Nelson Mandela und Tambukis - Südafrika 2006
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Südafrika 2006 Nun ist es aber auch nicht so, dass die 3.5-Millionen-Stadt Soveto bei Johan- Nelson Mandela und Tambukis nesburg ausschliesslich aus Wellblechhüt- Reisen erweitert den Horizont – eine Binsenwahrheit. Aber kaum sonstwo wird das so deutlich wie im Falle Südafrikas. Nur wer dieses einmalige Gebilde aus traumhafter Landschaft, eindrücklicher Tierwelt und höchst komplizierter Politik hautnah erlebt, bekommt einen Eindruck von der Komplexität dieses Landes. Und stellt sich dann unwillkürlich die Frage: Kann das gut gehen? Wellblechhütten... Die Broschüre unseres Reisebüros begrüsste Ankunft in unserem Guesthouse in einem Aus- uns – bezeichnenderweise unter dem Titel senbezirk Kapstadts (am Bloubergstrand) so «Wissenswertes über Südafrika» – mit einer kurz mal um den Block ziehen wollten – wie langen und eindrücklichen Warnung bezüglich wir das für normal halten – da merkten wir Sicherheit: «Tragen Sie keine Wertsachen und schnell, dass wir die weit und breit einzigen keinen Schmuck auf sich, legen Sie alles in waren, die auf der Strasse zu Fuss unterwegs ...Backsteinhäuser... den Hotelsafe, verlassen Sie das Hotel nur im waren. Kein gutes Gefühl. Wir brachen un- Taxi...» und so weiter. Und schon vor der Ab- seren Spaziergang dann ziemlich rasch wieder reise waren wir ständig gewarnt worden, von ab und fuhren nur noch in unserem Mietauto Freunden, Bekannten, durch die Medien: Der spazieren. eine berichtete, dass jährlich Dutzende von Touristen am Tafelberg überfallen werden, die Woher kommt diese unbefriedigende Sicher- andere, eine in Johannesburg lebende Süd- heitslage? Gewiss zu einem grossen Teil da- afrikanerin, war intensiv auf der Suche nach von, dass die ...und schöne Villen einem europäischen Land, in das sie auswan- dern wollte, weil sie die ständige Unsicherheit Auswirkungen der Apartheid ten bestehen würde, wie mancher sich das nicht mehr aushielt. Kein Wunder, dass unsere noch längst nicht überwunden so vorstellen mag. Nein, Soveto bekommt nach ersten Tage nach der Ankunft in Kapstadt von und nach eine Struktur wie jede andere Stadt Vorsicht geprägt waren. sind. Die Trennung zwischen Weissen und auch, mit armen, mittelständischen und rei- Schwarzen ist noch immer überdeutlich, auch chen Vierteln. Die südafrikanische Regierung, Inzwischen haben wir unsere eigenen Erfah- wenn die Apartheidsgesetze schon seit 15 die seit 1991 eine schwarze Mehrheit hat, hat rungen gemacht. Das Fazit: Für Touristen be- Jahren abgeschafft sind (1991). Und obwohl sich damals ein hohes Ziel gesetzt: Der Bau steht absolut kein hohes Risiko, sofern man Südafrika eine der modernsten Verfassungen von einer Million Backsteinhäuser innerhalb sich im Touristentrayon bewegt. Für die Ein- der Welt hat – Theorie und Praxis klaffen weit von zehn Jahren. Dieses Ziel hat sie zwar nicht heimischen hingegen sieht die Situation etwas auseinander, wie man das auch von den USA ganz erreicht, aber es enstanden immerhin anders aus. In Gesprächen mit den Leuten wird kennt. Das Gefälle von Reich (=Weiss) und rund 700‘000 solcher Häuser (mit Wasseran- schnell klar, warum sie alle ihre Häuser mit ho- Arm (=Schwarz) ist nach wie vor enorm. Klar schluss und Elektrizität), und für die kommen- hen Mauern, Stacheldraht und mit elektrischen dürfen jetzt auch die Schwarzen die Strände den Jahre sind weitere 300‘000 geplant, und Zäunen umgeben: Bei jedem wurde schon mal betreten, die früher den Weissen vorbehalten die ehemaligen Dreckstrassen sind grössten- waren. Und im gleichen Bus fahren. Nur: Heute teils asphaltiert – Soveto ist heute alles andere fährt gar kein Weisser mehr im Bus, sondern im als ein Slum. Nur: Es bleibt eine Stadt für die eigenen Auto. So was wie ein öffentlicher Ver- Schwarzen, und es gibt kaum Anreize für die kehr ist praktisch nicht mehr vorhanden. In den Weissen, dort hin zu ziehen – wozu sollten sie Villenvierteln um Kapstadt und Johannesburg auch, sie haben sich schon längst aus dem ist die Bevölkerung zu nahezu 100% weiss, inzwischen den Schwarzen überlassenen Kern während die grosse Mehrheit der Schwarzen von Johannesburg zurückgezogen und sich in Städten lebt, wo so gut wie keine Weissen wohnen. Zum Beispiel in Soveto mit seinen 3.5 Millionen Einwohnern. Auf dem Land, z.B. in den reichen (weissen) Weingebieten rund um eingebrochen, oder Stellenbosch, entstehen ständig wachsende dann mindestens beim Wellblechhütten-Dörfer, in denen die Schwar- beim Nachbarn. Und seit dem schottet man zen leben müssen, die auf den Weingütern der sich ab, droht den potenziellen Einbrechern Weissen arbeiten. Zwar gibt es inzwischen mit Schusswaffen («armed response» steht auch einige schwarze Besitzer von Weingütern, an fast jedem Haus), hält sich Wachhunde und aber für die arbeitende schwarze Bevölkerung hofft, dass es einen nicht mehr trifft. In den hat das keine positive Auswirkung, denn Aussenquartieren mit den schönen Häusern bei den schwarzen Arbeitgebern sind die mie- in den grünen Oasen rund um die Stadt nie- sieht man kaum je einen Weissen zu Fuss un- sen Löhne auch nicht besser geworden – und dergelassen, dort, wo es sich – fast wie in den terwegs: entweder ist man im Haus verbarri- so bleiben den Armen dann wie früher die Parks von Florida – sehr gut leben lässt. Das kadiert oder dann im Auto unterwegs. Trottoirs slum-ähnlichen «Bidonvilles» zum Wohnen Ergebnis erstaunt nicht: Weiss und Schwarz gibt es schon gar keine mehr. Als wir nach der und zum Überleben. sind so getrennt wie eh und je, und das Gefälle
von Reich und Arm ist nicht kleiner geworden. rer dort arbeiten. Für unsere Gruppe war das ein gefängnis in Kapstadt – kam er 1990 frei, und Auch sonst scheinen sich die Rassen seit der gewisser Tulani Mabaso, der volle 18 Jah- mit seiner Freilassung war das Ende der Apart- Aufhebung der Apartheidsgesetze nicht näher re lang dort «diente», unter katastrophalen heid besiegelt. Die entsprechenden Gesetze gekommen zu sein. Jedenfalls sieht man kaum Bedingungen wie alle wurden ein Jahr später ausser Kraft gesetzt, gemischte Pärchen, und die zwei, die uns tat- andern. Wenn man hier und Mandela wurde 1994 zum ersten schwar- sächlich begegnet sind, hätten auch amerika- einem «echten» Gefange- zen Präsidenten Südafrikas gewählt – in den nische Touristen sein können... nen begegnet – und nicht ersten Wahlen, bei denen das angestrebte nur darüber liest oder hört «one man, one vote» für alle galt, auch für die Nelson Mandela: 26 Jahre lang – geht das ganz schön Schwarzen. 