POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland

 
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POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
POSITIONSPAPIER
ZUR EUROPAWAHL 2019
POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
Grußwort                                                               In Zeiten von populistischen anti-europäischen Strömun-
                                                                       gen, Unklarheiten über die Zukunft der Europäischen
                                                                       Union wegen des möglichen Austritts des Vereinigten Kö-
                                                                       nigreichs aus der EU, bekennt sich der ZIA Zentraler Im-
                                                                       mobilien Ausschuss ausdrücklich zu Europa.

                                                                       Die Einheit Europas hat sich positiv auf die Bevölkerungen des
                                                                       Kontinents ausgewirkt. Die EU ist nicht nur Friedensprojekt,
                                                                       sondern auch ein starkes Beispiel für eine einzigartige wirt-
                                                                       schaftliche Erfolgsgeschichte in den vergangenen 70 Jahren.
                                                                       Doch dieser Weg muss ständig erneuert werden. Die EU
                                                                       muss ihre Reformagenda noch ambitionierter durchsetzen
                                                                       und auch den Bürgerinnen und Bürgern erklären, warum
                                                                       sie täglich von der EU profitieren.

                                                                       Die Immobilienwirtschaft spielt in der Europäischen Uni-
                                                                       on eine bedeutende volkswirtschaftliche und sozialpoliti-
                                                                       sche Rolle. Sie trägt zu erheblichem Teil zur Stärke und
                                                                       zum Wachstum der Wirtschaft bei und versorgt unsere
Dr. Andreas Mattner
Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.                  Gesellschaft mit Lebens- und Arbeitsräumen. So erwirt-
                                                                       schafteten 2017 über 2,5 Millionen Erwerbstätige eine
                                                                       Bruttowertschöpfung von 1,5 Billionen Euro. Mit rund
                                                                       860 Milliarden Euro stammten knapp 28 Prozent aller
                                                                       Bruttoanlageinvestitionen in Europa aus dem Immobilien-
                                                                       sektor. Für private und institutionelle Investoren sind Im-
                                                                       mobilien eine wichtige Anlageklasse, deren Erträge eine
Inhalt                                                                 immense Bedeutung für die Altersversorge bilden.

Grußwort ..........................................................4   Wir sind uns unserer europäischen Verantwortung be-
                                                                       wusst. Mit diesem Positionspapier will der ZIA in den
Energie- und Klimapolitik ..................................5          Bereichen Steuern und Finanzen, Energie- und Klimapo-
                                                                       litik, Digitalisierung, Stadtentwicklung und Demographie
Steuern und Finanzen .......................................6          und Berufsbildungspolitik fünf der wichtigsten Themen für
                                                                       die Immobilienbranche ansprechen und seine Forderun-
Digitalisierung...................................................8    gen auf europäischer Ebene adressieren.

Stadtentwicklung und Demographie ...............10                     Unser Motto „Pragmatismus statt Populismus“ setzt ein
                                                                       klares Signal für Europa und seine politischen Institutio-
Berufsbildungspolitik ......................................12         nen, ohne dabei Verbesserungen bei Themen, die die Im-
                                                                       mobilienwirtschaft berühren, aus den Augen zu verlieren
Unsere zehn Hauptforderungen .......................13                 und einzufordern.

                                                                       Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
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Energie- und
Klimapolitik
UNSER STANDPUNKT
Der ZIA bekennt sich zu den klimapolitischen Zielen der
Europäischen Union und die Immobilienbranche ist sich
ihrer Verantwortung zum Erreichen der Ziele bewusst.
Der Gebäudebestand in der EU wird für 40 Prozent des
Endenergieverbauchs verantwortlich gemacht. Mit dem
Maßnahmenpaket „Saubere Energie für alle Europäer“
und der darin enthaltenen Energieeffizienzrichtlinie, der
Erneuerbare-Energien-Richtlinie und der Governance-
Verordnung sind die für die Wohnungswirtschaft wesent-
lichen energiepolitischen Gesetzgebungsvorhaben der EU
abgeschlossen.

