Neu in Köln Diese Restaurants, Bistros und Bars sollten Sie ausprobieren.
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Philipp Becker (l.) und Michael Steiner in ihrem „Little Foodie“ auf der Ehrenstraße Foto: Susanne Hengesbach Little Foodie Schnell, gesund – und lecker Von Susanne Hengesbach Es wird sicherlich Menschen geben, die diesen Karrie- Büro-Job“ den ersten Oil&Vinegar-Shop auf der Breite re-Schritt als Abstieg betrachten. Aber Michael Steiner Straße eröffnet und rund fünf Jahre später zusätzlich freut sich. 22 Jahre lang war der gebürtige Straßburger das Kaffee-Label „Toni Barista“ gegründet, das auch Sous-Chef im Kölner Zwei-Sterne-Restaurant „Le Mois- im Einzelhandel zu finden ist. Im Laufe ihrer Gesprä- sonnier“ und damit die rechte Hand von Küchenchef che entwickelten der Franzose Steiner und der gebür- Eric Menchon. Möglicherweise wäre er das auch im- tige Dürener Becker die Idee für ein etwas anderes mer noch, hätte sich durch seinen kleinen Sohn David Fast-Food-Restaurant. Schnell wollen sie mit ihrem und einem anderen Kindergartenkind, Anton, nicht „Little Foodie“ durchaus sein, aber sie hatten keine eine Freundschaft zwischen den beiden Vätern ent- Lust, der Stadt noch einen Fritten- oder Burger-Tem- wickelt, die sicher ein Jahr lang immer mittwochs um pel zu bescheren. Und da die Ehrenstraße bisher nicht drei auf dem Spielplatz im Agnesviertel trafen, um den gerade als kulinarische Meile hervorgetreten ist, über- Nachwuchs abzuholen. nahmen sie die lediglich 24 Quadratmeter große Loka- Antons Vater, der 38 Jahre alte Philipp Becker, hat lität der früheren „Pasta Bar“, befreiten sie von ihrem nach seinem BWL-Studium und „einem ganz normalen bislang recht düsteren Look und bieten dort nun ganz 2
neu „ein gehobenes Angebot an Speisen zu erschwing- lichen Preisen“ an. Sämtliche Gerichte bleiben unter der Zehn-Euro-Grenze; sei es die Penne Arrabiata (7,50 Euro), die Spaghetti Bolognese (8,50 Euro) oder der Lindensalat mit Pulpo (9,50 Euro) oder auch der „Salat Nicoise“ oder ein Panissasalat für jeweils 8 Euro. Während Steiner nicht unglücklich darüber zu sein scheint, dass in seinem neuen Job zwar durchaus Fri- sche, aber eben nicht so sehr die Präzision gefragt ist, die er fast ein Vierteljahrhundert gewöhnt war, freut sich auch Becker, der immer schon an gastronomischen Themen interessiert war. Im Lokal gibt es lediglich 16 Plätze, acht weitere kommen in diesen Tagen nach draußen. Apropos kommen: Natürlich sei ihm der Ab- schied von Vincent und Liliane Moissonnier nicht leicht gefallen, sagt Steiner. „Aber ich bin ja in Köln, und sie können immer hier essen kommen.“ Little Foodie Ehrenstraße 25-27 Kölner Innenstadt Öffnungszeiten: von Montag bis Samstag 11-18 Uhr. 3
Till Riekenbrauk (l.) und Thomas Borninkhof in ihrem neuen Johann Schäfer Pop-up-Restaurant. Foto: Peter Rakoczy Coyacan Virtueller Kontinent am Friesenplatz Von Susanne Hengesbach Jeder, der sich der Bar von Kölns neuestem Lokal nä- ländisches verleihen. Genau das ist nach Worten von hert, wird dort wahrscheinlich versucht sein, an der Marc Schinköth das Konzept von „Coyacan“. „Hier wur- Handkurbel eines komischen Gerätes zu drehen, ohne de ein eigener, virtueller Kontinent geschaffen“, erklärt ahnen zu können, dass damit schon eine Berührung der Geschäftsführer, ein Kontinent, der sich irgendwie mit dem Wesentlichen erfolgt ist. Das Gerät ist nämlich zwischen Kalifornien und Peru erstrecke. Ein wenig eine Zuckerrohrpresse. Im gerade eröffneten „Coya- habe man auch versucht, das mexikanische Stadtvier- can“ am Friesenplatz können die Gäste Limonaden tel Coyoacán nachzubilden, wo einst die Stil-Ikone Fri- (oder Daiquiris) probieren, die im Wesentlichen aus da Kahlo gelebt hat. handgepresstem Zuckerrohrsaft bestehen; doch wird Der Laden ist also farbenfroh, aber nicht quietsche- dafür eine elektrischer Presse benutzt - die auf der bunt und stellt mit seinen vielen hölzernen Bestand- Theke ist nur Deko. teilen und Möbeln einen schönen Kontrast zu der Deko sind auch die vielen exotisch wirkenden Kunst- Stein-Stahl-Architektur des Gebäudes von Norman pflanzen, die teilweise von einer hölzernen Zwischen- Foster dar. Der britische Star-Architekt hatte den 55 decke in den Raum wuchern und diesem etwas Fremd- Meter hohen Büro- und Wohnkomplex, der Anfang 4
dieses Jahrtausends am Friesenplatz realisiert wurde, Ausführung (fünf Euro) gibt es die Variationen Butter- geplant - samt einem großen Wasserbecken im Innen- milk Apricot, Passionsfrucht Ginger oder Cucumber hof und einem mit Bäumen bepflanzten Hang, um für Jalapeño (jeweils 7,50 Euro). Mit 3,90 Euro liegt der die Menschen, die in diesem „Ring-Karree“ genannten Cappuccino am oberen Rand der Preisskala, das Müh- Komplex arbeiten und wohnen ein eigenes Raumklima len-Kölsch kostet 2,90 Euro (0,3l Flasche). zu schaffen. Während der zurückliegenden zwei Jahre - seit der Schließung der für diese Ecke des Friesenplatzes präg- nanten Lokale „Alex“ und „All Bar One“ - hat man sich an den Blick auf eine Baustelle gewöhnt. Nun ist mit dem „Coyacan“ die erste Lücke geschlossen, in weni- gen Wochen werden wohl auch die Transparente mit der Aufschrift „Psst... Hier passiert was Wundervolles!