1999 übernahm Thabo Mbeki die eingekerkert für die Demokratie unter die Haut! Präsidentschaft, sie dauert noch heute an. Als Mandela 1990 Mandelas Hauptziel, die Errichtung einer Schwarze wurde besonders geplagt, noch mehr – nach 26 Jahren po- Demokratie für alle Südafrikaner, wurde also als die farbigen Mischlinge und Inder. Fünfzehn litischer Gefangen- erreicht, sie wird jetzt seit 15 Jahren gelebt. Jahre lang mussten sie auf einer hauchdünnen schaft – endlich aus Noch ist aber unklar, ob Südafrika damit über Sisalmatte auf dem Boden schlafen und erfro- dem Gefängnis ent- dem Berg ist, oder ob es den Weg der übrigen ren dabei fast. Bis endlich 1979 Vertreter der lassen wurde, sagte afrikanischen Staaten gehen wird, die in die Genfer Konvention erreichten, dass man den er am Schluss seiner «Unabhängigkeit entlassen» wurden (wie Ke- Gefangenen warme Kleidung und ein Bett zu- Rede: «Ich habe nya, Zimbabwe, Mosambik). Nach dem Rück- gestand. Unvorstellbar, was die «Politischen», gegen weisse Vor- zug der Weissen gings dort nur noch bergab... die ja keine Kriminellen waren, für Strapazen herrschaft gekämpft, und ich habe ge- auf sich nahmen, um ihre Ziele zu erreichen. gen schwarze Vorherrschaft gekämpft. In der weissen Bevölkerung Südafrikas sind die Mandela erhielt von der weissen Regierung Ich bin stets dem Ideal einer demokra- Meinungen geteilt. Wir fanden sowohl feurige dreimal eine «Offerte», aus der Haft entlassen tischen und freien Gesellschaft gefolgt, Optimisten, die vom anhaltenden Wirtschafts- zu werden, jedesmal lehnte er die Bedingungen in der alle Menschen friedlich und mit boom schwärmten (seit 10 Jahren rund 5% ab. Dabei hätte er beim ersten Mal «nur» zu- gleichen Möglichkeiten zusammen Wachstum pro Jahr) und fest daran glauben, stimmen müssen, in eines der Homelands (die leben. Für dieses Ideal lebe und kämp- dass es so weiter geht, als auch hoffnungslose die Weissen den Schwarzen zugewiesen hat- fe ich. Aber wenn es sein muss, bin ich Pessimisten, die davon ausgehen, dass der ten) zu ziehen. Er verneinte. Er sei ein Gegner bereit, dafür zu sterben.» Boom nur dem «schnellen Geld» zu verdanken der Regierung, die diese Homelands wolle. sei, das im Moment am Kap zu machen ist. Beim nächsten Mal hätte er «nur» der Gewalt War das nur eine Illusion, diese «gleichen Und dann, sagen die Pessimisten, macht man abschwören müssen. «Das kann ich nicht, Möglichkeiten» für alle Menschen? Wahr- Kasse und verschwindet aus dem Land. Was denn wir haben es lange genug ohne Gewalt scheinlich – und das ist nicht südafrikatypisch stimmt? Die Zukunft muss es weisen. – denn für gleiche Möglichkeiten müssten auch die gleichen Grundvoraussetzungen vor- handen sein, und das sind sie nicht, nirgend- wo auf der Welt. Umso beachtlicher ist die Haltung, die Nelson Mandela zeitlebens einnahm, um gegen die weisse Vorherrschaft zu kämpfen. Was dieser Mann alles auf sich genommen hat, ist unfass- Robben Island, bar. Ausgerechnet er, der als erster Schwarzer im Hintergrund Kapstadt in Johannesburg eine eigene Anwaltskanzlei besass (während der Zeit der Appartheid!), versucht, jetzt müssen wir diesen Weg weiter der also ein gutes, bequemes Leben hätte füh- gehen, bis unser Ziel ganz erreicht ist». ren können. Aber er ertrug die Ungerechtigkeit Interessantes Detail: Während der langen einfach nicht und