NICHT OHne uns - Winter 2020 - Oxfam Shops
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eins DAS MAGAZIN DER ENTWICKLUNGSORGANISATION OXFAM Winter 2020 NICHT OHne uns Krieg,Klima, Katastrophen: Wie Menschen vor Ort Veränderung gestalten Das wirkliche Leben Ein geflüchteter Fotograf dokumentiert das Leben im Camp in Cox΄s Bazar Mit vereinten Kräften Nach der Explosion in Beirut setzt Oxfam auf lokale Partner
CORONA KENNT KEINEN UNTERSCHIED. ARMUT SCHON! © Fabeha Monir | Oxfam, © Adrian Seliga | seligaa. *Name geändert JETZT SPENDEN! www.oxfam.de/jetztspenden Zahera Khatun* (links) lebt in einem der weltweit größten Geflüchtetencamps in Cox‘s Bazar (Bangladesch). Wie Millionen andere Menschen in Armut treffen die Folgen der weltweiten Pandemie sie ungleich härter als uns Menschen im Globalen Norden. Spendenkonto: IBAN: DE87 3702 0500 0008 0905 00 Stichwort: Armut
Seite 4 Liebe*r Leser*in, Vor 20 Jahren verabschiedeten die Vereinten Nationen die Resolution 1325 zur Achtung von Frauenrechten in Friedensprozessen – ein Meilenstein für Geschlechtergerechtigkeit. Weltweit gestalten Frauen heute die Friedens- prozesse ihres Landes mit. Safa Elagib Adam Ayour, die Aktivistin auf dem Titelbild, im Sudan zum Beispiel, und Masuma Jami (dieses Bild) in der Friedensprozess im Heimatland, das Leben im Afghanistan. „Wir haben genug von Krieg und Konflikten. Ich möchte Geflüchtetencamp, Nothilfe und Wiederaufbau nach eine friedliche Zukunft für meine Kinder“, sagt sie. einer Katastrophe, die Klimakrise und die COVID-19- Pandemie: Safa Elagib Adam Ayour aus dem Sudan, Azad Mohammed aus Myanmar, Celine El Kik aus dem Libanon und Hindou Oumarou Ibrahim aus dem Tschad beschäftigen ganz unterschiedliche Themen. Doch sie alle haben etwas gemeinsam: INHALT Sie wollen sich einmischen, ihre Ansichten einbringen, 04 Kein Frieden ohne Frauen mitgestalten, etwas verändern: Safa Elagib Adam Ayour, Ein Meilenstein: 20 Jahre UN-Resolution Titelbild: © Susan Schulman | Oxfam. Diese Seite: © iKlicK Fotostudio, © Elaha Sahel | Oxfam die Aktivistin auf dem Titelbild, kämpft für Frieden in ihrem zu Frauenrechten in Friedensprozessen Heimatland (S. 4). Azad Mohammed floh in das Camp in Cox´s Bazar und dokumentierte dort als Fotograf das Leben 07 Das wirkliche Leben der Menschen (S. 7). Celine El Kik unterstützt die Menschen Ein geflüchteter Fotograf dokumentiert im Libanon nach der verheerenden Explosion im Hafen das Leben im Camp in Cox's Bazar der Hauptstadt (S. 10) und Hindou Oumarou Ibrahim setzt sich dafür ein, dass bei den Reaktionen auf die Klimakrise die Perspektive der indigenen Völker ernst 10 MIT vereinten Kräften Nach der Explosion in Beirut setzt genommen und nicht über ihren Kopf hinweg entschieden Oxfam auf lokale Partner wird. Was sie vor den Vereinten Nationen für die indigenen Völker einforderte, kann für alle Aktivist*innen in dieser EINS-Ausgabe stehen: „Nicht ohne uns über uns!“ 12 NICHT OHNE UNS Warum sich Feministinnen für Als wir diese EINS-Ausgabe planten, nahmen wir uns Klimagerechtigkeit einsetzen vor, diesen Satz selbst ernst zu nehmen. Die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und die wir in dieser 13 KLIMAKILLER REICHTUM Winter-Ausgabe der EINS vorstellen, sollten selbst zu Je reicher, desto klimaschädlicher: Wort kommen, selbst berichten – in Zitaten, Statements, Wo Klimagerechtigkeit ansetzen muss Artikeln und Fotostrecken. Entstanden ist ein Heft nicht nur über, sondern auch von beeindruckenden, mutigen, 14 Oxfam und das „kleingedruckte*“ tatkräftigen Menschen, die die Welt verändern. Emöke Ebner wagte dank Oxfam den Weg in die Selbstständigkeit Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. 15 EINE FRAGE, DREI MENSCHEN Ihre Was soll sich nie ändern? 16 Letzte Seite Über Oxfam / Impressum Marion Lieser Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende, Oxfam Deutschland e.V. 3
Cherkaoui SylvainDavis Catada | Oxfam & Rhea| Oxfam „Frauen sind stark – deshalb bin ich eine © Becky Menschenrechtsaktivistin“, sagt Riya William Yuyuda. Im Südsudan setzt sie © sich für Frauenrechte und Frieden ein. 4 EINS | Winter 2020
SÜDsudan, Sudan und Afghanistan Ihre Verabschiedung war ein Meilenstein auf dem Weg zu Geschlechtergerechtigkeit: die UN- Resolution 1325, nach der Frauen gleichberechtigt in Friedensprozesse einzubeziehen sind. 20 Jahre später gestalten weltweit zunehmend Frauen den Frieden in ihrem Land mit. Drei Beispiele. Franziska Rötzsch Riya William Yuyuda hat eine Mission: Sie hat meine Familie entzweit. Einer der setzt Frauen in ihrem Heimatland eine Gründe, warum ich Crown the Woman Krone auf. „Die Frauen im Südsudan sollen gegründet habe, war, dass ich mich für sich stark fühlen – gekrönt zu Königinnen. Frieden einsetzen wollte – Frieden, den Denn sie haben es verdient, Königinnen ich als Kind nie erleben durfte.