Für uns sind dabei etwa die neuen Regeln zur Eigenver-
sorgung zentral. Denn sie werden eine positive Wirkung
im Gebäudebereich entfalten, zumindest bis 2025. Bis
dahin soll selbstgenutzte Stromerzeugung nicht mit Ge-
bühren und Abgaben belastet werden.

Bis 2050 strebt die Europäische Kommission mittels ihrer
Langfrist-Klimastrategie darüber hinaus an, einen Über-
gang zu Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

   UNSERE FORDERUNGEN
   Die Schwerpunkte auf Gebäudeautomation und      nd Be-        lichen Probleme der Verminderung von Treibhausgasen
   triebsoptimierung sind positiv. Die Maßnahmenn müs-           erkennt und benennt. Sie leistet jedoch keinen Beitrag zur
   sen auf den Grundsätzen der Freiwilligkeit beruhen
                                                   eruhen        Lösung dieser Probleme, stattdessen legt sie mit der Visi-
                                                   nungs-
   und dürfen nicht durch Verpflichtungen im Ordnungs-           on eines klimaneutralen Europas die Latte höher. Klimapo-
                                                   n, dass
   recht ausgeführt werden. Es ist positiv zu sehen,             litik muss jedoch immer auf wirtschaftlicher Leistungsfä-
                                                   schaft-
   die EU-Langfrist-Strategie die sozialen und wirtschaft-       higkeit und -machbarkeit begründet sein.

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POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
Steuern und Finanzen
                                                                  Einführung von Basisinformationsblättern (PRIIPs) und von
                                                                  Europäischen Langfristigen Investmentfonds (ELTIF) weite-
                                                                  re großformatige Regulierungsmaßnahmen umgesetzt wor-
                                                                  den. Diese haben die Konzeption, den Vertrieb von sowie die
                                                                  Investition in Immobilienfonds massiv verändert.

                                                                  Die Europäische Kommission hat im Rahmen des AIF-
                                                                  MD-Reviews in ihrem Anfang Januar 2019 veröffentlichten
                                                                  „Report on the Operation of the AIFMD“ festgestellt, dass
                                                                  die regulatorischen Ziele der AIFM-Richtlinie weitgehend
                                                                  erreicht wurden. Zugleich wurden aber auch Defizite er-
                                                                  kannt. Mit den anstehenden Reviews zu MiFID II, PRIIPs,
                                                                  ELTIF und Solvency II werden die weiteren Regelwerke in
