Pharmazeutische Industrie und "Neue Deutsche Heilkunde"

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Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«
                                                                                     Ulrich Meyer

                                                                                     Summary
                                                                                     Pharmaceutical Industry and “New German Medicine” (“Neue Deutsche Heilkunde”)
                                                                                     The so-called “New German Medicine”, initially propagated in the health policy of the
                                                                                     National Socialist Party, promoted greater use of phytotherapeutic and homeopathic drugs
                                                                                     by the medical community. In response, the “Reichsfachschaft der pharmazeutischen In-
                                                                                     dustrie e. V.” (“Association of Pharmaceutical Industry of the Reich”) was obliged to
                                                                                     pursue a carefully chosen double strategy, given that the members of the Association were
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                                                                                     both manufacturers of natural remedies and manufacturers of allopathic drugs.
                                                                                     However, the fact that I.G. Farben completely ignored the “New German Medicine” sug-
                                                                                     gests that the large chemical-pharmaceutical manufacturers did not take this policy very
                                                                                     seriously. The only documents pertaining to increased research in the area of natural reme-
                                                                                     dies stem from the medium-sized manufacturers Knoll and Schering. In the case of both
                                                                                     companies it is noteworthy that they worked towards obtaining a scientific foundation for
                                                                                     the developed preparates, and that they employed conventional methods of chemical
                                                                                     analysis and proof of activity.
                                                                                     The growth of the classical manufacturers of natural remedies, such as the company Will-
                                                                                     mar Schwabe was, as far as any growth at all could be observed, significantly smaller than
                                                                                     had been theoretically postulated. There is no causal relationship between any commercial
                                                                                     success during the period in which the Nazis were in power and today’s commercial pros-
                                                                                     perity.
                                                                                     Moreover, from the viewpoint of the pharmaceutical industry, the “New German Medi-
                                                                                     cine” seems to have passed its zenith before 1936, when the 4-year plan for war
                                                                                     preparation entered into force.
                                                                                     Einleitung
                                                                                     Die von der NS-Gesundheitspolitik forcierte »Neue Deutsche Heilkunde«
                                                                                     propagierte den verstärkten Einsatz phytotherapeutischer oder auch ho-
                                                                                     möopathischer Arzneimittel in der ärztlichen Praxis. Trotz einiger medizin-
                                                                                     historischer Untersuchungen1 ist bislang wenig darüber bekannt, ob und
                                                                                     inwieweit die deutsche (chemisch-)pharmazeutische Industrie auf diese ge-
                                                                                     sundheitspolitische Vorgabe reagierte. Die grundlegenden Arbeiten von
                                                                                     Gerald Schröder2 zur NS-Pharmazie fokussieren auf die Vorkriegsjahre und
                                                                                     schildern die Problematik primär aus der Sicht der in der öffentlichen Apo-
                                                                                     theke tätigen Offizin-Apotheker3.

                                                                                     1   Vgl. Haug (1985); Bothe (1991); Karrasch (1998).
                                                                                     2   Vgl. Schröder: NS-Pharmazie (1988); Schröder: Wiedergeburt (1980); Schröder:
                                                                                         Wiederbelebung (1982). Auch Siebert (1992) nimmt die Perspektive des Offizin-
                                                                                         Apothekers ein.
                                                                                     3   Offizin=Raum der Apotheke, der der Abgabe von Arzneimitteln dient.

                                                                                     MedGG 23  2004, S. 165-182
                                                                                      Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart

                                                                                                                            Franz Steiner Verlag
166                                                                          Ulrich Meyer

                                                                                     Im folgenden soll dargestellt werden, wie sich die deutsche pharmazeutische
                                                                                     Industrie in der Auseinandersetzung um die »Neue Deutsche Heilkunde«
                                                                                     positionierte.

                                                                                     Die Position der Reipha im Spiegel der »Pharmazeutischen
                                                                                     Industrie«
                                                                                     Als Sprachrohr der 1933 aus Vorläuferverbänden4 gegründeten
                                                                                     »Reichsfachschaft der pharmazeutischen Industrie e.V.«5 (Reipha) diente
                                                                                     die Hauszeitschrift Die Pharmazeutische Industrie, die eine Rekonstruktion
                                                                                     zumindest der offiziell vertretenen Positionen erlaubt.
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                                                                                     Im Hinblick auf die »Neue Deutsche Heilkunde« war die Reipha um eine
                                                                                     reibungslose Integration der »biologischen Heil- und Nährmittelindustrie«
                                                                                     bemüht6 und bezog 1934 deutlich Stellung. »Weder die Allopathie, noch
                                                                                     die Homöopathie und auch nicht die Naturheilkunde« könne »für sich in
                                                                                     Anspruch nehmen, die allein seligmachende Lehre zu sein.« »Die Therapie«
                                                                                     sei »kein ›heiliger Krieg‹«.7 Entsprechend fiel auch die Gestaltung des
                                                                                     Messestandes auf der Ausstellung »Deutsches Volk – Deutsche Arbeit« aus,
                                                                                     die vom 21. April bis 3. Juni 1934 in Berlin stattfand. Hier wurde unter der
                                                                                     Überschrift »Die pharmazeutische Industrie schafft die für Deutschland und
                                                                                     für einen großen Teil der Welt notwendigen Heilmittel aus Stoffen der Na-
                                                                                     tur« eine Neudefinition des Naturheilmittels versucht. Sera, Impfstoffe,
                                                                                     Hormone, Vitamine und Alkaloide standen nun als vermeintliche Natur-
                                                                                     heilmittel im Vordergrund der Präsentation, die synthetischen Arzneimittel
                                                                                     hingegen traten – scheinbar – zurück.8 (Abb. 1) Insbesondere der Verweis
                                                                                     auf Sera und Impfstoffe erscheint ›pikant‹, denn gerade diesen Präparaten
                                                                                     begegneten Anhänger der Naturheilkunde traditionell mit größter Zurück-

                                                                                     4     Dabei handelte es sich um den Verband der pharmazeutischen Großindustrie, den
                                                                                           Verband Pharmazeutischer Fabriken Deutschlands und den Zentralverband der
                                                                                           chemischen-technischen Industrie. Am 1. März 1935 ging die Reipha in der
                                                                                           Fachgruppe »Pharmazeutische Erzeugnisse« der Wirtschaftsgruppe »Chemische
                                                                                           Industrie« der Hauptgruppe V der deutschen Wirtschaft innerhalb der Reichsgruppe
                                                                                           Industrie auf. Vgl. Heyl: Sinn (1935). Da das erste Heft der neugegründeten Zeitschrift
                                                                                           erst am 5. Dezember 1933 erschien, wird der Jahrgang 1934 heute als Band 1 gezählt.
                                                                                     5     N. N.: Einführung (1933), S. 1f.
                                                                                     6     Vgl. Kunze: Bedeutung (1934), S. 633 f. Die 1935 in Nachfolge der Reipha gegründete
                                                                                           Fachgruppe Pharmazeutische Erzeugnisse hatte fünf naturheilkundlich orientierte
                                                                                           Fachabteilungen: I. Hersteller von Arzneimitteln der Naturheilkunde und der
                                                                                           Homöopathie, IV. Hersteller von Reformhaus-Waren, V. Hersteller von
                                                                                           Badezusätzen, VI. Hersteller von Heilwässern und Quellenprodukten, VII. Hersteller
                                                                                           von Thüringer Hausmitteln. Die frühere »Reichsfachschaft der biologischen Heil- und
                                                                                           Nährmittelindustrie« ging 1935 in der Fachabteilung IV auf. Vgl. N. N.:
                                                                                           Mitgliederversammlung (1935), S. 500, und Kunze: Jahreswechsel (1936), S. 3f.
                                                                                     7     Heyl: Bedeutung (1934), S. 213-219.
                                                                                     8     N. N.: Ausstellung (1934), S. 299f.

