Nephrolithiasis bei Hunden - Vergleich zwischen Naturheilkunde und Veterinärmedizin an Hand des Fallbeispiels "Findus" - Tierheilpraxis Eva-Maria ...

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Nephrolithiasis bei Hunden - Vergleich zwischen Naturheilkunde und Veterinärmedizin an Hand des Fallbeispiels "Findus" - Tierheilpraxis Eva-Maria ...
Nephrolithiasis bei Hunden

 Vergleich zwischen Naturheilkunde und
Veterinärmedizin an Hand des Fallbeispiels
                „Findus“

               Eva-Maria Kötter
                  Am Dill 10
                48163 Münster
Nephrolithiasis bei Hunden - Vergleich zwischen Naturheilkunde und Veterinärmedizin an Hand des Fallbeispiels "Findus" - Tierheilpraxis Eva-Maria ...
Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Teil 1
A. Die Niere
1. Lage der Niere

2. Innerer Aufbau der Niere
   2.1. Nierenbecken
   2.2. Nierenmark
   2.3. Nierenrinde
   2.4. Nierenkapsel

3. Blutversorgung der Niere
   3.1.Gefäßsystem der Niere

4. Feinbau der Niere
   4.1. Nephron:
        4.1.1. Nierenkörperchen
               4.1.1.1. Glomerulus
               4.1.1.2. Bowmansche Kapsel
               4.1.1.3. Kapselraum
       4.1.2. Tubulusapparat:
              4.1.2.1. Proximaler Tubulus
              4.1.2.2. Henlesche Schleife
              4.1.2.3. Distaler Tubulus
              4.1.2.4. Sammelrohre
   4.2. Gitterfasern und Bindegewebe

5. Juxtaglomeruläre Apparat
   5.1. dichter Fleck
   5.2. Juxtaglomeruläre Zellen
   5.3. Extraglomeruläre Zellen

6. Hormonhaushalt der Niere
   6.1. Funktion der Hormone
        6.1.1. ADH (antidiuretisches Hormon)
        6.1.2. Mineralocorticoide
        6.1.3. Calcitriol
        6.1.4. Renin
   6.2. Die Niere als hormonproduzierendes Organ

7. Bildung des Harns
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8. Aufgabe der Niere
   8.1. Ausscheidung von Stoffwechselprodukten
   8.2. Regelung von Körperflüssigkeiten
   8.3. Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt

9. Harnableitende Wege

10. Der Urin
    10.1. Organische Substanzen
    10.2. Anorganische Substanzen
    10.3. Farbstoffe

11. Urinuntersuchungen
    11.1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes
    11.2. Quantitative Bestimmungen
    11.3. Urinsediment
    11.4. Beurteilung des Sedimentes
          11.4.1. Physiologische Bestandteile
          11.4.2. Pathologische Bestandteile

B. Die Krankheit „Nephrolithiasis“ aus veterinär-medizinischer
Sicht an Hand eines Fallbeispiels

1. Das Steinleiden „Nephrolithiasis“
   1.1 Symptome
   1.2. Therapie und Prophylaxe
        1.2.1. Steinart und Rasse
        1.2.2. Rezidivprophylaxe in der Schulmedizin
        1.2.3. Therapie in der Schulmedizin
               1.2.3.1. Struvitsteine
               1.2.3.2. Calciumoxalate
               1.2.3.3. Ammoniumurate
               1.2.3.4. Zystine
               1.2.3.5. Diätfutter

2. Fallbeispiel „Findus“

Teil 2

Die Niere aus Sicht des Tierheilpraktikers in der Naturheilkunde

1. Stoffwechsel

2. Krankheiten
   2.1. Was ist Verschlackung?
   2.2. Gründe der Verschlackung

3. Entgiftung des Körpers
   3.1. Vermehrte Ausscheidung
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3.2. Entzündliche Ausscheidung
        3.2.1. Ablagerung
        3.2.2. Organschäden
        3.2.3. Degeneration

4. Die Niere und ihre Zusammenhänge

5. Psychische Aspekte

6. Äußere Ursachen von Nierenerkrankungen

7. Der Weg zum Tierheilpraktiker

8. Rahmenbedingungen für den Besuch eines Tierheilpraktikers

9. Der Weg zur Diagnose

10. Anamneseerhebung

11. Gesprächsführung

12. Untersuchung des Tieres

13. Weitere Diagnosemöglichkeiten eines Tierheilpraktikers
    13.1. Bioresonanz – Verfahren
    13.2. Kinesiologisches Verfahren
    13.3. Arbeiten mit dem Tensor

14. Fallbeispiel „Findus“
    14.1. Findus´ Anamneseerhebung
    14.2. Findus´ körperliche Untersuchung
    14.3. Findus´ Diagnose
          14.3.1. Untersuchung mit dem Tensor
          14.3.2. Aktuelle Untersuchung
          14.3.3. Diagnose der Tierheilpraktikerin

15. Therapieauswahl
    15.1. Homöopathie
          15.1.1. Ziel der Therapie
          15.1.2. Die homöopathische Therapie
                  15.1.2.1. Die vollständige Anamneseerhebung
                  15.1.2.2. Medikamentenauswahl
                            15.1.2.2.1. Klassische Homöopathie
                            15.1.2.2.2. Repertorisieren und Studieren der Materia
                                        Medica
                            15.1.2.2.3. Akutversorgung in der Homöopathie
                  15.1.2.3. Verabreichung der Arznei
                            15.1.2.3.1. Potenzen - verdünnt und verschüttelt
                            15.1.2.3.2. Tropfen oder Globuli oder Tabletten
                            15.1.2.3.3. Einnahme
                            15.1.2.3.4. Dosierung
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15.1.2.4. Beobachtung des weiteren Verlaufs
                 15.1.2.5. Eventuelle Nachbestimmung
                 15.1.2.6. Unterschiedliche Charaktere der Mittel
                           15.1.2.6.1. Typmittel und Konstitutionsmittel
                           15.1.2.6.2. Organmittel
                           15.1.2.6.3. Komplexmittel
                           15.1.2.6.4. Nosoden
                           15.1.2.6.5. Miasmen
                 15.1.2.7. Antidot
                 15.1.2.8. Grenzen der Homöopahtie
                 15.1.2.9. Nierenmittel bei Nephrolithiasis
                           15.1.2.9.1. Einzelmittel bei Nephrolithiasis
                           15.1.2.9.2. Komplexmittel bei Nephrolithiasis
    15.2. Traditionelle chinesische Medizin / Akupunktur
           15.2.1. Die fünf Wandlungsphasen / Funktionskreise
           15.2.2. Diagnose und Heilung
           15.2.3. Akupunktur
                  15.2.3.1. Akupunkturpunkte bei Nephrolithiasis
    15.3. Bach – Blütentherapie
          15.3.1. Die 7 Bach-Blütengruppen
          15.3.2. Auswahl der Bach-Blüten
          15.3.3. Erweiterte Bach-Blütentherapie
          15.3.4. Bach-Blütenessenzen bei Nephrolithiasis
    15.4. Schüßler - Salze
          15.4.1. Die 12 Basissalze
          15.4.2. Die 12 Ergänzungssalze
          15.4.3. Schüßlersalze bei Nephrolithiasis
    15.5. Phytotherapie
          15.5.1. Phytotherapie bei Nephrolitiasis
    15.6. Farblichttherapie
          15.6.1. Farblichttherapie bei Nephrolithiasis

16. Findus Therapie

17. Medikamentenbeschreibungen
    17.1.Sulphur
         17.1.1. Geistige Verfassung
         17.1.2. Leitsymptome
         17.1.3. Beschwerden
         17.1.4. Anwendungsgebiete
    17.2. Laseptal
    17.3. Ubichinon compositum
    17.4. Coenzym compositum
    17.5. RV 5
    17.6. RV 11
    17.7. RV 18
    17.8. Nierentropfen Cosmochema
    17.9. Solidago compositum
    17.10 Mucosa compositum
    17.11. Hepar compositum
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17.12. Lymphomyosot
   17.13. Berberis Homacord
   17.14. Vitamin C
   17.15. Bachblütenkombinationen von E. Lang-Büttner

18. Ergebnis
    18.1. Combur Test von Roche
    18.2. Urinsediment
    18.3. Veränderung im Befinden

19. Schlusswort

 Literaturverzeichnis

 Internetverzeichnis

 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
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Einleitung

Wir Tierhalter werden immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Wie lasse ich mein Tier
behandeln: Schulmedizinisch oder naturheilkundlich?“. Ich möchte bei einer schwierigen
Krankheit wie der „Nephrolithiasis“ deutlich machen, dass die Naturheilverfahren nicht
nur unterstützend für die Schulmedizin eingesetzt werden können, sondern durchaus
alleine zur Verbesserung, wenn nicht sogar zur endgültigen Heilung führen können.

