Pflege - aber richtig - Wie eine nachhaltige und generationengerechte Finanzierung funktioniert - PKV-Verband
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HERBST 2020 Ein Informations-Angebot des PKV-Verbandes Pflege – aber richtig. Wie eine nachhaltige und generationengerechte Finanzierung funktioniert
Editorial D SPEZIAL: PFLEGEREFORM ie Reform der Pflegeversicherung In jedem Fall würde sie nicht das zentrale ist ein echtes Zukunftsthema – mit Demografie-Problem der Pflege lösen. Die weitreichenden Folgen bis in die großen Jahrgänge der Babyboomer gehen ab nächsten Generationen und zugleich mit 2030 in den Ruhestand, zahlen dann deutlich widersprüchlichsten Forderungen aus den weniger Beitrag und kommen zusehends ins verschiedenen politischen Richtungen. Umso pflegebedürftige Alter. Das führt zu enorm bemerkenswerter ist es, dass Bundesgesund- steigenden Kosten, die zu Lasten von immer heitsminister Jens Spahn die Energie auf- weniger aktiven Erwerbstätigen gehen. Dabei gebracht hat, mitten in der Corona-Krise auch ist es letztlich egal, ob die Jüngeren diese noch dieses Großprojekt anzupacken. Pflegekosten durch Sozialbeiträge oder Die gesetzliche Pflegeversicherung wird Steuern aufbringen müssen – in jedem Fall auch nach der Reform eine Teilkaskover- stellt sich die Frage nach der Generationen- sicherung bleiben. Da ist es nur konsequent, gerechtigkeit. dass der Minister zugleich einen zusätzlichen Hinzu kommt die Sorge, dass eine Decke- Ausbau der privaten Pflegevorsorge fördern lung der pflegerischen Anteile auf 700 Euro im Dr. Florian Reuther will. Denn für jeden Einzelnen bleibt auch Monat falsche Anreize setzen würde: Überall Direktor des Verbandes der Privaten nach der Reform eine zusätzliche Absicherung dort, wo heute schon die Eigenanteile darü- Krankenversicherung e. V. des immer teurer werdenden Pflegerisikos ber liegen, spielte dann bei der Auswahl des notwendig. Weil das Pflegerisiko meist erst Pflegeheims das individuelle Kostenbewusst- im hohen Alter eintritt, kann man sich darauf sein keine Rolle mehr. mit langfristiger Eigenvorsorge sehr gut vor- Wie auch in der Energie- und Klima- bereiten – die übrigens viel günstiger ist, als politik gilt für die Pflege das Gebot einer die meisten denken. nachhaltigen Politik, die sich ihrer Ver- Jetzt ist die Diskussion eröffnet – und sie antwortung für die Lebensgrundlagen der wird die sozialpolitische Debatte des Jahres nachfolgenden Generationen stellen muss. 2021 dominieren. Die geplante Deckelung In diesem Magazin wollen wir Ihnen einen der Eigenanteile für den Bereich der reinen Überblick zu wichtigen Daten und Fakten Pflegekosten bei stationärer Versorgung ist rund um die Pflege und die Probleme ihrer im Ergebnis eine Ausweitung der Leistungs- zukünftigen Finanzierung geben. Minister ansprüche an die Pflegeversicherung – mit Spahn betont zu Recht: „Pflege ist die soziale beträchtlichen Kostenfolgen. Schon die ers- Frage der 20er-Jahre.“ Wir sind bereit, uns ten kritischen Einwände legen nahe, dass dieser Herausforderung zu stellen. die geplante Finanzierung zu Lasten der Steuerzahler noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Mit besten Grüßen, Ihr Dr. Florian Reuther IMPRESSUM PKV publik | Herbst 2020 Herausgeber Verantwortlich Fotos Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. Dr. Florian Reuther Titel, S. 4: iStock/smartboy10 Postfach 51 10 40 · 50946 Köln Redaktion S. 11: AdobeStock/macgyverhh Gustav-Heinemann-Ufer 74 c · 50968 Köln Stefan Reker, Stephan Caspary, S. 12: iStock/fizkes Telefon (0221) 99 87-0 · Telefax -39 50 Patrick Härtel-Jansen S. 14: AdobeStock/Yakobchuk Olena ISSN 0176-3261 www.pkv.de | presse@pkv.de 2
Inhalt Vorsorge statt Kostenexplosion SPEZIAL: PFLEGEREFORM Die Pflegereform wird viel Geld kosten – vor allem für jüngere Generationen. Alternativen wie die private Vorsorge bieten sich an. �������������������������������������������������������������������� 4 Pflege in Deutschland Auf einen Blick. Die wichtigsten Daten und Fakten rund um das Thema Pflege und Pflegeversicherung. ��������������� 8 „Armutsfalle Pflege“? Das stimmt nicht ganz. Neue Studien zeichnen ein anderes Bild. ���������������������������������� 10 4 Die Pflegezusatzversicherung 10 Teure Pflegevorsorge? Weit gefehlt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, preiswert vorzusorgen. Privat und auch betrieblich. ������������������������������������������������������������������������������ 12 Ein neuer Generationenvertrag für die Pflege Der PKV-Verband hat ein Konzept vorgelegt, wie die Pflege nachhaltig und generationengerecht gestaltet werden kann. ��������������������������������������������������������������� 14 Wettbewerb, gute Arbeit und demografiefeste Finanzierung 12 Wie sich eine Initiative aus Vertretern der Wirtschaft, der Pflege sowie der Beamten gegen Gesundheits- minister Spahns Reformpläne stellt. �������������������������������������� 15 3