                                                                                                                              Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                          167

                                                                                     haltung bis strikter Ablehnung.9 1935 sollte mit dem Beitrag »Der Weg zum
                                                                                     ›biologischen‹ Heilmittel« eine »Reihe von Veröffentlichungen« zur Natur-
                                                                                     heilkunde eröffnet werden, die indes nie in der Pharmazeutischen Industrie
                                                                                     erschien. Im Vorspann wurde »wie [...] schon bei früheren Gelegenheiten
                                                                                     betont«, es sei unrichtig, »wenn irgendeine ›Richtung‹ sich als die allein zu-
                                                                                     treffende« bezeichne.10 Der Ausbau des heimischen Arzneipflanzenanbaus
                                                                                     und der Arzneipflanzensammlung wurde zwar von der Industrie wie »von
                                                                                     der gesamten Verbraucherschaft« – angeblich – »ausnahmslos begrüßt«,
                                                                                     doch gleichzeitig äußerte man betriebswirtschaftliche Bedenken. Der Anbau
                                                                                     müsse »nicht nur in Zeiten der Not oder der Möglichkeit einer Einfuhr-
                                                                                     sperre, sondern auch darüber hinaus lebensfähig« sein. Der Einkauf teurer
                                                                                     deutscher Drogen dürfe nicht die »Konkurrenzfähigkeit im Ausland, auf
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                                                                                     dem Weltmarkt« beeinträchtigen, denn diese sei »von ausschlaggebender
                                                                                     Bedeutung.« Einfuhrregelungen und -sperren sollten minimiert werden auf
                                                                                     diejenigen Drogen, »in denen der deutsche Anbau in der Lage« sei, »quanti-
                                                                                     tativ, qualitativ und preislich den Bedarf der deutschen Verbraucher – der
                                                                                     chemisch-pharmazeutischen Industrie und der Großhändler – zu befriedi-
                                                                                     gen.«11 Diese von ökonomischer Vernunft geprägten Überlegungen standen
                                                                                     in deutlichem Gegensatz zu den ideologisch beeinflußten Positionen der
                                                                                     1934 gegründeten »Deutschen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Be-
                                                                                     schaffung heimischer Heil-, Gewürz- und Duftpflanzen« und der 1935 ins
                                                                                     Leben gerufenen »Reichsarbeitsgemeinschaft für Heilpflanzenkunde«. Als
                                                                                     Ursache für den Rückgang der Arzneipflanzengewinnung in Deutschland
                                                                                     galt der Reichsarbeitsgemeinschaft nämlich die »merkantile Einstellung der
                                                                                     Kreise, denen das Geschäft auch auf diesem Gebiet mehr bedeutete als die
                                                                                     nationale Notwendigkeit und die deutsche Volksgesundheit«.12
                                                                                     In bezug auf die Heilpflanzenkunde gab das Hauptamt für Volksgesundheit
                                                                                     der NSDAP erst 1943 die Devise aus, »daß eine Rationalisierung des
                                                                                     ganzen Gebietes und die Beseitigung eines seit Jahrhunderten
                                                                                     mitgeschleppten Ballastes von unkritischen Behauptetem, ja Aberglauben,
                                                                                     unbedingt zu erstreben« sei. »Die künstliche Aufblähung« der Indikationen
                                                                                     und die »kritiklose Anpreisung« sollten »zugunsten einer Förderung auf
                                                                                     dem Boden eines überlegenen Wissens« abgestellt werden. Nur so könne die
                                                                                     Phytotherapie »im Konkurrenzkampf der Heilmittel lebendig bleiben.«13

                                                                                     9   Vgl. z. B. Maehle (1991); Helmstädter (1990).
                                                                                     10 Wolff (1935).
                                                                                     11 N. N.: Arzneipflanzen-Anbau (1935), S. 53f.
                                                                                     12 Zitiert nach Aue (1983), S. 269.
                                                                                     13 Schenck (1943), S. 3-5. Zur Person von Ernst-Günther Schenck (geb. 1904) vgl. Bothe
                                                                                        (1991), S. 172.

                                                                                                                           Franz Steiner Verlag
168                                                                       Ulrich Meyer

                                                                                     Die pharmazeutische Industrie hatte sich bereits 1939 am Prüfungsinstitut
                                                                                     für biologische Heilmittel in Nürnberg beteiligt.14
                                                                                     Angriffe militanter Naturheilkundler gegen Serumtherapie und Schutzimp-
                                                                                     fung, die in der Zeitschrift Volksgesundheit aus Blut und Boden publiziert wor-
                                                                                     den waren, geißelte die Industrie »als schwere Schädigung der deutschen
                                                                                     Volksgesundheit und Volkswirtschaft«, wobei auch hier der Hinweis auf die
                                                                                     Beeinträchtigung der »Exportkraft« nicht fehlen durfte. Es sei kaum mög-
                                                                                     lich, »mit Leuten sachlich zu verhandeln, die die wissenschaftlichen Arbeits-
                                                                                     ergebnisse der deutschen pharmazeutischen Industrie als ›Erbgifte‹ und als
                                                                                     ›allergröbste‹ Blutverunreinigung« bezeichneten.15
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                                                                                     Die Reaktionen einzelner chemisch-pharmazeutischer Unternehmen
                                                                                     Das größte und einflußreichste chemisch-pharmazeutische Unternehmen
                                                                                     des Dritten Reiches, die I. G. Farben AG, scheint die »Neue Deutsche Heil-
                                                                                     kunde« nicht einmal registriert, geschweige denn als potentielle Bedrohung
                                                                                     gesehen zu haben.16
                                                                                     Bei der Darmstädter Firma Merck beschränkte man sich darauf, ohnehin
                                                                                     hergestellte Präparate gemäß dem Schwabeschen Arzneibuch zu prüfen und
                                                                                     zu kennzeichnen, nachdem diese Hauspharmakopöe 1934 amtliche Gültig-
                                                                                     keit erlangt hatte.17 In den Jahren 1933 und 1934 wurden »Heilmittel der
                                                                                     Eingeborenen aus tropischen Pflanzen [...] in grosser Zahl untersucht und
                                                                                     brachten wissenschaftlich« zwar »viel Neues, aber keines erwies sich den
                                                                                     bekannten Arzneimitteln der Kulturvölker überlegen.«18
                                                                                     Größere Aktivitäten lassen sich hingegen für die in Ludwigshafen ansässige
                                                                                     Knoll AG belegen, wo noch 1942 an zentralem Platz des Werksgeländes ein
                                                                                     nach Indikationen gegliederter Heilpflanzengarten angelegt wurde. Bereits
                                                                                     1934 hatte man eine eigene Abteilung für Pflanzenchemie eingerichtet, die
                                                                                     bis Kriegsende bestand und die der Apotheker Gerhard Schenck (1904-
                                                                                     1993) bis 1939 leitete. Knoll befaßte sich mit der Entwicklung und Herstel-
                                                                                     lung von Gesamtextrakten herzglykosidhaltiger Arzneipflanzen, die als Ole-
                                                                                     ander-, Scilla-, Adonis- und Convallaria-»Perpurate« in den Handel kamen.
                                                                                     Diese »Perpurate« stellen die Vorläufer der heutigen »Miroton«-Präparate
                                                                                     dar. Es handelte sich um »nach einem besonderen Verfahren gewonnene,
                                                                                     biologisch eingestellte Gesamtextrakte mit voller Ausbeute an Wirkstof-

                                                                                     14 Vgl. N. N.: Prüfungsinstitut (1939), S. 74ff., und Conrad (1998), S. 4. Weiterer Träger
                                                                                        des Prüfinstituts war der Verein Deutsche Volksheilkunde e.V. Nürnberg.
                                                                                     15 Heyl: Bedeutung (1934), S. 218.
                                                                                     16 Vgl. BA, Schreiben von Herrn Hans-Hermann Pogarell vom 9. März 2001.
                                                                                     17 MA, Bestand E 3, Protokolle Direktionsbesprechungen 1932-1945, Protokoll vom 14.
                                                                                        Dezember 1934.
                                                                                     18 MA, Bestand F 3, Nr. 38c, Bericht »Arbeiten der Forschungsabteilungen 1933 und
                                                                                        1934«, S. 27.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                          169