Deswegen möchte ich an dem Fallbeispiel meines Hundes „Findus“ erst die Sichtweise
der Schulmedizin und anschließend die tollen Möglichkeiten eines/r Tierheilpraktikers/in,
die Diagnose zu stellen, eine individuelle Therapieform zu wählen und das Tier weiter zu
begleiten, deutlich machen.

An Hand meines später beschriebenen Fallbeispiels möchte ich allen Hundebesitzern
Mut machen, auch bei einer scheinbar schwereren Erkrankung den Weg zum/r
Tierheilpraktiker/in nicht auszuschließen. Es lohnt sich.

Durch die Krankheit meines Hundes habe ich die Grenzen der Schulveterinärmedizin
aufgezeigt bekommen und erfahren, dass nicht jedes Breitbandantibiotikum oder eine
Nierendiät das Wohlbefinden eines Tieres verbessern kann.

Mein Hund hat mir gezeigt, dass ich diesen Pfad des/r Tierheilpraktiker/in aufgreifen und
für mich zum Lebensinhalt machen muss. So begann ich die Ausbildung zur
Tierheilpraktikerin, um mein bereits klein vorhandenes Wissen zu erweitern und zu
vervollständigen.

Ich möchte gerne anderen Tierbesitzern helfen, die Heilungschancen ihrer Tiere durch
die verschiedensten Naturheilverfahren und mit meinem Wissen zu unterstützen und zu
verbessern.
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Teil 1

A. Die Niere (Ren)

1. Lage der Niere

Die paarig angelegten Nieren liegen rückwärts (dorsal) des Bauchfellraumes
(Peritoneum), rechts und links der Wirbelsäule etwa in der Höhe des 2./3. Lendenwirbels,
wobei die rechte Niere wegen der darüber liegenden Leber etwa eine halbe Wirbellänge
weiter schwanzwärts (caudal) liegt. Jede Niere ist in einem lockeren Fett- und
Bindegewebspolster schwimmend gelagert.

                                                                   Zwerchfell
                                                                   V. cava cud.
                                                                   Speiseröhre

                                                                   Brustarterie
                                                                   Aorta
                                                                   A. mesenterica cran.
              Nebenniere
    Fettkapsel der Niere                                           Rippen
           A. u. V. renalis                                        V. abdominalis cran.

              Peritoneum

                 Harnleiter
                                                                   Bauchdecke
                                                                   Hoden- Arterie und Vene
      Lendenlymohknoten
            Peritoneum
                                                                   A. mesenterica caud.

                                                                   A. circumflexa illium prof.
            Lymphknoten
                                                                   A. iliaca ext..
                                                                   A. sacralis mediana
            Lymphknoten                                            A. iliaca int.
                                                                   Rectum
   Lig. Vesicae medianum
          Lig. teres vesica

      Lig. Vesicae laterale

                              Abb.1: Bauchhöhle /Lage der Nieren

                                                                                                 1
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2. Aufbau der Niere

Die Niere eines gesunden Hundes wiegt ca. 40–60g. Der Wert ist je nach
Körperkonstitution und Ernährungsgewohnheiten starken Schwankungen unterworfen.

Die Niere erinnert an eine große Bohne, an deren medialem Rand sich eine
nischenförmige Vertiefung, die Nierenpforte (Nierenhilius), befindet. Hier treten die
Arterien und Nerven ein, Venen, die Lymphgefäße und der Harnleiter aus.           20 –
25% des gesamten Herzvolumens durchströmen ständig die beiden Nieren. Daher
besitzen Nierenarterien und –venen einen großen Innendurchmesser. Die Nieren des
Hundes gehören zum glatten, einwarzigen Nierentyp. An ihrer Oberfläche ist die Niere
glatt und von dunkelroter Farbe. Schneidet man die Niere der Länge nach auf, so werden
vier Bereiche (Zonen) sichtbar.

Von innen nach außen befindet sich:

   •   das Nierenbecken (Pelvis renalis -14)
   •   das Nierenmark (Medulla renis -26), welches eine Lappengliederung erkennen
       lässt,
   •   die helle Nierenrinde (Cortex -20) mit ihren Nierenkörperchen
   •   die Nierenkapsel
                                                                  Abb. 2 Aufbau der Niere

                                                                                        2
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2.1. Das Nierenbecken
Das Nierenbecken (Pelvis renalis -14) liegt in der Nierenbucht (Sinus renalis) und
sammelt den Urin aus den Sammelrohren wie Trichter und führt ihn dem Harnleiter zu.
Das Nierenbecken ist beim Hund einheitlich, es bildet noch Buchten aus. Als Nierenbucht
bezeichnet man die Grube, welche Nierenbecken, Gefäße und Nerven sowie
Bindegewebe und Fettgewebe enthält. (Abb. 2)

2.2. Das Nierenmark (Medulla renis -26))
Im Nierenmark kann man noch die Nierenlappen (Lobi renalis) erkennen. Die
pyramidenförmige Marksubstanz der Nierenlappen besteht aus einer äußeren Basis
pyramidis ( Papilla externa -28) und einer zentralen Papilla renalis (Papilla interna -29),
die ins Innere der Niere ragt. (Abb.2)

In der Nierenmedianebene sind die Nierenpapillen (Papilla externa und interna) zu einer
einzigen gemeinsamen Nierenpapille (Papilla communis -13) verschmolzen, daher
einwarzige Niere. Beidseitig dieser Nierenmedianebene             ragen zwischen der
Beckenvertiefung (Recessus pelvis -21) die unverschmolzenen Teile der Nierenpapillen
als einzelne Pyramiden renales in den Sinus renalis hinein. (Abb.2)

2.3. Die Nierenrinde (Cortex renis -20)
Die etwa zwei Zentimeter dicke Rinde lässt ihre Nierenkörperchen als nadelstichgroße
Pünktchen erkennen. Ein Nierenkörperchen (Corpusculum renis) besteht aus einem
Blutkapillarknäuel (Glomerulum) und einer umgebenden Kapsel, der Bowmanschen
Kapsel.

2.4. Die Nierenkapsel
Die Nieren sind von zwei Kapseln umgeben:
    a) Fettkapsel (Capsula adiposa): Sie gehört nicht direkt zum Organ, sondern ist eine
       Umhüllung für die Niere innerhalb des Nierenlagers (Bauchfett) im
       retroperitonealen Raum.

   b) Bindegewebskapsel (Capsula fibrosa -16): Sie besteht aus straffem
      Bindegewebe, da sie nur durch Gitterfasern mit dem Niereninterstitium
      (Zwischenraum, der Bindegewebe, Nerven und Gefäße enthält) verbunden ist,
      lässt sie sich im Ganzen abpräparieren.

3. Blutversorgung der Nieren

Die Niere ist eine mächtige Filteranlage, die aus unzähligen Filterzellen (Nephronen)
besteht. Durch jeden dieser doppelwandigen Filter schlängelt sich eine Ader hindurch,
aus deren Blut die harnpflichtigen Substanzen gefiltert werden. Harnpflichtige
Substanzen sind Schlackenstoffe, d.h. Giftstoffe, die im Blut in hoher Konzentration
vorhanden sind. Nach dem ersten Filtervorgang wird das Filtrat nochmals von der Niere
kontrolliert. Bestimmte Stoffe werden wieder resorbiert, andere endgültig ausgeschieden.
Voraussetzung für die Erfüllung der Aufgaben der Nieren ist ein intensiver Kontakt
zwischen den Zellen des Nierengewebes und dem Blut. Deswegen besitzen sie ein
kompliziert aufgebautes Gefäßsystem.