                                                                  der nächsten Legislaturperiode auf den Prüfstand gestellt.
UNSER STANDPUNKT
                                                                  Durch den im März 2018 von der EU-Kommission veröf-
Die Europäische Union wird nach den Wahlen zum Euro-              fentlichten Aktionsplan „Financing Sustainable Growth“
päischen Parlament vor der Herausforderung stehen, einen          hat die Diskussion über eine verstärkte Orientierung der
neuen Finanzrahmen festzulegen. Schon jetzt zeichnen sich         Finanzwirtschaft an Nachhaltigkeitsgrundsätzen weiter an
schwierige Verhandlungen ab. Wir unterstützen die Bemü-           Fahrt aufgenommen. Hiervon ist auch der Immobiliensektor
hungen, zu einem für alle Mitgliedsstaaten angemessenen           stark betroffen. Hinsichtlich der Unternehmensfinanzierung
und zumutbaren Finanzrahmen zu kommen, der gerecht                kommt insbesondere dem Verordnungsvorschlag über die
und solidarisch sein muss. Ein langanhaltender Streit über        Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger
die zukünftige Finanzausstattung der Union hätte unmittel-        Investitionen (Taxonomie-Verordnung) eine wichtige Rolle
bar auch Auswirkungen auf die Finanzmärkte.                       zu, in dem die Grundlagen für ein grünes Klassifikations-
                                                                  system und einzelne Taxonomien festgelegt werden sollen.
Für die kapitalintensive Immobilienbranche sind aber sta-         Dreh- und Angelpunkt des vorgelegten Verordnungsvor-
bile Finanzmärkte von großer Bedeutung. Der ZIA vertritt          schlages ist die Frage, wie festgestellt werden kann, ob
zum einen Kapitalverwaltungsgesellschaften, die durch             eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist. Für die
das AIFM-Regime reguliert sind. Offene und geschlossene           Ausarbeitung der technischen Evaluierungskriterien zu den
Immobilienfonds sind seither in einem europäischen Re-            Zielen „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawan-
gelwerk unter eine strenge Finanzmarktaufsicht gestellt           del“ wird die Europäische Kommission von einer Experten-
worden. Ferner bilden fremdkapitalgebende Kreditinstitute         gruppe unterstützt, die Anfang Januar einen ersten Bericht
einen wesentlichen Bestandteil der Immobilienfinanzierung,        vorgelegt hat. Die Europäische Kommission strebt einen
die in großem Umfang von der derzeitigen Bankenregulie-           Abschluss des Gesetzgebungsprozesses bis zum Mai 2019
rung der Eigenkapitalrichtlinie (CRD IV) betroffen wird.          an. Die Weiterentwicklung des Klassifikationsrahmens und
Zudem sind durch die neue Finanzmarktrichtlinie (MiFID II),       das Inkrafttreten der Taxonomien sind dann stufenweise
die Neuordnung der Versicherungsaufsicht (Solvency II), die       zwischen Juli 2020 und Ende 2022 vorgesehen.

