PLATTFORMEN UND PORTALE - AUSWIR-KUNGEN AUF DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT - GDW
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Plattformen und Portale - Auswir- kungen auf die Immobilienwirtschaft Abschlussarbeit zur Erlangung des Titels Immobilien-Ökonom (GdW) an der EBZ Business School, University of Applied Sciences, Bochum Eingereicht von: Sophia Drosihn (Matrikel: 94083) Düsseldorf, 29. Mai 2017
Betreuer/in der Arbeit: Prof. Dr. Günter Vornholz (EBZ Business School, Bochum) Erster Prüfer: Prof. Dr. Günter Vornholz (EBZ Business School, Bochum) Zweiter Prüfer: Dipl.-Volkswirt Ulrich Berhorst (EBZ Business School, Bochum)
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................... I Abbildungsverzeichnis...................................................................................................................... II 1. Einleitung ..................................................................................................................................... 1 2. Begriffe und Abgrenzungen...................................................................................................... 3 2.1 Digitalisierung....................................................................................................................... 3 2.2 Portale und Plattformen ..................................................................................................... 4 3. Entstehungsgeschichte von Portalen und Plattformen ........................................................ 7 4. Geschäftsmodelle basierend auf Portalen und Plattformen ................................................ 8 4.1 Maklerportale ........................................................................................................................ 8 4.2 Immobilienportale ............................................................................................................. 11 4.3 Finanzierungsportale ......................................................................................................... 14 4.4 Mieterportale ...................................................................................................................... 18 5. Auswirkungen von Portalen und Plattformen ..................................................................... 22 5.1 Immobiliensuche aus Sicht der Nachfrager ................................................................... 22 5.2 Vermarktung aus Sicht der Anbieter .............................................................................. 24 5.3 Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse .................................................................... 27 6. Zusammenfassung und Ausblick ........................................................................................... 29 6.1 Fazit...................................................................................................................................... 29 6.2 Ausblick ............................................................................................................................... 31 Literaturverzeichnis.......................................................................................................................... 33 Selbständigkeitserklärung ................................................................................................................ 39 2I2
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Lebenszyklus einer Immobilie (eigene Darstellung) ............................................. 5 Abbildung 2: Modelle des Sharing Economy Konzepts (eigene Darstellung) ......................... 6 Abbildung 3: Musterprofil eines Mieters auf der Plattform Housy ......................................... 10 Abbildung 4: Auszug Suchmaske Immobilienscout24 ............................................................... 12 Abbildung 5: Mieterkommunikation - Verteilung der Mieteranfragen 2014 (eigene Darstellung) ....................................................................................................................................... 19 Abbildung 6: Übersicht einiger Funktionen eines Mieterportals (eigene Darstellung) ......... 21 Abbildung 7: Nutzung digitaler Medien durch deutsche Immobiliensuchende 2012 (eigene Darstellung) ....................................................................................................................................... 23 Abbildung 8: Übersicht der Verwendung von Portalen/Plattformen in den einzelnen Phasen des Lebenszykluses einer Immobilie (eigene Darstellung)........................................... 31 2II2
1. Einleitung Die Abschlussarbeit zum Immobilienökonom beschäftigt sich mit Plattformen und Porta- len. Es werden deren Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft betrachtet. Die effiziente Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung bestimmt die Zukunft vieler Unternehmen der Immobilienwirtschaft. Dabei sind nahezu alle Bereiche der Immobilien- wirtschaft von der Digitalisierung betroffen. Durch die vielfältigen neuen Möglichkeiten lassen sich neue Marktnischen erschließen und bestehende Geschäftsmodelle neu gestalten. Ebenfalls bestehen verbesserte Möglichkeiten einzelne Geschäftsprozesse technisch zu unterstützen beziehungsweise gänzlich zu automatisieren. In Folge kommt es zu umfas- senden Umstrukturierungen und eine Vielzahl von neuen Akteuren revolutioniert den Markt. Auch bestehende Unternehmen müssen sich der Digitalisierung anpassen und ihre Geschäftsprozesse verändern. Ein Instrument im Zuge der Digitalisierung ist die vermehrte Entwicklung von Plattformen und Portalen. Sie bringen Chancen und Risiken mit sich, welche mit der vorliegenden Ar- beit erörtert werden sollen. Für die Akteure in der Immobilienwirtschaft ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und sich der neuen digitalen Konkurrenz bewusst zu sein, um wettbe- werbsfähig zu bleiben. Plattformen und Portale werden die Immobilienwirtschaft im Laufe der Zeit nachhaltig verändern. Besonders im Bereich der Vermarktung von Immobilien, aber auch für die Wohnungssu- che lassen sich die Auswirkungen deutlich erkennen. Beispielsweise findet der erste Kon- takt mit potenziellen neuen Mietern regelmäßig über Makler- und Immobilienportale statt. Auch die Verwaltungsprozesse von bereits bestehenden Mietverhältnissen werden zuneh- mend mit Hilfe von Portallösungen unterstützt. Aktuell sind besonders Mieterportale ein wichtiges Thema. Die Mieter erhalten hier alle relevanten Informationen zu Ihrem Miet- verhältnis online, zunehmend werden über diese Wege auch weitere Produkte wie Hand- werkerleistungen angeboten. Finanzierungsportale bieten die Möglichkeit, Konditionen verschiedener Anbieter mit geringem Zeitaufwand zu vergleichen. Damit schaffen die Plattformen eine bisher nicht dagewesene Transparenz. Auch für potenzielle Investoren stehen spezifische Plattformen zur Verfügung. Ziel der Arbeit ist es, die Auswirkungen von Plattformen und Portalen auf die Immobili- enwirtschaft darzustellen. Dabei werden zum einen bereits bestehende Veränderungen einzelner Prozesse - wie beispielsweise die Vermarktung aus Sicht der Anbieter und die Suche von Immobilien aus Sicht der Nachfrager – und zum anderen zukünftige Entwick- lungen herausgearbeitet. Zu Beginn der Arbeit werden die Begriffe Digitalisierung, Plattformen und Portale defi- niert und abgegrenzt. Im Zuge dessen wird der Begriff „Digitalisierung“ und die unter- schiedlichen Blickrichtungen kurz vorgestellt. Zusätzlich wird der Prozess der Digitalisie- rung in Bezug zur Immobilienwirschaft gesetzt. Daraufhin werden die technischen Grund- lagen sowie die darauf aufbauenden Anwendungen der Digitalisierung erläutert. Dies führt auf die Anwendungen „Portale und Plattformen“, welche definiert werden und deren 1
