Patienteninformation Dilatative Kardiomyopathie (DCM, CMD) Orphanet (www.orpha.net): ORPHA217604 - UKM

 
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Patienteninformation Dilatative Kardiomyopathie (DCM, CMD) Orphanet (www.orpha.net): ORPHA217604 - UKM
ERN Guard Heart     Patienteninformation                                    Dilatative Kardiomyopathie (DCM)

Patienteninformation
Dilatative Kardiomyopathie
(DCM, CMD)
Orphanet (www.orpha.net): ORPHA217604

1.     Das normale, gesunde Herz                       Mit der Erweiterung der Herzkammern ist eine
                                                       Störung der Pumpfunktion verbunden, die zu
Das Herz ist ein muskuläres Hohlorgan, das durch       Blutrückstau und klinischen Beschwerden der
eine Herzscheidewand in eine rechte und eine linke     Herzinsuffizienz führt. Dies kann zur Flüssigkeits-
Hälfte unterteilt ist. Die rechte Hälfte übernimmt     ansammlung in den Lungen, in den Knöcheln, im
den Bluttransport zwischen Herz und Lunge              Unterbauch und anderen Organen, sowie zum
(Lungenkreislauf), die linke zwischen Herz und         Gefühl der Atemlosigkeit bei Anstrengung oder gar
übrigem Körper (Körperkreislauf).                      in Ruhe führen. Diese Reihe von Beschwerden ist als
                                                       Herzversagen bekannt. In den meisten Fällen
Beide Herzhälften sind durch Herzklappen unterteilt
                                                       entwickelt sich DCM langsam, deshalb kann ein Herz
in einen Vorhof (Atrium) und eine (Haupt-)Kammer
                                                       im Herzultraschall bereits relativ stark betroffen
(Ventrikel). Um das Blut zu pumpen (Vorhof >
                                                       sein, bevor die DCM diagnostiziert wird.
Hauptkammer > Kreislauf), schlägt ein gesundes
Herz in Ruhe 50-100 mal pro Minute. Ausgelöst und
                                                       Bei den Patienten mit DCM besteht je nach Krank-
kontrolliert wird der Herzschlag durch einen
                                                       heitsausprägung eine Neigung zu schnellen Herz-
elektrischen Impuls im Sinusknoten (Herzschritt-
                                                       rhythmusstörungen der Vor- und Hauptkammern,
macher), der anschließend zu den Vorhöfen und
                                                       die schlimmsten Fall zum Schlaganfällen, Embolien
dann über AV-Knoten, His-Bündel und Purkinje-
                                                       oder Kreislaufstillstand führen können.
Fasern auf die Kammermuskulatur geleitet wird, die
sich dann organisiert zusammenzieht und so das         Das Ruhe-EKG, aber auch der Herzultraschall zeigen
Blut in die beiden Kreisläufe pumpt. Nach jeder        oft Auffälligkeiten.
Herzerregung und rhythmischen Muskelkontrak-
tion bildet sich die elektrische Erregung zurück und
die Kammermuskulatur entspannt sich, um sich
erneut mit Blut zu füllen.

Mittels EKG und Herzultraschall können diese
Vorgänge und die Anatomie des Herzens in Ruhe
oder unter körperlicher Belastung beurteilt werden.

2.     Dilatative Kardiomyopathie (DCM)

Unter der Diagnose „Dilatative Kardiomyopathie”        Links: das normale Herz. Rechts: Herz mit DCM. R, rechts; L, links;
                                                       A, Atrium (Vorhof, Vorkammer), V, Ventrikel (Hauptkammer).
(DCM/CMD) wird eine Erkrankung des Herzens (=
Kardiomyopathie) mit Vergrößerung bzw. Erweite-        3.       Häufigkeit und Vererbung der DCM
rung der Herzkammern (= Dilatation) verstanden.
                                                       Die DCM ist relativ selten, d.h. ca. jede 500 - 1.000
Zunächst ist in der Regel die linke Hauptkammer in     nicht-verwandte Person ist betroffen (sog. Präva-
Form einer Erweiterung und später mit einer Pump-      lenz oder Fallanzahl). Es handelt sich bei der DCM zu
schwäche (= Herzinsuffizienz) betroffen; bei fort-     40-50% um eine Erbkrankheit, d.h. Ursache ist
schreitender Erkrankung kann auch die rechte Herz-     genetisch bedingt und an Nachkommen vererbbar.
kammer ähnlich betroffen sein.                         Meist sind mehrere Familienmitglieder, jedoch

