Pressespiegel Ensemble Aventure
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Pressespiegel Ensemble Aventure 27.07.2021 Badische Zeitung – Saisonkonzert 6 am 23. Juli 2021 35 Jahre Pioniergeist Von Georg Rudiger Di, 27. Juli 2021 Klassik | Das Geburtstagskonzert des Ensemble Aventure in Freiburg. "Ich nde viel mehr Experimentelles in der Musik als in der Literatur", sagt die Schriftstellerin Cécile Wajsbrot beim Jubiläumskonzert zum 35-jährigen Bestehen des Ensembles Aventure in der gut besuchten Freiburger Elisabeth-Schneider-Stiftung, ehe sie einige Seiten ihres gerade erschienenen Romans "Nevermore" vorträgt. Sie berichtet darin von einem eindrucksvollen Konzert in Dresden, bei dem sie von einem Werk Juan Allende- Blins berührt war. Bei seinem vom Ensemble Aventure uraufgeführten, Cécile Wajsbrot gewidmeten "Douleurs disséminées" treffen dumpfe Schläge auf dem Kontrabass (Johannes Nied) auf berstende Multiphonics von Bassklarinette (Andrea Nagy) und Wolfgang Rüdiger (Fagott). Auch beim Jubiläumskonzert sucht das Neue-Musik-Ensemble das Abenteuer. Die insgesamt vier Uraufführungen sind aufgeladen mit Spannung. Die durchweg hohe Qualität des Ensembles macht aus den durchaus sperrigen Kompositionen (ganz souverän: Dirigent Nicholas Reed) plastische Skulpturen mit meist rauer Ober äche. Julia Spaeth schmeißt in Johannes Boris Borowskis "Ach" mit schlackenlosem Sopran die Fetzen einer kon iktreichen Beziehung in den Raum. Natasa Maric zaubert dazu Sphärenklänge auf der Bass öte. In "Touching universes and ends" für Ensemble und Elektronik verarbeitet der israelische Komponist Eres Holz den Tod seiner Mutter. Intensive, schmerzhafte Steigerungswellen münden in beruhigende Klavierakkorde (Akiko Okabe). Die groß besetzte, weit dimensionierte Komposition erreicht orchestrale Ausmaße. Das kurzatmige "Schakalkopf" (2016) ndet diese Ruhe nicht. Im abschließenden "Mashyn" von Volker Heyn dominieren harte, metallische Klänge (Schlagzeug: Nanae Kubo), die an industrielle Prozesse denken lassen. Auch diese kühle, geräuschhafte Klanglichkeit setzt das Ensemble Aventure mit großer Charakterisierungskunst um. Und zeigt einmal mehr, dass der Pioniergeist des von Wolfgang Rüdiger gegründeten und geleiteten Ensembles auch nach 35 Jahren noch immer lebt. fi fl fl fi fl
Wäscheklammer und Kochtopf 22.06.2021 Badische Zeitung – Saisonkonzert 5 Kamprad Von Elke Di, 22. Juni 2021 Klassik Wäscheklammer und Kochtopf | Freiburg: Konzert mit dem Ensemble Aventure. Von Elke Kamprad Di, 22. Juni 2021 Das BZ-Jubiläums-Tablet: Bis 30.06. BZ-Digital Premium bestellen und kostenloses Samsung Galaxy Tab A7 sichern! Jetzt Klassik bestellen! | Freiburg: Konzert mit dem Ensemble Aventure. Im ersten Konzert beim Freiburger Ensemble Aventure nach dem Lockdown spielt und komponiert jeder, jede und alles mit. Da ist erst mal der normale Straßenlärm, denn die Musiker treten im Garten der Reinhold-Schneider-Stiftung auf. Da dringt die lautstarke Demo Das BZ-Jubiläums-Tablet: herüber, Bis 30.06. und das Vogelgezwitscher BZ-Digital hat bei Premium Piano-Stellen bestellen seine und Auftritte. kostenloses Wenn die StadtSamsung Galaxy so ins Konzert Tab A7 sichern! hereinschwappt, Jetzt Fußgänger bestellen! durch den Zaun gucken, die Außengeräusche mit konzertieren, dann fallen die mit Ernsthaftigkeit tradierten Konzertrituale weg. Es gibt keine festen Grenzen mehr zwischen komponierter Kunst und dem Alltagsgeräusch, zwischen geplant