                                                                                     fen.«19 Berücksichtigt man die Bedeutung des Codeins und seiner Derivate
                                                                                     für den Aufstieg der Firma Knoll, so erscheinen die Untersuchungen zum
                                                                                     Giftlattich (Lactuca virosa)20 besonders bemerkenswert. Eine Zubereitung
                                                                                     aus dem Milchsaft kam 1937 als Antitussivum unter dem Namen »Latucyl«
                                                                                     auf den Markt, für den Lattich waren großangelegte Anbauversuche im
                                                                                     Deutschen Reich und dem »angeschlossenen« Österreich durchgeführt
                                                                                     worden. Als weitere Resultate der phytochemischen Forschung gelangten
                                                                                     das Tierarzneimittel »Enoulan« (standardisiertes Weizenkeimölpräparat,
                                                                                     Einführung 1940), »E-Viterbin« (Vitamin-E-Präparat mit Begleitstoffen des
                                                                                     Getreidekeimes, Einführung 1941) und das Dermatikum »Eutyol« (Fichten-
                                                                                     holzgerbstoffextrakt, Einführung 1944) in den Handel.21 Schenck konnte
                                                                                     die bei Knoll durchgeführten Untersuchungen für seine Habilitation nutzen,
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                                                                                     die 1936 an der Universität München mit der Schrift »Studien über deut-
                                                                                     sche Heilpflanzen« erfolgte.22
                                                                                     Besonders gut dokumentiert ist die Reaktion der Schering AG auf die
                                                                                     »Neue Deutsche Heilkunde«. Hier kam es 1934 zur Gründung der
                                                                                     Abteilung »Bio-Schering«, die sogar über ein eigenes Logo verfügte. Das
                                                                                     dem Benzol-Ring nachempfundene Scheringsche Sechseck wurde mit einer
                                                                                     stilisierten Blüte ausgefüllt.23 (Abb. 2) Das Sortiment umfaßte drei
                                                                                     Präparate: den Heilschlamm »Pelose« aus dem nahe Rathenow gelegenen
                                                                                     Schollener »Wundersee«, das Wermut-Tonikum »Fortamin« und die
                                                                                     Baldrianzubereitung »Kessoval«.
                                                                                     Das von der Firma Richard Schering24 übernommene Präparat25 »Kes-
                                                                                     soval« basierte auf feinkörnig pulverisierten Baldrianwurzeln, die mit
                                                                                     Gummilösung gebunden, getrocknet, verpreßt und dragiert wurden.26 Eine
                                                                                     Besonderheit soll in der Verwendung einer »Radix kesso« gelegen haben,
                                                                                     »die zum Unterschied von der europäischen Varietät, die nur 1 % Baldri-
                                                                                     anöl« enthalte, »8 % dieses Oels« aufwies. Außerdem betrage »der Aschege-
                                                                                     halt nur 5 % [...], während er sich im allgemeinen zwischen 10 und 15 %«

                                                                                     19 N. N.: Knoll (1949), S. 64.
                                                                                     20 Lactuca virosa ist seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart hinein
                                                                                        immer wieder Gegenstand phytochemischer und pharmakologischer Untersuchungen.
                                                                                        Vgl. Eberhardt (1990), S. 128ff., und Funke/Melzig/Siems/Schenk (2002), S. 40-45.
                                                                                     21 Vgl. Thomas (1986), S. 83, S. 89f.
                                                                                     22 Vgl. zur Person von Schenck: Beyer: Schenck (1969), S. 307, und Beyer: Schenck
                                                                                        (1993), S. 1023f.
                                                                                     23 Vademecum (1936), Abschnitt Medizinische Spezialpräparate, ohne Seitenangabe.
                                                                                     24 Richard Schering, Sohn des Firmengründers Ernst Schering (1824-1889), hatte 1881
                                                                                        eine eigene Fabrik eröffnet, woran die Schering AG ab 1924 50 Prozent der Anteile
                                                                                        hielt. Vgl. N. N.: 25 Jahre (1972), S. 86f.
                                                                                     25 Vgl. SchA, Akte B 2 1377 b), Bericht über Abteilung Bio-Schering vom 31. Mai 1935.
                                                                                     26 SchA, Akte B 5 372, Herstellungsvorschrift für Kessoval vom 30. Juni 1944.

                                                                                                                             Franz Steiner Verlag
170                                                                      Ulrich Meyer

                                                                                     bewege.27 Das offensichtlich nach der »Radix kesso« benannte Valeriana-
                                                                                     Präparat »Kessoval« wurde den Ärzten als ein »harmloses Einschläferungs-
                                                                                     mittel [...] von besonders zuverlässiger Wirkung« vorgestellt, das 200 Milli-
                                                                                     gramm Baldrianwurzel pro Dragee enthielt.28 Bemerkenswert sind die
                                                                                     Bemühungen, die günstigen Ergebnisse bei einzelnen Patienten »zu objekti-
                                                                                     vieren und bildmäßig29 zu veranschaulichen.« Hierzu wurden aufwendige
                                                                                     Einfachblindversuche an »Kranken mit Tremorneigung«, darunter sogar
                                                                                     solche mit Morbus Parkinson, durchgeführt. Auch bei Hypertonie-
                                                                                     Patienten ließ sich eine Blutdrucksenkung im Einfachblindversuch
                                                                                     nachweisen.30 1935 erfolgten für »Kessoval« »Propagandasendungen an
                                                                                     sämtliche Aerzte, Homöopathen und Naturheilkundige«. Man ging davon
                                                                                     aus, daß dank »der anerkannten Wirksamkeit des Präparates bei der
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                                                                                     heutigen Einstellung von Aerzteschaft und Verbrauchern weitere
                                                                                     Erfolgsaussichten durchaus gegeben« seien.31 Leider liegen bis auf einige
                                                                                     Monate der Jahre 1934/1935 keine Absatzzahlen für »Kessoval« vor. Die
                                                                                     Fabrikation des Präparates wurde 1944 eingestellt, da die Schering AG die
                                                                                     kriegsbedingt notwendige Herstellungserlaubnis nicht mehr beantragt
                                                                                     hatte.32
                                                                                     Das Präparat »Fortamin« entstand aus der Beschäftigung des
                                                                                     Unternehmens mit der für die Santonin-Gewinnung genutzten Wermut-Art

                                                                                     27 Stephan (1937), S. 122-128.
                                                                                     28 SchA, Bestand 13, Akte 220, Ärztebrief vom 15. September 1936.
                                                                                     29 Hierbei bediente man sich drei verschiedener Versuchsanordnungen: »Den Patienten
                                                                                        wurde ein etwa linsengroßer Spiegel auf dem Zeigefinger der am meisten zitternden
                                                                                        Hand befestigt. Der durch eine Lichtquelle von vorn beleuchtete Spiegel reflektierte
                                                                                        den Lichtstrahl punktförmig auf eine mit Achsenkreuz versehene Mattscheibe. Hinter
                                                                                        der Mattscheibe war in 1 Meter Entfernung eine Kamera aufgestellt. Die Kranken
                                                                                        wurden dann angewiesen, den Schnittpunkt des Achsenkreuzes auf der Mattscheibe
                                                                                        mit dem Spiegelreflex zu fixieren. Auf der photographischen Platte entstanden auf
                                                                                        diese Weise sternförmige Figuren, aus deren Größe man die Stärke der
                                                                                        Zitterbewegungen direkt ablesen konnte [...] Da sich diese photographische Methode
                                                                                        als zu umständlich erwies, wurden entsprechende Versuche in der Weise angestellt,
                                                                                        daß den Kranken auf dem Zeigefinger der am meisten zitternden Hand eine
                                                                                        Stecknadel mit Leukoplast befestigt wurde. Die Kranken wurden dann veranlaßt, das
                                                                                        Achsenkreuz eines senkrecht aufgestellten berußten Papierstreifens mit gestrecktem
                                                                                        Arm zu fixieren. Der Papierstreifen wurde mit Gummizügen gespannt gehalten und
                                                                                        war federnd befestigt. Versuchsdauer ebenfalls eine Minute [...] Als dritte objektive
                                                                                        Untersuchungsmethode wurden die Zitterbewegungen in analogen Versuchen auf dem
                                                                                        Kymographen mit Hilfe des Schaltenbrandschen Myographen registriert.« Stephan
                                                                                        (1937), S. 124f.
                                                                                     30 Stephan (1937), S. 127.
                                                                                     31 SchA, Akte B 2 1377 b), Bericht über Abteilung Bio-Schering vom 31. Mai 1935.
                                                                                     32 SchA, Akte S 1 105, Schreiben »Herstellungsanweisung für chemische Erzeugnisse«
                                                                                        vom 10. Oktober 1944. Bei der »Herstellungsanweisung« handelt es sich nach
                                                                                        heutigem Sprachgebrauch um eine Herstellungserlaubnis.

