Netzwerktag Grüne Infrastruktur - Dokumentation 01. Februar 2022 in Essen - Regionalverband Ruhr
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Inhaltsverzeichnis Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt....................................................................3 Begrüßung.......................................................................................................................................................4 Der Netzwerktag im Überblick......................................................................................................................6 Digital und doch mittendrin.................................................................................................................7 Stimmungsbilder der Grünen Infrastruktur......................................................................................7 Keynote – Leitthemen für die grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr ................................8 Workshop-Ergebnisse: Ihr Beitrag zur Green Charta..........................................................................10 Workshop I: Schwamm-Metropole Ruhr.........................................................................................12 Workshop II: Freiräume Metropole Ruhr........................................................................................14 Workshop III: Habitat Metropole Ruhr.............................................................................................15 Workshop IV: Klimagerechte Metropole Ruhr..............................................................................17 Workshop V: Zirkuläre Metropole Ruhr.........................................................................................18 Workshop VI: Grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet – offener Austausch...........................19 Grüne Infrastruktur ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile................................................19 Künstlerische Intervention...........................................................................................................................20 Grüne Infrastruktur ist alternativlos...........................................................................................................25 Erste Talkrunde.......................................................................................................................................25 Zweite Talkrunde....................................................................................................................................27 Der Netzwerktag und die Green Charta - wie geht es jetzt weiter.......................................29 Fragen und Antworten........................................................................................................................30 2
Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt „Wir wollen nicht weniger als eine grüne Transfor- tung, zu welcher der RVR Akteur*innen der Region mation der industriell geprägten Metropole Ruhr eingeladen hat. Die Fachveranstaltungen sind erreichen.“ Diese Vision verkündete Dr. Frank Dud- Teil des Förderprojekts Offensive Grüne Infra- da, Vorsitzender der Verbandsversammlung des struktur 2030 (OGI 2030) des Landes NRW. Für Regionalverbands Ruhr (RVR), den Teilnehmer*in- die Anschubfinanzierung erhielt der RVR knapp nen des Netzwerktags Grüne Infrastruktur 2022. 3,37 Millionen Euro. Dadurch konnten neben Be- teiligungsformaten wie dem Netzwerktag auch Aber wie kann die grüne Transformation einer ehe- Analysegrundlagen zur Grünen Infrastruktur maligen Industrieregion, geprägt von Kohle und verbessert, die Kommunikation ausgeweitet und Stahl, gelingen? Karola Geiß-Netthöfel, Regional- bereits 25 Projekte auf praktischer Ebene umge- direktorin des Regionalverbands Ruhr (im Fol- setzt werden. Die Idee zur Strategie Grüne Infra- genden abgekürzt als RVR), formulierte in ihrem struktur der Metropole Ruhr mit konkreten, mess- Grußwort die Antwort: Indem alle mitmachen! Der baren Zielen für die Weiterentwicklung der Grünen Netzwerktag Grüne Infrastruktur am 1. Februar Infrastruktur stammt ebenfalls aus dem Projekt 2022 beginnt also mit dem Ziel, alle Akteur*innen OGI 2030. der Region zusammenzubringen und gemeinsam zu diskutieren, wie eine grüne Transformation der Als Veranstaltung innerhalb eines breit angeleg- Metropole Ruhr erreicht werden kann. ten Partizipationsprozesses war der Netzwerk- tag Grüne Infrastruktur 2022 ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg der Metropole Ruhr zur grünsten Industrieregion der Welt. Mithilfe die- ses Austauschformats begann die Formulierung strategischer Ziele und Leitthemen für die Ent- wicklung der Grünen Infrastruktur in der Region. Bis zum Sommer des Jahres 2022 werden diese gesammelt, ausformuliert und schließlich in der sogenannten Green Charta festgehalten. Die Green Charta soll die Entwicklungsabsichten für die Grüne Infrastruktur der Metropole Ruhr umfassen und fungiert als Selbstverpflichtung der Akteur*innen der Region. Um Verbindlichkeit zu erlangen, soll sie außerdem über das Ruhrparla- ment beschlossen werden, so Dr. Frank Dudda. Gleichzeitig ist die Charta eine strategische Wei- chenstellung für die Entwicklung der Strategie Dr. Frank Dudda ist Vorsitzender der Verbandsversammlung des RVR und Oberbürgermeister der Stadt Herne. Grüne Infrastruktur der Metropole Ruhr, die im Jahr 2023 veröffentlicht werden soll und hand- Der Netzwerktag Grüne Infrastruktur 2022 war lungsweisende Ziele und Umsetzungsinstrumente bereits die zweite große digitale Fachveranstal- benennen wird. 3