und ungeplant, drinnen und Im ersten Konzert beim Freiburger Ensemble Aventure nach dem Lockdown spielt und komponiert jeder, jede und alles mit. Da ist erst draußen. mal der normale Straßenlärm, denn die Musiker treten im Garten der Reinhold-Schneider-Stiftung auf. Da dringt die lautstarke Demo herüber,Spahlinger Mathias und das Vogelgezwitscher hat bei nennt es "konzepte zurPiano-Stellen seine Auftritte. ver(über)flüssigung" Wenn die Stadt des Komponisten. so auch Wird so ins Konzert hereinschwappt, der Musiker überflüssig?Fußgänger Der durch den Zaun Schlagzeuger gucken, spielt nichtdie nurAußengeräusche mit konzertieren, Perkussionsinstrumente, sondern dann auch fallen auf demdieFahrrad: mit Ernsthaftigkeit tradierten Die Kette rattert, Konzertrituale und das weg. Holz klackert Esdie über gibt keinedrehenden sich festen Grenzen mehrDie Speichen. zwischen komponierter Klarinette Kunstdas macht Tatütata, undHorn demimitiert Alltagsgeräusch, zwischen Hundegebell. Alvin geplant undErinnerungen Lucier hat ungeplant, drinnen und an Kinderspiele draußen. komponiert. Es könnten auch die Spiele von den Kindern auf der Straße sein. Mathias Der Spahlinger Alltag hat insnennt es "konzepte Konzert zur ver(über)flüssigung" Eingang gefunden des Komponisten. Wird so auch der Musiker überflüssig? Der Schlagzeuger spielt nicht nur Perkussionsinstrumente, sondern auch auf dem Fahrrad: Die Kette rattert, und das Holz klackert über die sich drehenden James Speichen. Tenney nennt Die Klarinette sein Stück machtWritten "Having Never Tatütata, das Horn a Note imitiert Hundegebell. for Percussion". Alvin Hier wird das Lucier hatmit Experiment Erinnerungen an Kinderspiele Unerfahrenheit zu Gehör komponiert. gebracht. DasEs könnten für Solostück auch die Spiele Tam-Tam von den erweckt Kindern auf an Assoziationen derein Straße sein. Flugzeug, inklusive der erreichten Lärm-Schmerzgrenze. startendes Auch Johannes Nieds "Improvisation" für sich und seinen präparierten Kontrabass ist in Musik diffundierter Alltag. Die Der Alltag hat an Wäscheklammern ins denKonzert Eingang Saiten und gefunden der rhythmisch klackernde Kochtopfdeckel auf den Saiten erwecken die unbeschwerte Erinnerung an einen Kochtopf, in dem das Wasser blubbert und der Deckel hüpft. James Tenney nennt sein Stück "Having Never Written a Note for Percussion". Hier wird das Experiment mit Unerfahrenheit zu Gehör gebracht. Der AlltagDas undSolostück für Tam-Tam die Alltagsgeräusche erweckt haben ins Assoziationen Konzert Eingang angefunden. ein startendes Flugzeug, Und dann wird inklusive noch das der erreichten Publikum zumLärm-Schmerzgrenze. Akteur, denn die Auch Johannes Nieds "Improvisation" für sich und seinen präparierten Kontrabass ist in Musik diffundierter Corona-Pause habe gezeigt, wie groß das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinsamkeit sei, erzählt Wolfgang Rüdiger. Alltag. DieSo waren alle Wäscheklammern Zuhörenden an den Saiten zum Mitmachen und der rhythmisch eingeladen. klackernde Durch den Garten Kochtopfdeckel flanierend, lassen sieauf malden Saiten erwecken Kuhglocken die mal erklingen, unbeschwerte Erinnerung sprechen sie: "Ja, Ja, an einen und Kochtopf, Ne, Ne", so wie in es dem dasBeuys Joseph Wasser blubbert 1968 und derhat. "komponiert" Deckel hüpft. Jeder Mensch ein Künstler. Im Garten blicken sich alle freudig an und kommen sich ein klitzekleines Stückchen näher. Und fast ist Corona vergessen. Der Alltag und die