Wilde Moderne: Die Tierwelt des Rembrandt Bugatti
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Eine Sonderveröffentlichung des ZEIT Kunstverlags Frühjahr 2014 Seit 1930 Wilde Moderne: Die Tierwelt des Rembrandt Bugatti Alte Nationalgalerie Die weltweit erste Museumsausstellung über den großen Bildhauer Rembrandt Bugatti ist vom 28. März bis 27. Juli 2014 in Berlin zu sehen
E DI T OR I A L kadewe.de alsterhaus.de oberpollinger.de la perfezione del gusto Liebe Leserinnen, liebe Leser, TITELBILD: Courtesy of The Sladmore Gallery, London (Fotografie des Panthers); Bilder rechts: Wolfgang Stahr; Peter John Gates/Privatsammlung die Bugattis – was für eine Familie! Der Groß- vater war Künstler und Architekt, der Vater ein exzentrischer Möbel-Designer, der ältere Sohn Ettore ein berühmter Auto-Konstrukteur und der jüngere, für den die Eltern den anspruchs- vollen Vornamen Rembrandt wählten, ein un- verwechselbarer Bildhauer. Rembrandt Bugatti fand seinen Weg in die ausgestellt. Doch nach seinem frühen Tod 1916 Moderne mit der Darstellung von Tieren. So wurde es bald still um ihn. wird sich die Alte Nationalgalerie in Berlin ab In unser gängiges Bild der Moderne ist Bu- 28. März in eine Arche Noah für seine bronze- gatti nicht so leicht einzuordnen. Mit seinen nen Kreaturen verwandeln, für Ameisenbären Plastiken bewegt er sich in ganz individueller und Pelikane, Antilopen und für seinen Dackel, Weise zwischen Impressionismus und Art déco. den er »Wurst« nannte. Knapp hundert Jahre So ist es eine Pionierleistung der Nationalgale- nach seinem Tod ist es die erste Museumsaus- rie, diesen Künstler abseits des Kanons neu zu stellung für den Künstler überhaupt. Dabei war entdecken. Mit der Volkswagen AG unterstützt Rembrandt Bugatti zu seinen Lebzeiten in Mai- ein engagierter Partner dieses höchst unkonven- land, Paris und Antwerpen durchaus bekannt, tionelle Projekt. »Innovation lebt von Kreativi- beteiligte sich schon als junger Mann an der tät«, sagte mir Hans-Dieter Pötsch, Mitglied des Entdecken Sie die neuesten Biennale in Venedig und wurde regelmäßig in Vorstands der Volkswagen AG. »Daher ist Kunst Marken und aufregendsten Galerien in Paris und sogar einmal in New York für uns eine essentielle Inspiration für die Zu- Trends aus Italien – jetzt in kunft.« Da außerdem die Marke Bugatti zu den drei Premiumhäusern Volkswagen gehört, besteht quasi eine Familien- verbindung. Die Werke des Bildhauers begeis- KaDeWe, Alsterhaus und terten auch den Meisterkreis, die Vereinigung Oberpollinger. von Traditionsmarken, die handwerkliche Qua- lität und erfindungsreiche Ästhetik hochhalten. Auch ihnen ist es zu verdanken, dass wir diesen Auszug aus dem Magazin WELTKUNST ei- ner größeren Leserschaft zugänglich ma- chen können, um die einmalige Ge- schichte des Künstlers zu erzählen. Der Elefant aus dem Jahr 1907 ist nur eines der vielen Tiere, die jetzt auf der Museumsinsel darauf warten, Ihr Herz zu erobern. Ihre Lisa Zeitz Chefredakteurin WELTKUNST eine initiative mit unterstützung des italienischen ministeriums für wirtschaftliche entwicklung und der italienischen agentur für aussenhandel. 3