setzte im Kampf dagegen Gefangenschaft hatten die Insassen auf Rob- alles aufs Spiel, sogar sein Leben, und nahm ben Island eine Art eigene Universität einge- es schliesslich in Kauf, ein Vierteljahrhundert richtet, indem alle ihr Wissen – vor allem na- lang eingekerkert zu leben, um das System der türlich ihr politisches Wissen – an die anderen Apartheid zu sprengen. weiter gaben. Mit der Zeit wurden auch die (weissen) Wärter des Gefängnisses mit einbe- Mandelas Gefängnis auf Robben zogen. Nach und nach stellten diese fest, dass Island als Tourist erleben die Gefangenen keine Kriminellen waren und Mandelas Zelle auf schlugen sich mehr und mehr auf ihre Seite, Robben Island, In der Bucht von Kapstadt liegt sie, die be- halfen mit, Zeitungen und politisches Materi- ganze 6 m2... rühmt-berüchtigte Gefangeneninsel. In der Zeit al, Infos und Mitteilungen zu schmuggeln. So der Apartheid diente sie der weissen Regie- konnten sich die inhaftierten Führer wieder rung als Abstellplatz für politisch Gefangene. mehr und mehr mit der Basis austauschen und Bekanntester Insasse war natürlich Nelson Man- ihre Befehle ausgeben. dela, der dort von 1964-1982 eingekerkert war. Als Tourist erlebt man dieses Gefängnis hautnah, Nach 26 Jahren Haft – die letzten acht Jahre weil heute ehemalige Insassen als Touristenfüh- verbrachte Mandela in einem Hochsicherheits-
Die Traumlandschaft auf dem Blick vom Tafelberg Weg zum Kap der guten Hoffnung auf Kapstadt Als Schweizer erlebt man Südafrika zunächst einmal als riesig. Weite, unbegrenzte Horizonte, gewaltige Strecken von Ost bis West, von Nord bis Süd. Die Fläche entspricht 30mal jener der Schweiz, und die Idee, «so eben rasch» mit dem Auto irgendwo hin zu fahren, vergisst man am besten wieder. Um von Kapstadt nur schon nach Johannesburg zu gelangen, ist das Flugzeug an- gesagt, das gleiche gilt für Durban am indischen Waterfront Ozean oder für weiter rauf, wenn man in den Krüger Nationalpark möchte. Rund um Kapstadt gibt es aber genügend zu erkunden. Den Tafelberg kennt jeder (ist ein Muss wie der Eifelturm!), ebenso die Waterfront, das Touristenort schlechthin: essen, shoppen, fla- nieren. Zu den Ausflugs-Highlights ab Kapstadt gehört natürlich eine Fahrt zum Cape Point, dem südlichen Ende des Kontinentes – naja, Die Kap-Halbinsel, ein Eldorado für Tierfreunde Unterwegs kommen auch die Tierfreunde auf die Rechnung. Die erste diesbezügliche Station nach Kapstadt heisst Hout Bay, und dort kann man sich bei einem einstündigen Schiffsausflug wild lebende Pelzrobben anschauen, die sich genüsslich auf den war- men Felsen räkeln oder dann verspielt im Meer rum tollen. Ein paar Kilometer weiter südlich dann eine Straussenfarm, (in Sun Valley), und auf der Ostseite der Kap-Halbinsel in der Nähe von Simon‘s Town, bei Boulders, der absolute Tophit, die Kolonie mit Tausenden von Brillen-Pinguinen. Cape Point Camps Bay fast, der wirklich südlichste Punkt ist eigentlich Cape Agulhas, aber da will niemand hin, weil die Szenerie dort weit weniger spektakulär ist, ein flacher Strand halt statt eines attraktiven Felsens wie beim Cape Point. Noch schöner als das Cape selbst ist die Fahrt dort hin. Von Kapstadt aus sind es bis zum unteren Ende rund 100 Kilome- ter, die an traumhaften Buchten vorbei führen, wie zum Beispiel die Camps Bay.