Vorsorge statt SPEZIAL: PFLEGEREFORM Kostenexplosion Bei der Pflegereform geht es um hohe Milliardenbeträge. Was die Älteren beru- higen soll, wird ein finanzieller Sprengsatz für die Jüngeren und ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Arbeitsplätze. Der geplante Steuerzuschuss zur Pflege steigt schon bis 2030 von 6 Milliarden auf über 16 Milliarden Euro pro Jahr. Durch mehr private Vorsorge ließe sich eine Überlastung der nachfolgenden Generationen verhindern. 4
SPEZIAL: PFLEGEREFORM P flege ist die soziale Frage der 20er- zuschuss würden die Kosten der Reform die Jahre.“ Mit diesen Worten hat Pflege-Beiträge so stark erhöhen, dass die Bundesgesundheitsminister Jens 40-Prozent-Grenze gerissen würde. Schon in Spahn die Debatte über seine Pläne der konjunkturell guten Lage vor der Corona- zur Reform der Pflegeversicherung eröffnet. Pandemie ist der Beitragssatz stark gestiegen. Die enormen Kosten der Pflege machen sie Denn die Leistungen wurden bereits durch auch zu einer ökonomischen Frage, und das die Reformen der letzten Jahre deutlich aus- weit über die 20er-Jahre hinaus – mit beträcht- geweitet. Die Folge: Die Kosten steigen schneller lichen Folgen insbesondere für die jüngeren als die Einnahmenbasis. Generationen. Die Pläne sehen eine deutliche Ausweitung Demografischer Wandel mit der Leistungen vor, indem die Eigenanteile der explosiven Folgen Pflegebedürftigen bei stationärer Pflege für 36 Monate auf 700 Euro gedeckelt und dann ganz Hinzu kommt der demografische Wandel – von der Pflegeversicherung übernommen wer- immer weniger Beitragszahler müssen die den sollen. Hinzu kommen Impulse für höhere Leistungen für immer mehr Pflegebedürftige Tariflöhne der Pflegekräfte und neue Hilfen für bezahlen. Das Wissenschaftliche Institut der PKV pflegende Angehörige. Die zusätzlichen Aus- (WIP) hat daher analysiert, wie sich die Beitrags- gaben beziffert Spahn auf anfangs 6 Milliarden last der Gesetzlichen Pflegeversicherung in den Euro im Jahr. Sie sollen über einen dauerhaften kommenden Jahren entwickeln wird. steuerfinanzierten Zuschuss aus dem Staats- Schon das günstigste Szenario prognosti- haushalt an die Pflegeversicherung finanziert ziert eine starke Beitragserhöhung. Es unter- werden. stellt, dass Ausgaben und Einnahmebasis der So soll verhindert werden, dass die Sozial- Pflegeversicherung jährlich mit derselben Rate abgaben über die 40-Prozent-Grenze steigen, wachsen. So werden die Zusatzkosten in Folge die als Obergrenze für die wirtschaftlich noch der Alterung der Bevölkerung sichtbar. Selbst verkraftbaren Lohnzusatzkosten in Deutsch- ohne zusätzlichen Kostendruck stiege der land angesehen wird, um nicht den Erhalt von Pflege-Beitragssatz demnach auf 4,1 Prozent Arbeitsplätzen zu gefährden. Ohne den Steuer- im Jahr 2040 – also um mehr als ein Drittel. Folgen für die Steuerzahler Mögliche Entwicklung des Bundeszuschusses für die SPV* bei einer Dynamisierung mit der pflegespezifischen 7,6 Inflation, in Milliarden Euro 6,0 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Quelle: Wissenschaftliches Institut der PKV (2020) * Soziale Pflegeversicherung 5
„Der Steuerzuschuss verdeckt, dass die Reformpläne jeden Durchschnittsverdiener über 13 Prozent mehr Beitrag SPEZIAL: PFLEGEREFORM kosten würden.“ Frank Wild, Leiter des WIP Die Kosten der bevorstehenden Reform kämen zahler dafür im Zeitraum 2022 bis 2030 zusätzlich da noch obendrauf. Auf Basis der Eckpunkte von nochmals 40,8 Milliarden Euro aufbringen (siehe Minister Spahn haben die Ökonomen des WIP Grafik). Die Summe aus Inflations- und Demografie- abgeschätzt, was die neue Reform kosten würde. Effekt kostet dann 2030 schon 16,1 Milliarden Euro Die Rechnung basiert u.a. auf einem Anstieg der zusätzlich – pro Jahr. Personalkosten um 3 Prozent im Jahr, die etwa Kritik kommt denn auch von Vertretern der zwei Drittel der Pflegekosten ausmachen. Dies ist deutschen Wirtschaft, der Pflege-Branche sowie eine vorsichtige Annahme, denn tatsächlich sind des Beamtenbundes, die sich zu einer „Initiative die Pflegelöhne zuletzt um 4 bis 5 Prozent im Jahr für eine nachhaltige und generationengerechte gestiegen, wie die FAZ berichtete. Wenn der Bundes- Pflegereform“ zusammengeschlossen haben (siehe zuschuss um diese „pflegespezifische Inflation“ Seite 15): Die Reformpläne seien weder nachhaltig dynamisiert wird, kämen auf die Steuerzahler von noch generationengerecht. Derartige Leistungs- 2021 bis 2030 somit zusätzliche Lasten von ins- ausweitungen ohne Rücksicht auf die finanzielle gesamt 67,8 Milliarden Euro zu (siehe Grafik Seite 5). Tragfähigkeit im demografischen Wandel würden Steuer- und Beitragszahler massiv belasten. Die 16 Mrd. Euro Zusatzlast pro Jahr Einführung eines Steuerzuschusses sei eine weitere Hypothek zu Lasten der jüngeren Generationen und Wenn die Politik ihr erklärtes Ziel erreichen will, des Wirtschaftsstandorts. Um die Pflege finanziell den Pflege-Beitragssatz stabil zu halten, müsste sie langfristig zu sichern, müsse noch stärker auf die überdies auch die Kosten ausgleichen, die beim private Pflegevorsorge gesetzt werden. bestehenden Leistungsniveau allein durch die Dafür hat der Verband der Privaten Kranken- demografische Alterung erwachsen. Bei wiederum versicherung (PKV) einen „neuen Generationen- sehr vorsichtiger Schätzung müssten die Steuer- vertrag“ vorgeschlagen. Er soll die Belastung der Der Preis der Demografie Notwendige Bundeszuschüsse, um den 8,50 Pflege-Beitragssatz konstant zu halten, 7,60 in Milliarden Euro 6,39 5,44 4,56 Selbst im günstigsten 3,58 Fall, ohne Inflations- 2,61 effekt, werden die Pflegeausgaben allein 1,47 durch die demografische 0,68 Alterung steil ansteigen. Die Summe der Mehr- kosten von 2022 bis 2030 beträgt 40,8 Mrd. Euro 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 6
Älteren infolge steigender Eigenanteile gezielt „Pflege wird abhängig abfedern und zugleich die Jüngeren beim Aufbau einer privaten Eigenvorsorge unterstützen. So könnte der Beitragssatz zur Pflegeversicherung vom Finanzminister“ langfristig auf dem heutigen Niveau nahe 3 Prozent Interview mit Frank Wild, Leiter des stabilisiert werden (siehe Seite 14). Wissenschaftlichen Instituts der Eine Steuerfinanzierung hingegen „macht das System sehr intransparent“, warnt Prof. Dr. Martin PKV (WIP) Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum. „Die Ver- Herr Wild, kann der vom Minister Spahn suchung ist groß, Mehrausgaben in den Sozialkassen vorgesehene Steuerzuschuss in Höhe von über Steuererhöhungen zu finanzieren.“ 6 Milliarden Euro helfen, den Beitrags- satz in der Pflegeversicherung stabil zu Die Jüngeren zahlen drauf halten? Der vorgeschlagene Steuerzuschuss Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft dient zur Finanzierung von Mehrausgaben (IW Köln) zeigt überdies, dass eine pauschale Ent- der geplanten Pflegereform, die sonst einen lastung der älteren Generation auch sozialpolitisch Anstieg des Beitragssatzes von 3,05 auf 3,45 Prozent fragwürdig wäre. Denn entgegen der gesellschaft- auslösen würde (bei Kinderlosen von 3,3 auf 3,7 Prozent). lichen Wahrnehmung sind die Älteren im Schnitt öko- Für einen Durchschnittsverdiener wäre dies eine Erhöhung nomisch keineswegs schlechter gestellt als jüngere von 94,50 auf 106,90 Euro, also um über 13 Prozent. Wenn Generationen, im Gegenteil (siehe Seite 10). der Beitragssatz bei einer absehbar zunehmenden Zahl von Auch Werding warnt vor einem „Verstoß gegen Pflegebedürftigen stabil gehalten werden soll, müsste der die Generationengerechtigkeit“. Die Sozialabgaben Steuerzuschuss Jahr für Jahr erhöht werden. Nach unseren belasteten die Jüngeren auf Dauer fast doppelt so Berechnungen müsste er 2030 bereits 16,1 Milliarden Euro stark wie die Älteren. Ein heute 10-jähriges Kind betragen, wenn trotz der Mehrausgaben der Beitragssatz wie werde in seinem Leben insgesamt über 54 Prozent angekündigt auf dem heutigen Niveau gehalten werden soll. seines Erwerbseinkommens an Sozialabgaben abführen müssen, während es für einen heute Ist ein Steuerzuschuss sinnvoll, um den gesamten Sozialbeitrag 80-Jährigen nur 34 Prozent seien. Um die Belastung unter 40 Prozent zu halten? nachfolgender Generationen zu begrenzen, sei eine Eine Steuerfinanzierung erzeugt eine Finanzierungsillusion. private, kapitalgedeckte Vorsorge notwendig. Die bisherige Transparenz in der Pflegeversicherung über Ein innovatives Modell für eine solche Vorsorge den Beitragssatz ginge verloren. Zudem müssen die Steuer- hat soeben die Chemie-Branche vorgelegt und in mittel ebenso wie die Sozialbeiträge auch erarbeitet wer- ihrem Tarifvertrag eine betriebliche Pflegezusatz- den. Jede Erhöhung der Abgabenlast wirkt negativ auf die versicherung