Pneumokokkenimpfung: Empfehlungen zur Verhinderung von invasiven Pneumokokken erkrankungen bei Risikogruppen
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Übertragbare Krankheiten Pneumokokkenimpfung: Empfehlungen zur Verhinde- rung von invasiven Pneumokokkenerkrankungen bei Risikogruppen Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF), Stand: Februar 2014 Nach einer sorgfältigen Überprüfung der fügbaren Daten zu den Pneumokok- aktuell verfügbaren Daten zu den Pneumokokkenimpfstof- kenimpfstoffen basierend auf einer eingehenden Literaturreview einer fen empfehlen die Eidgenössische Kommission für Impf- sorgfältigen Überprüfung unterzo- fragen (EKIF) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gen mit dem Ziel, die zurzeit best- für die Impfung der Risikogruppen das folgende Vorge- mögliche Präventionsstrategie zur Verhinderung von IPE bei Risiko- hen: gruppen jeden Alters zu empfehlen. – Allen Personen mit einem spezifischen Risiko wird Pneumokokken (Streptococcus eine einzige Dosis des 13-valenten konjugierten Pneu- pneumoniae) sind wichtige Erreger mokokkenimpfstoffs (PCV13) empfohlen (> 1 Dosis bei schwerer invasiver bakterieller Infek- Kindern < 2 Jahren und bei Transplantatempfängern). tionen (Pneumonien, Bakteri ämie, Sepsis, Meningitis) [1]. Pneumokok- – Es wird empfohlen, diese Impfung vor dem Zeitpunkt ken sind zudem die häufigste Ursa- des höchsten Risikos zu verabreichen; dieser Zeitpunkt che der ambulant erworbenen Pneu- wurde für jede Risikogruppe definiert. monie und der akuten Otitis media. In der Schweiz wurden vor Einfüh- – Auffrischimpfungen oder zusätzliche Impfungen mit rung der ergänzenden Impfung bei dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff (PPV23) sind Kleinkindern jährlich rund 1000 Er- krankungen mit invasiven Infektio- zurzeit nicht mehr empfohlen. nen und über 100 Todesfälle gemel- – Eine PCV13-Auffrischimpfung wird vorläufig aufgrund det. Betroffen waren hauptsächlich 17. Februar 2014 noch ausstehender Daten nicht empfohlen. Erwachsene ab 65 Jahren, Kleinkin- der unter 2 Jahren und insbesondere – Um die Immunantwort auf PCV13 zu optimieren wird Personen mit chronischen Krankhei- empfohlen, einen Minimalabstand von zwölf Monaten ten, die sich auf das Immunsystem nach der letzten PPV23-Impfung sowie nach Möglich- auswirken. Die durch Pneumokok- ken verursachte Morbidität und Mor- keit als Vorsichtsmassnahme einen Mindestabstand talität ist trotz verfügbarer Antibioti- von vier Wochen zu einer Grippeimpfung einzuhalten. katherapie hoch. Die Verbreitung von Pneumokokken mit einer Penizillinre- – Die Basisimpfung aller Personen ab 65 Jahren wird sistenz oder Multiresistenz bildet ein nicht mehr empfohlen. zusätzliches ernsthaftes Problem. – Zudem wurden aufgrund der verfügbaren klinischen Seit über 30 Jahren steht ein 23-valenter Pneumokokken-Poly- Daten die Risikogruppen neu und präziser definiert. saccharidimpfstoff (PPV23) zur Ver- – Da PCV13 in der Schweiz nur für Kinder bis 5 Jahre fügung, der in der Schweiz bisher allen Personen ab 65 Jahren sowie zugelassen ist, können die Kosten bei Personen über 5 allen Personen ab 2 Jahren mit chro- Jahren nicht von der obligatorische Krankenpflegeversi- Bulletin 8 nischen Grundkrankheiten und er- cherung übernommen werden. höhtem Risiko für Pneumokok- kenerkrankungen zum Schutz vor – Die Empfehlung zur ergänzenden Impfung aller Kinder IPE empfohlen wurde [2,3]. Die Dis- unter 5 Jahren gegen Pneumokokken besteht unverän- kussionen um die begrenzte Wirk- dert weiter. samkeit dieses Impfstoffs (vor allem bei Personen mit Risikofaktoren) sowie die nach wiederholter Imp- Einleitung veness bei wiederholter Anwendung fung beobachtete Abnahme der sind Eigenschaften, welche diesen Wirkung (Hyporesponsiveness) Die Einführung des konjugierten Impfstoff gerade für Kinder und Er- dürften dazu geführt haben, dass Pneumokokkenimpfstoffs hat sich wachsene interessant machen, wel- diese Impfung auch in der Schweiz bei Kleinkindern als sehr wirksam che aufgrund von Grundkrankheiten nur sehr begrenzt angewendet wur- und sicher erwiesen. Die hohe Wirk- einem hohen Risiko für invasive de. Aufgrund der in der Schweiz ver- samkeit dieses Impfstoffes bei Klein- Pneumokokkenerkrankungen (IPE) triebenen Impfdosen dürfte die kindern, die nachgewiesene Immu- ausgesetzt sind. Die Eidgenössische Durchimpfung bei den ≥ 65-Jähri- nogenität bei älteren Personen, die Kommission für Impffragen (EKIF) gen unter 10 % liegen. Die Durch- Induktion eines immunologischen und das Bundesamt für Gesundheit impfung bei Personen mit einem 129 Gedächtnisses, keine Hyporesponsi- (BAG) haben daher die aktuell ver- erhöhten Risiko für eine invasive In-
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten fektion aufgrund einer Grundkrank- Zunahme betraf insbesondere die schen 6 und 13 % und nahm danach heit ist nicht bekannt, hingegen wur- über 50-jährigen Personen. Seit trotz Impfempfehlung für PPV23 den in den letzten Jahren mehr als 2010 scheint sich eine Trendumkehr leicht auf 16 % zu (Abbildung 2). die Hälfte der IPE in der Schweiz bei mit einem Rückgang auf 867 Fälle Bei 61 % der invasiven Pneumo- Personen mit einem erhöhten Risi- im Jahr 2012 zu zeigen (–21 %), be- kokkeninfektionen im Jahr 2012 mit ko für eine invasive Infektion (ge- dingt durch den Rückgang der IPE vorhandenen Angaben (n=782) wur- mäss bisheriger Definition für eine bei den Kleinkindern und möglicher- de mindestens ein Risikofaktor (ge- Impfung mit PPV23) gefunden [4]. weise eine gewisse Herdenimmuni- mäss bisheriger Definition für Imp- Einen wesentlichen Fortschritt tät seit der Empfehlung von PCV7 fung mit PPV23) angegeben. Am stellte der im Jahr 2000 primär für als ergänzende Impfung für Kinder häufigsten wurden Immunsuppres- Kinder < 2 Jahre, welche nicht auf unter 2 Jahren Ende 2005 [14]. Im sion (30 % der Fälle mit Risikofakto- Polysaccharidimpfstoffe reagieren 2013 könnte die Zahl der gemelde- ren), chronische Niereninsuffizienz können, zugelassene konjugierte ten Fälle allerdings wieder leicht (28 %), chronische Lungenerkran- 7-valente Impfstoff (PCV7) dar, wel- über