Nephrolithiasis bei Hunden - Vergleich zwischen Naturheilkunde und Veterinärmedizin an Hand des Fallbeispiels "Findus" - Tierheilpraxis Eva-Maria ...
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Nephrolithiasis bei Hunden Vergleich zwischen Naturheilkunde und Veterinärmedizin an Hand des Fallbeispiels „Findus“ Eva-Maria Kötter Am Dill 10 48163 Münster
Inhaltsverzeichnis Einleitung Teil 1 A. Die Niere 1. Lage der Niere 2. Innerer Aufbau der Niere 2.1. Nierenbecken 2.2. Nierenmark 2.3. Nierenrinde 2.4. Nierenkapsel 3. Blutversorgung der Niere 3.1.Gefäßsystem der Niere 4. Feinbau der Niere 4.1. Nephron: 4.1.1. Nierenkörperchen 4.1.1.1. Glomerulus 4.1.1.2. Bowmansche Kapsel 4.1.1.3. Kapselraum 4.1.2. Tubulusapparat: 4.1.2.1. Proximaler Tubulus 4.1.2.2. Henlesche Schleife 4.1.2.3. Distaler Tubulus 4.1.2.4. Sammelrohre 4.2. Gitterfasern und Bindegewebe 5. Juxtaglomeruläre Apparat 5.1. dichter Fleck 5.2. Juxtaglomeruläre Zellen 5.3. Extraglomeruläre Zellen 6. Hormonhaushalt der Niere 6.1. Funktion der Hormone 6.1.1. ADH (antidiuretisches Hormon) 6.1.2. Mineralocorticoide 6.1.3. Calcitriol 6.1.4. Renin 6.2. Die Niere als hormonproduzierendes Organ 7. Bildung des Harns
8. Aufgabe der Niere 8.1. Ausscheidung von Stoffwechselprodukten 8.2. Regelung von Körperflüssigkeiten 8.3. Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt 9. Harnableitende Wege 10. Der Urin 10.1. Organische Substanzen 10.2. Anorganische Substanzen 10.3. Farbstoffe 11. Urinuntersuchungen 11.1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes 11.2. Quantitative Bestimmungen 11.3. Urinsediment 11.4. Beurteilung des Sedimentes 11.4.1. Physiologische Bestandteile 11.4.2. Pathologische Bestandteile B. Die Krankheit „Nephrolithiasis“ aus veterinär-medizinischer Sicht an Hand eines Fallbeispiels 1. Das Steinleiden „Nephrolithiasis“ 1.1 Symptome 1.2. Therapie und Prophylaxe 1.2.1. Steinart und Rasse 1.2.2. Rezidivprophylaxe in der Schulmedizin 1.2.3. Therapie in der Schulmedizin 1.2.3.1. Struvitsteine 1.2.3.2. Calciumoxalate 1.2.3.3. Ammoniumurate 1.2.3.4. Zystine 1.2.3.5. Diätfutter 2. Fallbeispiel „Findus“ Teil 2 Die Niere aus Sicht des Tierheilpraktikers in der Naturheilkunde 1. Stoffwechsel 2. Krankheiten 2.1. Was ist Verschlackung? 2.2. Gründe der Verschlackung 3. Entgiftung des Körpers 3.1. Vermehrte Ausscheidung
3.2. Entzündliche Ausscheidung 3.2.1. Ablagerung 3.2.2. Organschäden 3.2.3. Degeneration 4. Die Niere und ihre Zusammenhänge 5. Psychische Aspekte 6. Äußere Ursachen von Nierenerkrankungen 7. Der Weg zum Tierheilpraktiker 8. Rahmenbedingungen für den Besuch eines Tierheilpraktikers 9. Der Weg zur Diagnose 10. Anamneseerhebung 11. Gesprächsführung 12. Untersuchung des Tieres 13. Weitere Diagnosemöglichkeiten eines Tierheilpraktikers 13.1. Bioresonanz – Verfahren 13.2. Kinesiologisches Verfahren 13.3. Arbeiten mit dem Tensor 14. Fallbeispiel „Findus“ 14.1. Findus´ Anamneseerhebung 14.2. Findus´ körperliche Untersuchung 14.3. Findus´ Diagnose 14.3.1. Untersuchung mit dem Tensor 14.3.2. Aktuelle Untersuchung 14.3.3. Diagnose der Tierheilpraktikerin 15. Therapieauswahl 15.1. Homöopathie 15.1.1. Ziel der Therapie 15.1.2. Die homöopathische Therapie 15.1.2.1. Die vollständige Anamneseerhebung 15.1.2.2. Medikamentenauswahl 15.1.2.2.1. Klassische Homöopathie 15.1.2.2.2. Repertorisieren und Studieren der Materia Medica 15.1.2.2.3. Akutversorgung in der Homöopathie 15.1.2.3. Verabreichung der Arznei 15.1.2.3.1. Potenzen - verdünnt und verschüttelt 15.1.2.3.2. Tropfen oder Globuli oder Tabletten 15.1.2.3.3. Einnahme 15.1.2.3.4. Dosierung
15.1.2.4. Beobachtung des weiteren Verlaufs 15.1.2.5. Eventuelle Nachbestimmung 15.1.2.6. Unterschiedliche Charaktere der Mittel 15.1.2.6.1. Typmittel und Konstitutionsmittel 15.1.2.6.2. Organmittel 15.1.2.6.3. Komplexmittel 15.1.2.6.4. Nosoden 15.1.2.6.5. Miasmen 15.1.2.7. Antidot 15.1.2.8. Grenzen der Homöopahtie 15.1.2.9. Nierenmittel bei Nephrolithiasis 15.1.2.9.1. Einzelmittel bei Nephrolithiasis 15.1.2.9.2. Komplexmittel bei Nephrolithiasis 15.2. Traditionelle chinesische Medizin / Akupunktur 15.2.1. Die fünf Wandlungsphasen / Funktionskreise 15.2.2. Diagnose und Heilung 15.2.3. Akupunktur 15.2.3.1. Akupunkturpunkte bei Nephrolithiasis 15.3. Bach – Blütentherapie 15.3.1. Die 7 Bach-Blütengruppen 15.3.2. Auswahl der Bach-Blüten 15.3.3. Erweiterte Bach-Blütentherapie 15.3.4. Bach-Blütenessenzen bei Nephrolithiasis 15.4. Schüßler - Salze 15.4.1. Die 12 Basissalze 15.4.2. Die 12 Ergänzungssalze 15.4.3. Schüßlersalze bei Nephrolithiasis 15.5. Phytotherapie 15.5.1. Phytotherapie bei Nephrolitiasis 15.6. Farblichttherapie 15.6.1. Farblichttherapie bei Nephrolithiasis 16. Findus Therapie 17. Medikamentenbeschreibungen 17.1.Sulphur 17.1.1. Geistige Verfassung 17.1.2. Leitsymptome 17.1.3. Beschwerden 17.1.4. Anwendungsgebiete 17.2. Laseptal 17.3. Ubichinon compositum 17.4. Coenzym compositum 17.5. RV 5 17.6. RV 11 17.7. RV 18 17.8. Nierentropfen Cosmochema 17.9. Solidago compositum 17.10 Mucosa compositum 17.11. Hepar compositum
17.12. Lymphomyosot 17.13. Berberis Homacord 17.14. Vitamin C 17.15. Bachblütenkombinationen von E. Lang-Büttner 18. Ergebnis 18.1. Combur Test von Roche 18.2. Urinsediment 18.3. Veränderung im Befinden 19. Schlusswort Literaturverzeichnis Internetverzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Einleitung Wir Tierhalter werden immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Wie lasse ich mein Tier behandeln: Schulmedizinisch oder naturheilkundlich?“. Ich möchte bei einer schwierigen Krankheit wie der „Nephrolithiasis“ deutlich machen, dass die Naturheilverfahren nicht nur unterstützend für die Schulmedizin eingesetzt werden können, sondern durchaus alleine zur Verbesserung, wenn nicht sogar zur endgültigen Heilung führen können. Deswegen möchte ich an dem Fallbeispiel meines Hundes „Findus“ erst die Sichtweise der Schulmedizin und anschließend die tollen Möglichkeiten eines/r Tierheilpraktikers/in, die Diagnose zu stellen, eine individuelle Therapieform zu wählen und das Tier weiter zu begleiten, deutlich machen. An Hand meines später beschriebenen Fallbeispiels möchte ich allen Hundebesitzern Mut machen, auch bei einer scheinbar schwereren Erkrankung den Weg zum/r Tierheilpraktiker/in nicht auszuschließen. Es lohnt sich. Durch die Krankheit meines Hundes habe ich die Grenzen der Schulveterinärmedizin aufgezeigt bekommen und erfahren, dass nicht jedes Breitbandantibiotikum oder eine Nierendiät das Wohlbefinden eines Tieres verbessern kann. Mein Hund hat mir gezeigt, dass ich diesen Pfad des/r Tierheilpraktiker/in aufgreifen und für mich zum Lebensinhalt machen muss. So begann ich die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin, um mein bereits klein vorhandenes Wissen zu erweitern und zu vervollständigen. Ich möchte gerne anderen Tierbesitzern helfen, die Heilungschancen ihrer Tiere durch die verschiedensten Naturheilverfahren und mit meinem Wissen zu unterstützen und zu verbessern.