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POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
UNSERE FORDERUNGEN                                        Grundsätze des Wirtschaftlichkeitsgebotes, der Techno-
                                                               logieoffenheit und der Energieträgerneutralität getroffen
Beim Thema Kapitalmarktregulierung setzt sich der ZIA          werden. Wir fordern daher, dass es in der konkreten
für ausgewogene regulatorische Rahmenbedingungen               Umsetzung klare, ausgewogene und transparente Re-
ein, die den gebotenen Anlegerschutz und die Hand-             gelungen gibt, die die bisherigen nationalen Regelungen
lungsfähigkeit der betroffenen Unternehmen gleicher-           im Sinne des Subsidiaritätsprinzips unterstützen.
maßen in Einklang bringen. Wir fordern, die in der AIF-        Der ZIA begrüßt die Verabschiedung mehrerer Richtli-
MD-Studie identifizierten Defizite wie z.B. das Übermaß        nien für einheitliche Vorgaben bei der Umsetzung des
an Meldepflichten gegenüber Aufsichtsbehörden oder             OECD Aktionsplans gegen Base Erosion & Profit Shif-
die inkonsistente Umsetzung und Auslegung der Be-              ting (BEPS).
wertungsregelungen in den einzelnen Mitgliedstaaten            Europa darf es aber nicht bei der Missbrauchsbekämp-
zu beseitigen.                                                 fung belassen. Zur Steigerung der steuerlichen Wett-
Bei Solvency II bedarf es einer deutlichen Reduzierung         bewerbsfähigkeit des Standortes Europa müssen nun
des mit 25 Prozent zu hoch angesetzten Stressfaktors           die übrigen Elemente der GKKB folgen. Dabei sind vor
zur Eigenkapitalunterlegung des Immobilienrisikos              allem die innovativen Elemente wie der kalkulatorische
für Versicherungen. Dieser Prozentsatz übertrifft die          Zinsabzug für Eigenkapital oder der Einstieg in eine
tatsächliche Immobilienvolatilität in Europa. Er sollte        grenzüberschreitende Verlustverrechnung auch ohne
vernünftigerweise auf maximal 15 Prozent reduziert             Konsolidierung wichtig. Letzteres kann aber kein Ersatz
werden. Ohne das Vereinigte Königreich wäre zudem              für die Konsolidierung selbst sein. Erst dieses Element,
ein Stressfaktor bei Immobilien in Europa von maximal          das nachträglich in einem zweiten Schritt umgesetzt
12 Prozent gerechtfertigt.                                     werden soll, verschafft den Unternehmen die wirklichen
Bei PRIIPs und MiFID II sind die gegebenen Inkon-              Vorteile aus dem Projekt GKKB. Erst wenn nur noch eine
sistenzen bei den Informationspflichten, insbesondere          Steuererklärung in Europa abgegeben werden muss
hinsichtlich der voneinander abweichenden Kostenin-            und es keine Doppelbesteuerungsstreitfälle mehr gibt,
formation zu beseitigen. Diese laufen ansonsten Gefahr         werden bei der Integration des Binnenmarktes in Steu-
den Anleger zu desinformieren, wenn doch genau das             erfragen echte Fortschritte erzielt.
Gegenteil vom EU-Gesetzgeber geplant war.                      Gleichzeitig sollte die EU bei der Einführung neuer Steu-
Der 2015 eingeführte und bisher praktisch irrelevante          ern vorsichtig sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn
langfristige Investmentfonds (ELTIF) sollte für Fondsan-       damit die bestehende Aufteilung der Besteuerungsrech-
bieter als Finanzierungsvehikel deutlich attraktiver ge-       te in Frage gestellt wird, wie es mit der Einführung einer
macht werden.                                                  Digital Services Tax der Fall wäre. Diese Steuer führt
Die Maßnahmen im Zusammenhang der Nachhaltigen                 bereits jetzt in der EU zu einer Doppelbesteuerung für
Finanzierung unterstützt der ZIA dem Grunde nach.              die betroffenen Unternehmen. Schwerwiegender wä-
Durch das ambitionierte Vorhaben eines EU-weiten               ren aber Nachahmungseffekte anderer Staaten, denn
System zur Klassifizierung von Nachhaltigkeitsfaktoren         dadurch würde die Gefahr der zunehmenden Doppel-
(„Taxonomie“) kann der Zugang zum grenzüberschrei-             besteuerung auf alle international tätigen Unternehmen
tenden Kapitalmarkt für ökologische nachhaltige Inves-         in allen Branchen weltweit ausgedehnt. Die europäi-
titionen jedoch nur dann entscheidend voran gebracht           schen Unternehmen brauchen Planungssicherheit und
werden, wenn regulatorische Entscheidungen mit Au-             fordern deshalb, eine weltweit abgestimmte Lösung auf
genmaß und insbesondere im Bereich des Klimaschut-             OECD-Ebene zu finden und europäische Alleingänge zu
zes im Gebäudebereich unter Berücksichtigung der               unterlassen.

