrer Präferenzen vorgeschla- verbreiteten Arten ein charakteristischer Be- genen Kennarten der vorliegenden Untersu- siedler der Kalksinter-Fliessquellen, während chung unterschieden sich mehr oder weniger die übrigen Kennarten dieses Typs, wie zum stark von den mit Hilfe einer Clusteranalyse Beispiel Leuctra braueri oder Wormaldia occi ermittelten charakteristischen Arten bei Zollhö- pitalis, nur in wenigen Quellen vorkamen. fer (2000). In den Fliessquellen von Zollhöfer Die Zusammensetzung der Fauna in Quellen (2000) gehörten die beiden Kennarten der vor- wird in erster Linie von der Beschaffenheit des liegenden Studie, Pisidium personatum und Substrats sowie den Charakteristika des Ab- Potamophylax nigricornis, mit Frequenzen von flusses und der Fliessgeschwindigkeit be- 0,6 und 0,85 ebenfalls zu den verbreiteten Ar- stimmt (Minshall 1968, Bonetti und Cantonati ten. In den Alluvial-Fliessquellen der beiden 1996, Mori und Brancelj 2006, von Fumetti Studien stimmt lediglich die Kennart Synagape 2006, von Fumetti und Nagel 2011). Mit diesen tus dubitans überein. Die Kennarten der Kalk- Faktoren dürften auch die Unterschiede der sinter-Fliessquellen unterschieden sich voll- Ernährungstypen zu erklären sein. Alluvial- ständig von denjenigen bei Zollhöfer (2000), quellen werden dominiert von Zerkleinerern, während die Kennarten Niphargus sp. Proasel die grobe Pflanzenteile wie Falllaub oder abge- lus sp. und Bythiospeum sp. in den Karstquellen storbene Uferpflanzen verwerten. In den strö- grösstenteils übereinstimmten. Im Gegensatz zu mungsreichen Karst-Fliessquellen waren die Zollhöfer (2000) wurden zur Ermittlung der Sammler dominant, was aber den teilweise im Kennarten in der vorliegenden Untersuchung gleichen Untersuchungsgebiet ermittelten Er- jedoch nur die krenobionten und krenophilen gebnissen bei von Fumetti und Nagel (2011) Arten berücksichtigt. Zudem beruht die Kenn- widerspricht. In ihren Untersuchungen waren artenliste bei Zollhöfer (2000) nur auf 34 Quel- die Weider die charakteristischen Ernährungs- len, während in der vorliegenden Studie 123 typen der Karst-Fliessquellen. In der vorlie- Quellen faunistisch untersucht wurden.
Charakterisierung und Schutz natürlicher und naturnaher 2014 Quellen im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) 107 5 s chweizerische Rote Listen erarbeitet wurden. LIste-Arten Arten 4 Von diesen waren 14 (24 %) in den Roten Lis Anzahl Rote LIste 3 Mitttelw wert ten als gefährdet oder potenziell gefährdet auf- 2 Median n geführt (Anhang 2). Je eine Art ist als stark 1 gefährdet (EN) und verletzlich (VU) und zwölf 0 weitere Arten sind als potenziell gefährdet Alluvial-Fliessquellen Karst-Fliessquellen Kalksinter-Fliessgequellen Fliessquellen Sickerquellen Tümpelquellen Quellen Lineare Quellen (NT) eingestuft (Gonseth und Monnerat 2002, ll kü li h Q ll Lubini et al. 2012). künstliche K t Fli In zwei Quellen wurde ein Maximum von vier Qu uellltyp pen Rote Liste-Arten erreicht, während in drei Quel- len drei und in 25 Quellen zwei Rote Liste-Arten Abb. 18: Mittelwert, Median und Maximalwert der Ab bb.18 8: Mittelwe M rt, Mediian und u d Ma axim malw wert der d Anz zahl Rotte Liste e-Artten in den unte erschied dlich hen Que ellty ypen n. nachgewiesen wurden. In 41 Quellen kam eine Anzahl Rote Liste-Arten in den unterschiedlichen Quelltypen. Rote Liste-Art vor und in 53 Quellen wurde keine bedrohte Art gefunden. Die Quelltypen unterschieden sich in der An- Faunistische Bewertung der Quellen zahl Rote Liste-Arten (Abb. 18). Das grösste Potenzial als Lebensraum für bedrohte Quellen- Auf der Basis der Ökologischen Wertesumme ist arten besitzen demnach die Alluvial-, Kalksin- die Lebensgemeinschaft in über 48 % der Quel- ter- und Karst-Fliessquellen. Gelegentlich waren len als lediglich quellverträglich oder quellfremd aber auch Sickerquellen, lineare Quellen und zu betrachten. Die Fauna dieser Objekte ist be- künstliche Quellaustritte bedeutende Lebens- einträchtigt und im Hinblick auf das Erreichen räume für gefährdete Quellbewohner. eines guten ökologischen Zustands besteht ein Quellen wurden vom Menschen schon immer Aufwertungsbedarf. Die starke Abweichung in unterschiedlicher Form genutzt. In der zwischen Strukturbewertungen und ökologischer Schweiz stammen rund 40 % des Trinkwassers Bewertung zeigt, dass viele Quellen äusserlich aus Quellen (SVGW 2008). Im Schweizer Mit- zwar einem naturnahen Lebensraum gleichen. telland und Jura sind heute mehr als 90 % der Die Zusammensetzung des Makrozoobenthos ist ursprünglich vorhandenen Quellen gefasst oder jedoch deutlich beeinträchtigt. Die Ursachen für als Lebensraum stark beeinträchtigt (Zollhöfer Verschlechterungen auf der Basis der faunisti- 1997, Küry 2009). schen Bewertungen können einerseits stoffliche Die wichtigste Ursache für den Rückgang im Belastungen aus punktuellen oder diffusen Quel- Kanton Basel-Landschaft ist die Drainage von len sein, andererseits aber auch beeinträchtigte Landwirtschaftsflächen. Hier wurden einerseits oder fehlende Kleinstrukturen, die im Rahmen grossflächig Sickerquellen entwässert und tro- der Strukturbewertung nicht einfliessen. Die Ab- ckengelegt. Andererseits wurde das Wasser der weichungen struktureller und faunistischer Be- Fliessquellen im Offenland häufig in Rohre ge- wertungsindices bei einer Vielzahl von Quellen fasst und an die weiter unten liegenden Waldrän- unterstützt die Empfehlung, dass der Zustand der der geleitet. Dort bilden sie jetzt künstliche Quellen nicht nur mit der rasch und einfach Quellaustritte (Zollhöfer 1997). zu ermittelnden Struktur, sondern auch mit der Das Siedlungswachstum in allen Teilen des Berechnung der Ökologischen Wertesumme Kantons Basel-Landschaft hat zu einem er (ÖWS) für die Fauna bestimmt wird. höhten Wasserverbrauch geführt. Heute stam- men rund 6 % des Trinkwassers aus Quellen Bedrohung der Quellen und (Auckenthaler 2009). Noch im 20. Jahrhundert ihrer Lebensgemeinschaften wurden in einzelnen Gemeinden des Kantons neue Quellen zur Trinkwasserversorgung Insgesamt 59 nachgewiesene Arten stammen gefasst. Andererseits mussten in der zweiten aus den Gruppen der Mollusken, Eintagsflie- Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Quell gen, Steinfliegen und Köcherfliegen, für die fassungen wegen unzureichender oder stark
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