Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr

Die Seite wird erstellt Jörn Wittmann
 
WEITER LESEN
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
Neue Antriebskonzepte für KFZ
          und die Probleme der Feuerwehr

Dipl.-Sicherheitsing. (FH) Timo Frese
Am Wiesbach 1
55457 Gensingen

Tel.: 06727 / 2489 476
Mobil: 01573 / 2662 376

E-Mail: timo.frese@arcor.de
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
Die heutzutage aktuelle Fahrzeugtechnologie auf den Straßen ist in einem Umschwung
und ändert sich immer schneller. Diese Tatsache stellt die Feuerwehr und andere
Hilfsorganisationen vor neue Herausvorderungen. Der Kenntnisstand der Feuerwehr sollte
immer aktuellen sein, was passive und aktive Sicherheitstechnik im PKW und Alternativen
Antriebe der PKWs anbelangt. Durch die Alternativen Antriebe ergeben sich neue
Gefahren für die Einsatzkräfte am Einsatzort bei einem Verkehrsunfall mit Fahrzeugen
dieser Art. Nach der Statistik des Kraftfahrtbundesamt fahren zum 1.Januar.2012 auf
Deutschlands Straßen insgesamt 43 Mio. PKWs, davon sind 47.642 mit Hybrid-Antrieb,
456.252 mit Flüssiggasantrieb, 74.853 sind Erdgasfahrzeug und 4.541 sind
Elektrofahrzeuge. Somit sind 1,25 PKWs von Hundert mit einem Alternativen Antrieb. Die
Tendenz ist steigend. Wenn man die Statistik des KBA von 2011 und 2012 vergleicht, hat
die Anzahl der PKWs in Deutschland mit Benzin und Dieselantrieb um 1,41 % zu
genommen. Dagegen hat die Anzahl der PKWs mit Hybrid, Flüssiggas, Erdgas und
Vollelektroantrieb im selben Zeitraum um 10,11 % zugenommen.
Am 1.Januar.2013 waren 1,48 von 100 PKWs mit alternativen Antrieben ausgestattet.
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
Inhaltsverzeichnis
1 Antriebsarten....................................................................................................................1
   1.1 Elektro-Hybrid-Antrieb und Vollelektroantrieb...........................................................3
   1.2 Wasserstoffantrieb und Brennstoffzelle.....................................................................7
   1.3 Flüssiggasantrieb......................................................................................................9
   1.4 Erdgasantrieb..........................................................................................................11
2 Am Einsatzort.................................................................................................................13
   2.1 Gefahren der Einsatzstelle......................................................................................13
   2.2 Fahrzeugaufstellung................................................................................................21
   2.3 Erkunden und Sichern.............................................................................................22
   2.4 Einsatzablauf...........................................................................................................25
   2.5 Abschluss................................................................................................................26
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
1        Antriebsarten

Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Unter dem Begriff Hybrid versteht man die Kombination mindestens zweier
Antriebstechnologien in einem Fahrzeug. Die herkömmliche Variante im PKW ist in der
Regel ein Verbrennungsmotor in Verbindung mit einem Elektromotor.
Ein Pkw mit Vollelektroantrieb besitzt nur eine Antriebstechnologie, diese treibt das
Fahrzeug zu 100% elektrisch an.

Wasserstoffantrieb und Brennstoffzelle
Der als Treibstoff dienende Wasserstoff wird auf zwei verschiedene Arten verwendet. Er
wird entweder für den Motor als Alternativ Treibstoff benutzt oder als Brennstoff in einer
Brennstoffzelle verwendet und dort in elektrischer Energie umgewandelt, mit der ein
Elektromotor angetrieben wird.

Flüssiggasantrieb
Bei einem Flüssiggasantrieb handelt es sich um einen meist bivalenten Antrieb (Ein Motor
der mit zwei verschiedenen Triebstoffen arbeitet), der zum einen mit Flüssiggas (Propan-
Butangemisch) und zum anderen mit Ottokraftstoff angetrieben wird.

Erdgasantrieb
Bei einem Flüssiggasantrieb handelt es sich um einen meist bivalenten Antrieb (Ein Motor
der mit zwei verschiedenen Triebstoffen arbeitet), der zum einen mit Erdgas (Methan-
Ethangemisch) und zum anderen mit Ottokraftstoff angetrieben wird.

                                               1
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
2
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
1.1      Elektro-Hybrid-Antrieb und Vollelektroantrieb
Elektro-Hybrid-Antrieb
Das besondere an Fahrzeugen dieser Art ist, dass sie entweder mit einem gewöhnlichen
Verbrennungsmotor angetrieben werden, mit einem Elektromotor oder in Kombination mit
beiden Antrieben.
Hier ein paar Details:

    Wesentliche Bestandteile dieser Antriebsart sind:
  • Elektromotor / Generator
     Es werden Gleichstrom oder Drehstrommotor verwendet. Durch die weitere
     Entwicklung der Leistungselektronik rückt der Drehstrommotor weiter in den
     Vordergrund und verdrängt den Gleichstrommotor.

  •   Hochvoltbatterie
      Eine Hochvoltbatterie (HV-Batterie) oder auch Traktionsbatterie genant, besteht aus
      einem Akkumulator mit Leistungselektronik und zusätzliches Gehäuse. Der
      Akkumulator ist vom Prinzip aufgebaut wie jeder Handelsübliche Akkumulator und ist
      je nach Hersteller als Nickel-Metallhydrid-Akkumulator (NiMH) oder Lithium-Ionen-
      Akkumulator (Li-Ion) aufgebaut. Die elektrische Verbindung zwischen den einzelnen
      Bauteilen ist in der Regel in orange farbigen Kabeln gehalten. Sie stellt im HV-
      System eine Gleichspannung von etwa 400 Volt (Hersteller abhängig) bereit.

Die Elektro-Hybrid-Antrieb werden wie folgt unterschieden:

                                             3
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
Seriell-Hybrid
Der Verbrennungsmotor beim seriellen Hybridantrieb ist nicht mechanisch mit den
Antriebsrädern verbunden. Die durch den Verbrennungsmotor erzeugte
Bewegungsenergie wird mittels eines gekoppelten Generators in elektrische Energie um
gewandelt, welche in der HV-Batterie gespeichert oder direkt an den Elektromotor
übertragen wird.
Die zum reinen elektrischen Fahren benötigte Energie bezieht der Elektromotor bzw.
dessen Leistungselektronik aus einer HV-Batterie.
Bei nicht ausreichendem Ladezustand der HV-Batterie schaltet die Steuerelektronik den
Verbrennungsmotor hinzu.
Der Verbrennungsmotor wird hierbei in der Regel im optimalen Betriebspunkt betrieben.