grundsätzliche Anwendung kurz beschrieben wird. Dabei wird auch das Konzept der „Sha- ring Economy“ - auf dem viele Portale beruhen - vorgestellt. Im nächsten Kapitel wird die Entstehungsgeschichte von Plattformen und Portalen kurz dargestellt und anschließend werden einige Geschäftsmodelle, die auf den neuen Möglich- keiten von Plattformen und Portalen basieren, beschrieben. Hierbei liegt das Hauptaugen- merk auf Makler-, Immobilien- und Mieterportalen sowie auf Portalen für die Finanzie- rung. Zu den unterschiedlichen Portalformen werden Beispiele genannt und es wird auf Abwandlungen der ursprünglichen Geschäftsmodelle eingegangen. Im Zuge der Vorstel- lung der Maklerportale werden einige „PropTechs“ vorgestellt. Die Leistungen von Mak- lerportalen werden beschrieben und durch Beispiele verschiedener Anbieter veranschau- licht. Als nächstes wird sowohl auf klassische als auch auf neue innovative abgewandelte Immobilienportale eingegangen. Es werden einzelne Portale vorgestellt. Dabei wird zwi- schen öffentlichen und geschlossenen Plattformen unterschieden und Portale für Wohn- und Gewerbeimmobilien angesprochen. Zusätzlich wird kurz auf Plattformen für Über- nachtungsmöglichkeiten eingegangen. Bei der Vorstellung der Finanzierungsportale wird der Begriff „FinTechs“ vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf Crowdinvesting-Plattformen und deren unterschiedlichen Formen. Hinzu kommen Vergleichsportale und Kreditver- mittlungsplattformen sowie themenspezifische Informationsplattformen. Daraufhin wer- den Mieterportale vorgestellt und beschrieben, wie diese dazu beitragen können den Ver- waltungsaufwand von Immobilien und die Mieterkommunikation zu erleichtern. Die Funk- tionsweise von Mieterportalen wird erläutert und anhand eines Beispiels verdeutlicht. Au- ßerdem werden Mieterapps kurz angesprochen. Im letzten Kapitel der Arbeit werden die Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft un- tersucht, wobei besonders auf die Veränderungen der Vermarktung von Immobilien und die Immobiliensuche aus der Perspektive des Nachfragers eingegangen wird. Dabei werden die Prozesse „vor Portalen und Plattformen“ mit den heutigen Möglichkeiten verglichen. Bei der Immobiliensuche aus Sicht der Nachfrager wird die unterschiedliche Nutzung digi- taler Medien betrachtet. Zur Vermarktung aus Sicht der Nachfrager werden ebenfalls die neuen Möglichkeiten und deren Einfluss behandelt. Dabei wird unter anderem auf Social Media Portale zur Kundenbindung im Bereich der Vermarktung eingegangen. Im An- schluss werden die Veränderungen in den Geschäftsmodellen und –prozessen durch die Nutzung von Portalen und Plattformen beschrieben. Dabei wird auch auf die Problematik von neuen Geschäftsmodellen, wie beispielsweise die zunehmende Vermietung von Wohnimmobilien als Ferienwohnungen eingegangen. Außerdem werden als Beispiel für die Veränderung von Prozessen Lösungen vorgestellt, die den Umgang mit großen Dokumen- tenmenge erleichtern sollen und das inserieren auf entsprechenden Portalen erleichtern. Abschließend werden im Fazit die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst. In einem letzten Schritt wird im Ausblick eine mögliche zukünftige Entwicklung auf Basis der Er- gebnisse der Arbeit vorgestellt. 2
2. Begriffe und Abgrenzungen 2.1 Digitalisierung Der Begriff Digitalisierung kann aus zwei Blickrichtungen betrachtet werden. Erstens be- schreibt die Digitalisierung die Umwandlung analoger Informationen in digitale Daten. Zweitens kann die Digitalisierung als Prozess definiert werden. Durch die neuen Möglich- keiten, welche aus der Digitalisierung resultieren, kommt es zu einem veränderten Umgang mit Daten. Besonders die Verwertung der gesammelten Daten hat sich grundlegend geän- dert.1 In Bezug auf die fortschreitende Digitalisierung wird häufig der Begriff der „Digitalen Re- volution“ genannt. Der Anfang der Digitalen Revolution begann mit der Entwicklung des Mikroprozessors. Erstmals wurden digitale Technologien zur Kommunikation und Infor- mationsverarbeitung eingesetzt. Die daraus resultierenden neuen technischen Abläufe wer- den als die vierte industrielle Revolution bezeichnet. Mit der Revolution der Industrie- und Geschäftsprozesse begann eine Entwicklung, die unter dem Begriff „Industrie 4.0“ zu- sammengefasst wird. Diese Veränderungen betreffen sämtliche Branchen und Lebensbe- reiche.2 In der Immobilienwirtschaft erhält die Digitalisierung ebenfalls Einzug. Sie führt zu neuen oder angepassten Geschäftsprozessen in den Unternehmen, einem veränderten Kunden- verhalten und neuen Anforderungen an Gebäude.3 Unternehmen setzen zunehmend auf digitale Unterstützung ihrer einzelnen Tätigkeiten, wie beispielsweise die Vermarktung, Verwaltung und Bewirtschaftung ihrer Objekte sowie den Kundenservice. Des Weiteren entstehen neuen Geschäftsmodelle zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen und Stärkung der Marktposition.4 Die Kunden der Unternehmen nutzen zunehmend digitiale Kommunikationsinstrumente. Das gesteigerte Bedürfnis jederzeit Zugang zu relevanten Informationen und ein Mitspra- cherecht zu haben, führt unweigerlich zu einem veränderten Verhalten und neuen Anfor- derungen an die einzelnen Akteure.5 Selbst Gebäude erleben einen digitalen Wandel. Bei der Ausstattung und Planung neuer Projekte spielen zunehmend digitale Systeme eine wichtige Rolle. Die Gebäude werden „intelligenter“. Ein Smart Buildung lässt sich beispielsweise mittels einer entsprechenden 1 Bendel, O., Digitalisierung, Gabler Wirtschaftslexikon, o.J., letzter Zugriff: 15.04.2017 16.17 Uhr, Link: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/-2046143105/digitalisierung-v2.html?print=true . 2 Bölting, T., Königsmann, T., Neitzel, M. (2016): Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, InWIS-Studie, Bochum, S. 11. 3 Bölting, T., Königsmann, T., Neitzel, M. (2016): Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, InWIS-Studie, Bochum, S. 15. 4 Bölting, T., Königsmann, T., Neitzel, M. (2016): Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, InWIS-Studie, Bochum, S. 15. 5 Bölting, T., Königsmann, T., Neitzel, M. (2016): Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, InWIS-Studie, Bochum, S. 15. 3