Teil 1 A. Die Niere (Ren) 1. Lage der Niere Die paarig angelegten Nieren liegen rückwärts (dorsal) des Bauchfellraumes (Peritoneum), rechts und links der Wirbelsäule etwa in der Höhe des 2./3. Lendenwirbels, wobei die rechte Niere wegen der darüber liegenden Leber etwa eine halbe Wirbellänge weiter schwanzwärts (caudal) liegt. Jede Niere ist in einem lockeren Fett- und Bindegewebspolster schwimmend gelagert. Zwerchfell V. cava cud. Speiseröhre Brustarterie Aorta A. mesenterica cran. Nebenniere Fettkapsel der Niere Rippen A. u. V. renalis V. abdominalis cran. Peritoneum Harnleiter Bauchdecke Hoden- Arterie und Vene Lendenlymohknoten Peritoneum A. mesenterica caud. A. circumflexa illium prof. Lymphknoten A. iliaca ext.. A. sacralis mediana Lymphknoten A. iliaca int. Rectum Lig. Vesicae medianum Lig. teres vesica Lig. Vesicae laterale Abb.1: Bauchhöhle /Lage der Nieren 1
2. Aufbau der Niere Die Niere eines gesunden Hundes wiegt ca. 40–60g. Der Wert ist je nach Körperkonstitution und Ernährungsgewohnheiten starken Schwankungen unterworfen. Die Niere erinnert an eine große Bohne, an deren medialem Rand sich eine nischenförmige Vertiefung, die Nierenpforte (Nierenhilius), befindet. Hier treten die Arterien und Nerven ein, Venen, die Lymphgefäße und der Harnleiter aus. 20 – 25% des gesamten Herzvolumens durchströmen ständig die beiden Nieren. Daher besitzen Nierenarterien und –venen einen großen Innendurchmesser. Die Nieren des Hundes gehören zum glatten, einwarzigen Nierentyp. An ihrer Oberfläche ist die Niere glatt und von dunkelroter Farbe. Schneidet man die Niere der Länge nach auf, so werden vier Bereiche (Zonen) sichtbar. Von innen nach außen befindet sich: • das Nierenbecken (Pelvis renalis -14) • das Nierenmark (Medulla renis -26), welches eine Lappengliederung erkennen lässt, • die helle Nierenrinde (Cortex -20) mit ihren Nierenkörperchen • die Nierenkapsel Abb. 2 Aufbau der Niere 2
2.1. Das Nierenbecken Das Nierenbecken (Pelvis renalis -14) liegt in der Nierenbucht (Sinus renalis) und sammelt den Urin aus den Sammelrohren wie Trichter und führt ihn dem Harnleiter zu. Das Nierenbecken ist beim Hund einheitlich, es bildet noch Buchten aus. Als Nierenbucht bezeichnet man die Grube, welche Nierenbecken, Gefäße und Nerven sowie Bindegewebe und Fettgewebe enthält. (Abb. 2) 2.2. Das Nierenmark (Medulla renis -26)) Im Nierenmark kann man noch die Nierenlappen (Lobi renalis) erkennen. Die pyramidenförmige Marksubstanz der Nierenlappen besteht aus einer äußeren Basis pyramidis ( Papilla externa -28) und einer zentralen Papilla renalis (Papilla interna -29), die ins Innere der Niere ragt. (Abb.2) In der Nierenmedianebene sind die Nierenpapillen (Papilla externa und interna) zu einer einzigen gemeinsamen Nierenpapille (Papilla communis -13) verschmolzen, daher einwarzige Niere. Beidseitig dieser Nierenmedianebene ragen zwischen der Beckenvertiefung (Recessus pelvis -21) die unverschmolzenen Teile der Nierenpapillen als einzelne Pyramiden renales in den Sinus renalis hinein. (Abb.2) 2.3. Die Nierenrinde (Cortex renis -20) Die etwa zwei Zentimeter dicke Rinde lässt ihre Nierenkörperchen als nadelstichgroße Pünktchen erkennen. Ein Nierenkörperchen (Corpusculum renis) besteht aus einem Blutkapillarknäuel (Glomerulum) und einer umgebenden Kapsel, der Bowmanschen Kapsel. 2.4. Die Nierenkapsel Die Nieren sind von zwei Kapseln umgeben: a) Fettkapsel (Capsula adiposa): Sie gehört nicht direkt zum Organ, sondern ist eine Umhüllung für die Niere innerhalb des Nierenlagers (Bauchfett) im retroperitonealen Raum. b) Bindegewebskapsel (Capsula fibrosa -16): Sie besteht aus straffem Bindegewebe, da sie nur durch Gitterfasern mit dem Niereninterstitium (Zwischenraum, der Bindegewebe, Nerven und Gefäße enthält) verbunden ist, lässt sie sich im Ganzen abpräparieren. 3. Blutversorgung der Nieren Die Niere ist eine mächtige Filteranlage, die aus unzähligen Filterzellen (Nephronen) besteht. Durch jeden dieser doppelwandigen Filter schlängelt sich eine Ader hindurch, aus deren Blut die harnpflichtigen Substanzen gefiltert werden. Harnpflichtige Substanzen sind Schlackenstoffe, d.h. Giftstoffe, die im Blut in hoher Konzentration vorhanden sind. Nach dem ersten Filtervorgang wird das Filtrat nochmals von der Niere kontrolliert. Bestimmte Stoffe werden wieder resorbiert, andere endgültig ausgeschieden. Voraussetzung für die Erfüllung der Aufgaben der Nieren ist ein intensiver Kontakt zwischen den Zellen des Nierengewebes und dem Blut. Deswegen besitzen sie ein kompliziert aufgebautes Gefäßsystem. 3
3.1. Gefäßsystem der Nieren Jede Niere erhält ihr Blut über die linke bzw. rechte Nierenarterie (A. renalis), die direkt aus der Bauchschlagader (Aorta) entspringt. Nach dem Eintritt am Nierenhilius verzweigt sie sich in die Zwischenlappenarterien (A.a.interlobares), die in den Nierensäulen zwischen den Markpyramiden in Richtung Nierenrinde aufsteigen. (Abb.3) In Höhe der Pyramidenbasis verzweigen sich die Zwischenlappenarterien in die Bogenarterien (Aa. arcuatate), welche bogenförmig an der Mark-Rindengrenze entlang ziehen. Von ihr trennen sich die Zwischenläppchenarterien (A. interlobulares) ab, und versorgen die Nierenrinde. (Abb.3) Aus den vielen kleiner werdenden und sich verzweigenden Kanälchen entstehen letztendlich die Arteriolen (Vas afferens = zuleitendes Gefäß), die jedes Nierenkörperchen mit Blut versorgen. Jede Niere besitzt über die ganze Rindenregion verteilt etwa eine Millionen solcher Nierenkörperchen. Die Arteriole (Vas afferens) zweigt sich zu einem knäuelartigen Kapillarschlingengeflecht, den Glumerulusschlingen, auf. Sie werden nach ihrem Entdecker als auch Malpighisches Körperchen bezeichnet. Das Blut fließt über die afferenten Kapillaren durch das Knäuel hindurch, und über ein ableitendes Gefäß (Vas efferens) wieder ab. Das Vas efferens transportiert immer noch arterielles Blut und nicht venöses, wie man vermuten könnte. Es teilt sich erneut in Kapillaren auf, die den sogenannten Tubulusapparat, ein Komplex aus kleinen Röhrchen, umgeben. Der Tubulusapparat leitet das im Nierenkörperchen gebildete Glomerulusfiltrat (Primärharn) ab. (Abb.4) Andere Kapillaren dienen der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Nierenparenchym. Die innere Nierenzone wird von lang gestreckten Gefäßen (Vasa recta) versorgt, die ebenfalls aus den Bogenarterien entspringen. Das venöse Blut sammelt sich von der Nierenrinde zum Nierenhilius und mündet dort in die Nierenvene (V.renalis), die das venöse Blut zur unteren Hohlvene (V.cava inferior) führt. Die Nierenarterien sind Endarterien, d.h. sie besitzen keine Verbindung zu benachbarten Arterien. Deshalb sind die Nieren besonders schnell durch eine Minderdurchblutung bedroht. Abb. 3 Längsschnitt durch die Niere mit zu und abführenden Gefäßen. Im Bereich der oberen Nierenkelche sind in dieser Abbildung Markpyramiden und Nieren- papillen zu sehen. Im unteren Abschnitt ist die Blutversorgung des Nierengewebes dargestellt. 4