Parallel-Hybrid
Bei dieser Hybridvariante ist der Aufbau zu vergleichen mit einer Mischung aus einer
angetriebenen Achse, von einem herkömmlichen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und
einer zweiten, ebenfalls angetriebenen Achse, eines Elektrofahrzeugs.
Somit ist es möglich, dass der Antrieb nur über den Verbrennungsmotor oder nur über den
Elektromotor geschieht. Zusätzlich kann der Elektromotor beim Beschleunigen den
Verbrennungsmotor unterstützen, hierfür wird dann eine Trennkupplung zwischen beiden
Achsen geschlossen.
Die Fahrsituation entscheidet letztendlich, mit welchem Motor und dementsprechend mit
welcher Achse das Fahrzeug angetrieben wird.

Weitere Elektro-Hybrid-Antriebe sind vom Hersteller modifizierte Versionen um die
Leistung des Antriebs zu steigern.

                                             4
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
Vollelektroantrieb
PKWs mit einem Antrieb dieser Art sind noch nicht so weit auf unseren Straßen verbreitet.
Die Entwicklung für Akkumulatoren ist in regem Gang.

Die Kraft Übertragung auf die Straße erfolgt über:

              •      Vorder-/Hinterachse
              •      Tandemantrieb
              •      Radnabenantrieb

Die am häufigsten angewandte Anordnung ist die des Vorder- bzw. der Hinterradantrieb
mit einem zentral gelegenen Elektromotor. Hierbei ist mindestens ein Differenzialgetriebe
Teil des Antriebsstrangs. Daraus resultiert der grundsätzliche Nachteil von Verlusten im
Getriebe, wodurch der Wirkungsgrad der gesamten Antriebseinheit verringert wird.
Um auf ein Differenzialgetriebe verzichten zu können, bietet sich der Tandemantrieb an.
Die zwei Motoren sind Drehzahl unabhängig voneinander und übernehmen z.B. bei
Kurvenfahrten die Aufgabe des Differenzialgetriebes.
Ähnlich dem Tandemantrieb ist der Radnabenantrieb. Allerdings ist hier der Motor direkt
im Rad und hat somit eine zusätzliche ungedämpfte Masse, welche den Fahrkomfort
negativ beeinflusst.
Bei den Motoren von Elektrofahrzeugen sind grundsätzlich der Gleichstrommotor und der
Drehstrommotor zu unterscheiden. Der Gleichstrommotor ist mittlerweile weniger
verbreitet im KFZ-Bereich als der Drehstrommotor. Aufgrund der heutigen
leistungsstarken und effizienten Regelungs- und Leistungselektronik rücken die
Drehstrommotoren im Bereich Elektrofahrzeug verstärkt in den Vordergrund und
verdrängen zunehmend den Gleichstrommotor.

                                             5
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
6
Neue Antriebskonzepte für KFZ und die Probleme der Feuerwehr
1.2      Wasserstoffantrieb und Brennstoffzelle
Wasserstoff ist das leichteste chemischen Element und hat daher auch ganz spezielle
Eigenschaften.

Wasserstoffverbrennungsmotor
Ein Wasserstoff betriebener Motor ist aufgebaut wie ein Otto- oder Dieselmotor. Die
Verbrennung wird eingeleitet mit Zündkerzen oder Dieselkraftstoff-Zündstrahl. Die bei der
Verbrennung von Wasserstoff mit Luft entstehenden Abgase enthalten Stickoxide und CO
und CH. Fahrzeuge mit einem Antrieb dieser Art sind in Feldversuchen oder klein Serien
unterwegs.

Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle Und Elektromotor
Fahrzeuge mit einem Motor dieser Art erzeugen ihre benötigte elektrische Energie aus
einer Brennstoffzelle, die die elektrische Energie aus dem Energieträger Wasserstoff
erzeugt.
Sie ist eine galvanische Zelle, der kontinuierlich Brennstoff und Oxidationsmittel zugeführt
wird. Es wird nicht, wie bei gewöhnlicher Kraft-Wärme-Kopplung, die chemisch gebundene
Energie des Treibstoffes zuerst verbrannt, in thermische Energie umgewandelt und
danach in elektrische Energie umgeformt, sondern direkt von chemischer in die elektrische
Energie umgewandelt. Der Treibstoff für eine Brennstoffzelle ist Wasserstoff oder eine
Wasserstoffverbindung im PKW-Bereich. Brennstoffzellen für andere Einsatzgebiete
haben unter Umständen auch andere Energieträger.

                                              7
Funktionsweise Der Brennstoffzelle
Prinzipiell besteht eine Brennstoffzelle aus mindestens zwei Elektroden, die getrennt durch
einen Elektrolyten angeordnet sind. Auf der einen Seite der Brennstoffzufuhr befindet sich
die Anode, auf der Seite der Oxidationsmittelzufuhr befindet sich die Kathode. Der
anodenseitig zugeführte Brennstoff (Wasserstoff oder wasserstoffhaltiger Stoff) teilt sich
am Katalysator in Elektroden und Protonen. H2 → 2H+ + 2e- Die Protonen wandern durch
die Elektrolytmembran. Die Elektronen werden daran gehindert und müssen den Umweg
über den elektrischen Verbraucher nehmen. Kathodenseitig wird das Oxidationsmittel
(Sauerstoff oder sauerstoffhaltiger Stoff) zugeführt. Durch die von der Anode zur Kathode
wandernden Elektronen wird z.B. Sauerstoff – O2 – durch Aufnahme von Elektronen zu
Sauerstoffanionen – O – reduziert ½O2 + 2H+ + 2e- → H2O Es entsteht Wasser.

      Chemische                                    Physikalische

      Eigenschaften                                Eigenschaften

      H2                                           Dichte 0,08 kg/m³
      Edelgaskonfiguration                         farblos, geruchlos, gasförmig
                                                   Siedepunkt: -252,76 °C
                                                   Mindestzündenergie: 0,02 mJ
                                                   Max. Flammengeschwindigkeit: 346 cm/s
                                                   Zündbereich in der Luft: 4-78 Vol.-%
Chemische und Physikalische Eigenschaften von Wasserstoff.