Begrüßung Was bedeutet Grüne Infrastruktur, was macht sie so bedeutsam für die Metropole Ruhr? Welchen konkreten Beitrag kann sie im Hinblick auf die viel- fältigen klimatischen und gesellschaftlichen Her- Grüne Infrastruktur ausforderungen der Zukunft leisten? bedeutet Lebensqualität. Diesen Fragen widmeten sich in im Rahmen von einleitenden Spotlight Talks Nina Frense, Beige- ordnete für den Bereich Umwelt und Grüne Infrastruktur, der Projektleiter der Offensive Grüne Energien sowie die Schaffung von Retentionsflä- Infrastruktur 2030 Tino Wenning und Dr. Hanna chen seien Ziele des Ausbaus Grüner Infrastruktur. Schmitt, Mitarbeiterin des Umweltbereichs. Dieser Ausbau sei kein Nice-to-have, sondern diene dazu, unser Überleben zu sichern. Darüber Sie erläuterten das Verständnis insbesondere hinaus erklärte Nina Frense, dass die Metropole von Grüner Infrastruktur und das Ziel des Netz- Ruhr als ehemals industriegeprägtes Gebiet nur werktags. „Grüne Infrastruktur bedeutet Lebens- deshalb bereits heute so grün ist, weil der RVR mit qualität“, erklärte Nina Frense. Die Schaffung von seiner Gründung vor über 100 Jahren die regiona- Erholungsräumen, der Schutz heimischer und be- len Grünzüge gesichtert und entwickelt habe. Die drohter Tierarten, der Ausbau erneuerbarer Entwicklung der vergangenen Jahre sei außerdem erfreulich: Ganze 74 Prozent Freiraum machen die Metropole Ruhr heute aus – selbst im Ballungs- gebiet beträgt der Anteil noch über 50 Prozent. Dieser Freiraum sei „unser großes Pfund“, so Nina Frense, und die positive Entwicklung der vergan- genen Jahre müsse weiter vorangebracht werden, unter anderem mit Hilfe von Großprojekten wie der Internationalen Gartenausstellung (IGA 2027) oder dem Projekt Revierparks 2020. Doch was sind die zentralen Zukunftsaufgaben der Region und welchen Anforderungen muss Grüne Infrastruktur bereits heute gerecht werden? Diese Frage beantwortete Tino Wenning, der betonte, dass die Grüne Infrastruktur vielfältigen Herausfor- derungen entgegenwirken könne, darunter Klima- wandel, Artensterben und Flächenverlust. Um dies zu erreichen, wolle der RVR dazu beitragen, dass die Grüne Infrastruktur ein strategisch geplantes und multifunktionales Netzwerk werde. In Zukunft Nina Frense ist Beigeordnete für den Bereich Umwelt und Grüne müsse das Grün von Beginn sämtlicher Planungen Infrastruktur im RVR und erläutert: „Grüne Infrastruktur: Das ist der an als essenzielle Infrastruktur mitgedacht werden. Raum, der uns alle verbindet“. 4
Am Netzwerktag fungierte der RVR als Prozess- Schmitt in ihrem Gesprächsbeitrag hervor. Man verantwortlicher für die Strategie Grüne Infrastruk- wolle die Leitthemen und Ziele der Grünen Infra- tur sowie für die Green Charta als Meilenstein auf struktur in der Metropole Ruhr identifizieren und dem Weg zur Entwicklung der Strategie. In diesem gemeinsam diskutieren, welche Inhalte die Green Zusammenhang sei die Zusammenarbeit der Ak- Charta umfassen solle. Es gehe darum, Ideen zu teur*innen der Region immens wichtig, denn das Themen, bestehenden Ansätzen und Projekten der Projekt wirke aus der Region für die Region und Teilnehmer*innen zu sammeln, zu dokumentieren benötige deshalb die Fach- und Lokalexpertise und anschließend zu systematisieren – geschärft aller Beteiligten, so Tino Wenning. und konsolidiert. Dr. Hanna Schmitt betonte, wäh- rend des Netzwerktags werde vor allem auf stra- Worum es während des Netzwerktags grundsätz- tegischer Ebene gearbeitet, während bereits eine lich ging und was die Teilnehmer*innen von der Vielzahl von Projekten auf praktischer Ebene in der Veranstaltung erwarten konnten, hob Dr. Hanna gesamten Region umgesetzt wurden und werden. Die Veranstaltung fand im Schalthaus/Halle 2 des UNESCO-Welterbes Zollverein direkt neben dem berühmten Doppelbock statt. 5
Der Netzwerktag im Überblick Zu Beginn der Veranstaltung führte die Moderatorin Susanne Wieseler die Teilnehmer*innen mit interaktiven Fragen in den Tag ein. Anschließend gab es Grußworte von Herrn Dr. Dudda, Vorsitzender der Verbandsversammlung des RVR, und Frau Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des RVR, gefolgt von einer ersten Gesprächsrunde zu den Grundsätzen der Grünen Infrastruktur und der Green Charta mit Nina Frense, Tino Wenning und Dr. Hanna Schmitt. Die Überleitung in die Workshops erfolgte durch Dr. Carlo Becker vom Büro bgmr Landschaftsarchitekten (im weiteren Verlauf bgmr genannt), der die ein- zelnen Themen der Workshops kurz erläuterte. Grob gliederte sich der Netzwerktag in zwei Workshop-Blöcke, in denen die Teilnehmer*innen zu den unterschiedlichen Inhalten diskutierten, sowie eine Abschlussrunde, in der die Moderator*innen der Workshops die zuvor gesammelten Ergebnisse vorstellten. Zwischen den beiden Workshop-Runden sorgte kreativer Input von Poetry Slammer Lars Ruppel und von Graphic Recorder Jonas Heidebrecht für frische Energie. Mehr als 200 Akteur*innen und Expert*innen aus Kommunal- und Kreisverwaltungen, Vereinen, Verbänden, Unternehmen, Universitäten und Initiativen kamen beim Netzwerktag Grüne Infrastruktur digital zusammen, um die Entwicklungs- absichten für die Grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr zu diskutieren und sich gemeinsam „auf den Weg zur grünsten Industrieregion der Welt“ zu machen. In sieben verschiedenen Workshops wurden die Themen der Grünen Infrastruktur diskutiert und anschließend in offenen Talkrunden vorge- stellt. Journalistin Susanne Wieseler, die selbst in der Nähe der Zeche Zollverein aufgewachsen ist, moderierte die Veranstaltung. 6
Digital und doch mittendrin Moderiert und diskutiert wurde die Veranstaltung live an einem besonders symbolträchtigen Ort: dem Digital Campus Zollverein e.V. auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. Einst die größte Steinkoh- lenzeche der Welt, ist sie heute eine Stätte für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft. 2001 wurde die Zeche in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. An diesem historischen Ort verband sich Altes mit Neuem: Im Digital Campus Zollverein e.V., der als Im- pulsgeber und Netzwerk-Plattform für Unternehmen und Institutionen agiert, kamen unterschiedliche Akteur*innen zusammen, um die Zukunft der Metropole Ruhr aktiv mitzugestalten – so auch der RVR, der seit Anfang des Jahres Mitglied im Digital Campus Zollverein e.V. ist und im Rahmen des Netzwerk- tags Grüne Infrastruktur 2022 in den alten Industriehallen seine Vision der grünsten Industrieregion der Welt beschrieb. In diesem Setting begrüßte Susanne Wieseler als Moderatorin und gebürtige Essenerin die Teilnehmer*innen mit einer ersten, interaktiven Abfrage. Stimmungsbilder der Grünen Infrastruktur Wie viele Pflanzen haben Sie in Ihrem Zimmer? Mit dieser Frage wurden die Teilnehmer*innen an das Interaktionstool Slido herangeführt. Das Ergebnis: Es ist grün in den Büros der Metropole Ruhr! 58 Pro- zent der Teilnehmer*innen hatten drei oder mehr Pflanzen in ihren Zimmern. Gerade im Kontext digitaler Veranstaltungen ist die Aktivierung von Teilnehmer*innen zentral. Die zweite Frage war fachlicher: Was bedeutet Grüne Infrastruktur für Sie? Die eindeutige Antwort: Grü- ne Infrastruktur bedeutet Lebensqualität. Bäume Naherholungsfächen Wertvolle Natur Teilhabe und Mitgestalten Lebensraumvernetzung ist für alle da stadtrelevant detaillierte Planung Biodiversität Zukunft Straßenbegleitgrün Wald Freizeit lebenswerte soziale räume unbebeaute Flächen Ökologische Qualität Lebensqualität Lebenswert Resilienz Gärten Kooperation weniger Autos durchatmen können Leben ErholungVielfalt urbane Biodiversität keine menschen Freiraum Gerechtigkeit Vernetzung Klimaanpassung Tourismus Trittsteinbiotope Stimmungsbild zur Frage, was Grüne Infrastruktur für die Teilnehmer*innen des Netzwerktags Grüne Infrastruktur 2022 bedeutet. 7
