POSITIONSPAPIER ZUR EUROPAWAHL 2019 - ZIA Deutschland
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Grußwort In Zeiten von populistischen anti-europäischen Strömun- gen, Unklarheiten über die Zukunft der Europäischen Union wegen des möglichen Austritts des Vereinigten Kö- nigreichs aus der EU, bekennt sich der ZIA Zentraler Im- mobilien Ausschuss ausdrücklich zu Europa. Die Einheit Europas hat sich positiv auf die Bevölkerungen des Kontinents ausgewirkt. Die EU ist nicht nur Friedensprojekt, sondern auch ein starkes Beispiel für eine einzigartige wirt- schaftliche Erfolgsgeschichte in den vergangenen 70 Jahren. Doch dieser Weg muss ständig erneuert werden. Die EU muss ihre Reformagenda noch ambitionierter durchsetzen und auch den Bürgerinnen und Bürgern erklären, warum sie täglich von der EU profitieren. Die Immobilienwirtschaft spielt in der Europäischen Uni- on eine bedeutende volkswirtschaftliche und sozialpoliti- sche Rolle. Sie trägt zu erheblichem Teil zur Stärke und zum Wachstum der Wirtschaft bei und versorgt unsere Dr. Andreas Mattner Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. Gesellschaft mit Lebens- und Arbeitsräumen. So erwirt- schafteten 2017 über 2,5 Millionen Erwerbstätige eine Bruttowertschöpfung von 1,5 Billionen Euro. Mit rund 860 Milliarden Euro stammten knapp 28 Prozent aller Bruttoanlageinvestitionen in Europa aus dem Immobilien- sektor. Für private und institutionelle Investoren sind Im- mobilien eine wichtige Anlageklasse, deren Erträge eine Inhalt immense Bedeutung für die Altersversorge bilden. Grußwort ..........................................................4 Wir sind uns unserer europäischen Verantwortung be- wusst. Mit diesem Positionspapier will der ZIA in den Energie- und Klimapolitik ..................................5 Bereichen Steuern und Finanzen, Energie- und Klimapo- litik, Digitalisierung, Stadtentwicklung und Demographie Steuern und Finanzen .......................................6 und Berufsbildungspolitik fünf der wichtigsten Themen für die Immobilienbranche ansprechen und seine Forderun- Digitalisierung...................................................8 gen auf europäischer Ebene adressieren. Stadtentwicklung und Demographie ...............10 Unser Motto „Pragmatismus statt Populismus“ setzt ein klares Signal für Europa und seine politischen Institutio- Berufsbildungspolitik ......................................12 nen, ohne dabei Verbesserungen bei Themen, die die Im- mobilienwirtschaft berühren, aus den Augen zu verlieren Unsere zehn Hauptforderungen .......................13 und einzufordern. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Energie- und Klimapolitik UNSER STANDPUNKT Der ZIA bekennt sich zu den klimapolitischen Zielen der Europäischen Union und die Immobilienbranche ist sich ihrer Verantwortung zum Erreichen der Ziele bewusst. Der Gebäudebestand in der EU wird für 40 Prozent des Endenergieverbauchs verantwortlich gemacht. Mit dem Maßnahmenpaket „Saubere Energie für alle Europäer“ und der darin enthaltenen Energieeffizienzrichtlinie, der Erneuerbare-Energien-Richtlinie und der Governance- Verordnung sind die für die Wohnungswirtschaft wesent- lichen energiepolitischen Gesetzgebungsvorhaben der EU abgeschlossen. Für uns sind dabei etwa die neuen Regeln zur Eigenver- sorgung zentral. Denn sie werden eine positive Wirkung im Gebäudebereich entfalten, zumindest bis 2025. Bis dahin soll selbstgenutzte Stromerzeugung nicht mit Ge- bühren und Abgaben belastet werden. Bis 2050 strebt die Europäische Kommission mittels ihrer Langfrist-Klimastrategie darüber hinaus an, einen Über- gang zu Netto-Null-Emissionen zu erreichen. UNSERE FORDERUNGEN Die Schwerpunkte auf