Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr

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Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Netzwerktag
Grüne Infrastruktur

Dokumentation
01. Februar 2022 in Essen
Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Inhaltsverzeichnis
Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt....................................................................3

Begrüßung.......................................................................................................................................................4

Der Netzwerktag im Überblick......................................................................................................................6

          Digital und doch mittendrin.................................................................................................................7

          Stimmungsbilder der Grünen Infrastruktur......................................................................................7

Keynote – Leitthemen für die grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr ................................8

Workshop-Ergebnisse: Ihr Beitrag zur Green Charta..........................................................................10

          Workshop I: Schwamm-Metropole Ruhr.........................................................................................12

          Workshop II: Freiräume Metropole Ruhr........................................................................................14

          Workshop III: Habitat Metropole Ruhr.............................................................................................15

          Workshop IV: Klimagerechte Metropole Ruhr..............................................................................17

          Workshop V: Zirkuläre Metropole Ruhr.........................................................................................18

          Workshop VI: Grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet – offener Austausch...........................19

          Grüne Infrastruktur ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile................................................19

Künstlerische Intervention...........................................................................................................................20

Grüne Infrastruktur ist alternativlos...........................................................................................................25

          Erste Talkrunde.......................................................................................................................................25

          Zweite Talkrunde....................................................................................................................................27

          Der Netzwerktag und die Green Charta - wie geht es jetzt weiter.......................................29

          Fragen und Antworten........................................................................................................................30

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Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Auf dem Weg zur
grünsten Industrieregion der Welt

„Wir wollen nicht weniger als eine grüne Transfor-                 tung, zu welcher der RVR Akteur*innen der Region
mation der industriell geprägten Metropole Ruhr                    eingeladen hat. Die Fachveranstaltungen sind
erreichen.“ Diese Vision verkündete Dr. Frank Dud-                 Teil des Förderprojekts Offensive Grüne Infra-
da, Vorsitzender der Verbandsversammlung des                       struktur 2030 (OGI 2030) des Landes NRW. Für
Regionalverbands Ruhr (RVR), den Teilnehmer*in-                    die Anschubfinanzierung erhielt der RVR knapp
nen des Netzwerktags Grüne Infrastruktur 2022.                     3,37 Millionen Euro. Dadurch konnten neben Be-
                                                                   teiligungsformaten wie dem Netzwerktag auch
Aber wie kann die grüne Transformation einer ehe-                  Analysegrundlagen zur Grünen Infrastruktur
maligen Industrieregion, geprägt von Kohle und                     verbessert, die Kommunikation ausgeweitet und
Stahl, gelingen? Karola Geiß-Netthöfel, Regional-                  bereits 25 Projekte auf praktischer Ebene umge-
direktorin des Regionalverbands Ruhr (im Fol-                      setzt werden. Die Idee zur Strategie Grüne Infra-
genden abgekürzt als RVR), formulierte in ihrem                    struktur der Metropole Ruhr mit konkreten, mess-
Grußwort die Antwort: Indem alle mitmachen! Der                    baren Zielen für die Weiterentwicklung der Grünen
Netzwerktag Grüne Infrastruktur am 1. Februar                      Infrastruktur stammt ebenfalls aus dem Projekt
2022 beginnt also mit dem Ziel, alle Akteur*innen                  OGI 2030.
der Region zusammenzubringen und gemeinsam
zu diskutieren, wie eine grüne Transformation der                  Als Veranstaltung innerhalb eines breit angeleg-
Metropole Ruhr erreicht werden kann.                               ten Partizipationsprozesses war der Netzwerk-
                                                                   tag Grüne Infrastruktur 2022 ein entscheidender
                                                                   Meilenstein auf dem Weg der Metropole Ruhr zur
                                                                   grünsten Industrieregion der Welt. Mithilfe die-
                                                                   ses Austauschformats begann die Formulierung
                                                                   strategischer Ziele und Leitthemen für die Ent-
                                                                   wicklung der Grünen Infrastruktur in der Region.
                                                                   Bis zum Sommer des Jahres 2022 werden diese
                                                                   gesammelt, ausformuliert und schließlich in der
                                                                   sogenannten Green Charta festgehalten.

                                                                   Die Green Charta soll die Entwicklungsabsichten
                                                                   für die Grüne Infrastruktur der Metropole Ruhr
                                                                   umfassen und fungiert als Selbstverpflichtung der
                                                                   Akteur*innen der Region. Um Verbindlichkeit zu
                                                                   erlangen, soll sie außerdem über das Ruhrparla-
                                                                   ment beschlossen werden, so Dr. Frank Dudda.
                                                                   Gleichzeitig ist die Charta eine strategische Wei-
                                                                   chenstellung für die Entwicklung der Strategie
Dr. Frank Dudda ist Vorsitzender der Verbandsversammlung des RVR
und Oberbürgermeister der Stadt Herne.
                                                                   Grüne Infrastruktur der Metropole Ruhr, die im
                                                                   Jahr 2023 veröffentlicht werden soll und hand-
Der Netzwerktag Grüne Infrastruktur 2022 war                       lungsweisende Ziele und Umsetzungsinstrumente
bereits die zweite große digitale Fachveranstal-                   benennen wird.
                                                                                                                        3
Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Begrüßung

Was bedeutet Grüne Infrastruktur, was macht sie
so bedeutsam für die Metropole Ruhr? Welchen
konkreten Beitrag kann sie im Hinblick auf die viel-
fältigen klimatischen und gesellschaftlichen Her-                             Grüne Infrastruktur
ausforderungen der Zukunft leisten?                                         bedeutet Lebensqualität.
Diesen Fragen widmeten sich in im Rahmen von
einleitenden Spotlight Talks Nina Frense, Beige-
ordnete für den Bereich Umwelt und Grüne
Infrastruktur, der Projektleiter der Offensive Grüne                    Energien sowie die Schaffung von Retentionsflä-
Infrastruktur 2030 Tino Wenning und Dr. Hanna                           chen seien Ziele des Ausbaus Grüner Infrastruktur.
Schmitt, Mitarbeiterin des Umweltbereichs.                              Dieser Ausbau sei kein Nice-to-have, sondern
                                                                        diene dazu, unser Überleben zu sichern. Darüber
Sie erläuterten das Verständnis insbesondere                            hinaus erklärte Nina Frense, dass die Metropole
von Grüner Infrastruktur und das Ziel des Netz-                         Ruhr als ehemals industriegeprägtes Gebiet nur
werktags. „Grüne Infrastruktur bedeutet Lebens-                         deshalb bereits heute so grün ist, weil der RVR mit
qualität“, erklärte Nina Frense. Die Schaffung von                      seiner Gründung vor über 100 Jahren die regiona-
Erholungsräumen, der Schutz heimischer und be-                          len Grünzüge gesichtert und entwickelt habe. Die
drohter Tierarten, der Ausbau erneuerbarer                              Entwicklung der vergangenen Jahre sei außerdem
                                                                        erfreulich: Ganze 74 Prozent Freiraum machen die
                                                                        Metropole Ruhr heute aus – selbst im Ballungs-
                                                                        gebiet beträgt der Anteil noch über 50 Prozent.
                                                                        Dieser Freiraum sei „unser großes Pfund“, so Nina
                                                                        Frense, und die positive Entwicklung der vergan-
                                                                        genen Jahre müsse weiter vorangebracht werden,
                                                                        unter anderem mit Hilfe von Großprojekten wie
                                                                        der Internationalen Gartenausstellung (IGA 2027)
                                                                        oder dem Projekt Revierparks 2020.

