OBERÄGERI BRAUCHTUM Eine bebilderte Broschüre mit allerlei Wissenswertem über Traditionen und Bräuche aus unserem Dorf - Bürgergemeinde ...

Die Seite wird erstellt Thorben-Hendrik Schröder
 
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OBERÄGERI BRAUCHTUM Eine bebilderte Broschüre mit allerlei Wissenswertem über Traditionen und Bräuche aus unserem Dorf - Bürgergemeinde ...
OBERÄGERI
BRAUCHTUM
Eine bebilderte Broschüre mit allerlei
Wissenswertem über Traditionen und
Bräuche aus unserem Dorf.
OBERÄGERI BRAUCHTUM Eine bebilderte Broschüre mit allerlei Wissenswertem über Traditionen und Bräuche aus unserem Dorf - Bürgergemeinde ...
Unser Brauchtum lebt!
Das Jahr 2008 wurde in der Schweiz zum           Wir hoffen, mit dieser Broschüre Ihr Interes-
Jahr des Brauchtums ausgerufen. Aus die-         se an unserer Kultur zu wecken bzw. zu ver-
sem Anlass hat die Gemeinde Oberägeri            tiefen oder Sie gar zum aktiven Mitmachen
eine Brauchtumsbroschüre über die hiesigen       zu animieren, damit unsere Traditionen auch
Traditionen und Bräuche herausgegeben.           in 30 Jahren noch existieren.

Und genauso wie sich unsere Lebensweise          Unsere Anerkennung gilt all den Personen,
seither verändert hat, haben sich auch un-       die sich in Vorständen von Vereinen engagie-
sere Sitten und Bräuche der Zeit und den Ge-     ren und so den Weiterbestand von Traditio-
gebenheiten angepasst. Und das ist gut so!       nen zu ihrer Aufgabe gemacht haben, aber
Das bedeutet nämlich, dass das Brauchtum         auch denen, die mit Leidenschaft dem Brauch-
gelebt wird.                                     tum frönen und mit ihrem Enthusiasmus
                                                 beste Botschafter unserer Traditionen sind.
Wir freuen uns, Ihnen unsere Bräuche und
Traditionen in einer überarbeiteten Version      Bürgerrat Oberägeri
zu präsentieren. Einiges ist leider verschwun-   April 2021
den, anderes wurde angepasst, es haben
sich aber auch neue Anlässe im Jahreska-
lender etabliert.
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Närrische Tage in Legorien
Sobald der «Grind» am 5. Januar hängt, gehen die fasnächtlichen Tage los. Die Legoren-
fasnacht gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Es ist die älteste Fasnacht im Kanton Zug.

Kaum sind die Weihnachtslieder verklungen, er-      nenspiel wird in pointierter Reimform ein Jahres-
öffnen die Legoren am 5. Januar mit der «Grind-     rückblick proklamiert. Währenddessen warten die
ufhänkete» die Fasnacht. Umrahmt von Legoren,       Kinder ungeduldig auf das «Legorenpäckli», wel-
Tirolern, Tambouren und begleitet von Klängen der   ches sie nachher in Empfang nehmen dürfen.
Guggen- und Ländlermusik, zelebriert der Legoren-
vater die Fasnachtseröffnungsrede, während der      Die Fasnacht vergraben
Legorengrind feierlich aufgezogen wird.             Am selben Abend, punkt 18.35 Uhr, scharen sich
                                                    dann die Legoren und viele Schaulustige auf dem
Der Legor                                           Dorfplatz um den Legorenvater. Er zündet zwei
Die Oberägerer Legorenfasnacht weist mit ihrem      Kerzen an und lässt ein dreifaches «Läbi-Hoch» auf
Namen auf die historische Figur des Hofnarren des   Behörden, Geistliche, Lehrerschaft, Ärzte und alle
habsburgischen Herzogs Leopold hin. Der Verlierer   alten «Meitli» ausrufen. Dann folgt ein letzter Tanz
der Morgartenschlacht von 1315 soll mit seinem      der Tiroler, der Legorengrind wird heruntergeholt
Heer auf dem Weg dorthin in Oberägeri gerastet      und für ein Jahr zur Ruhe gelegt. Gefeiert – «glego-
haben. Hans Kuoni von Stockach, der herzögliche     ret», – wie man sagt –, wird noch bis in die Mor-
Spassmacher, gab während des Aufenthalts dem        genstunden des Aschermittwochs. Ebenso originell
Volk seine Scherze zum Besten. Er trug dabei eine   sind auch die fasnächtlichen Feierlichkeiten in den
Narrenkappe mit herunterhängenden Zipfeln – da-     Weilern Alosen und Morgarten. Sie werden durch
raus entstand der Begriff «Leg-Ohren», abgekürzt    zwei eigene Fasnachtsgesellschaften organisiert.
