Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning

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Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz

                                                                                                    01 | 2021
                                                                                                    AEE - Institut für
                                                                                                    Nachhaltige Technologien

                       Neue Impulse
                             für die
                Energieraumplanung

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Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
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                                SAVE THE DATE
                                05 - 07 April 2022
                                Congress Graz, Austria
                                Conference for Renewable Heating and Cooling
                                in Integrated Urban and Industrial Energy Systems
                                ISEC 2022 - a forum for research,
                                business and energy policy

                                                                              L  F O  R
                                                                        C A L AC T S
                                                                       A B S T R3 Sep. 2021
                                                                             r t s on 1
                                                                       s t a

                                                                                                     photo credit: Miriam Raneburger

                     e-mail: isec2022@aee.at | www.aee-intec-events.at              #isec2022

Organized by     Co-Organizer            Supported by                          In Cooperation with

Silver Sponsor                           Bronze Sponsor
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
Editorial                                                                      Inhalt
Viele Jahre wurde bereits über die Wichtigkeit                                  LEITARTIKEL
der raschen Einführung von Energieraumpla-
nung in der nachhaltigen Entwicklung von                                        Die österreichische Wärmestrategie – eine große
städtischen und kommunalen Strukturen                                  4-5      Herausforderung, gemeinsam machbar
gesprochen. Zumeist jedoch mit einem
                                                                                Heidelinde Adensam
entscheidenden Schönheitsfehler, nämlich                                        ENERGIERAUMPLANUNG
wenigen Fortschritten in der Überführung
in die Praxis. Nun nimmt dieses Thema aber                                      Konzertierte Energiewende versus erneuerbare Anarchie
tatsächlich auch in der Umsetzung Fahrt auf                            6-8      Alexander Rehbogen, Christian Sakulin
und zwar nicht nur in der Schweiz, wo es schon
                                                                                Energieraumplanung in der Steiermark
seit einigen Jahren Erfahrung im Umgang mit                           9-11      Dieter Preiß, Christine Schwaberger
sogenannten Energie-Masterplänen gibt,
sondern auch in Österreich. Im Bundesland                                       Energie MEETS Raumplanung – Praxisbericht aus Salzburg
Salzburg ist das Thema Energie mittlerweile                         12-15       Stefan Zenz, Alexander Rehbogen
in für Gemeinden verpflichtenden „Räumli-
chen Entwicklungskonzepten (REK’s)“ ein fixer                                   Wiener Energieraumplanung als wesentlicher Beitrag
Bestandteil, in der Steiermark wurde das                            16-18       zur Energiewende
                                                                                Herbert Hemis, Susanna Erker
Sachbereichskonzept Energie als Beitrag zum
Örtlichen Entwicklungskonzept (ÖEK) einge-                                      Digitale Grundlagen für die Energieraumplanung
führt und in Wien wurde 2020 bereits in acht                        19-21       Ingrid Schardinger, Markus Biberacher, Franz Mauthner
Bezirken die verpflichtende Umsetzung von
Energieraumplänen verordnet. Erfolgsfakto-                                      Energieraumplanung wird digital – Praxisbeispiele
ren dafür sind nicht zuletzt die Verfügbarkeit                      22-24       aus der Schweiz
spezieller digitaler Planungsgrundlagen mit                                     Gabriel Ruiz, Jakob Rager
Raumbezug sowie die Etablierung geeigne-
                                                                                GEBÄUDE
ter Rahmenbedingungen und Prozessabläufe
in der öffentlichen Verwaltung.                                                 Resilienz – Integration von Versorgungssicherheit
In der gegenständlichen Ausgabe der                                 25-27       und disruptiven Ereignissen in der Energieplanung
„nachhaltigen technologie“ werden sowohl                                        Anna Maria Fulterer, Ingo Leusbrock
beispielhafte digitale Planungstools und
konkrete Prozessabläufe als auch Um-                                            TECHNOLOGIEENT WICKLUNG
setzungserfahrungen aus den genannten
                                                                                Städtische Speicher als Treiber in der Energiewende
Bundesländern vorgestellt. Zusätzlich wird                          28-30       Sarah Wimmeder, Gerhard Totschnig, Demet Suna, Andrea Dornhofer
im Leitartikel „Die österreichische Wärme-
strategie“ über verbindliche Zielsetzungen                                      NEUE PROJEK TE
und aktuelle Prozessfortschritte berichtet
sowie auch direkt Bezug zum Thema der                                    31     Wärmeenergie als Stromspeicher
Energieraumplanung genommen.
                                                                                Umweltrelevante Produktdaten in kollaborativen
                                                                        32      BIM-Umgebungen
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Christian Fink                                                                  30 JAHRE BEI AEE INTEC

                                                                        33      30 Jahre bei AEE INTEC - Rosa-Magdalena Stranzl

                                                                        34      Tagungen, Seminare, Exkursionen, AEE-Beratung

                                                                        35      Porträt

Impressum

Eigentümer:                      Redaktion: Christoph Brunner, Christian Fink, Armin Knotzer, Ewald Selvička, Monika Spörk-Dür
AEE – Dachverband                nachhaltige technologien ist die Mitgliederzeitschrift des AEE – Dachverbands und erscheint viermal jährlich.
Herausgeber und Verleger:        Das Abo ist im Mitgliedsbeitrag von € 28,- inkludiert. Einzelexemplare zum Preis von € 5,00 bitte anfordern!
AEE INTEC                        Bankverbindung: Raiffeisenbank Gleisdorf, IBAN: AT09 3810 3000 0010 4430, BIC: RZSTAT2G103
A-8200 Gleisdorf, Feldgasse 19   Versand: Elisabeth Reitbauer Anzeigen: office@aee.at Titelfoto: ©Laura Knoth, Layout/Grafik: Peter Eberl / HAI.CC
Tel: +43 (0)3112 / 5886          Druck: Offsetdruck Bernd Dorrong e.U. Auflage: 4500 Stück
www.aee.at, office@aee.at        Wissenschaftlich-strategischer Beirat: Dr. Winfried Braumann, Dipl.-Ing. Dieter Drexel, Dr. Peter Kremnitzer, Univ.-Prof. Dr.
Observer                         Reinhold W. Lang, Dipl.-Ing. Michael Paula, Dipl.-Ing. Josef Plank, Univ.-Prof. Dr. Stefan Schleicher, Univ.-Prof. Dr. Hans Schnitzer,
Medienbeobachtung                Univ.-Doz. Dr. Stephan Schwarzer, Dr. Franz Strempfl, Mag.a Dr.in Birgit Strimitzer-Riedler
                                 Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Die periodische Druckschrift nachhaltige technologien wird aus Mitgliedsbeiträgen,
                                 Spenden und Inserateneinnahmen finanziert. Sie ist zu 100 % im Eigentum des Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie-
                                 Dachverbands. Blattlinie: Verbreitung von Informationen über Themen der erneuerbaren Energien und Ressourceneffizienz.
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
Die österreichische Wärmestrategie –
eine große Herausforderung,
gemeinsam machbar
Heidelinde Adensam