Keynote – Leitthemen für die Grüne Inf- rastruktur in der Metropole Ruhr Die Überleitung in die Workshops erfolgte durch Dr. Carlo Becker, Geschäftsführer von bgmr aus Berlin. In seiner Keynote stellte er die Leitthemen Grüner Infrastruktur vor, die im Rahmen des bisherigen Prozesses zur Green Charta entwickelt wurden und nun diskutiert und geschärft werden sollten. Es handle sich dabei nicht um abgeschlossene Themenfelder, sondern um große Zukunftsaufgaben, die Denkanstöße geben und als Leitplanken fungieren sollen. Er betonte, Grüne Infrastruktur sei kein Selbst- zweck. Es gehe um die übergeordnete Frage, wie Grüne Infrastruktur dabei helfen kann, Zukunftsaufga- ben regionaler Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. Während eines kurzen Einblicks in die Leitthemen Schwamm-Metropole, Habitat, Freiräume, Klimage- rechtigkeit und Zirkularität in der Metropole Ruhr, die gleichzeitig auch die Workshop-Themen bildeten, verdeutlichte Dr. Carlo Becker die räumliche Relevanz und das bereits vorhandene Potenzial der Metro- pole Ruhr, an dem die Grüne Infrastruktur anknüpfen könne. Allein könne die Grüne Infrastruktur die Herausforderungen der Zukunft nicht bewältigen, so Dr. Carlo Be- cker. Aber sie könne einen erheblichen Beitrag leisten und als Gemeinschaftsaufgabe umgesetzt werden. Dr. Carlo Becker ist Geschäftsführer von bgmr Landschaftsarchitekten, die bereits zahlreiche Konzepte für die regionale Grünentwicklung und Klimaanpassung erarbeitet haben. Hier stellt er die Leitthemen der Grünen Infrastruktur vor, die in Form von Workshops am Netzwerktag dis- kutiert wurden. 8
Aus diesem Grund sei der Netzwerktag initiiert worden: Es müsse eine Verständigung über die Heraus- forderungen der Zukunft und die Rolle der Grünen Infrastruktur geben, um eine strategische Klammer für die vielen einzelnen Projekte in der Region zu schaffen. Darüber hinaus seien weitere Partizipations- formate mit verschiedensten Akteursgruppen geplant, um möglichst vielfältige Ansatzpunkte zu sam- meln, die den Grundstein für die Green Charta legen. Aufschlag Leitthemen Green Charta Metropole Ruhr, Stand 14.01.2022 9
Workshop-Ergebnisse: Ihr Beitrag zur Green Charta Die Workshops bildeten im Rahmen des Netzwerktags den Raum für interaktiven Austausch und trugen dazu bei, die Themenfelder der Grünen Infrastruktur zu identifizieren, auszubauen und einzugrenzen. In den Workshops wurde erarbeitetet, welche Bereiche Grüner Infrastruktur bereits erfasst wurden und welche Ziele und Strategien von den Teilnehmer*innen zukünftig gewünscht werden. Die Leitthemen der Workshops deckten dabei grundsätzlich das Spektrum der Zielvorstellungen für die Grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr ab. Die Workshops fanden digital statt. Dabei arbeiteten die Teilnehmer*innen kollaborativ auf einem digitalen Board zusammen. 10
Dies waren die Moderator*innen: Wolfgang Beckröge Dr. Hanna Schmitt Tino Wenning Leiter des Referats Klima und Umweltschutz Raumplanerin im Referat Freiraumentwicklung Ausgebildeter Gärtner, studierter Landschafts- beim RVR, im Austausch während des Work- und Landschaftsbau beim RVR. architekt und beim RVR als Projektleiter der shops. Offensive Grüne Infrastruktur 2030 im Referat Freiraumentwicklung und Landschaftsbau tätig. Dr. Norbert Weritz Susanne Brambora-Schulz Dr. Anne Budinger Vom Referat Klima und Umweltschutz des Leiterin des Referats Freiraumentwicklung War digital zugeschaltet, ist Teamleiterin RVR und moderierte den Workshop Zirkuläre und Landschaftsbau, betreute den Workshop Projektentwicklung im Regionalpark Metropole Metropole Ruhr. Habitat Metropole Ruhr. Ruhr beim RVR und Spezialistin für die Regio- nalparks und Halden im Ruhrgebiet. Katharina Lindschulte Undine Giseke Lena Flamm Sven Fassbender Arbeitet für bgmr an der Green Arbeitet für bgmr an der Green Arbeitet für bgmr an der Green Arbeitet für bgmr an der Green Charta und betreute den Workshop Charta und moderierte den Work- Charta und moderierte den Work- Charta und betreute den Workshop Habitat Metropole Ruhr. shop Zirkuläre Metropole Ruhr. ©El shop Freiräume Metropole Ruhr. Schwamm-Metropole Ruhr. Tekhin 11
Workshop I: Schwamm-Metropole Ruhr Resilienz durch grün- schieht durch dezentrales Rückhalten von Regen- wasser. Dabei fungiert die Oberfläche der Stadt blaue Infrastrukturen und als Schwamm, speichert anfallendes Regenwasser Klimakomforträume möglichst dezentral – also überall, wo es fällt – vor Dreh- und Angelpunkt dieses Leitthemas war die Ort ein und kühlt sich selbst durch die spätere Ver- Anpassung an die Folgen des Klimawandels bzw. dunstung desselben Wassers. Dies geschieht zum der Klimakrise. Die Klimakrise ist kein abstraktes, Beispiel durch Gründächer, Fassadenbegrünung, globales Phänomen, sondern wirkt sich räumlich Verdunstungsbeete, Baumrigolen, etc. Neben der auch konkret in der Metropole Ruhr aus. Steigende Kühlung ist Ziel der Wasserrückhaltung, das tech- Durchschnittstemperaturen und Extremwetter- nische Abwassersystem zu entlasten und ein mög- ereignisse, wie Starkregen und Hitzewellen, füh- liches Risiko des Überlaufens der Kanalisation zu ren zu ökologischen und ökonomischen Schäden verringern. Das Prinzip der Schwammlandschaften sowie zu gesundheitlichen Belastungen. In der adressiert vor allem die Rückhaltung des Regen- Metropole Ruhr sind mit der Klimakrise vor allem wassers zur Starkregenvorsorge in der unbebauten zwei große Herausforderungen verbunden: Hitze Landschaft außerhalb der Städte, was besonders und Starkregen. Einerseits wird es aufgrund ver- durch die Schaffung von Retentionsräumen oder ringerter Regenfälle in Zukunft zu wenig Wasser, durch eine Strukturanreicherung der Landschaft andererseits temporär durch Starkregenereignisse gelingen soll. zu viel Wasser geben, welches dann oberflächig abfließt und so Schäden anrichten kann. Bisher Bei der Erreichung dieser Ziele kommt der Grünen wird anfallendes Regenwasser größtenteils in die Infrastruktur eine Schlüsselrolle zu. Verdunstung, Kanalisation abgeleitet. Zunehmende Starkregen- Versickerung, Starkregenvorsorge und vieles mehr ereignisse werden die Abwassersysteme überlas- können nur durch die verstärkte Implementie- ten, sodass es vermehrt zu Überflutungen in den rung und klimaangepasste Weiterentwicklung von