ORIENTIEREN. WO IMMER RAHMENBEDINGUNGEN WICHTIG SIND - MARKTBERICHT 2017 NATIONALER BERICHT AN DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION - E-Control
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MARKTBERICHT 2017 NATIONALER BERICHT AN DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION ORIENTIEREN. WO IMMER RAHMENBEDINGUNGEN WICHTIG SIND. PROFITIEREN. WO IMMER SIE ENERGIE BRAUCHEN.
INHALT Maßgebliche Entwicklungen 6 > Gemeinsame deutsch-österreichische Strompreiszone 6 > Strom- und Gasmarkt in Kennzahlen 7 > Maßgebliche regulatorische Entwicklungen 13 > Sicherheit der Strom- und Gasversorgung 14 Strommarkt 21 > Regulierung der Netze: Kostenermittlung und Tarifierung Strom im Jahr 2016 21 > Investitionen in die österreichische Stromnetzinfrastruktur 23 > Wettbewerb am Strommarkt 24 Gasmarkt 40 > Regulierung der Netze: Kostenermittlung und Tarifierung Gas im Jahr 2016 40 > Investitionen in die österreichische Gasnetzinfrastruktur 44 > Wettbewerb am Gasmarkt 48 Services für Endkunden 60 > Tarifkalkulator für Haushalte 60 > Tarifkalkulator für Gewerbebetriebe 60 > KMU Energiepreis-Check 60 > Onlineaktivitäten 61 > Endkundenberatung 62 > Die Schlichtungsstelle der E-Control 63 > Leistbarkeit und Energiearmut 66 > Wirksamkeit der Maßnahmen zum Schutz der Kunden 67 Abkürzungsverzeichnis 70
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Von der OeMAG (ÖKO-BGVs) abgenommene Ökostrommengen in den Jahren 2003 bis 2016 8 Abbildung 2: Jännervergleich der tatsächlichen Nettoeinspeisung (nach Technologien) 14 Abbildung 3: Jännervergleich der tatsächlichen energetischen Bedarfsdeckung nach Technologien 15 Abbildung 4: Natürliche und potenzielle Bedarfsdeckung (öffentliches Netz) 16 Abbildung 5: Energetische Prognose für das Jahr 2030 (nach Technologien und Szenarien) 17 Abbildung 6: Versorgungssicherheit Gas 19 Abbildung 7: Absatzszenarien Gas 20 Abbildung 8: Netzentgeltentwicklung Österreichstruktur 22 Abbildung 9: Terminmarkt Entwicklung 25 Abbildung 10: Spotmarkt Entwicklung 25 Abbildung 11: Entwicklung Regelreservekosten 27 Abbildung 12: Entwicklung des Strompreises (Komponenten nominal, Gesamtpreis real Jahr 2000 = 100) 31 Abbildung 13: Energiepreise Strom für Haushaltskunden im jeweiligen Netzgebiet (exkl. Energie, Netz, Steuern und Abgaben) ohne Rabatte, Standardprodukt des lokalen Lieferanten, 3.500 kWh/Jahr 32 Abbildung 14: Entwicklung Einsparpotenzial (Energiekosten inkl. Umsatzsteuer) eines Musterhaushaltes (3.500 kWh/Jahr) durch den Wechsel vom angestammten zum günstigsten Stromlieferanten 34 Abbildung 15: Strompreis eines Gewerbebetriebes nach Bundesländern (November 2016) 35 Abbildung 16: Entwicklung Industriestrompreise 35 Abbildung 17: Quartalsweise Entwicklung von Wechselraten und Anzahl der gewechselten Zählpunkte 37 Abbildung 18: Haushaltsstrompreise (Energie, Netz, Steuern und Abgaben) im europäischen Vergleich (1. Halbjahr 2016, Gruppe DC 2.500 kWh – 5.000 kWh/Jahr) 39 Abbildung 19: Entwicklung der Gas-Tarifierungsmenge 41 Abbildung 20: Entgeltentwicklung Gas-Netznutzungsentgelt Ebene-3-Musterkunde 42 Abbildung 21: Entgeltentwicklung Gas-Netznutzungsentgelt Ebene-2-Musterkunde 43 Abbildung 22: Preisentwicklung Day-ahead 48 Abbildung 23: Entwicklung CEGH 49 Abbildung 24: Entwicklungen Gas- und Ölpreise 50 Abbildung 25: Buchung und Nutzung des Speichervolumens der österreichischen Gasspeicher 52 4
Abbildung 26: Speicherstände 53 Abbildung 27: Gaspreisentwicklung Haushalte gewichtet in Cent/kWh (Komponenten nominal, Gesamtpreis real Jahr 2000 = 100) 54 Abbildung 28: Entwicklung der Gaspreise für Haushaltskunden im jeweiligen Netzgebiet (Energie inkl. unbedingter Rabatte, ohne Netz, Steuern und Abgaben) Standardprodukt des lokalen Lieferanten, 15.000 kWh/Jahr 54 Abbildung 29: Entwicklung Einsparpotenzial (Energiekosten inkl. Umsatzsteuer) eines Musterhaushaltes (15.000 kWh/Jahr) durch den Wechsel vom angestammten zum günstigsten Gaslieferanten 55 Abbildung 30: Gaspreis eines Gewerbebetriebes nach Bundesländern (November 2016) 56 Abbildung 31: Entwicklung Industriegaspreise 56 Abbildung 32: Quartalsweise Entwicklung von Wechselraten und Anzahl der gewechselten Zählpunkte 58 Abbildung 33: Haushaltsgaspreise (Energie, Netz, Steuern und Abgaben) im europäischen Vergleich (1. Halbjahr 2016, Gruppe D2 20 GJ bis 200 GJ/Jahr) 59 Abbildung 34: Beschwerdegründe 2015–2016 64 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Indikatoren der Stromwirtschaft 7 Tabelle 2: Indikatoren der Gaswirtschaft 9 Tabelle 3: Analyse des Infrastrukturstandards 18 Tabelle 4: Wechselraten und Anzahl der gewechselten Zählpunkte 36 Tabelle 5: Projekte der FNB aus KNEP 2016 45 Tabelle 6: Projekte aus der langfristigen Planung 2016, LFP 2016, Anhang 1, www.aggm.at/netzinformation/netzentwicklungspläne 47 Tabelle 7: Speicherunternehmen und Speicherkapazitäten in Österreich, Stand September 2016 51 Tabelle 8: Wechselraten und Anzahl der gewechselten Zählpunkte 57 Tabelle 9: Monitoring-Ergebnisse zu Maßnahmen zum Schutz der Kunden – 2016 68 5
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis MASSGEBLICHE ENTWICKLUNGEN Gemeinsame deutsch-österreichische Strompreiszone Der bis jetzt unbegrenzte Handel am Um die Übertragungskapazität im Netz deutsch-österreichischen Strommarkt wird zusätzlich abzusichern, werden die Über- mit 1. Oktober 2018 beschränkt. Die Spit- tragungsnetzbetreiber Deutschlands und zen im Stromaustausch werden künftig ge- Österreichs ihre schon bestehende enge kappt, der Stromhandel zwischen den tradi- Zusammenarbeit weiterführen. Österreichi- tionell gut integrierten Märkten Deutschland sche Kraftwerke stehen im Rahmen dieser und Österreich wird jedoch auch zukünftig Kooperation den deutschen und österreichi- in großem Umfang möglich sein. Es können schen Übertragungsnetzbetreibern weiter- 4.900 Megawatt (4,9 Gigawatt) Strom durch hin für allenfalls erforderliches Redispatch Langfristkapazitäten vergeben werden. Das zur Verfügung. entspricht in etwa der Hälfte des österrei- chischen Verbrauchs zu Spitzenzeiten. Das Ohne die jetzt erzielte Einigung hätte sind die Eckpunkte einer Einigung, die im Deutschland die Vorbereitungsarbeiten Mai 2017 zwischen den deutschen und und die Einführung eines Engpasses ein- österreichischen Energieregulatoren Bun- seitig fortgesetzt, was für die österreichi- desnetzagentur und E-Control erzielt wurde. schen Stromkunden und den Markt deutlich Damit haben die jahrelangen Diskussionen schlechtere Bedingungen gebracht hätte. zwischen der Bundesnetzagentur und der Durch die Einigung und die als nächsten E-Control vorerst ein Ende erreicht. Durch das Schritt