D   er Bund und die österreichischen
Bundesländer haben mit der gemein-
                                                                          reserviert. Die Aufbau- und Resilienzfa-
                                                                          zilität der EU umfasst zusätzlich mehr
samen Wärmestrategie die Chance,                                          als 670 Mrd. Euro und 37 Prozent davon
den Gebäude- und Wärmebereich                                             gehen in klimabezogene Projekte. Der
innerhalb der nächsten 10 Jahre in                                        Rest soll zudem so eingesetzt werden,
Richtung zukunftsorientierte Wär-                                         dass keine umwelt- und klimaschädli-
mewende zu steuern.                                                       chen Effekte verursacht werden.
In Europa war es im vergangenen                                           Der Wärmesektor wird eine wichtige
Jahr so warm wie nie zuvor seit Be-                                       Rolle auf dem Weg zur klimaneutralen
                                            Foto: BMK                     Wirtschaft spielen. Der Verbrauch von
ginn der Aufzeichnungen. Im Jänner
2021 versinkt Spanien im Schnee, in                                       Wärme (inkl. Wärme für industrielle
Wien verzeichnen wir von 22.1. auf 23.1. 10 °C Tem-       Anwendungen) liegt in Österreich derzeit bei rund 50
peraturunterschied und in Deutschland verursacht          Prozent des gesamten Endenergiebedarfs, wobei rund
das Sturmtief GORAN enorme Schäden an Natur und           44 Prozent des Wärmeverbrauchs direkt durch fossile
Infrastruktur. Wetterkapriolen wie diese machen es        Energieträger gedeckt werden. Auch für Fernwärme
deutlich: auch wenn die Klimakrise aus den Medien         und Wärme aus Strom werden nach wie vor fossile
nahezu verschwunden ist, ist die Erderwärmung             Energieträger eingesetzt1. Für „zukunftsfitte“ Gebäu-
präsenter denn je; und anders als bei der Corona-         de und Wärmeversorgung braucht es daher eine
viruskrise fehlt die Impfung gegen die Klimakrise.        grundlegende Veränderung der Bausubstanz und
Die gute Nachricht: die mit der Corona-Pandemie           eine Umstellung der Heiz-, Warmwasser und Kühl-
einhergehende Wirtschaftskrise erfordert massive          technologien, die ohne die Nutzung fossiler Energie
Maßnahmen zum Wiederaufbau und wir haben jetzt            auskommt. Aber nicht nur Infrastruktur und Technik
die einzigartige Chance, nicht nur der Wirtschaft wie-    werden sich ändern, auch die Nutzung der Gebäude
der auf die Beine zu helfen, sondern gleichzeitig die     wird sich durch Digitalisierung und das Internet der
österreichischen Unternehmen, Gebäude und auch            Dinge wandeln.
den Verkehrsbereich nachhaltig und damit zukunftsfit
zu gestalten.
                                                                                                               44%
Unterstützt und motiviert werden wir dabei von der
                                                                                            Sonstige
Europäischen Union. Das neue EU-Ziel, die Treibhaus-
gasemissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030
                                                                                                 1.140 PJ
im Vergleich zu 1990 zu reduzieren, erfordert eine
                                                                                          Verkehr           Wärme
Anpassung des rechtlichen Rahmens und ausreichend                                                                    26%

finanzielle Mittel für die damit verbundenen Inves-
titionen. Nach der neuen EU-Wachstumsstrategie                Fossil                                           14%
„European Green Deal“ sollen in den nächsten zehn             Erneuerbar                                 12%
                                                              Strom
Jahren über 300 Mrd. EURO jährlich zusätzlich in den          Fernwärme
Umbau des Energiesystems investiert werden. Der               Brennbare Abfälle                     2%
überwiegende Anteil soll über private Quellen auf-
                                                          Nutzenergieverteilung in Österreich im Jahr 2019
gebracht werden, aber auch im neuen EU-Budget von         Quelle: DI Simon Gangl auf Basis der Daten der Nutzenergieanalyse
rund 1,1 Billionen EURO sind 30 Prozent für Klimaschutz   der Statistik Austria
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
LEITARTIKEL      4   5

Österreichische Wärmestrategie                                                 um zielgerichtet einkommensschwache Haushalte
                                                                               zu unterstützen. Damit wird auch ein wirtschaftlich
Um diese massiven Veränderungen bestmöglich zu                                 wichtiger Impuls gesetzt, der gerade in Zeiten der
begleiten, haben sich Bund und Bundesländer im                                 Corona-Krise regionale Wertschöpfung und Beschäf-
November 2020 zur gemeinsamen Erarbeitung einer                                tigung auslösen wird.
österreichischen Wärmestrategie mit dem Ziel der                               Zudem sollen bundesrechtliche Vorgaben den Ausstieg
Dekarbonisierung der Wärmeversorgung von Gebäu-                                aus Ölheizungen und die Reduktion und den Einsatz
den bis 2040 bekannt2. Dieses gemeinsame Mandat                                von Gasheizungen regeln. Außerdem sollen Erleichte-
ist deshalb so wichtig, weil die verfassungsrechtlichen                        rungen für thermische Sanierungen und die Nutzung
Kompetenzen im Gebäude- und Wärmebereich in                                    erneuerbarer Energieträger in wohnungsrechtlichen
Österreich in erster Linie bei den Bundesländern liegen.                       Materien vom Bund vorgenommen werden.
Die Ziele dieser gemeinsamen Wärmestrategie sind die                           Für die Erarbeitung einer derart komplexen Strategie
Umstellung der Wärmeversorgung von Gebäuden auf                                braucht es einen transparenten Prozess und klar
erneuerbare Energieträger wie zum Beispiel Biomas-                             definierte Arbeits- und Entscheidungsstrukturen. Ein
setechnologien, direkte Solarnutzungen, Geothermie                             Koordinationsteam bestehend aus VertreterInnen der
und Umgebungswärme sowie Fernwärme auf Basis                                   Bundes- und Landesverwaltung beauftragt Arbeits-
erneuerbarer Energieträger und eine entsprechende                              gruppen mit der Ausarbeitung einzelner Maßnahmen
Reduktion des Energieverbrauchs bis 2040.                                      und Instrumente. Ein politisches Steuerungsgremium
Konkrete Ziele der Wärmestrategie sind der stufen-                             trifft Entscheidungen und setzt sich aus den Landes-
weise Ausstieg aus fossilen Energieträgern in der                              hauptleuten, der Bundesministerin für Klimaschutz,
Raumwärme- und Warmwasserversorgung, wie dies                                  Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technolo-
im Regierungsprogramm vorgesehen ist. Das Aus für                              gie und dem Bundesminister für Finanzen zusammen.
den Betrieb von Ölheizungen ist bis 2035 und für fossile                       Gestartet wurde die Entwicklung der Wärmestrategie
Gasheizungen bis 2040 vorgesehen. Ab 2025 wird es                              bereits 2019 im Zuge der Erstellung des Nationalen
im Neubau keine Gasanschlüsse mehr geben und das                               Energie- und Klimaplanes. Es wurde ein partizipativer
Gasnetz darf nicht mehr zur Raumwärmeversorgung                                Prozess mit breiter Stakeholdereinbindung eingeleitet
ausgebaut werden, wobei Verdichtungen innerhalb                                und Ende 2019 ist mit dem einstimmig im National-
bestehender Netze in begrenztem Ausmaß möglich                                 rat beschlossenen Ölkesseleinbauverbotsgesetz im
sein werden. Fernwärme soll im urbanen Raum aus-                               Neubau der erste rechtliche Umsetzungsschritt in
gebaut werden und die Fernwärmebereitstellung soll                             Kraft getreten. 2021 sollen weitere rechtliche Inst-
beispielsweise mittels Geothermie, Solarthermie, Ab-                           rumente zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern
wärme, Wärmepumpen und Biomasse dekarbonisiert                                 beschlossen werden und auch Förderprogramme von
werden. Die Wärmestrategie wird nicht nur die Umstel-                          Bundesländern und Bund noch enger abgestimmt
lung auf erneuerbare Energieträger umfassen, sondern                           werden. Die weiteren Maßnahmen und Instrumente
auch Eckpunkte für eine weitere Reduktion des Energie-                         werden in Etappen vereinbart und umgesetzt.
verbrauchs im Gebäudebestand und Anforderungen an                              Bund und Bundesländer haben mit dieser gemeinsa-
neu zu errichtende Gebäude festlegen. Auch in Richtung                         men Wärmestrategie die Chance, den Gebäude- und
passive und effiziente Gebäudekühlung sollen Schritte                          Wärmebereich innerhalb der nächsten 10 Jahre in
gesetzt werden. So sollen Kühlsysteme mit geringem                             Richtung einer zukunftsorientierten Wärmewende zu
Energiebedarf wie Fernkälte favorisiert werden.                                steuern. Denn damit dieser Transformationsprozess
Maßnahmen und Instrumente werden neben den                                     mit der notwendigen Planungssicherheit gelingen
rechtlichen Vorgaben auch Förderungen, steuerliche                             kann, muss er rechtzeitig starten und von Beginn an
Maßnahmen, Beratung und Information sowie (ener-                               auf Klimaneutralität ausgerichtet sein. Gleichzeitig
gie-)raumplanerische Instrumente auf Landesebene                               muss auf die Sorgen und Ängste vulnerabler Gruppen
sein. Auf Bundesebene werden zur Unterstützung                                 geachtet werden und es braucht sozial verträgliche
von thermischen Sanierungsmaßnahmen und den                                    Lösungen. Eine große Herausforderung, die den Schul-
Umstieg von fossilen auf erneuerbare Heizungssys-                              terschluss von Bund, Bundesländern, ProfessionistIin-
teme für die Jahre 2021 und 2022 650 Mio. EURO zur                             nen und GebäudeeigentümerInnen und – nutzerInnen
Verfügung gestellt und noch einmal 100 Mio. EURO,                              braucht!