4. Feinbau der Nieren Der Feinbau der Nieren ist im Gegensatz zu anderen Organen recht kompliziert. Das Gewebe besteht aus einem verschlungenen, von flachem bis zylinderförmigem Epithel ausgekleideten Röhrensystem. Abb.4 Feinbau der Niere: Aus der Nierenarterie entspringende Zwischenlappenarterien verzweigen sich im Grenzbereich zwischen Nierenmark und Nierenkapsel in Bogenarterien, deren Seitenäste als Zwischenläppchenarterie in Richtung Nierenkapsel weiterziehen. Sie münden als Vas afferens in den Kapillarschlingen der Nierenkörperchen. Das Nierengewebe besteht aus: • Nephronen (Glomerulus und Kanälchen), das sind kleinste funktionsfähige Bau- und Arbeitseinheiten der Niere, von dem ca. 1 Millionen parallel zueinander geschaltet sind. • Gitterfasern und Bindegewebe. 4.1. Das Nephron: 4.1.1. Nierenkörperchen 4.1.2. Tubulusapparat 1. Glomerulus (Gefäßknäul) 1. Proximaler Tubulus (aufsteigend) 2. Bowman-Kapsel 2. Henlesche - Schleife 3. Kapselraum 3. Distaler Tubulus (absteigend) 4. Sammelrohre 5
Die Urinbildung erfolgt im Nephron. Nierenkörperchen und Tubulusapparat bilden zusammen eine funktionelle Einheit. (Abb.5) • Im Nierenkörperchen wird der Primärharn gewonnen, in dem das Blut bei seinem Fluss durch das Gefäßknäul gefiltert wird. • Im Tubulusapparat wird der Primärharn durch Resorptionsvorgänge wieder konzentriert, durch Sekretionsvorgänge mit Stoffwechselabfallprodukten angereichert und als Sekundärharn weitergeleitet. 4.1.1.1. Glomerulus: Haarknäulgefäße, die ähnlich wie Beeren am Ast einer Pflanze abgehen. (Abb.5) 4.1.1.2. Bowmansche Kapsel: Die Bowmansche Kapsel besteht aus zwei Blättern, deren äußeres das gesamte Nierenkörperchen umschließt. An der Eintritt- bzw. Austrittspforte der Kapillaren (Gefäßpol des Nierenkörperchens) geht das äußere in das innere Blatt über. Dieses umschließt die Glomerulusschlingen. Die Bowmansche Kapsel ist ein Filtersystem. 4.1.1.3. Kapselraum: hier ist der Raum gemeint, der sich zwischen dem inneren und äußeren Blatt der Bowmanschen Kapsel befindet. 4.1.2.1. Proximaler Tubulus: Er transportiert den Primärharn, 4.1.2.2. Henlesche-Schleife: Der proximale Tubulus verengt sich zu einem dünnen Überleitungsstück (Henlesche-Schleife), das einen Bogen macht und sich in dem aufsteigenden Teil wieder verdickt und in den distalen Tubulus übergeht, welcher zurück in die Nähe des Nierenkörperchens zieht. (Abb.5) 4.1.2.3. Distaler Tubulus: Er transportiert den Sekundärharn, 4.1.2.4. Sammelrohre: Sie sind reine Ableitungswege für den Sekundärharn zum Nierenbecken, sie verlaufen parallel zu den Henlesche-Schleifen und geben dem Nierenmark sein gestreiftes Aussehen. (Abb.5) Abb.5 Nierenkörperchen und Tubulusapparat sowie zu- und ableitende Nierengefäße in schematischer Darstellung. Die geraden Teile von proximalem und distalem Tubulus sowie das dünnere Überleitungsstück ragen in das Nierenrnark hinein, Sie werden zusammenfassend als Henlsche-Schleife bezeichnet und von einem Kapillarnetz umschlungen. 6
Abb.6: Feinbau eines Nierenkörper- chens. Der juxtaglomeru- läre Apparat ist die Kontakt- zone zwischen zuführender Arteriole und dicht anliegen- dem distalen Tubulusab- schnitt. 4.2. Gitterfasern und Bindegewebe Der komplizierte Aufbau des Nierengewebes wird durch ein Bindegewebsgerüst abgestützt. In ihm verlaufen auch Lymphbahnen und Nerven. Die nervöse Steuerung der Nierentätigkeit unterliegt ausschließlich dem vegetativen Nervensystem. 5. Der juxtaglomeruläre Apparat: Der juxtaglomeruläre Apparat (Abb.6) liegt dort, wo sich zuführende Arteriolen und der distale Tubulusabschnitt berühren. Er dient der Selbstregulierung der Nieren. Man findet 3 verschiedene Zellarten mit unterschiedlichen Aufgaben: 5.1. dichter Fleck (Macula densa): Ansammlung von Zellen im aufsteigenden Teil der Henlesche-Schleife am Übergang zum distalen Tubulus, die vermutlich die Natriumkonzentration messen und entsprechend dieser Konzentration die Durchblutung beeinflussen. 5.2. Juxtaglomeruläre Zellen: Sie liegen auf der Seite der Arteriolen und bilden das Hormon Renin 5.3. Extraglomeruläre Mesangiumzellen: Sie liegen zwischen dem dichten Fleck (Macula densa) und der Gefäßgabel. Sie regeln vermutlich die Nierendurchblutung. 7
6. Hormonhaushalt der Nieren Die Nierentätigkeit wird in vielen Abschnitten von Hormonen gesteuert. Hormone sind Botenstoffe, die die biologischen Abläufe im Körper sowie das Verhalten und die Empfindungen eines Tieres entscheidend beeinflussen. 6.1. Funktion der Hormone: • Hormone regulieren die chemischen Zusammensetzung des inneren Milieus, den Organstoffwechsel und die Energiebalance. • Sie helfen dem Körper, mit Belastungen fertig zu werden wie z.B. Stress, Infektionen, Hunger, Durst, etc. • Sie fördern Wachstum und Entwicklung. • Sie steuern Reproduktionsvorgänge. So regelt der Organismus das Ausmaß des Rücktransportes des Wassers je nach Bedarf mit Hilfe von Hormonen. 6.1.1. ADH (antidiuretisches Hormon): Ein Hormon des Hypothalamus, es wird bei Bedarf über die Hypophyse freigesetzt, bestimmt das Volumen des Endharns, es steigert den Rückstrom oder die Ausscheidung von Wasser aus den Harnkanälchen ins Blut. Wird ADH freigesetzt, so ist die Wasserausscheidung über die Niere vermindert, fehlt ADH, so ist sie erhöht. 6.1.2. Mineralocorticoide (Aldosteron): Eine Hormongruppe der Nebennieren, sie fördern die Wiederaufnahme von Natrium ins Blut und die Ausscheidung von Kalium aus dem Blut. 6.1.3. Calcitriol: Ein Hormon, welches für den Calziumspiegel im Blut verantwortlich ist. Es ist ein Steroid und wird in den Nieren aus Calcidiol gebildet. Die Leber synthetisiert zuerst Calcidiol aus Vitamin D³. Calcitriol erhöht die Calzium- und Phosphorresorption aus dem Darm, verringert die Phosphorausscheidung durch die Nieren und fördert somit die Mineralisierung des Knochenbaus. 