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                        171

                                                                                     Artemisia maritima.33 Das 1935 eingeführte »Fortamin« stellte eine
                                                                                     »hochkonzentrierte Lösung von Bitterstoffen« dar. Es sollte neben der
                                                                                     allgemein     bekannten      appetitanregenden    Wirkung     auch    solche
                                                                                     Schwächezustände positiv beeinflussen, die »sich nicht durch eine
                                                                                     mangelnde Nahrungsaufnahme oder –ausnützung erklären« ließen,
                                                                                     darunter »leichte Ermüdbarkeit« und »verminderte Arbeitsfähigkeit«. Als
                                                                                     Wirkungsmechanismus postulierte der Schering-Pharmakologe Karl
                                                                                     Junkmann (1897-1976)34 aufgrund diverser Tierversuche, daß »Fortamin«
                                                                                     »die Ansprechbarkeit für sympathikotrope Mittel wie Adrenalin« steigere,
                                                                                     »die für vagotrope Mittel« jedoch herabsetze. Dabei sei es für den
                                                                                     therapeutischen Einsatz wesentlich, »dass die Adrenalinwirkung auf den
                                                                                     gleichzeitig registrierten Blutdruck nicht verstärkt« würde.35 Mit Blick auf
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                                                                                     die gängigen Stimulantien der Zeit, wie Adrenalin, Ephedrin und Cocain –
                                                                                     wenig später wäre auch das von Fritz Hauschild (1908-1974) entwickelte
                                                                                     Pervitin36 zu nennen gewesen! – führte Junkmann für die Bitterstoffe des
                                                                                     »Fortamins« ins Feld, daß ihre Wirkung »zwar nicht so rasch« eintrete,
                                                                                     »dafür aber [...] kaum die Gefahr der Überdosierung« bestehe, »denn auch
                                                                                     lange Zeit fortgesetzter Gebrauch, selbst in großen Mengen«, habe »noch
                                                                                     nie zu einer unphysiologischen Übererregbarkeit des vegetativen Nerven-
                                                                                     systems geführt, wie sie bei den obengenannten Reizgiften gewohnt« seien.37
                                                                                     In Anzeigen wurde zudem betont, daß »Fortamin« nicht die früher
                                                                                     gebräuchlichen Roborantien Arsen und Strychnin enthielt.38
                                                                                     Junkmann prüfte die Produktionschargen des »Fortamins« fortlaufend
                                                                                     quantitativ auf Wasser-, Asche- und Stickstoffgehalt sowie qualitativ auf
                                                                                     Chlorophyll. Zur Prüfung der sympathikotropen Wirkung dienten die Mo-
                                                                                     delle des Kaninchen-Dünndarms und -Uterus’.39
                                                                                     Für »Fortamin« wurde intensiv Werbung betrieben. Beispielsweise öffnete in
                                                                                     einer in der Münchener Medizinischen Wochenschrift vom 4. Juli 1936 erschie-
                                                                                     nenen Anzeige ein äußerst muskulöser Mann aus eigener Kraft einen mehr
                                                                                     als armdicken Stahlreif, nachdem er die »›Die Tinktur des langen Lebens‹ –
                                                                                     Das Stärkungsmittel aus Bitterstoffen im Mittelalter« zu sich genommen
                                                                                     und dadurch »Kräftesteigerung beim Sport« verspürt hatte.40 (Abb. 3) Indes

                                                                                     33 Junkmann: Fortamin (1937). Als weitere Bitterstofflieferanten waren neben der
                                                                                        Schafgarbe Bitterklee, Enzian, Tausendgüldenkraut und Polygala amara im Gespräch.
                                                                                        Vgl. SchA, Ordner Herstellungsvorschriften, Aktennotiz »Bitterstoff (Fortamin)-
                                                                                        Herstellung« vom Januar 1943.
                                                                                     34 Zu Junkmann vgl. z. B. Langecker (1976), S. 1400f.
                                                                                     35 Junkmann: Fortamin (1937), S. 119.
                                                                                     36 Vgl. Meyer (2002), S. 400ff.
                                                                                     37 Junkmann: Bitterstofftonikum (1935), S. 146-149.
                                                                                     38 Anzeige in: Hausmitteilungen der Schering A. G. Berlin 13, Heft 2 (1941).
                                                                                     39 SchA, Bestand 05, Akte 30, Berichte Dr. Junkmann 1935-1938.
                                                                                     40 Kopie in SchA, Akte S 1 110.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
172                                                                   Ulrich Meyer

                                                                                     entwickelte sich der Absatz des Präparates nicht wie erhofft. Am 31. Mai
                                                                                     1940 stellte man in einer Besprechung fest, »dass die Entwicklung des
                                                                                     Fortamin auch in Deutschland stagnierend« sei, »obgleich die
                                                                                     Propagandaquote etwa 50 %« betrage. »Von einer Aufwertung des
                                                                                     Fortamin durch Kombination mit Hormonen« nahm Schering jedoch
                                                                                     Abstand, da aus »Gründen klarer Preisbildung an dem Vertrieb der reinen
                                                                                     Hormonpräparate [...] festgehalten werden« sollte.41 Die Besprechung war
                                                                                     durch die Aktennotiz »FORTAMIN-Geschäft in Lateinamerika 1936/39«
                                                                                     vom 21. Mai 1940 ausgelöst worden, in der man sogar einen »Verlust auf
                                                                                     der ganzen Linie« konstatiert hatte. Als Grund für die mangelnde
                                                                                     Akzeptanz des Präparates nahm die Medizinisch-Wissenschaftliche
                                                                                     Abteilung an, daß die »Voraussetzung der schnellen und offensichtlichen
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                                                                                     Wirkung [...] bei Fortamin nicht erfüllt« sei. In Südamerika sahen die
                                                                                     Schering-Niederlassungen Chancen für ein »Forta con Testoviron«, da
                                                                                     »besonders bei Männern« derartige Präparate als »›hormonale
                                                                                     Stärkungsmittel‹ weitere Verbreitung« finden könnten.42
                                                                                     Wegen Mangels an Arbeitskräften stellte man die Fortamin-Produktion
                                                                                     1943 ein.43 Wie im Falle des »Kessovals« wurde die kriegsbedingt notwen-
                                                                                     dige Herstellungserlaubnis 1944 nicht erneut beantragt.44
                                                                                     Als besonderes Kuriosum kann die Übernahme von Gewinnung und Ver-
                                                                                     trieb des »Pelose«-Heilschlammes gelten, die seitens der Schering AG im
                                                                                     Oktober 1934 erfolgte. Schering sah seine »Aufgabe zunächst darin, die
                                                                                     wissenschaftlichen Grundlagen dieses neuartigen Heilschlamms zu schaffen,
                                                                                     um auf dieser Basis den Vertrieb der ›Pelose‹ in dem bei uns üblichen
                                                                                     Rahmen aufzuziehen.«45 Folgerichtig publizierte Schering analytisch fun-
                                                                                     dierte »Forschungsergebnisse zur Geologie des Heilschlamms von Schol-
                                                                                     lene«46 sowie Berichte über »Erfahrungen mit einem neuen deutschem Heil-
                                                                                     schlamm«, die das meßbar außergewöhnlich große Wärme- und Kältehal-
                                                                                     tevermögen der »Pelose« hervorhoben.47 Bereits im folgenden Jahr wurde
                                                                                     die »Propaganda« für dieses Präparat durch »Bearbeitung von Badeanstal-
                                                                                     ten« und Kontaktaufnahme zur Heilpraktikerfachschule Berlin verstärkt.
                                                                                     »Ärzte, Reformärzte, Heilpraktiker« erhielten schriftliches Informationsma-

                                                                                     41 SchA, Akte B 2 0687, Notiz über die Besprechung am 30. Mai 1940.
                                                                                     42 SchA, Akte B 2 0687.
                                                                                     43 Vgl. SchA, Akte B 2 0687, Schreiben an die Prüfungsstelle »Chemische Industrie«
                                                                                        vom 19. Februar 1943.
                                                                                     44 SchA, Akte S 1 105, Schreiben »Herstellungsanweisung für chemische Erzeugnisse«
                                                                                        vom 10. Oktober 1944.
                                                                                     45 SchA, Akte B 2 1377 b), Schreiben an die Fachgruppe Pharmazeutische Erzeugnisse
                                                                                        der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie vom 22. September 1943.
                                                                                     46 Potonie/Benade (1936).
                                                                                     47 Wagner (1937), S. 129ff.