1
    Auswertung aus der Nutzenergiestatistik für das Jahr 2019 der Statistik Austria, Zugriff am 24.1.2021
2
    Siehe Beschluss der Landehauptleutekonferenz vom 6. November 2020

Dr.in Heidelinde Adensam leitet die Abteilung „Energieeffizienz und Gebäude“ im Bundesministerium für
Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und ist damit unter anderem mit
der Koordination der Wärmestrategie und der Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie befasst.
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
Konzertierte Energiewende
             versus
             erneuerbare Anarchie
             Alexander Rehbogen, Christian Sakulin

E  nergieraumplanung wird längst als Schlüssel für
die Energiewende gesehen und ist inzwischen in di-
                                                       Beispiel Raumwärme Salzburg -
                                                       Phase-Out-Fossil struggling
versen Regierungsprogrammen sowohl auf Bundes-
als auch auf Landesebene verankert. Jüngst hat der     Die Wärmewende ist in Umsetzung. Für das Phase-
Einspruch der Novelle des Raumordnungsgesetzes         Out von Öl und Gas werden in den nächsten Jahren
im Burgenland durch den Ministerrat eine Facette       enorme Fördersummen bereitgestellt. Mit € 650 Mio.
klar beleuchtet: Die Notwendigkeit der Diskussion      an Fördermitteln für Sanierung und Heizungswechsel
über Flächennutzung zur Erzeugung nachhaltiger         vom Bund sollen in zwei Jahren 4,5 Mrd. an Investitio-
Energie. Doch die Aufgaben gehen weit darüber          nen ausgelöst werden. Diese Investitionen bedeuten
hinaus und umfassen alle Fragen des Zusammen-          auch einen Lock-In-Effekt. Die Technologien, die jetzt
hangs zwischen Raumnutzung, Siedlungsstrukturen,       gewählt werden, sind auch 2050 noch in Betrieb.
Energieverbrauch und –erzeugung sowie Verkehr. Mit     Am Markt bietet sich heute eine große Zahl an
der zunehmenden Entschiedenheit in der Verfolgung      nachhaltigen Wärmeversorgungstechnologien. Die
der Klimaziele wird klar, dass die Energiewende nur    KundInnen entscheiden die Form der Wärmewende.
gelingen kann, wenn diese auch räumlich koordiniert    Salzburg hat im Jahr 2017 über das Baurecht de facto
wird – und das über die reine Raumplanung hinaus.      einen Ausschluss fossiler Energieträger im Neubau
Doch wie kann die konkrete Umsetzung dieser ab-        bewirkt und bietet so gute Einsichten in die Wahl
strakten Erkenntnis gelingen? Einige Bundesländer      der KonsumentInnen. Aus den Statistiken gehen
machen gerade die ersten Schritte in der Praxis. Die   zwei Technologien als klare Gewinner hervor: Die
aktuelle Eile im Klimaschutz macht eine räumliche      Wärmepumpe und die Fernwärme. Günstige Anschaf-
Energieplanung relevanter denn je.                     fung, leichte Installation und hoher Komfort führen
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
ENERGIERAUMPLANUNG            6   7

dazu, dass sich 2017 und 2018 gemeinsam jeweils              Markt braucht Koordination
knapp 75 Prozent zu etwa gleichen Anteilen für eine
dieser Technologien entschieden haben. Eine nähere           Das Beispiel Salzburg zeigt, dass der Markt alleine
Betrachtung der Implikationen lohnt:                         diese Herausforderungen nur unzureichend auflösen
                                                             kann. Die Koordination der Anstrengungen von Bund
1. Wärmepumpe: Beim Einsatz einer Wärmepumpe                 und Ländern über die Wärmestrategie kann insofern
bedeutet die Wärmewende auch eine Stromwende.                nicht hoch genug geschätzt werden. Gefordert sind
Österreich ist im Winter bereits heute massiv auf            im Sinne einer effektiven Multi-Level-Governance
Importe von fossil erzeugtem Strom angewiesen,               alle Ebenen, wobei den Ländern eine besondere
sodass der Strommix zur Hauptheizperiode in                  Rolle zukommen wird. Mit dem Baurecht und der
Österreich meist zwischen 250 und 300g CO2/kWh               Raumordnung liegen die beiden Schlüsselkompeten-
liegt (vgl. electricitymap.org ). Soll eine nachhaltige      zen in deren Händen. Doch auch über die rechtliche
Elektrifizierung des Wärmesektors gelingen, bedarf           Basis und die damit verbundenen Planungsprozesse
es zusätzlichen erneuerbaren Stroms. Die Systemwahl          hinaus liegen die wichtigsten Komponenten für eine
ist mitentscheidend dafür, wie hoch dieser zusätzli-         effektive Energieplanung im Bereich der Länder.
che Bedarf ausfällt. So weisen Luftwärmepumpen               Einerseits die Inputdimension: Die Länder verwalten
einen in etwa 40% höheren Strombedarf aus als                den Großteil der Datenquellen, welche für eine grund-
Grundwasser-Wärmepumpen. Im Winter kann dieser               stücksscharfe Planung notwendig sind. Andererseits
Bedarf aufgrund des Ertrags nur durch Windkraft              die Outputdimension: Geoinformationen werden in
gedeckt werden. Die Diskussion um die dafür benö-            landeseigenen GIS bereitgestellt. Zusammenfassend
tigten Standorte ist bekannt und das oben erwähnte           kann deshalb aus Sicht der Autoren eine räumliche
Beispiel Burgenland zu diesbezüglichen rechtlichen           Energieplanung nur über die Landesregierungen
Regelungen bildet die Eisbergspitze eines Trends,            effektiv implementiert werden.
der sich mit zunehmendem Ausbau verschärfen wird.            Ihre diesbezügliche Verantwortung nehmen die
Bei der elektrifizierten Wärmewende ist darauf zu            Bundesländer Wien, Steiermark und Salzburg ernst
achten, das jeweils geeignetste System zu forcieren,         und arbeiten in einem Projekt im Rahmen der Vor-
um die Herausforderungen im Bereich der Stromwen-            zeigeregion Energie GREEN ENERGY LAB seit 2017
de auf ein bewältigbares Minimum zu reduzieren.              gemeinsam an der Implementierung räumlicher
                                                             Energieplanung. Das Projekt Spatial Energy Planning
2. Fernwärme: Die Fernwärme ist durch die Mög-               hat sich die Schaffung aller nötigen Grundlagen für
lichkeit zur Integration verschiedenster erneuerbarer        die räumliche Energieplanung zum Ziel gesetzt. Die
Energieträger ein Schlüssel für die nachhaltige              zentralen Elemente sind dabei der ENERGIEatlas –
Wärmeversorgung und stellt insbesondere für den              kartographische Informationslayer zu Energiebedarf,
Heizungswechsel im Bestand ein vorteilhaftes                 Energieversorgungsinfrastrukturen und erneuerbaren
System dar. Die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass         Energieversorgungspotentialen - und die darauf auf-
gerade die Schaffung eines Angebots zum Anschluss            bauenden automatisierten Analysen für definierte
von den KundInnen als Wechseloption wahrgenom-               Verwaltungsprozesse. Die Verknüpfung einer Vielzahl
men wird, selbst wenn das fossile System noch                von Basisdaten mit einer bis zu dreistelligen Anzahl
keiner Erneuerung bedürfte. Gleichzeitig ist diese           an Datenquellen je Bundesland schafft mit fundier-
Option nur begrenzt verfügbar, da die wirtschaftliche        ten wissenschaftlichen Modellen und Methoden eine
Erschließung auf eine Mindestnachfrage angewiesen            neuartige und umfassende Planungsgrundlage,
ist. Deshalb gilt es, die leitungsgebundenen Energie-        die sowohl als kleinste räumliche Auflösung das
träger Fernwärme und Gas ganzheitlich zu planen.             einzelne Gebäude als auch konsistent andere Ein-
Mit dem Ziel einer maximalen Ausdehnung von mit              heiten wie Areale, Gemeinden, Regionen und Länder
Fernwärme versorgten Gebieten ist die notwendige             abbilden kann.
Abnahmedichte sicherzustellen. Dazu bedarf es ei-
nerseits der notwendigen baulichen Dichte. Anderer-
seits sind andere (auch nachhaltige) Heizsysteme im
Netzgebiet zu vermeiden.
Ohne eine räumliche Koordination, die dafür sorgt, dass
am jeweiligen Ort die jeweils bestgeeignete Technolo-
gie zum Einsatz kommt und die auch den Stromsektor
mitdenkt, kann die Wärmewende nicht gelingen.