für alle Beschäftigten vereinbart (siehe wirtschaftliche Entwicklung. Das können wir gerade jetzt, wo Seite 13). Dass eine umfassende Pflege-Vorsorge die Corona-Rezession zu überwinden ist, nicht gebrauchen. auch individuell zu sehr günstigen Konditionen mög- Und eine Steuerfinanzierung funktioniert genauso wie die lich ist, zeigt eine Marktanalyse der Rating-Agentur Sozialversicherung als Umlageverfahren, in dem die aktuellen Assekurata (siehe Seite 12/13). Einnahmen dazu verwendet werden, die aktuellen Ausgaben Es gibt also konkrete Alternativen zu einer Politik, zu decken. Wenn die Ausgaben wie erwartet zukünftig stei- die die Kosten der heutigen Leistungsversprechen gen, nimmt in beiden Varianten die Belastung der jüngeren auf nachfolgende Generationen verschiebt. Die Generation zu. Debatte ist eröffnet. Frage: Kann sich der Pflegebedürftige wenigstens zukünftig auf die Finanzierung durch seine Pflegeversicherung verlassen? Der dauerhafte Einstieg in einen Steuerzuschuss zur Pflegever- sicherung bringt die Pflege in zunehmende Abhängigkeit vom Finanzminister. Sie kommt dann in Konkurrenz mit anderen Zielen wie Investitionen in Digitalisierung oder Klimaschutz. In der Corona-Krise werden momentan historisch hohe Staats- Die WIP-Analysen stehen auf der Website schulden gemacht. Es ist abzusehen, dass früher oder später www.wip-pkv.de zum Download zur Verfügung. eine zunehmende Priorisierung bei der Verteilung von Steuer- Informationen zur Initiative für eine nachhaltige und mitteln notwendig wird. Daher ist offen, ob die Leistungsver- generationengerechte Pflegereform finden Sie auf sprechen, die jetzt gegeben werden, auch zukünftig gewährt www.generationengerechte-pflege.de. werden können. Gedeckt sind diese Versprechen nicht. 7
Entwicklung des Leistungen der Pflegeversicherung Pflegebedarfs Geldleistungen in Abhängigkeit vom Pflegegrad und den erbrachten Leistungen Prognostizierte Anzahl der Pflegebedürftigen in Millionen 2.005 € 6,1 1.995 € 1.995 € 5 1.775 € 1.612 € 1.612 € 6 4 5,3 1.298 € 1.298 € 1.262 € 5 4,8 3 901 € 4,2 770 € 2 728 € 689 € 689 € 4 545 € 125 € 1 316 € 0€ 0€ 0€ 3 2,4 PFLEGE- PFLEGESACH- TEILSTAT. VOLLSTAT. PFLEGE- GELD LEISTUNG PFLEGE PFLEGE 2 GRAD 2010 2020 2030 2040 2050 AMBULANT (TEIL-)STATIONÄR Quelle: Statistisches Bundesamt Quelle: Statistisches Bundesamt Pflege Monatliche Eigenanteile bei Unterkunft im Pflegeheim in De Durchschnittswerte in Euro je Bundesland, ohne Sonder- einrichtungen, Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (EEE) inklusive Ausbildungsvergütung, Stand: 01.09.2020 SCHLESWIG- HOLSTEIN MECKLENBURG- 1.803,62 € VORPOMMERN BREMEN HAMBURG 2.198,25 € 1.521,30 € Alterungsrückstellungen 1.995,88 € BERLIN pflichtversicherung 2.076,86 € NIEDERSACHSEN Jede Generation trägt durch ihre Alterungsrücks 1.665,80 € SACHSEN- BRANDENBURG ihre im Alter steigenden Pflegekosten ANHALT 1.785,91 € NORDRHEIN- 1.511,41 € WESTFALEN 40 2019: 39 2.502,01 € SACHSEN 1.547,87 € 35 HESSEN THÜRINGEN 2.044,09 € 1.648,11 € 30 2009: Mrd. € 20 RHEINLAND- BUNDES- PFALZ 2.187,33 € DURCHSCHNITT 25 2.057,11 € Mrd. € 20,4 20 17,2 SAARLAND BAYERN 14,6 2.462,03 € BADEN- 2.079,36 € 15 WÜRTTEMBERG 11,8 2.395,29 € 10 8,6 5 2001 2003 2005 2007 2009 Quelle: PKV-Verband
Einrichtungen und Beschäftigte in der Pflege 15.000 Pflegeheime* Anzahl der Beschäftigten Ambulante in Tausend 716 14.000 Pflegedienste 13.000 12.000 398 443 11.000 185 10.000 *) davon Pflegeheime mit 2000 2018 2000 2018 9.000 vollstationärer Dauerpflege AMBULANTE STATIONÄRE UND PFLEGE TEILSTATIONÄRE 2007 2009 2011 2013 2015 2017 PFLEGE Quelle: Statistisches Bundesamt Was kostet es, die Pflege- Das wird befürchtet Das ist man bereit auszugeben So günstig ist es wirklich vorsorgelücke zu schließen? Was die Deutschen an Kosten erwarten, was sie bereit sind auszugeben – und was es tatsächlich kostet * Beispielbeitrag bei Abschluss im Alter von 35 Jahren Quelle: Allensbach 2019, Assekurata-Stude "Absicherung im Pflegefall" 2020 161 € 77 € 34 €* eutschland der Privaten Pflege- Beitragsentwicklung der Pflege- versicherung stellungen Vorsorge für Monatliche Beiträge in der Sozialen (SPV) und der Privaten (PPV) 39 Pflegeversicherung seit 1995* Quelle: PKV-Verband Gesetzliche Leistungsausweitungen 2015: Pflegestärkungsgesetz 1 155 € 34,5 2017: Pflegestärkungsgesetz 2 2019: Pflegepersonalstärkungsgesetz 30,0 27,1 115 € SPV-Höchstbetrag 24,0 * jeweils am 1. Januar, Werte gerundet (kinderlos) SPV-Beitrag 72 € Arbeitnehmer mit Quelle: PKV-Verband Durchschnitts- einkommen 29 € PPV: Realer Beitrag eines privat- 26 € PPV versicherten Arbeitnehmers, 22 € der 1995 beim Start der Pflege- versicherung 35 J. alt war 2011 2013 2015 2017 2019 1995 2000 2005 2010 2015 2020