Alltagsgeräusche haben ins Konzert Eingang gefunden. Und dann wird noch das Publikum zum Akteur, denn die - Anzeige - Corona-Pause habe gezeigt, wie groß das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinsamkeit sei, erzählt Wolfgang Rüdiger. So waren alle Zuhörenden zum Mitmachen eingeladen. Durch den Garten flanierend, lassen sie mal Kuhglocken erklingen, mal sprechen sie: "Ja, Ja, und Ne, Ne", so wie es Joseph Beuys 1968 "komponiert" hat. Jeder Mensch ein Künstler. Im Garten blicken sich alle freudig an und kommen sich ein klitzekleines Stückchen näher. Und fast ist Corona vergessen. - Anzeige -
3.11.2020 Badische Zeitung – Saisonkonzert 2 „Schöner Götterfunken und die Bevölkerung unserer kleinen Welt“ Im Rahmen von BTHVN 2020 unterstützt von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung und der Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg Eigene Welten mit Modelleisenbahn Von Joss Reinicke Di, 03. November 2020 Klassik | Das Freiburger Ensemble Aventure und der SWR streamen zwei Textopern von Alan Hilario. Screenshot aus dem Stream Foto: SWR JETZT 50% SPAREN: Lesen Sie die BZ-Website 6 Monate lang zum halben Preis – Jetzt BZ-Digital Basis bestellen!
Sie fährt und fährt, die kleine Modelleisenbahn: über den Teppich, unter das Regal, quer durch die Küche und vorbei an vielen Figuren. Vor diesen Bildern auf der Leinwand des Freiburger Schlossbergsaals haben die Musiker des Ensembles Aventure samt Live-Elektronik ihre Instrumente zur Hand und betten die Szenen in eine klangliche Kulisse. Es sind die Bilder und Klänge des Komponisten Alan Hilario, Jahrgang 1967, dessen zwei "Textopern" der SWR2 nun über seine Homepage ausstrahlt, unter dem Motto "Beethoven 2020". Hilario hat sich für dieses Programm zwei knappe Sätze zum Ausgangspunkt genommen: "Alle Menschen werden Brüder" und "Die Migration ist die Mutter aller Probleme" (Horst Seehofer). Kurzum – die Frage, "ob und wie sich unsere Gesellschaft dem Beethoven’schen Aufruf ‚An die Freude‘ annähern kann". Ein repetitives Hin und Her zwischen Instrumentengruppen, glockenartig, diffus rhythmisierte Töne durch den Raum geworfen, und wieder fetzende Klänge von überall, flirrendes Glissando der Geige, schillerndes Flattern aus der Oboe. "Bevölkern Sie Ihre ganz eigene kleine Welt!", heißt das Stück, dessen musikalische Kapitel aus Hilarios Partitur das Ensemble Aventure mit Sinn für ihren visuellen Kontrapunkt aufschlagen: trotz Abstands feinsinnig aufeinander eingespielt, die klanglichen Texturen ausbreitend, so dass der Hörer zuweilen erst im Nachhinein dem Übergang von einer in die andere Klanglichkeit gewahr wird. Konkreter verfährt die Bildebene, doch auch hierund Sie fährt nicht in klar fährt, dielinearer Erzählstruktur: Kurzgeschnittene kleine Modelleisenbahn: Nahaufnahmen über den Teppich, derquer unter das Regal, spielzeugdimensionierten Figurenwelt durch die Küche und vorbei prägen an vielen Figuren. die VorBilder diesenvon Eisenbahn, Bildern auf derMenschentrauben und Reklamedarstellerinnen; Leinwand des Freiburger Schlossbergsaals haben wiederkehrende die Musiker desSchriftzüge, etwa "dasssamt Ensembles Aventure Menschen in Not Live-Elektronik zur ihreFlüchtlingswelle Instrumente zurerklärt werden" Hand und oder betten die"Keine SzenenFestung in eine Europa"; schließlich klangliche Kulisse. Esauch sindAnspielungen die Bilder undauf Seehofers Klänge Zynismus zuAlan des Komponisten dessen 69. Geburtstag. Hilario, Jahrgang 