      Automatisierte Berichte mit den für den spezifischen
           Planungszweck notwendigen energiebezogenen
          Informationen in den Bundesländern Salzburg,
                                    Wien und Steiermark
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
Durch das gemeinsame Projekt
                                                                                      GEL S/E/P können in den Ländern
                                                                                      Steiermark, Wien und Salzburg
                                                                                      energiebezogene Daten via GIS für
                                                                                      die Nutzung in Planungsprozessen
                                                                                      bereitgestellt werden

        Weiters hat das Projekt die erforderlichen und die        werden. Mit den regionalen Energieversorgungsun-
        möglichen Berücksichtigungen erneuerbarer Ener-           ternehmen als neuen Partnern wird im Kontext des
        gie in den hoheitlichen Verwaltungsprozessen der          Sektors Strom auch die Koordination der (Energie-)
        Bau- und Raumplanungsbehörden analysiert und              Infrastrukturplanung angegangen. Außerdem sollen
        für ebendiese maßgeschneiderte Auswertungen               im Austausch zwischen den Bundesländern bis 2024
        aus dem ENERGIEatlas entwickelt. In Kooperation           Möglichkeiten zur Verbesserung des rechtlichen Rah-
        zwischen Gebietskörperschaften wurde eine beliebig        mens für die Umsetzung von Energieraumplanung
        skalierbare Struktur geschaffen, die auch von ande-       entwickelt werden. Die digitale Verfügbarkeit der
        ren Bundesländern genutzt werden kann. Über die           wichtigsten Planungsgrundlagen bietet umfassende
        Follower-Städte Villach und Bregenz sind diesbezüg-       weitere Entwicklungsoptionen und hat das Potenzial,
        lich bereits Sondierungen in Umsetzung.                   zum Game-Changer am Energiemarkt zu werden.

        Mit dem Abschluss der ersten Phase des Projektes          Fazit
        werden im Juni dieses Jahres alle Funktionalitäten
        für den Bereich der Wärme bereitstehen. In der            Das Gelingen der Energiewende wird von einer ef-
        zweiten Phase (Spatial Energy Planning II) werden         fektiven Koordination abhängen. Den Bundesländern
        in den nächsten drei Jahren die Sektoren Strom und        wird gerade im Kontext der räumlichen Planung eine
        Mobilität ergänzt und in die bereits etablierten Pro-     Schlüsselrolle zukommen. Mit der Digitalisierung
        zesse und das Geoinformationssystem integriert. Auf       der Informationsgrundlagen wurde in den letzten
        diese Weise soll unter anderem eine (vergleichende)       Jahren ein vielversprechender Weg eröffnet, der ein
        CO2-Gesamtbilanzierung von Standorten ermöglicht          enormes Entwicklungspotenzial bietet.

                                                                                                Das Projekt ist Teil der Vor-
                                                                                                zeigeregion Green Energy Lab
                                                                                                und wird durch den Klima- und
                                                                                                Energiefonds sowie durch die
                                                                                                beteiligten Länder, Regionen
                                                                                                und Gemeinden gefördert.

        Mag. Alexander Rehbogen, MBA ist Experte für Public Governance und Energiepolitik am
        Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR). alexander.rehbogen@salzburg.gv.at
        Christian Sakulin, Bereichsleiter „Innovationen und Projektmanagement“ bei der
        Energie Agentur Steiermark, arbeitet an den Themen Energie und Raum.

"Klimaschutz hat sich längst als wichtige Materie in die vielfältigen Agenden der Städte eingereiht.
Vor dem Hintergrund ambitionierter Klimaschutzziele stehen Städte nun neben den eigenen Maß-
nahmen vor der Herausforderung, das Thema breiter zu verankern. Die standardisierte Berücksich-
tigung der energie- und klimaschutzbezogenen Inhalte in bestehenden Verwaltungsprozessen ist
jedoch hoch komplex und anspruchsvoll. Die automatisierte Bereitstellung von Planungsgrundlagen
wäre ein möglicher Lösungsweg, damit diese zusätzliche Aufgabe von den Stadtverwaltungen rasch
angegangen und bewältigt werden kann."
                                                                                                          Foto: Markus Wache
Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
ENERGIERAUMPLANUNG   8   9

                                                Energieraumplanung
                                                in der Steiermark
Foto: getty images

                                                 Dieter Preiß, Christine Schwaberger

                     D    as Schlagwort „Energieraumplanung“ tauchte
                     erstmals im Zuge der Energiekrisen 1973 und 1979 auf.
                                                                              Schwerpunkt dieses IEE-Projektes2 war die Im-
                                                                              plementierung nachhaltiger Energielösungen in
                     (Jilek, 1998).                                           die örtliche Raumplanung. Dieses Projekt wurde
                     Derzeit gewinnt es im Sinne eines aktiven Klima-         VertreterInnen steirischer Gemeinden, Behörden und
                     schutzes wieder an Bedeutung und ist auch im             RaumplanerInnen präsentiert und markiert den Start
                     aktuellen Programm der österreichischen Bundes-          der Energieraumplanung in der Steiermark. 2016
                     regierung unter dem Stichwort „Klimaschutzorien-         wurde das Institut für Raumplanung, Umweltplanung
                     tierte Energieraumplanung“ festgehalten. Damit           und Bodenordnung der BOKU Wien beauftragt, als
                     die Transformation des Energiesystems zu einer           Umsetzungsmaßnahme des EU-Projektes einen Leit-
                     dekarbonisierten Energiewirtschaft gelingt, wird die     faden zum Thema „Das Sachbereichskonzept Energie
                     Erarbeitung von Planungsgrundlagen für die räum-         - Ein Beitrag zum Örtlichen Entwicklungskonzept"
                     liche Dimension von Energie in der Raumplanung           für die örtliche Raumplanung in der Steiermark zu
                     zunehmend als hoheitliche Aufgabe gesehen.               erstellen. Anhand von Beispielgemeinden wurde im
                     Im Ergebnispapier der ÖROK 1-Partnerschaft Ener-         Leitfaden der BOKU Wien gezeigt, dass eine räumlich
                     gieraumplanung ist die „Energieraumplanung jener         und sachlich hoch aufgelöste energetische Charakte-
                     integrale Bestandteil der Raumplanung, der sich mit      risierung der Gemeinden und eine fundierte Analyse
                     den räumlichen Dimensionen von Energieverbrauch          aller für die Energieraumplanung relevanten Aspekte
                     und Energieversorgung umfassend beschäftigt.“ Wei-       notwendig ist. Diese führt zu einer Definition von
                     ters wird dort festgehalten, dass Potenziale für die     energieraumplanerischen Standorträumen bzw.
                     Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen           Vorranggebieten. Im Rahmen der ÖEKs können die
                     mobilisiert und gleichzeitig raumstrukturelle ener-      Gemeinden somit energie- und klimarelevante Ziele
                     giesparende Maßnahmen bei den Lebensstilen und           verankern und mit der langfristigen Festlegung von
                     in der Wirtschaft etabliert werden müssen.               Entwicklungspotenzialen abstimmen. Anfang 2019
                                                                              wurde die energetische Charakterisierung in Form
                     Grundlagen der Energieraumplanung                        einer kommunalen Energie- und Treibhausgasda-
                     in der Steiermark                                        tenbank auf Basis von statistischen Daten für alle
                                                                              steirischen Gemeinden fertiggestellt.
                     Das Land Steiermark war von 2013 bis 2016 Projekt-
                     partner des EU-Projekts SPECIAL (Spatial planning        1
                                                                                  Österreichische Raumordnungskonferenz
                     and energy for communities in all landscapes).           2
                                                                                  IEE … Intelligent Energy Europe
Neue Impulse für die Energieraumplanung - Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz 01 | 2021 - Spatial Energy Planning
Weiters werden Wärmedichtekarten und Karten für                           Für die Inanspruchnahme einer Förderung ist die
       energiesparende Mobilität im GIS Steiermark zur                           Teilnahme an einer Schulungsveranstaltung oder an
       Verfügung gestellt. (Albart Heriszt, Stöglehner, 2019)                    einem Sprechtag durch die jeweilige Gemeinde und
       Die Gesetzesgrundlage für Sachbereichskonzepte                            ihre OrtsplanerInnen verpflichtend. Diese Veranstal-
       im Rahmen der örtlichen Raumplanung findet sich                           tungen wurden vom Land Steiermark gemeinsam mit
       bei den Zielsetzungen der Raumordnungsgrundsätze                          der BOKU angeboten. VertreterInnen aus mehr als
       im Steiermärkischen Raumordnungsgesetz 3. Für                             hundert Gemeinden nahmen an den Schulungen bzw.
       die Begründungen der Wortlautfestlegungen im                              Beratungen teil. Aktuell arbeiten konkret 43 Gemeinden
       Örtlichen Entwicklungskonzept (ÖEK)4 ist ein Erläu-                       aktiv an ihren SKEs. Bereits angekündigt, und auch
       terungsbericht zu erstellen. Dazu zählen „Sachbe-                         im Aktionsplan zur Klima- und Energiestrategie Stei-
       reichskonzepte zur Erreichung der Entwicklungsziele                       ermark 2030 festgehalten, ist die Vorbereitung einer
       für einzelne Sachbereiche, wie insbesondere für die                       zukünftigen gesetzlichen Verpflichtung im steirischen
       Energiewirtschaft“.                                                       Raumordnungsgesetz zur Erarbeitung von SKEs.
       Die im Sachbereichskonzept Energie (SKE) erarbeiteten
       energieraumplanerischen Strategien sollen Entschei-                       Die nächsten Schritte auf dem Weg
       dungsträgerInnen der örtlichen Raumplanung befähi-                        zur Wärmewende
       gen, raumrelevante Entscheidungen mit energie- und
       klimapolitischen Zielsetzungen in Einklang zu bringen                     A) Durchgängigkeit von den Zielen
       und damit auf kommunaler Ebene die Voraussetzungen                        bis zur Umsetzung
       für die Energiewende und die Einhaltung internationa-
       ler Klimaschutzverpflichtungen zu schaffen.
                                                                                                                                Energietechnische
                                                                                                                                     Planung