städtischen Bereichen kommen wird. Die im Jah- Elementen der Grünen Infrastruktur in die Städte resmittel reduzierten Niederschläge hingegen, ins- der Metropole Ruhr sowie durch das systemische besondere in Kombination mit einem Anstieg sehr Zusammendenken mit den Landschaftsräumen heißer Tage sogenannter Hitzetage (>=30°C) und gelingen. Die Schwamm-Metropole kann Klimaan- Tropennächte (Tiefstwert in der Nacht >=20°C), passung und Aufenthaltsqualität zusammenführen werden verstärkt zu Hitzebelastung (urbaner und Klimakomforträume für alle schaffen. Hitzezeinsel-Effekt) führen. Das Leitthema der Schwamm-Metropole liefert In der Metropole Ruhr sind einen integrierten Lösungsansatz, um Hitze- und mit der Klimakrise vor allem Starkregenvorsorge zusammenzudenken. Hierbei zwei große Heraus- lassen sich Strategien im urbanen und landschaftli- forderungen verbunden: chen Kontext unterscheiden. Durch das Schwamm- stadtprinzip soll den hitzebelasteten Städten der Hitze und Starkregen. Metropole Ruhr Wasser zur Verdunstung und damit Kühlung bereitgestellt werden. Dies ge- 12
Wichtige Impulse: • Generelle Zustimmung zur Relevanz der Grünen Infrastruktur hinsichtlich des Themas Klimaanpassung und der beiden großen Aufgaben Hitze- und Starkregenvorsorge in der Metropole Ruhr. • Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels sind bei zukünf- tigen Entwicklungen der Grünen Infrastruktur besonders zu berück- sichtigen. • Vor allem Entsiegelungs- und Be- grünungsstrategien (z. B. Entsiege- lungen von öffentlichen Flächen wie Schulhöfen, Stellplätzen, Straßen sowie Dach- und Fassadenbegrü- nung) werden als wesentliche Stell- schrauben im städtischen Kontext gesehen. • In zukünftigen Planungsprozessen soll die Multikodierung von Flächen – also deren Anlegen für mehrere Zwecke wie beispielsweise Erho- lung, Sport und Regenrückhalt – unter Aspekten der Klimaanpassung stärker berücksichtigt werden. • Landwirtschaftlich genutzte Flä- chen und Wälder spielen eine große Rolle bei der Starkregenvorsorge und sollen stärker in diese Richtung qualifiziert und entwickelt werden. • Um die Umsetzung von Projekten der Grünen Infrastruktur zu steigern und deren Erfolg messbar zu ma- chen, werden mehr Mut, eine neue Fehlerkultur und möglicherweise auch eine Neustrukturierung der Planungs- und Verwaltungsabläufe erforderlich sein. 13
Workshop II: Freiräume Metropole Ruhr Landschaften profilieren, Lebensqualität stiften Wichtige Impulse: Innerhalb des Leitthemas Freiräume wurden die • Zentral ist die Sicherung, Entwick- Zielvorstellungen gebündelt, wie die Grüne Infra- lung und Pflege der vorhandenen struktur zur Lebensqualität der Menschen in der Freiräume und hier insbesondere Metropole Ruhr beitragen kann. Es entspricht die Qualifizierung des Alltagsgrüns, das wesentlich die alltägliche Le- damit dem „klassischen“ Aufgabenspektrum der bensqualität bestimmt. Die Erreich- Schaffung und Unterhaltung von Räumen zur Er- barkeit und gerechte Verteilung holung, zum Spielen, sich Treffen, sich Ausleben des Grüns vor der Haustür ist eine und Mitgestalten. wichtige Zukunftsaufgabe. • Die Metropole Ruhr ist Vorreiter bei Eine übergeordnete Orientierung bietet dafür dem Flächenrecycling postindust- die Neue Leipzig-Charta aus dem Jahr 2020 mit rieller Räume. Das muss prozesshaft den Leitprinzipien „gerecht, grün und produktiv“. weitergedacht und aktuelle Stadt- Sie verfolgt den Ansatz, immer das Quartier, die brachen in ihrem Potenzial und in ihren Qualitäten berücksichtig Gesamtstadt und die Stadtregion miteinander ver- werden. knüpft zu denken – im Fall der Metropole Ruhr die Städtelandschaft und die Gesamtregion. • Quervernetzung zu den anderen Leitthemen ist wichtig, da Freiräu- Der Blick auf die geomorphologische Erdge- me unterschiedliche Ökosystem- leistungen bereitstellen. So fördern schichte ist hilfreich, um sich die großen Raum- sie beispielsweise die Biodiversität konstanten zu vergegenwärtigen. Die Flussland- und regulieren den Wasserhaushalt. schaften von Rhein, Ruhr, Emscher und Lippe mit Grüne Infrastruktur wirkt multi- ihren Auen und fruchtbaren Lössböden prägten funktional z. B. in Form von urbaner Landwirtschaft oder, O-Ton: „Ess- die polyzentrische Siedlungsentwicklung in Ost- und trinkbaren Radwege(n)“. westrichtung. Die reichen Kohlevorkommen waren Motor der Urbanisierung. Heute ist das Freiraum- system mit seinen Flussläufen, Äckern, Wäldern, Grünzügen, Parks und Halden die verbindende Struktur in der Städtelandschaft. Mit den großen Anstrengungen auf dem Weg vom grauen Ruhr- Die Erreichbarkeit und ge- gebiet zur grünsten Industrieregion setzt auch ein rechte Verteilung des Grüns Wandel in der Wahrnehmung über die Qualitäten vor der Haustür ist eine und Atmosphären der Freiräume ein. wichtige Zukunftsaufgabe. 14
Workshop III: Habitat Metropole Ruhr Biologische Vielfalt – Diese Ansätze sind besonders relevant und tref- fend für die polyzentrische Städtelandschaft der Koexistenz auf Augenhöhe Metropole Ruhr und ihre einzigartige Industriena- Wie kann die Grüne Infrastruktur zur Förderung tur. Auf die Frage, was das Besondere an der Natur biologischer Vielfalt beitragen? Für die Beant- in der Region ist, war die Resonanz, dass man sich wortung dieser Frage wurden aktuelle wissen- diese erst wieder erarbeiten musste, so eine Teil- schaftliche und gesellschaftliche Diskurse in den nehmerin des Workshops. Blick genommen, die mit den Erkenntnissen zum Anthropozän ausgelöst und befeuert wurden. Es Derzeit wird im RVR, gemeinsam mit dem Netz- wird immer deutlicher, wie eng die Gesundheit der werk Urbane Biodiversität Ruhrgebiet, eine regio- Menschen und die der Ökosysteme zusammenhän- nale Biodiversitätsstrategie für die Region ent- gen. Dies verleiht der Förderung biologischer Viel- wickelt, die wichtige Handlungsfelder absteckt. falt über den bewährten Naturschutz hinaus eine Perspektivisch soll die Strategie Grüne Infrastruk- neue Bedeutung. Die Diskurse werfen auch Fragen tur der Metropole Ruhr einen weiteren Verlust von darüber auf, wie wir mit anderen Lebewesen im Arten (Stichwort: Artensterben) verhindern, indem Sinne einer zukunftsorientierten Entwicklung bes- die Grüne Infrastruktur entsprechend ihrer Prinzi- ser koexistieren können. pien entwickelt wird – integrativ, vernetzend und multifunktional. Aktuelle internationale Übereinkommen zeugen von diesem veränderten Verständnis. Die EU-Bio- diversitätsstrategie 2030 betont die Bedeutung der Städte und fordert sie zu ehrgeizigen Begrü- nungsplänen auf. Die aktuelle UN-Dekade setzt auf die Wiederherstellung von Ökosystemen und macht deutlich, dass sich die Grenzen zwischen naturgeprägten und urbanisierten Räumen auf- lösen und integriertes Handeln erforderlich ist, um die Degradation der Ökosysteme zu bremsen. Wie können wir mit anderen Lebewesen im Sinne einer zukunftsorientierten Entwick- lung besser koexistieren? Intensive Arbeit und Diskussionen im Workshop Habitat Metropole Ruhr. 15