1967, dessen zwei "Textopern" der SWR2 nun über seine Homepage ausstrahlt, unter dem Motto "Beethoven 2020". Hilario hat sich für dieses Programm zwei knappe Sätze zum Ausgangspunkt genommen: "Alle Menschen werden Brüder" und "Die - Anzeige - Migration ist die Mutter aller Probleme" (Horst Seehofer). Kurzum – die Frage, "ob und wie sich unsere Gesellschaft dem Beethoven’schen Aufruf ‚An die Freude‘ annähern kann". Ein repetitives Hin und Her zwischen Instrumentengruppen, glockenartig, diffus rhythmisierte Töne durch den Raum geworfen, und wieder fetzende Klänge von überall, flirrendes Glissando der Geige, schillerndes Flattern aus der Oboe. "Bevölkern Sie Ihre ganz eigene kleine Welt!", heißt das Stück, dessen musikalische Kapitel aus Hilarios Partitur das Ensemble Aventure mit Sinn für ihren visuellen Kontrapunkt aufschlagen: trotz Abstands feinsinnig aufeinander eingespielt, die klanglichen Texturen ausbreitend, so dass der Hörer zuweilen erst im Nachhinein dem Übergang von einer in die andere Klanglichkeit gewahr wird. Konkreter verfährt die Bildebene, doch auch hier nicht in klar linearer Erzählstruktur: Kurzgeschnittene Nahaufnahmen der spielzeugdimensionierten Figurenwelt prägen die Bilder von Eisenbahn, Menschentrauben und Reklamedarstellerinnen; wiederkehrende Schriftzüge, etwa "dass Menschen in Not zur Flüchtlingswelle erklärt werden" oder "Keine Festung Europa"; schließlich auch Anspielungen auf Seehofers Zynismus zu dessen 69. Geburtstag. - Anzeige - Hilarios zweites Werk, "Schöner Götterfunken! Bilder einer Ausstellung einer Ausstellung" von 2006 unterscheidet sich davon bereits in seiner Besetzung, die mit zwei Saxophonen und einem Schlagzeug auskommt. Das Bildmaterial, jetzt auf zwei Leinwände projiziert, besteht in diesem Fall aus Originalaufnahmen kolonialer Machthaber der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, aus denen eine etwa 30-minütige dicht geschnittene Collage komponiert ist, zugespitzt mit eingeblendeten Protokollsätzen wie: "Kopf sehr kurz, breit mässig, hoch; Hinterhaupt wenig ausladend" oder abstoßenden Genitalbeschreibungen. Beigemischt sind Soundeinspielungen, dicht geschnittene Klänge, konkrete sowie verzerrte Geräusche; Vogelgezwitscher mit industrieartigem Geplärre im Hintergrund. Als kurzes Intermezzo zitieren die drei Musiker Beethovens Melodie über "Freude schöner Götterfunken", wieder gefolgt von synthetischen Tönen. Äußerst vielschichtig sind die Eindrücke, die Hilarios Werke in oft Millisekunden aufbringen, häufig in ihrer Gänze nicht mehr bewusst wahrnehmbar; Fetzen, die keine Erzählung spannen, eher Motive umkreisen, bildlich real und musikalisch abstrakt. Das gelingt auch durch die Bandbreite musikalischer Nuancierung des Ensemble Aventure. Und Beethoven? Hilarios Er bildet zweites Werk, keine Referenz "Schöner als Vorlage Götterfunken! Bilderfür einen einer nostalgisch Ausstellung schwärmenden einer Ausstellung"Historismus. Hier geht essich von 2006 unterscheidet um davon das Ringen bereits um Welt- Besetzung, in seiner und Menschheitsvorstellungen, das sich die mit zwei Saxophonen undauch einemin Schlagzeug seinem Werk artikuliert. auskommt. DasGegenwart und Geschichte Bildmaterial, damit jetzt auf zwei zu konfrontieren, Leinwände projiziert, gelingt bestehtininAlan Hilarios diesem Kompositionen, Fall aus indem kolonialer Originalaufnahmen er dokumentarische Unmittelbarkeit Machthaber unddes der ersten Hälfte kinderfigürliche