No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz

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No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
Magazin der

              No Billag
 Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz
                 LINK | Januar 2018
No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
EDITORIAL

Für ein Nein, das verpflichtet

            Jakob Stark,           Liebe Leserin, lieber Leser
        Regionalvorstand SRG
          Deutschschweiz,
    Regierungsrat Kanton Thurgau
                                   Die aktuelle Diskussion über Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und die SRG
                                   SSR ist wertvoll. Diesen Pluspunkt darf die No-Billag-Initiative verbuchen. Aller-
                                   dings nur dank ihrer Gegnerinnen und ­Gegner, die sie enttarnt haben. Sie ist eine
                                   «No SRG»-Initiative. Es geht am 4. März um Sein oder Nichtsein von SRF, es geht
                                   um ­alles! Sendeschluss JA oder NEIN?

                                   Weshalb tut die Diskussion gut? Zum einen, weil sie einer breiten Bevölkerung in
                                   ­Erinnerung ruft, dass unser Land SRF braucht:
                                    • f ür gute Radio- und TV-Sendungen über und für alle Regionen der Schweiz,
                                       in allen Landessprachen, über alle Kanäle;
                                    • f ür den Zusammenhalt sowie die kulturelle Identität und Unabhängigkeit
                                       der viersprachigen Schweiz inmitten von drei grossen Nachbarstaaten mit je
                                       einer einzigen Landessprache;
                                    • f ür eine fundierte und ausgewogene Information, insbesondere auch im
                                       ­Zusammenhang mit der direkten Demokratie unseres Landes.

                                   Zum andern, weil die Diskussion zeigt, dass zeitgemässe Reformen auch vor der
                                   SRG nicht Halt machen dürfen. Im Sinne von Überdenken des Status quo und
                                   von Fokussierung. Als Teil einer funktionierenden und vielfältigen Medienlandschaft
                                   Schweiz. So gilt es also: Voller Einsatz für ein möglichst klares NEIN am 4. März.
                                   Ein NEIN, das ein JA ist für einen Reformprozess in der SRG, der auch innerhalb
                                   von Unternehmen und Verein breit diskutiert werden sollte. Packen wir diese
                                   Chance!

                                   Der 4. März darf nicht das Ende sein. Sondern die Bestätigung. Und ein Anfang.
                                                                                                                         Illustration Cover: Medianovis, Foto Editorial: zVg.

                                                                                               Jakob Stark

2                                                       LINK | Januar 2018
No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
INHALT

Fokus No Billag
Die No-Billag-Initiative beschäftigt die Schweiz. In wenigen Wochen hat das Volk entschieden: Will es weiterhin
­gebührenfinanzierte Medien in der Schweiz oder will es sie dem Markt überlassen? Gastautorinnen und -autoren
 verschiedener Branchen erläutern in dieser LINK-Ausgabe die Konsequenzen der Volksinitiative aus ihrer Sicht.

                               INITIATIVE – Seite 4                                                                                Verein SRG.D
                               Philipp Metzger: Evolution statt Revolution –                                                       im Porträt
                               der Weg zur digitalen ­Medienordnung
                                                                                                                                   Die SRG Deutschschweiz
                               SRG SSR – Seite 6
                                                                                                                                   (SRG.D) ist eine der vier
                               Ruedi Matter: Die SRG und ihre Programme
                                                                                                                                   Regio­nalgesellschaften des
                               würde es so nicht mehr geben                                                                        Vereins SRG SSR, der das
                                                                                                                                   grösste Medienunternehmen
                               PRIVATE TV- UND RADIOSENDER – Seite 8                                                               der Schweiz mit öffentlichem
                               André Moesch: Über Zer­störtes muss man                                                             Auftrag betreibt. Der Verein
                               nicht mehr diskutieren                                                                              gewährleistet einen wirt-
                                                                                                                                   schaftlich und politisch unab-
                               MEDIEN & VOLKSWIRTSCHAFT – Seite 12                                                                 hängigen audiovisuellen
                               Philipp Cueni: No Billag hat Auswirkungen                                                           ­Service public in allen Landes­
                                                                                                                                     teilen. Zudem ist die SRG.D
                               auf die ganze Medienbranche
                                                                                                                                     die Dachorganisation der
                                                                                                                                    sechs deutschschweizerischen
                               WISSENSCHAFT – Seite 14                                                                              Mitgliedgesellschaften sowie
                               Vinzenz Wyss: Abschaffen,                                                                            der Regionalgesellschaft der
                               was Wissen schafft?                                                                                  rätoromanischen Schweiz.
                                                                                                                                    Insgesamt zählt die SRG.D
                               SINNESBEHINDERUNG – Seite 16                                                                         rund 16 500 Einzelmitglieder.
                               Pascale Bruderer Wyss: Der Zugang zu                                                                 Die SRG.D setzt sich für die
                               den Medien ist eine völkerrechtliche Pflicht                                                         Anliegen des Unternehmens
                                                                                                                                    SRG SSR ein und erfüllt
                                                                                                                                    ­gemäss ihren Statuten ver-
                               VERBREITUNG – Seite 18
                                                                                                                                    schiedene Hauptaufgaben:
                               Radio und TV bis                                                                                     • Verankerung des Unter­
                               ins kleinste Bergdorf                                                                                   nehmens SRG SSR in der
                                                                                                                                       ­Bevölkerung
                               KULTUR/FILM – Seite 20                                                                               • Interessenvertretung der
                               Denis Rabaglia: Wer würde unsere                                                                         verschiedenen Bevölke-
                               Geschichten ­erzählen?                                                                                   rungsgruppen gegenüber
                                                                                                                                        dem Unternehmen SRG SSR
                               KULTUR/MUSIK – Seite 22                                                                              • Mitwirkung bei der Entwick-
                                                                                                                                        lung des Unternehmens
                               Christoph Trummer: Für die Musik steht
                                                                                                                                        SRG SSR
                               mehr als die SRG auf dem Spiel
                                                                                                                                    • Führung und Förderung der
                                                                                                                                        öffentlichen Diskussion zu
                               SPORT – Seite 26                                                                                         den Grundsätzen und der
                               Roger Schnegg: Sport in ­seiner Vielfältigkeit                                                           Entwicklung des audiovisu-
                               braucht eine starke SRG                                                                                  ellen Service public

Ausgabe 1 / 2018 (Januar), erscheint fünf Mal jährlich. Verantwortlich: SRG Deutschschweiz, Dani Ernst, Pernille Budtz. Redaktion:
Pernille Budtz. Kontakt: SRG Deutschschweiz, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich, Tel. 044 305 67 03, link@srgd.ch, www.link-mobile.ch.
Gestaltung / Produktion: Medianovis AG, Zürich. Druckvorstufe: Küenzi & Partner, Langnau /ZH. Korrektorat: Ingrid Essig, Winterthur.
Druck: galledia ag, Berneck.

                                                                           LINK | Januar 2018                                                                         3
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INITIATIVE

Evolution statt Revolution –
der Weg zur digitalen Medienordnung

    A
                m 4. März 2018 befindet das                                 auch 21 Lokalradios und 13 Regionalfern-
                schweizerische Stimmvolk                                    sehen wären in ihrer Existenz bedroht.
                über die Volksinitiative «Ja                                    Bei einer Annahme der Initiative
                zur Abschaffung der Radio-                                  würde die Schweiz als erstes Land Euro-
und Fernsehgebühren (Abschaffung der                                        pas den Service public für Radio und Fern-
Billag-Gebühren)». Bereits der Titel deu-                                   sehen abschaffen. Auch wenn aus Kreisen
tet darauf hin, dass das Volksbegehren                                      der Initiativbefürworter neuerdings ande-
einen radikalen Wandel bezweckt. Der
­                                                                           res zu hören ist, lässt der Text der Initia-
vorgeschlagene neue Verfassungstext un-                                     tive dem Parlament kaum Spielraum bei
termauert dies: Er verbietet die Erhebung                                   der Umsetzung: Mit der Annahme würde
von Empfangsgebühren sowie die Subven-                                      eine öffentliche Finanzierung von Radio
tionierung von Radio- und Fernsehstatio-       «Mit seinen                  und Fernsehen ausgeschlossen.
nen und verlangt die Versteigerung von         ­Beschlüssen hat                 Auch bei einem Nein bleibt medien­
Konzessionen. Laut Übergangsbestim-
mung müsste der Bundesrat die erforder-
                                                der Bundesrat die           politisch nicht alles wie heute: Da der On-
                                                                            line-Bereich an Bedeutung gewinnt, will
lichen Ausführungsbestimmungen bereits          Voraussetzungen             der Bundesrat das RTVG zu einem Gesetz
bis zum 1. Januar 2019 erlassen. Diese gäl-     für eine digitale           über elektronische Medien weiterentwi-
ten, bis die gesetzlichen Bestimmungen                                      ckeln. Zudem soll die SRG bereits ab nächs-
des Parlaments in Kraft treten würden.          Medienordnung               tem Jahr mit einer neuen Konzession mit
    Der Wechsel zu einer rein kommerzi-         geschaffen –                weniger Mitteln mehr leisten – sprich effi-
ellen Finanzierung von Radio und Fernse-
hen hätte umgehende und einschneidende
                                                ohne zerstöre­              zienter werden. Dazu gehört, dass sie sich
                                                                            stärker von kommerziellen Angeboten un-
Konsequenzen. Das Initiativkomitee argu-        rische Radikal-             terscheidet und den Schwerpunkt noch
mentiert, die Abschaffung entlaste Haus-        massnahmen.»                konsequenter bei der Information setzt.
halte und Unternehmen. Eine «ungeheure                                      Schliesslich wurde die Radio- und Fernseh­
Kaufkraft von 1,37 Mrd. Franken pro                                         abgabe per 1. Januar 2019 auf 1 Franken
Jahr» werde freigesetzt. Bundesrat und          Philipp Metzger,            pro Tag gesenkt mit dem Ziel, sie in Zu-
Parlament befürchten dagegen einen Kahl-        Direktor Bundesamt für      kunft noch weiter zu reduzieren. Mit all
schlag mit gravierenden Auswirkungen           ­Kommunikation (BAKOM)       diesen Beschlüssen hat der Bundesrat die
auf die Volkswirtschaft (Verlust von Ar-                                    Voraussetzungen für eine digitale Medien-
beitsplätzen und Wertschöpfung), vor al-                                    ordnung geschaffen – ohne zerstörerische
lem aber auf Demokratie, Kultur und Ge-                                     Radikalmassnahmen.
sellschaft in diesem Land. Sie wehren sich
dagegen, dass dieser Betrag dem schwei-                                     GASTKOMMENTAR:
zerischen Medienwesen künftig entzogen                                      PHILIPP METZGER
wird. Im Gegensatz zu den Initianten ver-
trauen sie nicht leichtfertig auf das freie
Spiel der Marktkräfte, das quasi von al-
leine zu einer vielfältigen, qualitativ be-
friedigenden Information der gesamten
Bevölkerung in allen Landesteilen führen
soll. Bundesrat und Parlament finden es
problematisch, wenn nur noch produziert
würde, was rentiert. Absehbar wären eine
massive Ausdünnung des Angebots und
                                                                                                                           Foto: BAKOM