“ zu sein“, sagt sie. Crown the Woman stellt sich gegen Gewalt 2016 gründete die Friedensaktivistin gegen Frauen, versucht Menschen für das © Susan Schulman | Oxfam gemeinsam mit sechs anderen jungen Thema zu sensibilisieren und unterstützt Südsudanesinnen die Organisation Crown traumatisierte Frauen. Und die Organisa- the Woman (deutsch: „Krönt die Frau“). tion bietet Frauen Schulungen an, um 16 Jahre zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat ihnen den Weg in die Selbstständigkeit zu einstimmig seine Resolution 1325 verab- ermöglichen. „Frauen sollen für sich selbst schiedet. Sie gilt als Meilenstein auf dem sorgen können“, sagt Riya William Yuyuda. Weg zur Durchsetzung von Frauenrechten „Ich bin überzeugt, dass eine Frau, die Erhielt als erste Frau Afrikas den Preis für und Geschlechtergerechtigkeit: Frauen wirtschaftlich gestärkt ist, auch die Kraft Frieden und Menschenrechte in Bern: Safa müssen in Kriegen und Krisen nicht nur hat, sich vor vielen Formen von Gewalt zu Elagib Adam Ayour. geschützt und ihre Rechte gesichert wer- schützen.“ den, sie sollen sich auch gleichberechtigt ihre Kinder gebären. Frieden heißt Sicher- in politische Prozesse, in Friedensmaß- Auch über ihre Organisation hinaus enga- heit für die Menschen“, sagt die Aktivistin. nahmen sowie die Verhinderung neuer giert sich die Aktivistin für den Frieden. Dass in ihrem Heimatland Präsident Omar Konflikte einbringen können und die Sie gehört einem Zusammenschluss al-Bashir im Jahr 2019 abgesetzt wurde, Nachkriegsgesellschaft mitgestalten. südsudanesischer Frauen an, die den war vor allem ein Verdienst der Frauen. Genau darum geht es auch Crown the Friedensprozess mitgestalten wollen. Sie organisierten Kundgebungen, führten Woman. Die Organisation will Mädchen und „Frauen sind die Basis des Südsudans, sie Demonstrationen an, sorgten mit Slogans Frauen so stärken, dass sie ihre Potenziale machen 60 Prozent der Bevölkerung aus“, und Gedichten für den Zusammenhalt der nutzen und den Südsudan politisch, wirt- sagt sie. „Wenn unsere Stimmen nicht Teil Menschenmengen. Im jetzigen Übergangs- schaftlich und sozial mitgestalten können. des Entscheidungsprozesses sind, wird prozess des Landes wollen sie weiter Gehör der Südsudan sein volles Potenzial nicht finden und setzen sich für positive Verän- Auch nach der Unabhängigkeit vom Sudan ausschöpfen.“ derungen ein. in 2011 hielt der Bürgerkrieg im Südsudan, einem der ärmsten Länder der Welt, an. „MAN FÜHLT SICH WIE IN Das Engagement von Safa Elagib Adam Gewalt und Hunger bestimmen seit Jahr- EINER KISTE GEFANGEN“ Ayour begann schon viel früher – als sie zehnten den Alltag der Menschen. „Als ich 1985 an die Universität in der Hauptstadt nur wenige Wochen alt war, brachte meine Auch Safa Elagib Adam Ayour will ihr Land Khartum ging. Aufgewachsen war sie in aus Uganda stammende Mutter mich und mitgestalten. Sie setzt sich im nördlich Darfur, einer konfliktgeschüttelten Region meine Schwester aus dem Südsudan nach angrenzenden Sudan für Frieden ein. „Frie- im Westen des Sudans. „Dort gab es keine Uganda in Sicherheit, während mein Vater den bedeutet für mich, dass Kinder nicht Elektrizität und nur wenig Bildungsmöglich- zurückbleiben musste“, erzählt die heute auf der Straße schlafen und Frauen nicht keiten – noch weniger für Mädchen“, erin- 29-jährige Riya William Yuyuda. „Der Krieg betteln müssen oder sterben, wenn sie nert sie sich. „Mach dies nicht und tu das EINS | Winter 2020 5
Helfen Sie mit! nicht! Frauen mussten zuhause bleiben, nur zuhause. Man fühlt sich wie in einer Wir müssen mutig sein und die Steine, die uns die Gesellschaft in den Weg legt, über- In Ländern wie Südsudan, Kiste gefangen.“ winden“, sagt sie. Sudan und Afghanistan Während ihrer Zeit als Studentin in Khar- Wegen ihrer Arbeit erhält sie immer wieder unterstützt Oxfam die tum sorgte eine anhaltende Dürre für eine Todesdrohungen. Doch die Aktivistin gibt Menschen auf dem Weg humanitäre Katastrophe in Darfur. Safa nicht auf. Um Konflikte aufzulösen, sucht zum Frieden. Außerdem Elagib Adam Ayour erlebte, wie Menschen sie das Gespräch mit den Menschen auf der Flucht nach Khartum kamen. „Wir vor Ort, mit Familien, verschiedenen versorgt Oxfam Menschen beschlossen, unser Essen den Geflüch- Ethnien, mit der Jirga, den traditionellen in Not mit dem Nötigsten. teten zu geben. Aus Darfur wusste ich, Versammlungen. wie es ist, nichts zu essen zu haben, wie Menschen Löcher graben, um Ameisen zu Die Aktivistin ist überzeugt, dass Friedens- finden, die sie essen können“, erinnert bemühungen auch die lokale Ebene im Blick sich die heute 50-Jährige. „Ich begann, haben müssen, entstehen doch dort die mit Frauen zu arbeiten. Sie waren die meisten Konflikte: „Politischer Frieden ist Empfängerinnen von Hilfsgütern. Ich merk- wichtig, aber es braucht auch eine Kultur te schnell, dass das nicht genug war. Auch, des Friedens. Es braucht lokale Friedens- wenn diese Frauen wie Bettlerinnen wirken, komitees, in die Frauen und benachteiligte sie sind keine. Sie sind Bäuerinnen und Gruppen einbezogen werden.“ © Tim Bierley | Oxfam Produzentinnen. Das hat mich zur Femini- stin gemacht.