                                                                        Doch was sind die zentralen Zukunftsaufgaben der
                                                                        Region und welchen Anforderungen muss Grüne
                                                                        Infrastruktur bereits heute gerecht werden? Diese
                                                                        Frage beantwortete Tino Wenning, der betonte,
                                                                        dass die Grüne Infrastruktur vielfältigen Herausfor-
                                                                        derungen entgegenwirken könne, darunter Klima-
                                                                        wandel, Artensterben und Flächenverlust. Um dies
                                                                        zu erreichen, wolle der RVR dazu beitragen, dass
                                                                        die Grüne Infrastruktur ein strategisch geplantes
                                                                        und multifunktionales Netzwerk werde. In Zukunft
Nina Frense ist Beigeordnete für den Bereich Umwelt und Grüne           müsse das Grün von Beginn sämtlicher Planungen
Infrastruktur im RVR und erläutert: „Grüne Infrastruktur: Das ist der   an als essenzielle Infrastruktur mitgedacht werden.
Raum, der uns alle verbindet“.
                                                                                                                           4
Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Am Netzwerktag fungierte der RVR als Prozess-                        Schmitt in ihrem Gesprächsbeitrag hervor. Man
verantwortlicher für die Strategie Grüne Infrastruk-                 wolle die Leitthemen und Ziele der Grünen Infra-
tur sowie für die Green Charta als Meilenstein auf                   struktur in der Metropole Ruhr identifizieren und
dem Weg zur Entwicklung der Strategie. In diesem                     gemeinsam diskutieren, welche Inhalte die Green
Zusammenhang sei die Zusammenarbeit der Ak-                          Charta umfassen solle. Es gehe darum, Ideen zu
teur*innen der Region immens wichtig, denn das                       Themen, bestehenden Ansätzen und Projekten der
Projekt wirke aus der Region für die Region und                      Teilnehmer*innen zu sammeln, zu dokumentieren
benötige deshalb die Fach- und Lokalexpertise                        und anschließend zu systematisieren – geschärft
aller Beteiligten, so Tino Wenning.                                  und konsolidiert. Dr. Hanna Schmitt betonte, wäh-
                                                                     rend des Netzwerktags werde vor allem auf stra-
Worum es während des Netzwerktags grundsätz-                         tegischer Ebene gearbeitet, während bereits eine
lich ging und was die Teilnehmer*innen von der                       Vielzahl von Projekten auf praktischer Ebene in der
Veranstaltung erwarten konnten, hob Dr. Hanna                        gesamten Region umgesetzt wurden und werden.

Die Veranstaltung fand im Schalthaus/Halle 2 des UNESCO-Welterbes Zollverein direkt neben dem berühmten Doppelbock statt.
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Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Der Netzwerktag im Überblick

Zu Beginn der Veranstaltung führte die Moderatorin Susanne Wieseler die Teilnehmer*innen mit
interaktiven Fragen in den Tag ein. Anschließend gab es Grußworte von Herrn Dr. Dudda, Vorsitzender
der Verbandsversammlung des RVR, und Frau Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des RVR, gefolgt von
einer ersten Gesprächsrunde zu den Grundsätzen der Grünen Infrastruktur und der Green Charta mit
Nina Frense, Tino Wenning und Dr. Hanna Schmitt. Die Überleitung in die Workshops erfolgte durch Dr.
Carlo Becker vom Büro bgmr Landschaftsarchitekten (im weiteren Verlauf bgmr genannt), der die ein-
zelnen Themen der Workshops kurz erläuterte. Grob gliederte sich der Netzwerktag in zwei
Workshop-Blöcke, in denen die Teilnehmer*innen zu den unterschiedlichen Inhalten diskutierten, sowie
eine Abschlussrunde, in der die Moderator*innen der Workshops die zuvor gesammelten Ergebnisse
vorstellten. Zwischen den beiden Workshop-Runden sorgte kreativer Input von Poetry Slammer Lars
Ruppel und von Graphic Recorder Jonas Heidebrecht für frische Energie. Mehr als 200 Akteur*innen und
Expert*innen aus Kommunal- und Kreisverwaltungen, Vereinen, Verbänden, Unternehmen, Universitäten
und Initiativen kamen beim Netzwerktag Grüne Infrastruktur digital zusammen, um die Entwicklungs-
absichten für die Grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr zu diskutieren und sich gemeinsam „auf den
Weg zur grünsten Industrieregion der Welt“ zu machen.

In sieben verschiedenen Workshops wurden die Themen der Grünen Infrastruktur diskutiert und anschließend in offenen Talkrunden vorge-
stellt. Journalistin Susanne Wieseler, die selbst in der Nähe der Zeche Zollverein aufgewachsen ist, moderierte die Veranstaltung.
                                                                                                                                        6
Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
Digital und doch mittendrin
Moderiert und diskutiert wurde die Veranstaltung live an einem besonders symbolträchtigen Ort: dem
Digital Campus Zollverein e.V. auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. Einst die größte Steinkoh-
lenzeche der Welt, ist sie heute eine Stätte für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft. 2001 wurde die Zeche
in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.
An diesem historischen Ort verband sich Altes mit Neuem: Im Digital Campus Zollverein e.V., der als Im-
pulsgeber und Netzwerk-Plattform für Unternehmen und Institutionen agiert, kamen unterschiedliche
Akteur*innen zusammen, um die Zukunft der Metropole Ruhr aktiv mitzugestalten – so auch der RVR,
der seit Anfang des Jahres Mitglied im Digital Campus Zollverein e.V. ist und im Rahmen des Netzwerk-
tags Grüne Infrastruktur 2022 in den alten Industriehallen seine Vision der grünsten Industrieregion der
Welt beschrieb. In diesem Setting begrüßte Susanne Wieseler als Moderatorin und gebürtige Essenerin
die Teilnehmer*innen mit einer ersten, interaktiven Abfrage.

Stimmungsbilder der Grünen Infrastruktur
Wie viele Pflanzen haben Sie in Ihrem Zimmer? Mit dieser Frage wurden die Teilnehmer*innen an das
Interaktionstool Slido herangeführt. Das Ergebnis: Es ist grün in den Büros der Metropole Ruhr! 58 Pro-
zent der Teilnehmer*innen hatten drei oder mehr Pflanzen in ihren Zimmern. Gerade im Kontext digitaler
Veranstaltungen ist die Aktivierung von Teilnehmer*innen zentral.
Die zweite Frage war fachlicher: Was bedeutet Grüne Infrastruktur für Sie? Die eindeutige Antwort: Grü-
ne Infrastruktur bedeutet Lebensqualität.

                                                                                  Bäume
                              Naherholungsfächen
                                                           Wertvolle Natur        Teilhabe und Mitgestalten
         Lebensraumvernetzung            ist für alle da
                                                                 stadtrelevant
                    detaillierte Planung      Biodiversität                                 Zukunft Straßenbegleitgrün
                                                                      Wald       Freizeit
                                    lebenswerte soziale räume
                   unbebeaute Flächen                                                        Ökologische Qualität

                         Lebensqualität
        Lebenswert                                                                                              Resilienz

                                                                                                           Gärten
                                                                                                              Kooperation
                          weniger Autos
               durchatmen können
                                                Leben
                                                           ErholungVielfalt             urbane Biodiversität
                                                                                             keine menschen      Freiraum
            Gerechtigkeit   Vernetzung         Klimaanpassung                                  Tourismus

                                                                        Trittsteinbiotope

Stimmungsbild zur Frage, was Grüne Infrastruktur für die Teilnehmer*innen des Netzwerktags Grüne Infrastruktur 2022 bedeutet.

                                                                                                                                7
Keynote – Leitthemen für die Grüne Inf-
rastruktur in der Metropole Ruhr

Die Überleitung in die Workshops erfolgte durch Dr. Carlo Becker, Geschäftsführer von bgmr aus Berlin.
In seiner Keynote stellte er die Leitthemen Grüner Infrastruktur vor, die im Rahmen des bisherigen
Prozesses zur Green Charta entwickelt wurden und nun diskutiert und geschärft werden sollten.
Es handle sich dabei nicht um abgeschlossene Themenfelder, sondern um große Zukunftsaufgaben, die
Denkanstöße geben und als Leitplanken fungieren sollen. Er betonte, Grüne Infrastruktur sei kein Selbst-
zweck. Es gehe um die übergeordnete Frage, wie Grüne Infrastruktur dabei helfen kann, Zukunftsaufga-
ben regionaler Entwicklung zu unterstützen und zu fördern.

Während eines kurzen Einblicks in die Leitthemen Schwamm-Metropole, Habitat, Freiräume, Klimage-
rechtigkeit und Zirkularität in der Metropole Ruhr, die gleichzeitig auch die Workshop-Themen bildeten,
verdeutlichte Dr. Carlo Becker die räumliche Relevanz und das bereits vorhandene Potenzial der Metro-
pole Ruhr, an dem die Grüne Infrastruktur anknüpfen könne.