folgende weitere detaillierte Ausge- Ergebnis bleibt der Stromhandel zwischen staltung wurde für alle Marktteilnehmer die Deutschland und Österreich somit weitge- erforderliche sichere Planungsbasis zur wei- hend im vom Markt benötigten Ausmaß offen. teren Vorgangsweise geschaffen. Im täglichen Handel soll die Kapazitätsver- GEMEINSAMER STROMMARKT gabe in die Region Central-West, die die SEIT RUND 15 JAHREN Länder Frankreich, Belgien, Niederlande, Der gemeinsame Strommarkt zwischen Luxemburg und Deutschland umfasst, inte- Deutschland und Österreich besteht seit der griert werden. Dadurch kann sich die verein- Liberalisierung der Energiemärkte vor mehr barte Kapazität von 4,9 Gigawatt um kurz- als 15 Jahren. Seither bilden Deutschland fristige Handelskapazitäten erhöhen. und Österreich eine gemeinsame Preiszone, in beiden Ländern gibt es also denselben Zudem sollen zukünftig Stromhandelskapa- Großhandelspreis für Strom. Ausgangs- zitäten mit einem weiteren Übertragungs- punkt für die Diskussion zur Trennung der netzausbau etappenweise weiter erhöht wer- gemeinsamen Preiszone war die Stellung- den, zum Beispiel durch den Bau der Leitung nahme der Agentur für die Zusammenarbeit St. Peter – Isar. der Energieregulierungsbehörden (ACER) 6
vom September 2015. Darin wurde gefor- und Österreich eine Kapazitätsvergabe ein- dert, an der Grenze zwischen Deutschland zurichten. Strom- und Gasmarkt in Kennzahlen INDIKATOREN DER STROMWIRTSCHAFT wurden. Da die physikalischen Stromimpor- In Österreich wurden im Berichtsjahr 2016 te einen vergleichsweise hohen Rückgang mit insgesamt 70,3 TWh um 1% bzw. 0,7 TWh von 10,3% bzw. 3,0 TWh verzeichneten und mehr elektrische Energie im Inland ver- die Exporte gleichzeitig um 0,6% zurückgin- braucht als im Vorjahr. gen, reduzierten sich die Netto-Importe von 10,1 TWh auf nunmehr 7,2 TWh. Nach einer vergleichsweise sehr niedrigen Stromerzeugung der Wasserkraftwerke im Bezogen auf die einzelnen Technologien er- Vorjahr von 40,5 TWh wurden 2016 mit gibt sich ein ähnliches Bild wie auch in den 42,8 TWh wieder um 2,3 TWh bzw. 5,7% mehr vergangenen Jahren. Den größten Erzeu- erzeugt, wobei anzumerken ist, dass die Er- gungszuwachs gab es im Bereich der Wind- zeugung der Speicherkraftwerke um 1,6% zu- kraft mit zusätzlichen 395 GWh. Bei der rückging und die Erzeugung der Laufkraftwer- Biomasse wurden um 221 GWh mehr Strom ke mit einem Erzeugungskoeffizienten von 1,0 erzeugt und bei der Photovoltaik waren es im langjährigen Mittel lag. Die Erzeugung der 82 GWh. Wärmekraftwerke stieg um 1,1% und erreich- te 19,0 TWh. Hier ging die Erzeugung der koh- Prozentual bedeutet das für die einzelnen lebefeuerten Kraftwerke um knapp ein Drittel Technologien eine Steigerung der unter- zurück, während alle anderen Primärenergie- stützten Ökostrommengen von 2015 auf träger stärker zur Stromerzeugung eingesetzt 2016 um: INDIKATOREN DER STROMWIRTSCHAFT GWh (2016) Veränderung zu 2015 Brutto Stromerzeugung 67.628 4,68% Physikalische Importe 26.343 –10,30% Physikalische Exporte 19.188 –0,63% Pumpstromverbrauch 4.486 –11,20% Inlandsstromverbrauch 70.297 0,99% Tabelle 1 Indikatoren der Strom Jahresspitze (3. Mittwoche; MW) 11.197 2,77% wirtschaft Quelle: E-Control 7
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis > Windkraft +7% Photovoltaik waren es 14,6%. Im Bereich von > Photovoltaik +15% Biogas (+1%) konnte nach einem Rückgang > Biomasse +3% von 2013 auf 2014 nach 2015 erneut eine > Kleinwasserkraft +17% Steigerung erzielt werden. Im Bereich der Kleinwasserkraft kam es nach einem Rück- Obwohl die Wasserkraftwerke kleiner 10 MW gang im Jahr 2015 zu einer Steigerung auf Erzeugung im Berichtsjahr 2016 mit 1.772 GWh für 2016. 6,0 TWh um 0,7 TWh oder 12,7% mehr Strom erzeugten als im Vorjahr, kam es im Bereich INDIKATOREN DER GASWIRTSCHAFT der Kleinwasserkraft trotz gestiegener kon- Nicht zuletzt bedingt durch den stärkeren trahierter Leistung 2016 zu einem Rückgang Einsatz der gasbefeuerten Kraftwerke stieg auf 1.519 GWh (1.703 GWh im Jahr 2015). die Gasabgabe an Endkunden im Berichts- jahr 2016 um 4,1% oder 3,5 TWh bzw. Wie seit 2011 basiert der Anstieg des An- 0,3 Mrd Nm3 gegenüber dem Vorjahr und er- teils der abgenommenen Ökostrommengen reichte 87,9 TWh oder 7,8 Mrd Nm3. Damit vorrangig auf einem Zuwachs im Bereich wurde knapp an das Verbrauchsniveau von der Windkraft (siehe Abbildung 1). In diesem 2012/13 (94,9 TWh 2012 bzw. 91,0 TWh Bereich stieg die erzeugte Strommenge von 2013) aufgeschlossen. Dennoch ist die wirt- 2015 auf 2016 um 7,4%. Im Bereich der schaftliche Situation für Gaskraftwerke insbe- VON DER OEMAG ABGENOMMENE ÖKOSTROMMENGEN 2003 BIS 2016 in GWh 3.984 5.440 5.773 5.110 5.757 5.441 5.147 5.905 5.452 6.152 7.140 8.199 9.168 9.770 Kleinwasserkraft (OeMAG) 10.000 Anderer unterstützter Ökostrom 9.000 Photovoltaik 8.000 Biomasse flüssig 7.000 Biogas 6.000 Biomasse fest 5.000 Windkraft 4.000 3.000 2.000 Abbildung 1 1.000 Von der OeMAG (ÖKO-BGVs) 0 abgenommene Ökostrom 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 mengen in den Jahren 2003 bis 2016 Quelle: OeMAG, E-Control 8
INDIKATOREN DER GASWIRTSCHAFT GWh (2016) Veränderung zu 2015 Importe 497.365 5,66% Produktion 12.594 –6,06% Ausspeicherung 61.681 –5,20% Exporte 416.996 2,55% Einspeicherung 61.953 14,67% Eigenverbrauch, Verluste 4.926 10,11% Abgabe an Endkunden 87.880 4,13% Max. Tagesverbrauch 24.591 18,89% Tabelle 2 Min. Tagesverbrauch 3.559 7,52% Indikatoren der Gaswirtschaft Quelle: E-Control sondere aufgrund des niedrigen Strom- und rätig gehalten wurden, womit der bisher Kohlepreisniveaus weiterhin angespannt. Die- zweithöchste Speicherstand zu diesem Stich- se sind daher nicht mehr im gleichen Ausmaß tag gegeben war. Auch der Füllungsgrad von wie in den vergangenen Jahren im Einsatz. 65,6% – der um rd. 10 Prozentpunkte über der inländischen Abgabemenge der letzten Die Erdgasbilanz war 2016 durch eine deut- zwölf Monate liegt – wurde bisher nur selten lich stärkere Befüllung der inländischen Erd- erreicht, wobei im dritten Quartal auch eine gasspeicher als im Vorjahr gekennzeichnet Erhöhung des gesamten Speichervolumens – netto wurden um 11,3 TWh bzw. 1,0 Mrd. um knapp 1 TWh gegeben war. Nm3 mehr in die Speicher eingepresst –, was eine starke Erhöhung der Netto-Importe MASSGEBLICHE MARKTENTWICKLUNGEN zur Folge hatte. Dabei stand einer Erhöhung Strommarkt der Exporte um 10,4 TWh bzw. 0,9 Mrd Nm3 Die Netzkodizes im Strombereich sind we- eine gleichzeitige Erhöhung der Importe um sentlicher Bestandteil des 2009 in Kraft ge- 26,6 TWh bzw. 2,4 Mrd Nm3 gegenüber, so- tretenen dritten Energiebinnenmarktpakets dass bilanziell der Verbrauchszuwachs aus der EU. Das dritte Paket schuf etwa den Ver- den Importen gedeckt wurde. Insgesamt war band für die Stromübertragungsnetzbetreiber damit eine deutliche Steigerung bei der Befül- (ENTSO-E), definierte Entflechtungserforder- lung der österreichischen Erdgasspeicher zu nisse, stärkte die Konsumentenrechte und verzeichnen, in denen per Jahresende 2016 legte Maßnahmen für die Versorgungssicher- insgesamt 60,8 TWh bzw. 5,4 Mrd. Nm3 vor- heit fest. Die Netzkodizes und Leitlinien sind 9