Gebäudeautomation und nd Be- lichen Probleme der Verminderung von Treibhausgasen triebsoptimierung sind positiv. Die Maßnahmenn müs- erkennt und benennt. Sie leistet jedoch keinen Beitrag zur sen auf den Grundsätzen der Freiwilligkeit beruhen eruhen Lösung dieser Probleme, stattdessen legt sie mit der Visi- nungs- und dürfen nicht durch Verpflichtungen im Ordnungs- on eines klimaneutralen Europas die Latte höher. Klimapo- n, dass recht ausgeführt werden. Es ist positiv zu sehen, litik muss jedoch immer auf wirtschaftlicher Leistungsfä- schaft- die EU-Langfrist-Strategie die sozialen und wirtschaft- higkeit und -machbarkeit begründet sein. 3
Steuern und Finanzen Einführung von Basisinformationsblättern (PRIIPs) und von Europäischen Langfristigen Investmentfonds (ELTIF) weite- re großformatige Regulierungsmaßnahmen umgesetzt wor- den. Diese haben die Konzeption, den Vertrieb von sowie die Investition in Immobilienfonds massiv verändert. Die Europäische Kommission hat im Rahmen des AIF- MD-Reviews in ihrem Anfang Januar 2019 veröffentlichten „Report on the Operation of the AIFMD“ festgestellt, dass die regulatorischen Ziele der AIFM-Richtlinie weitgehend erreicht wurden. Zugleich wurden aber auch Defizite er- kannt. Mit den anstehenden Reviews zu MiFID II, PRIIPs, ELTIF und Solvency II werden die weiteren Regelwerke in der nächsten Legislaturperiode auf den Prüfstand gestellt. UNSER STANDPUNKT Durch den im März 2018 von der EU-Kommission veröf- Die Europäische Union wird nach den Wahlen zum Euro- fentlichten Aktionsplan „Financing Sustainable Growth“ päischen Parlament vor der Herausforderung stehen, einen hat die Diskussion über eine verstärkte Orientierung der neuen Finanzrahmen festzulegen. Schon jetzt zeichnen sich Finanzwirtschaft an Nachhaltigkeitsgrundsätzen weiter an schwierige Verhandlungen ab. Wir unterstützen die Bemü- Fahrt aufgenommen. Hiervon ist auch der Immobiliensektor hungen, zu einem für alle Mitgliedsstaaten angemessenen stark betroffen. Hinsichtlich der Unternehmensfinanzierung und zumutbaren Finanzrahmen zu kommen, der gerecht kommt insbesondere dem Verordnungsvorschlag über die und solidarisch sein muss. Ein langanhaltender Streit über Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger die zukünftige Finanzausstattung der Union hätte unmittel- Investitionen (Taxonomie-Verordnung) eine wichtige Rolle bar auch Auswirkungen auf die Finanzmärkte. zu, in dem die Grundlagen für ein grünes Klassifikations- system und einzelne Taxonomien festgelegt werden sollen. Für die kapitalintensive Immobilienbranche sind aber sta- Dreh- und Angelpunkt des vorgelegten Verordnungsvor- bile Finanzmärkte von großer Bedeutung. Der ZIA vertritt schlages ist die Frage, wie festgestellt werden kann, ob zum einen Kapitalverwaltungsgesellschaften, die durch eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist. Für die das AIFM-Regime reguliert sind. Offene und geschlossene Ausarbeitung der technischen Evaluierungskriterien zu den Immobilienfonds sind seither in einem europäischen Re- Zielen „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawan- gelwerk unter eine strenge Finanzmarktaufsicht gestellt del“ wird die Europäische Kommission von einer Experten- worden. Ferner bilden fremdkapitalgebende Kreditinstitute gruppe unterstützt, die Anfang Januar einen ersten Bericht einen wesentlichen Bestandteil der Immobilienfinanzierung, vorgelegt hat. Die Europäische Kommission strebt einen die in großem Umfang von der derzeitigen Bankenregulie- Abschluss des Gesetzgebungsprozesses bis zum Mai 2019 rung der Eigenkapitalrichtlinie (CRD IV) betroffen wird. an. Die Weiterentwicklung des Klassifikationsrahmens und Zudem sind durch die neue Finanzmarktrichtlinie (MiFID II), das Inkrafttreten der Taxonomien sind dann stufenweise die Neuordnung der Versicherungsaufsicht (Solvency II), die zwischen Juli 2020 und Ende 2022 vorgesehen. 4
