POLYTECHNIK - Musik bildet, entfaltet, verbindet
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POLYTECHNIK I N F O R M A T I O N E N A U S D E R S T I F T U N G P O LY T E C H N I S C H E G E S E L L S C H A F T F R A N K F U R T A M M A I N AUSGABE 2 / 2021 Musik bildet, entfaltet, verbindet
Das Titelbild zeigt Sängerinnen und Sänger des Chors der Stiftung Polytechnische Gesellschaft beim Sommerkonzert 2021. Mehr über die Geschichte des Chors lesen Sie ab Seite 21. »Spaß ist der Schlüssel zur Musik.« JAZZPOSAUNIST NILS LANDGREN IN SEINEM GRUSSWORT AN DAS SCHÜLER-JAZZENSEMBLE ANLÄSSLICH DES ZEHNTEN JUBILÄUMS VON JAZZ UND IMPROVISIERTE MUSIK IN DIE SCHULE!
INHALT 5 16 P R O F. D R . R O L A N D K A E H L B R A N D T ALEXANDER JÜRGS MAGISCHE MOMENTE WAS MACHT EIGENTLICH … ? Musik schafft etwas, das Worte allein David Eberhardt im Porträt nicht erreichen können 18 P R O F. D R . M A R I A S P Y C H I G E R MUSIKALISCHE IDENTITÄT UND MUSIKALISCHE BILDUNG Wie setzt sich musikalische Kultur von Generation zu Generation fort? 8 JENS-EKKEHARD BERNERTH PRÄGUNG FÜR EIN GANZES LEBEN Wie die Stiftung Polytechnische Gesellschaft musikalische Bildung systematisch fördert 12 21 GREGOR PRAML UND SASCHA WILD LISA OCHSENDORF JAZZ: EIN LEBENDIGES VIELFÄLTIG, MEHRSTIMMIG, ERBE FRANKFURTER MUSIKBEGEISTERT MUSIKKULTUR Die Geschichte des Stiftungschors Frankfurt am Main und seine bewegte Jazzgeschichte 24 KURZ NOTIERT 14 STIMMEN ZUM THEMA NAMEN UND NACHRICHTEN WAS BEDEUTET MUSIK Kurzinformationen aus der Stiftung FÜR MICH? Diese Frage beantworteten uns Menschen aus unserem Stiftungsumfeld
EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, Musik bildet, entfaltet, verbindet … … so haben wir diese höchst klangvolle Ausgabe unseres Stiftungsmagazins überschrieben. Zweimal im Jahr widmet sich die POLYTECHNIK einem übergeordneten Thema aus dem vielseitigen und dynamischen Kosmos der Stiftungsarbeit. Insgesamt sind so schon 20 unterschiedliche Ausgaben entstanden. Und als wir uns im Team bei der letzten Re- daktionskonferenz auf die Suche nach einem passenden Thema für die nun vorlie- gende Winterausgabe machten, waren wir uns schnell einig, dass es einmal an der Zeit ist, sich dem Thema Musik zu widmen. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft ist nämlich zutiefst musikalisch. Wer eine unse- rer zahlreichen großen und auch kleinen Veranstaltungen besucht hat, kann das be- zeugen. Musik ist ein zentrales Motiv und die Playlist unseres Veranstaltungsmanagers penibel kuratiert. Aber wussten Sie auch, dass wir mit dem Stiftungschor und der Stif- tungsband Plan Zehn gleich zwei Klangkörper betreiben, bei denen viele Alumni und Stipendiaten gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Belegschaft unserer Stif- tung musizieren? Dass Geburtstagswünsche im Polytechniker-Haus gleich mehrstimmig vorgesungen werden? Dass die Stiftung eine Projektkette der Musikförderung aufgebaut hat – vom Kindergartenkonzert bis zum Opernstudio? Oder dass wir uns nun schon seit zehn Jahren für die musikalische Nachwuchsförderung in Deutschlands Jazz- hauptstadt Frankfurt einsetzen? Warum wir all dies mit großer Überzeugung und auch mit Leidenschaft tun, darüber wollen wir in dieser Ausgabe berichten. Mit Beiträgen von Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Jens-Ekkehard Bernerth, Sascha Wild und Gregor Praml, Prof. Dr. Maria Spychiger und vielen mehr. Und auf der vorletzten Seite der POLYTECHNIK erwartet Sie noch ein besonderer »Bonus- Track«: Wir haben alle Mitwirkenden an dieser Ausgabe nach ihrem Lieblingslied ge- fragt. Die Ergebnisse zum Nachhören und Weiterhören finden Sie im Soundtrack zur Ausgabe auf Seite 27. Denn wie hat schon der leider viel zu früh verstorbene Schauspieler Frank Giering im Film »Absolute Giganten« gesagt: »Es müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst.« Eine musikalische, informative und vergnügliche Lektüre wünscht AXEL BRAUN Bereichsleiter Information, Kommunikation und Veranstaltungen der Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 MAGISCHE MOMENTE Musik schafft etwas, das Worte allein nicht erreichen können. Im Rahmen unserer Arbeit dürfen wir immer wieder Zeuge solcher Momente werden. V O N P R O F. D R . R O L A N D K A E H L B R A N D T Es ist Donnerstagnachmittag, ein leicht nebliger Herbsttag im September. Fünf Jugend- liche sitzen in einem Raum der Frankfurter Musikschule im ersten Stock der Schirn Kunsthalle Frankfurt zusammen. Lässig lehnt ein junger Bassist an der Wand und spielt ein Jazzriff. Andere Jugendliche fallen ein: Ein langhaariger Schlagzeuger, der wie ein Uhrwerk spielt und mit dem Bass eine rhythmische Einheit bildet. Dann kommt der Tastenmann hinzu, er legt ein paar jazzige Akkorde über den Grundrhythmus. 5
Schwerpunkt »Du hast so ein Talent, du kannst alles spielen. Denk daran: The sky is the limit.« Zwei Saxofonisten, ein ganz junger und ein etwas älterer, stimmen mit ein. Unisono spielen sie kraftvoll eine rhythmische Figur, eine ungeheure Energie entfaltet sich. Da betritt der berühmte schwedische Jazzposaunist Nils Landgren den Raum. Er nimmt an einem von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft geförderten Jazz-Residenz-Pro- gramm der Alten Oper Frankfurt teil. Landgren, an seiner rot glänzenden Posaune erkennbar (»die Farbe der Liebe, und es sieht cool aus«), steigt spontan mit ein und nimmt den Groove der Jugendlichen auf. Alle formen jetzt eine vielstimmige Einheit, obwohl sie in dieser Konstellation noch nie zusammen gespielt haben. Die Nachwuchs- jazzer sind hoch motiviert, sie geben ihr Bestes. Da stoppt Nils Landgren das Spiel und wendet sich dem Bassisten zu: »Du hast so ein Talent, du kannst alles spielen. Denk daran: The sky is the limit.« Landgren spricht mit leiser Stimme, von Musiker zu Musiker. Nichts Einschüchterndes ist an ihm. Kameradschaftlich wendet er sich dem Schlagzeuger zu. »Ihr beide, Schlagzeuger und Bassist, müsst die Band eingrooven. Ihr müsst sie treiben, aber nicht zu sehr, im Gleichtakt.