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis EU-Verordnungen und daher unmittelbar gül- Netzkodizes gefördert werden. Netzkodizes tig. Zum Teil erfordern sie aber weitere Um- ermöglichen zudem die bessere Einbindung setzungsschritte, wie etwa die Entwicklung von Ökostrom und bereiten damit den Weg bestimmter Berechnungsmethoden oder die für Strom aus Wind und Photovoltaik. Genehmigung von allgemeinen Bedingungen. Bestehende Regelungen auf nationaler Ebe- Voraussichtlich bis etwa 2022 werden alle ne sind zum Teil anzupassen. Netzkodizes im Strombereich vollständig um- gesetzt sein. Im Strombereich wurden acht Kodizes bzw. Leitlinien entwickelt, fünf davon sind bereits Endkundenmarkt Strom in Kraft. Die Kodizes haben einen gesamt- Insgesamt sind 152 Stromlieferanten am europäischen Ansatz, sie vervollständigen Strommarkt zu finden, die 4,3 Millionen bestehende nationale Regelungen im Ener- Haushalte und 1,4 Millionen Gewerbebe- giebereich, um relevante grenzüberschrei- triebe und sonstige Kleinkunden beliefern. tende Themen in einer systematischen und Davon sind 118 regionale Anbieter, die den koordinierten Weise zu bearbeiten. Netzko- Großteil der Kunden in ihrem Liefergebiet dizes stehen für eine tiefere, engere euro- haben. Je nach Region stehen in der Regel päische Zusammenarbeit im Energiebereich einem angestammten Lieferanten 27 alter- und regeln nicht nur technik-, sondern auch native Lieferanten, gegebenenfalls eine oder marktrelevante Themen. Sie definieren und zwei Tochtergesellschaften der regionalen harmonisieren zahlreiche Regelungen für den Anbieter und bis zu 15 regionale Lieferan- Stromhandel und das Stromnetz, unter ande- ten, die auch österreichweit anbieten, ge- rem in den Bereichen Kapazitätsvergabe und genüber. In Wien kann ein Haushaltskunde Engpassmanagement, Netzbetrieb, Netzan- zwischen 95 Angeboten von mehr als 40 An- schluss oder Regelenergie. bietern wählen, in Vorarlberg und Tirol ist das Angebot im Vergleich zu Wien nur geringfügig Die Kodizes haben bereits spürbare Auswir- eingeschränkt. kungen auf die heimischen Netzbetreiber, Erzeuger, Händler und Verbraucher. Durch In den letzten fünf Jahren stieg die Anzahl der die Netzkodizes sollen die österreichischen Stromlieferanten für Kleinkunden, die ihre Stromkunden letztlich von einer höheren Produkte österreichweit anbieten, von zwölf Versorgungssicherheit und einem wettbe- auf 45. Nachdem im Jahr 2015 sechs neue werbsfähigeren Markt profitieren. Auch soll Stromlieferanten auf den Markt eingetreten der grenzüberschreitende Handel durch die sind, setzte sich dieser Trend fort. Im Jahr 10
2016 sind noch neun neue Lieferanten dazu- Liberalisierung (2001) die meisten Wech- gekommen. sel im Strombereich verzeichnet (bisheriger Höchstwert 2014 mit 206.600 gewechsel- Die Intensivierung des Wettbewerbs der letz- ten Zählpunkten bzw. einer Wechselrate von ten Jahre am österreichischen Markt hat sich 3,4%). 2016 wurden 174.139 Zählpunkte weiter fortgesetzt. Zu beobachten sind gestie- im Haushaltsbereich von neuen Versorgern gene Wechselzahlen, ein deutlich höheres beliefert, was einer Wechselrate von 3,5% Einsparpotenzial beim Lieferantenwechsel entspricht. Bei den Nichthaushalten, die nun- durch Einmalrabatte, neue Marktteilnehmer mehr auch die früheren Gewerbekunden so- und ein bedeutender Anstieg der Produktviel- wie die Landwirtschaft umfassen, wechselten falt. Dem stehen steigende Probleme mit Ein- 44.100 oder 3,9% der Zählpunkte. Die höchs- malrabatten gegenüber, z.B. wurde bei der te Wechselbereitschaft war bei den sonsti- letzten VKI-Aktion der Preis schon nach dem gen Kleinabnehmern (das sind Nichthaus- ersten Jahr deutlich angehoben, so dass die halte mit einem Jahresbezug von maximal Wechsler nun deutliche Verschlechterungen 4,0 GWh) mit 4,0%, gefolgt von den Haushalten in Kauf nehmen mussten. mit 3,5% und der mittleren Industrie mit 3,4% (Jahresstrombezug zwischen 4,0 GWh und Das Thema Digitalisierung ist eines der 20,0 GWh) zu verzeichnen. Demgegenüber Hauptthemen der Branche geworden. Liefe- wechselten nur 0,9% der Zählpunkte der ranten diversifizieren ihre Kommunikation zur Großindustrie ihren Versorger. Kundenbindung und nutzen vermehrt digitale Vertriebskanäle, wie mobile Webseiten, Apps, Gasmarkt Online-Kundenservices, Online-Möglichkeiten Im Gasbereich ist im September 2016 der Ta- zum Vertragsabschluss und zum Kauf von rif-Netzkodex zur Festlegung eines Netzkodex Produkten auf der eigenen Webseite oder über harmonisierte Fernleitungsentgeltstruk- über Partner, Kundenservices per Chat und turen im zuständigen Komitologieausschuss Social-Media-Aktivitäten. Parallel dazu ist verabschiedet worden, im Oktober 2016 die auch die Intensivierung des Direktvertriebs Ergänzung des Capacity Allocation Mecha- zu beobachten gewesen. nisms (CAM-)Netzkodex bezüglich zusätzli- cher und neuer Kapazität. Im Kalenderjahr 2016 haben insgesamt 218.300 Zählpunkte ihren Stromversorger Nach der dreimonatigen Einspruchsfrist von gewechselt, was einer Wechselrate von 3,6% Rat und Europäischem Parlament sollen so- entspricht. Damit wurden seit Beginn der wohl der Netzkodex über harmonisierte Fern- 11