“ Auch auf nationaler Ebene muss das Engagement für den Frieden weitergehen. Zwanzig Jahre später führte Safa Elagib Ende Februar 2020 unterzeichneten die 21€ Adam Ayour die Frauen aus Darfur bei den USA und die militante Gruppierung der Friedensverhandlungen für die Region an. Taliban eine Vereinbarung zur Aufnah- 2009 wurde sie mit dem Preis für Frieden me von Friedensgesprächen zwischen 21 Euro kosten Saatgut und und Menschenrechte in Bern ausgezeich- den Taliban und der afghanischen Regie- Werkzeuge für eine Familie. net – als erste Frau Afrikas. Auch an den rung. Doch deren Erfolg ist fraglich und aktuellen Friedensverhandlungen ist die die Gewalt geht weiter, auch nachdem im Damit kann sie sich selbst mit Aktivistin beteiligt. „Ich kämpfe dafür, dass September der innerafghanische Dialog Lebensmitteln versorgen und Frauen Teil der neuen Regierung werden“, begonnen hat. Viele Frauen im Land fürch- eigene Produkte auf Märkten sagt sie. ten zudem, dass in Friedensgesprächen verkaufen. ihre Rechte beschnitten und die Freihei- „WIR MÜSSEN MUTIG SEIN“ ten, die sie in den vergangenen 20 Jahren erlangt haben, geopfert werden. Masuma Jami setzt sich ebenfalls dafür ein, dass Frauen im Friedensprozess ihres „Die Veränderungen, die Frauen erreicht Heimatlandes Gehör finden. Die Aktivistin haben, müssen im Friedensvertrag aner- stammt aus Herat in Afghanistan. „Die kannt und garantiert werden“, sagt Masu- © Elaha Sahel | Oxfam Traditionen, Normen und Vorurteile in ma Jami. „Wir haben genug von Krieg und unserer Gesellschaft erlauben es Frauen Konflikten. Ich möchte eine friedliche © Rhea Catada | Oxfam nicht, sich als Aktivistinnen zu engagieren. Zukunft für meine Kinder.“ Masuma Jami engagiert sich in Afghanistan für Frieden. © Oxfam 75€ 75 Euro sorgen dafür, dass 15 Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhalten. Jetzt spenden: www.oxfam.de/jetztspenden 6 EINS | Winter 2020
Bangladesch Das wirkliche Leben Azad Mohammed lebte mit seiner Familie zwei Jahre im Geflüchteten- © Azad Mohammed Der Blick auf das Balukhali Geflüchtetencamp in Cox’s Bazar, Bangladesch. Nach drei Jahren camp in Cox’s Bazar in Bangladesch. Als Fotograf dokumentierte er wachsen wieder erste Bäume im Camp. den Alltag der Menschen im Camp. Azad Mohammed Ich bin in Myanmar in einem Dorf namens erste Nacht war am schlimmsten, ich war Gemeinschaft durch meine Fotografie inspi- Taung Bazar geboren und aufgewachsen. sehr nervös. Am Morgen fragte ich nach rieren kann. Mit meinen Bildern wollte ich Wenn ich zurückdenke, vermisse ich den einer Toilette. Meine Mutter sagte: „Nimm zeigen, wie der Alltag im Camp aussieht Markt in meinem Heimatdorf am meisten. Wasser mit und geh in diese Richtung, und wie die Menschen darunter leiden. Ich dort gibt es eine.“ Als ich die Toilette habe versucht, das wirkliche Leben zu Am 25. August 2017 saß ich im Büro der endlich fand, standen schon mehr als fotografieren. Rohingya Human Rights Initative (ROHRIn- zehn Leute Schlange. gya) in Neu-Delhi, Indien. Plötzlich erhielt Ich war insgesamt zwei Jahre im Camp. Im ich einen Anruf mit der Vorwahl für Myan- AM ANFANG HABEN DIE März 2020 konnte ich zu einem Treffen in mar. Ich erschrak, als ich die Nummer sah, LEUTE MICH AUSGELACHT Genf bei den Vereinten Nationen reisen. Ich weil diese Anrufe so teuer sind. Meine beschloss, offiziell Asyl zu beantragen, und Mutter war am Telefon, sie weinte und Im Geflüchtetencamp habe ich viele Dinge lebe mittlerweile in Deutschland. Meine bat mich, für sie zu beten. „Alles brennt!“, gesehen, die mich schockiert haben. Ich ganze Familie ist allerdings noch immer in sagte sie. Danach brach der Anruf ab. Ich wollte, dass die Welt sieht, was mit uns einem Geflüchtetencamp in Bangladesch. sah in den sozialen Netzwerken, dass geschieht. Ich war der erste Fotograf aus Ich vermisse meinen zehn Monate alten mein Zuhause zu einem Schlachtfeld unserer Gemeinschaft. Ich hatte keine Sohn sehr. wurde. Danach hatte ich 14 Tage lang gute Kamera und kein gutes Smartphone keine Informationen über den Verbleib und es war sehr schwer, mir das Foto- Ich möchte den Menschen in Cox's Bazar meiner Familie. Irgendwann erhielt ich grafieren selbst beizubringen. Am Anfang sagen: Verliert nicht die Hoffnung! Eines wieder einen Anruf. Es war meine Mutter, haben die Leute mich ausgelacht, wenn Tages können wir wieder nach Hause, die mir sagte, dass sie es sicher nach ich fotografierte. Einige sagten, es sei und wir werden alle Rechte haben. Den Bangladesch geschafft hatten. Ich wollte ja einfach, Fotos zu machen. Ich habe Menschen hier in Deutschland möchte bei meiner Familie sein, also machte ich hunderte Bilder aufgenommen und ich ich sagen, dass ich froh über ihr Mitgefühl mich ebenfalls auf nach Cox‘s Bazar. Die hoffe, dass ich eines Tages unsere bin. Ich bin stolz darauf, hier zu sein. EINS | Winter 2020 7