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individuell unterschiedlich in der Krankheits-                 Die meisten genetischen DCM-Unterformen (> 20
ausprägung und Symptomen, betroffen.                           verschiedene) sind autosomal (= geschlechts-unab-
                                                               hängig) dominant vererbt, d.h. das Vorkommen ei-
Die DCM ist im Kindes- und Jugendalter die häufig-
                                                               nes veränderten DCM-Gens* (bzw. einer Mutation)
ste Form der Herzmuskelerkrankung. Sie tritt u.a.
                                                               reicht aus, um die Erkrankung zu verursachen.
familiär gehäuft und ist dann genetisch bedingt,
kann aber auch durch eine Reihe äußerer Faktoren               Seltener sind autosomal-rezessive oder digene
(z.B. Herzmuskelentzündung/Myokarditis, Durch-                 Formen (zwei Mutationen vorliegend; < 5%) oder
blutungsstörungen) sowie bei neuromuskulären                   Neumutationen (beide Eltern ohne Mutation; < 1%).
und Stoffwechsel-Erkrankungen auf. Die Erkran-
                                                               Nachkommen ohne die familiäre Genmutation
kung ist dann „erworben“ (sekundär, exogen).
                                                               (‘gesund’) können die Erkrankung nicht an ihre
Trotz erheblicher Fortschritte auf dem Gebiet der              Nachkommen weitergeben bzw. vererben.
genetischen Diagnostik in den letzten Jahren ist
                                                               Typischerweise sind die DCM-assoziierten Symp-
diese bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
                                                               tome, d.h. die Krankheitsausprägung der jeweiligen
nur bedingt (bei isolierter DCM nicht) notwendig.
                                                               Mutationsträger, innerhalb einer Familie unter-
Wenn die DCM im Rahmen einer neuromuskulären
                                                               schiedlich (sog. variable Krankheitsexpressivität)
Erkrankung auftritt oder z.B. zusätzlich eine Störung
                                                               und von zusätzlichen Faktoren abhängig.
des Reizleitungssystems besteht, ist eine genetische
Diagnostik sinnvoll und zumeist aufklärend.                    Bei ca. 50% der DCM-Patienten kann keine gene-
                                                               tische oder anderweitige Ursache festgestellt wer-
Mutationen, d.h. krankheitsverursachende Verän-
                                                               den. Man spricht dann von einer „idiopathischen“
derungen in der Erbinformation (DNA-Sequenz) von
                                                               DCM.
DCM-ursächlichen Genen, finden sich immer bei
allen Betroffenen einer Familie und sind für diese             4.    Symptome bei DCM
jeweils spezifisch (“Jede Familie hat ihre eigene
                                                               Patienten, die an einer DCM erkrankt sind, können
Mutation”). Jedes DCM-Gen ist immer 2x im Erbgut
                                                               u.U. körperlich gut belastbar sein und relativ be-
vorhanden; die Wahrscheinlichkeit, dass ein verän-
                                                               schwerdefrei sein, wenn die Erkrankung z.B. früh im
dertes DCM-Gen* von dem erkrankten Elternteil an
                                                               Herzultraschall erkannt (und ggfs. behandelt)
einen Nachkommen weitergegeben wird, ist damit
                                                               wurde. Manche Patienten haben kaum Symptome,
rein statistisch (“gemittelt”) 50%.
                                                               wohingegen andere deutliche Probleme (s.u.) ent-
                                                               wickeln, welche eine komplexe Behandlung
                                                               erfordern.

                                                               Wenn Patienten mit DCM an Symptomen leiden,
                                                               können diese oft durch Medikamente oder andere,
                                                               zusätzliche Therapien behandelt werden. Die Symp-
                                                               tome von DCM sind ähnlich einem Herzversagen,
                                                               d.h. der Herzmuskel kann nicht mehr genügend Blut
                                                               durch Lungen und Körper pumpen. Hierzu gehören
                                                               u.a. Kurz- oder Schweratmigkeit unter Belastung
                                                               oder gar in Ruhe, Anschwellen der Knöchel, Füße
                                                               oder gar vom Unterbauch/Rücken, Müdigkeit und
                                                               fehlende Belastbarkeit, sowie Herzklopfen, Herz-
                                                               rhythmusstörungen; letztere können Vorhof-
Stammbaum oben: Vater (eckig, schwarz) erkrankt; Tochter #1
                                                               flimmern sein, andere Herzrhythmusstörungen sind
     (rund, schwarz), Sohn #1 (eckig, schwarz) erkrankt und
     Sohn #2 (eckig, grau) leicht erkrankt. Gesund sind die    mitunter lebensbedrohlich, insbesondere wenn die
     Mutter (rund, weiß) und Tochter #2 (rund, weiß).          Pumpleistung des Herzmuskels deutlich einge-
Stammbaum unten: Mutter (rund, schwarz) erkrankt; Tochter #1   schränkt ist.
     (rund, grau) leicht erkrankt, Sohn #1 (eckig, weiß) und
     Vater gesund, Tochter #2 (rund, schwarz) und Sohn #2
     (eckig, schwarz) erkrankt.