R E M B R A N D T B UG AT T I Die wilde Moderne Der Bildhauer Rembrandt Bugatti lebte in Paris zur Zeit von Picasso und Matisse, doch die Tiere im Zoo waren ihm wichtiger als die Revolution der Kunst. Fast ein Jahrhundert lang war er vergessen. Nun feiert ihn die Alte Nationalgalerie in Berlin VON LISA ZEITZ Bilder: Privatsammlung; Zoo Antwerpen/KMDA E in schlaksiger junger Mann in Zoo, und das Modell wird zur Gießerei trans- Unter freiem Himmel: Der Künstler arbei- Anzug, Fliege und Hut steht portiert, um im Wachsausschmelzverfahren tet mit Plastilin direkt vor dem Modell auf dem Pariser Gemüsemarkt. gegossen zu werden. Seine Modelle in Plas- im Zoo von Antwerpen, 1910. Die Kunst- »Sechs Köpfe Salat? Schon wie- tilin, dieser geschmeidigen Mischung aus geschichte hat ihn lange vernachlässigt, der?«, fragt die Marktfrau mit Ton, Wachs und Ölen, die Bugatti für seine während er am Kunstmarkt Erfolge feierte. »Hamadryas«, der 43 Zentime- zusammengekniffenen Augen. Rembrandt Arbeit so schätzt, existieren nicht mehr, wohl ter hohe bronzene Mantelpavian von Bugatti nickt, packt die Salate in seinen Korb aber einige Gipse, Marmorskulpturen und 1909/10 (linke Seite) erzielte bei Sothe- und macht sich auf den Weg in sein Atelier. natürlich die Bronzeplastiken, die in ihrer by’s im Jahr 2006 inklusive Aufgeld den Es ist noch früher Morgen, die Sonne ist ge- Patina von Schokoladenbraun bis zu dunk- Rekordpreis von 2,6 Millionen Dollar rade erst aufgegangen. Er steigt die schmalen len Grün- oder Rosatönen reichen. Rund 300 Treppenstufen hinauf und schließt die Tür Skulpturen schuf er während seiner kurzen auf. Zaghafte Schritte trappeln ihm entgegen Lebenszeit. über den Holzboden, zwei glänzende Augen- In Paris wurde die Moderne geboren, paare schauen ihn an. Aber was machen zwei hier tummelten sich zu dieser Zeit die unge- senegalesische Antilopen im Juli 1908 in ei- fähr gleichaltrigen Künstler der Avantgarde, nem Pariser Künstleratelier? Picasso, Braque, Modigliani und viele andere. Die Antilopen sind seine Modelle, und Aber Bugatti zog es in den Zoo. Dort arbei- der Bildhauer hat vorzügliche Verbindungen tete er meistens an kleineren Formaten di- zum Zoo in Antwerpen: Es handelt sich um rekt im Freien. Sowohl in Paris als auch in Leihgaben. Sie wohnen so lange bei ihm, bis Antwerpen hatte er auch außerhalb der regu- er das lebensgroße Figurenpaar aus Plastilin lären Öffnungszeiten Zutritt und durfte Ge- vollendet hat, an dem er derzeit arbeitet – hege betreten, die andere Besucher nur von dann kommen die Antilopen wieder in den außen betrachteten. Nicht nur die Antilopen 4 5
R E M B R A N D T B UG AT T I lagen ihm am Herzen, auch die anderen Tie- re, die den Antwerpener Zoo bevölkerten. Der Bildhauer liebt die Flamingos, Tapire und Panther, aber auch die einheimischen de er von der Kunstgeschichte vergessen. Zu Kreaturen wie Esel und Störche. Sie alle sind wenig passt er in die gängige Entwicklungs- schließlich der Grund dafür, dass er der geschichte der Skulptur, die ihre Bögen von Künstlermetropole Paris den Rücken kehrt Rodin bis Brancusi, Maillol bis Lipchitz und 1906 nach Antwerpen zieht. Es ist der spannt. Der Kunstmarkt dagegen hat ihn einzige Grund – nur so hält er es in seinem schon lange wiederentdeckt: Alain Delon ist muffigen Pensionszimmer aus. Unter den sein prominentester Sammler, und auf Auk- Menschen fühlt sich Bugatti oft wie in einer tionen erzielen seine Bronzen regelmäßig »Wüste zwischen Wilden«. Der Zoo ist sein Millionenpreise. Edward Horswell, der Lon- Trost. Gegründet im Jahr 1843, ist der Ant- doner Sammler und Kunsthändler, und die Bilder: Courtesy of Véronique Fromanger/VF. Rembrandt Bugatti Conservatoire; Courtesy