Wichtige Impulse: • Die Idee der Habitatvernetzung ist unmittelbar mit dem Planungsan- satz der Grünen Infrastruktur ver- bunden. Ein übergeordnetes Ziel ist daher die Stärkung des Biotop- verbundes auf den verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen. • Mit den Halden und den ehemaligen Industriearealen und Trassen ist eine neue Ebene postindustrieller Natur dazugekommen, die eine Schlüssel- funktion im Biotopverbund hat. • In der Städtelandschaft nehmen Land- und Forstwirtschaft große Flächen ein. Bei der Entwicklung dieser Räume gilt es, die Förderung der Biodiversität im Huckepack mit- zudenken. • Mehr Wildnis in den Städten wagen: Auch hierzu wurden viele Ideen und Ansätze genannt, um mehr Vielfalt im Stadtgrün zuzulassen, bzw. zu fördern, vom Straßenbegleitgrün über PikoParks – kleine Parks in urbanen, dicht besiedelten Gebieten – bis zu den großen Grünzügen. • Biologische Vielfalt soll zukünftig durch die Grüne Infrastruktur noch gezielter gefördert werden, indem die Lebensansprüche von bestimm- ten Tieren und Pflanzen proaktiver in die Stadtgestaltung miteinfließen (Animal Aided Design). Dafür gilt es, neue Standards zu setzen und zu kommunizieren, wie beispielsweise mit einem Musterhaus Artenschutz. • Umweltbildung ist ein Schlüssel für das Gelingen dieser Ansätze. Die bestehenden Umweltbildungsange- bote können noch besser vernetzt und qualifiziert werden. 16
Workshop IV: Klimagerechte Metropole Ruhr Klimaschutz und Umweltgerechtigkeit Wichtige Impulse: durch Grüne Infrastruktur • Um allen Bewohner*innen der Metro- zusammendenken pole Ruhr einen Zugang zu Freiräu- men und grünen Orten zu gewähren, Unter dem Leitthema der Klimagerechten Metro- ist die Qualifizierung und Weiter- pole Ruhr wurden zentrale Fragestellungen des entwicklung einer grünen Nutzungs- Klimaschutzes sowie der Umweltgerechtigkeit mischung wichtig. Dazu gehören zusammengeführt. Vor allem sozioökonomisch insbesondere ein grünes Wohnum- feld mit qualifizierten und nutzbaren benachteiligte Stadtteile sind oft am stärksten von Freiräumen, Naturerfahrungsräumen, negativen Umweltauswirkungen wie Schadstoff- Spiel- und Bewegungsangeboten belastung, Lärm oder hohen Temperaturen betrof- oder auch Gemeinschaftsgärten. fen. Gleichzeitig ist bekannt, dass sich das Fehlen • Die Metropole Ruhr weist heute von Grüner Infrastruktur negativ auf das physische schon eine Vielzahl an Naherho- und mentale Wohlbefinden der Anwohner*innen lungsräumen vor der Haustüre, wie auswirkt. Auch in diesen meist innerstädtisch ge- regionale Grünzüge, Revierparks, legenen Bereichen soll Grüne Infrastruktur daher Halden sowie stadtnahe Wälder und landwirtschaftlich genutzte Flächen verstärkt etabliert werden, um Umweltauswirkun- auf, die neben ihrer hohen Erlebnis- gen zu mindern und mit einem nutzbaren grünen qualität und Nutzbarkeit auch gut zu Wohnumfeld die Lebensqualität in der Metropole erreichen sind. Ruhr zu erhöhen. • Die gute Erreichbarkeit wird bereits heute unter dem Motto Invite to walk und Invite to bike vielerorts durch moderne Fuß- und Radwegeverbin- dungen hergestellt, die im Sinne der CO2-Reduktion und Naherholungs- steigerung weiter qualifiziert werden soll. Dieses Aufgabenfeld hängt eng mit der Grünen Infrastruktur zusam- men – nicht zuletzt, indem die Wege durch attraktive Grünzüge führen und über ein schattenspendendes Blätterdach verfügen. • Grüne Infrastrukturen in Form von Mooren, Wäldern oder Kleingärten binden CO2 und dienen so als na- türliche Kohlenstoff-Senken. Diese Funktion ist von großer Bedeutung für die Zielerreichung der Klimaneu- tralität bis 2045 und soll zukünftig noch zielgerichteter gestärkt wer- den. 17
Workshop V: Zirkuläre Metropole Ruhr Produktion und Wertschöpfung Wichtige Impulse: durch Grüne Infrastruktur • Neben der reinen Flächenkulisse Wie kann Grüne Infrastruktur hinsichtlich des der Grünen Infrastruktur sollen Umgangs mit Stoffströmen und der Nutzung auch die Materialflüsse und Aus- tauschprozesse in den Blick rücken von Ressourcen einen Beitrag auf dem Weg zur – insbesondere hinsichtlich der grünsten Industrieregion leisten? Die Hinwendung Nahrungsmittel, Energie- und Was- zu regionalen Kreisläufen und Wertschöpfung im serkreisläufe sowie Baustoffe. Sinne effizienterer Energie-, Nährstoff-, Wasser- • Viele Regionen und Städte befassen und anderer Produktkreisläufe wird als Schlüssel sich mit ihren urbanen oder regio- für eine nachhaltige Entwicklung gesehen und nalen Nahrungssystemen im Sinne spiegelt sich unter anderem im Circular Economy einer gesunden Ernährung und Plan des EU Green Deal, dem neuen Bauhaus of nachhaltigen Nutzung von Ressour- the Earth und aktuellen Diskursen für eine Energie- cen vor Ort. Die große Flächenkulis- se stadtnaher Äcker und Grünland und Ernährungswende sowie regional in der Studie und die vielen urbanen Gärten sind Transformation zur grünsten Industrieregion der wichtiger Bestandteil der multi- Welt des Wuppertaler Instituts wider. funktionalen Grünen Infrastruktur. Ihr Zusammenwirken soll zukünftig In Bezug auf das Flächenrecycling und die Revita- noch systematischer betrachtet und gefördert werden – beispielsweise lisierung von rund 1.000 Hektar Flächen des Indus- durch neue Bio-Wertschöpfungs- trie- und Bergbaus ist die Region bereits Vorreiter. ketten und weitere Elemente, die in Die Grüne Infrastruktur selbst kann im engeren diesem Kontext entwickelt werden, Sinne einen produktiven Charakter haben: Sie lie- wie urbane Landwirtschaftsparks. fert Nahrungsmittel und Holz. Grüne Infrastruktur • Grüne Infrastruktur ist unmittelbarer ist aber auch in einem weiteren Sinne produktiv: Bestandteil einer grünen Baukultur. Viele stoffliche Prozesse laufen über sie als Platt- Im Sinne des zirkulären Wirtschaf- form ab. Sie ist essenzieller Bestandteil des regio- tens soll sie verstärkt Prozesse des nalen Wasserkreislaufs und kann so dabei helfen, Urban Mining stimulieren. Baustoffe sollen – wo möglich – recycelt und Städte zu kühlen. Sie trägt dazu bei, solche Böden nachhaltige Baustoffe regional pro- zu kurieren, die Bodenbelastungen sowie Humus- duziert werden. mangel und eine geringe biologische Aktivität auf- weisen. Als Verbindungsglied zu den technischen Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen soll die Grüne Infrastruktur künftig so entwickelt werden, dass sie weitere Prozesse zur Nutzung regionaler Poten- ziale und nachhaltiger Ressourcenbewirtschaftung stimuliert und ermöglicht. 18