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5.     Diagnose der DCM                                Blutdruck und Herzrhythmusstörungen sowie QT-
                                                       Intervall werden gemessen. Bei Patienten mit DCM
Die Diagnose einer DCM ist zunächst auf dem            gibt das Belastungs-EKG Informationen über die
Herzultraschall beruhend, wo Herzfunktion und          derzeitige Leistungsfähigkeit (+/- Therapie), Durch-
Herzkammergrößen beurteilt werden.                     blutungsstörungen und mögliche, belastungs-ab-
Bei auffälligen Befunden wird mitunter eine            hängige Herzrhythmusstörungen.
zusätzliche Bildgebung (Kardio-MRT, mit Kontrast-
                                                       5.3    Das Langzeit-EKG (Holter-EKG)
mittelgabe) oder eine invasive Herzkatheter-
untersuchung (Darstellung der Herzkrankgefäße,         Das Langzeit-EKG (Aufzeichnungsdauer: 1-7 Tage)
Kreislaufdruckmessungen) erforderlich. Mit einer       ist ein kleiner EKG-Apparat (mit Umhängegürtel),
Blutentnahme können weitere Ursachen einer DCM         wo die elektrische Herzaktivität mit 4 oder 6
(z.B. Stoffwechselerkrankungen, Herzmuskelent-         Elektroden (am Brustkorb geklebt) aufgezeichnet
zündung, etc.) erkannt werden.                         werden. Es geht darum, schnelle oder langsame
                                                       Herz-rhythmusstörungen zu dokumentieren und
Die eigene Krankengeschichte (Anamnese), Fami-
                                                       nach Möglichkeit mit Symptomen zeitlich zu
lienanamnese (plötzlicher Herz-/Kinds-/Badetod,
                                                       korrelieren (Patienten-/Aktivitätsprotokoll).
andere Familienmitglieder mit DCM oder Defibril-
lator) sowie die körperliche Untersuchung wie die      5.4    Der Event-Recorder (Ereignisschreiber)
gezielte kardiologische Untersuchung können hin-
                                                       Es handelt sich um ein besonderes Langzeit-EKG mit
weisend für ein DCM sein.
                                                       der Aufzeichnungsdauer von bis zu 30 Tagen
*** Manchmal, insbesondere im frühen Stadium,          (externer Event-Recorder/EKG-Apparat) oder um
kann die Diagnose schwierig sein. Manchmal ist die     ein kleines Gerät, welches in das Unterhaut-
Herzkammer noch nicht wesentlich vergrößert,           fettgewebe (Brustkorb links) für 1-2 Jahre einge-
jedoch etwas in der Pumpfunktion beeinträchtigt        setzt    wird     (implantierter       Loop-Recorder,
(„hypokinetisch“) oder auffallend von Herzrhyth-       telemetrisch). Bei Symptomen kann über einen
musstörungen oder Extraschlägen betroffen. Diese       Knopf das Gerät aktiviert werden, um mögliche
Phase wird auch als „Arrhythmogene (unklas-            Herzrhythmusstörungen zu dokumentieren und
sifizierte) Kardiomyopathie (A(U)CM) bezeichnet.       i.W. spezifisch zu behandeln. Es handelt sich um
                                                       eine Spezialdia-gnostik im Einzelfall.
5.1    Das Ruhe-EKG
                                                       5.5    Der Herzultraschall (Echokardiographie)
Über Elektrodenpflaster (6x Brustkorb, 2x Arme, 2x
Beine), die über Kabel an das EKG-Gerät                Im Herzultraschall (Ruhe oder auch Stress-
angeschlossen sind, wird die Herzaktivität der         untersuchung) werden Pumpfunktion und wichtige,
Vorhöfe und Hauptkammern in 12 verschiedenen           anatomische Strukturen des Herzens (Kammern,
Ableitungen hochauflösend und kontinuierlich           Herzklappen, herznahe Gefäße, Herzbeutel) beur-
registriert und neben der Herzfrequenz, dem            teilt. Die Herzkrankgefäße sind nicht erkennbar.
Herzrhythmus (Extraschläge ja/nein, Herzrhythmus-
                                                       *** Weitere kardiologische Untersuchungen (Kar-
störungen ja/nein) auch Herzzeitintervalle (z.B. QT-
                                                       dio-MRT, Herzkatheter, Elektrophysiologische
Intervall) und das Aussehen einzelner EKG-
                                                       Untersuchung, Herzmuskel-Biopsie) sind meist
Komponenten (z.B. T-Welle, elektrischer Lagetyp
                                                       erforderlich.
des Herzens) beurteilt.
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Bei Patienten mit DCM können im Ruhe-EKG
Vorhofflimmern, AV-Blöcke, Extraschläge aus den        Genetische Untersuchungen werden am Erb-
Hauptkammern oder gar Herzrhythmusstörungen            material (DNA) durchgeführt, was aus Blut (oder
aufgezeichnet werden.                                  Körpergewebe) isoliert wurde. Ziel ist es, die Erbin-
                                                       formation des Patienten in Genen für die Erkran-
5.2    Das Belastungs-EKG                              kung “zu lesen”, um mögliche Abweichungen von
                                                       der Natursequenz zu detektieren; diese können
Es handelt sich um ein 12-Kanal-EKG unter Be-
                                                       entweder krankheitsverursachend (=Mutation)
lastung (meist Ergometer/Fahrrad); Herzfrequenz,