UNSERE FORDERUNGEN Grundsätze des Wirtschaftlichkeitsgebotes, der Techno- logieoffenheit und der Energieträgerneutralität getroffen Beim Thema Kapitalmarktregulierung setzt sich der ZIA werden. Wir fordern daher, dass es in der konkreten für ausgewogene regulatorische Rahmenbedingungen Umsetzung klare, ausgewogene und transparente Re- ein, die den gebotenen Anlegerschutz und die Hand- gelungen gibt, die die bisherigen nationalen Regelungen lungsfähigkeit der betroffenen Unternehmen gleicher- im Sinne des Subsidiaritätsprinzips unterstützen. maßen in Einklang bringen. Wir fordern, die in der AIF- Der ZIA begrüßt die Verabschiedung mehrerer Richtli- MD-Studie identifizierten Defizite wie z.B. das Übermaß nien für einheitliche Vorgaben bei der Umsetzung des an Meldepflichten gegenüber Aufsichtsbehörden oder OECD Aktionsplans gegen Base Erosion & Profit Shif- die inkonsistente Umsetzung und Auslegung der Be- ting (BEPS). wertungsregelungen in den einzelnen Mitgliedstaaten Europa darf es aber nicht bei der Missbrauchsbekämp- zu beseitigen. fung belassen. Zur Steigerung der steuerlichen Wett- Bei Solvency II bedarf es einer deutlichen Reduzierung bewerbsfähigkeit des Standortes Europa müssen nun des mit 25 Prozent zu hoch angesetzten Stressfaktors die übrigen Elemente der GKKB folgen. Dabei sind vor zur Eigenkapitalunterlegung des Immobilienrisikos allem die innovativen Elemente wie der kalkulatorische für Versicherungen. Dieser Prozentsatz übertrifft die Zinsabzug für Eigenkapital oder der Einstieg in eine tatsächliche Immobilienvolatilität in Europa. Er sollte grenzüberschreitende Verlustverrechnung auch ohne vernünftigerweise auf maximal 15 Prozent reduziert Konsolidierung wichtig. Letzteres kann aber kein Ersatz werden. Ohne das Vereinigte Königreich wäre zudem für die Konsolidierung selbst sein. Erst dieses Element, ein Stressfaktor bei Immobilien in Europa von maximal das nachträglich in einem zweiten Schritt umgesetzt 12 Prozent gerechtfertigt. werden soll, verschafft den Unternehmen die wirklichen Bei PRIIPs und MiFID II sind die gegebenen Inkon- Vorteile aus dem Projekt GKKB. Erst wenn nur noch eine sistenzen bei den Informationspflichten, insbesondere Steuererklärung in Europa abgegeben werden muss hinsichtlich der voneinander abweichenden Kostenin- und es keine Doppelbesteuerungsstreitfälle mehr gibt, formation zu beseitigen. Diese laufen ansonsten Gefahr werden bei der Integration des Binnenmarktes in Steu- den Anleger zu desinformieren, wenn doch genau das erfragen echte Fortschritte erzielt. Gegenteil vom EU-Gesetzgeber geplant war. Gleichzeitig sollte die EU bei der Einführung neuer Steu- Der 2015 eingeführte und bisher praktisch irrelevante ern vorsichtig sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn langfristige Investmentfonds (ELTIF) sollte für Fondsan- damit die bestehende Aufteilung der Besteuerungsrech- bieter als Finanzierungsvehikel deutlich attraktiver ge- te in Frage gestellt wird, wie es mit der Einführung einer macht werden. Digital Services Tax der Fall wäre. Diese Steuer führt Die Maßnahmen im Zusammenhang der Nachhaltigen bereits jetzt in der EU zu einer Doppelbesteuerung für Finanzierung unterstützt der ZIA dem Grunde nach. die betroffenen Unternehmen. Schwerwiegender wä- Durch das ambitionierte Vorhaben eines EU-weiten ren aber Nachahmungseffekte anderer Staaten, denn System zur Klassifizierung von Nachhaltigkeitsfaktoren dadurch würde die Gefahr der zunehmenden Doppel- („Taxonomie“) kann der Zugang zum grenzüberschrei- besteuerung auf alle international tätigen Unternehmen tenden Kapitalmarkt für ökologische nachhaltige Inves- in allen Branchen weltweit ausgedehnt. Die europäi- titionen jedoch nur dann entscheidend voran gebracht schen Unternehmen brauchen Planungssicherheit und werden, wenn regulatorische Entscheidungen mit Au- fordern deshalb, eine weltweit abgestimmte Lösung auf genmaß und insbesondere im Bereich des Klimaschut- OECD-Ebene zu finden und europäische Alleingänge zu zes im Gebäudebereich unter Berücksichtigung der unterlassen. 5