Unterproportionierung letzten Jahrhunderts, aus denen eine etwa derart mit Musik verschränkt, dass sich trotz expressiver Klänge kein falsches Pathos überstülpt: eine durchaus 30-minütige dicht geschnittene Collage komponiert ist, zugespitzt mit eingeblendeten Protokollsätzen wie: "Kopf sensible Distanz sehr kurz, breit zwischen abbildender mässig, hoch; Wiedergabe Hinterhaupt und künstlerischer wenig ausladend" Verarbeitung. oder abstoßenden Genitalbeschreibungen. Beigemischt sind Soundeinspielungen, dicht geschnittene Klänge, konkrete sowie verzerrte Geräusche; Vogelgezwitscher mit industrieartigem Geplärre im Hintergrund. Als kurzes Intermezzo zitieren die drei Musiker Beethovens Melodie über "Freude schöner Götterfunken", wieder gefolgt von synthetischen Tönen. Stream des Konzerts unter: http://mehr.bz/aventure Äußerst vielschichtig sind die Eindrücke, die Hilarios Werke in oft Millisekunden aufbringen, häufig in ihrer Gänze nicht mehr bewusst wahrnehmbar; Fetzen, die keine Erzählung spannen, eher Motive umkreisen, bildlich real und musikalisch abstrakt. Das Ressort: gelingt Klassik auch durch die Bandbreite musikalischer Nuancierung des Ensemble Aventure. Und Beethoven? Er bildet keine Referenz als Vorlage für einen nostalgisch schwärmenden Historismus. Hier geht es um das Ringen um Welt- und Menschheitsvorstellungen, das sich auch in seinem Werk artikuliert. Gegenwart und Geschichte damit zu konfrontieren, gelingt in Alan Hilarios Kompositionen, indem er dokumentarische Unmittelbarkeit und kinderfigürliche Unterproportionierung derart mit Musik verschränkt, dass sich trotz expressiver Klänge kein falsches Pathos überstülpt: eine durchaus sensible Distanz zwischen abbildender Wiedergabe und künstlerischer Verarbeitung. Stream des Konzerts unter: http://mehr.bz/aventure
30.09.2020 Badische Zeitung – Saisonkonzert 1 Die gute alte Neue Musik Von Alexander Dick Mi, 30. September 2020 Klassik | Das Freiburger Ensemble Aventure mit "Aus der Tiefe". "stillstehen, aufsteigen, improvisieren": ein Stücktitel wie aus dem Lehrbuch avantgardistischer musikalischer Handlungsanweisungen. Der Schweizer Komponist Max E. Keller, Jahrgang 1947, zeichnet dafür verantwortlich, und gewidmet hat er sein neues Opus dem Freiburger Ensemble Aventure, das es jetzt zum Saisonauftakt in Winterthur und tags darauf in der Freiburger Elisabeth-Schneider-Stiftung uraufführte. Im Labyrinth der Neuen Musik bewegt sich Keller auf dem Terrain eines Pluralismus, in dem viele Personalstile nebeneinander entwickelt werden. Die sechs Instrumentalisten Keiko Murami (Flöte), Andrea Nagy (Klarinetten), Wolfgang Rüdiger (Fagott), Akiko Okabe (Klavier), Friedemann Treiber (Violine) und Ellen Fallowfield (Cello) setzen die Spielvorgaben in hoher technischer Qualität um – Glissando-Sinuskurven am Anfang, energisches babylonisches Linienwirrwarr: Das ist die gute alte Neue Musik, wie sie anno 2020 ein wenig obsolet wirkt. Zukunftsweisend klingt anders. "De profundis" – der Titel des Abonnementkonzerts – verweist auf Psalm 130 ("Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir") und dessen Rezeption durch die Kunst. Aber natürlich kann man ihn auch als Metapher auf die aktuelle Bedrohung durch die Pandemie begreifen. Der Freiburger Komponist Wolfgang Motz lässt in "De Profundis" eine Bassklarinette und ein Fagott, begleitet von gelegentlichen Trommelgeräuschen mit brachialen Anstrengungen den Weg aus der Tiefe suchen – erfolgreich? Oder