« Landgren macht leicht tän- zelnde Bewegungen, er swingt und bewegt sanft seine Posaune in kreisenden Be- wegungen. Die Jugendlichen hängen ihm an den Lippen. Diesen Moment werden sie nie vergessen. Für immer werden sie an den freundschaftlichen Rat des Jazz- stars denken. Es sind solche Momente, die eine tiefe Wirkung entfalten. Es sind Momente, die die Stiftung sucht und deren Zustandekommen sie fördert. Augenblicke wie diese schaffen etwas, das reine Erklärungen nicht erreichen können: magische Momente des Musi- kerlebens. So wie jener Moment, in dem es im großen Saal der Alten Oper Frankfurt mucksmäuschenstill ist, obwohl über eintausend Kinder anwesend sind. Der Moment, in dem der Dirigent auf der großen Bühne zum ersten Mal das Wort ergreift und sich an die Kinder wendet. Ein Dirigent und eintausend Kinder. Dann erklingt zum ersten Mal das Orchester. Die Kinder kennen das Stück aus den Vorbereitungen in der Schule. Aber jetzt wird es unmittelbar vor ihnen aufgeführt. Es ist SINFONIK HAUTNAH!. Am schönsten, das entdecken die Kinder bei diesen Konzerten, ist die ganz leise Musik. Der Dirigent Ernst Albrecht, der die ersten von der Stiftung geförderten Schülerkon- zerte dirigierte, hat die Kinder immer wieder gerade auf diese Stellen aufmerksam ge- macht. Gebannt lauschten sie den hohen, feinen Streichertönen: Momente von großer Intensität. Und das in unserer geräuschbesessenen Zeit. Bei einem Projektbesuch auf einem ehemaligen Firmengrundstück in Frankfurt betrete ich eine riesige, leere Fabrikhalle. In der Mitte steht allein auf weiter Flur: ein Flügel. Ich setze mich spontan daran und spiele ein paar Takte. Aus dem Hintergrund treten junge Musiker hervor und stimmen mit ein. Auch das: ein magischer Moment. Warum fördern wir als Stiftung Polytechnische Gesellschaft musikalische Bildung? Deswegen. Weil Musik bildet, entfaltet und verbindet. Ja, auch bildet. Denn ohne Vor- aussetzungen ist sie nicht zu meistern. Oder wie Nils Landgren es lächelnd sagt: »Üben lohnt sich – meistens.« Leidenschaft und Disziplin gehören dazu, Einfühlungs- vermögen – und Talent. 6
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 Selfie Time mit dem Mann mit der roten Posaune: Bei der Schüler- Jamsession in der Schirn Kunsthalle Frankfurt sorgte Jazzposaunist Nils Landgren für magische Momente. Und früh muss die Förderung beginnen. Unsere Stiftung begünstigt die Hinführung zur Musik in einer Breitenförderung und die Weiterentwicklung musikalischer Talente in mehreren Anschlussprojekten, vom Projekt Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!, von dem der erste Teil dieses szenischen Berichts handelt, über die Schülerkonzerte bis hin zum Opernstudio für Spitzensängerinnen und -sänger. Es ist inzwischen eine ganze Kette von Projekten entstanden. Sie fördern polytechnische Fähigkeiten, näm- lich die Vielseitigkeit, die das aktive Musizieren erfordert und entfaltet. Dass dabei so- gar ein eigener mitreißender Stiftungschor entstanden ist, war gar nicht geplant, hat sich ergeben. Auch ein magischer Moment mit schönsten Folgen. Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und Keyboarder der stiftungseigenen Band Plan Zehn. 7
PRÄGUNG FÜR EIN GANZES LEBEN »Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum«, sagte einst Friedrich Nietzsche. Musik begeistert, tröstet, begleitet und prägt ein ganzes Leben. Wenig ver- wunderlich, dass die Hinführung zur Musik für die Stiftung Polytechnische Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist. Dafür wird eine Kette von aufeinander aufbauenden musikalischen Projekten im Stadtgebiet systematisch gefördert, von denen wir an dieser Stelle berichten wollen. VON JENS-EKKEHARD BERNERTH 8
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 »Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft vertritt und verwirklicht in ihren Projekten einen ganzheit- lichen Bildungsbegriff. Dabei spielt natürlich auch die kulturelle Bildung eine wichtige Rolle, und in diesem Feld insbesondere die Konzertpädagogik. Frühes Erleben von Musik in möglichst vielfältigen Formen und idealerweise als Live-Erlebnis prägt Kinder ihr Leben lang«, erläutert Dr. Katharina Uhsadel, Bereichsleiterin Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes bei der Stiftung, das Enga- gement in diesem Feld. »Kulturelle Bildung und ins- besondere Musik spielen in dieser großen Bil- dungsentwicklung eine bedeutende Rolle«, ergänzt Christoph Gotthardt. Er ist als hessischer Landes- koordinator für Musikvermittlung für die Durchfüh- rung des Projekts Sinfonik für Kindergärten ver- antwortlich, das in Zusammenarbeit mit Kita Frank- furt und dem Hessischen Kultusministerium realisiert wird und gleichzeitig den biografischen Einstieg in die Projektkette Musikalische Bildung der Stiftung markiert. Die Alte Oper Frankfurt bietet das Projekt ANKLANG als mehrteiligen Workshop- Zyklus oder als Fortbildung für Lehrkräfte »Einerseits führt kulturelle Bildung – und insbeson- an. Beide Angebote widmen sich der dere Musik – zur Kultur selbst als Lerngegenstand praktischen Gehörbildung von Grundschul- hin. Andererseits aber ist sie auf vielfache Art und kindern. Weise mit anderen Lernbereichen verbunden und – im schulischen Kontext würde man sagen fächerübergreifend – vernetzt. Zudem ist sie für die Persönlichkeitsentwicklung und das soziale Ler- später unter Jugendlichen und jungen Erwachse- nen relevant«, führt Gotthardt weiter aus. Der Mu- nen das Interesse an ihr, wie das Jugend-Kultur- sikpädagoge besucht im Rahmen des Projekts Kin- Barometer unter Leitung von Professor Susanne dertageseinrichtungen und musiziert dort für die Keuchel 2012 gezeigt hat.« Die Förderung her- und mit den Jüngsten. Die Kleinen sind mit Feuer- ausragender Angebote der Konzertpädagogik hat eifer und Begeisterung bei der Sache. Gleichzeitig zudem einen weiteren wichtigen und äußerst lernen sie durch das Projekt zuzuhören, sich in positiven Nebeneffekt: »Wir unterstützen damit die eine Gruppe einzugliedern und gegebenenfalls auch Musiklehrerinnen und Musiklehrer, von denen mit einer (Einzel-)Aktion aus ihr hervorzutreten. beispielsweise an Grundschulen viele fachfremd »Die Kinder bringen Körper und Geist in ein gesun- unterrichten: Lediglich 43 Prozent des Unterrichts des Wechselspiel und lernen, etwa beim prakti- werden von grundständig ausgebildeten Musik- schen Musizieren, in ganzheitlicher Art und Weise lehrkräften erteilt, wie eine Studie im Auftrag der auf ein lohnenswertes Ziel hinzuarbeiten«, bringt Bertelsmann Stiftung 2020 nachwies«, sagt Dr. Christoph Gotthardt die Wirkung der Kindergarten- Katharina Uhsadel. Auch Christoph Gotthardt weiß auftritte auf den Punkt. um den Mangel an Fachlehrkräften, vor allem in den Grundschulen. Umso wichtiger ist für ihn, die Niedrigschwelligkeit war beim Konzipieren des Pro- frühe und qualifizierte musikalische Prägung nicht jekts Sinfonik für Kindergärten eine Grundvoraus- nur in der Schule, sondern auch im Kindergarten setzung, wie Dr. Katharina Uhsadel betont: »Der Zu- weiter zu fördern: »Ich fände es wichtig, dass Mu- gang von Kindern zur Kultur hängt maßgeblich sik in der Ausbildung der pädagogischen Kräfte von den Gewohnheiten, dem Bildungshintergrund eine größere Rolle spielte. Wünschenswert wäre und den Möglichkeiten des Elternhauses ab. Da- zudem, dass in jedem Kindergarten zumindest eine her ist es uns wichtig, einen Zugang über die Kinder- pädagogische Kraft eine Musikqualifikation hätte gärten und Schulen zu ermöglichen, damit alle und das Thema und auch Projekte wie Sinfonik Kinder erreicht werden. Je früher der erste Kontakt für Kindergärten vertreten und bewegen könnte.« mit Kultur stattfindet, desto stärker zeigt sich Insgesamt hat der Pädagoge aber ausnahmslos 9