6.1.4. Renin: Dieses Hormon entsteht im Vas afferes, wenn die Salzkonzentration (NaCl) im distalen Tubulus sinkt. Renin aktiviert Angiotensin, das die Blutgefäße verengt, und Aldosteron, das die Resorption von Salz im Sammelrohr fördert. Beide Hormone können so den Blutdruck erhöhen. 6.2. Die Niere als hormonproduzierende Drüse: Vitamin D ist es ein lebenswichtiges Vitamin, welches einmal über die Nahrung zugeführt werden kann, andererseits durch Sonnenstrahlung im Körper selbst produziert wird. In der Niere findet die entscheidende Umwandlung in seine aktive Form = Dihydroxycholecalciferol statt. Dieses aktive Hormon regt den Knochen zum Calciumeinbau, den Darm zur Calciumaufnahme und die Niere zum Calciumsparen an. Erythropoetin ist ein Produkt von Zellen der Nierenrinde und fördert den Aufbau neuer Erythrozyten im Knochenmark. 8
7. Bildung des Harns In 24 Stunden fließen ca. 700 Liter Blut durch die Nieren. Durch die Bildung des Primärharns (Ultrafiltration) entstehen aus 700 Liter Blut etwa 8 Liter Ultrafiltrat, welches auf eine Urintagesmenge von 1 Liter reduziert und auf natürliche Weise ausgeschieden wird. Das arterielle Blut tritt am Gefäßpol in das Nierenkörperchen ein, durchfließt das Gefäßknäuel und wird dabei gefiltert. Als Filtermembran dienen das Endothel in den Kapillaren und das innere Blatt der Bowmanschen Kapsel. Durch die Poren der Membran können nur Wasser und im Wasser gelöste kleinmolekulare Plasmabestandteile hindurchtreten. Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten und Proteine werden dagegen wegen ihrer Größe in den Kapillarschlingen zurückgehalten. Erythrozyten oder Eiweiß im Urin sind meist Ausdruck einer Schädigung der Nierenkörperchen. Normalerweise gehen ins Filtrat nur Wasser, Harnstoff, Harnsäure, Salze, Glukose, Aminosäuren und Vitamin C über. Die Flüssigkeit, die sich nun in dem Kapselraum zwischen dem inneren und äußeren Blatt der Bowmanschen Kapsel befindet, ist daher der eiweißfreie Primärharn (Ultrafiltrat). Am unteren Ende (Harnpol) des Nierenkörperchens gelangt der Primärharn in den proximalen Tubulus. Mit ihm beginnt das System der Harnkanälchen, auch Tubulusapparat genannt. Der Tubulus ist in seinem Anfangsteil sehr gewunden, später verjüngt er sich. Dieser Teil des Harnkanälchens ist von vielen Kapillaren umschlungen, wodurch ein intensiver Flüssigkeitsaustausch stattfindet. Nun verengt sich der Tubulus weiter zu einem dünnen Überleitungsstück, welches in einer Bogenform, die als Henlesche-Schleife bezeichnet wird, wieder aufsteigt, sich im aufsteigenden Schenkel wieder verbreitert und als distaler Tubulus in die Nähe des Nierenkörperchens zieht . Im Tubulusapparat wird der Primärharn durch Rückresorption stark konzentriert, durch Sekretion mit Stoffwechselprodukten angereichert und als Sekundärharn weitergeleitet. Das System ist mehrere Zentimeter lang und gestattet den Rücktransport wertvoller Substanzen sowie die Eindickung der Tubulusflüssigkeit. Der gewundene Abschnitt des distalen Tubulus verbreitert sich schließlich zu einem Sammelrohr, dieses Sammelrohr vereinigt sich mit den Sammelrohren weiterer Nephronen. In den Sammelrohren wird dem Sekundärharn noch Wasser entzogen, der Urin erhält hier seine endgültige Konzentration. Der Urin tritt dann durch die Poren der Nierenpapillen in das Nierenbecken. Dieses entlässt den Urin über den Harnleiter in die Harnblase. 9
8. Aufgabe der Nieren: Die paarigen Nieren sind die Hauptexkretionsorgane des Organismus. Mit der Bildung des Harns erfüllen die Nieren lebenswichtige Aufgaben: 8.1. Ausscheidung von Stoffwechselprodukten: • Ausscheidung von Harnstoff und Harnsäure: Beide Produkte sind Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels und das Abbauprodukt der Nukleinsäuren. Die Nieren sorgen für eine ordnungsgemäße Ausscheidung der Substanzen. • Ausscheidung giftig wirkender Substanzen: Die meisten Gift- und Arzneistoffe werden in der Leber abgebaut und anschließend durch die Niere ausgeschieden. 8.2. Die Regelung der Körperflüssigkeiten: • Regelung des Wasser- und Elektrolythaushaltes: Die Nieren spielen die wichtigste Rolle im Wasserhaushalt des Körpers. Weiter sichern sie das Gleichgewicht im Organismus in Bezug auf die Natrium- und Kaliumsalze. • Regelung des osmotischen Drucks: Da die Nieren für das Gleichgewicht der Salze sorgen, sichern sie den gleichmäßigen osmotischen Druck der Körperflüssigkeiten durch Verdünnung und Konzentrierung des Primärharns. • Aufrechterhaltung des Säurebasengleichgewichts im Blut durch Neutralisierung oder Ausscheidung überflüssiger saurer bzw. alkalischer Substanzen. Alle mit dem Ultrafiltrat ausgeschiedenen Stoffe müssen in Wasser gelöst sein, um die Filter der Nierenkörperchen zu passieren. Deshalb enthält der Primärharn eine große Menge an Wasser. Die Wassermenge würde den Organismus schwächen, wenn sie nicht wieder ausgeglichen würde. Dieser Ausgleich erfolgt sofort durch die Zellen der Harnkanälchen, welche durch aktive Stoffwechselarbeit dem Primärharn Stoffe, die der Organismus doch noch benötigt, wieder entzieht, resorbiert und dem Blut wieder zuführt. Stoffe, die der Körper doch noch benötigt, sind: Traubenzucker, Aminosäuren, Elektrolyte, Schwefel, Phosphorsalze. Mit der Resorption von Natrium und Chlor (NaCl=Kochsalz) wird so viel Wasser wieder mit aufgenommen, dass der Körper einen Ausgleich im Wasserhaushalt findet. Das Ausmaß dieses Rücktransportes regelt der Organismus mit Hilfe von Hormonen. Die Ultrafiltration ist ein rein passiver, nur vom Druckunterschied abhängiger Vorgang. Wasser und kleinmolekulare Stoffe werden durch die Membran gepresst, bis ein Gleichgewichtszustand erreicht ist. 8.3. Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt Eine weitere Aufgabe der Nieren ist die Konstanthaltung des Säure-Basen- Gleichgewichts. Säuren sind chemische Verbindungen, die H+ Ionen abgeben können, Basen sind solche Verbindungen, die H- Ionen aufnehmen können. Je mehr H+ Ionen in 10