ein drastischer Abbau, gerade auch in den
kleineren Sprachregionen. Die SRG, aber

4                                                      LINK | Januar 2018
No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
Die Initiative
                          im Überblick
Gemäss Bundesverfassung müssen                      2. (bisher, wird gestrichen): Radio und Fern-
­Radio und Fernsehen zur Bildung und                sehen tragen zur Bildung und kulturellen
kulturellen Entfaltung, zur Meinungs­               Entfaltung, zur freien Meinungsbildung und
bildung und zur Unterhaltung beitragen.             zur Unterhaltung bei. Sie berücksichtigen die
 Sie müssen auch die Besonderheiten der             Besonderheiten des Landes und die Bedürf-
 Schweiz und die ­Bedürfnisse der Kantone be-       nisse der Kantone. Sie stellen die Ereignisse
 rücksichtigen. Entsprechende Programme las-        sachgerecht dar und bringen die Vielfalt der
 sen sich in der kleinräumigen Schweiz mit ihren    Ansichten angemessen zum Ausdruck.
 vier Landessprachen allein mit Werbung und
 Sponsoring nicht finanzieren. Um die Kosten        2. (bisher 3., wird neu zu 2.): Die Unabhängig-
 zu decken, wird daher eine Radio- und              keit von Radio und Fernsehen sowie die
 Fernseh­empfangsgebühr erhoben. Deren Er-          ­Autonomie in der Programmgestaltung sind
 träge kommen Radio- und TV-Stationen zugu-          gewährleistet.
 te, die den aus der Verfassung abgeleiteten
 Service-public-Auftrag erfüllen. Auf nationaler    3. (neu): Der Bund versteigert regelmässig
 Ebene und in den vier Sprachregionen ist die       Konzessionen für Radio und Fernsehen.
 SRG damit betraut. Auf lokaler und re­gionaler
 Ebene sind es private Veranstalter. Alle diese     4. (bisher, wird gestrichen): Auf die Stellung
 Radio- und TV-Stationen haben eine Konzes­         und die Aufgabe anderer Medien, vor allem
 sion des Bundes, die den Auftrag präzisiert.       der Presse, ist Rücksicht zu nehmen.
 Die No-Billag-Initiative, über die das Volk am
 4. März 2018 befinden wird, will die Radio-        4. (neu): Er subventioniert keine Radio-
 und Fernsehgebühren abschaffen. Laut der           und Fernsehstationen. Er kann Zahlungen
 Initianten würden mit einem Ja zur Ini­tiative     zur Ausstrahlung von dringlichen amtli-
 «die Haushalte im Vergleich zu heute jedes         chen Mitteilungen tätigen.
 Jahr 451 Franken zusätzlich zur Verfügung
 haben», die SRG wäre «frei und unabhän-            5. (bisher, wird gestrichen): Programm­
 gig», eine Abschaffung der Gebühren                beschwerden können einer unabhängigen
 würde «die Wirtschaft ankurbeln», und              Beschwerdeinstanz vorgelegt werden.
 «die h­ orrenden Saläre bei der SRG bzw.
 die ­Ab­zockerei am Volk würde gestoppt»           5. (neu): Der Bund oder durch ihn be­
 ­( Abstimmungsbüchlein, S. 25).                    auftragte Dritte dürfen keine Empfangs­
                                                    gebühren erheben.
Konkret sieht die Initiative folgende
­Änderungen in der Bundesverfassung                 6. (neu): Der Bund betreibt in Friedens­
 Artikel 93 vor:                                    zeiten keine eigenen Radio- und Fernseh­
                                                    stationen.
1. (bisher, bleibt): Die Gesetzgebung über
Radio und Fernsehen sowie über andere
Formen der öffentlichen fernmeldetechni-
schen Verbreitung von Darbietungen und
­Informationen ist Sache des Bundes.
                                          LINK | Januar 2018                                          5
No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
SRG SSR

Die SRG und ihre Programme
würde es so nicht mehr geben

                              W
                                                elches wären die Folgen,   der 34 privaten Radio- und TV-Statio-
                                                würde die No-Billag-­      nen, die ebenfalls mit Hilfe von Gebüh-
                                                Initiative am 4. März      ren produzieren. Es geht um die Frage,
                                                angenommen? Das ist        wie viel uns ein solides Schweizer Me-
                             die zentrale Frage in der aktuellen Dis-      diensystem Wert ist. Ein System mit öf-
                             kussion. Die publizierten Ansichten           fentlich finanzierten und privaten Me-
                             dazu gehen weit auseinander. Umso             dien in grösstmöglicher Vielfalt. Denn
                             wichtiger ist es, sich jetzt an Fakten zu     natürlich steht nicht allein die SRG für
                             halten und nicht an Vorstellungen oder        Qualitätsjournalismus in redaktioneller
                             gar Wunschbilder.                             Freiheit. Aber: Der wirtschaftliche
                                 Fakt ist: Die Initiative will gebüh-      Druck auf die klassischen Medien nimmt
                             renfinanziertes Radio und Fernsehen in        zu, sie sind herausgefordert. Durch die
                             der Schweiz verunmöglichen. Sie will          Digitalisierung und durch grosse, inter-
                             die Konzessionen versteigern. Und sie         nationale Player.
                             tilgt Artikel 93, Absatz 2, aus der Bun-         Ein Wegfall der gebührenfinanzier-
«Wer behauptet,              desverfassung – und damit die garan-          ten Sender würde die Schweizer Me-
von der                      tierte Grundversorgung mit Informa-           dienlandschaft als Ganzes schwächen;
                             tion für alle.                                Verlierer wären am Ende die Schweize-
­Zerschlagung                    Fakt ist: Die SRG, wie wir sie kennen,    rinnen und Schweizer. Diese pessimisti-
 des öffentlich              mit ihren Programmen in vier Sprachre-        sche Prognose wage ich, auch wenn ich
 ­finanzierten               gionen, würde es nach einem Ja zur Ini­
                             tiative nicht mehr geben. Denn ein sol-
                                                                           keine Kristallkugeln lesen kann. Als
                                                                           Journalist habe ich aber gelernt, Fakten
  Service public             ches Angebot ist nur möglich dank eines       zu kombinieren. Und daher erlaube ich
  würde das Publi-           Gebührensystems, das auf Solidarität          mir auch dieses Fazit: Wer behauptet,

  kum profitieren,           fusst. Dass der kleine Schweizer Medien­
                             markt ein vergleichbares Angebot her-
                                                                           von der Zerschlagung des öffentlich fi-
                                                                           nanzierten Service public würde das Pu-
  ist naiv, malt             vorbringen könnte, ist realitätsfern, eine    blikum profitieren, ist naiv, malt Luft-
  Luftschlösser –            Illusion.
                                 Fakt ist: In allen funktionierenden
                                                                           schlösser – oder täuscht absichtlich.

  oder täuscht               europäischen Demokratien gibt es einen        GASTKOMMENTAR:
  ­absichtlich.»             medialen Service public mit öffentlicher      RUEDI MATTER
                             Finanzierung. Modelle für vollwertige
                             Service-public-Programme, die allein
Ruedi Matter, Direktor SRF   durch Werbegelder oder gar durch
                             Pay-TV finanziert werden, gibt es auch
                             in weit grösseren Märkten nicht. Aller-
                             dings gibt es durchaus reale Beispiele
                             dafür, was geschieht, wenn mächtige In-
                             vestoren sich Massenmedien zu eigen
                             machen, um ihre Interessen zu stärken.
                             Die Folgen sind fatal für die Demokra-
                             tie. Denn sie braucht Bürgerinnen und
                             Bürger, die sich aufgrund unabhängiger
                             Information eine freie Meinung bilden
                             können.
                                 Fakt ist also auch: Es geht um weit
                             mehr als um die Zukunft der SRG und