                                                                                                                      Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                               173

                                                                                     terial, letztere durften sich sogar über die »Uebersendung eines unaufgefor-
                                                                                     derten Musters mit 250 g« »Pelose« freuen.48 Werbeschriften ließ Schering
                                                                                     in großen Stückzahlen drucken. Laut einer Inventur vom 1. Juli 1943 stan-
                                                                                     den 7.475 Stück Sonderdrucke, 28.050 Prospekte und 7.750 Klappkarten
                                                                                     zur Verfügung.49 (Abb. 4) Der aufwendig illustrierte Prospekt »Schollene
                                                                                     und sein Wundersee« verdient besondere Beachtung. Hier wurden auf dem
                                                                                     Titelblatt germanisch anmutende junge Frauen »Am Strand des Wunder-
                                                                                     sees« präsentiert, während im Inneren »Eine der malerischen ›schwimmen-
                                                                                     den Inseln‹« die Aufmerksamkeit des Lesers wecken sollte. Zu lesen war:
                                                                                         Schollene [...] Seit Hunderten von Jahren leben dort fleißige Fischer- und
                                                                                         Ackerbürgerfamilien, ihren Beruf und ihre Liebe zur Heimat vom Vater auf den Sohn
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                                                                                         vererbend [...] Das Kleinod [...] ist der etwa zwei Quadratkilometer große See, den der
                                                                                         Volksmund den »Wundersee von Schollene« getauft hat [...] Zwei Merkwürdigkeiten
                                                                                         [...] werden durch das Schlammvorkommen erklärt, seine schwimmenden Inseln und
                                                                                         sein oft märchenhaft silberner Glanz [...] Die in Schollene ansässige Landbevölkerung
                                                                                         kannte schon seit langer Zeit die hervorragenden Heilwirkungen seines Schlammes.
                                                                                         Erst den letzten Jahren war es vorbehalten, diesen in seiner Art einzigen deutschen Na-
                                                                                         turheilschlamm, die »Pelose«, wie man den Heilschlamm nach dem Griechischen be-
                                                                                         zeichnete, eingehend zu erforschen, seine Hochwertigkeit zu erkennen und seine An-
                                                                                         wendung weitesten Kreisen zugänglich zu machen.50 (Abb. 5)
                                                                                     Ähnlich illustriert und lyrisch formuliert war ein Beitrag für die Werkszei-
                                                                                     tung Schering-Blätter, der unter der Überschrift »Wir fahren nach Schollene«
                                                                                     1935 erschien.51
                                                                                     »Um in Laienkreisen den Schollener See und den daraus gewonnenen Heil-
                                                                                     schlamm möglichst bekanntzumachen«, versuchte die Presse-Abteilung,
                                                                                     »Aufsätze, Bilder und Referate über die Pelose in der Tagespresse unterzu-
                                                                                     bringen«, was auch gelang. Man war der Auffassung: »Die heutige starke
                                                                                     Propagierung naturgemässer Heilfaktoren dürfte auch unserer Pelose die
                                                                                     Aufmerksamkeit weiterer Kreise sichern, zumal das an sich grosse Indika-
                                                                                     tionsgebiet sicherlich noch erweitert werden« könne.
                                                                                         Die Auswertung des Propagandamomentes »Deutscher Heilschlamm« dürfte sich
                                                                                         auch bei zurückhaltendem Gebrauch gegenüber unserer Hauptkonkurrenz, dem
                                                                                         Pistyan-Schlamm günstig auswirken, zumal die Abkehr von der Verwendung
                                                                                         ausländischer Erzeugnisse Hand in Hand
                                                                                     gehe »mit Devisenschwierigkeiten für die Einfuhr dieser Artikel.«52 Dem
                                                                                     »Kleinsiedler« wurde die »Pelose« unter dem Motto »Märkischer Schlamm

                                                                                     48 SchA, Akte B 2 1377 b), Bericht über Abteilung Bio-Schering vom 31. Mai 1935.
                                                                                     49 Vgl. SchA, Akte B 2 1377 b), Aufstellung »Werbematerial ›PELOSE‹ (Stand vom 1.
                                                                                        Juli 1943)«.
                                                                                     50 Prospekt »Schollene und sein Wundersee« (1935).
                                                                                     51 SchA, Akte S 1 106, Beitrag von F. Strauhal in Schering-Blätter Heft 6/1935, S. 118ff.
                                                                                     52 SchA, Akte B 2 1377 b), Bericht über Abteilung Bio-Schering vom 31. Mai 1935.

                                                                                                                           Franz Steiner Verlag
174                                                                    Ulrich Meyer

                                                                                     heilt lahme Rinderhüften und verstauchte Ziegenbeine« auch für veterinär-
                                                                                     medizinische Zwecke ans Herz gelegt.53
                                                                                     Nachdem das Präparat in den Jahren 1934 bis 1937 120.700 RM Verlust
                                                                                     erbracht hatte, denen 1938/1939 bescheidene 12.100 RM Gewinn gegen-
                                                                                     überstanden, wendete sich im August 1940 das Blatt für die »Pelose«. Der
                                                                                     Vorstand der Schering AG war nun »prinzipiell damit einverstanden«,
                                                                                     seine »Interessen an dem [...] Heilschlamm PELOSE zu verkaufen, da der
                                                                                     Vertrieb und die Propaganda dieses Produktes« nicht in die »Fabrikations-
                                                                                     und Geschäftsinteressen passen« würde. Als potentieller Käufer erschienen
                                                                                     zunächst die Münchner Bastian-Werke, ein »auf dem Gebiete der
                                                                                     Bädertherapie in Deutschland zurzeit führendes« Unternehmen.54 Nach
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                                                                                     dem Scheitern der Verhandlungen mit den Bastian-Werken sollte der
                                                                                     weitere Vertrieb eingestellt werden55, bis mit der Firma Bewal- und
                                                                                     Rheumaweg-Fabrik und dem früheren Schering-Mitarbeiter Walter Hund
                                                                                     neue Interessenten auf den Plan traten.56 Hund erhielt – wohl aus alter
                                                                                     Verbundenheit – den Zuschlag.57 Ende 1944 mußte er beim
                                                                                     Reichsgesundheitsamt um die Verlängerung der Herstellungserlaubnis für
                                                                                     »Pelose« kämpfen, wobei er betonte, daß es sich eigentlich um »kein
                                                                                     Erzeugnis, sondern ein Naturprodukt« handle. Es werde »jetzt im Kriege«
                                                                                     auch an Lazarette in Großpackungen geliefert. Die 1944 abgegebenen
                                                                                     110.000 kg »Pelose« hätten ca. 660.000 Applikationen erlaubt, »für den
                                                                                     Kriegsgesundheitsdienst« sei »dies doch ein recht beachtlicher Beitrag«, und
                                                                                     »besonders auch viele Kriegsverletzungen« seien mit »Pelose« behandelt
                                                                                     worden. »Nicht unerwähnt« wollte man lassen, »dass der Eifelfango zur Zeit
                                                                                     nicht lieferbar« sei »und auch die ausländischen Fangoarten« fehlten.58
                                                                                     Hund gelang es, das »Pelose«-Werk in die DDR hinüberzuretten, bis es
                                                                                     Mitte der fünfziger Jahre verstaatlicht und schließlich in einen Betriebsteil
                                                                                     des VEB Polstermöbelwerkes Havelberg (!) überführt wurde.