Bericht großes Lob für die teilnehmenden Erzieherinnen Die Lehrkräfte nehmen vorab an einer obligatori- und Erzieher übrig: »Die große Bereitschaft zur schen Fortbildung teil, die Konzerte werden im Kooperation ist bemerkenswert. Sie haben Freude Unterricht vor- und nachbereitet. »So ermöglichen daran, ihren überaus wichtigen Part im Vermitt- wir, dass der Konzertbesuch nicht nur ein ein- lungsprozess zu spielen, und ebenso selbst Freude maliges Erlebnis ist. Das ist schon ein sehr umfas- an der Musik.« sendes Angebot«, sagt Tobias Henn. Dass es bei den Konzerten selbst zu außergewöhnlichen Augen- Dies gilt auch für die Lehrerinnen und Lehrer, die blicken kommen kann, versteht sich von selbst: am Projekt SINFONIK HAUTNAH! mitwirken. Die »Ein ganz besonderer Moment war für mich, als Schülerkonzerte in der Alten Oper Frankfurt sind eintausend Grundschüler gemeinsam mit dem ein Höhepunkt im Kulturbereich der Stiftung. Bis zu Orchester die Ode an die Freude gesungen haben. 2.000 Schülerinnen und Schüler waren pro Ter- Den Klang von eintausend Stimmen, die begeis- min im Großen Saal der Alten Oper zu Gast, in bes- tert dieses tolle Werk sangen, werde ich nicht so ter Stimmung und mit immenser Freude an der schnell vergessen. Und nach dem Konzert waren Darbietung klassischer Musik. SINFONIK HAUT- die Schulklassen mit diesem Lied noch weit über NAH! wird auch von der Ernst Max von Grunelius- den Opernplatz zu hören«, erinnert sich Tobias Henn. Stiftung und der Erhard Kunert-Stiftung geför- dert. »Wir wollen den jungen Menschen zeigen, Bewusst kleiner gehalten ist das Projekt ANKLANG, was Musik alles kann; dass es sich lohnt, in ein bei dem Viertklässlerinnen und Viertklässlern Konzert zu gehen«, erklärt Tobias Henn, der das eine »Schule des Hörens« geboten wird, wie Tobias PEGASUS-Programm für Kinder, Jugendliche Henn sie nennt. In Kleingruppen beschäftigen sich und Familien an der Alten Oper Frankfurt leitet. die Grundschulkinder intensiv mit dem Phänomen »Vielleicht bekommt der eine oder die andere durch des Hörens. Aufgrund der begrenzten Gruppen- unsere Angebote Lust, sich intensiver mit Musik größe kann intensiver gearbeitet und können zu beschäftigen.« Tobias Henn wurde selbst bereits Themen vertieft werden, für die in einem Schüler- früh durch seine musikalische Familie geprägt: konzert nicht ausreichend Zeit ist. »ANKLANG »In meinem Elternhaus war ich immer von Musik haben wir 2015 etabliert«, führt Dr. Katharina umgeben, und daher war es für mich selbstver- Uhsadel aus. »Das Projekt entwickelte sich aus den ständlich, auch in einem Chor zu singen und ein Schülerkonzerten in der Alten Oper. Das zeigt Instrument zu lernen. Durch meine tägliche Ar- sehr schön, wie die Stiftung arbeitet und wie sie beit weiß ich aber, dass dies ein großes Privileg auch ihre Förderprojekte zu Ketten vernetzt«, war«, merkt er an. Dieses Erleben von Musik, hebt sie hervor. diese Magie möchte er durch SINFONIK HAUTNAH! weitergeben: »Bei SINFONIK HAUTNAH! haben Beschäftigen sich die Sinfonik-Konzerte ausschließ- wir die Möglichkeit, dass Grundschulkinder ein gan- lich mit klassischer Musik, steht bei Jazz und zes Sinfonieorchester mit einem Dirigenten, der Improvisierte Musik in die Schule! (JIMS), das die auch das Konzert wunderbar moderiert, erleben Stiftung initiiert und 2014 in die Trägerschaft der können. Und das im besten Haus am Platz. Die Musikschule Frankfurt übergeben hat, der namens- jungen Zuhörer kommen – manche vielleicht zum gebende Jazz im Fokus. Das Projekt wird in Ko- ersten Mal – in einen der größten Konzertsäle operation mit der Musikschule Frankfurt realisiert Deutschlands und hören ein Sinfonieorchester in und durch die Aventis Foundation gefördert. Die Teil- großer Besetzung.« Doch werden die Grundschul- nehmerinnen und Teilnehmer werden aus allen kinder nicht einfach so in ein Konzert geschickt. Klassenstufen der weiterführenden Schulen rekru- tiert. Erfahrene Trainer wie Nina Hacker, Gernot Dechert oder Peter Klohmann betreuen die Schüle- 16.000 rinnen und Schüler unter Federführung des Pro- jektleiters Sascha Wild in einer Big Band oder im Frankfurter Schüler-Jazzensemble. Ein weiterer Unterschied ist die Partizipation: »Wir setzen auf musikpraktisches Miteinander«, erläutert Sascha Wild. »Alle sind aktiv, und idealerweise ist das SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER Publikum im Konzert auch immer ein Teil der Band. wurden mit Jazz und Improvisierte Musik Zusätzlich stellen wir Materialien zur Jazzgeschichte in die Schule! aktiv erreicht. und zur Jazztheorie zur Verfügung und bilden 10
Das Opernstudio unterstützt talentierte Sängerinnen und Sänger auf ihrem Weg vom Studium auf die Opernbühne. interessierte Lehrkräfte in der Umsetzung unserer ten geschätzt: »Kürzlich wurde ich nach einem Inhalte fort.« Inzwischen wurden mit JIMS mehr Konzert von meinen Sängerinnen und Sängern zur als 16.000 Schülerinnen und Schüler aktiv erreicht, Seite gezogen und dankbar umarmt.« einige Alumni haben sich mittlerweile für ein Jazz- studium entschieden. »Ein besonderes Highlight ist Mit der systematischen Förderung der verschiede- für uns, dass 2021 mit Darius Blair ein ehemaliges nen musikpädagogischen Projekte trägt die Stiftung Mitglied unseres Schüler-Jazzensembles mit dem Polytechnische Gesellschaft zur Vernetzung und Jazzstipendium der Stadt Frankfurt ausgezeichnet nachhaltigen Verankerung vielfältiger musikpädago- wurde«, freut sich Sascha Wild. gischer Initiativen im Bildungsangebot Frankfurts bei. Doch ist die Stiftung nicht nur fördernd in der Mit dem Opernstudio steht schließlich ein ganz be- kulturellen Bildung aktiv. Auch in den Reihen der sonderes Stipendium an der Spitze der Projekt- Stipendiaten und dem Alumni-Netzwerk sowie in kette. Das von der Oper Frankfurt durchgeführte Pro- der eigenen Belegschaft der Stiftung finden sich gramm widmet sich der Ausbildung von Operntalen- viele musikbegeisterte Menschen. Mit der Stiftungs- ten. Über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren band Plan Zehn und dem Stiftungschor wurden werden talentierte Sängerinnen und Sänger gezielt eigene Mitmachangebote etabliert, die sich mittler- auf die heutige Musiktheaterpraxis vorbereitet weile einen guten Ruf erspielt haben. Band und und erhalten