einer Lösung vorhanden sind, desto saurer ist die Lösung, je weniger vorhanden sind, desto basischer ist die Lösung. Zucker, Fleisch sowie alle Weißmehlerzeugnisse sind stark säurebildende Nahrungsmittel. Ihr Verzehr erfordert von den Nieren eine Steigerung ihrer Entgiftungstätigkeit, um das Säure-Basen-Gleichgewicht konstant zu halten. Basenbildende Nahrungsmittel können dagegen die Nieren entlasten. Dazu gehören pflanzliche Lebensmittel. Dieser komplizierte Vorgang ist nur möglich, wenn das Blut in ausreichender Menge und unter einem bestimmten Druck durch die Nieren fließt. Die Nierendurchblutung ist deshalb sehr hoch. Beim großen Hund werden so 700 l Blut pro Tag (=1/4 des gesamten Herzvolumens) durch die Nieren gepumpt. Dies bedeutet, dass das Blut ca. 340mal am Tag durch die Nieren fließt. Die Kraft, das Blut so häufig durch die Nieren zirkulieren zu lassen, liefert das Herz. So ist ein bestimmtes Blutdruckminimum erforderlich. Bei Blutdruckabfall, dem so genannten Nierenschock, fließt weniger Blut durch die Nieren, das Blut kann weniger gereinigt werden, außerdem ist der Druck, der für die Filteranlage benötigt wird, nicht vorhanden. Die Folge dieses Blutdruckabfalls sind schwere Nierenerkrankungen. Bei körperlicher Bewegung steigt der Blutdruck und damit die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes, was wiederum eine bessere Nierentätigkeit zur Folge hat. 9. Harnableitende Wege: • Sammelrohre • Nierenpapillen • Nierenbecken • Harnleiter • Harnblase • Harnröhre Die harnableitenden Wege beginnen mit den Sammerohren, welche sich zu den Papillengängen vereinigen. Diese wiederum münden zu mehreren in den Spitzen der Markpyramiden und anschließend im Nierenbecken. Das Nierenbecken ist von einem Übergangsepithel ausgekleidet und von glatter Muskulatur durchzogen, es verengt sich und geht in 2 Harnleiter über. Die glatte Muskulatur reguliert den Abtransport des Urins in die Harnleiter. Die Harnleiter münden in die Harnblase, die ebenfalls mit glatter Muskulatur ausgestattet ist. Die Blase ist ein Hohlorgan, welche erst einmal den Urin sammelt, bevor er durch die Harnröhre ausgeschieden wird. 10. Urin: Beim erwachsenen Hund werden innerhalb von 24 Stunden ca. 1 Liter Harn gebildet, er macht nur 1/100 des Primärharnvolumens aus. Seine Farbe ist hellgelb bis dunkelgelb. Seine Reaktion ist bei normaler Kost sauer. Das spezifische Gewicht des Harns ist abhängig von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge, das spez. Gewicht beim Hund beträgt ca. 1030 mg/ml. Der Harn besteht zu 95 – 98% aus Wasser, die restlichen 2 - 5% setzen sich wie folgt zusammen: 11
10.1. Organische Substanzen: Harnstoff ist ein Abbauprodukt des Eiweißstoffwechsels und zerfällt in Kohlensäure und Ammoniak. Harnsäure entsteht beim Abbau der Kernsäuren und wird teils in Kristallform oder als Salze (Urate) ausgeschieden. Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels. 10.2. Anorganische Substanzen: Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Ammoniak. Sie verbinden sich mit Säuren zu Salzen und lassen sich im Urinsediment als Kristalle finden. Die häufigsten Salze sind Chlorate, Sulfate, Phosphate, Karbonate und Oxalate. 10.3. Farbstoffe: Die Hauptfarbe des Urins stammt vom Urochrom, einem Eiweißabbauprodukt. In kleinen Mengen findet man auch Urobilinogen, ein Abkömmling des Bilirubin. 12
11. Urinuntersuchungen: 11.1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes: Es wird die Massendichte des Urins gemessen. Dazu benötigt man ein Urometer mit einer Teilung von 1,000 – 1,040 mg/ml, und einen Zylinder für den Urin. Den Urin füllt man in den Zylinder, hängt das Urometer dort hinein und liest am Flüssigkeitsrand des Urins den Wert am Urometer ab, der mit dem Flüssigkeitsrand eine Einheit bildet. Einfacher bestimmt man das spez. Gewicht mit einem Teststreifen der Firma Roche: Combur 10 Test M. Falsche Messungen können auftreten bei Medikamentengabe, erniedrigten Temperaturen. 11.2. Quantitative Bestimmungen: Mit dem Combur 10 Test M von der Firma Roche kann man diese quantitativen Bestimmungen durchführen. (siehe linke Abbildung): man hält eine Teststreifen in den Urin, nimmt ihn wieder heraus, wartet ca. 1 Minute, liest dann an der Verpackung den Teststreifen ab. Das Prinzip dieser Teststreifen beruht auf Indikatoren. Als Indikatoren eignen sich Farbstoffe, die sehr schwache organische Säuren oder Basen sind und deren Molekühle eine andere Farbe zeigen als ihre Ionen. Werden die Indikatoren nun durch den Inhalt des Urins gespalten, verändern sie die Farbe des Teststreifens. Durch die Farbveränderung kann man quantitativ an Hand der Skala sagen, welche normalen oder pathologischen Befunde vorliegen. 11.3.Urinsediment: Da der Harn nur wenige geformte Bestandteile enthält, werden diese durch vorsichtiges Zentrifugieren angereichert. Der Urin wird in ein Reagenzglas gegeben, dieses zentrifugiert man für 5 Minuten bei 2000 Umdrehungen pro Minute. Anschließend gießt man in einem Zuge den Überstand ab, und wirbelt das Sediment mit dem noch im Reagenzglas gebliebenen Urin auf. Von diesem Gemisch nimmt man einen Tropfen, bringt ihn auf einen Objektträger, legt vorsichtig ein dünnes Deckglas auf. Durch das Gewicht des Deckglases verteilt sich der Tropfen gleichmäßig, so hat man immer den gleichen Abstand zwischen Deckglas und Objektträger. Den Objektträger legt man nun auf den Objektträgertisch eines Mikroskops. Das Sediment sieht man sich mit einem Objektiv der Größe 40:1 und einem Okular der Größe 6x – 8x an. 13
11.4. Beurteilung des Sedimentes: Man betrachtet mindestens 20 – 40 Gesichtsfelder, um einen guten Einblick in die Beschaffenheit des Sedimentes zu bekommen. 11.4.1. Physiologisch findet man ein paar oder keine Erythrozyten, Leukozyten, Zylinder, Plattenepithelien. 11.4.2. Pathologisch findet man vermehrt: • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) • Epithelzellen der Niere oder der Harnwege • Zylinder (aus den Nierenkanälchen) • Aminosäuren (Leuzin, Tyrosin) • Kristalle, Phosphate, Oxalate • Bakterien, Kokken • Harnsäure, Hefen Abb.7: Physiologische und pathologische Bestandteile des Urinsediments. Die verschiedenen Kristalle (rechts und links unten) sind selbst ohne Krankheitswert, können aber auf eine Nierenerkrankung hinweisen. Zylinder sind fast immer ein Signal einer Nierenerkrankung, ebenso wie Bakterien oder Hefen auf eine entsprechende Infektion hinweisen. 14