                                                                                     53 Sonntagszeitung vom 13. Oktober 1935, Privatarchiv Erika Gorges, Schollene. Wir
                                                                                        danken Frau Gorges sehr herzlich für ihre freundliche Unterstützung.
                                                                                     54 SchA, Akte B 2 1377 b), Schreiben »Betr.: PELOSE« vom 23. August 1940.
                                                                                     55 Vgl. SchA, Akte B 2 1377 b), »Auszug aus                  den   Notizen    über   die
                                                                                        Vorstandspostbesprechung am 8.4.« vom 9. April 1943.
                                                                                     56 Vgl. SchA, Akte B 2 1377 b), Aktennotiz »Betr.: Pelose« vom 7. Mai 1943.
                                                                                     57 Vgl. SchA, Akte B 2 1377 b), Schreiben an die Bewal- und Rheumaweg-Fabrik vom
                                                                                        15. Mai 1943.
                                                                                     58 SchA, Akte B 2 1377 b), Schreiben an das Reichs-Gesundheitsamt Berlin vom 19.
                                                                                        Dezember 1944.

                                                                                                                       Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                           175

                                                                                     »Neue Deutsche Heilkunde« und Naturheilmittelhersteller
                                                                                     Fritz Krafft bemerkte 1996 zur NS-Gesundheitspolitik:
                                                                                         Die »Naturheilkunde« fand in diesem Umfeld einen vorzüglichen Nährboden, und die
                                                                                         heute auf diesem Gebiet tätigen Firmen verdanken, wenn schon nicht ihre Entstehung,
                                                                                         so doch ihre wirtschaftliche Bedeutung dieser nationalsozialistischen »Wiedergeburt
                                                                                         der Pharmazie«59.
                                                                                     Die Schwabesche Pharmakopöe wurde aus dieser Perspektive zu einem für
                                                                                     die »firmeneigene Werbung gedachten Homöopathischen Arzneibuch«60
                                                                                     (HAB).
                                                                                     Bereits ein kurzer Blick in das HAB von 1934 zeigt jedoch, daß es sich um eine
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                                                                                     nüchterne Sammlung von Herstellungs- und Prüfvorschriften handelt, die jeden
                                                                                     werblichen Charakters entbehrt.
                                                                                     Die wirtschaftlichen Auswirkungen der »Neuen Deutschen Heilkunde« lassen
                                                                                     sich zumindest für den bedeutendsten Naturheilmittelhersteller des Deutschen
                                                                                     Reiches, die Firma Dr. Willmar Schwabe61, beleuchten. Die vom Leipziger
                                                                                     Archivar Volker Jäger bereits 1991 publizierten Zahlen zeigen, daß Schwabe
                                                                                     selbst im Jahr 1940 mit 3,8 Mio. RM den Umsatz des Jahres 1930 (4,1 Mio. RM)
                                                                                     noch nicht wieder zu erreichen vermochte. Erst die Kriegsproduktion brachte –
                                                                                     wie für die gesamte pharmazeutische Industrie – ein deutliches Umsatzwachs-
                                                                                     tum. 1944 belief sich der Jahresumsatz auf 6,7 Mio. RM.62
                                                                                     Für den zweitgrößten Hersteller, die in Dresden-Radebeul ansässige Firma
                                                                                     Madaus, ließ sich entsprechendes Zahlenmaterial bislang noch nicht ermit-
                                                                                     teln.63 Indes ist auch hier keine Brücke zur wirtschaftlichen Entwicklung in
                                                                                     der Nachkriegszeit zu schlagen, da das in der Sowjetischen Besatzungszone
                                                                                     gelegene Unternehmen entschädigungslos verstaatlicht wurde und im VEB
                                                                                     Arzneimittelwerk Dresden aufging.64 Die enteignete Familie mußte in Köln-
                                                                                     Merheim neu beginnen. Gleiches gilt im übrigen für die Firma Schwabe,
                                                                                     die in Leipzig beheimatet war. Sie bildete die Keimzelle des VEB Leipziger
                                                                                     Arzneimittelwerks, während die Eignerfamilie in den Westen übersiedelte
                                                                                     und in Karlsruhe-Durlach ein neues Werk aufbaute.65
                                                                                     Lediglich für die deutlich kleinere Firma Schaper & Brümmer (Salzgitter-
                                                                                     Ringelheim) läßt sich ein positiver Einfluß der »Neuen Deutschen Heil-

                                                                                     59 Krafft: Einstein (1996).
                                                                                     60 Krafft: Pharmacia (1999).
                                                                                     61 Zur Geschichte der Firma Schwabe vgl. Michalak (1991).
                                                                                     62 Vgl. Jäger (1991), S. 181, S. 185.
                                                                                     63 Recherchen im Sächsischen Staatsarchiv in Dresden und im Archiv des
                                                                                        Arzneimittelwerks Dresden (Radebeul) verliefen ergebnislos. Wir danken Herrn Dr.
                                                                                        Andreas Schuhmann (Freital/Sachsen) sehr herzlich für seine Unterstützung.
                                                                                     64 Vgl. Schuhmann (2002), S. 15-23.
                                                                                     65 Vgl. z. B. Herrmann (1998), S. 401-404.

                                                                                                                             Franz Steiner Verlag
176                                                            Ulrich Meyer

                                                                                     kunde« auf den Geschäftsgang feststellen. Der Umsatz stieg von 1934 bis
                                                                                     1939 von 190.000 auf 670.000 RM. Nichtsdestotrotz war das Unternehmen
                                                                                     1940 von der Stillegung bedroht und konnte dieser nur mit Hinweis auf
                                                                                     Export-Devisenerlöse und einer Umstellung auf Kriegsproduktion entgehen.
                                                                                     Diese ermöglichte eine weitere Steigerung des Umsatzes auf fast 4 Mio. RM
                                                                                     im Jahr 1944.66 Berücksichtigt man allerdings die Umsatzentwicklung der
                                                                                     Jahre 1952-1963, ein Zeitraum, in dem in der Bundesrepublik die Allopa-
                                                                                     thie deutlich an Boden gewann und die Naturheilkunde an Bedeutung ver-
                                                                                     lor, so differenziert sich das Bild auch für Schaper & Brümmer. Das Unter-
                                                                                     nehmen konnte in diesen Jahren den Umsatz von 2 auf 10 Mio. DM ver-
                                                                                     fünffachen.67 Die einzige relevante Frucht der »Neuen Deutschen Heil-
                                                                                     kunde« für Schaper & Brümmer blieb das Präparat »Esberitox«, das Erich
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                                                                                     Schaper (1901-1970) 1934, durch den radikalen Impfgegner Julius Streicher
                                                                                     (1885-1946)68 inspiriert, als Mittel gegen Impfschäden konzipiert hatte.69

                                                                                     Diskussion
                                                                                     Im Hinblick auf den Arzneimittelmarkt strebte die NS-Gesundheitspolitik
                                                                                     neben der Propagierung phytotherapeutischer oder auch homöopathischer
                                                                                     Arzneimittel eine »Wiedergeburt der Pharmazie« an. Diese sollte die indu-
                                                                                     striell gefertigten Arzneispezialitäten zurückdrängen und einen Aufschwung
                                                                                     von Rezeptur und Defektur in den Apotheken bewirken. Über den hohen
                                                                                     Anspruch und die nüchterne Wirklichkeit der »Wiedergeburt der Pharma-
                                                                                     zie« wurde an anderer Stelle berichtet.70
                                                                                     Vergleicht man die Reaktion der pharmazeutischen Industrie auf die »Neue
                                                                                     Deutsche Heilkunde« mit der auf die »Wiedergeburt der Pharmazie«, so
                                                                                     wird deutlich, daß letztere als weitaus bedeutendere Gefahr wahrgenommen
                                                                                     wurde. Von einer echten Wiederbelebung der Rezeptur und Defektur wäre
                                                                                     die gesamte Branche – unabhängig von der individuellen Ausrichtung des
                                                                                     einzelnen Herstellers – betroffen gewesen. Entsprechend heftig gestaltete
                                                                                     sich die Auseinandersetzung mit der deutschen Apothekerschaft.
                                                                                     In bezug auf die »Neue Deutsche Heilkunde« mußte die Reipha hingegen
                                                                                     diplomatisch agieren, da innerhalb des Verbandes selbst eine ganze Anzahl
                                                                                     von Naturheilmittel-Herstellern vertreten war. Die Reipha verfolgte eine
                                                                                     geschickte Strategie des »Sowohl-als-Auch«, wobei Angriffe fanatischer Na-
                                                                                     turheiler, z. B. auf die Behringsche Serumtherapie, stets abgewehrt wurden.