Workshop VI: Grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet – offener Austausch Grüne Infrastruktur als Identifikationsmerkmal Wichtigste Erkenntnis: der Metropole Ruhr Grüne Infrastruktur ist Grüne Infrastruktur ist ein interdisziplinäres Kon- mehr als die Summe zept, sowohl in der Theorie als auch in der prak- tischen Umsetzung, welches auf das Verhältnis ihrer Einzelteile zwischen Menschen, Natur und Raum auf verschie- Grüne Infrastruktur in ihrer Gesamtheit zu betrachten, war eine der wichtigsten denste Weise einwirken kann. Es bedarf neuer Botschaften der Teilnehmer*innen am Denkansätze, um sicherzustellen, dass der Ausbau Netzwerktag 2022. Grüne Infrastruktur Grüner Infrastruktur zu neuen regionalen Kreisläu- erstreckt sich als Netz über einzelne fen der Wertschöpfung beiträgt, für klimatischen Flächen und räumliche Ebenen hinweg. Ausgleich sorgt, der Erholung und Freizeitgestal- Sie ist damit mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Damit ihr Zusammenwirken tung dient, Lebensräume für Tiere und Pflanzen angesichts der großen Zukunftsaufga- bietet und Resilienz schafft. ben gezielt gefördert werden kann, be- darf es der Kooperation verschiedens- Der offene Austausch bot den Raum, um unter- ter Akteur*innen und einer integrierten Bearbeitung der Leitthemen. schiedliche Denkanstöße und Aspekte der Grünen Der RVR schafft die entsprechenden Infrastruktur in den Netzwerktag einzubringen und Möglichkeitsräume, damit sich die zu diskutieren. Es wurde hervorgehoben, dass im- Akteur*innen verschiedenster Diszipli- mer noch zu sehr in Zuständigkeiten und separier- nen besser austauschen, vernetzen und ten Bereichen gedacht wird. Die klimaangepasste zusammenarbeiten können. Weitere Partizipationsformate, die der Stadt funktioniere so aber nicht. Es bedürfe einer Entwicklung der Green Charta dienen, Verwaltungsmodernisierung und klarer Visionen, setzen diesen Auftrag unmittelbar um. die an die Stelle von Handlungsaufträgen treten. Darüber hinaus wünschten sich die Teilnehmer*in- nen die vertiefte Einbindung der Landwirtschaft als wichtigen Akteur, eine klimafreundliche Stadt- planung, eine vermehrte Haldennutzung, die Schaffung grüner Stadtadern, die Nutzung von Synergieeffekten und die Ausweitung des nachhal- tigen Bildungsangebotes zur Stärkung des Know- Grüne Infrastruktur ist ein hows in der Region. echtes Identifikationsmerk- Kernerkenntnis des Workshops war, dass Grüne mal für die Bewohner*innen Infrastruktur ein echtes Identifikationsmerkmal für der Metropole Ruhr. die Bewohner*innen der Metropole Ruhr ist und als solches ein großes Potenzial für einen nachhal- tigen Wandel besitzt. 19
Künstlerische Intervention Der Netzwerktag bot nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch künstlerisches Programm. Begleitet wurde die gesamte Veranstaltung von dem Graphic Recorder Jonas Heidebrecht, der den Netzwerktag zeichnerisch abbildete und dem Poetic Recorder Lars Ruppel, der den Veranstaltungstag mit spontanen Texten und Gedichten, sogenannten Slams, zusammenfasste. Jonas Heidebrecht und Lars Ruppel stellen den Teilnehmer*innen ihr künstlerisches Ergebnis für den Tag vor. Beide hatten die Möglichkeit, während der Workshop-Phasen in die einzelnen Workshops hineinzu- schauen und sich einen Überblick zu verschaffen. Die zentralen Aussagen der Teilnehmer*innen aus allen Workshops wurden dabei grafisch von Jonas Heidebrecht gebündelt und lauten beispielsweise: • Politik kann mehr als nur reagieren • Kommunikation bleibt Querschnittsthema • Nicht nur von Krise zu Krise denken • Bewusstsein schaffen – mehr als nur Freizeit 20
Jonas Heidebrecht schaute in alle Workshops, um möglichst viele Eindrücke und Beiträge der Teilnehmer*innen einzufangen. Ein Zwischenstand des Graphic Recordings als Projektion auf die Werkbank zur Mittagspause. 21
Lars Ruppel präsentierte parallel dazu sein Poetic „Netzwerktag Grüne Infra- Recording zum Verlauf des Netzwerktags, sodass struktur“ oder „Das Lärchen- eine Einheit aus Wort und Bild entstand. Von der Halde Haniel, einem frühstückenden Biber bis hin fenster zum Hof“ oder „Urban zur Grünen Infrastruktur als Lebensgrundlage und Forrest Gump“ oder „Torf Existenzsicherung deckte Lars Ruppel die Band- ist ihr Hobby“ oder „The Green breite der Eindrücke und Beiträge der Teilneh- Mile“ oder „Der Seggengras- mer*innen ab. Er endete mit eindringlichen Zeilen: grüne Panther“ „Denn selbst wenn sich das Drehbuch ständig Ein Sonnenaufgang über dem Ruhrgebiet, wo man ändert die Berge noch selbst macht. Junge Sonnenstrah- Und das Ende unklar ist len fallen auf die Halde Haniel, auf der Menschen Das wichtigste ist immer, mit Tränen in den Augen ein Picknick machen. Dass du in Bewegung bist. Ein zurückgekehrter Biber frühstückt einen alten […] Laternenpfahl auf einer Brache in Recklinghausen, Und ihr seid auf einem Weg und während sich ein Silberreiher in einem geflu- Der nur entsteht, weil ihr ihn geht“ teten Abkühlbecken den Schnabel putzt, springt ein Grubenpony, gejagt von einem Wolf, über den Zaun des eigenen Gartens und galoppiert dem Sonnenaufgangslicht entgegen in Richtung Gruga, wo es schon als Kind das Grün genoss. In diesem Moment machen sich Menschen mit Geld und Schaufeln in der Hand auf den Weg. Sie verteilen Zettel und Stifte an die Menschen im Ruhrgebiet und laden sie ein, an der Green Charta mitzuschreiben, weil es eben nur geht, wenn alle Bewohner*innen mitmachen, damit die Energie für die Region aus der Region kommt. Die Leute wollen sehen, dass was passiert, und da sind ande- re Länder einfach weiter, aber nur dann gelingt es, verschiedene Akteure einzubinden. Und da zeigten Sie der Bevölkerung mit einem Bioblitz die „Offen- sive Grüne Infrastruktur“ die 35 Handlungs- und Spannungsfelder, die fünf großen Bubbles und die 47 Prozent Freiraum, in der Stadt und in den Köp- fen, die viele in ihrer Heimat noch nicht kennen. Manche sagen: „Wow! Nice to have!“ Und Sie sa- gen: „Ne, mehr als das, das ist Eure Lebensgrund- lage, das ist nicht nur Freizeitraumgestaltung, das ist Eure Existenzsicherung.“ Lars Ruppel trägt sein Poetic Recording vor. 22