Die maximale Flammengeschwindigkeit von Wasserstoff ist zirka acht Mal größer als die
der Kohlenwasserstoff-basierten Gase. Dies erklärt die Tendenz zu hohen
Brenngeschwindigkeiten und auch die möglichen Umschläge in Detonationen.
Zur Zündung ist lediglich eine sehr geringe Zündenergie erforderlich, z. B. durch die
Reibung von Wassertröpfchen an Wasserstoffgasteilchen oder durch Ableitung der
elektrostatischen Ladung von Kleidung. So kann sich der Wasserstoff auch alleine durch
unkontrollierten Austritt statisch aufladen und durch die dabei erzeugte elektrische
Spannung selber Zünden.
Die Flamme des Wasserstoffs verbrennt unsichtbare bei über 2000 °C, dabei gibt sie nur
eine geringe Wärmestrahlung ab. Es besteht deswegen die Gefahr, dass man sich ihr
unbewusst zu sehr nähert.
Der Zündbereich von 4 – 78 Vol.-% ist sehr breit, dies bietet zusätzliches
Gefahrenpotential für die Einsatzkräfte.
Wasserstoff durchmischt sich intensiv und schnell mit Luft, er ist sehr diffusionsoffen und
dringt so auch durch kleinste Öffnungen in den nächsten Raum.
Wasserstoff hat ein spontanes Ausbreitungsverhalten im ganzen zur Verfügung stehenden
Raum, vor allem an der Decke, da er wesentlich leichter ist als Luft.

                                                   8
1.3     Flüssiggasantrieb

Bei Flüssiggas handelt es sich um ein Gas mit leicht verflüssigbaren Kohlenwasserstoff-
Verbindungen mit 3 und 4 Kohlenstoff-Atomen. Autogas oder LPG / Liquified-Petroleum-
Gas ist die Bezeichnung für ein Gas das Flüssiggas entspricht, aber lediglich aus Propan
C3H8 und Butan C4H10 besteht und keine derer Isotope beinhaltet. Es handelt sich um
einen alternativen Kraftstoff, der in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von 95
Prozent und 5 Prozent bis zu einem Mischungsverhältnis 40 Prozent Propan und 60
Prozent Butan in Deutschland angeboten wird. In der Regel ist es 40:60 im Sommer und
60:40 im Winter. Die Mischungsverhältnisse sind ebenfalls vom Lieferanten abhängig. Die
Dichte von Flüssiggas (ρFlüssiggas=2,258 kg/m³) ist höher als die der Luft (ρLuft=1,293 kg/m³).
Daher hat Flüssiggas die Eigenschaft sich in Tiefen und Senken zu sammeln. Selber ist es
nicht wasserlöslich und kann sich so auch gut in Kanalisation oder Bachläufen ausbreiten.
Bei den Fahrzeugen, die mit Flüssiggas betrieben werden, handelt es sich in der Regel um
Fahrzeuge mit einem modifizierten Ottomotor. Diese Fahrzeuge fahren wahlweise mit
Flüssiggas oder Benzin. Antriebe dieser Art werden Bivalente Antriebe genannt. Sie sind in
der Lage in einem Motor zwei unterschiedliche Kraftstoffe zu verbrennen. Ein
Erkennungsmerkmal ist daher auch der zweite Füllanschluss, bei PKWs mit einer
nachgerüsteten Gasanlage. Der Anschluss kann direkt am Tank sein oder aber auch unter
dem schon vorhandenen Tankdeckel. Die Flüssiggastanks sind üblicherweise im
Kofferraum oder in der Reserveradmulde des Fahrzeuges eingebaut. Sie haben einen
Rauminhalt von 35 – 120 l. Der Betriebsdruck beträgt etwa 8 bar. Trotz der technischen
Übereinstimmung der 11 kg Gasflaschen, mit den fest eingebauten Gasbehälter einer
Flüssiggasanlage, ist es nicht zulässig diese zu verwenden und an einer
Flüssiggastankstelle zu befüllen. Der Gasbehälter muss fest eingebaut sein, da bei einem
beweglicher Behälter die Gefahr besteht dass er schräg steht und überfüllt wird. Eine
Ausnahme bilden hier Gabelstapler die mit Flüssiggas betrieben werden.

                                                9
Nach einem nachträglichen Einbau einer Gasanlage erlischt grundsätzlich nach § 19
StVZO die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs, da der nachträgliche Umbau zur
Verschlechterung der Abgas- Geräuschverhaltens führen kann. Außerdem kann eine nicht
korrekt eingebaute Gasanlage zu einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmern führen.
Dementsprechend ist nach dem Einbau grundsätzlich ein Einzelgutachten nach § 21
StVZO in Verbindung mit § 19 Abs. 2 durch einen amtlich anerkannten Sachverständigen
zu erstellen. Weitere Wartungsintervalle sind nach den ersten 1000 km und alle 15.000 km
vorgeschrieben.

      Chemische                                    Physikalische

      Eigenschaften                                Eigenschaften

      Propan: C3H8                                 Dichte 2,258 kg/m³
      Butan: C4H10                                 farblos, geruchlos, gasförmig
                                                   Siedepunkt: -42,10 °C / -0,50 °C
                                                   Mindestzündenergie: 0,24 mJ
                                                   Max. Flammengeschwindigkeit: 46 cm/s
                                                   Zündbereich in der Luft: 1,4 – 10,8 Vol.-%
Chemische und Physikalische Eigenschaften von Flüssiggas.

                                                  10
1.4      Erdgasantrieb

Bei Erdgas LNG / Liquifid Natural Gas - CNG / Compressed-Natural-Gas - BiFuel handelt
es sich ebenfalls um einen alternativen Kraftstoff aus einem Gemisch von Methan CH4 und
Ethan C2H6, das in Deutschland in zwei unterschiedlichen Mischungsverhältnissen
angeboten wird. Zum einen CNG-L-Gas (Low-Gas) mit einem Methananteil von ca. 85
Prozent und einem Ethananteil von 15 Prozent sowie CNG-H-Gas (High-Gas) mit einem
Methananteil von 99 Prozent und einem Ethananteil von 1 Prozent. Die
Mischungsverhältnisse sind regional unterschiedlich. In Niedersachsen, Bremen und
Nordrheinwestfalen erhält man fast ausschließlich L-Gas. Die regionalen Gasversorger
bieten in diesen Bundesländern nur teilweise an ihren Tankstellen H-Gas an. In den
anderen Bundesländern wird fast ausschließlich H-Gas angeboten. Die Dichte von Erdgas
(ρErdgas=0,718 kg/m³) ist geringer als die Dichte von Luft (ρLuft=1,293 kg/m³), deshalb steigt
Erdgas beim Freiwerden nach oben. Erdgasfahrzeuge sind in der Regel Serienfahrzeuge.
Es gibt jedoch auch umgerüstete Fahrzeuge mit Ottomotor. Die Erdgastanks sind in der
Regel im Kofferraum untergebracht, bei Erdgasfahrzeugen in Serienausfertigung sitzt der
Tank auch Unterflur. Im Gegensatz zu einer Flüssiggasanlage wird Erdgas mit 200 bar
gespeichert. Das führt dazu dass die Form des Erdgastanks vorgegeben ist und nicht wie
beim Flüssiggas Individuell gewählt werden kann. Der Füllanschluss ist hinter dem
Tankdeckel bzw. in dessen Nähe oder auch im Motorraum bei Nachrüstung.