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Digitalisierung
UNSER STANDPUNKT
Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird in den kom-
menden Jahren rasant fortschreiten. Dabei gibt es Gefah-
ren und Nutzen. Die Anfälligkeit von digitalen Strukturen,
etwa bei der kritischen Infrastruktur, ist ein mögliches
Einfalltor für Cyberattacken, die gravierende negative
Auswirkungen auf ganz Europa haben können. Zugleich
erleichtert die Digitalisierung die Arbeit in vielen Lebens-
bereichen aller Bürger.

Die zunehmende Dezentralisierung der Produktion, wach-
sende Einbindung von Algorithmen in immobilienwirt-
schaftliche Kernprozesse, das Wachstum von digitalem
Planen, Bauen und Betreiben, die Revitalisierung des
ländlichen Raums oder aber die sich schnell vollziehen-
de Digitalisierung unserer Gesellschaft: Sie alle lassen die
Notwendigkeit zum zügigen Breitbandnetzausbau erken-
nen. Es geht hierbei nämlich nicht nur um wirtschaftli-
chen Erfolg, sondern auch um soziale Teilhabe. Zugleich
wird immer klarer, dass in Zukunft nicht nur die Lage die
Wertigkeit von Gebäuden definiert, sondern auch die Kon-
nektivität, die durch den Wandel der Arbeitswelten und             Nöten, dass der öffentliche Sektor die Digitalisierung ana-
zunehmende Automatisierung Garant für eine zeitgemäße              loger Bestandsdaten fokussiert und somit einen großen
Arbeitsumgebung ist. So wird die Stadt der Zukunft (sog.           Beitrag für eine kluge Stadtentwicklung ermöglicht.
„Smart City“) auf die Möglichkeit des schnellen und hoch-
verdichteten Datenaustauschs angewiesen sein.                      Die täglich anfallenden, enormen Datensätze in der Im-
                                                                   mobilienwirtschaft (Big Data), können durch Automatisie-
Das zeigt, dass die Immobilienwirtschaft ein hohes Inno-           rung (Smart Data) einen hohen Nutzen stiften – für alle
vationspotential besitzt. Doch durch die enge nationale            gesellschaftlichen Akteure. Die Möglichkeiten sind dabei
Regulatorik ist die Immobilienwirtschaft im besonderen             mannigfaltig: von der Immobilienbewertung über Mete-
Maße auch mit der deutschen Exekutive verbunden. Die               ringtechnologie bis hin zu prädiktiver Wartung von Be-
Distributed Ledger Technologie (u.a. Blockchain) ermög-            standsimmobilien. Die gemeinschaftlichen Maßnahmen
licht nicht nur eine Dezentralisierung von Produktion und          für eine europäische Politik zur Künstlichen Intelligenz
einen gesicherten Informationsstand über den gesamten              sind bisher viel zu zurückhaltend – genau wie die natio-
Lebenszyklus, sondern kann auch bei der Durchsetzung               nalen Bestrebungen. Global spielt die Europäische Union
nationaler (z.B. wohnungswirtschaftlicher) Legislativakte          bei der Künstlichen Intelligenz kaum eine Rolle. In diesem
helfen. Es ist in diesem Zusammenhang zwingend von                 Bereich dominieren maßgeblich China und die USA.

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POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
UNSERE FORDERUNGEN
Angesichts der auch für die Immobilienwirtschaft im-
mer wichtiger werdenden digitalen Infrastruktur for-
dern wir die Abgeordneten in den politischen Institu-
tionen der Europäischen Union dazu auf, mehr Mittel
beim Breitbandnetzausbau zur Verfügung zu stellen
und mehr Verbindlichkeiten mit gleichzeitiger Wahrung         tiger Wahrung des Subsidiaritätsprinzips schafft. Die Im-
des Subsidiaritätsprinzips zu schaffen.                       plementierung neuer Technologien in der deutschen Ver-
                                                              waltung kann nicht nur eine höhere Transparenz schaffen,
Von den 2013 geschätzten 250 Milliarden Euro zur              sondern auch zu einer höheren Konsistenz immobilien-
Erreichung der Breitbandziele 2020 wurde gerade ein-          wirtschaftlicher Prozesse beitragen.
mal ein Bruchteil seitens der Mitgliedstaaten für den
Netzausbau aufgewendet. Dies muss sich ändern, da-            Die EU als Zusammenschluss von 26 einzelnen Staaten
mit die Europäische Union auch weiterhin ein Standort         hat die Kraft, auch das Thema Künstliche Intelligenz vor-
für Innovation, Teilhabe und wirtschaftliche Leistungs-       an zu bringen. Gefordert ist die Institutionalisierung einer
fähigkeit bleibt.                                             gemeinschaftlichen Politik zur künstlichen Intelligenz und
                                                              stärker auf Kooperation und Wissensaustausch aller Mit-
Das Thema Digitale Verwaltung erfordert aus unse-             gliedstaaten zu setzen. Andernfalls laufen wir Gefahr, dem
rer Sicht, dass sich die Politik in Europa stärker auf        zunehmenden Einfluss anderer globaler Akteure in diesem
eine gemeinschaftliche Strategie zum e-Government             Politikfeld ausgeliefert zu sein und den Fortgang der Digi-
fokussiert und mehr Verbindlichkeiten mit gleichzei-          talisierung nicht mitgestalten zu können.