“ verschwunden und das neue „Wilma Wunder“ eröffnet sein. Das Lokal mit einer Ganztagsgastronomie gehört genauso wie das „Coyacan“ zu der in Bayern ansässi- gen, seit 23 Jahren bestehenden Enchilada Gruppe mit mehr als 170 gastronomischen Betrieben (auch außerhalb Deutschlands). Mit der sogenannten „su- namerican Bar“ am Friesenplatz wurde nach Worten des gebürtigen Freiburgers Schinköth ein Pilotprojekt verwirklicht, das „als Spielwiese fürs Unternehmen ge- dacht“ ist, jedoch ohne das Ziel, das Konzept zu verviel- fältigen. Während man auf den rund 170 Quadratmetern In- nenfläche nette Gegensätze wie Shabby Chic und Kronleuchter sieht und gottlob keine der gerade allge- genwärtigen Industrieleuchten, hat man draußen eine Terrasse mit 140 Außenplätzen. Wer ungesehen blei- ben möchte, wählt die kleine Innenterrasse mit Blick auf ein zurzeit leider leeres Wasserbecken. Die Karte bietet - wie meistens in der Systemgastro- nomie - keine kulinarischen Superlative, allerdings ein paar Überraschungen wie die Tatsache, dass im Burrito (9,90 Euro) auch Quinoa eingewickelt sein kann. Neben Coyacan unterschiedlichen Tacos (9,90 Euro), Salaten und Bowls Friesenstraße 80, (8,90 oder 9,90 Euro) gibt es auch Fajitas - Fleisch oder Köln, 0221-42918201 Garnelen plus Gemüse mit Weizentortillas (um 20 Geöffnet täglich ab 11.30 Uhr Euro). Unter der Woche gibt es eine Lunchkarte. Ein www.coyacan.de kleines Zwei-Komponenten-Menü mit einer Limona- de kostet 9,90 Euro. Bei den Cocktails steht eindeutig die Margarita im Vordergrund. Neben der klassischen 5
Dirk Holzmann stellt das neue „Sülzer Wirtshaus“ an der Zülpicher Straße vor. Foto: Peter Rakoczy Sülzer Wirtshaus Wirtshaus statt Waschsalon Von Susanne Hengesbach Es hat sich ausgetrommelt. Sämtliche Waschmaschi- nen. Der hatte damals das „Umbruch“ am Hohenzol- nenteile die jahrelang das Interieur des Café Wasch- lernring, wo Holzmann, Spitzname „Woody“ ab und zu salon geprägt haben, wurden entfernt, Mobiliar und Musik auflegte. Mit dem „Woodys“ an der Ecke Frie- Wandfarben aufgehellt. Die Beleuchtung ist nun weni- senstraße/Friesenwall begann die gemeinsame Gast- ger dimmrig, und auf der Fassade steht „Sülzer Wirts- ro-Karriere der zwei Männer, die wenig später am Frie- haus“. Gleichgeblieben ist die Person, die das Lokal vor senplatz in einem von Gerling geräumten Spielsalon wenigen Tagen an der Ecke Zülpicher Straße/Weyertal eine neue Lokalität eröffneten. eröffnet hat: Dirk Holzmann. Weil das Budget mit gerade mal 15 000 Mark damals Er führe ein Wirteleben, „seitdem ich denken kann“, bescheiden und die Nutzungszeit auf neun Monate sagt der 65-Jährige über sich selbst. Nach frühen Sta- begrenzt war, holten Holzmann und Walter Wasch- tionen in München und in Frankfurt, wo er aufwuchs, maschinenteile vom Schrottplatz und bauten aus den kam er ins Rheinland und lernte während seiner Zeit Trommeln die Tischfüße. Es war die Geburtsstunde des als Assistent der Geschäftsleitung bei der Monheimer ersten Kölner Waschsalons. Dass aus dem vereinbar- Brauerei seinen beruflichen Partner Jürgen Walter ken- ten Zeitraum von neun Monaten sieben Jahre wurden, 6
wird niemanden, der in Köln lebt, wirklich wundern. Auch an der benachbarten Ehrenstraße, in die der Waschsalon anschließend umzog, funktionierte das Konzept gut - bis heute. Hingegen war der Versuch, dieses auch nach Sülz zu transportieren, weniger er- folgreich. Als immer deutlicher wurde, dass insbeson- dere die Wochenenden am Weyertal ganz anders ver- liefen, als in der City und die erhoffte Schwemme von jüngeren Gästen ausblieb, zog das Gastronomen-Duo die Notbremse. Mit ihrem seit 13 Jahren in Deutz bestehenden „Brau- haus ohne Namen“ hatten Holzmann und Walter längst unter Beweis gestellt, dass sie auch bürgerlich können. Ergo wandelten sie den Sülzer Waschsalon innerhalb von einem halben Jahr in ein Brauhaus mit modernem Anstrich um, ließen die schönsten kölschen Redensar- ten aus dem Buch von Rolly Brings (Lück sin och Min- sche) rahmen und hängten sie an die Wände. Die Karte listet - zumindest bisher - nichts kulinarisch Überraschendes auf; neben Steaks mit verschiedenen Beilagen gibt es das Schnitzel Wiener Art mit Pom- mes frites (12,90 Euro), die Variante mit Champignons oder Pfefferrahmsoße (jeweils 13,90 Euro) sowie das echte Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat (17,90 Euro). Außerdem stehen Kleinigkeiten wie Krustenbrot mit Zwiebelmett (4,90 Euro), Currywurst mit Pommes fri- tes (8,90 Euro) oder Krüstchengulasch (8,50 Euro) auf der Karte. Außergewöhnlich ist das neueingeführte sogenannte „Frikadellen-Stündchen“ im Thekenbereich: Bei jedem zweiten Kölsch gibt es ein Frikadellchen gratis. Das ist doch mal was. Das Kölsch kommt übrigens von Sion, fließt nicht aus der Leitung, sondern kommt aus dem Sülzer Wirtshaus Fass und kostet im 0,2-Liter-Glas 1,70 Euro. Weyertal 47/ Ecke Zülpicher Straße Köln. Öffnungszeiten: Montags bis freitags ab 16 Uhr, samstags und sonntags ab 11.30 durchgehend. Küche bis 22.30 Uhr. 7