App über das Smartphone steuern. Folglich lassen sich Gebäude in ihrer Nutzung flexibler gestalten und in einzelene Wertschöpfungsprozesse eingliedern.6 Die Grundlagen der Digitalisierung bilden das Cloud Computing und das Mobile Compu- ting. Als Cloud Computing wird der Zugriff über das Internet auf extern abgespeicherte Systeme bezeichnet. Beim Mobile Computing handelt es sich um eine Technologie die es dem Nutzer ermöglicht über ein mobiles Endgerät, beispielsweise ein Smartphone, auf die Systeme zuzugreifen. Der Nutzer kann auf das Netzwerk und die Daten zugreifen. Bei beiden Technologien wird eine Cloud verwendet.7 Auf dieser Basis bauen weitere Technologien auf. Für die Immobilienwirtschaft sind dabei vor allem Technologien wie Data Science, Artificial Intelligence, Sensoren, Virtual und Augmented Reality sowie Plattformen und Portale von Bedeutung. Data Science bietet die Möglichkeit, aus großen Datenmengen durch Selektion geschäftsrelevante Informationen bereitzustellen („Big Data“). Dies dient nicht nur der Analyse und Auswertung, sondern kann auch zu Prognosezwecken verwendet werden. Technologien für Artificial Intelligence stellen Versuche dar, die menschliche Intelligenz auf technische Geräte zu übertragen. Mit Hilfe derartiger Systeme sollen Aufgabenstellungen automatisiert bearbeitet werden kön- nen. Sensoren dienen der Erfassung, Verteilung und Verwaltung von Daten. Des Weiteren können Sensoren miteinander interagieren, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, Prozesse automatisiert abzuwickeln. Die Virtual und Augmented Reality dienen der Visualisierung der Realität, wobei diese mit zusätzlichen Informationen versehen werden kann.8 Im Fol- genden werden Plattformen und Portale näher vorgestellt und die Thematik vertieft. 2.2 Portale und Plattformen Der Begriff Portal lässt sich als eine Seite im Internet definieren, welche als Einstiegsseite dient. Portale sind darauf ausgerichtet von möglichst vielen Nutzern einer bestimmten Zielgruppe verwendet zu werden.9 Eine Plattform im Internet wird als Unternehmen defi- niert das mehrere Nutzergruppen zusammenbringt. Plattformen ermöglichen eine Interak- tion zwischen den Nutzern und stellen einen virtuellen Marktplatz dar, auf dem gewinn- bringende Transaktionen getätigt werden können.10 Die Grenzen zwischen beiden Begrif- fen sind jedoch fließend und die Begriffe werden aufgrunddessen im Folgenden synonym verwendet. Plattformen und Portale basieren technisch auf Cloud und Mobile Computing. Diese Technologien bilden wie zuvor erläutert die Grundlage sämtlicher sozialer, technischer und betrieblicher Netzwerke.11 6 Bölting, T., Königsmann, T., Neitzel, M. (2016): Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, InWIS-Studie, Bochum, S. 15. 7 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 4, i.E. 8 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 4f. i.E. 9 Lackes, R., Siepermann, M., Kollmann, T.: Portale: Gabler Wirtschaftslexikon, o.J., Letzter Zugriff: 22.05.2107 20.14 Uhr, Link: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/81499/portal-v12.html . 10 Demary, V.: Der Aufstieg der Onlineplattformen, IW-Report vom 30.09.2016, Nr. 32, Köln, S. 4, Letzter Zugriff: 22.05.2017 20.36 Uhr, Link: https://www.iwkoeln.de/studien/iw-reports/beitrag/vera-demary-der- aufstieg-der-onlineplattformen-was-nun-zu-tun-ist-305493 . 11 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 4f., i.E. 4
Bei Portalen handelt es sich um themenspezifische Informationsplattformen.12 Portale re- sultieren aus dem rasanten Wachstum des Internets. Durch die große Informationsmasse entstand ein Bedarf an geordneten, klarer strukturierten Informationen zu einem bestimm- ten Thema.13 Der Nutzer kann über einen zentralen Zugang auf verschiedene themenspezi- fische Daten und Informationen zugreifen. Portale werden neben der Bereitstellung von Informationen und Daten auch zur Kommunikation, also zum Austausch von Informatio- nen verwendet. In der Regel ist die Bedienung von Portalen übersichtlich und leicht ver- ständlich.14 Über Portale werden unterschiedliche Dienste angeboten, dazu gehören die Bereitstellung von Nachrichten, Websuche, Blogs, Diskussionsgruppen sowie Zeitschriften und weitere Dienste.15 Neben Einzelportalen treten in der Praxis auch komplexe Portale auf, die verschiedene Anwendungen miteinander verknüpfen. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass unter- schiedliche Anwendungen über ein Portal aufgerufen werden können. Portale tragen dazu bei dass Plattformen, im Sinne eines digitalen Marktplatzes entstehen. Sie lassen sich mit weiteren Anwendungen ergänzen. Für die Nutzer wird so die notwendige Schnittstelle ge- schaffen.16 Abbildung 1: Lebenszyklus einer Immobilie (eigene Darstellung)1718 Portale werden in der Immobilienwirtschaft für unterschiedliche Phasen des Lebenszyklus (siehe Abbildung 1) von Immobilien eingesetzt. In der Konzept- und Realisierungsphase werden Portale genutzt, um beispielsweise ein Finanzierungskonzept zu erstellen oder zur 12 Mallock, W., Riege, U., Stahl, M. (2016): Informationsressourcen für die Sozialwissenschaften, 1. Auflage, Wiesbaden, S. 91. 13 Baars, H., Kemper, H., Mehanna, W. (2010): Business Intelligence – Grundlagen und praktische Anwen- dungen, 3. Auflage, Wiesbaden, S. 154. 14 Mallock, W., Riege, U., Stahl, M. (2016): Informationsressourcen für die Sozialwissenschaften, 1. Auflage, Wiesbaden, S. 91. 15 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 128. 16 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 128f. 17 Preuß, N., Schöne, L. (2010): Real Estate und Facility Management, 3.Auflage, Berlin, Heidelberg, S.7ff. 18 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S.27. 5
Dokumentation des Bauprozesses. Des Weiteren gibt es Portale, die dem Nutzer ermögli- chen ein eigenes Haus zu planen (sogenannte Open-Source-Projekte). Während der Nutz- ungsphase unterstützen Portale die Bewirtschaftung von Immobilien. So kann der Aus- tausch von Informationen zwischen Verwalter und Eigentümern oder Mietern über Portale erfolgen.19 Abbildung 2: Modelle des Sharing Economy Konzepts (eigene Darstellung)2021 Viele Portale/Plattformen basieren auf dem Konzept der sogenannten „Sharing Econo- my“. Definieren lässt sich der Begriff als das Angebot von Dienstleistungen und Gütern, welche zeitweise zur Verfügung gestellt werden. Der Grundgedanke liegt dabei darin, dass die Dienstleistung beziehungsweise das Gut, während des Nutzungszeitraums geteilt wird. Somit wird die Auslastung erhöht und fixe Kosten werden auf mehrere Nutzer verteilt. Das Angebot richtet sich sowohl an Unternehmen als auch an Privatpersonen. Es kann ökonomisch, ökologisch und sozial motiviert sein. Dabei werden vier unterschiedliche Modelle der Sharing Economy unterschieden: Peer-to-Peer, Business-to-Consumer, Con- sumer-to-Business und Business-to-Business.22 Beim Sharing Economy Modell „Peer-to-Peer“ werden Güter von Mitgliedern untereinan- der angeboten und für einen bestimmten Zeitraum verliehen. Es gibt sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Angebote. 