„Armutsfalle Pflege“? SPEZIAL: PFLEGEREFORM Das stimmt nicht ganz. D ass die Pflegeversicherung neu organisiert Für die allermeisten Rentnerhaushalte besteht werden muss, steht vor allem wegen der mithin kein Armutsrisiko, stellt das IW Köln fest. absehbaren Belastung der jüngeren Gene- Die Ökonomen schlussfolgern: Bei einer Deckelung rationen außer Frage. Politisch jedoch wird der der Eigenanteile im Pflegeheim sei die Kritik nicht Reformbedarf meist mit einer Überforderung der von der Hand zu weisen, dies sei für einen Teil der heute bereits Älteren begründet: Die aktuell Pflege- Bevölkerung ein „Erbenschutzprogramm“. bedürftigen und die pflegenahen Jahrgänge tappten in die „Armutsfalle“, heißt es da häufig. „Ältere“ Haushalte deutlich Dabei ist es um die Finanzen der heute älteren vermögender als „jüngere“ Generation vergleichsweise gut bestellt. So hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) im Som- Bereits früher hatte das IW Köln nachgewiesen, dass mer dieses Jahres ermittelt, inwiefern die aktuellen sich die Einkommens- und Vermögenssituation der Rentnerhaushalte ihre Eigenanteile für längere Auf- Rentnerhaushalte in den letzten Jahren – anders als enthalte im Pflegeheim selbst bezahlen können. Das oft behauptet – keineswegs verschlechtert hat: So Ergebnis: besitzen die Generationen der 65- bis 74-Jährigen im Vergleich zu 25-Jährigen nahezu das 30fache an → 71,9 Prozent der Rentnerhaushalte (mit Haus- Vermögen und mehr als doppelt so viel wie die 35- bis haltsvorstand über 65 Jahren) verfügen über aus- 44-Jährigen. reichend Einkommen und Vermögen, um einen Dazu kommt: Auch jene etwa 30 Prozent Rentner- einjährigen Pflegeheimaufenthalt zu finanzieren. haushalte, die nicht über ausreichend Mittel für → 69,5 Prozent hätten genug Mittel, um einen drei- einen Heimaufenthalt verfügen, würden im Pflegefall jährigen Pflegeheimaufenthalt zu finanzieren. menschenwürdig versorgt. Sie hätten Anspruch auf → 67,0 Prozent könnten sich einen bis zu fünfjährigen „Hilfe zur Pflege“, eine Form der Sozialhilfe, die für Aufenthalt leisten. alle Kosten aufkommt, die man selbst nicht stemmen kann. Erstaunlicherweise wird diese sozialpolitische Errungenschaft von einigen Parteien schlecht geredet: Eine solche Unterstützung beantragen zu Empfänger von „Hilfe zur Pflege“ müssen, sei menschenunwürdig. In dieser Logik ist ein Anstieg der Inanspruchnahme von „Hilfe zur Als Anteil an allen vollstationär versorgten Pflege“ natürlich besonders alarmierend: Pflegebedürftigen in Prozent „Wie mit Toten Pflegepolitik gemacht 33,1 wird“ % 29,4 „Die steigenden Pflegekosten werden für immer mehr Bürger zur Armutsfalle“, zitierte unlängst die Süd- % deutsche Zeitung den Linken-Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch. Er berief sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis), wonach 36 Prozent aller pflegebedürftigen Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen seien. Auch der SPD-Vorstand begründete seinen Ruf nach einer Begrenzung der 1999 2018 Pflege-Eigenanteile mit diesem Wert. Quelle: Statistisches Bundesamt 10
SPEZIAL: PFLEGEREFORM Die 36 Prozent beruhen allerdings auf einer zent, seit 2017 liegt sie darunter. So bewährt sie sehr speziellen Betrachtungsweise: Sie leiten sich als gezielte Sozialleistung für Menschen mit sich aus der Zahl aller Hilfeempfänger her, die geringer Altersversorgung. im Laufe eines Jahres in einer Pflegeeinrichtung Auf Basis der Daten des IW-Köln sowie der „Hilfe untergebracht waren – und sei es nur vorüber- zur Pflege“ liegt die kritische Frage nahe, ob eine gehend. Für 2018 kommt man so auf 318.580 pauschale Ausweitung der Pflegeleistungen zu Personen. Bei diesen Jahresverlaufs-Daten wer- Gunsten älterer Jahrgänge mit der Folge einer den aber „Kurzzeit“-Bewohner und auch bereits höheren Belastung der jüngeren Generationen verstorbene Pflegebedürftige mitgezählt – was die wirklich notwendig ist. FAZ einmal mit der Überschrift aufspießte: „Wie mit Toten Pflegepolitik gemacht wird.“ Bewährte Unterstützung bei geringen Alterseinkünften Rücklagenstarke Rentnerhaushalte Objektiver sind da schon die Stichtags-Zahlen am Anteil derjenigen, die sich die vollstationäre Versorgung Jahresende: Für den 31.12.2018 meldet Destatis für ... Jahre aus Vermögen und Einkommen leisten können 245.206 Personen mit Hilfe zur Pflege. Bezogen auf die Berechnungsgrundlage der Linken-Fraktion, die Zahl der verfügbaren Heimplätze, entspricht 1 Jahr 71,9 % das einem Anteil von 27,96 Prozent – also fast ein Viertel weniger als in den Schlagzeilen berichtet. 2 Jahre 70,4 % Im Gesetz zur Einführung der gesetzlichen 3 Jahre 69,5 % Pflegeversicherung 1995 wird darauf hingewiesen, dass der Anteil der von Sozialhilfe abhängigen 4 Jahre 67,8 % Heimbewohner damals bei rund 80 Prozent lag. Hier hat die Pflegeversicherung eine beträchtliche 5 Jahre 67,0 % Entlastung geschaffen: Seit fast 20 Jahren bewegt sich die „Hilfe zur Pflege“ regelmäßig um 30 Pro- Quelle: IW-Report 44/2020 11