                                                                                    Grad der rämlichen
„Die Grundlagenarbeit zur Energieraumplanung mit der Erar-                          und zeitlichen
                                                                                                                                              Gebäude bis
                                                                                                                                              Einzelkom-
beitung des Leitfadens zur Erstellung eines Sachbereichskon-                        Auflösung der                                              ponente
                                                                                    Betrachtung
 zeptes Energie macht deutlich, welch maßgebenden Beitrag
                                                                                                                    Energiesystem-
   eine zukunftsorientierte Raumplanung zur Erreichung der                                                             Planung
  energie- und klimapolitischen Zielsetzungen leisten kann.“
  Andrea Teschinegg, Referatsleiterin, Referat für Bau- und                                                                   gebäudescharf
                                                                                                                                   bis
   Raumordnung, Abteilung 13, Amt der Steiermärkischen                                                                         Wohneinheit

                     Landesregierung                                                                     Energieraum-
                                                                                                           Planung

                                                                                                                        grober Raum-
                                                                                                                          bezug bis
                                                                                                                        gebäudescharf
       Das Förderprogramm für Gemeinden
       und RaumplanerInnen
                                                                                           Statistische
                                                                                          Energieanalyse
       Um das Instrument des SKE umzusetzen, wurde von                                                       kein Raumbe-
                                                                                                             zug bis grober                         Evaluierung
                                                                                                                                                    Monitoring
       den mit Raumplanung und Energie betrauten Stellen                                                      Raumbezug

       in den Abteilungen des Landes Steiermark ein Förder-
       programm aus dem Ökofonds Steiermark aufgesetzt.
       Dabei ist die Ausschreibung modular gestaltet: Das                        Stufen der Energieplanung. Räumlich und zeitlich
       erste Modul zielt auf die Förderung von Planungs-                         differenzierte Planungsschritte aufbauend auf der
       leistungen zur Einarbeitung von Klimaschutz- und                          Energieanalyse (nach Mach T. et al, 2018)
       Energieaspekten in die Instrumente der örtlichen
       Raumplanung ab. Zusätzlich zum raumordnungs-                              Zur Erreichung der strategisch erarbeiteten Ziele ist
       rechtlich verbindlichen Stakeholderprozess kann auch                      es unbedingt erforderlich, die Verbindung von der
       eine aktive Bürgerbeteiligung zur Identifikation aller                    Energieanalyse über die Energieraumplanung mit der
       Betroffenen mit dem SKE und zur Gewährleistung der                        anschließenden Planung des Energiesystems und der
       notwendigen Transparenz im Planungsprozess finan-                         Energietechnik in einem Gebäude zu schaffen. Ohne
       ziell unterstützt werden. In zwei weiteren Modulen                        bindende Durchgängigkeit und Berücksichtigung des
       können Machbarkeitsstudien und Detailplanungen,                           steigenden Grads der räumlichen und zeitlichen Auf-
       sowie die Vorbereitung und Ausschreibung von Um-                          lösung ist die praktische Realisierung nicht gewähr-
       setzungsvorhaben gefördert werden.                                        leistet und Ziele bleiben ohne konkrete Umsetzung.

       3
         Demzufolge „hat die Entwicklung der Siedlungsstruktur unter Berücksichtigung sparsamer Verwendung von Energie und vermehrtem Einsatz
         erneuerbarer Energieträger sowie unter Berücksichtigung der Klimaschutzziele zu erfolgen“.
       4
         Ein Örtliches Entwicklungskonzept (ÖEK) stellt im rechtlichen Rang eine Verordnung dar.
ENERGIERAUMPLANUNG 10                11

      B) Monitoring und konsequente Zielverfolgung                                D) Verbesserung und Aktualisierung
      der Strategie im Örtlichen Entwicklungskonzept                              von Datengrundlagen

      Durch die Integrierung in das ÖEK unterliegen die                           Die Analyse der IST-Situation und die genaue Kennt-
      Sachbereichskonzepte für Energie der aufsichtsbe-                           nis über den Bestand, die Nutzung und den Zustand
      hördlichen Prüftätigkeit und können evaluiert und                           von Gebäuden und deren Energieinfrastruktur ist
      Teil eines Monitoringprozesses werden. Revisionen                           der erste Planungsschritt. Eine gute, umfassende
      des Örtlichen Entwicklungskonzepts bzw. des Flä-                            und möglichst vollständige Datenbasis ist dabei
      chenwidmungsplanes sind alle 10 Jahre verpflichtend                         die Grundvoraussetzung für eine vorausschauende
      durchzuführen. Monitoringintervalle von 1-3 Jahren                          Planung. Mittlerweile gibt es viele Datenquellen für
      bieten die Möglichkeit, den Grad der Zielerreichung                         die Bestimmung der Nutzung und Energieinfrastruk-
      festzustellen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die                       tur bestehender Gebäude auf kommunaler Ebene.
      Etablierung von Prozessen auf kommunaler Ebene                              Wichtig ist hier ein gut gepflegtes bzw. auf aktuellen
      zur Sicherstellung der klima-, energie- und raum-                           Stand gebrachtes Adress-, Gebäude- und Wohnungs-
      ordnungsrelevante Entscheidungen im Sinne der                               register (AGWR). Weiters gibt es Datenbanken über
      strategischen Ausrichtung.                                                  Heizungsanlagen und Energieausweise von Gebäu-
                                                                                  den als wichtige Datenquelle.
      C) Vorrang für erneuerbare Fernwärme
      und Vermeidung von Doppelinfrastruktur                                      Ausblick