wertvolle Unterstützung auf dem Weg Chor treten nicht nur bei Veranstaltungen der Stif- vom Studium auf die Opernbühne. »Seit der Grün- tung auf. Plan Zehn wurde beispielsweise schon dung des Opernstudios der Oper Frankfurt im Jahr für das Museumsuferfest gebucht und musizierte 2008 wurden insgesamt 54 Stipendiatinnen und bei der Einweihung des neuen Gebäudes der Stipendiaten gefördert. Daraus wurden 18 im An- Heraeus Bildungsstiftung in Hanau. Der Stiftungs- schluss an ihre Zeit dort in das feste Ensemble chor gab im September 2021 auf der Sommer- der Oper Frankfurt aufgenommen«, berichtet Thomas wiese neben der Jahrhunderthalle ein begeistern- Stollberger von der Oper Frankfurt stolz. Der Oper des Konzert. Vom Können der Combos kann man liegt eine ordentliche Ausbildung sehr am Herzen, sich auf dem YouTube-Kanal der Stiftung ein eige- weshalb sie auf namhafte Gesangsdozenten setzt: nes Bild machen – Gänsehautmomente inklusive. »Wir hatten beispielsweise Brigitte Fassbaender, Jens-Ekkehard Bernerth ist Journalist und seit 2016 für Edith Wiens, Helmut Deutsch oder Neil Shicoff als die Stiftung Polytechnische Gesellschaft im Bereich Ausbilder verpflichtet.« Aber auch die persönliche Information, Kommunikation und Veranstaltungen für Betreuung wird von den internationalen Stipendia- Digitale Kommunikation zuständig. 11
JAZZ: EIN LEBENDIGES ERBE FRANKFURTER MUSIKKULTUR Die Stadt Frankfurt am Main hat eine bewegte Jazzgeschichte, die bis heute ihre Wirkung zeigt. Wie kam es dazu? Ein Rückblick auf die Entstehung der Frankfurter Jazzszene. VON GREGOR PRAML UND SASCHA WILD Frankfurt im November 2019. Es ist früh dunkel, amerikanischen Jazz und ihre Frankfurter Brüder rund um die »Freßgass« herrscht reger Betrieb. Hier und Schwestern im Geiste. liegt das Wohnzimmer der Frankfurter Jazzszene – der Jazzkeller Frankfurt. »EUROPE’S OLDEST Seit jeher ist der Jazz eine Musikrichtung, die sich JAZZ CLUB SINCE 1952« lautet die stolze Eigen- ihre Spielorte am liebsten selbst aussucht. In werbung. Hierhin hat das Programm Jazz und Im- Frankfurt sind es in den 1930er-Jahren Jugendli- provisierte Musik in die Schule! Schülerinnen und che, die den Nationalsozialisten aus dem Weg Schüler eingeladen, die Lust haben, gemeinsam gehen wollen, um die Musik zu hören, die sie fas- zu jammen. Und sie sollen selbst ein Teil dieser le- ziniert: Jazz! Er riecht nach Aufbruch und Frei- gendären Bühne im Rhein-Main-Gebiet sein dür- heit, Individualität und Kreativität. Er verkörpert fen, auf der sie alle gestanden haben: die Stars des den Beginn einer neuen Zeit und kann im Deutsch- 12
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 land dieser Zeit nur im Kellerversteck gehört und Erneut bewährt sich der Frankfurt Sound als zeit- ausprobiert werden. Die Geburtsstunde des »Frank- lose Verbindung unterschiedlicher Kulturen und furt Sound« spielt sich im Geheimen ab, hinter Musiktraditionen. Er lebt von Kollaboration und verschlossenen Türen in einem stickig-feuchten Grenzüberschreitung, der Verbindung von freier Gewölbekeller. Szene und institutionell verorteten Klangkörpern, deren Synergien sich aktuell auch auf die Grün- Als erstes Anzeichen der beginnenden Jazztradi- dung neuer Spielorte übertragen. So arbeitet bei- tion wird die Einrichtung einer Jazzklasse am Dr. spielsweise das Schauspiel Frankfurt regelmäßig Hoch’schen Konservatorium angesehen. Die Ener- mit Jazzmusikern bei der musikalischen Umsetzung gie, die der Jazz auf die jungen Musiker um die Brü- großer Inszenierungen zusammen. Und auch die der Albert und Emil Mangelsdorff herum ausstrahlt, Alte Oper etabliert unter dem neuen Intendanten kann auch das nationalsozialistische Deutschland Dr. Markus Fein die »Bühne für Frankfurt«. nicht brechen. Sie verabreden sich heimlich, um mit Gleichgesinnten Musik zu hören, zu jammen und informelle Wege zu finden, ihren Freiheitswil- len zum Ausdruck zu bringen. Diese Haltung führt nach Ende des Zweiten Welt- kriegs zur Gründung der bis heute prägenden Strukturen der Frankfurter Jazzszene. Hierzu gehö- ren das hr-Jazzensemble, die hr-Bigband und das bis heute stattfindende Deutsche Jazzfestival. In den 1970er- und 1980er-Jahren erobert eine neue Mu- sikergeneration die Jazzbühnen der Stadt. Musiker wie der Saxofonist Heinz Sauer und der Kontra- bassist Stephan Schmolck entwickeln den Frankfurt Sound mit ihrem an den Minimalismus angelehnten Musikverständnis weiter. Im Jahr 1991 erhält die junge Jazzsaxofonistin Corinna Danzer das erste Jazzförderstipendium der Stadt Frankfurt. Sie steht für die dritte Genera- Bereits seit den 1950er-Jahren wird im tion der Frankfurter Jazzszene. Gemeinsam mit dem Jazzkeller Frankfurt gemeinsam Musik Gitarristen Martin Lejeune greift sie den Frank- gemacht und erlebt. furt Sound auf und fügt ihm in ihrem Album »Jazz- mädchenreport« eine neue Facette hinzu. Zurück in den Jazzkeller: Hier hat Philipp Hahn das Erbe seines Vaters angetreten und mit einem Diesem Sog will sich auch das Jazzorchester im beeindruckenden Streaming-Angebot durch die Hessischen Rundfunk nicht entziehen und erfindet Pandemie geführt. Er zeigt, dass sich eine über sich neu. Die hr-Bigband holt Jim McNeely, den Jahrzehnte gewachsene Umgebung auch in das Leiter des damals weltweit führenden The Vanguard digitale Zeitalter überführen lässt. Mit seinen Live- Jazz Orchestra, an den Main und entwickelt sich streams hat er ein lebendiges Porträt der Frank- in den folgenden Jahren zu einem der führenden furter Szene geschaffen, das in Zeiten der Pandemie europäischen Klangkörper in Sachen Jazz. Hier- ebenso als Plattform für die Fortsetzung des auf reagiert auch die freie Szene der Stadt. Der Jazz Frankfurt Sounds aufgefasst werden kann. Ein soll moderner, jünger, offener und experimenteller Sound, der sich ständig weiterentwickelt – uner- werden – und er soll sich auch als Teil der Club- schöpflich und kreativ wie das Repertoire der kultur verstehen können. Auf musikalischer Ebene zahlreichen Jazzmusikerinnen und -musiker in kommen die nötigen Impulse hierfür von bestens Frankfurt, die eine lebendige Tradition immer ausgebildeten Musikerinnen und Musikern. Diese wieder neu mit Leben füllen. bewegen sich fließend zwischen den Genres Jazz, Sascha Wild ist Musikpädagoge, Komponist und Schlagzeuger Klassik, Clubmusik und Pop. Aufhorchen lassen der Stiftungsband Plan Zehn. Seit 2014 leitet er das Programm dabei der Gitarrist Max Clouth oder der Pianist Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!. Gregor Praml ist Yuriy Sych, die beide ihre weltmusikalischen Er- freier Musikredakteur beim Hessischen Rundfunk im Pro- fahrungen mit den Wurzeln des Frankfurt Sounds gramm von hr2-kultur. verbinden. 13