«Legoren». Die Legorenfasnacht findet am «Güdel-
zyschtig» ihren Höhepunkt. Ein farbenprächtiger
Umzug mit Start um 13.15 Uhr bahnt sich seinen
Weg durch das Dorf. Beim anschliessenden Büh-
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Man könnte meinen, es seien Wale
Holz flössen über den Ägerisee ist einzigartig in der Schweiz. Die Stämme werden
zusammengebunden und übers Wasser geschifft.

Förster sagen, der Bergwald auf der südlichen See-   einen offenen Rahmen aus Stämmen, in den sie
seite sei ein wüchsiger Wald. Sowohl die Unter-      dann die restlichen Bäume mithilfe des «Flösser-
ägerer wie auch die Oberägerer Korporation nutzen    hakens» und viel Balancierkunst eingliedern. Zum
ihn. Ein grösseres Stück Land, die «Bergmatt», ist   Schluss wird das Dreieck geschlossen und mit
als Exklave ganz von Unterägerer Gemeindegebiet      Drahtseilen quergebunden. Das Floss ist für die
umgeben. Eine weitere Eigenschaft zeichnet diesen    Überfahrt bereit.
Wald aus: Das Gelände ist sehr steil und schlecht
erschlossen; für den Abtransport der gefällten       Zwei Kilometer pro Stunde
Stämme bleibt nur der Seeweg. Die Fällarbeit im      Es muss windstill sein am Tag der Überfahrt. Der
abfallenden Gelände ist anspruchsvoll. Sind die      Föhn würde das gewichtige Paket abtreiben auf sei-
Bäume gefällt und entastet, hilft die Schwerkraft    ner Fahrt nach Ober- oder Unterägeri. Als Antrieb
weiter. Mithilfe des sogenannten Zappi oder mit      dienen zwei Motorboote. Im Jahr 2004 wurde auf
Stockwinden werden die Stämme in Fahrt gebracht      diese Art das grösste je gebaute Floss im Ägeri-
– oder «gereistet», wie die Forstarbeiter sagen.     see in einer Stunde nach Oberägeri gestossen.
Oft rutschen sie gar bis ins Wasser, tauchen         Die Eckdaten waren eindrücklich: Das Dreieck war
spritzend ein und erscheinen lautlos an der Ober-    200 Meter lang, hinten 40 Meter breit, enthielt 800
fläche, wie wenn sie Wale wären, begleitet von       Kubikmeter Holz und war 700 Tonnen schwer – ein
perlenden Luftblasen.                                veritabler Koloss, der da schwamm. Im Mai 2004
                                                     fand ein erstes Flösserfest statt, um das Flössen
Ein grosses Dreieck                                  der Bevölkerung näherzubringen. Weitere Flös-
Die Forstarbeiter bringen die Stämme nun in die      serfeste wurden und werden in unregelmässigen
Form eines Dreiecks. Zuerst formen die Arbeiter      Abständen von den Korporationen Ober- und
mit speziellen Ketten, genannt «Guntelketten»,       Unterägeri durchgeführt.
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Bis der Legor explodiert
Mit dem Verbrennen des Legors werden nach der kalten und dunklen Jahreszeit dem
warmen und schönen Frühling Tür und Tor geöffnet.

                                tifaschte-Füür,      em Leben, zuerst am Mittefastensonntag, später
  «Stür, Stür, Stür zumänä Mit
                                nämmer au!»          wechselte man zum Samstag. Der Hohe Legorenrat
  Studä oder Strau, alti Meitli
                                                     marschiert in Begleitung von Harmoniemusik und
                                                     Kindern, die brennende Fackeln tragen, zum Holz-
Das Sprüchlein ertönte früher im Dorf, wenn Kinder   stapel am See. Ein «Legorengrind» thront zuoberst.