Eric Werner in seinem neuen Restaurant an der Krefelder Straße Foto: Peter Rakoczy Astrein Essen & Trinken „Stern ist nicht so mein Thema“ Von Susanne Hengesbach Wenn sich ein junger Sterne-Koch in unmittelbarer Thema. Ich hoffe viel mehr, dass den Gästen mein Re- Nähe eines etablierten Zwei-Sterne-Restaurants an- staurant gefällt. Denn das bin 100 Prozent ich.“ Ihm sei siedelt, bleiben bestimmte Fragen nicht aus. Klar wer- wichtig, dass „die Mitarbeiter einen schönen Arbeits- de er oft auf das nur wenige Meter entfernt liegende platz“ hätten und die Gäste gerne kämen. „Wenn diese „Le Moissonnier“ (seit vielen Jahren zwei Sterne beim Gegebenheiten geschaffen sind, kommt der Stern von „Guide Michelin“)von Vincent und Liliane Moisson- ganz alleine.“ nier und Eric Menchon angesprochen, sagt Eric Wer- In den vergangenen Monaten war Werner jedenfalls ner. Und natürlich wolle jeder von ihm wissen, ob er sehr mit den Bauarbeiten in seinem „Astrein“ beschäf- Sterne-Ambitionen für sein erstes eigenes Lokal habe. tigt. Die Location, in der sich zuvor eine Tapas-Bar be- Immerhin hat er - gerade mal 26 Jahre alt - für das Es- fand, wurde kernsaniert. „Neuer Boden, neue Wände, sener „Résidence“ zwei Michelin-Sterne geholt. neue Küche.“ Bei der Inneneinrichtung sticht farblich Heute, im Alter von 33 Jahren, sagt der gebürtige Hal- ein englisches Grün und viel Gold hervor, ein echter lenser, während er seinen anderthalbjährigen Sohn Hingucker ist das den Großstadt-Dschungel verdeut- Augustin auf dem Arm hält: „Stern ist nicht so mein lichende Wandbild mit Affen. Das in seinem Augen 8
schwierigste sei die Suche nach behaglichen Stühlen - drehbar und mit Armlehne - gewesen, erzählt er. Drei Jahre habe er nach geeigneten Restauranträumen ge- sucht hatte und am Ende Zweifel gehabt, ob er über- haupt was finde, ohne „eine Ablösesumme jenseits von Gut und Böse“ auf den Tisch blättern zu müssen. Dass es nun die Krefelder Straße geworden sei, sei Zufall. Aber er freue sich, dass mit „Le Moissonnier“, dem „Marcellino“ von Marcello Maldotti nebenan und „Metzger &Marie“ von Marc und Nadine Flogaus gleich um die Ecke, ein kulinarisches Zentrum entstanden sei. Wenn es am ersten August um zwölf Uhr offiziell los- geht, erwartet die Gäste ein täglich wechselndes Mit- tagsmenü für 25 Euro - bestehend aus vier Gängen. Abends kann man zwischen einem vegetarischen Sechs-Gang-Menü oder einem klassischen Fleisch/ Fisch-Menü wählen. (95 Euro) Die einzelnen Gän- ge gibt es aber auch als A-la-Carte-Gericht. In seiner neuen Heimat Köln wird Werner, der sowohl kreativ als auch handwerklich präzise arbeitet, klassische Ge- richte mit internationalen Akzenten anbieten. Bei den Weinen konzentriert der 33-Jährige sich ausschließlich auf europäische Weine und wird preislich bei unter 30 Euro pro Flasche beginnen. Astrein Essen &Trinken Krefelder Straße 37, Köln 02 21/ 95 62 39 90 Öffnungszeiten: Di bis Sa 12 bis 14.30 Uhr und 18 bis 21.30 Uhr (Küchenzeiten), Sonntags und montags Ruhetag. www.astrein-restaurant.de 9
Früher im Schlosshotel Bühlerhöhe, heute im eigenen Café in Zollstock: Leon de Kok. Foto: Uwe Weiser Café de Kok Kuchenteller wie Kunstwerke Von Susanne Hengesbach So langsam hat sich herumgesprochen, dass sich im ku- in der Top-Gastronomie - unter anderem im Schlossho- linarisch nicht wirklich üppig bestückten Zollstock eine tel Bühlerhöhe, im Schloss Augustusburg und im Porzer Perle aufgetan hat. Eine Perle deswegen, weil dort ein Sterne-Lokal „Zur Tant“ für 16 Jahre als Küchenmeister Mann mit Sterne-Küche-Erfahrung einen Betrieb eröff- in einem Versicherungskonzern tätig. Nun freut er sich, net hat, der zwar an seinem hohen Anspruch festhal- im eigenen Laden die Adjektive „einfach, bodenstän- ten, aber damit nicht automatisch die Gourmetschiene dig, authentisch, ehrlich und frisch“ zusammenbringen fahren möchte. Leon de Kok, ein Niederländer, dem zu können. aufgrund seines Namens (de kok = der Koch) der beruf- Das Ecklokal, eine ehemalige Glaserei, verdankt seinen liche Weg bereits vorgezeichnet war, möchte in seinem Charme dem alten Fliesenboden und dem Umstand, Café am liebsten alle Generationen und sämtliche Be- dass man man über ein halbes Dutzend Treppenstufen völkerungsschichten versammelt wissen. in einen Nebenraum gelangt, der früher die zur Werk- Eigentlich träume er bereits seit mehr als 20 Jahren da- statt gehörende Wohnung war. Dieser Raum lässt sich von, ein eigenes Café zu eröffnen, sagt der 45-Jährige. vortrefflich für kleine Feiern für bis zu 15 Personen nut- Statt dessen war er nach seiner zehnjährigen Erfahrung zen. 10
De Kok hat unterschiedliche Frühstücksvariationen im Angebot, vom Klassiker (6,20 Euro) bis zum strammen Max in der mediterranen Ausführung mit Spiegeleiern, Ruccola, Parmesan und Landbrot. Das Brot kommt üb- rigens von der Meisterbäckerei Bergheim, die Kaffee- bohnen von van Dyck. Neben Wraps, Sandwiches und Salat-Bowls liegt der Schwerpunkt auf einer saisonalen Auswahl an Kuchen und Törtchen (3,20-4,40 Euro), die de Kok aus hochwertigen Produkten wie Belgischer Schokolade und frischen Früchten herstellt. Derzeit sehr beliebt: die Passionsfruchttorte mit Joghurt und Waffelknusperboden. Jeder Kuchen wird individuell wie ein kleines Kunstwerk auf dem Teller angerichtet. „Das, glaube ich, gibt es in Köln sonst nirgendwo.“ Café de Kok Irmgardstraße 19 50969 Köln-Zollstock Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 9-18 Uhr. 0221 – 94644493 www.cafedekok.de 11