                                              11
Chemische                                   Physikalische

      Eigenschaften                               Eigenschaften

      Methan: CH4                                 Dichte 0,70 – 0,84 kg/m³
      Ethan: C2H6                                 farblos, geruchlos, gasförmig
                                                  Siedepunkt: -161,0 °C
                                                  Mindestzündenergie: 0,29 mJ
                                                  Max. Flammengeschwindigkeit: 45 cm/s
                                                  Zündbereich in der Luft: 4,4 – 17,0 Vol.-%
Chemische und Physikalische Eigenschaften von Erdgas.

                                                 12
2     Am Einsatzort
 2.1 Gefahren der Einsatzstelle

Atemgifte
Es können Wasserstoff, Flüssiggas oder Erdgas austreten. Alle Gase sind Atemgifte mit
erstickender Wirkung. Flüssiggas ist schwerer als Luft und sammelt sich am Boden,
Senken und Gruben. Wasserstoff und Erdgas sind leichter als Luft und werden sich nach
oben bewegen wenn sie unkontrolliert austreten sollten. Alle Gase egal ob leichter oder
schwerer als Luft können sich trotzdem in Räumen wie Fahrgastzelle oder Kofferraum
sammeln und dort eine erstickende Wirkung auf die Insassen des PKW haben. Eine
Fahrgastzelle ist in weniger als einer Minute soweit mit einem der Gase gefüllt dass es
erstickend wirkt.

Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Die HV-Batterie selber sitzt an einer geschützten Position im PKW und wird nur bei
massiver Deformation beschädigt. Die HV-Batterie ist von Hersteller zu Hersteller aus
verschiedenen Stoffen zusammen gesetzt. Diverse Stoffe, die in HV-Batterie solcher Art
verbaut sind, stehen im Verdacht, beim Einatmen krebserregend zu wirken. Von der
allgemeinen Empfehlung reicht hier ein Partikelfilter der Größe P2 in Verbindung mit einem
Augenschutz aus.
Bei Bränden entstehen zusätzlich weitere toxische Gase, die reizend auf den menschliche
Körper wirken oder eine Wirkung auf Blut, Nerven oder Zellen haben.

Wasserstoff
Wasserstoff wirkt nicht toxisch auf den menschlichen Organismus, aber er verdrängt den
Sauerstoff in der Umgebungsatmosphäre und wirkt so erstickend. Auch wenn er leichter ist
als Luft, kann er sich in Kofferraum oder Fahrgastzelle sammeln, und den Sauerstoff dort
verdrängen. Wenn der Sauerstoffgehalt auf 15 Vol.-% und weniger sinkt, droht ein
Erstickungstod für die betroffene Person oder Personen in der Fahrgastzelle.
Bei Bränden entstehen zusätzlich weitere toxische Gase, die reizend auf den menschliche
Körper wirken oder eine Wirkung auf Blut, Nerven oder Zellen haben.

Flüssiggas
Flüssiggas wirkt nicht toxisch auf den menschlichen Organismus, aber es verdrängt den
Sauerstoff in der Umgebungsatmosphäre und wirkt so erstickend. Der Hauptaufnahmeweg
sind die Atemwege. Flüssiggas ist schwerer als Luft und sammelt sich in Senken, Gruben
oder auch in der Fahrgastzelle oder im Kofferraum. Wenn der Sauerstoffgehalt auf 15 Vol.-
% und weniger sinkt, droht ein Erstickungstod für die betroffene Person oder Personen in
der Fahrgastzelle. Die Größe eines Flüssiggasbehälters variiert zwischen 34 - 94 Liter für
Behälter in der Reserveradmulde und bis zu 60 - 120 Liter im Kofferraum.
Bei einer angenommen Leckage von 0,25 cm² füllt sich eine Fahrgastzelle in weniger als
einer Minute mit Flüssiggas dass eine Sauerstoffkonzentration unter 15 Vol.-% erreicht
wird. Eine eingeschlossene Person ist dem hilflos ausgesetzt.
Bei Bränden entstehen zusätzlich weitere toxische Gase, die reizend auf den menschliche
Körper wirken oder eine Wirkung auf Blut, Nerven oder Zellen haben.

                                            13
Erdgas
Erdgas wirkt wie Flüssiggas auf den menschlichen Körper mit erstickender Wirkung. Es
wird auch wie Flüssiggas ebenfalls über die Atemwege aufgenommen. Es ist leichter als
Luft und wird sich bei unkontrolliertem Austritt nach oben bewegen, trotzdem kann es sich
in Hohlräumen wie Fahrgastzelle oder Kofferraum sammeln. Im Gegensatz zu Wasserstoff
hat es keine so hohe Diffusionsoffenheit und wird sich dort besser halten wie Wasserstoff.
Bei einer Leckage können ähnliche Verhältnisse wie bei Flüssiggas angenommen werden.
Bei Bränden entstehen zusätzlich weitere toxische Gase, die reizend auf den menschliche
Körper wirken oder eine Wirkung auf Blut, Nerven oder Zellen haben.

Ausbreitung
Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Aus dem NiMH-Akkumulator kann bei mechanischer Beschädigung eine 20% ige
Kalilauge austreten. Eine 20% ige Kalilauge ist eine stark alkalische (pH-Wert:14)
Flüssigkeit, die nicht brennbar ist und bei Kontakt mit Wasser und diverse andere
Materialien reagiert. Von ihr gehen akute und chronische Gesundheitsgefahren aus. Bei
einem Austritt ist darauf zu achten, dass diese nicht in das Abwasser gelangen. Kalilauge
wird in die WGK 1 eingestuft. In modernen NiMH-Akkumulatoren ist die Gefahr der
Ausbreitung nicht gegeben, weil die Chemikalie in der Regel in einem Vlies gebunden ist.

Der Li-Ion-Akkumulator beinhaltet eine gelartige Masse als Elektrolyt, diese besteht aus
einer Kohlenwasserstoffverbindung und Flur. Bei Austritt wird sie sich maximal auf den Ort
des Geschehens ausbreiten und kann mit dem üblichen Bindemittel aufgenommen
werden. Dabei ist erweiterte PSA bestehend aus Augenschutz und geeigneten
Handschuhen zu tragen. Die Kühlflüssigkeit, eine wässrige Lösung, kann ebenfalls ohne
besondere Schutzmaßnahmen mit Bindemittel aufgenommen werden.