                                                                                         3
3.1. Gefäßsystem der Nieren
Jede Niere erhält ihr Blut über die linke bzw. rechte Nierenarterie (A. renalis), die direkt
aus der Bauchschlagader (Aorta) entspringt.
Nach dem Eintritt am Nierenhilius verzweigt sie sich in die Zwischenlappenarterien
(A.a.interlobares), die in den Nierensäulen zwischen den Markpyramiden in Richtung
Nierenrinde aufsteigen. (Abb.3)
In Höhe der Pyramidenbasis verzweigen sich die Zwischenlappenarterien in die
Bogenarterien (Aa. arcuatate), welche bogenförmig an der Mark-Rindengrenze entlang
ziehen. Von ihr trennen sich die Zwischenläppchenarterien (A. interlobulares) ab, und
versorgen die Nierenrinde. (Abb.3)
Aus den vielen kleiner werdenden und sich verzweigenden Kanälchen entstehen
letztendlich die Arteriolen (Vas afferens = zuleitendes Gefäß), die jedes
Nierenkörperchen mit Blut versorgen.
Jede Niere besitzt über die ganze Rindenregion verteilt etwa eine Millionen solcher
Nierenkörperchen. Die Arteriole (Vas afferens) zweigt sich zu einem knäuelartigen
Kapillarschlingengeflecht, den Glumerulusschlingen, auf. Sie werden nach ihrem
Entdecker als auch Malpighisches Körperchen bezeichnet.
Das Blut fließt über die afferenten Kapillaren durch das Knäuel hindurch, und über ein
ableitendes Gefäß (Vas efferens) wieder ab. Das Vas efferens transportiert immer noch
arterielles Blut und nicht venöses, wie man vermuten könnte. Es teilt sich erneut in
Kapillaren auf, die den sogenannten Tubulusapparat, ein Komplex aus kleinen Röhrchen,
umgeben. Der Tubulusapparat leitet das im Nierenkörperchen gebildete Glomerulusfiltrat
(Primärharn) ab. (Abb.4)

Andere Kapillaren dienen der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des
Nierenparenchym. Die innere Nierenzone wird von lang gestreckten Gefäßen (Vasa
recta) versorgt, die ebenfalls aus den Bogenarterien entspringen. Das venöse Blut
sammelt sich von der Nierenrinde zum Nierenhilius und mündet dort in die Nierenvene
(V.renalis), die das venöse Blut zur unteren Hohlvene (V.cava inferior) führt.
Die Nierenarterien sind Endarterien, d.h. sie besitzen keine Verbindung zu benachbarten
Arterien. Deshalb sind die Nieren besonders schnell durch eine Minderdurchblutung
bedroht.

 Abb. 3 Längsschnitt durch die
 Niere mit zu und abführenden
 Gefäßen. Im Bereich der
 oberen Nierenkelche sind in
 dieser              Abbildung
 Markpyramiden und Nieren-
 papillen zu sehen. Im unteren
 Abschnitt       ist        die
 Blutversorgung            des
 Nierengewebes dargestellt.

                                                                                          4
4. Feinbau der Nieren

Der Feinbau der Nieren ist im Gegensatz zu anderen Organen recht kompliziert. Das
Gewebe besteht aus einem verschlungenen, von flachem bis zylinderförmigem Epithel
ausgekleideten Röhrensystem.

Abb.4 Feinbau der Niere: Aus der Nierenarterie entspringende Zwischenlappenarterien verzweigen sich im
Grenzbereich zwischen Nierenmark und Nierenkapsel in Bogenarterien, deren Seitenäste als
Zwischenläppchenarterie in Richtung Nierenkapsel weiterziehen. Sie münden als Vas afferens in den
Kapillarschlingen der Nierenkörperchen.

Das Nierengewebe besteht aus:
   • Nephronen (Glomerulus und Kanälchen), das sind kleinste funktionsfähige Bau-
      und Arbeitseinheiten der Niere, von dem ca. 1 Millionen parallel zueinander
      geschaltet sind.
   • Gitterfasern und Bindegewebe.

4.1. Das Nephron:

4.1.1. Nierenkörperchen                       4.1.2. Tubulusapparat
       1. Glomerulus (Gefäßknäul)                    1. Proximaler Tubulus (aufsteigend)
       2. Bowman-Kapsel                              2. Henlesche - Schleife
       3. Kapselraum                                 3. Distaler Tubulus (absteigend)
                                                     4. Sammelrohre

                                                                                                    5
Die Urinbildung erfolgt im Nephron. Nierenkörperchen und Tubulusapparat bilden
zusammen eine funktionelle Einheit. (Abb.5)
   • Im Nierenkörperchen wird der Primärharn gewonnen, in dem das Blut bei seinem
      Fluss durch das Gefäßknäul gefiltert wird.

   •     Im Tubulusapparat wird der Primärharn durch Resorptionsvorgänge wieder
         konzentriert, durch Sekretionsvorgänge mit Stoffwechselabfallprodukten
         angereichert und als Sekundärharn weitergeleitet.

4.1.1.1. Glomerulus: Haarknäulgefäße, die ähnlich wie Beeren am Ast einer Pflanze
abgehen. (Abb.5)

4.1.1.2. Bowmansche Kapsel: Die Bowmansche Kapsel besteht aus zwei Blättern, deren
äußeres das gesamte Nierenkörperchen umschließt. An der Eintritt- bzw. Austrittspforte
der Kapillaren (Gefäßpol des Nierenkörperchens) geht das äußere in das innere Blatt
über. Dieses umschließt die Glomerulusschlingen. Die Bowmansche Kapsel ist ein
Filtersystem.

4.1.1.3. Kapselraum: hier ist der Raum gemeint, der sich zwischen dem inneren und
äußeren Blatt der Bowmanschen Kapsel befindet.

4.1.2.1. Proximaler Tubulus: Er transportiert den Primärharn,

4.1.2.2. Henlesche-Schleife: Der proximale Tubulus verengt sich zu einem dünnen
Überleitungsstück (Henlesche-Schleife), das einen Bogen macht und sich in dem
aufsteigenden Teil wieder verdickt und in den distalen Tubulus übergeht, welcher zurück
in die Nähe des Nierenkörperchens zieht. (Abb.5)

4.1.2.3. Distaler Tubulus: Er transportiert den Sekundärharn,

4.1.2.4. Sammelrohre: Sie sind reine Ableitungswege für den Sekundärharn zum
Nierenbecken, sie verlaufen parallel zu den Henlesche-Schleifen und geben dem
Nierenmark sein gestreiftes
Aussehen. (Abb.5)
 Abb.5
 Nierenkörperchen und
 Tubulusapparat sowie
 zu-     und    ableitende
 Nierengefäße            in
 schematischer
 Darstellung.           Die
 geraden      Teile    von
 proximalem            und
 distalem Tubulus sowie
 das              dünnere
 Überleitungsstück ragen
 in    das     Nierenrnark
 hinein,    Sie     werden
 zusammenfassend als
 Henlsche-Schleife
 bezeichnet und von
 einem         Kapillarnetz
 umschlungen.

                                                                                     6
Abb.6:
 Feinbau eines
 Nierenkörper-
 chens. Der
 juxtaglomeru-
 läre Apparat ist
 die Kontakt-
 zone zwischen
 zuführender
 Arteriole und
 dicht anliegen-
 dem distalen
 Tubulusab-
 schnitt.

4.2. Gitterfasern und Bindegewebe
Der komplizierte Aufbau des Nierengewebes wird durch ein Bindegewebsgerüst
abgestützt. In ihm verlaufen auch Lymphbahnen und Nerven. Die nervöse Steuerung der
Nierentätigkeit unterliegt ausschließlich dem vegetativen Nervensystem.

5. Der juxtaglomeruläre Apparat:

Der juxtaglomeruläre Apparat (Abb.6) liegt dort, wo sich zuführende Arteriolen und der
distale Tubulusabschnitt berühren. Er dient der Selbstregulierung der Nieren. Man findet
3 verschiedene Zellarten mit unterschiedlichen Aufgaben:

5.1. dichter Fleck (Macula densa): Ansammlung von Zellen im aufsteigenden Teil der
Henlesche-Schleife am Übergang zum distalen Tubulus, die vermutlich die
Natriumkonzentration messen und entsprechend dieser Konzentration die Durchblutung
beeinflussen.

5.2. Juxtaglomeruläre Zellen: Sie liegen auf der Seite der Arteriolen und bilden das
Hormon Renin

5.3. Extraglomeruläre Mesangiumzellen: Sie liegen zwischen dem dichten Fleck (Macula
densa) und der Gefäßgabel. Sie regeln vermutlich die Nierendurchblutung.

                                                                                      7
6. Hormonhaushalt der Nieren

Die Nierentätigkeit wird in vielen Abschnitten von Hormonen gesteuert.
Hormone sind Botenstoffe, die die biologischen Abläufe im Körper sowie das Verhalten
und die Empfindungen eines Tieres entscheidend beeinflussen.