      Fernwärme ist ein Versorgungsystem, das es erlaubt,                         Visuelle und übersichtliche Darstellungen von geore-
      unterschiedliche Energiequellen wie industrielle Ab-                        ferenzierten Energiedaten und Potenzialen zur Nut-
      wärme, Wärme aus Kraft-Wärmekopplungsanlagen                                zung von Energie aus erneuerbaren Quellen in Form
      oder direkte erneuerbare Wärmequellen wie Biomasse                          von Karten oder im Digitalen Atlas Steiermark sind
      oder Wärmepumpen flexibel einzubinden. Die Kon-                             ein wertvolles und hilfreiches Mittel für zukünftige
      kurrenz mit dem Erdgasnetz stellt energietechnisch                          energie- und klimaschutzrelevante Entscheidungen
      als auch hinsichtlich der langfristigen volkswirt-                          im Bereich der Raumplanung. Die flächendeckende
      schaftlichen Kosten zweier paralleler Systeme ein                           Ausrollung des Wärmeatlas Steiermark stellt einen
      Problem dar. Insbesondere dort, wo „erneuerbare“                            weiteren notwendigen nächsten Schritt dar. Zum
      Fernwärme möglich ist, ist daher eine Bevorzugung                           Gelingen der Transformation des Energiesystems
      gegenüber Erdgas und auch anderen dezentralen                               darf auf den Stromsektor und vor allem die Mobilität
      Energieversorgungsmöglichkeiten geboten.                                    nicht vergessen werden. Fortsetzung folgt.

      Dipl.-Ing. Dieter Preiß ist Mitarbeiter des Referats für Energietechnik und Klimaschutz, Abteilung 15 Energie,
      Wohnbau, Technik, Amt der Steiermärkischen Landesregierung. dieter.preiss@stmk.gv.at
      Mag.a Christine Schwaberger ist geschäftsführende Gesellschafterin des Raumplanungsbüros
      Pumpernig & Partner ZT GmbH. christine.schwaberger@pumpernig.at

      Weiterführende Informationen / Links im E-Paper
      Jilek W. (1998): Energieraumplanung in SIR-Mitteilungen und Berichte, Band 26/1998
      ÖROK-Partnerschaft Energieraumplanung: www.oerok.gv.at/raum/themen/energieraumplanung
      EU-Projekt SPECIAL: https://ec.europa.eu/energy/intelligent/projects/en/projects/special
      Abart-Heriszt L., Stöglehner G. (2019): Das Sachbereichskonzept Energie, Ein Beitrag zum Örtlichen Entwicklungskonzept, Leitfaden, Version 2.0
      Klima- und Energiestrategie Steiermark 2030 mit Aktionsplan 2019-2021
      Mach T. et al (2018): Stufen der Energieplanung (Präsentation), Institut für Wärmetechnik, TU Graz

"Die Zukunft der Energieversorgung hängt stark davon ab, inwieweit es gelingt, die Potenziale aus
Energieeffizienz und Energie aus erneuerbaren Quellen zu realisieren. Die Energieraumplanung ist
ein wichtiger Hebel auf kommunaler Ebene, wenn es darum geht, ein dekarbonisiertes Energiesystem
von der Vision in die Tat umzusetzen und auf den Boden zu bringen."

Dieter Thyr, Referatsleiter, Referat Energietechnik und Klimaschutz, Abteilung 15 Energie,
Wohnbau, Technik, Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Energie MEETS Raumplanung –
                Praxisbericht aus Salzburg
                Stefan Zenz, Alexander Rehbogen

S   eit 1. Jänner 2018 sind Energie und Klimaschutz im
Salzburger Raumordnungsgesetz als Aufgaben der
                                                         angekommen. Mit der Etablierung des Prozesses im
                                                         REK wurde ein Meilenstein erreicht, der in diesem
Raumplanung verankert. In den räumlichen Entwick-        Artikel näher betrachtet werden soll.
lungskonzepten hat sich seither eine gelebte Praxis
etabliert und energie- und klimaschutzbezogene           Räumliche Entwicklungskonzepte
Fragen werden konsequent berücksichtigt.
Salzburg verfolgt mit der Klima + Energiestrategie       Gemeinden legen in den sogenannten REKs alle 15-
Salzburg 2050 ambitionierte Ziele im Klimaschutz.        20 Jahre ihre langfristigen Entwicklungsziele fest.
Eine tragende Säule der Maßnahmen bildet der Be-         Seit der Novellierung des Raumordnungsgesetzes
reich räumliche Energieplanung. Ziel ist es, das sich    im Jahr 2017 sind sie verpflichtet, in neuen REKs
in den letzten Jahren neu manifestierende öffentli-      „energierelevante Gegebenheiten“ in der Bestands-
che Interesse an nachhaltiger Energieversorgung          analyse abzubilden (vgl. S-ROG 2009, § 24 Abs.1 z2)
und Klimaschutz in bestehende Verwaltungsprozes-         und „grundsätzliche Aussagen (...) zur angestrebten
se sinnvoll zu integrieren. Dementsprechend war          Energieversorgung“ zu treffen (vgl. ebd., § 25 Abs.2
einer der ersten Schritte zur Implementierung die        z5). Zahlreiche gute Beispiele aus der Praxis belegen
detaillierte Analyse von bestehenden Planungspro-        seither, wie in der Entwicklungsplanung wichtige
zessen, in denen energie- und klimaschutzbezogene        Weichenstellungen für eine nachhaltige Entwicklung
Fragestellungen von Relevanz sind. Als Ergebnis          gesetzt werden können. Eine zukunftsfähige Raum-
haben sich die Erstellung räumlicher Entwick-            entwicklung durch kompakte und nutzungsgemischte
lungskonzepte (REKs) und die Planung von Neubau-         Siedlungsstrukturen, eine effiziente Energieversor-
projekten als Schlüsselprozesse in der Verwaltung        gungsinfrastruktur mit Forcierung netzgebundener
herauskristallisiert. In beiden Prozessen ist in den     Wärmeversorgung und die Nutzung lokal vorhandener
letzten Jahren die Berücksichtigung von energie- und     erneuerbarer Energieressourcen werden in die Planung
klimaschutzbezogenen Fragestellungen in der Praxis       als Ziele übernommen.
ENERGIERAUMPLANUNG             12   13

                                  Zukunftsfähige Raumentwicklung
                                  • Kompaktheit / Bebauungsdichte und Nutzungsmischung forcieren und damit
                                    - den durch die Mobilität induzierten Energiebedarf reduzieren
                                    - die Energieeffizienz der Gebäude erhöhen
                                    - eine nachhaltige netzgebundene Wärmeversorgung ermöglichen
                                  • Alle Entwicklungen außerhalb der Siedlungsschwerpunktbereiche vermeiden

                                  Effiziente Infrastruktur
                                  • Bestehende nachhaltige Energieinfrastruktur (v.a. Fernwärmenetze)
                                    beachten, deren Nutzung stärken und bei Standortentwicklungen
                                    Potenziale für die Errichtung nachhaltiger Energieinfrastruktur beachten
                                  • Doppelte Infrastruktur und gegenseitige negative Beeinflussung von
                                    Infrastruktur (Umgebungswärmenutzung) vermeiden
                                  • Ausbau der Gasinfrastruktur unterbinden
                                  • Infrastrukturkosten der Erschließung generell einbeziehen

                                  Optimale Nutzung von lokalen Ressourcen
                                  • Bestehende Potenziale (insbesondere Sonne, Biomasse, Wind, Wasser,
                                    Umgebungswärme) maximal nutzen
                                  • Verschwendung lokaler Energiepotenziale (v.a. Abwärme Industrie, Gewerbe,
                                    Reinhaltung) vermeiden
                                  • Importe von Energie minimieren - lokale Wertschöpfung maximieren

      3x3 der Energie im räumlichen Entwicklungskonzept (REK) Quelle: SIR

      Service für Gemeinden

      Von Beginn an war es eine wichtige Bedingung, die          duell unterstützt. Das Amt der Salzburger Landesregie-
      Gemeinden mit dem neuen Materienkomplex nicht              rung bietet dafür die folgenden (kostenlosen) Services:
      zu überfordern. Der zusätzliche Ressourcen- und Kom-
      petenzbedarf muss in den ohnehin hoch komplexen            • Bestandsanalyse Energie als Grundlage für
      Raumordnungsprozessen auf ein Minimum beschränkt             die Gemeinden und OrtsplanerInnen
      werden, um im gegebenen Rahmen darstellbar zu              • Individueller Besprechungstermin für jede
      bleiben. Gemeinden werden deshalb in den energiebe-          Gemeinde zur Interpretation der Ergebnisse
      zogenen REK Aktivitäten im gesamten Prozess indivi-        • Dauernde Ansprechstelle für Umsetzungsfragen