Allein könne die Grüne Infrastruktur die Herausforderungen der Zukunft nicht bewältigen, so Dr. Carlo Be-
cker. Aber sie könne einen erheblichen Beitrag leisten und als Gemeinschaftsaufgabe umgesetzt werden.

Dr. Carlo Becker ist Geschäftsführer von bgmr Landschaftsarchitekten, die bereits zahlreiche Konzepte für die regionale Grünentwicklung und
Klimaanpassung erarbeitet haben. Hier stellt er die Leitthemen der Grünen Infrastruktur vor, die in Form von Workshops am Netzwerktag dis-
kutiert wurden.
                                                                                                                                              8
Aus diesem Grund sei der Netzwerktag initiiert worden: Es müsse eine Verständigung über die Heraus-
forderungen der Zukunft und die Rolle der Grünen Infrastruktur geben, um eine strategische Klammer
für die vielen einzelnen Projekte in der Region zu schaffen. Darüber hinaus seien weitere Partizipations-
formate mit verschiedensten Akteursgruppen geplant, um möglichst vielfältige Ansatzpunkte zu sam-
meln, die den Grundstein für die Green Charta legen.

Aufschlag Leitthemen Green Charta Metropole Ruhr, Stand 14.01.2022

                                                                                                            9
Workshop-Ergebnisse:
Ihr Beitrag zur Green Charta
Die Workshops bildeten im Rahmen des Netzwerktags den Raum für interaktiven Austausch und trugen
dazu bei, die Themenfelder der Grünen Infrastruktur zu identifizieren, auszubauen und einzugrenzen.
In den Workshops wurde erarbeitetet, welche Bereiche Grüner Infrastruktur bereits erfasst wurden und
welche Ziele und Strategien von den Teilnehmer*innen zukünftig gewünscht werden. Die Leitthemen der
Workshops deckten dabei grundsätzlich das Spektrum der Zielvorstellungen für die Grüne Infrastruktur
in der Metropole Ruhr ab.

Die Workshops fanden digital statt. Dabei arbeiteten die Teilnehmer*innen kollaborativ auf einem digitalen Board zusammen.
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Dies waren die
Moderator*innen:

Wolfgang Beckröge                                  Dr. Hanna Schmitt                                 Tino Wenning
Leiter des Referats Klima und Umweltschutz         Raumplanerin im Referat Freiraumentwicklung       Ausgebildeter Gärtner, studierter Landschafts-
beim RVR, im Austausch während des Work-           und Landschaftsbau beim RVR.                      architekt und beim RVR als Projektleiter der
shops.                                                                                               Offensive Grüne Infrastruktur 2030 im Referat
                                                                                                     Freiraumentwicklung und Landschaftsbau tätig.

Dr. Norbert Weritz                                 Susanne Brambora-Schulz                           Dr. Anne Budinger
Vom Referat Klima und Umweltschutz des             Leiterin des Referats Freiraumentwicklung         War digital zugeschaltet, ist Teamleiterin
RVR und moderierte den Workshop Zirkuläre          und Landschaftsbau, betreute den Workshop         Projektentwicklung im Regionalpark Metropole
Metropole Ruhr.                                    Habitat Metropole Ruhr.                           Ruhr beim RVR und Spezialistin für die Regio-
                                                                                                     nalparks und Halden im Ruhrgebiet.

Katharina Lindschulte                Undine Giseke                         Lena Flamm                           Sven Fassbender
Arbeitet für bgmr an der Green       Arbeitet für bgmr an der Green        Arbeitet für bgmr an der Green       Arbeitet für bgmr an der Green
Charta und betreute den Workshop     Charta und moderierte den Work-       Charta und moderierte den Work-      Charta und betreute den Workshop
Habitat Metropole Ruhr.              shop Zirkuläre Metropole Ruhr. ©El    shop Freiräume Metropole Ruhr.       Schwamm-Metropole Ruhr.
                                     Tekhin

                                                                                                                                                      11
Workshop I:
Schwamm-Metropole Ruhr
Resilienz durch grün-                                 schieht durch dezentrales Rückhalten von Regen-
                                                      wasser. Dabei fungiert die Oberfläche der Stadt
blaue Infrastrukturen und
                                                      als Schwamm, speichert anfallendes Regenwasser
Klimakomforträume                                     möglichst dezentral – also überall, wo es fällt – vor
Dreh- und Angelpunkt dieses Leitthemas war die        Ort ein und kühlt sich selbst durch die spätere Ver-
Anpassung an die Folgen des Klimawandels bzw.         dunstung desselben Wassers. Dies geschieht zum
der Klimakrise. Die Klimakrise ist kein abstraktes,   Beispiel durch Gründächer, Fassadenbegrünung,
globales Phänomen, sondern wirkt sich räumlich        Verdunstungsbeete, Baumrigolen, etc. Neben der
auch konkret in der Metropole Ruhr aus. Steigende     Kühlung ist Ziel der Wasserrückhaltung, das tech-
Durchschnittstemperaturen und Extremwetter-           nische Abwassersystem zu entlasten und ein mög-
ereignisse, wie Starkregen und Hitzewellen, füh-      liches Risiko des Überlaufens der Kanalisation zu
ren zu ökologischen und ökonomischen Schäden          verringern. Das Prinzip der Schwammlandschaften
sowie zu gesundheitlichen Belastungen. In der         adressiert vor allem die Rückhaltung des Regen-
Metropole Ruhr sind mit der Klimakrise vor allem      wassers zur Starkregenvorsorge in der unbebauten
zwei große Herausforderungen verbunden: Hitze         Landschaft außerhalb der Städte, was besonders
und Starkregen. Einerseits wird es aufgrund ver-      durch die Schaffung von Retentionsräumen oder
ringerter Regenfälle in Zukunft zu wenig Wasser,      durch eine Strukturanreicherung der Landschaft
andererseits temporär durch Starkregenereignisse      gelingen soll.
zu viel Wasser geben, welches dann oberflächig
abfließt und so Schäden anrichten kann. Bisher        Bei der Erreichung dieser Ziele kommt der Grünen
wird anfallendes Regenwasser größtenteils in die      Infrastruktur eine Schlüsselrolle zu. Verdunstung,
Kanalisation abgeleitet. Zunehmende Starkregen-       Versickerung, Starkregenvorsorge und vieles mehr
ereignisse werden die Abwassersysteme überlas-        können nur durch die verstärkte Implementie-
ten, sodass es vermehrt zu Überflutungen in den       rung und klimaangepasste Weiterentwicklung von
städtischen Bereichen kommen wird. Die im Jah-        Elementen der Grünen Infrastruktur in die Städte
resmittel reduzierten Niederschläge hingegen, ins-    der Metropole Ruhr sowie durch das systemische
besondere in Kombination mit einem Anstieg sehr       Zusammendenken mit den Landschaftsräumen
heißer Tage sogenannter Hitzetage (>=30°C) und        gelingen. Die Schwamm-Metropole kann Klimaan-
Tropennächte (Tiefstwert in der Nacht >=20°C),        passung und Aufenthaltsqualität zusammenführen
werden verstärkt zu Hitzebelastung (urbaner           und Klimakomforträume für alle schaffen.
Hitzezeinsel-Effekt) führen.

Das Leitthema der Schwamm-Metropole liefert               In der Metropole Ruhr sind
einen integrierten Lösungsansatz, um Hitze- und
                                                          mit der Klimakrise vor allem
Starkregenvorsorge zusammenzudenken. Hierbei
                                                              zwei große Heraus-
lassen sich Strategien im urbanen und landschaftli-
                                                           forderungen verbunden:
chen Kontext unterscheiden. Durch das Schwamm-
stadtprinzip soll den hitzebelasteten Städten der
                                                             Hitze und Starkregen.
Metropole Ruhr Wasser zur Verdunstung und
damit Kühlung bereitgestellt werden. Dies ge-
                                                                                                         12
Wichtige Impulse:
•   Generelle Zustimmung zur Relevanz
    der Grünen Infrastruktur hinsichtlich
    des Themas Klimaanpassung und
    der beiden großen Aufgaben
    Hitze- und Starkregenvorsorge in
    der Metropole Ruhr.

•   Anpassungsstrategien an die Folgen
    des Klimawandels sind bei zukünf-
    tigen Entwicklungen der Grünen
    Infrastruktur besonders zu berück-
    sichtigen.