Michele Lavricella Ninotta (v.l.), Marco Piras und Sarah Piras in ihrer neuen Weinbar „Zippiri“ Foto: Michael Bause Zippiri-Wynbar Schinken und Salami zum Wein Von Susanne Hengesbach Das längste italienische Wort ist „precipitevolissimevol- auf der Zunge schmilzt. Mit dieser Anschaffung hat mente“ und bedeutet „Hals über Kopf“. Und genau das Piras im vor kurzen eröffneten Ableger der Gourmet- passierte vor vier Jahren, als Marco Piras sie in Vald- werkstatt „Zippiri“ die Basis gelegt für die „Tagliere Ber- obbiadene sah: Er verliebte sich Hals über Kopf - noch kel“ (10 Euro), einer feinen Schinken- und Salami-Aus- nicht ahnen könnend, dass sie irgendwann die Prima- wahl, die den Weingenuss begleiten könnte. Alternativ donna in einem Weinlokal auf der Aachener Straße ab- böten sich auch Krakensalat mit Kartoffeln und Minze geben würde. „Es ist wie beim Romanschreiben, man (14 Euro), Malloreddusu, ein sardisches Pastagericht fängt an und weiß oft noch nicht, wie die Geschichte (11 Euro) oder Kürbisvelluté (8 Euro) an. endet“, sagt Michele Lauricella Ninotta über die 120 Eine Seite Speisen und elf Seiten Wein - macht deut- Kilo schwere Errungenschaft seines Schwiegervaters: lich, wo in dieser Lokalität (dem Melaten-Friedhof die leuchtend rote Aufschnittmaschine, die aufgrund gegenüber) der Schwerpunkt liegt. Der Gast kann un- der extremen Schärfe ihrer Klinge in der Lage ist, eine ter 100 Weinen wählen, sardischen und italienischen Scheibe Prosciutto mit nur einer Umdrehung abzu- Edeltropfen, aber auch deutschen Weinen etwa vom schneiden - so hauchdünn, dass der Schinken praktisch Kaiserstuhl oder aus der Pfalz. Sämtliche Weine gibt es 12
glasweise (jeweils 0,15l) beginnend bei 5 Euro etwa für den sizilianischen Castello Svevo bis hin zum kostbaren 2012er Masseto (Tenuta dell‘ Ornellaia) aus Bolgheri, „der Wiege der neuen Rotweine Italiens“, wie es Lau- ricella Ninotta umschreibt. Für ein Glas muss man 200 Euro berappen. Genießen kann man aber auch preiswerter: das Glas Torbato 161 Cuvée aus Sardinen oder Grauburgunder Kabinett von Salwey oder der sizilianische Grillo di Mo- zia sowie der interessante Newcomer Montessu (Agri- cola Punica) kostet neun Euro. Marco Piras, seine Tochter Sarah sowie Schwiegersohn Michele dürften viele Kölner bereits durch ihr Restau- rant auf der Riehler Straße kennen. Sechs Monate hat die Familie geschuftet und containerweise Schutt her- ausgeschafft, um die ehemalige orientalische Speise- gaststätte „Dubai“ in ein helles Lokal zu verwandeln, das neben dem eigentlichen Gastraum mit 36 Plätzen über einen Gesellschaftsraum und eine Terrasse (zur Seite hin) verfügt. Bevor sich zum Abend hin die „Wyn“- Bar öffnet, in deren Logo klar ein Weinglas zu erkennen ist, kann man unter der Woche mittags zwischen einem schnelles Lunchgericht (für 8 bis 10 Euro) oder einem kleinen Drei-Gang-Menü (20 Euro) wählen.. Zippiri -Wynbar Aachener Straße 259, 50931 Köln 02 21/42088451 Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 12- 14 und 18-23 Uhr, samstags und sonntags 17- 23 Uhr, dienstags Ruhetag 13
Ina Maaß und Kai Schlie in ihrem neuen Bistro im Mauritius-Viertel Foto: Peter Rakoczy Frau Maaß und Herr Schlie Ein Hauch Asien und Österreich Von Susanne Hengesbach Ein Handyverbot, wie es vereinzelte Gastronomen in- rer gemeinsamen Zeit im Salon Schmitz so harmonisch zwischen in ihren Räumlichkeiten verhängt haben, verläuft, dass eine gemeinsame Selbstständigkeit fast damit Gäste nicht permanent auf ein Display glotzen, zwingend erschien. wird in einem neuen Kölner Bistro nicht nötig sein. Bei Die gibt es nun in Form dieses charmanten Mittags- „Frau Maaß und Herr Schlie“ reden die Gäste miteinan- tischs im Mauritius-Viertel. Die Lage ist insofern kein der, ohne dass man sie dazu auffordern müsste. Man Zufall, als Schlies Eltern rund ein Vierteljahrhundert in unterhält sich, debattiert, schwätzt, scherzt - und das einem Hinterhof der Huhnsgasse Quiche und Patisse- nicht nur mit dem Gegenüber, sondern gerne auch mal rie verkauften. Den Laden gibt es zwar nicht mehr, aber mit der Person drei Tische weiter. Sie selber habe keine das französische Gebäck wollte Kai Schlie nicht aufge- Erklärung dafür, weshalb selbst Leute, die zum ersten geben wissen. Als vorne der ehemalige Kiosk frei wur- Mal kommen, beim Hinausgehen den Eindruck haben, de, schien das wie ein Wink des Schicksals. einen vertrauten Ort zu verlassen, sagt Ina Maaß und Seit der neunmonatigen Hardcore-Renovierung weiß lacht. Vielleicht liegt es daran, dass die „Arbeitsehe“, Maaß, dass sie nicht nur kochen, sondern auch Wände die sie mit ihrem Kompagnon Kai Schlie führt, seit ih- kacheln und Bodenfliesen verlegen kann. Gleichwohl 14
freut sich die 41-Jährige, die ihre Ausbildung im itali- enischen Parma absolviert hat, wieder mehr mit Spei- sen zu tun zu haben - beispielsweise mit den Cannelés, französischen Gebäckstücken, die von karamellisier- tem Zucker umgeben sind und innen Ähnlichkeit mit einem Schwamm haben. Das Lustige sei, dass ihr Part- ner Kai neben seiner frankophilen Neigung auch ein großes Faible für asiatische Küche habe - insbesondere libanesisch und chinesisch - „und das mit Österreich paart“. Sein Schweinsbraten in deftiger Biersauce oder asiatisch mariniert sei jedenfalls unübertrefflich. Was für Gerichte auf der Schiefertafel stehen, hängt davon ab, was Maaß und Schlie gerade auf dem Markt entdeckt haben. Unschwer zu erkennen ist ihre Lust, Frankreich abzuwandeln. So gibt es ihre Quiche (4,90 Euro) auch mit