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oder auch nur einfache “natürliche Varianz” (Poly-       Ein moderates Ausdauertraining kann im Hinblick
morphismus, ohne Krankheitsbedeutung) sein.              auf Belastbarkeitssteigerung und Herzmuskelstär-
                                                         kung positiv wirken; bei reduzierter Pumpfunktion
Für jede Familie gibt es dabei eine individuelle, d.h.
                                                         ist eine kompetitive, hochintensive Aktivität unter-
für die Familie spezifische Genveränderung. Selten
                                                         sagt, freizeitsportliches Ausdauertraining ist jedoch
liegen 2 Genmutationen vor.
                                                         möglich. Bei DCM-Genträgern ohne klinische Mani-
Für das DCM sind >15 verschiedene Gene bzw.              festation sind (fast) alle Sportarten möglich.
genetische Unterformen bekannt. Dennoch ist die
Aufklärungsrate mit einem positiven Mutations-           8.      Regelmäßige Arztbesuche
befund (“Sensitivität”) nicht 100%, sondern ca. 30-
40%. Ein negativer Genbefund (ohne Mutations-            Eine spezialisierte Einrichtung bzw. Zentrum wird
nachweis) schließt daher die Erkrankung nicht aus.       Sie gemeinsam mit Ihrem Herzspezialisten und
Das DCM-Hauptgen ist das Gen TTN (Titin).                anderen Ärzten vor Ort betreuen und Sie je nach
                                                         Bedarf (z.B. Symptome, Alter, spezielle Umstän-
Die genetischen Untersuchungen dauern ca. 2-8            de/Situationen/OP, Behandlungen) beraten, wie
Wochen, je nach Untersuchungsumfang/-art und             häufig Vorstellungen und ggf. eine Anpassung der
sollten von einer humangenetischen und kardiolo-         Therapie erforderlich sind. Auch werden Fragen
gischen Beratung begleitet werden.                       zum Lebensstil, der Einfluß auf die Erkrankung
                                                         haben kann, detailliert besprochen.
6.     Therapie
                                                         Bei Bedarf kann ein Kontakt zu Selbsthilfegruppen
Eine ursächliche Therapie für eine DCM gibt es
                                                         oder auch zu anderen Ärzten hergestellt werden,
nicht; dennoch sind die frühzeitige Erkennung der
                                                         um eine umfassende und interdisziplinäre
Erkrankung und medikamentöse Therapie sinnvoll,
                                                         Betreuung sicher zu stellen.
um Symptome und den langfristigen Verlauf günstig
zu beeinflussen. Falls Patienten von einem               DCM-Mutationsträger ohne aktuelle Zeichen der
plötzlichen Herztod bedroht sind (z.B. bei               Erkrankung sollten sich in größeren Abständen (z.B.
schwerwiegender          Herzinsuffizienz      oder      alle 3-5 Jahre) oder beim Auftreten erstmaliger
Herzrhythmusstörungen, die sich mitun-ter                Symptome klinisch untersuchen lassen.
gegenseitig bedingen), kann die Behand-lung mit
einem Defibrillator (ICD, S-ICD) mit oder ohne           9.     DCM und Familie
Herzschrittmacherfunktion notwen-dig sein. Bei
schwerer Herzinsuffizienz und Pumpschwäche               Wurde eine DCM diagnostiziert und ist eine
können      neben    der     intensiv-medizinischen      angeborene Form wahrscheinlich, sollten unmittel-
Behandlung auch eine Behandlung mit einem                bare (biologisch verwandte) Familienmitglieder –
Kunstherz      bzw.    eine     Herztransplantation      unabhängig von Symptomen - auf das Vorliegen
erforderlich sein. Bei ausgeprägter DCM besteht          eines DCM untersucht werden (Ruhe- und
u.a. das Risiko der Entstehung von Thromben und          Belastungs-EKG). Ist eine DCM-Genmutation be-
Embolien, das durch sog. Gerinnungshemmer/Blut-          kannt, sollten sich die Familienmitglieder im Umfeld
verdünner gesenkt werden kann.                           einer humangenetischen und kardiologischen
                                                         Beratung diesbezüglich untersuchen lassen (sog.
7.       Lebensstil und Sport                            Heterozygotentestung). Die Untersuchung ist dabei
                                                         entweder diagnostisch oder prädiktiv. Wird die
Durch Lebensstilmodifikation können bei Patienten        bekannte DCM-Genmutation der Familie nachge-
mit DCM der klinische Verlauf, insbesondere die          wiesen (‘positiver Gentest’)(Stufe 1: Eltern, Kinder
Herzinsuffizienz, in frühen und mittleren Stadien        und Geschwister des Ersterkrankten der Familie),
der Erkrankung positiv beeinflusst werden. Die           sollten im Rahmen der sog. Kaskadenuntersuchung
Stärke der Empfehlungen, den Lebensstil                  weitere Familienmitglieder (z.B. Kinder eines
anzupassen, als auch die der Therapie orientiert sich    Bruders mit positivem Gentest) ebenfalls
am Ausmaß der Erkrankung.                                kardiologisch und genetisch untersucht werden
                                                         (Stufe 2, 3, …).