•   Vor allem Entsiegelungs- und Be-
    grünungsstrategien (z. B. Entsiege-
    lungen von öffentlichen Flächen wie
    Schulhöfen, Stellplätzen, Straßen
    sowie Dach- und Fassadenbegrü-
    nung) werden als wesentliche Stell-
    schrauben im städtischen Kontext
    gesehen.

•   In zukünftigen Planungsprozessen
    soll die Multikodierung von Flächen
    – also deren Anlegen für mehrere
    Zwecke wie beispielsweise Erho-
    lung, Sport und Regenrückhalt –
    unter Aspekten der Klimaanpassung
    stärker berücksichtigt werden.

•   Landwirtschaftlich genutzte Flä-
    chen und Wälder spielen eine große
    Rolle bei der Starkregenvorsorge
    und sollen stärker in diese Richtung
    qualifiziert und entwickelt werden.

•   Um die Umsetzung von Projekten
    der Grünen Infrastruktur zu steigern
    und deren Erfolg messbar zu ma-
    chen, werden mehr Mut, eine neue
    Fehlerkultur und möglicherweise
    auch eine Neustrukturierung der
    Planungs- und Verwaltungsabläufe
    erforderlich sein.

                                            13
Workshop II:
Freiräume Metropole Ruhr
Landschaften profilieren,
Lebensqualität stiften                               Wichtige Impulse:
Innerhalb des Leitthemas Freiräume wurden die        •   Zentral ist die Sicherung, Entwick-
Zielvorstellungen gebündelt, wie die Grüne Infra-        lung und Pflege der vorhandenen
struktur zur Lebensqualität der Menschen in der          Freiräume und hier insbesondere
Metropole Ruhr beitragen kann. Es entspricht             die Qualifizierung des Alltagsgrüns,
                                                         das wesentlich die alltägliche Le-
damit dem „klassischen“ Aufgabenspektrum der             bensqualität bestimmt. Die Erreich-
Schaffung und Unterhaltung von Räumen zur Er-            barkeit und gerechte Verteilung
holung, zum Spielen, sich Treffen, sich Ausleben         des Grüns vor der Haustür ist eine
und Mitgestalten.                                        wichtige Zukunftsaufgabe.

                                                     •   Die Metropole Ruhr ist Vorreiter bei
Eine übergeordnete Orientierung bietet dafür             dem Flächenrecycling postindust-
die Neue Leipzig-Charta aus dem Jahr 2020 mit            rieller Räume. Das muss prozesshaft
den Leitprinzipien „gerecht, grün und produktiv“.        weitergedacht und aktuelle Stadt-
Sie verfolgt den Ansatz, immer das Quartier, die         brachen in ihrem Potenzial und
                                                         in ihren Qualitäten berücksichtig
Gesamtstadt und die Stadtregion miteinander ver-
                                                         werden.
knüpft zu denken – im Fall der Metropole Ruhr die
Städtelandschaft und die Gesamtregion.               •   Quervernetzung zu den anderen
                                                         Leitthemen ist wichtig, da Freiräu-
Der Blick auf die geomorphologische Erdge-               me unterschiedliche Ökosystem-
                                                         leistungen bereitstellen. So fördern
schichte ist hilfreich, um sich die großen Raum-         sie beispielsweise die Biodiversität
konstanten zu vergegenwärtigen. Die Flussland-           und regulieren den Wasserhaushalt.
schaften von Rhein, Ruhr, Emscher und Lippe mit          Grüne Infrastruktur wirkt multi-
ihren Auen und fruchtbaren Lössböden prägten             funktional z. B. in Form von urbaner
                                                         Landwirtschaft oder, O-Ton: „Ess-
die polyzentrische Siedlungsentwicklung in Ost-
                                                         und trinkbaren Radwege(n)“.
westrichtung. Die reichen Kohlevorkommen waren
Motor der Urbanisierung. Heute ist das Freiraum-
system mit seinen Flussläufen, Äckern, Wäldern,
Grünzügen, Parks und Halden die verbindende
Struktur in der Städtelandschaft. Mit den großen
Anstrengungen auf dem Weg vom grauen Ruhr-            Die Erreichbarkeit und ge-
gebiet zur grünsten Industrieregion setzt auch ein   rechte Verteilung des Grüns
Wandel in der Wahrnehmung über die Qualitäten          vor der Haustür ist eine
und Atmosphären der Freiräume ein.                    wichtige Zukunftsaufgabe.

                                                                                                14
Workshop III:
Habitat Metropole Ruhr
Biologische Vielfalt –                                Diese Ansätze sind besonders relevant und tref-
                                                      fend für die polyzentrische Städtelandschaft der
Koexistenz auf Augenhöhe
                                                      Metropole Ruhr und ihre einzigartige Industriena-
Wie kann die Grüne Infrastruktur zur Förderung        tur. Auf die Frage, was das Besondere an der Natur
biologischer Vielfalt beitragen? Für die Beant-       in der Region ist, war die Resonanz, dass man sich
wortung dieser Frage wurden aktuelle wissen-          diese erst wieder erarbeiten musste, so eine Teil-
schaftliche und gesellschaftliche Diskurse in den     nehmerin des Workshops.
Blick genommen, die mit den Erkenntnissen zum
Anthropozän ausgelöst und befeuert wurden. Es         Derzeit wird im RVR, gemeinsam mit dem Netz-
wird immer deutlicher, wie eng die Gesundheit der     werk Urbane Biodiversität Ruhrgebiet, eine regio-
Menschen und die der Ökosysteme zusammenhän-          nale Biodiversitätsstrategie für die Region ent-
gen. Dies verleiht der Förderung biologischer Viel-   wickelt, die wichtige Handlungsfelder absteckt.
falt über den bewährten Naturschutz hinaus eine       Perspektivisch soll die Strategie Grüne Infrastruk-
neue Bedeutung. Die Diskurse werfen auch Fragen       tur der Metropole Ruhr einen weiteren Verlust von
darüber auf, wie wir mit anderen Lebewesen im         Arten (Stichwort: Artensterben) verhindern, indem
Sinne einer zukunftsorientierten Entwicklung bes-     die Grüne Infrastruktur entsprechend ihrer Prinzi-
ser koexistieren können.                              pien entwickelt wird – integrativ, vernetzend und
                                                      multifunktional.
Aktuelle internationale Übereinkommen zeugen
von diesem veränderten Verständnis. Die EU-Bio-
diversitätsstrategie 2030 betont die Bedeutung
der Städte und fordert sie zu ehrgeizigen Begrü-
nungsplänen auf. Die aktuelle UN-Dekade setzt
auf die Wiederherstellung von Ökosystemen und
macht deutlich, dass sich die Grenzen zwischen
naturgeprägten und urbanisierten Räumen auf-
lösen und integriertes Handeln erforderlich ist, um
die Degradation der Ökosysteme zu bremsen.

    Wie können wir mit anderen
     Lebewesen im Sinne einer
   zukunftsorientierten Entwick-
     lung besser koexistieren?

                                                      Intensive Arbeit und Diskussionen im Workshop Habitat Metropole Ruhr.
                                                                                                                        15
Wichtige Impulse:
•   Die Idee der Habitatvernetzung ist
    unmittelbar mit dem Planungsan-
    satz der Grünen Infrastruktur ver-
    bunden. Ein übergeordnetes Ziel
    ist daher die Stärkung des Biotop-
    verbundes auf den verschiedenen
    räumlichen Maßstabsebenen.

•   Mit den Halden und den ehemaligen
    Industriearealen und Trassen ist eine
    neue Ebene postindustrieller Natur
    dazugekommen, die eine Schlüssel-
    funktion im Biotopverbund hat.

•   In der Städtelandschaft nehmen
    Land- und Forstwirtschaft große
    Flächen ein. Bei der Entwicklung
    dieser Räume gilt es, die Förderung
    der Biodiversität im Huckepack mit-
    zudenken.

•   Mehr Wildnis in den Städten wagen:
    Auch hierzu wurden viele Ideen und
    Ansätze genannt, um mehr Vielfalt
    im Stadtgrün zuzulassen, bzw. zu
    fördern, vom Straßenbegleitgrün
    über PikoParks – kleine Parks in
    urbanen, dicht besiedelten Gebieten
    – bis zu den großen Grünzügen.