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No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
Illustration: SRG Deutsschweiz, Foto SRF/Oscar Alessio

LINK | Januar 2018
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No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
PRIVATE TV-/RADIOSENDER

Über Zerstörtes muss man
nicht mehr diskutieren

 I
         ch habe keine Kinder. Und bezahle     wenn genügend Geld vorhanden ist, unge-
         trotzdem mit meinen Steuern die       niert politische Propaganda. Als letzter
         Sanierung des Primarschulhauses       Hort für seriösen Journalismus bleiben
         im Dorf. Wenn ich den Zug be-         dann wohl nur die Zeitungen – aber auch
                                                                                                                                             Radio X
nutze, dann fahre ich fast nur die Strecke     die verlieren seit Jahren Leser, weil vor al-                                                  0,6 Mio.
St. Gallen–Bern. Und finanziere mit mei-       lem Junge sich immer mehr dem Internet                                                          Keine
nem Billett auch kaum benutzte Regional-       zuwenden. Dort bewegen sie sich dann                                                           Angaben

strecken im Bündnerland. Ich bezahle           zwischen Wutbürgern und Filterblasen.
                                                                                                      Radio Canal 3
auch brav meine Beiträge an die Sozial-            Es gibt viel berechtigte Kritik, an un-               1,7 Mio.*
hilfe. Und bekomme (hoffentlich) mein          serem Bildungssystem, am öffentlichen                                                           BNJ
                                                                                                      Weiterbestand                          2,8 Mio.
ganzes Leben nie etwas davon zurück!           Verkehr, den Sozialwerken. Aber deswe-                  nicht mehr
                                                                                                         möglich
    Wenn es nach der Logik der No-Billag-­     gen kommen wir nicht auf die Idee, sie ab-                                                     Keine
                                                                                                                                             Angaben
Initianten geht, dann gehört das alles ab-     zuschaffen. Wir reformieren sie. Auch die
geschafft: Ich bezahle nur, was ich selber     gebührenfinanzierten Radio- und Fern-                   Canal Alpha
                                                                                                      3,4 Mio. (60 %)
auch nutze. Diesen Satz höre ich jeden Tag     sehstationen haben regelmässig Reform-
von No-Billag-Befürwortern, ich lese ihn       bedarf. Sie haben eine grosse Verantwor-                    Würde                         TeleBielingue
                                                                                                        eingestellt,                         2,7 Mio.**
dutzendfach auf Facebook und ich werde         tung im Umgang mit den Gebührengeldern                 35 Entlassungen
                                                                                                                                          Weiterbestand
ausgelacht, wenn ich mit «Solidarität»         und müssen sich der Kritik stellen. Wer                                                     nicht mehr
                                                                                                                                             möglich
kontere. Diejenigen, die mich nicht nur        aber Ja sagt zur No-Billag-Initiative, der
niederschreien, landen rasch beim Tot-         verunmöglicht genau diese Diskussion.
schlagargument: «Das kann man doch             Was einmal zerstört ist, darüber muss man                                                    TeleBärn
                                                                                                                                        2,9 Mio. (ca. 40 %)
nicht vergleichen!» Wirklich nicht?            nicht mehr diskutieren.
    Natürlich sind die Medien nicht die                                            Léman bleu                                           Regionaler Service
                                                                                  2,7 Mio. (55 %)                                      public wäre in gleicher
SBB. Oder unsere Sozialwerke. Für unser                                                                                                Qualität nicht mehr zu
                                                                                                                                         bewerkstelligen
Zusammenleben sind sie aber ebenso             GASTKOMMENTAR:                     Schliessung nicht                  La télé (VD/FR)
                                                                                   wahrscheinlich,                    4,2 Mio. (65%)
wichtig. Wir alle sind stolz auf unsere di-    ANDRÉ MOESCH                        Modell müsste
                                                                                  überdacht werden                     Schliessung      Radio Freiburg
rekte Demokratie und halten sie für eine                                                                              wahrscheinlich     2,4 Mio. (33 %)
der zentralen Errungenschaften unseres                                              Radio Cité                                               Existenz
Landes. Direkte Demokratie aber bedeu-                                                0,7 Mio.                                               bedroht,
                                                                                                                                           Entlassungen
tet nichts anderes, als dass nicht Berufspo-                                           Keine                         Radio Chablais
litiker, sondern jeder einzelne Bürger sehr                                           Angaben                        1,5 Mio. (28 %)

genau Bescheid wissen muss über jede Ab-                                                                                Abbau der
                                                                                                                        Hälfte des
stimmungsvorlage. Er braucht Informa-                                                                                   Personals
tion. Dafür sind die Medien da, insbeson-                                                                                                    Canal 9
                                                                                                                                          4,1 Mio. (54 %)
dere die konzessionierten Radio- und
                                                                                                                 Radio Rhône FM                Würde
Fernsehstationen, die einen gesetzlichen                                                                                 1,4 Mio.            eingestellt
Auftrag haben, über Politik ausführlich
                                                                                                                          Keine
und ausgewogen zu informieren.                                                                                           Angaben

    Kommt die No-Billag-Initiative durch,                   Kommerzielle Radios
dann verschwindet die SRG und mit ihr 34                    Komplementäre Radios
regionale Radio- und Fernsehstationen mit                   Regionalfernsehen
Gebührenanteil und Leistungsauftrag.
Dann darf – auch in puncto politischer In-                  Gebührenanteil                            * Darf 50 % der Betriebskosten
                                                            (in CHF 2016; Quelle: BAKOM)
formation – der freie Markt spielen: Wer                                                                 nicht übersteigen
                                                            Budget (in %)
Fernsehen machen will, ersteigert sich eine                                                           ** Darf 70 % der Betriebskosten
Konzession, macht reine Unterhaltung wie                    Konsequenzen bei No Billag                   nicht übersteigen
die deutschen Privatsender oder macht,

8                                                            LINK | Januar 2018
No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
Regional-TV
                                                                                                                                           und -Radio:
                                                                                                                                           Existenziell
                                                                                                                                           bedroht
                                                                                                                                           Das Schweizer Medienmaga-
                                      Telebasel           Radio Munot             Radio Rasa                                               zin «Edito» (6/2017) hat die
                                    3,2 Mio. (40 %)      1,2 Mio. (ca. 35 %)    2,7 Mio. (55 %)
                                                                                                                                           Betreiber der 34 privaten Ra-
                           Angebot müsste                 Weiterbetrieb mit     Weiss noch nicht
                                                                                                                   André Moesch,
                                                                                                                                           dio- und Fernsehsender, die
                          massiv zusammen-               hörbarer Reduktion
                          gestrichen werden               des Informations-                                        Präsident TELESUISSE,   Gebührengelder erhalten, ge-
                                                             angebotes
                                                                                                                   Verband der Schweizer   fragt, welchen Anteil ihrer
                                                                                                                   Regionalfernsehen,      Einnahmen die Gebühren
                                       Tele M1          Radio Stadtfilter      Radio toxic.fm                      Geschäftsführer TVO
                   2,9 Mio. (ca. 40 %)                    0,5 Mio. (67 %)      0,6 Mio. (ca. 60 %)                                         ausmachen und was bei einer
   Regionaler Service                                   Könnte in bisheriger       Könnte im
                                                                                                                                           Annahme von No Billag ge-
 public wäre nicht mehr                                 Form nicht weiterge-   bisherigen Umfang                                           schehen würde. Die meisten
 in gleicher Qualität zu                                   führt werden        kaum weitergeführt
    bewerkstelligen                                                                 werden                                                 Sender, insbesondere die re-
                                                                                                                                           gionalen TVs, wären in ihrer
                                       Kanal K             Radio LoRa              Tele Top                                                Existenz bedroht.
                                    0,6 Mio. (67 %)     0,5 Mio. (ca. 85 %)     2,5 Mio. (60 %)                                            «Regionalfernsehen, wie wir
                                     Würde es nicht        Betrieb ohne           Geht nicht von                                           es heute kennen, mit
                                      mehr geben         Gebühren fraglich     einer Annahme von
                                                                                  No Billag aus –                                          Schwerpunkt regionale Infor-
                                                                               deshalb: kein Plan B
                                                                                                                                           mation, lässt sich nicht aus
                                                                                                                                           dem lokalen Werbemarkt
                                     Radio Neo1            Radio 3fach                TVO
                    1,2 Mio. (ca. 50 %)                 0,5 Mio. (ca. 85 %)    2,9 Mio. (ca. 55 %)                                         ­finanzieren», sagt etwa TVO-­
                                                                                                                                            Geschäftsführer André
                                     Betrieb würde         Betrieb ohne        Würde faktisch das                    Radio Südost-
                                    grundsätzlich in     Gebühren fraglich       Aus bedeuten                          schweiz              Moesch: «Die Vorstellung der
                                     Frage gestellt                                                                 2,6 Mio. (ca. 42 %)
                                                                                                                                            Initianten, man könne einfach
                                                                                                                     Würde eingestellt      freiwillige Abonnements ver-
                                     Radio Rabe               TELE 1                                                                        kaufen, ist absurd – einem
                         0,5 Mio. (ca. 70 %)            0,3 Mio. (ca. 66 %)
                                                                                                                                            riesigen Verkaufsaufwand
      Langfristig kaum eine                                   Keine               Tele Ticino                         TV Südost-            würden bestenfalls Ertrags-
       Überlebenschance                                      Angaben            3,5 Mio. (52 %)                        schweiz
                                                                                                                    4,1 Mio. (ca. 67 %)     Brösmeli gegenüberstehen.»
                                                                                 Kompliziertes
                                                                                   Szenario                          Würde eingestellt      Beim Emmentaler Radio
                                      Radio Beo
                                                                                                                                            Neo1 wäre, so Geschäfts­
                    1,7 Mio. (ca. 40 %)                                                                                                     leiter Jüre Lehmann, der
                                    Gäbe es in dieser                            Fiume Ticino                                               ­Betrieb ohne Gebühren nicht
                                    Form nicht mehr                                 1,1 Mio.                                                 aufrechtzuerhalten: «Unsere
                                                                                     Keine                                                   Leidenschaft, das Konzes­
                                                                                    Angaben
                                                                                                                                             sionsgebiet in allen Facetten
                                     Radio Rottu                                                                                             abzubilden und hörbar zu
                                    4,1 Mio. (54 %)
                                                                                                                                             machen, könnte nicht mehr
                                    Würde eingestellt                              Radio 3i
                                                                                1,0 Mio. (30 %)                                              umgesetzt werden. Die Folge
                                                                                                                                             wäre ein Hörerschwund und
                                                                                 Kompliziertes
                                                                                   Szenario                                                  damit ein Rückgang der Wer-
                                                                                                                                             beeinnahmen.»
Foto: zVg., Illustration: «Edito»