of The Sladmore Gallery, London werpener Zoo um die Jahrhundertwende der Pariser Autorin des Werkverzeichnisses, Vé- größte Europas. In keiner anderen Metropo- ronique Fromanger, haben immer wieder le gibt es mehr exotische Tiere zu sehen als kleinere Ausstellungen organisiert. hier, denn aus den belgischen Kolonien in Rembrandt Bugatti wurde 1884 in Mai- Afrika kommt ständig Nachschub. Nur ein land als drittes Kind von Carlo und Teresa Bruchteil der vielen Tiere, die in der Wildnis Bugatti geboren. Schon sein Vorname – wer Designer. Materialien wie Ebenholz und Zie- brandts Onkel wurde – mit künstlerisch prä- Bild: Julien Vidal/Petit Palais - Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris/Roger-Viollet gefangen werden, überlebt die Strapazen des nennt sein Kind schon Rembrandt? – weist genleder verarbeitete er zu fantasievollen, gendem Einfluss auf den Jungen. Transports. Sind sie einmal im Zoo ange- darauf hin, dass seine Familie so kunstsinnig orientalisch inspirierten Möbeln und Inte- So herausragend die Kreativität der Bu- kommen, bemüht man sich aber um eine art- wie unkonventionell war. Der Großvater rieurs. Daneben gestaltete Carlo Bugatti Sil- gattis war, so kümmerlich war ihr Sinn für gerechte Haltung. Ob die Giraffen wohl Tiere aus aller Welt findet Rembrandt lent voll ausleben. Was in den Käfigen der schuf prächtige Kamine, die er in Mailänder berwaren, Musikinstrumente und Rennrä- Finanzen. »Liefen die Geschäfte gut«, berich- wirklich »heimatliche Gefühle« bekamen, Bugatti im Zoo von Antwerpen, sei es ein Zoos von Paris oder Antwerpen sitzt, das ver- Villen einbaute. Der Vater, Carlo Bugatti, war der und entwarf seine eigene, exzentrische tet ein Zeitgenosse, »wurde gefeiert. Liefen als ihnen ein architektonisches Meisterwerk Storch, ein Ameisenbär oder ein Elefant. heißt ihm sozusagen Befreiung von Traditi- Kleidung. Im intellektuellen Haushalt der sie schlecht, wurde monatelang nur von Sup- im maurischen Stil errichtet wurde? Feingefühl beweist er auch in der Grup- onslast und Geschichte.« Zusammen mit Bugattis gingen Künstler wie der Bildhauer pe gelebt.« Schulden trieben die Bugattis zwi- Bugatti ist der erste europäische Bild- pe der »Drei Kudu-Antilopen« von 1911 Anke Daemgen kuratiert Philipp Demandt Paul Troubetzkoy und Komponisten wie Gia- schenzeitlich nach Paris. Den sechsjährigen (u.): Das Muttertier hat ein bandagiertes hauer überhaupt, der Tiere wie Ameisenbä- jetzt die weltweit erste große Museumsaus- como Puccini ein und aus. Von seinem Stu- Rembrandt ließen sie zunächst bei Verwand- Bein und lässt sich von seinem Jungen ren und Marabus darstellt. »Die Menschen stellung, die den Künstler als herausragen- dium an der Akademie der Brera kannte Car- ten in Mailand und holten ihn später nach. trösten. Re.: Zwei Pelikane, 1906 können ihm einen solchen Formenreichtum den Bildhauer des 20. Jahrhunderts würdigt, lo den Tiroler Maler Giovanni Segantini, der Bald ging es dann wieder nach Italien und nicht bieten«, sagt Philipp Demandt, der Lei- als eine singuläre Schöpferkraft zwischen sich in seine Schwester verliebte und Rem- 1903 erneut nach Paris. ter der Alten Nationalgalerie. »Hier aber Belle Époque und Futurismus, zwischen Im- kann Bugatti experimentieren und sein Ta- pressionismus und Art déco. Dabei war der Außenseiter Rembrandt Bugatti zu seiner ei- genen Zeit durchaus bekannt und auch am Markt zeitweise erfolgreich. Doch dann wur- 6 7