6.1. Funktion der Hormone:
    • Hormone regulieren die chemischen Zusammensetzung des inneren Milieus, den
       Organstoffwechsel und die Energiebalance.

   •   Sie helfen dem Körper, mit Belastungen fertig zu werden wie z.B. Stress,
       Infektionen, Hunger, Durst, etc.

   •   Sie fördern Wachstum und Entwicklung.

   •   Sie steuern Reproduktionsvorgänge.

So regelt der Organismus das Ausmaß des Rücktransportes des Wassers je nach
Bedarf mit Hilfe von Hormonen.

       6.1.1. ADH (antidiuretisches Hormon): Ein Hormon des Hypothalamus, es wird bei
       Bedarf über die Hypophyse freigesetzt, bestimmt das Volumen des Endharns, es
       steigert den Rückstrom oder die Ausscheidung von Wasser aus den
       Harnkanälchen ins Blut. Wird ADH freigesetzt, so ist die Wasserausscheidung
       über die Niere vermindert, fehlt ADH, so ist sie erhöht.

       6.1.2. Mineralocorticoide (Aldosteron): Eine Hormongruppe der Nebennieren, sie
       fördern die Wiederaufnahme von Natrium ins Blut und die Ausscheidung von
       Kalium aus dem Blut.

       6.1.3. Calcitriol: Ein Hormon, welches für den Calziumspiegel im Blut
       verantwortlich ist. Es ist ein Steroid und wird in den Nieren aus Calcidiol gebildet.
       Die Leber synthetisiert zuerst Calcidiol aus Vitamin D³. Calcitriol erhöht die
       Calzium- und Phosphorresorption aus dem Darm, verringert die
       Phosphorausscheidung durch die Nieren und fördert somit die Mineralisierung
       des Knochenbaus.

       6.1.4. Renin: Dieses Hormon entsteht im Vas afferes, wenn die Salzkonzentration
       (NaCl) im distalen Tubulus sinkt. Renin aktiviert Angiotensin, das die Blutgefäße
       verengt, und Aldosteron, das die Resorption von Salz im Sammelrohr fördert.
       Beide Hormone können so den Blutdruck erhöhen.

6.2. Die Niere als hormonproduzierende Drüse:
Vitamin D ist es ein lebenswichtiges Vitamin, welches einmal über die Nahrung zugeführt
werden kann, andererseits durch Sonnenstrahlung im Körper selbst produziert wird. In
der Niere findet die entscheidende Umwandlung in seine aktive Form =
Dihydroxycholecalciferol statt. Dieses aktive Hormon regt den Knochen zum
Calciumeinbau, den Darm zur Calciumaufnahme und die Niere zum Calciumsparen an.
Erythropoetin ist ein Produkt von Zellen der Nierenrinde und fördert den Aufbau neuer
Erythrozyten im Knochenmark.

                                                                                          8
7. Bildung des Harns

In 24 Stunden fließen ca. 700 Liter Blut durch die Nieren. Durch die Bildung des
Primärharns (Ultrafiltration) entstehen aus 700 Liter Blut etwa 8 Liter Ultrafiltrat, welches
auf eine Urintagesmenge von 1 Liter reduziert und auf natürliche Weise ausgeschieden
wird.

Das arterielle Blut tritt am Gefäßpol in das Nierenkörperchen ein, durchfließt das
Gefäßknäuel und wird dabei gefiltert. Als Filtermembran dienen das Endothel in den
Kapillaren und das innere Blatt der Bowmanschen Kapsel.
Durch die Poren der Membran können nur Wasser und im Wasser gelöste
kleinmolekulare Plasmabestandteile hindurchtreten. Erythrozyten, Leukozyten,
Thrombozyten und Proteine werden dagegen wegen ihrer Größe in den
Kapillarschlingen zurückgehalten. Erythrozyten oder Eiweiß im Urin sind meist Ausdruck
einer Schädigung der Nierenkörperchen. Normalerweise gehen ins Filtrat nur Wasser,
Harnstoff, Harnsäure, Salze, Glukose, Aminosäuren und Vitamin C über.

Die Flüssigkeit, die sich nun in dem Kapselraum zwischen dem inneren und äußeren
Blatt der Bowmanschen Kapsel befindet, ist daher der eiweißfreie Primärharn (Ultrafiltrat).

Am unteren Ende (Harnpol) des Nierenkörperchens gelangt der Primärharn in den
proximalen Tubulus. Mit ihm beginnt das System der Harnkanälchen, auch
Tubulusapparat genannt.

Der Tubulus ist in seinem Anfangsteil sehr gewunden, später verjüngt er sich. Dieser Teil
des Harnkanälchens ist von vielen Kapillaren umschlungen, wodurch ein intensiver
Flüssigkeitsaustausch stattfindet. Nun verengt sich der Tubulus weiter zu einem dünnen
Überleitungsstück, welches in einer Bogenform, die als Henlesche-Schleife bezeichnet
wird, wieder aufsteigt, sich im aufsteigenden Schenkel wieder verbreitert und als distaler
Tubulus in die Nähe des Nierenkörperchens zieht .

Im Tubulusapparat wird der Primärharn durch Rückresorption stark konzentriert, durch
Sekretion mit Stoffwechselprodukten angereichert und als Sekundärharn weitergeleitet.
Das System ist mehrere Zentimeter lang und gestattet den Rücktransport wertvoller
Substanzen sowie die Eindickung der Tubulusflüssigkeit. Der gewundene Abschnitt des
distalen Tubulus verbreitert sich schließlich zu einem Sammelrohr, dieses Sammelrohr
vereinigt sich mit den Sammelrohren weiterer Nephronen. In den Sammelrohren wird
dem Sekundärharn noch Wasser entzogen, der Urin erhält hier seine endgültige
Konzentration.

Der Urin tritt dann durch die Poren der Nierenpapillen in das Nierenbecken. Dieses
entlässt den Urin über den Harnleiter in die Harnblase.

                                                                                           9
8. Aufgabe der Nieren:

Die paarigen Nieren sind die Hauptexkretionsorgane des Organismus.

Mit der Bildung des Harns erfüllen die Nieren lebenswichtige Aufgaben:

8.1. Ausscheidung von Stoffwechselprodukten:

   •   Ausscheidung von Harnstoff und Harnsäure: Beide Produkte sind Abbauprodukte
       des Eiweißstoffwechsels und das Abbauprodukt der Nukleinsäuren. Die Nieren
       sorgen für eine ordnungsgemäße Ausscheidung der Substanzen.

   •   Ausscheidung giftig wirkender Substanzen: Die meisten Gift- und Arzneistoffe
       werden in der Leber abgebaut und anschließend durch die Niere ausgeschieden.

8.2. Die Regelung der Körperflüssigkeiten:

   •   Regelung des Wasser- und Elektrolythaushaltes: Die Nieren spielen die wichtigste
       Rolle im Wasserhaushalt des Körpers. Weiter sichern sie das Gleichgewicht im
       Organismus in Bezug auf die Natrium- und Kaliumsalze.

   •   Regelung des osmotischen Drucks: Da die Nieren für das Gleichgewicht der
       Salze sorgen, sichern sie den gleichmäßigen osmotischen Druck der
       Körperflüssigkeiten durch Verdünnung und Konzentrierung des Primärharns.

   •   Aufrechterhaltung des Säurebasengleichgewichts im Blut durch Neutralisierung
       oder Ausscheidung überflüssiger saurer bzw. alkalischer Substanzen.

Alle mit dem Ultrafiltrat ausgeschiedenen Stoffe müssen in Wasser gelöst sein, um die
Filter der Nierenkörperchen zu passieren. Deshalb enthält der Primärharn eine große
Menge an Wasser. Die Wassermenge würde den Organismus schwächen, wenn sie
nicht wieder ausgeglichen würde. Dieser Ausgleich erfolgt sofort durch die Zellen der
Harnkanälchen, welche durch aktive Stoffwechselarbeit dem Primärharn Stoffe, die der
Organismus doch noch benötigt, wieder entzieht, resorbiert und dem Blut wieder zuführt.
Stoffe, die der Körper doch noch benötigt, sind: Traubenzucker, Aminosäuren,
Elektrolyte, Schwefel, Phosphorsalze. Mit der Resorption von Natrium und Chlor
(NaCl=Kochsalz) wird so viel Wasser wieder mit aufgenommen, dass der Körper einen
Ausgleich im Wasserhaushalt findet. Das Ausmaß dieses Rücktransportes regelt der
Organismus mit Hilfe von Hormonen.