"Klimaschutz ist ein Schwerpunkt der Salzburger Landesregierung. Mit unserer Klima + Energiestra-
tegie SALZBURG 2050 soll unser Bundesland bis zum Jahr 2050 klimaneutral, nachhaltig und ener-
gieautonom sein. Unsere politische Verantwortung dabei ist, die Möglichkeiten zu schaffen, damit
sich alle beim Klimaschutz aktiv beteiligen können. Nur gemeinsam kommen wir voran. Auch die
Gemeinden sind wichtige Klimaschutz-Verbündete. Daher schaffen wir notwendige Rahmenbedin-
gungen und Services, damit Gemeinden ihre Verantwortung wahrnehmen und einen direkten Beitrag
leisten können. Mit der Bestandsanalyse Energie werden kostenfrei alle notwendigen Informationen
bereitgestellt, damit der Umstieg auf erneuerbare Energien und Klimaschutz in der Raumplanung
erleichtert und ermöglicht wird."

Landeshauptmann Stellvertreter Dr. Heinrich Schellhorn,
zuständig für Energie, Umwelt und Klimaschutz
Im Herbst 2020 wurden zudem alle OrtsplanerInnen           Über Stellungnahmen an insgesamt drei Punkten im
   des Landes in die neuen Inhalte eingeschult und kön-       Laufe des Verfahrens zur Neuauflage eines REKs haben
   nen die Gemeinden nun optimal in der Umsetzung             Fachdienststellen die Möglichkeit und Aufgabe, die
   unterstützen. Um diese Services für die Gemeinden          ihren Kompetenzbereich betreffenden Inhalte zu
   bereitstellen zu können, war jahrelange Aufbauar-          bewerten. Dieser Ablauf erlaubt es, die neue Materie
   beit und eine intensive und gute Zusammenarbeit            „Energie und Klimaschutz“ schrittweise und mit der
   zwischen insgesamt sechs Referaten des Amtes der           notwendigen Sensibilität gegenüber den ressourcen-
   Salzburger Landesregierung erforderlich.                   mäßigen Möglichkeiten der Gemeinden einzuführen.

   Prozessinnovation statt Revolution

                                                                               1.
   Zentral ist neben dem Service die Tatsache, dass man                              Energiebedarf
   sich mit dem neuen Materienkomplex in bestehende                                  Strom/Wärme
   Planungsprozesse eingliedert. Es war weder möglich
   noch notwendig, einen neuen Verwaltungsprozess
   „zu erfinden“. Vielmehr wird die Entwicklung eines
   REK an relevanten Stellen an den etablierten Pla-
   nungsprozess angekoppelt. Und auch die Struktur
   der Inhalte wurde nicht neu entwickelt. So besteht                               2.   Alternative
                                                                                         Enegiepotenziale
   ein REK aus einem Planteil und einem Textteil, wobei
   sich letzterer in die Bestandsanalyse, die Umwelt-
   prüfung sowie die Maßnahmen und Ziele gliedert.
   Die Berücksichtigung von energie- und klimaschutz-
   bezogenen Inhalten ist an diese Struktur angepasst.
                                                                                         3.   Energieversorgungs-
                                                                                              infrastruktur

                                                                                              4.     Verbesserungs-
                                                                                                     optionen

Sondierung
• Bestandsanalyse Energie (Erstanalyse)                                      Inhalte Bestandsanalyse Energie
• Individuelles Beratungsgespräch mit der Gemeinde (optional)

               Mitteilung der unerlässlichen Untersuchungen
               • Anforderungen in Bezug auf Berücksichtigung energie- und
                 klimaschutzbezogener Inhalte werden in Stellungnahmen dargelegt
               • Bestandsanalyse Energie (Update)

                               Vorbegutachtung und Umweltprüfung
                               • Kommentierung Text- und Planteil
                               • Kommentierung der geplanten neuen Siedlungsgebiete im Hinblick
                                 auf Eignung und Energieversorgungsoptionen aus der Perspektive "Klimaschutz"

                                               Prüfbehördliche Genehmigung
                                               • Finale Kommentierung zur Umsetzung der Anmerkungen

   Ablauf Neuauflage REK (Räumliche Energiekonzepte) und Berücksichtigung energie- und klimaschutzbezogener Inhalte
14      15

                                                                    | AT12-19G |
                                                                                                           ENERGIERAUMPLANUNG

                                                          ANZEIGE
Die Anforderungen im Bereich Energie wurden im Zeit-
verlauf an die jeweils verfügbaren Informationen
                                                                                            : Schwebend,
gekoppelt. Da 2018 für die Energie nur Basisinforma-
tionen zur Verfügung gestellt werden konnten,
                                                                                   kontaktlos, intelligent!
waren die Anforderungen an die Bestandsanalyse
gering. Über das Projekt GEL S/E/P (siehe auch                                     Freie 2D-Produktbewegung
Artikel Digitale Planungsgrundlagen für die Ener-
gieraumplanung auf Seite 18) konnten schrittweise
                                                                                   mit bis zu 6 Freiheitsgraden
mehr Informationen verfügbar gemacht und die An-
forderungen angehoben werden. Ab April 2021 werden
die automatisierten „Bestandsanalysen Energie“
auf 50 Seiten alle relevanten Informationen für den
Bereich der Wärme umfassend abbilden (siehe Abbil-
dung links). Die Darstellungen erlauben den Gemein-
den und OrtsplanerInnen eine umfassende Integration
energie- und klimaschutzbezogener Fragestellungen
in die REKs. Entsprechend besteht die Möglichkeit, die
Mindestanforderungen zur Berücksichtigung energie-
und klimaschutzbezogener Fragestellungen auf die-
ses Niveau anzuheben. Inzwischen wird jährlich eine
zweistellige Zahl an Verfahren erfolgreich und in einer
positiven Zusammenarbeit mit den Gemeinden, Orts-
planerInnen und anderen Fachdienststellen begleitet.

Fazit und Ausblick

Im Verlauf von drei Jahren konnte der neue Mate-
rienkomplex „Energie und Klimaschutz“ reibungsfrei                                                    Schwebende           5°    Kippen
                                                                                                      Planarmover                um bis zu 5°
in die REKs integriert werden. Die Basisanalysen für
Energiekonzepte befinden sich in einigen Gemeinden                                                    Skalierbare                Heben
ebenfalls bereits in Anwendung. Die gute Zusam-                                                kg     Nutzlast                   um bis zu 5 mm
menarbeit mit den anderen Fachdienststellen, das
Serviceverständnis und die Rücksichtnahme auf die                                                     360°                       Dynamisch
                                                                                              360°    Rotation                   mit bis zu 2 m/s
Möglichkeiten der Gemeinden durch die Entwicklung
eines digitalisierten Systems sowie der notwendige
Rechtsrahmen waren die zentralen Erfolgsfaktoren.
Der erfolgreich eingeschlagene Weg soll nun konse-
quent weiterverfolgt werden. Auf Grundlage der brei-
ten Datenbasis und des entwickelten Informations-
systems sind zahlreiche Vertiefungen, inhaltliche
Erweiterungen und weitere Anwendungen denkbar.                                     www.beckhoff.com/xplanar
Mit der Ausdehnung auf die Sektoren Strom und
                                                                                   XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling:
Mobilität und der EnergieApp für Häuslbauer befinden
                                                                                   Frei schwebende Planarmover bewegen sich über individuell ange-
sich spannende neue Ideen bereits in der Pipeline.
                                                                                   ordneten Planarkacheln auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.
                                                                                      Individueller 2D-Transport mit bis zu 2 m/s
                                                                                      Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden
                                                                                      Transport und Bearbeitung in einem System
Stefan Zenz, MSc ist Experte für die Klima- und                                       Verschleißfrei, hygienisch und leicht zu reinigen
Energiestrategie SALZBURG 2050 im Referat 4/04                                        Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln
Energiewirtschaft und -beratung des Amtes der                                         Multi-Mover-Control für paralleles und individuelles Produkthandling
Salzburger Landesregierung.                                                           Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungs-
stefan.zenz@salzburg.gv.at                                                            system (TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,
                                                                                      Machine Learning, Vision, Communication, HMI)
Mag. Alexander Rehbogen, MBA ist Experte für die                                      Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma,
Bereiche Energie und Smart City Salzburg am Salz-                                     Labor, Entertainment, …
burger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR).
alexander.rehbogen@salzburg.gv.at
Wiener Energieraumplanung
                               als wesentlicher Beitrag
                               zur Energiewende
Foto: Stadt Wien C. Fürthner