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis leitungsentgeltstrukturen als auch die Ergän- Das Gasangebot in Tirol und Vorarlberg hat zung des CAM-Netzkodex mit 1. April 2017 in sich seit der Einführung des neuen Markt- Kraft treten. modells und der Öffnung des Retailmarktes im Oktober 2013 kontinuierlich erweitert. Der Netzkodex zur Interoperabilität und Da- Während es noch im Jahr 2012 mit goldgas tenaustausch wurde 2015 im EU-Amtsblatt nur einen alternativen Anbieter gab, bekom- veröffentlicht und ist seit 1. Mai 2016 an- men Kleinkunden in Tirol inzwischen bis zu wendbar. 47 Angebote (im Vorjahr 24) von 19 unter- schiedlichen Anbietern. Im Marktgebiet Ost Die Netzkodizes zur Kapazitätsallokation, haben Haushalte ein etwas breiteres Ange- zur Bilanzierung sowie die Leitlinien zur bot mit über 61 Angeboten (im Vorjahr 40) Transparenz und zum Engpassmanagement von 25 und mehr Anbietern. sind bereits seit Längerem anwendbar. Da- mit ist die Erarbeitung von Netzkodizes im 68.250 Zählpunkte bezogen 2016 Erdgas Gasbereich vorübergehend abgeschlossen. von einem neuen Versorger. Dies entspricht Die österreichischen Marktregeln wurden einer Wechselrate von 5,1%. Damit haben entsprechend der europäischen Rechtsakte auch im Erdgasbereich mehr Zählpunkte ih- angepasst. ren Versorger gewechselt als jemals zuvor (bisher war 2014 mit 56.800 Wechslern Voraussichtlich bis etwa 2019 werden alle bzw. einer Wechselrate von 4,2% Spitzenrei- Netzkodizes im Gasbereich vollständig um- ter). Bei den Haushalten wechselten 62.850 gesetzt sein. Zählpunkte, bei den Nichthaushalten 5.400, was Wechselraten von 5,0% bzw. 7,0% ent- Endkundenmarkt Gas spricht. Im Unterschied zum Strombereich Auch im Gasmarkt hat sich die Anzahl der ist im Erdgasbereich die Wechselbereit- Gaslieferanten erhöht: McGas und Sturm schaft in den großen Endkundenkategorien Energie, neu gegründete österreichische Un- höher als in den kleinen: 16,6% der Zähl- ternehmen, EnergieDirect – der alt ansässige punkte der Großindustrie (mit einem Jahres- Heizöl-, Schmier- und Treibstoffhändler, der bezug von mehr als 28,0 GWh) wechselten nur für Gewerbebetriebe anbietet, und die 2016 ihren Versorger. 10,4% der mittleren Firma Maingau aus Deutschland, die neben Industrie und 7,0% der sonstigen Kleinab- Strom auch Gas für Haushalts- und Gewerbe- nehmer (mit einem Jahresgasbezug von bis kunden anbietet. Insgesamt 40 Gaslieferan- zu 2,8 GWh). ten, fast die Hälfte davon sind alternative An- bieter, beliefern 1,3 Millionen Haushalts- und Kleinkunden in Österreich. 12
Maßgebliche regulatorische Entwicklungen STATISTIK-VERORDNUNGEN alleine bei der E-Control, sodass alle drei Da- STROM UND GAS tenverordnungen – Statistik, Energielenkung Im Rahmen des europäischen statistischen und Monitoring – gleichzeitig geändert werden Systems wurden die Verbrauchergruppen konnten. Im Strombereich sind die Kompeten- zum Teil neu definiert, sodass – vereinfacht zen unterschiedlich: Für die Statistik liegt sie formuliert – die Zuordnung nicht mehr eher beim zuständigen Minister, für die Energielen- auf Basis der tariflichen Einstufung, sondern kung bei der E-Control und für das Monitoring nunmehr rein funktional erfolgt. Darüber hin- bei den jeweiligen Landesregierungen. aus wurden die europäischen Preisstatistiken für Erdgas und Strom überarbeitet und neue GASMARKTMODELL-VERORDNUNG Preiskomponenten definiert. Im Jahr 2016 gab es zwei Novellen der Gas- Marktmodell-Verordnung 2012 (GMMO-VO ENERGIELENKUNGSDATEN- 2012). In der ersten Novelle (BGBl. II Nr. VERORDNUNGEN STROM UND GAS 238/2016) wurden Bestimmungen ergänzt, Die bereits angesprochene Änderung der die zur operativen und bilanziellen Abwick- Verbraucherkategorien im Bereich der euro- lung der Grenzkopplungspunkte im Marktge- päischen Preisstatistiken sowie, daran an- biet Vorarlberg notwendig waren, mit 1. Ok- knüpfend, im Bereich der österreichischen tober 2016 relevant wurden und somit auch Elektrizitätsstatistik hat es sinnvoll gemacht, per 1. Oktober 2016 in Kraft traten. diese in allen anderen Bereichen der Daten- erfassung anzupassen. So kann den Daten- Mit der zweiten Novelle (BGBl. II Nr. 401/2016) meldern unnötiger Aufwand bei den Meldun- wurden Bestimmungen geändert, welche die gen erspart werden. Preisregelungen für die Ausgleichsenergie- mengen von stundenbilanzierenden Bilanz- MONITORING-VERORDNUNG GAS gruppen gemäß § 18 Abs. 6 GMMO-VO 2012 UND MONITORING STROM betreffen und auf einer Analyse der Markt- Die Änderungen im Bereich der Verbraucher- und Ausgleichsenergiedaten seit Einführung struktur und im Rahmen der Preisstatistiken des neuen Gasmarktmodells basieren. Zur haben auch direkte Auswirkungen auf die Anwendung kommen nun auch für stündliche Erhebungen für Zwecke des Monitorings der Ausgleichsenergiemengen richtungsabhängi- beiden leitungsgebundenen Märkte. Die Um- ge Ausgleichsenergiepreise, welche auf dem setzung ist aufgrund der unterschiedlichen Börsereferenzpreis basieren, sofern keine Ab- Zuständigkeiten jeweils anders: Für den Erd- rufe vom Verteilergebietsmanager vorgenom- gasbereich liegt die Verordnungskompetenz men wurden. 13
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis Sicherheit der Strom- und Gasversorgung STROM ge Temperaturen und geringe Wasserführung Aufgrund des §28 Abs. 3 E-ControlG ist ein taten ein Übriges, um die Situation im Jänner Bericht über die Monitoringergebnisse zur 2017 zu verschärfen. Gleichzeitig war aus Versorgungssicherheit vorzulegen, der nach mehreren Gründen ein relativ hohes Eigenver- Fertigstellung auf der Homepage der E-Control sorgungsniveau zu gewährleisten. In Summe abrufbar sein wird. führte dies zu sehr intensiver, kurzfristiger Speicherbewirtschaftung und hohem Einsatz Winter 2016/2017 kalorischer Kraftwerke (siehe Abbildung 2). Der Bericht des Jahres 2016 war von den Er- Als Konsequenz berief der Regelzo-nenführer eignissen im Winter 2016/2017 geprägt. Die APG das interne Krisenteam ein und setzte langanhaltende, immer wieder durch neue die Warnstufe auf das zweithöchste Niveau. Informationen getriebene Diskussion zu der Verfügbarkeit französischer Atomkraftwerke Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, führte zu höheren Strompreisen während des dass trotz Einsatzes aller Technologien, die Winters. Als Konsequenz wurden österreichi- einen Beitrag zur Deckung des Energiebe- sche Speicherkraftwerke frühzeitig eingesetzt, darfs leisten konnten, dennoch ein erheb- sodass im Jänner 2017 unüblich niedrige licher Importbedarf von etwa 300 GWh pro Speicherstände zu verzeichnen waren. Niedri- Woche gegeben war (siehe Abbildung 3). LEISTUNGSBETRACHTUNG JÄNNER (stündl. Leistungsmittelwerte in Österreich) in GW 12 Lauf Speicher 10 Wärme Wind 8 Sonstige 6 Netzverbrauch (inkl. PSP) 4 2 Abbildung 2 0 Jännervergleich der tatsäch Jänner 2016 Jänner 2017 lichen Nettoeinspeisung (nach Technologien) Quelle: E-Control 14