„Ein Paar knüpft gemeinsam ein Fischernetz in ihrer Unterkunft. Auch in schwierigen Zeiten müssen wir zusammenhalten und gemeinsam nach vorne schauen.“ „Ein Junge sucht in Camp 18 nach Empfang für sein Handy. Wir haben in Myanmar alles verloren und wurden von Menschen, die wir lieben, getrennt. Deshalb ist der Zugang zum Internet besonders wichtig.“ PERSPEKTIV- BLINDTEXT ZWEILZIELIG WECHSEL Der Fotograf Azad Der Fotograf Azad Mohammed Mohammed floh aus floh aus Myanmar ins Camp in Myanmar ins Camp Cox's Cox’s Bazar in Bangladesch. In seinen Bildern und kurzen Bazar in Bangladesch. In Bildbeschreibungen hat er das seinen Bildern und mit Leben im Camp festgehalten. kurzen Bildbeschrei- bungen hat er das Leben im Camp festgehalten. „Eine junge Frau im Geflüchtetencamp in Cox’s Bazar. Sie trägt ein traditionelles Kopftuch, das sie auch vor der Sonne schützt.“
„Blick auf einen Randbereich des Camps. Die meisten Behausungen bestehen aus Planen und Holz.“ „Es gibt keine Bäume und damit wenig Schatten im Geflüchtetencamp. Die Fotograf Azad Menschen bleiben deshalb Mohammed oft in ihren Behausungen, zeigt seinen Blick wie dieser Mann. Doch auch auf das Leben im hier ist es sehr warm.“ Camp in Cox´s Bazar. © Azad Mohammed „Amir Ali ist ein bekannter Flöten- spieler und für mich eine große Inspiration. Ich habe von ihm gelernt, wie man in schwierigen Situationen zuversichtlich bleibt.“ EINS | Winter 2020 9
Libanon Um nach der Explosion in Beirut schnell und wirksam Nothilfe leisten zu können, setzte Oxfam von Anfang an auf die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen. Celine El Kik und Rita Saade schildern, wie diese funktioniert und sprechen über die Situation vor Ort. © Privat Celine El Kik leitet ein Zentrum der libanesischen Organi- sation KAFA (Arabisch für „genug!“) für Betroffene geschlechtsspezi- fischer Gewalt. Die 2005 gegrün- Interview: Julia Jahnz dete Organisation unterstützt und stärkt Frauen und Kinder, die Anfang August blickte die Welt nach glieder verloren. Für diejenigen, die keine Gewalt und Ausbeutung erfahren Beirut: Im Hafen gingen riesige Mengen Arbeit haben, ist es jetzt noch schwieriger, mussten, und tritt unter anderem Sprengstoff in die Luft. Welche Folgen neue zu finden. Einige haben mit psychi- für eine Gesetzesreform ein. Seit hat die Explosion für die Menschen? schen Belastungsstörungen zu kämpfen. 2017 arbeiten KAFA und Oxfam Rita Saade: Die Auswirkungen auf Beirut zusammen. und auch auf das Land sind verheerend. Nach der Explosion war schnelle Unterstüt- Sie werden die Stadt, die schon vorher zung wichtig. Oxfam hatte jedoch vorher unter einer Krise im wirtschaftlichen, keine Nothilfe in Beirut geleistet. Wie seid politischen und Gesundheitsbereich ihr vorgegangen? litt, noch lange prägen. Mehr als 70.000 Rita Saade: Wir haben Partnerschaften mit Menschen haben Schätzungen zufolge verschiedenen lokalen Organisationen ihren Arbeitsplatz verloren. 178 Schulen geschlossen, die das nötige Fachwissen wurden beschädigt. Die Explosion hat mitbringen. Zu ihnen gehört KAFA. Sie waren auch eines der wichtigsten Kranken- bereits dabei, die Bedürfnisse der betroffen- © Privat häuser der Stadt zerstört und traf viele en Frauen und Mädchen zu ermitteln und weitere Gesundheitseinrichtungen. leisteten vom zweiten Tag nach der Explosion an Unterstützung. Celine El Kik: Die Häuser vieler Frauen, mit denen wir arbeiten, wurden zerstört Celine El Kik: Nachdem wir die notwendigen Rita Saade arbeitet bei Oxfam oder beschädigt. Manche Frauen erlitten Informationen gesammelt hatten, begannen im Libanon als Beraterin zum Verletzungen oder haben Familienmit- wir mit der direkten Nothilfe. Dazu gehören Thema Schutz und Sicherheit Nahrungsmittel, Bargeld und Reparaturen besonders vulnerabler Menschen. der beschädigten Häuser, um Frauen und Gemeinsam mit libanesischen Lokale Organi- Mädchen Sicherheit zu geben und sie zu Partnerorganisationen führt Oxfam stärken. Traumatisierte bekamen auch im Libanon Entwicklungsprojekte sationen kennen psychologische Unterstützung. und politische Kampagnen durch. die Bedürfnisse der Nothilfe leistete Oxfam vor der Meist geben in solchen Partnerschaften Explosion in Beirut vor allem für Menschen. die internationalen Organisationen den Ton syrische Geflüchtete und bedürf- an. Welchen Einfluss haben lokale Organisa- tige Gemeinschaften in der Region CELINE EL KIK tionen auf Oxfams Nothilfe in Beirut? Bekaa und im Norden des Landes. 10 EINS | Winter 2020
Partnerschaften Rita Saade: Es hilft uns, besser zu verste- KURZ NOTIERT hen, was die Menschen wirklich brauchen, helfen uns besser zu und was die Ursachen ihrer Probleme sind. 820.000 Unterschriften für Partnerschaften fördern zudem die Nach- einen Schuldenstopp verstehen, was die haltigkeit, weil die lokalen Organisationen In vielen Ländern nehmen die Schuldenzah- Menschen wirklich schon lange im Libanon arbeiten und dies lungen mehr Platz im Haushalt ein als Inve- auch tun werden, wenn es internationalen stitionen in Bildung, Gesundheit und soziale brauchen. Organisationen einmal nicht möglich sein Sicherung. Damit fehlt den Ländern nicht nur sollte. finanzieller Spielraum, um gegen die Corona- RITA SAADE Krise vorzugehen, es droht der Staatsban- Durch die COVID-19-Pandemie ist der krott. Bereits im Oktober hatte Oxfam mit Hunger auf dem Vormarsch. Was können weiteren Organisationen Finanzminister Olaf Celine El Kik: Oxfam und KAFA diskutieren lokale