in "Dolmar" des Schweizers Jean-Luc Darbellay : Da brodelt die Musik in den beiden Rahmenteilen aus dem Vulkankrater, während im ruhigeren Mittelteil immer wieder ein sanfter Septsprung nach oben für Besänftigung sorgt: im Grunde das Formschema einer barocken italienischen Ouvertüre. Am direktesten berührt Feliz Anne Reyes Macahis, Jahrgang 1987, mit "out of the depths". Hier markieren vokale Regungen, von Schreien bis zu Zischlauten, ein Gefangensein in einer Tiefe, die eher sozial als räumlich zu interpretieren ist. Und es geht nicht nach oben, wie das beeindruckende Cello- Glissando am Ende signalisiert. Weiter, hinein in die nächste Generation, geht es indes bei Aventure: Mit Beverley Ellis, Sylvie Altenburger und Walter Ifrim wurde ein Teil der Gründergeneration verabschiedet – aus der Tiefe des Herzens. - Anzeige - Teppiche bis zu 60% RugVista Ressort: Klassik Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 30. September 2020: ! Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen - Anzeige -
So bequem, du schläfst darin Könnte dieser ultraweiche BH die versprochene “rötungsfreie Zone” sein? 02.07.2020 Badische Zeitung – Saisonkonzert 6 Gut aufgestellt Von Joss Reinicke Do, 02. Juli 2020 Klassik | "SPOTS – Erfüllte Augenblicke": Das Freiburger KomponistEnsemble Aventure John Cage Foto: spielte unter freiem Himmel. Jörg Schmitt Als Underground-Combo ließen sie sich bezeichnen, gäbe die Stammbühne ihnen den Namen. Statt im Gewölbekeller des Freiburger Weinschlösschens, spielen die Musiker vom Ensemble Aventure jetzt im davorliegenden Garten: die Wiese des Gründerzeitmonuments mit Stühlen bekleidet, kreisförmig darum die Musiker verteilt. Deren bekundete Vorfreude, nun endlich wieder auftreten zu können, kommt im Folgenden auch klanglich zum Ausdruck. Mit vielen kleinen Stücken, einer Collage instrumentaler Porträts ähnelnd, ist "SPOTS – Erfüllte Augenblicke" dem Anliegen verbunden "die Beziehung zwischen Musik und Natur aufzuzeigen", so Schlagzeuger Nicholas Reed, griffbereit einen Birkhahn-Locker in der Hand. Gewöhnlich für die Jagd in Gebrauch, umfassen seine Handflächen nun die kleine Metallpfeife und intonieren mit sausendem Luftstrahl Robin Hoffmanns "Birkhahn-Studie": blitzschnell der Atem, flink gestikulierendes Kopfdrehen hin und her; gleich einem Kolibri, aus der Ferne beobachtet, mit Reeds Mikrophon als scharfgestelltem Fernrohr (da blickt aus tatsächlicher Distanz ein sich wundernder Beobachter aus dem dritten Stock). Und schon hat Ulrich Land rezitierend übernommen. Dessen Texte, verflochten mit Gedichten Else Lasker-Schülers, fügen sich alternierend zur Musik. Die teils verschmitzten Verse trägt Land mit unpathetischem Witz vor. Quer gegenüber dann vorsichtige Hornklänge: die ersten Töne der hier uraufgeführten "3 Erupciones" von Carlos Cárdenas. Der kürzlich von der Freiburger Musikhochschule ausgezeichnete Absolvent ließ sich von Gemälden der Erdbeben auf den Kanarischen Inseln im 18. Jahrhundert inspirieren. Die umherschweifende Melodie, von Delphine Gauthier-Guiche (Horn) immer stärker angeschärft, führt im dichten Triller zur strömenden Lava. Es sind die vielen Einzelheiten, die den Charakter dieses Abends zeichnen, wenngleich die Natur-Musik-Programmatik vage bleibt. Zu Unrecht mischen sich ab und an die umliegenden Stadtgeräusche ein und stehlen der merklichen Musikalität ihr Medium. Mit John Cages "Five" mündet das Konzert im Surround-Tutti, Liegetöne von allen Seiten, darüber Else Lasker-Schülers "Mein Wanderlied". Ein schöner Schluss. - Anzeige - Komponist John Cage Foto: Jörg Schmitt Als Underground-Combo ließen sie sich bezeichnen, gäbe die Stammbühne ihnen den Namen. Statt im Gewölbekeller des Freiburger Fotokunst online kaufen LUMAS Ressort: Klassik Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 02. Juli 2020: ! Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen - Anzeige -