ENERGETISCHE BEDARFSDECKUNG JÄNNER (Wochensummen in Österreich) in GWh 1.600 Lauf 1.400 Speicher 1.200 Wärme Wind 1.000 Sonstige 800 Netzverbrauch (inkl. PSP) 600 400 200 Abbildung 3 0 KW1 KW2 KW3 KW4 KW5 KW6 KW1 KW2 KW3 KW4 KW5 KW6 KW1 KW2 KW3 KW4 KW5 KW6 Jännervergleich der tatsäch 2015 2016 2017 lichen energetischen Bedarfs deckung nach Technologien Quelle: E-Control Diese Ereignisse sowie die Diskussionen um aus Wärmekraft ist in Abbildung 4 zu sehen. die Trennung der Preiszone DE/AT haben dazu Tatsächlich zeigt sich hier, dass im Winter 2017 geführt, dass der Monitoringbericht zur Versor- der energetische Bedarf in Österreich aus heimi- gungssicherheit grundlegend überarbeitet wur- schen Quellen inklusive aller kalorischen Wär- de. Neben der rein leistungsmäßigen Voraus- mekraftwerke nicht längere Zeit (weitere zwei schau der Vergangenheit wurde nun auch eine Wochen ohne Importe) zu decken war. energetische Deckungsrechnung vorgelegt. Wei- ters wurden die Regelzone APG und das Bun- Vorausschau desgebiet Österreich separat untersucht, da in Der Monitoringbericht enthält Szenarien über einem getrennten Preisgebiet DE/AT zumindest die Bedarfsdeckung Österreichs sowie in der nicht ohne weiteres und unter allen Umständen Regelzone APG alleine für das Jahr 2030. Da- davon ausgegangen werden kann, dass jegli- für wurden unterschiedliche Bestandsszena- che Produktion in Österreich für die Regelzone rien hinsichtlich der kalorischen Kraftwerke APG zur Verfügung steht. Darüber hinaus wur- definiert. Ausgangspunkt sind Meldungen der de auch erstmals der energetische Beitrag der Kraftwerksbetreiber zu den geplanten Schlie- Speicherkraftwerke durch natürlichen Zufluss ßungen und Neuerrichtungen ihrer Kraftwer- modelliert. Das Ergebnis aus natürlichem Ener- ke. Die Erfahrung der Vergangenheit hat aller- gieaufkommen und potenziellem Aufkommen dings gezeigt, dass eine Schließungsmeldung 15
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis NATÜRL. & POTENZIELLE BEDARFSDECKUNG (Wochensummen in Österreich) in GWh 1.600 Lauf 1.400 natürlicher Speicherzufluss Wind 1.200 Sonstige 1.000 Speicherpotenzial 800 Wärmepotenzial Netzverbrauch (exkl. PSP) 600 400 200 Abbildung 4 0 Natürliche und potenzielle 2015 2016 2017 Bedarfsdeckung (öffentliches Netz) Quelle: E-Control hier sehr spät und nur dann erfolgt, wenn alle In der energetischen Vorschau wurden die alternativen Betriebsverlängerungsmöglich- als vorhanden gemeldeten Kraftwerkskapa- keiten definitiv ausgeschlossen sind. Sollten zitäten konservativ mit den realen Einsatz- sich die Clean Spark Spreads für die Gaskraft- mengen der letzten 5 Jahre bewertet. Bereits werke nicht nachhaltig verbessern, ist wohl hier ergibt sich ein Importbedarf von bis zu langfristig nicht mit einem Weiterbestehen 900 GWh pro Monat. der öffentlichen Gaskraftwerke zu rechnen. In einem Szenario wurde der Effekt der Als Worst-Case-Szenario wurde daher in der Schließung aller öffentlichen Kraftwerke Leistungsvorschau ein Szenario ohne ther- älter als 40 Jahre analysiert. Selbst wenn mische, öffentliche Kraftwerke beschrieben. Spark-Spreads kurzfristig positiv werden Ergebnis des stochastisch simulierten Sze- sollten, wie dies derzeit der Fall ist, so ist narios eines hundertjährigen Ereignisses dennoch eine wesentliche Verlängerung der ist in diesem Fall eine potenzielle Unterde- Lebenszeit dieser Kraftwerke von Erneu- ckung der Lastspitze von 11,5 GW um etwa erungsinvestitionen abhängig, die höhere 850 MW gegen Ende des Betrachtungszeit- Deckungsbeiträge erforderlich machen. In raums 2030. In einer reinen Regelzonenbe- der konservativen Szenariobetrachtung, in trachtung der APG beträgt die Unterdeckung der sich ausschließlich bereits in Bau be- sogar 2500 MW. findliche Kraftwerke wiederfinden, würden 16
ENERGETISCHE ERZEUGUNGSPROGNOSE 2030, Szenario 1 (Monatswerte) in GWh 7.000 Laufkraftwerke 6.000 Speicherkraftwerke Erneuerbare 5.000 Wärme-Eigenerzeuger 4.000 Wärme-Öffentliche 3.000 Importbedarf 2.000 1.000 0 –1.000 –2.000 Abbildung 5 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Energetische Prognose für das Jahr 2030 (nach Technologien und Szenarien) Quelle: E-Control Stilllegungen die zu erwartende Aufbringung GAS um etwa 280 GWh pro Wintermonat redu- Infrastrukturstandard zieren und damit den Importbedarf auf fast Der Infrastrukturstandard gem. Art 6 der 1200 GWh in einem solchen Monat steigern. Verordnung (EU) Nr. 994/2010 ist auf der Das in der Leistungsvorschau unterstellte regionalen Ebene der Marktgebiete anzu- Szenario ohne öffentliche Wärmekraftwerke wenden und sagt aus, ob ein Mitgliedstaat entspricht in der obigen Abbildung 5 einem beim Ausfall der größten Infrastruktur eine Importbedarf in der Größenordnung der Sum- ausreichende Transport- und Speicherka- me aus „Importbedarf“ und „Wärme-Öffent- pazität hat, um die Versorgung aufrecht- liche“, bis zu 2,5 TWh pro Monat oder über zuhalten. einem Drittel der geschätzten Nachfrage. Zur Deckung einer derartigen Aufbringungslücke Für das Marktgebiet Ost ist das Ergebnis der wären etwa 3,5 GW an thermischer Leistung (N-1) Formel 233%. Dieses Ergebnis belegt, notwendig. dass die Erdgasversorgung im Marktgebiet Ost der Anforderung laut Verordnung (EU) Nr. Vor allem in der energetischen Betrachtung 994/2010 von > 100% gerecht wird. Im Jahr zeigt sich also die herausragende Bedeutung 2013 lag das Ergebnis der N-1-Formel bei der heimischen Wärmekraftwerke für die De- 233%, im Jahr 2014 bei 235%, im Jahr 2015 ckung der Stromnachfrage im Winter. bei 237%. Die marginale Verringerung ist auf 17
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis ANALYSE DES INFRASTRUKTURSTANDARDS Anlagenbezeichnung Technische Kapazität Definition, Erläuterungen, Quellenangaben (Mio. Nm3/d) Epm 273,67 technische Kapazität von Einspeisepunkten Baumgarten 203,88 ∑ Entry Baumgarten (GCA, BOG, TAG; www.gasconnect.at) Oberkappel 21,96 (www.gasconnect.at) Überackern 10,08 www.gasconnect.at, Entry-Wert für Sudal Arnoldstein 36,88 (www.gasconnect.at) Freilassing & 0,87 techn. verfügbare Kapazität, derzeit nicht gebucht Laa/Thaya (Quelle: AGGM, 07.04.2016) Pm 3,32 max. technische Produktionskapazität Produktion OMV 2,72 gebuchte Standardkapazität (Quelle: AGGM, 07.04.2016) Produktion RAG 0,60 gebuchte Standardkapazität (Quelle: AGGM, 07.04.2016) Sm 47,60 maximale technische Ausspeisekapazität Speicher OMV 29,61 gebuchte Standardkapazität (Quelle: AGGM, 07.04.2016) Speicher RAG ES 13,31 gebuchte Standardkapazität (Quelle: AGGM, 07.04.2016) 7Fields FL * GCA 7Fields VL 4,68 gebuchte Standardkapazität (Quelle: AGGM, 07.04.2016) Haidach VL 0 derzeit keine Verbindung LNGm 0 Liquified Natural Gas, für Österreich relevant Im 203,88 Technische Kapazität der größten einzelnen Gasinfrastruktur; im Falle Österreichs: Baumgarten Dmax 51,90 Gesamte tägliche Gasnachfrage im analysierten Gebiet während eines Tages bei hoher Nachfrage, mit statistischer Wahrscheinlichkeit alle 20 Jahre, Februar 2012 Tabelle 3 (Quelle: AGGM) Analyse des Infrastruktur N – 1 [%] 233% standards * Einspeisekapazität ist bereits am Punkt Überackern inkludiert Quelle: bmwfw (Erhebung im Rahmen der Risikobewertung), MGM, AGGM eine geringfügige Reduktion der Einspeise- chende Infrastruktur zur Sicherung der Ver- kapazität in Baumgarten, in Arnoldstein und sorgung ist somit vorhanden. der Inlandsproduktion zurückzuführen. In den Marktgebieten Tirol und Vorarlberg gibt Entwicklung des Verbrauchs in Österreich es keine Fernleitungen und daher ist diese Der Gasverbrauch hat seit 2010 abgenom- Bestimmung nicht anwendbar. Eine ausrei- men, das Speichervolumen dagegen hat 18