Süßkartoffel, Spinat und Cheddar oder mit Tomate-Zucchini-Pesto und Pinienkernen. Eines der wechselnden Tagesgerichte kann der italienische Linseneintopf mit Parmesan sein (5,90 Euro), oder Pappardelle mit Brokkoli und Schafskäse. Salate kön- nen aus Rote Beete, Möhren und Cranberries bestehen oder aus Rotkohl, Mango, Orange, Apfel und Petersilie (kleine Portion 3,80, große 6,40 Euro). Außerdem gibt es Kuchen und Gebäck - angefangen von „Herrn Schlies Apfeltasche“ (1,80 Euro) bis hin zum Schokobömbchen für 4,50 Euro. Sämtliche Gerichte kann man in Zucker- rohrverpackung mitnehmen. Anstelle vermeidbarer Coffe-to-go-Becher, sammelt das Paar „hässliche alte Porzellantassen“ zum Weitergeben, und die meisten kommen wieder. Frau Maaß und Herr Schlie Huhnsgasse 37, 50676 Köln. Öffnungszeiten montags bis freitags 11-17 Uhr. 15
Betriebsleiterin Viktoria Grihn im neu eröffneten Restaurant „Coa“ am Friesenplatz Foto: Max Grönert „Coa“ am Friesenplatz Wok, Bowls und Winkekatzen Von Susanne Hengesbach Vorab die Antwort auf eine bisher nicht gestellte Frage Käser ist Geschäftsführer der in Frankfurt ansässigen für die Rubrik „Köln in Zahlen“: 644. Sage und schrei- Coa Holding GmbH, die seit 2005 in mehr als einem be 644 goldene Winke-Katzen schmücken die hintere Dutzend deutschen Städten Coa-Restaurants etabliert rechte Wand von Kölns neuestem Lokal. Geht man da- hat. Wenn übernächste Woche die inzwischen fünf- von aus, dass Manekineko bereits als Einzelausführung te Frankfurter Filiale in Betrieb gegangen ist, sind es Glück bringt, kann im gerade an den Start gegangenen mit Prag (als bisher einziger nicht deutscher Stadt) 17 „Coa“ nichts schiefgehen. Standorte. Auf circa 450 Quadratmetern können Gäste eine Küche Ursprünglich ist das Unternehmen - unterstützt durch erleben, die sich gar nicht den Anstrich gibt, authen- Sternekoch Holger Stromberg, der auch die deutsche tisch asiatisch rüberkommen zu wollen, obschon die Fußball-Nationalmannschaft bekocht hat - mit dem drei Buchstaben Coa für „Cuisine of Asia“ stehen. „Wir Slogan „Asian food and Dinks“ gestartet. Inzwischen wollen frisches, gesundes und leckeres Essen bieten“, hat man sich „Wok & Bowls“ aufs Banner geschrieben betont Arthur Käser, der das Konzept mit dem einen und bietet in allen Restaurants eine einheitliche Karte Wort „Wohlfühlessen“ zusammenfasst. mit 20 Hauptgerichten, die mal weniger frei mal um so 16
mehr interpretiert werden. So lassen sich bei „Mr. Te- riyaki“ mit Entenbrust, Pak Choi, Sojasprossen, Brokko- li und Jasmin-Duftreis (12 Euro) oder beim Erdnuss-Co- cos-Chicken (11,50 Euro) noch eindeutigere asiatische Anklänge feststellen als etwa bei der „Spring Time Bowl“ (10,25 Euro) mit Quinoa, Goji Beeren, Mango, Kirschtomaten, Babyspinat und Rote-Bete-Mayo oder den „Italian Hipster“ genannten Dumplings, mit Sal- siccia, Garnelen und Thai-Pesto gefüllten, gedämpften Teigtaschen (drei Stück 5 Euro). Interessant sei, sagt Operations Manager Steven Sar- war, dass sogar asiatische Gäste am Nicht-Authen- tischen großen Gefallen fänden und dass bei den hausgemachten Sommerrollen (zwei Stück 3,75) die traditionell mit Garnelen, Gemüse und Reisnudeln gefüllte Version genauso gut ankomme, wie die mit Frischkäse-Reis. Das Unternehmen legt großen Wert auf den Einsatz frischer Kräuter, verzichtet komplett auf Glutamat und bietet neben herkömmlichen Getränken eine kleine Auswahl hochwertiger Tees wie den handgerollten Jas- mintee Thai (3,90 Euro) oder den süßen Hortensientee aus Japan (4,20 Euro). Es gibt aber auch Kölsch - aller- dings nur aus der Flasche. Insgesamt verfügt das im Erdgeschoss des neuen Weingarten-Damenhauses gelegene Restaurant über 135 Plätze, eine Bar und einer dritten - AKK wird‘s be- geistern - „All Gender Restroom“ genannten Toilette. Coa Friesenplatz 2-8, 50672 Köln. Telefon: 0221- 27848500 Öffnungszeiten: Montags bis sams- tags 11-23 Uhr, sonntags 12-22 Uhr. www.coa.as 17
Stefan Rüßel vor dem gemütlichen Kachelofen. Foto: Uwe Weiser Zum Marienbildchen Prinzen-Gardist am Ruder Von Susanne Hengesbach Um zu verstehen, was in den letzten Monaten in der gerne sagen, zwischenzeitlich als „Bagatelle“ und an- Lindenthaler Gaststätte „Zum Marienbildchen“ gesche- schließend noch kurz als Weinstube zu führen. hen ist, könnte man sich folgendes Szenario vor Augen „Es hat sich, wie ich höre, nicht durchgesetzt“, sagt der führen: Bundeskanzlerin Angela Merkel beschließt ei- neue Betreiber Stefan Rüßel, der das alt-eingesessene nes Morgens vor dem Ankleiden, dass sie lange genug Wirtshaus in kurzer Zeit wieder zu dem gemacht hat, Hosenanzüge getragen hat und nun Kostüme an der was es rund 45 Jahr unter der Führung der Familie Krä- Reihe sind. Ihr erstes öffentliches Auftreten im Rock mer gewesen war: Ein Ort, an dem man gutbürgerlich wird von den Parteigenossen enthusiastisch gefeiert, essen und frisch gezapftes Reissdorf-Kölsch (1,70 Euro) doch schon bald zeigt sich, dass ihre Stammwähler den trinken kann. radikalen Wechsel nicht gutheißen, so das die Regie- Rüßel ist gelernter Koch, hat eine Weile im Ausland - rungschefin schon bald wieder zu ihrer Traditionskluft darunter auch in New York - gearbeitet, eine Zeit lang greift. die Gäste auf dem Kreuzfahrtschiff „Hanseatic“ be- Ähnlich verlief wohl auch der Versuch, das im Jahre kocht und hat im Delfter Haus am Herd gestanden. Er 1874 erbaute kleine Marienbildchen, wie die Kölner ist Regimentskoch bei der Prinzen-Garde und wohnt 18