•   Biologische Vielfalt soll zukünftig
    durch die Grüne Infrastruktur noch
    gezielter gefördert werden, indem
    die Lebensansprüche von bestimm-
    ten Tieren und Pflanzen proaktiver
    in die Stadtgestaltung miteinfließen
    (Animal Aided Design). Dafür gilt
    es, neue Standards zu setzen und zu
    kommunizieren, wie beispielsweise
    mit einem Musterhaus Artenschutz.

•   Umweltbildung ist ein Schlüssel für
    das Gelingen dieser Ansätze. Die
    bestehenden Umweltbildungsange-
    bote können noch besser vernetzt
    und qualifiziert werden.

                                            16
Workshop IV:
Klimagerechte Metropole Ruhr
Klimaschutz und
Umweltgerechtigkeit                                   Wichtige Impulse:
durch Grüne Infrastruktur
                                                      •   Um allen Bewohner*innen der Metro-
zusammendenken                                            pole Ruhr einen Zugang zu Freiräu-
                                                          men und grünen Orten zu gewähren,
Unter dem Leitthema der Klimagerechten Metro-             ist die Qualifizierung und Weiter-
pole Ruhr wurden zentrale Fragestellungen des             entwicklung einer grünen Nutzungs-
Klimaschutzes sowie der Umweltgerechtigkeit               mischung wichtig. Dazu gehören
zusammengeführt. Vor allem sozioökonomisch                insbesondere ein grünes Wohnum-
                                                          feld mit qualifizierten und nutzbaren
benachteiligte Stadtteile sind oft am stärksten von
                                                          Freiräumen, Naturerfahrungsräumen,
negativen Umweltauswirkungen wie Schadstoff-              Spiel- und Bewegungsangeboten
belastung, Lärm oder hohen Temperaturen betrof-           oder auch Gemeinschaftsgärten.
fen. Gleichzeitig ist bekannt, dass sich das Fehlen
                                                      •   Die Metropole Ruhr weist heute
von Grüner Infrastruktur negativ auf das physische        schon eine Vielzahl an Naherho-
und mentale Wohlbefinden der Anwohner*innen               lungsräumen vor der Haustüre, wie
auswirkt. Auch in diesen meist innerstädtisch ge-         regionale Grünzüge, Revierparks,
legenen Bereichen soll Grüne Infrastruktur daher          Halden sowie stadtnahe Wälder und
                                                          landwirtschaftlich genutzte Flächen
verstärkt etabliert werden, um Umweltauswirkun-           auf, die neben ihrer hohen Erlebnis-
gen zu mindern und mit einem nutzbaren grünen             qualität und Nutzbarkeit auch gut zu
Wohnumfeld die Lebensqualität in der Metropole            erreichen sind.
Ruhr zu erhöhen.                                      •   Die gute Erreichbarkeit wird bereits
                                                          heute unter dem Motto Invite to walk
                                                          und Invite to bike vielerorts durch
                                                          moderne Fuß- und Radwegeverbin-
                                                          dungen hergestellt, die im Sinne der
                                                          CO2-Reduktion und Naherholungs-
                                                          steigerung weiter qualifiziert werden
                                                          soll. Dieses Aufgabenfeld hängt eng
                                                          mit der Grünen Infrastruktur zusam-
                                                          men – nicht zuletzt, indem die Wege
                                                          durch attraktive Grünzüge führen
                                                          und über ein schattenspendendes
                                                          Blätterdach verfügen.
                                                      •   Grüne Infrastrukturen in Form von
                                                          Mooren, Wäldern oder Kleingärten
                                                          binden CO2 und dienen so als na-
                                                          türliche Kohlenstoff-Senken. Diese
                                                          Funktion ist von großer Bedeutung
                                                          für die Zielerreichung der Klimaneu-
                                                          tralität bis 2045 und soll zukünftig
                                                          noch zielgerichteter gestärkt wer-
                                                          den.

                                                                                                  17
Workshop V:
Zirkuläre Metropole Ruhr
Produktion und
Wertschöpfung                                          Wichtige Impulse:
durch Grüne Infrastruktur
                                                       •   Neben der reinen Flächenkulisse
Wie kann Grüne Infrastruktur hinsichtlich des              der Grünen Infrastruktur sollen
Umgangs mit Stoffströmen und der Nutzung                   auch die Materialflüsse und Aus-
                                                           tauschprozesse in den Blick rücken
von Ressourcen einen Beitrag auf dem Weg zur               – insbesondere hinsichtlich der
grünsten Industrieregion leisten? Die Hinwendung           Nahrungsmittel, Energie- und Was-
zu regionalen Kreisläufen und Wertschöpfung im             serkreisläufe sowie Baustoffe.
Sinne effizienterer Energie-, Nährstoff-, Wasser-
                                                       •   Viele Regionen und Städte befassen
und anderer Produktkreisläufe wird als Schlüssel
                                                           sich mit ihren urbanen oder regio-
für eine nachhaltige Entwicklung gesehen und               nalen Nahrungssystemen im Sinne
spiegelt sich unter anderem im Circular Economy            einer gesunden Ernährung und
Plan des EU Green Deal, dem neuen Bauhaus of               nachhaltigen Nutzung von Ressour-
the Earth und aktuellen Diskursen für eine Energie-        cen vor Ort. Die große Flächenkulis-
                                                           se stadtnaher Äcker und Grünland
und Ernährungswende sowie regional in der Studie
                                                           und die vielen urbanen Gärten sind
Transformation zur grünsten Industrieregion der            wichtiger Bestandteil der multi-
Welt des Wuppertaler Instituts wider.                      funktionalen Grünen Infrastruktur.
                                                           Ihr Zusammenwirken soll zukünftig
In Bezug auf das Flächenrecycling und die Revita-          noch systematischer betrachtet und
                                                           gefördert werden – beispielsweise
lisierung von rund 1.000 Hektar Flächen des Indus-         durch neue Bio-Wertschöpfungs-
trie- und Bergbaus ist die Region bereits Vorreiter.       ketten und weitere Elemente, die in
Die Grüne Infrastruktur selbst kann im engeren             diesem Kontext entwickelt werden,
Sinne einen produktiven Charakter haben: Sie lie-          wie urbane Landwirtschaftsparks.
fert Nahrungsmittel und Holz. Grüne Infrastruktur
                                                       •   Grüne Infrastruktur ist unmittelbarer
ist aber auch in einem weiteren Sinne produktiv:           Bestandteil einer grünen Baukultur.
Viele stoffliche Prozesse laufen über sie als Platt-       Im Sinne des zirkulären Wirtschaf-
form ab. Sie ist essenzieller Bestandteil des regio-       tens soll sie verstärkt Prozesse des
nalen Wasserkreislaufs und kann so dabei helfen,           Urban Mining stimulieren. Baustoffe
                                                           sollen – wo möglich – recycelt und
Städte zu kühlen. Sie trägt dazu bei, solche Böden
                                                           nachhaltige Baustoffe regional pro-
zu kurieren, die Bodenbelastungen sowie Humus-             duziert werden.
mangel und eine geringe biologische Aktivität auf-
weisen. Als Verbindungsglied zu den technischen
Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen soll die Grüne
Infrastruktur künftig so entwickelt werden, dass sie
weitere Prozesse zur Nutzung regionaler Poten-
ziale und nachhaltiger Ressourcenbewirtschaftung
stimuliert und ermöglicht.