23 Ein Beispiel ist die Vermietung von privaten Unterkünf- ten über Portale wie Airbnb.24 Ähnlich verhält es sich beim „Business-to-Consumer“ Modell. Hier werden Dienstleistun- gen oder andere Güter von Unternehmen privaten Konsumenten angeboten. Dabei han- 19 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 129. 20 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 21 Demary, V., Engels, B., Rusche, C.: Qualitative und quantitavie Auswirkungen der Sharing Economy in Nordrhein-Westfalen, IW-Report vom 15.12.2016, Nr. 14, Köln, S. 7, Letzter Zugriff: 24.05.2017 21.51 Uhr, Link: https://csr.nrw.de/fileadmin/Medien/Dokumente/MWEIMH_Sharing-Economy-in-NRW.pdf . 22 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 23 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 24 Demary, V., Engels, B., Rusche, C.: Qualitative und quantitavie Auswirkungen der Sharing Economy in Nordrhein-Westfalen, IW-Report vom 15.12.2016, Nr. 14, Köln, S. 7, Letzter Zugriff: 24.05.2017 21.51 Uhr, Link: https://csr.nrw.de/fileadmin/Medien/Dokumente/MWEIMH_Sharing-Economy-in-NRW.pdf . 6
delt es sich ebenfalls um eine zeitlich begrenzte Nutzungsdauer, welche gegen ein entspre- chendes Entgelt gewährt wird. Carsharing ist ein solches Konzept.25 Das Modell „Consumer-to-Business“ bietet die umgekehrte Leistung an. Privatpersonen bieten Unternehmen eine bestimmte Leistung an. Ein Beispiel ist Crowdfunding bei dem Privatpersonen Unternehmen Geld zur Verfügung stellen. 26 „Business-to-Business“ stellt das vierte Modell der Sharing Economy dar. Hier werden Dienstleistungen und Güter von Unternehmen anderen Unternehmen angeboten. Zum Beispiel stellen Unternehmen Arbeitsflächen für einen bestimmen Zeitraum zur Verfü- gung, sogenanntes Sharing Workspaces. 27 Es zeichnet sich ein Trend in der Branche zu Cross-Plattformen ab. Derartige Plattformen sind eine Weiterentwicklung von Mobilen Apps. Es handelt sich um Apps die auf sämtli- chen Betriebssystemen genutzt werden können. Hinzu kommt die Entwicklung von Self- Service-Portalen zur Verbesserung des Kundenservice und der Effizienz von Geschäfts- prozessen. 28 Dadurch können beispielsweise in Mieterportalen Störungen durch die Mieter gemeldet, Regelinformationen durch die Hausverwaltungen bereitgestellt oder Reparatur- aufträge an geprüfte Handwerker durch den Mieter selbst erteilt werden.29 3. Entstehungsgeschichte von Portalen und Plattfor- men Der Ursprung von Portalen und Plattformen lässt sich im kalifornischen Silicon Valley lokalisieren. Dort wurden die ersten Rechner gebaut und im Laufe der Zeit in ihrer Tech- nologie erweitert. Es wurde kontinuierlich neue Software entwickelt, welche schließlich in einem weiteren Innovationsschritt dazu führte, dass neben dem Internet mobile Geräte wie Smartphones, Tablets und Clouds entwickelt wurden. Diese Innovationen bilden die Grundlage der heutigen Portale und Plattformen.30 Eine der ersten und bekanntesten Plattformen ist Google. Zu Beginn war Google eine rei- ne Suchmaschine, welche Suchergebnisse anhand ihrer Zitierhäufigkeit sortierte. Daraufhin bestand die Möglichkeit für Firmen, bei Google Werbung zu platzieren. Dies verschaffte Google die notwendige Finanzierung, um die Marktstellung weiter auszubauen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Geschäftsmodelle dazu, die mit Google in Verbindung stehen. Im Plattformensegment ist Google der Marktführer und Inhaber eines globalen Netzwerks.31 Mit der vierten industriellen Revolution und dem Beginn der Digitalisierung begann die zunehmende Umstrukturierung der Prozesse auch in der Immobilienwirtschaft.32 Immer 25 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 26 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 27 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 28 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 129. 29 Heintze, A.: Property Manager denken um: Immobilienwirtschaft 2014 (Heftnr. 11), S. 42, Letzter Zugriff: 16.05.2017 16.48 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__111407046 . 30 Rolf, A., Sagawe, A. (2015): Des Googles Kern und andere Spinnennetze, 1. Auflage, Konstanz, S.260. 31 Rolf, A., Sagawe, A. (2015): Des Googles Kern und andere Spinnennetze, 1. Auflage, Konstanz, S.262. 32 Bölting, T., Königsmann, T., Neitzel, M. (2016): Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, InWIS-Studie, Bochum, S. 11. 7
mehr wichtige Geschäftsprozesse werden mithilfe des Internets abgewickelt.33 Analoge Prozesse werden in digitale Systeme übertragen.34 Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es die ersten Online-Portale für Immobilien, welche die Immobiliensuche erleichtern und die Vermittlung von Immobilien grundlegend verändert haben.35 Grundsätzlich basieren diese Plattformen und Portale auf derselben digitalen Struktur wie die Suchmaschine Google sowie einer ähnlichen Technologie. Die Plattformen und Portale verschaffen möglichen Anbietern eine günstige Möglichkeit, ihre Produkte einer Vielzahl von Kunden anzubieten. Die Portale/Plattformen bilden damit die Schnittstelle zwischen Produkt und Kunden. Die Präsentation des Produktes wird häufig durch weitere Dienst- leistungen seitens der Plattformbetreiber ergänzt.36 In der Regel sind derartige Plattformen branchenspezifisch.37 4. Geschäftsmodelle basierend auf Portalen und Platt- formen 4.1 Maklerportale Maklerportale gehören zur Kategorie der sogennanten PropTechs. Der Begriff PropTech setzt sich aus den englischen Wörtern „Property“ und „Technology“ zusammen. Prop- Techs haben das Ziel, die Immobilienbranche digitaler zu gestalten. PropTechs lassen sich in drei Stufen unterteilen. Die erste Stufe ist die Digitalisierung von Dokumenten. Zur zweiten Stufe gehören sämtliche Kauf- und Verwaltungsprozesse. Die Digitalisierung der Immobilie an sich ist die dritte und letzte Stufe der PropTechs. Maklerportale gehören so- mit zur zweiten Stufe.38 Mit der Einführung des Bestellerprinzips am 01. Juni 2015 veränderte sich der Makler- markt grundlegend. Die Maklerprovision wird seitdem nicht mehr vom Mieter bezie- hungsweise Käufer getragen, sondern von der Partei die den Makler beauftragt hat. Diese Änderung macht Maklerportale besonders für Vermieter interessant, da auf diese Weise Interessenten 24 Stunden täglich und an sieben Tagen in der Woche gezielt und mit ver- gleichsweise geringem Aufwand gewonnen werden können. Sogenannte Maklerapps oder auch Maklerportale bringen Vermieter und Mieter zusammen.39 Das Konzept ähnelt einer 33 Brusgul, J., Markmann, H., Oertel, C.: Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, EBS Diskussionspapier vom 04.07.2014, Wiesbaden, S. 22, Letzter Zugriff: 19.04.2017 16.42 Uhr, Link: http://www.ebs-re- mi.