Stimmen zum Thema WAS BEDEUTET MUSIK FÜR MICH? Diese Frage beantworteten uns Menschen aus unserem Stiftungsumfeld. »Musik, insbesondere Punkrock und Reggae, eröffnete mir eine neue Sicht auf mein persönliches Umfeld und bereicherte meine Ansichten und Einstellungen, die mich bis heute prägen.« CHRISTIAN HEIDRICH (55) Stadtteil-Historiker der Generation VIII (2020/21) und Rechtsanwalt »Musik ist wie Realität, Fantasie, Freiheit und Si- »Mit vier Jahren hörte ich cherheit zugleich. Man meinen ersten Schulfunk. kann sie nicht greifen, und Die Sendung begann immer doch ergreift sie uns. Sie mit der Arie des Papageno. zieht uns in ihren Bann, Ich war total fasziniert und und jeder Ton führt in an- wusste, dass mein Leben dere Welten.« etwas mit Musik zu tun ha- SOFIA JANßEN ORTIZ (20) ben würde.« Sängerin der Stiftungsband Plan Zehn JÜRGEN NAEVE (74) und Lehramtsstudentin Bürger-Akademiker der Generation VI (2018/19) und Musikexperte 14
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 »Musik bedeutet für mich Freiheit. Freiheit, zu fühlen und meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Freiheit, kreativ zu sein und mich auszuleben. Und vor allem Freiheit, wertungs- los im Moment zu sein und alles an- dere zu vergessen.« LARA CADEZ (20) Sängerin der Stiftungsband Plan Zehn und Kommunikationsdesign-Studentin »Musik besteht für mich aus Klängen, denen ich – nicht immer mit Wohlgefallen – hörend begegne: Geräusche aus der Natur oder der Um- gebung, Melodien eines Instruments oder einer Stim- me, die auf unterschiedliche »Musik ist für mich eine uni- Arten berühren können.« verselle Sprache, mit der DR. JULIA JUNG (34) ich beim Singen und Musizie- Alumna des Main-Campus-Stipendiatenwerks der ren mit anderen Menschen Generation VI (2016–2018) und Musikpädagogin in Kontakt komme. Sie wird generationsübergreifend ver- standen und schafft es, Gren- zen zu überwinden.« P R O F. F E L I X K O C H ( 5 2 ) Dirigent und Moderator im Projekt SINFONIK HAUTNAH! sowie Professor für Alte Musik/Musik- vermittlung an der Hochschule für Musik Mainz 15
Porträt WAS MACHT EIGENTLICH … DAVID EBERHARDT? Der Main-Campus-academicus-Stipendiat studiert an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Förderschullehramt mit dem Hauptfach Posaune. Das Erlebnis Musik will er mit möglichst vielen Menschen teilen. VON ALEXANDER JÜRGS Dass David Eberhardt Posaunist geworden ist, ist im Grunde einem Missverständnis zu verdanken: Als seine Mutter die Anmeldung für den Verein aus- füllte, in dem er Blasmusikunterricht nehmen wollte, trug sie als Instrument Posaune ein. Ihr Sohn hatte sich eigentlich gewünscht, das Trompeten- spielen zu erlernen. Doch wie es manchmal so ist, das Formular blieb unverändert und das Leben nahm seinen Lauf. Unglücklich ist Eberhardt darü- ber nicht. Ein Instrument, das er lieber spielen würde als Posaune, kann er sich heute nicht mehr vorstellen. Auch wenn er mittlerweile viel ande- res – Cajón, Schlagzeug, Gitarre und noch einige Instrumente mehr – ausprobiert und gelernt hat. »Musik war immer das, was mich bewegt hat, die Musik hat mich nicht mehr losgelassen«, sagt der 23-Jährige. Eberhardt lebt bis heute dort, wo er aufgewachsen ist: in einem Ortsteil von Oberts- hausen, nicht weit entfernt von Hanau und Offen- bach. Zum Studieren kann er von dort aus bequem nach Frankfurt am Main pendeln. An der dortigen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studiert er Förderschullehramt, bald kommt er ins neunte Semester. Kindern mit Förderbedarf zu vermitteln, welche Faszination von der Musik aus- geht, ihnen Klangerfahrungen und Hörerfahrungen weiterzugeben: Das erfüllt ihn, und darin sieht er seine Zukunft. »Musik ist ein Erlebnis«, sagt David Eberhardt. Und das sollen auch andere erfahren können. 16
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 »Im Orchester zu musizieren ist wie Fußballspielen. Man muss sich abstimmen, man muss aufeinander achten. Nur als Team schafft man es, wirklich gut zu sein.« Musik ist für ihn sowieso etwas, das man am besten dem Alltag«. Sogar stark eingeschränkte Kinder mit anderen in der Gruppe erlebt. Deshalb ist mit Mehrfachbehinderungen könnten davon profi- Eberhardt auch so gern Teil eines Orchesters. Früher tieren. Eberhardt erzählt davon, wie er in der För- war er das ausschließlich als Musiker, mittlerweile derschule einmal den Arm eines gehörlosen Kindes ist er es auch als Lehrer und Dirigent. »Im Orchester an seine Posaune legte und zu spielen begann. zu musizieren ist wie Fußballspielen«, sagt er. »Auch wenn das Kind die Musik nicht hören konnte, »Man muss sich abstimmen, man muss aufeinander konnte es doch die Schwingungen der Musik spü- achten. Nur als Team schafft man es, wirklich gut ren«, sagt er. zu sein.« Seit Anfang des Jahres zählt der Student zum Kreis Im Laufe seines Lebens ist die Musik für David der Main-Campus-academicus-Stipendiaten. Mit Eberhardt immer wichtiger geworden, hat sie immer dem Stipendium fördert die Stiftung Polytechnische mehr Zeit eingenommen. In der Oberstufe wollte Gesellschaft Studierende mit besonderen Bega- er Musik als Leistungskurs wählen. Doch weil ein bungen. Für das Stipendium kann man sich nicht solcher Kurs an seiner Schule nicht zustande kam, bewerben, sondern wird dafür vorgeschlagen. »Als besuchte er während der Musikstunden fortan eine ich erfahren habe, dass eine meiner Professorinnen andere Schule: die Marienschule in Offenbach, mich dafür empfohlen hat, war ich überrascht und eigentlich eine reine Mädchenschule. »Der Musik- glücklich«. Mit dem Stipendium sollen junge Wis- unterricht dort hatte eine ganz andere Qualität, senschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur das hat man sofort gespürt«, erinnert er sich. In dem finanziell unterstützt, sondern auch interdisziplinär Kurs war Eberhardt einer von zwei externen Jun- miteinander vernetzt werden. gen, an der Pforte der Marienschule mussten sie sich jedes Mal anmelden, um am Unterricht teil- In den ersten Monaten seiner Stipendienzeit fand nehmen zu können. dieser fächerübergreifende Austausch wegen der Pandemie ausschließlich im virtuellen Raum statt. Während seiner Schulzeit machte Eberhardt auch Das habe zwar gut funktioniert, sagt Eberhardt, sein erstes Praktikum in einer Förderschule. Nach doch ein persönliches Kennenlernen konnte es nicht dem Schulabschluss entschied er sich dann für ein ersetzen. Umso mehr habe er sich gefreut, als vor Freiwilliges Soziales Jahr. Auch das absolvierte er einiger Zeit doch ein Treffen in Präsenz möglich wur- wieder an einer Förderschule, der Schule am Gold- de. Intensiv wurde dort miteinander diskutiert, berg in Heusenstamm. Kurz darauf fasste er den besonders die Gespräche mit den Naturwissen- Entschluss für das Studium. Eberhardt schaffte die schaftlern unter den Stipendiatinnen und Stipendia- Aufnahmeprüfung an der renommierten Frankfurter ten hätten ihm neue Sichtweisen eröffnet. »Natur- Musikhochschule im ersten Anlauf. wissenschaftler stellen Fragen, die ein Musiker normalerweise nicht stellt«, sagt David Eberhardt. Dass die Auseinandersetzung mit Musik Kindern »Das ist genau die Art Austausch, die mich inspiriert.« mit Behinderung weiterhelfen kann, davon ist der Alexander Jürgs ist Redakteur der Rhein-Main-Zeitung Student überzeugt. Musik sei für die Kinder an den der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Förderschulen oft wie ein Ventil, »ein Ausbruch aus 17