R E M B R A N D T B UG AT T I Das kreative Umfeld und die Betätigung in der väterlichen Werkstatt wirkten sich früh auf die Kinder aus, besonders auf die beiden Bilder: VF. Rembrandt Bugatti Conservatoire; Neumeister Auktionen, München (Stuhl C32, 1898 entworfen von Carlo Bugatti, 2012 bei Neumeister für 7000€ verkauft); Privatsammlung; André Taponier/VF. Rembrandt Bugatti Conservatoire; Bugatti Automobiles S.A.S. (3) Die Künstlerdynastie Bugatti Söhne. Der ältere, mit großem Formbewusst- sein und Talent für Motoren ausgestattete Et- tore schlug die Ingenieurslaufbahn ein – und sollte bald zu den berühmtesten Automobil- konstrukteuren der Welt gehören. Den jün- geren Rembrandt dagegen zog es früh zur Bildhauerei. Eines Tages, als er gerade erst 15 Jahre alt war, so will es die Familienlegen- de, entdeckte Carlo unter einem Tuch eine erstaunliche Skulpturengruppe von ihm, die einen Bauer mit drei Kühen darstellt. Von da an war seine Berufung besiegelt. Eine klassisch-akademische Ausbildung erhielt Rembrandt nicht, aber er hat sich wohl oft im Atelier von Troubetzkoy aufge- halten, der auch ein großer Tierfreund war. Carlo Bugatti Dieser kannte Auguste Rodin und Medardo Der 1856 geborene Sohn eines Mailänder Architekten und stadtbekannte Rosso und feierte mit seinen skizzenhaften, Dandy baute statt Häusern lieber exzentrische Möbel wie den maurisch impressionistischen Gesellschaftsporträts anmutenden Stuhl »C 32« (o. rechts). Er hoffte, dass seine Söhne Künstler der Belle Époque Erfolge. Die frühesten er- würden und dilettierte im Alter selbst als Maler. Starb 1940 in Molsheim. haltenen Kleinbronzen von Rembrandt Bu- Bilder: VF. Rembrandt Bugatti Conservatoire; Privatsammlung, London gatti zeigen Kühe, die wie spontane Moment- aufnahmen wirken, dabei eine Lockerheit in der Oberfläche aufweisen, die an den Farb- auftrag der Impressionisten erinnert. Der Künstler war noch ein Teenager, als er seine Die Biennale von Venedig 1909: Der erst am Jahresende mit der tatsächlichen Produk- ersten Menschenporträts schuf, von einem 25-jährige Rembrandt Bugatti ist mit tion verrechnet wurden. Ein regelmäßiges, Jean Bugatti Tenor, einem Professor, einem Industriellen. einer Reihe von Skulpturen vertreten, wenn auch überschaubares Einkommen für In die Fußstapfen seines Vaters Ettore trat Aber auch Kamele und Löwen modellierte er darunter ein Elefant, ein Bison und ein einen so jungen Künstler war eine Seltenheit. der älteste Sohn Jean. Er war ein leidenschaft- spätestens mit 19 Jahren. Er studierte sie im Pferdezug. Noch als Teenager schuf er Um die Anatomie der Tiere zu durch- licher Rennfahrer und begnadeter Auto- 1901 die »Kuh mit gedrehtem Kopf« un- Jardin des Plantes in Paris. Das Individuelle dringen, hatten Animaliers – Bildhauer, die designer (u. vor einem von ihm entworfenen ter dem Eindruck des Impressionismus Bugatti Typ 41 Royale). Mit nur 30 Jahren eines Tieres interessierte Bugatti stets mehr auf Tiere spezialisiert sind – ihre Motive verunglückte er 1939 bei einer Testfahrt. als das Typische. Die frühe Kleinplastik des meist seziert. Zum Beispiel Antoine Barye, dressierten Elefanten, der sich auf die Hin- der im 19. Jahrhundert auf Kämpfe zwischen terläufe stellt, ist vielleicht als Petschaft für Löwen, Schlangen und Alligatoren speziali- ein Siegel entstanden, aber sie gelangte – siert war und die Kadaver von Pferden und