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POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
Stadtentwicklung
und Demographie
UNSER STANDPUNKT
Unter deutscher Ratspräsidentschaft ist 2007 die „Leip-           die Jahre 2021 bis 2027 eine Summe von 330 Milliarden
zig Charta“ verabschiedet worden. Der ZIA fühlt sich dem          Euro für den Europäischen Fonds für regionale Entwick-
damit verbundenen Anspruch einer nachhaltigen, inte-              lung (EFRE), den Europäischen Sozialfonds (ESF) und den
grativen Stadtentwicklung auch in Zukunft verbunden.              Kohäsionsfonds vor.
Denn die europäische Stadt ist ein Erfolgsmodell – bau-
lich-räumlich, sozial und ökonomisch.                             Die ökonomisch-räumliche Struktur Europas ist gekenn-
                                                                  zeichnet durch eine herausragende Zone der weltwirt-
                                                                  schaftlichen Integration (London – Paris – Mailand –
                                                                  München – Hamburg) sowie isolierte Wachstumsinseln
                                                                  (Barcelona, Öresund-Region). Für die Zukunft muss auch
                                                                  für den Osten Europas eine tragfähige Perspektive formu-
                                                                  liert werden (z.B. Wachstumsband Berlin – Prag – Wien
                                                                  – Budapest – Belgrad). Eine erfolgreiche polyzentrale Ent-
                                                                  wicklung auf Grundlage des europäischen Städtenetzes
                                                                  muss einhergehen mit der Verknüpfung dieser Städte bzw.
                                                                  Stadtregionen. Deshalb muss der Ausbau transeuropäi-
                                                                  scher Netze weiterhin gestärkt werden. Hierzu bedarf es
                                                                  teilweise zwischen den einzelnen Staaten einer besseren
                                                                  Koordination.

So lebenswert die Städte in Europa sind, so sehr stehen           Der demographische Wandel ist eine der zentralen He-
sie auch vor enormen Herausforderungen. Insbesondere              rausforderungen der europäischen Gesellschaften und
der durch Globalisierung und Technisierung fortschreiten-         muss daher auch in der Kohäsionspolitik von zentraler
de ökonomische Wandel, die massiven demographischen               Bedeutung sein. Die von älteren Menschen bis ins hohe
Verschiebungen sowie teils eklatante soziale Ungleichhei-         Alter gewünschte Selbständigkeit entlastet die Gemein-
ten bilden das Spannungsfeld, in dem sich die Attraktivität       schaft und sollte daher als eigenständiger Förderaspekt
und Vitalität der europäischen Stadt immer wieder neu             angesehen werden.
beweisen muss.
                                                                  Vor dem Hintergrund knapper werdender Finanzmittel
Die Kohäsionspolitik der Europäischen Union hat ei-               besteht die Notwendigkeit, Effizienz und Effektivität der
nen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die regionalen           Kohäsionspolitik kontinuierlich zu überprüfen.
Disparitäten innerhalb der Gemeinschaft zu reduzieren.            Dies spielt sowohl bei der Ausgestaltung der EU-Förderpo-
Dennoch bestehen weiterhin große Unterschiede, die es             litik als auch bei der Umsetzung in den nationalen opera-
weiter abzubauen gilt. Der Finanzrahmen der EU sieht für          tionellen Programmen eine Rolle..

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UNSERE FORDERUNGEN
Der ZIA tritt dafür ein, in der Kohäsionspolitik die            renamtliche Vereine. Die hierfür im Budget vorgesehene
Verwaltungseffizienz zu verbessern, die Bürokratie-             technische Hilfe sollte genutzt werden, um kommunale
kosten zu verringern sowie verstärkt auf private Res-           bzw. regionale Verwaltungen zu stärken und auf einem
sourcen zurückzugreifen.                                        angemessenen Niveau zu erhalten.