Die Ultrafiltration ist ein rein passiver, nur vom Druckunterschied abhängiger Vorgang.
Wasser und kleinmolekulare Stoffe werden durch die Membran gepresst, bis ein
Gleichgewichtszustand erreicht ist.

8.3. Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt

Eine weitere Aufgabe der Nieren ist die Konstanthaltung des Säure-Basen-
Gleichgewichts. Säuren sind chemische Verbindungen, die H+ Ionen abgeben können,
Basen sind solche Verbindungen, die H- Ionen aufnehmen können. Je mehr H+ Ionen in

                                                                                     10
einer Lösung vorhanden sind, desto saurer ist die Lösung, je weniger vorhanden sind,
desto basischer ist die Lösung.
Zucker, Fleisch sowie alle Weißmehlerzeugnisse sind stark säurebildende
Nahrungsmittel. Ihr Verzehr erfordert von den Nieren eine Steigerung ihrer
Entgiftungstätigkeit, um das Säure-Basen-Gleichgewicht konstant zu halten.
Basenbildende Nahrungsmittel können dagegen die Nieren entlasten. Dazu gehören
pflanzliche Lebensmittel.

Dieser komplizierte Vorgang ist nur möglich, wenn das Blut in ausreichender Menge und
unter einem bestimmten Druck durch die Nieren fließt. Die Nierendurchblutung ist
deshalb sehr hoch. Beim großen Hund werden so 700 l Blut pro Tag (=1/4 des gesamten
Herzvolumens) durch die Nieren gepumpt. Dies bedeutet, dass das Blut ca. 340mal am
Tag durch die Nieren fließt. Die Kraft, das Blut so häufig durch die Nieren zirkulieren zu
lassen, liefert das Herz. So ist ein bestimmtes Blutdruckminimum erforderlich. Bei
Blutdruckabfall, dem so genannten Nierenschock, fließt weniger Blut durch die Nieren,
das Blut kann weniger gereinigt werden, außerdem ist der Druck, der für die Filteranlage
benötigt wird, nicht vorhanden. Die Folge dieses Blutdruckabfalls sind schwere
Nierenerkrankungen. Bei körperlicher Bewegung steigt der Blutdruck und damit die
Strömungsgeschwindigkeit des Blutes, was wiederum eine bessere Nierentätigkeit zur
Folge hat.

9. Harnableitende Wege:

   •   Sammelrohre
   •   Nierenpapillen
   •   Nierenbecken
   •   Harnleiter
   •   Harnblase
   •   Harnröhre

Die harnableitenden Wege beginnen mit den Sammerohren, welche sich zu den
Papillengängen vereinigen. Diese wiederum münden zu mehreren in den Spitzen der
Markpyramiden und anschließend im Nierenbecken. Das Nierenbecken ist von einem
Übergangsepithel ausgekleidet und von glatter Muskulatur durchzogen, es verengt sich
und geht in 2 Harnleiter über. Die glatte Muskulatur reguliert den Abtransport des Urins
in die Harnleiter. Die Harnleiter münden in die Harnblase, die ebenfalls mit glatter
Muskulatur ausgestattet ist. Die Blase ist ein Hohlorgan, welche erst einmal den Urin
sammelt, bevor er durch die Harnröhre ausgeschieden wird.

10. Urin:

Beim erwachsenen Hund werden innerhalb von 24 Stunden ca. 1 Liter Harn gebildet, er
macht nur 1/100 des Primärharnvolumens aus. Seine Farbe ist hellgelb bis dunkelgelb.
Seine Reaktion ist bei normaler Kost sauer. Das spezifische Gewicht des Harns ist
abhängig von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge, das spez. Gewicht beim Hund
beträgt ca. 1030 mg/ml. Der Harn besteht zu 95 – 98% aus Wasser, die restlichen 2 - 5%
setzen sich wie folgt zusammen:

                                                                                       11
10.1. Organische Substanzen:
          Harnstoff ist ein Abbauprodukt des Eiweißstoffwechsels und zerfällt in
          Kohlensäure und Ammoniak.
          Harnsäure entsteht beim Abbau der Kernsäuren und wird teils in
          Kristallform oder als Salze (Urate) ausgeschieden.
          Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels.

10.2. Anorganische Substanzen:
          Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Ammoniak. Sie verbinden sich mit
          Säuren zu Salzen und lassen sich im Urinsediment als Kristalle finden. Die
          häufigsten Salze sind Chlorate, Sulfate, Phosphate, Karbonate und
          Oxalate.

10.3. Farbstoffe:
          Die Hauptfarbe des Urins stammt vom Urochrom, einem
          Eiweißabbauprodukt. In kleinen Mengen findet man auch
          Urobilinogen, ein Abkömmling des Bilirubin.

                                                                                   12
11. Urinuntersuchungen:

11.1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes:

Es wird die Massendichte des Urins gemessen. Dazu benötigt man ein Urometer mit
einer Teilung von 1,000 – 1,040 mg/ml, und einen Zylinder für den Urin. Den Urin füllt
man in den Zylinder, hängt das Urometer dort hinein und liest am Flüssigkeitsrand des
Urins den Wert am Urometer ab, der mit dem Flüssigkeitsrand eine Einheit bildet.
Einfacher bestimmt man das spez. Gewicht mit einem Teststreifen der Firma Roche:
Combur 10 Test M. Falsche Messungen können auftreten bei Medikamentengabe,
erniedrigten Temperaturen.

                                             11.2. Quantitative Bestimmungen:

                                           Mit dem Combur 10 Test M von der Firma
                                           Roche kann man diese quantitativen
                                           Bestimmungen durchführen. (siehe linke
                                           Abbildung): man hält eine Teststreifen in
                                           den Urin, nimmt ihn wieder heraus, wartet
                                           ca. 1 Minute, liest dann an der Verpackung
                                           den Teststreifen ab. Das Prinzip dieser
                                           Teststreifen beruht auf Indikatoren. Als
                                           Indikatoren eignen sich Farbstoffe, die sehr
                                           schwache organische Säuren oder Basen
                                           sind und deren Molekühle eine andere
                                           Farbe zeigen als ihre Ionen. Werden die
                                           Indikatoren nun durch den Inhalt des Urins
                                           gespalten, verändern sie die Farbe des
                                           Teststreifens. Durch die Farbveränderung
                                           kann man quantitativ an Hand der Skala
                                           sagen,          welche    normalen      oder
                                            pathologischen Befunde vorliegen.

11.3.Urinsediment:

Da der Harn nur wenige geformte Bestandteile enthält, werden diese durch vorsichtiges
Zentrifugieren angereichert. Der Urin wird in ein Reagenzglas gegeben, dieses
zentrifugiert man für 5 Minuten bei 2000 Umdrehungen pro Minute. Anschließend gießt
man in einem Zuge den Überstand ab, und wirbelt das Sediment mit dem noch im
Reagenzglas gebliebenen Urin auf. Von diesem Gemisch nimmt man einen Tropfen,
bringt ihn auf einen Objektträger, legt vorsichtig ein dünnes Deckglas auf. Durch das
Gewicht des Deckglases verteilt sich der Tropfen gleichmäßig, so hat man immer den
gleichen Abstand zwischen Deckglas und Objektträger.

Den Objektträger legt man nun auf den Objektträgertisch eines Mikroskops. Das
Sediment sieht man sich mit einem Objektiv der Größe 40:1 und einem Okular der
Größe 6x – 8x an.
                                                                                    13
11.4. Beurteilung des Sedimentes:

Man betrachtet mindestens 20 – 40 Gesichtsfelder, um einen guten Einblick in die
Beschaffenheit des Sedimentes zu bekommen.

11.4.1. Physiologisch findet man ein paar oder keine Erythrozyten, Leukozyten, Zylinder,
Plattenepithelien.

11.4.2.   Pathologisch        findet     man
vermehrt:

   • Rote Blutkörperchen
     (Erythrozyten)
   • Weiße Blutkörperchen
      (Leukozyten)
   • Epithelzellen der Niere oder der
             Harnwege
   • Zylinder (aus den
      Nierenkanälchen)
   • Aminosäuren
     (Leuzin, Tyrosin)
   • Kristalle, Phosphate, Oxalate
   • Bakterien, Kokken
   • Harnsäure, Hefen

   Abb.7: Physiologische und pathologische Bestandteile des Urinsediments. Die verschiedenen Kristalle
   (rechts und links unten) sind selbst ohne Krankheitswert, können aber auf eine Nierenerkrankung
   hinweisen. Zylinder sind fast immer ein Signal einer Nierenerkrankung, ebenso wie Bakterien oder Hefen
   auf eine entsprechende Infektion hinweisen.