Das absolute Highlight: Die Pinguin-Kolonie von Boulders an der False Bay Um 1910 gab es noch über 1.5 Millionen Brillenpinguine am Kap – man nennt sie auch «African Penguin», weil es die einzige Rasse ist, die auf dem afrikanischen Kontinent brütet. Einmal mehr schaffte es der Mensch, sie bei- nahe auszurotten. Besonders scharf war man auf ihre Eier, und als man noch herausfand, dass der Guano, ihr Kot, ein hervorragender Dünger war, da zer- störte man mit dessen Abbau auch noch ihre Nistplätze. 1982 kam man auf die Idee, ein Pärchen in der Bucht von Boulders auszu- setzen. Man wählte eine geschützte Stelle, die aber trotzdem zum Meer hin offen ist, schliesslich müssen sich die Vögel ja selber ernähren können. Sie bevorzugen Tintenfisch und Sardellen. Offenbar gefiel den beiden die Bucht, sie reproduzierten sich sehr erfolgreich, sodass heute die Kolonie rund 3‘000 Tiere umfasst. Das Aussetzen der beiden Pinguine hat sich nicht nur für die Tiere gelohnt, auch die Menschen profitieren heute davon, denn Boulders ist eine der grössten Touristenattraktionen des Kaps geworden. Kaum jemand, der diesen putzigen Kerlen keinen Besuch abstattet. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Pinguine zu betrachten. Offizieller Aussichts- punkt ist eine lange Holztreppe mit Terrasse, von wo aus man die Tiere sehr gut beobachten kann, allerdings aus einiger Distanz. Man kann aber auch direkt an den Strand gehen und die süssen und neugierigen Vögel haut- nah erleben. Sie sind alles andere als menschenscheu, haben sich daran ge- wöhnt, dass man ihnen wohlgesonnen ist. Viele Einheimische kommen auch zum Baden an die «Pinguin-Bucht», und auch das scheint die Tiere nicht zu stören, sie bewegen sich frisch und frech zwischen den Badetüchern hin- durch und zupfen auch schon mal hier und dort an einer Badetasche herum, aus reiner Neugier. Oder dann strecken sie ihre Nase direkt in die Kamera rein, als wollten sie genau wissen, was dahinter steckt (so ist das zweite Bild von oben entstanden). Die African Penguins mausern im Dezember und kriegen dann ein neues Federkleid, in dieser Zeit fressen sie nichts. Nach dem Mausern gehts raus ins Meer zur Futtersuche, im Januar kehren sie zurück zur Paarung, und das Nisten und Brüten findet von Februar bis August statt. Seit der Mensch sie nicht mehr verfolgt, müssen sie sich «nur noch» von Robben (fur seals), von Orcas (killer whales) und vor Haien in Acht nehmen, und an Land sind ihre natürlichen Feinde die grossen Seemöven, die ihre Eier lieben und hie und da auch ein Neugeborenes schnappen. Bei der Boulders-Kolonie gewinnt man allerdings den Eindruck, dass diese Tiere ein gutes Leben führen können und sich rundum wohl fühlen – und das inmitten ihres einstigen Hauptfeindes, des Menschen.
Pilanesberg Nationalpark – Aufgeschnapptes das Paradies der Tambukis * Johannesburg heisst heute offiziell e‘Gole, Für alle Leserinnen und Leser, die wir schon was soviel bedeutet wie «Ort des Goldes», und im Haupttitel mit dem Begriff Tambuki genervt zwar in der Sprache Tswana. Die Provinz von haben (weil wahrscheinlich nur die Wenigsten Jo‘burg heisst «Gauteng» (sprich chauteng), wissen, was das ist...), hier zunächst einmal die und das heisst auch «Ort des Goldes», aber in Auflösung: Tambuki ist ein Gras. Ein sehr hoch der Sprache der Xhosa (Nelson Mandela z.B. ist wachsendes Gras, das auch zum Bedecken der aus dem Stamm der Xhosa). Strohdächer verwendet werden kann. Hier, im * Die Xhosa-Sprache kennt als einzige einen Pilanesberg Nationapark, der etwa drei Auto- Klack-Schnalzlaut. Sehr schwierig nachzuma- stunden nordwestlich von Johannesburg liegt, chen. Xhosa würde man aussprechen, wenn haben wir die Tambuki gesehen. Zu Milliarden, man es denn könnte: Klack(Schnalzlaut)+hosa. und