Jahre nach dem Tod des Künstlers – auf an- anderen Tieren zusammen mit seinem derem Weg zu Berühmtheit: als Kühlerfigur Freund Eugène Delacroix studierte. Nicht so Rembrandt Bugatti Ettore Bugatti des Bugatti Royale. Bugatti. Er fütterte die Elefanten lieber mit Machte seinem Vornamen alle Die Künstlerlaufbahn schlug Ehre und wurde Bildhauer. er aus und wurde Konstrukteur. Schon 1901 präsentierte Rembrandt sei- Brot, sprach mit Flamingos oder nahm ein Schuf in Bronze gegossene Tier- Der schillernde Lebemann ne erste Skulptur in Mailand, 1902 stellte er plastiken. Als Kühlerfigur (1881–1947) fertigte mit 17 drei Werke auf der Quadriennale in Turin zierte sein Elefant (o. links) den seinen ersten Rennwagen und aus, 1903 war er zum ersten Mal auf der Bien- Bugatti Royale. Verübte 1916 gründete mit 29 eine Auto- nale von Venedig vertreten. Besonders weit- mit 31 Jahren Selbstmord. fabrik. Bugatti-Modelle waren reichende Folgen für seine Karriere hatte zu Heute erzielen seine Werke auf die schönsten und teuersten dieser Zeit der Kontakt zum Gründer einer Auktionen Millionenzuschläge. Sportwagen ihrer Zeit. besonders qualitätvollen Gießerei in Paris. Adrien-Aurélien Hébrard war auf das Wachs- Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse ausschmelzverfahren spezialisiert, besaß ne- Im Rahmen seiner Edition »Les Légendes de Bugatti« ben seiner Gießerei auch eine Galerie und hat der heute zum VW-Konzern gehörende Hersteller handelte einen Exklusivvertrag mit Rem- einen Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse zu Ehren brandt Bugatti aus. Hébrard wurde zum Rembrandt Bugattis aufgelegt. Das Fahrzeug feierte auf Hauptabnehmer für seine Skulpturen, be- dem Genfer Automobil-Salon im März Weltpremiere. Es ist auf drei Exemplare limitiert, kostet 2,18 stimmte die Auflagenhöhe, limitierte als ei- Millionen Euro und ist bereits ausverkauft. Als Relief ner der Ersten überhaupt die verschiedenen taucht im Innenraum der Elefant auf, der einst Güsse und stellte Bugatti seit 1904 regelmä- auf dem Kühler des Bugatti Typ 41 Royale (o.) tanzte. ßig in Paris aus. Der Künstler bekam für sei- ne Modelle pro Tier je nach Größe 80 bis 200 Franc, wobei die monatlichen Zahlungen 8 9
Nicht nur im Zoo wurde der Bildhauer für seine Modelle fündig. Auch den eigenen Dackel namens Wurst verewigte er in Bronze Löwenbaby auf den Arm. Dabei beobachtete er die Tiere oft wochenlang, bevor er sie mo- dellierte. Seinem Blick entging kein Detail. So hat er den Körperbau und die Wirbel im Fell am lebenden Tier studiert und zum Bei- spiel das Bein der verletzten Antilope mit ver- kümmertem Muskel dargestellt, woran man sieht, dass sie schon eine ganze Weile nicht mehr auftreten konnte. Dem Einzelgänger ging es schon vor dem Ersten Weltkrieg nicht gut, weder ge- also eine Anspielung auf den Krieg. Im De- sundheitlich noch finanziell. Der Kriegsaus- zember 1915 reist er nach Paris, arbeitet wohl bruch bringt die radikale Verschlechterung. Infos zur Ausstellung an diesen letzten Figuren, Schlange, Tiger Der Kunstmarkt bricht ein, die Gießerei Hé- und Kruzifix. Doch die Arbeit ist ihm kein brard gibt auf. Im Oktober 1914 besetzen die »Rembrandt Bugatti« Trost. Am 8. Januar 1916 kauft er Blumen, Deutschen Antwerpen, der Zoo wird ge- 28. März – 27. Juli 2014 zieht seinen besten Anzug an, dreht den Gas- Bild: Ken Adlard/Privatsammlung; Coverbilder WELTKUNST-Hefte: Christoph Niemann