in der Fastenzeit durchs Dorf zogen und Brennma-     Auf Kommando fliegen nun die Fackeln der Kinder
terial – gebündeltes Holz und Stroh – sammelten.     in den Holzstoss und setzen ihn in Brand. Bald
Dann schichteten sie es zu einem Holzhaufen.         lodern die Flammen in die Höhe, unvermittelt ex-
Angezündet wurde das Feuer am Laetare-Sonntag,       plodiert der «Grind» mit einem lauten Knall. Die
also dem dritten Sonntag vor Ostern. Der Brauch      Flammen schiessen in den Himmel, geben Licht,
hat wohl heidnische Wurzeln. Götter der Fruchtbar-   Wärme und die Hoffnung, dass nach den kalten
keit sollten gnädig gestimmt werden. Oder dem        und dunklen Wintertagen das Osterfest und damit
Winter wurde symbolisch der Garaus gemacht, um       der Frühling Einzug halten möge.
der neuen, warmen Jahreszeit, dem Frühling, die
Tür zu öffnen.                                       Schöne Erinnerungen
                                                     Während das Feuer allmählich kleiner wird, bege-
Mit lautem Knall                                     ben sich die Legoren in ein Oberägerer Gasthaus
Heutzutage übernimmt die Legorengesellschaft         und lassen die närrischen Tage Revue passieren.
die Arbeit des Holzaufschichtens. Der Brauch des     Sie zeigen den Film, der vom Umzug gedreht wur-
Mittefastenfeuers war im 2. Weltkrieg in der gan-    de. In der Erinnerung zu schwelgen ist bekanntlich
zen Schweiz wegen der Verdunkelungsvorschriften      immer wieder schön. Mit viel urchiger Ländlermu-
verboten worden und lebte vielerorts nicht mehr      sik, Essen, Getränken und Mittefastentanz findet
auf. 1955 erweckte ihn der Legorenrat zu neu-        dann der Anlass seinen Ausklang.
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Farbige Sterne am Himmel
Das wichtigste Volksfest des Ägeritals ist das Sommernachtsfest. Visueller Höhepunkt
ist das Feuerwerk über dem Ägerisee.

Dort, wo sich am Vortag die Läuferinnen und Läu-        Düfte von gegrilltem Fleisch, frittiertem Fisch oder
fer ins Ziel des Ägeriseelaufes kämpften, wird am       Pizza erfüllen die Luft. Die Harmoniemusik spielt
Tag darauf gemütlich gefeiert. Das Sommernachts-        auf. Das Fest nimmt seinen schönen, sommerlichen
fest ist beliebter Treffpunkt für Einheimische, Zuge-   Lauf. Die Unterhaltungsband lockt Tanzfreudige
zogene und Touristen, für Jung und Alt. Man freut       auf die Bühne. Das Stimmungsbarometer steigt.
sich am südländischen Ambiente und auf einige           Schön, wenn auch Petrus mitmacht und eine laue
ausgelassene Stunden.                                   Sommernacht beschert.

Dorfvereine am Werk                                     Heimkehr in der Früh
Vereine engagieren sich gerne an Volksfesten. Das       Sobald es dunkel wird, geht das Fest auf seinen
gibt ihnen die Gelegenheit, ihre Vereinskasse zu        Höhepunkt zu: Das halbstündige Feuerwerk steigt
füllen. Das ist auch am Sommernachtsfest der            in den Himmel. Die farbigen Lichtpunkte, die sich
Fall. Die Schützen, der Skiklub, der Turnverein, die    im Nachthimmel entfalten, entlocken manches
Trachtentänzer, die Legorengesellschaft und wei-        «Ah» und «Wow» bei Gross und Klein. Damit ist
tere Dorfvereine stellen im Verlauf des Samstag-        der Anlass nicht fertig. Sommernachtsfeste dauern
nachmittags Stände auf und bereiten vor, was die        in der Regel bis weit in die Nacht hinein. Dieje-
Kehle und den Magen abends erfreuen wird. Etwas         nigen in Ägeri seien so aussergewöhnlich, dass
länger sind die Flossbauer und Feuerwerkspezialis-      schon manch ein Besucher oder eine Besucherin
ten am und auf dem See am Werk. Es gilt, ein rund       erst bei Tageslicht den Heimweg angetreten habe.
50 Meter langes Floss zu bauen, draussen im See         Im Bauch ein wohliges Gefühl, im Kopf die Erinne-
zu verankern und mit den Raketen zu bestücken.          rung an eine wunderschöne Sommernacht.
Allmählich trudeln die Gäste ein, verpflegen sich,
treffen Bekannte und kommen ins Gespräch.
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Schiessen zur Erinnerung
Alljährlich am 15. November findet das Morgartenschiessen statt. Der Anlass
erinnert an die legendäre Schlacht im Jahr 1315.