B. Die Krankheit „Nephrolithiasis“ aus veterinär- medizinischer Sicht an Hand eines Fallbeispiels 1. Das Steinleiden: Nephrolithiasis Bei der Nephrolithiasis findet man eine Konkrementbildung in den Tubuli der Nieren und dem Nierenbecken. Konkremente sind feste Stoffe (verschiedene Mineralsalze), die durch Ausfällung in den Hohlorganen oder im Gewebe entstehen. Das Nierensteinleiden (Nephrolithiasis) hat heute eine noch nicht ganz geklärte Ursache. Man geht davon aus, dass sich durch einen gestörten Säure – Basen – Haushalt und bei zu hoher Konzentration an Harninhaltsstoffen Kristalle bilden, die sich später vergrößern und zu Steinen werden. Weiter können Bakterien und Harnstau die Steinbildung fördern. Zu den erhöhten Harninhaltsstoffen gehören Harnsäure, Calciumsalze, Phosphate, Zystine, die alle aus einem gestörten Stoffwechsel resultieren. Auslöser dieser Stoffwechselstörungen können sein: • Eiweißreiche und fettreiche Ernährung • Zu geringes Trinken • Hormonelle Störung des Ca- Stoffwechsels • Störungen des Harnsäurestoffwechsels • Umweltfaktoren • Immobilisation (zu wenig Bewegung) • Genetische Veranlagung 1.1. Symptome Das Leitsymptom ist die Nierenkolik, sie äußert sich in der Krümmung des Rückens, durch Bauchdeckenspannung und Schmerzen in der Nierengegend, die wellenartig wiederkehren. Weiter findet man die Schwäche der Hinterläufe auf der einen Seite und den Bewegungsdrang auf der anderen Seite, Störung im Magen-Darmtrakt wie Erbrechen und Durchfall. Schnell kommt es zur Hämaturie (Blut im Urin), weiter zur Anurie ( Harnausscheidung liegt unter 100ml /24h). Die ständige Reizung der Konkremente an den Schleimhäuten führt zu einer Entzündung, Dauerschäden sind nicht ausgeschlossen. 1.2. Therapie und Prophylaxe Die folgenden kursiv gedruckten Absätze sind aus folgender Arbeit entnommen: „Urolithiasis, Therapie und Praxis“ von A. Hesse, A. Schneider, H.-J. Steffes, Kleintier Konkret, Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CoKg 2002; 5: 9-13 Ich möchte an dieser Stelle eine schulmedizinische Studie zitieren, die sich intensiv mit dem Steinleiden bei Hunden beschäftigt hat. Und zwar ist es eine Studie, die in den Jahren 1984 – 2001 von Hesse,A. Schneider,A. Steffes,H-J. an 7697 Hunden durchgeführt und in „Kleintier Konkret“ im Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG 2002; 5: 9-13 veröffentlicht wurde. Die Harnsteinerkrankung beim Hund ist von hoher klinischer Relevanz da es häufig zu Rezidiven kommt. 15
Seit Anfang der 80er Jahre wurden Analyseverfahren entwickelt, die eine steinartenspezifische Rezidivprophylaxe ermöglichen. Konsequente Infektbehandlung kann die Neubildung von Infektsteinen verhindern und auf die Steinart zugeschnittene Nahrungsumstellung zur Prophylaxe umgestellt werden. Die Untersuchung der Harnsteine erfolgte mittels Infrarotspektroskopie. Die Infrarotspektroskopie ist eine Untersuchung der im infraroten Spektralbereich liegenden Spektren von Molekülen, die durch Schwingungen der Moleküle verursacht werden. Die Methode ermöglicht eine sichere quantitative und qualitative Bestimmung aller Substanzen, die an der Steinbildung beteiligt sind. Alters und Geschlechtverteilung: Die Hauptaltersgruppe der Hunde, die unter Urolithiasis oder Nephrolithiasis leiden, liegt zwischen 6 und 8 Jahren, nur bei 3% der über 12 jährigen und bei 3% der einjährigen Tiere trat die Krankheit auf. Männliche Tiere bilden nahezu doppelt so häufig Steine als weibliche, bei den kastrierten Tieren haben weibliche Tiere eine häufigere Steinbildung als männliche. Rasseverteilung: Anhand der oben erwähnten Studie bilden alle Hunderassen Harnsteine, insgesamt sind 131 Hunderassen vertreten gewesen. Die Studie zeigt schon, dass vor allem kleine Rassen, besonders Dackel, Mischlinge die häufigste Präposition zur Steinbildung zeigen, gefolgt von Terriern und Pudeln (Abb.8) Rassenverteilung 1600 1400 1200 1000 Anzahl (n) 800 600 400 200 0 l et el zu se r er g r d e l r er de d r ie r ie le ie li n nd ie un ck un ss in iT ne uz an ei rr Pu rr er ch at Hu rh Da Ba nh t tw Te na Sh ki Te Sp xt lm fe is Pe ne ch Fo re Ro re d hä M Da er an de en hi gs ck Sc s hl an rS er rk Co ig Zw Yo e tH rn Be es W Hunderassen Abb.8: Rasseverteilung der Hunde mit Urolithiasis und Nephrolithiasis in Deutschland (1984-2001). Insgesamt sind 131 Rassen (n=7697) in der Steinstatistik vertreten. 16
1.2.1. Steinart und Rasse: Struvit: kristallines Magnesium-Ammonium–Phospat, Tripelphosphat, Sargdeckelkristalle. Struvitsteine sind meistens die Folge von Infekten in den harnbildenden bzw. harnableitenden Organen. Harnreaktion : alkalisch bis neutral, löslich in Essigsäure Diese Steinart ist die häufigste Steinart aller Steine (60%), bei den Hunderassen wie Berner Sennenhund erkranken ca 96%, Pekinese ca 85%, Schäferhund ca 84%, Dackel ca 60%, Cairn Terrier ca 47% an dieser Steinart (Abb.8) Abb.9.a Calziumoxalat: Briefumschlagform, selten rund, grauer bis schwarzer Harn, Steine mit knöcheriger bis stacheliger Form. Harnreaktion: sauer bis schwach alkalisch, löslich in HCL Sie haben sich zur zweithäufigsten Steinart entwickelt. Ca 21% aller Hunderassen, die in der Studie erwähnt werden, haben diese Steinart. So bilden 72% der Welsh Terrrier, 69% der Foxterrier, 52% der Dobermänner und 39% der Cairn Terrier diese Steine. (Abb.8) Abb.9.b Ammoniumurat: amorphe Harnsäuresalze Harnreaktion: sauer – neutral, Sand ähnlicher Haufen, in Kälte fallen sie als makroskopisch sichtbarer Niederschlag aus = Ziegelmehlsediment, lösen sich beim Erwärmen , fallen wieder aus beim Erkalten, löslich in HCL und Essigsäure. Er ist der typische Stein des Dalmatiners (70% aller Steine von Dalmatinern sind Ammoniumurate. Man findet bei dem Dalmatiner einen verzögerten Harnsäure-Transport in der Leber. Dieser Verzögerung liegt ein genetischer Defekt zugrunde. Abb.9.c Zystin: sechseckige Tafeln Harnreaktion: sauer, löslich in Ammoniak, Nachweis nach E. Meyer Rotfärbung mit Natriumcyanid und Natriumnitroprussidlösung. Dem Vorhandensein von Zystine liegt ein genetischer Defekt zugrunde, hiervon sind viele Rassen betroffen. Möchte man mit dem Hund züchten, sollte man auf das Vorhandensein der Zystine achten. Häufig vertreten war diese Steinart bei den Rassen: Irish Terrier, Basset, Münsterländer. Abb. 9.d Abb. 9.a – 9.d. verschiedene Steinarten 17