Organisationen wie KAFA hier tun? Scholz mehr als 820.000 Unterschriften für über mögliche Projekte und planen alle Rita Saade: Sie können die Stimmen einen sofortigen Stopp der Schuldendienst- Aktivitäten gemeinsam. Das Oxfam-Team der Menschen in Not verstärken, sie mit zahlungen übergeben. Nach dem G20-Gipfel ist sehr kooperativ und hilfsbereit. Nahrungsmitteln und Bargeld unterstützen Mitte November ist klar: Einen Schuldener- und längerfristig die lokale Landwirtschaft lass wird es vorläufig nicht geben; zu mehr Rita Saade: Die lokalen Partner sind dieje- und Nahrungsmittelproduktion fördern, um als einer Stundung waren die Gläubiger nicht nigen, die nach der Explosion in Beirut die dem Hunger nachhaltig zu begegnen. bereit. Oxfam-Finanzexperte Tobias notwendigen Maßnahmen ermittelt haben. Hauschild kritisiert: „Die G20 riskieren eine Die Partner sind es auch, die alle Aktivi- Celine El Kik: Sie können ihre Arbeit um weitere Verschärfung der Schuldenkrise – täten in Beirut nach ihren eigenen Metho- Nothilfeleistungen ergänzen, um existen- mit unabsehbaren Folgen für Millionen von den durchführen. Oxfams Rolle besteht vor zielle Bedürfnisse zu befriedigen und das Menschen. Bleibt zu hoffen, dass die Welt- allem in der Koordination. Armutsrisiko abzumildern. Umgekehrt kann gemeinschaft beim nächsten Meilenstein – die wirtschaftliche Stärkung von Frauen der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank – Wie kann das Machtverhältnis zwischen aber auch dazu beitragen, Ungleichheiten verantwortungsvoller handelt.“ lokalen und internationalen Organisati- zwischen den Geschlechtern zu verringern. Jetzt mehr erfahren: onen verbessert werden? www.oxfam.de/schuldenstopp Celine El Kik: Wir empfinden das Machtver- Danke für den interessanten Einblick hältnis dort als ausgeglichen, wo unsere in eure Arbeit. Gibt es etwas, das ihr Beiträge und Ideen bei der Planung neuer unseren Leser*innen in Deutschland „zeitgerecht“: Aktivitäten einfließen und gemeinsames sagen möchtet? Oxfam im Podcast Lernen und Partizipation gestärkt werden. Rita Saade: Vielen Dank, dass Sie sich Der Oxfam-Podcast ist da: In den vier Folgen für die Situation im Libanon interessieren. von „zeitgerecht“ geht es um Ungleichheit Rita Saade: In den vergangenen Jahren Sie ist viel komplizierter als die Medien es und Feminismus. Der Podcast zeigt, was haben lokale Organisationen im Libanon zeigen können, und dies war ein besonders Aktivist*innen und Organisationen erreichen eine führende Rolle im Diskurs und auf schwieriges Jahr für die Menschen im Land können und wo strukturelle Veränderungen ihren Fachgebieten übernommen. Für und für alle, die im Hilfssektor arbeiten. in Politik und Institutionen notwendig sind. Oxfam im Libanon geht es vor allem darum, Bitte denken Sie weiter an uns und spre- Anlässlich des Welttoilettentags geht es in unsere Kräfte zu vereinen und voneinander chen Sie mit anderen über den Libanon! der ersten Folge darum, was Toiletten mit zu lernen. Wir stellen sicher, dass unsere Geschlechtergerechtigkeit zu tun haben. Partner ihre Maßnahmen unabhängig und Celine El Kik: Wir danken Ihnen sehr für Auch in einem zweiten Podcast ist Oxfam eigenverantwortlich durchführen können Ihre großzügige Unterstützung, durch die präsent: In einem Podcast des Arbeitsmini- und bieten dort Unterstützung, wo es wir unsere Arbeit zum Schutz von Frauen steriums sprach Oxfam-Kampagnenbot- notwendig und erforderlich ist. und Mädchen fortführen können. schafter und Koch Ole Plogstedt mit Arbeitsminister Hubertus Heil über das Welche Vorteile hat diese partnerschaft- geplante Lieferkettengesetz. liche Art der Zusammenarbeit? Celine El Kik: Lokale Organisationen Jetzt spenden: Jetzt reinhören: kennen die Bedürfnisse der Menschen, Unterstützen Sie Oxfams Partner- „zeitgerecht – Der Oxfam-Podcast zu sie kennen die Traditionen und Probleme organisationen dabei,Menschen Ungleichheit und Feminismus“ ist unter vor Ort. KAFA hat 15 Jahre Erfahrung im in Not mit dem Nötigsten zu anderem auf Spotify, Deezer und Apple Umgang mit geschlechtsspezifischer versorgen: Podcasts zu finden. Mehr Infos zum Podcast Gewalt und genießt im Libanon große des Arbeitsministeriums gibt es unter Bekanntheit, Glaubwürdigkeit und www.oxfam.de/jetztspenden www.bmas.de/podcast Vertrauen. EINS | Winter 2020 11