18.02.2020 Badische Zeitung – Saisonkonzert 4 Günstige Angebote sichern METRO Onlineshop Aufeinander hören KRITIK INVonKÜRZE Juliana Eiland-Jung Mi, 29. Januar 2020 Klassik Von Elke Kamprad Di, 18. Februar 2020 | Die Stadtkapelle Lahr und das Freiburger Ensemble Aventure spielten gemeinsam eine zeitgenössische Komposition. Klassik Ensemble Aventure mit "Regungen – Anregungen" Karin Haußmann ließ sich von der Kochkunst inspirieren. Ihr Stück heißt "a fuoco lento", auf kleiner Flamme. Wenn alles im Kochtopf köchle, veränderten sich Farbe und Geruch der Zutaten. Vergleichsweise verschmelzen Töne in mikrotonale Klangmischungen, erklärt Haußmann im Programmheft zum Abend, den das Ensemble Aventure mit "Regungen – Anregungen" betitelt hat. Rebecca Saunders’ "Stirrings Still" nach einem Gedicht von Samuel Beckett über den Grenzbereich zwischen Sein und Nichtsein wird im Dunkeln gespielt. Töne erwachen leise. Sie verharren richtungslos im Gewölbekeller wie komponiertes Nichts. Mit Ashley Fures "Soma" kommt wieder Bewegung ins Spiel. Pappkarton Belli 31 ist ein Klangkörper, über dessen Kanten der Bassbogen streicht. Der Cellobogen kratzt tonlos die Cellosaiten. Winseln. Bassklarinette und -flöte spielen höchste Töne, eine Klebebandrolle wird über die Saiten des Flügels gezogen. Eine Ratsche knallt. Das klingt wie Jean Tinguelys ratternde und klingende Harmonie-Maschine. Die Isländerin Thurídur Jónsdóttir möchte mit "Downbeat Aroma" den Sinn für Klang und Moment öffnen. Man bräuchte Musik nicht mit dem Kopf verstehen, sondern einfach genießen wie den Downbeat oder ein Aroma, schreibt sie. Der Downbeat ist die Abwärtsbewegung eines Dirigentenarms auf die Zählzeit Eins eines Taktes. Es flirrt, zirpt, zupft und tremoliert. Brigitta Muntendorf übersetzt ihr Stück "Shivers on Speed" mit Schauder der Geschwindigkeit. Die Finger zittern, die Bögen, der Atem auch. Ein Bellen. Mal schlägt ein aggressives Fortissimo dazwischen. Muntendorf nennt es die "Collage eines absurden Klangspiels." Ressort: Klassik Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 18. Februar 2020: ! Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen - Anzeige - Besetzung komponiert. Statt einer Tempoanweisung nutzt er beim Die Lahrer Stadtkapelle Sekundenangaben, die in mechanischer Konzert mit dem Ensemble Regelmäßigkeit Aventure Foto: Wolfgang Künstle Klang und Pausen durchtakten. Das von Orchesterleitern gern eingeforderte "Aufeinander hören" ist Konstruktionselement der Komposition – wie die Stille, die Einbeziehung von Raum und Raumklang. Nagel will Ein Uhrenabgleich gehtdie inAufmerksamkeit auf die feinen Actionfilmen Anschlägen oder Nuancierungen Polizeieinsätzenlenken, voraus.die Fürihn dieauch in den monochromen Zuschauer Bildern ist klar: Jetzt wird von Yves Klein es spannend. Auch faszinieren. für die Uraufführung von Adrian Nagels Komposition "Ausstellung II" in Lahr war es notwendig, dass jeweils ein Vertreter der neun Instrumentalgruppen, weit Kommentare Der 1990 geborene verstreut im Raum