ENTWICKLUNG DES MAXIMALEN SPEICHERVOLUMENS, INLANDSGASVERBRAUCHS UND DER PRODUKTION IN ÖSTERREICH 2003 BIS 2016 in GWh 120.000 Speichervolumen Produktion 100.000 Inlandsgasverbrauch 80.000 60.000 40.000 20.000 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Abbildung 6 Versorgungssicherheit Gas Quelle: E-Control durch den Ausbau der Speicherkapazitäten Im Baseline-Szenario, das von einer Stagnati- deutlich zugenommen. Auch dies hat die Ver- on des Kraftwerksverbrauchs ausgeht, bleibt sorgungssicherheit erhöht. der Gasverbrauch auf einem gleichbleiben- den Niveau (Abbildung 7). Prognose des Erdgasverbrauchs AGGM hat in der LFP 2016 drei Absatzszena- Ausfall- und Störungsdaten rien entwickelt: Zusätzlich erhebt die E-Control jährlich Kenn- zahlen hinsichtlich der Qualität der Netz- > Baseline-Szenario, dienstleistung. Zu diesem Zwecke haben > Maximal-Szenario, Netzbetreiber unter anderem auch definierte > Minimal-Szenario, Daten zu Störfällen und Versorgungsunter- brechungen zu melden. wobei zwei unterschiedliche Entwicklungs- möglichkeiten der Gaskraftwerksleistung Die Auswertung aggregierter Daten für das und zwei unterschiedliche Entwicklungen der Jahr 2016 ergab, dass die kundengewichte- sonstigen Endkunden miteinander kombi- te Nichtverfügbarkeit (SAIDI) für Österreich niert wurden. einen Wert von 37,91 Minuten (exkl. regi- onal außergewöhnlicher Ereignisse) ergibt. 19
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis ABSATZSZENARIEN GAS, Jahresverbrauch in Mrd. Nm3 LPZ größer 50 MW 9 LPZ zw. 10 und 50 MW 8 LPZ bis 10 MW 7 SLP Kunden 6 IST Arbeit Gesamt 5 Max. Szenario 4 Baseline Szenario 3 2 Min. Szenario 1 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ Max. SZ Baseline SZ Min. SZ 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 Abbildung 7 Absatzszenarien Gas Quelle: AGGM/NK, 2016 Die Bezugsgröße für diese Berechnung ist Versorgungsunterbrechungen errechnen die Gesamtzahl der Netzbenutzer. Unter- sich hier Werte von 13,69 Minuten und schieden nach geplanten und ungeplanten 24,22 Minuten. 20
STROMMARKT Regulierung der Netze: Kostenermittlung und Tarifierung Strom im Jahr 2016 Während Österreichs zwei Stromübertra- terer Folge mit Beginn des darauffolgenden gungsnetzbetreiber nach wie vor im Rah- Jahres in der Systemnutzungsentgeltever- men einer Kosten-Plus-Regulierung auf ordnung (SNE-VO) bzw. deren Novelle ver- Basis jährlicher Kostenprüfung reguliert lautbart wird (Systemnutzungsentgelte-Ver- werden, unterliegt ein Teil der österrei- ordnung 2012 – Novelle 2017 per 1. Jänner chischen Stromverteilernetzbetreiber seit 2017). 1. Jänner 2006 einer Anreizregulierung, die sich bislang über zwei Regulierungspe- Da für jeden Netzbereich einheitliche rioden zu je vier Jahren erstreckte. In der Entgelte ermittelt werden, sorgt ein Aus- mit 1. Jänner 2014 begonnenen 3. Anreiz- gleichszahlungsmechanismus dafür, dass regulierungsperiode waren anfangs 38 Unterschiede in der Erlösstruktur zwischen Stromverteilernetzbetreiber von der Anreiz- den Netzbetreibern (Über- bzw. Unterde- regulierung umfasst, da alle Stromverteiler- ckungen) bereinigt werden. Für die Entgelte netzbetreiber mit einer Abgabemenge von 2017 kommt es trotz der generellen kosten- über 50 GWh im Kalenderjahr 2008 in die- seitigen Zielvorgaben zu unterschiedlichen se Systematik einzubeziehen waren. Mittler- Entwicklungen in den Netzbereichen. Eine weile wurden in einigen Netzbereichen von deutliche Erhöhung der Netzentgelte gibt es nicht prüfungspflichtigen Netzbetreibern nur im Netzbereich Niederösterreich, die vor Anträge auf Kostenfeststellungen gemäß allem auf eine erhöhte Investitionstätigkeit § 50 Abs. 6 Elektrizitätswirtschafts- und für den Netzausbau, eine niedrigere Abga- -organisationsgesetz 2010 (ElWOG 2010) bemengenbasis sowie den Wegfall kosten- eingebracht, weshalb sich die Anzahl der in- mindernder Effekte aus Baukostenzuschüs- nerhalb der Anreizregulierung befindlichen sen der Vergangenheit zurückzuführen ist. Netzbetreiber mittlerweile auf 60 erhöht hat. Innerhalb der Anreizregulierung unter- Starke Reduktionen der Netzentgelte erge- liegen die Netzbetreiber kostenseitig einem ben sich für die Netzbereiche Wien und Vor- Anreizregulierungspfad. Die Netzbetreiber arlberg in Zusammenhang mit Mengenent- haben nach dem gültigen Regulierungsre- wicklungen bzw. Kosten des vorgelagerten gime bis 2019 entsprechende Kostenvorga- Übertragungsnetzes. In den verbleibenden ben zu erzielen. Netzgebieten kommt es zu geringfügigen Erhöhungen oder Reduktionen, die grund- Das im Jahr 2016 per Bescheid festgestell- sätzlich auf Mengenentwicklungen und ge- te Kosten- und Mengengerüst der einzelnen änderte Investitionstätigkeit der einzelnen Netzbetreiber bildete die Basis für die Er- Netzbetreiber zurückgeführt werden kön- mittlung der Entgelte 2017, welche in wei- nen. 21
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis Im Bereich der Netzverlustentgelte gibt es zuweisen, dass diese Senkung auf nominel- deutliche Reduktionen, die im Wesentlichen len Werten beruht – unter Berücksichtigung auf dem Wegfall der Effekte aus der Be- der generellen Inflationsentwicklung liegen rücksichtigung von höchstgerichtlichen Ent- die Entgelte um rund 40% unter den Basis- scheidungen (vgl. VfSlg. 19.511/2011 u.a.) werten aus dem Jahr 2001. aus dem Vorjahr beruhen. Gleichzeitig haben sich die Kosten für die Netzverlustbeschaf- Aufgrund des anhaltenden Investitionsbe- fung aufgrund der Marktpreisentwicklung für darfs der Stromnetze und der Preissteigerun- Strom deutlich reduziert. gen für Netzbetreiber sind Entgeltsenkungen in den nächsten Jahren nur mehr schwer re- In Summe ergibt sich im Jahr 2017 gegen- alisierbar. Eine in den letzten Jahren stabile über dem Vorjahr eine stabile Kostenbelas- Entwicklung der Abgabemengen führt hierbei tung durch Netzentgelte bei gleichem Ver- ebenfalls nicht zu einer Entlastung der ver- brauchsverhalten der Kunden. Die Entgelte brauchsabhängigen Entgelte. des Jahres 2017 liegen daher immer noch um durchschnittlich rund 24% unter jenen aus 2001. Ergänzend ist hierbei darauf hin- NETZENTGELT – ÖSTERREICHSTRUKTUR in Cent/kWh SNE-VO Stand: 01.01.2016 6 SNE-VO Stand: 01.01.2017 0,36% 5 –1,03% 4 0,19% 3 1,01% –1,08% 2 –0,73% 1 1,03% 0 Abbildung 8 Ebene 3 Ebene 4 Ebene 5 Ebene 6 Ebene 7 Ebene 7 Ebene 7 gemessen nicht gemessen unterbrechbar Netzentgeltentwicklung Österreichstruktur Quelle: E-Control 22