SPEZIAL: PFLEGEREFORM Die Pflegezusatzversicherung Günstiger als gedacht – und staatlich gut zu fördern D ie aktuell geplante Reform der Pflege- übernimmt, wird auch die geplante Reform grundsätz- finanzierung enthält auch eine verstärkte lich nichts ändern. So ist zwar vorgesehen, das System Eigenvorsorge. In der Bevölkerung träfe das auf durch Steuermittel zu stützen, doch einen beträcht- Bereitschaft: So hat das Meinungsforschungsinstitut lichen Teil der Kosten müssen die Pflegebedürftigen Allensbach im Auftrag des PKV-Verbandes heraus- und ihre Angehörigen weiterhin selbst tragen. gefunden, dass sich nur einer von sechs Befragten überhaupt nicht vorstellen kann, das Pflegerisiko Bürger überschätzen Kosten der ergänzend privat abzusichern. Die anderen gaben im privaten Pflegezusatzversicherung Durchschnitt an, 77 Euro pro Monat für die private Pflegevorsorge ausgeben zu können. Dabei ist auch das in der Bevölkerung „gelernt“: Die Diese Bereitschaft ist gleichermaßen erfreulich wie meisten von Allensbach Befragten (78 Prozent) wis- notwendig: Denn daran, dass die gesetzliche Pflicht- sen, dass man im Pflegefall allein mit der gesetzlichen versicherung nur einen Teil der Kosten im Pflegefall Pflichtversicherung nicht ausreichend abgesichert ist. 57 Prozent ist es wichtig, so gut vorzusorgen, dass sie nicht auf weitere Unterstützung von Familie, Freunden oder Staat angewiesen sind. Voller Schutz für wenig Geld Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass erst 3,77 Millionen Menschen eine private Pflegezusatzver- So preiswert ist eine private Pflegezusatzversicherung sicherung haben. Ein Grund dafür könnte sein, dass diese Vorsorgemöglichkeit gemeinhin als relativ teuer Möglicher Monatsbeitrag in Euro bei Abschluss eingeschätzt wird. Die Allensbach-Umfrage zeigt: Die Befragten gehen im Schnitt davon aus, dass es 161 ... mit Alter 25 ab 20 € Euro im Monat kosten würde, die sogenannte Pflege- lücke zu schließen, also die Differenz zwischen den ... mit Alter 35 ab 34 € Leistungen der gesetzlichen Pflichtversicherung und ... mit Alter 45 ab 55 € dem tatsächlichen Aufwand. Damit aber werden die Kosten der Eigenvorsorge deutlich überschätzt. ... mit Alter 55 ab 89 € In ihrer aktuellen Analyse „Absicherung im Pflege- fall – mit der Pflegezusatzversicherung von der Teil- zur Quelle: Morgen und Morgen, ermittelt durch ASSEKURATA, Stand: Februar 2020 12
Vollkasko“ kommt die Ratingagentur Assekurata Die individuelle Pflegelücke − und damit der zu dem Ergebnis, dass sich der Eigenanteil an individuelle Versicherungsbedarf – ist nämlich von den Pflegekosten zu weitaus niedrigeren Prämien Fall zu Fall sehr unterschiedlich und hängt von vie- SPEZIAL: PFLEGEREFORM absichern lässt. Eine vollständige Absicherung der len Faktoren ab. Daher, so der Rat der Experten, sei Pflegelücke wäre beispielsweise mit einer Zusatz- eine fachkundige Beratung bei der Produktauswahl versicherung möglich, welche die gesetzlichen wichtig. Leistungen bei ambulanter Pflege verdoppelt und im Falle stationärer Pflege in den Graden 2 bis 5 ein Private Vorsorge staatlich fördern zusätzliches Pflegegeld von monatlich rund 2.000 Euro vorsieht. „Wer seine Zusatzversicherung in jungen Jahren abschließt, liegt beim Beitrag oft nur im niedrigen ‚Vollkaskoabsicherung‘ für den zweistelligen Euro-Bereich,“ erklärt auch Florian Reu- Pflegefall zu bezahlbaren Preisen ther, Direktor des PKV-Verbandes. „Umso wichtiger ist es, den Einstieg in diese Vorsorge möglichst zeitig zu Eine derartige „Vollkasko“ im Pflegefall gibt es finden – der Staat könnte dafür entsprechende Anreize Assekurata zufolge für Personen im Alter von 35 setzen und die private Pflegevorsorge gezielt fördern.