                                                                                                      LINK | Januar 2018                                                 9
No Billag Mehr Abhängigkeit, weniger Schweiz - Magazin der - SRG Deutschschweiz
MEINUNGEN

Darum sagen wir NEIN
                                                                                                «Ich lehne die
                                                                                                No-Billag-
                                                                                                Initiative ab.
                                                                                                Nicht, weil ich
                                                                                                alles von SRF
                                                                                                gut finde – muss
                                                                                                ich auch nicht –
                                                                                                aber weil ich
 Prisca Birrer-Heimo,                                                                           zum Beispiel auf
 Präsidentin Stiftung für                                                                       ‹Echo der Zeit›,
 Konsumentenschutz SKS
                                                                                                ‹Kontext›,
 «Für unser demokratisches                                                                      ­‹Einstein› und
 System, aber auch für
 eine fundierte Information
                                                                                                 Korrespon­
 von uns Konsumentinnen                                                                          denten wie
 und Konsumenten sind unab­
 hängige und personell
                                                                                                 Patrik Wülser,
 ­ausreichend dotierte Medien­                                                                   Martin Alioth,
  unternehmen wichtig. Ein
  NEIN zu No Billag garantiert
                                                                                                 Iren Meier und
  ein breites und erschwing­                                                                     viele andere
  liches Angebot.»
                                 HEIDI MARIA GLÖSSNER, SCHAUSPIELERIN                            nicht verzichten
                                 «Die Kultur ist das Brot der Seele! Die SRG ist
                                                                                                 möchte.»
 «Diese Initiative macht         mitverantwortlich für dieses ‹Brot›! Wir wollen
 so ziemlich alles kaputt,       nicht geistig und emotional verhungern –                       Verena Abplanalp,
                                                                                                Biel-Bienne
 was mir lieb und teuer ist.     deshalb ein klares NEIN zu ‹No Billag›!»
 Ich bin eine leidenschaft­
 liche Radiohörerin.
 ‹Rendez-vous› am Mittag,
 ‹Echo der Zeit› oder die
 Tagesgespräche orientie-
 ren mich umfassend durch                                                 «Die Qualitätseinbussen, wie
 die Woche. Alle Hinter-                                                  wir sie im US-Wahlkampf ge-
 grundsendungen wie
 ‹Kontext› und ‹Doppel-
                                                                          sehen haben, ­lassen nur eine
 punkt› möchte ich auf                                                    staats­politische Folgerung
 ­keinen Fall missen. Ich                                                 zu: Der allgemein finanzierte
  stimme ganz sicher NEIN
  zu dieser völlig ­unnötigen
                                                                          Service public muss mit allen
  Initiative.»                                                            Mitteln verteidigt werden.»
 Trudi Raciti,                                                            Christian Vontobel,
 Muttenz                                                                  Basel
                                                                                                                    Fotos: zVg.

10                                                   LINK | Januar 2018
«Die Mundart­
                                                                                                       Casper Selg,
vielfalt, echte                                                                                        ehemaliger Leiter
Schweizer ­Kultur,                                                                                     «Echo der Zeit»
die am Deutsch-
                                                                                                       «No Billag heisst: Kahl-
schweizer Radio                                                                                        schlag statt Vielfalt. Für
­gepflegt wird,                                                                                        alle vier Landesteile. Und
                                                                                                       das gilt ganz speziell für
 ­ginge verloren                                                                                       den Bereich inter­nationale
  oder würde                                                                                           Politik. Denn selbst wenn
                                                                                                       die Initianten Recht behiel-
  ­vernachlässigt,                  HEINZ FREI, RENNROLLSTUHL-SPORTLER                                 ten und eine Rumpf-SRG
   ­darum ein klares                «Ohne gelegentliche gute Beiträge und Recherchen
                                                                                                       überleben könnte (was ich
                                                                                                       für völlig unmöglich halte):
    NEIN an der Urne                von SRF über unseren Behindertensport wird dieser                  Ein ‹Echo der Zeit› oder eine
                                    in die Steinzeit unserer Bemühungen zurückfallen,
    am 4. März                      weil Behindertensport von privaten Anbietern und
                                                                                                       ‹Rundschau› wird mit
                                                                                                       ­Sicherheit nicht mehr im
    2018!»                          Bezahl-TV keine Beachtung finden wird. Wir würden                   Programm sein.»
Ruth Olloz,                         auch erst bei einem Ja zu dieser Vorlage die
Champéry (VS)                       Erkennt­­nis gewinnen, dass dadurch das Fernsehen
                                    nicht billiger wird, weil man dieses dann nämlich von
                                    seinen Favoritensendern für teures Geld einkaufen
                                    muss. Darum: Schweizer Fernsehen mit SRF für die
                                    ganze Schweiz bleibt billiger und ausgewogen Dank
                                    einem NEIN zu No Billag.»

                                                                    «Als Publikumsrätin SRG.D,
                                                                    sehe ich als Zuschauerin und
                                                                    Zuhörerin auch hinter die
                                                                    ­Kulissen von Radio und Fern-       «Was die Artenvielfalt für die
 «Ich setze mich ein für die                                         sehen. Ich mache mir grosse        Erhaltung der lebendigen
 ­Erhaltung der Spartenradios.                                       Sorgen um die Vielfalt und         ­Natur bedeutet, ist für die
  Für junge Schweizer Musiker                                        ­Ausgewogenheit in unserer          ­lebendige Demokratie die
  und Komponisten ist dies                                            Medienlandschaft, weil mit          ­Vielfalt, die Diversität des
  die erste Möglichkeit, sich                                         ­einem Ja zu No Billag               ­Angebots in den Medien, wie
­einer breiteren ­Hörerschaft                                          ­kompetente Sendungen ver-           es das SRF verkörpert. Das
  vorzustellen, was für ihre       Kathy Gerber,                        schwinden und Minderheiten          soll erhalten bleiben.»
  ­Karriere sicher wichtig ist.»   Publikumsrätin SRG                   vernachlässigt werden. Scha-
                                   Deutschschweiz                       de, wenn wir erst 2019 mer-     Thomas Schnyder,
Ursula Bertschinger,                                                    ken, was alles fehlt!»
Zürich                                                                                                  Zollikon