seit 15 Jahren selber in Lindenthal, was man sicherlich als Heimvorteil werten kann. Bei der Übernahme hat Rüßel wieder die alte Bestuh- lung in den Gastraum zurückgebracht und die Spei- sekarte geändert. Gäste erwartet im neuen alten Marienbildchen neben einem ständig wechselnden Tagesgericht wie etwa Schweinerückensteak mit haus- gemachtem Kartoffelsalat (12,90 Euro) eine kleine fes- te Karte, auf der unter anderem das Kutscherkotelett (500 Gramm) mit Pommes frites oder Bratkartoffeln Schmorzwiebeln, Bärlauchbutter und hausgemachten Krautsalat für 17,90 Euro stehen oder der scharfe Lin- denthaler, die Currywurst mit hausgemachter Currysa- uce und Pommes frites (8,90 Euro) sowie Kölsche Ta- pas mit Flönz und Levverwoosch sowie Mett (von der Metzgerei Schlömer) für 13,90 Euro. Jeweils mittwochs gibt es von 17.30 Uhr an frische Reibekuchen (ab 7,40 Euro). Rüßel hat sich übrigens als kommunikationsför- dernde Maßnahme bewusst gegen einen Fernseher im Lokal entschieden. Zum Marienbildchen Valkenburgstraße 21, 50935 Köln, Telefon: 0178-8155495 Geöffnet ist das Restaurant täglich außer mon- tags ab 16.30 Uhr. www.zummarienbildchen.de 19
Südamerikanisches Flair weht durch Metin Alpaydins Kombination aus Bar und Restaurant. Foto: Peter Rakoczy Barito Neuanfang einer alten Kultkneipe Von Susanne Hengesbach Wenn eine ehemalige Kultkneipe kernsaniert und in ein „Cubanito“, wie der Laden zwischendurch hieß) recht schönes Lokal verwandelt wird, ist das stets eine etwas gründlich verändert. heikle Sache. Zumindest aus Sicht ehemaliger Stamm- Die Wände wurden in einem edlen Schlammton gäste, die gefühlt oder tatsächlich Jahre ihres Lebens getüncht, die hohen Decken wirken wie vergoldet. Me- im Kölschdunst und Nikotinnebel verbracht und heute tin Alpaydin, der seit zwölf Jahren in der Gastronomie zerfurchte Gesichter haben, aber dennoch mit leucht- tätig ist und zuletzt im „Barrios“ auf den Ringen als enden Augen von durchzechten Nächten schwärmen. Barchef gearbeitet hat, hat mit Unterstützung seiner Wer mit solch verklärter Sicht oder nostalgischen Erin- Familie, wie er sagt, eine Menge Geld investiert, um nerungen die Räume des einstigen EWG betritt, in der sich seinen Traum von einem Lokal zu erfüllen, das Bar Hoffnung, dort noch Spuren von einst zu finden, wird und zugleich Restaurant ist und ein südamerikanisches sich zumindest darüber freuen, dass die schöne hölzer- Flair verströmt. ne Eingangstür, der Fußboden und die alten Heizkör- „So etwas hat bisher in Köln gefehlt“, ist sich der per - jetzt allerdings in perfekter Lackierung - erhalten 35-Jährige sicher. Dass er nicht auf der Sonnenseite der geblieben sind. Ansonsten wurde das EWG (respektive Aachener Straße sitzt und (noch) keine Außengastro- 20
nomie hat, betrachtet er nicht als Nachteil. Fünf Jahre habe er am Konzept für sein „Barito“ gefeilt. Die 160 Quadratmeter große Location, in der früher unter an- derem ein großer Billardtisch stand, ist mit nunmehr 55 Plätzen sehr großzügig möbiliert. Die (kleine) Spei- sekarte bietet neben Nachos ( sechs/sieben Euro) Sala- ten (ab 13,50 Euro) oder Guacamole (drei Euro) sowohl vegetarische Quesadillas (11,50 Euro) als Variationen mit mit gegrilltem Käse und Rumpsteakstreifen und Gemüsen (14,50 Euro) oder Hähnchenbruststreifen (13 Euro). Der Thunfisch vom Grill mit Couscous kostet 22,50 Euro. Die Cocktails, zum Beispiel der „Oaxaca“ (neun Euro) mit Mezcal, Limette, Agavendicksaft, Orange, Zitro- nensalz und Koriander kosten neun oder zehn Euro. Offene Weine bekommt man ab fünf Euro (0,15l). Barito Aachener Straße 59/Ecke Moltkestraße, Köln Telefon: 0221/16921865, Öffnungszeiten: Täglich ab 17 Uhr. www.barito.eu 21
Angelika und Paul Fenna im Daisys Tearoom & Garden. Foto: Claudia Mund Daisys Tearoom & Garden Tea-Time wie bei Queen Victoria Von Claudia Mund Welcome to the Café“ stand auf dem kleinen Schild allem wegen seiner Scones ein begehrter Treffpunkt. direkt über dem Esszimmertisch. Paul und Angelika „Ich liebe selber die Scones“, gesteht Angelika Fenna. Fenna nahmen es bei der Besichtigung des kleinen Mit Rosinen und Cranberries präsentiert sich das ty- Fachwerkhäuschens als Zeichen und kauften das aus- pisch englische Gebäck in Gestalt einer leicht aus der gefallene Objekt in der Gütergasse 21. Schon länger lie- Form geratenen süßen Semmel, entpuppt sich aber als bäugelten sie mit der Idee, eine kleine gastronomische deutlich sättigender. Lokalität ganz nach ihrem Geschmack zu gestalten. Mit „Wir backen sie immer frisch, das schmeckt einfach dem in der Nähe gelegenen Daisys Café in der Wahner besser“, erklärt Ehemann Paul - noch warm verzehrt, Straße hatten sie ihren ersten erfolgreichen Probelauf kann sich das typische Aroma der Scones erst richtig absolviert. Dass letzten Endes ein „Tearoom & Garden“ entfalten. Im Cream Tea-Arrangement verzehrt man aus dem Daisys-Ableger wurde, liegt bei Paul Fennas zwei Stück davon mit Clotted Cream und herrlich englischer Herkunft nahe. fruchtiger Erdbeermarmelade. Den Tee zur Kuchenal- Der mittlerweile nicht mehr ganz so geheime Tipp für ternative wählt der Gast ganz individuell aus. Ein Sor- Liebhaber britischer Back- und Frühstückkultur ist vor timent aus Schwarz-, Grün-, Kräuter- und Früchtetees 22