Digitalisierung UNSER STANDPUNKT Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird in den kom- menden Jahren rasant fortschreiten. Dabei gibt es Gefah- ren und Nutzen. Die Anfälligkeit von digitalen Strukturen, etwa bei der kritischen Infrastruktur, ist ein mögliches Einfalltor für Cyberattacken, die gravierende negative Auswirkungen auf ganz Europa haben können. Zugleich erleichtert die Digitalisierung die Arbeit in vielen Lebens- bereichen aller Bürger. Die zunehmende Dezentralisierung der Produktion, wach- sende Einbindung von Algorithmen in immobilienwirt- schaftliche Kernprozesse, das Wachstum von digitalem Planen, Bauen und Betreiben, die Revitalisierung des ländlichen Raums oder aber die sich schnell vollziehen- de Digitalisierung unserer Gesellschaft: Sie alle lassen die Notwendigkeit zum zügigen Breitbandnetzausbau erken- nen. Es geht hierbei nämlich nicht nur um wirtschaftli- chen Erfolg, sondern auch um soziale Teilhabe. Zugleich wird immer klarer, dass in Zukunft nicht nur die Lage die Wertigkeit von Gebäuden definiert, sondern auch die Kon- nektivität, die durch den Wandel der Arbeitswelten und Nöten, dass der öffentliche Sektor die Digitalisierung ana- zunehmende Automatisierung Garant für eine zeitgemäße loger Bestandsdaten fokussiert und somit einen großen Arbeitsumgebung ist. So wird die Stadt der Zukunft (sog. Beitrag für eine kluge Stadtentwicklung ermöglicht. „Smart City“) auf die Möglichkeit des schnellen und hoch- verdichteten Datenaustauschs angewiesen sein. Die täglich anfallenden, enormen Datensätze in der Im- mobilienwirtschaft (Big Data), können durch Automatisie- Das zeigt, dass die Immobilienwirtschaft ein hohes Inno- rung (Smart Data) einen hohen Nutzen stiften – für alle vationspotential besitzt. Doch durch die enge nationale gesellschaftlichen Akteure. Die Möglichkeiten sind dabei Regulatorik ist die Immobilienwirtschaft im besonderen mannigfaltig: von der Immobilienbewertung über Mete- Maße auch mit der deutschen Exekutive verbunden. Die ringtechnologie bis hin zu prädiktiver Wartung von Be- Distributed Ledger Technologie (u.a. Blockchain) ermög- standsimmobilien. Die gemeinschaftlichen Maßnahmen licht nicht nur eine Dezentralisierung von Produktion und für eine europäische Politik zur Künstlichen Intelligenz einen gesicherten Informationsstand über den gesamten sind bisher viel zu zurückhaltend – genau wie die natio- Lebenszyklus, sondern kann auch bei der Durchsetzung nalen Bestrebungen. Global spielt die Europäische Union nationaler (z.B. wohnungswirtschaftlicher) Legislativakte bei der Künstlichen Intelligenz kaum eine Rolle. In diesem helfen. Es ist in diesem Zusammenhang zwingend von Bereich dominieren maßgeblich China und die USA. 6