                                                        LINK | Januar 2018                                                            11
MEDIEN & VOLKSWIRTSCHAFT

No Billag hat Auswirkungen
auf die ganze Medienbranche

                              W
                                               elche Auswirkungen hätte     Wegfallen der entsprechenden SRG-Nor-
                                               ein Sendeschluss bei der     men und der Konkurrenzsituation könnte
                                               SRG SSR und den 34 Regio­    für die Branche eine Nivellierung nach un-
                                               nalsendern auf den Jour­     ten provozieren.
                              nalismus und die Medienlandschaft der             Die SRG bietet heute fachlich attrak-
                              Schweiz?                                      tive und auch spezialisierte Arbeitsplätze,
                                  Durch No Billag würden circa 47 Sen­      die in der kleinen Schweiz ohne gebühren-
                              derangebote und etwa 13 500 Vollzeitstel­     unterstützten Service public kaum mehr
                              len abgeschafft. Zusätzlich geht etwa ein     angeboten würden: etwa beim weltweiten
                              Drittel der gesamten Filmproduktion in der    Korrespondentennetz, in Spezialberei-
                              Schweiz verloren – jener Teil, der von der    chen der Musikredaktionen, beim Dekor-
                              SRG finanziert wird. Eine derart massive      bau, für Multimedia-Elektroniker, im Hör-
                              Verkleinerung des Medienplatzes Schweiz       spielbereich, bei den Live-Produktionen
                              wird die Struktur dieser Branche insgesamt    von Skirennen und, und, und. Der techni-
                              schwächen: Vielfalt, Konkurrenz, Fachwis­     sche Sektor der SRG hat ein weltweit an-
                              sen und Know-how werden dünner.               erkanntes Spitzen-Know-how erreicht –
«Eine lebendige                   Die Rechnung, der Markt würde diese       bis hin zu Eigenentwicklungen bei der
Medienszene                   Verluste ersetzen, geht nicht auf. Denn der   Radio- und TV-Technologie.
setzt einen brei-             Markt finanziert nur, was Gewinn ver­
                              spricht. Die allermeisten der gebührenfi­
                                                                                Ohne gebührenfinanzierte Sender
                                                                            würde die schweizerische Medienland-
ten Arbeitsmarkt              nanzierten Programmangebote sind in der       schaft weiter verkleinert; damit besteht die
und eine starke               Schweiz über Werbung oder Pay-Ange­           Gefahr, dass die Branche insgesamt mar-
Branche voraus.»              bote also nicht refinanzierbar – zu klein
                              der Publikumsmarkt, zu hoch die Kosten.
                                                                            ginalisiert wird und Berufsstandards ohne
                                                                            die SRG unter Druck geraten könnten. Das
                              Das zeigen Erfahrungen in der Schweiz         ganze mediale Berufsfeld und das entspre-
Philipp Cueni,                und im Ausland.                               chende Know-how würden in der Schweiz
freischaffender Journalist,       Die Verkleinerung des Mediensektors       massiv geschwächt.
ehemaliger Chefredaktor       schwächt ihre gemeinsame Strukturen. So
des Medienmagazins «Edito»
                              wäre nach dem Wegfall des grössten Kun­       GASTKOMMENTAR:
                              den (SRG) die Schweizerische Depeschen­       PHILIPP CUENI
                              agentur SDA in ihrer Existenz definitiv ge­
                              fährdet. Oder bezüglich Ausbildung: Ein
                              gutes Angebot setzt einen breiten Arbeits­
                              markt und eine starke Branche voraus.
                              Beide sind bedroht. Denn auch im Ausbil­
                              dungsbereich ist die SRG bisher eine Ga­
                              rantin: mit hauseigenen Ausbildungsgän­
                              gen in verschiedenen Berufen, mit
                              Praktikumsplätzen und über ihre Mitträ­
                              gerschaft an Journalismusschulen.
                                  Es droht die Verflachung von Berufs­
                              standards, denn die SRG definiert diese
                              wesentlich mit, zum Beispiel durch Ethik­
                              richtlinien. (Die SRG trägt – auch finanzi­
                              ell – den Presserat mit.) Oder bezüglich
                                                                                                                           Foto: swissmediaforum

                              Gleichstellung – die SRG gilt hier als
                              Trendsetter im Medienbereich. Oder im
                              Bereich der Arbeitsbedingungen. Ein

12                                          LINK | Januar 2018
Medien als Wirtschaftsfaktor
                                                                                                                    Kamerafrau, Journalist, IT-Spezialistin, Grafiker, Projektleiterin, Beleuchter, Visagistin, HR-Fachmann,
                                                                                                                    ­Controller, Dokumentalistin, Regisseur, Produzentin, Redaktionsleiter: Das sind einige der vielen Berufe,
                                                                                                                     welche die gebührenfinanzierten Medienhäuser als Arbeitgeber in der ganzen Schweiz brauchen – aber
                                                                                                                     auch Ausbildungs- und Arbeitsplätze bieten. Der mediale Service public wird in der öffentlichen Diskus­sion
                                                                                                                     meist als Kostenfaktor wahrgenommen. Fakt ist: Die von der Initiative betroffenen Medienhäuser sind als
                                                                                                                     Arbeitgeber und Leistungsträger mit einem Gesamtjahresumsatz im Milliardenbereich ein relevanter
                                                                                                                     ­Faktor für die Schweizer Wirtschaft und ihre Arbeitsplätze – nicht nur national, sondern auch regional.

                                                                                                                    1 Milliarde Franken
                                                                                                                    Bruttowertschöpfung                    13’500Arbeitsplätze
                                                                                                                     Die SRG und die konzessio-
                                                                                                                     nierten Privatsender                        Die konzessionierten
                                                                                                                    ­erwirtschaften insgesamt                ­Privatsender und die SRG        7,5 Millionen Franken für
                                                                                                                     eine Bruttowertschöpfung                   bieten als Arbeitgeber
                                                                                                                                                                 6’800 Arbeitsplätze.
                                                                                                                                                                                              Aus- und Weiterbildung
                                                                                                                     von fast einer Milliarde
                                                                                                                                                           ­Indirekt lösen die Aufträge
                                                                                                                     ­Franken. Die gebührenfinan-               dieser Sender weitere      Die SRG investierte in den letzten drei Jah-
                                                                                                                      zierten Sender erwirtschaf-               6‘700 Arbeitsplätze in     ren jährlich rund 2,5 Ausbildungstage res-
                                                                                                                      ten beinahe so viel Wert-                ­anderen Branchen aus.        pektive 7,5 Millionen Franken in die Aus-
                                                                                                                      schöpfung wie die Textil-­und                                          und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden.
                                                                                                                      Bekleidungs­industrie zu­                                            Pro Jahr sind in der SRG circa 50 Lernende
                                                                                                                      sammen und ist ­gemessen                                             sowie rund 80 Praktikantinnen und Prakti-
                                                                                                                      an der Wertschöpfung fast                                              kanten tätig. Zudem erhalten jedes Jahr
                                                                                                                      ­doppelt so gross wie die                                            circa 70 Stagiaires die Chance, eine journa-
                                                                                                                       Agrochemie.                                                              listische Laufbahn einzuschlagen.
Quellen: BAK BASEL, «Volkswirtschaftliche Effekte des gebührenfinanzierten medialen Service public» 2016, SRG SSR

                                                                                                                                                                   90 %
                                                                                                                                                                                           3-fache Bedeutung in der
                                                                                                                                                                                           italienischen Schweiz
                                                                                                                                                                                           In der italienischsprachigen Schweiz ist
                                                                                                                      723 Millionen Franken                   usgaben in der Schweiz
                                                                                                                                                             A                             die Bedeutung des medialen Service
                                                                                                                         Einkommen                           Ausgaben im Ausland          ­public mehr als dreimal so hoch wie im
                                                                                                                                                                                            gesamten nationalen Durchschnitt.
                                                                                                                       13‘500 Arbeitsplätze lösen Ein-     Bis 2028 sollen die Aus­         ­Obwohl der Bevölkerungsanteil der italie-
                                                                                                                    kommen der Arbeitnehmenden von         gaben, welche bei der             nischen Schweiz etwas über 4 Prozent
                                                                                                                     723 Millionen Franken aus. Davon      ­Erfüllung des Service-           liegt, entfallen 17 Prozent der Arbeits-
                                                                                                                    fliesst ein Teil in Form von Konsum­    public-Auftrags der SRG          plätze des medialen Service public auf
                                                                                                                                                           anfallen, in der Schweiz
                                                                                                                      ausgaben in den regionalen Wirt-                                       diese Region. Auch die Westschweiz
                                                                                                                                                           ge­tätigt werden, und zwar
                                                                                                                      schaftskreislauf, also zu lokalem    in den unterschiedlichsten
                                                                                                                                                                                             hat einen höheren Beschäftigungsgrad
                                                                                                                      Handel und Gewerbe; ein anderer      Branchen (AV-Industrie,           (29 Prozent) im Bereich des medialen
                                                                                                                       Teil geht in Form von Steuern an     IT, Film, Bau, Energie           Service public im Verhältnis zu ihrem Be-
                                                                                                                            Städte und Gemeinden.           usw.).                           völkerungsanteil (26 Prozent).