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmin/user_upload/Institut/Forschung/Diskussions papiere/05-Diskussionspapier.pdf&t=1492702847&hash=61c7f8c3123117f6d8779ba0dea6d140fd1c8edf . 34 Rolf, A., Sagawe, A. (2015): Des Googles Kern und andere Spinnennetze, 1. Auflage, Konstanz, S.264. 35 Brusgul, J., Markmann, H., Oertel, C.: Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, EBS Diskussionspapier vom 04.07.2014, Wiesbaden, S.22, Letzter Zugriff: 19.04.2017 16.42 Uhr, Link: http://www.ebs-re- mi.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmin/user_upload/Institut/Forschung/Diskussions papiere/05-Diskussionspapier.pdf&t=1492702847&hash=61c7f8c3123117f6d8779ba0dea6d140fd1c8edf . 36 Rolf, A., Sagawe, A. (2015): Des Googles Kern und andere Spinnennetze, 1. Auflage, Konstanz, S.264. 37 Buxmann, P., Diefenbach, H. Hess, T. (2011): Die Softwareindustrie, 2. Auflage, Berlin, Heidelberg, S. 197f. 38 o.V.: Zwischen Prop und Tech: Immobilien Zeitung vom 22.12.2016 (Heftnr. 51), S.1ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 13.14 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20161222388175 . 39 Werth, H.-J.: App Statt Massenbesichtigung: Immobilienwirtschaft 2015 (Heftnr. 9), S. 38, Letzter Zugriff: 05.04.2017 21.26 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__091504029 . 8
klassischen Partnervermittlung. Zu Beginn wird eine Vorauswahl der potentiellen Kandida- ten getroffen. Dadurch können aufwendige Massenbesichtigungen verhindert werden und Vermieter treten nur noch mit potentiellen Mietern in Kontakt, die ihren Anforderungen entsprechen. Maklerportale versprechen ihren Kunden eine einfache und komfortable On- line-Vermittlung. Hinzu kommt, dass die Vermittlung über Portale sowohl für Vermieter als auch Mieter deutlich kostengünstiger ist als die Beauftragung eines klassischen Mak- lers.40 Maklerportale bieten sämtliche Maklerleistungen - von der Exposé-Erstellung bis zum Vertragsabschluss - für ca. 500 bis 600 Euro an.41 Digitale Geschäftsmodelle wie 3D-Technologien und die Virtuelle Realität unterstützen Maklerportale zusätzlich. Durch die neuen Technologien ist eine optimale Darstellung des Objekts im Internet möglich.42 Mit Hilfe einer speziellen 3D-Kamera können bspw. 360 Grad Aufnahmen in Portalen zur Verfügung gestellt werden. Mit Hilfe von besonderen Brillen können virtuelle Rundgänge durch Immobilien angeboten werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, online eine virtuelle Besichtigung über entsprechende Portale oder Apps zu erleben.43 Ein erfolgreiches Beispiel ist der Portalbetreiber „McMakler“, der in den letzten Jahren ein besonderes rasches Wachstum verzeichnete. Ende 2016 hatte McMakler bereits 1.000 Vermietungen und 100 Verkäufe erfolgreich abgeschlossen.44 Der Erfolg ist auf das Hyb- rid-Geschäftsmodell des Start-Ups zurückzuführen. McMakler bietet eine persönliche Be- ratung durch Makler mit einer digitalen Kommunikations- und Vermarktungsplattform. Vermieter zahlen für die erfolgreiche Vermittlung ihrer Immobilie 498 Euro. Für den Ver- kauf von Objekten entstehen für den Verkäufer keine Kosten.45 Das Maklerportal „Rent-Kit“ bietet für Vermieter drei Pakete mit unterschiedlichen Leis- tungssumfängen für 150 Euro, 300 Euro und 500 Euro an. Der Vermieter kann über das Portal spezielle Anforderungen an den potentiellen Mieter stellen. Zu den Anforderungen zählen Aspekte wie beispielsweise der Beruf des Mieters. Hinzu kommen Informationen ob die Wohnung an Familien vermietet werden soll oder ob eine WG denkbar ist. Vor Mietvertragsabschluss überprüft Rent-Kit nochmals alle Daten und holt eine Schufa- Auskunft ein.46 Das derzeit beliebteste Paket ist das zweite für 300 Euro. In dem Paket enthalten ist die virtuelle Begehung des Objekts von Zuhause aus. An dieser Stelle kann der 40 Keßler, S.: Makler-Portale: Wenn die Wohnungssuche zum Onlinedating wird: WirtschaftsWoche online Gründer vom 20.11.2015, Letzter Zugriff: 05.04.2017 21.17 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%2010731 . 41 o.V.: Zwischen Prop und Tech: Immobilien Zeitung vom 22.12.2016 (Heftnr. 51), S.1ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 13.14 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20161222388175 . 42 Rullkötter, S.: Digital magelt besser: Börse Online vom 23.06.2016, (Heftnr. 25), S. 20ff., Letzter Zugriff: 01.04.2017 21.57 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BONL__145501339 . 43 Sturm, E.: 3D-Grundrisse, 360°-Begehungen und Virtual Reality: Immobilienmanager 2017, S. 56ff., Letz- ter Zugriff: 26.04.2017 17.58 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMA__3383936 . 44 o.V.: Zwischen Prop und Tech: Immobilien Zeitung vom 22.12.2016 (Heftnr. 51), S.1ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 13.14 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20161222388175 . 45 o.V.: McMakler: Berliner Start-up sichert sich 8,5 Millionen Euro: WirtschaftsWoche online Gründer vom 22.06.2016, Letzter Zugriff: 26.04.2017 18.50 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%2013551 . 46 Werth, H.-J.: App Statt Massenbesichtigung: Immobilienwirtschaft 2015 (Heftnr. 9), S. 38, Letzter Zugriff: 05.04.2017 21.26 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__091504029 . 9
Vermieter sich einige Kandidaten aussuchen, die zu einer Besichtigung eingeladen werden. Im dritten Paket ist die Besichtigung mit enthalten und wird von Rentkit organisiert.47 Ein weiteres interessantes Konzept bietet das Berliner Start-Up „Smoove“ an. Es handelt sich um eine Auktionsplattform für Immobilien. Vermieter stellen ihre Mietobjekte mit einem umfangreichen Exposé und vielen Bildern auf die Plattform. Zusätzlich gibt der Vermieter an, wie hoch die Bonität des zukünftigen Mieters sein sollte. Potentielle Mieter können sich auf der Plattform registrieren und einen Bonitätsnachweis erbringen. Darauf- hin wählen die Interessenten ein Mietobjekt aus und geben an, welchen Mietbetrag sie be- reit sind zu zahlen. Wenn die Auktion abgelaufen ist wählt der Vermieter einen passenden Mieter aus. Die Auktionsplattform Smoove erhebt eine Vermittlungsgebühr in Höhe von 25 Prozent einer Nettokaltmiete. Diese muss vom Vermieter gezahlt werde. Für Mieter ist die Nutzung der Plattform kostenlos.48 Abbildung 3: Musterprofil eines Mieters auf der Plattform Housy49 Das Maklerportal „Housy“ hat ein außergewöhnliches neues Geschäftsmodell auf den Markt gebracht. Auf der Plattform Housy können sich Wohnungssuchende registrieren. Die Nutzer legen ein Profil an. Abbildung 3 zeigt das Musterprofil eines Mieters der auf Wohnungssuche ist. In dem Profil werden sowohl persönliche Daten angegeben als auch die bevorzugte Ausstattung der Wohung. Beispielsweise wird im Musterprofil nach einer Wohnung im Stadtteil Wrankelkiez ab zwei Zimmern mit mindestens 65 Quadratmetern gesucht. Dabei soll die Miete nicht mehr als 600 Euro betragen. Dazu kommen noch wich- tige Kriterien, wie in dem Beispiel der Balkon und die Möglichkeit ein Haustier zu halten. Als letztes ist noch angegeben welche Ausstattung wünschenswert wäre. Diese Profile 47 Werth, H.-J.: App Statt Massenbesichtigung: Immobilienwirtschaft 2015 (Heftnr. 9), S. 38, Letzter Zugriff: 05.04.2017 21.26 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__091504029 . 48 Keßler, S.: Makler-Portale: Wenn die Wohnungssuche zum Onlinedating wird: WirtschaftsWoche online Gründer vom 20.11.2015, Letzter Zugriff: 05.04.2017 21.17 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%2010731 . 49 Screenshot der Website des Maklerportals Housy, verfügbar unter: https://www.housy.de/de/, Letzter Zugriff: 26.04.2015 16.51 Uhr. 10