                                                                                     66 Vgl. Conrad (1998), S. 36, S. 48-54.
                                                                                     67 Conrad (1998), S. 83.
                                                                                     68 Zur Rolle von Streicher in den Auseinandersetzungen um die »Neue Deutsche
                                                                                        Heilkunde« vgl. Bothe (1991).
                                                                                     69 Vgl. Conrad (1998), S. 35.
                                                                                     70 Meyer: Pharmazeutische Industrie (2004).

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                           177

                                                                                     Die völlige Ignoranz der I. G. Farben gegenüber der »Neuen Deutschen
                                                                                     Heilkunde« spricht dafür, daß die chemisch-pharmazeutische Großindustrie
                                                                                     das Phänomen von Anfang an weniger ernst nahm, als man heute
                                                                                     vermuten würde. Lediglich für die beiden mittelständischen Hersteller Knoll
                                                                                     und Schering lassen sich Aktivitäten auf dem Gebiet der Naturheilmittel
                                                                                     nachweisen. Auffallend ist bei beiden Firmen, daß sie sich um eine
                                                                                     naturwissenschaftliche Fundierung der entwickelten Präparate bemühten
                                                                                     und sich konventioneller Methoden der Analytik und des
                                                                                     Wirksamkeitsnachweises bedienten. Letztlich blieben ihre mehr oder
                                                                                     weniger als Naturheilmittel zu bezeichnenden Präparate Fremdkörper im
                                                                                     jeweiligen Sortiment, denn eine bewährte Vertriebsstruktur, z. B. zur
                                                                                     Ansprache der Heilpraktiker, fehlte. Beide Firmen ließen in ihren
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                                                                                     Bemühungen Ende der dreißiger Jahre nach, im Falle Scherings wurde seit
                                                                                     1938 nicht einmal mehr der Begriff »Bio-Schering« verwendet.71 Dies
                                                                                     spricht für die von Robert Jütte und anderen72 vertretene These, daß die
                                                                                     »Neue Deutsche Heilkunde« 1936 mit dem Inkrafttreten des
                                                                                     kriegsvorbereitenden Vierjahresplans ihren Zenit bereits überschritten
                                                                                     hatte.73
                                                                                     Der Aufschwung der Naturheilmittelhersteller war, wenn er denn überhaupt
                                                                                     stattfand, deutlich kleiner, als theoretisch postuliert wurde. Es besteht kein
                                                                                     kausaler Zusammenhang zwischen eventuellen geschäftlichen Erfolgen wäh-
                                                                                     rend der NS-Zeit und heutiger wirtschaftlicher Prosperität.
                                                                                     Lediglich beim staatlich forcierten Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen
                                                                                     waren eklatante Steigerungen zu verzeichnen. Indes läßt sich aus der Erwei-
                                                                                     terung des Anbaus nicht unmittelbar auf eine erhöhte Produktion von Phy-
                                                                                     topharmaka bzw. Homöopathika schließen. Zum einen entfiel ein Teil des
                                                                                     Flächenzuwachses auf Küchengewürze und Duftpflanzen, zum anderen
                                                                                     wurde im Rahmen der Autarkiebemühungen der Bezug von Drogen aus
                                                                                     dem Ausland eingeschränkt.74
                                                                                     Es fällt auf, daß die Industrie sowohl in bezug auf die »Wiedergeburt der
                                                                                     Pharmazie« als auch im Hinblick auf die »Neue Deutsche Heilkunde« stets
                                                                                     betonte, daß unüberlegte Maßnahmen im Inland den Arzneimittel-Export
                                                                                     schwer schädigen würden. Die starke Auslandsorientierung der reichsdeut-
                                                                                     schen pharmazeutischen Industrie könnte auch eine Erklärung dafür sein,
                                                                                     daß ihre Hauszeitschrift im Vergleich zur Deutschen Apotheker Zeitung weni-
                                                                                     ger ideologiebehaftet erscheint und antisemitische Äußerungen weitestge-

                                                                                     71 Vgl. Vademecum (1938), S. 9. Im Vademecum des Jahres 1940 fehlten sogar die
                                                                                        Produktabbildungen.
                                                                                     72 Vgl. Haug (1985); Bothe (1991); Karrasch (1998).
                                                                                     73 Vgl. Jütte (1996), S. 52.
                                                                                     74 Vgl. Aue (1983), S. 277. Während die Anbaufläche von Heil- und Gewürzpflanzen
                                                                                        1934 nur 820 Hektar betragen hatte, erreichte sie 1940 mit 8.362 Hektar mehr als die
                                                                                        zehnfache Größe.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
178                                                                       Ulrich Meyer

                                                                                     hend fehlen.75 Die industrielle »Apotheke der Welt« wollte ihr Gesicht so
                                                                                     weit als möglich wahren.

                                                                                     Bibliographie

                                                                                     Archivalien
                                                                                     Bayer-Archiv (BA)
                                                                                     Schreiben von Herrn Hans-Hermann Pogarell vom 9. März 2001

                                                                                     Merck-Archiv (MA)
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                                                                                     Bestand E 3: Protokolle Direktionsbesprechungen 1932-1945
                                                                                     Bestand F 3, Nr. 38 c Bericht Arbeiten der Forschungsabteilungen 1933 und 1934

                                                                                     Schering-Archiv (SchA)
                                                                                     Bestand 13, Akte 220
                                                                                     Bestand B 2 Akte 1377 b)
                                                                                     Bestand B 5 Akte 372
                                                                                     Bestand S 1 Akte 105
                                                                                     Ordner Herstellungsvorschriften
                                                                                     Bestand 05, Akte 30
                                                                                     Bestand B 2 Akte 0687
                                                                                     Bestand S 1 Akte 106 Band S 1 Akte 110

                                                                                     Privatarchiv Erika Gorges, Schollene
                                                                                     Sonntagszeitung vom 13. Oktober 1935

                                                                                     Quellen
                                                                                     Anzeige in Heft 2 der Hausmitteilungen der Schering A. G. Berlin 13 (1941).
                                                                                     Heyl, Werner: Die Bedeutung der pharmazeutischen Industrie für Deutschlands Volksge-
                                                                                     sundheit und Kultur. In: Pharmazeutische Industrie 1 (1934), 213-219.
                                                                                     Heyl, Werner: Sinn und Aufgaben der Fachgruppe »Pharmazeutische Erzeugnisse«. In:
                                                                                     Pharmazeutische Industrie 2 (1935), 129-132.
                                                                                     Junkmann, Karl: Ein neues Bitterstofftonikum (Fortamin). In: Hausmitteilungen der Sche-
                                                                                     ring A. G. Berlin 7 (1935), 146-149.
                                                                                     Junkmann, Karl: Über Fortamin. In: Hausmitteilungen der Schering A. G. Berlin 9 (1937),
                                                                                     117-122.