Gastbeitrag MUSIKALISCHE IDENTITÄT UND MUSIKALISCHE BILDUNG Wie setzt sich musikalische Kultur von Generation zu Generation fort? Die musikalische Produktivität einer Gesellschaft beginnt mit der frühen musikalischen Erfahrung jedes ihrer Mitglieder. V O N P R O F. D R . M A R I A S P Y C H I G E R 18
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 Kinder können die Welt über Musik er- fahren und tun dies sehr gerne. Projekte wie Jazz und Improvisierte Musik in die Schule! leisten einen wichtigen Bei- trag zur musikalischen Bildung. Kommunen und Gesellschaften verfügen vielerorts über entwickelte Strukturen für das Musikleben und bieten vielfältige Möglichkeiten zum Musik- machen und musikalischen Lernen an. Es gibt damit ein Engagement für die musikalische Entwick- lung und Bildung der Bevölkerung und damit auch für die nachfolgenden Generationen. Mit den entsprechenden Ausbildungsstätten und deren Finanzierung setzt sich musikalische Kultur laufend Umgebung gefördert. Es stehen auch zahlreiche fort. Man kann sich fragen, was geschehen wür- mediale Lernmöglichkeiten zur Verfügung, gegebe- de, wenn die konkreten, erkennbaren und wirksam- nenfalls entstehen auch spontan virtuelle Lern- en Angebote der musikalischen Betätigung und und Musiziergemeinschaften. In Deutschland, so Bildung nicht vorhanden wären – Musik in der Kita, ergab vor einigen Jahren eine Studie, musizieren Kinderchor, musikalische Früherziehung, der 14 der 80 Millionen Menschen in ihrer Freizeit. Im Musikunterricht in der allgemeinbildenden Schule, Chorwesen etwa, insbesondere aber im Internet die Musikschulen, die verschiedensten Projekte steigt diese Zahl noch laufend an, wobei Letzteres wie JeKi, Response, Primacanta, Musikalische in der Studie nicht abgebildet ist. Musik ist eben- Grundschulen, Sinfonik für Kindergärten, ANKLANG, so nah an den Emotionen der Einzelnen wie am Jazz und Improvisierte Musik in die Schule! bis gemeinschaftlichen Ausdruck und Erleben von hin zur professionellen Förderung im Opernprojekt, kleinen bis hin zu sehr großen Gruppen. So ist in um nur einige aus dem Frankfurter Spektrum zu heutigen pluralen Gesellschaften das Musikleben nennen. vielfältig. Entsprechend müssen es auch die Bil- dungsangebote sein. Es wäre traurig. Solche Trauer tritt jeweils ein, wenn autoritäre Regimes in das Musikleben der be- Wann sollte die musikalische Bildung im individu- troffenen Gesellschaften restriktiv eingreifen, es ellen Lebenslauf idealerweise einsetzen? Es ist beschränken und gegebenenfalls für ihre Zwecke bekannt, dass das Zeitfenster des intensiven Erle- instrumentalisieren. Diktaturen sind nie komfor- bens und Lernens im Bereich Musik sehr früh tabel mit einem freien Musikleben, sie überwachen aufgeht. Kinder sind von Anfang an für Klänge, Stim- es ängstlich und penibel. In den heutigen westli- men und Rhythmen sehr empfänglich. Der große chen Gesellschaften wäre das Äquivalent solchen ungarische Musikpädagoge und Komponist Zoltán Zwangs vielleicht, dass der musikbezogene Lebens- Kodály hat die Fachwelt trotzdem in Erstaunen und Kulturbereich ganz dem Markt, den Medien versetzt, als er auf die Frage nach dem idealen Zeit- und der privaten familiären Förderung überlassen punkt antwortete: »Neun Monate vor der Geburt.« würde. 14 Mio. Tatsächlich ist Musik nicht aus dem menschlichen Leben hinauszudividieren, sie ist unter allen Um- ständen immer da. Zwar durchlaufen die Mitglieder einer wie auch immer gearteten Gesellschaft nicht immer eine musikalische Bildung, sicher aber eine musikalische Sozialisation. Kinder sind von selbst VON 80 MILLIONEN MENSCHEN musikalisch aktiv, viele werden auf die eine und andere Weise angeregt und durch ihre unmittelbare in Deutschland musizieren in ihrer Freizeit. 19
Spitzzeile Lorem Ipsum Dolores Est Nach John Dewey, dem amerikanischen Bildungs- philosophen und frühen Architekten demokrati- scher Bildung, ist die ästhetische Erfahrung das spezifische Zusammenspiel von Qualitäten wie Vollständigkeit, Schönheit, Sinn, Bedeutung, emo- tionale Ergriffenheit. Dazu kommt eine innere Gewissheit der Werthaftigkeit dieser Erfahrung (im originalen Wortlaut »intrinsic assurance of worth«). Die ästhetische Erfahrung weise einen »rhythm of surrender and reflection« auf, ein Wechselspiel von Reflexion und Hingabe. Dazu gehören auch die Elemente der Neuartigkeit oder Überraschung, der Beunruhigung und Irritation. Weitere Autoren verweisen auf die schöpferische Kraft des Wahr- nehmens und das Fällen ästhetischer Entscheidun- gen und leiten damit in das selbsttätige Musizie- ren und Singen über. Ästhetische Erfahrung geht über das alltägliche Erleben weit hinaus, sie wirkt welterweiternd. Für den einzelnen Menschen ist diese Qualität der Erfahrung, unterschiedlich von Person zu Person, existenziell. Zwar hört das sich entwickelnde Kind schon lange Teilhaben, teilnehmen an der Vielfalt der musika- vor der Geburt, nämlich ab der 24. Schwanger- lischen Kultur und zu ihrer Zukunft beizutragen, schaftswoche, und kann nachweislich auch schon sich zu ihr bewusst, reflexiv und identitätsstiftend Musik lernen – aber doch nicht ab dem ersten in ein Verhältnis setzen zu können, das wird nur Tag der Zellteilung? Kodály wollte sagen, dass mu- durch Angebote der musikalischen Bildung und sikalische Bildung nicht individuell gedacht wer- Betätigung möglich. Es bleibt viel zu tun und zu den kann, sondern immer als Interaktion und im überlegen, unter anderem, weshalb mit großer Re- sozialen Bezug. Er meinte vorerst die Mutter, gelmäßigkeit musikalische Bildungsangebote von ihr musikalisches Wesen und ihre musikalischen Mädchen positiver und in erheblich größerer Zahl Handlungen, insbesondere ihr Singen, welches wahrgenommen werden als von Jungen. Men- einen großen Einfluss auf die musikalische Entwick- schen nicht zu beschränken, sondern ihnen die lung des Kindes hat. weiteren Welten offenzuhalten und zugänglich zu