© Artwork by Maanya Dhar @maanya_dhar Betty Barkha gehört zum Vorstand der Association for Women's Hindou Oumarou Ibrahim gründete die Vereinigung von Rights in Development (AWID) und der CIVICUS Alliance, einer Vereinigung Indigenen Frauen und Völkern des Tschads (AFPAT). Sie repräsentiert zivilgesellschaftlicher Organisationen und Aktivist*innen. Aktuell arbeitet bei den UN-Klimaverhandlungen die Initiativen indigener Völker und sie an der australischen Monash University an ihrer Doktorarbeit. engagierte sich mit Oxfam Deutschland als „Klimazeugin“. FiDSCHI-Inseln und Tschad Klimakrise, Diskriminierung, Armut und sich durch COVID-19 verschärfende Ungleichheit sind verschiedene Facetten einer großen Herausforderung. Über diese schreiben die Feministinnen Betty Barkha von den Fidschi-Inseln und Hindou Oumarou Ibrahim aus dem Tschad. „WIR MÜSSEN MACHT- Zyklon Harold im März 2020 auf Vanuatu, den, die Veränderungen vorantreibt. Auch STRUKTUREN VERÄNDERN“ Fidschi und Tonga traf, wurden die Häuser Frauen haben Führungsrollen übernommen „Der Klimawandel ist für uns im pazifischen der Menschen weggeblasen. Wie willst du und lassen nicht zu, dass Entscheidungen Raum alltägliche Realität. Sechs Monate im Abstand halten, wenn du kein Zuhause über ihre Köpfe hinweg gefällt werden. Jahr hat meine Familie ständig Angst vor hast und die Evakuierungszentren über- Zyklonen oder Überschwemmungen. Egal füllt sind? Wie immer waren die Frauen am Lösungen müssen kurzfristig ganz gezielt wie sehr wir unsere Häuser sichern, wir schlimmsten betroffen: Sie waren zusam- ansetzen, aber auch langfristig und nach- müssen jedes Jahr mit ansehen, wie sie men mit Männern eingesperrt, von denen haltig wirksam sein. Wir müssen die unter- weggeblasen und zerstört werden. Meine sie missbraucht werden. Sie waren mit drückenden und einschränkenden Macht- Familie macht immer Witze darüber und Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege strukturen verändern. Die Menschen, die die Aufräumarbeiten sind inzwischen zum überlastet. auf die Straße gehen, geben mir Hoffnung. Ritual geworden. Humor ist eine sehr pazi- Ganz gleich, ob es eine antirassistische fische Art und Weise, der Krise zu begeg- Mit ganz anderen Problemen und Diskri- oder eine Klima-Demonstration ist. Die nen. So kommen die Menschen damit klar. minierungen sind transsexuelle Frauen Menschen stehen nun auf für ihre Über- und Männer, Menschen ohne binäres zeugungen, sie stellen etablierte Strukturen Es gibt keine Klimagerechtigkeit ohne Geschlecht und andere aus der LGBTQI- infrage und erheben ihre Stimmen. Sie Gendergerechtigkeit und andersherum – Community konfrontiert. Viele wurden nicht werden nicht länger schweigen.“ so sagen wir hier im Pazifik. Nur weil die in die Evakuierungszentren gelassen, mit ganze Welt im Lockdown ist, heißt das der Begründung, Gott wolle sie für ihre Betty Barkha nicht, dass auch der Klimawandel oder Sünden bestrafen. Aber diese Community Aktivistin von den das Patriarchat im Lockdown sind. Als der ist zu einer lebendigen Bewegung gewor- Fidschi-Inseln 12 EINS | Winter 2020
„ES BRAUCHT RADIKALE VERÄNDERUNG“ „Ich war noch in der Grundschule, als ich angefangen habe, für die Rechte indigener Völker zu kämpfen – weil es meine eige- nen Rechte sind. Mit 16, als ich die Verei- nigung von Indigenen Frauen und Völkern des Tschads (AFPAT) gründete, wurde mir Die Corona-Pandemie dominiert die Schlagzeilen, doch die klar, dass ich nicht über Menschenrechte Klimakrise macht deshalb keine Pause. Ein neuer Oxfam- sprechen kann, ohne über Umweltrechte zu Bericht zeigt, wo wir ansetzen müssen. sprechen. Wenn die Umwelt zerstört wird, sind unsere Identität, unsere Kultur, unser Leben ernsthaft in Gefahr. Heute spreche Ellen Ehmke ich über Menschenrechte, die Rechte indi- gener Völker und Umweltschutz zugleich. Der Weltklimarat hat berechnet, wie Zehntel senkten, würde dies die globalen Was wir als indigene Völker gemeinsam viel CO2 die Menschheit noch in die Luft Emissionen um ein Drittel verringern. Ein haben, ist unsere Abhängigkeit von der blasen darf, bevor die Erderwärmung Hebel hierfür ist der viele Co2-Emissionen Umwelt, von der wir leben. Mit dem Klima- über die kritische Grenze von 1,5 Grad verursachende Verkehr: Die reichsten wandel haben sich die Jahreszeiten sehr steigt, mit katastrophalen Folgen für zehn Prozent sind für fast die Hälfte des geändert. Die Regenzeiten wurden viel, Milliarden Menschen, vor allem im Glo- Energieverbrauchs im Verkehr über Land viel kürzer. Auf heftige Regenfälle folgten balen Süden. Dieses Emissionsbudget und für drei Viertel im Flugverkehr verant- Dürren und dann Überflutungen. 1960 war werden wir in neun Jahren aufgebraucht wortlich. Zu jenen reichsten zehn Prozent der Tschad-See 25.000 Quadratkilometer haben, wenn wir nicht jetzt einschnei- der Welt zählt fast die Hälfte der deut- groß, heute sind es nur noch etwa 2.000. dende Veränderungen auf den Weg schen Bevölkerung. Es liegt also auch an 40 Millionen Menschen hängen von dem See bringen. uns, etwas dafür zu tun, dass die Klima- ab – Rinderhalter*innen, Fischer*innen, krise nicht weiter außer Kontrolle gerät. Bäuer*innen. Zwischen 1990 und 2015 haben sich Es liegt an jedem*r Einzelnen und an der die CO2-Emissionen in der Atmosphäre Politik. Wenn wir über Klimagerechtigkeit reden, verdoppelt. Für über die Hälfte der Emis- geht es für uns nicht nur darum, den Aus- sionen sind die reichsten zehn Prozent GERECHTER UMBAU DER stoß von Treibhausgasen zu stoppen. Es der Weltbevölkerung verantwortlich. Mit GLOBALEN WIRTSCHAFT geht um die sozialen, ökonomischen und anderen Worten: Es sind jene, denen es politischen Zusammenhänge. Es geht um ohnehin schon gut oder sehr gut geht, Um das Klima vor dem Kollaps zu retten, den Kampf meiner Leute für soziale Gerech- die durch ihren