jener von 2011 liegen. Die kungen (24 %), Diabetes (20 %) und cher in der Schweiz seit 2001 allen höchste Inzidenz mit bis zu 45 Fäl- rekurrierende Erkrankungen des Re- Kindern < 5 Jahren mit Risikofakto- len / 100’000 Einwohner wurde im spirationstrakts (15 %) genannt. Pa- ren und seit Ende 2005 als ergän- 2008/2009 bei den ≥ 65-Jährigen tienten im Alter ab 65 Jahren (71 %) zende Impfung allen Kindern unter 2 festgestellt (vgl. Abbildung 1). Bei und zwischen 50 und 64 Jahren Jahren empfohlen wird [5–8]. PCV7 der am zweithäufigsten betroffenen (67 %) wiesen deutlich häufiger Risi- wurde Ende 2010 durch einen Gruppe den unter 2-Jährigen hat die kofaktoren auf als jüngere Patienten 13-valenten Konjugatimpfstoff Inzidenz von durchschnittlich 27 Fäl- (33 %). (PCV13) ersetzt und allen Kindern len / 100’000 / Jahr im 2002–05 um Bei 76 % der im Jahr 2012 gemel- unter 5 Jahren als ergänzende Imp- 70 % auf 8 / 100’000 im Jahr 2012 deten Pneumokokkeninfektionen fung empfohlen [9]. Seit 2012 wird abgenommen. (Geschlechtsverhältnis m:w 1,1:1) PCV13 auch allen Empfängerinnen Im Jahr 2010 waren rund 70 % der wurde eine Pneumonie diagnosti- und Empfängern von Blut-Stamm- 2-Jährigen mit mindestens einer Do- ziert, bei 49 % eine Sepsis, bei 4 % zellen (Kinder und Erwachsene) sis PCV7 geimpft (64 % mit 3 Do- eine Meningitis, bei 2 % eine Arthri- 17. Februar 2014 empfohlen [10]. sen; Angaben von 11 Kantonen) 1, im tis und bei 10 % ein anderes klini- Die Impfung mit PCV7 führte bei Jahr 2011 betrug die Durchimpfung sches Bild. Die Letalität betrug 10 % Kindern unter 2 Jahren zu einem in sieben weiteren Kantonen 81 % und nahm mit dem Alter zu (13 % bei wesentlichen Rückgang der invasi- (75–89 %) für eine und 76 % (70– den ≥ 65-Jährigen). Sie war deutlich ven Pneumokokkenerkrankungen 84 %) für 3 Dosen. höher bei einer Sepsis (16 %) oder (IPE), deren Inzidenz im 2009 erst- Von 88 % der IPE der Jahre 2011– einer Meningitis (17 %) als bei einer mals niedriger als bei 50–64-jähri- 12 ist der Serotyp bekannt: 18 % die- Pneumonie (9 %). Bei Patienten mit gen Personen war. Dieser Rück- ser 1599 Fälle entfielen auf PCV7- mindestens einem Risikofaktor be- gang, bedingt durch eine Abnahme Serotypen, 65 % auf PCV13-Seroty- trug die Letalität 14 % und war höher der Infektionen durch Pneumokok- pen, 80 % auf PPV23-Serotypen als die 4 % bei Patienten ohne be- ken-Serotypen, die im Impfstoff und 19 % auf andere Serotypen (vgl. kannte Risikofaktoren. Die höchste enthalten sind, wurde aber etwas Tabelle 1). In den Jahren 2011–12 Letalität wurde bei Patienten mit geschmälert durch die Zunahme zeigte sich im Vergleich zu den Jah- Asplenie/Splenektomie (24 %), mit einzelner nicht im Impfstoff enthal- ren 2002–05 in allen Altersgruppen Immunsuppression (17 %) und mit tener Serotypen [4,9]. In anderen ein Rückgang der IPE, die durch die chronischer Niereninsuffizienz Ländern konnte, bedingt durch eine in PCV7 respektive PCV13 enthalte- (16 %) beobachtet. Herdenimmunität, zudem eine Ab- nen Typen verursacht waren (insge- Von den 927 im Jahr 2012 am Bulletin 8 nahme der IPE in den nichtgeimpf- samt –60 % respektive –16 %). Die NZPn untersuchten invasiven Isola- ten Altersgruppen, insbesondere Zahl der Fälle, die durch die 6 Typen, ten waren 12 % gegen eines der vier bei den ≥ 65-Jährigen und bei den die in PCV13 aber nicht in PCV7 ent- getesteten Antibiotika intermediär Risikogruppen beobachtet werden halten sind, nahm hingegen zu oder vollständig resistent, 5 % ge- [11–13]. PCV13 soll nun Personen (+54 %). Die Zahl der Fälle durch die gen zwei und 5 % gegen drei getes- aller Altersgruppen mit einem er- 23 Serotypen, die in PPV23 enthal- tete Antibiotika. Im Vergleich zu den höhten Risiko für IPE empfohlen ten sind, nahm um 8 % ab, während Vorjahren sank der Anteil resistenter werden und PPV23 ablösen. die Zahl der Fälle, die durch nicht in Isolate; der Anteil multiresistenter den Impfstoffen enthaltene Seroty- Isolate blieb aber in etwa konstant. Epidemiologie in der Schweiz pen bedingt waren, zunahm (+34 %). Die Anteile der Isolate mit vermin- In den Jahren 2002–10 waren 10 % derter Empfindlichkeit gegenüber In der Schweiz werden IPE durch (7–12 %) der IPE durch Serotypen Penicillin (11 %: 8,4 % resistent, das obligatorische Meldesystem er- verursacht, die durch PPV23 jedoch 2,2 % intermediär), Cotrimoxazol fasst (initiale Labormeldung seit nicht durch PCV13 abgedeckt wer- (13 %) oder Erythromycin (11 %) blie- 1999 und Ergänzungsmeldung der den. Dieser Anteil betrug 14–28 % in ben in etwa auf dem Stand der Ärzte seit 2001). Die gemeldeten anderen Ländern (D, F, UK, USA) in Fälle von IPE haben in den Jahren den Jahren 2004–10 [15]. Bei den 1 www.bag.admin.ch/themen/ 130 2001 bis 2009 von 817 um gut ein Drittel auf 1 104 zugenommen. Die über ≥ 65-Jährigen in der Schweiz variierte dieser Anteil bis 2010 zwi- medizin/00682/00685/02133/index. html?lang=de
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten Vorjahre. Eine Levofloxacinresistenz Abbildung 1 wurde in den letzten Jahren nur ein- Invasive Pneumokokkenerkrankungen 2002–2012 mal beobachtet. Gemeldete Fälle / 100’000 Einwohner (n= 10’510) Zusammengefasst lässt sich fest- halten, dass IPE deutliche Auswir- 50 kungen auf die Gesundheit der Be- Empfehlung der ergänzenden Impfung völkerung haben, sowohl von der bei Kleinkindern Anzahl (bis über 1000 Fälle / Jahr) 40 wie auch vom Schweregrad her. Anzahl Fälle pro 100’000 Einwohner Rund 60 % dieser potenziell schwe- 0–1 Jahr ren Krankheiten treten bei Personen 30 2–4 Jahre mit gut bekannten Risikofaktoren 5–15 Jahre auf. 16–49 Jahre 50–64 Jahre 20 ≥ 65 Jahre Impfung gegen Pneumokokken Total a) Impfstoffe 10 Zwei Arten von Pneumokokken- impfstoffen wurden entwickelt und sind auf dem Markt verfügbar: ein 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 23-valenter Polysaccharidimpfstoff Falljahr (PPV23) und ein 13-valenter konju- gierter Impfstoff (PCV13). Tabelle 1 Pneumokokken Invasive Pneumokokkenerkrankungen 2011–2012 polysaccharidimpfstoff (PPV23) Verteilung der Serotypen (%) nach Art des Impfstoffs (In 12% aller Fälle ist der Serotyp nicht bekannt, n = Fälle mit bekanntem Serotyp) Der in der Schweiz zugelassene 17. Februar 2014 23-valente Pneumokokkenpolysac- Alter (Jahre) n Serotypen (%) charidimpfstoff Pneumovax ® -23 enthält pro Dosis je 25 µg der fol- PCV7 PCV13 PPV23 A genden Pneumokokkenpolysaccha- 0–1 31 16 61 71 29 ride: 1, 2, 3, 4, 5, 6B, 7F, 8, 9N, 9V, 2–4 50 8 80 84 14 10A, 11A, 12F, 14, 15B, 17F, 18C, 5–15 39 13 77 79 21 16–49 283 17 67 82 18 19A, 19F, 20, 22F, 23F, 33F und als 50–64 295 16 61 77 22 Hilfsstoff Phenol. Der Impfstoff ist 65+ 901 21 64 80 18 für die Impfung von Personen ab Total 1599 19 65 80 19 dem Alter von 2 Jahren zugelassen. PPV23 wurde bisher Personen mit einem erhöhten Risiko für IPE (Imp- Abbildung 2 fung für Risikogruppen, gemäss De- Invasive Pneumokokkenerkrankungen bei ≥ 65-Jährigen, 2002–2012 finition im Impfplan 2013) und Per- Gemeldete Fälle nach Serogruppen (hochgerechnet auf Grund der bekannten sonen ab dem Alter von 65 Jahren Serotypen*) (Basisimpfung) empfohlen [16]. Bulletin 8 Konjugierter Pneumokokken 700 Empfehlung der impfstoff (PCV13) ergänzenden Impfung bei Kleinkindern Der in der Schweiz zurzeit für Kinder 600 bis 5 Jahre zugelassene konjugierte Pneumokokkenimpfstoff Prevenar 500 Hochgerechnete Anzahl Fälle 13® enthält pro Dosis 2,2 µg Pneu- 400 mokokkenpolysaccharide der Sero- Total typen 1, 3, 4, 5, 6A, 7F, 9V, 14, 18C, 300 PPV23 PCV13 19A, 19F und 23F sowie 4,4 µg des PCV7 Serotyps 6B, welche an das CRM197- 200 Andere Trägerprotein, eine nicht toxische Form des Diphtherietoxins, gebun- 100 den sind. Als Hilfsstoffe sind Alumi- niumphosphat, Bernsteinsäure und 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Polysorbat 80 enthalten. Falljahr Der seit 30 Jahren erhältliche Po- lysaccharidimpfstoff und der in den * Die Serotypen 10A, 11A, 17F, 22F und 33F werden erst seit 2010 bestimmt, der Sero- letzten 15 Jahren primär für Klein- typ 6A seit 2005 (davor wurde nur die Serogruppe bestimmt). Die Verteilung dieser 131 kinder entwickelte und bei diesen in Serotypen vor diesen Zeitpunkten wurde proportional zur Verteilung danach angepasst
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten den letzen 10 Jahren eingesetzte Tabelle 2 Konjugatimpfstoff zeigen wesentli- Charakteristiken des Polysaccharid- (PPV) und des konjugierten (PCV) Pneumokok- che Unterschiede im Wirkungsme- kenimpfstoffs [17] chanismus, welche für die Impfung Eigenschaft Impfstoff von IPE-Risikopatienten wesentlich PPV23 PCV13 sind. Die in Tabelle 2 beschriebenen Unterschiede im Wirkmechanismus Immunantwort T-Zell unabhängig T-Zell abhängig Wirksamkeit bei Kindern < 2 Jahre nein ja zwischen PPV und PCV führten zur Immunogenität bei Personen aus geringer höher Überlegung, insbesondere bei Per- spezifischen Risikogruppen 1 sonen mit Risikofaktoren sei es auf- Immunologisches Gedächtnis nein ja grund einer verminderten Immun Boosterfähigkeit nein ja antwort oder bei solchen mit einem Hyporesponsiveness ja nein über Jahre oder lebenslang erhöh- Verminderung der Kolonisierung nein ja Herdenimmunität nein ja ten IPE-Risiko PCV13 anstelle von Serotypenverschiebung nein ja PPV23 einzusetzen. Serotypenabdeckung 11–15% höher 2 11–15% geringer 2 Unerwünschte Impferscheinungen gleich / höher gleich / geringer b) Immunogenität Kosten geringer höher Wie die Wirksamkeit einer intrave- 1 Schwache Antworten auf Polysaccharide sind bei Patienten mit anatomischer oder nösen Verabreichung von Immun- funktioneller Asplenie, Hyposplenie (Sichelzellanämie), Hämoglobinopathie, HIV-Infek- globulinen bei Agammaglobulin tion, Antikörpermangel, Leukämien, Lymphome, Myelome, Nephrotisches Syndrom ämie zeigt, verleihen Serumantikör- und Niereninsuffizienz häufig. per einen Schutz gegen IPE. 2 Meldungen 2008–2012 Antikörper mit opsonophagozytoti- scher Aktivität (OPA) korrelieren len induziert, aber dadurch die B- Antikörperkonzentration [17]. Insge- wegen ihrer Information zur funktio- Gedächtniszellen vermindert [20]. samt induziert PCV13 bei Risiko- nellen Aktivität besser mit Wirksam- Deshalb führen PPV-Impfstoffe im gruppen häufig höhere Antikörperti- keit als die durch ELISA nachgewie- Gegensatz zu PCV erstens nicht zu ter als PPV23. Die bessere Immuno- 17. Februar 2014 senen antigenbindenden Antikör- einer T-Zellaktivierung und Keimzen- genität von PCV13 im Vergleich zu per. Die minimal für Schutz trumsreaktion, sondern zu einer T- PPV23 ist insbesondere bei jenen notwendigen Antikörpertiter sind Zell unabhängigen B-Zellproliferati- Personen bemerkenswert, deren nicht genau bekannt. Zudem ist zu on und Antikörperproduktion ohne Immunsystem nur schlecht (oder berücksichtigen, dass die Höhe von Induktion eines immunologischen gar nicht) auf Polysaccharide re- OPA-Titern von Gesundheitszu- Gedächtnisses. Zweitens führt dies agiert. Dazu gehören Patienten mit stand, Ausgangstiter, Serotyp etc. nach weiteren Impfungen oder Ex- anatomischer oder funktioneller As- abhängt. Bei Kindern hängen die Ti- positionen zu einer verminderten plenie oder Hyposplenie, Hämoglo- ter vom klinischen Endpunkt ab, und Ansprechbarkeit (Hyporesponsive binopathie, HIV-Infektion, Antikör- sind wahrscheinlich niedriger bei ness) mit geringerer Immunantwort. permangel, Leukämien, Lympho- IPE als bei CAP oder HNO-Infektio- PCV dagegen induziert eine T-Zell me, Myelome, Nephrotisches nen. Mit Bezug auf die beiden Impf- abhängige Immunantwort und die Syndrom und Niereninsuffizienz. stoffe wurde gezeigt, dass PCV bei Bildung von Gedächtniszellen, die Die Erfassung gerade dieser Patien- Gesunden im Vergleich zu PPV Anti- durch eine Impfung oder Exposition ten ist wichtig für die Überlegung körper induzieren, deren Titer sich reaktiviert werden können. Das sie mit PCV13 zu impfen, da sie auf zu Beginn oft nicht signifikant unter- heisst, die PPV23-Impfung verun- PPV und auch auf natürliche Exposi- scheiden, die aber eher (1–5 Jahre) möglicht durch den kontraprodukti- tion am wenigsten gut reagieren Bulletin 8 persistieren [18]. Hingegen zeigen ven Effekt von PPV-Auffrischimp- können und somit dem höchsten Studien, welche PCV und PPV ver- fungen den Langzeitschutz einer Risiko ausgesetzt