                                                                                                                                                                      LINK | Januar 2018                                              13
WISSENSCHAFT

Abschaffen,
was Wissen schafft?
 I
         st im Islam das Kopftuch ein Sym-                                                   dien würden sich heute noch Wissen-
         bol der Unterdrückung der Frau,                                                     schaftsredaktionen leisten können.
         oder ist es Ausdruck religiöser Ge-                                                     Ebenso sieht das Rainer Borer, Leiter
         fühle? Ist die Erwerbsquote der                                                     der Hochschulkommunikation der ETH:
stärkere Erfolgsfaktor zur Integration von                                                   «Für die Wissenschaftskommunikation ist
Migranten als Sprachkompetenz? Das sind                                                      es generell wichtig, dass die Medien über
Fragen, die im aktuellen poli­tischen Jour-                                                  kompetente Redaktionen verfügen, denen
nalismus immer wieder aufkommen. Kom-                                                        es gelingt, kritisch, korrekt und mit hoher
petenter Journalismus überlässt die Ant-                                                     Einordnungskompetenz über die For-
worten jedoch nicht einfach Politikerzitaten                                                 schungsergebnisse von Hochschulen zu
in journalistischen Geschichten. Vielmehr                                                    berichten. Die Fachredaktionen von SRF
zeichnet sich Qualitätsjournalismus da-                                                      übernehmen diese wichtige Aufgabe in
durch aus, dass er auch auf Wissen Bezug                                                     sehr guter Weise.» Die Wissenschaft sei
nimmt, das etwa in den genannten Beispie-                     Vinzenz Wyss,                  auf gelungene Transferleistungen durch
len bei Islam- beziehungsweise Migrations-           Kommunikationswissenschaftler           kompetente Wissenschaftsjournalisten
                                                    und Professor für Journalistik ZHAW
wissenschaftlern zu finden ist. Dies setzt                                                   angewiesen. Nur dank diesen könne es ge-
voraus, dass Journalisten ein wissenschaft-                                                  lingen, komplexe Forschungsergebnisse
liches Netzwerk aktivieren können, um                                                        wie etwa die Entdeckung des Higgs-Teil-
spezifisches Wissen abzuholen.                 Die Informationsabteilung von SRF R ­ adio,   chens am Cern einem breiten Publikum
    Gerade in Zeiten, die mittlerweile         die von Bern aus sämtliche SRF-­Radio­        zu vermitteln.
«postfaktisch» genannt werden, komme           sender mit Informationssendungen wie              Die beiden Hochschulvertreter sind mit
der Wissenschaftsberichterstattung und         «Rendez-vous» oder «Echo der Zeit» ver-       ihrer Einschätzung nicht allein. Noch im
damit der wissenschaftlichen Fundierung        sorgt, ist zum grossen Teil schon seit Län-   Februar treten sämtliche Schweizer Aka-
des Journalismus’ eine besondere Bedeu-        gerem in Fachredaktionen organisiert. Die     demien der Wissenschaften – also die Ge-
tung zu, meint Achim Podak, Bereichslei-       Chefredaktorin Lis Borner ist überzeugt,      sellschaften der Naturwissenschaften, Me-
ter «Wissen und Gesellschaft» bei Schwei-      dass «die Qualität unserer Radio­             dizin, Technik sowie Geistes- und
zer Radio und Fernsehen (SRF). Die Studie      berichterstattung auch dank unserer Fach-     Sozialwissenschaften – mit einer Stellung-
«Wissenschaftsbarometer» zeige, dass sich      redaktionen schon so lange so konstant        nahme zur No-Billag-Initiative an die Öf-
mehr als die Hälfte der Schweizer Bevöl-       hoch ist.» Diese haben eine wichtige          fentlichkeit. Sie nehmen den Initiativtext
kerung stark oder sehr stark für Wissen-       Funktion, indem sie das tagesaktuelle Ge-     beim Wort und gehen davon aus, dass der
schaft und Forschung interessiere. Deshalb     schehen schnell und kompetent einordnen       Bildungsauftrag der Service-public-Me-
habe man sich bei SRF entschieden, Wis-        und vertiefen, das Wichtige vom Unwich-       dien gestrichen und somit weniger Sende-
senschaft in der Berichterstattung zu stär-    tigen trennen sowie korrekte und fun-         plätze für die Berichterstattung über Wis-
ken, während Wissenschaftsressorts bei         dierte Hintergründe liefern würden.           senschaft angeboten würden. «Private
anderen Medien häufig dem Spardruck            Nun erstaunt es nicht, dass die Kader von     Fernseh- und Radiostationen verfügen
zum Opfer fielen. Auch für den Chefredak-      SRF ihre Strukturen der Wissenschaftsbe-      kaum über die Ressourcen, um For-
tor von SRF TV, Tristan Brenn, ist klar,       richterstattung würdigen. Doch auch Jürg      schungsergebnisse journalistisch zu verar-
dass im Journalismus Dossierkompetenz          Dinner, Leiter Kommunikation der Uni-         beiten», warnt Franca Siegfried, Spreche-
und Expertise immer wichtiger werden:          versität Zürich, lobt die Wissenschaftbe-     rin der Schweizerischen Akademie der
«Gefragt sind Fact-Checking, Erklärstü-        richterstattung von SRF. Sie sei für eine     Geistes- und Sozialwissenschaften vor der
cke, Kontextualisierung und Analysen.          wissenschaftsinteressierte Öffentlichkeit     wissenschaftsfeindlichen Initiative.
Darum ist es wichtig, interne Experten zu      von hoher Relevanz. Bildung und Wissen
haben, die kompetent und glaubwürdig die       seien der Schlüssel zur Zukunft. Es sei       VINZENZ W YSS
Geschichten hinter den Nachrichten erklä-      enorm wichtig, dass auch der Journalismus
ren.» Beim Fernsehen setzt man deshalb         der Gesellschaft den Nutzen von Wissen-
                                                                                                                                           Foto: Thomas Züger

künftig auf ein Fach­redaktionsprinzip, das    schaft und Innovation aufzeige. Gerade
im Newsroom auch organisatorisch unter-        Wissenschaft werde jedoch vom Werbe-
stützt wird.                                   markt vernachlässigt und nur wenige Me-

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SINNESBEHINDERUNG

Der Zugang zu den Medien
ist eine völkerrechtliche Pflicht
Die No-Billag-Initiative ist ein Angriff auf Errungenschaften, die für Menschen mit einer
­Sinnesbehinderung von grosser Bedeutung sind. Nicht nur, aber auch deshalb stehen die
 ­Behindertenorganisationen engagiert für ein Nein zur Initiative ein.

                                      W
                                                       enn wir am 4. März über    im Speziellen ist eine völkerrechtliche
                                                       die No-Billag-Initiative   Pflicht, welche die Schweiz mit der Ratifi-
                                                       abstimmen, dann be-        zierung der UNO-Behindertenrechts­
                                                       trifft dies den Alltag     konvention eingegangen ist. Sendungen,
                                    und das Medienangebot von sehr vielen         die dies auch für Menschen mit Sinnesbe-
                                    Menschen. Einige davon sind aber beson-       hinderungen sicherstellen, sind allerdings
                                    ders betroffen, denn für Menschen mit Sin-    nicht rentabel und deshalb auf eine öffent-
                                    nesbehinderung würde der Zugang zu po-        liche Finanzierung angewiesen. Genau
                                    litischen Informationen auf einen Schlag      diese Grundlage will die No-Billag-Initia-
                                    massiv eingeschränkt.                         tive jedoch entziehen! Das würde den All-
                                         Die SRG SSR bereitet einen grossen       tag sehr vieler Menschen betreffen, jene
«Für blinde                         Teil ihrer Sendungen so auf, dass auch        mit einer Sinnesbehinderung jedoch noch
Bürgerinnen und                     Menschen mit einer Sinnesbehinderung          stärker als manch andere.
                                    Zugang dazu haben. Die Verpflichtung,             Als Präsidentin von Inclusion Handi-
­Bürger sind quali-                 barrierefrei zugängliche Sendungen anzu-      cap, dem Dachverband der Behinderten-
 tativ hoch­                        bieten, wurde 2004 im Rahmen der Total-       organisationen, setze ich mich deshalb
 stehende Radio­                    revision in das Radio- und Fernsehgesetz
                                    integriert. Seither hat die SRG die Anzahl
                                                                                  klar für ein Nein zu No Billag ein. Ich
                                                                                  danke Ihnen für Ihre Solidarität und Un-
 sendungen wie                      der barrierefrei aufbereiteten Sendungen      terstützung.
 zum Beispiel das                   kontinuierlich erhöht, und gemäss aktuel-
                                    ler Vereinbarung ist bis 2022 eine weitere
 ‹Echo der Zeit›                    Steigerung vorgesehen: 80 Prozent der
                                                                                  GASTKOMMENTAR:
                                                                                  PASCALE BRUDERER W YSS
 wichtige Infor-                    TV-Sendungen sollen bis dann untertitelt
 mationsquellen.»                   und jährlich 900 Stunden Sendungen mit
                                    Audiodeskription versehen werden. Letz-
                                    teres sind «Hörfilme», bei denen das be-
Pascale Bruderer Wyss,
                                    wegte Bild laufend erläutert wird. Diese
Präsidentin Inclusion Handicap      Angebote erlauben blinden und sehbehin-
                                    derten sowie gehörlosen und schwerhöri-
                                    gen Menschen einen möglichst gleichbe-
                                    rechtigten Zugang zum TV-Angebot.
                                         Namentlich die Informationssendungen
                                    haben eine zentrale Bedeutung für die po-
                                    litische Meinungsbildung: Für blinde Bür-
                                    gerinnen und Bürger sind qualitativ hoch-
                                    stehende Radiosendungen wie zum Beispiel
                                    das «Echo der Zeit» wichtige Informa­
                                    tionsquellen. Die «Tagessschau» in Gebär-
                                    densprache wiederum erfreut sich bei ge-
                                    hörlosen Personen grosser Beliebtheit.
                                         Der Zugang zu den Medien im Allge-
                                                                                                                                Foto: zVg.