UNSERE FORDERUNGEN Angesichts der auch für die Immobilienwirtschaft im- mer wichtiger werdenden digitalen Infrastruktur for- dern wir die Abgeordneten in den politischen Institu- tionen der Europäischen Union dazu auf, mehr Mittel beim Breitbandnetzausbau zur Verfügung zu stellen und mehr Verbindlichkeiten mit gleichzeitiger Wahrung tiger Wahrung des Subsidiaritätsprinzips schafft. Die Im- des Subsidiaritätsprinzips zu schaffen. plementierung neuer Technologien in der deutschen Ver- waltung kann nicht nur eine höhere Transparenz schaffen, Von den 2013 geschätzten 250 Milliarden Euro zur sondern auch zu einer höheren Konsistenz immobilien- Erreichung der Breitbandziele 2020 wurde gerade ein- wirtschaftlicher Prozesse beitragen. mal ein Bruchteil seitens der Mitgliedstaaten für den Netzausbau aufgewendet. Dies muss sich ändern, da- Die EU als Zusammenschluss von 26 einzelnen Staaten mit die Europäische Union auch weiterhin ein Standort hat die Kraft, auch das Thema Künstliche Intelligenz vor- für Innovation, Teilhabe und wirtschaftliche Leistungs- an zu bringen. Gefordert ist die Institutionalisierung einer fähigkeit bleibt. gemeinschaftlichen Politik zur künstlichen Intelligenz und stärker auf Kooperation und Wissensaustausch aller Mit- Das Thema Digitale Verwaltung erfordert aus unse- gliedstaaten zu setzen. Andernfalls laufen wir Gefahr, dem rer Sicht, dass sich die Politik in Europa stärker auf zunehmenden Einfluss anderer globaler Akteure in diesem eine gemeinschaftliche Strategie zum e-Government Politikfeld ausgeliefert zu sein und den Fortgang der Digi- fokussiert und mehr Verbindlichkeiten mit gleichzei- talisierung nicht mitgestalten zu können. 7
Stadtentwicklung und Demographie UNSER STANDPUNKT Unter deutscher Ratspräsidentschaft ist 2007 die „Leip- die Jahre 2021 bis 2027 eine Summe von 330 Milliarden zig Charta“ verabschiedet worden. Der ZIA fühlt sich dem Euro für den Europäischen Fonds für regionale Entwick- damit verbundenen Anspruch einer nachhaltigen, inte- lung (EFRE), den Europäischen Sozialfonds (ESF) und den grativen Stadtentwicklung auch in Zukunft verbunden. Kohäsionsfonds vor. Denn die europäische Stadt ist ein Erfolgsmodell – bau- lich-räumlich, sozial und ökonomisch. Die ökonomisch-räumliche Struktur Europas ist gekenn- zeichnet durch eine herausragende Zone der weltwirt- schaftlichen Integration (London – Paris – Mailand – München – Hamburg) sowie isolierte Wachstumsinseln (Barcelona, Öresund-Region). Für die Zukunft muss auch für den Osten Europas eine tragfähige Perspektive formu- liert werden (z.B. Wachstumsband Berlin – Prag – Wien – Budapest – Belgrad). Eine erfolgreiche polyzentrale Ent- wicklung auf Grundlage des europäischen Städtenetzes muss einhergehen mit der Verknüpfung dieser Städte bzw. Stadtregionen. Deshalb muss der Ausbau transeuropäi- scher Netze weiterhin gestärkt werden. Hierzu bedarf es teilweise zwischen den einzelnen Staaten einer besseren Koordination. So lebenswert die Städte in Europa sind, so sehr stehen Der demographische Wandel ist eine der zentralen He- sie auch vor enormen Herausforderungen. Insbesondere rausforderungen der europäischen Gesellschaften und der durch Globalisierung und Technisierung fortschreiten- muss daher auch in der Kohäsionspolitik von zentraler de ökonomische Wandel, die massiven demographischen Bedeutung sein. Die von älteren Menschen bis ins hohe Verschiebungen sowie teils eklatante soziale Ungleichhei- Alter gewünschte Selbständigkeit entlastet die Gemein- ten bilden das Spannungsfeld, in dem sich die Attraktivität schaft und sollte daher als eigenständiger Förderaspekt und Vitalität der europäischen Stadt immer wieder neu angesehen werden. beweisen muss. Vor dem Hintergrund knapper werdender Finanzmittel Die Kohäsionspolitik der Europäischen Union hat ei- besteht die Notwendigkeit, Effizienz und Effektivität der nen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die regionalen Kohäsionspolitik kontinuierlich zu überprüfen. Disparitäten innerhalb der Gemeinschaft zu reduzieren. Dies spielt sowohl bei der Ausgestaltung der EU-Förderpo- Dennoch bestehen weiterhin große Unterschiede, die es litik als auch bei der Umsetzung in den nationalen opera- weiter abzubauen gilt. Der Finanzrahmen der EU sieht für tionellen Programmen eine Rolle.. 8