Abb. 10: Prozentuale Häufigkeit von Struvit- und Calziumoxalat-Harnsteinen bei verschiedenen Hunderassen 1.2.2. Rezidivprophylaxe in der Schulmedizin: Allgemeine Maßnahmen: Bei der Behandlung aller Steinleiden ist eine Reihe von allgemeinen Maßnahmen anzuwenden, da damit die Risiken der Erkrankung vermindert werden können. • konsequente Reduzierung der spezifischen Dichte des Harns auf unter 1010 durch vermehrte Wasseraufnahme. • Hemmung der renalen Rückresorption von Na+ Ionen, damit erreicht man eine erhöhte Ausscheidung von Na+, CL-, und HCO³- Ionen durch Medikamente. • Die Wasseraufnahme sollte durch feuchtes Diätfutter und freien Zugang zu Wassernäpfen erhöht werden. • Um die Wasseraufnahme zu erhöhen, kann man das Futter mit Kochsalz anreichern. • Man sollte für regelmäßigen Harnabsatz sorgen, damit keine Substanzen ausfällen können. • Regulierung des Körpergewichtes • Viel Bewegung • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen 18
1.2.3. Therapie in der Schulmedizin: 1.2.3.1. Struvitsteine: Da Sturvitsteine infektbedingte Steine sind, ist eine wirksame Infektbehandlung sehr wichtig, so kann man eine Ansäuerung des Harnes über ein Diätfutter erreichen (pH-Wert 5,5 – 6,0) 1.2.3.2. Calciumoxalate: Da hier eine Stoffwechselstörung (Azidose, Hyperthyreose) vorliegen kann, die eventuell mit einer Hyperkalzurie einhergehen kann, sollte man ein Futter wählen, das zur Untersättigung des Harns mit den an den Calziumoxalat-Steinen beteiligten Substanzen führt. Vitamin B6 kann zusätzlich zur Senkung der Oxalatbildung beitragen. 1.2.3.3. Ammoniumurate: Bei dieser Steinart versucht man eine erhöhte Harnsäureausscheidung durch die Hemmung der Resorption zu erreichen. Durch eine gezielte Nierendiät vermindert man den Eiweißgehalt und erhöht den pH- Wert des Harns auf ca pH 7,0. Harnwegsinfektionen oder Leberfunktionsstörungen sollten parallel behandelt werden. 1.2.3.4. Zystine: Neben den allgemeinen Maßnahmen sollte man den Eiweißgehalt der Nahrung reduzieren und den pH-Wert des Urins auf 7,5 einstellen. Die Zystine können mit Medikamenten gelöst werden. Am Ende der Studie (1984-2001) konnte man einen deutlichen Rückgang der Steinerkrankungen durch konsequente Therapie und Prophylaxe erreichen. Die Häufigkeit der Stuvitsteine nahm effektiv ab, was auf gute Erfolge in der Prävention schließen lässt. Durch Zuchtausschluss bei den Zystinsteinen sind Erfolge dokomentiert. Die Calziumoxalat - Erkrankungen nahmen in den Jahren 1999-2001 stark zu. Da die Ursachen nicht bekannt sind, ist es wichtig, die Ursachenforschung weiter voranzutreiben. Steinart Anzahl % der Steinart Anzahl % der Gesamtzahl Gesamtzahl Struvit 4486 58,28 Natriumurat 74 0,96 Kalziumoxalat 1179 15,31 Kaliumurat 21 0,27 Brushit 174 2,26 Harnsäure 1 0,01 Karbinatapatit 102 1,33 Harnsäure-Dihydrat 5 0,06 Hydroxylapatit 18 0,23 Zystin 1031 13,39 amorph. Ca-Phosphat 8 0,1 Xanthin 22 0,29 Kalziumphosphat 3 0,04 Sulfonamid-Derivate 1 0,01 Phospatstein 4 0,05 Protein 24 0,31 Newberyit 5 0,06 Zellstoff 1 0,01 Tridymit 8 0,1 Harnstoff 1 0,01 Silikat 8 0,1 Unbekannt 7 0,09 Ammoniumurat 514 6,68 Gesamt 7697 100 Tab: 1 Prozentuale Verteilung der Harnsteinarten in Deutschland nach Auswertung von 7697 Analysen aus den Jahren 1984-2001 19
1.2.3.5.Diätfutter Die Studie hat gezeigt, dass für alle therapeutischen Maßnahmen und die Diätfütterung eine quantitative Harnsteinanalyse durchgeführt werden sollte. Das Diätfutter kann der Hundehalter ausschließlich über den Tierarzt beziehen. Die Firma Hills bietet je nach Erkrankung das entsprechende Futter an. Zum Beispiel bieten sie das Futter „Prescription Diet Canine u/d“ für Blasensteine bei Hunden, Nierenerkrankungen und Lebererkrankungen an. Das Futter wird eingesetzt: • zur Auflösung von Urat- und Cystinurolithen, • zur Verhinderung von Urat-, Oxalat-, und Cystinurolithen • Niereninsuffienz fortgeschrittener Stadien • Hepatische Kupferspeicherkrankheit Kontraindikationen: • Katzen • Welpen • Trächtige oder säugende Hündinnen • Hunde mit Struvitsteinen • Hunde mit Hypoalbuminämie, Hyperlipidömie, Pankreatitis, • Die ersten 1-2 Wochen post OP Hunde, die das Futter längerfristig gefüttert bekommen, sollten laut Firma eine regelmäßige Proteinkontrolle bekommen, da es zu einem Proteinverlust kommen kann. Tab: 4 Zusammensetzung des Diätfutters (Feuchtfutter) 20
Tab: 5 Zusammensetzung des Diätfutters (Trockenfutter) 21
2. Fallbeispiel „Findus“ In meinem Fallbeispiel möchte ich von Findus, meinem Mischlingshund, berichten, der seit 2 Jahren an einem Steinleiden erkrankt ist. Findus (Foto links) ist heute ein 6 jähriger kastrierter Mischlingsrüde. Seine Mutter ist eine Cairn Terrierin, sein Vater ein Dackelmischling. Findus lebt seit seiner 9. Woche in unserer Familie als Zweithund. Findus wurde am 21.07.2004 in einer Tierarztpraxis vorgestellt und untersucht: Diagnose und Therapie des Tierarztes: Die folgenden kursiv gedruckten Daten/Angaben hat mir unser Tierarzt aus Findus Krankenakte zur Verfügung gestellt. 21.07.2004 • Findus pinkelt Blut, rektale Untersuchung, Prostata nicht tastbar, Harnröhrenöffnung, Preputium o.B., Sonographie des Urogenitaltraktes: Blasenschleimhaut 0.54 cm Durchmesser Diagnose des Tierarztes: Nephrolithiasis Therapie des Tierarztes: • 1 Injektion subcutan (s.c.) 1,6 ml Injektion Bagtril (Antibiotikum) 2,5% • 1 Abgabe 14 Tabletten Bagtril 50 mg 1x1 Tablette (Tabl.) täglich • 1 Abgabe Urinbecher wegen Kriatallerie 29.07.2004 • Urinabgabe nicht möglich • Findus erbricht stets 2 Stunden nach Bagtril – Gabe, • 1Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD (Antibiotikum) 03.08.2004 • Findus verträgt Marbocyl gut • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marboyl FD • Rücknahme von 7 Tabletten Bagtril 50 mg 22