können von Vermietern angeschaut werden. Wenn auf Seite des Vermieters Interesse be- steht, bietet er den Mietern das Mietobjekt an. Im Falle einer erfolgreichen Mietervermitt- lung zahlt der Vermieter eine Servicegebühr an die Plattform. Diese wird anhand der Net- tokaltmiete oder des Verkaufspreises ermittelt.50 4.2 Immobilienportale Immobilienportale bieten dem Nutzer die Möglichkeit den Immobilienmarkt zu überbli- cken. Über die Portale lassen sich die eingestellten Angebote kategorisiert aufrufen. Mögli- che Kategorien sind beispielsweise: Angebot, Nachfrage, Preis und Wohnviertel.51 Der grundlegende Unterschied von Immobilienportalen zu Maklerportalen ist das Makler- portale aktiv makeln, während Immobilienportale eine passive Plattform darstellen, auf der Immobilien angeboten werden können.52 Hinzu kommt, dass klassische Immobilienportale wie Immobilienscout24 und Immowelt sich nicht als PropTechs kategorisieren lassen, da ihr Geschäftsmodell schon fester Bestandteil des Marktes ist.53 Mittlerweile nutzen knapp 98 Prozent der privaten Wohnungssuchenden Immobilienporta- le. Gewerbeimmobilien werden in der Regel in 92 Prozent der Fälle noch persönlich - ohne die Hilfe von Immobilienportalen - vermittelt. 54 Finanziert werden die Portale durch Inse- ratsgebühren und aus Werbeeinnahmen. Für Immobiliensuchende sind die Portale kosten- frei. Hinzu kommt, dass die gewonnenen Daten, wie bespielsweise das Suchverhalten der Nutzer und ihre Präferenzen, für Marktforschungszwecke genutzt werden können. Dies stellt eine weitere potentielle Einnahmequelle für die Portalbetreiber dar.55 Die inserierten Angebote sind in der Regel identisch aufgebaut. Der Anbieter gibt in der Anzeige an, ob es sich um ein Miet- oder Kaufobjekt handelt und benennt den gewünsch- ten Miet- beziehungsweise Kaufpreis. Des Weiteren werden wichtige Eckdaten wie die angebotene Fläche und die Lage des Objektes angegeben. Zusätzlich gibt es standardisierte Felder in denen Angaben zu der Ausstattung und der Infrastruktur eingetragen werden können. Hinzu kommt ein Text der individuell vom Anbieter für eine weitere Beschrei- bung des Angebots verfasst werden kann. Unterstützt wird die Anzeige durch Bilder des Objektes. Hinzu kommen Informationen zum Anbieter. Beispielsweise ob es sich um ei- nen Makler oder einen Privatanbieter handelt. Durch das Inserat können potentielle Mieter oder Käufer sich einen ersten Eindruck von der Immobilie aber auch dem Anbieter ver- schaffen.56 50 Keßler, S.: Makler-Portale: Wenn die Wohnungssuche zum Onlinedating wird: WirtschaftsWoche online Gründer vom 20.11.2015, Letzter Zugriff: 05.04.2017 21.17 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%2010731 . 51 Betz, R.: Werde Jäger des verlorenen Schatzes, Immobilienwirtschaft 2015 (Heftnr. 5), S. 60, Letzter Zu- griff: 05.04.2017 22.17 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__051504066 . 52 o.V.: Geld für McMakler: Immobilien Zeitung vom 30.06.2016 (Heftnr. 26), Letzter Zugriff: 26.04.2017 19.03 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20160630366139 . 53 o.V.: Zwischen Prop und Tech: Immobilien Zeitung vom 22.12.2016 (Heftnr. 51), S.1ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 13.14 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20161222388175 . 54 Bobka, G.: Mehr als ein Blind Date?: Immobilienwirtschaft 2013 (Heftnr. 10), S. 22ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 12.58 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__101304029 . 55 Späth, R. (2014): Frühaufklärungssysteme für Immobilienportfolios, 1. Auflage, Wiesbaden, S. 47. 56 Späth, R. (2014): Frühaufklärungssysteme für Immobilienportfolios, 1. Auflage, Wiesbaden, S. 47f. 11
Abbildung 4: Auszug Suchmaske Immobilienscout2457 Immobiliensuchende können über die Immobilienportale ihr Wunschobjekt suchen, indem sie im Suchfeld die gewünschte Region, die Quadratmeterzahl, den Höchstpreis und die gewünschte Ausstattung angeben. Abbildung 4 zeigt zur Veranschaulichung eine solche Suchmaske. Das Portal gleicht das Gesuch mit den inserierten Objekten ab und filtert die entsprechenden Angebote heraus. Die Anzahl der Übereinstimmungen wird unten rechts im Bild angezeigt.58 In Deutschland gibt es drei marktführende Portale: Immobilienscout24, Immonet und Immowelt, welche überregional tätig sind. Außerdem gibt es noch kleinere regional ausge- richtete Portale.59 Im Jahr 2015 fusionierten die Portale Immonet und Immowelt. Dadurch haben die Portale an Attraktivität gewonnen, da Anbieter seitdem nur auf einem der beiden Portale ein Inserat einstellen müssen und eine größere Reichweite erhalten. Das Inserat wird automatisch auch im anderen Portal inseriert. In Folge der Fusion hat sich die Anzahl 57 Screenshot der Website Immobilienscout24, verfügbar unter: https://www.immobilienscout24.de/Suche/S-T/Wohnung-Miete/Nordrhein- Westfalen/Duesseldorf?enteredFrom=one_step_search#/cockpit, Letzter Zugriff: 22.05.2107 22.22 Uhr. 58 Schmidt, D.: Empathische Qualitäten: Immobilienwirtschaft 2016 (Heftnr. 11), S. 40, Letzter Zugriff: 01.04.2017 20.37 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__111604030 . 59 Brusgul, J., Markmann, H., Oertel, C.: Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, EBS Diskussionspapier vom 04.07.2014, Wiesbaden, S.22, Letzter Zugriff: 19.04.2017 16.42 Uhr, Link: http://www.ebs-re- mi.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmin/user_upload/Institut/Forschung/Diskussions papiere/05-Diskussionspapier.pdf&t=1492702847&hash=61c7f8c3123117f6d8779ba0dea6d140fd1c8edf . 12