                                                                                     75 Vgl. die von Schwarz (1996) vorgelegte Analyse der Deutschen Apotheker Zeitung.

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«                             179

                                                                                     Kunze, Ernst: Die Bedeutung der biologischen Heil- und Nährmittelindustrie für die
                                                                                     Volksgesundheit. In: Pharmazeutische Industrie 1 (1934), 633-634.
                                                                                     Kunze, Ernst: Zum Jahreswechsel! – An alle Mitglieder der Fachabteilungen I und IV. In:
                                                                                     Pharmazeutische Industrie 3 (1936), 3-4.
                                                                                     N. N.: Zur Einführung. In: Pharmazeutische Industrie 0 (1933), 1-2.
                                                                                     N. N.: Ausstellung »Deutsches Volk – Deutsche Arbeit« 1934. In: Pharmazeutische Indu-
                                                                                     strie 1 (1934), 299-300.
                                                                                     N. N.: Die konstituierende Mitgliederversammlung der Fachabteilung I. In: Pharmazeuti-
                                                                                     sche Industrie 2 (1935), 500.
                                                                                     N. N.: Arzneipflanzen-Anbau und -Sammlung. In: Pharmazeutische Industrie 2 (1935), 53-
                                                                                     54.
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                                                                                     N. N.: Das Prüfungsinstitut für biologische Heilmittel. In: Pharmazeutische Industrie 6
                                                                                     (1939), 74-76.
                                                                                     N. N.: Knoll 1886-1949. Ludwigshafen/Rhein 1949.
                                                                                     Potonie, R.; Benade, W.: Forschungsergebnisse zur Geologie des Heilschlamms von Schol-
                                                                                     lene. In: Hausmitteilungen der Schering A. G. Berlin 8 (1936), 111-114.
                                                                                     Prospekt »Schollene und sein Wundersee« (1935).
                                                                                     Schenck, Ernst-Günther: Rationalisierung in der Heilpflanzenkunde. In: Pharmazeutische
                                                                                     Industrie 10 (1943), 3-5.
                                                                                     Stephan, Martin: Versuche über die sedative Wirkung des Baldrians. In: Hausmitteilungen
                                                                                     der Schering A. G. Berlin 9 (1937), 122-128.
                                                                                     Vademecum für das ärztliche Laboratorium Schering-Kahlbaum A. G. Berlin 1936.
                                                                                     Vademecum für das ärztliche Laboratorium Schering-Kahlbaum A. G. Berlin 1938.
                                                                                     Wagner, H.: Erfahrungen mit einem neuen deutschen Heilschlamm. In: Hausmitteilungen
                                                                                     der Schering A. G. Berlin 9 (1937), 129-131.
                                                                                     Wolff, Albert: Der Weg zum »biologischen« Heilmittel. In: Pharmazeutische Industrie 2
                                                                                     (1935), 3-6.

                                                                                     Literatur
                                                                                     Aue, Uta von der: Die deutsche Hortus-Gesellschaft (1917-1943) – Natürlicher Heilpflan-
                                                                                     zenanbau und Förderung der Phytotherapie in Deutschland. Diss. rer. nat. Berlin 1983.
                                                                                     Beyer, Karl-Heinz: Prof. Dr. Gerhard Schenck, Berlin, 65 Jahre. In: DAZ 109 (1969), 307.
                                                                                     Beyer, Karl-Heinz: Professor Dr. Gerhard Schenck in memoriam. In: DAZ 133 (1993),
                                                                                     1023-1024.
                                                                                     Bothe, Detlef: Neue Deutsche Heilkunde 1933-1945. Husum 1991.
                                                                                     Conrad, Claus: Wollen, Wägen, Wagen – 75 Jahre Schaper & Brümmer. Salzgitter 1998.
                                                                                     Eberhardt, Gunter: G. F. Walz (1813-1862). Stuttgart 1990.
                                                                                     Funke, Ines; Melzig, Matthias F.; Siems, Wolf-Eberhard; Schenk, Regina: Lactuca virosa
                                                                                     L. und Lactucarium – Molekularpharmakologische Untersuchungen zur Erklärung der
                                                                                     analgetischen Potenz. In: Zeitschrift für Phytotherapie 23 (2002), 40-45.
                                                                                     Haug, Alfred: Die Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde (1935/36).
                                                                                     Husum 1985.

                                                                                                                           Franz Steiner Verlag
180                                                                         Ulrich Meyer

                                                                                     Helmstädter, Axel: Zur Geschichte der deutschen Impfgegnerbewegung. In: Geschichte der
                                                                                     Pharmazie 42 (1990), 19-23.
                                                                                     Herrmann, Wilfrid: Unternehmensprofil Schwabe. In: Pharmazeutische Industrie 60
                                                                                     (1998), 401-404.
                                                                                     Jäger, Volker: Im Dienste der Gesundheit – Zur Geschichte der Firma Willmar Schwabe.
                                                                                     In: Medizin, Gesellschaft und Geschichte 10 (1991), 171-188.
                                                                                     Jütte, Robert: Geschichte der Alternativen Medizin. München 1996.
                                                                                     Karrasch, Bertram: Volksheilkundliche Laienverbände im Dritten Reich. Stuttgart 1998.
                                                                                     Krafft, Fritz: Albert Einstein und die Folgen aus wissenschaftshistorischer Sicht. In: Phar-
                                                                                     mazeutische Zeitung 141 (1996), 435-446.
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                                                                                     Krafft, Fritz: Pharmacia, quo vadis? In: Pharmazeutische Zeitung 144 (1999), 851-858.
                                                                                     Langecker, Hedwig: In memoriam Professor h. c., Dr. med., Dr. rer. nat. h. c. Karl Junk-
                                                                                     mann. In: Arzneimittelforschung 26 (1976), 1400-1401.
                                                                                     Maehle, Andreas-Holger: Präventivmedizin als wissenschaftliches und gesellschaftliches
                                                                                     Problem: Der Streit über das Reichsimpfgesetz von 1874. In: Medizin, Gesellschaft und
                                                                                     Geschichte 9 (1991), 127-148.
                                                                                     Meyer, Ulrich: Steckt eine Allergie dahinter? Stuttgart 2002.
                                                                                     Meyer, Ulrich: Pharmazeutische Industrie und NS-Staat. In: Akten des 35. Internationalen
                                                                                     Kongresses für Geschichte der Pharmazie Luzern, 19.-22.9.2001. (=Veröffentlichungen der
                                                                                     Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, 25) Liebefeld 2004. (CD)
                                                                                     Michalak, Michael: Das homöopathische Arzneimittel – Von den Anfängen zur industriel-
                                                                                     len Fertigung. Stuttgart 1991.
                                                                                     N. N.: 25 Jahre Blücher-Schering & Co., Lübeck. In: Pharmazeutische Industrie 34 (1972),
                                                                                     86-87.
                                                                                     Schröder, Gerald: Die »Wiedergeburt« der Pharmazie – 1933-1934. In: Mehrtens, Herbert;
                                                                                     Richter, Steffen (Hg.): Naturwissenschaft, Technik und NS-Ideologie. Frankfurt/Main
                                                                                     1980, 166-188.
                                                                                     Schröder, Gerald: Die Wiederbelebung der Phytotherapie im Zusammenhang mit den Re-
                                                                                     formbestrebungen der NS-Pharmazie. In: Hickel, Erika; Schröder, Gerald (Hg.): Neue Bei-
                                                                                     träge zur Arzneimittelgeschichte. Stuttgart 1982, 111-128.
                                                                                     Schröder, Gerald: NS-Pharmazie. Stuttgart 1988.
                                                                                     Schuhmann, Andreas: Die Geschichte des Arzneimittelwerkes Dresden. Dresden 2002.
                                                                                     Schwarz, Berit: Zur Durchsetzung der NS-Ideologie im Apothekenwesen im Spiegel einer
                                                                                     pharmazeutischen Fachzeitschrift. Dipl. Arbeit Pharmazeutisches Institut der Universität
                                                                                     Greifswald 1996.
                                                                                     Siebert, Gerhard: Die Pharmazie innerhalb des Gesundheitswesens während der Jahre
                                                                                     1933-1937 im Spiegel der pharmazeutischen Presse. Mag. Arbeit Bergische Universität-
                                                                                     Gesamthochschule Wuppertal 1992.
                                                                                     Thomas, Ulrike: 100 Jahre im Dienste der Gesundheit. Ludwigshafen/Rhein 1986.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
Pharmazeutische Industrie und »Neue Deutsche Heilkunde«   181
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                                                                                     Abb. 1

                                                                                     Abb. 2                                     Abb. 3

                                                                                                                       Franz Steiner Verlag
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                                                          Abb. 4
                                                          Abb. 5

Franz Steiner Verlag
                                                                                                            Ulrich Meyer
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