20.09.2004 • Immer noch blutiger Harn • 1 Abgabe Urinbecher • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD • 1 Abgabe 6 Tabl. Fenblarol 250 mg (Wurmkur) 21.09.2004 • Urinprobe: blutig verfärbt, • Combur Teststreifen: pH 7, spezifisches Gewicht: 1025, sonst nicht auswertbar. • Sediment: massenhaft Erythrozyten, Sargdeckel-Kristalle = Struvit-Kristalle, • Rat: Diätfutter u/d ohne gleichzeitige Harnsäuerung, später c/d. 23.09.2004 • Abgabe 1 x 12 Dosen Canine u/d von der Firma Hills 24.09.2004 • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD 28.09.2004 • immer noch blutiger Urin, • Sonographie der Blase: ohne Stein • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD 01.10.2004 • 1 Injektion s.c. 3,2 ml Marbocyl FD 06.10.2004 • Urin immer noch blutig • Teststreifen: Erythrozyten: +, Proteine ++, pH 6,0 • Sediment: Erythrozyten: +++, Kristalle: Urate?, Zystine?, Schleim • 1 Abgabe 1OP Synolox (Antibiotikum) 2x tgl. ½ Tabl. 15.10.2004 • Harnprobe: Sediment: Erythrozyten: +++, Kristalle: Struvitsteine: +++ 18.10.2004 • Telefonische Beratung: VD metabolische Kristallbildung • ½ Tabl./Tag Natrium-Bicarbonat um die Ammoniakkonzentration zu erniedrigen, Futter leicht salzen, um die Harnmenge zu erhöhen. • Rezeptabgabe: 1OP Allopurinol 100 (Gichtmittel) 2 x tgl. 1 Tabl. • Futterabgabe: 1 Palette Dosenfutter Canine von Hills u/d 15.11.2004 • Futterabgabe: 1 x 5kg Hills PD Canine c/d 18.11.2004 • Futterrückgabe, Findus leckt sich wund, das Lecken begann schon bei der Canine u/d Gabe • Findus bekommt wieder sein altes Futter von der Firma Marengo: Marengo Classic (Zusammensetzung siehe unten) 23
22.11.2004 • Findus hat am ganzen Körper eine allergische Reaktion. Alle Schleimhäute zeigen eitrige Ausscheidungen, die Haut am Unterbauch zeigt eine dicke Eiterschicht, Findus kratzt sich ununterbrochen, Pyodermie. • 1 Injektion s.c. Voren Suspension 0,50 ml (Corticoid) • 1 Abgabe 5 Tabletten TSO Tabletten 80 (Chemotherapeutikum) 24.11.2004 • 1 Abgabe Cephalexin 600 – 6 Stück (Antibiotika) 30.11.2004 • 1 Abgsabe Cephalexin 600 – 6 Stück (Antibiotika) • Zahnstein • Fell stumpf, Findus kratzt und wälzt sich immer noch sehr viel Abb.11: Trockenfutter der Firma Marengo So weit erfolgte die Behandlung durch den Tierarzt. Findus erholt sich langsam von all seinen Strapazen, wir haben zu Hause beschlossen, dass wir erst mal Findus beobachten wollen, bevor er wieder ein Antibiotikum bekommt. 24
Teil 2 Die Niere aus Sicht des Tierheilpraktikers in der Naturheilkunde Bevor ich nun die Arbeitsweise (Anamneseverfahren, Diagnoseverfahren Therapiemöglichkeiten) behandle, möchte ich erst einmal auf wichtige Körperzusammenhänge hinweisen, ohne die es schwer wird, die richtige Therapieform zu finden. 1. Stoffwechsel Als Stoffwechsel bezeichnet man die Vorgänge im Körper, die beim Ab- und Umbau und Austausch von Nährstoffen zwischen Zellen und Umgebung stattfinden. Wir unterscheiden 5 Schritte des Stoffwechsels: 1. Nahrungsaufnahme, Verdauung im Magen-Darm-Kanal 2. Resorption in die Blutbahn 3. Transport zu den Zellen und Aufnahme in die Zellen 4. Verbrennungsphase zur Energiegewinnung 5. Ausscheidung der Verbrennungsabfallprodukte Die Verbrennungsabfallprodukte, oder auch Schlackenstoffe genannt, entstehen in jedem gesunden Körper, in dem sich der Stoffwechsel im Gleichgewicht befindet. Erst wenn ein Ungleichgewicht in diesen 5 Schritten vorhanden ist, können Krankheiten entstehen. Z.B. entstehen Nierenerkrankungen durch vermehrte Rückstände aus dem Eiweißstoffwechsel. 2. Krankheiten Wie schon dargestellt, entstehen Schlackenstoffe durch den gesunden Stoffwechsel, sie werden aus dem Blut herausgefiltert und durch die Niere ausgeschieden. Der Hund verdaut z.B. die Nahrung so, wie er sie für sein gesundes Gewebe benötigt. Wird also dem Hund ungesunde Nahrung gefüttert, wird er die Nahrung nicht zu seiner Zufriedenheit verdauen. Die Schlackenstoffe oder auch Giftstoffe, die dabei entstehen, können nicht ordnungsgemäß über die Ausscheidungsorgane (Leber, Darm, Niere, Atemwege) ausgeschieden werden. Sie verbleiben im Körper und rufen eine so genannte Verschlackung hervor. 2.1. Was bedeutet Verschlackung? In jeder Zelle, die die kleinste Lebenseinheit des Körpers ist, findet ein eigener Stoffwechsel statt., d.h. die Zelle nimmt die für sie lebenswichtigen Substanzen auf, verbrennt diese und wandelt die Nahrung in Energie um. Diese Energie braucht der Hund zum Leben. Stoffe, die nicht in Energie umgewandelt werden, als so genannte Asche übrig bleiben, werden aus der Zelle heraus transportiert. In einem Zellverband befinden sich zwischen den Zellen Säfte, die Lymphe, die die Abfallprodukte weiter zum 25
Blut transportieren. Die Zelle ist vom Zustand dieser Lymphe abhängig, so gibt es Organe, die dafür sorgen, dass die Säfte in einem guten Fluss sind. Zu diesen Organen gehören: Leber, Darm, Nieren, Atemwege. Sind nun die Säfte sehr belastet, kann kein Austausch zwischen Zelle und Zellzwischenraum stattfinden. Nun schalten sich weitere Organe ein, um zu helfen. Hierzu gehören: Galle, Speichel, Tränenflüssigkeit, Schleimhäute, Haut, Mandeln, Ohren. Auch diese Organe können irgendwann, wenn sich der Zustand nicht verbessert, überlastet sein, so bleiben Rückstände im Körper zurück und die Zelle wird krank, d.h., dass die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr nicht mehr gewährleistet ist. Die Folge ist eine Organschädigung. Zuerst ist das Organ gereizt, dann entzündet und zum Schluss degeneriert das Organ irreversibel. 2.2. Gründe der Verschlackung können sein: • Erbschäden • Stress • Fehler in der Hundehaltung • Psyche • Gifte aus Umwelt • Parasiten • Impfungen • Störfelder • Medikamente • Ernährung, falsches Futter Vor einer Therapie sollte man sich alle Komponenten genau ansehen, um einzelne Punkte zu verbessern. Da Verschlackung langsam von statten geht, sollte der Hundehalter seinen Hund genau beobachten. Werden krankheitsauslösende Faktoren, wie z.B. falsche Ernährung oder lieblose Haltung, nicht beseitigt, so können weder Schulmediziner noch Heilpraktiker zufriedenstellend behandeln. 3. Entgiftung des Körpers Der Körper kennt 2 Stufen der Entgiftung: 1. vermehrte Ausscheidung 2. entzündliche Ausscheidung 3.1.Vermehrte Ausscheidung: • Tränenflüssigkeit • Schnupfen • Ohrenschmalz • Verm. Wasserlassen • Erbrechen • Durchfall • Verm. Blutung in der Läufigkeit 26
Abb.1 : Vermehrte Ausscheidung Die Ausscheidungskrankheiten sind Reinigungsprozesse, sie helfen dem Hund, später wieder gesund zu sein. 3.2. Entzündliche Ausscheidung: Die entzündliche Ausscheidung ist eine gesteigerte Form der vermehrten Ausscheidung. Jede Entzündung ist der Schrei des Gewebes nach sauberen Säften. Gelingt es dem Körper nicht, über die Reinigung des Gewebes den Stoffwechsel zu entlasten, oder kommen immer neue Stoffwechselgifte hinzu, lagert er die Gifte ein. Abb.2: Entzündliche Ausscheidung 27
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