Wasserstoff
Wie schon im vorher gehenden Punkt erwähnt, ist Wasserstoff mit einer Dichte von
ρWasserstoff=0,084 kg/m³ 14 Mal leichter als Luft (ρLuft=1,293 kg/m³), hat einen hohen
Diffusionskoeffizient und ist daher sehr schnell flüchtig. Der Wasserstoff wird sich nicht
großartig in der Umgebung sammeln, sondern den direkten Weg nach oben nehmen. Ist
der Kofferraum oder die Fahrgastzelle nach dem Geschehen immer noch intakt, kann sich
trotzdem Wasserstoff dort sammeln.

Flüssiggas
Flüssiggas hat die Eigenschaft, schwerer als Luft zu sein. Es sammelt sich in Gruben oder
Senken, aber auch in Hohlräumen wie z.B. die Fahrgastzelle oder dem Kofferraum, soweit
diese nach dem Ereignis noch geschlossen sind. Dort ist je nach Konzentration mit einer
explosionsfähigen Atmosphäre zu rechnen.

Erdgas
Erdgas hat die Eigenschaft, leichter als Luft zu sein. Es bewegt sich bei einer
unkontrolliertem Austritt nach oben. Es kann sich trotzdem in der Fahrgastzelle oder im
Kofferraum sammeln, soweit diese nach dem Ereignis noch geschlossen sind. Dort ist je
nach Konzentration mit einer explosionsfähigen Atmosphäre zu rechnen.

                                             14
Chemische Gefahr
Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Wenn die HV-Batterie mechanisch zerstört wurde, sollte diese nur mit erweiterter
persönlicher Schutzkleidung angepackt werden. Die in einem NiMH-Akkumulator
eingesetzte 20% ige Kalilauge hat einen pH-Wert von 14, wie schon im vorhergehenden
Punkt beschrieben. Ein Austreten der Lauge ist bei mechanischer Beanspruchung nicht
immer zu bedenken, da diese meistens in einem Vlies gebunden ist. Bei ältere Batterien
ist die Lauge jedoch nicht in einem Vlies gebunden und kann Austreten. Die Kalilauge
reagiert heftig in Verbindung mit Wasser und wirkt ätzend auf Haut und Augen. Beim
näheren Umgang mit einem auslaufenden Akkumulator sind geeignete,
chemikalienbeständige Handschuhe zu tragen.
Im Fall eines Li-Ion-Akkumulator können Kohlenwasserstoffverbindungen und Flur
austreten. Hier ist ebenfalls ein Arbeiten nur mit erweiterter PSA zu empfehlen.

Mindestangaben für die Kennzeichnung von Chemikalienschutzhandschuhen
                         1.   CE-Kennzeichnung
                              Die CE-Kennzeichnung (Bild 1) dokumentiert, dass die Handschuhe den
                              allgemeinen
                              Anforderungen der PSA-Richtlinie entsprechen.
                              Zwingend erforderlich, ansonsten stellt das Produkt keine persönliche
                              Schutzausrüstung dar!
                         2.   1234 (vierstellige Kennziffer, beispielsweise 0121)
                              Codierung der Prüfstelle, die regelmäßig die Qualitätüberwachung des
                              Handschuhtyps
                              durchführt. Sie steht immer neben der CE-Kennzeichnung (z. B. CE 0121 für das
                              IFA,
                              das unter der Nummer 0121 notifizierte Prüfstelle nach PSA-Richtlinie ist).
                         3.   Piktogramme Erlenmeyerkolben oder Becherglas. Sie zeigen an,
                              dass es sich um einen Chemikalienschutzhandschuh handelt. Nur eines der
                              Piktogramme darf vorhanden sein!
                         4.   Piktogramm Herstellerinformation
                              Zeigt an, dass vor Benutzung die Gebrauchsanleitung zu beachten ist zur
                              Klärung, für
                              welche Chemikalien der Chemikalienschutzhandschuh geeignet ist.
                         5.   Name, Adresse oder Zeichen des Handschuhherstellers
                         6.   Typbezeichnung
                         7.   Handschuhgröße

Wasserstoff + Flüssiggas + Erdgas
Von diesem Antrieb geht keine Chemische Gefahr aus.

                                                  15
Elektrizität
Der menschliche Körper selber bildet einen elektrischen Widerstand, der unterschiedlich
hoch ist. Der Widerstand ist abhängig vom
   • Stromweg
   • Zustand der Haut
   • Größe der Spannung
   • Frequenz
       und setzt sich aus Körperwiderstand und Hautwiderstand zusammen. Der
       Körperwiderstand beträgt ca. 1000 Ohm.

Die Auswirkungen des elektrischen Stroms sind zusätzlich von der Einwirkdauer abhängig.

Auswirkungen auf den menschlichen Körper durch elektrische Strom in Abhängigkeit der Stromflussdauer

Hand      - Fuß      ca. 1000 Ohm
Hand      - Füße     ca.    750 Ohm
Hände - Füße         ca.    500 Ohm
Hand      - Hand     ca. 1000 Ohm
Hand      - Rumpf ca.       500 Ohm
Hände - Rumpf ca.           250 Ohm
Widerstand des menschlichen Körper, abhängig von Eintritts- und Austrittsstelle.

                                                      16
Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Die Betriebsspannung der HV-Batterie beträgt bis zu 400 V (Herstellerabhängig). Eine
Spannung in dieser Höhe stellt ein deutliches Gefahrenpotential dar. Grundsätzlich ist aber
nicht die elektrische Spannung die Gefahr, sondern die Höhe des elektrischen Stromes die
entscheidende Größe.

Beispielrechnung

                                             U
   Berechnung Körperstrom Hand-Fuß I =
                                             R
          400 V
     I=
         1000 Ω
     I = 0,4 A = 400 mA

    Ergebnis: Es fließen 400 mA.

Fließt ein Gleichstrom in Höhe von 400 mA, wäre der Betroffene in einem Bereich, in dem
er selber nicht mehr loslassen kann und so der Strom auch länger einwirken kann. Nach
einer Einwirkdauer von 50 ms besteht eine 5% ige Gefahr eines Herzkammerflimmern,
nach 200 ms besteht eine 50% ige Gefahr und noch vor einer Einwirkdauer von 500 ms ist
die Gefahr über 50 % ein Herzkammerflimmern zu bekommen.