                                                                                                   18
Workshop VI:
Grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet – offener Austausch

Grüne Infrastruktur als
Identifikationsmerkmal                                Wichtigste Erkenntnis:
der Metropole Ruhr
                                                      Grüne Infrastruktur ist
Grüne Infrastruktur ist ein interdisziplinäres Kon-
                                                      mehr als die Summe
zept, sowohl in der Theorie als auch in der prak-
tischen Umsetzung, welches auf das Verhältnis
                                                      ihrer Einzelteile
zwischen Menschen, Natur und Raum auf verschie-       Grüne Infrastruktur in ihrer Gesamtheit
                                                      zu betrachten, war eine der wichtigsten
denste Weise einwirken kann. Es bedarf neuer
                                                      Botschaften der Teilnehmer*innen am
Denkansätze, um sicherzustellen, dass der Ausbau      Netzwerktag 2022. Grüne Infrastruktur
Grüner Infrastruktur zu neuen regionalen Kreisläu-    erstreckt sich als Netz über einzelne
fen der Wertschöpfung beiträgt, für klimatischen      Flächen und räumliche Ebenen hinweg.
Ausgleich sorgt, der Erholung und Freizeitgestal-     Sie ist damit mehr als die Summe ihrer
                                                      Einzelteile. Damit ihr Zusammenwirken
tung dient, Lebensräume für Tiere und Pflanzen        angesichts der großen Zukunftsaufga-
bietet und Resilienz schafft.                         ben gezielt gefördert werden kann, be-
                                                      darf es der Kooperation verschiedens-
Der offene Austausch bot den Raum, um unter-          ter Akteur*innen und einer integrierten
                                                      Bearbeitung der Leitthemen.
schiedliche Denkanstöße und Aspekte der Grünen
                                                      Der RVR schafft die entsprechenden
Infrastruktur in den Netzwerktag einzubringen und     Möglichkeitsräume, damit sich die
zu diskutieren. Es wurde hervorgehoben, dass im-      Akteur*innen verschiedenster Diszipli-
mer noch zu sehr in Zuständigkeiten und separier-     nen besser austauschen, vernetzen und
ten Bereichen gedacht wird. Die klimaangepasste       zusammenarbeiten können.
                                                      Weitere Partizipationsformate, die der
Stadt funktioniere so aber nicht. Es bedürfe einer
                                                      Entwicklung der Green Charta dienen,
Verwaltungsmodernisierung und klarer Visionen,        setzen diesen Auftrag unmittelbar um.
die an die Stelle von Handlungsaufträgen treten.
Darüber hinaus wünschten sich die Teilnehmer*in-
nen die vertiefte Einbindung der Landwirtschaft
als wichtigen Akteur, eine klimafreundliche Stadt-
planung, eine vermehrte Haldennutzung, die
Schaffung grüner Stadtadern, die Nutzung von
Synergieeffekten und die Ausweitung des nachhal-
tigen Bildungsangebotes zur Stärkung des Know-         Grüne Infrastruktur ist ein
hows in der Region.                                   echtes Identifikationsmerk-
Kernerkenntnis des Workshops war, dass Grüne
                                                      mal für die Bewohner*innen
Infrastruktur ein echtes Identifikationsmerkmal für
                                                         der Metropole Ruhr.
die Bewohner*innen der Metropole Ruhr ist und
als solches ein großes Potenzial für einen nachhal-
tigen Wandel besitzt.

                                                                                                19
Künstlerische Intervention

Der Netzwerktag bot nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch künstlerisches Programm. Begleitet
wurde die gesamte Veranstaltung von dem Graphic Recorder Jonas Heidebrecht, der den Netzwerktag
zeichnerisch abbildete und dem Poetic Recorder Lars Ruppel, der den Veranstaltungstag mit spontanen
Texten und Gedichten, sogenannten Slams, zusammenfasste.

Jonas Heidebrecht und Lars Ruppel stellen den Teilnehmer*innen ihr künstlerisches Ergebnis für den Tag vor.

Beide hatten die Möglichkeit, während der Workshop-Phasen in die einzelnen Workshops hineinzu-
schauen und sich einen Überblick zu verschaffen. Die zentralen Aussagen der Teilnehmer*innen aus allen
Workshops wurden dabei grafisch von Jonas Heidebrecht gebündelt und lauten beispielsweise:
• Politik kann mehr als nur reagieren
• Kommunikation bleibt Querschnittsthema
• Nicht nur von Krise zu Krise denken
• Bewusstsein schaffen – mehr als nur Freizeit

                                                                                                              20
Jonas Heidebrecht schaute in alle Workshops, um möglichst viele Eindrücke und Beiträge der Teilnehmer*innen einzufangen.

Ein Zwischenstand des Graphic Recordings als Projektion auf die Werkbank zur Mittagspause.
                                                                                                                           21
Lars Ruppel präsentierte parallel dazu sein Poetic   „Netzwerktag Grüne Infra-
Recording zum Verlauf des Netzwerktags, sodass
                                                     struktur“ oder „Das Lärchen-
eine Einheit aus Wort und Bild entstand. Von der
Halde Haniel, einem frühstückenden Biber bis hin
                                                     fenster zum Hof“ oder „Urban
zur Grünen Infrastruktur als Lebensgrundlage und     Forrest Gump“ oder „Torf
Existenzsicherung deckte Lars Ruppel die Band-       ist ihr Hobby“ oder „The Green
breite der Eindrücke und Beiträge der Teilneh-       Mile“ oder „Der Seggengras-
mer*innen ab. Er endete mit eindringlichen Zeilen:   grüne Panther“
„Denn selbst wenn sich das Drehbuch ständig          Ein Sonnenaufgang über dem Ruhrgebiet, wo man
ändert                                               die Berge noch selbst macht. Junge Sonnenstrah-
Und das Ende unklar ist                              len fallen auf die Halde Haniel, auf der Menschen
Das wichtigste ist immer,                            mit Tränen in den Augen ein Picknick machen.
Dass du in Bewegung bist.                            Ein zurückgekehrter Biber frühstückt einen alten
[…]                                                  Laternenpfahl auf einer Brache in Recklinghausen,
Und ihr seid auf einem Weg                           und während sich ein Silberreiher in einem geflu-
Der nur entsteht, weil ihr ihn geht“                 teten Abkühlbecken den Schnabel putzt, springt
                                                     ein Grubenpony, gejagt von einem Wolf, über
                                                     den Zaun des eigenen Gartens und galoppiert
                                                     dem Sonnenaufgangslicht entgegen in Richtung
                                                     Gruga, wo es schon als Kind das Grün genoss.
                                                     In diesem Moment machen sich Menschen mit
                                                     Geld und Schaufeln in der Hand auf den Weg. Sie
                                                     verteilen Zettel und Stifte an die Menschen im
                                                     Ruhrgebiet und laden sie ein, an der Green Charta
                                                     mitzuschreiben, weil es eben nur geht, wenn alle
                                                     Bewohner*innen mitmachen, damit die Energie
                                                     für die Region aus der Region kommt. Die Leute
                                                     wollen sehen, dass was passiert, und da sind ande-
                                                     re Länder einfach weiter, aber nur dann gelingt es,
                                                     verschiedene Akteure einzubinden. Und da zeigten
                                                     Sie der Bevölkerung mit einem Bioblitz die „Offen-
                                                     sive Grüne Infrastruktur“ die 35 Handlungs- und
                                                     Spannungsfelder, die fünf großen Bubbles und die
                                                     47 Prozent Freiraum, in der Stadt und in den Köp-
                                                     fen, die viele in ihrer Heimat noch nicht kennen.
                                                     Manche sagen: „Wow! Nice to have!“ Und Sie sa-
                                                     gen: „Ne, mehr als das, das ist Eure Lebensgrund-
                                                     lage, das ist nicht nur Freizeitraumgestaltung, das
                                                     ist Eure Existenzsicherung.“