Die neue Dachverordnung der EU-Förderung konzen-                Der Vorschlag für den nächsten mehrjährigen Finanz-
triert sich auf fünf politische Leitziele (PZ). Diese Fo-       rahmen von 2021 bis 2027 (die Dach-Verordnung
kussierung ist grundsätzlich zu begrüßen. Richtig und           FP 2021-2027) sieht für die besser entwickelten Re-
wichtig ist aus Sicht der Immobilienwirtschaft die Ein-         gionen und für die Übergangsregionen im Rahmen
beziehung der Einwohner in die Projekte der nachhalti-          des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ei-
gen Stadtentwicklung. Vorgesehen ist dies im Rahmen             nen im Vergleich zur vorherigen Periode abgesenkten
des als „bürgernäheres Europa“ definierten politischen          Höchst-Kofinanzierungssatz vor. Damit sinkt die Attrak-
Ziels 5 der Dachverordnung.                                     tivität der EU-Förderung für Kommunen, was auch die
                                                                Möglichkeiten privater Akteure, sich im Rahmen der
Die Umsetzung der Maßnahmen im Bereich des Euro-                Strukturfonds zu beteiligen, verringert. Die EU-Kofinan-
päischen Fonds für Regionale Entwicklung bedarf einer           zierungssätze sollten deshalb in besser entwickelten
adäquat ausgestatteten Verwaltung. Ein großer Teil der          Regionen nur auf 50 Prozent und in den Übergangs-
Fördermittel unterstützt private Unternehmen und eh-            regionen auf 60 Prozent abgesenkt werden.

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Berufsbildungspolitik
UNSER STANDPUNKT                                                                            UNSERE FORDERUNGEN
Der Immobilienbereich ist schon lange Zeit geprägt von inter-                               Wir wollen eine noch vertieftere europaweite Har-
nationalem Kapital und Kapitalgebern vor allem aus dem eu-                                  monisierung von Studiengängen und -abschlüssen
ropäischen Ausland. Auch viele Unternehmensstrukturen und                                   sowie mehr Mobilität der Studierenden. Als reformo-
die Unternehmen der Branche selbst haben sich in den letzten                                rientierte Interessenvertretung wollen wir die Euro-
Jahren europäisiert. Europa ist nicht nur eine moralische und                               päisierungsdebatte auch strategisch zur Umsetzung
humanitäre Wertegemeinschaft, sondern durch den Wegfall                                     auf nationaler Ebene zu nutzen. Hierdurch können
von (Handels-) Schranken auch zugleich wirtschaftlicher Mo-                                 wir die Immobilienprofis von morgen am besten
tor des nationalen Immobilienmärkte. Gleichzeitig ermöglicht                                für das internationale Parkett fit machen und ihnen
die „Europäisierung des Immobilienmarktes“ durch gezielte                                   auch die fachlichen Kompetenzen mitgeben.
Diversifikation Risikopotenziale zu verringern, divergierende
Immobilienzyklen können aktiv genutzt werden. Das Ergeb-                                    Natürlich sind dazu Sprachkompetenzen das A und
nis ist eindeutig: Die Immobilienwirtschaft profitiert stark von                            O – insbesondere das Fachenglisch. Dafür ist es hilf-
einem Europa ohne Grenzen.                                                                  reich, das auch Teile der Lehre in einer Fremdspra-
                                                                                            che angeboten werden. Wir fordern eine Stärkung
                                                                                            der europäischen Austauchprogramme für Lehrende
                                                                                            (Erasmus+) z.B. durch einheitliche Tagessätze über
                                                                                            den 14. Tag hinaus.
                                                            Foto: © Shutterstock.com