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ERN Guard Heart     Patienteninformation                               Dilatative Kardiomyopathie (DCM)

Da DCM-Patienten bereits in der Kindheit oder nach
der Geburt Symptome haben können, ist eine
frühzeitige Diagnostik wichtig.

DCM-Familienangehörige mit der DCM-Genmuta-
tion (‘positiver Gentest’) werden auch als Muta-
tionsträger bezeichnet.

Die Untersuchung ist dabei entweder diagnostisch
oder prädiktiv (keine Erkrankungszeichen oder
Symptome) und unterliegt dem sog. Gendiagnostik-
Gesetz (GenDG).

Familienangehörige mit negativem Gentest (keine
DCM-Genmutation) sind bei gleichzeitigen,
unauffälligen EKG-Befunden diesbezüglich nicht-
betroffen;    ihre   Nachkommen      wie    auch      Kontakt:
Angeheiratete müssen nicht weiter in Bezug auf
eine DCM untersucht werden, da keine Weitergabe-      Spezialambulanz für Patienten mit genetischen
wahrscheinlichkeit besteht.                           Herzerkrankungen

                                                      Institut für Genetik von Herzerkrankungen (IfGH)
10.     DCM und Schwangerschaft
                                                      (Leitung: Univ.-Prof. Dr. med. E. Schulze-Bahr)
Es ist sinnvoll, im Vorfeld einer Schwangerschaft
                                                      Universitätsklinikum Münster (UKM)
Ihre Fragen, potentielle Risiken, ggf. eine Umstel-
lung der Medikation (? embryotoxisch) und die         E-Mail: herzgenetik@ukmuenster.de
interdisziplinäre Beratung und Art der Betreuung      T. +49-251-83 44945
während der Schwangerschaft zu besprechen.            F. +49-251-83 52980

Auch während der Schwangerschaft und im ersten        https://www.ukm.de/index.php?id=swgh_uebersicht
Jahr hiernach sollten Verlaufsuntersuchungen statt-
finden.

11.   DCM und offene Fragen
Bitte rühren Sie sich diesbezüglich.

Notizen:
                                                      https://guardheart.ern-net.eu

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