«Zur Erinnerung an die erste Freiheitsschlacht am       über abgerissene Schüsse zu ärgern. Das «Ordi-
Morgarten und um freundeidgenössische Kame-             näri», diese spezielle Suppe aus Rindfleisch, Kartof-
radschaft zu pflegen, wird alljährlich am 15. No-       feln und Gemüse, lustigerweise auch «Spatz» ge-
vember, am historischen Gedenktag, das Morgar-          nannt, ist bei den Schützen und Gästen sehr beliebt
tenschiessen abgehalten. Dasselbe hat auf dem           und am grössten historischen Schiessanlass der
Denkmalplatze oder in dessen unmittelbarer Nähe         Schweiz nicht wegzudenken.
stattzufinden.» Paragraph zwei der Statuten des
Morgarten-Schützenverbandes ist klipp, klar und         Reden in Morgarten und Sattel
alljährlich Wirklichkeit. Seit 1912 wird in Morgarten   Zu Ehren der Kämpfer von Morgarten wird aller-
geschossen. Oberhalb des Denkmals legen sich            dings nicht nur geschossen. Von Sattel aus zieht ein
1800 bis 2000 Schützen ins Stroh und geben dann         feierlicher Zug zum Schlachtgelände in der Schor-
während exakt vier Minuten ihre zehn Schüsse in         nen auf Schwyzer Boden, wo jeweils gegen elf Uhr
Richtung der Scheiben ab. Diese sind in 300 Metern      abwechslungsweise ein Redner aus Schwyz oder
Distanz aufgestellt. Bei schönem Herbstwetter ist       Zug seine Gedanken darlegt. Die Morgarten-Feier
das kein Problem. Schwieriger und ungemütlicher         wäre nicht vollständig ohne den offiziellen Teil – die
wird es, wenn es schneit, und gar unmöglich, wenn       «Morgarten-Schützengemeinde» in der Festhütte
Nebel aufzieht und er jegliche Sicht versperrt.         unterhalb des Denkmals. Nach den statuarischen
                                                        Geschäften folgt die Ansprache. Patriotisch und
Das «Ordinäri» in der Morgartenhütte                    zeitgemäss soll sie sein. Abwechslungsweise sind
Allerdings tut schlechtes Wetter der speziellen Stim-   es Offiziere oder Politiker, die ans Rednerpult
mung wenig an. Was gibt es Schöneres, als mit           schreiten. Auch Bundesräte gaben sich hier ein
Gleichgesinnten über das gemeinsame Hobby zu            Stelldichein.
fachsimpeln, sich über gute Treffer zu freuen und
                                                                    «Anschlagen, Feuer!»
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Wenn die Rotten ins Dorf ziehen
Am Abend vor dem 6. Dezember zieht Sankt Nikolaus im Dorf ein. Schmutzli,
Trychler, Geislächlöpfer und Iffelenträger begleiten ihn.

Wir wissen uns zu helfen, wenn im Herbst die            Weg zum nächsten Haus unter die Füsse. Manch-
Nächte lang werden. Licht einschalten und wir ver-      mal ist ein echter Esel dabei, ganz sicher aber der
gessen, dass draussen in der dunklen Nacht viel-        sogenannte Chlausesel. Dann treffen die Rotten im
leicht Geister ihr Unwesen treiben. Unsere heid-        Talboden ein, eine nach der anderen ziehen sie in
nischen Vorfahren waren da anderer Ansicht. Sie         das Dorf hinab. Ein letztes Mal ertönen Schwyzer-
waren überzeugt davon, dass üble Dämonen Haus           örgeliklänge, Geisselgeknall und urige Herdenglo-
und Hof bedrohen. Lärm war ein probates Mittel,         cken. Auf dass die Geister gebannt seien, mindes-
um diese Geister zu verscheuchen. Geisselknallen        tens bis zum nächsten «Chlauseslä» im folgenden
und lauter Kuhglockenklang galten als wirkungs-         Jahr.
volle Waffen für die Jagd auf diese Kreaturen.
                                                        Der Kopf auf der Stange
Von Hof zu Hof                                          Dieser Eselskopf ist das eigentliche Symbol des
Diese dumpfen Klänge beeindrucken heute noch.           Anlasses. Er ist mit farbigen Bändern geschmückt.