“ Jahren schon ab 34 Euro im Monat. Dabei gilt grund- sätzlich: Je früher eine Pflegezusatzversicherung Dabei sind diverse Instrumente denkbar: abgeschlossen und mit dem Aufbau von Alterungs- rückstellungen begonnen wird, desto geringer fällt → Förderung betrieblicher Pflegeversicherungen der zu zahlende Beitrag aus. durch Steuer- und Sozialabgabenfreiheit. „Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass → Steuerabzug für Beiträge zur Pflegezusatzver- die PKV-Unternehmen individuell bedarfsgerechte sicherung Pflegetagegeld- und Pflegekostenversicherungen → Zuschüsse für Personen, die nicht von einer anbieten, mit denen eine ‚Vollkaskoabsicherung‘ Steuerbegünstigung profitieren würden, weil sie für den Pflegefall zu bezahlbaren Preisen möglich keine oder nur wenig Steuern zahlen. ist“, so Assekurata. In den meisten Fällen dürfte aber ein geringeres Pflegemonatsgeld ausreichen, um Die Ankündigung des Gesundheitsministers, verstärkt ausreichend für den Pflegefall vorzusorgen – dann auch auf Eigenvorsorge zu setzen, lässt hoffen, dass reduziert sich der Beitrag entsprechend. er solche Fördermöglichkeiten in Betracht zieht. Tarifvertragliche Pflege-Vorsorge der Chemiebranche Im Bedarfsfall 1.000 € pro Monat zusätzlich Am 1. Juli 2021 ist es soweit: Dann im Pflegeheim, gibt es im Bedarfsfall Möglichkeit, Leistungen individuell starten die Verträge zur betrieblichen zusätzlich 1.000 Euro monatlich in den aufzustocken sowie Angehörige mitzu- Pflegeversicherung für bis zu 580.000 Pflegegraden 2 bis 5. Und auch bei versichern. Und auch nach Beendigung Beschäftigte aus der Chemiebranche. ambulanter häuslicher Pflege in den des Arbeitsvertrags geht der Schutz Ein Novum in Deutschland und aus Pflegegraden 2 bis 4 besteht Anspruch nicht verloren: Sie können dann ihre Sicht vieler Experten ein effektives auf 300 Euro monatlich zur freien Ver- Versicherung zu den günstigen Bei- Instrument, um die Pflege nachhaltig fügung. trägen ihres früheren Einstiegsalters abzusichern. Der Arbeitgeber übernimmt die Bei- individuell weiterführen. Mit dieser im Tarifvertrag verein- träge für seine Beschäftigten: pro Kopf Christian Jungvogel, Abteilungs- barten Zusatzversicherung wird für 33,65 Euro im Monat. Möglich sind diese leiter Tarifpolitik der IG Bergbau Chemie die Chemie-Beschäftigten die Lücke niedrigen Beträge, weil sich die Risiken Energie, berichtet von großem Interesse geschlossen, die bei den Teilkasko- im großen Kollektiv der Beschäftigten anderer Branchen an diesem innovati- Leistungen der gesetzlichen Pflege- versicherungsmathematisch gut kalku- ven Modell. Er hält es für sinnvoll, die versicherung verbleibt. Das Ergebnis lieren lassen. Eine Gesundheitsprüfung betriebliche Pflegeversicherung nun ist beeindruckend: Für das teuerste ist dadurch ebenfalls nicht erforderlich. ebenso steuerlich zu begünstigen wie Risiko, die stationäre Unterbringung Beschäftigte haben zudem die die betriebliche Altersvorsorge. 13
Ein neuer Generationenvertrag für die Pflege U m die Pflege in unserer alternden Gesell- → Damit lässt sich der Beitragssatz zur Pflegever- schaft finanziell dauerhaft zu sichern, setzt sicherung bis zum Jahr 2040 auf dem heutigen sich der Verband der Privaten Krankenver- Niveau nahe 3 Prozent stabilisieren. sicherung (PKV) für einen „neuen Generationen- → Auch Lohnsteigerungen für Pflegekräfte sind vertrag“ ein. Er soll die Belastung der Älteren infolge vorgesehen und gleich im ersten Jahr mit einem steigender Eigenanteile gezielt abfedern und parallel Volumen von 3,5 Milliarden Euro berücksichtigt. die Jüngeren beim Aufbau einer privaten Eigenvor- sorge unterstützen. Zugleich würde der Beitragssatz Pflegevorsorge gezielt fördern zur Pflegeversicherung langfristig stabilisiert. Der Vorschlag des PKV-Verbandes baut eine Brü- Um die private Pflegevorsorge in möglichst allen cke zwischen den Generationen. Denn wer die Pflege Schichten der Gesellschaft zu verankern, sind sozial gerecht reformieren will, darf nicht nur an die diverse Förderinstrumente denkbar: heutigen Pflegebedürftigen denken. Genau da aber liegt die Schwäche vieler anderer aktuell diskutierter → Förderung betrieblicher Pflegeversicherungen Modelle: Ob Zuschüsse aus Steuergeldern, Pflege- durch Steuer- und Sozialabgabenfreiheit. So las- Vollversicherung oder „Sockel-Spitze-Tausch“ – dies sen sich ganze Belegschaften gegen das Pflege- alles würde die Jüngeren noch weiter belasten und risiko absichern den Wirtschaftsstandort Deutschland schwächen. → Steuerabzug für Beiträge zur Pflegezusatzver- Der Vorschlag des PKV-Verbands verbindet sicherung (bei Produkten mit angemessenem solidarische Unterstützung für die Älteren mit Leistungsumfang) Gerechtigkeit für die jüngeren Generationen: → Zuschüsse für Personen, die nicht von einer Steuerbegünstigung profitieren würden, weil → Die ältere Bevölkerung erhält erstmals in der sie keine oder nur wenig Steuern zahlen Geschichte der gesetzlichen Pflegeversicherung eine regelmäßige Dynamisierung der Leistungen. Mit dem Aufbau dieser kapitalgedeckten Pflegevor- → Die jüngeren Jahrgänge müssen schrittweise sorge würde eine nachhaltige und demografiefeste mehr privat vorsorgen, werden dabei aber durch Finanzierungsbasis für eine angemessen honorierte eine finanzielle Förderung unterstützt. und menschenwürdige Pflege geschaffen. Weitere Informationen finden Sie unter www.pkv.de/neuer-generationenvertrag 14