                                                                                            Grundsätzlich sind innerhalb der Immobilienbranche
                                                                                            das berufsbegleitende Lernen und der Erwerb von
                                                                                            Kenntnissen neben dem Beruf ein wichtiger Faktor.
                                                                                            Wir fordern Stärkung der europäischen Dimensi-
                                                                                            on der beruflichen Bildung durch eine Initiative zur
                                                                                            Vereinheitlichung des bestehenden europäischen
Dieser Entwicklung müssen wir auch in der immobilienwirt-                                   Berufsschulbetriebs mit Mechanismen zu einer
schaftlichen Aus- und Weiterbildung Rechnung tragen. Es                                     nachhaltigen Qualitätssicherung. Dies ermöglicht
ist wichtig, gemeinsame Standards und Niveaus zu kennen,                                    die Mobilität von Auszubildenden sowie Arbeitneh-
wenn man etwa über die europäischen Vorgaben für Kapi-                                      merinnen und Arbeitnehmern mit Berufsschulqua-
talmärkte spricht. Nicht zuletzt wirkt sich eine internationale                             lifikation, die Wirtschaftsimmobilien managen, in
diverse Ausrichtung in der Unternehmenskultur und auch in                                   einem börsennotierten Unternehmen in mittlerer
den Teams positiv auf die wirtschaftliche Performance, das                                  und oder hoher Position arbeiten oder europäische
Marketing und die Innovationfähigkeit eines Unternehmens                                    Portfolien und Projekten umsetzen. Wichtig ist da-
aus. Sprach- und kulturübergreifende Kompetenzen in der                                     bei die Verbesserung der Transparenz in Bezug auf
Ausbildung sind branchenübergreifend anerkannte Soft                                        nationale Systeme und der Vergleichbarkeit der be-
Skills, die bei einer internationalen Ausrichtung eher gelernt                              rufsqualifizierenden Abschlüsse innerhalb Europas.
und angewendet werden können.

                                                                                       10
UNSERE ZEHN HAUPTFORDERUNGEN         WIR FORDERN:
                                1.   Eine klare und praxisorientierte Überarbeitung
                                     der Finanzmarktregulierung unter Berücksichtigung
                                     der kapitalintensiven Immobilienbranche.

                                2.   Klimapolitik muss auf wirtschaftlicher Leistungs-
                                     fähigkeit und -machbarkeit begründet sein.

                                3.   Mehr Mittel beim Breitbandnetzausbau.

                                4.   Eine gemeinschaftliche Strategie zum e-Government.

                                5.   Eine gemeinschaftliche Politik zur künstlichen Intelligenz sowie
                                     die Kooperation und den Wissensaustausch aller Mitgliedstaaten.

                                6.   In der Kohäsionspolitik die Verwaltungseffizienz zu verbessern.

                                7.   Die Gefahr der zunehmenden Doppelbesteuerung zu bannen.

                                8.   Die EU-Kofinanzierungssätze in besser entwickelten Regionen auf
                                     50 Prozent und in den Übergangsregionen auf 65 Prozent anzuheben.

                                9.   Eine Stärkung der europäischen Austauschprogramme für Lehrende.

                               10.   Eine Vereinheitlichung des bestehenden europäischen Berufsschul-
                                     betriebs mit Mechanismen zu einer nachhaltigen Qualitätssicherung.

 Der ZIA                                                                     Kontakt
 Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) ist der Spitzenver-            RA Gero Gosslar, Geschäftsführer
 band der Immobilienwirtschaft. Er spricht durch seine Mitglieder,           ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
 darunter mehr als 25 Verbände, für rund 37.000 Unternehmen der              Leipziger Platz 9
 Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der ZIA gibt              10117 Berlin
 der Immobilienwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt eine umfassende           Telefon: +49 30 202 15 85 - 16
 und einheitliche Interessenvertretung, die ihrer Bedeutung für die          E-Mail: gero.gosslar@zia-deutschland.de
 Volkswirtschaft entspricht. Als Unternehmer- und Verbändeverband
 verleiht er der gesamten Immobilienwirtschaft eine Stimme auf na-           Ralf Brügelmann
 tionaler und europäischer Ebene – und im Bundesverband der deut-            58 rue Marie de Bourgogne
 schen Industrie (BDI). Präsident des Verbandes ist Dr. Andreas Matt-        1000 Brüssel, Belgien
 ner. Der ZIA engagiert sich auf europäischer Ebene beim European            E-Mail: ralph.bruegelmann@zia-deutschland.de
 Real Estate Forum, eines Verbunds von Organisationen mit Bezug              Telefon: +32 2 792 10 12
 zum institutionellen, europäischen Immobilien-Investment.                   Internet: www.zia-deutschland.de
Der ZIA e.V. ist Partner beim
ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.   European Real Estate Forum
Leipziger Platz 9
10117 Berlin                              www.europeanrealestateforum.eu

Web:     www.zia-deutschland.de
Mail:    info@zia-deutschland.de

   @ZIAunterwegs
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