bietet etwas für jeden Geschmack, natürlich steht für tiken Tässchen serviert, Etageren beherbergen die Schwarztee-Genießer das obligatorische Milchkänn- hübsch dekorierten Gebäckstücke. Die zu Lampen um- chen bereit. funktionierten Charlie-Chaplin-Hüte sind nur eines von Kennengelernt hat sich das englisch-deutsche Ehe- vielen i-Tüpfelchen in einem Sammelsurium sorgsam paar 1994 im Woody‘s, einer Bar am Friesenplatz. Den zusammengetragener Dinge. gebürtigen Liverpooler, der in Manchester aufwuchs, „Die Hüte haben wir aus dem Charlie-Chaplin-Muse- führte sein Beruf bereits in den 80ern nach Deutsch- um in der Schweiz mitgebracht“, berichtet Paul Fen- land. Sein europaweit operierendes Unternehmen für na über eine seiner Reisen, die ihn und seine Gattin Teppichverlegung hatte einen Auftrag in Köln, als sich in die Ferne führten. Verschiedenste Hotelkategorien, Paul und Angelika zum ersten Mal im Holiday-Inn am Ferien- und Wohnanlagen hat er von innen gesehen, Kölner Flughafen sahen und später im Woody‘s ins Ge- im eigenen Haus kenne er jeden Winkel - schließlich spräch kamen. 1995 zogen die aus der Gastronomie hat er es selbst umgebaut. Vieles, wie ein zusätzlicher kommende Norddeutsche und der Brite mit dem Faib- Durchgang, habe gemacht werden müssen, damit das le für Deutschland nach Zündorf. Als 2013 das urige Gebäude Café-tauglich wurde. Häuschen unweit der Groov zum Verkauf stand, erfüll- Letztendlich entspricht das Ergebnis der langwieri- ten sie sich ihren Traum vom Tearoom & Garden. Nach gen Renovierungsarbeiten der ursprünglichen Idee viereinhalb Jahren bürokratischer Hürdenläufe wurde vollkommen. „Unser Baby“, bestätigt Ankelika Fenna endlich eine Baugenehmigung erteilt - die Verwand- lächelnd, „ist wirklich so geworden, wie wir es uns lung vom verwinkelten Wohnhaus zum interessanten vorgestellt haben.“ Reservierungen für das Frühstück Brit-Café konnte beginnen. und den Sonntagnachmittag sind mittlerweile ratsam, Bereits 2003 hatte das Paar mit gezielten Käufen bei wenn man im Daisys Tearoom & Garden nicht umsonst Ebay und auf Flohmärkten angefangen, Möbel und aufschlagen will, auch die Plätze im zauberhaft roman- Porzellan zu sammeln, von ihren Groß- und Urgroßel- tischen Garden vor dem Eingang sind zu diesen Zei- tern übernahm Angelika das alte Geschirr. Für so man- ten rar. Mit einem Konzept, Durchhaltevermögen und ches Teil, das heute im Daisys Tearoom & Garden zu Herzblut haben die Fennas einen Ort geschaffen, der bewundern ist, vergingen erst einmal Jahre der Zwi- für Gäste und Mitarbeiter gleichermaßen attraktiv ist. schenlagerung bis es seinen Bestimmungsort erreich- te. Die zierliche Eingangstür der wunderbar altmodi- schen Location öffnete sich im April 2018 offiziell. Der Victoria Sponge Cake, den schon die große Monarchin zum Five o‘Clock Tea genoss, steht in der Kühlvitrine. Daisys Tearoom & Garden Ein variierendes Angebot raffiniert komponierter Tor- Gütergasse 21, hat dienstags bis freitags von 9 ten und Kuchen erwartet den Teetrinker und beständig bis 18 Uhr und samstags bis sonntags von 9.30 liegt der Duft englischer Scones nach dem Rezept von bis 18 Uhr geöffnet. Frühstück gibt es jeweils Paul Fennas Auntie (Tantchen) Pat in der Luft. bis 13 Uhr. Verzückt schaut sich der Gast im Tearoom um, ein Telefon: 02203-806 783 4 Wohlgefühl stillstehender Zeit umfängt ihn im stimmi- www.daisys-cafe.de gen Interieur, die hübschen Einrichtungsgegenstände verraten eine ausgeprägte Liebe zum Detail. Grüne, blaue und rot-karierte Sitzbezüge fügen sich ideal in dunkle und weiß lackierte Möbelhölzer ein. Nicht nur der Tee, auch die Konfitüre wird in hauchdünnen, an- 23
Barkeeper Simon Bach in der Cocktailbar „Woods“ Foto: Michael Bause Woods Drinks unter der Holzwelle Von Tim Attenberger In der neuen Cocktailbar „Woods“ an der Friesenstraße gen. Die Inhaber sehen die Partymeile im Friesenvier- hat alles mit der Decke begonnen. Die Inhaber haben tel, in dem in den vergangenen Jahren bereits mehrere die ehemaligen Räume der „Stuck-Bar“aufwendig sa- Cocktailbars mit hochwertigem Angebot eröffneten, niert und zunächst eine wellenförmige, aus Eiche ge- an einem Wendepunkt. fertigte Holzdecke eingebaut. Sie läuft an der Wand Die Barkeeper Simon Bach und Ann-Katrin Schäfer - hinter dem Tresen herunter und endet in mit LED-Leis- beide arbeiteten zuvor im „Ona Mor“ an der Roonstra- ten beleuchteten Regalen für die Spirituosen. Diese ße - haben zum Start eine Karte mit 21 Eigenkreationen Konstruktion war der Ausgangspunkt für alle weiteren entwickelt, drei davon sind alkoholfrei. „Wir haben uns Überlegungen. Das Material Holz dominiert deutlich, dafür entschieden, den Wald und die Natur auch zum die Oberfläche des Bar-Tresens ist aber im Kontrast mit Thema bei den Drinks zu machen“, sagt Bach. Das zeige einer Lederoberfläche überzogen. sich an vielen der Cocktail-Namen, wie etwa beim „Zie- Das „Woods“ verfügt über nur 28 Sitzplätze und eine genpeter“ aus Gin, Apfel, Ziegenfrischkäse und Thymi- intime Atmosphäre. Eine Außenterrasse steht vorerst an. Bach will das „Woods“ nicht mit einer bestimmten nicht zur Verfügung, könnte aber im Sommer 2020 fol- Spirituose verbunden wissen, dazu sei das Angebot 24