UNSERE FORDERUNGEN Der ZIA tritt dafür ein, in der Kohäsionspolitik die renamtliche Vereine. Die hierfür im Budget vorgesehene Verwaltungseffizienz zu verbessern, die Bürokratie- technische Hilfe sollte genutzt werden, um kommunale kosten zu verringern sowie verstärkt auf private Res- bzw. regionale Verwaltungen zu stärken und auf einem sourcen zurückzugreifen. angemessenen Niveau zu erhalten. Die neue Dachverordnung der EU-Förderung konzen- Der Vorschlag für den nächsten mehrjährigen Finanz- triert sich auf fünf politische Leitziele (PZ). Diese Fo- rahmen von 2021 bis 2027 (die Dach-Verordnung kussierung ist grundsätzlich zu begrüßen. Richtig und FP 2021-2027) sieht für die besser entwickelten Re- wichtig ist aus Sicht der Immobilienwirtschaft die Ein- gionen und für die Übergangsregionen im Rahmen beziehung der Einwohner in die Projekte der nachhalti- des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ei- gen Stadtentwicklung. Vorgesehen ist dies im Rahmen nen im Vergleich zur vorherigen Periode abgesenkten des als „bürgernäheres Europa“ definierten politischen Höchst-Kofinanzierungssatz vor. Damit sinkt die Attrak- Ziels 5 der Dachverordnung. tivität der EU-Förderung für Kommunen, was auch die Möglichkeiten privater Akteure, sich im Rahmen der Die Umsetzung der Maßnahmen im Bereich des Euro- Strukturfonds zu beteiligen, verringert. Die EU-Kofinan- päischen Fonds für Regionale Entwicklung bedarf einer zierungssätze sollten deshalb in besser entwickelten adäquat ausgestatteten Verwaltung. Ein großer Teil der Regionen nur auf 50 Prozent und in den Übergangs- Fördermittel unterstützt private Unternehmen und eh- regionen auf 60 Prozent abgesenkt werden. 9
Berufsbildungspolitik UNSER STANDPUNKT UNSERE FORDERUNGEN Der Immobilienbereich ist schon lange Zeit geprägt von inter- Wir wollen eine noch vertieftere europaweite Har- nationalem Kapital und Kapitalgebern vor allem aus dem eu- monisierung von Studiengängen und -abschlüssen ropäischen Ausland. Auch viele Unternehmensstrukturen und sowie mehr Mobilität der Studierenden. Als reformo- die Unternehmen der Branche selbst haben sich in den letzten rientierte Interessenvertretung wollen wir die Euro- Jahren europäisiert. Europa ist nicht nur eine moralische und päisierungsdebatte auch strategisch zur Umsetzung humanitäre Wertegemeinschaft, sondern durch den Wegfall auf nationaler Ebene zu nutzen. Hierdurch können von (Handels-) Schranken auch zugleich wirtschaftlicher Mo- wir die Immobilienprofis von morgen am besten tor des nationalen Immobilienmärkte. Gleichzeitig ermöglicht für das internationale Parkett fit machen und ihnen die „Europäisierung des Immobilienmarktes“ durch gezielte auch die fachlichen Kompetenzen mitgeben. Diversifikation Risikopotenziale zu verringern, divergierende Immobilienzyklen können aktiv genutzt werden. Das Ergeb- Natürlich sind dazu Sprachkompetenzen das A und nis ist eindeutig: Die Immobilienwirtschaft profitiert stark von O – insbesondere das Fachenglisch. Dafür ist es hilf- einem Europa ohne Grenzen. reich, das auch Teile der Lehre in einer Fremdspra- che angeboten werden. Wir fordern eine Stärkung der europäischen Austauchprogramme für Lehrende (Erasmus+) z.B. durch einheitliche Tagessätze über den 14. Tag hinaus. Foto: © Shutterstock.com Grundsätzlich sind innerhalb der Immobilienbranche das berufsbegleitende Lernen und der Erwerb von Kenntnissen neben dem Beruf ein wichtiger Faktor. Wir fordern Stärkung der europäischen Dimensi- on der beruflichen Bildung durch eine Initiative zur Vereinheitlichung des bestehenden europäischen Dieser