sind (vgl. Tabelle gleichen (siehe unten), bei Personen Person mit einem anhaltenden oder 6 weiter unten). aus Risikogruppen häufig eine lebenslang erhöhten Risiko für IPE. Ein grosser Teil der Studien, die schwache Antwort auf Polysaccha- Die Daten zur Immunogenität von PCV mit PPV bei Erwachsenen ver- ride, weshalb sie aufgrund der bes- PCV bei Risikogruppen sind unter- glichen, wurde bei HIV-positiven seren Immunogenität (Antikörperti- schiedlich und ihre Beurteilung wird Personen durchgeführt. Die Beur- ter) den Einsatz von PCV favorisie- durch folgende Faktoren erschwert: teilung der Evidenz [21,22] der vier ren. a) frühere Impfung mit PPV23, b) die in Europa und den USA durchge- Die in den letzten Jahren aufge- unterschiedliche Zeitperiode zur Be- führten randomisierten doppelblin- zeigte begrenzte Wirksamkeit von urteilung der Immunantwort, da die den Studien mit insgesamt 699 HIV- PPV23 ist durch verschiedene Fak- initiale Immunantwort und die spä- infizierten Erwachsenen (CD4-Zahl toren (siehe auch Tabelle 2) auch der tere Antwort (nach ≥ 1 Jahr) sehr von ≥ 200 Zellen/μl) zeigt nach PCV7 Immunantwort bedingt [19]. Ein we- unterschiedlich sein können, c) die für alle untersuchten Serotypen eine sentlicher Unterschied der Immuno- Wahl der Serotypen zur Bestim- mindestens so gute Immunantwort genität zwischen den beiden Impf- mung der Immunantwort, da die wie nach PPV23 [23–26]. In der Stu- stoffen besteht darin, dass PPV die Immunogenität der verschiedenen die von Feikin wiesen HIV-positive 132 Differenzierung von B-Zellen zu an- tikörpersezernierenden Plasmazel- Serotypen variiert; d) die unter- schiedlich für Schutz festgelegte mit PCV7/PCV7 oder mit PCV7/ PPV23 geimpfte Personen nach der
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten 2. Dosis höhere OPA-Titer für 4 von doch insgesamt eine begrenzte studien bei HIV-positiven Personen 5 getesteten Serotypen auf im Ver- Wirksamkeit von PPV [34–38]. Die lediglich eine sehr begrenzte Evi- gleich zur Gruppe mit Placebo bzw. Wirksamkeit von PPV bei Erwach- denz für die Impfung HIV-infizierter PPV23-Impfung [23]. Nach einer senen beträgt bis zu 40–70 % be- Erwachsener mit PPV23 [41]. Dosis PCV7 zeigte eine zweite Do- züglich IPE und 0–45 % bezüglich sis PCV7 keine weitere Erhöhung Pneumonien jeglicher Ursache. Ei- Pneumokokken-Konjugatimpfstoff der Antikörpertiter im Vergleich zur ne kürzlich erschienene Analyse der PCV7 zeigte in einer grossen rando- 2. Impfung mit PPV23. Lesprit et al. Cochrane Collaboration fand bei Er- misierten kontrollierten Studie fanden nicht nur 4 sondern auch 20 wachsenen zwar eine Wirksamkeit (RCT) mit 38’000 Kindern unter 2 Wochen nach PCV7+ PPV23 signifi- von PPV bezüglich IPE von 74 % Jahren eine Wirksamkeit von 97,4 % kant höhere Antikörpertiter für 6 (55–86 %), aber keine Wirksamkeit (82,7–99,9 %) vor IPE durch PCV7- bzw. 5 der 7 in PCV7 enthaltenen bezüglich Letalität jeder Art sowie Serotypen und in der Folge von 30,3 Serotypen als nach alleiniger keine Wirksamkeit bezüglich Pneu- (10,7–45,7) vor radiologisch bestä- PPV23-Impfung [25]. In der Studie monien jeglicher Ursache für Län- tigten Pneumonien jeglicher Ätiolo- von Crum-Cianflone konnte 60 Tage der mit hohem Einkommen, weder gie [8,45,46]. Im Jahr 2010 wurde, nach 1 Dosis PCV7 signifikant häufi- in der Allgemeinbevölkerung (29 % basierend auf der nachgewiesenen ger eine positive Antwort nachge- [–12–55 %]) noch bei Erwachsenen nichtunterlegenen Immunantwort wiesen werden als nach PPV23 mit chronischen Erkrankungen (7 % (noninferiority) und der Sicherheit, wenn auch dieser Unterschied nach [–19–27 %]) [39]. der 7-valente Impfstoff PCV7 bei 180 Tagen nicht mehr bestand [24]. Der begrenzte Schutz durch PPV Kleinkindern (< 5 Jahre) durch den Nur in der vierten Studie konnte, mit ist zudem zeitlich limitiert (40), kann gleichartigen aber 13-valenten Impf- Ausnahme von Serotyp 23F, kein nicht aufgefrischt werden [19,20] stoff PCV13 ersetzt [9]. Unterschied in den Antikörpertitern und ist ausgesprochen bei Perso- Die Einführung des Pneumokok- zwischen PCV7+PPV23 und nur nen mit Grundkrankheiten, wie neu- ken-Konjugatimpfstoffs PCV7, der PPV23 Geimpften gefunden wer- ere Studien zeigen, kaum vorhan- seit 2010 durch PCV13 abgelöst den [26]. Zur Frage, wann bereits den [38–41]. Die begrenzte Wirk- wurde, führte in vielen Ländern mit PPV23 geimpfte Personen wirk- samkeit und Akzeptanz der (USA, UK, F, D, CH etc.) bei Kleinkin- 17. Februar 2014 sam und mit anhaltendem Schutz bisherigen Impfempfehlungen für dern zu einer deutlichen Abnahme mit PCV geimpft werden können, PPV in verschiedenen Ländern zei- der durch Impfserotypen verursach- zeigt eine Studie aus Uganda, dass gen sich auch darin, dass die erfolg- ten IPE und auch der IPE insgesamt. die Verabreichung von PPV vor reiche Einführung der PPV-Impf- Nach Einführung von PCV7 im Jahr durchschnittlich 5 Jahren (42–79 empfehlung für alle Senioren in Eng- 2000 nahmen in den USA bis 2007 Monate) keinen Einfluss auf die Im- land die Inzidenz von IPE nicht die durch PCV7-Typen verursachten munantwort auf PCV7 bei 100 HIV- beeinflusst hat und dass mindes- IPE bei unter 5-Jährigen um 100 % positiven Erwachsenen hatte [27]. tens 50 % der IPE-Fälle in England, ab [11]. Zudem nahmen bedingt Die Immunantwort war hingegen USA und der Schweiz bei Personen durch Herdenimmunität auch in al- direkt mit der CD4-Zahl korreliert. mit Risikofaktoren auftreten, wel- len anderen Altersgruppen die durch Eine vergleichende Studie bei che die Indikation für die PPV-Imp- PCV7-Typen verursachten IPE ab Empfängern von allogenen Stamm- fung erfüllen und mit oder ohne (um 87–94 % je nach Altersgruppe). zelltransplantaten zeigte eine besse- PPV-Impfung aber dennoch erkran- Gleichzeitig nahmen allerdings die re Immunogenität von PCV7 im Ver- ken [40,42]. durch nicht in PCV7 enthaltenen gleich mit PPV23 [28]. Empfängern Zur Wirksamkeit von PPV23 bei Serotypen bedingten IPE um 29 % von Stammzellen werden aufgrund Risikogruppen liegt nur eine rando- zu. Entsprechende Auswirkungen der Daten zur Immunogenität von misierte kontrollierte Studie (RCT) konnten