Für die Voraussetzungen, dass diese Gefahr eintreten kann, müssen folgende
Bedingungen erfüllt sein:
– Die HV-Batterie ist nicht vom restlichen HV-System getrennt.
– Der Widerstand zwischen Batterie und dem FM (SB) darf nicht zu hoch sein.
– Der FM (SB) muss einen Stromkreis schließen.
Wenn eine dieser Bedingungen nicht erfüllt ist, kann es zu keinem Stromkreis kommen,
der eine Gefahr darstellt. Wenn man in die Nähe der HV-Batterie kommt, sollte alles getan
werden, um diese Gefahr auszuschließen. Der Akkumulator ist selber in einem extra
Gehäuse mit diverser anderer Elektronik. Zusammen bilden alle Komponenten die HV-
Batterie. Die HV-Batterie selber ist vom restlichen Fahrzeug isoliert und vor mechanischen
Beschädigungen durch Unfälle geschützt und hat eine Position im Fahrzeug, an der sie
nur schwer beschädigt werden kann (Herstellerabhängig).

Grundsätzlich wird die HV-Batterie vom restlichen PKW elektrisch getrennt, wenn es zu
einem Kurzschluss kommt, eine Steckverbindung des HV-System sich gelockert hat oder
die Steuerleitung des HV-Systems sich gelockert hat. Zusätzlich wird durch
Verzögerungssensoren die Geschwindigkeit des PKW gemessen. Kommt es zu einer
Verzögerung bzw. zu einem Unfall, wird die HV-Batterie vom HV-System getrennt. Dieser
Vorgang passiert je nach Hersteller, wenn die zweite Stufe des Airbags ausgelöst oder
auch schon, bevor ein Airbag ausgelöst wird (ebenfalls Herstellerabhängig).

Die Wahrnehmbarkeitsschwelle liegt bei Gleichstrom über etwa 2 mA, über 200 mA kann
es zum Krampf kommen, wobei dann ein Loslassen nicht oder erst nach Sekunden oder
Minuten möglich ist. Bei derartigen Stromstärken liegt bereits die Gefahr des
Herzkammerflimmern vor, so dass die Gefahr des Muskelkrampfes uninteressant wird.
Sollte es doch dazu kommen mit der Schere in ein aktives Teil des HV-Systems

                                             17
zuschneiden, geht der Strom den Weg des geringsten Widerstand. Er wird über die
Scherblätter einen Kurzschluss zwischen Plus- und Minus-Pol herstellen. Dabei wird es zu
einem Lichtblitz mit einem Knall kommen. Der Bediener der Schere wird bei einem
Szenario dieser Art in keinster Weise gefährdet. Die Verbindung der HV-Bauteile sind
Hersteller übergreifend in orange gehalten. Dies ist keine Vorschrift, hat sich aber etabliert.

                Merke:
                In die aktive Teile des HV-Systems schneiden ist Verboten.

Wasserstoff
Die Betriebsspannung einer Brennstoffzelle beträgt bis zu 650 V (Herstellerabhängig). Die
Gefahr ist die selbe wie unter Elektro-Hybrid-Antrieb und Vollelektroantrieb.

Flüssiggas + Erdgas
Von diesem Antrieb geht keine Gefahr der Elektrizität aus.

Erkrankung / Verletzung
Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Von diesem Antrieb geht keine Gefahr der Erkrankung / Verletzung aus.

Wasserstoff
Wasserstoffanlagen sind bis zu einem Druck von 300 bar ausgelegt. Bei einem
unkontrollierten Austritt von Wasserstoff kühlt das Gas die Umgebung extrem ab. Es
besteht bei Berührung die Gefahr der Erfrierung an den Stellen, an denen das Gas austritt.
Diese Gefahr muss berücksichtigt werden, wenn es zu einem spontanen und schnellen
Austritt des Gases kam. Bei angelegter persönlicher Schutzausrüstung besteht hier kein
Gefahrenpotential. Die Versorgungsleitungen sind dort verlegt wo gewöhnlich keine
Rettungsschere oder Spreizer hinkommen, jedoch ist beim Umgang mit selben darauf zu
achten dass keine Leitung beschädigt wird und vor Beginn der Rettungsarbeiten ist der
Druckgasbehälter zu schließen.

Flüssiggas-Antrieb
Flüssiggasanlagen sind bis zu einem Druck von 8 bar ausgelegt. Bei einem
unkontrollierten Austritt von Flüssiggas kühlt das Gas die Umgebung extrem ab. Es
besteht bei Berührung die Gefahr der Erfrierung an den Stellen, an denen das Gas austritt.
Diese Gefahr muss berücksichtigt werden, wenn es zu einem spontanen und schnellen
Austritt des Gases kam. Bei angelegter persönlicher Schutzausrüstung besteht hier kein
Gefahrenpotential. Die Versorgungsleitungen sind dort verlegt wo gewöhnlich keine
Rettungsschere oder Spreizer hinkommen, jedoch ist beim Umgang mit selben darauf zu
achten dass keine Leitung beschädigt wird und vor Beginn der Rettungsarbeiten ist der
Druckgasbehälter zu schließen.

                                               18
Erdgas
Erdgasanlagen sind bis zu einem Druck von 200 bar ausgelegt. Bei einem unkontrollierten
Austritt von Erdgas kühlt das Gas die Umgebung extrem ab. Es besteht bei Berührung die
Gefahr der Erfrierung an den Stellen, an denen das Gas austritt. Diese Gefahr muss
berücksichtigt werden, wenn es zu einem spontanen und schnellen Austritt des Gases
kam. Bei angelegter persönlicher Schutzausrüstung besteht hier kein Gefahrenpotential.
Die Versorgungsleitungen sind dort verlegt wo gewöhnlich keine Rettungsschere oder
Spreizer hinkommen, jedoch ist beim Umgang mit selben darauf zu achten dass keine
Leitung beschädigt wird und vor Beginn der Rettungsarbeiten ist der Druckgasbehälter zu
schließen.

Explosion
Elektro-Hybrid- / Vollelektroantrieb
Wenn ein NiMH-Akku sich auf 80º C erwärmt und höher, können Batteriemodule
aufplatzen. Wenn es zum Austritt des Kaliumhydroxids kommt, kann es zur Reaktion mit
Leichtmetallen oder Zink kommen. Aus Reaktionen dieser Metalle und Kaliumhydroxid
bildet sich Wasserstoff. Mit Metallen dieser Art, ist bei einem modernen PKW zurechnen.

Wenn Li-Ion-Akkus und auch NiMH-Akkumulator mechanisch beschädigt werden, können
sich hohe fließende Ströme im inneren der HV-Batterie entwickeln. Ein mechanischer
Defekt ist nicht unbedingt unmittelbar zu erkennen und auch längere Zeit nach dem
Ereignis kann es noch zum inneren Kurzschluss kommen. Die HV-Batterie entwickelt
dabei eine sehr hohe Eigentemperatur und es besteht die Gefahr, dass das Gehäuse aus
Kunststoff schmilz und es bis zum Entflammen des PKWs kommen kann.