CO2-intensiven Lebens- brauchen wir einen klima- und sozialge- tigkeit, weil die Umweltzerstörung Konflikte stil, die Klimakrise verschärfen – zulas- rechten Umbau der globalen Wirtschaft und Ungleichheit schafft. Das traditionelle ten insbesondere von Menschen, die in und unserer Gesellschaften, der allen Wissen indigener Völker ist sehr wichtig Armut und Unsicherheit leben. Menschen politische, wirtschaftliche und für die Menschheit und hat Beachtung soziale Teilhabe ermöglicht. Steuern auf verdient. Dazu müssen zuerst die Rechte Allein das reichste eine Prozent der klimaschädliche SUVs und häufiges Flie- der indigenen Völker respektiert werden. Menschheit schädigt das Klima doppelt gen wären ein erster Schritt. Die Einnah- Den Vereinten Nationen haben wir gesagt: so stark wie die gesamte ärmere Hälfte men müssen in klimaeffiziente Mobilität, „Ihr könnt nicht ohne uns über uns der Weltbevölkerung zusammen. öffentliche Infrastruktur und soziale sprechen.“ Absicherung fließen. Das lässt nicht nur ES LIEGT AN UNS, die Emissionen sinken, sondern hilft auch, Meine Sorge ist, dass wir keine Zeit mehr ETWAS ZU TUN Armut und Ungleichheit zu überwinden. haben. Wenn wir jetzt nicht den Klimawan- del gleichzeitig mit COVID-19 bekämpfen, Verantwortlich ist eine Politik, die werden noch mehr Pandemien kommen, die Jetzt mehr erfahren: auf Konsum setzt, immerwährendes wir nicht mehr stoppen können. Gegen den Wachstum verspricht und die Welt in Die Berichte „Extreme Carbon Inequality“ und „Climate, Covid & Klimawandel helfen keine Masken, Lock- Gewinner*innen und Verlierer*innen Care“ sind beide auf Englisch downs oder Mauern. Es braucht radikale spaltet. Damit muss endlich Schluss online erschienen. Veränderung.“ sein! Um das Ruder herumzureißen, www.oxfam.de/carboninequality sollten wir bei jenen anfangen, für die Hindou Oumarou Ibrahim Konsumverzicht verkraftbar ist. Wenn www.oxfam.org/en/take- action/campaigns/climate/ Aktivistin aus der indigenen die reichsten zehn Prozent ihre Pro- climate-zine-feminist-journeys Mbororo-Gemeinschaft im Tschad Kopf-Emissionen bis 2030 auf ein 13
Oxfam und das „kleingedruckte*“ © snmate | Oxfam Emöke Ebners ehrenamtliches Engagement im Erfurter Oxfam Shop Ausgezeichneter Buchladen: Emöke Ebner (rechts) hat sich mit einer eigenen Buchhandlung war ihr Startschuss für die Selbstständigkeit: Heute hat sie einen selbständig gemacht. Das Engagement im Oxfam eigenen Buchladen. Shop Erfurt gab den Anstoß. Dort lernte sie auch ihre heutige Mitarbeiterin Claudia Arnhold (links) kennen. Andrea Frey „Gemütlich wie ein Wohnzimmer, das zum ehemaligen Buchhändlerin, und den Spaß Schmökern einlädt“ – so beschreibt Emöke am Gespräch mit Kund*innen kam der Ohne Oxfam hätte Ebner ihren 40 Quadratmeter großen Buch- Literaturwissenschaftlerin die Idee zum laden in Erfurt. Das finden nicht nur ihre „kleingedruckten*“. ich nie die Idee gehabt, lesehungrigen Kund*innen spitze, sondern auch die Beauftrage der Bundesregierung „Bei Oxfam habe ich wichtige Erfahrungen mich selbstständig für Kultur und Medien, die den Buchhan- im Einzelhandel gesammelt. Damit kann- zu machen. delspreis vergibt: Sie hat das „kleinge- te ich mich vorher nicht aus“, so Emöke druckte*“ – so hat Emöke Ebner den Laden Ebner. Weiteres Wissen habe sie sich, mit einem Augenzwinkern genannt – im als die Idee zum Buchladen entstanden EMÖKE EBNER Oktober für die Auszeichnung nominiert. Ein war, in Weiterbildungen angeeignet. Den Erfolg, über den sich Emöke Ebner freut – Buchshop mit Wohnzimmerflair hat sie und mit großem Dank betont: „Ohne Oxfam in der Rekordzeit von sechs Monaten wäre das nicht möglich gewesen. Denn eröffnet. Oxfams Ziele ein. Und ich mag das Konzept ohne das Ehrenamt im Oxfam Shop hätte vom ´kleingedruckten*´: Es ist klein, aber ich nie die Idee gehabt, mich selbstständig ERFAHRUNGEN IM EINZELHANDEL fein.“ Aus Platzgründen fokussiert das zu machen.“ Sortiment im Laden auf Belletristik – und „Das war ein mutiger Schritt – und Emöke stellt Bezüge zur Heimat von Emöke Ebner Als der Oxfam Shop in der Altstadt von ist ihn zielstrebig gegangen“, lobt Clau- her: mit Autor*innen, Schokolade und Erfurt 2015 eröffnete, war Emöke Ebner dia Arnhold. Kennengelernt hat sie Emöke Naturweinen aus Ungarn. arbeitssuchend: „Ich wollte etwas Sinn- Ebner im Oxfam Shop, wo die 64-Jährige volles tun“, erklärt sie. Deshalb engagier- weiter für Lesenswertes aus zweiter Hand „Wir freuen uns für Emöke Ebner über den te sie sich im Secondhand-Laden. „Dass zuständig ist. Außerdem bildet sie mit Erfolg ihres Buchladens“, sagt Regional- das die Weichen für mein Berufsleben Emöke ein Dreamteam im „kleingedruck- leiter Matthias Scholl. „Oxfam unterstützt stellen würde, habe ich nicht geahnt“, ten*“, denn dort arbeitet sie ebenfalls ein Menschen im Globalen Süden, ihr Leben sagt die 43-Jährige. Über die Arbeit in paar Tage pro Woche. „Beides gefällt mir aus eigener Kraft zu verändern. Manchmal der Buchabteilung, den Austausch mit sehr. Im Oxfam Shop arbeite ich mit tollen gelingt das auch hier – quasi vor der eige- ihrer Shop-Kollegin Claudia Arnhold, einer Leuten zusammen und setze mich für nen Haustür.“ 14 EINKAUFEN, SACHEN SPENDEN, MITMACHEN www.oxfam-shops.de