auch in England beobachtet Bulletin 8 PCV7 [30–32] 3 Dosen PCV13 ab 3 bei immungeschwächten Personen werden [12,13]. Monate nach Stammzell-Transplan- vor [43]. In dieser Studie mit 1392 Die bisher einzige randomisierte tation empfohlen und zur Verbesse- HIV-infizierten Erwachsenen aus kontrollierte Studie (RCT) zur Wirk- rung der Abdeckung der zusätzli- Uganda (mittleres Alter 31 Jahre, samkeit von PCV7 bei Risikogrup- chen Serotypen mit einer zusätzli- 44 % mit einer CD4-Zahl < 200 Zel- pen wurde bei 439 HIV-positiven chen Dosis PPV23 ergänzt [33]. len/μl) konnte für PPV für die unter- Erwachsenen im Alter von 15–75 suchten Endpunkte (IPE, IPE durch Jahren in Malawi durchgeführt. Im c) Wirksamkeit Impfserotypen, Pneumonien jeder Gegensatz zur fehlenden Wirksam- Pneumokokken Ursache, Tod) keine Wirksamkeit keit von PPV [43] zeigt sie mit 2 Do- polysaccharidimpfstoff nachgewiesen werden. Die Follow- sen PCV7 im Abstand von 4 Wo- Neben der fehlenden Wirksamkeit up-Studie zeigte vielmehr ein an- chen im Vergleich zur Placebogrup- von PPV23 bei Kindern < 2 Jahren dauerndes erhöhtes Risiko für Pneu- pe eine Reduktion der Zweit - wurde auch die begrenzte Wirksam- monien jeglicher Ursache bei den episoden von IPE durch PCV7-Sero- keit von PPV23 insbesondere bei Geimpften (hazard ratio [HR] 1,6 typen von 74 % (30–90 %) [47]. Die Personen mit Risikofaktoren zuneh- [1,0–2,4], aber erstaunlicherweise Fälle von IPE betrafen vorwiegend mend kontrovers diskutiert. Ver- auch eine bessere Überlebensrate Patienten mit einer CD4-Zahl von schiedene Metaanalysen in den bei den Geimpften (HR 0,84; [0,7– < 200 Zellen/mm3, welche die Hälf- letzten 20 Jahren erbrachten unter- 1,0]) [44]. So zeigt auch eine kürzli- te der Studienpopulation ausmach- 133 schiedliche Ergebnisse, zeigen je- che Review von 15 Beobachtungs- ten. Dennoch betrug die Wirksam-
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten keit 86 % (41–97 %) in dieser Unter- tigt wurde. Sollte die Studie eine Basierend auf der langjährigen kli- gruppe (n=220). Die Wirksamkeit Wirksamkeit von PCV13 gegen nischen Erfahrung kann PPV23 als während der ersten 12 Monate be- CAP zeigen, wird die Empfehlung sicher beurteilt werden [3,50]. Die trug 85 %, bzw. noch 25 % in der einer PCV13-Impfung für alle unerwünschten Impferscheinungen Periode nach 12 Monaten (mediane ≥ 65-Jährigen zu prüfen sein, da von PPV23 äussern sich vor allem in Beobachtungszeit 1,2 Jahre, Range diese Altersgruppe unabhängig von lokalen Entzündungsreaktionen 2 Tage bis 4,7 Jahre). Zu beachten Grundkrankheiten ein erhöhtes Ri- (Schmerzen, Rötung, Überwär- ist die Wirksamkeit in einer Popula- siko für eine Pneumokokkenpneu- mung, Schwellung) und können teil- tion in der nur 13 % der Patienten monie hat. weise von systemischen Reaktio- eine antiretrovirale Therapie erhiel- nen begleitet werden (Kopfschmer- ten und die Gesamtmortalität (alle d) Unerwünschte Impf zen, Müdigkeit, Fieber etc.). Diese Ursachen) über 25 % betrug. erscheinungen der Pneumokok- entzündlichen Reaktionen können Für Risikogruppen gibt es bisher kenimpfung bei Kindern und auch ausgeprägt sein. Sie sind häu- keine weiteren kontrollierten Wirk- Erwachsenen figer respektive stärker, wenn die samkeitsstudien zu PPV oder zu Art und Häufigkeit der unerwünsch- Antikörper zum Zeitpunkt der Imp- PCV. Aufgrund der Notwendigkeit ten Impferscheinungen nach fung bereits erhöht sind (Arthus- sehr grosser Studien, wird es solche PCV13 sind vergleichbar mit jenen Reaktion), z.B. aufgrund einer frühe- Studien auch in Zukunft nur einge- nach PCV7 [49]. Häufig wurden lo- ren Impfung [51]. schränkt geben. Die Wahl des Impf- kale, meist mild verlaufende Reak- In den EMA-Zulassungsstudien stoffs muss sich daher vorwiegend tionen beobachtet: Berührungs- für PCV13 bei ≥ 50-Jährigen wurde auf eine Beurteilung der Immunant- empfindlichkeit (tenderness): 41,0– die Sicherheit bei insgesamt 5667 wort abstützen. 52,1 % in Abhängigkeit von der mit PCV13 und 1391 mit PPV23 ge- In den Niederlanden ist gegen- Impfdosis, Schwellung: 23,0 – impften Personen geprüft [52]. Die wärtig eine grossangelegte Studie 32,6 %, Rötung: 26,3–43,6 %. Un- lokalen Reaktionen bei den mit über 80’000 ≥ 65-Jährigen im ter den systemischen Reaktionen 60 – 64-Jährigen ohne frühere Gange, um die Wirksamkeit von wurden am häufigsten Reizbarkeit PPV23-Impfung sind in Tabelle 3 PCV13 im Vergleich zu Placebo be- (61,9–69,2 %), verminderter Appe- aufgeführt. Zwischen den beiden 17. Februar 2014 züglich ambulant erworbener Pneu- tit (38,4–42,2 %), Schlafstörungen Impfstoffen zeigten sich keine signi- monien (CAP, community acquired (30,1–59,0 %) und Fieber (25,0– fikanten Unterschiede mit Ausnah- pneumonia) zu untersuchen [48]. 43,0 %) beobachtet. Fieber > 40 ˚C me der vor allem leichten Schmer- Die Studie wird keinen direkten Ver- war selten (< 0,4 %). Eine Urtikaria zen an der Injektionsstelle. Auch bei gleich mit PPV23 erlauben, da keine wurde bei 1,7–4,8 %, Krämpfe bei den systemischen Reaktionen zeig- solche Kontrollgruppe berücksich- 0,1 % der Geimpften beobachtet. ten sich keine signifikanten Unter- Tabelle 3 Häufigkeit von Lokalrektionen innerhalb von 14 Tagen nach Impfung mit PCV13 oder PPV23 von 60–64-jährigen Personen ohne frühere PPV23-Impfung (n=1546) [52]. Studie 004 Studie 3010 PCV13 PPV23 PCV13 PPV23 Lokalreaktion % % p-Wert 1) % % p-Wert 1) Rötung Alle 20,2 14,2 0,123 12,2 11,2 0,808 Milde 15,9 11,2 0,193 8,3 9,7 0,637 Bulletin 8 Moderate 8,6 4,9 0,169 6,4 3,9 0,353 Schwere 1,7 0,0 0,095 1,2 0,8 0,892 Schwellung Alle 19,3 13,1 0,103 10,0 10,4 0,931 Milde 15,6 10,1 0,120 8,2 6,1 0,495 Moderate 8,2 4,4 0,150 3,8 7,6 0,140 Schwere 0,6 1,1 0,689 0,0 0,0 >0,99 Schmerzen Alle 80,1 73,4 0,052 69,2 58,3 0,014 Milde 78,6 68,6 0,005 66,1 52,9 0,004 Moderate 23,3 30,0 0,125 20,1 21,7 0,708 Schwere 1,7 8,6 0,003 2,3 0,8 0,338 Einschränkung der Armbeweglichkeit Alle 28,5 30,8 0,633 23,5 28,2 0,311 Milde 26,9 29,3 0,609 22,7 26,1 0,458 Moderate 2,2 3,8 0,536 1,2 3,1 0,297 Schwere 1,7 4,3 0,147 1,1 2,3 0,414 134 1) p-Wert für das zweiseitige Konfidenzinterval für die Differenz PCV13-PPV23 (in %).