Für die Brandbekämpfung kann ohne weiteres Wasser eingesetzt werden. Es sind die
Sicherheitsabstände nach DIN VDE 0132 einzuhalten.

Strahlrohr nach DIN 14365-CM Abstände bei Gleichspannung bis 1500 Volt Sprühstrahl

                                                  19
Was die Brandbekämpfung mit Hohlstrahlrohren betrifft, kann analog zu CM-Strahlrohren
verfahren werden. Eine Prüfung erfolgte auf der Grundlage des Beschlusses des FNFW-
AA 192.1 vom 12.12.2002, der besagt: „dass Erfahrungswerte gezeigt haben, dass
Hohlstrahlrohre bei 30° Sprühstrahl in Niederspannungsanlagen ohne Prüfung der
Zerfallslängen eingesetzt werden können.“ Bestätigt durch den Fachausschuss Techniker
der deutschen Feuerwehren „AGBF Technik“ am 09.04.2003.

Wasserstoff
Wasserstoff ist ein sehr leichtes, brennbares, farb- und geruchloses Gas. Die
Mindestzündenergie für Wasserstoff ist mit 0,02 mJ ebenfalls sehr niedrig z.B. ein
elektrischer Funke, dieser kann sich bei unkontrollierten Austritt von Wasserstoff durch
Statischeaufladung bilden. Zum Vergleich die Mindestzündenergie für Methan beträgt 0,3
mJ, das entspricht dem 15-fachen von Wasserstoff. Das Vermeiden der Bildung wirksamer
Zündquellen ist durch Einhalten eines ausreichenden Sicherheitsabstandes zu erreichen.
Besonders ist darauf zu achten, dass sich keine explosionsfähige Atmosphäre im
Kofferraum und in der Fahrgastzelle gebildet hat. Eine Wasserstoffflamme ist bei
Tageslicht nur sehr schlecht sichtbar. Hier kann eine Wärmebildkammera zu Hilfe
genommen werden. Tritt Wasserstoff brennend aus, ist hier genau so zu verfahren wie bei
jedem anderen Gasbrand. Feuer ist nur zu löschen durch abstellen der Gaszufuhr.
Muss eine Wasserstoffflamme aus taktischen Gründen gelöscht werden, darf nicht mit
einem Wasserstrahl oder CO2 (z. b. Wasserstoff + CO2 → Methan + Wasser) gelöscht
werden. Ein geeignetes Löschmittel wäre Löschpulver, Wassersprühstrahl oder
Wassernebel.

Flüssiggas
Flüssiggas gilt als brennbares Gas und hat einen Zündbereich von 1,4 – 10,8 Vol.-%. Tritt
das Flüssiggas eines 120 Ltr. Tanks komplett aus würde sich eine kegelförmige
explosionsfähige Atmosphäre um den PKW bilden mit einer Höhe von 2,5 m und einem
Radius von 5,2 m.

Erdgas
Für Erdgas können ähnliche Verhältnisse wie bei Flüssiggas angenommen werden. Das
Gas wird sich nach oben bewegen, aber je nach Konzentration auch eine
Explosionsfähige Atmosphäre bilden, jedoch nicht in dem großen Radius wie bei
Flüssiggas.

                                             20
2.2 Fahrzeugaufstellung

So lange die Lage am Einsatzort unklar ist, sollte die Einsatzstelle mit dem Wind
angefahren werden und ca. 50 m Abstand zum Unfallort zu halten. Eine
Fahrzeugaufstellung in einer explosionsfähigen Atmosphäre würde einen reibungslosen
Einsatzablauf stark behindern. Eine Explosion durch Autogastanks bei einer beschädigten
Leitung ist sehr unwahrscheinlich, da das im Autogastank befindliche Multiventil die
Leitung bei einer Leckage schließt, aber dies gilt nur für die Gasleitung die nach dem
Multiventil kommt und nicht für den Gasbehälter selber.
Weitere Leckagen können ausgeschlossen werden wenn der Zündschlüssel des
betroffenen PKWs gezogen wird, damit werden alle Sicherheitsventile geschlossen.

                                           21
2.3 Erkunden und Sichern

Im Hintergrund müssen immer alle möglichen Antriebsarten bleiben, so lange die Lage
noch unklar ist.
Zur erweiterten persönlichen Schutzausrüstung des ersten FM (SB) am Einsatzort gehört
ein EX-Messgerät, um auf dem Weg vom Fahrzeug zum Unfallort eine evtl.
explosionsfähige Atmosphäre nachzuweisen. Parallel dazu muss der erste FM (SB) auch
seine Nase bewusst einsetzen. Flüssiggas und auch Erdgas sind mit Odoriermittel
versehen. Die Odorierung ist eine primäre Sicherheitsmaßnahme, um unbeabsichtigten
Gasaustritt frühzeitig zu erkennen. Deshalb müssen Gase, die an Haushaltskunden oder
Gewerbekunden, die mit Haushaltskunden sicherheitstechnisch vergleichbar sind,
ausreichend odoriert sein.
Mit einer Wärmebildkamera können Wasserstoffflammen sichtbar dargestellt werden oder
eine überhitze HV-Batterie erkannt werden.

                                          22
Folgende Szenarien können sich in dieser Phase entwickeln:

Szenario 1 – Der erste FM (SB) stellt eine explosionsfähige Atmosphäre auf dem Weg
zum Unfallort fest:

Ein Trupp mit PA und Glasschneider zum betroffenen PKW und diesen entglasen, ein
weiterer Trupp stellt ein Belüftungsgerät auf. Der betroffene PKW und die explosionsfähige
Atmosphäre werden verdünnen. Dies ist nach dem Entglasen in wenigen Sekunden
geschehen.

Szenario 2 – Der erste FM (SB) stellt keine explosionsfähige Atmosphäre auf dem Weg
zum Unfallort fest:

Stellt dieser keine explosionsfähige Atmosphäre bis zum PKW fest
ist immer noch darauf zu achten, ob sich Gas in der Fahrgastzelle oder Kofferraum
gebildet hat. Wird dort Gas nachgewiesen ist wie bei Szenario 1 zu verfahren.

Ist bis hier die Lage in dieser Richtung negativ, muss weiter erkundet, die
Einsatzfahrzeuge in Stellung gebracht, die Absicherung der Einsatzstelle hergestellt und
alle benötigten Geräte für das weitere Vorgehen können in Bereitstellung gebracht
werden.

                                             23
Ist die Antriebsart immer noch unklar, muss weiter Erkundet werden, während eine
Versorgungsöffnung geschaffen wird. Die Auto-Regel kann hier angewendet werden.