Wettbewerb, gute Arbeit und demografiefeste Finanzierung Leitplanken für die Zukunft der Pflege in einer alternden Gesellschaft I m Fokus der aktuellen Debatte über die sationen sind sich einig, dass dazu die folgenden Pflegefinanzierung stehen die wachsenden Leitplanken unverzichtbar sind: Eigenanteile der Pflegebedürftigen an den Pflegekosten, häufig verbunden mit der Forde- → Wenn zukünftig immer mehr Leistungs- rung nach Leistungsausweitungen der Sozialen empfängern immer weniger erwerbstätige Pflegeversicherung (SPV). Beitragszahler gegenüberstehen, stößt der Anfang Oktober 2020 hat Bundesgesund- alte Generationenvertrag mit seiner Umlage heitsminister Jens Spahn Eckpunkte für eine von jung zu alt an Grenzen. Die nächste Pflege- Reform vorgelegt. Diese sehen unter anderem finanzreform muss daher die Auswirkungen eine Deckelung des Eigenanteils bei stationärer auf die Generationengerechtigkeit, die Pflege auf 700 Euro pro Monat für höchstens 36 Belastung der Erwerbstätigen und Arbeitgeber Monate vor. Kostenpunkt rund sechs Milliarden mit Sozialabgaben und die Wettbewerbs- Euro, vollständig finanziert aus Steuermitteln. fähigkeit unseres Landes berücksichtigen. Mit Steuerzuschüssen mögen zwar die akuten Eine nachhaltige Strategie zur Absicherung Probleme von heute gemildert werden – nämlich der Kosten im Pflegefall muss viel stärker auf derzeit Pflegebedürftige bei den Eigenanteilen die Pflegevorsorge, wie z. B. private Pflege- partiell zu entlasten. Aber das demografische zusatzversicherungen oder betriebliche Problem, dass immer weniger Beitrags- und Absicherungen des Pflegerisikos, setzen. Steuerzahler für eine immer größer werdende Zahl von Leistungsempfängern aufkommen → Wettbewerb ist auch in der ambulanten und müssen, wird dadurch nicht gelöst. stationären Pflege ein Instrument der Quali- Deshalb muss sich jeder Reformansatz tätssicherung und ein Motor für bedarfs- daran messen lassen, ob er den demografischen gerechte Angebote. Eine plurale Träger- Herausforderungen für die Finanzierbarkeit struktur ist unabdingbar, um sowohl die der Pflegeversicherung gerecht wird. Steuer- Wahlmöglichkeit für die Pflegebedürftigen zuschüsse sind nicht nachhaltig, belasten die als auch die Wirtschaftlichkeit der Ver- jüngeren Generationen und schwächen den sorgung sicherzustellen. Wirtschaftsstandort Deutschland. In gut 15 Jahren wird der letzte Baby- → Der Bedarf an professioneller Pflege wird wei- Eine gemeinsame Initia- boomer in Rente gegangen sein. Um die ter zunehmen und mit Blick auf die absehbar tive von Bundesverband Herausforderungen der alternden Gesellschaft steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen der Betreuungsdienste (BBD) e.V., Bundesver- zu meistern, muss Deutschland jetzt die richtigen nur über attraktive Arbeitsbedingungen und einigung der Deutschen Weichen stellen. Das gilt insbesondere für die Gehälter zu decken sein. Die Lohnfindung Arbeitgeberverbände Sicherung einer menschenwürdigen pflegeri- muss dabei auch zukünftig regionale (BDA), Denkschmiede Gesundheit, Die schen Versorgung. Die unterzeichnenden Organi- Besonderheiten berücksichtigen. Familienunternehmer e. V., Verband der Privaten Krankenversicherung e. V. (PKV), Verband Deutscher Alten- und Behinderten- Weitere Informationen finden Sie unter www.generationengerechte-pflege.de hilfe e. V. (VDAB) 15
Mit privater Vorsorge die Pflege von morgen stärken bezahlbar · generationengerecht · sicher Die gesetzliche Pflegeversicherung kann nicht alle Pflegekosten decken. Eine Zusatz versicherung hilft, die Lücke zu schließen. Durch mehr private Vorsorge lässt sich auch eine Überforderung der jüngeren Generationen verhindern, die sonst von den stark steigenden Pflegeausgaben unserer alternden Gesellschaft massiv belastet würden. Diese ergänzende Eigenvorsorge ist übrigens günstiger, als Sie vermutlich denken. www.pkv.de/pflege-zukunft
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