                                                                                                     14
B. Die Krankheit „Nephrolithiasis“ aus veterinär-
   medizinischer Sicht an Hand eines Fallbeispiels

1. Das Steinleiden: Nephrolithiasis

Bei der Nephrolithiasis findet man eine Konkrementbildung in den Tubuli der Nieren und
dem Nierenbecken. Konkremente sind feste Stoffe (verschiedene Mineralsalze), die
durch Ausfällung in den Hohlorganen oder im Gewebe entstehen.

Das Nierensteinleiden (Nephrolithiasis) hat heute eine noch nicht ganz geklärte Ursache.
Man geht davon aus, dass sich durch einen gestörten Säure – Basen – Haushalt und bei
zu hoher Konzentration an Harninhaltsstoffen Kristalle bilden, die sich später vergrößern
und zu Steinen werden. Weiter können Bakterien und Harnstau die Steinbildung fördern.
Zu den erhöhten Harninhaltsstoffen gehören Harnsäure, Calciumsalze, Phosphate,
Zystine, die alle aus einem gestörten Stoffwechsel resultieren. Auslöser dieser
Stoffwechselstörungen können sein:

   •   Eiweißreiche und fettreiche Ernährung
   •   Zu geringes Trinken
   •   Hormonelle Störung des Ca- Stoffwechsels
   •   Störungen des Harnsäurestoffwechsels
   •   Umweltfaktoren
   •   Immobilisation (zu wenig Bewegung)
   •   Genetische Veranlagung

1.1. Symptome
Das Leitsymptom ist die Nierenkolik, sie äußert sich in der Krümmung des Rückens,
durch Bauchdeckenspannung und Schmerzen in der Nierengegend, die wellenartig
wiederkehren. Weiter findet man die Schwäche der Hinterläufe auf der einen Seite und
den Bewegungsdrang auf der anderen Seite, Störung im Magen-Darmtrakt wie
Erbrechen und Durchfall. Schnell kommt es zur Hämaturie (Blut im Urin), weiter zur
Anurie ( Harnausscheidung liegt unter 100ml /24h).
Die ständige Reizung der Konkremente an den Schleimhäuten führt zu einer
Entzündung, Dauerschäden sind nicht ausgeschlossen.

1.2. Therapie und Prophylaxe

Die folgenden kursiv gedruckten Absätze sind aus folgender Arbeit entnommen:
„Urolithiasis, Therapie und Praxis“ von A. Hesse, A. Schneider, H.-J. Steffes,
Kleintier Konkret, Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CoKg
2002; 5: 9-13
Ich möchte an dieser Stelle eine schulmedizinische Studie zitieren, die sich
intensiv mit dem Steinleiden bei Hunden beschäftigt hat.
 Und zwar ist es eine Studie, die in den Jahren 1984 – 2001 von Hesse,A. Schneider,A.
Steffes,H-J. an 7697 Hunden durchgeführt und in „Kleintier Konkret“ im Enke Verlag in
MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG 2002; 5: 9-13 veröffentlicht wurde.
Die Harnsteinerkrankung beim Hund ist von hoher klinischer Relevanz da es häufig zu
Rezidiven kommt.

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Seit Anfang der 80er Jahre wurden Analyseverfahren entwickelt, die                   eine
steinartenspezifische Rezidivprophylaxe ermöglichen. Konsequente Infektbehandlung
kann die Neubildung von Infektsteinen verhindern und auf die Steinart zugeschnittene
Nahrungsumstellung zur Prophylaxe umgestellt werden.
Die Untersuchung der Harnsteine erfolgte mittels Infrarotspektroskopie. Die
Infrarotspektroskopie ist eine Untersuchung der im infraroten Spektralbereich liegenden
Spektren von Molekülen, die durch Schwingungen der Moleküle verursacht werden. Die
Methode ermöglicht eine sichere quantitative und qualitative Bestimmung aller
Substanzen, die an der Steinbildung beteiligt sind.
Alters und Geschlechtverteilung: Die Hauptaltersgruppe der Hunde, die unter Urolithiasis
oder Nephrolithiasis leiden, liegt zwischen 6 und 8 Jahren, nur bei 3% der über 12
jährigen und bei 3% der einjährigen Tiere trat die Krankheit auf. Männliche Tiere bilden
nahezu doppelt so häufig Steine als weibliche, bei den kastrierten Tieren haben weibliche
Tiere eine häufigere Steinbildung als männliche.
Rasseverteilung: Anhand der oben erwähnten Studie bilden alle Hunderassen
Harnsteine, insgesamt sind 131 Hunderassen vertreten gewesen. Die Studie zeigt schon,
dass vor allem kleine Rassen, besonders Dackel, Mischlinge die häufigste Präposition
zur Steinbildung zeigen, gefolgt von Terriern und Pudeln (Abb.8)

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  Anzahl (n)

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                                                                                                                  rS
                                                                                               er
                            rk

                                                         Co

                                                                                     ig

                                                                                              Zw
                           Yo

                                                                                                                 e
                                                                                    tH

                                                                                                              rn
                                                                                                             Be
                                                                                es
                                                                               W

                                                                                         Hunderassen

Abb.8: Rasseverteilung der Hunde mit Urolithiasis und Nephrolithiasis in Deutschland (1984-2001).
Insgesamt sind 131 Rassen (n=7697) in der Steinstatistik vertreten.

                                                                                                                                                                          16
1.2.1. Steinart und Rasse:

                       Struvit:        kristallines        Magnesium-Ammonium–Phospat,
                       Tripelphosphat, Sargdeckelkristalle. Struvitsteine sind meistens die
                       Folge von Infekten in den harnbildenden bzw. harnableitenden
                       Organen.
                       Harnreaktion : alkalisch bis neutral, löslich in Essigsäure
                       Diese Steinart ist die häufigste Steinart aller Steine (60%), bei den
                       Hunderassen wie Berner Sennenhund erkranken ca 96%, Pekinese
                       ca 85%, Schäferhund ca 84%, Dackel ca 60%, Cairn Terrier ca 47%
                       an dieser Steinart (Abb.8)
Abb.9.a

                       Calziumoxalat: Briefumschlagform, selten rund, grauer bis schwarzer
                       Harn, Steine mit knöcheriger bis stacheliger Form.
                       Harnreaktion: sauer bis schwach alkalisch, löslich in HCL
                       Sie haben sich zur zweithäufigsten Steinart entwickelt. Ca 21% aller
                       Hunderassen, die in der Studie erwähnt werden, haben diese
                       Steinart. So bilden 72% der Welsh Terrrier, 69% der Foxterrier, 52%
                       der Dobermänner und 39% der Cairn Terrier diese Steine. (Abb.8)

Abb.9.b

                        Ammoniumurat: amorphe Harnsäuresalze
                        Harnreaktion: sauer – neutral, Sand ähnlicher Haufen, in Kälte
                        fallen sie als makroskopisch sichtbarer Niederschlag aus =
                        Ziegelmehlsediment, lösen sich beim Erwärmen , fallen wieder aus
                        beim Erkalten, löslich in HCL und Essigsäure.
                        Er ist der typische Stein des Dalmatiners (70% aller Steine von
                        Dalmatinern sind Ammoniumurate. Man findet bei dem Dalmatiner
                        einen verzögerten Harnsäure-Transport in der Leber. Dieser
                        Verzögerung liegt ein genetischer Defekt zugrunde.
Abb.9.c

                        Zystin: sechseckige Tafeln
                        Harnreaktion: sauer, löslich in Ammoniak, Nachweis nach E. Meyer
                        Rotfärbung mit Natriumcyanid und Natriumnitroprussidlösung.
                        Dem Vorhandensein von Zystine liegt ein genetischer Defekt
                        zugrunde, hiervon sind viele Rassen betroffen. Möchte man mit
                        dem Hund züchten, sollte man auf das Vorhandensein der Zystine
                        achten. Häufig vertreten war diese Steinart bei den Rassen: Irish
                        Terrier, Basset, Münsterländer.