                                    meinen sowie zur politischen Information

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Morgan Schwab
                                                 Hörsehbehindert
                                                 «Mit den Gebühren werden
                                                 auch die Untertitel, die
                                                 Gebärdendolmetscher-
                                                 Einblendungen und die
                                                 Audiodeskription bezahlt.
                                                 Wir Menschen mit Sinnes­
                                                 behinderungen wollen auch
                                                 teilhaben. Wir wollen die
                                                 ­Argumente der Menschen
                                                  und Parteien erfahren – dafür
                                                  ist zum Beispiel die ‹Arena›
                                                  ­untertitelt. Ohne SRF gibt es
                                                   das nicht mehr. Ohne Gebüh-
Foto: SRF / Oscar Alessio

                                                   ren haben wir keinen Zugang
                                                   mehr zum Fernsehen.»

                            LINK | Januar 2018                                17
VERBREITUNG

Radio und TV
bis ins kleinste Bergdorf

                                                                          1

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 D
              ie SRG SSR verpflichtet sich     sorgung der Haushalte in der Schweiz ist      Für die terrestrische Verbreitung ihrer
              gemäss Radio- und TV-Ge-         garantiert. Die SRG stellt zudem sicher,      Radioprogramme unterhielt die SRG 2016
              setz (RTVG Art. 30), eine flä-   dass die ganze Schweiz in Krisensituatio-     insgesamt 1259 Sendeanlagen und für die
              chendeckende Verbreitung         nen innert kurzer Zeit informiert wird. Mit   Fernsehprogramme 215.
ihres Programms zu gewährleisten. Das          der Verbreitungsversorgung verbunden              Das terrestrische Sendernetz betreibt
                                                                                                                                           Illustration: www.broadcast.ch

heisst: Egal ob Grossstadt, Dorf oder Sied-    sind kostenintensive Investitionen – rund     Swisscom Broadcast im Auftrag und auf
lung im hintersten Schweizer Tal, «Echo        104 Millionen Franken im Jahr bezie-          Rechnung der SRG. Das Sendernetz-En-
der Zeit», «Samschtig-Jass» oder das Lau-      hungsweise sieben Prozent der jährlichen      gineering und die Planung stellt die SRG
berhornrennen kommen an. Eine fast             Gesamtkosten der SRG – sowie komplexe         sicher. Die Investitionen fallen bei Swiss-
hundertprozentige Verbreitungsver-             Verträge mit anderen Unternehmen.             com an, die SRG amortisiert die Anlagen

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                                              Für die Satellitenverbreitung betreibt die
                                              SRG eine eigene Aufbereitungs-, Überwa-
                                              chungs- und Verbindungsinfrastruktur. Da-
                                              mit es keine Unterbrüche gibt, sind die An-
                                              lagen mehrfach vorhanden: je zweimal re-
                                              dundant in Zürich und Lugano, damit man
                                                                                             Würden ­Radio-
                                              je nach Wetter unterbruchsfrei vom Norden      und TV-Gebühren
                                              in den Süden beziehungsweise umgekehrt
                                              schalten kann. Zwei Satellitentransponder
                                                                                             wegfallen …
                                              sind bei Eutelsat langfristig gemietet.        … müsste die SRG so rasch

                     5                                                                       wie möglich die Verträge

                                                                   3
                                                                                             kündigen. Bei jedem Vertrags­
                                                                                             ausstieg wären hohe Aus-
                                                                                             stiegsentschädigungen zu
                                                                                             entrichten, da es hier teilweise
                                              Bei der Onlineverbreitung (Streaming) ist      um langfristige Infrastruk-
                                              es ähnlich: Aufbereitungs- und Überwa-         turverträge geht;
                                              chungsanlagen sind bei der SRG, die benö-      … wäre es unklar, in welchem
                                              tigten Übertragungskapazitäten werden          Umfang die Privatunterneh-
                                              bei einem sogenannten CDN (Content De-         men, welche die Sendeanlagen
                                              livery Network) gemietet.                      betreiben, ihre Anlagen beim
                                                                                             Wegfallen eines grossen Auf-

                                                                   4
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                                                                                             weiterbetreiben könnten;
                                                                                             … wäre eine nationale Ra-
                                                                                             dio-Verbreitung über die
                                              Die SRG treibt die Modernisierung voran,       ganze Schweiz, wie die SRG
                                              beispielsweise mit hochauflösendem             sie heute anbietet, nicht vor-
                                              Fernsehen (HDTV und Dolby Digital)             stellbar, denn diese wäre rein
                                              oder rauschfreiem Radio (Digital Audio         kommerziell nicht zu refinan-
                                              Broadcasting, DAB+). Gemeinsam mit der         zieren;
                                              Schweizer Radiobranche engagiert sich die      … wäre die Grundversorgung
                                              SRG für eine Ablösung der analogen Ra-         in Krisensituationen durch
                                              dioverbreitung über UKW durch DAB+             die SRG noch bis Ende 2018
                                              bis spätestens Ende 2024.                      gewährleistet, danach nur
                                                                                             noch gemäss den Ausfüh-

                                                                   5
                                                                                             rungsbestimmungen des
                                                                                             Bundesrats, die er per
                                                                                             1.1.2019 in Kraft setzen
                                                                                             müsste. Darin wäre auch zu
                                              Bei schweren Krisen ist die SRG das offi-      regeln, wie diese Informatio-
                                              zielle Informationsorgan des Bundesrats.       nen bis zum Inkrafttreten ei-
                                              Leistungsvereinbarungen stellen sicher,        nes neuen Gesetzes sicher-
über die jährlichen Betriebskosten. Die       dass sich der Bundesrat jederzeit an die Be-   gestellt werden sollen.
Kosten dafür bewegen sich im mittleren        völkerung wenden kann. Falls die SRG
zweistelligen Millionenbereich.               nicht mehr in der Lage sein sollte, ein re-
   Die Sendeanlagen werden von Swiss-         guläres Programm herzustellen und zu
com Broadcast oder anderen Privatunter-       verbreiten, produzieren ihre Journalistin-
nehmen betrieben. Oft werden sie nicht        nen und Techniker ein dreisprachiges
ausschliesslich für Broadcastdistributions-   ­Radio-Notprogramm unter der direkten
zwecke verwendet; die SRG bezieht ein-         Verantwortung des Bundes.
zig den Service für den Betrieb der eige-
nen Sendefrequenzen.                          QUELLE: SRG SSR

                                                            LINK | Januar 2018                                                  19
KULTUR/FILM

Wer würde unsere
Geschichten erzählen?

                                    S
                                               o ist es in allen «kleinen» euro­   Claude Goretta und Michel Soutter. Die
                                               päischen Ländern, in Belgien,       Produktionsgelder, die sie für ihre ersten
                                               den Niederlanden und in Skan­       Kinofilme erhielten, erlaubten den Durch-
                                               dinavien: Unterhalb der Zehn-       bruch des «jungen Schweizer Films» auf
                                   Millionen-Einwohnergrenze sind die öf­          internationaler Ebene. Diesen Erfolg nutz-
                                   fentlichen Fernsehanstalten die unum­           ten auch die Filmschaffenden der anderen
                                   gänglichen Verbündeten des nationalen           Regionen des Landes, indem sie eine re-
                                   Filmschaffens. Warum? Weil ein nationa­         gelmässige Zusammenarbeit mit den an-
                                   les Fernsehen durch Produktion und Aus­         deren Einheiten der SRG auf die Beine
                                   strahlung über seine Nation berichten           stellten. In der deutschen Schweiz zum
                                   muss. Es kann sich nicht damit begnügen,        Beispiel wird der Dialekt zum Eckpfeiler
                                   die amerikanischen Serien, so brillant sie      dieser Politik. Denn wenn Schweizer Fern-
                                   auch sein mögen, bis ins Unendliche zu          sehen keine Dialektfilme produziert, wer
                                   wiederholen. Seine Aufgabe ist es, Ge­          macht es dann? Bestimmt nicht die deut-
                                   schichten für jedes Publikum zu erzählen        schen Fernsehanstalten. So hat sich im
«Die Zusammen­                     und nicht nur für die Schlaflosen, die Filme
                                   und Serien auf VOD (video on demand)
                                                                                   Laufe der Jahrzehnte zwischen Schweizer
                                                                                   Fernsehen und dem Schweizer Kino eine
arbeit zwischen                    verschlingen. Filme oder Dokus aus dem          erfolgreiche Zusammenarbeit ergeben.
Schweizer Fern-                    eigenen Land auszustrahlen, ist weit mehr       Gewiss hat sie in Genf, Zürich oder Lu-
                                   als simple «kulturelle Vielfalt» oder «Auf­     gano nicht dieselbe Farbe, da sie sich der
sehen und dem                      gabe des Service public». Es entspricht ei­     soziokulturellen Wirklichkeit anpasst. Die
Schweizer Kino                     nem tiefen gesellschaftlichen Bedürfnis,        No-Billag-Initiative ist ein Angriff auf das
ist eine Erfolgs-                  die Welt zu widerspiegeln, in der wir le­
                                   ben, und nicht nur die Welt, in der unsere
                                                                                   Herz dieser Einrichtung. Die Folgen wä-
                                                                                   ren das Verschwinden der SRG, eine Strei-
geschichte.»                       Nachbarn leben. Die Beziehungen zwi­            chung von 25 Prozent der Finanzierung
                                   schen Schweizer Kino und Schweizer              des Schweizer Films und Dokumentarfilms
                                   Fernsehen folgen auch dieser Logik, aber        sowie die gleichzeitige Zerstörung jegli-
Denis Rabaglia,                    mit einer viel komplexeren, multikulturel­      cher Fernsehproduktionen. Wer würde
Filmregisseur und Autor
von Filmen wie «Azzurro» (2000)
                                   len Realität.                                   dann unsere Geschichten erzählen?
und «Marcello, Marcello» (2008).       Die SRG SSR besteht aus vier Einhei­
                                   ten, von denen jede einer der nationalen        GASTKOMMENTAR:
                                   Sprachen zugeordnet ist. Jede Einheit hat       DENIS RABAGLIA
                                   die Aufgabe, Filme oder Dokus in ihrer
                                   Sprache zu produzieren oder koproduzie­
                                   ren, in Zusammenarbeit mit Autoren, Pro­
                                   duzenten, Interpreten und Technikern des
                                   betreffenden Sprachgebiets. Diese Zusam­
                                   menarbeit wurde im «Pacte de l’audiovi­
                                   suel» festgehalten. Die Vereinbarung wird
                                   alle vier Jahre zwischen den Parteien ver­
                                   handelt; in der aktuellen Vorlage stehen
                                   CHF 27,5 Millionen Franken zur Verfü­
                                   gung. Diese finanziellen Mittel werden un­
                                   ter den Einheiten für das Fernsehschaffen
                                   und das Filmschaffen verteilt.
                                       Diese Form der Zusammenarbeit nimmt
                                   ihren Anfang in den 1970er Jahren: Da­
                                   mals arbeiteten bei RTS Alain Tanner,