machen, das ist der Auftrag einer freien Ge- Das Musikalische ist in der menschlichen Kognition sellschaft und lohnender Einsatz der Stiftung angelegt und bildet da einen eigenen Bereich; es Polytechnische Gesellschaft. ist eine erkennbare, diagnostizierbare Intelligenz. Prof. Dr. Maria Spychiger ist Professorin für Sie bedarf, wie alle andern menschlichen Anlagen, empirische Musikpädagogik an der Hochschule für spezifischer Förderung. Musikalische Entwicklung Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. und Bildung hat im Lebenslauf eines Menschen ihren eigenen Platz und Verlauf. Es formt sich damit ein Bereich der Identität, musikpsychologisch gesprochen: die musikalische Identität. Die ästhetische Bildung ist der übergeordnete Bil- dungsbereich, dem die musikalische Bildung zugeordnet werden kann. In jüngerer Zeit spricht man häufiger von kultureller Bildung und ihrem spezifischen Wert, der Entwicklung ästhetischer Kompetenz. Es geht aber gleichermaßen um den Wert der ästhetischen Erfahrung. Sie umfasst insbesondere auch kontemplative Qualitäten. 20
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 VIELFÄLTIG, MEHRSTIMMIG, MUSIKBEGEISTERT Im Stipendiaten- und Alumni-Netzwerk der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, unter ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch im nahen Stiftungsumfeld gibt es viele musikbegeisterte Menschen. Einige von ihnen stehen schon seit Längerem regelmäßig gemeinsam auf der Bühne. VON LISA OCHSENDORF 2015 wurde ich als junge Schulmusikstudentin der nikerin und Bürger-Akademikerin Silke Burkhart aus, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dank ihrer Idee kontaktierte mich die Projekt- (HfMDK) in das Main-Campus-Stipendiatenwerk der leiterin des Stipendiaten- und Alumni-Programms Stiftung Polytechnische Gesellschaft aufgenom- der Stiftung, Dr. Tina Kühr. Die Vorstellung, einen men. Einen stiftungseigenen Chor gab es damals Stiftungschor aufzubauen, begeisterte mich – und noch nicht. Die Initiative hierfür ging von Polytech- so wurde er gegründet! 21
Bericht stellen. So können seither alle, mit und ohne Noten- CHORPROBEN kenntnisse, zu Hause üben. Neben den wöchent- lichen Proben werden jährlich mehrere Probentage finden mittwochs von 19.15 bis 20.45 Uhr statt. und eine Chorfreizeit veranstaltet. Der Chor trifft Wenn Sie Interesse daran haben, im Chor mit- zusingen, wenden Sie sich gerne direkt an Lisa sich einmal monatlich zu einem gemeinsamen Ochsendorf (l.ochsendorf@online.de). Stammtisch, der für die Mitglieder weitaus mehr als nur ein geselliger Umtrunk ist. Seit 2020 gibt es eine chorinterne Struktur mit Chorsprecherin und -sprecher, Informations-, Noten- und Stamm- In vielerlei Hinsicht war das Projekt ein Novum – tischbeauftragten. Zur Organisation von Proben- der erste Chor der Stiftung, meine erste eigene plänen, Aufnahmen, Probenorten, Programmen Chorleitung und für viele Mitglieder das erste ge- und dergleichen werden ein Messengerdienst und meinsame Singen überhaupt. Zu Beginn war un- ein digitales Buddy Board genutzt. klar, in welche Richtung sich der Stiftungschor ent- wickeln würde. Bei der ersten Probe waren zwölf Mittlerweile setzt sich das popmusikalische Pro- Personen anwesend, und es wurde einstimmig ge- gramm aus thematisch verbundenen Musikwünschen sungen. Ende des Jahres 2015 hatten wir dann der Chormitglieder zusammen. Zudem singt der Premiere: Wir traten zum ersten Mal öffentlich auf. Chor auch Songs aus der Filmmusik oder Musicals, Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Stiftung einzelne Werke der Klassik oder Romantik; auf sangen wir gemeinsam mit den Gästen ein Geburts- Deutsch, Englisch und Französisch. Auch die Zahl tagslied. Im Januar 2016 stand erstmals der Neu- der Auftritte ist mit der Zeit enorm gewachsen. jahrsempfang der Stiftung auf unserem Auftritts- Der Chor ist nunmehr fester Bestandteil vieler ver- kalender, was sich seitdem zu einer schönen Tra- schiedener Stiftungsveranstaltungen. Er trat be- dition entwickelt hat. Im selben Jahr ergaben sich reits an einigen bedeutenden Orten in Frankfurt noch weitere Auftrittsgelegenheiten bei Stiftungs- auf, beispielsweise in der Goethe-Universität, im veranstaltungen – und je mehr Auftritte wir hatten, Haus am Dom, im Kaisersaal des Frankfurter Römer, desto mehr Personen wollten bei uns mitsingen. in der Neuen und Alten Oper sowie in der Pauls- So nahm nicht nur unser Repertoire, sondern auch kirche. Seit 2017 finden auch regelmäßig eigene die Mitgliederzahl und die Professionalität des große Jahresabschlusskonzerte in den Konzert- Chors stetig zu. sälen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Dr. Hoch’s Konservatorium oder auf der Ich begann, die einzelnen Stimmen aller Lieder ein- Bühne der Sommerwiese der Jahrhunderthalle zusingen und die Aufnahmen zur Verfügung zu statt. Besonderheiten – und echte Hingucker wäh- Der Chor der Stiftung Polytechnische Gesellschaft wächst seit seiner Gründung im Jahr 2015 stetig weiter. Inzwischen besteht er aus über 40 Sängerinnen und Sängern. 22
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 rend der Konzerte – sind die vielen Songs mit Body Percussion oder Vocal Percussion und kleinen Choreografien sowie einige Lieder zum Singen mit dem Publikum. Inzwischen wird der Chor auch abseits von Stif- tungsveranstaltungen für Auftritte angefragt, bei- spielsweise vom Bundesverband Deutscher Stiftun- gen oder von den Maltesern. Höhepunkt im Jahr 2021 war ein Kooperationsprojekt mit einer Profi- Band mit professionellen Aufnahmen, komplett durchchoreografierten Liedern und einem gemein- samen Auftritt im Deutsche Bank Park. All diese Entwicklungen haben nicht nur zu gestei- gerter Qualität, sondern auch zu einer gestärkten und stetig wachsenden Chorgemeinschaft geführt. Die Musik vereint nunmehr über 40 Menschen aus unterschiedlichen naturwissenschaftlichen, künstlerischen, wirtschaftlichen, pädagogischen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen. Die Sängerinnen und Sänger gehören dem Stipendiaten- und Alumni-Netzwerk der Stiftung an, arbeiten in der Stiftung Polytechnische Gesellschaft oder zählen zu ihrem Freundeskreis. Echte Auch während der Pandemie blieben wir aktiv und riefen viele Projekte ins Leben: Die Chorproben Hingucker fanden digital statt, die Stimmbildnerin Martha Jordan verschickte Podcasts zu einzelnen stimm- BESONDERHEITEN physiologischen Themen, es wurden Vorstellungs- während der Konzerte sind die vielen Songs runden, kleine Online-Impulse (die sogenannten mit Body Percussion oder Vocal Percussion und Live Acts), und ein Online-Stammtisch eingeführt. kleinen Choreografien sowie einige Lieder In der