der Anfragen von Immobiliennachfragern um 145 Prozent erhöht.60 Immobilieninvest- ments werden ebenfalls bereits über die großen Portale angeboten.61 Zu den kleinen regionalen Portalen gehört zum Beispiel das regionale Immobilienportal „Heidelberg.de“. Das Portal entstand aus Protest gegen die großen Marktakteure, wie unter anderem Immobilienscout24 und Immowelt. Die Preispolitik der Marktführer wurde von den Gründern der Plattform zunehmend als unverschämt empfunden. Hinzu kamen Defi- zite in der Kundenbetreuung. Das Unternehmen Immort, welches sich hinter der regiona- len Plattform verbirgt, möchte das Geschäftsmodell zukünftig auf weitere Regionen an- wenden. Es sollen weitere regionale Immobilienportale entstehen.62 Unternehmen die das Immobilienportal nutzen möchten, um ihre Objekte zu inserieren, zahlen einen monatli- chen Beitrag zwischen 150 und 300 Euro. Die Beitragshöhe hängt von der Größe des Un- ternehmens ab. Im Gegenzug können die Anbieter soviele Inserate einstellen wie sie möch- ten. Mittlerweile inserieren ca. 70 Prozent aller regionalen Immobilienunternehmen ihre Objekte auf der Plattform. Die Betreiber des Portals schätzen, dass ungefähr 70 Prozent aller angebotenen Immobilien über die Plattform angeboten werden. Seit dem Sommer 2016 gibt es auch die passende App für mobile Endgeräte.63 Neben den öffentlichen Portalen, sind auch geschlossenen Portale auf dem Markt vertre- ten. Unter anderem bietet Immobilienscout24 einen zusätzlichen Business-to-Business Bereich an. Dieser richtet sich ausschließlich an ausgewählte Mitglieder. Wer Mitglied wer- den möchte muss sich bewerben. Bei der Bewerbung wird der Gewerbeschein überprüft. Stellen die Mitglieder Objekte online, erfolgt die Freigabe nur nach Prüfung des Grund- buchauszuges oder Vermarktungsnachweis. Die geschlossene Plattform bietet den Nutzern die Möglichkeit zunächst anonym Kontakt aufzunehmen. Als erstes werden die Anforde- rungen beider Parteien mit Hilfe eines Matching-Systems abgeglichen. Erst wenn diese übereinstimmen, werden nähere Informationen der einzelnen Objekte freigegeben und die Kontaktdaten werden ausgetauscht.64 Die geschlossenen Plattform „Asset Profiler“ nutzt ein ähnliches Matching-System, um den Kontakt zwischen Investoren und Verkäufern herzustellen. Ziel der Plattform ist es Anbieter und Nachfrager möglichst direkt zusammenzubringen. Mittels eines Ampelsys- tems wird den Nutzern angezeigt, inwieweit die Anforderungen übereinstimmen. Asset Profiler kooperiert seit März 2013 mit der Plattform Immonet. Gemeinsam haben die bei- den Unternehmen eine geschlossene Plattform für Gewerbeimmobilien und Investoren auf den Markt gebracht. Die Plattform ist sowohl für Einzelinvestoren als auch für Family 60 Labusch, Dirk: „Von beiden das Bessere“: Immobilienwirtschaft 2016 (Heftnr. 6), S. 40, Letzter Zugriff: 29.04.2017 20.13 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__061603034 . 61 Görs, D.: Die digitale Strategie: Immobilienwirtschaft 2014 (Heftnr. 11), S. 59, Letzter Zugriff: 05.04.2017 23.01 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__111407070 . 62 o.V.: Immobilienportal Marke Eigenbau: Immobilien Zeitung vom 02.02.2017 (Heftnr. 5), S.15, Letzter Zugriff: 01.04.2017 20.15 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20170202392157 . 63 o.V.: Immobilienportal Marke Eigenbau: Immobilien Zeitung vom 02.02.2017 (Heftnr. 5), S.15, Letzter Zugriff: 01.04.2017 20.15 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20170202392157 . 64 Bobka, G.: Mehr als ein Blind Date?: Immobilienwirtschaft 2013 (Heftnr. 10), S. 22ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 12.58 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__101304029 . 13
Offices sowie für institutionelle Anleger konzipiert worden. Auf der Plattform werden nur Inserate mit einem Transaktionsvolumen von mindestens 1.000.000 Euro eingestellt.65 „Auction.com“ ist eine Online-Immobilienbörse aus den USA. Seit September 2012 bietet das Unternehmen seine Dienste auch in Deutschland an. Über die Plattform werden Ge- werbeimmobilien in Echtzeit versteigert. Interessenten können sich über das Portal alle wichtigen Dokumente zu den Objekten anschauen. Es besteht sogar die Möglichkeit, das Auktionsobjekt vorab zu besichtigen. Dazu werden bestimmte Termine festgelegt. Wer mitbieten möchte muss zuvor einen Bonitätsnachweis erbringen und bis zu 5.000 Euro hinterlegen. Die Verkäufer haben die Möglichkeit einen Mindestpreis anzusetzen.66 Eine weitere interessante Form der Immobilienportale sind Portale auf denen leerstehende Immobilien gemeldet werden können, sogenannte Leerstandsmelder. Im Dezember 2010 wurde die Plattform „Leerstandmelder.de“ in Hamburg gegründet. Die Plattform bietet jedem die Gelegenheit leerstehende Objekte zu melden. Hinter der Plattform verbirgt sich ein Franchise-System. Vereine, Städte oder Initativen können gegen eine Gebühr in Höhe von 200 Euro die Plattform für ihre Stadt verwenden. Ziel ist es, den Verfall von Gebäu- den zu verhindern und eine Nutzung herbeizuführen. Das Leerstandsportal sorgt dafür, dass die Aufmerksamkeit der Eigentümer geweckt wird. Zusätzlich werden auf der Platt- form Nutzungsvorschläge sowie die Gründe für den Leerstand angegeben. Im Jahr 2015 nutzten bereits 30 Städte den Leerstandsmelder.67 Außerdem gibt es Portale die darauf ausgerichtet sind, Übernachtungen an Touristen in privaten Immobilien zu vermitteln. Anbieter können ein freies Zimmer oder eine gesamte Wohnung einstellen. Kommt es zu einer Vermietung des Objektes erhalten die Betreiber des Portals eine Provision. Eine der bekanntesten Plattformen ist „Airbnb“. Besonders für Reisen in große Städte sind solche Portale sehr beliebt.68 4.3 Finanzierungsportale Im Zuge der Digitalisierung sind zahlreiche Finanzierungsportale entstanden die sich auf unterschiedliche Finanzierungsoptionen spezialisiert haben. Neben Vergleichsportalen für verschiedene Kreditangebote gibt es auch Crowdfunding-Plattformen. Besonders im priva- ten Bereich werden Immobilienfinanzierungen zunehmend über das Internet angeboten.69 Grundsätzlich ist ein deutlicher Trend erkennbar, dass die Mehrheit online nach Informa- tionen zum Thema Finanzen sucht. Des Weiteren werden Kredite zunehmend online auf- genommen oder es wird Geld über das Internet angelegt.70 65 Bobka, G.: Mehr als ein Blind Date?: Immobilienwirtschaft 2013 (Heftnr. 10), S. 22ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 12.58 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__101304029 . 66 Bobka, G.: Mehr als ein Blind Date?: Immobilienwirtschaft 2013 (Heftnr. 10), S. 22ff., Letzter Zugriff: 05.04.2017 12.58 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMWI__101304029 . 67 Kreller, A.: Die Fahnder: brand eins 2015 (Heftnr. 10), S.118-121, Letzter Zugriff: 01.04.2017 22.09 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BE__091525025 . 68 o.V.: Alle gegen Airbnb: Immobilien Zeitung vom 01.12.2016 (Heftnr. 48), S. 1-6, Letzter Zugriff: 01.04.2017 20.32 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/IMMO__20161201385466 . 69 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 11f., i.E. 70 Karle, R.: Lotsen mit Geschäftssinn: Horizont vom 26.03.2015 (Heftnr. 13), S. 42, Letzter Zugriff: 05.04.2017 12.20 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/HOR__20150326307177%7CAHOR__20150326307177 . 14