20                                               LINK | Januar 2018
SRG und Kultur in Zahlen
                                                                                                                                   21 %
                                                                                                                                    Im Durchschnitt sind 21 Prozent der
                                                                                                                                    Musik auf den SRF-Radiosendern
                                                                                                                                   Schweizer Titel. Der Anteil bei Radio
                                                                                                                                   SRF Virus liegt gar bei 52,7 Prozent.
                                                                                                                                   Der Verband Schweizer Privatradios (VSP)
                                                                                                                                   geht von einem Anteil von rund zehn Pro-

                                      1996                                          260 Konzerte
                                                                                                                                   zent Schweizer Musik bei den Stationen
                                                                                                                                   ­seiner Mitglieder aus.

                                       schuf die SRG zusammen mit Partnern der      in den Sparten Klassik, zeitgenössische

                                                                                                                                   5 Mal
                                       Filmbranche den «Pacte de l’audiovisuel».    Musik und Jazz überträgt Radio SRF 2
                                       2000 Kino-, Fernseh-, Dokumentar-,           Kultur jährlich. Damit ermöglicht SRF
                                      Kurz- und Trickfilme hat die SRG seit         den Zugang zu verschiedensten kulturellen
                                      ­Bestehen des Pacte-Abkommens kopro­          ­Veranstaltungen – ohne Ticket und             Die Musik-Programmvielfalt ist bei den
                                       duziert.                                      Eintritts­preis.                              SRG-­Sendern etwa 5 Mal so gross wie bei
                                                                                                                                   den Privaten: Im Durchschnitt wurde 2016
                                                                                                                                   jede Musikaufnahme auf den Kanälen der

                                      27.5                                          14’000
                                                                                                                                   SRG 9 Mal wiederholt, auf den Kanälen der
                                                                                                                                   Privatradiosender 50 Mal wiederholt.

                                      Millionen Franken pro Jahr stellt die SRG     Im Durchschnitt werden in den SRG-­
                                      für die Herstellung von Schweizer             Programmen jährlich über 14’000 unter-
                                      ­Filmen bereit, gleich viel wie das Bundes-   schiedliche Schweizer Titel gespielt; bei
                                       amt für Kultur (BAK).                        den meisten Privaten weniger als ein Drittel
                                                                                    davon, im Schnitt 4175.

                                      993’000                                       150 Stunden 400
                                      So viele Zuschauerinnen und Zuschauer
                                      schauten auf SRF die erste Episode von        Live-Konzerte übertragen die Radio-            So viele Stunden hatte SRF Literatur
                                      «Gotthard», einem Pacte-Film, der             sender SRF 3 und SRF Virus pro Jahr –          2016 im Programm, RTS 266 Stunden,
                                      die dramatische Geschichte des ersten         darunter auch die von SRF lancierte            122 Stunden waren es bei RSI, und
                                      Gotthardtunnels von 1882 erzählt.             Konzert­reihe «8 x15», die noch unbekann-      RTR beschäftigte sich während rund
                                                                                    ten Schweizer Künstlerinnen und Künstlern      40 Stunden mit der Literatur.
                                                                                    eine Plattform bietet.

                                      32’718
                                      Minuten respektive rund 545 Stunden
                                      lang wurden 2016 Pacte-Filme auf allen
                                                                                    34 %
                                      Senderketten der SRG ausgestrahlt.            In Falle einer Annahme der No-Billag-­
                                      Dies entspricht 90 Minuten pro Tag.           Initiative prognostiziert Swissperform
Quellen: SRG / Suisa / Swissperform

                                                                                    34 Prozent Mindereinnahmen für Schwei-
                                                                                    zer Musiker und Musikproduzenten.

                                                                                                  LINK | Januar 2018                                                       21
KULTUR/MUSIK

Für die Musik steht mehr
als die SRG auf dem Spiel

                                        E
                                                   ntgegen der Aussage in einigen    für alternative Musik, die nicht ins mas-
                                                   unfair konzipierten Artikeln      sentaugliche Tagesprogramm passt. Hier
                                                   in der Sonntagspresse: Der        und dort setzen sich UNIKOM-Stationen
                                                   Kampf gegen die No-Billag-­       ein, die aber ebenfalls 50 Prozent ihres
                                       Initiative hat in der Musikszene eine nie     Budgets aus den Gebühren erhalten. Hier
                                       dagewesene Mobilisierung ausgelöst. Das       wird also von der SRG zusammen mit den
                                       hat viele Gründe. Das Offensichtliche zu-     Halbprivaten dank der Gebühren ein ech-
                                       erst: Die bedrohte SRG beheimatet einige      ter Service public erbracht: Ein Angebot,
                                       der gewichtigsten «Institutionen» der         das sich anders als solidarisch nicht finan-
                                       Schweizer Popmusik: «Swiss Music              zieren liesse in unserem kleinen Land.
                                       Awards», «Best Talents», grosse Festi-            Auf diversen Plattformen kann man bei
                                       valübertragungen in TV und Radio, Virus       den Statements der Musikerinnen und Mu-
                                       als Sender für Newcomer und Entdeckun-        siker sehen, dass sie – noch vor dem eige-
                                       gen, «Punkt CH» für die einheimische          nen Sendeplatz und Portemonnaie – oft-
«Der internatio­                       Szene, MX3 als Vernetzungsplattform für       mals gerade diese Idee der Solidarität
                                       Bands, die noch keine Plattenverträge ha-     hinter der Service-public-Gebühr verste-
nale Wettbewerb                        ben, und so weiter. Es geht nicht primär,     hen und verteidigen. Denn dort haben wir
macht aus dem                          aber irgendwann auch um Geld: Aus all         alle gemeinsam am meisten zu verlieren.
grössten Teil der                      diesen Sendegefässen fliesst durch den Ge-
                                       bührentopf der SRG ein relevanter Teil der    GASTKOMMENTAR:
Schweizer Musik                        Einnahmen aus Urheber- und Interpreten-       CHRISTOPH TRUMMER
ein Spezial­                           rechten für Schweizer Künstlerinnen und
                                       Künstler. Einnahmen, die von Privaten
interesse. In der                      nicht ersetzt würden, weil sie kleiner sind
­kleinen Schweiz                       und grösstenteils viel weniger Schweizer
 lassen sich                           Musik spielen. Die Charta der Schweizer
                                       Musik, die seit über zehn Jahren zwischen
 ­Sendungen zu                         der SRG und den Musikverbänden verhan-
  Spezialinteres-                      delt wird, hat zu vielen dieser bemerkens-
                                       werten Resultate entscheidend beigetragen.
  sen nicht mit                        Mit der Abschaffung der Gebührenpflicht
  Werbegeldern                         wäre auch diese Charta hinfällig: Die an-
  ­finanzieren.»                       gemessene Berücksichtigung des einhei-
                                       mischen Musikschaffens im Programm ist
                                       an das staatliche Geld geknüpft.
Christoph Trummer,
                                           Aber es gibt auch komplexere Gründe
Musiker sowie Co-Präsident und         für die Sorgen in der Musikszene: Der in-
Leiter der politischen Projekte SON-   ternationale Wettbewerb macht aus dem
ART – Musikschaffende Schweiz          grössten Teil der Schweizer Musik ein Spe-
                                       zialinteresse. In der kleinen Schweiz las-
                                       sen sich Sendungen zu Spezialinteressen
                                       nicht mit Werbegeldern finanzieren. Es ist
                                       bezeichnend, dass es solche Sendungen bei
                                       den privaten Radiomachern fast aus-
                                       schliesslich dort gibt, wo auch Gebüh-
                                                                                                                                    Foto: Peter Mosimann

                                       renanteile fliessen. Kein einziger Privat­
                                       sender ohne Gebühren bemüht sich um
                                       klassische Musik, Jazz oder Electronica,

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