Und Sie zeigen auf die Parks und Grünflächen, denkenträger*innen eine schnellere Umsetzung deren Größe um 7 Prozent gewachsen ist, und die erschweren, weil Probieren und Regulieren sich Leute antworten: „Ach deshalb finde ich keinen zueinander so verhalten wie Mentos zu Cola, auch Parkplatz mehr mit meinem Zweit-SUV!“ Und ja, wenn pandemiebedingt der individuelle Personen- wie bei jedem Wandel gibt es auch hier Verände- verkehr zugenommen hat und der ÖPNV wieder rungen, an die man sich gewöhnen muss, aber sie Vertrauen gewinnen muss, auch wenn Ausschrei- sind notwendig, denn unsere Natur ist überformt. bungsmaßnahmen und Absprachen mit der unte- Alle merken langsam, dass sie was davon haben ren Naturschutzbehörde der Entschlammung des und durch weniger Pflege mitunter Geld einsparen Sees entgegenstehen. Auch wenn fehlende Klima- können und alle, die sich auf den Weg gemacht gerechtigkeit noch immer Fluchtgrund ist. Auch haben, setzen die Pläne um, Baustein für Baustein, wenn es manchmal schwer ist zu sagen, ob ein installieren Balkonkraftwerke bei ihrer Omma um Punkt grün ist oder rot, weil es selten nur das Eine die Ecke, pflanzen Teichrosen in der Wasserstadt oder nur das Andere gibt. Auch wenn noch nicht Aden, bauen einen Fahrradweg mit Ampel quer alle Schlüssel für alle Möglichkeitsräume gefunden über die A3, roden Ziergehölze und renaturieren wurden und man manchmal sogar nicht mal in die insektenfreundlich, weil sie nicht nur von Krise zu Workshop-Räume reinkommt und in manchen die Krise denken, machen Wohnräume zu Lebens- Wellensittiche krächzen. Auch wenn das Publikum räumen, entfernen alle Bordsteine und holen das manchmal zu konservativ ist, für die neu entwi- Wasser von der Straße in die Grünfläche, Bau- ckelten Baustoffe der Universitäten. Auch wenn stein für Baustein, erzeugen durch Austernanbau man zwischen den Trittsteinbiotopen noch große im Phönix-See genügend Nahrung für das halbe Sprünge machen muss. Auch wenn wir alle gerne Ruhrgebiet, bauen für die zirkuläre Metropole durch die Lippeaue mit dem Fahrrad fahren wür- nachhaltige Musterhäuser auf recycelten Flächen den, aber das eben auch die Hundespaziergänger und mit Baumaterialien aus der Region vor ro- anlocken würde. Sie gehen einfach weiter, weil mantischer Förderkulisse. Alles ist multifunktional Hauptfiguren in Filmen das so machen. nutzbar, jeder Park ist Freizeitraum, Gemüsebeet, Einwohnermeldeamt, Fahrradparkhaus und Kin- dergarten in einem. So geht es weiter, Baustein für Baustein für das Habitat Ruhr. Das Herzstück dieses Prozesses schlägt und lässt sich nicht mehr stoppen. Dann war plötzlich alles verschwunden, weil je- mand aus Versehen zwei Tasten gedrückt oder der Biber das Internet angeknabbert hat, aber Rück- schläge kennt man bereits, also setzte man den Weg fort. Denn das Herzstück dieses Prozesses schlägt und lässt sich nicht mehr stoppen, egal wie weit der Weg noch scheint, egal wie viele Be- Lars Ruppel trägt sein Poetic Recording vor. 23
Im Kino käm’ jetzt der Abspann Und dass man als Netzwerk Damit man weiß, es ist vorbei Das Wunder vollbringt Die Erzählstränge vollendet Manchmal gibt es noch Teil zwei Dann schaut die Welt ins Ruhrgebiet Man hört tosenden Applaus Nur Bilder auf ner Leinwand Das hier ist ein Hoffnungszeichen Die perfekte Illusion Und das sieht fantastisch aus Eine ausgedachte Story Alles Drehbuch und Fiktion Grüne Infrastruktur ist großes Kino Zum Erleben ohne Screen Doch ein echtes Filmerlebnis Und jeder Mensch, der mitmacht War der heutige Tag Kriegt nen Oscar verlieh’n Digital, in HD, und nur mit Leuten Die man mag Denn selbst wenn sich das Drehbuch ständig ändert Und das Ende unklar ist Mitreissende Bilder Das Wichtigste ist immer, Szenen, die man nicht vergisst Dass du in Bewegung bist. Momente voller Klarheit Wie relevant das Thema ist Und ich ende so poetisch Wie es maximal geht Wenn eine weltumfassende Krise Mit einem Zitat von Grönemeyer Unseren Lebensraum bedroht Dem größten Poet: Wir brachten uns selbst Und den Planeten in Not „Du hast den Ruß abgewaschen Und deine Öfen sind kalt Und man spürt diese Angst Doch deine Zechen sind voll Leben Die in Diskussionen mitschwingt Hier wird getanzt, gelacht Dass alles Bemühen Das Morgen ausgedacht Schon gar nichts mehr bringt Gefördert wird, was lebt“ Doch wir glauben daran Und ihr seid auf einem Weg Dass der Plot-Twist gelingt Der nur entsteht, weil ihr ihn geht. Graphic Recording: Netzwerktag, Grüne Infrastruktur 2022 von Jonas Heidebrecht. 24
Grüne Infrastruktur ist alternativlos Einigkeit, Uneinigkeit und Wünsche der Teilnehmer*innen – darum ging es in der Schlussrunde des Netz- werktages. In zwei Talkrunden kamen die Workshop-Fachmoderationen an der Werkbank zusammen. Gemeinsam mit der Moderatorin Susanne Wieseler besprachen sie anhand des zuvor genannten Drei- klangs die Ergebnisse der einzelnen Workshops. In beiden Abschlusstalks stellte sich heraus, dass sich die Teilnehmer*innen in den Workshops oft einig waren – ein Indiz dafür, dass die grüne Transformation in vieler Hinsicht eindeutig und alternativlos ist. Erste Talkrunde In der ersten Talkrunde trugen Dr. Anne Budinger (Workshop Freiräume Metropole Ruhr), Dr. Hanna Schmitt (Workshop Schwamm-Metropole Ruhr) und Dr. Wolfgang Beckröge (Workshop Klimagerechte Metropole Ruhr) ihre Ergebnisse zusammen. Erste Talkrunde zu den Workshop-Ergebnissen mit Dr. Anne Budinger, Dr. Hanna Schmitt und Dr. Wolfgang Beckröge. 25
Darüber herrschte Einigkeit Darüber herrschte Uneinigkeit Grüne Infrastruktur könne sowohl Hitzevorsorge Uneinigkeit herrschte laut Dr. Hanna Schmitt und als auch Starkregenvorsorge gleichzeitig leisten Dr. Wolfgang Beckröge bei der Diskussion über und sei daher ein Multitalent im Bereich Klimaan- die Fragen nach Richtlinien. Sollte es mehr oder passung, so Dr. Hanna Schmitt aus dem Workshop weniger davon geben? Eine Lösung für dieses Schwamm-Metropole Ruhr. Um ihr volles Potenzial Problem sei die Schaffung von Experimentierräu- zu entfalten, benötige die Planung und Umsetzung men, in denen Projekte erprobt werden könnten von Grüner Infrastruktur jedoch einen Paradig- und Fehler gemachen werden dürften. Die dort menwechsel. Dieser müsse in der Veränderung von gewonnenen Erkenntnisse könnten wiederum Zuständigkeiten bestehen und interdisziplinäres verwendet werden, um passendere Richtlinien zu Arbeiten in den Vordergrund rücken. formulieren. Im Workshop von Dr. Anne Budinger Dr. Anne Budinger war sich mit ihren Workshop- gab es Diskussionsbedarf zu der Frage, welche Art Teilnehmer*innen einig, dass grüner Freiraum für von Freiraum gestaltet werden solle: gruppenspe- alle geschaffen werden und gleichzeitig schnell zifische, exklusive Freiräume oder inklusive, die für erreichbar sein müsse. Diesen Punkt bekräftigte alle offen sind? Laut Dr. Anne Budinger gibt es in