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten Tabelle 4 Häufigkeit von systemischen Rektionen innerhalb von 14 Tagen nach Impfung mit PCV13 oder PPV23 von 60- bis 64-jährigen Personen ohne frühere PPV23-Impfung (n=1546) [52]. Studie 004 Studie 3010 PCV13 PPV23 PCV13 PPV23 Systemische Reaktion % % p-Wert 1) % % p-Wert 1) Fieber Alle (≥38°C) 7,7 5,9 0,522 4,6 1,6 0,137 Mildes (≥38°C; 40°C) 4,4 2) 4,9 2) 0,905 0,4 2) 0,0 0,780 Müdigkeit 63,2 61,5 0,905 50,5 49,1 0,781 Kopfschmerzen 54,0 54,4 0,717 49,7 46,1 0,460 Frösteln / Schüttelfrost 23,5 24,1 0,930 19,9 26,9 0,108 Hautausschlag 16,5 13,0 0,919 8,6 13,4 0,153 Erbrechen 3,9 5,4 0,344 3,1 3,1 >0,99 Verminderter Appetit 21,3 21,7 0,546 14,7 23,0 0,038 Neue generalisierte Muskelschmerzen 56,2 57,8 0,937 46,9 51,5 0,349 Verschlechterung von generalisierten 32,6 37,3 0,715 22,0 32,5 0,020 Muskelschmerzen Neue generalisierte Gelenkschmerzen 24,4 30,1 0,297 15,5 23,8 0,040 Verschlechterung von generalisierten 24,9 21,4 0,416 14,0 21,1 0,068 Gelenkschmerzen Medikamentengebrauch zur 31,3 32,7 0,779 Schmerzbekämpfung Medikamentengebrauch zur 8,6 17,5 0,012 Fieberbekämpfung 17. Februar 2014 1) p-Wert für das zweiseitige Konfidenzinterval für die Differenz PCV13-PPV23 (in %). 2) Alle Fieberzustände >40°C waren in beiden Studien bestätigte Fehler in den Tagebucheintragungen. schiede (Tabelle 4). Die häufigsten allfällige seltene oder sehr seltene sondere ergänzende Daten zur Reaktionen waren Müdigkeit, gene- impfbedingte Nebenwirkungen Wirksamkeit notwendig. Die Fach- ralisierte Muskelschmerzen, Kopf- identifizieren zu können. information zu Prevenar 13 ® sieht schmerzen und Gelenkschmerzen. allerdings vor: «Die Anwendung Auch bezüglich der schweren Reak- e) Zulassung von PCV13 von Prevenar 13 sollte auf Basis of- tionen zeigte sich kein Unterschied für Kinder und Erwachsene fizieller Empfehlungen erfolgen zwischen den Impfstoffen. Zwei Der 7-valente konjugierte Pneumo- und das Ausmass der invasiven Er- schwere Reaktionen wurden von kokkenimpfstoff (PCV7, Prevenar ®) krankungen in den verschiedenen den Untersuchern als möglichweise ist in der Schweiz seit 2000 für Kin- Altersgruppen sowie die epidemio- durch die Impfung bedingt beurteilt: der bis 5 Jahre zugelassen. Im 2010 logische Variabilität der Serotypen ein Guillain-Barre-Syndrom bei einer wurde der 13-valente konjugierte in den unterschiedlichen geogra- 78-jährigen Frau 123 Tage nach Pneumokokkenimpfstoff (PCV13, phischen Gebieten berücksichti- PCV13 und eine idiopathische Prevenar 13 ®) für Kinder bis 5 Jahre gen.» thrombocytopenische Purpura (ITP) von Swissmedic zugelassen. Bulletin 8 133 Tage nach Impfung mit PPV23/ Die Anwendung von PCV13 für f) Vergleich von PCV13 mit PCV13 bei einem 81-jährigen Mann Kinder im Alter von 6–17 Jahren ist PPV23 zur Verhinderung von [52]. Berücksichtigt man das verlän- von der Europäischen Arzneimittel- invasiven Pneumokokken gerte Intervall zwischen Impfung behörde (European Medicines erkrankungen bei Risikogrup- und Erkrankung und die Häufigkeit Agency, EMA) und der amerikani- pen (Erwachsene und Kinder) dieser unerwünschten Impferschei- schen Food and Drug Administrati Die Häufigkeit und der Schwere- nungen in der Zielgruppe der Senio- on (FDA) zugelassen. grad der IPE bei Kindern unter 5 ren, ist es möglich, dass die beiden Im Jahr 2012 wurde PCV13 von Jahren und bei Personen mit einem Ereignisse rein zufällig in zeitlichem der FDA und der EMA 2 aufgrund erhöhten Risiko (vgl. Tabelle 6) Zusammenhang mit der Impfung der vorliegenden Daten zur Immu- rechtfertigen die Wahl der best- aufgetreten sind. nogenität und Sicherheit auch für möglichen Prävention. Diese Prä- Zusammenfassend kann festge- Personen ab 50 Jahren zugelassen. vention könnte in der Impfung mit halten werden, dass sowohl FDA Im Jahr 2013 erfolgte die Ausdeh- PCV13, PPV23 oder einer Kombi- wie auch EMA zum Schluss gekom- nung der Anwendung auf Erwach- nation von PCV13 und PPV23 be- men sind, dass PCV13 nicht nur bei sene von 18–49 Jahren durch die stehen. Kindern sondern auch bei Erwach- EMA. 2 ww.ema.europa.eu/ema/index. w senen sicher angewendet werden In der Schweiz ist die Zulassung jsp?curl=pages/medicines/human/me- kann, und dass eine intensivierte von Swissmedic für über 5-Jährige dicines/001104/human_med_001220. 135 Pharmakovigilanz notwendig ist, um ausstehend. Hierfür wären insbe- jsp&mid=WC0b01ac058001d125
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten Tabelle 5 PCV13 bei Erwachsenen gegenwär- Stand der Zulassung von Prevenar 13® durch die Europäischen Arzneimittelbehörde tig nicht einzuführen. (European Medicines Agency, EMA), die amerikanische Food and Drug Administration Das amerikanische Advisory Com (FDA) und Swissmedic. mittee on Immunization Practices (ACIP) empfiehlt seit 2010 PCV13 Altersgruppe nicht nur Kindern unter 5 Jahren Zulassungs- behörde sondern auch Risikogruppen im Al- 2 Monate–5 Jahre 6–17 Jahre 18–49 Jahre ≥ 50 Jahre ter von 6–18 Jahren [53]. Seit Herbst FDA Ja Ja in Prüfung Ja 2012 empfiehlt das ACIP PCV13 (gefolgt von PPV23) auch für Patien- EMA Ja Ja Ja Ja ten über 18 Jahren für a) immunsup- primier te Patienten mit Swissmedic Ja kongenitaler oder erworbener Immundefizienz, HIV-Infektion, chronischem Nierenversagen, Die Vorteile von PCV13 gegenüber höher als die Kosten von PPV23 nephro tischem Syndrom, Leukä- PPV23 bei Personen mit Risiko (CHF 38.45). mie, Lymphom, M. Hodgkin, multi- faktoren für eine IPE sind: Trotz dieser Einschränkungen er- plem Myelom, generalisiertem – Unbestrittene hohe Wirksamkeit achten EKIF und BAG PCV13, wel- Karzinom, iatrogener Immunsup- bei kleinen Kindern und spezifi- cher bereits Kindern unter 5 Jahren pression (inkl. systemischer Lang- schen Risikogruppen (HIV+) mit erhöhtem Risiko [16] sowie zeitbehandlung mit Kortikosteroi- – Ebenbürtige oder bessere Immu- Empfängern von Blut-Stammzellen den oder Bestrahlungstherapie) nogenität (Induktion von häufig (Kinder und Erwachsene; [10]) emp- oder Organtransplantation; b) Pati- höheren Antikörpertitern, insbe- fohlen wird, aktuell als die bessere enten mit Sichelzellanämie, ande- sondere bei den Risikopatienten Wahl zur Prävention der IPE bei allen ren Hämoglobinopathien und kon- mit einer verminderten Immun Personen mit einem erhöhten Risiko genitaler oder erworbener Asple- antwort auf Polysaccharide). unabhängig von deren Alter (≥ 2 Mo- nie; c) immunkompetente Patienten 17. Februar 2014 – Induktion einer Immunantwort nate). mit Liquorfistel oder Cochleaim- und eines immunologischen Ge- Unter Berücksichtigung der sehr plantat [54]. dächtnisses für eine nachfolgende begrenzten und höchstens kurzfris- Die Ständige Impfkommission Exposition oder gegebenenfalls tigen Wirksamkeit von PPV23 insbe- (STIKO) in Deutschland sieht es notwendige Boosterdosis, im Ge- sondere bei Risikopersonen (siehe möglicherweise als sinnvoll an, bei gensatz zur Hyporesponsiveness oben), der Gefahr einer Hyporespon- Personen, bei denen die