Abb. 9.d

 Abb. 9.a – 9.d. verschiedene Steinarten

                                                                                         17
Abb. 10: Prozentuale Häufigkeit von Struvit- und Calziumoxalat-Harnsteinen bei verschiedenen
 Hunderassen

1.2.2. Rezidivprophylaxe in der Schulmedizin:

Allgemeine Maßnahmen: Bei der Behandlung aller Steinleiden ist eine Reihe von
allgemeinen Maßnahmen anzuwenden, da damit die Risiken der Erkrankung vermindert
werden können.
    • konsequente Reduzierung der spezifischen Dichte des Harns auf unter 1010
      durch vermehrte Wasseraufnahme.
    • Hemmung der renalen Rückresorption von Na+ Ionen, damit erreicht man eine
      erhöhte Ausscheidung von Na+, CL-, und HCO³- Ionen durch Medikamente.
    • Die Wasseraufnahme sollte durch feuchtes Diätfutter und freien Zugang zu
      Wassernäpfen erhöht werden.
    • Um die Wasseraufnahme zu erhöhen, kann man das Futter mit Kochsalz
      anreichern.
    • Man sollte für regelmäßigen Harnabsatz sorgen, damit keine Substanzen
      ausfällen können.
    • Regulierung des Körpergewichtes
    • Viel Bewegung
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

                                                                                            18
1.2.3. Therapie in der Schulmedizin:

       1.2.3.1. Struvitsteine: Da Sturvitsteine infektbedingte Steine sind, ist eine
       wirksame Infektbehandlung sehr wichtig, so kann man eine Ansäuerung des
       Harnes über ein Diätfutter erreichen (pH-Wert 5,5 – 6,0)
       1.2.3.2. Calciumoxalate: Da hier eine Stoffwechselstörung (Azidose,
       Hyperthyreose) vorliegen kann, die eventuell mit einer Hyperkalzurie einhergehen
       kann, sollte man ein Futter wählen, das zur Untersättigung des Harns mit den an
       den Calziumoxalat-Steinen beteiligten Substanzen führt. Vitamin B6 kann
       zusätzlich zur Senkung der Oxalatbildung beitragen.

       1.2.3.3. Ammoniumurate: Bei dieser Steinart versucht man eine erhöhte
       Harnsäureausscheidung durch die Hemmung der Resorption zu erreichen. Durch
       eine gezielte Nierendiät vermindert man den Eiweißgehalt und erhöht den pH-
       Wert     des   Harns     auf    ca     pH    7,0.   Harnwegsinfektionen oder
       Leberfunktionsstörungen sollten parallel behandelt werden.

       1.2.3.4. Zystine: Neben den allgemeinen Maßnahmen sollte man den
       Eiweißgehalt der Nahrung reduzieren und den pH-Wert des Urins auf 7,5
       einstellen. Die Zystine können mit Medikamenten gelöst werden.

Am Ende der Studie (1984-2001) konnte man einen deutlichen Rückgang der
Steinerkrankungen durch konsequente Therapie und Prophylaxe erreichen. Die
Häufigkeit der Stuvitsteine nahm effektiv ab, was auf gute Erfolge in der Prävention
schließen lässt. Durch Zuchtausschluss bei den Zystinsteinen sind Erfolge dokomentiert.
Die Calziumoxalat - Erkrankungen nahmen in den Jahren 1999-2001 stark zu. Da die
Ursachen nicht bekannt sind, ist es wichtig, die Ursachenforschung weiter
voranzutreiben.

Steinart              Anzahl % der                   Steinart              Anzahl % der
                             Gesamtzahl                                           Gesamtzahl
Struvit                   4486            58,28      Natriumurat                 74            0,96
Kalziumoxalat             1179            15,31      Kaliumurat                  21            0,27
Brushit                    174             2,26      Harnsäure                    1            0,01
Karbinatapatit             102             1,33      Harnsäure-Dihydrat           5            0,06
Hydroxylapatit              18             0,23      Zystin                    1031           13,39
amorph. Ca-Phosphat          8              0,1      Xanthin                     22            0,29
Kalziumphosphat              3             0,04      Sulfonamid-Derivate          1            0,01
Phospatstein                 4             0,05      Protein                     24            0,31
Newberyit                    5             0,06      Zellstoff                    1            0,01
Tridymit                     8              0,1      Harnstoff                    1            0,01
Silikat                      8              0,1      Unbekannt                    7            0,09
Ammoniumurat                514            6,68      Gesamt                   7697             100

Tab: 1 Prozentuale Verteilung der Harnsteinarten in Deutschland nach Auswertung von 7697 Analysen aus
den Jahren 1984-2001

                                                                                                  19
1.2.3.5.Diätfutter
Die Studie hat gezeigt, dass für alle therapeutischen Maßnahmen und die
Diätfütterung eine quantitative Harnsteinanalyse durchgeführt werden sollte.
Das Diätfutter kann der Hundehalter ausschließlich über den Tierarzt beziehen. Die
Firma Hills bietet je nach Erkrankung das entsprechende Futter an. Zum Beispiel bieten
sie das Futter „Prescription Diet Canine u/d“ für Blasensteine bei Hunden,
Nierenerkrankungen und Lebererkrankungen an.
Das Futter wird eingesetzt:
    • zur Auflösung von Urat- und Cystinurolithen,
    • zur Verhinderung von Urat-, Oxalat-, und Cystinurolithen
    • Niereninsuffienz fortgeschrittener Stadien
    • Hepatische Kupferspeicherkrankheit
Kontraindikationen:
    • Katzen
    • Welpen
    • Trächtige oder säugende Hündinnen
    • Hunde mit Struvitsteinen
    • Hunde mit Hypoalbuminämie, Hyperlipidömie, Pankreatitis,
    • Die ersten 1-2 Wochen post OP
Hunde, die das Futter längerfristig gefüttert bekommen, sollten laut Firma eine
regelmäßige Proteinkontrolle bekommen, da es zu einem Proteinverlust kommen kann.

      Tab: 4 Zusammensetzung des Diätfutters (Feuchtfutter)

                                                                                    20
Tab: 5 Zusammensetzung des Diätfutters (Trockenfutter)

                                                         21
2. Fallbeispiel „Findus“

                                        In meinem Fallbeispiel möchte ich von
                                        Findus, meinem Mischlingshund, berichten, der
                                        seit 2 Jahren an einem Steinleiden erkrankt ist.

                                        Findus (Foto links) ist heute ein 6 jähriger
                                        kastrierter Mischlingsrüde. Seine Mutter ist eine
                                        Cairn Terrierin, sein Vater ein Dackelmischling.

                                        Findus lebt seit seiner 9. Woche in unserer
                                        Familie als Zweithund.

Findus wurde am 21.07.2004 in einer Tierarztpraxis vorgestellt und untersucht:
Diagnose und Therapie des Tierarztes:

Die folgenden kursiv gedruckten Daten/Angaben hat mir unser Tierarzt aus Findus
Krankenakte zur Verfügung gestellt.

21.07.2004
   • Findus pinkelt Blut, rektale Untersuchung, Prostata nicht tastbar,
       Harnröhrenöffnung, Preputium o.B., Sonographie des Urogenitaltraktes:
       Blasenschleimhaut 0.54 cm Durchmesser

Diagnose des Tierarztes: Nephrolithiasis

Therapie des Tierarztes:

   •   1 Injektion subcutan (s.c.) 1,6 ml Injektion Bagtril (Antibiotikum) 2,5%
   •   1 Abgabe 14 Tabletten Bagtril 50 mg 1x1 Tablette (Tabl.) täglich
   •   1 Abgabe Urinbecher wegen Kriatallerie

29.07.2004
• Urinabgabe nicht möglich
   • Findus erbricht stets 2 Stunden nach Bagtril – Gabe,
   • 1Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD (Antibiotikum)

03.08.2004
   • Findus verträgt Marbocyl gut
   • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marboyl FD
   • Rücknahme von 7 Tabletten Bagtril 50 mg

                                                                                           22
20.09.2004
   • Immer noch blutiger Harn
   • 1 Abgabe Urinbecher
   • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD
   • 1 Abgabe 6 Tabl. Fenblarol 250 mg (Wurmkur)

21.09.2004
   • Urinprobe: blutig verfärbt,
   • Combur Teststreifen: pH 7, spezifisches Gewicht: 1025, sonst nicht auswertbar.
   • Sediment: massenhaft Erythrozyten, Sargdeckel-Kristalle = Struvit-Kristalle,
   • Rat: Diätfutter u/d ohne gleichzeitige Harnsäuerung, später c/d.