mannshoch. So dicht, dass zum Vornherein Probiert‘s mal! * Wenn die Angehörigen der schwarzen Stäm- me heiraten, müssen sie sich entscheiden, ob sie dies «nach Gesetz» oder «nach Kultur» tun wollen. Gesetz heisst monogam, Kultur ermög- licht Polygamie. Aber aufgepasst! Wer sich für Kultur entscheidet, der muss wissen, dass dann jede seiner Frauen die gleichen Rechte hat. Der Mann muss sie alle gleich behandeln und auch allen eine gleichwertige Wohnung stellen. * Die offizielle Arbeitslosenzahl schwankt je eigentlich «klar» war, dass wir hier keine Tiere nach Quelle zwischen 25 und 50%. Was aber finden würden... von den Giraffen mal abgese- absolut nicht bedeutet, dass ein Viertel oder gar hen. Löwen und Geparden sahen wir tatsächlich die Hälfte nichts tut. Die Arbeitslosenstatistik keine, aber ganz so schlimm wurde es dann doch erfasst nur jene Leute auf, die keinen offiziellen nicht. Immerhin trafen wir Nashörner, Elefanten, Job haben. Wer sein Geld mit Gelegenheits- Zebras, Gnus, Antilopen, Giraffen und viele jobs verdient oder gar selbständig ist (hier ist Vögel. Zurück zu den Tambukis. Wir trafen auf Ideenreichtum gefragt: Von Mülleinsammeln bei eine Ausnahmesituation. Erstens herrschte bis stehenden Autokolonnen über Getränkeverkauf Dezember eine extreme Dürreperiode, sodass und Scheiben- grosse Brände durch den 500 km2 umfassenden waschen bis hin Park zogen. Daraus ergibt sich bekanntlich ein zu musikalischen ausgezeichneter Dünger. Und dann setzte ein Darbietungen) aussergewöhnlicher Regen ein (den es sonst im ist «arbeitslos», Januar/Februar nicht gibt – bevor wir ankamen, aber nicht ohne soll es drei Wochen lang am Stück geregnet ha- Arbeit... ben!). Die Folge: das Tambuki-Gras schoss nur so in die Höhe – und versperrte uns nun die Sicht. * Eine raffinierte Form von Diamantendieb- stahl liessen sich jene Taubenzüchter einfallen, Aber noch mehr als für uns Touristen war das die ihre Lieblinge in mehrere Diamantminen hohe Tambuki für die Tiere ein Problem. Die Ge- einschmuggelten. Dort wurden den Tauben die parden können nur schlecht rennen und jagen, kostbaren Steinchen ans Bein gebunden und wenn das Gras so dicht ist, und für die Beutetiere nach Hause in ihren Schlag geschickt. Bis die wie Antilopen, Gnus, aber auch Giraffen, herrscht Firma dahinter kam, hatte sich ein Verlust von höchste Alarmstufe, weil sie die Löwen im hohen 200 Mio $ ergeben... Gras kaum oder dann zu spät erkennen. * In der Biographie von Nelson Mandela zum Fazit: Wer mehr Tiere sehen will (vor allem die Thema Rassismus gefunden: In den frühen 60er- Raubkatzen!), geht besser im November/Dezem- Jahren, mitten in der Zeit der Apartheid, reiste ber in den Pilanesberg Nationalpark. Dann ist Mandela fleissig in der Welt herum, um für das Gras kurz. Wir hatten diesen Park gewählt, seine politischen Ideen verbündete Nationen zu weil er im Gegensatz zum Krüger malariafrei ist. gewinnen. Als er in Karthoum ein Flugzeug der Apropos Krüger: Die beste Zeit dort ist von Juni Ethiopian Airways bestieg, stellte er schockiert bis August, weil dann die Tiere grosse Strecken fest, dass der Pilot schwarz war. «Ich hatte zurücklegen müssen, um Wasser zu finden. So noch nie einen schwarzen Piloten gesehen laufen sie einem immer wieder über den Weg. und musste ein Gefühl von Panik unterdrü- Und wer noch mehr Tiere sehen möchte, dem cken: wie konnte ein Schwarzer ein Flugzeug sei schliesslich Kenia empfohlen (Masai Mara!). fliegen?». Eingeschliffene Verhaltensmuster der Dort ist man weniger an die Strasse gebunden Apartheid-Erziehung hatten sogar den klaren und kann mit dem 4x4 querfeldein fahren, direkt Denker Nelson Mandela verwirrt... zu den Tieren hin. Fritz Kleisli, Februar 2006
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