Lars Ruppel trägt sein Poetic Recording vor.
                                                                                                      22
Und Sie zeigen auf die Parks und Grünflächen,         denkenträger*innen eine schnellere Umsetzung
deren Größe um 7 Prozent gewachsen ist, und die       erschweren, weil Probieren und Regulieren sich
Leute antworten: „Ach deshalb finde ich keinen        zueinander so verhalten wie Mentos zu Cola, auch
Parkplatz mehr mit meinem Zweit-SUV!“ Und ja,         wenn pandemiebedingt der individuelle Personen-
wie bei jedem Wandel gibt es auch hier Verände-       verkehr zugenommen hat und der ÖPNV wieder
rungen, an die man sich gewöhnen muss, aber sie       Vertrauen gewinnen muss, auch wenn Ausschrei-
sind notwendig, denn unsere Natur ist überformt.      bungsmaßnahmen und Absprachen mit der unte-
Alle merken langsam, dass sie was davon haben         ren Naturschutzbehörde der Entschlammung des
und durch weniger Pflege mitunter Geld einsparen      Sees entgegenstehen. Auch wenn fehlende Klima-
können und alle, die sich auf den Weg gemacht         gerechtigkeit noch immer Fluchtgrund ist. Auch
haben, setzen die Pläne um, Baustein für Baustein,    wenn es manchmal schwer ist zu sagen, ob ein
installieren Balkonkraftwerke bei ihrer Omma um       Punkt grün ist oder rot, weil es selten nur das Eine
die Ecke, pflanzen Teichrosen in der Wasserstadt      oder nur das Andere gibt. Auch wenn noch nicht
Aden, bauen einen Fahrradweg mit Ampel quer           alle Schlüssel für alle Möglichkeitsräume gefunden
über die A3, roden Ziergehölze und renaturieren       wurden und man manchmal sogar nicht mal in die
insektenfreundlich, weil sie nicht nur von Krise zu   Workshop-Räume reinkommt und in manchen die
Krise denken, machen Wohnräume zu Lebens-             Wellensittiche krächzen. Auch wenn das Publikum
räumen, entfernen alle Bordsteine und holen das       manchmal zu konservativ ist, für die neu entwi-
Wasser von der Straße in die Grünfläche, Bau-         ckelten Baustoffe der Universitäten. Auch wenn
stein für Baustein, erzeugen durch Austernanbau       man zwischen den Trittsteinbiotopen noch große
im Phönix-See genügend Nahrung für das halbe          Sprünge machen muss. Auch wenn wir alle gerne
Ruhrgebiet, bauen für die zirkuläre Metropole         durch die Lippeaue mit dem Fahrrad fahren wür-
nachhaltige Musterhäuser auf recycelten Flächen       den, aber das eben auch die Hundespaziergänger
und mit Baumaterialien aus der Region vor ro-         anlocken würde. Sie gehen einfach weiter, weil
mantischer Förderkulisse. Alles ist multifunktional   Hauptfiguren in Filmen das so machen.
nutzbar, jeder Park ist Freizeitraum, Gemüsebeet,
Einwohnermeldeamt, Fahrradparkhaus und Kin-
dergarten in einem. So geht es weiter, Baustein für
Baustein für das Habitat Ruhr.

        Das Herzstück dieses
     Prozesses schlägt und lässt
      sich nicht mehr stoppen.

Dann war plötzlich alles verschwunden, weil je-
mand aus Versehen zwei Tasten gedrückt oder der
Biber das Internet angeknabbert hat, aber Rück-
schläge kennt man bereits, also setzte man den
Weg fort. Denn das Herzstück dieses Prozesses
schlägt und lässt sich nicht mehr stoppen, egal
wie weit der Weg noch scheint, egal wie viele Be-
                                                      Lars Ruppel trägt sein Poetic Recording vor.
                                                                                                        23
Im Kino käm’ jetzt der Abspann                                        Und dass man als Netzwerk
Damit man weiß, es ist vorbei                                         Das Wunder vollbringt
Die Erzählstränge vollendet
Manchmal gibt es noch Teil zwei                                       Dann schaut die Welt ins Ruhrgebiet
                                                                      Man hört tosenden Applaus
Nur Bilder auf ner Leinwand                                           Das hier ist ein Hoffnungszeichen
Die perfekte Illusion                                                 Und das sieht fantastisch aus
Eine ausgedachte Story
Alles Drehbuch und Fiktion                                            Grüne Infrastruktur ist großes Kino
                                                                      Zum Erleben ohne Screen
Doch ein echtes Filmerlebnis                                          Und jeder Mensch, der mitmacht
War der heutige Tag                                                   Kriegt nen Oscar verlieh’n
Digital, in HD, und nur mit Leuten
Die man mag                                                           Denn selbst wenn sich das Drehbuch ständig ändert
                                                                      Und das Ende unklar ist
Mitreissende Bilder                                                   Das Wichtigste ist immer,
Szenen, die man nicht vergisst                                        Dass du in Bewegung bist.
Momente voller Klarheit
Wie relevant das Thema ist                                            Und ich ende so poetisch
                                                                      Wie es maximal geht
Wenn eine weltumfassende Krise                                        Mit einem Zitat von Grönemeyer
Unseren Lebensraum bedroht                                            Dem größten Poet:
Wir brachten uns selbst
Und den Planeten in Not                                               „Du hast den Ruß abgewaschen
                                                                      Und deine Öfen sind kalt
Und man spürt diese Angst                                             Doch deine Zechen sind voll Leben
Die in Diskussionen mitschwingt                                       Hier wird getanzt, gelacht
Dass alles Bemühen                                                    Das Morgen ausgedacht
Schon gar nichts mehr bringt                                          Gefördert wird, was lebt“

Doch wir glauben daran                                                Und ihr seid auf einem Weg
Dass der Plot-Twist gelingt                                           Der nur entsteht, weil ihr ihn geht.

Graphic Recording: Netzwerktag, Grüne Infrastruktur 2022 von Jonas Heidebrecht.

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Grüne Infrastruktur ist alternativlos

Einigkeit, Uneinigkeit und Wünsche der Teilnehmer*innen – darum ging es in der Schlussrunde des Netz-
werktages. In zwei Talkrunden kamen die Workshop-Fachmoderationen an der Werkbank zusammen.
Gemeinsam mit der Moderatorin Susanne Wieseler besprachen sie anhand des zuvor genannten Drei-
klangs die Ergebnisse der einzelnen Workshops.
In beiden Abschlusstalks stellte sich heraus, dass sich die Teilnehmer*innen in den Workshops oft einig
waren – ein Indiz dafür, dass die grüne Transformation in vieler Hinsicht eindeutig und alternativlos ist.

Erste Talkrunde
In der ersten Talkrunde trugen Dr. Anne Budinger (Workshop Freiräume Metropole Ruhr), Dr. Hanna
Schmitt (Workshop Schwamm-Metropole Ruhr) und Dr. Wolfgang Beckröge (Workshop Klimagerechte
Metropole Ruhr) ihre Ergebnisse zusammen.

Erste Talkrunde zu den Workshop-Ergebnissen mit Dr. Anne Budinger, Dr. Hanna Schmitt und Dr. Wolfgang Beckröge.
                                                                                                                  25
Darüber herrschte Einigkeit                         Darüber herrschte Uneinigkeit
Grüne Infrastruktur könne sowohl Hitzevorsorge      Uneinigkeit herrschte laut Dr. Hanna Schmitt und
als auch Starkregenvorsorge gleichzeitig leisten    Dr. Wolfgang Beckröge bei der Diskussion über
und sei daher ein Multitalent im Bereich Klimaan-   die Fragen nach Richtlinien. Sollte es mehr oder
passung, so Dr. Hanna Schmitt aus dem Workshop      weniger davon geben? Eine Lösung für dieses
Schwamm-Metropole Ruhr. Um ihr volles Potenzial     Problem sei die Schaffung von Experimentierräu-
zu entfalten, benötige die Planung und Umsetzung    men, in denen Projekte erprobt werden könnten
von Grüner Infrastruktur jedoch einen Paradig-      und Fehler gemachen werden dürften. Die dort
menwechsel. Dieser müsse in der Veränderung von     gewonnenen Erkenntnisse könnten wiederum
Zuständigkeiten bestehen und interdisziplinäres     verwendet werden, um passendere Richtlinien zu
Arbeiten in den Vordergrund rücken.                 formulieren. Im Workshop von Dr. Anne Budinger
Dr. Anne Budinger war sich mit ihren Workshop-      gab es Diskussionsbedarf zu der Frage, welche Art
Teilnehmer*innen einig, dass grüner Freiraum für    von Freiraum gestaltet werden solle: gruppenspe-
alle geschaffen werden und gleichzeitig schnell     zifische, exklusive Freiräume oder inklusive, die für
erreichbar sein müsse. Diesen Punkt bekräftigte     alle offen sind? Laut Dr. Anne Budinger gibt es in
auch Dr. Wolfgang Beckröge aus dem Workshop         dieser Frage kein richtig oder falsch – diese Ent-
Klimagerechte Metropole Ruhr. Zusätzlich betonte    scheidung müsse situativ und standortspezifisch
er das Thema Mobilität. Wenn Klimaschutz um-        getroffen werden.
gesetzt werden soll, müsse auch bei der Mobilität
umgesteuert werden. Grüne Infrastruktur im Rad-     Für die Zukunft nehmen
und Fußverkehr sei im Ruhrgebiet im Moment          die Teilnehmer*innen
noch ungenügend ausgebaut. Darüber hinaus sei
die Umgestaltung der Innenstädte und Wohnquar-
                                                    Folgendes mit
tiere ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zu einer
                                                    Strategien und Projekte müssen gleichzeitig
Klimagerechten Metropole Ruhr. Innenstädte seien
                                                    stattfinden und sich gegenseitig befruchten, so
so umzubauen, dass auch Elemente der Grünen In-
                                                    die Workshop-Teilnehmer*innen von Dr. Hanna
frastruktur in neuen innerstädtischen Bebauungs-
                                                    Schmitt. Außerdem solle Klimaanpassung über
strukturen zukünftig vorhanden sind.
                                                    Einzelereignisse hinaus nach vorne gebracht
                                                    werden. Es habe sich in der Vergangenheit als
Ebenso wichtig wie das Nutzen vorhandener
                                                    Fehler erwiesen, auf Klimakatastrophen wie Über-
Infrastrukturen sei auch die Umweltgerechtigkeit:
                                                    schwemmungen zu warten, bis Maßnahmen ein-
Grüne Infrastruktur solle auch in sozioökonomisch
                                                    geleitet würden. Entsprechend fiel auch das Feed-
schwächeren Wohngegenden gezielt ausgebaut
                                                    back in Dr. Anne Budingers Workshop aus: Für die
werden.
                                                    Zukunft wünsche man sich eine Gestaltung von
                                                    Projekten mit und für die Region. Diese sollten
                                                    eine Schnittstelle zwischen der Konzeption von
                                                    Grüner Infrastruktur und der Zivilgesellschaft dar-
   Wenn Klimaschutz umgesetzt                       stellen. Und auch die Teilnehmer*innen des Work-
     werden soll, muss auch                         shops Klimagerechte Metropole Ruhr schauten
        bei der Mobilität                           mit viel Motivation in die Zukunft: „Machen“ war
      umgesteuert werden.                           hier die Devise. Angesichts der sich immer wan-
                                                    delnden, dynamischen Umwelt, in der wir lebten,
                                                    sollten Konzepte immer wieder auf dem Prüfstand
                                                    gestellt und angepasst werden.