Am Abend vor dem 6. Dezember ziehen die Klaus-          Sein Maul lässt sich aufsperren, wenn der Besitzer
rotten mit Schmutzli, Iffelenträgern und Trychlern in   an einer Schnur zieht. In diesem Schlund verschwin-
weissen Hirthemden vom Berg ins Dorf. Auf ihrem         det der Obulus, den die Besuchten ihm zustecken.
Weg besuchen sie Häuser und deren Bewohner.             Schon am Nachmittag hat man diese eigentümli-
Vor dem Haus folgt die Zeremonie: Die Trycheln          che Figur entdecken können. Ab drei Uhr ziehen
verstummen. Chlaus und Schmutzli treten ein.            Gruppen von Kindern mit diesen Köpfen auf langen
Während sie in der warmen Stube den Gedichten           Stangen von Haus zu Haus, lassen ihre Schellen
der Kinder zuhören, lassen die «Geislächlöpfer»         ertönen und erhalten den begehrten Batzen.
ihre Schafgeisseln knallen. Dann spielen Schwyzer-
                                                                                         gäll
örgeler lüpfige Melodien. Bald nimmt die Rotte den             «Samichlaus du liebe Maa,
                                                               ich muess kei Ruete ha.»
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Singende Engel auf Wanderschaft
Drei mutige Mädchen aus Alosen erfanden einen neuen Brauch und schlugen
damit den Buben aus dem Dorf ein Schnippchen.

Am 24. Dezember nachmittags und gegen Abend          len erregt. Derart gekleidet, zogen sie zu zweit von
kann es sein, dass kleine, weiss gekleidete Engel    Haus zu Haus und sangen ihre Lieder. Der Start in
mit einem Krönlein auf dem Kopf an der Haustür       Alosen gelang. Die dortige Bevölkerung wusste die
läuten. Sie spielen auf ihren Flöten eine Melodie    vorweihnächtlichen Melodien zu schätzen. Als Be-
vor oder geben ein oder zwei weihnächtliche Lie-     lohnung erhielten die Mädchen einen Batzen, den
der zum Besten. Dieser Brauch, der ausschliess-      sie in den Anfangsjahren vor das Fenster legten,
lich Mädchen vorbehalten ist, soll ums Jahr 1920     um ein Weihnachtsgeschenk zu erhalten.
herum entstanden sein als Folge eines Affronts
gegen das weibliche Geschlecht: Offenbar schickten   Überall in der Gemeinde
damals die Knaben anlässlich des Klausjagens vom     Das Engelen wird mittlerweile im gesamten Ober-
5. Dezember die Mädchen nach Hause. Klausjagen       ägerer Gemeindegebiet betrieben, seit etwa 1945
sei ein Brauch für Buben und nicht für Mädchen,      auch im Dorf und seit etwa 1980 auch in Morgarten.
meinten sie.                                         Die Mädchen in ihren liebevoll und oft aufwendig
                                                     geschmückten Engelskleidern bringen mit ihren
Ein Brauch entsteht                                  musikalischen Vorträgen Weihnachtsstimmung zu
Doch das liess sich eine Gruppe mutiger Mädchen      den Leuten. Der Geldbetrag, der ihnen dafür zu-
nicht bieten. Auf dem Heimweg von der sogenann-      gesteckt wird, mausert sich oft zu einer stattlichen
ten Christenlehre, also der religiösen Unterwei-     Summe.
sung, entschieden sie, den Brauch des «Engelens»
einzuführen. Sie übten weihnächtliche Lieder ein.
Dann kleideten sie sich in weisse Nachthemden
und bedeckten ihr Gesicht mit einem Schleier. Es
hätte ja sein können, dass das Vorhaben Missfal-
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Weitere Bräuche in Oberägeri –
kurz und bündig

  KULTUR
  Das neue Jahr anwünschen                                 Kleider machen Tänzer
  Die Idee zu einem Anlass am                              Sich rhythmisch bewegen und beschwingt drehen.
  Neujahrstag stammt aus dem                               So lässt sich der Trachtentanz beschreiben. Im Ägeri-
  Jahr 1999. Die Bevölkerung wird eingeladen, sich am      tal sind es zwei Gruppen, die sich diesem Brauch
  ersten Tag des Jahres zu treffen und sich gegenseitig    widmen: die Trachtengruppe Ägerital, deren Unter-
  alles Gute zu wünschen. Seit 2008 steht der Neu-         haltungsabend Anfang Oktober zu den beliebten
  jahrsapéro unter dem gemeinsamen Patronat der            jährlichen Dorfanlässen zählt. Als Zweite im Bunde
  Einwohnergemeinde, der katholischen und refor-           sorgt sich die Kindertrachtentanzgruppe Ägerital um
  mierten Kirchgemeinden, der Korporation und der          den Nachwuchs. Beide Gruppen tragen die typi-
  Bürgergemeinde.                                          schen Zuger Trachten.