Die unterschiedlichen Geschäftsmodelle von Finanzierungsportalen und -plattformen ba- sieren auf sogenannten FinTechs. Der Begriff FinTechs lässt sich von englischen Worten „Financial Services“ und „Technology“ ableiten. Als FinTechs werden digitale und innova- tive Technologien im Finanzierungssektor bezeichnet. Derartige Innovationen sind unter- anderem unterschiedliche Crowdfunding-Plattformen, sowie Kreditplattformen und Ver- gleichsportale für Privatkunden.71 Beim ursprünglichen Crowdfunding werden mögliche Investitionen auf einer Plattform vorgestellt. Auf der Plattform können sich potenzielle Geldgeber ein Projekt in das sie in- vestieren möchten und die Investitionssumme aussuchen. Das Geschäftsmodell basiert auf dem Konzept der Sharing Economy. Es handelt sich um ein Consumer-to-Business Ange- bot.72 In der Regel bekommen die Geldgeber im Gegenzug ein Dankeschön in Form einer kleinen Aufmerksamkeit. Bei sozialen Projekten gibt es für die Geldgeber keine Gegenleis- tung.73 Crowdfunding ist als Finanzierungsmodell in der Immobilienwirtschaft schon seit knapp zehn Jahren vertreten. Besonders im Bereich der Bauprojektfinanzierung ist es weit- verbreitet. Ursprünglich ist dieses Finanzierungsmodell im angelsächsischen Raum entstan- den. Crowdfunding gewinnt aber auch in Deutschland zunehmend an Beliebtheit.74 Dem entsprechend haben sich auf Basis des Crowdfundings weitere Geschäftsmodelle entwi- ckelt, wie das Crowdlending und Crowdinvesting.75 Beim Crowdlending handelt es sich um Kredite die von Privatpersonen anderen Privat- personen oder Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Jeder einzelne private Geld- geber stellt einen freiwählbaren Betrag zur Verfügung. Die privaten Geldgeber wählen ei- nen Kreditnehmer aus, der von einer Gruppe einen Kredit gewährt bekommt. Das Ge- schäft wird über eine Online-Plattform abgewickelt.76 Auf den Plattformen werden von potentiellen Kreditnehmern Projekte vorgestellt. Die Geldgeber können sich aussuchen für welches Projekt sie einen Kredit geben möchten. Bei der Kreditvergabe werden eine feste Laufzeit und ein entsprechener Zins vereinbart.77 Der Betreiber der Plattform erhebt eine Gebühr für die Transaktionsabwicklung.78 Der Begriff des Crowdinvesting beschreibt eine weitere Finanzierungsform. Beim Crowd- investing können sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen in einzelnen Projekte oder Unternehmen investieren. Dabei ist die Investitionssumme frei wählbar. Wie beim Crowd- lending wird die Transaktion über eine entsprechende Plattform abgewickelt. Für die Ab- 71 Schmidt, B. (2015): Deutsche FinTechs: ein Überblick, in: Niehoff, W., Hirschmann, S. (Hrsg.): Aspekte eines Pradigmenwechsel, 1. Auflage, Köln, 2015, S. 47ff., Letzter Zugriff: 19.04.2017 23.56 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BAVE__9783865564610215 . 72 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 74. 73 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 12, i.E. 74 Staub, P., Stucki, M., Wettstein, A. (2016): Digital Real Estate, 1. Auflage, Zürich, S. 75. 75 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 12, i.E. 76 Schmidt, B. (2015): Deutsche FinTechs: ein Überblick, in: Niehoff, W., Hirschmann, S. (Hrsg.): Aspekte eines Pradigmenwechsel, 1. Auflage, Köln, 2015, S. 47, Letzter Zugriff: 19.04.2017 23.56 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BAVE__9783865564610215 . 77 Vornholz, G. (2017): Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 12, i.E. 78 Schmidt, B. (2015): Deutsche FinTechs: ein Überblick, in: Niehoff, W., Hirschmann, S. (Hrsg.): Aspekte eines Pradigmenwechsel, 1. Auflage, Köln, 2015, S. 47, Letzter Zugriff: 19.04.2017 23.56 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BAVE__9783865564610215 . 15
wicklung wird eine Gebühr erhoben.79 Die Investoren werden am Erfolg des Projektes finanziell beteiligt.80 Häufig bieten solche Plattformen für Nutzer die Möglichkeit sich un- tereinander auszutauschen.81 Die erste Crowdinvesting-Plattform für Immobilien, die in Deutschland auf den Markt kam, war „Kapitalfreunde“. Im November 2011 ging die Plattform an den Markt. Für den Gründer Michael Ullmann steht nicht die Finanzierung an sich im Vordergrund, sondern vor allem der Aspekt der Transparenz der Projekte und deren gemeinschaftliche Realisie- rung.82 Bei der Crowdinvesting-Plattform „Zinsland“ kann jeder ab einer Summe von 500 Euro investieren. Die Laufzeit ist mit 18 Monaten relativ gering und bringt eine durchschnittliche Rendite von 6,5 Prozent für den Geldgeber. Zinsland bietet neben dem üblichen Service der Transaktionsabwicklung außerdem eine Garantie, dass die gewünschte Summe der Pro- jektanbieter tatsächlich gesammelt wird. Dadurch soll eine zusätzliche Planungssicherheit gewährt werden. Falls beim Sammeln über die Plattform nicht ausreichend Kapital aufge- bracht werden kann, versucht Zinsland über eigene Kapitalgeber die fehlende Summe be- reitzustellen.83 Die Plattform „Exporo“ aus Hamburg hat ein ähnliches Konzept und bietet ebenfalls die Garantie, dass das notwendige Kapital für die Realisierung zur Verfügung gestellt wird. Bei Bedarf hat Exporo eigene Investoren die das Kapital bereitstellen. Hier beträgt der Min- destbetrag für Kapitalgeber ebenfalls 500 Euro und die Rendite liegt zwischen 4,5 und 6 Prozent.84 Für alle Crowdfunding-Plattformen im Bereich von Immobilienfinanzierung gilt, dass nur ein Teilabschnitt des Projektes finanziert wird. Der Rest des Projektes wird anderweitig finanziert. Des Weiteren werden die Projekte zuvor nach anbieterspezifischen Standards geprüft. Trotzdem besteht das Risiko, dass das Projekt scheitert und der Projektentwickler am Ende insolvent ist. In diesem Fall verlieren die Kapitalgeber einen hohen Anteil der investierten Summe. Hinzu kommt, dass Banken und andere Schuldner vor den Anlegern über die Plattform bedient werden. Durch eine ausgiebige Prüfung der Projekte durch Im- mobilienexperten der Plattformbetreiber soll das Ausfallrisiko minimiert werden. Jedoch 79 Schmidt, B. (2015): Deutsche FinTechs: ein Überblick, in: Niehoff, W., Hirschmann, S. (Hrsg.): Aspekte eines Pradigmenwechsel, 1. Auflage, Köln, 2015, S. 47, Letzter Zugriff: 19.04.2017 23.56 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BAVE__9783865564610215 . 80 Vornholz, G.: Digitalisierung in der Immobilienökonomie, ZIWP 2017, S. 12, i.E. 81 Schmidt, B. (2015): Deutsche FinTechs: ein Überblick, in: Niehoff, W., Hirschmann, S. (Hrsg.): Aspekte eines Pradigmenwechsel, 1. Auflage, Köln, 2015, S. 47, Letzter Zugriff: 19.04.2017 23.56 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/BAVE__9783865564610215 . 82 Köllen, K.: Wie Crowdfunding den Immobilienmarkt revolutioniert: WirtschaftsWoche online Gründer vom 01.06.2015, Letzter Zugriff: 03.04.2017 13.37 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%207201 . 83 Köllen, K.: Wie Crowdfunding den Immobilienmarkt revolutioniert: WirtschaftsWoche online Gründer vom 01.06.2015, Letzter Zugriff: 03.04.2017 13.37 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%207201 . 84 Köllen, K.: Wie Crowdfunding den Immobilienmarkt revolutioniert: WirtschaftsWoche online Gründer vom 01.06.2015, Letzter Zugriff: 03.04.2017 13.37 Uhr, Link: https://www.wiso-net.de/document/WWON__WWGRUENDER%207201 . 16
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