wiederhol- durch PPV23 und somit beson- siveness nach PPV23 und der ge- te Impfung gegen Pneumokokken ders relevant für alle Risikoperso- genwärtigen Serotypenverteilung aufgrund einer Immundefizienz nen mit persistierenden oder pro- bei den IPE in der Schweiz, erachten oder einer chronischen Nieren- gredienten Grundkrankheiten. EKIF und BAG den Nutzen eines krankheit indiziert ist, sowohl mit – Reduktion der Kolonisation mit kombinierten Impfschemas (1x dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13-Serotypen (z.B. Risiko für PPV23 nach PCV13) im Vergleich zur als auch mit dem 23-valenten Poly- IPE bei Schädelbasisfraktur, Coch- alleinigen Verwendung von PVC13 saccharidimpfstoff zu impfen [55]. lea-Implantat). bei Risikopersonen als sehr gering. – Die ebenbürtige oder geringere Ein kombiniertes Impfschema h) Kosteneffektivität Häufigkeit unerwünschter Impfer- PCV13-PPV23 wird daher nicht Ökonomische Studien aus den USA scheinungen von PCV13 (geringe- empfohlen. Die kontinuierliche und England bei Risikogruppen Bulletin 8 re Menge von Polysacchariden) Überwachung der IPE-Serotypen in zeigten grundsätzlich ein günstiges im Vergleich zu PPV23. der Schweiz ermöglicht es, den Nut- Kosten-Nutzen-Verhältnis von zen eines kombinierten Impfsche- PCV13 im Vergleich mit PPV23 [56– Die Anwendung von PCV13 bei Risi- mas PCV13-PPV23 in der Zukunft 58]. Die Ergebnisse hängen we- kogruppen im Alter über 5 Jahre gegebenenfalls neu zu erwägen. sentlich von der Wirksamkeit von wird nur durch folgende Faktoren li- PCV13 bei Risikogruppen, insbe- mitiert: g) Empfehlungen zur Pneumo- sondere bezüglich den nicht bakte- – PCV13 ist von Swissmedic bisher kokkenimpfung von Risiko riämischen Pneumonien, und der nicht für Personen über 5 Jahre personen in anderen Ländern Dauer des Impfschutzes durch die- zugelassen und kann daher für In England hat die sehr effektive sen Impfstoff ab. Personen im Alter über 5 Jahre Impfung von Kleinkindern mit PCV13 nicht durch die obligatorische (Durchimpfung: 94 %, 2010–11) zu Definition der Risikogruppen Krankenversicherung rückvergü- einer ausreichenden Herdenimmu- tet werden (Krankenpflege-Leis- nität und damit zu einer Abnahme Epidemiologischen Daten aus Eng- tungsverordnung, KLV Art. 12a; der durch PCV13-Serotypen beding- land und Finnland zeigen die höchs- Verordnung über die Krankenver- ten IPE bei Erwachsenen geführt te IPE-Inzidenz bei den Kleinkindern sicherung, KVV Art. 65a). [13]. Die Gesundheitsbehörden ha- und Personen mit Grundkrankheiten 136 – Die Kosten von PCV13 (gegenwär- tig CHF 91.– pro Dosis) sind ben daher trotz der begrenzten Wirksamkeit von PPV entschieden, als Risikofaktoren, insbesondere wenn sich diese auf das Immunsys-
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten Tabelle 6 Personen mit erhöhtem Risiko für invasive Pneumokokkeninfektionen, idealer Zeitpunkt der Impfung und Anzahl der not wendigen Impfdosen. Risiko Anzahl 1) und Zeitpunkt der Impfungen Chronische Krankheiten Herz Herzinsuffizienz 1x wenn Stadium 3 oder 4 (NYHA-Klassifikation [61]) oder bei Verschlechterung Lunge Chronisch obstruktive Lungenerkrankung 1x wenn Stadium 3 und 4 (Gold-Klassifikation [62]) oder bei Verschlechterung Schweres Asthma: bei verlängerter oder 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung häufiger Behandlung mit oralen Steroiden Bronchiektasen durch Antikörpermangel 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung Leber Leberzirrhose 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung Milz Anatomische und funktionelle Asplenie 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung Niere Nierenisuffizienz 1x wenn Clearance < 30ml/min (Stadium 4–5 [63] oder Verschlechterung Nephrotisches Syndrom 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung Blut Sichelzellanämie 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung Stoffwechsel Schlecht eingestellter Diabetes mit Herz- 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung oder Niereninsuffizienz Neoplasien, Transplantation 17. Februar 2014 Neoplasien Lymphome, Leukämie, Myelome 1x während Erhaltungstherapie Transplantation Solide Organtransplantation: Kandidaten 1x bei Listung (Nachholimpfung: 6 Monate nach Transplantation) Solide Organtransplantation: Empfänger 1x 12 Monate nach Transplantation 2) Stammzellenempfänger 3x (+ Booster) ab 3 Monate nach Transplantation 3) Störungen des Immunsystems Autoimmunität Autoimmunerkrankungen, die wahrscheinlich 1x vor Beginn der immunsuppressiven Behandlung eine Immunsuppression erfordern Immunsuppression Iatrogene Immunsuppression (inkl. systemische 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung / Langzeitbehandlung mit Kortikosteroiden oder zum Zeitpunkt der niedrigsten immunsuppressiven Bestrahlungstherapie) Behandlung HIV HIV-Infektion mit CD4-Zellen ≥15% 1x sobald als möglich nach Diagnosestellung (Erwachsene ≥ 200 / µl) Bulletin 8 HIV-Infektion mit CD4-Zellen
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten tem auswirken [59,60]. Dazu gehö- Impfempfehlungen – Bei einer akuten Erkrankung und/ ren Personen mit Immunschwäche, oder hohem Fieber wird empfoh- sei diese angeboren (angeborene – Allen Personen mit einem spezifi- len, die Impfung bis zur vollständi- Immundefekte), Unreife bei Frühge- schen Risiko (vgl. Tabelle 6) wird gen Genesung zu verschieben. borenen (Geburt < 33. Schwanger- eine einzige Dosis PCV13 empfoh- – Bei gleichzeitiger Verabreichung schaftswoche oder Geburtsge- len (> 1 Dosis bei Kindern < 2 Jahren vermindert die Grippeimpfung die wicht < 1500g), erworben oder und Transplantatempfängern, siehe Antikörpertiter durch PCV13 [65]. durch die Therapie der Grundkrank- unten). Die Impfung soll sobald als Obwohl die klinische Bedeutung heit induziert (anatomische oder möglich nach Diagnosestellung nicht klar ist, soll nach Möglichkeit funktionelle Asplenie, HIV Infektion, oder zu dem in Tabelle 6 genannten zwischen den beiden Impfungen weiter Personen unter Therapie ei- Zeitpunkt verabreicht werden. als Vorsichtsmassnahme ein Inter- ner malignen oder autoimmunen – Impfschema für Kinder < 2 Jahren vall von 4 Wochen eingehalten Erkrankung), oder Personen mit ei- mit einem spezifischen Risiko (je werden. ner chronischen Erkrankung der nach Alter bei Diagnosestellung): Atemwege oder der Leber. Weniger – Alter 2–6 Monate: 3 Dosen im Impfung der Personen im ausgeprägt aber immer noch erhöht Abstand von 4–8 Wochen, 4. Alter ab 65 Jahren ohne ist das Risiko bei Personen mit Herz- Dosis mit 12 Monaten, spezifische Risikofaktoren insuffizienz oder Erwachsenen mit – Alter 7–11 Monate: 2 Dosen im Diabetes mellitus. Die englische Abstand von 4 Wochen, 3. Dosis Die Prävalenz der Risikofaktoren, die Studie zeigt für Personen, die einer mit 12 Monaten (mindestens 8 für eine invasive Pneumokokkenin- dieser Risikogruppen angehören, Wochen nach der letzten PCV13- fektion prädisponieren, nimmt in der eine jährliche IPE-Inzidenz (pro Dosis), Bevölkerung ab dem