  Betteln an der Haustür                                   Es duftet nach Wurst und Zuckerwatte
  In Oberägeri existiert noch eine Form von Geld-          Im Erntemonat Oktober ist in Oberägeri Chilbi.
  sammeln, die als «Betteln» bezeichnet wird. Es sind      Ursprünglich war dieses Fest ein Kirchweih-/Ernte-
  die Legorengesellschaften und der Schützenverein,        dankfest. Heutzutage ist es ein fröhliches Volksfest
  deren Mitglieder abends an der Haustür läuten.           mit zahlreichen Attraktionen. Vereine nehmen die
  Sie ersuchen um einen Zustupf für ihre Vereinsakti-      Gelegenheit wahr, sich zu präsentieren. Auch aus-
  vitäten. Die Schützen betteln um Gaben für das           wärtige Marktfahrer preisen ihre Ware an, seien es
  Endschiessen, das können Geld oder Naturalien            Sportsocken, Zuckerwatte oder buntes Spielzeug.
  sein. Die Legoren verwenden das gesammelte Geld
  für die «Legorendividende». Dies sind «Päckli»           Breitenjass
  gefüllt mit Orangen, Schokolade, Wurst und Brot,         Eingefleischte Jasserinnen und Jasser freuen sich
  welche den Kindern nach den Fasnachts-                   auf den Breitenjass, der immer an einem Nachmit-
  umzügen abgegeben werden.                                tag im November im Zentrum Breiten stattfindet.
                                                           Ursprünglich hiess der Anlass «Gitzijass», da der
  Mühlentag in «Sebelis Sagi»                              Sieger oder die Siegerin ein junges Geisslein, eben
  Die Wasserkraft des Dorfbaches zwischen Oberägeri        ein Gitzi, nach Hause nehmen durfte. Der Jassanlass
  und Alosen trieb einst zahlreiche Wasserräder an.        hat sich gehalten, als Preis winkt nun aber ein
  Als letzter Zeuge dieser frühen Gewerbezone des          Geldbetrag. Vorerst gilt es aber, sich in mehreren
  19. und 20. Jahrhunderts steht «Sebelis Sagi». Der       Runden mit zugelosten Partnern im Schieberjass
  verantwortliche Verein ist Mitglied der Vereinigung      zu bewähren.
  Schweizer Mühlenfreunde (VSM). Sie organisiert
  jährlich am Samstag nach Auffahrt den «Schweizer         Die Bretter der Welt
  Mühlentag».                                              Es gibt Fotos, die belegen, dass schon Anfang des
                                                           20. Jahrhunderts Theater gespielt wurde. Heute ist
  Chriesiglogge am Ägerer Chriesitag                       die Theatergruppe Oberägeri, die als Verein 1979
  Nachdem sie für rund 150 Jahre verstummt war,            gegründet wurde, dafür verantwortlich, dass alle
  läutet sie seit 2010 wieder, die Chriesiglogge. Früher   Jahre im November ein Schwank
  wurde damit Mitte Juli zum Kirschenpflücken ge-          oder eine Komödie gespielt wird.
  läutet, heute stimmt sie den Ägerer Chriesitag ein,
  der im ZVB-Areal zusammen mit dem Wuchämärcht            Vom See auf den Teller
  stattfindet. Der Verein Ägeri Chriesi setzt sich damit   Der Fisch diente in Zug bis ins
  für die Förderung der Ägerer Bergkirsche ein.            Spätmittelalter als Zahlungsmit-
  Zu kaufen gibt es Tafelkirschen,                         tel, so wertvoll war er. Tatsäch-
  Gebäck mit Chriesi und selbst-                           lich ist der Rötel oder Seesaibling heute noch eine
  verständlich gebrannten Kirsch,                          Spezialität des Ägeri- und Zugersees. Fangzeit ist im
  begleitet von Attraktionen und                           November und Dezember. Die Köstlichkeit kann in
  lüpfiger Ländlermusik.                                   spezialisierten Restaurants gegessen werden.