Vorweihnachtszeit 2020 gestalteten wir einen zum Singen mit dem Publikum. digitalen Adventskalender, der so umfangreich wurde, dass er bis ins neue Jahr hineinreichte. Hin- zu kamen gemeinsame Videoprojekte, die noch immer auf dem YouTube-Kanal der Stiftung zu sehen sind, und Zusatzproben mit einer Software- dige Leidenschaft und Energie des Stiftungschors, Lösung. Nicht zuletzt wurden viele neue Lieder die ihn einzigartig machen. Alle Mitglieder haben gelernt – und zwar so effektiv, dass sie bei der ers- einen starken Bezug zum Chor, identifizieren und ten Outdoor-Probe direkt gesungen werden konn- engagieren sich enorm für all unsere Projekte. Es ten! Diese erste gemeinsame Live-Probe nach dem wird gesungen, gesprochen, getanzt und viel ge- Lockdown war für uns alle etwas ganz Besonde- lacht. Die Hauptsache dabei: Wir sind energiegela- res. Das Strahlen und der Glanz in den Augen, die den und mit Freude bei der Sache. Der Chor ist Gänsehaut und dieser einzigartige Glücksmoment, infolge der herausfordernden Zeiten während der endlich wieder gemeinsam zu singen, sind kaum Pandemie sogar noch enger zusammengewach- in Worte zu fassen. Für viele von uns war dies der sen. Gemeinsam können wir nun endlich wieder schönste Moment des gesamten Jahres. »aufatmen« und mit Abstand unter freiem Himmel proben. Vielleicht sind Sie ja zukünftig mit dabei, Der Chor kann inzwischen auf eine ereignisreiche auf oder vor der Bühne? sechsjährige Geschichte zurückblicken. Wir lieben LIST Lisa Ochsendorf ist Pianistin und Musikpädagogin. AY D es, gemeinsam Musik zu machen und unsere Freude L ES Seit seiner Gründung 2015 leitet sie den Chor der DIE P am Singen miteinander zu teilen. Es sind die leben- Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Derzeit absolviert STIF sie ihr Referendariat an einem Düsseldorfer Gymnasium. S T U NSCHOR 23
Kurz notiert NAMEN UND NACHRICHTEN Kurzinformationen aus der Stiftung 3 DENIS THOUARD E R H Ä LT A L F R E D G R O S S E R - GASTPROFESSUR MAIN-CAMPUS-ALUMNUS Im Wintersemester 2021/22 be- E R H Ä LT S P I T Z E N F Ö R D E R U N G kleidet Prof. Dr. Denis Thouard die Alfred Grosser-Gastprofessur Der ehemalige Main-Campus- für Bürgergesellschaftsforschung doctus-Stipendiat Michael Won- an der Frankfurter Goethe-Uni- drak (links im Bild unten) hat versität. Thouard ist Directeur de ein Excellence Fellowship der 2 recherche des CNRS am Centre Radbound Universität Nijmengen Georg Simmel (CNRS/EHESS in den Niederlanden erhalten. Die Paris) sowie am Centre Marc Bloch Radbound Excellence Initiative (Berlin). Sein Interesse gilt der soll außergewöhnliche Talente heutigen Debatte zur Hermeneu- aus allen akademischen Berei- EIN FORUM FÜR GELEBTE tik und einer kritischen Lektüre chen zusammenbringen und die D E M O K R AT I E internationalen Verbindungen zwischen den Universitäten stär- Die Frankfurter Paulskirche ist ken. Der engagierte 27-jährige ein bedeutender Ort der deut- Nachwuchswissenschaftler der schen Freiheits- und Demokratie- Helmholtz Forschungsakademie geschichte. Den Geist dieses Hessen für FAIR wird so im An- geschichtsträchtigen Ortes aufle- schluss an seine Promotion seine ben zu lassen und ihn mit le- Arbeit im Bereich der Kernphy- bendigen Diskussionen rund um sik mit namhaften Wissenschaft- das deutsche Grundgesetz zu lern vor Ort umsetzen können. erfüllen ist das Ziel des Projekts Wir gratulieren zu dieser exzel- Junge Paulskirche. Im November lenten Förderung! startete die zweite Generation politisch und historisch interes- 1 sierter Oberstufenschülerinnen der soziologischen und philosophi- und -schüler in das Schülerforum schen Schriften Georg Simmels. zu Demokratie und Verfassung. Im Zentrum seiner Forschung Im Laufe der nächsten Monate steht die Frage nach der Interpre- werden sie offen über die Werte, tation, der Subjektivität und Errungenschaften und Zukunfts- der Sprache. Im Rahmen seiner visionen unserer Republik disku- Gastprofessur findet am 7. Fe- tieren. Mehr zum Programm bruar 2022 um 19.00 Uhr der unter www.junge-paulskirche.de. stadtöffentliche Vortrag »Politik des Lachens« in der Goethe- Universität Frankfurt am Main statt. In dem Vortrag wird an- hand von drei Zeitpunkten eine Historisierung der Diskurse über das Lachen skizziert. 24
Polytechnik | Ausgabe 2 / 2021 5 DEINE IDEE FÜR DEINEN STA DTT E I L : N E U E STA DTT E I L - BOTSCHAFTER GESUCHT! Menschen im eigenen Stadtteil durch eine Projektidee zusam- menbringen, sich für die Nachbar- schaft einsetzen, Austausch und Zusammenhalt fördern – das können engagierte junge Men- 6 schen im Stadtteil-Botschafter-Sti- ERÖFFNUNG DES DEUTSCHEN pendium. Noch bis zum 16. Ja- ROMANTIK-MUSEUMS nuar 2022 können sich Interes- sierte zwischen 15 und 27 Jahren Frankfurt am Main ist um ein unter www.stadtteil-botschafter.de großartiges Museum reicher: Das C H I L L I G E TAG E A M ST R A N D mit ihrer Projektidee für ihren neue Deutsche Romantik-Mu- Stadtteil um einen Platz in der seum vermittelt mit kunstvollen Die stiftungseigene Band Plan nächsten Stipendien-Generation und von tiefer Kenntnis zeugen- Zehn hat im September 2021 bewerben. In 35 Stadtteilen den Details in seiner Daueraus- ein neues Lied veröffentlicht: Die Frankfurts sind im Rahmen des stellung eindrücklich den großen Eigenkomposition »Lazy days Programms mittlerweile bereits sprachlich-kulturellen Reich- on the beach« ist ein lässiger mu- 130 Projekte umgesetzt worden. tum der Romantik. 35 Stationen sikalischer Gruß, den die Band- Die Stiftung Polytechnische laden zum Entdecken einer der mitglieder aus den Ferien mitge- Gesellschaft bietet den Stadtteil- Schlüsselepochen deutscher Kul- bracht haben. Interpretiert wird Botschaftern ein Jahr lang ihr turgeschichte ein. Unter den der Song von Sängerin Sofia Know-how, Föderung sowie eine Zeugnissen der deutschen Ro- Janßen Ortiz, Blasinstrumentalist aktive Begleitung bei der Pro- mantik befinden sich Handschrif- Peter Klohmann, Bassist Jannis jektumsetzung und ein großes ten von Brentano, Novalis und Kress, Schlagzeuger Sascha Wild Expertennetzwerk, damit sie Eichendorff sowie Gemälde von und Keyboarder Prof. Dr. Roland ihre Idee im Stadtteil lebendig Caspar David Friedrich und Kaehlbrandt. Das dazugehörige werden lassen können. Johann Heinrich Füssli. Die Stif- Musikvideo ist auf dem YouTube- tung Polytechnische Gesellschaft Kanal der Stiftung Polytech- 4 trug zur Verwirklichung des nische Gesellschaft zu sehen. neuen Museums mit einer sub- In der Stiftungsband spielen seit stanziellen Förderung bei. 2013 musikbegeisterte Men- schen aus dem Stiftungsumfeld gemeinsam tanzbare Musik. LIST AY L V DIE P ON PLA N ZEHN 25
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