Alter von 50 100’000) von 46 bei den 2–15-Jäh- – Alter 12–23 Monate: 2 Dosen im Jahren und insbesondere ab dem rigen, von 39 bei den 16–64-Jähri- Abstand von minimal 8 Wochen. Alter von 65 Jahren zu. Auf dieser gen und von 48 bei den ≥ 65-Jähri- – Auffrischimpfungen oder zusätzli- Grundlage wurde die Pneumokok- gen [59]. Im Vergleich dazu war die che Impfungen mit PPV23 sind kenimpfung allen Personen ab 65 Inzidenz bei unter 65-jährigen Per- nicht mehr empfohlen. Jahren (Schweiz, Frankreich, 17. Februar 2014 sonen, die keiner dieser Risikogrup- – Bei bereits mit PPV23 geimpften Deutschland, England etc.) respekti- pen angehörten mit 5 pro 100’000 Personen soll PCV13 erst nach ei- ve ab 50 Jahren (USA) allein auf- 10x mal tiefer und bei ≥ 65-Jährigen nem Intervall von 1 Jahr verab- grund des Alters unabhängig von immer noch etwa 3x geringer reicht werden. andern Risikofaktoren empfohlen. (18/100’000). Um mit der Impfemp- – Eine PCV13-Auffrischimpfung wird Die bisherige Empfehlung für eine fehlung möglichst gezielt die Perso- vorläufig aufgrund noch ausstehen- Impfung aller Personen ≥ 65 Jahre nen mit dem höchsten Risiko für der Daten nicht empfohlen. Bei mit PPV23 hat weder in der Schweiz eine invasive Pneumokokkeninfekti- Auftreten einer möglichen Pneu- noch in andern Ländern (UK) zur Ab- on zu schützen, folgte die EKIF dem mokokkeninfektion bei früher mit nahme der IPE bei dieser Bevölke- Anliegen, diese Risikogruppen ih- PCV13 Geimpften sollen individuell rungsgruppe geführt. Die Berück- rem Risiko entsprechend aufgrund Serotypen-spezifische Pneumo- sichtigung der folgenden Punkte der verfügbaren Daten und in Ab- kokken-Antikörpertiter bestimmt sprechen dafür, ein mehr Risiko ori- sprache mit den entsprechenden werden, um Seroprotektion und die entiertes Vorgehen in den Vorder- Klinikern und Spezialisten genauer Notwendigkeit einer allfälligen Auf- grund zu stellen: zu definieren. So ist das Risiko für frischimpfung zu klären. – Das Risiko für eine IPE ist für eine IPE nicht bei allen Patienten mit – Empfänger von Blut-Stammzellen Risikopersonen (Tabelle 6) ab dem einer Herzerkrankung erhöht, wohl sollen gemäss den Empfehlungen Alter von 65 Jahren etwa 3 Mal Bulletin 8 aber bei jenen mit einer signifikan- von Mai 2012 mit 3 Dosen im Ab- grösser als das Risiko alleine auf- ten Herzinsuffizienz d.h. Stadium 3 stand von je 1 Monat geimpft wer- grund des Alters. oder 4. Ebenso ist das Risiko nicht den [10]. Für die 4. Dosis (bisher – Die Wirksamkeit von PPV bei älte- bei allen Patienten mit einer Krebs- PPV23) soll ebenfalls PCV13 ver- ren Personen ist begrenzt: Sie erkrankung so stark erhöht wie bei wendet werden. schützt diese nicht vor Pneumo- Patienten mit einer hämatologi- – Solide Organtransplantation: Kan- nie, während die diesbezügliche schen Krebserkrankung (Lymphom, didaten 1 Dosis spätestens bei Lis- Wirksamkeit von PCV13 noch un- Leukämie, Myelom). In Tabelle 6 tung (siehe Tabelle 6) und eine Do- tersucht wird. sind diese Risikogruppen aufgrund sis 12 Monate nach Transplantati- – Die Wirksamkeit von PPV ist kurz der verfügbaren klinischen Daten on. Vor der Transplantation nicht (≈ 2–3 Jahre); es ist deshalb sinn- neu und präziser definiert, sowie geimpfte Transplantat-Empfänger voll den Zeitpunkt der Impfung der ideale Zeitpunkt für eine Pneu- erhalten 2 Dosen PCV13 6 und 12 aufgrund der Anamnese und Klinik mokokkenimpfung angegeben. Monate nach Transplantation. jedes Einzelnen festzulegen und Grundsätzlich wird im Sinne einer nicht aufgrund des Alters. möglichst guten Impfantwort und Kontraindikationen und – Die Impfung mit PPV23 ermög- eines rechtzeitigen Schutzes emp- Vorsichtsmassnahmen licht keinen Langzeitschutz; ohne fohlen, bei absehbarer Zunahme – Schwere allergische Reaktion auf immunologisches Gedächtnis ist 138 des Grundleidens die Impfung früh- zeitig vorzunehmen. eine frühere Impfung oder einen Impfstoffbestandteil. eine Auffrischimpfung nicht effek- tiv und die Gefahr der Hypores-
▶▶▶▶▶▶ Übertragbare Krankheiten mandations (précédemment Supplé- ponsiveness könnte eine spätere Abteilung Übertragbare Krankheiten ment XVII). Berne: Office fédéral de la Impfung bei Auftreten von Risiko- Telefon 031 323 87 06 santé publique, 2007. faktoren behindern. 9. Bundesamt für Gesundheit (BAG) Literatur – Eine hohe Durchimpfung der 1. Musher DM. Streptococcus pneu und Eidgenössische Kommission für Kleinkinder mit PCV13 kann die Impffragen (EKIF). Empfehlungen zur moniae. In: Mandell GL, Bennett JE, Pneumokokkenimpfung bei Kindern Zirkulation der PCV13-Serotypen Dolin R eds. Principles and practice of unter 5 Jahren: Wechsel vom 7- zum reduzieren und somit zu einer we- infectious diseases. 7th edition. Phila- 13-valenten konjugierten Impfstoff. sentlichen Herdenimmunität bei delphia: Churchill Livingston Elsevier; Bull BAG 2010;Nr.51:1202–05 / Office Personen ab 65 Jahren führen. 2010: Chapter 200. ISBN 978-0-4430- fédéral de la santé publique et Com- 6839-3. Die generelle Impfung der ≥ 65-Jäh- 2. Bundesamt für Gesundheit (BAG). mission fédérale pour les vaccinations. rigen mit PPV23 bringt daher nur ei- Recommandations de vaccination Empfehlungen für die Pneumokok- contre les pneumocoques pour les nen kleinen Nutzen für Personen ken-Impfung mit dem 23-valenten enfants de moins de cinq ans Rempla- ohne Risikofaktoren für eine IPE. Sie Polysaccharid-Impfstoff. Bull BAG cement du vaccin conjugué 7-valent vermindert zudem die Qualität der 2000;Nr.42:824–5 / Office fédéral de la par le vaccin conjugué 13-valent. Bull Immunantwort, welche später, santé publique (OPSP). Recommanda- OFSP 2010;N0.51:1202–05. tions pour la vaccination antipneumo- beim Auftreten von spezifischen Ri- coccique avec le vaccin polyosidique 10. Bundesamt für Gesundheit (BAG) sikofaktoren, durch PCV13 induziert und Eidgenössische Kommission für 23-valent. Bull OFSP 2000;No:42:824– Impffragen (EKIF). Empfehlungen zur werden könnte. Aufgrund dieser 5. Impfung von Empfängerinnen und Ausführung empfehlen EKIF und 3. Mühlemann K, Francioli P. Die Präven- Empfängern von Blut-Stammzellen. BAG die generelle Impfung mit tion von Pneumokokkeninfektionen Bull BAG 2012;Nr.21:363–70 / Office PPV23 bei den ≥ 65-Jährigen zu sis- durch die Impfung. Schweiz Ärzte- fédéral de la santé publique et Com- zeitung 2000;81:554–60. tieren und durch die PCV13-Impfung 4. Bundesamt für Gesundheit (BAG). mission fédérale pour les vaccinations. aller Personen mit einem erhöhten Recommandations pour la vaccination Pneumokokkenerkrankungen 2010– des patients receveurs de cellules Risiko zu ersetzen. Der eventuelle 11. Bull BAG 2013;Nr.9:109–17 / Office souches hématopoïétiques. Bull OFSP Nutzen einer generellen Pneumo- fédéral de la santé publique (OPSP). 2012;No.21:363–70. kokkenimpfung ab dem Alter von 65 Maladies à pneumocoques 2010– 11. Pilishvili T, Lexau C, Farley MM et Jahren ist erneut zu evaluieren, 2011. Bull OFSP 2013;No.9:109–17. al. 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