Investitionen in die österreichische Stromnetzinfrastruktur Die E-Control ist mit der Überwachung der Netzen zur Leistungssteigerung und einem Netzentwicklungspläne (NEP) der Übertra- optimierten Betrieb des gesamten Übertra- gungsnetzbetreiber beauftragt. In diesem gungsnetzes beinhalten. Dieses Vorgehen Zusammenhang wurden von den Übertra- nach dem „NOVA-Prinzip“ (Netzoptimierung gungsnetzbetreibern Austrian Power Grid vor -verstärkung und -ausbau) wurde seitens (APG) und Vorarlberger Übertragungsnetz der E-Control positiv bewertet. Im heurigen (VÜN) heuer erneut die Netzentwicklungs- Jahr wurden vier neue Projekte im Netzent- pläne, die sämtliche Investitionen in die wicklungsplan der APG genehmigt. Übertragungsnetze enthalten, eingereicht und am 23. November 2016 vom Vorstand Bereits in den vergangenen Jahren wurden der E-Control per Bescheid genehmigt. neben den allgemein (in den Konsultations- versionen) zugänglichen Informationen wei- Übertragungsnetzbetreiber sind verpflichtet, tere, vertrauliche Informationen vor allem jährlich Zehnjahresnetzentwicklungspläne zu technischen Projektdetails und Kosten zu erstellen. Diese haben Szenarien als abgefragt. Diese Abfrage erfolgt seit dem Grundlage für Projekte von nationalem und Jahr 2014 nach einem standardisierten internationalem Interesse, Kostenabschät- Schema. Dies ermöglicht eine strukturierte- zungen, Risikoanalysen sowie die einzel- re und detailliertere Prüfung der Daten und nen Projekte mit detaillierter Beschreibung bietet eine leichtere Vergleichbarkeit auf- zu beinhalten. Die Netzentwicklungspläne einanderfolgender Jahre. Auch das Monito- sind sowohl von den Übertragungsnetzbe- ring bereits genehmigter Projekte aus dem treibern selbst als auch von der E-Control NEP wird dadurch erleichtert. zu konsultieren. Anschließend erfolgt eine Prüfung auf technische und wirtschaftli- Vor allem in Zusammenhang mit der Aus- che Sinnhaftigkeit der Projekte durch die wahl von Projects of Common Interest (PCI), E-Control. Per Bescheid werden die positiv auf europäischer Ebene basierend auf dem bewerteten Projekte genehmigt. Die Netz- Energieinfrastrukturpaket der EU, ist eine entwicklungspläne beinhalten Projekte in fundierte Analyse der österreichischen Netz- nationalem/europäischem Interesse, Netz- ausbauprojekte wichtig und eine intensive verbund- und Netzanschlussprojekte sowie und gute Zusammenarbeit der unterschied- seit 2012 auch Projekte, die keinen voll- lichen Beteiligten ausschlaggebend für eine ständigen Neubau von Leitungen erfordern, optimale Förderung der österreichischen sondern die Adaption von bestehenden und regionalen Interessen. 23
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis NETZENTGELTSTRUKTUR 2.0 Anfang 2019 soll das neue Stromnetzent- Neue Herausforderungen durch ein sich geltsystem in Kraft sein, Vorbereitungsar- änderndes Stromsystem, eine stärkere beiten für die Änderungen laufen bereits. Dezentralisierung in der Erzeugung sowie die zunehmende Digitalisierung macht Die derzeitige Stromnetzentgeltstruktur be- eine Modernisierung und Neustrukturie- steht seit knapp 20 Jahren und muss daher rung der Stromnetzentgelte notwendig. weiterentwicklt werden, nicht zuletzt, um in Die E-Control hat deshalb im Jahr 2016 der veränderten Stromlandschaft die Netz- damit begonnen, einen Vorschlag für das kosten gerechter zu verteilen. neue System mit Netzbetreibern, Stromer- zeugern und Sozialpartnern zu diskutieren Netzkunden, die künftig aktiv zur Stabilität und im April 2017 ein entsprechendes des Stromnetzes beitragen möchten, sollen Positionspapier vorgelegt. Bei der Erarbei- – so wie es für die Industrie und große End- tung der Position zur neuen Stromnetzent- kunden bereits jetzt üblich ist – an den neuen geltstruktur wurde von der E-Control so- Möglichkeiten der Digitalisierung teilnehmen wohl auf die Bedürfnisse der Verbraucher können. Kunden, die beispielsweise in Zei- – stabile, überschaubare Netzentgelte – ten, wo wenig Strom vorhanden ist, ihren Ver- als auch auf die der Netzbetreiber – sta- brauch teilweise zentral steuern lassen und bile Entgeltstruktur mit planbaren Erlösen damit geringere Gesamtkosten verursachen, – Rücksicht genommen. sollen Teile dieses Vorteils bekommen. Wettbewerb am Strommarkt GROSSHANDEL Die Entwicklungen am Terminmarkt wurden Im Vergleich zum Vorjahr konnte dieses Jahr dieses Jahr wieder stark von den Kohleprei- wieder eine gewisse Dynamik am Strom- sen beeinflusst (Abbildung 9). Die verstärkte markt verzeichnet werden. So hat sich der Nachfrage aus China, aber auch die stei- Base-Preis im Laufe des Jahres vom Tiefst- gende Nachfrage in Deutschland und die stand von knapp unter 21 Euro/MWh im Mo- zwischenzeitlich positiven wirtschaftlichen nat Jänner wieder auf einen Wert von knapp Entwicklungen haben zu einem deutlichen unter 36 Euro/MWh erhöht. Die Aufwärts- Anstieg der Preise geführt. Die bullische bewegung begann Anfang September und Tendenz, welche zurzeit zu beobachten ist, wurde u.a. von den Wartungsarbeiten an den betrifft aber nicht nur den Frontjahres-Kon- französischen Atomkraftwerken getrieben. trakt, sondern auch andere Langfristproduk- 24
STROM: LANGFRISTIGE PREISE, KOHLE UND CO2 in EUR/MWh, EUR/t und EUR/EUA 80 Kohle 70 Co2 Year Ahead Base 60 Year Ahead Peak 50 40 30 20 10 0 Jän. 16 Feb. 16 März 16 Apr. 16 Mai 16 Juni 16 Juli 16 Aug. 16 Sep. 16 Okt. 16 Nov. 16 Dez. 16 Jän. 17 Abbildung 9 Terminmarkt Entwicklung Quelle: EEX, Berechnungen E-Control DAY-AHEAD SPOT AUKTIONEN in EUR/MWh und MW 80 Epex Spot Peak Epex Spot Base 60 EXAA-EPEX Spread 40 20 0 –20 –40 –60 Jän. 16 Feb. 16 März 16 Apr. 16 Mai 16 Juni 16 Juli 16 Aug. 16 Sep. 16 Okt. 16 Nov. 16 Dez. 16 Jän. 17 Abbildung 10 Spotmarkt Entwicklung Quelle: Epex Spot, Berechnungen E-Control 25