23.09.2004
   • Abgabe 1 x 12 Dosen Canine u/d von der Firma Hills

24.09.2004
   • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD

28.09.2004
   • immer noch blutiger Urin,
   • Sonographie der Blase: ohne Stein
   • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD

01.10.2004
   • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD

06.10.2004
   • Urin immer noch blutig
   • Teststreifen: Erythrozyten: +, Proteine ++, pH 6,0
   • Sediment: Erythrozyten: +++, Kristalle: Urate?, Zystine?, Schleim
   • 1 Abgabe 1OP Synolox (Antibiotikum) 2x tgl. ½ Tabl.

15.10.2004
   • Harnprobe: Sediment: Erythrozyten: +++, Kristalle: Struvitsteine: +++

18.10.2004
   • Telefonische Beratung: VD metabolische Kristallbildung
   • ½ Tabl./Tag Natrium-Bicarbonat um die Ammoniakkonzentration zu erniedrigen,
       Futter leicht salzen, um die Harnmenge zu erhöhen.
   • Rezeptabgabe: 1OP Allopurinol 100 (Gichtmittel) 2 x tgl. 1 Tabl.
   • Futterabgabe: 1 Palette Dosenfutter Canine von Hills u/d

15.11.2004
   • Futterabgabe: 1 x 5kg Hills PD Canine c/d

18.11.2004
   • Futterrückgabe, Findus leckt sich wund, das Lecken begann schon bei der Canine
       u/d Gabe
   • Findus bekommt wieder sein altes Futter von der Firma Marengo: Marengo
       Classic (Zusammensetzung siehe unten)

                                                                                      23
22.11.2004
   • Findus hat am ganzen Körper eine allergische Reaktion. Alle Schleimhäute zeigen
       eitrige Ausscheidungen, die Haut am Unterbauch zeigt eine dicke Eiterschicht,
       Findus kratzt sich ununterbrochen, Pyodermie.
   • 1 Injektion s.c. Voren Suspension 0,50 ml (Corticoid)
   • 1 Abgabe 5 Tabletten TSO Tabletten 80 (Chemotherapeutikum)

24.11.2004
   • 1 Abgabe Cephalexin 600 – 6 Stück (Antibiotika)

30.11.2004
   • 1 Abgsabe Cephalexin 600 – 6 Stück (Antibiotika)
   • Zahnstein
   • Fell stumpf, Findus kratzt und wälzt sich immer noch sehr viel

                 Abb.11: Trockenfutter der Firma Marengo

So weit erfolgte die Behandlung durch den Tierarzt. Findus erholt sich langsam von all
seinen Strapazen, wir haben zu Hause beschlossen, dass wir erst mal Findus
beobachten wollen, bevor er wieder ein Antibiotikum bekommt.

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Teil 2

Die Niere aus               Sicht      des        Tierheilpraktikers       in    der
Naturheilkunde
Bevor ich nun die Arbeitsweise (Anamneseverfahren,             Diagnoseverfahren
Therapiemöglichkeiten) behandle, möchte ich erst einmal auf wichtige
Körperzusammenhänge hinweisen, ohne die es schwer wird, die richtige Therapieform
zu finden.

1. Stoffwechsel

Als Stoffwechsel bezeichnet man die Vorgänge im Körper, die beim Ab- und Umbau und
Austausch von Nährstoffen zwischen Zellen und Umgebung stattfinden.

Wir unterscheiden 5 Schritte des Stoffwechsels:

      1. Nahrungsaufnahme, Verdauung im Magen-Darm-Kanal
      2. Resorption in die Blutbahn
      3. Transport zu den Zellen und Aufnahme in die Zellen
      4. Verbrennungsphase zur Energiegewinnung
      5. Ausscheidung der Verbrennungsabfallprodukte

Die Verbrennungsabfallprodukte, oder auch Schlackenstoffe genannt, entstehen in
jedem gesunden Körper, in dem sich der Stoffwechsel im Gleichgewicht befindet. Erst
wenn ein Ungleichgewicht in diesen 5 Schritten vorhanden ist, können Krankheiten
entstehen. Z.B. entstehen Nierenerkrankungen durch vermehrte Rückstände aus dem
Eiweißstoffwechsel.

2. Krankheiten

Wie schon dargestellt, entstehen Schlackenstoffe durch den gesunden Stoffwechsel, sie
werden aus dem Blut herausgefiltert und durch die Niere ausgeschieden. Der Hund
verdaut z.B. die Nahrung so, wie er sie für sein gesundes Gewebe benötigt. Wird also
dem Hund ungesunde Nahrung gefüttert, wird er die Nahrung nicht zu seiner
Zufriedenheit verdauen. Die Schlackenstoffe oder auch Giftstoffe, die dabei entstehen,
können nicht ordnungsgemäß über die Ausscheidungsorgane (Leber, Darm, Niere,
Atemwege) ausgeschieden werden. Sie verbleiben im Körper und rufen eine so
genannte Verschlackung hervor.

2.1. Was bedeutet Verschlackung?

In jeder Zelle, die die kleinste Lebenseinheit des Körpers ist, findet ein eigener
Stoffwechsel statt., d.h. die Zelle nimmt die für sie lebenswichtigen Substanzen auf,
verbrennt diese und wandelt die Nahrung in Energie um. Diese Energie braucht der
Hund zum Leben. Stoffe, die nicht in Energie umgewandelt werden, als so genannte
Asche übrig bleiben, werden aus der Zelle heraus transportiert. In einem Zellverband
befinden sich zwischen den Zellen Säfte, die Lymphe, die die Abfallprodukte weiter zum

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Blut transportieren. Die Zelle ist vom Zustand dieser Lymphe abhängig, so gibt es
Organe, die dafür sorgen, dass die Säfte in einem guten Fluss sind. Zu diesen Organen
gehören: Leber, Darm, Nieren, Atemwege. Sind nun die Säfte sehr belastet, kann kein
Austausch zwischen Zelle und Zellzwischenraum stattfinden. Nun schalten sich weitere
Organe ein, um zu helfen. Hierzu gehören: Galle, Speichel, Tränenflüssigkeit,
Schleimhäute, Haut, Mandeln, Ohren. Auch diese Organe können irgendwann, wenn
sich der Zustand nicht verbessert, überlastet sein, so bleiben Rückstände im Körper
zurück und die Zelle wird krank, d.h., dass die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr nicht mehr
gewährleistet ist. Die Folge ist eine Organschädigung. Zuerst ist das Organ gereizt, dann
entzündet und zum Schluss degeneriert das Organ irreversibel.

2.2. Gründe der Verschlackung können sein:

         •       Erbschäden                         •   Stress
         •       Fehler in der Hundehaltung         •   Psyche
         •       Gifte aus Umwelt                   •   Parasiten
         •       Impfungen                          •   Störfelder
         •       Medikamente                        •   Ernährung, falsches Futter

Vor einer Therapie sollte man sich alle Komponenten genau ansehen, um einzelne
Punkte zu verbessern.

Da Verschlackung langsam von statten geht, sollte der Hundehalter seinen Hund genau
beobachten. Werden krankheitsauslösende Faktoren, wie z.B. falsche Ernährung oder
lieblose Haltung, nicht beseitigt, so können weder Schulmediziner noch Heilpraktiker
zufriedenstellend behandeln.

3. Entgiftung des Körpers

   Der Körper kennt 2 Stufen der Entgiftung:             1. vermehrte Ausscheidung
                                                         2. entzündliche Ausscheidung

       3.1.Vermehrte Ausscheidung:

             •    Tränenflüssigkeit
             •    Schnupfen
             •    Ohrenschmalz
             •    Verm. Wasserlassen
             •    Erbrechen
             •    Durchfall
             •    Verm. Blutung in der Läufigkeit

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Abb.1 : Vermehrte Ausscheidung

Die Ausscheidungskrankheiten sind Reinigungsprozesse, sie helfen dem Hund, später
wieder gesund zu sein.

3.2. Entzündliche Ausscheidung:

Die entzündliche Ausscheidung ist eine gesteigerte Form der vermehrten Ausscheidung.
Jede Entzündung ist der Schrei des Gewebes nach sauberen Säften. Gelingt es dem
Körper nicht, über die Reinigung des Gewebes den Stoffwechsel zu entlasten, oder
kommen immer neue Stoffwechselgifte hinzu, lagert er die Gifte ein.

 Abb.2: Entzündliche Ausscheidung

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