SPORT                                                     POLITIK
Im Sägemehlring                                           Politik hat Tradition
Liebhaber des Schwingspor-                                Zweimal im Jahr sind die Stimmbürgerinnen und
tes haben bei uns zweimal                                 Stimmbürger eingeladen, ihre politischen Rechte
im Jahr Gelegenheit, ein                                  und Pflichten wahrzunehmen. Die Juni-Gemeinde-
Schwingfest zu besuchen.                                  versammlung gilt als Rechnungsgemeinde, welche
Das Morgartenschwinget wird am Pfingstsamstag             die Zahlen des verflossenen Jahres genehmigt.
beim Morgartendenkmal ausgetragen. Alosen ist             Im Dezember beschäftigt
der Austragungsort eines Nachwuchsschwingens,             sich die Versammlung dann
das Ende Juni stattfindet. Organisiert werden beide       mit dem Budget. Ähnliche
Anlässe vom Schwingklub Ägerital.                         Versammlungen kennen die
                                                          beiden Kirchgemeinden, die
Rund um den See                                           Korporation und die Bürger-
Die Premiere des Ägeriseelaufes war im Jahr 1998.         gemeinde.
Seither erfreut sich der Lauf grosser Beliebtheit.
Der Anlass findet jeweils an einem Freitagabend um        «Trölen» und Stimmen fangen
Mitte Juli statt und wird vom Verein Ägeriseelauf         Alle vier Jahre werden die politischen Behörden des
organisiert. Jeweils über 1000 Teilnehmer nehmen          Kantons Zug gewählt, allen voran der Gemeinderat,
die 14.5 km lange Strecke unter die Füsse. Schon          Kantonsrat und Regierungsrat. Ein spezielles politi-
Wochen zuvor bemerkt man anhand der vielen                sches Brauchtum kommt im Kanton Zug noch vor:
joggenden Personen entlang des Ägerisees, dass            Es nennt sich «trölen». Dabei gehen die Kandidatin-
der Lauf kurz bevorsteht.                                 nen und Kandidaten selber oder deren Parteivertre-
                                                          ter von Haustür zu Haustür, um den direkten Kontakt
Endschiessen                                              zur Wählerschaft zu pflegen. Manche politische Dis-
Der Schiesssport hat eine lange Tradition im Äge-         kussion ist daraus entstanden, hie und da bei einem
rital. 2017 haben sich drei Ägerer Schützenvereine        Glas Wein oder einem Kaffee.
zum Verein «Schützen Ägerital-Morgarten» zusam-
mengeschlossen. Zum Abschluss der Schiesssaison,          1.-August-Feier
gegen Ende September, findet das traditionelle            Etwa Mitte Juli flattert die Einladung zur jährlichen
«Endschiessen» statt. Dieser Anlass ist für alle offen,   schweizerischen Nationalfeier ins Haus. Kultur
Waffen werden zur Verfügung gestellt und ungeüb-          Oberägeri organisiert diesen Anlass. Wenn möglich
tere Schützen fachlich betreut. Es stehen zwei            findet die Feier im Freien statt. Die Rede einer
Schiessprogramme zur Auswahl: der Ägeritalstich           bekannten Persönlichkeit mit Gedanken zur Zeit,
(Zehnerscheibe) und der Bergwaldstich (Hunderter-         musikalische Unterhaltung und ein offeriertes
scheibe). Ein paar Wochen später am sogenannten           Abendessen geben der Veranstaltung eine ganz
Absenden können die Schützen ihre Preise (Natural-        spezielle, attraktive Note.
gaben, Gutscheine, Bargeld) im Gabentempel aus-
lesen. An diesem Absenden wird auch das Schützen-
jahr im gemütlichen Rahmen abgeschlossen.

Eine Mischung aus Sport und Show
Mit 400 Mitgliedern ist der Turnverein einer der
grössten Vereine von Oberägeri. Nebst dem normalen
Turnbetrieb organisiert der STV alle paar Jahre ein
«Turnerchränzli». Dieser Anlass zeigt auf unterhalt-
same Art und Weise, was im Verein so läuft. Er präsen-
tiert sich als bunte Mischung aus Sport, Spiel und
Spass für grosse und kleine Fans des Turnvereins.