Komponist und auf denhatte sich vom Galerien "schönen, warmen, des überdachten satten Innenhofs desKlang" der Einspielübungen die Max-Planck-Gymnasiums, des Stoppuhren Blasorchesters inspirieren ihrer lassen. Smartphones Wie in einer synchronisierten. Kunstausstellung Bitte legen konnten die an, Sie zunächst ein Kommentarprofil Zuhörer zwischen um Artikel den Ensembles auf BZ-Online kommentierenumhergehen, zu können. sogar einen Blick in die Noten werfen. Damit wolle er die "Sozialform des Zuhörens Spannendin Fragedas wurde stellen", ganzeerklärt Nagel Konzert, zu Beginn, bei dem einige für derjeden Zuhörer Zuhörer über hundert entsteheund ein individuelles der 70 MusikerWerk. Ein Teil des Publikums der Stadtkapelle bleibt Lahr erstmals mittrotzdem sitzen,indie Neuer Musik Anregung, bei Francisco Kontakt kamen. Felicianos Der ansonsten "Silence in Sachen my Soul" den sinfonischer Vokalpart Blasmusik mitzusingen, Jetzt Profil anlegen agierenden wird nochwar Stadtkapelle zurückhaltender die Aufregungaufgenommen. zu Beginn nochDie Haltung der Am anzumerken. Zuhörer Ende gab es erscheint distanziert, Lob von allen aber Seiten für neugierig die – nichteinfühlsame überzeugende, die schlechteste Art, sichder Umsetzung neuen Erfahrungen zu stellen. Komposition. - Anzeige - Zustande gekommen ist die Begegnung durch den "ad libitum"-Kompositionswettbewerb der Winfried Böhler Kultur Stiftung und das Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg. Stadtkapelle und Ensemble Aventure (Leitung: Wolfgang Rüdiger) waren als Tandem angetreten, Adrian Nagel hatte für diese Besetzung komponiert. Statt einer Tempoanweisung nutzt er Sekundenangaben, die in mechanischer Regelmäßigkeit Klang und Pausen durchtakten. Das von Orchesterleitern gern eingeforderte "Aufeinander hören" ist Konstruktionselement der Komposition – wie die Stille, die Einbeziehung von Raum und Raumklang. Nagel will die Aufmerksamkeit auf die feinen Nuancierungen lenken, die ihn auch in den monochromen Bildern von Yves Klein faszinieren. Der 1990 geborene Komponist hatte sich vom "schönen, warmen, satten Klang" der Einspielübungen des Blasorchesters inspirieren lassen. Wie in einer Kunstausstellung konnten die Zuhörer zwischen den Ensembles umhergehen, sogar einen Blick in die Noten werfen. Damit wolle er die "Sozialform des Zuhörens in Frage stellen", erklärt Nagel zu Beginn, für jeden Zuhörer entstehe ein individuelles Werk. Ein Teil des Publikums bleibt trotzdem sitzen, die Anregung, bei Francisco Felicianos "Silence my Soul" den Vokalpart mitzusingen, wird noch zurückhaltender aufgenommen. Die Haltung der Zuhörer erscheint distanziert, aber neugierig – nicht die schlechteste Art, sich neuen Erfahrungen zu stellen. - Anzeige - Mit Vincent Persichettis "Pageant", John Cages "Sculptures Musicales" und den Irdischen Tänzen vom ebenfalls anwesenden Komponisten Gilead Mishory wurde ein breites Spektrum zeitgenössischer Musik geboten. Nicholas Reed, als Schlagzeuger des Ensemble Aventure und Dirigent des Blasorchesters in beiden Welten zuhause, weiß zu schätzen, dass "seine" Stadtkapelle ihm mit "Vertrauen, Neugier, Zeit, Energie und Lust" gefolgt sei. Er war am Ende sichtlich gerührt und überwältigt. Am 5. Februar spielen Stadtkapelle und Ensemble Aventure beim Neue Musik-Festival ECLAT im Theaterhaus Stuttgart.
29.01.2020 Badische Zeitung – Sonderkonzert Ad Libitum mit der Stadtkapelle Lahr
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