                                Herbert Hemis, Susanna Erker

                 D    ie Energieraumplanung ist eine neue Disziplin
                  des Klimaschutzes mit einem stadtplanerischen
                                                                          Energieraumplanung in Aktion

                  Schwerpunkt. Sie stellt einen wichtigen Baustein        Das Fachkonzept Energieraumplanung dient als
                  für die Dekarbonisierung von Städten wie Wien dar,      Richtschnur für die Energieraumplanungsaktivitäten
                  insbesondere für den Gebäudebereich. Das Ziel des       der Stadt Wien. Der Schwerpunkt liegt in der voraus-
                  aktuellen Regierungsübereinkommens, die Stadt bis       schauenden und räumlich koordinierten Entwicklung
                  2040 klimaneutral zu machen, lässt die Bedeutung        der Energieversorgung. Dadurch soll einerseits die
                  einer räumlich koordinierten Umgestaltung der Ener-     leitungsgebundene Infrastruktur (wie Nah- und
                  gieversorgung massiv steigen.                           Fernwärmenetze) nachhaltig und effizient gesteuert
                  Die Richtung für die Energieraumplanung legt das        werden. Andererseits soll der Einsatz erneuerbarer
                  2019 erschienene Fachkonzept Energieraumplanung,        Energien und die Einbindung von Abwärme maximiert
                  als Teil des Stadtentwicklungsplans (STEP 2025),        werden, damit zukunftsfähige Lösungen realisiert
                  fest. Die Umsetzungen passieren auf verschiedenen       werden können. Die Betrachtungsebene geht dabei
                  Ebenen durch die gezielte Integration des Themas in     vom Gebäude über das Quartier bis zu ganzen
                  Prozesse der Stadtplanung. Zusätzlich wurde ein neues   Stadtteilen und betrifft sowohl den Neubau als auch
                  Instrument geschaffen, das Ziele der Energieplanung     den Bestand. Daraus ergibt sich eine notwendige
                  räumlich differenziert vorschreibt: die Energieraum-    und breite Abstimmung mit den diversen Prozessen
                  pläne. Diese sind ein bisher einzigartiges Instrument   innerhalb der Stadt, wie etwa der Stadtplanung
                  in Europa, welches für Bauwerber die Wahl der Ener-     oder der Sanierung. Um die Zielrichtung der Wiener
                  gieversorgung parzellenscharf festsetzt.                Energieplanung offenzulegen und das gemeinsame
ENERGIERAUMPLANUNG        16   17

Verständnis dafür zu schärfen, wurden die sogenann-     Die Abgrenzung der Klimaschutz-Gebiete
ten Leitlinien der städtischen Energieplanung entwi-
ckelt. Darüber hinaus bietet die Energieraumplanung     Eine wesentliche Grundlage für die Abgrenzung der
durch ihren Bezug zur Raumplanung die Chance,           Gebiete war die Verfügbarkeit von Fernwärme im
homogene und rechtsverbindliche Vorgaben im Sinne       Neubaufall. Die Fernwärme der Wien Energie GmbH
des Klimaschutzes und der Energiewende mithilfe         entspricht derzeit als einziges Netz den Kriterien
der Wiener Bauordnung festzusetzen und damit            eines hocheffizienten Systems, dessen Energie zu-
Planungssicherheit für alle relevanten AkteurInnen      mindest zu 80 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplungs-
zu schaffen. Die Energieraumpläne stellen solch ein     Anlagen, aus Abwärme und/oder aus erneuerbaren
Instrument dar.                                         Energien (Umgebungswärme, Biomasse etc.) stammt.
                                                        Die Gebiete stellen somit Bereiche dar, die ein
Energieraumpläne setzen neuen Standard                  Erweiterungs- und Verdichtungspotenzial für die
                                                        Netzinfrastruktur der Fernwärme aufweisen. Dabei
Mit den Energieraumplänen nach § 2b der Bauord-         zeigt sich, dass sowohl die Verlegeart, das Alter und
nung für Wien wurde ein neues Instrument geschaf-       die Dimension der Leitungen als auch die Kapazität
fen, welches den Einsatz von Energieträgern für die     der einzelnen Teilnetze entscheidend sind. Das Vor-
Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser             handensein einer Leitung als auch die bestehende
bei Neubauten räumlich koordiniert. Die Energie-        Versorgung einzelner Gebäude führt nicht automa-
raumpläne sind Verordnungen des Gemeinderats.           tisch zur Ausweisung eines Klimaschutz-Gebiets.
Einerseits ähneln sie damit den sektoralen Raumord-     Darüber hinaus wurde seitens der Stadt auch die
nungsprogrammen anderer Bundesländer, wie etwa          städtebauliche Entwicklung bis 2025 herangezogen.
der Windkraftnutzung in Niederösterreich, werden        Mithilfe eines technisch-ökonomischen Gutachtens
aber bezirksweise beschlossen. Andererseits erfolgt     wurde die Gebietsabgrenzung für eine mögliche
die Abgrenzung grundstücksscharf und ist unmittel-      Fernwärmeversorgung im Neubau überprüft und
bar verbindlich für etwaige Bauvorhaben.                bestätigt.
Mithilfe der als Verordnung erlassenen Energie-         Ebenso wurde sichergestellt, dass im Neubaufall in
raumpläne können sogenannte Klimaschutz-Gebiete         all diesen Gebieten zumindest ein weiteres hoch-
(siehe orange schraffierte Flächen in der nachfolgen-   effizientes, alternatives System zu vergleichbaren
den Abbildung) festgesetzt werden, in denen fossile     Kosten eingesetzt werden kann. Hierbei wurden
Energieträger zur Raumwärme- und Warmwasser-            auch die laufenden Kosten der möglichen Energie-
bereitstellung im Neubaubereich verboten sind.          versorgungssysteme für mindestens 20 Jahre berück-
Stattdessen wird eine nachhaltige Wärmeversorgung       sichtigt. Unter Beachtung all dieser Aspekte wurde
auf Basis von hocheffizienten, alternativen Systemen    anhand der digitalen Katastralmappe und weiterer
vorgeschrieben (siehe auch § 118 Abs. 3 der Bauord-     städtebaulicher Gegebenheiten eine sogenannte
nung für Wien). Eine Ausnahme aus technischen oder      parzellenscharfe Abgrenzung vorgenommen.
wirtschaftlichen Gründen ist hier nicht mehr möglich.
Grundsätzlich kann in diesen Gebieten ein Anschluss     Der Prozess
an die Fernwärme erfolgen, doch besteht dafür kein
Anschlusszwang.                                         Das Verfahren zur Erstellung der Energieraumpläne
                                                        wurde nach dem Vorbild des Ablaufs zur Erarbei-
                                                        tung der Flächenwidmungs- und Bebauungspläne
                                                        entwickelt. Ausgehend von den aufbereiteten Grund-
                                                        lagen wird ein Vorentwurf für jeweils einen Bezirk
                                                        erarbeitet und stadtintern reflektiert. Auf Basis der
                                                        internen Rückmeldungen und weiterer Schritte zur
                                                        Qualitätssicherung wird ein Entwurf der Verordnung
                                                        erstellt, der aus einem Textteil und einer Planbeilage
                                                        besteht. Der Verordnungsentwurf wird zusammen
                                                        mit einem Erläuterungsbericht für jeden Bezirk
                                                        öffentlich aufgelegt. Die Stellungnahmen in diesem
                                                        Verfahrensschritt werden analysiert und gegebenen-

                                                        Energieraumplan für den
                                                        9. Wiener Gemeindebezirk
                                                        Quelle: Stadt Wien Energieplanung MA 20
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