RELIGION
Karfreitags-Rätsche                                       St. Jost-Fest
In katholischen Gebieten wird als Zeichen der Trauer      Die Lichtung auf St. Jost ist ein spezieller Ort.
am Karfreitag keine Messe abgehalten und nicht            Die Kapelle und das Bruderhaus liegen am Pilger-
geläutet. Gemäss einer Sage sind die Glocken in           weg nach Einsiedeln. An Mariä Himmelfahrt am
Rom. An ihrer Stelle wird eine «Karfreitagsraffel         15. August treffen sich die Gläubigen der katho-
oder -rätsche» in Bewegung gesetzt. Dieser Holzkas-       lischen Pfarrei zum traditionellen Pfarreifest. Wer
ten mit seinen Klöppeln ist im Kirchturm platziert        dieses Fest besuchen will, braucht gutes Schuh-
und erzeugt einen harten Ton. Es braucht zwei ältere      werk; der St. Jost ist nur zu Fuss erreichbar.
Ministranten, die Kraft genug aufbringen, um diese
Rätsche rund zehn Minuten lang zu drehen.                 Ökumenische Andacht
                                                          Am eidgenössischen Buss- und Bettag am dritten
Nach Einsiedeln pilgern                                   Sonntag im September hat sich eine ökumenische
Seit dem Mittelalter findet alljährlich an der Auffahrt   Tradition für Katholiken und Reformierte eingebür-
die Landeswallfahrt des Standes Zug statt. Mitglie-       gert. Es sind reformierte Pfarrer, die in den Messen
der sämtlicher katholischer Pfarreien machen sich         in der katholischen Pfarrkirche als Gastprediger
auf den Weg. Brauch ist es, auf dieser Wanderung          sprechen. Die Andacht beim «Chlausechappeli», das
den Rosenkranz zu beten. Nach dem Gottesdienst            zwischen dem Raten und dem Gottschalkenberg
sind die Regierung des Kantons, die Geistlichen, die      liegt, ist ökumenisch gestaltet.
Vertreter der Gerichtsbarkeit und die Kirchenräte
beim Abt zur Vesper eingeladen.                           Bunte Fenster in dunkler Nacht
                                                          Seit den neunziger Jahren wird auch in Ober-
Bike-Gottesdienst mit Aussicht                            ägeri unter der Obhut der katholischen Pfarrei der
Der Pfarrer der reformierten Kirche Bezirk Ägeri hat      schweizweite Brauch der Adventsfenster gepflegt.
1998 sein Hobby mit seinem Beruf verbunden und            Jedes Fenster ist einmalig. Oft wird es mit einer
erstmals zu einem Bike-Gottesdienst in                           offenen Stube verbunden, wo den Besuchern
der Bruhst Höchi eingeladen. Seither neh-                        vorweihnächtliche Köstlichkeiten offeriert
men immer am Pfingstmontag Velofahrer                            werden. Der junge Brauch wird von der
den anstrengenden Aufstieg zur Bruhst                            reformierten Kirchgemeinde unterstützt.
Höchi unter die Räder und finden sich
zu einem Gottesdienst an diesem wun-                              Wenn jemand stirbt
derschönen Aussichtspunkt ein. Vor der                            In der katholischen Pfarrei hat sich ein alter
rasanten Rückfahrt ins Dorf wird noch die                         kirchlicher Brauch erhalten: Wenn jemand
Geselligkeit bei einem Risottoessen gepflegt.             stirbt, wird eine spezielle Glocke, das «Endglöck-
                                                          lein», geläutet – und zwar von Hand. Stirbt eine
Fronleichnamsprozession                                   Frau, so ertönen 3 mal 70 Glockenschläge. Bei
Während des Jahres wird die berühmte Kaiser-              männlichen Toten sind es 4 mal 50 Schläge. Für Kin-
monstranz, ein liturgisches Schaugerät der katholi-       der schlägt der Sigrist 50 Schläge ohne Unterbruch
schen Pfarrei, im Tresor aufbewahrt. Für den Got-         an. Somit weiss die Bevölkerung, ob die verstorbe-
tesdienst an Fronleichnam wird sie hervorgeholt.          ne Person eine Frau, ein Mann oder ein Kind war.
Die Messe findet um neun Uhr im Birkenwäldli am
See statt. Anschliessend wird die Monstranz in einer
Prozession in die Kirche zurückgetragen.
IMPRESSUM
Herausgeberin: Bürgergemeinde Oberägeri
Texte/Redaktion: Evelin Schuler, Klaus Bilang
Layout/Korrektorat: clauderotti layout & grafik
6314 Unterägeri
lllustrationen/Vignetten: Rahel Winiger
Erscheinungsjahr: Januar 2008 / Einwohnergemeinde Oberägeri
Online-Ausgabe: Juni 2021 / Bürgergemeinde Oberägeri
www:buergergemeinde-oberaegeri.ch
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