auch Dr. Wolfgang Beckröge aus dem Workshop dieser Frage kein richtig oder falsch – diese Ent- Klimagerechte Metropole Ruhr. Zusätzlich betonte scheidung müsse situativ und standortspezifisch er das Thema Mobilität. Wenn Klimaschutz um- getroffen werden. gesetzt werden soll, müsse auch bei der Mobilität umgesteuert werden. Grüne Infrastruktur im Rad- Für die Zukunft nehmen und Fußverkehr sei im Ruhrgebiet im Moment die Teilnehmer*innen noch ungenügend ausgebaut. Darüber hinaus sei die Umgestaltung der Innenstädte und Wohnquar- Folgendes mit tiere ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zu einer Strategien und Projekte müssen gleichzeitig Klimagerechten Metropole Ruhr. Innenstädte seien stattfinden und sich gegenseitig befruchten, so so umzubauen, dass auch Elemente der Grünen In- die Workshop-Teilnehmer*innen von Dr. Hanna frastruktur in neuen innerstädtischen Bebauungs- Schmitt. Außerdem solle Klimaanpassung über strukturen zukünftig vorhanden sind. Einzelereignisse hinaus nach vorne gebracht werden. Es habe sich in der Vergangenheit als Ebenso wichtig wie das Nutzen vorhandener Fehler erwiesen, auf Klimakatastrophen wie Über- Infrastrukturen sei auch die Umweltgerechtigkeit: schwemmungen zu warten, bis Maßnahmen ein- Grüne Infrastruktur solle auch in sozioökonomisch geleitet würden. Entsprechend fiel auch das Feed- schwächeren Wohngegenden gezielt ausgebaut back in Dr. Anne Budingers Workshop aus: Für die werden. Zukunft wünsche man sich eine Gestaltung von Projekten mit und für die Region. Diese sollten eine Schnittstelle zwischen der Konzeption von Grüner Infrastruktur und der Zivilgesellschaft dar- Wenn Klimaschutz umgesetzt stellen. Und auch die Teilnehmer*innen des Work- werden soll, muss auch shops Klimagerechte Metropole Ruhr schauten bei der Mobilität mit viel Motivation in die Zukunft: „Machen“ war umgesteuert werden. hier die Devise. Angesichts der sich immer wan- delnden, dynamischen Umwelt, in der wir lebten, sollten Konzepte immer wieder auf dem Prüfstand gestellt und angepasst werden. 26
Zweite Talkrunde In der zweiten Talkrunde kamen Susanne Brambora-Schulz (Workshop Habitat Metropole Ruhr), Dr. Nor- bert Weritz (Workshop Zirkuläre Metropole Ruhr) und Tino Wenning (Workshop Grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet – Offener Austausch) zusammen, um die Ergebnisse des Tages zu rekapitulieren. Zweite Talkrunde zu den Workshopergebnissen mit Susanne Brambora-Schulz, Dr. Norbert Weritz und Tino Wenning. Darüber herrschte Einigkeit Dr. Norbert Weritz erarbeitete mit seinen Work- shop-Teilnehmer*innen das Thema der Energie- Der Netzwerktag und die Workshops seien ein und Nahrungsproduktion. Sie waren sich darüber wesentlicher und wichtiger Baustein für die Grüne einig, dass die Produktion vermehrt zurück in die Infrastruktur und die Entwicklung der Green Char- Stadt geholt werden müsse, damit die Autarkie ta, so die Zusammenfassung des Workshops von der Städte und das Bewusstsein der Menschen ge- Frau Brambora-Schulz. Der Netzwerktag und die stärkt werde. Ebenfalls war die Entschärfung der Charta seien eine wünschenswerte Initiative, die Flächenkonkurrenz im Workshop Zirkuläre Metro- aber auch gleichzeitig großes Interesse zur Betei- pole Ruhr ein großes Thema. Diesbezüglich solle ligung auf Seiten unterschiedlichster Akteur*innen Flächennutzung optimiert und Multifunktionalität erzeuge. Im offenen Austausch des Workshops durch Flächenrecycling und innovative Einbindung von Tino Wenning benannten die Teilnehmer*in- von bereits bestehender Infrastruktur in die Grüne nen die Identifikation von Bewohner*innen mit der Infrastruktur gefördert werden. Grünen Infrastruktur als einen Aspekt, der Poten- zial für Wandel aufzeigt. 27
Darüber herrschte Uneinigkeit Für die Zukunft nehmen Diskussionsbedarf gab es im Workshop von Frau die Teilnehmer*innen Brambora-Schulz zum Thema Artenschutz versus Folgendes mit Naherholung. Es entstehe ein Nutzungskonflikt Für die Zukunft wünschten sich die Teilnehmer*in- zwischen der Bevölkerung, die das Grün nutzen nen des Workshops von Susanne Brambora-Schulz möchte, und der Natur, den Tieren und Pflanzen, die Entwicklung von vielen kleinen Projekten bis die in ihrem Lebensraum gestört würden, bei- hin zu einem großen und ganzen Projekt, das spielsweise in Naturschutzgebieten. Aus diesem Stärke zeige. Des Weiteren solle verstärkt Kraft in Grund müssten Kompromisse und kreative Ideen das Thema Umweltbildung gesteckt werden. Nur gefunden werden. In diesem Zusammenhang so könne die Besonderheit der Metropole Ruhr meldete sich auch Tino Wenning zu Wort, der mit erhalten und an nachfolgende Generationen wei- seinem Workshop Grüne Infrastruktur im Ruhr- tergegeben werden. Auch die Teilnehmer*innen gebiet – offener Austausch die Problematik der des Workshops Zirkuläre Metropole Ruhr haben ungenutzten Flächenpotentiale herausarbeitete. Wünsche für die Zukunft: Nachhaltigeres Baustoff- In Deutschland gäbe es ein Flächenpotential von design angesichts der Konflikthemen des Kiesab- bis zu 400 Hektar Friedhofsflächen, die aufgrund baus und der Zementindustrie spielten dabei eine einer sich wandelnden Friedhofskultur nicht mehr wichtige Rolle. Bei Bau- und Industrieprojekten genutzt würden. Eine Umgestaltung zu urbanen wünschten sie sich, dass der Leitsatz „Qualität vor Gärten sei beispielsweise eine nachhaltige Lösung. Quantität“ mehr berücksichtigt werde. Es müsse Uneinigkeit herrschte im Workshop von Dr. Nor- eine Qualitätsverbesserung in der Kompostwirt- bert Weritz beim Thema Holzproduktion. Fragen schaft geben, da zu viel Mikroplastikauf auf die wie „Woher kommt das Holz?“, „Sind Holzplan- Böden ausgebracht werde. Mit der bestehenden tagen nötig?“, „Wie gestaltet man einen nach- Grünen Infrastruktur verbinden die Menschen aus haltigen Import-Export?“ und „Sollte aufgrund dem Ruhrgebiet Heimat und ihren Wohnort. des massiven Holzmangels im letzten Jahr die Holzproduktion in Deutschland forciert werden?“, Außerdem sei viel über Narrative gesprochen wor- boten viel Raum für anregende Diskussionen. den. Diesbezüglich sei es wichtig, im Diskurs zu bleiben und solche Netzwerktage zu nutzen, um Narrative zu formen und weiterzuentwickeln. „Es ist an der Zeit, mutiger zu werden!“ Das sind die eingängigen Schlussworte eines Teil- nehmers. Es brauche eine positive Fehlerkultur, Räume zum Experimentieren und Mut, neue Wege zu gehen. Es ist an der Zeit, mutiger zu werden. Erste Talkrunde zu den Workshop-Ergebnissen mit Dr. Hanna Schmitt und Dr. Wolfgang Beckröge. 28
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