„zu breitgefächert“. Bei einem Blick in die Karte fällt dennoch auf, dass mehrere Drinks angeboten werden, die Korn enthalten, was in der Barszene seltener vor- kommt. So besteht der „Korn n‘Heu“ etwa aus Korn, Heu, Zitrone und Eiweiß. Dazu wird eine Scheibe Pum- pernickel serviert. Ann-Katrin Schäfer hat der Bar eine weitere besondere Note verliehen. Sie entwickelte in Kooperation mit der Kölner Kaffeemanufaktur Heilandt eine eigene Mischung mit Sorten aus Peru und Sumat- ra, die sich speziell für die Cold-Brew-Methode eignet, bei der Kaffee kalt zubereitet wird. Die Gäste können diesen pur probieren, er kommt aber auch in Drinks zum Einsatz, wie etwa beim „Coffee O‘Clock“ mit ge- reiftem Barbados-Rum und Walnüssen. Woods Friesenstraße 49, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag von 18 Uhr bis 1 Uhr sowie Freitag und Samstag von 18 Uhr bis 2 Uhr. Montag und Dienstag sind Ruhetage. www.woods-cologne.de 25
Tobias Mintert setzt in seiner neuen Kneipe „Forelle blau“ vor allem auf viele gezapfte Biere. Foto: Eduard Bopp Forelle Blau Schwester der Barracuda-Bar Von Sarah Brasack Nach dem Barrakuda siedelt sich jetzt ein weiterer je“ abgab. Doch damals eröffnete der gebürtige Wup- Fisch im Belgischen Viertel an: die Forelle. Zufall? Kei- pertaler gerade die „Bar Zwei“ in seinem Heimat-Vee- neswegs. Denn die Kneipe „Forelle blau“, die am heu- del Ehrenfeld und war mehr als ausgelastet. Aus dem tigen Samstag in der Bismarckstraße 44 eröffnet wird, „Bierstüffje“ machten andere Betreiber darum zu- hat den gleichen Betreiber wie die Barracuda-Bar. „Ei- nächst das „Bierchen“ - bis vor zwei Wochen. gentlich wollte ich gar nicht unbedingt einen neuen Deutsche Bier-Spezialitäten Laden haben. Aber das hier war jetzt wirklich nahelie- Jetzt also „Forelle blau“. So klassisch wie der Name ist gend“, sagt Tobias Mintert (44), grinst und zeigt auf die auch das Programm: Vor allem deutsche Biere soll es Tür hinten an der Tanzfläche in seiner Barracuda-Bar. geben, allein zehn Sorten vom Fass: „Für einen 35-Qua- Wer sie öffnet, steht direkt im Eingang zur „Forelle dratmeter-Laden ist das echt eine Ansage.“ Neben Gaf- blau“. Näher aneinander geht‘s nicht. fel-Kölsch (0,2 Liter für 1,80 Euro) sollen dabei auch ein Die Gelegenheit zur freundlichen Übernahme der Pale Ale, das Südstadt-Pils vom Brauhaus Johann Schä- Kneipe hätte Mintert schon vor zwei Jahren gehabt, als fer oder das „Fette Wies“ vom Burgerladen „Fette Kuh“ Wirtin Brigitte Voigt nach über 20 Jahren ihr „Bierstüff- aus den Hähnen fließen. Das von den „Bierchen“-Vor- 26
gängern gebraute gleichnamige Bier (0,3 Liter für 3,50 Der Schriftzug über der Kneipe, der in Arbeit ist. Und Euro) wird weiterhin angeboten. „Ein Laden transpor- ein Äquivalent für die „Forelle“zum imposanten Plas- tiert immer eine Geschichte. Die möchte ich weiter- tik-Barrakuda, der in der Nachbar-Bar über dem Tresen erzählen“, sagt Mintert. Weshalb er auch das „Bier- hängt. Mintert: „Ich bin auf der Suche.“ chen“-Thekenteam weitgehend übernommen hat. Die Weine auf seiner Karte? Ebenfalls überwiegend aus Deutschland. Auf den derzeit schwer angesagten Gin Tonic will Tobias Mintert in der „Forelle“ bewusst ver- zichten. „Den gibt es überall sonst. Hier wird dafür ein Doppelwacholder im Angebot sein, außerdem andere deutsche Spirituosen und Edelbrände.“ In naher Zu- kunft will Mintert zudem Essen anbieten: „Eintopf, Fri- kadellen, Sauerkraut, deutsche Kneipenspeisen knapp über dem Selbstkostenpreis.“ Viel verändert im Belgischen Viertel Wie er, der seit 12 Jahren die Barracuda-Bar führt, das Belgische Viertel bewertet? „Es hat sich viel verändert, und das nicht nur unbedingt zum Guten. Früher war das Ausgehverhalten so, dass die Leute explizit ins Bel- gische gekommen sind, weil es keine anderen Optio- nen gab.“ Mittlerweile hätten andere Viertel, allen vo- ran Ehrenfeld, stark nachgezogen. „Wir können uns im Belgischen also nicht auf unseren Lorbeeren von vor zehn Jahren ausruhen.“ Darum hat Mintert auch sei- ner Barracuda-Bar gerade einen komplett neuen Look verpasst: Ein kühles Grau mit Lichtleisten lässt die Räu- me raumschiffhaft futuristisch wirken. Während in der Club-Bar weiterhin die Musik im Vordergrund steht, soll es in der „Forelle“ gemütlich zugehen - auch auf den zwölf Sitzplätzen vor der Tür. Wo man den Chef der nunmehr drei Kölner Bars künf- tig hinter der Theke finden wird? „Am liebsten würde ich mich in drei gleichen Teilen zerreißen. Realisti- Forelle Blau scherweise werde ich aber jeweils da arbeiten, wo der Bismarckstraße 44, Bedarf gerade am größten ist.“ Das ist momentan die Köln „Forelle“, wo in Nachtschichten gezimmert wird. Die Öffnungszeiten Mo-Do, 17 bis ca. 2 Uhr, Fr-So, Konzession hat er erst am Freitagmorgen erhalten, 16 Uhr bis open end. in letzter Sekunde also. Dass Ex-Wirtin Brigitte Voigt zur Eröffnung aus Gran Canaria einfliegt, freut ihn be- sonders. „Sie wird von ihren alten Stammgästen am Flughafen abgeholt.“ Was jetzt noch zum Glück fehlt? 27
Impressum Verlag M. DuMont Schauberg GmbH & Co. KG Expedition der Kölnischen Zeitung Amsterdamer Str. 192 50735 Köln Redaktion: Thomas Kemmerer (verantwortlich) Susanne Hengesbach, Tim Attenberger, Norbert Ramme, Raphael Markert, Sarah Brasack Gestaltung: Timo Schillinger *Schlussseitenbild: 28 thinkstock
Sie können auch lesen