Entwicklung müssen wir auch in der immobilienwirt- Berufsschulbetriebs mit Mechanismen zu einer schaftlichen Aus- und Weiterbildung Rechnung tragen. Es nachhaltigen Qualitätssicherung. Dies ermöglicht ist wichtig, gemeinsame Standards und Niveaus zu kennen, die Mobilität von Auszubildenden sowie Arbeitneh- wenn man etwa über die europäischen Vorgaben für Kapi- merinnen und Arbeitnehmern mit Berufsschulqua- talmärkte spricht. Nicht zuletzt wirkt sich eine internationale lifikation, die Wirtschaftsimmobilien managen, in diverse Ausrichtung in der Unternehmenskultur und auch in einem börsennotierten Unternehmen in mittlerer den Teams positiv auf die wirtschaftliche Performance, das und oder hoher Position arbeiten oder europäische Marketing und die Innovationfähigkeit eines Unternehmens Portfolien und Projekten umsetzen. Wichtig ist da- aus. Sprach- und kulturübergreifende Kompetenzen in der bei die Verbesserung der Transparenz in Bezug auf Ausbildung sind branchenübergreifend anerkannte Soft nationale Systeme und der Vergleichbarkeit der be- Skills, die bei einer internationalen Ausrichtung eher gelernt rufsqualifizierenden Abschlüsse innerhalb Europas. und angewendet werden können. 10
UNSERE ZEHN HAUPTFORDERUNGEN WIR FORDERN: 1. Eine klare und praxisorientierte Überarbeitung der Finanzmarktregulierung unter Berücksichtigung der kapitalintensiven Immobilienbranche. 2. Klimapolitik muss auf wirtschaftlicher Leistungs- fähigkeit und -machbarkeit begründet sein. 3. Mehr Mittel beim Breitbandnetzausbau. 4. Eine gemeinschaftliche Strategie zum e-Government. 5. Eine gemeinschaftliche Politik zur künstlichen Intelligenz sowie die Kooperation und den Wissensaustausch aller Mitgliedstaaten. 6. In der Kohäsionspolitik die Verwaltungseffizienz zu verbessern. 7. Die Gefahr der zunehmenden Doppelbesteuerung zu bannen. 8. Die EU-Kofinanzierungssätze in besser entwickelten Regionen auf 50 Prozent und in den Übergangsregionen auf 65 Prozent anzuheben. 9. Eine Stärkung der europäischen Austauschprogramme für Lehrende. 10. Eine Vereinheitlichung des bestehenden europäischen Berufsschul- betriebs mit Mechanismen zu einer nachhaltigen Qualitätssicherung. Der ZIA Kontakt Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) ist der Spitzenver- RA Gero Gosslar, Geschäftsführer band der Immobilienwirtschaft. Er spricht durch seine Mitglieder, ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. darunter mehr als 25 Verbände, für rund 37.000 Unternehmen der Leipziger Platz 9 Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der ZIA gibt 10117 Berlin der Immobilienwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt eine umfassende Telefon: +49 30 202 15 85 - 16 und einheitliche Interessenvertretung, die ihrer Bedeutung für die E-Mail: gero.gosslar@zia-deutschland.de Volkswirtschaft entspricht. Als Unternehmer- und Verbändeverband verleiht er der gesamten Immobilienwirtschaft eine Stimme auf na- Ralf Brügelmann tionaler und europäischer Ebene – und im Bundesverband der deut- 58 rue Marie de Bourgogne schen Industrie (BDI). Präsident des Verbandes ist Dr. Andreas Matt- 1000 Brüssel, Belgien ner. Der ZIA engagiert sich auf europäischer Ebene beim European E-Mail: ralph.bruegelmann@zia-deutschland.de Real Estate Forum, eines Verbunds von Organisationen mit Bezug Telefon: +32 2 792 10 12 zum institutionellen, europäischen Immobilien-Investment. Internet: www.zia-deutschland.de
Der ZIA e.V. ist Partner beim ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. European Real Estate Forum Leipziger Platz 9 10117 Berlin www.europeanrealestateforum.eu Web: www.zia-deutschland.de Mail: info@zia-deutschland.de @ZIAunterwegs
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