und Andri Pol www.rembrandtbugattiinberlin.de schlossen und zum belgisch-französischen hahn auf und nimmt sich das Leben – auch Lazarett umfunktioniert. Da es an Futter Alte Nationalgalerie er ein Opfer des Ersten Weltkriegs. und Betreuung mangelt, müssen viele Tiere, Museumsinsel Gerade einmal 15 Jahre dauerte Bugattis Bodestraße 1–3, 10178 Berlin denen Bugattis ganze Zuneigung galt, getö- Karriere. Vor ihm dominierte in der Tierdar- tet werden. Der junge Mann meldet sich Öffnungszeiten stellung meist Pathos – nach ihm, im Art beim belgischen Roten Kreuz und kommt in Di, Mi, Fr, Sa, So 10–18, Do 10–20 Uhr déco, war das Tier oft Ornament. »Er stili- direkten Kontakt mit den Grausamkeiten Eintritt siert, aber er strebt nicht nach Abstraktion«, des Krieges, den Verstümmelungen und dem 12 Euro / ermäßigt 6 Euro sagt Philipp Demandt. Bei einem Frühwerk Sterben junger Männer. Er selbst leidet wohl VIP-Ticket: 30 Euro, erhältlich unter wie der »Kuh« von 1901 ist der Impressionis- an einer Rippenfellentzündung und Tuber- www.rembrandtbugattiinberlin.de mus noch zu spüren, das Tastende und Kne- kulose und reist schließlich nach Mailand, Information, Beratung, Führungen tende, das Skizzenhafte von Medardo Rosso. wo er seine Familie trifft und ein ganzes Jahr +49 (0)30 266 42 42 42 , (Mo – Fr, 19 – 16 Uhr) Andere frühe Werke sind elegante Produkte bleibt. Freunden und Verwandten fällt in service@smb.museum der Belle Époque. Bei den Zootieren verfes- diesen schrecklichen Kriegsmonaten auf, Katalog tigen sich die Figuren, hier findet Bugatti die dass Rembrandt depressiv ist. Ein wohlmei- Rembrandt Bugatti, Hirmer Verlag, 29 Euro Formen für seine Kunst, so wie Maillol sie im nender Aristokrat beauftragt ihn mit einer Die Ausstellung wird ermöglicht durch prallen Frauenakt findet und Lehmbruck im Christusfigur am Kreuz. Außerdem model- den Verein der Freunde der Nationalgalerie schlanken Jüngling. Als Randfigur der liert Bugatti einen Tiger, der eine Schlange und unterstützt durch Volkswagen Kunstgeschichte stand Bugatti bisher abseits zertritt. Der Kampf mit der Schlange ist seit des Kanons. Jetzt ist es an der Zeit, ihn als porsche design Jahrhunderten ein Symbol für das mensch- eine eigenwillige Stimme im großen Konzert liche Streben, das Böse zu besiegen: gewiss der Moderne zu erkennen. × Das Magazin WELTKUNST IMPRESSUM Verlag: ZEIT Kunstverlag Herausgeber: GmbH & Co KG Möchten Sie mehr wissen aus der Welt Verein der Freunde der Buceriusstr., Nationalgalerie e.V. Eingang Speersort 1 der Kunst von ihren Anfängen bis heute? 20095 Hamburg Dann legen wir Ihnen unser Monats- Redaktion: Redaktion WELTKUNST Geschäftsführung: magazin WELTKUNST ans Herz. Dorotheenstr. 33 Stefanie Hauer, Die neueste Ausgabe mit einem großen 10117 Berlin Nathalie Senden Tel. 030/590048-340 Interview mit Chinas Kunstsuperstar Fax 030/590048-334 Anzeigenleitung: Ai Weiwei können Sie bestellen unter: Michael Menzer, Chefredakteurin: Tel. 040/3280-3463 Dr. Lisa Zeitz WELTKUNST Leserservice, lisa.zeitz@weltkunst.de Herstellung: MedienSchiff Bruno, 20080 Hamburg Art Director: msbruno.de Anja Büchner www.weltkunst.de/abo Bureau Mirko Borsche Druck: artdirection@weltkunst.de Evers-Druck GmbH kundenservice@weltkunst.de Bildredaktion: Mit Unterstützung der +49 (0)40 55 55 78 68 Lou Ulla Brunk Volkswagen AG 10 www.porsche-design.com/store-locator
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