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis te, inklusive des Kontraktes für 2018. Diese Nachbarländern weiter Geld gespart und an- Entwicklung kann zum Teil auf Hedging-Aktivi- dererseits haben neue Teilnehmer am Regel- täten zurückgeführt werden, da derzeit nicht energiemarkt zu deutlich mehr Wettbewerb abzuschätzen ist, wann die Preise wieder das auf diesem Markt beigetragen; bestehende aktuelle Niveau erreichen. Die Rückkehr der Anbieter haben zudem ihr Portfolio erweitert. französischen Reaktoren wird sich vermutlich eher preismindernd auf den Großhandels- So wurden beispielsweise 2016 bestehende preis auswirken. „Imbalance-Netting-Cooperations“ mit ande- ren Übertragungsnetzbetreibern, bei denen Interessant ist, dass die Preisschwankungen Erzeugungsüberschüsse oder -unterdeckun- am CO2-Markt während des Betrachtungsjah- gen in einer Regelzone zum Ausgleich der je- res nur geringe Auswirkungen auf den Strom- weils anderen Regelzone verwendet werden, großhandelspreis zeigten. Diese Beobachtung erweitert. Der kroatische Übertragungsnetz- trifft sowohl auf den Termin- als auch auf den betreiber trat der Imbalance Netting Coope- Spotmarkt zu. Letzterer verzeichnete zuletzt ration (INC) (Österreich–Slowenien) und der Preise wie sie seit Jänner nicht mehr erzielt französische der International Grid Control wurden (Abbildung 10). Cooperation (IGCC, nunmehr elf europäische Übertragungsnetzbetreiber) bei. Die abgerufe- REGELRESERVEMARKT ne Energie und die Kostenbasis konnten redu- Die Beschaffung der Regelreserve erfolgt seit ziert werden. Anfang 2012 vollständig marktbasiert durch die APG. Die Entwicklungen auf den verschie- Seit Juli 2016 besteht bei der Sekundärrege- denen Märkten werden von der E-Control de- lung eine enge Zusammenarbeit der APG mit tailliert überwacht. den deutschen Übertragungsnetzbetreibern, die in dieser Form die erste internationale Ko- Die Kosten für die Stabilisierung des österrei- operation in Europa darstellt. Dabei wird der chischen Stromnetzes mit Hilfe von Regelener- Einsatz von Sekundärregelenergie anhand gie sind 2016 um etwa 37 Prozent gesunken, einer gemeinsamen Abrufliste (Merit-Order) ca. 90 Millionen Euro mussten 2016 für die durchgeführt. Auf diese Weise kommt – so- gesamte Regelreserve aufgewendet werden. fern keine Netzrestriktionen bestehen – im- 2014 waren es noch über 200 Millionen Euro, mer die aus wirtschaftlicher Sicht günstigste 2015 143 Millionen Euro. Die Anstrengungen, Sekundärregelenergie in beiden Ländern zum die in diesem Bereich in den vergangenen Einsatz. Jahren unternommen wurden, haben also Wirkung gezeigt. So wurde einerseits durch Bei der Primärregelung besteht bereits seit die erneut ausgebaute Zusammenarbeit mit 2013 eine erfolgreiche Kooperation mit dem 26
ENTWICKLUNG REGELRESERVEKOSTEN in Mio. Euro 250 2012 2013 203 200 2014 171 2015 157 2016 143 150 119 87 90 100 67 62 61 47 52 50 40 25 20 19 16 13 13 13 8 15 13 11 8 9 8 5 2 4 3 5 6 5 6 0 Abbildung 11 PRL SRL ARL/TRL SRE TRE UA Gesamt Entwicklung Regelreservekosten 1 Quelle: E-Control 1 Anmerkung: Regelreservekosten [Millionen Euro] gegliedert nach Kosten für Primärregelleistung (PRL), Sekundärregelleistung (SRL), Ausfallsreserve- und Tertiärregelleistung (ARL/TRL), Sekundärregelenergie (SRE), Tertiärregelenergie (TRE) und Kosten für ungewollten Austausch (UA); 2012 bis 2014 jeweils KW1–52, 2015–2016 1. Jänner bis 31. Dezember. Schweizer Übertragungsnetzbetreiber Swiss- ENDKUNDEN grid, die 2015 auf Deutschland und die Nie- Neue Marktteilnehmer, neue Produkte, derlande und 2016 auf Belgien ausgedehnt neue Vertriebswege wurde. Es handelt sich um den größten euro- In den letzten fünf Jahren stieg die Anzahl päischen Markt in diesem Bereich, der Anfang der Stromlieferanten für Kleinkunden, die 2017 um Frankreich erweitert werden soll. ihre Produkte österreichweit anbieten, von zwölf auf 45. Nachdem im Jahr 2015 sechs Die Beschaffung der Regelreserve wird wei- neuen Stromlieferanten auf den Markt einge- terhin überwacht und laufend evaluiert sowie treten sind, setzte sich dieser Trend fort. Im national und international unter Berücksichti- Jahr 2016 sind noch neun neue Lieferanten gung der kommenden europäischen Richtlini- dazugekommen: McStrom und Sturm Ener- en weiterentwickelt. gie, beides private österreichische Unterneh- men, sowie die Firmen Gutmann und Vitalis, 27
// Maßgebliche Entwicklungen // Strommarkt // Gasmarkt // Services für Endkunden // Abkürzungsverzeichnis die seit 2013 als Gaslieferanten tätig sind. Einige alternative Anbieter setzen auf Ver- Dazu sind Ende März bzw. Anfang April noch triebspartner und suchen Kooperationen zwei neue Lieferanten aus Deutschland ge- mit Unternehmen aus anderen Branchen. kommen, LCG Energy und Envitra. Die Envi- Noch im Jahr 2015 hat MeinAlpenStrom tra Energiehandel Ges.m.b.H. ist eine Toch- kurz nach dem Markteintritt eine Koopera- tergesellschaft der DEG Deutsche Energie tion mit McDonald‘s gestartet und Strom GmbH, die LCG Energy GmbH ein in Hamburg in den McDonald‘s-Filialen angeboten. Die ansässiges Unternehmen. Anfang Septem- oekostrom AG hat eine Kooperation mit der ber starteten zwei weitere Unternehmen aus „Krone“ gestartet, in der mit atomstromfreien Deutschland ihre Aktivitäten, Maingau und und zu 100% aus erneuerbaren Energien er- Enstroga, bei Enstroga handelt es sich um zeugtem Strom geworben wurde. Die „Krone“ einen privaten Diskontstromanbieter, der schloss eine weitere Kooperation, und zwar seit 2012 tätig ist. Im Dezember stieß dazu mit switch unter dem Titel „Krone Erdgas po- die Grünwelt Energie, eine gemeinsame wered by switch“. Auch Kelag beschloss eine Marke der beiden Energieversorger Stromio Kooperation mit der Elektronikkette Hartlau- und gas.de. Anfang 2017 trat auch goldgas, er, sodass seit März 2017 in 160 Hartlauer- seit 2011 Gaslieferant in Österreich, in den Filialen Stromverträge abgeschlossen werden Strommarkt ein. können. Durch solche Kooperationen wird auch versucht, Offline-Kunden, die noch nicht Insgesamt sind 152 Stromlieferanten am gewechselt haben, zu erreichen. Weitere Ko- Strommarkt zu finden, die 4,3 Millionen operationen wie z.B. mit Mobilfunkbetreibern Haushalte und 1,4 Millionen Gewerbebe- wurden angekündigt. triebe und sonstige Kleinkunden beliefern. Davon sind 118 regionale Anbieter, die den Der Verein für Konsumenteninformation Großteil der Kunden in ihrem Liefergebiet (VKI) startete im Herbst 2013 seine erste haben. Je nach Region stehen in der Regel Energiekosten-Stop-Aktion, einem landes- einem angestammten Lieferanten 27 alter- weiten Gemeinschaftseinkauf für Ökostrom native Lieferanten, gegebenenfalls eine oder und Gas, der mit großem Erfolg im Laufe des zwei Tochtergesellschaften der regionalen Jahres 2014 umgesetzt wurde. Im April 2017 Anbieter und bis zu 15 regionale Lieferan- wurde inzwischen die vierte Energiekosten- ten, die auch österreichweit anbieten, ge- Stop- Aktion abgeschlossen. Dabei wurden genüber. In Wien kann ein Haushaltskunde 28.000 Wechselaufträge erteilt, 19.500 für zwischen 95 Angeboten von mehr als 40 An- Strom und 8.500 für Gas. Seit Beginn der Ak- bietern wählen, in Vorarlberg und Tirol ist das tion haben sich insgesamt 409.000 Haushal- Angebot im Vergleich zu Wien nur geringfügig te angemeldet, 165.600 Mal wurde darauf- eingeschränkt. hin der Strom- oder Gasanbieter gewechselt. 28
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