LEONIE MÜLLER EHRENAMTLICHE MITARBEITERIN IM OXFAM SHOP MOVE IN BERLIN Es ist ganz schön schwierig, diese Frage nicht leicht zu beantworten. Es wäre Frage zu beantworten, denn es langweilig und nicht gut, wenn sich nichts gibt aktuell so viel, bei dem man dringend mehr und auch man selbst sich nicht mehr Veränderung möchte: die Klimakrise, die verändert. Am ehesten sind es schöne Corona-Pandemie, Konflikte, in denen es Erinnerungen, die so bleiben sollen, wie Frieden geben soll, zum Beispiel. Was sich sie sind. Wenn sich zum Beispiel die hier niemals ändern darf, ist die Einstellung Intro-Musik meiner Lieblingskinderserie und die Motivation, dass sich etwas ändern ändern würde, das wäre schrecklich. soll. Wenn es die Hoffnung, dass wir Dinge Auch wünsche ich mir, dass gute Freund- besser machen können, nicht mehr gäbe – schaften halten – gerade wenn nach dem das wäre der Anfang vom Ende. Auch mit Abi viel auseinandergeht und sich viel Blick auf mein persönliches Leben ist die verändert. EINE FRAGE, DREI MENSCHEN DEEPAK L. XAVIER LEITER DER KAMPAGNE GEGEN SOZIALE UNGLEICHHEIT BEI OXFAM INTERNATIONAL Was sich nie ändern sollte, ist Diskriminierung zu besiegen, müssen wir die Möglichkeit, den Mächtigen die das dahinterliegende System abschaf- Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Die soziale fen. Wir brauchen eine gerechte Vertei- Ungleichheit ist völlig außer Kontrolle lung der Unternehmensgewinne, und wir geraten, und sie ist das Ergebnis eines müssen Unternehmen aufs Gemeinwohl Wirtschaftssystems, das viele diskriminiert verpflichten. Das ist die unbequeme und wenige bevorzugt. Während weltweit Wahrheit. Indem wir die Mächtigen mit unzählige Menschen in Armut abrutschen, dieser Wahrheit konfrontieren, machen verdienen sich wenige Aktionär*innen wir die Wahrheit mächtiger und die Macht eine goldene Nase. Um Ungleichheit und wahrhaftiger. Unsere Strategie ist es, Verände- Veränderungen, die dem ökologischen rungen nur zu unterstützen, wenn Gleichgewicht schaden oder es stören © Jana Schindler, © Tom Dixon, © Leonie Müller die Menschen diese auch selbst wollen, würden, z.B. durch einen unkontrollierten damit sie selbstbestimmt ihre Lebens- Einsatz chemischer Düngemittel, Abhol- bedingungen verbessern. Dabei ist es für zung oder die übermäßige Freisetzung von uns als Organisation und für mich persön- Treibhausgasen. OAP beteiligt sich außer- lich sehr wichtig, unsere positiven traditi- dem bewusst nicht an der Verbreitung onellen Werte zu bewahren – wie Ubuntu genetisch veränderter Organismen für die ERNEST NIYONZIMA (Nächstenliebe) und Ubushingantahe Nahrungsmittelproduktion, da diese zwar GESCHÄFTSFÜHRER VON OXFAMS (friedliche Konfliktlösung). Essenziell für die Produktion selbst deutlich steigern, PARTNERORGANISATION OAP IN die Menschheit ist es aus unserer Sicht aber gleichzeitig negative Auswirkungen BURUNDI* auch, eine stabile und gesunde Umwelt zu auf das Erbgut des Menschen haben bewahren. Wir stellen uns deswegen gegen könnten. * ORGANISATION D’APPUI À L’AUTO PROMOTION EINS | Winter 2020 15 deutsch: Organisation zur Unterstützung der Selbsthilfe
Jetzt doppelt Freude bescheren: Hier und bei WunderWolle Menschen in Armut. Geschenke zum Fest, die Gutes tun. Jetzt bestellen auf: WAS IST OXFAM? IMPRESSUM Herausgeber: Oxfam Deutschland e. V. Oxfam vereint Menschen in aller Welt, die sich nicht damit Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin abfinden wollen, dass es Armut und extreme Ungleichheit gibt. Tel: (030) 45 30 69 - 0 V.i.S.d.P.: Marion Lieser Als internationale Nothilfe- und Entwick- mit Partnerorganisationen, der Bevölkerung Chefredakteur: Steffen Küßner lungsorganisation unterstützen wir vor Ort – und Ihnen – arbeiten wir für ein Redaktion: Franziska Rötzsch Menschen in armen Ländern dabei, sich großes Ziel: Die Armut weltweit abzuschaf- Gestaltung: martinbrombacher.de eine bessere Zukunft zu schaffen. fen. Druck: Oktoberdruck, Berlin Gedruckt auf 100% Recyclingpapier. Bei Krisen und Katastrophen retten wir Zur Finanzierung dieser Arbeit tragen rund Leben und helfen, Existenzen wieder 3.400 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in www.oxfam.de/eins aufzubauen. Gemeinsam mit Menschen derzeit 55 Oxfam Shops bei. Diese werden www.twitter.com/oxfam_de in Nord und Süd erheben wir unsere von der Oxfam Deutschland Shops gGmbH www.facebook.com/oxfam.de Stimmen, um eine Politik zu fordern, betrieben, einem hundertprozentigen Toch- Spendenkonto von der alle profitieren. Seite an Seite terunternehmen des Oxfam Deutschland e.V. IBAN: DE87370205000008090500 BIC: BFSWDE33XXX Bank für Sozialwirtschaft Haben Sie Fragen oder Anregungen zu einem unserer Artikel? Schreiben Sie uns an EINS@oxfam.de. Wenn Sie EINS in Zukunft nicht mehr erhalten möchten, schicken Konto: 80 90 500 Deutscher Sie uns bitte eine kurze Nachricht. BLZ: 370 205 00 Spendenrat e.V.
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