                                                                                                       26
Zweite Talkrunde
In der zweiten Talkrunde kamen Susanne Brambora-Schulz (Workshop Habitat Metropole Ruhr), Dr. Nor-
bert Weritz (Workshop Zirkuläre Metropole Ruhr) und Tino Wenning (Workshop Grüne Infrastruktur im
Ruhrgebiet – Offener Austausch) zusammen, um die Ergebnisse des Tages zu rekapitulieren.

Zweite Talkrunde zu den Workshopergebnissen mit Susanne Brambora-Schulz, Dr. Norbert Weritz und Tino Wenning.

Darüber herrschte Einigkeit                                         Dr. Norbert Weritz erarbeitete mit seinen Work-
                                                                    shop-Teilnehmer*innen das Thema der Energie-
Der Netzwerktag und die Workshops seien ein
                                                                    und Nahrungsproduktion. Sie waren sich darüber
wesentlicher und wichtiger Baustein für die Grüne
                                                                    einig, dass die Produktion vermehrt zurück in die
Infrastruktur und die Entwicklung der Green Char-
                                                                    Stadt geholt werden müsse, damit die Autarkie
ta, so die Zusammenfassung des Workshops von
                                                                    der Städte und das Bewusstsein der Menschen ge-
Frau Brambora-Schulz. Der Netzwerktag und die
                                                                    stärkt werde. Ebenfalls war die Entschärfung der
Charta seien eine wünschenswerte Initiative, die
                                                                    Flächenkonkurrenz im Workshop Zirkuläre Metro-
aber auch gleichzeitig großes Interesse zur Betei-
                                                                    pole Ruhr ein großes Thema. Diesbezüglich solle
ligung auf Seiten unterschiedlichster Akteur*innen
                                                                    Flächennutzung optimiert und Multifunktionalität
erzeuge. Im offenen Austausch des Workshops
                                                                    durch Flächenrecycling und innovative Einbindung
von Tino Wenning benannten die Teilnehmer*in-
                                                                    von bereits bestehender Infrastruktur in die Grüne
nen die Identifikation von Bewohner*innen mit der
                                                                    Infrastruktur gefördert werden.
Grünen Infrastruktur als einen Aspekt, der Poten-
zial für Wandel aufzeigt.
                                                                                                                    27
Darüber herrschte Uneinigkeit                                       Für die Zukunft nehmen
Diskussionsbedarf gab es im Workshop von Frau
                                                                    die Teilnehmer*innen
Brambora-Schulz zum Thema Artenschutz versus                        Folgendes mit
Naherholung. Es entstehe ein Nutzungskonflikt                       Für die Zukunft wünschten sich die Teilnehmer*in-
zwischen der Bevölkerung, die das Grün nutzen                       nen des Workshops von Susanne Brambora-Schulz
möchte, und der Natur, den Tieren und Pflanzen,                     die Entwicklung von vielen kleinen Projekten bis
die in ihrem Lebensraum gestört würden, bei-                        hin zu einem großen und ganzen Projekt, das
spielsweise in Naturschutzgebieten. Aus diesem                      Stärke zeige. Des Weiteren solle verstärkt Kraft in
Grund müssten Kompromisse und kreative Ideen                        das Thema Umweltbildung gesteckt werden. Nur
gefunden werden. In diesem Zusammenhang                             so könne die Besonderheit der Metropole Ruhr
meldete sich auch Tino Wenning zu Wort, der mit                     erhalten und an nachfolgende Generationen wei-
seinem Workshop Grüne Infrastruktur im Ruhr-                        tergegeben werden. Auch die Teilnehmer*innen
gebiet – offener Austausch die Problematik der                      des Workshops Zirkuläre Metropole Ruhr haben
ungenutzten Flächenpotentiale herausarbeitete.                      Wünsche für die Zukunft: Nachhaltigeres Baustoff-
In Deutschland gäbe es ein Flächenpotential von                     design angesichts der Konflikthemen des Kiesab-
bis zu 400 Hektar Friedhofsflächen, die aufgrund                    baus und der Zementindustrie spielten dabei eine
einer sich wandelnden Friedhofskultur nicht mehr                    wichtige Rolle. Bei Bau- und Industrieprojekten
genutzt würden. Eine Umgestaltung zu urbanen                        wünschten sie sich, dass der Leitsatz „Qualität vor
Gärten sei beispielsweise eine nachhaltige Lösung.                  Quantität“ mehr berücksichtigt werde. Es müsse
Uneinigkeit herrschte im Workshop von Dr. Nor-                      eine Qualitätsverbesserung in der Kompostwirt-
bert Weritz beim Thema Holzproduktion. Fragen                       schaft geben, da zu viel Mikroplastikauf auf die
wie „Woher kommt das Holz?“, „Sind Holzplan-                        Böden ausgebracht werde. Mit der bestehenden
tagen nötig?“, „Wie gestaltet man einen nach-                       Grünen Infrastruktur verbinden die Menschen aus
haltigen Import-Export?“ und „Sollte aufgrund                       dem Ruhrgebiet Heimat und ihren Wohnort.
des massiven Holzmangels im letzten Jahr die
Holzproduktion in Deutschland forciert werden?“,                    Außerdem sei viel über Narrative gesprochen wor-
boten viel Raum für anregende Diskussionen.                         den. Diesbezüglich sei es wichtig, im Diskurs zu
                                                                    bleiben und solche Netzwerktage zu nutzen, um
                                                                    Narrative zu formen und weiterzuentwickeln.
                                                                    „Es ist an der Zeit, mutiger zu werden!“
                                                                    Das sind die eingängigen Schlussworte eines Teil-
                                                                    nehmers. Es brauche eine positive Fehlerkultur,
                                                                    Räume zum Experimentieren und Mut, neue Wege
                                                                    zu gehen.

                                                                              Es ist an der Zeit,
                                                                             mutiger zu werden.

Erste Talkrunde zu den Workshop-Ergebnissen mit Dr. Hanna Schmitt
und Dr. Wolfgang Beckröge.
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