A: Austretende Kraftstoffe
Knattergeräusche, Ablassgeräusche
austretende Flüssigkeiten, Nebelbildung unter dem PKW
Geruch von Erd- oder Flüssiggas

U: Unterboden erkunden
Sind auf dem Unterboden farblich hervorgehobene Leitungen?
Sind dort ungewöhnliche Vertiefungen?
Sind Gastanks im Kofferraum sichtbar?
Sind dort deutlich sichtbar nachträglich verlegte Leitungen?

T: Tankdeckel
Zweiter weiterer Füllanschluss in der nähe des Tankdeckel oder darunter.

O: Oberfläche absuchen
Zweiter weiterer Füllanschluss (meistens in der nähe des Tankdeckel)
Ungewöhnliche Öffnungen (Ablasseinrichtung für Hochleistungsbatterie)
Typenschild (z.B. Hybrid)

                                            24
2.4 Einsatzablauf
Einsatz Des RTH
Kam es zu einem unkontrolliertem austritt von Gas ist dabei auf die Windrichtung zu
achten in die das Gas getrieben wird. Kommt ein RTH zum Einsatz ist dieser so bald als
möglich darüber zu informierten. Der Pilot sollte in keiner Explosionsfähige Atmosphäre
landen und auch das Gas, durch den erzeugten Abwind, nicht unkontrolliert Verwirbeln. Je
nach Lage kann der Abwind des stehenden RTH auch dazu genutzt werden die
umgebungsatmosphäre an der Einsatzstelle weiter zu verdünnen oder dafür sorgen das
ein reger Luftwechsel statt findet.

Einsatz Von Elektrischen Geräten Des RD
Auch der RD muss über die Antriebsart des Fahrzeuges informiert werden. Das breite
Spektrum der Geräte ist außer dem Defibrillator ungefährlich. Der Defibrillator allerdings
kann durchaus soviel Energie erzeugen dass damit die Zündung einer Explosionsfähige
Atmosphäre möglich ist.

Sauerstofftherapie Des RD
Der RD versorgt den Betroffenen im PKW während der Rettungsarbeiten mit einer
Sauerstofftherapie, was in der Regel über eine Maske realisiert wird. Hier läuft ein
konstanter Gasstrom aus 100% Sauerstoff. Beim Betroffenen kommen aber keine 100%
an sondern verteilen sich in der Umgebungsatmosphäre und Materialien die Sauerstoff
speichern können. Dies ist eine Gefahr, die uns bei jedem Einsatz mit eingeklemmten
Person begegnet, jedoch wenn wir hier schon in der Nähe von Wasserstoff, Flüssiggas
oder Erdgas arbeiten, muss deren Verbrennungsgeschwindigkeit nicht noch weiter
gesteigert werden. Durch die Steigerung der Sauerstoffkonzentration in der
Umgebungsatmosphäre sinkt die Zündenergie der brennbaren Stoffe oder macht nicht
brennbare Stoffe erst brennbar.

Als Beispiel:
Die Verbrennungsgeschwindigkeit eines Baumwollfadens steigt bei 25 Vol.-% auf das
zweifache – bei 30 Vol.-% auf das Achtfache an.

Sauerstoff sammelt sich gut in Stoffen wie den Sitzpolster, Jacken und ähnlichen
Materialien. Ist eine Jacke mit Sauerstoff angereichert muss sie mind. eine Stunde gelüftet
werden bevor sie wieder eine normale Konzentration annimmt.

                                              25
2.5 Abschluss

Wenn alle Personen gerettet sind und es an die Aufräumarbeiten geht müssen noch evtl.
ausgelaufene Flüssigkeiten aufgenommen werden, wie Motoröl oder Kraftstoff, aber auch
evtl. ausgelaufene Flüssigkeit aus der HV-Batterie. Hierfür sollte jedes Handelsübliche
Ölbindemittel möglich sein. Die Feuerwehr selber hat kein Werkzeug an einer HV-Batterie
etwas zu bwegen, dies muß in einer dafür vorgesehen Werkstatt geschehen.
Die HV-Batterie selber muss abschließend noch einmal auf ihren Zustand kontrolliert
werden. Zu beachten sind folgende Punkte:
     • Erwärmung,
     • Deformation oder
     • Einschnitte in das Gehäuse

Der Abschleppdienst muss über die Antriebsart informiert werden, damit der PKW der
richtigen Werkstatt zugeführt wird. Dort kann dann die HV-Batterie entfernt werden oder
Reparaturen an der Gasanlage durchgeführt werden.

                                            26
Stichwortverzeichnis
A                                                                    Ausbreitung........................................14
Auto-Regel.............................................24            Chemische Gefahr.............................15
B                                                                    Elektrizität..........................................16
Brennstoffzelle..........................................8           Erkrankung / Verletzung.....................18
E                                                                    Explosion...........................................19
Elektro-Hybrid-Antrieb..............................3             H
Erdgasantrieb.........................................11          Hybridarten.................................................
F                                                                   Parallel-Hybrid.....................................4
Fahrzeugaufstellung...............................21                Seriell-Hybrid.......................................4
Flüssiggasantrieb.....................................9           V
G                                                                 Vollelektroantrieb......................................5
Gefahren der Einsatzstelle.........................               W
   Atemgifte............................................13        Wasserstoffantrieb....................................7

   Quellen:

    •    Alexander Martin Matz, Alexander Elsässer: Alternative Antriebe im Kraftfahrzeug,
         Aachen: Shaker Verlag, 2009
    •    Gerald Schneehage: Pkw-Gasanlagen in der Werkstattpraxis, Bad Wörishofen:
         Walter Schulz GmbH, 2009
    •    vfdb Merkblatt, Einsätze an Kraftfahrzeugen mit alternativen Antriebsarten und -
         Kraftstoffen, 2007
    •    Gestis-Stoffdatenbank http://gestis.itrust.de/
    •    Wikipedia http://de.wikipedia.org
    •    Brockhaus 1996
    •    Kraftfahrtbundesamt http://www.kba.de
    •    BGI / GUV-I 8664 - Rettungs- und Löscharbeiten an PKW mit alternativer
         Antriebstechnik
    •    BGI / GUV-I 8677 - Elektrische Gefahren an der Einsatzstelle -
    •    BGI 644 Gefahren durch Sauerstoff
    •    BGM, Lichtbogenschweißer
    •    Info zu Chemikalienhandschuhe:
         http://www.bgbau-medien.de/zh/z706/titel.htm?gesamt=1
    •    "Auto-Regel" - eine Faustregel zum Erkennen von alternativ angetriebenen
         Kraftfahrzeugen, K. Krebs , J. Heck - BRANDschutz, Ausgabe 7/2009,
         Kohlhammer-Verlag

                                                             27
Sie können auch lesen